pdf-Datei - Grundlagen und Praxis
pdf-Datei - Grundlagen und Praxis
pdf-Datei - Grundlagen und Praxis
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Richard Moskowitz Die f<strong>und</strong>amentalistische Reaktion – Sommer 2002 24<br />
Dr. Moskowitz kommentiert hier die derzeitige Kontroverse um die neueren Lehren<br />
von Homöopathen wie Sankaran, Scholten <strong>und</strong> Mangialavori. Er diskutiert, was er an<br />
diesen Lehren nützlich findet, <strong>und</strong> in welcher Beziehung <strong>und</strong> welchem Ausmaß sie<br />
von den traditionellen Hahnemannschen Prinzipien <strong>und</strong> Methoden abweichen oder<br />
nicht.<br />
Schlüsselwörter: Innovationen in der Homöopathie, F<strong>und</strong>amentalismus in der<br />
Homöopathie, Arzneimittel-Essenzen, Arzneimittelgruppen, Arzneimittelfamilien,<br />
chemische Untergruppen, Rajan Sankaran, Jan Scholten, Massimo Mangialavori,<br />
miasmatische Analyse, spekulative Medizin, Arzneimittelprüfungen.<br />
Richard Moskowitz, MD, DHt<br />
Innovationen <strong>und</strong> F<strong>und</strong>amentalismus in der Homöopathie<br />
Zu meinem tiefen Bedauern <strong>und</strong> mit unguten Vorahnungen muss ich feststellen, dass die<br />
ungewöhnlich lange Periode der Toleranz <strong>und</strong> Offenheit im Umgang mit Meinungsverschiedenheiten,<br />
die in den späten 1980er <strong>und</strong> den 1990er Jahren in der amerikanischen<br />
Homöopathie geherrscht hat, rapide dem Ende zugeht. In einem in unserer Geschichte noch<br />
nie dagewesenen Ausmaß wird diese "paradiesische Ära" nun bedroht - durch eine heftige<br />
Opposition gegen innovative Gedanken, die von innerhalb dieser klassischen Tradition selbst<br />
stammen, <strong>und</strong> zwar von einigen ihrer besten Lehrer einschließlich Rajan Sankaran, Jan<br />
Scholten, Massimo Mangialavori, Jeremy Sherr, Nancy Herrick <strong>und</strong> anderen. Ob wegen oder<br />
trotz ihrer zunehmenden Popularität bei Studenten <strong>und</strong> praktizierenden Homöopathen<br />
gleichermaßen - ihre Gedanken sind entweder als ketzerisch <strong>und</strong> gefährlich stigmatisiert oder<br />
als unbedeutend <strong>und</strong> nicht beachtenswert abgetan worden.<br />
Das Epizentrum der Opposition in diesem Land ist leicht zu finden - in Form von Briefen <strong>und</strong><br />
Editorials, die seit etwa einem Jahr auf den Seiten der Homeopathy Today erscheinen <strong>und</strong> die<br />
in André Saines leidenschaftlicher Anklage "Homeopathy versus Speculative Medicine: a<br />
Call to Action" im Oktober 2001 gipfelten; eine sogar noch längere Version dieses Artikels<br />
erschien zu etwa derselben Zeit in Simillimum. Doch auffällig ähnliche Ansichten wurden<br />
bereits in einem langen Interview mit George Vithoulkas geäußert, das im Winter 1999 in den<br />
Homeopathic Links erschienen war - was zumindest im Rückblick darauf schließen lässt, dass<br />
die Reaktion auf diese neuen Lehren tatsächlich eine systemische <strong>und</strong> weltweite ist.<br />
Ernsthafte <strong>und</strong> unvoreingenommene Studenten werden wahrscheinlich von der Vehemenz<br />
dieser Angriffe schockiert <strong>und</strong> verwirrt sein, da mit Ausnahme von Julian Winston, der selbst<br />
kein praktizierender Homöopath ist, alle führenden Beteiligten in beiden Lagern dieser<br />
Kontroverse - nicht nur Vithoulkas <strong>und</strong> Saine, sondern auch Sankaran, Scholten,<br />
Mangialavori, Sherr <strong>und</strong> Herrick - gute klassische Verschreiber sind, die sich an das<br />
Ähnlichkeitsgesetz, die Verschreibung nach der Totalität der Symptome, die<br />
Einzelmittelverordnung, die minimale Dosis <strong>und</strong> die Heilgesetze halten.<br />
Schließlich fühlten sich selbst erfahrene klassische Homöopathen zunehmend unter Druck<br />
gesetzt, in einem Disput, zu dem es keine einfache Richtig-oder-Falsch-Lösung gibt, Stellung<br />
für oder gegen eine der beiden Seiten zu beziehen. Als Arzt muss jedoch meine Loyalität vor<br />
allem meinen Patienten gelten - <strong>und</strong> das hat Vorrang vor jeder Lehre, wie angesehen sie auch<br />
sein mag. Deshalb muss ich mich frei fühlen können, jede Methode anzuwenden, die mir hilft,<br />
das jeweils beste Mittel für die von mir behandelte Person zu finden. In vielen Fällen bedeutet<br />
das, Vorschläge jener Lehrer zu befolgen, von denen ich gelernt habe, einschließlich einiger<br />
oder aller Personen, die ich oben erwähnt habe. In anderen Fällen könnte es auch heißen, dass<br />
ich einen völlig anderen Ansatz benutzen muss, wie zum Beispiel - Gott möge mir verzeihen -