4 BIBLISCHER BOTSCHAFTERAls ich darüber nachdachte, wur<strong>de</strong> mit klar, daß es seit Jahrtausen<strong>de</strong>n bereits eine undnur eine beson<strong>de</strong>re Stelle am Himmel gab, an <strong>de</strong>r ein 'neuer' Stern erscheinen mußte,damit er als Geburts-Stern <strong>de</strong>s gera<strong>de</strong> zur Zeitenwen<strong>de</strong> in <strong>de</strong>r ganzen alten Welt sehnlichsterwarteten Erlösers erkannt wur<strong>de</strong>. Um dies zu verstehen, müssen wir eineweite Reise in die Vergangenheit antreten. Begeben wir uns also ins dritte Jahrtausendv.Chr. nach Babylon und schauen wir zum gestirnten Himmel hinauf! Dort obennämlich stand vor bald fünftausend Jahren hinter <strong>de</strong>m Löwen unterhalb <strong>de</strong>s GroßenWagens das Sternbild einer Jungfrau, die <strong>de</strong>n Namen ERUA besaß. Die Babylonierschrieben diesen geheimnisvollen Namen mit <strong>de</strong>n Keilschriftzeichen [E 4 .RU 6 .U 2 .A].Das Zeichen RU 6 steht für das sumerische Wort EDIN, das im ersten Buch Mose mit„E<strong>de</strong>n“ wie<strong>de</strong>rgegeben wird und eine uralte Bezeichnung für das Paradies ist. DasKeilschriftzeichen E 4 be<strong>de</strong>utet „Same“, und die Zeichen U 2 .A zusammen stehen für„hervorbringen“ o<strong>de</strong>r „gebären“, so daß ERUA das Sternbild einer Jungfrau war,„die <strong>de</strong>n Samen von E<strong>de</strong>n gebären“ sollte.Das Sternbild <strong>de</strong>r jungfräulichen ERUA kommt übrigens auch im berühmten Gilgamesch-Eposvor, das sich astronomisch auf die Epoche 2340 v.Chr. bezieht. In <strong>de</strong>rersten Tafel <strong>de</strong>r Keilschrift-Serie MUL.APIN, die astronomische Beobachtungen <strong>de</strong>rBabylonier aus <strong>de</strong>m dritten Jahrtausend v.Chr. enthält, wird zum Sternbild <strong>de</strong>r JungfrauERUA noch erklärend „Zarpanitum“ hinzugefügt. Dieses Wort schrieben dieBabylonier mit <strong>de</strong>n Keilschriftzeichen [ZAR 4 .BA.NITA 2 ]. Dabei ist ZAR 4 ein alter-
BIBLISCHER BOTSCHAFTER 5natives Zeichen für „Same“ und BA für „gebären“, NITA 2 heißt „männlich“, so daßwir Zarpanitum übersetzen müssen: „Diejenige, welche <strong>de</strong>n männlichen Samen gebärenwird.“Die Babylonier selbst haben Zarpanitum als zer banitu, „die <strong>de</strong>n Samen Gebären<strong>de</strong>“,etymologisiert, wie zahlreiche Tontafeln beweisen.Das erinnert uns natürlich an die Versuchungsgeschichte auf <strong>de</strong>n ersten Seiten <strong>de</strong>rBibel. Im ersten Buch Mose, Kapitel 3, Vers 15, wird nämlich nach <strong>de</strong>m 'Sün<strong>de</strong>nfall'- jedoch noch vor <strong>de</strong>r Vertreibung Adams und Evas aus <strong>de</strong>m Garten E<strong>de</strong>n - die Verheißungeines Erlösers gegeben, <strong>de</strong>s „Samens“ <strong>de</strong>s „Weibes“, was auf diewun<strong>de</strong>rsame Geburt dieses „Samens“ o<strong>de</strong>r Sohnes von einer Jungfrau hin<strong>de</strong>utete.Wir erkennen nunmehr, daß das sogenannte Urevangelium nicht erst eine spätejüdische Erfindung ist, son<strong>de</strong>rn bereits <strong>de</strong>r frühen Menschheit so sehr vertraut war,daß das „Weib“, die Mutter <strong>de</strong>s Erlösers, schon im dritten Jahrtausend v.Chr. - langevor Mose, als die Bibel noch gar nicht geschrieben war - sogar am Himmel vonBabylon im Sternbild <strong>de</strong>r Jungfrau ERUA verstirnt war!Die Ägypter haben das Sternbild <strong>de</strong>r Jungfrau, die auf übernatürliche Weise einen„männlichen Samen“, einen Sohn, gebären sollte, von <strong>de</strong>n Babyloniern übernommen,setzten es mit <strong>de</strong>r Göttin Isis gleich und bil<strong>de</strong>ten es als eine Jungfrau ab, die auf einemThron sitzt und auf <strong>de</strong>m linken Arm einen Knaben hält.Auch die Perser sahen an dieser Stelle <strong>de</strong>s Himmels das Bild einer keuschen Jungfrau.Dies ist <strong>de</strong>shalb so wichtig, weil im griechischen Urtext <strong>de</strong>s Matthäus-Evangeliums gar nicht von 'Weisen' die Re<strong>de</strong> ist, son<strong>de</strong>rn von „Magiern“ (magoi).Die Magier waren aber Angehörige einer ursprünglich medo-persischen Priesterkaste,so daß ihnen das Sternbild <strong>de</strong>r Jungfrau, die einen männlichen Samen gebären sollte,wohlvertraut war.Auf mo<strong>de</strong>rnen Sternkarten suchen wir jedoch hinter <strong>de</strong>m Löwen unterhalb <strong>de</strong>sGroßen Bären vergeblich nach einer keuschen Jungfrau; statt <strong>de</strong>ssen erblicken wirhier das „Haar <strong>de</strong>r Berenike“, Coma Berenices. Warum? Die Griechen, <strong>de</strong>ren Sternbil<strong>de</strong>rwir übernommen haben, verschoben die Jungfrau in <strong>de</strong>n Tierkreis hinein, sodaß sie nun unterhalb <strong>de</strong>r ursprünglichen Jungfrau ERUA zwischen Löwe undWaage an <strong>de</strong>r Ekliptik (Sonnenbahn) zu liegen kam - dort, wo wir sie heute noch aufje<strong>de</strong>m Sternglobus eingezeichnet fin<strong>de</strong>n.An die Stelle <strong>de</strong>r ursprünglichen Jungfrau ERUA setzte dann Konon von Samos, <strong>de</strong>rHofastronom <strong>de</strong>s Ptolemäus Euergetes zu Alexandria, 246 v.Chr. die Haarlocke <strong>de</strong>rBerenike, die wir heute mit <strong>de</strong>m lateinischen Namen Coma Berenices bezeichnen.Da sie gera<strong>de</strong> die Bauch- und Len<strong>de</strong>npartie <strong>de</strong>r ursprünglichen Jungfrau ERUAeinnimmt, müssen die Magier <strong>de</strong>n 'neuen' Stern genau hier in Coma Berenicesgesehen haben.