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Bipolare Störungen - innenwelt magazin

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<strong>innenwelt</strong>DAS MAGAZIN FÜR SEELISCHE GESUNDHEIT UND LEBENSQUALITÄT14OKT 2012CATHERINE ZETA-JONES<strong>Bipolare</strong> StörungenVom Hoch und Tiefder eigenen Seele12Z039214 FDaten schlagen AlarmDie „Seelische Gesundheit inÖsterreich“ hält internationalenVergleichen nicht standSuizid verstehenReden hilft Mythenabzubauen und Suizidezu verhindernWho is who?Neue Rubrik stelltÖsterreichs Gesundheitssystemvor


colourbox / www.filmstarts.deBrooke ShieldsPostpartaleDepressionStephen Fry<strong>Bipolare</strong> StörungEmmaThompsonDepressionVivienneLeigh<strong>Bipolare</strong> StörungRobin WilliamsAlkoholkrankheitOwen WilsonSuizidversuchJean-ClaudeVan Damme<strong>Bipolare</strong> StörungSchauspielerund psychische ErkrankungenSie sind nicht nur Meister der Mimik, sondernspielen ihre Rollen mit Leib und Seele.Schauspieler beherrschen nicht nur den Ausdruckder Stimmungen mit Bravour, sondernsetzen sich oftmals sehr intensiv mit derSeelenwelt ihrer Rolle auseinander. Ihr Privatlebenzeigt jedoch, dass psychische Erkrankungenjeden treffen können. Viele vonihnen leisten durch ihre Popularität und ihrEngagement mithilfe von Dokumentationen(Stephen Fry, The Secret Life of the ManicDepressive) oder Büchern (Brooke Shields,„Ich würde dich so gerne lieben: Über diegroße Traurigkeit nach der Geburt“) einenBeitrag zur Entstigmatisierung.AUSGESPROCHENHILFREICHIm Leben gibt es oft Momente, indenen man Hilfe oder Trost benötigt.Über psychische Erkrankungen kannund soll man offen sprechen.Diese Anlaufstellen sind für Sie da.Telefonseelsorge: 142vertraulich - kostenlos - rund um die UhrRat auf Draht: 147Rettung: 144Psychosoziale Dienste WienPsychiatrische Soforthilfe 01/313 30KriseninterventionszentrumHilfe bei akuten psychosozialen Krisenwww.kriseninterventionszentrum.atpro mente Austriawww.promenteaustria.atpro mente Wienwww.promente-wien.at01/513 15 30 - 0HPE – Hilfe für Angehörigepsychisch Erkrankterwww.hpe.at


WORÜBER MAN MEHR WISSEN SOLLTEHimmelhochjauchzend,zu Tode betrübtCATHERINE ZETA-JONES,STEPHEN FRY, VINCENTVAN GOGH, VIVIEN LEIGHUND JEAN-CLAUDE VANDAMME. SO BEKANNT WIEVIELE DER BETROFFENENDER BIPOLAREN STÖRUNGSIND, SO UNBEKANNTIST DAS KRANKHEITSBILDSELBST.CAROLINE KORNELIDie Entscheidung, diese Coverstorydem Thema „<strong>Bipolare</strong> Störung“ zuwidmen, war eindeutig. Denn bei derbipolaren Störung handelt es sich um einepsychische Erkrankung, die sehr viele Fragenaufwirft und die sich Nicht-Betroffene nurschwer vorstellen können.Der Wechsel von der Depression zur Maniehat eine gewisse Faszination und besondersdie Manie umgibt ein Mythos. Schon die altenGriechen hielten die Manie für etwas Wertvolles,da manische Phasen auch in hohemMaße von Kreativität, Leistung, Euphorie undeiner Energie gekennzeichnet sind, die meistBewunderung hervorruft. Die Depression –der dunkle Pol der bipolaren Störung – hingegenist düster, von Verzweiflung und Leid gekennzeichnetund führt in vielen Fällen sogarzum Suizid.In unserer Gesellschaft ist das Verständnisfür psychische Erkrankungen leider immernoch gering ausgeprägt. Depression undBurnout sind den meisten schongeläufig, wobei jedoch Verständnis undAkzeptanz noch entwickelt werden müssen.Der Begriff „bipolare Störungen“ sagt denmeisten nichts. Unter „manisch-depressiv“,wie man die bipolare Störung früher bezeichnethat, kann sich schon ein größerer Personenkreisetwas vorstellen.Bekannte Betroffene erzeugen bekannteErkrankungenProminente Betroffene wie beispielsweiseCatherine Zeta-Jones lenken zumindest füreinen bestimmten Zeitraum das Augenmerkder Gesellschaft auf psychische Erkrankungen.Die walisische Schauspielerin sprach bereitsim Jahr 2011 offen über ihre Bipolar-Diagnoseund begab sich in stationäre Behandlung. Eswar bekannt, dass die Schauspielerin an Depressionleidet, aber dass es sich eigentlichum eine bipolare Störung handelt, wurdeerst im Laufe des stationären Aufenthaltsdiagnostiziert. In einer US-Talkshow sprachauch der Ehemann von Catherine Zeta-Jones,der Schauspieler Michael Douglas, über diepsychische Erkrankung seiner Frau und bestätigte,dass seine Gattin eigentlich nichtCorbiswollte, dass ihre Diagnosepublik wird. Ursache dafür, dassdie Erkrankung von Zeta-Jones andie Öffentlichkeit gelangte, war einMitpatient, der die Information weitergab.Catherine Zeta-Jones jedoch reagierte mit folgendemPressestatement: „If my revelation ofhaving Bipolar has encouraged one person toseek help, then it´s worth it.” (frei übersetzt:„Wenn mein Bekenntnis, bipolar zu sein, auchnur eine Person ermutigt, sich Hilfe zu suchen,dann ist es das wert.“). Catherine Zeta-Jonesist zurzeit in psychotherapeutischer und medikamentöserBehandlung.Was nutzt das Wissen, wenn man nicht(richtig) behandelt wird?Die Auswirkungen der bipolaren Störung aufdas Leben der Betroffenen sind sehr individuell:Finanzieller Ruin und hohe Schulden,wenn in manischen Phasen Verträge abgeschlossenoder andere hohe Investitionengetätigt werden. Zerbrochene Liebesbeziehungenoder das Leid des Partners, der jedeNacht vergeblich auf den Betroffenen wartet,der feiert und sich mit anderen vergnügt.Oder die, wie Studien ebenfalls belegen, sehrhohe Arbeitslosigkeit von rund 60 % der Betroffenen.Dazu kommen noch das erhöhteSuizidrisiko und die soziale Stigmatisierung.All dies zeigt, wie notwendig eine optimalemedizinisch-therapeutische Betreuung derPatienten mit bipolaren Störungen ist. So unterschiedlichdie Betroffenen und die Auswirkungender einzelnen Phasen auf deren Lebensind, so mannigfaltig sollte das Therapieangebotfür Betroffene sein.colourbox4


WORÜBER MAN MEHR WISSEN SOLLTE<strong>Bipolare</strong> StörungenÜber das stimmungsvolleKontrastprogramm der SeeleCHRISTIAN SIMHANDL ERKLÄRT IM GESPRÄCHMIT CAROLINE KORNELI DIE WICHTIGSTEN FAKTENÜBER BIPOLARE STÖRUNGEN.Ao. Univ. Prof. Dr.Christian SimhandlVorsitzender & Gründerder Österr. Gesellschaftfür <strong>Bipolare</strong> ErkrankungenZur PersonWas ist eine bipolare Störung?Bei der bipolaren Störung handelt es sichum eine Erkrankung, bei der sich depressivePhasen mit manischen bzw. hypomanischenPhasen abwechseln und zwar in einemAusmaß, das die Lebensqualität beeinträchtigt.Es gibt auch den Begriff des bipolarenSpektrums. Dieser umfasst Stimmungsschwankungen,die nicht so stark sind, dassman von Krankheit im engen Sinn sprechenkann, aber auch diese Form muss berücksichtigtwerden.Das Krankheitsbild der Depression istbereits vielen bekannt, aber wie kannman sich eine Manie vorstellen?Das ist eine gute Stimmungslage, geprägt vonEuphorie und Geschwindigkeit.Allesgeht leicht, die Gedankensind schneller,man hat raschereAssoziationen undman sieht leichterLösungen. Man siehtkein Wenn und Aber,sondern nur Möglichkeiten.Eigene Kritikmustersind ausgesetzt,beispielsweisebei dem, was man tut, sagt oder kauft.Die Manie ist dadurch auch gefährlich. Manverletzt Menschen, man gibt Geld aus, das mannicht hat, man unterschreibt leichtfertiger Verträgeoder kündigt beispielsweise ganz plötzlichden Job. Man hat eine Idee, die ganz raschum sich greift, prüft sie nicht auf Realisierbarkeitsondern handelt einfach. Es gibt zwar Menschen,die im Rahmen einer Manie etwas aufbauenoder sehr kreativ sind, aber oftmals hatdas manische Verhalten auch negative Folgen.Ein Maniker kann jedoch auch überzeugenund bringt Höchstleistungen. Schon die altenGriechen haben die Manie positiv gesehenund sahen Maniker als besonders wertvollfür die Gesellschaft an, wobei sie auch derAnsicht waren, dass man sie davor bewahrenmuss, ihre Grenzen zu übertreten.Welche Folgen kann eine Manie haben?Man ist nächtelang unterwegs und glaubt,den Alkohol- und Drogenkonsum im Griff zuhaben. Auch Kriminalität ist besonders beiden jugendlichen Betroffenen ein Problem.Die Schlaflosigkeit, der Konzentrationsverlust– all das kann zu Unfällen oder Verletzungenführen, die auch für Andere gefährlich sind.Was ist der Unterschied zwischender bipolaren Störung und dermanisch-depressiven Krankheit?Die klassische Form der bipolaren Störungwurde früher als manisch-depressive Krankheitbezeichnet. Der Begriff „bipolar“ wurdevon den Amerikanern gewählt, um von demalten Denkschema des manisch-depressivenKrankheitsgeschehens wegzukommen. Daswaren damals Erkrankungen, die nur im Spitalbehandelt wurden.Wie wird die bipolareStörung diagnostiziert?Für die Diagnose der bipolaren Störung Typ I– bestehend aus manischen und depressivenEpisoden – reicht eine einzige manischeEpisode aus. Bei der bipolaren Störung Typ II,die aus hypomanischen und depressiven Phasenbesteht, wird oft vom Umfeld ein Stimmungshochbeschrieben und der Betroffenefühlt sich subjektiv gut.Generell ist bei den Betroffenen eine Veränderungdes individuellen Verhaltens gegenüberden üblichen Mustern beobachtbar. Mansollte sich jedoch sowohl die Stimmungen,Facharzt für Psychiatrie, Neurologie undpsychotherapeutische Medizin, Psychotherapeut,ÖÄK Psy III, Bipolar Zentrum Wr. Neustadtdzt. Projekte u.a. Erstellung einer Datenbank zurErfassung bipolarer Patienten österreichweit mitMonitoring System, Organisation der Österr.Gesellschaft für <strong>Bipolare</strong> Erkrankungen (ÖGBE)als auch die Aktivitäten der Betroffenen näheransehen. Das Schlafverhalten ist auch einentscheidender Punkt. In der Manie kommtes zu einer deutlichen Schlafminderung ohneMüdigkeit am nächsten Tag.Wie erkenne ich, ob ich selbstbetroffen bin oder jemand inmeinem Umfeld betroffen ist?Angehörige können dasSchlafverhalten, die Sprechgeschwindigkeitund dasAktivitätslevel beobachten.Betroffene selbst erkennendie bipolare Störung gut anihrem Schlafverhalten undder Geschwindigkeit ihrerGedanken in Verbindungmit der Summe der Aktivitäten.Schlägt man zumBeispiel seinen Kalenderauf und sieht, dass alles mitTerminen voll geschrieben ist und vor Monatenwar der Kalender ganz leer, erkennt man,dass es zu Veränderungen des Aktivitätslevelskam, die auf die einzelnen Phasen hinweisenkönnen.Wie geht es den Betroffenenin der Phase zwischen Manie undDepression?Der klassische Verlauf beinhaltet ein sogenanntes„freies Intervall“, in dem es Restsymptomegibt, die sehr oft im depressiven Bereichanzusiedeln sind. In dieser Phase sind psychotherapeutischeBehandlungen zusätzlich zuden Stimmungsstabilisierern sehr wichtig. DieDauer des „freien Intervalls“ ist bei jedem Patientenindividuell. Wichtig ist, dass jeder Betroffeneseinen Verlauf kennt.5


WORÜBER MAN MEHR WISSEN SOLLTEWie lange muss ein Patient inBehandlung sein, bis man seinenVerlauf kennt?Das ist ein sehr intensiver Prozess. FrühereEpisoden werden oft nicht richtig erkanntoder zugeordnet. Es dauert, bis die PatientenManie und Depression erkennen könnenund dafür müssen sie sich starkmit ihren Befindlichkeiten auseinandersetzen.Mit jeder Schwankung und jederPhase kann der Patient den Umgangmit der Erkrankung erlernen.Wo liegen die Ursachen derbipolaren Störung?Zum Teil sind die Gene an der Entwicklungder bipolaren Störung beteiligt,aber auch Stress, Druck undäußere Belastungen haben Einfluss darauf.Es ist aber auch bekannt, dass frühkindlicheoder jugendliche sexuelle oder körperlicheGewalterfahrungen bei den Betroffenen sehrhäufig sind.Welche Altersgruppe ist häufigbetroffen?Bei rund einem Viertel der Betroffenen zeigtsich das Krankheitsbild vor dem 20. Lebensjahr.Bei 50 % liegt der Beginn zwischen dem20. und 30. Lebensjahr, wobei es auch seinkann, dass sich das Vollbild der Depressionund Manie erst später zeigt.Wieviele Menschen in Österreich sindvon der bipolaren Störung betroffen?Zwischen 0,5 und 2 % der Bevölkerung erkrankenirgendwann in ihrem Leben an einerForm der bipolaren Störung. Dies heißt jedochnicht, dass alle Betroffenen stationäreBehandlung in Anspruch nehmen müssenoder Medikamente erhalten. Die Dunkelzifferist sehr hoch, denn bei einer Vielzahl derBetroffenen kommt es zu Fehldiagnosen, dasie nur in den depressiven Phasen den Arztaufsuchen und daher häufig eine Depressiondiagnostiziert wird. Sie empfinden dieZeiten des Hochs als „normal“ und nicht alsTeil der Erkrankung und daher schildern siediese dem Arzt nicht.Wie oft kommt diese Art der Fehldiagnosevor und welche Auswirkungenkann sie haben?Die Literatur spricht von ca. 60 %. Der renommiertePsychiater Nassir Ghaemi hat inStudien festgestellt, dass durchschnittlich biszu neun Jahre vergehen, bis die bipolare Störungrichtig diagnostiziert wird.Die Folge ist eine unzureichende Behandlung,denn es werden sowohl medikamentös,als auch psychotherapeutisch nur die depressivenPhasen behandelt. Es wäre sehr wichtig,die Erkrankung möglichst früh zu diagnostizieren,um den Betroffenen möglichst vielLeid zu ersparen. Die Manie wird leider zu oftnicht wahrgenommen und auch nicht ernstgenommen bzw. einfach nur als positive Phasenach dem Tief der Depression bewertet.Wie sieht es mit der Suizidhäufigkeitbei den Betroffenen der bipolarenStörung aus?Suizide und Suizidversuche sind bei den Betroffenensehr häufig. Die Zahlen variieren,aber man geht davon aus, dass 20-30 % derBetroffenen einen Suizidversuch unternehmen,wobei 15 % dieser Suizidversuche tödlichenden. Sie haben auch ein erhöhtes Risiko,eine kürzere Lebensdauer zu haben, da bei ihnendie Wahrscheinlichkeit für Herz-Kreislauferkrankungenund Diabetes erhöht ist.Welche Therapieformen gibt esbei bipolarer Störung?Für mich beginnt jede Therapie mit der Aufklärung.Die Betroffenen und ihr Umfeldmüssen erkennen, dass es sich bei der bipolarenStörung um eine ernst zu nehmendeKontakt & UnterstützungDie Österreichische Gesellschaft für <strong>Bipolare</strong>Erkrankungen (ÖGBE) informiertüber das Krankheitsbild der bipolarenStörung und die neuesten wissenschaftlichenErkenntnisse.Zusätzlich dazu werden wissenschaftlicheUntersuchungen zu neuen Behandlungsstrategienim Bereich der bipolarenErkrankungen initiiert, vermittelt undbetreut.Eine Liste der Selbsthilfegruppen fürBetroffene der bipolaren Störung findenSie ebenfalls auf der Website der ÖGBE.www.oegbe.atErkrankung handelt. Die Phasen der Manieund der Depression sind zwar temporär, aberdie Erkrankung bleibt bestehen, wenn sienicht behandelt wird. Wenn Betroffene nichtverstehen, worum es geht, ist es auch schwer,ihnen zu erklären, wieso sie längerfristig Medikamenteeinnehmen müssen. DieKrankheitseinsicht ist besonders inden manischen Phasen relativ gering,genauso wie die Therapietreue. DieMedikation ist das Fundament, umeine Psychotherapie zu ermöglichen.Viele nehmen die Medikation erstregelmäßig ein, wenn der Schaden,den die Erkrankung erzeugthat, finanziell oder sozial etc.,bereits sehr groß ist. Es mussbetont werden, dass eine eigenständigeAbsetzung der Medikamentebesonders bei bipolaren Patienten starkeAuswirkungen hat. Ich habe Nachuntersuchungendurchgeführt, die zeigten, dassspätestens nach 4,5 Jahren jeder stationärePatient einen Rückfall hatte. Es ist wichtig,dass sich nicht nur der Arzt mit dem verordnetenMedikament auskennt, sondern es auchfür den Patienten ideal ist. Für den Arzt istes essentiell, eine Auswahl an Medikamentenzu haben, um auf den individuellen Erkrankungsverlaufjedes Patienten eingehen zukönnen.istockphotoWelche Tipps können SieBetroffenen zur Beobachtungder eigenen Stimmungslagegeben?Ich setze in meiner Praxis sehr oft Stimmungskalenderein. Der tägliche Eintragder eigenen Befindlichkeit hilft bei derAuseinandersetzung mit der eigenen Stimmungslage.Begriffe verständlich erklärt<strong>Bipolare</strong> Störung: Erkrankung, beider sich depressive und manischeEpisoden abwechseln.Manisch-depressive Störung: ÄltereBezeichnung für eine bipolare Störung.Depressive Episode: Mindestenszweiwöchige, zum Teil aber auchmonatelange Phase, in der mehrereSymptome der Depression dauerhaftvorhanden sind.Manische Episode: Mindestens eineWoche dauernde Phase extremgehobener Stimmung.Hypomanische Episode: Schwächerausgeprägte manische Episode.6


WAS WIR MIT EUCH TEILEN WOLLENÖsterreichimmer anders,selten gutWIR ÖSTERREICHER SCHNEIDEN IN LÄNDER-RANKINGS TRADITIONELLERWEISE SCHLECHT AB.MAN DENKE ZUM BEISPIEL AN DIE PISA-STUDIE,AN DIE FUSSBALL-WM ODER SOGAR AN DAS RANKINGDER WETTBEWERBSFÄHIGSTEN WIRTSCHAFTS-STANDORTE. BEI DER PSYCHISCHEN VERSORGUNGIST ES AUCH NICHT ANDERS.Sind wir un(ter)versorgt?Die Versorgungssituation im Bereich psychischeGesundheit in Österreich bleibt auch inZukunft unser Hauptthema. Um das Themaneutral zu beleuchten, führte die IntegratedConsulting Group (ICG) in unserem Auftrageinen Ländervergleich durch, der neben umfangreichenDatenbankrecherchen auch Experteninterviewsumfasste. Die Studie entstandin Kooperation mit dem Bundesministeriumfür Arbeit, Soziales und Konsumentenschutzund der Pensionsversicherungsanstalt.Vergleichsländer waren Italien, Deutschland,Dänemark, Schweden, Finnland, Norwegenund die USA.Der Ländervergleich brachte einige Lückenin Österreichs Versorgungsnetz zum Vorschein.Künftig sind wir nicht nur die Heimatdes Sigmund Freud Museums, sondern aucheines museumsreifen Versorgungssystems.Hier nun eine Kurzzusammenfassung der Ergebnisseder Studie „Seelische Gesundheit inÖsterreich“.Der Mental Health Index –traurig, aber wahrDer Mental Health Index der OECD, der aufDaten der Weltgesundheitsorganisation WHObasiert und auf Erhebungen der EuropäischenStiftung zur Verbesserung der Lebens- undArbeitsbedingungen aufbaut, verweist Österreichgemeinsam mit Italien auf die letztenbeiden Plätze der Vergleichsländer. Italien istzwar das Schlusslicht, aber der Unterschied istminimal.Volkswirtschaflich betrachtetFakt ist, dass psychische Erkrankungen aucheine enorme volkswirtschaftliche Belastungnach sich ziehen. Die Kosten der psychischenErkrankungen beinhalten aber nicht nur diereinen Therapiekosten der Betroffenen,sondern schließen auch den Produktivitätsausfallmit ein.Neben der hohen Anzahlan Invaliditätspensionen,die in den vergangenenMonaten immer wiedermedial diskutiert wurden,muss aber auch die Anzahlder erwerbslosen Betroffenengenauer betrachtet werden. Österreichnimmt nämlich im Ranking der Arbeitslosenratenvon Menschen mit psychischenErkrankungen einen traurigen Spitzenrang ein.Es kann immer besser werden –oder nicht?Psychische Diagnosen sind in Österreich imVergleich zu somatischen Diagnosen mitAlte Strukturen,Facharztmangel,Produktivitätsverlusteund hohe Kosten:Die unerträgliche Schweredes Andersseineiner höherenSteigerungsrateundlängerer Dauer derArbeitsunfähigkeitverbunden. So weit, sogut. Aber das World EconomicForum geht davon aus, dass sich diedurch psychische Erkrankungen entstehendenKosten weltweit mehr als verdoppeln werden.Vergleicht man die volkswirtschaftlichenBelastungen durch nicht-infektiöse Erkrankungenweltweit bis zum Jahr 2030, so stelltman fest, dass die durch psychische Erkrankungenverursachten Kosten rund zehn Malso hoch sein werden wie die Belastungen, diedurch Diabetes verursacht werden. Die durchKrebserkrankungen verursachten Belastungensind gerade einmal halb so groß, wie dieder psychischen Erkrankungen. Man sieht andiesen Zahlen sehr deutlich, dass dringenderHandlungsbedarf gegeben ist.Warum einfach, wenn es auchkompliziert geht?Ein weiteres Fazit der ICG-Studie war, dass dieösterreichische Versorgungsstruktur erheblicheUnterschiede zu den Vergleichsländernaufweist. In Österreich ist im Vergleich zu anderenLändern der Anteil der Allgemeinmedizinerin der Versorgung von Betroffenenam höchsten, wobei wirgleichzeitig die geringste Dichtean Fachärzten für Psychiatrieaufweisen. Die meistenVergleichsländer tendierenauch zur Dezentralisierung,sprich zur stärkeren Einbindungder psychiatrischen Versorgungenin das Allgemeinkrankenhaus.Österreich hinkt diesem Trend aufgrund seinergroßen spezialisierten psychiatrischen Krankenhäuserhinterher und dies in Zeiten, indenen eindeutig bewiesen ist, dass psychischeund somatische Erkrankungen eng verflochtensind.CK Mehr Informationen zu dieser Studie finden sie hier:www.<strong>innenwelt</strong>.at/presse7


WORÜBER WIR DISKUTIERENSUIZID IST KEIN THEMA,DAS MAN AUS ANGST,SCHAM ODER UNSICHER-HEIT MEIDEN SOLLTE.SUIZIDE KANN MANVERHINDERN, INDEM MANOFFEN DARÜBER SPRICHT.Suizid verstehen –SuizidCAROLINE KORNELIVor kurzem wurde der Bericht „AktuelleDaten und Fakten zur Zahlder Suizide in Österreich 2011“veröffentlicht. Der erste Blick in den Berichtsucht einmal nach der Anzahl der Suizideund kommt zu dem Ergebnis, dass sich imJahre 2011 1.286 Menschen das Leben genommenhaben. Man liest auch, dass dieseZahl seit dem Jahr 1987 rückläufig ist undist erleichtert. Es tut sich etwas in unseremLand. Man blättert wieder zum Beginn derStudie von Dr. Nestor Kapusta und stelltfest, dass Prävention auch künftig von Seitendes Bundesministeriums für Gesundheitgroß geschriebenwird, wie manan dem nationalenSuizidpräventionsplan„SuizidpräventionAustria“, kurz SU-PRA, erkennen kann.Auch der Presserathat vergangenen Junidie Richtlinien zurverantwortungsvollenMedienberichterstattung über Suizidin den Ehrenkodex der österreichischenPresse aufgenommen. Es geht etwasweiter. Präventionsinitiativen formensich und arbeiten künftig in Form einerKoordinationsstelle für Suizidpräventionzusammen.Welche Auswirkungen dies künftig habenwird, wird sich noch zeigen. Doch was tunwir, um einen Beitrag zur Suizidpräventionzu leisten? Was können wir – Sie,liebe Leser, und ich – jetzt tun? Sie lesenzunächst bitte weiter, denn sonst hat derArtikel sein Ziel verfehlt.Suizid ist ein sehr ernstes Thema undsollte sensibel diskutiert werden, aber keinesfallssollte man vor Gesprächen überdieses Thema zurückschrecken.Dr. Nestor Kapusta befasst sich an derMedizinischen Universität Wien täglich mitder Erforschung der Suizidalität und beantworteteuns die häufigsten Fragen zumThema Suizidalität.Dr. NestorKapustaMedizinischeUniversität WienWelche Anzeichen können aufSuizidgedanken oder Suizidplänehinweisen?Man kann es am Verhalten der betreffendenPerson erkennen. Anzeichen können ein Rückzugoder eine plötzliche Reduktion des Kontaktssein. Die meisten Suizide werden angekündigt.Das kann eine direkte Äußerung überein Suizidvorhaben sein, aber auch indirekt inForm einer Aussage, wie „Ich mag nicht mehr.Das Leben hat keinen Sinn“ erfolgen.Was kann man tun, wenn jemand imeigenen Umfeld von Suizid spricht?Stimmt es, dass diejenigen, die darübersprechen, nur Aufmerksamkeitwollen und gar keinen Suizid planen?Wenn wir uns Sorgen um jemanden machen,sollten wir die Person auf jeden Fallansprechen. Wenn jemand über Suizidspricht, handelt es sich dabei nicht um einenWunsch nach Aufmerksamkeit, sondern umeinen Hilferuf. Man sollte jede Suizidankündigungernst nehmen, darauf reagieren undsich bemühen, mit der Person ins Gesprächzu kommen. Viele haben Angst, das Themaanzusprechen, aber man kann auch direktfragen: „Ich sehe, dir geht es nicht gut, ist esauch so, dass du daran denkst, dir das Lebenzu nehmen?“. Wichtig ist, dass man sich fürdas Gespräch Zeit nimmt und zuhört.Kann man einen Suizid überhauptverhindern?Ja, man kann einen Suizid verhindern. Suizidalitätheißt nicht, dass sich jemand ganz sicherist, dass er oder sie nicht mehr leben will. Essind ambivalente Gefühle vorhanden: Es gibtden Wunsch, nicht mehr in dieser Form lebenzu wollen, es gibt den Wunsch sich etwas anzutunaber auch sehr häufig einen Wunsch,aus diesem Spannungszustand herauszutreten.Dieser Prozess ist nicht eindeutig gegendas Leben gerichtet, sondern es ist auch ein8


WORÜBER WIR DISKUTIERENverhindernistockphotoWunsch vorhanden, zu leben und Hilfe zubekommen. Das ist der Moment, in dem wirhelfen können.Wie sieht der Zusammenhang zwischenSuizid und psychischen Erkrankungenaus? Nehmen sich nur Menschenmit Depressionen das Leben?Untersuchungen zeigen, dass 70-90 % allerMenschen, die durch Suizid verstorben sind,vorher eine psychische Erkrankung gehabthaben. Etwa zwei Drittel der durch Suizid verstorbenenPersonen waren in ihrem letztenLebensmonat in medizinischer Behandlung.Dies zeigt deutlich, dass psychische Erkrankungenernst genommen und entsprechendbehandelt werden müssen.An wen kann man sich in Krisensituationenwenden?Bevor man das Thema Suizid anspricht, sollteman sich überlegen, wohin man mit derPerson gehen kann und anbieten, sie oder ihnzu begleiten. Das kann ein Facharzt für Psychiatrie,eine psychiatrische Ambulanz oderein Psychotherapeut in der Umgebung sein.In Akutsituationen kann man natürlich jedesKrankenhaus aufsuchen oder eine der Notrufnummernkontaktieren (siehe Seite 2).Was ist im Bereich der Suizidpräventiongeplant?Das Gesundheitsministerium stellte vor kurzemein neues Konzept zur nationalen Suizidpräventionnamens „SUPRA-SuizidpräventionAustria“ vor. Ziel ist es, die rückläufigenSuizidraten noch weiter zu senken. Auf bereitsvorhandene Aktivitäten soll aufgebautwerden und die Kräfte gebündelt werden, ummöglichst viele Bereiche einzubinden. Nebenden Gesundheits- und Wissenschaftsressortssollen auch die Exekutive, das Bundesheer, dieWirtschaft und die Länder in Aktivitäten derSuizidprävention miteinbezogen werden.Bei diesem Artikel wurden die Richtlinien zur Berichterstattung über Suizid eingehalten. Diese finden Sie unter: www.suizidforschung.at/leitfaden.pdfWas soll man Betroffenen ratenoder sagen?Zunächst ist es wichtig, dass man Betroffeneernst nimmt. Es ist hilfreich zu sagen, dassman sich sorgt und Hilfe empfehlen würde.Am wichtigsten ist es jedoch in Kontakt zubleiben bis professionelle Hilfe kommt unddafür zu sorgen, dass die Person nicht alleinegelassen wird.Informationen zum Thema Suizid bietet die<strong>innenwelt</strong> Spezial „Ein Zeichen fürs Leben setzen“.Zu bestellen unter abo@<strong>innenwelt</strong>.at9


WHO IS WHOWas machteigentlich derHauptverband?Hauptverband der österreichischenSozialversicherungsträgerwww.hauptverband.atGENERALDIREKTORDR. JOSEF KANDLHOFERÜBER DIE AUFGABEN:DAZU GEHÖREN E-CARDUND ENTSCHEIDUNGENÜBER MEDIKAMENTE.IRMGARD BAYERWas macht eigentlich der Hauptverbandder österreichischen Sozialversicherungsträger?Man hört und liest Meldungen über seineSpitzenfunktionäre in den Medien. Aber alsPatient hat man nie mit diesem Verband zutun. Das geht auch den allermeisten Ärzten so.Wer in Wien lebt, kennt möglicherweise dasturmartige Gebäude im 3. Bezirk.Der Hauptverband ist die Dachorganisationüber alle Sozialversicherungen in Österreichund damit ein mächtiger Faktor in unseremLand. Es gibt ihn seit 1948. So erklärt es Dr. JosefKandlhofer, der Generaldirektor im Hauptverband,der <strong>innenwelt</strong>. Im Hauptverbandsind alle 19 österreichischen Krankenkassenvertreten, außerdem die AUVA, die sozialeUnfallversicherung und die Pensionsversicherungsanstalt,kurz PVA. Die meisten Österreicherim Ruhestand beziehen ihre Pension überdiese Versicherung. Für die <strong>innenwelt</strong> stand imGespräch mit Kandlhofer das Geschehen imZusammenhang mit der Krankenversicherungim Vordergrund.Gemeinsam verwalten diese Versicherungenein unglaubliches Geldvolumen. Die österreichischenKrankenkassen haben ein Jahresbudgetvon derzeit 15 Mrd. Euro. Die PVAverfügt sogar über ein Budget von 34,1 Mrd.Euro. „Das ist das halbe Bundesbudget“, machtKandlhofer die Dimensionen klar. Obwohl derHauptverband die Dachorganisation über diesegroßen Versicherungsanstalten ist, kann erihnen im Tagesgeschäft wenig vorgeben. Dennim österreichischen Sozialversicherungswesenherrscht die „Selbstverwaltung“. Jede einzelneKasse kann im Rahmen der gesetzlichen Vorgabenihre eigene Politik festlegen. Aber es gibtElemente, die für alle Kassen gelten. Das istzum Beispiel im Medikamentenbereich so: Hiergibt der „Erstattungskodex“ vor, welche Medikamentevon den Krankenkassen „erstattet“,d.h. bezahlt werden. Die Entscheidungen überdie medikamentösen Therapiemöglichkeitenin Österreich werden also im Hauptverbandgetroffen. Aber bei Heilbehelfen oder bei Kuraufenthaltenkann jede Krankenversicherungihre eigenen Entscheidungen treffen. So kannes schon passieren, dass die eine Krankenkassebei einem bestimmten Sachverhalt einen Kuraufenthaltgenehmigt, eine andere aber nicht.Bessere Lösungen für psychischeKrankheiten„Wir haben kein eigenes operatives Geschäft“beschreibt Kandlhofer die Position des Hauptverbands.Demgemäß hat der Hauptverbandauch „nur“ 310 Mitarbeiter, alle Sozialversicherungsträgerzusammen zählen rund 27.000.Der Hauptverband konzentriert sich auf zentraleAufgaben. Man koordiniert die einzelnenVersicherungsträger, man hat eine gewisseRichtlinienkompetenz, wo Maßstäbe vorgegebenwerden. „Psychische Krankheiten sindein Problemgebiet, an dem wir arbeiten“, sagtKandlhofer zum Beispiel. Burnout werde immerhäufiger diagnostiziert, gleichzeitig werdenüber zwei Drittel aller Psychopharmakavon den Allgemeinmedizinern verschrieben. ImGespräch mit den Kassen will man hier bessereLösungen suchen.Der Hauptverband vertritt die Interessender Sozialversicherung gegenüber dem Staatund der Politik.Elektronische Gesundheitsakte vorBeschluss?Der Hauptverband ist vor allem auch Datendrehscheibe.Alle Daten über Krankheiten unddazugehörige Leistungen im Rahmen der Krankenversicherungsind zentral im Hauptverbandvorhanden. Das bisherige Meisterstück imDatenmanagement war die Einführung der e-card im Jahr 2005. Praktisch jeder Österreicherhat sie, praktisch alle sind damit zufrieden. Alsnächstes soll die Verwirklichung von ELGAfolgen, der „elektronischen Gesundheitsakte“.Über diesen Schritt wird seit mehreren Jahrenheiß diskutiert. Kandlhofer ist sich jedochsicher, dass die Umsetzung nun unmittelbarbevorsteht: „Das Gesetz wird noch heuer beschlossen.“E-card und ELGA sind direkte Kompetenzdes Hauptverbandes. In vielen anderenFragen könne der Hauptverband den Kassenaber nichts vorgeben. Da, so Kandlhofer, braucheman einfach „das bessere Argument.“ Dr. JosefKandlhoferGeneraldirektor10


WORÜBER MAN SPRICHTVerantwortung übernehmen für das„Glaserl zu viel“!DER VEREIN „ALKOHOL OHNE SCHATTEN“PLÄDIERT FÜR EINEN VERANTWORTUNGSVOLLENUMGANG MIT ALKOHOL.In Österreich gelten 340.000 Menschen alsalkoholkrank und etwa 735.000 Österreicherkonsumieren Alkohol regelmäßig und ingesundheitsschädigendem Ausmaß.Dennoch ist vielen Österreichern nicht bewusst,dass die Alkoholkrankheit eine schwerechronische Erkrankung ist, die therapiert werdenmuss.Um die Bewusstseinsbildung in unserer Bevölkerungvoran zu treiben,wurde der Verein„Alkohol ohne Schatten“gegründet. „DasBewusstsein, dass dieAlkoholkrankheit nichteine ‚Charakterschwäche‘oder ‚Willensschwäche‘ ist, sondern einehochkomplexe, ernst zu nehmende psychischeErkrankung, die möglichst frühzeitig diagnostiziertund behandelt werden sollte, ist allerdingsnoch viel zu wenig verbreitet“, so Prim.Univ.-Prof. Dr. Michael Musalek (Institutsvorstandund Ärztlicher Leiter am Anton ProkschInstitut, Wien, Europas größter Suchtklinik),der die Präsidentschaft des Vereins übernommenhat.Ziel von „Alkohol ohne Schatten“ ist keineswegs,den Alkoholkonsum zu verdammensondern wie der Name des Vereins zeigt, sollein genussvoller und verantwortungsvollerUmgang mit Alkohol vermittelt werden. EineReduktion der konsumierten Alkoholmengekann ebenfalls Therapieziel sein.Der Verein widmet sich daher vorwiegendder Aufklärung und bietet Informationen zurAlkoholproblematik und Früherkennung vonAlkoholproblemen sowie den Möglichkeitenzur Suchtvermeidung bzw. Frühintervention.Die Serviceleistungen des Vereins stehen Betroffenenund Angehörigen zur Verfügung.Den Vorstand des Vereins bilden Dr. BarbaraDegn (Österreichische Gesellschaft fürAllgemeinmedizin), Ass.-Prof. Dr. AndreasKlein (Institut für Systematische Theologieund Religionswissenschaft der Evangelisch-Theologischen Fakultät, Universität Wien),Univ.-Prof. Dr. Sepp Leodolter (Univ.-Klinikfür Frauenheilkunde, AKH Wien), A.o. Univ.-Prof. Dr. Bernhard Ludvik (Univ.-Klinik fürInnere Medizin, AKH Wien), Dr. Georg Psota(Psychosozialer Dienst, Wien), Mag. WolfgangMaierhofer (MedMedia Verlag und MediaserviceGmbH).Den Ehrenschutz hat Bundesminister RudolfHundstorfer, Bundesministerium fürArbeit, Soziales und Konsumentenschutzübernommen.Wie eng die Alkoholkrankheit in Verbindungzu anderen psychischen Erkrankungen steht,zeigt die Häufigkeitder Komorbiditäten,sprich zusätzlichenErkrankungen bei denBetroffenen. „Bis zu75 % der Frauen undmehr als 50 % derMänner, die sich in stationäre Therapie begeben,weisen bereits zumindest eine komorbideStörung auf. Viele von ihnen habenmindestens zwei zusätzliche psychische Erkrankungen,besonders häufig Depressionund Angststörungen. Bis zu 50 % der Alkoholkrankenhaben Borderline- oder antisozialePersönlichkeitsstörungen. Die Suizidratebei Alkoholkranken beträgt bis zu 35 %.Besonders häufig sind andere Abhängigkeitserkrankungenwie Nikotinabhängigkeit mitbis zu 85 % und Medikamentenmissbrauchmit bis zu 40 %.“ so Musalek.www.alkoholohneschatten.atPrim. Univ.-Prof.Dr. MichaelMusalekTrotz der enormen Zahl an Betroffenenin Österreich sind der übermäßige Alkoholkonsumund seine gesundheitsschädigendenAuswirkungen großteils tabuisiert. OffeneGespräche zur Verbesserung der Situationsind daher das Ziel der Aufklärungstätigkeitenvon „Alkohol ohne Schatten“. Eine früheBehandlung der Alkoholkrankheit hilft denPatienten, das oberste Ziel der Suchtbehandlungzu erreichen: Einen kompetenten,kritikvollen und zielführenden Umgang mitWunsch und Verzicht.CK Bring Freudins Leben!Dr. Gerald Pailwww.psy1.netDer Psychiater-Mangelbedroht die Gesundheitder ÖsterreicherDer Anteil der Personen, welche Invaliditätspensionaufgrund von psychischen Erkrankungen inAnspruch nehmen, stieg in den letzten beidenJahrzehnten von 20 % auf 54 %. Eine besondereSchwierigkeit in der Gewährleistung der Versorgungstellt die Verfügbarkeit von Fachärzten fürPsychiatrie und psychotherapeutische Medizindar. Während schon heute Psychiater die beiPatienten gefragteste Gruppe an Medizinerndarstellen, wird sich der in Europa drohendeÄrztemangel besonders in diesem Bereich zuspitzen.Laut einer Studie des Institutes für HöhereStudien, welche von der ÖsterreichischenGesellschaft für Neuropsychopharmakologieund Biologische Psychiatrie in Auftrag gegebenwurde, werden in Österreich im Jahre 2030,auch bei moderater Berechnung des Bedarfes,340 Fachärzte für Psychiatrie fehlen! Derzeitgibt es insgesamt 1.062 Psychiater in ganzÖsterreich. Die Differenz entsteht sowohl ausder Zunahme der Erkrankungshäufigkeit bzw. derenpsychosoziale Bedeutung als auch aus demMangel an Nachwuchsmedizinern. Dies hatzur Folge, dass es für Betroffene zu längerenWartezeiten und zu eventuell kürzeren Gesprächszeitenkommen wird.Die Ursachen für den Psychiater-Mangel sindvielfältig. Einerseits werden psychiatrische Institutionenund ihre Patienten nach wie vor vonTeilen der Öffentlichkeit diskriminiert. Andererseitswerden Psychiater im Vergleich zu Fachärztenanderer Fachrichtungen schlechter entlohnt.Diese Tatsache wird maßgeblich von derErstattung von privaten Versicherungsträgernverursacht, welche psychische Erkrankungen(z. B. Sucht) regelmäßig von den vereinbartenLeistungen ausnehmen und damit sowohl Patientenals auch Ärzte ungleich behandeln.Eine Lösung dieser Problematik ist nur durchEntstigmatisierung von psychischen Erkrankungenund gesetzlich abgesicherte Gleichstellungzu erreichen. Zudem gilt es, die Attraktivität dieserFachrichtung für Jungmediziner zu erhöhen.Diskutieren Sie mit Dr. Gerald Pail auf derFacebook Seite der <strong>innenwelt</strong>!11


<strong>innenwelt</strong>Talk & SommerfestGESUNDHEITSPOLITIKGEHT UNS ALLE AN.DOCH WER KÜMMERT SICHUM DIE BETROFFENENVON PSYCHISCHENERKRANKUNGEN?CAROLINE KORNELIDiese Frage stand im Zentrum des <strong>innenwelt</strong>Talks, der am 13. Juni 2012 im Volksgartenstattgefunden hat. Barbara Stöckl moderiertedie Podiumsdiskussion, die im Vorfeld des<strong>innenwelt</strong> Sommerfestes veranstaltet wurde.Diskussionsteilnehmer waren Silvia Ninaus(Burnout-Betroffene), Mag. Martin JohannesZach (Vertreter des Bundesministeriums fürArbeit, Soziales und Konsumentenschutz) undDr. Silvia Eder (Chefärztin der BurgenländischenGebietskrankenkasse). Auch Univ.-Prof.Dr. Michael Kunze (Sozialmedizin, UniversitätWien), Mag. Ulla Konrad (BerufsverbandÖsterreichischer PsychologInnen), Prim.Dr. Christa Rados (Österreichische Gesellschaftfür Psychiatrie und Psychotherapie) undMag. Beate Hartinger-Klein (Unternehmensberatung,ehem. Hauptverband der österreichischenSozialversicherungsträger) standenden anwesenden Gästen Rede und Antwort.Es herrschte Einigkeit darüber, dass die Versorgungssituationeiniger Verbesserungen bedarfund von Seiten der Krankenkassen mehrfinanzielle Mittel für die psychische Gesundheitder Gesellschaft aufgewendet werdenmüssen.Silvia Ninaus, Burnout-Betroffene, eröffnetedas Gespräch und schilderte, wie sie Hilfesuchte, als es bei ihr zu einem körperlichenund seelischen Zusammenbruch kam.„Ich habe zuerst im Internet nach Hilfe gesucht.Dort habe ich meine Therapeutin gefundenund hatte großes Glück, gleich eineWoche später einen Termin zu bekommen.Anderen Betroffenen geht es aber nicht so.“Mag. Beate Hartinger-Klein, ehem. Hauptverbandder österreichischen Sozialversicherungsträger,betont „Es gibt den MentalHealth Index der OECD und da ist Österreichneben Italien ganz eindeutig das Schlusslichtin Europa. Es muss strukturell die finanzielleSituation unseres Gesundheitssystems gelöstwerden. Auch die Trennung zwischen Krankenversicherungund Pensionsversicherung istein Problem. Würde man von Anfang an dieInvaliditätspensionen mitbedenken, könnteman längerfristig Kosten sparen.“Mag. Martin Johannes Zach, Bundesministeriumfür Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz:„Wir haben bei den Invaliditätspensionen30.000 Neuzugänge pro Jahr.Die orthopädischen Ursachen haben abgenommen,dafür haben sich die psychischenUrsachen verdreifacht. Wir haben mit einermassiven Steigerung zu kämpfen.“12


WORÜBER WIR UNS GEFREUT HABENDr. Silvia Eder (Chefärztin der BurgenländischenGebietskrankenkassa) betont als Vertreterinder Krankenkassen: „Es ist besonderswichtig, dass die Basisversorgung qualitativhochwertig ist. Der praktische Arzt ist ersteAnlaufstelle und soll dementsprechend ausgebildetwerden. Da ist auch die Ärztekammeram Zug.“Brisant diskutiert wurden die Kosten derBehandlung einer psychischen Erkrankung.Prim. Dr. Christa Rados: „Es wird immerüber die Kosten der Therapie gesprochen.Aber keiner bemerkt, dass wir neben demmassiven seelischen Leid der Betroffenenauch sehr viele versteckte Kosten verhindern:Krankenhauskosten, Ausfallzeiten etc. Darüberwird nicht gesprochen!“O. Univ.-Prof. Dr. Kunze stellte fest: „Geldgibt es genug, es muss nur anders verteiltwerden. Gesundheitspolitik geht uns alle an.“Frau Mag. Ulla Konrad, Berufsverband derÖsterreichischen PsychologInnen, brachtev.l.n.r.: Mag. Ulla Konrad, Dr. Silvia Eder, Mag. Martin Johannes Zach, Mag. Beate Hartinger-Klein,Barbara Stöckl, Silvia Ninaus, Prim. Dr. Christa Rados, o.Univ.-Prof. Dr. Michael Kunzezum Schluss der Diskussion die Einwürfe desPublikums, in dem sehr viele Betroffene undSelbsthilfegruppen vertreten waren, auf denPunkt: „Die Versorgung ist eine Unterversorgung.So ist es in der Psychiatrie und der Psychologie.Psychische Erkrankungen sind leiderimmer noch Erkrankungen zweiter Klasse. Esgibt von Seiten der Krankenkassen einfachviel zu wenig Verständnis für die Betroffenen!Da muss ein Umdenken her!“Unterhaltsamer Höhepunkt des Sommerfestswar der Auftritt von Körpersprache-Experte Stefan Verra, der sogar Schauspielerund Kabarettist Christoph Fälbl zum Mitmachenanimierte. Im Anschluss an den Auftrittvon Stefan Verra gab es beim Buffet vonCatering MAX Gelegenheit zum Austauschund zur Vernetzung. Ziel war es, bei der Auswahldes Caterings und Blumenschmucks Organisationeneinzubinden, die sich im Bereichpsychische Gesundheit engagieren. CateringMAX ist ein sozialökonomischer Betrieb,dessen Träger pro mente Wien ist und der inZusammenarbeit mit dem AMS Wien geführtwird. Die Blumenarrangements wurden vonunverblümt LOK zusammengestellt. Catering MAX: www.restaurant-max.atunverblümt LOK: http://lok-unverbluemt.at/13


Gerhard Huber hat seine eigenen Erfahrungen mit Burnout und Depression bereitsin seinen zwei Büchern mit der Öffentlichkeit geteilt. Seine persönliche Geschichtebewegte Huber dazu, sich für die Gleichstellung von psychischen und körperlichenErkrankungen einzusetzen. Neben öffentlichen Lesungen versucht er auch politisch einUmdenken hervorzurufen und hat deshalb zwei Bürgerinitiativen ins Leben gerufen.Wir hoffen, dass auch ihr seine beiden Bürgerinitiativen „Psychotherapie aufKrankenschein/e-card“ und „Für die Schaffung eines Antimobbinggesetzes“ unterstützt!Informationen zu den Bürgerinitiativen findet man hier:www.burnout-depressionen-fluch-oder-segen.at/buergerinitiativen.htm„Drüberleben. Depressionen sind doch kein Grund, traurig zu sein.“von Kathrin Weßling ist ein Buch, das kaum aus der Hand zu legen ist.Dies ist besonders in unserem Metier eine Seltenheit, denn die Thematik„psychische Erkrankungen“ bringt von Natur aus eine Schwere mit sich,die Bücher allzu oft aus der Hand fallen lässt. Kathrin Weßling hingegenschreibt sich Zeile für Zeile näher an den Leser und das in einer Sprache,die der Realität Schönheit verleiht. Die Hauptfigur Ida nimmt uns mit ineine psychiatrische Klinik und teilt neben ihrem Gedankenkarussell auchdie Erfahrungen des Therapiertwerdens, die Erlebnisse mit Mitpatientenund die ständige Suche nach der „Normalität“, von der alle sprechen.Goldmann VerlagUVP: € 17,50ISBN: 978-3-442-31284-9Diesesmal gibt es eineUmfragezurinnenweweltlt.Beantwtworortet unsereren Fragebogenzurinnnnenenweweltund sagt unsns, wasihr gerne künfnftig inderinnenenwelelt lesen wollllt.Zu gewinnen gibt esnatürlich auchwiieder etwas.www.w.ininnenwnwwelt.at/umfrage14colourbox


DEPRESSIONSIONANGSTS ZWANGS SUIZID BIPOL SCHIZOPHRENIE DEMENZ SUCHTERKRALA S HL BURN-OUTENTDIZ NISCHEHoher Druck,wenig SpielraumNeue AK Studie deckt psychischeBelastungen am Arbeitsplatz aufSozialminister Hundstorferim GesprächWie uns seine Initiative “fit2work”machen willWas uns bewegtNews, Updates undBuchtipps direkt ausder RedaktionJuni 2012WAS NICHT FEHLEN DARFBlick in meineInnenweltFoto Hofer InnsbruckZur PersonDr. med. univ. Artur Wechselbergergeboren 1952 in Hall in Tirolseit 1981 niedergelassener Arzt fürAllgemeinmedizin in InnsbruckKassenvertragsarztAdditivfach GeriatrieFachschwerpunkte neben der Geriatrie:Sportmedizin und ArbeitsmedizinLehrbeauftragter für Allgemeinmedizin ander Medizinischen Universität Innsbruckseit 1990 Präsident der Ärztekammerfür Tirol2007-2012 1. Vizepräsident derÖsterreichischen Ärztekammerseit 2012 Präsident der ÖsterreichischenÄrztekammerSEIT JUNI IST DR. ARTUR WECHSELBERGERDER NEUE ÄRZTEKAMMERPRÄSIDENT.DAMIT IHN UNSERE LESER BESSER KENNEN LERNEN,GEWÄHRT ER UNS EINBLICKE IN SEINE INNENWELT.Was bedeutet für Sie psychischeGesundheit?Die Weltgesundheitsorganisation WHO definiertGesundheit als einen Zustand vollständigenphysischen, geistigen und sozialenWohlbefindens, der sich nicht nur durch dieAbwesenheit von Krankheit oder Behinderungauszeichnet. Gerade bei der psychischenGesundheit befinden sich Menschen häufigim Grenzbereich zwischen Krankheit und fehlendemWohlbefinden. Ein Grenzbereich, dersich aufgrund der Belastungen aus Lebensumständenwie dem sozialen Umfeld oderder Arbeitssituation in den Krankheitsbereichverschieben kann. Flächendeckende Behandlungsmöglichkeitenohne Stigmatisierungim Krankheitsfall sowie ein verständnisvollesUmfeld bei fehlendem seelischem Wohlbefindensollen zum umfassenden Gesundheitszustand,wie es die WHO beschreibt, beitragen.Was tun Sie für Ihre „Innenwelt“?Durch Regeneration im Kreise der Familie,Kontakt mit Freunden und Entspannung inder Natur, wie auch durch ablenkende oderinspirierende Literatur, versuche ich seelischenGleichklang zu finden. Oft helfen mirauch Gelassenheit und Gleichmut gegenüberexternen Belastungsfaktoren.Betroffenen von psychischenErkrankungen und deren Angehörigenwollte ich schon immer sagen…Verlieren Sie nicht den Mut und die Hoffnung!Psychische Erkrankungen sind heute sehrgut behandelbar. Unser Gesundheits- undSozialsystem bietet ein vielseitiges Hilfsangebot.Gerade den Angehörigen versucheich zu vermitteln, wie wichtig ihre Mithilfezur Stabilisierung einer psychischen Erkrankungist.Bitte senden Sie mir die <strong>innenwelt</strong>im Gratis-Abo zu:VornameNachname<strong>innenwelt</strong>nenNEUAUFLAGE!AKTUALISIERTE UNDERGÄNZTE AUSGABE!MEHR FAKTEN –MEHR SERVICE.wege zur ANGSTSTÖRUNGSTÖRUNG ZWANG STÖRUNG BIPOLARE STÖRUNG SCHIZOPHRENIE SUCHTERKRANKUNG ALKOHOLISMUS SCHLAFSTÖRUNG MEDIKAMENTÖSE THERAPIE MEDIZINISCHE IN PSYCHOTHERAPIEseelischenegesundheiteit12Z039214 FDAS MAGAZIN FÜR SEELISCHE GESUNDHEIT UND LEBENSQUALITÄT<strong>innenwelt</strong>Wer kümmert sich ummeine Seele?13Postentgeltbeim EmpfängereinhebenStraße/Nr.PLZ/OrtTel.Redaktion <strong>innenwelt</strong>Postfach 124A-1200 WienE-MailDatumUnterschriftMit dieser Unterschrift erklären Sie sich bereit, Ihre Kontaktdaten der Initiative <strong>innenwelt</strong> für die Zusendung aktueller Informationenzum Thema seelische Gesundheit zur Verfügung zu stellen.Gemäß § 28 DSG sind Sie jederzeit berechtigt, gegen die Datenverwendung Widerspruch zu erheben. Diese richten Sie bitte an:Redaktion <strong>innenwelt</strong>, Postfach 124, A-1200 Wien.15


<strong>innenwelt</strong>Initiative für seelische Gesundheit und LebensqualitätDie Plattform <strong>innenwelt</strong> informiert und unterstützt Menschen mitseelischen Erkrankungen und engagiert sich für ihre Gleichstellungund das Recht auf optimale medizinisch-therapeutische Versorgung.Schauen Sie rein!Magazin • Homepage • FacebookGratisAboBestellen Sie Ihr Gratis-Abo unter abo@<strong>innenwelt</strong>.atWDD-1874 10/2012www.<strong>innenwelt</strong>.atwww.facebook.com/<strong>innenwelt</strong>

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