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Anmerkungen zu Hitler

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Durchaus begreiflich und sogar sympathisch, dieser Selbstzweifel. Aber von dort bis<strong>zu</strong>m ersten, noch halb widerwilligen »Heil <strong>Hitler</strong>« war es nicht weit.Die so durch den Augenschein <strong>Hitler</strong>scher Leistungen Bekehrten oder Halbbekehrtenwurden im allgemeinen keine Nationalsozialisten; aber sie wurden <strong>Hitler</strong>anhänger, Führergläubige.Und das waren auf den Höhepunkten der allgemeinen Führergläubigkeit wohlsicher mehr als neunzig Prozent aller Deutschen.Eine ungeheure Leistung, so fast das ganze Volk hinter sich <strong>zu</strong> vereinigen, und in wenigerals zehn Jahren vollbracht ! Und vollbracht, im wesentlichen, nicht durch Demagogie,sondern - durch Leistung. Solange <strong>Hitler</strong> nur seine Demagogie, seine hypnotische Beredsamkeit,seine Berauschungs- und Benebelungskünste als Massenregisseur <strong>zu</strong>r Verfügunggehabt hatte — in den zwanziger Jahren —, hatte er kaum je mehr als fünf Prozent derDeutschen damit <strong>zu</strong> Anhängern gemacht; bei den Reichstagswahlen von 1928 waren es 2,5Prozent. Die nächsten vierzig Prozent trieb ihm in den Jahren 1930-1933 die wirtschaftlicheNot <strong>zu</strong> - und das völlige, hilflose Versagen aller anderen Regierungen und Parteien angesichtsdieser Not. Die letzten, entscheidenden fünfzig Prozent aber gewann er nach 1933hauptsächlich durch Leistungen. Wer, etwa im Jahre 1938, in Kreisen, in denen das nochmöglich war, ein kritisches Wort über <strong>Hitler</strong> sagte, bekam unweigerlich früher oder später,manchmal nach halber Zustimmung (»das mit den Juden gefällt mir auch nicht«), die Antwort<strong>zu</strong> hören: »Aber was hat der Mann alles geleistet!« Nicht etwa: »Aber wie mitreißendkann er reden!«, auch nicht: »Aber wie war es wieder herrlich auf dem letzten Parteitag!«,nicht einmal: »Aber was hat er für Erfolge!« Nein:»Was hat der Mann alles geleistet!« Und was konnte man im Jahre 1938, oder auch imFrühjahr 1939, darauf eigentlich erwidern?Es gab noch eine zweite stehende Redensart, die <strong>Hitler</strong>s neu gewonnene Anhänger damalsständig im Munde führten. Sie lautete: »Wenn das der Führer wüßte!«, und sie deutetean, daß Führergläubigkeit und Bekehrung <strong>zu</strong>m Nationalsozialismus eben zweierlei blieben.Was den Menschen am Nationalsozialismus nicht gefiel - und es gab immer noch vieleMenschen, denen vieles nicht gefiel —, davon suchten sie instinktiv <strong>Hitler</strong> <strong>zu</strong> entlasten.Objektiv natürlich mit Unrecht. <strong>Hitler</strong> war genauso für die zerstörerischen Maßnahmen seinesRegimes verantwortlich wie für die aufbauenden. In gewissem Sinne muß man auchdie Zerstörung des Rechtsstaates und des Verfassungsgefüges, auf die wir noch <strong>zu</strong>rückkommenwerden, »Leistungen« <strong>Hitler</strong>s nennen - Leistungen der Zerstörung, in denen ebensovielKraft steckte wie in den positiven Leistungen auf wirtschaftlichem und militärischemGebiet. Irgendwo zwischen ihnen liegen seine Leistungen auf gesellschaftlichemGebiet. In ihnen hält sich Zerstörendes und Aufbauendes die Waage.23

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