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Mitteilungen der Deutschen Gesellschaft für Völkerkunde e.V.

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Dann kommt eines Tages Herr Münzel,<strong>der</strong> ja bei uns [am Museum] war, bevor ernach Marburg gekommen ist. Ich sage zuihm: „Herr Münzel, das Problem gibt es ja beiden Instituten genauso. Auch die Institutsleiterkennen sich nicht und kommen nichtzusammen und überlegen nicht, wie manetwas gemeinsam angehen könnte; je<strong>der</strong>wurstelt vor sich hin, man könnte doch dagemeinsam etwas in die Wege leiten.“ „Ja“,sagte er, „ich mach das gerne in dieser Mühleaußerhalb von Marburg.“ 2 Dann kam auchFrau Far-Hollen<strong>der</strong> [Ehrenmitglied <strong>der</strong> DGVund damals in <strong>der</strong> <strong>Deutschen</strong> Forschungsgemeinschaftu.a. für die Ethnologie zuständig]dazu. Ich bin auch immer dabei gewesen,obwohl ich am Museum war, weil ich das indie Wege geleitet habe.Es gab also bis dahin keinen systematischenAustausch unter den Museumsdirektoren?Nein. Die haben sich nicht einmal richtig gekannt.Aber auch die Ordinarien haben sichnicht richtig gekannt; die haben sich natürlichirgendwo mal auf einer Tagung getroffen.Aber vielfach sind ja die Ordinarien o<strong>der</strong>die Direktoren gar nicht zu den Tagungengegangen. Und deswegen habe ich, als wirdamals in Wien tagten [DGV-Tagung 1995],eine Plenarveranstaltung vorbereitet undnur Ordinarien o<strong>der</strong> Professoren eingeladen.… Museumsdirektoren sind lange Zeit überhauptnicht zur DGV-Tagung gekommen.Die Museen sind eine schwierige Sache,das hab ich immer beklagt. Ich wollte, dassje<strong>der</strong> Kustos auch Vorlesungen hält, damitsie auch nah an den Studenten sind undmerken, dass Studenten an<strong>der</strong>e Fragenstellen an Objekte …, dass ein Objekt immernur die Antworten gibt auf die Fragen,die man an das Objekt stellt; und jede Zeitstellt auch an<strong>der</strong>e Fragen an das Objekt. Dahabe ich gemerkt, dass an den Museen dieTheorie <strong>der</strong> Ethnologie eigentlich keine so2 Die ersten Treffen fanden in <strong>der</strong> Dammmühle beiMarburg statt; das war in <strong>der</strong> Zeit, als J.F. Thiel von1993 bis 1997 Vorsitzen<strong>der</strong> <strong>der</strong> DGV war.große Rolle spielt, weil sie gar nicht gefor<strong>der</strong>tsind diesbezüglich. Anfangs habe ich selbsteinmal in <strong>der</strong> Woche mit den Kustoden einKolloquium organisiert: Einer musste einenVortrag halten und dann wurde diskutiert.Es gab ja schon einmal einen Versuch,ein Netzwerk aufzubauen, zumindest imRhein-Main-Gebiet von Frankfurt überMainz und Bonn bis Köln.Ja, da war ich ´69 auch dabei. Das ist dannzerbrochen. Das war ja kurz vor <strong>der</strong> Revolutionin Göttingen. Im Sommer haben wir uns,d.h. die Mainzer, die Münsteraner, die Bonnerund die Kölner, in Nordrhein-Westfalen aufeiner Burg getroffen. 3 Dann waren aber dieGegensätze schon so radikal, dass sie gesagthaben, dass es unter diesen Umständen keinenSinn hat, sich weiter zu treffen.Ja, diese rheinische Sache, da hab ichdie letzte Tagung mitgemacht. Das war dieletzte, dann hat das aufgehört. Dann bin ichanschließend nach Göttingen. Dort habe ichmit dem Müller, also nicht Ihrem Müller, son<strong>der</strong>nmit dem hiesigen Klaus Müller 4 , und mitdem Ordinarius von München im gleichenHotel gewohnt. Die waren ganz entsetzt, wasda abgegangen ist. 5Ich bin gerade von Paris gekommen undsagte, das ist ja doch harmlos. In Paris war’sviel schlimmer. Die Studenten sind in unserInstitut rein, das Institut von Balandier undso weiter, das im zweiten Stock lag mit dem3 J.F. Thiel kam im Sommer 1969 an das Anthropos-Institut in St. Augustin (bei Bonn), um seine Doktorarbeitfertig zu schreiben. Im November 1969wurde er dann Redakteur <strong>der</strong> Zeitschrift Anthropos.4 Von 1971 bis 2004 war Klaus E. Müller Professorfür Ethnologie an <strong>der</strong> Goethe-Universität Frankfurt.5 Auf <strong>der</strong> DGV-Tagung im Oktober 1969 kam es zueinem Eklat zwischen Professoren und Studentenüber Rolle und Verantwortung <strong>der</strong> Ethnologie; <strong>der</strong>Konflikt eskalierte bei <strong>der</strong> Mitglie<strong>der</strong>versammlung,und die Tagung wurde abgebrochen. Nachträglichwurde Ernst W. Müller aus Mainz als Vorsitzen<strong>der</strong>gewählt. Nach kleineren informellen Treffen fand1975 in Coburg die nächste Tagung <strong>der</strong> DGVstatt; ausführlicher dazu, siehe Dieter Haller, DieSuche nach dem Fremden. Geschichte <strong>der</strong> Ethnologiein <strong>der</strong> Bundesrepublik Deutschland 1945-1990.Frankfurt/M. 2012, S. 203-13).Kurzbeiträge39

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