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leben in der anderen - innenwelt magazin

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<strong>in</strong>nenwelt<strong>leben</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> an<strong>der</strong>enWAS IST SCHIZOPHRENIEURSACHENANZEICHENDIAGNOSEKRANKHEITSVERLAUFBEHANDLUNGSSTRATEGIENLEBEN MIT SCHIZOPHRENIELEITFADEN FÜR ANGEHÖRIGEschizophreniewirklichkeit


SCHIZOPHRENIEINHALT4 Wissen – <strong>der</strong> erste Schrittzu mehr VersändnisUniv.-Prof. Dr.W. Wolfgang Fleischhacker7 Sprachbil<strong>der</strong> – Betroffeneüber das Leben <strong>in</strong> <strong>der</strong>an<strong>der</strong>en Wirklichkeit8 Prognose – möglichst früh(be-)handelnUniv.-Prof. Dr.Johannes Wancata10 Therapie – <strong>der</strong> Weg zurück<strong>in</strong>s „normale“ LebenPrim. Univ.-Prof. Dr.Hans Rittmannsberger12 Alltag – Leben mitvielen FacettenPrim. Univ.-Prof. Dr.Michael Musalek14 Angehörige – unterstützenund loslassenAo. Univ.-Prof. Dr. Mart<strong>in</strong>a Hummerssen,hubladenzur Außenwelt – das führt zu dem, wasMitmenschen als „Wahnideen“ bezeichnen.Erkrankte s<strong>in</strong>d von ihrer Wirklichkeitfelsenfest überzeugt, die Verständigungund die Kommunikation mit <strong>der</strong> Umweltwerden dadurch erheblich bee<strong>in</strong>trächtigt.Dass man ihnen e<strong>in</strong>e erhöhte Gewaltbereitschaftunterstellt, verstärkt die sozialeDistanz. Die „Gefährlichkeit“ Schizophrenerist jedoch ebenso e<strong>in</strong> Mythos wiedie Behauptung, Schizophrenie wäre nichtbehandelbar.Mit <strong>der</strong> Diagnose Schizophrenie konfrontiertzu werden erschüttert und irritiertBetroffene wie Angehörige gleichermaßen.So s<strong>in</strong>nvoll und nützlich die E<strong>in</strong>teilung<strong>in</strong> Krankheitskategorien auch ist –noch wichtiger ist es, den Patienten <strong>in</strong> se<strong>in</strong>erGesamtheit, mit all se<strong>in</strong>en Facetten,Erfahrungen und Bedürfnissen wahrzunehmen.„Dem Leiden des Patienten e<strong>in</strong>enpathologisierenden Namen zuzuordnenImpressum: Innenwelt: Informationen zum Thema Psyche für Betroffene, Angehörige und Ärzte. Eigentümer:Initiative Welt <strong>der</strong> Depression, unterstützt von Lundbeck Austria, Postfach 12, 1201 Wien. Redaktion: Katja Beran(Chefredaktion), Franziska Spr<strong>in</strong>ger. Fotos: phase5. Art Direction: Michael Beran/phase5. Grafik und DTP: DanielaToth/phase5. Lektorat: Mag. Andrea Crevato. Redaktionsanschrift: Sommerergasse 14, 1130 Wien. E-Mail:redaktion@<strong>in</strong>nenwelt.at.Offenlegung nach §15, Abs. 1-4, Mediengesetz: Grundlegende Richtung des Mediums: Mediz<strong>in</strong>ische Informationen undWissenswertes für das Leben mit seelischen Erkrankungen. Entwurf, Satz: Redaktion Innenwelt, 1130 Wien. Druck:Druckerei Bauer, 1110 Wien.Alle Texte und Beiträge <strong>in</strong> <strong>der</strong> Innenwelt wurden nach bestem Wissen und Gewissen erstellt. Irrtümmer s<strong>in</strong>d jedoch vorbehalten.Alle Angaben s<strong>in</strong>d ohne Gewähr. Jegliche Haftungsansprüche, <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e auch solche, die sich aus denAngaben zu Krankheitsbil<strong>der</strong>n, Diagnosen und Therapien ergeben könnten, s<strong>in</strong>d ausgeschlossen.birgt stets die Gefahr, den Menschen h<strong>in</strong>ter<strong>der</strong> Etikettierung zu vergessen“, erklärt<strong>der</strong> Psychiater Univ.-Prof. Dr. MichaelMusalek, Präsident <strong>der</strong> ÖsterreichischenGesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie.„Die Diagnose Schizophreniedarf ke<strong>in</strong>e ,Schublade‘ se<strong>in</strong>, denn das führtletztendlich zu Stigmatisierung und Ausgrenzung“,so Musalek. Zumal die Symptomatik<strong>der</strong> Erkrankung sehr vielfältig ist.Auch wenn bestimmte Symptome immerwie<strong>der</strong> vorkommen, gibt es ke<strong>in</strong> e<strong>in</strong>heitlichesKrankheitsbild mit e<strong>in</strong>em typischenKrankheitsverlauf. Musalek: „Im Vor<strong>der</strong>grundsteht daher stets die <strong>in</strong>dividuellrichtige Therapie, die dem Betroffenen denWeg zurück <strong>in</strong>s ,normale‘ Leben ermöglichensoll.“ E<strong>in</strong> Navigator auf diesem Wegwill Ihnen diese <strong>in</strong>nenwelt spezial se<strong>in</strong>.Wissenswertes zur Schizophrenie auserster Hand, von Österreichs renommiertestenExperten, f<strong>in</strong>den Sie auf den folgendenSeiten.Lundbeck Austriaist e<strong>in</strong> Unternehmen, das sich <strong>in</strong>tensivmit <strong>der</strong> Behandlung psychischerErkrankungen ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzt.Neben <strong>der</strong> Forschung und Entwicklungmo<strong>der</strong>ner Therapienmacht sich das Unternehmenauch für die Entstigmatisierungund Enttabuisierung psychischerLeiden stark. Ziel ist, mehr gesellschaftlicheAkzeptanz zu erreichenund Betroffenen den Zugang zumo<strong>der</strong>nen Therapien zu ermöglichen.Wirdanken Lundbeck Austriafür die Unterstützung bei diesemredaktionellen Projekt.


Wissen – <strong>der</strong> erste Schri© ECHO/Friedle4 I N N E N W E L TUNIV.-PROF. DR. W.WOLFGANGFLEISCHHACKERUniversitätskl<strong>in</strong>ik für PsychiatrieAnichstraße 35, A-6020 InnsbruckTel.: +43.512.5042-3669E-Mail:wolfgang.fleischhacker@i-med.ac.atwww.uibk.ac.at/psychiatrieGRUNDSÄTZLICHESWAS IST SCHIZOPHRENIE?Kaum e<strong>in</strong>e psychische Krankheit ist sosehr mit Mythen und Missverständnissenbehaftet wie die Schizophrenie. So wirddieses Leiden nach wie vor fälschlicherweisemit Persönlichkeitsspaltung gleichgesetzt.Doch die literarischen „Vorbil<strong>der</strong>“Jekyll & Hyde spiegeln <strong>in</strong> ke<strong>in</strong>er Weise denCharakter e<strong>in</strong>er Schizophrenieerkrankungwi<strong>der</strong>. Ebenso weit verbreitet – und ebensofalsch – ist die Me<strong>in</strong>ung, Schizophreniesei unbehandelbar. Dem ist entgegenzuhalten:Schizophrenie ist zwar nicht heilbar,aber bei entsprechen<strong>der</strong> Behandlungkönnen sich die Symptome häufig wie<strong>der</strong>zurückbilden.Schizophrenie ist e<strong>in</strong>e schwere psychischeErkrankung, bei <strong>der</strong> die gesamte Gefühlswelt,die gesamte Persönlichkeit betroffenist. Denken, Selbst- und Fremdwahrnehmung,Fühlen, Kommunikation und Er<strong>leben</strong>des Betroffenen sowie die <strong>in</strong>tellektuellenFähigkeiten s<strong>in</strong>d gestört – <strong>der</strong>Patient baut sich se<strong>in</strong>e eigene, falsche,„ver-rückte“ Wirklichkeit auf. Die Klarheitdes Bewusstse<strong>in</strong>s ist dabei <strong>in</strong> <strong>der</strong> Regeljedoch nicht bee<strong>in</strong>trächtigt.Durch die falsche Wahrnehmung <strong>der</strong>Realität s<strong>in</strong>d die Betroffenen oft nichtmehr <strong>in</strong> <strong>der</strong> Lage, e<strong>in</strong>e „normales“, selbstständigesLeben zu führen. Die darausresultierenden sozialen Konsequenzenwiegen schwer: Die Erkrankten fallen ausdem Berufs<strong>leben</strong> heraus, Partnerschaftenund Familien zerbrechen.WELCHE UNTERFORMEN DERSCHIZOPHRENIE GIBT ES?Das Ersche<strong>in</strong>ungsbild <strong>der</strong> Schizophreniekann <strong>in</strong>sgesamt sehr „bunt“ se<strong>in</strong>, die Übergängezwischen den unterschiedlichenSubformen s<strong>in</strong>d oft fließend:• Paranoide Schizophrenie (häufigsteForm): ist gekennzeichnet durch dauerhafteparanoide Wahnvorstellungen (Verfolgungs-,Vergiftungs-, Bee<strong>in</strong>trächtigungs-,Beziehungswahn), oft <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dungmit akustischen Halluz<strong>in</strong>ationenund an<strong>der</strong>en Wahrnehmungsstörungen.• Hebephrene Schizophrenie: beg<strong>in</strong>nt meistim Jugendalter und umfasst Störungendes Affekts, Antriebs und Denkens. DerPatient wirkt zerstreut, ziel- und planlos.Die Unterscheidung zwischen hebephrenerSchizophrenie und normalen, nichtkrankhaften Pubertätsschwierigkeiten istoftmals schwierig.• Katatone Schizophrenie: Der Patient leidetvor allem an (psycho-)motorischenStörungen, z.B. Haltungsstereotypien(eigenartige Haltungen werden e<strong>in</strong>genommenund über lange Zeit beibehalten),Stupor (kaum o<strong>der</strong> gar ke<strong>in</strong>eBewegungsaktivität) o<strong>der</strong> Rigidität(Beibehalten e<strong>in</strong>er starren Haltung). Eskönnen auch starke Erregungszuständeauftreten, bei denen <strong>der</strong> Betroffene ständigmotorisch aktiv ist („Bewegungssturm“).• Schizophrenia simplex: setzt im frühenErwachsenenalter e<strong>in</strong> und schreitet langsamfort. Die Umwelt empf<strong>in</strong>det denErkrankten als „verschroben“ und „seltsam“– soziale Isolation des Betroffenenist die Folge.• Undifferenzierte Schizophrenie: ist ke<strong>in</strong>eman<strong>der</strong>en Subtypen zuordenbarWIE VIELE MENSCHEN LEIDEN ANDIESER ERKRANKUNG?0,8% <strong>der</strong> Bevölkerung erkranken, statistischgesehen, irgendwann <strong>in</strong> ihrem Lebenan Schizophrenie. Da die Häufigkeit <strong>der</strong>Schizophrenie auf <strong>der</strong> ganzen Welt etwagleich ist, wären <strong>in</strong> Österreich etwa80.000 Menschen von dieser Erkrankungbetroffen. Die Ersterkrankung tritt meist <strong>in</strong><strong>der</strong> Übergangsphase zwischen JugendundErwachsenenalter (zwischen 16 und30 Jahren) auf. Frauen erkranken <strong>in</strong> <strong>der</strong>Regel häufiger, jedoch im Schnitt vier bisfünf Jahre später und auch weniger schwerals Männer.IST SCHIZOPHRENIE HEILBAR?Schizophrenie ist zwar nicht heilbar, aberBetroffene, die konsequent und langfristigihre Therapie verfolgen, haben e<strong>in</strong>e sehrgute Chance, e<strong>in</strong> selbstständiges, „norma-


SCHIZOPHRENIEtt zu mehr Verständnisles“ Leben zu führen. Bei etwa 20% allerErkrankten treten nach dem Abkl<strong>in</strong>gen <strong>der</strong>ersten Krankheitsphase nie wie<strong>der</strong> schizophreneEpisoden auf. Bei weiteren 50% tretenmehrfach Episoden auf, die aber relativleicht wie<strong>der</strong> <strong>in</strong> den Griff zu bekommens<strong>in</strong>d. Die restlichen Patienten sprechenselbst auf e<strong>in</strong>e optimale Behandlung nichtgut an, was zu chronischer Erkrankung undBeh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung führen kann.Die Erfahrung zeigt, dass Männer <strong>in</strong>sgesamte<strong>in</strong>e etwas schlechtere Prognose haben alsFrauen. Gründe dafür könnten die höhereVulnerabilität (Empf<strong>in</strong>dlichkeit), die höhereAggressivität und die ger<strong>in</strong>gere Krankheitse<strong>in</strong>sichtvon Männern se<strong>in</strong>. Es spieltauch e<strong>in</strong>e Rolle, dass es bei weiblichenPatienten <strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel später zur Erstmanifestation<strong>der</strong> Erkrankung kommt. Dadurchhaben sie mehr Zeit gehabt, psychosozialeKompetenzen zu erwerben – was denVerlauf <strong>der</strong> Erkrankung e<strong>in</strong>deutig positivbee<strong>in</strong>flusst.URSACHENWAS SIND DIE URSACHENFÜR SCHIZOPHRENIE?E<strong>in</strong> Erklärungsversuch für die Schizophrenieerkrankungist das so genannteVulnerabilitäts-Stress-Cop<strong>in</strong>g-Modell.Unter Vulnerabilität versteht man e<strong>in</strong>eerhöhte Sensibilität o<strong>der</strong> Verletzlichkeit.Der Betroffene zeigt sich gegenüberUmweltfaktoren beson<strong>der</strong>s empf<strong>in</strong>dlichund verfügt über e<strong>in</strong>e verm<strong>in</strong><strong>der</strong>teFähigkeit, mit Stress umzugehen. DieUrsache für diese Übersensibilität ist wohl<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Komb<strong>in</strong>ation biologischer, psychologischerund sozialer Faktoren zusuchen.E<strong>in</strong>en biologischen Grund vermutet manunter an<strong>der</strong>em <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Stoffwechselstörungim Gehirn. Der BotenstoffDopam<strong>in</strong> wird – nach allem, was manheute weiß – <strong>in</strong> Stresssituationen übermäßigausgeschüttet. Das wie<strong>der</strong>um führtdazu, dass das Gehirn mit <strong>der</strong> Verarbeitung<strong>der</strong> im Übermaß übermittelten Informationenund Reize überfor<strong>der</strong>t ist. Auf <strong>der</strong>erhöhten Dopam<strong>in</strong>produktion basiertübrigens auch die medikamentöse Therapie.Auch e<strong>in</strong>e genetische Disposition giltals Risikofaktor für e<strong>in</strong>e spätere Schizophrenieerkrankung.Zu beachten gilt aber auch: Nicht jedeVeranlagung führt automatisch zu e<strong>in</strong>erManifestation <strong>der</strong> Erkrankung. Ob sich aus<strong>der</strong> mediz<strong>in</strong>ischen Neigung e<strong>in</strong>e Schizophrenieentwickelt, hängt von den Lebensumständenab. Ungünstig wirkt sich zumBeispiel Drogenkonsum aus. Vor allemSubstanzen wie Amphetam<strong>in</strong>e o<strong>der</strong>Haschisch erhöhen das Erkrankungsrisikound können zur Eskalation des Krankheitsverlaufesführen. Auch das sozialeUmfeld kann den Ausbruch <strong>der</strong> Erkrankungbegünstigen. Je konfliktbehafteter dasMilieu ist, desto ungünstiger die Prognose.Auch hoher Leistungsdruck, dem <strong>der</strong>Jugendliche aufgrund se<strong>in</strong>er Dispositionnicht gewachsen ist, kann zum Auslöserwerden, ebenso wie emotionale Überfürsorge.IN WELCHEM ZUSAMMENHANGSTEHT SCHIZOPHRENIE MIT ANDERENPSYCHISCHEN ERKRANKUNGEN?Es besteht e<strong>in</strong>e Wechselwirkung zwischenSchizophrenie und Suchterkrankungen.Menschen mit e<strong>in</strong>er schizophrenen Erkrankungs<strong>in</strong>d häufiger nikot<strong>in</strong>-, alkoholo<strong>der</strong>cannabisabhängig. Menschen mitSchizophrenie zeigen häufig auch depressiveSymptome. Das Suizidrisiko liegt beiungefähr 10%.ANZEICHENWELCHE SYMPTOME BESCHREIBENEINE SCHIZOPHRENIE?Der Symptomenkomplex, mit dem Schizophreniepatientenzu kämpfen haben, lässtsich <strong>in</strong> drei Gruppen e<strong>in</strong>teilen:• Wahrnehmungsstörungen: akustischeS<strong>in</strong>nestäuschungen und an<strong>der</strong>e Halluz<strong>in</strong>ationen,Bedrohungsängste, Verfolgungswahn,Wahnvorstellungen <strong>in</strong> Bezugauf eigene Fähigkeiten• Desorganisationssymptome: Gedächtnis-o<strong>der</strong> Konzentrationsprobleme, Unfähigkeit,e<strong>in</strong>en Gedanken zu Ende zuführen, plötzliches Gedankenabreißen• Antriebsstörungen: Energieverlust, sozialerRückzugE<strong>in</strong>e weitere Unterscheidungsmöglichkeitist die Glie<strong>der</strong>ung <strong>in</strong> Positiv- und Negativsymptome.FACT-BOX 1• Schizophrenie ist e<strong>in</strong>e komplexe,den ganzen Menschenbetreffende Störung desFühlens, Denkens, Wollens,Verhaltens und <strong>der</strong> Kommunikation.• Das Lebenszeitrisiko, zu erkranken,beträgt 0,8% <strong>der</strong>Gesamtbevölkerung.• Frauen erkranken häufigerals Männer, aber <strong>in</strong> <strong>der</strong> Regelspäter und weniger stark.• Vulnerabilitäts-(Empf<strong>in</strong>d-lichkeits-)Stress-Cop<strong>in</strong>g-Modell als mögliche Ursachefür e<strong>in</strong>e Schizophrenieerkrankung:Der Betroffene zeigtsich aufgrund e<strong>in</strong>er konstitutionellenVerletzlichkeitgegenüber Umweltfaktorenbeson<strong>der</strong>s empf<strong>in</strong>dlich undverfügt über e<strong>in</strong>e verm<strong>in</strong><strong>der</strong>teFähigkeit, mit Stress umzugehen.• Drogenkonsum begünstigtbei entsprechen<strong>der</strong> Dispositionden Krankheitsausbruch.5


6Mo<strong>der</strong>ne Therapie spartKosten und unnötiges Leid• Nach Schätzungen <strong>der</strong> WHO(2001) leiden weltweit ca.450 Mio. Menschen unterpsychischen Erkrankungen.• Für Westeuropa errechnenExperten, dass je<strong>der</strong> vierteErwachsene <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Lebenan e<strong>in</strong>er psychischen Störungerkrankt.• Innovative Therapien könnendas Leid des Betroffenen, <strong>der</strong>Angehörigen und Pfleger reduzieren(auch <strong>in</strong> f<strong>in</strong>anziellerH<strong>in</strong>sicht).• Die Tagestherapiekosten neueratypischer Antipsychotikaliegen zwischen 3–6 € (zwischen 1.095–2.190 € proJahr).• Die Tagestherapiekosten alterNeuroleptika liegen unter 1 €.• Je<strong>der</strong> zusätzlich ausgegebeneEuro für e<strong>in</strong> <strong>in</strong>novatives Arzneimittelführt zu e<strong>in</strong>em jährlichenE<strong>in</strong>sparungspotenzialvon bis zum 3,6-Fachen fürjeden vermiedenen Rückfallpro Patient.Quelle: IPF - Institut fürPharmaökonomische ForschungPositivsymptome (Plus-Symptome):bestimmte Ausdrucks-, Erlebnis- undVerhaltensweisen, die im „normalen“Menschen<strong>leben</strong> nicht vorkommen:• Halluz<strong>in</strong>ationen• Wahn• formale Denkstörungen• Ich-Erlebnisstörungen• motorische SymptomeNegativsymptome (M<strong>in</strong>us-Symptome):Bee<strong>in</strong>trächtigung des Denkens, <strong>der</strong> Affektivität(Gemütslage), des Antriebs undWillens und <strong>der</strong> Kommunikations- bzw.Kontaktfähigkeit:• Apathie• Sprachverarmung (Alogie)• Unfähigkeit, Freude zu empf<strong>in</strong>den(Anhedonie)• Affektverflachung• soziale Isolation• AufmerksamkeitsstörungenDie positiven Symptome s<strong>in</strong>d schnellerdiagnostizierbar und <strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel gut therapierbar.Die negativen Symptome h<strong>in</strong>gegenlassen sich weniger konkret auf e<strong>in</strong>zelneKrankheitszeichen reduzieren, sie s<strong>in</strong>ddiffuser und auf den ersten Blick wenigerauffällig. Zudem s<strong>in</strong>d sie unspezifisch, d.h.sie treten nicht nur bei schizophrenenPsychosen, son<strong>der</strong>n z.B. auch bei Depressionenauf. Außerdem s<strong>in</strong>d sieschlechter bee<strong>in</strong>flussbar als positiveSymptome und nicht immer reversibel(das heißt, sie bilden sich nicht zufriedenstellend zurück).Das bedeutet: Obwohl <strong>der</strong> Betroffene undse<strong>in</strong>e Angehörigen die Plus-Symptome wieakustische Halluz<strong>in</strong>ationen o<strong>der</strong> Wahnvorstellungenals beson<strong>der</strong>s dramatisch empf<strong>in</strong>den,ist die Ausbildung <strong>der</strong> M<strong>in</strong>us-Symptome für den Krankheitsverlaufweitaus entscheiden<strong>der</strong>. Bestimmen dienegativen Symptome das Krankheitsbild,fällt die Verlaufsprognose <strong>in</strong> <strong>der</strong> Regelungünstiger aus.WORAN ERKENNT MAN ALSBETROFFENER, DASS MAN MÖGLICHER-WEISE AN SCHIZOPHRENIE LEIDET?Viele Patienten erkennen, dass sich bei ihnenetwas verän<strong>der</strong>t hat, dass etwas „nichtstimmt“. Als psychische Erkrankung wird dieSchizophrenie vor allem beim Erstauftretenselten erkannt. Auch später kann dieKrankheitse<strong>in</strong>sicht oft fehlen.WORAN ERKENNT EIN ANGEHÖRIGER,DASS EIN NAHESTEHENDER MENSCHVIELLEICHT AN SCHIZOPHRENIEERKRANKT IST?Man kann davon ausgehen, dass dieErstmanifestation <strong>der</strong> Schizophrenie nichtgleichzusetzen ist mit dem Beg<strong>in</strong>n desKrankheitsprozesses. Die meisten Betroffenenweisen oft schon Jahre vorher charakteristischeVerhaltensän<strong>der</strong>ungen (z.B.zunehmende Zurückgezogenheit, nachlassendeLeistungen) auf.Grundsätzlich gilt: Je früher e<strong>in</strong>e Schizophrenieerkannt wird, umso besser undeffizienter kann die Erkrankung behandeltwerden. Da, wie zuvor beschrieben, dieBetroffenen nur selten e<strong>in</strong>e Krankheitse<strong>in</strong>sichthaben, spielt das nähere Umfeldbei <strong>der</strong> Früherkennung e<strong>in</strong>e beson<strong>der</strong>swichtige Rolle.Die Frühsymptome e<strong>in</strong>er möglichen Erkrankungkönnen recht unterschiedlichausfallen. Sie reichen von bizarren Verhaltensweisenund Vorstellungen überKonzentrationsprobleme und sozialenRückzug bis h<strong>in</strong> zu manifesten Wahnvorstellungen.Im Gegensatz zu dem oft„merkwürdig“ anmutenden Verhalten <strong>in</strong><strong>der</strong> Adoleszenz, das sich zumeist spontanrascher än<strong>der</strong>t, s<strong>in</strong>d die Verhaltensweisenbei beg<strong>in</strong>nenden schizophrenen Störungenhartnäckiger und progredient. Meist registrierenFamilie, Freunde o<strong>der</strong> Lehrer e<strong>in</strong> fürdie betreffende Person merkwürdigesVerhalten. Damit dieses atypische Benehmenrichtig gedeutet wird – und <strong>der</strong>Betroffene <strong>in</strong> <strong>der</strong> Folge die richtige Behandlungerhält –, ist e<strong>in</strong>e gute undumfangreiche Aufklärungsarbeit (vorallem an Schulen) sehr wichtig.FACT-BOX 2Schizophrenie ist nicht heilbar,aber gut behandelbar.• Bei etwa 20% aller Erkranktentreten nach dem Abkl<strong>in</strong>gen<strong>der</strong> ersten Krankheitsphasenie wie<strong>der</strong> schizophreneEpisoden auf.• Bei 50% treten mehrfachEpisoden auf, diese s<strong>in</strong>d aberrelativ leicht wie<strong>der</strong> <strong>in</strong> denGriff zu bekommen.• 30% <strong>der</strong> Betroffenen sprechenauf die Behandlungschlecht an, was zu chronischerErkrankung und Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ungführen kann.


SCHIZOPHRENIEDer Versuch, Schizophrenie<strong>in</strong> Worte zu fassenBetroffene über das Leben <strong>in</strong> <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Wirklichkeit.SCHIZOPHRENIE BEDEUTET FÜR MICH:Stimmen hörenMich selbst im an<strong>der</strong>en verlierenNicht mehr <strong>in</strong> me<strong>in</strong> Zentrum zurückf<strong>in</strong>denZu viele Reize und E<strong>in</strong>drücke auf e<strong>in</strong>malE<strong>in</strong> Alptraum, aus dem es ke<strong>in</strong> Erwachen gibtSich wie Popcorn <strong>in</strong> <strong>der</strong> Mikrowelle fühlenMehr wahrnehmen, als ich verarbeiten kannInnerlich zum Zerreißen gespannt se<strong>in</strong>SCHIZOPHRENIE KANN:me<strong>in</strong> Selbstwertgefühl zerstören,mir das Gefühl geben, vone<strong>in</strong>em an<strong>der</strong>en Planeten zustammen, abgrundtiefe Angstmachen, verwirren, Quelleme<strong>in</strong>er Kreativität se<strong>in</strong>, zu mirgehören, Kraft geben,Schwäche <strong>in</strong> Stärke zuverwandelnSCHIZOPHRENIE IST:Isolation, getrennt se<strong>in</strong>, e<strong>in</strong>e Wand aus Glas, Ohnmacht undAngst, Zeichen sehen, Verlust <strong>der</strong> Realität, Bedrohung durch dieeigenen Gedanken und Visionen, Kampf, bruchstückhaftesEr<strong>in</strong>nern, Verschmelzung von Realität und Fiktion, Selbstzerstörung,Nie<strong>der</strong>lage und Sieg zugleich, das alles doch irgendwiedurchzustehen, ständig unter Strom stehen, Schlaf- undRastlosigkeit, die Distanz zu den an<strong>der</strong>en, zur „Normalität“,spüren und darunter leiden, <strong>in</strong> Trance se<strong>in</strong>, neben mir zu stehen,Dialog mit dem Wahns<strong>in</strong>n, Teil me<strong>in</strong>er Persönlichkeit7


Prognose – möglichst frUNIV.-PROF.DR. JOHANNES WANCATA8 I N N E N W E L TMediz<strong>in</strong>ische Universität Wien,Universitätskl<strong>in</strong>ik für Psychiatrieund Psychotherapie, Kl<strong>in</strong>ischeAbteilung für SozialpsychiatrieTel.: +43.1.40400-3507E-Mail: johannes.wancata@meduniwien.ac.atwww.meduniwien.ac.atDIAGNOSEWIE WIRD SCHIZOPHRENIEVOM ARZT DIAGNOSTIZIERT?Die Diagnose <strong>der</strong> Erkrankung basiert auf<strong>der</strong> Erfassung <strong>der</strong> charakteristischen psychischenSymptome, <strong>der</strong> Verlaufsbeobachtungund dem Ausschluss an<strong>der</strong>ermöglicher Ursachen (z.B. Drogenkonsumo<strong>der</strong> e<strong>in</strong>e Erkrankung, die e<strong>in</strong> gleichartigesBild hervorrufen könnte). Die Symptomewerden aus praktischen Gründen oft <strong>in</strong>zwei große Gruppen unterteilt: <strong>in</strong> diePositiv- und <strong>in</strong> die Negativ-Symptomatik.Zu den Positivsymptomen gehören (akustische)Halluz<strong>in</strong>ationen. Begleitet werdendiese oft von Wahnideen. Typisch für dieSchizophrenie s<strong>in</strong>d außerdem formaleDenkstörungen, die von den Krankenoft als „Abreißen“ o<strong>der</strong> „Dazwischenkommen“von Gedanken empfunden werden.Diese Symptome machen den Betroffenenhäufig Angst, weil sie nicht verstehen,was hier geschieht.Negativsymptome umfassen e<strong>in</strong>en Mangelan Antrieb und Motivation sowie denRückzug von an<strong>der</strong>en Menschen. Auch e<strong>in</strong>eso genannte Affektverflachung (darunterversteht man e<strong>in</strong>e Abnahme <strong>der</strong> Intensität<strong>der</strong> Gefühle) kann vorkommen. All diesführt häufig zu Isolation und Vere<strong>in</strong>samung.Die genannten Symptome sollen zum<strong>in</strong>deste<strong>in</strong>en Monat lang durchgehend vorhandense<strong>in</strong> und nicht nur im Rahmene<strong>in</strong>er an<strong>der</strong>en seelischen Erkrankung, wiebeispielsweise e<strong>in</strong>er Depression o<strong>der</strong>Manie, vorkommen. Auch körperliche Erkrankungen(z.B. Tumoren o<strong>der</strong> Entzündungendes Gehirns) müssen ausgeschlossenwerden. Aus diesem Grund ist zusätzlichzur Erfassung <strong>der</strong> Symptome e<strong>in</strong>eumfassende <strong>in</strong>terne und neurologischeUntersuchung erfor<strong>der</strong>lich, die durch Blutabnahmenund e<strong>in</strong>e Computertomographiedes Gehirns ergänzt wird.Da e<strong>in</strong>e Schizophrenie oft schwierig zudiagnostizieren ist, empfehlen Experten,dass beim Verdacht auf Schizophrenieimmer e<strong>in</strong> Facharzt für Psychiatrie h<strong>in</strong>zugezogenwerden sollte.WARUM IST EINE – MÖGLICHST FRÜH-ZEITIGE – DIAGNOSE SO WICHTIG?Je früher e<strong>in</strong>e Schizophrenieerkrankungerkannt und <strong>in</strong> Folge richtig behandeltwird, umso günstiger ist das für <strong>der</strong>en Verlauf.In <strong>der</strong> Diagnostik geht es e<strong>in</strong>erseitsdarum, den Beg<strong>in</strong>n e<strong>in</strong>er ersten Krankheitsepisode<strong>in</strong> <strong>der</strong> Jugend frühzeitig festzustellen.An<strong>der</strong>erseits versucht man,etwaige Krankheitsrückfälle mit Positiv-Symptomatik möglichst früh zu erkennen.Vor Beg<strong>in</strong>n <strong>der</strong> ersten Krankheitsepisodes<strong>in</strong>d häufig unspezifische Zeichen zu beobachten,wie z.B.:• Konzentrationsstörungen• Leistungsknick <strong>in</strong> <strong>der</strong> Arbeit bzw. <strong>in</strong> <strong>der</strong>Schule• Aufgeben von Hobbys und an<strong>der</strong>enAktivitäten• Sozialer Rückzug• Gedanken, die sich aufdrängen und denDenkablauf störenNicht je<strong>der</strong> Jugendliche o<strong>der</strong> jungeErwachsene, bei dem <strong>der</strong>artige Zeichenbeobachtet werden, entwickelt e<strong>in</strong>eSchizophrenie. Es ist aber s<strong>in</strong>nvoll, <strong>in</strong> größerenAbständen zu kontrollieren, ob sichH<strong>in</strong>weise auf Positiv-Symptomatik zeigen.Psychotische Rückfälle kündigen sich häufigdurch Frühwarnzeichen an, die oft Tagebis Wochen vor Ausbruch <strong>der</strong> Positiv-Symptomatik auftreten. Dies zu erkennenist essenziell, um rechtzeitig mit e<strong>in</strong>er entsprechendenTherapie beg<strong>in</strong>nen zu können.Solche Frühwarnzeichen könnenz.B. se<strong>in</strong>: Ruhelosigkeit, Nervosität, Stimmungsschwankungen,Schlafstörungeno<strong>der</strong> Konzentrationsstörungen.WAS SIND DIE FOLGEN EINERUNBEHANDELTEN SCHIZOPHRENIE?Bei Menschen, die e<strong>in</strong>e konsequenteTherapie ablehnen, treten die Krankheitsepisodenimmer öfter und <strong>in</strong> immer stärkererIntensität auf. Das Risiko, dass dieSchizophrenie chronisch verläuft, steigt.E<strong>in</strong>e Rückkehr <strong>in</strong> e<strong>in</strong> „normales“, selbstständigesLeben wird immer schwerer.Zudem steigt das Risiko für Suizidversuche.


SCHIZOPHRENIEühzeitig (be-)handelnSIND MENSCHEN MITSCHIZOPHRENIE SUIZIDGEFÄHRDET?Das Risiko für e<strong>in</strong>en Suizid ist e<strong>in</strong>deutigerhöht. Gründe dafür s<strong>in</strong>d auftretende depressiveSymptome, hohe Ansprüche desKranken an sich selbst, Arbeitslosigkeitund Selbstbehandlungsversuche <strong>der</strong> Krankenmit Alkohol o<strong>der</strong> Drogen.WAS SIND DIE NÄCHSTENSCHRITTE NACH DER DIAGNOSE?Nach <strong>der</strong> Diagnose setzt unmittelbar dieBehandlung e<strong>in</strong>, wobei die Komb<strong>in</strong>ationvon Medikation sowie ausgewählten psychotherapeutischenund soziotherapeutischenVerfahren erfor<strong>der</strong>lich ist. Art undWeise <strong>der</strong> Therapie hängen vom Schweregradund <strong>der</strong> Form <strong>der</strong> Erkrankung ab:S<strong>in</strong>d negative Symptome vorherrschend,wird an<strong>der</strong>s therapiert, als wenn die positivenSymptome das Krankheitsbild bestimmen.Die Behandlung erfolgt überwiegend ambulant,manchmal wird jedoch e<strong>in</strong>e stationäreE<strong>in</strong>weisung notwendig se<strong>in</strong>. ZumBeispiel, wenn:• ... <strong>der</strong> Patient <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er akuten Krankheitsphaseunter sehr starken Angstzuständenleidet. Im Zuge e<strong>in</strong>es Krankenhausaufenthaltskönnen höhere Medikamentendosenverabreicht werden,was die Angst schneller l<strong>in</strong><strong>der</strong>t.• ... es durch das Auftreten von Wahno<strong>der</strong> Halluz<strong>in</strong>ationen zu Spannungenmit dem Umfeld kommt. Dieser zusätzlicheStress kann den weiteren Krankheitsverlaufnegativ bee<strong>in</strong>flussen, weshalbauch hier oft e<strong>in</strong>e stationäre Behandlungzu empfehlen ist.• ... sich <strong>der</strong> Patient aufgrund se<strong>in</strong>erSymptome gefährlich verhält.WIE IST DER VERLAUF DER ERKRANKUNG?In den akuten Krankheitsphasen ist überwiegendo<strong>der</strong> ausschließlich Positiv-Symptomatik zu beobachten. Dazwischenkann es zu e<strong>in</strong>em teilweisen o<strong>der</strong> vollständigenAbkl<strong>in</strong>gen <strong>der</strong> Symptome kommen.Bei konsequenter Behandlung steigt dieChance, dass die Symptome zwischen denakuten Episoden völlig verschw<strong>in</strong>den.DIAGNOSE SCHIZOPHRENIE –WELCHE PROGNOSE IST BEIDIESER ERKRANKUNG ZU ERWARTEN?Zu Beg<strong>in</strong>n <strong>der</strong> Erkrankung ist e<strong>in</strong>e verlässlicheE<strong>in</strong>schätzung des weiteren Verlaufsim E<strong>in</strong>zelfall nicht möglich. Grundsätzlichist jedoch zu sagen, dass sich diePrognose <strong>der</strong> Schizophrenie seit E<strong>in</strong>führung<strong>der</strong> medikamentösen Behandlungmit Antipsychotika maßgeblich verbesserthat. Statistisch gesehen, tritt beietwa 20% aller Erkrankten nach Abkl<strong>in</strong>gen<strong>der</strong> ersten Episode nie wie<strong>der</strong> e<strong>in</strong>eschizophrene Episode auf. Bei rund 50%kommt es zu Rückfällen, die aber durche<strong>in</strong>e entsprechende Therapie relativleicht wie<strong>der</strong> <strong>in</strong> den Griff zu bekommens<strong>in</strong>d. Lediglich bei e<strong>in</strong>em Drittel kommtes zu e<strong>in</strong>em chronischen Verlauf, wobeidurch die Behandlung „nur“ e<strong>in</strong>e Erleichterungbezüglich <strong>der</strong> Symptome erreichtwerden kann.TRENDS UND FAKTENIST IN NAHER ZUKUNFT EIN ANSTIEGDER SCHIZOPHRENIE ZU ERWARTEN?Nach heutigem Stand des Wissens bleibtdie Zahl <strong>der</strong> Erkrankten <strong>in</strong> den nächstenJahren stabil.WELCHE FORSCHUNGSSTRATEGIENWERDEN DERZEIT VERFOLGT?Wir wissen, dass sowohl Umweltfaktoren(z.B. soziale Faktoren, Stress) als auch biologischeFaktoren (z.B. Genetik) e<strong>in</strong>e wichtigeRolle bei <strong>der</strong> Entstehung <strong>der</strong> Schizophreniespielen. Derzeit versucht man vor allem dieInteraktion zwischen Biologie und Umweltbesser zu verstehen. Auch die Therapien(Medikamente, Psychotherapie, Soziotherapie)versucht man ständig zu optimierenund nebenwirkungsärmer zu machen. Hierist auch mehr Engagement seitens <strong>der</strong>öffentlichen Hand gefragt:Aktuell bestreitetdie Industrie den Gutteil <strong>der</strong> ForschungsundEntwicklungskosten.WAS BEDEUTET SCHIZOPHRENIE IMHINBLICK AUF DIE VOLKSWIRTSCHAFT?E<strong>in</strong>e nicht optimale o<strong>der</strong> zu spät therapierteSchizophrenie führt zu unnötigem Leidfür den Betroffenen und se<strong>in</strong>e Familie – undzu e<strong>in</strong>em enormen volkswirtschaftlichenSchaden. Je schlechter <strong>der</strong> Patient behandeltwird, umso größer ist die Wahrsche<strong>in</strong>lichkeite<strong>in</strong>es Rückfalls und damite<strong>in</strong>es Krankenstandes bzw. e<strong>in</strong>es Krankenhausaufenthalts.Derzeit entfallen laut <strong>der</strong>aktuellen „Cost of Disor<strong>der</strong>s of the Bra<strong>in</strong> <strong>in</strong>Europe“-Studie e<strong>in</strong> Drittel <strong>der</strong> Gesamtkostenfür psychische Erkrankungen aufkrankheitsbed<strong>in</strong>gte Arbeitsausfälle, 20% aufKrankenhausaufenthalte. Für Medikamentewerden – obwohl sie nachweislich e<strong>in</strong>enwesentlichen Teil zur erfolgreichen Behandlungbeitragen – lediglich 3% ausgegeben.Bei Schizophrenie kommt noch h<strong>in</strong>zu, dassviele Betroffene beim Ausbruch <strong>der</strong>Krankheit relativ jung s<strong>in</strong>d, d.h. noch mitten<strong>in</strong> ihrer Ausbildung stecken. Viele Patientenbrechen ihre Lehre, ihre Schule bzw. ihrStudium ab, was nachhaltige Konsequenzenfür ihr weiteres Leben hat. In <strong>der</strong> Folge gehensie Tätigkeiten nach, die nicht ihrem <strong>in</strong>tellektuellenPotenzial entsprechen, o<strong>der</strong> sie s<strong>in</strong>düberhaupt arbeitslos und auf die Hilfe an<strong>der</strong>er(Familie, Staat) angewiesen. Der Betroffenemuss dabei unterstützt werden, se<strong>in</strong>enPlatz <strong>in</strong> <strong>der</strong> erwerbstätigen Gesellschaft zuf<strong>in</strong>den, um se<strong>in</strong>en Möglichkeiten entsprechende<strong>in</strong> selbstständiges Leben zu führen.WIE KÖNNTE MAN DIE BETREUUNGUND THERAPIE SCHIZOPHRENERMENSCHEN NOCH OPTIMIEREN?• Aufklärungsarbeit: Unwissenheit trägtdazu bei, dass die Kranken oft verspätet<strong>in</strong> Behandlung kommen. Seriöse Informationen,wie sie z.B. auf <strong>der</strong> Homepage<strong>der</strong> Österreichischen SchizophrenieGesellschaft zu f<strong>in</strong>den s<strong>in</strong>d, s<strong>in</strong>d hierhilfreich (www.schizophrenie.or.at).• Rückfälle und dadurch wie<strong>der</strong>holteKrankenhausaufenthalte vermeiden, z.B.durch mehr Soziotherapie• Ausbau von Maßnahmen, welche dieberufliche Wie<strong>der</strong>e<strong>in</strong>glie<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Betroffenenunterstützen• Mo<strong>der</strong>ne Arzneimittel verstärkt e<strong>in</strong>setzen:Der frühzeitige E<strong>in</strong>satz <strong>in</strong>novativerMedikamente kann dazu beitragen, dasse<strong>in</strong>e schizophrene Phase weniger starkausgeprägt ist bzw. schneller abkl<strong>in</strong>gt.9


Therapie – <strong>der</strong> Weg zurüPRIM. UNIV.-PROF. DR.HANS RITTMANNSBERGERLandes-Nervenkl<strong>in</strong>ik Wagner-JaureggWagner-Jauregg-Weg 15, A-4020 L<strong>in</strong>zTel.: +43 (0)50 55462-0E-Mail:hans.rittmannsberger@gespag.at10 I N N E N W E L TMEDIKAMENTÖSEBEHANDLUNGWELCHE MEDIKAMENTE WERDEN ZURBEHANDLUNG VON SCHIZOPHRENIEEINGESETZT?Die zur Therapie <strong>der</strong> Schizophrenie zugelassenenMedikamente heißen Antipsychotika,früher bezeichnete man dieseauch als Neuroleptika. Falls erfor<strong>der</strong>lich,werden zusätzliche Substanzen verschrieben,die <strong>in</strong> Komb<strong>in</strong>ation mit Antipsychotikae<strong>in</strong>zunehmen s<strong>in</strong>d. Das kann <strong>der</strong> Fallse<strong>in</strong>, wenn <strong>der</strong> Betroffene z.B. an Depressioneno<strong>der</strong> Schlafstörungen leidet. Zuden häufigsten <strong>in</strong> Komb<strong>in</strong>ation mit Antipsychotikaverordneten Substanzen zählenStimmungsstabilisatoren wie Lithiumund Antiepileptika. In vielen Fällen ist esmöglich, die genannten zusätzlichenPsychopharmaka wie<strong>der</strong> abzusetzen undausschließlich e<strong>in</strong>e Therapie mit Antipsychotika(= „Monotherapie“) durchzuführen.AUF WELCHE WEISE HELFEN UNDWIRKEN ANTIPSYCHOTIKA?Schizophrenie wird durch e<strong>in</strong>e erhöhteDopam<strong>in</strong>aktivität im Gehirn verursacht,speziell besteht e<strong>in</strong>e Überaktivität an denD2-Rezeptoren. Antipsychotika blockierendiese Dopam<strong>in</strong>rezeptoren und habendamit e<strong>in</strong>e antipsychotische Wirkung.Man kann sich das so vorstellen, dass dievon außen und <strong>in</strong>nen e<strong>in</strong>wirkenden Reize,die Schizophreniepatienten als sehr belastendo<strong>der</strong> gar bedrohlich empf<strong>in</strong>den, wenigerbedrängend werden. Antipsychotikabewirken auf diese Weise e<strong>in</strong>e Besserungvon Halluz<strong>in</strong>ationen, Verfolgungsangst,psychomotorischer Erregung und Denkstörungen.Für Betroffene bedeutet diese<strong>in</strong>en deutlichen Gew<strong>in</strong>n an Lebensqualität.Zudem bieten AntipsychotikaSchutz vor e<strong>in</strong>er Wie<strong>der</strong>erkrankung.WELCHE NEBENWIRKUNGEN KÖNNENBEI DER EINNAHME VONANTIPSYCHOTIKA AUFTRETEN?Bei den Antipsychotika <strong>der</strong> ersten Generation,den so genannten typischen Substanzen,gab es mitunter ausgeprägteNebenwirkungen mit Ersche<strong>in</strong>ungen ähnlich<strong>der</strong> Park<strong>in</strong>son-Erkrankung, vor allemSteifigkeit, Bewegungsarmut o<strong>der</strong> starkesZittern. Mo<strong>der</strong>ne Antipsychotika habendiese Nebenwirkungen kaum noch. Da dietypischen Nebenwirkungen <strong>der</strong> erstenGeneration verm<strong>in</strong><strong>der</strong>t s<strong>in</strong>d, spricht manbei <strong>der</strong> zweiten Generation <strong>der</strong> mo<strong>der</strong>nenMedikamente gegen Schizophrenie auchvon atypischen Antipsychotika.Doch auch wenn das Problem <strong>der</strong> Bewegungsstörungen<strong>in</strong> den H<strong>in</strong>tergrundgetreten ist – ganz ohne Nebenwirkungens<strong>in</strong>d meist auch mo<strong>der</strong>ne Medikamentenicht. Diese Nebenwirkungen s<strong>in</strong>d allerd<strong>in</strong>gseher <strong>in</strong>ternistischer Natur, dazu zählenGewichtszunahme, Stoffwechselstörungenund Herzrhythmusstörungen.Natürlich sprechen Patienten verschiedenauf Antipsychotika an und reagierenbezüglich Nebenwirkungen sehr unterschiedlich.Ob und welche Nebenwirkungenauftreten, hängt von vielenFaktoren ab: von <strong>der</strong> Art des Medikaments,<strong>der</strong> Dosierung und <strong>der</strong> <strong>in</strong>dividuellenEmpf<strong>in</strong>dlichkeit. Im Rahmen <strong>der</strong> ärztlichenTherapie ist es unerlässlich, die Nebenwirkungenim Auge zu behalten und denPatienten auf mögliche körperliche Verän<strong>der</strong>ungenwie z.B. Gewichtszunahmegezielt anzusprechen. E<strong>in</strong>en wichtigenStellenwert haben auch gründliche körperlicheUntersuchungen, so beispielsweise<strong>der</strong> regelmäßige „Check“ von Laborwerten,EKG und Blutbefunden, die vonZeit zu Zeit wie<strong>der</strong>holt werden sollten.WIE LANGE SIND ANTIPSYCHOTIKAEINZUNEHMEN?Darauf gibt es ke<strong>in</strong>e allgeme<strong>in</strong> gültige Antwort,da Schizophrenie unterschiedlichausgeprägt se<strong>in</strong> kann. Generell unterscheidetman bei <strong>der</strong> medikamentösen Behandlung<strong>der</strong> Schizophrenie Akut- und Langzeittherapie.In <strong>der</strong> Akuttherapie geht esvor allem darum, e<strong>in</strong> plötzlich aufgeflammtesKrankheitsbild durch Medikamentee<strong>in</strong>zudämmen. Anfänglich steht anerster Stelle, Wahrnehmungsstörungen zumil<strong>der</strong>n, seelische Anspannung zu l<strong>in</strong><strong>der</strong>n


SCHIZOPHRENIEck <strong>in</strong>s „normale“ Lebenund übersteigerte Erregbarkeit zu beherrschen.Das kann bereits <strong>in</strong>nerhalb wenigerTage gel<strong>in</strong>gen. Es dauert dann aber oftWochen, um akute Symptome, speziellpositive Symptome wie Wahnvorstellungen,zu behandeln. Ist die akute Krankheitsepisodeabgeklungen, haben dieMedikamente e<strong>in</strong>e wichtige Funktion imRückfallschutz, im Fachjargon Rezidivprophylaxegenannt. Die Schizophrenie ist lei<strong>der</strong>e<strong>in</strong>e Erkrankung mit großer Neigungzu Rückfällen. Der hohe Prozentsatz allerschizophrenen Menschen erkrankt ohneLangzeittherapie <strong>in</strong>nerhalb e<strong>in</strong>iger Monateo<strong>der</strong> weniger Jahre erneut, vor allem,wenn sie bereits mehrere Krankheitsepisodenerlebt haben.Um zukünftige psychotische Episoden zuverh<strong>in</strong><strong>der</strong>n, ist es meist nötig, e<strong>in</strong>e längerdauernde Phase medikamentöser Behandlunganzuschließen. Das Problem dabei ist,dass sich die Patienten zumeist <strong>in</strong> dieserPhase vollkommen gesund fühlen, dementsprechendschwer fällt die Motivation,dennoch täglich Medikamente e<strong>in</strong>zunehmen– und das <strong>in</strong> den meisten Fällen überJahre h<strong>in</strong>weg.WIE LÄSST SICHBEHANDLUNGSEINSICHT BEIMPATIENTEN ERREICHEN?Der Schlüssel zur E<strong>in</strong>sicht und Mitarbeitdes Patienten <strong>in</strong> <strong>der</strong> Therapie ist dasVertrauensverhältnis zum Arzt. Hier habenwir Ärzte ganz klar e<strong>in</strong>en therapeutischenAuftrag: Es liegt an uns, E<strong>in</strong>sicht zu erzeugenund mit dem Patienten und dessenAngehörigen im S<strong>in</strong>ne <strong>der</strong> Therapie zusammenzuarbeiten– auch wenn wirsprichwörtlich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er ganz an<strong>der</strong>enGedankenwelt als <strong>der</strong> Betroffene zu Hauses<strong>in</strong>d und dessen Sichtweise auch nicht teilenmüssen. E<strong>in</strong>e Kooperation ist dannerreicht, wenn es dem Patienten spürbarbesser geht und die Beschränkungen imAlltag wegfallen. Die medikamentöseTherapie zeigt hier gute Erfolge: Bei ungefähr85% aller Patienten, die mitAntipsychotika behandelt werden, verbessernsich die Symptome e<strong>in</strong>er erstenEpisode wesentlich o<strong>der</strong> kl<strong>in</strong>gen <strong>in</strong>nerhalbe<strong>in</strong>es Jahres ganz ab. E<strong>in</strong> noch stärkeresArgument als Zahlen ist aber, wie gesagt,die tragfähige Beziehung zwischen Arztund Patient und <strong>der</strong> respektvolle Umgangmit diesem Menschen. Die Behandlunglebt von <strong>der</strong> Zusammenarbeit und demAustausch. Manchmal ist beim Patientenzwar ke<strong>in</strong>e Krankheitse<strong>in</strong>sicht gegeben, dadie bei Schizophrenie auftretenden Symptomefür ihn ja real s<strong>in</strong>d, aber <strong>der</strong> Patienthält sich an die verordnete Therapie, weilsich dadurch se<strong>in</strong>e Lebensumständewesentlich verbessern.VERÄNDERN ANTIPSYCHOTIKADIE PERSÖNLICHKEIT?Die medikamentöse Therapie <strong>in</strong> <strong>der</strong>Psychiatrie hat <strong>in</strong> <strong>der</strong> Me<strong>in</strong>ung <strong>der</strong> Öffentlichkeitlei<strong>der</strong> noch immer e<strong>in</strong> negativesImage. Betroffene fürchten vielfach, dieMedikamente würden sie abstumpfen,betäuben und im schlimmsten Fall sogardie Persönlichkeit verän<strong>der</strong>n o<strong>der</strong> abhängigmachen. Doch das Gegenteil ist <strong>der</strong> Fall. DieMedikamente tragen dazu bei, die gesundenAnteile des schizophrenen Menschenzu stärken, während quälende psychotischeSymptome gemil<strong>der</strong>t werden o<strong>der</strong> ganzverschw<strong>in</strong>den. Ke<strong>in</strong>e Medikamente e<strong>in</strong>zunehmenbedeutet h<strong>in</strong>gegen, unverhältnismäßigesLeiden <strong>in</strong> Kauf zu nehmen.PSYCHO- UND SOZI-ALTHERAPEUTISCHEBEHANDLUNGWELCHE THERAPEUTISCHENMÖGLICHKEITEN GIBT ES BEGLEITENDZUR MEDIKAMENTÖSENBEHANDLUNG?Neben <strong>der</strong> biologischen Therapie, also <strong>der</strong>Gabe von Medikamenten, gibt es zweiweitere große Säulen <strong>der</strong> Behandlung: diePsychotherapie und die Soziotherapie.Psychotherapie versucht mithilfe vonGesprächen, den Patienten bei <strong>der</strong> Bewältigungpsychischer und emotionalerProbleme zu unterstützen. Oft geht esdann auch darum, den Erkrankten bei <strong>der</strong>Bewältigung se<strong>in</strong>er Krankheitssymptomegezielt zu unterstützen. Man kann sichvorstellen, dass die Erfahrung <strong>der</strong> Psychosedie natürliche Selbstverständlichkeiterschüttert, mit <strong>der</strong> wir im Normalfallunseren Alltag erfahren und bewältigen.Sehr wichtig ist auch die Soziotherapie,vor allem für Patienten mit schwerer verlaufendenErkrankungen. E<strong>in</strong> Mensch, <strong>der</strong>körperlich beh<strong>in</strong><strong>der</strong>t ist und im Rollstuhlsitzt, benötigt e<strong>in</strong>e beh<strong>in</strong><strong>der</strong>tengerechteUmgebung wie etwa Rampen auf <strong>der</strong>Straße, um sich fortbewegen zu können.Menschen mit Schizophrenie brauchen, imübertragenen S<strong>in</strong>n, ebenfalls e<strong>in</strong>e Umgebung,die sich ihren Bedürfnissen undE<strong>in</strong>schränkungen anpasst. Die Soziotherapievermittelt solche unterstützendenMaßnahmen zur Alltagsbewältigung.Soziotherapie umfasst Angebote wie Behandlung,Betreuung und Rehabilitationbis h<strong>in</strong> zum betreuten Wohnen o<strong>der</strong> auchspezielleberufsför<strong>der</strong>nde Maßnahmen.GIBT ES PSYCHOTHERAPIEN,DIE SPEZIELL FÜR MENSCHENMIT SCHIZOPHRENIE NICHTZU EMPFEHLEN SIND?Vorsicht ist geboten bei konfliktzentriertentiefenpsychologischen Methodenwie etwa <strong>der</strong> Psychoanalyse. Das klassischeanalytische Sett<strong>in</strong>g, bei dem unbewussteKonflikte an die Oberflächegeholt und bearbeitet werden, kann fürSchizophreniepatienten e<strong>in</strong>en emotionalenStress darstellen <strong>der</strong> zur Verschlechterung<strong>der</strong> Symptomatik führt.Menschen mit Schizophrenie benötigene<strong>in</strong>fühlsame Zuwendung, Unterstützungund Führung, Zuhören und Beraten,Üben und Lernen.WIE FINDET MAN DIEINDIVIDUELL PASSENDE THERAPIE?Geme<strong>in</strong>sam mit dem behandelnden Arztund/o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>em nahestehenden Menschen,<strong>der</strong> sich <strong>in</strong> die Welt des Erkranktene<strong>in</strong>fühlen kann.Informationen zur Behandlung sowieviele alltagspraktische Tipps gibt es auchbei <strong>der</strong> Österreichischen SchizophrenieGesellschaft unter:www.schizophrenie.or.at11


Alltag – Leben mit vie12 I N N E N W E L TPRIM. UNIV.-PROF. DR.MICHAEL MUSALEKAnton-Proksch-InstitutMackgasse 7-11, A-1237 WienTel.: +43.1.880 10 811E-Mail: musalek@api.or.atwww.api.or.atALLTAGWAS BEDEUTET DIE DIAGNOSESCHIZOPHRENIE FÜR BETROFFENE?Vorab gesagt, wäre es erfreulich, wennPatienten nicht erst dann zum Facharzto<strong>der</strong> <strong>in</strong> die Kl<strong>in</strong>ik geschickt würden, wennpsychotische Anzeichen auftreten, son<strong>der</strong>nbereits zum Zeitpunkt <strong>der</strong> erstenWesensverän<strong>der</strong>ung. Das ermöglicht e<strong>in</strong>efrühzeitige Behandlung und erspart unnötigenLeidensdruck. Betroffene versuchendie Diagnose zu vermeiden, da diesezutiefst stigmatisierend ist. Die psychotischeWirklichkeit wird nicht selten alsdas Reale erlebt. Trotzdem baut sichdurch die typischen Symptome bei schizoi<strong>der</strong>Psychose e<strong>in</strong> großer Leidensdruckauf. Die Diagnose und die Aussicht aufBehandlung werden dann als Erleichterungempfunden. Wichtig ist, demPatienten zu signalisieren: E<strong>in</strong>e Psychoseist we<strong>der</strong> e<strong>in</strong>e Geisteskrankheit, noch ist<strong>der</strong> Patient verrückt. Durch konsequenteBehandlung lassen sich schwere Episodenmil<strong>der</strong>n und damit auch die sozialenFolgen abfe<strong>der</strong>n.WELCHE PROBLEME BRINGT DIEERKRANKUNG IM ALLTAG MIT SICH?Menschen mit Psychosen s<strong>in</strong>d übermäßigsensibel und können wi<strong>der</strong>sprüchlicheImpulse nur schwer abgleichen. Konflikteo<strong>der</strong> emotionaler Stress, den Gesunde problemlos„wegstecken“, münden rasch <strong>in</strong><strong>in</strong>nerer Anspannung, Misstrauen o<strong>der</strong> Angst.Es kann auch se<strong>in</strong>, dass sich Betroffene zumSelbstschutz abkapseln und <strong>in</strong> ihre eigene,wahnhafte Welt zurückziehen. Aus <strong>der</strong>Sicht <strong>der</strong> Betroffenen ist dies verständlich,denn <strong>der</strong> Wi<strong>der</strong>spruch zwischen „<strong>in</strong>nen“ und„außen“ führt zu großer Unsicherheit. VonAußenstehenden wird dieses Verhaltenjedoch als „seltsam“ o<strong>der</strong> gar bedrohlichempfunden. Vor allem <strong>in</strong> akuten Erkrankungsphasensche<strong>in</strong>en psychotische Menschenaggressiv und fe<strong>in</strong>dselig. ZumKrankheitsbild können auch Aufmerksamkeitsstörungen,Schwierigkeiten beimabstrakten Denken o<strong>der</strong> Entscheidungsschwächegehören – Symptome, welche dieganz normale Handlungsplanung im Alltagzusätzlich erheblich erschweren können.STICHWORT GENDER MEDICINE:WIE GEHEN BETROFFENE FRAUENUND WIE BETROFFENE MÄNNERMIT DER ERKRANKUNG UM?Wie bei an<strong>der</strong>en Erkrankungen auch, zeigenMänner, die an e<strong>in</strong>er Psychose leiden, weitweniger Krankheitse<strong>in</strong>sicht als Frauen. DieVulnerabilität (Empf<strong>in</strong>dsamkeit) des starkenGeschlechts ist höher und damit auch dieAggressivität. Männer mit Psychose haben<strong>in</strong>sgesamt e<strong>in</strong>e etwas schlechtere Prognoseals Frauen. Das kann auch daran liegen, dassdie Erkrankung bei Frauen meist später auftritt(zwischen dem 25. und 30. Lebensjahr).Somit haben Frauen zum Zeitpunkt <strong>der</strong>ersten Episode mehr psychosoziale Kompetenzenerworben, was das Fortschreiten <strong>der</strong>Krankheit verzögert.BEZIEHUNGENWAS KÖNNEN BETROFFENE IMUMGANG MIT ANDEREN TUN?Die Diagnose Schizophrenie wirkt auf vieleBetroffene wie e<strong>in</strong>e Schublade, aus <strong>der</strong> eske<strong>in</strong> Entr<strong>in</strong>nen gibt. Sie haben Angst, abgestempeltzu werden o<strong>der</strong> mit dem Etikett„schizophren“ die Umwelt zu verschrecken.Wichtig ist, sich selbst zu respektierenund mit dem eigenen Wahrnehmenund Er<strong>leben</strong> umgehen zu lernen.Ich rate Patienten, es so zu sehen: AlsMensch mit Psychose s<strong>in</strong>d Sie sensibler,fe<strong>in</strong>fühliger, vielleicht auch kreativer als seelischrobustere Zeitgenossen, die mit <strong>der</strong>sprichwörtlichen „dicken Haut“ ausgerüstets<strong>in</strong>d. Damit haben Sie die Aufgabe, beson<strong>der</strong>sgut auf sich aufzupassen. Die Erkrankung„managen“ heißt vor allem vordenkenund planen. Schauen Sie auf sich und mutenSie sich nicht zu viel zu. Ihre fe<strong>in</strong>enAntennen schlagen rasch Alarm, wenn Sieetwa zwiespältigen Situationen ausgesetzts<strong>in</strong>d, die nicht e<strong>in</strong>deutig e<strong>in</strong>zuordnen s<strong>in</strong>d.Zum Beispiel, wenn sich Menschen ambivalentverhalten, <strong>der</strong>en Worte also etwasan<strong>der</strong>es ausdrücken als die Mimik o<strong>der</strong> dieKörpersprache. Betroffene sollten, wennmöglich, versuchen, E<strong>in</strong>deutigkeit herzustellen.Ebenso wichtig ist es, hohen Leistungsdruck,Stress und emotionale Konflikte zuvermeiden o<strong>der</strong> zum<strong>in</strong>dest niedrig zu dosierenund Entlastungen zu organisieren.


SCHIZOPHRENIElen FacettenStellen Sie sich Ihr seelisches Wohlbef<strong>in</strong>denwie e<strong>in</strong> Konto vor: Je mehr Sie „im Plus“s<strong>in</strong>d, Ihr Wohlfühl-Guthaben also vermehren,umso mehr emotionale Rücklagenhaben Sie <strong>in</strong> Phasen, <strong>in</strong> denen es nicht sogut läuft.WIE SIEHT ES MIT PARTNERSCHAFTUND SEXUALITÄT AUS?E<strong>in</strong>e liebevolle, harmonische Beziehung zuführen steht auf <strong>der</strong> Wunschliste <strong>der</strong> meistenMenschen ganz oben. Das ist beiPatienten mit Psychose nicht an<strong>der</strong>s – vielenvon ihnen bleibt e<strong>in</strong>e stabile Liebesbeziehungjedoch verwehrt. In e<strong>in</strong>er (Liebes-)Beziehung geht es um Gefühle undKommunikation – bereits für Gesunde birgtdas im Alltags<strong>leben</strong> e<strong>in</strong>e Menge Konfliktstoff,umso mehr für Menschen mitPsychose, die auf emotionalen Stress sehrsensibel reagieren. Mit e<strong>in</strong>em Partner, <strong>der</strong>Verständnis für die Symptome <strong>der</strong> Krankheithat – ohne deshalb den Betroffenen„<strong>in</strong> Watte zu packen“ und die eigenenInteressen h<strong>in</strong>tanzustellen –, kann e<strong>in</strong>eBeziehung dennoch gel<strong>in</strong>gen. ErfüllteSexualität ist e<strong>in</strong> wesentlicher Teil e<strong>in</strong>erglücklichen Beziehung und auch Menschenmit Psychose wollen (und müssen) daraufnicht verzichten. Manche Medikamente –darunter solche, die zur Behandlung <strong>der</strong>psychotischen Symptome e<strong>in</strong>gesetzt werden– können das Sexual<strong>leben</strong> und dieSexualfunktionen jedoch bee<strong>in</strong>trächtigen.Dann leidet z.B. die Libido, was sich durchLustlosigkeit und Des<strong>in</strong>teresse bemerkbarmacht. Sollten sexuelle Probleme auftreten,die möglicherweise mit Medikamenten <strong>in</strong>Zusammenhang stehen, sollten Betroffeneden behandelnden Arzt darauf ansprechen.Oft kann durch e<strong>in</strong>e Än<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Dosiso<strong>der</strong> die Umstellung auf e<strong>in</strong> an<strong>der</strong>esMedikament das Problem gelöst werden.KÖNNEN MENSCHEN MITSCHIZOPHRENIE EINE FAMILIEGRÜNDEN?Schizophrenie tritt meist im späten jugendlicheno<strong>der</strong> im jungen Erwachsenenalter <strong>in</strong>Ersche<strong>in</strong>ung, bei Männern bereits zwischendem 16. und dem 25. Lebensjahr. E<strong>in</strong>er Zeitalso, <strong>in</strong> <strong>der</strong> Betroffene gerade <strong>in</strong> Ausbildungstehen o<strong>der</strong> studieren. Durch denAusbruch <strong>der</strong> Krankheit können die beruflichenWege meist nicht weiterverfolgt werden,folglich haben die Betroffenen ke<strong>in</strong>enJob und ke<strong>in</strong> ordentliches E<strong>in</strong>kommen. Beimanchen Formen von Psychose bestehtdarüber h<strong>in</strong>aus auch e<strong>in</strong> erhöhtes Risiko fürdie K<strong>in</strong><strong>der</strong>, an e<strong>in</strong>er Psychose zu erkranken.Grundsätzlich spricht aus mediz<strong>in</strong>ischerH<strong>in</strong>sicht jedoch nichts dagegen, dassMenschen mit Psychose Nachwuchs zeugenund e<strong>in</strong>e Familie gründen.SELBSTMANAGEMENTWELCHE ANZEICHEN KÖNNEN EINENRÜCKFALL ANKÜNDIGEN?Menschen mit Psychose s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> <strong>der</strong> Regelbeson<strong>der</strong>s sensibel und verfügen über e<strong>in</strong>facettenreiches Sensorium. Dieses solltensie als „Frühwarnsystem“ nützen, umVerän<strong>der</strong>ungen an Körper und Seele rechtzeitigwahrzunehmen und e<strong>in</strong>zuschätzen.Ob sich e<strong>in</strong>e Episode ankündigt, erkennenBetroffene selbst am besten. Es ist wichtig,„zum Experten se<strong>in</strong>er Krankheit“ zu werdenund Warnsymptome ernst zu nehmen.Folgende Symptome werden häufig alsAnzeichen dafür genannt, dass sich e<strong>in</strong>eneue Krankheitsepisode ankündigt:• Schlafstörungen• beunruhigende, Angst machende Träumeo<strong>der</strong> Gedanken• erneutes o<strong>der</strong> ausgeprägteres Stimmenhören• verworrene Gedanken und Kommunikationsprobleme• Entscheidungsschwäche• Energielosigkeit und Verlust des Interessesan normalen Aktivitäten• depressive StimmungOft s<strong>in</strong>d es auch nahe Angehörige, diezuerst wahrnehmen, dass sich <strong>der</strong> Erkrankte<strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Verhalten o<strong>der</strong> Denkenverän<strong>der</strong>t. Betroffene sollten daher lernen,diese H<strong>in</strong>weise ihrer Angehörigen ernst zunehmen und sich – im Idealfall geme<strong>in</strong>sam– an den Arzt zu wenden.WIE SOLLTE MAN SICH IN EINEMKRISENFALL VERHALTEN?Wenn Betroffene den E<strong>in</strong>druck haben,dass ihre Symptome schlimmer werden,ist umgehend <strong>der</strong> Arzt zu konsultieren.Ohne ärztliche Hilfe kann sich <strong>der</strong> psychischeZustand erheblich verschlechtern.VORURTEILEMIT WELCHEN VORURTEILEN WERDENBETROFFENE HÄUFIG KONFRONTIERT?„Unwissenheit ist die Quelle aller Ängste“,lautet e<strong>in</strong> weiser Spruch. Mit Vorurteilenverhält es sich ebenso. Psychosens<strong>in</strong>d bis heute weitgehend unverstandenepsychische Störungen. Der <strong>in</strong> <strong>der</strong>Bevölkerung geme<strong>in</strong>h<strong>in</strong> ger<strong>in</strong>ge Wissensstandist <strong>der</strong> „ideale“ Nährboden fürviele Irrtümer und Mythen, die rund umdiese Erkrankung kursieren.Die häufigsten Vorurteile gegenüber <strong>der</strong>Diagnose Schizophrenie s<strong>in</strong>d:• Schizophrenie ist unheilbar.• Die Betroffenen s<strong>in</strong>d unberechenbarund gewalttätig.• Schizophrenie ist e<strong>in</strong>e Geisteskrankheit.Aus <strong>der</strong> Stigmatisierung entsteht Diskrim<strong>in</strong>ierung,die sich auf vielfältige Weiseausdrückt: von <strong>der</strong> Abneigung, Menschenmit e<strong>in</strong>er schizophrenen Erkrankung zu beschäftigen,bis h<strong>in</strong> zur sozialen Ausgrenzung.SIND MENSCHEN MITPSYCHOSE „GEFÄHRLICH“?Zwar lässt sich e<strong>in</strong> etwas erhöhterProzentsatz von Straftaten bei Menschenmit Psychose f<strong>in</strong>den. Ausschlaggebends<strong>in</strong>d jedoch die absoluten Zahlen, welchedas Risiko für den E<strong>in</strong>zelnen ausdrücken,Opfer e<strong>in</strong>es Verbrechens zu werden. Undhier zeigt sich: Straftaten werden weitaushäufiger von e<strong>in</strong>em Gesunden verübt alsvon e<strong>in</strong>em Menschen mit Psychose.Auch wenn die mediale Berichterstattungüber „Psycho-Täter“ etwas an<strong>der</strong>es vermutenlässt: Das Krim<strong>in</strong>alitäts- und GefährlichkeitsrisikoSchizophrener gegenüber<strong>der</strong> Allgeme<strong>in</strong>bevölkerung ist nichtdef<strong>in</strong>itiv erhöht. Problematisch wird dieSituation nur dann, wenn die Erkrankungakut aufflammt und nicht behandelt wird.Psychotische Straftäter s<strong>in</strong>d meist nicht <strong>in</strong>das psychiatrische Versorgungssysteme<strong>in</strong>gebunden, werden also nicht medikamentösbehandelt und stehen häufigunter akutem und chronischem AlkoholundDrogene<strong>in</strong>fluss.13


ZWANGSSTÖRUNGENSTARKABARETROLAND DÜRGANZ PERSÖSCHIZOPHRENIEützen und loslassenEIGENES LEBEN LEBENWAS BEDEUTET DIE DIAGNOSESCHIZOPHRENIE FÜR ANGEHÖRIGE?Noch immer ist die Diagnose Schizophreniemit Tabus, Stigmatisierung und Schande verbunden.Die Angehörigen schämen sich fürdie Erkrankung des Familienangehörigen, fürdas eigene „Versagen“ – was letztlich zursozialen Isolation führen kann. In <strong>der</strong> Praxiserlebt man immer wie<strong>der</strong>, dass sich Elternschuldig fühlen wegen <strong>der</strong> Erkrankung ihresK<strong>in</strong>des. Was habe ich falsch gemacht?Hätten wir es verh<strong>in</strong><strong>der</strong>n können? Fakt istjedoch, dass die Angehörigen <strong>in</strong> ke<strong>in</strong>erWeise Schuld an <strong>der</strong> Erkrankung trifft. Vielmehrkönnen sie Hilfe und Unterstützungfür e<strong>in</strong>en positiven Krankheitsverlauf geben.SIND ANGEHÖRIGE FÜRALLES VERANTWORTLICH?Wie schon erwähnt, tritt die Schizophreniemeist an <strong>der</strong> Schwelle zum Erwachsenwerdenauf. Dieser Umstand <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dungmit <strong>der</strong> Frage: „B<strong>in</strong> ich schuld an <strong>der</strong> Erkrankungme<strong>in</strong>es K<strong>in</strong>des?“ führt häufig dazu,dass man den jungen Patienten beson<strong>der</strong>sbeschützen will und dadurch mitunter daranh<strong>in</strong><strong>der</strong>t, sich weiterzuentwickeln. In denKöpfen <strong>der</strong> Eltern bleibt <strong>der</strong> Betroffene oftnoch e<strong>in</strong> K<strong>in</strong>d, was zur Folge hat, dass Vaterund Mutter auch die ganze Verantwortungfür se<strong>in</strong> Leben weiter tragen (wollen). Dasmuss und sollte nicht so se<strong>in</strong>: E<strong>in</strong> Schizophreniepatientist e<strong>in</strong> Mensch mit Rechtenund Pflichten. Auch er muss den Schritt h<strong>in</strong>auswagen dürfen. Vielleicht braucht ermehr Unterstützung und auch mehr Zeit,aber letztlich soll er dazu ermuntert werden,e<strong>in</strong> selbstständiges Leben zu führen – wasselbstständige Entscheidungen se<strong>in</strong>e Erkrankungbetreffend <strong>in</strong>kludiert.MIT WELCHEN SPEZIELLEN PROBLEMENUND/ODER VORURTEILEN SEHEN SICHELTERN KONFRONTIERT, DEREN KINDERAN SCHIZOPHRENIE LEIDEN?Wie die Betroffenen selbst s<strong>in</strong>d auch dieAngehörigen mit Mythen und Vorurteilenrund um die Erkrankung konfrontiert. Diesefalsche Angst und Scham s<strong>in</strong>d das Ergebnisvon Unwissenheit <strong>der</strong> Gesellschaft. Daher istAufklärungsarbeit e<strong>in</strong> essenzieller Beitrag fürden korrekten Umgang mit <strong>der</strong> Erkrankung,mit den Patienten und mit <strong>der</strong>en Angehörigen.WARUM TUT DER AUSTAUSCH MITANDEREN ANGEHÖRIGEN GUT?Gerade bei Tabuthemen wie psychischenErkrankungen ist es von großer Bedeutungzu sehen, dass man mit se<strong>in</strong>em Problemnicht alle<strong>in</strong> ist. Immerh<strong>in</strong> ist, statistischgesehen, je<strong>der</strong> 100. von Schizophreniebetroffen. Selbsthilfegruppen stellen hiere<strong>in</strong>e wichtige Anlaufstelle dar (siehe dazuauch Adressen im Kasten).Idealerweise s<strong>in</strong>d diese Treffen <strong>in</strong> Bezug aufKrankheitsgeschichten und Prognosen relativunterschiedlich zusammengesetzt. Dennunterhalten sich nur Eltern mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong>,<strong>der</strong>en K<strong>in</strong><strong>der</strong> extrem negative Krankheitsverläufeaufweisen, kann das genau dengegenteiligen Effekt erzielen und eher frustrierenddenn motivierend wirken.© www.lukasbeck.com<strong>in</strong>nenweltDAS MAGAZIN FÜR SEELISCHE GESUNDHEIT UND LEBENSQUALITÄTvomschmähbrudephilosophenGLÜCKS-SCHULUNGumfrage:was k<strong>in</strong><strong>der</strong>zumvom tick zumseelenterror:MAGERSUCHThungern nachbestätigungGRAMITZja, ich möchte die <strong>in</strong>nenweltim gratis-abo lesen …NameVornamePLZ/OrtGRATIS. <strong>in</strong>nenwelt bietetService-Infos, Tipps,wichtige Adressen und<strong>in</strong>teressanten Lesestoffzu den wichtigsten Fragenrund um das Thema„Seelische Erkrankungen“.Redaktion <strong>in</strong>nenweltSommerergasse 14A-1130 WienPostentgeltbeim Empfängere<strong>in</strong>hebenIhre Abo-Vorteile:Bequem.Kostenlose Zustellung.Direkt zu Ihnen nachHause.Informiert.Ke<strong>in</strong>e Ausgabe verpassen.Regelmäßig Top-Infos,die das Leben mitseelischen Erkrankungenleichter machen.E<strong>in</strong>fach per Post:Redaktion <strong>in</strong>nenweltSommerergasse 14A-1130 WienFlott per Fax:+43/1/879 35 57Bequem per E-Mail:redaktion@<strong>in</strong>nenwelt.atStraße/Nr.E-Mail!


Unser Ziel ist es, dieLebensqualität von PatientInnenmit psychiatrischen undneurologischen Erkrankungenzu verbessern.WDD-1785 09/2007Lundbeck Austria unterstütztM<strong>in</strong>iMed StudentInnenund PatientInnen.Vorlesungsprogramm aufwww.m<strong>in</strong>imed.atHighlights aus dem Programm 2007Jahrhun<strong>der</strong>tleiden DepressionUrsachen und BehandlungsmöglichkeitenEuropa wird vergesslichDemenzerkrankungen auf dem VormarschSpezialist <strong>in</strong> Psychiatrie und Pionier <strong>in</strong> Neurologiewww.lundbeck.at

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