leben in der anderen - innenwelt magazin

SCHIZOPHRENIElen FacettenStellen Sie sich Ihr seelisches Wohlbefindenwie ein Konto vor: Je mehr Sie „im Plus“sind, Ihr Wohlfühl-Guthaben also vermehren,umso mehr emotionale Rücklagenhaben Sie in Phasen, in denen es nicht sogut läuft.WIE SIEHT ES MIT PARTNERSCHAFTUND SEXUALITÄT AUS?Eine liebevolle, harmonische Beziehung zuführen steht auf der Wunschliste der meistenMenschen ganz oben. Das ist beiPatienten mit Psychose nicht anders – vielenvon ihnen bleibt eine stabile Liebesbeziehungjedoch verwehrt. In einer (Liebes-)Beziehung geht es um Gefühle undKommunikation – bereits für Gesunde birgtdas im Alltagsleben eine Menge Konfliktstoff,umso mehr für Menschen mitPsychose, die auf emotionalen Stress sehrsensibel reagieren. Mit einem Partner, derVerständnis für die Symptome der Krankheithat – ohne deshalb den Betroffenen„in Watte zu packen“ und die eigenenInteressen hintanzustellen –, kann eineBeziehung dennoch gelingen. ErfüllteSexualität ist ein wesentlicher Teil einerglücklichen Beziehung und auch Menschenmit Psychose wollen (und müssen) daraufnicht verzichten. Manche Medikamente –darunter solche, die zur Behandlung derpsychotischen Symptome eingesetzt werden– können das Sexualleben und dieSexualfunktionen jedoch beeinträchtigen.Dann leidet z.B. die Libido, was sich durchLustlosigkeit und Desinteresse bemerkbarmacht. Sollten sexuelle Probleme auftreten,die möglicherweise mit Medikamenten inZusammenhang stehen, sollten Betroffeneden behandelnden Arzt darauf ansprechen.Oft kann durch eine Änderung der Dosisoder die Umstellung auf ein anderesMedikament das Problem gelöst werden.KÖNNEN MENSCHEN MITSCHIZOPHRENIE EINE FAMILIEGRÜNDEN?Schizophrenie tritt meist im späten jugendlichenoder im jungen Erwachsenenalter inErscheinung, bei Männern bereits zwischendem 16. und dem 25. Lebensjahr. Einer Zeitalso, in der Betroffene gerade in Ausbildungstehen oder studieren. Durch denAusbruch der Krankheit können die beruflichenWege meist nicht weiterverfolgt werden,folglich haben die Betroffenen keinenJob und kein ordentliches Einkommen. Beimanchen Formen von Psychose bestehtdarüber hinaus auch ein erhöhtes Risiko fürdie Kinder, an einer Psychose zu erkranken.Grundsätzlich spricht aus medizinischerHinsicht jedoch nichts dagegen, dassMenschen mit Psychose Nachwuchs zeugenund eine Familie gründen.SELBSTMANAGEMENTWELCHE ANZEICHEN KÖNNEN EINENRÜCKFALL ANKÜNDIGEN?Menschen mit Psychose sind in der Regelbesonders sensibel und verfügen über einfacettenreiches Sensorium. Dieses solltensie als „Frühwarnsystem“ nützen, umVeränderungen an Körper und Seele rechtzeitigwahrzunehmen und einzuschätzen.Ob sich eine Episode ankündigt, erkennenBetroffene selbst am besten. Es ist wichtig,„zum Experten seiner Krankheit“ zu werdenund Warnsymptome ernst zu nehmen.Folgende Symptome werden häufig alsAnzeichen dafür genannt, dass sich eineneue Krankheitsepisode ankündigt:• Schlafstörungen• beunruhigende, Angst machende Träumeoder Gedanken• erneutes oder ausgeprägteres Stimmenhören• verworrene Gedanken und Kommunikationsprobleme• Entscheidungsschwäche• Energielosigkeit und Verlust des Interessesan normalen Aktivitäten• depressive StimmungOft sind es auch nahe Angehörige, diezuerst wahrnehmen, dass sich der Erkranktein seinem Verhalten oder Denkenverändert. Betroffene sollten daher lernen,diese Hinweise ihrer Angehörigen ernst zunehmen und sich – im Idealfall gemeinsam– an den Arzt zu wenden.WIE SOLLTE MAN SICH IN EINEMKRISENFALL VERHALTEN?Wenn Betroffene den Eindruck haben,dass ihre Symptome schlimmer werden,ist umgehend der Arzt zu konsultieren.Ohne ärztliche Hilfe kann sich der psychischeZustand erheblich verschlechtern.VORURTEILEMIT WELCHEN VORURTEILEN WERDENBETROFFENE HÄUFIG KONFRONTIERT?„Unwissenheit ist die Quelle aller Ängste“,lautet ein weiser Spruch. Mit Vorurteilenverhält es sich ebenso. Psychosensind bis heute weitgehend unverstandenepsychische Störungen. Der in derBevölkerung gemeinhin geringe Wissensstandist der „ideale“ Nährboden fürviele Irrtümer und Mythen, die rund umdiese Erkrankung kursieren.Die häufigsten Vorurteile gegenüber derDiagnose Schizophrenie sind:• Schizophrenie ist unheilbar.• Die Betroffenen sind unberechenbarund gewalttätig.• Schizophrenie ist eine Geisteskrankheit.Aus der Stigmatisierung entsteht Diskriminierung,die sich auf vielfältige Weiseausdrückt: von der Abneigung, Menschenmit einer schizophrenen Erkrankung zu beschäftigen,bis hin zur sozialen Ausgrenzung.SIND MENSCHEN MITPSYCHOSE „GEFÄHRLICH“?Zwar lässt sich ein etwas erhöhterProzentsatz von Straftaten bei Menschenmit Psychose finden. Ausschlaggebendsind jedoch die absoluten Zahlen, welchedas Risiko für den Einzelnen ausdrücken,Opfer eines Verbrechens zu werden. Undhier zeigt sich: Straftaten werden weitaushäufiger von einem Gesunden verübt alsvon einem Menschen mit Psychose.Auch wenn die mediale Berichterstattungüber „Psycho-Täter“ etwas anderes vermutenlässt: Das Kriminalitäts- und GefährlichkeitsrisikoSchizophrener gegenüberder Allgemeinbevölkerung ist nichtdefinitiv erhöht. Problematisch wird dieSituation nur dann, wenn die Erkrankungakut aufflammt und nicht behandelt wird.Psychotische Straftäter sind meist nicht indas psychiatrische Versorgungssystemeingebunden, werden also nicht medikamentösbehandelt und stehen häufigunter akutem und chronischem AlkoholundDrogeneinfluss.13