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Das Schicksal des Wladimir Jefremow im KZ Ebensee

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deutsche Bun<strong>des</strong>regierung und die deutsche Wirtschaft die Stiftung "Erinnerung,<br />

Verantwortung, Zukunft" ausgestattet, davon knapp sechs Milliarden Schilling für Russland,<br />

Lettland und Litauen. Ehemalige Zwangsarbeiter in einer Fabrik sollen bis zu 35.000<br />

Schilling bekommen, <strong>KZ</strong>- Arbeiter wie <strong>Jefremow</strong> bis zu 105.000 Schilling.<br />

Für <strong>Wlad<strong>im</strong>ir</strong> <strong>Jefremow</strong> ist das viel Geld. Gerne würde er am 31. August die Goldene<br />

Hochzeit mit seiner Frau Jekaterina nicht in ihrer Hochhauswohnung, sondern auf der Kr<strong>im</strong><br />

feiern. Doch ein solcher Urlaub ist ein ferner Traum für die <strong>Jefremow</strong>s, die zusammen gerade<br />

2600 Rubel (1500 Schilling) Rente <strong>im</strong> Monat bekommen. Ein Taschengeld für den Enkel,<br />

eine neue Angel oder eine neue Brille für sich selbst - all das kann sich der alte Mann nicht<br />

leisten. Ganz zu schweigen von der Augenoperation, die möglicherweise sein schwinden<strong>des</strong><br />

Augenlicht retten könnte.<br />

Gelder unterschlagen<br />

Vor einigen Jahren, als Deutschland schon einmal Geld für Nazi-Opfer an Moskau überwies,<br />

bekam <strong>Jefremow</strong> die erste Rate, 8500 Schilling. Dann ging der mit der Auszahlung<br />

beauftragten russischen "Stiftung für Verständigung und Aussöhnung" das Geld aus: Der<br />

Direktor hatte mehr als 560 Millionen Schilling für zweifelhafte Bankgeschäfte, teure<br />

Dienstwagen und repräsentative Büros ausgegeben.<br />

Um neue Skandale zu verhindern, machte Präsident <strong>Wlad<strong>im</strong>ir</strong> Putin nun zwei Vertraute zu<br />

Direktorin und Aufsichtsratschefin der Stiftung. Sobald die Deutschen die von den Russen<br />

bewilligten Anträge mit Stichproben geprüft haben, soll das Geld überwiesen und in Raten an<br />

die Zwangsarbeiter ausgezahlt werden. <strong>Das</strong>s die das Geld tatsächlich innerhalb von zehn<br />

Tagen bekommen und die russische Buchhaltung st<strong>im</strong>mt, sollen westliche Wirtschaftsprüfer<br />

kontrollieren.<br />

<strong>Wlad<strong>im</strong>ir</strong> <strong>Jefremow</strong> hat bereits vor Monaten seinen Antrag bei der Stiftung abgegeben. "Doch<br />

erst wenn ich das Geld in den Händen halte, glaube ich, dass unsere Beamten es nicht wieder<br />

gestohlen haben." Tief sitzt bei ihm das Misstrauen eines Russen, der gelernt hat, von seinem<br />

Staat <strong>im</strong>mer nur das Schlechteste anzunehmen.<br />

Seine schlechten Erinnerungen gehen weit zurück. Als er nach der Befreiung aus<br />

Mauthausen-<strong>Ebensee</strong> in die He<strong>im</strong>at zurückkehrte, sperrte ihn die Rote Armee als angeblichen<br />

deutschen Kolloborateur acht Monate ins Gefängnis. Später arbeitete sich <strong>Jefremow</strong> zum<br />

Dienst in der Versorgungsabteilung <strong>des</strong> Ministerrates hoch und tapezierte Ministerwohnungen<br />

und Kremlbüros an der Spitze von 120 Untergebenen mit westlichen Seidentapeten.<br />

Privilegien abgelehnt<br />

Er selbst, sagt <strong>Jefremow</strong>, habe übliche Vergünstigungen abgelehnt: eine Dienstdatscha oder<br />

eine teure Wolga- L<strong>im</strong>ousine, westliche Kühlschränke, Kaviar und Wodka. Die bescheidene<br />

Wohnungseinrichtung bestätigt, dass <strong>Jefremow</strong> sich <strong>im</strong> Dienst der Sowjetunion nicht die<br />

Taschen vollgestopft hat. Der einzige Schmuck sind seine Auszeichnungen: "Verdienter<br />

Erbauer", Ehrenbürger Moskaus, der Leninorden.<br />

Gerne würde <strong>Wlad<strong>im</strong>ir</strong> <strong>Jefremow</strong> auf seine alten Tage seiner Frau Jekaterina den Kölner Dom<br />

zeigen. Denn <strong>im</strong> 2. Weltkrieg hat <strong>Jefremow</strong> nicht nur in Mauthausen- <strong>Ebensee</strong> geschuftet.<br />

Nachdem die Wehrmacht seine He<strong>im</strong>atstadt Woronesch eroberte, landete der deportierte<br />

Vierzehnjährige <strong>im</strong> Sommer 1942 in einem <strong>im</strong>provisierten Arbeitslager am Bahnhof von

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