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Ulrike Hansen - Kunsthaus Fischer Stuttgart

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<strong>Ulrike</strong> <strong>Hansen</strong>Das Meer ist großAusstellung vom 23. September bis 20. Oktober 2007<strong>Kunsthaus</strong> <strong>Fischer</strong>, <strong>Stuttgart</strong>


Fußball am Rhein / 2007 / 70 x 100 cm / Eitempera auf Leinwand


Prerowstrom / 2006 / 50 x 100 cm / Eitempera auf Leinwand


10Schlachtensee / 2007 / 50 x 70 cm / Eitempera auf Leinwand


Plötzensee / 2007 / 80 x 100 cm / Eitempera auf Leinwand11


12Platanenallee / 2006 / 90 x 110 cm / Eitempera auf Leinwand


Landschaft angehimmeltDer Begriff des Schönen ist durch seinen inflationärenGebrauch zur Beschreibung ästhetischerPhänomene eigentlich vollkommen unbrauchbargeworden. Eine Verwendung in Zusammenhangmit Werken der Kunst gilt mehr oder weniger alsAusdruck einer stillen Verachtung. Schon wer imtäglichen Leben etwas „schön“ nennt, sieht sichschnell dem Verdacht ausgesetzt, wenn nicht undifferenziert,dann zumindest ausdrucksschwachzu sein. Einzig die physische und die Naturschönheitscheinen durch diesen Begriff noch angemessenrepräsentiert. Kann man als Künstlerinernsthaft davon sprechen, schöne Bilder malenzu wollen, und den Begriff des Schönen wieselbstverständlich für sich reklamieren? Ja, mankann, sagt die Berliner Malerin <strong>Ulrike</strong> <strong>Hansen</strong>.Man sollte nur seinen Fokus richtig einstellen.Niederrhein / 2007 / 40 x 100 cm / Öl auf Leinwand13


14Golm / 1999 / 42 x 200 cm / Eitempera auf Leinwand


Da bäumt sich etwas auf in Gelb, wölbtsich, drängt sich in den Vordergrund. Einerote Form zerknistert am Bildrand, ganzunscheinbar und eigentlich kaum der Redewert. Dann ein Blau, das an Höhe gewinnt, jelänger man hinsieht. Landschaften angehimmelt.Im Atelier von <strong>Ulrike</strong> <strong>Hansen</strong> wandertman an den Grenzen gegenständlicher Wahrnehmungentlang. Zwischen Erkennen undVermuten schweift der Blick bisweilen einwärtsin die Niederungen der eigenen Fantasie,wo alles haltbar scheint. Bis ausgerechneteine Wolke wieder Bodenhaftung bringt,eine Wolke, ganz weiß und ungeheuer oben.15Figuren am Meer / 2006 / 60 x 80 cm / Eitempera auf Leinwand


16Holland / 1997-2007 / 120 x 140 cm / Öl auf Leinwand


Etwas als „schön“ zu bezeichnen, schrieb ImmanuelKant, heißt, ein ästhetisches Urteil abzugeben.Vor allen uns zu Verfügung stehenden Urteilsvermögenist das ästhetische ein ausgezeichnetes,insofern es durch Zusammenwirken allerunserer menschlichen Vermögen, des sinnlichen,kognitiven und praktischen, zustande kommt.Der Abstraktionsgrad, den <strong>Ulrike</strong> <strong>Hansen</strong>für ihre Landschaftsbilder wählt, liegt oftgenau an der Schwelle zur rein gegenständlichenWahrnehmung. Da ruft eine farbigeForm sofort einen passenden Gegenstandauf, obschon sich bei genauem Hinsehenzeigt, dass dort eigentlich nichts ist als ebendiese farbige Form. Aber war da nicht etwas,eine Kontur, eine Ansammlung bestimmterMerkmale, die innerhalb dieses Kontextesspontan zu einem Wiedererkennen geführthaben? Genau den Punkt zu treffen, an dem17Den Haag / 2006 / 60 x 80 cm / Eitempera auf Leinwand


18Rhein bei Porz / 2007 / 50 x 200 cm / Eitempera auf Leinwand


der Blick ins Trudeln gerät, ist die Kunst.Wenn das Gegenständliche überhand nimmtund allzu realistisch zu werden droht, greift<strong>Ulrike</strong> <strong>Hansen</strong> sofort ein: „Dann male ichdas Bild kaputt“, sagt sie und zieht entschlossendie Augenbrauen hoch. Was istes, das einen Gegenstand erkennbar macht?Was mit dem Urteil „schön“ zum Ausdruckgebracht wird, beschreibt keine Qualität desGegenstandes der Betrachtung, sondern einedes Urteilenden, das ist eine Gemütsverfassung,die Kant mit dem berühmten Verdikt vom „interesselosenWohlgefallen“ umschrieben hat.Kurz gesagt: Etwas „schön“ zu nennen ist eineFeststellung, die ein von keinerlei Zweck geleiteterBetrachter angesichts eines Gegenstandesüber seinen momentanen Gemütszustand trifft.19Nonnenwerth / 2007 / 40 x 60 cm / Eitempera auf Leinwand


20Stürmische Landschaft / 2007 / 61 x 112 cm / Eitempera auf Leinwand


Als Betrachter steht man vor einemParadox: Das, was man sieht, scheint einerseitsauf Gegenständliches, also in dieRealität zu weisen, bleibt aber gleichzeitigauch die Leerstelle im Bild. Gibt es etwasjenseits der Materialität der Gegenstände,das sie als solche konstituiert?Und wenn ja, lässt es sich darstellen? Um dasherauszufinden, bewegt sich <strong>Ulrike</strong> <strong>Hansen</strong>von der Oberfläche weg, versucht die Dingevon ihrer Erscheinung so weit zu abstrahieren,dass sie – bereinigt von allen Details undnur auf das Notwendigste reduziert – etwaspreisgeben, das bis dahin verborgen schien.Dieses Etwas, so viel ist sicher, liegt außerhalbder Leinwand. Es ist eine Stimmung, einGefühl, eine Erinnerung vielleicht. Genaudas macht den Reiz der Bilder aus: Sie führennichts vor, sie regen an, ja sie verlangengeradezu danach, vom Betrachter ergänztzu werden. Noch während man schaut, beginntman zu denken, und noch währendman denkt, schaut man bereits wieder. Imbesten Fall entsteht zwischen Betrachterund Bild eine Art Komplizenschaft.21Unterm Nußbaum / 2007 / 108 x 123 cm / Öl auf Leinwand


22Mützenträger / 2006 / 60 x 90 cm / Eitempera auf Leinwand


Mit dem Theorem, dass das ästhetische Urteilunabhängig von moralischen Kategorien statuiertwird, hat Kant die Autonomie der Kunst begründet,sie damit vor einer totalen Funktionalisierungbewahrt, sie von einem konkreten Zweck befreit.Die Landschaftsmalerei ist die jüngste Gattungder gegenständlichen Malerei. Befreitvon allen historischen, mythischen odertheoretischen Aussagen, stand sie anfangsnur für sich selbst, und das heißt für dasSubjekt. Die Landschaft wurde zur Projektionsfläche,für den Maler ebenso wie für denBetrachter. <strong>Ulrike</strong> <strong>Hansen</strong>s Landschaftsbilderfunktionieren ähnlich. Auch hier steht dieLandschaft für sich selbst: Kaum ein narrativesElement ist zu finden, sie ist ohne Zweck,sie will betrachtet werden und dadurchwirken. Dieser Baum zum Beispiel, von demman meint zu wissen, dass er grün ist. Aberer ist nicht grün. Er ist weiß, silbrig, beige,gelb, ocker, braun, rötlich – und grün. Hellgrün,lindgrün, grasgrün, dunkelgrün, oliv. EinWindstoß – und die Farbenpalette ist neu23Männer mit Kugeln / 2007 / 80 x 100 cm / Eitempera auf Leinwand


24Sonnenschirm / 2006 / 60 x 80 cm / Eitempera auf Leinwand


gemischt. Den Arbeitsprozess, den unserGehirn tagtäglich leistet, um die Komplexitätder Farben auf ein für uns wahrnehmbaresMaß zu reduzieren, führen uns die Bildernoch einmal vor, indem gleichsam die „Auflösung“herabgesetzt wird. Die Übergängezwischen den Farbwerten verschwinden undes erscheinen diskrete Farbflecken, die mehroder weniger scharf voneinander abgegrenztsind. Es ist weniger das Motiv als solches, das<strong>Ulrike</strong> <strong>Hansen</strong> interessiert, auch nicht diePerspektive oder die besonderen Lichtverhältnisse.Es ist das Gleichgewicht der Farben,die „richtige Temperatur“, wie sie dasnennt. Da kann eine Wiese auch durchauseinmal in Rottönen gehalten sein. Solange dieUmgebung diese Veränderung farblich kompensierenkann, wirkt es beinahe vertraut.25Dem Schönen wohnt immer ein Versprecheninne. Genau darin liegt seine Macht. Wasdieses Versprechen im Einzelnen ist, darübergehen die Meinungen auseinander. Viel entscheidenderaber ist, dass es nie eingelöst wird.Strandpferdchen / 2006 / 60 x 80 cm / Eitempera auf Leinwand


26Alle zum Strand / 2007 / 140 x 170 cm / Eitempera auf Leinwand


Die Menschen, welche die Landschaftenbevölkern, wirken meist wie Staffage. Auchwenn sie sich harmonisch in das Bildganzeeinfügen, sind sie doch verloren. Ganz beisich und oft ohne deutlich sichtbare Beziehungenzueinander bleiben sie als Personennicht greifbar, als Körper schemenhaft wiedie Umgebung, in der sie sich bewegen.Kaum ein Gesicht, das sich lesen ließe, ganzselten einmal ein Auge, die Andeutung einerNase oder die Kontur eines Mundes. Diesenuralten Wunsch des Menschen, aufgehobenzu sein in der Natur, ein Teil von ihr zu werden,vermitteln diese Bilder nicht. <strong>Ulrike</strong><strong>Hansen</strong>s Verhältnis zur Natur ist gebrochen.Vielleicht ist es ihre Schönheit,der sie nicht traut.27Rainer MarxBunte Strandkörbe / 2006 / 80 x 100 cm / Eitempera auf Leinwand


28Möwe nach rechts / 2007 / 40 x 50 cm / Eitempera auf LeinwandMöwe nach links / 2007 / 40 x 50 cm / Eitempera auf Leinwand


Möwenpärchen / 2007 / 50 x 70 cm / Eitempera auf Leinwand29


30Rote Pappeln / 2007 / 115 x 140 cm / Eitempera auf Leinwand


Circus maximus / 2007 / 50 x 70 cm / Eitempera auf Leinwand31


32Strandkörbe mit Grün / 2007 / 40 x 100 cm / Eitempera auf Leinwand


Windschirme / 2007 / 100 x 150 cm / Eitempera auf Leinwand33


34Erna und Katinka / 2007 / 40 x 50 cm / Eitempera auf Leinwand


Sturm in Ahrenshoop / 2007 / 53 x 126 cm / Eitempera auf Leinwand35


36Herzbruch mit Fisch / 2007 / 60 x 100 cm / Eitempera auf Leinwand


Zwei Buben / 2007 / 52 x 81 cm / Eitempera auf Leinwand37


38Werder / 1997 / 75 x 105 cm / Eitempera auf Leinwand


Wumbaba / 2007 / 60 x 90 cm / Eitempera auf Leinwand39


40Goethes Gartenhaus / 2007 / 60 x 70 cm / Eitempera auf Leinwand


Unterbalbach / 2007 / 140 x 170 cm / Eitempera auf Leinwand41


42Drachenspiel / 2007 / 90 x 109 cm / Eitempera auf Leinwand


Drei Männer in Gelb / 2007 / 40 x 50 cm / Eitempera auf Leinwand43


44Rotes <strong>Fischer</strong>haus / 2007 / 70 x 100 cm / Eitempera auf Leinwand


Allee mit Eisverkäufer / 2006 / 90 x 110 cm / Eitempera auf Leinwand45


<strong>Ulrike</strong> <strong>Hansen</strong>461963 geboren in Köln1982 - 86 Malereistudium, Fachhochschule Köln bei Prof. F. Dank1986 - 87 Malereistudium, Kunstakademie Düsseldorf1987 - 93 Malereistudium, HdK Berlin bei Prof. K. Gonschior1993 MeisterschülerabschlußEinzelausstellungen u.a.1996 Galerie am Savignyplatz, Berlin1998 Galerie am Savignypatz, Berlin2000 Galerie am Savignyplatz, Berlin2002 Remise Degewo, Berlin2003 Galerie Thorsten Billib, Berlin2005 Kunstraum, Bad Honnef2006 Galerie Halbach, CelleGalerie Carstensen, Hamburg2007 <strong>Kunsthaus</strong> <strong>Fischer</strong>, <strong>Stuttgart</strong><strong>Kunsthaus</strong> <strong>Fischer</strong>Markus Georg KraushaarTorstraße 23(neben Tagblatt-Turm)70173 <strong>Stuttgart</strong>Tel. 0711 - 24 41 63© <strong>Ulrike</strong> <strong>Hansen</strong>www.ulrike-hansen.de© Rainer Marx, BerlinGestaltung: Jürgen Reichert, BerlinHerstellung: Format Druck GmbH, <strong>Stuttgart</strong>www.format-druck.deerschienen im Verlag Dietmar Fölbach, Koblenzwww.foelbach.deISBN 978-3-934795-53-2


Große Möwen / 2007 / 100 x 200 cm / Eitempera auf Leinwand47


48Kleiner Strandkorb / 2006 / 30 x 40 cm / Eitempera auf Leinwand

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