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Wenn die Gastarbeiter ins Alter kommen - Integres ...

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24 integres<br />

<strong>Wenn</strong> <strong>die</strong> <strong>Gastarbeiter</strong> <strong>ins</strong> <strong>Alter</strong> <strong>kommen</strong><br />

Wer heute von <strong>Gastarbeiter</strong>n spricht, bewegt sich verbal – so hat man den Eindruck – in der Vergangenheit. Längst sind <strong>die</strong> Zeiten vorbei, in denen<br />

man ganze Dörfer in den umliegenden Ländern abwarb, um bei uns Arbeitskräfte zu gewinnen. Von Chantal Bründler<br />

Und sie kamen in Scharen. Der aufenthalt in<br />

der Schweiz wurde als temporär angesehen,<br />

sowohl vom einwanderungsland als auch in<br />

den augen der Migranten. in «Blos e chlini<br />

Stadt» werden sie als <strong>die</strong> Bereicherung besungen,<br />

sie brachten Leben in unseren alltag,<br />

der damals – wenn man den erzählungen<br />

von italienischen oder spanischen Migrantinnen<br />

der 1950er- oder 60er-Jahre<br />

glaubt – sehr bedächtig war. Sie schildern<br />

<strong>die</strong> Strassen von damals als menschenleer;<br />

in der Öffentlichkeit, unterwegs, wurde auch<br />

nicht gegessen.<br />

Wer heute im Sommer den Fronwagplatz<br />

überqueren möchte, kämpft sich an Tischen<br />

und Sonnenhungrigen vorbei, man<br />

möchte sich <strong>die</strong>ses mediterrane Flair kaum<br />

mehr wegdenken. aber wo sind <strong>die</strong> Menschen,<br />

<strong>die</strong> uns etwas von <strong>die</strong>ser Lebensqualität<br />

geschenkt haben? Sind sie tatsächlich in<br />

ihre geburtsländer zurückgekehrt? Begeben<br />

wir uns noch einmal auf den Fronwagplatz.<br />

Dort begegnen wir ab und zu gruppen von<br />

älteren Herren, vermutlich jene «gastarbeiter»<br />

von damals, <strong>die</strong> sich angeregt unterhalten.<br />

Heute fallen sie nicht weiter auf.<br />

Viele sind hiergeblieben<br />

Seit der abschaffung des gastarbeiters<br />

(gemeint ist der Begriff), dessen aktiver<br />

Massenanwerbung als arbeitskraft auf zeit,<br />

fand zwar ein Wandel der arbeitsmigration<br />

statt. Die geschichte der «e<strong>ins</strong>tigen gastarbeiter»<br />

ist deshalb noch lange nicht Vergangenheit.<br />

im gegenteil, sie ist heute aktueller<br />

denn je, denn <strong>die</strong> erfahrungen <strong>die</strong>ser<br />

speziellen arbeitsmigration prägen fürs Leben.<br />

Und wie wir alle in der zwischenzeit<br />

wissen, sind viele der gastarbeiter hiergeblieben,<br />

haben ihre Familien aufgebaut, vielleicht<br />

auch ein Unternehmen gegründet,<br />

sind hier integriert und ja, zum Teil sogar eingebürgert.<br />

Sie leben mitten unter uns und<br />

werden älter, haben das Rentenalter erreicht<br />

oder bewegen sich auf den letzten abschnitt<br />

ihres Lebens zu, sind auf Pflege angewiesen<br />

oder brauchen anderweitig Hilfe.<br />

Zunehmender Anteil<br />

Vergangene Woche fand in Bern eine nationale<br />

Tagung zum Thema statt. Das Forum<br />

Migration und alter, welches sich für <strong>die</strong> Verbesserung<br />

der gesundheitlichen und sozialen<br />

Situation älterer Migrantinnen und Migranten<br />

in der Schweiz e<strong>ins</strong>etzt, lud ein. Professor<br />

François Höpflinger erläuterte den<br />

anwesenden <strong>die</strong> demografischen entwicklungen<br />

der älteren ausländerinnen und ausländer,<br />

<strong>die</strong> seiner e<strong>ins</strong>chätzung nach immer<br />

wieder unterschätzt werden. nebst der Komplexität<br />

der erfassung all jener Personen, <strong>die</strong><br />

im alter einen «Migrationshintergrund» hat,<br />

wurde eines deutlich: Der anteil der Bevölkerung,<br />

der Migrationserfahrungen haben,<br />

nimmt stetig zu. aktuell stammen davon fast<br />

80 Prozent aus den anliegenden Ländern,<br />

mit einer Tendenz zur Heterogenisierung,<br />

sprich zu immer unterschiedlicheren Herkunftsländern<br />

und Migrationserfahrungen.<br />

Was bedeutet es für Migrantinnen und Migranten,<br />

in ihrem aufnahmeland alt zu wer-<br />

anzeigen<br />

A1239539<br />

den? Und welche Konsequenzen leiten sich<br />

daraus für <strong>die</strong> aufnahmegesellschaft ab? ist<br />

der aufnahmekontext darauf vorbereitet,<br />

und welche angebote werden gemacht?<br />

Was das heissen kann, zeigen aktuelle erfahrungen<br />

in Schaffhausen.<br />

Konsequenzen für Integration<br />

an der Tagung wurde in den verschiedenen<br />

Referaten, Po<strong>die</strong>n und erlebnisberichten<br />

klar, dass es nicht «<strong>die</strong> Lebenssituation<br />

des alten Migranten» per se gibt. genau so<br />

wie bei allen Menschen prägen verschiedene<br />

erlebnisse, entscheide und Schicksale<br />

<strong>die</strong> Lebensbilanz und damit auch das Wohlbefinden<br />

im alter. es wurde aber auch deutlich,<br />

dass <strong>die</strong> Migrationserfahrung im alter<br />

an neuer Bedeutung gewinnt. in manchen<br />

Fällen sind <strong>die</strong> Lebenslagen der Migrantinnen<br />

und Migranten, <strong>die</strong> gerade während der<br />

Hochkonjunktur in <strong>die</strong> Schweiz geholt wurden,<br />

komplexer. in der annahme, dass der<br />

arbeiter nach getaner arbeit wieder in sein<br />

Herkunftsland zurückkehren wird, unterliess<br />

man aktive Hilfe zur integration, was<br />

wiederum Konsequenzen für <strong>die</strong> integration<br />

im 3. und 4. Lebensalter hat.<br />

Pro Senectute Schaffhausen erlebt seit<br />

einigen Monaten einen markanten anstieg<br />

Eine Publibeilage der «Schaffhauser Nachrichten» | donnerstAg, 9. deZemBer 2010<br />

•••••••••••••••••• 2010 | ANZEIGENANNAHME TEL. 052 633 31 11<br />

FAX 052 633 34 02 | WWW. SHN.CH | E-MAIL ANZEIGEN@SHN.CH<br />

Rund 130 000 Migranten und Migrantinnen, <strong>die</strong> nach dem Krieg in <strong>die</strong> Schweiz kamen, sind heute im aHV-alter. Die Heimatvereine boten den Saisonniers Unterstützung und<br />

Rückhalt. Heute sind sie in der altersarbeit wichtige Partner. Bild Martin Volken<br />

von Migrantinnen und Migranten, <strong>die</strong> das<br />

angebot der Sozialberatung in anspruch<br />

nehmen. Meist sind es deren Kinder, <strong>die</strong> ihre<br />

eltern auf <strong>die</strong>se Unterstützung aufmerksam<br />

machen. Und <strong>die</strong> erfahrung der letzten Monate<br />

zeigt, dass <strong>die</strong>se gruppe <strong>die</strong> Beraterinnen<br />

und Berater vor noch unbekannte aufgaben<br />

stellt. So müssen Rentenansprüche<br />

im geburtsland abgeklärt werden, etwa<br />

auch wenn <strong>die</strong> Person ihr aktives erwerbsleben<br />

erst in der Schweiz begann. Dies mag in<br />

gewissen angrenzenden Ländern eine Routineaufgabe<br />

sein; wie aber macht man so<br />

was in der Türkei? Und wie schafft man es,<br />

an <strong>die</strong> gewünschten informationen zu gelangen,<br />

wenn es irgendwann einmal Sri<br />

Lanka heisst, oder ein anderes Land betrifft,<br />

das von Krieg und anderen e<strong>ins</strong>chneidenden<br />

Veränderungen geprägt ist?<br />

Keine banale Frage, denn das bedeutet,<br />

dass auf eine – rechtlich zugesicherte – ergänzungsleistung<br />

gewartet oder gar verzichtet<br />

werden muss, weil man kein vollständiges<br />

Dossier abliefern kann. als Konsequenz<br />

droht zuletzt der gang aufs Sozialamt;<br />

kein leichter Schritt. eine weitere, nicht<br />

zu unterschätzende Hürde sind <strong>die</strong> sprachlichen<br />

Herausforderungen. Die sprachliche<br />

integration stand während des erwerbs-<br />

Restaurant<br />

Buechbrunnen<br />

Schweizersbildstrasse 77, 8200 Schaffhausen<br />

5 Jahre<br />

Buechbrunnen<br />

Wir bedanken uns bei allen treuen Gästen. Einen<br />

besonderen Dank der ZVS AG, ISSH Schaffhausen<br />

sowie dem Reitverein Schaffhausen.<br />

Am 11. Dezember findet das traditionelle<br />

Chlausreiten mit einem<br />

tollen Programm für Gross und Klein statt.<br />

Im Anschluss an das Chlausreiten steigt <strong>die</strong> Party.<br />

Buffet ab 19.30 Uhr. Speisebuffet,<br />

Dessertbuffet mit asiatischen und europäischen<br />

Spezialitäten.<br />

Anmeldung per E-Mail an<br />

info@buechbrunnen.ch<br />

Fam. Satkunarajah T. freut sich auf Ihren Besuch.<br />

Telefon 052 640 27 81<br />

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lebens nicht im zentrum. auch wer gut<br />

Deutsch konversieren kann, lebt nicht mit<br />

der Sicherheit, dass er <strong>die</strong>se erworbene Fähigkeit<br />

bis <strong>ins</strong> hohe alter behält. Demenzerkrankungen<br />

beispielsweise können <strong>die</strong>se<br />

Fähigkeiten auslöschen, sodass man sich<br />

nur noch in der Herkunftssprache unterhalten<br />

kann. Unter <strong>die</strong>sen Umständen präzise<br />

abklärungen zu treffen, ist schwierig und<br />

kann laut Kradolfer bedeuten, dass man<br />

etwas Wesentliches verpasst und eine Hilfeleistung,<br />

beispielsweise eine medizinische<br />

Unterstützung, nicht geben kann. immer<br />

wieder fällt ihm in der Beratung das mangelnde<br />

Wissen um rechtliche ansprüche und<br />

Unterstützungsangebote auf. Und kenne<br />

man entlastungs<strong>die</strong>nste, so sei <strong>die</strong> Hemmschwelle,<br />

<strong>die</strong> Hilfe anzunehmen, oftmals viel<br />

grösser, obwohl man <strong>die</strong>se dringend gebrauchen<br />

könnte. Denn gerade jene Migranten,<br />

<strong>die</strong> uns in der Hochkonjunktur unterstützt<br />

haben, leiden heute an den gesundheitlichen<br />

Langzeitfolgen ihrer schweren arbeit.<br />

Weiterbildung fürs Fachpersonal<br />

unabdingbar<br />

Die laufenden Fälle der Pro Senectute<br />

zeigen deutlich <strong>die</strong> zunehmende aktualität<br />

<strong>die</strong>ses Themas. Wichtig ist deshalb, dass<br />

8207 Schaffhausen<br />

Tel. 052 644 80 80<br />

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SEITE 24<br />

A1260463<br />

<strong>Integres</strong> 24<br />

sowohl in der ambulanten wie auch stationären<br />

Betreuung und Pflege kompetent auf<br />

<strong>die</strong>se neue Vielfalt und <strong>die</strong> Herausforderungen<br />

eingegangen wird. Vielleicht müssen<br />

auch neue Betreuungsmodelle geschaffen<br />

werden; das Beispiel Domicil Schwabengut<br />

in Bern zeigt einen neuen Weg, indem<br />

sprachspezifische Hausgeme<strong>ins</strong>chaften angeboten<br />

werden, <strong>die</strong>se aber untereinander<br />

vernetzt werden.<br />

Diesbezüglich unumgänglich ist jedoch<br />

<strong>die</strong> Unterstützung des Fachpersonals. in<br />

Schaffhausen haben sich aus <strong>die</strong>sem grund<br />

bereits vor zwei Jahren <strong>die</strong> Organisationen<br />

Pro Senectute, Spitex, Curaviva, das Rote<br />

Kreuz sowie integres zusammengesetzt und<br />

erste Weiterbildungsangebote entwickelt.<br />

ein erster Sensibilisierungsworkshop wurde<br />

vergangenen Frühling für Kaderleute der<br />

Pflege durchgeführt. Fürs <strong>kommen</strong>de Jahr<br />

ist analog dazu eine Weiterbildung für Pflegefachleute<br />

geplant. es soll auf <strong>die</strong> spezifischen<br />

Bedürfnisse und auch auf Hilfestellungen<br />

aufmerksam gemacht werden. informationen,<br />

Projekte und ideen für <strong>die</strong> Unterstützung<br />

gibt es in der zwischenzeit viele. in<br />

<strong>die</strong>sem Sinne ergänze ich Robert Kradolfer.<br />

Wir haben vieles verpasst. Dies soll nicht so<br />

bleiben.<br />

ERFRISCHEND<br />

ANDERE<br />

GESCHENKE …<br />

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donnerstAg, 9. deZemBer 2010 | Eine Publibeilage der «Schaffhauser Nachrichten» integres 25<br />

Sie kamen nicht, um hierzubleiben<br />

Die Migranten, <strong>die</strong> vor Jahren zu uns ge<strong>kommen</strong> sind, gehen in Pension. Für <strong>die</strong> meisten wird sich der Traum von der<br />

Rückkehr in <strong>die</strong> erste Heimat nicht erfüllen, zu tief sind <strong>die</strong> Menschen schon hier verwurzelt. Von michela gallucci<br />

Die gastarbeiter, vor allem italiener, <strong>die</strong> in<br />

den Sechziger- und Siebzigerjahren in <strong>die</strong><br />

Schweiz kamen, sahen es als eine Chance,<br />

ihren Lebensstandard zu verbessern. Sie<br />

nahmen <strong>die</strong> Migration in ein fremdes Land in<br />

Kauf. es sollte schliesslich nicht für immer<br />

sein. Sie wussten nicht, was sie erwartete.<br />

Sie wussten nur, dass sie wieder zurückwollten,<br />

dann, wenn der richtige Moment<br />

<strong>kommen</strong> würde. Plötzlich sind 50 Jahre vergangen,<br />

und <strong>die</strong>se Menschen sind immer<br />

noch hier.<br />

Fronwagplatz als treffpunkt<br />

in Schaffhausen findet sich eine gruppe<br />

von Frauen wöchentlich zum Kaffee in der<br />

Stadt. zu ihnen gehören auch Serafina Tagliente<br />

aus Cosenza, illuminata Pecorino<br />

aus Sizilien, Maria Fierro aus Potenza und<br />

assunta gallucci aus Sessa aurunca. im<br />

Sommer treffen sie sich auf dem Fronwagplatz.<br />

in italien ist <strong>die</strong> «Piazza» der Treffpunkt<br />

der Pensionierten. So versuchen sie<br />

ein Stück alte Heimat nach Schaffhausen zu<br />

bringen. Sie waren alle in den grossen Fabriken<br />

wie der arova, Schaffhauser Wolle oder<br />

der Strickmaschinenfabrik tätig, um nur einige<br />

zu nennen. Jetzt sprechen sie oft über<br />

<strong>die</strong> Vergangenheit. aber auch über ihre Kinder,<br />

enkelkinder und über <strong>die</strong> zukunft, <strong>die</strong><br />

Ängste mit sich bringt.<br />

es sind vier Frauen, <strong>die</strong> eines geme<strong>ins</strong>am<br />

haben: Sie werden ihren Lebensabend<br />

nicht in dem Land verbringen, in dem sie geboren<br />

wurden. So wie ihnen geht es vielen<br />

italienerinnen und italienern in Schaffhausen.<br />

Längst haben sie ihre Rückkehrpläne<br />

aufgegeben. Der «richtige Moment» ist nie<br />

ge<strong>kommen</strong>, und schliesslich findet man sich<br />

in einer Situation wieder, mit der man nicht<br />

gerechnet hatte. Spätestens bei der Pensionierung<br />

wurde Bilanz gezogen. Die Frage,<br />

wo man den Lebensabend verbringen<br />

möchte, ist für manche ehepaare eine zerreissprobe.<br />

Meist sind <strong>die</strong> Männer eher bereit,<br />

<strong>die</strong> zelte abzubrechen und zurückzukehren.<br />

Für <strong>die</strong> Frauen hingegen kommt es<br />

oft nicht in Frage, ihre Kinder hier zu lassen.<br />

nach<strong>kommen</strong> leben hier<br />

Für Maria Fierro, <strong>die</strong> schon mit 15 Jahren<br />

in <strong>die</strong> Schweiz ge<strong>kommen</strong> ist, war schon früh<br />

klar, dass ihre Heimat hier ist. es gibt nichts,<br />

was sie noch mit Potenza verbindet. Sie war<br />

schon seit Jahren nicht mehr dort. Serafina<br />

Tagliente und illuminata Pecorino – beide<br />

verwitwet, und ihre Männer sind in Schaffhausen<br />

begraben – haben den Wunsch,<br />

nach italien zurückzukehren, längst verworfen.<br />

auch sie verbindet nichts mehr mit dem<br />

Ort ihrer Kindheit. ihre Kinder und enkelkinder<br />

leben alle in der Schweiz. Die ursprüngliche<br />

Heimat ist ihnen fremd geworden. zu<br />

viel hat sich dort verändert. Viele Familienangehörige<br />

sind gestorben oder weggezogen.<br />

Die verbleibenden Verwandten kennen<br />

sie kaum. in Schaffhausen hingegen haben<br />

beide viele Freunde gefunden.<br />

nur assunta gallucci hat Mühe. Sie<br />

würde viel lieber in ihrer schönen süditalienischen<br />

Stadt Sessa aurunca ihren Lebens-<br />

anzeigen<br />

assunta (78) und gino gallucci (82) haben das glück, ihren Lebensabend geme<strong>ins</strong>am zu geniessen. Bild Michela Gallucci<br />

abend verbringen. ihr ehemann gino arbeitete<br />

als Saisonnier in der Schweiz. Bei der<br />

einreise im Frühjahr 1964 stellte man bei<br />

ihm <strong>die</strong> Lungenkrankheit Tuberkulose fest.<br />

Damals mussten sich alle einreisende an der<br />

grenze einer gesundheitskontrolle unterziehen,<br />

was ginos glück war. in italien hätte<br />

er <strong>die</strong> Krankheit vermutlich nicht überlebt.<br />

er wurde sofort nach Davos gebracht, wo er<br />

nach einem halben Jahr gesund entlassen<br />

wurde. Dies wurde für assunta ein bedeutender<br />

e<strong>ins</strong>chnitt in ihr Leben. Der ernährer<br />

der Familie war ausgefallen und lag in einem<br />

fremden Land im Spital. er hatte keinen<br />

Lohnanspruch, da er <strong>die</strong> arbeit noch nicht<br />

angetreten hatte. So fehlte plötzlich das ein<strong>kommen</strong>.<br />

assunta musste Hals über Kopf<br />

aufbrechen, um ihrem Mann beizustehen.<br />

arbeit gab es genug. Sie fand sofort eine anstellung<br />

bei der Carl Meier & Cie. in Schaffhausen.<br />

Da keiner der Verwandten ihre Kinder<br />

aufnehmen wollte, mussten sie in ein<br />

Heim. es vergingen zwei Jahre, bis eltern<br />

und Kinder sich in der Schweiz wiedervereinen<br />

konnten. Dieses ereignis hat <strong>die</strong> Familie<br />

geprägt. Vielleicht ist das der grund, warum<br />

assunta sich in der Schweiz nie so ganz<br />

zu Hause fühlen konnte.<br />

daheim alt werden<br />

Bei der Frage, wie sie ihren Lebensabend<br />

verbringen möchten, antworten alle<br />

vier Frauen gleich. zu Hause natürlich, so<br />

lange wie möglich. Mit Hilfe der Spitex oder<br />

anderer Dienste sollte das möglich sein.<br />

Über das angebot sind sie informiert und<br />

wissen, wo sie sich Hilfe holen können.<br />

Nie mehr sprachlos:<br />

Deutschkurse für Anfänger/innen<br />

und Fortgeschrittene.<br />

Beratung und Anmeldung<br />

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eines ist sicher, in ein altersheim wollen <strong>die</strong><br />

vier Frauen nicht. zu den Kindern ziehen<br />

wäre auch keine Option. zu gross ist <strong>die</strong><br />

angst, nicht will<strong>kommen</strong> zu sein. Denn <strong>die</strong><br />

Söhne und Töchter, <strong>die</strong> in der Schweiz aufgewachsen<br />

sind, haben doch eine andere<br />

Mentalität. So, wie es in italien gemacht<br />

wird, so wäre es gut.<br />

gebildete Betreuer<br />

in italien werden ältere Menschen von<br />

den sogenannten «Badanti» betreut. es<br />

sind grösstenteils osteuropäische Frauen.<br />

Sie wohnen bei der pflegebedürftigen Person<br />

und be<strong>kommen</strong> einen Lohn sowie Kost<br />

und Logis. Sie unterstützen <strong>die</strong> angehörigen<br />

in ihren Betreuungsaufgaben. es gibt agenturen,<br />

<strong>die</strong> <strong>die</strong>se Frauen vermitteln und <strong>die</strong><br />

entsprechenden einreise- und arbeitsbewilligungen<br />

besorgen. Die anstellungsbedingungen<br />

sind streng geregelt. Diese Frauen<br />

sind oft sehr gebildet. es sind Lehrerinnen,<br />

ehemalige Staatsangestellte, sogar Ärztinnen<br />

oder Juristinnen. Sie bessern so ihre<br />

kleine Pension auf. in vielen Fällen betreuen<br />

sie ihre Patientin oder ihren Patienten, bis<br />

sie verstorben sind.<br />

Die zweite generation der italienerinnen<br />

und italiener, man nennt sie gerne «Secondos»,<br />

machen sich ebenfalls gedanken,<br />

wie ihre eltern den Lebensabend verbringen<br />

könnten. Schliesslich sind sie der grund des<br />

Verbleibs der eltern in der Fremde. Wer<br />

noch im Berufsleben steht oder Familie hat,<br />

verfügt nicht über <strong>die</strong> zeit, eine gute Betreuung<br />

zu gewährleisten. in ein Heim möchte<br />

man <strong>die</strong> Mutter oder den Vater jedoch nicht<br />

Stimmungsvolle<br />

Weihnachten<br />

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abschieben. Schon wegen der Sprachschwierigkeiten.<br />

noch schwieriger wird es<br />

für jene, deren eltern zurückgekehrt sind.<br />

Was ist, wenn sie nicht mehr selbständig leben<br />

können? in italien gibt es kaum geeignete<br />

Strukturen, <strong>die</strong> pflegebedürftigen Personen<br />

aufnehmen. Die Lösung mit den Betreuungspersonen<br />

daheim funktioniert nur,<br />

wenn <strong>die</strong> angehörigen vor Ort sind. also<br />

bleibt am Schluss nur <strong>die</strong> Option, <strong>die</strong> eltern<br />

wieder in <strong>die</strong> Schweiz zu bringen.<br />

assunta, Maria, illuminata und Serafina<br />

sind sich einig. Sie möchten sich nicht zu<br />

viele gedanken machen, was <strong>die</strong> zukunft<br />

bringen wird. Was <strong>kommen</strong> wird, wird <strong>kommen</strong>,<br />

und der Herrgott wird’s schon richten.<br />

Beratungsstelle<br />

integres ist <strong>die</strong> Fachstelle der<br />

Region Schaffhausen für integrationsfragen<br />

von Migranten und<br />

Migrantinnen und befindet sich<br />

an der Krummgasse 10 in Schaffhausen.<br />

Sie berät integrationsprojekte<br />

und ist zuständig für erstberatung<br />

bei integrationsfragen von Migrant/<br />

innen und Schweizer/innen, informationen<br />

zu Deutsch- und integrationskursen,<br />

Vermitteln von Übersetzer/innen,<br />

Beratung und Vermittlung<br />

bei migrationsspezifischen<br />

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SEITE 25<br />

A1260471<br />

<strong>Integres</strong> 25<br />

Generationenübergreifendes<br />

Zusammenleben<br />

Viele Ausländerinnen<br />

und Ausländer<br />

sind in <strong>die</strong> Schweiz<br />

ge<strong>kommen</strong>, weil<br />

sie hier Arbeit fanden<br />

und ihren Kindern<br />

eine bessere<br />

Zukunft ermöglichen<br />

wollten. Ziel<br />

war es meist, später wieder in <strong>die</strong> alte<br />

Heimat zurückzukehren, zu der auch in<br />

den Jahren der Emigration ein intensiver<br />

Kontakt aufrechterhalten wurde. Ferienaufenthalte<br />

während der langen Abwesenheit<br />

und eine Immobilie für <strong>die</strong> Zeit<br />

nach der Rückkehr waren oft Ausdruck<br />

der Verbundenheit und der Sehnsucht<br />

nach den eigenen Wurzeln. Diese ursprünglichen<br />

Wurzeln sind nun aber<br />

nicht <strong>die</strong> einzigen, <strong>die</strong> im Laufe eines langen<br />

Arbeitslebens ausschlagen. Vierzig<br />

und mehr Jahre in einem fernen Land und<br />

vor allem <strong>die</strong> lebendigen Beziehungen zu<br />

den eigenen Kindern stellen das Rückkehren<br />

in Frage und verdeutlichen, dass<br />

sich der Lebensmittelpunkt ganz unmerklich<br />

verschoben hat. Aber auch <strong>die</strong><br />

alte Heimat ist nicht mehr <strong>die</strong> gleiche<br />

und stellt <strong>die</strong> Betroffenen gerade im <strong>Alter</strong><br />

vor Herausforderungen, denen sie aufgrund<br />

der langen Abwesenheit und der<br />

gelockerten Familienbande nicht mehr<br />

ohne Weiteres gewachsen sind. Das führt<br />

dazu, dass <strong>die</strong> Pläne für eine Rückkehr<br />

aus verständlichen Gründen fallen gelassen<br />

werden oder sich nach einiger Zeit<br />

«zu Hause» als falscher Entscheid entpuppen.<br />

Eine erneute Rückkehr zu den in<br />

der Schweiz gebliebenen Angehörigen<br />

ist für nicht wenige ältere oder alle<strong>ins</strong>tehende<br />

Personen der einzige Ausweg aus<br />

ihrer Isolation in der leider nicht mehr<br />

so vertrauten alten Heimat. Aus dem<br />

Zusammenarbeiten von aus- und inländischen<br />

Menschen wird also ein generationenübergreifendes<br />

Zusammenleben.<br />

Das hat auch Auswirkungen auf <strong>die</strong> Einrichtungen<br />

für das <strong>Alter</strong> und zeigt, dass<br />

sich eine Gesellschaft nicht nur nach ökonomischen<br />

Gesichtspunkten vernetzt.<br />

Wir werden ganz automatisch Teile einer<br />

Geme<strong>ins</strong>chaft, <strong>die</strong> sich auch um <strong>die</strong>jenigen<br />

kümmern muss, <strong>die</strong> noch nicht oder<br />

nicht mehr in einem Arbeitsprozess sind.<br />

In unserem Land haben Errungenschaften<br />

wie <strong>die</strong> AHV, <strong>die</strong> zweite Säule und ergänzende<br />

Gefässe wie <strong>die</strong> EL zum Glück<br />

eine grosse Reputation. Sie sind geschaffen<br />

worden, um älter werdenden Mitbürgerinnen<br />

und Mitbürgern wirtschaftliche<br />

Unabhängigkeit nach dem Arbeitsleben<br />

zu ermöglichen.<br />

Daneben sind wir aber vor allem auf<br />

zwischenmenschliche Kontakte und<br />

Freundschaften angewiesen. Diese zu<br />

erhalten und zu pflegen, gilt über alle<br />

Staatszugehörigkeiten hinweg und<br />

setzt fort, was in der Arbeitswelt ganz<br />

wesentlich zum Erfolgsmodell Schweiz<br />

beigetragen hat.<br />

Auf eine Zukunft über <strong>die</strong> Generationen<br />

hinweg freue ich mich deshalb und<br />

wünsche allen eine frohe geme<strong>ins</strong>ame<br />

Weihnachtszeit.<br />

Thomas Feurer, Präsident <strong>Integres</strong><br />

Implenia Bau AG<br />

Ernst Müller-Strasse 4<br />

8207 Schaffhausen<br />

Tel. 052 630 03 80<br />

www.implenia-bau.com<br />

Implenia<br />

denkt und baut fürs Leben.<br />

Gern. A1237049

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