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Drapchi, das gefürchtetste Gefängnis Tibets

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22Besserung zu arbeiten, und seinen Entschluss bekräftigt, als ein „neuer Mensch“ in dieGesellschaft zurückzukehren, weigerten sie sich, die Sprüche zu deklamieren. Sie bestandendarauf, daß sie kein Verbrechen begangen haben und sich in keiner Weise „reformieren“müssten. Dies rief, wie vorauszusehen war, die Wut der aufsichtführenden PAP Soldatenhervor, die den Gefangenen vorwarfen, sie hätten gelogen, als sie behaupteten, sie verstündenkein Chinesisch. Obwohl die nun folgenden Strafen für die Frauen noch längeres forciertesExerzieren und Stehen auf kaltem Zementboden mit auf die Füße gelegten Ziegelsteinenbedeutete, blieben sie felsenfest und gaben nicht nach.Hungerstreik ist eine Form des Protestes, zu dem die weiblichen politischen Häftlinge mehr alseinmal griffen. Im April 1996 waren die Insassen der alten rukhag #3 intensiv bestraft worden.Nachdem sie sich anfänglich geweigert hatten, sich den unaufhörlichenUmerziehungssitzungen zu beugen, griff die Gefängnisleitung zu einem System der täglichenZelleninspektion; in Wirklichkeit war es nur ein Vorwand zu willkürlichen Prügeln bei demgeringsten Anlass. Am 24. April riefen die Offiziellen die Gefangenensprecherinnen der rukhag,zu denen auch Ngawang Sangdrol und Phuntsok Pema gehörten, zu sich und fordertenAuskunft, warum sie nicht darauf bestanden, daß in der rukhag Ordnung und Sauberkeitherrsche. Einer der Offiziellen begann Ngawang Sangdrol zu schlagen, aber ihre Freundinnenstürzten herbei, schrieen und protestierten gegen diese Mißhandlung. Phuntsok Pema und eineweitere Nonne, Norzin Wangmo, versuchten Ngawang Sangdrol zu Hilfe zu kommen, aberernteten selbst Prügel. Alle drei wurden in Einzelhaft gesetzt: Norzin blieb 45 Tageeingekerkert, Ngawang Sangdrol und Phuntsok Pema zwischen 3 und 6 ½ Monaten. NgawangSangdrols Haftstrafe wurde wieder einmal verlängert, diesmal um 8 Jahre, was ihreGesamtstrafe zu diesem Zeitpunkt auf 17 Jahre brachte.Während diese drei Nonnen in Einzelhaft schmachteten, gingen für die anderen Insassen dieInspektionen und Schläge weiter. Schließlich traten die Frauen Ende April 1996 dieserständigen Gewaltanwendung wegen in den Hungerstreik. In der alten rukhag #3 waren damalsannähernd 87 Gefangene, welche durch die lange Periode der Misshandlungen alle schon ingeschwächtem Zustand waren. Daher verschlechtere ihr gesundheitlicher Zustand sichwährend des Streiks dermaßen rapide, daß die Gefängnisleitung nach 5 Tagen begann, nervöszu werden. Sie wollte nämlich nicht für den Tod der Nonnen verantwortlich gemacht werdenund warf ihnen vor, „China in Verlegenheit zu bringen“ und „den Ruf der Nation zu schädigen“.Als den hungernden Gefangenen erklärt wurde, daß die Anstalt über die medizinischeEinrichtung verfüge, um dem Hungerstreik ein Ende zu setzen, und ihnen mit Folter gedrohtwurde, blieb ihnen keine Wahl, als mit ihrem Protest aufzuhören. Manche Berichte lassen auchschließen, daß höhere Offizielle intervenierten, die <strong>das</strong> Gefängnispersonal etwas in seinerPraxis der exzessiven Mißhandlung zügelten.Losar 1997 löste den nächsten Hungerstreik der weiblichen politischen Gefangenen aus,diesmal in der neuen rukhag #3. Am 10. Februar wurden drei Insassen, die als „erfolgreichreformiert“ galten, aufgefordert, chinesische Loblieder auf Mao Zedong zu singen. Mittendrinerhoben sich plötzlich Jamdrol aus dem Kloster Gyadra und Nyima aus dem Kloster Phodound fingen an, mit tibetischen Freiheitsliedern den Gesang der anderen zu übertönen. AndereHäftlinge fielen ein, doch die zwei Nonnen wurden augenblicklich von den Wachenweggeschleppt, den üblichen Befragungen mit Schlägen unterworfen und dann inEinzelhaftzellen gesetzt. Die anderen Insassen forderten nun, daß sie dort herausgelassenwerden, mit dem Ergebnis, daß wieder die Soldaten der PAP geholt wurden, um Ordnung zuschaffen. Dabei wurden nicht nur die protestierenden Gefangenen geschlagen und in ihreZellen verwiesen, sondern auch die zwei im Karzer befindlichen Nonnen zusätzlichmisshandelt.Am nächsten Morgen traten alle 80 Insassen der neuen rukhag #3, ausschließlich der dreiursprünglichen Sängerinnen, in den Hungerstreik, damit die zwei Nonnen aus der Einzelhaftbefreit werden sollten und ihnen eine Haftverlängerung erspart bliebe. Ein Gefängnisaufsehertat ihre Forderungen mit der Drohung ab, die zwei Nonnen im Karzer bekämen nur zu essen,wenn die anderen Insassen der rukhag auch äßen. Sie würden zwar nicht aus den

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