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Drapchi, das gefürchtetste Gefängnis Tibets

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17gibt es von dem Leibarzt des Dalai Lama, Dr. Tenzin Choedrak, einen Bericht über einenProtest, der damals sicher nicht der einzige war. Als einer der vielen inhaftierten Tibeter hörte ereinen verzweifelten Mitgefangenen aus seiner Zelle schreien: „Ich will keinen Marxismus, ichwill Religion!“ Dann sah er, wie eine selbst-gebastelte Tibet Flagge durch die Eisengitter desFensters geschoben und hin und her bewegt wurde, während der Ruf „Tibet ist unabhängig!“ertönte.Der nächste bekannte Vorfall war ebenfalls ein mutiger Soloakt, als nämlich am 5. Oktober1987 der 61jährige Tanak Jigme Sangpo Unabhängigkeitsparolen rief, während die Häftlingezum Essen versammelt waren. Dafür wurde seine bereits auf 15 Jahre lautende Haftstrafe um 5Jahre verlängert.Seit der Zeit der großen Demonstrationen von Lhasa weiß man mehr über Proteste innerhalbvon <strong>Drapchi</strong>, weil ehemalige politische Gefangene, denen die Flucht ins Exil gelang, neue,wenn auch sporadische Informationen lieferten.Im April 1988 wurde Lobsang Tenzin, ein früherer Student der Tibet Universität von Lhasa,wegen mutmaßlicher Beteiligung am Tod eines chinesischen Polizisten bei denDemonstrationen von Lhasa verhaftet und zum Tode verurteilt. Gewöhnlich wird <strong>das</strong> Todesurteilzwei Jahre nach dem Urteilsspruch vollstreckt. Auf internationalen Druck hin wurde es beiLobsang Tenzin jedoch im März 1991 in lebenslängliche Haft umgewandelt. Im <strong>Drapchi</strong>Gefängnis rebellierte Lobsang Tenzin ständig auf verschiedene Weise gegen die chinesischeHerrschaft in Tibet. 1989 erklärte er sich in einem Brief mit den vielenUnabhängigkeitsdemonstrationen solidarisch, der hinausgeschmuggelt und Studenten der TibetUniversität zugetragen werden konnte. Im selben Jahr schloss er sich mit drei Gefährten,Ganden Tashi und den nicht-politischen Häftlingen Migmar Tashi und Dawa, zu einer Gruppenamens „SCHNEELAND-JUGEND FÜR TIBETISCHE UNABHÄNGIGKEIT“ zusammen. Als dieGefängnisoffiziere deren Existenz entdeckten, wurden die vier Häftlinge in Hand- undFußschellen gelegt und in Isolationszellen in <strong>das</strong> in der Nähe gelegene Outridu Gefängnisabtransportiert. 34 Tage lang waren sie in winzige, völlig finstere und kalte Karzer eingesperrt.Ganden Tashi mußte die Schellen ein Jahr lang tragen, während Lobsang Tenzin 17 Monatelang in Ketten lag. Ganden Tashis Strafe wurde um 9 Jahre verlängert, so daß sie sich aufinsgesamt 12 Jahre belief. Lobsang Tenzin war ja bereits zum Tode verurteilt, weshalb seineStrafe abgesehen von der Einzelhaft nicht verlängert werden konnte. Dawa und Migmar Tashiwurden zur Hinrichtung verurteilt, die am 27. Mai 1989 vollstreckt wurde.Das ganze Jahr 1989 über trotzten die politischen Gefangenen immer wieder den Behörden,indem sie Listen von Verhafteten aus <strong>Drapchi</strong> schmuggelten, um deren Angehörige zuinformieren. Einige dieser Listen gelangten sogar zu Menschenrechtsgruppen außerhalb <strong>Tibets</strong>.Der erste bekannte Gruppenprotest in <strong>Drapchi</strong> fand 1990 statt, und wurde von eben diesemLobsang Tenzin initiiert. Ein junger tibetischer Student namens Lhakpa Tsering wurde am 4.November 1989 im Alter von 17 Jahren ins Gefängnis geworfen. Bereits durch dieMisshandlungen bei seiner Verhaftung und Festhaltung in Gutsa physisch schwer inMitleidenschaft gezogen, wurde er in <strong>Drapchi</strong> weiter gefoltert. Obwohl er nicht mehr aufrechtstehen und seine Beine kaum mehr bewegen konnte, ständige Bauchschmerzen hatte unddringend medizinischer Behandlung bedurfte, wurde ihm diese nicht gewährt und <strong>das</strong>Sanitätspersonal der Anstalt beschrieb ihn den Vorgesetzten als einen Simulanten. Die voneinigen Mitgefangenen beschaffte tibetische Medizin half nichts, und am 13. Dezember 1990geriet Lhakpa Tsering in einen kritischen Zustand. Wegen eines Gefangenentumultes in jenerNacht verlegten ihn die Aufseher schließlich in die Krankenstation der Anstalt und am nächstenMorgen von dort ins Hospital. Am selben Abend wurde er jedoch nach einer flüchtigenBehandlung mit ein paar Injektionen und dem Kommentar „keine ernsthaften Verletzungen“zurückgebracht. In jener Nacht verschlimmerte sich sein Zustand drastisch, und als er wiederins Hospital gebracht wurde, starb er am 15. Dezember 1990 auf dem Weg dorthin.Am nächsten Morgen informierte wahrscheinlich ein nicht-politischer Häftling Lobsang Tenzin,und die Nachricht verbreitete sich schnell unter den politischen Gefangenen. Lobsang Tenzinriss sein Bettuch entzwei und schrieb auf je eine Hälfte „Wir trauern um den Tod von Lhakpa

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