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1 Kurt Finke IWANOW WEISS SICH ZU HELFEN - SR 225 ...

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<strong>Kurt</strong> <strong>Finke</strong><br />

gewickelte Beinkleider. Auch der Gutsherr und seine<br />

<strong>IWANOW</strong> <strong>WEISS</strong> <strong>SICH</strong> <strong>ZU</strong> <strong>HELFEN</strong><br />

Familie unterscheiden sich in der Kleidung nur<br />

- <strong>SR</strong> <strong>225</strong> -<br />

unwesentlich von den Bauern.<br />

Kurzinformation<br />

Man muß sich davor hüten zu überspielen und die<br />

Man kennt viele ernste Spiele nach Tolstoischen<br />

Pointen zu knallig herauszuarbeiten.<br />

Motiven; hier nun wird eine fröhliche Geschichte des Ein naturalistisches Bühnenbild für den Hintergrund ist<br />

großen russischen Volkserzählers als Spiel vorgestellt: nicht erforderlich, wenn ein in der Mitte geteilter<br />

Müller Iwanow lebt in großer Not, er hat schon das Hintergrundvorhang vorhanden ist.<br />

Saatgetreide verzehren müssen, denn überall im Lande Erich Colberg<br />

herrscht Hunger, und die Bauern bleiben ihm den<br />

DIE SPIELER<br />

Mahllohn schuldig. Als der Gutsherr mit seiner Familie Iwanow, ein armer Müller<br />

auftaucht, erweist sich an Iwanow, was es wert ist, wenn Anuschka, seine Frau<br />

man in bösen Zeiten den Kopf oben und seinen Humor Der Gutsherr<br />

behält. Er beschenkt die Gäste mit seiner letzten Gans Seine Frau<br />

und weiß den Braten so trefflich aufzuteilen, daß er Die beiden Söhne des Gutsherrn<br />

nicht nur das schönste Stück für sich selber behält, Die beiden Töchter des Gutsherrn<br />

sondern vom Gutsherrn, der sich mit Freuden an dieser Alexej, ein reicher Bauer<br />

kleinen Komödie beteiligt, noch reich belohnt wird. Ein Petrowa, seine Frau<br />

weniger gewitzter, geiziger Nachbar, der dieses Spiel zu Erster Muschik<br />

seinem Nutzen zu wiederholen versucht, fällt böse Zweiter Muschik<br />

herein: er verliert drei fette Gänse an die gutsherrliche DAS SPIEL<br />

Familie und zwei an Iwanow, der nun wirklich wieder Die Szene spielt in den siebziger Jahren des vorigen<br />

Grund zum Lachen hat.<br />

Jahrhunderts in einem kleinen russischen Dorf vor der<br />

Spieltyp:<br />

Getreidemühle des armen Müllers Iwanow<br />

Heiteres Rollenspiel<br />

ANUSCHKA:<br />

Spielanlaß:<br />

(ruft laut hinter der Bühne)<br />

Elternabend: in Schulen und Jugendgruppen,<br />

Halt! Halt!<br />

Dorfabend, fröhliches Erntefest, Fastnacht<br />

(Von links kommen eiligen Schrittes zwei Muschiks<br />

Spielraum:<br />

daher. Jeder von ihnen schleppt einen Mehlsack)<br />

Podium mit geteiltem Hintergrundvorhang oder einfache ERSTER MUSCHIK:<br />

Bühne<br />

(während Anuschka immer lauter "Halt" ruft)<br />

Spieler:<br />

Was schreit die Frau?<br />

7 männliche, 5 weibliche. Kinder von 13 Jahren an oder ZWEITER MUSCHIK:<br />

Jugendliche<br />

Laß sie schreien, Brüderchen, sie wird schon einmal<br />

Spieldauer:<br />

aufhören.<br />

15 bis 20 Minuten<br />

ANUSCHKA:<br />

Aufführungsrecht:<br />

(kommt auf die Bühne gestürzt)<br />

Bezug von 12 Textbüchern<br />

Bleibt stehen, ihr Tagediebe! Laßt die Säcke hier!<br />

Der Reiz dieser kleinen Komödie liegt darin, daß sie ihre (Die beiden setzen die Säcke ab und wischen sich den<br />

Spieler ins alte Rußland hinein verzaubert, in die Welt Schweiß)<br />

Leo Tolstois. Die Akzente müssen so gesetzt werden, daß ERSTER MUSCHIK:<br />

diese Welt spürbar wird. Man muß in die Worte<br />

(bieder und ruhig)<br />

"Brüderchen" und "Mütterchen" hineinhören.<br />

Aber Mütterchen, was schreist du uns nach, als ob wir<br />

Eine gute Hilfe für die Spieler und auch für die<br />

dich bestohlen hätten.<br />

Zuschauer sind die Kostüme: angedeutete Russenblusen ZWEITER MUSCHIK:<br />

oder Russenkittel, Schaftstiefel, Filzschuhe oder<br />

(wie der erste Muschik)<br />

1


Ist das nun unser Mehl, Anuschka, oder ist es es nicht? Da, unser Nachbar Alexej muß uns allein noch über<br />

ANUSCHKA:<br />

fünfzig Rubel zahlen, und Iwanow läuft sich die Sohlen<br />

(noch ganz außer Atem)<br />

danach ab.<br />

Das ist das Mehl von euerm Korn; aber bevor ihr nicht ZWEITER MUSCHIK:<br />

den Mahllohn bezahlt habt, kommt es nicht aus der Was können wir dazu tun, Anuschka?<br />

Mühle. Dafür werde ich sorgen, und wenn ich das ganze ANUSCHKA:<br />

Dorf zusammenschreie.<br />

Auf der Stelle euern Mahllohn herausrücken!<br />

ERSTER MUSCHIK:<br />

ERSTER MUSCHIK:<br />

Nun hör einmal gut zu, Frau, und ereifere dich nicht. Du (schaut Anuschka verständnislos an und hebt dann<br />

verlangst von jedem von uns für den Sack ein Rubelchen langsam seinen Sack wieder auf)<br />

und fünfzig Kopeken.<br />

Dir ist nicht zu helfen, Frau.<br />

ANUSCHKA:<br />

ZWEITER MUSCHIK:<br />

(schnappt ein)<br />

Iwanow Petrowitsch, dein Mann, wird uns besser<br />

Ja, und ...? Ist das etwa zu viel?<br />

verstehen, grüß ihn von mir.<br />

ERSTER MUSCHIK:<br />

ERSTER MUSCHIK:<br />

(wie vorher, langsam und bieder)<br />

Und von mir auch.<br />

Nein, gewiß nicht.<br />

(Beide Muschiks wenden sich zum Gehen)<br />

ZWEITER MUSCHIK:<br />

ANUSCHKA:<br />

Recht und billig ist es.<br />

(läuft ihnen nach und zerrt abwechselnd an den Säcken,<br />

ERSTER MUSCHIK:<br />

schreit)<br />

Doch wir haben seit Wochen nicht eine Kopeke im Untersteht euch, das Mehl fortzutragen! Halt! Hilfe!<br />

Beutel.<br />

Diebstahl! Diebstahl<br />

ZWEITER MUSCHIK:<br />

(Da kommt der Müller Iwanow herbei)<br />

Und müssen ohne das Mehl verhungern.<br />

Jetzt gnade euch Gott. Mein Iwanow wird euch das Fell<br />

ERSTER MUSCHIK:<br />

gerben!<br />

Kannst du das nicht verstehen?<br />

<strong>IWANOW</strong>:<br />

ZWEITER MUSCHIK:<br />

(kommt von rechts auf die Szene, schaut seine<br />

(bittend)<br />

aufgeregte Frau an, dann die beiden Mwschiks, und<br />

Hab doch ein Herz für uns, Mütterchen. Wir vergessen spricht sehr ruhig)<br />

unsere Schuld gewiß nicht.<br />

Was schreit denn mein Täubchen, als ob es am Spieße<br />

ANUSCHKA:<br />

stäke? Wer kann uns denn noch etwas stehlen?<br />

(ereifert sich wieder)<br />

(Die Muschiks setzen die Säcke wieder ab und lächeln<br />

Und wer hat ein Herz für uns und unsere Kinderchen? freundlich)<br />

Wir haben selbst nichts zu beißen und keinen blanken ANUSCHKA:<br />

Rubel mehr im Haus. Da sagen sie alle: "Wir zahlen Die beiden letzten Säcke tragen sie aus dem Haus!<br />

später! Habt Geduld mit uns!", und darüber wird es <strong>IWANOW</strong>:<br />

Sommer und Winter.<br />

(spricht verstehend)<br />

(Die beiden Muschiks nicken verständnisvoll mit ihren Nun, sie gehören ihnen doch, denke ich.<br />

Köpfen)<br />

ANUSCHKA:<br />

ERSTER MUSCHIK:<br />

(laut, aufgebracht)<br />

Ja, das ist schlimm, Mütterchen.<br />

Aber sie haben nicht eine Kopeke dafür bezahlt!<br />

ANUSCHKA:<br />

ERSTER MUSCHIK:<br />

(gerät immer mehr in Rage)<br />

(macht noch einmal in aller Ruhe klar, wie es steht)<br />

Keiner löst seine Schuld bei uns ein, ob armer Muschik Weil wir keine besitzen, Iwanow Petrowitsch.<br />

oder reicher Bauer.<br />

<strong>IWANOW</strong>:<br />

(Sie zeigt mit dem Daumen nach der Seite)<br />

Ich glaub's euch. Bringt mir das Geld, wenn ihr's habt.<br />

2


(Die Muschiks nehmen die Säcke wieder auf)<br />

Jetzt gilt es, Iwanow Petrowitsch! Hoffentlich ist der Herr<br />

ZWEITER MUSCHIK:<br />

gnädig gestimmt!<br />

Gott segne dir dein goldenes Herz, Brüderchen.<br />

(Er singt für sich - Lied: Text und Noten S. 20)<br />

(Die Muschiks gehen ab)<br />

ANUSCHKA:<br />

ANUSCHKA:<br />

(kommt und reicht ihm ein Körbchen)<br />

(will ihnen nach)<br />

Hier ist das Gänschen, Iwanow. Willst du es wirklich ...?<br />

Aber - das geht doch nicht! Das letzte Mehl - oder - <strong>IWANOW</strong>:<br />

bringst du endlich Geld?<br />

(nimmt ihr das Körbchen ab und drängt sie ins Haus. Die<br />

<strong>IWANOW</strong>:<br />

Szene ist einige Augenblicke leer. Er wiederholt das Lied<br />

(gedrückt)<br />

noch einmal laut: währenddessen hat der Gutsherr mit<br />

Nein, es war wieder alles vergeblich. - Aber laß die seiner Frau sowie seinen beiden Söhnen und seinen<br />

beiden, Anuschka, sie sind genauso arme Hungerleider beiden Töchtern die Spielfläche betreten)<br />

wie wir.<br />

DER GUTSHERR:<br />

ANUSCHKA:<br />

(zu seiner Frau)<br />

(schaut nur stumm ihren Mann an; dann bitter, leiser als Der Müller Iwanow scheint in guter Stimmung zu sein.<br />

vorher)<br />

Das ist ein heller Bursche, sage ich dir. Mich wundert's,<br />

Dann verrate mir, bester Iwanow, was wir nun anfangen daß er uns noch nicht erspäht hat.<br />

sollen. Wovon wollen wir leben?<br />

(Da kommt Iwanow aus dem Haus gelaufen, als ob er<br />

<strong>IWANOW</strong>:<br />

mit den Gästen gar nicht gerechnet hätte)<br />

(etwas verschmitzt)<br />

<strong>IWANOW</strong>:<br />

Hast du unser letztes Gänschen geschlachtet und<br />

Anuschka! Wo bist du, Frau?<br />

gebraten, wie ich es dir heute morgen befahl?<br />

(Da erblickt er den Gutsherren mit seiner Familie, tut<br />

ANUSCHKA:<br />

sehr überrascht und verbeugt sich tief)<br />

(traurig)<br />

Iwanow Petrowitsch grüßt untertänigst den Herren, die<br />

Gewiß, lieber Mann, und ich habe manche Träne dabei Herrin und des Herren Söhne und Töchter und bittet sie,<br />

vergossen, wollte ich doch das Tierlein bis zu deinem über die Schwelle seines armseligen Hauses zu treten.<br />

Namensfest aufheben.<br />

DER GUTSHERR:<br />

<strong>IWANOW</strong>:<br />

(leutselig)<br />

(wie vorher)<br />

Dank dir für die freundliche Begrüßung, guter Iwanow,<br />

Der Kutscher unseres Gutsherren hat mir erzählt, daß der aber wir wollen heute bei dem schönen Wetter lieber ein<br />

Herr heute mit seiner Familie hier vorbeikommen wird. wenig über die Felder gehen. Vielleicht kommen wir<br />

Dem will ich den Braten zum Geschenk machen.<br />

später einmal zu dir ins Haus.<br />

ANUSCHKA:<br />

<strong>IWANOW</strong>:<br />

(schaut ihren Mann an, als wäre der übergeschnappt. Dann will ich doch wenigstens ein bescheidenes<br />

Dann jammert sie los)<br />

Gastgeschenk für euch holen.<br />

O Iwanow, unsere letzte Gans! Du bist nicht bei Sinnen! (Er tritt wiieder ins Haus. Der Herr und seine Frau sehen<br />

Der Herr hat doch Gänse genug.<br />

sich fragend an)<br />

<strong>IWANOW</strong>:<br />

DIE GUTSFRAU:<br />

Schlage das Tierlein in ein sauberes Tuch ein und bringe Hat er denn viel zu verschenken?<br />

es in einem Körbchen herbei. Spute dich, hörst du! DER GUTSHERR:<br />

(Er zeigt in die Zuschauer)<br />

Da steckt sicher etwas dahinter.<br />

Sieh dort, die Herrschaften sind schon angekommen und <strong>IWANOW</strong>:<br />

steigen gerade aus dem Wagen.<br />

(kommt mit dem Körbchen, das er liebevoll betrachtet,<br />

(Anuschka läuft kopfschüttelnd und weinend ab)<br />

tritt vor die Familie des Gutsherren)<br />

<strong>IWANOW</strong>:<br />

Hier, nehmt zum guten Gedenken an Iwanow dies<br />

(spricht für sich)<br />

gebratene Gänslein.<br />

3

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