Neue Versionen 2011 - Deutsche Gesellschaft für Medizincontrolling
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Forum der Medizin - Dokumentation und<br />
Medizin - Informatik<br />
ISSN 1438-0900<br />
Heft 4 / Dezember 2010 • Jahrgang 12<br />
<strong>Medizincontrolling</strong>
Fachartikel Inhalt<br />
Die nächsten Themenhefte:<br />
n Heft 1/<strong>2011</strong><br />
DVMD Tagung<br />
verantwortlicher Redakteur:<br />
Oliver J. Bott<br />
n Heft 2/<strong>2011</strong><br />
Telemedizin<br />
verantwortlicher Redakteur:<br />
Günter Steyer<br />
n Heft 3/<strong>2011</strong><br />
Lösungswege aus dem<br />
Personalnotstand<br />
verantwortlicher Redakteur:<br />
Angelika Händel,<br />
Andreas J. W. Goldschmidt<br />
n Heft 4/<strong>2011</strong><br />
Arzneimittelzulassung und<br />
-sicherheit<br />
verantwortlicher Redakteur:<br />
Gerhard Fortwengel,<br />
Dieter Hinzmann<br />
Editorial 131<br />
Impressum 131<br />
Schwerpunkt: <strong>Medizincontrolling</strong><br />
OPS 9-20 und PKMS – Herausforderungen in der Dokumentation Horndasch 132<br />
Korrekte Kodierung im Widerstreit – wer entscheidet? Dennler 136<br />
Controlling in der Klinischen Forschung Kehrel, Müller-Mielitz 141<br />
Kostenkontrolle der diagnostischen Bildgebung im Kompetenznetz Angeborene Herzfehler<br />
Müller-Mielitz, Kehrel, Becker, Ohmann, Müller-Fürstenberger, Huggenberger, Goldschmidt 144<br />
Bedeutung gesundheitsökonomischer Evaluationen <strong>für</strong> die NUB-Verhandlung Hoppe, Becker, Zimolong 148<br />
Veranstaltungen<br />
What should I-KNOW? Aktuelle Trends im Wissensmanagement und ihre Auswirkungen auf<br />
Gesundheitswirtschaft und Ausbildung 150<br />
Quo vadis Medizinische Dokumentation? | Interview zur 11. Fachtagung des DVMD vom 16.–19. Februar <strong>2011</strong> 154<br />
GMDS-Jahrestagung | Klassifikation, Kodierung und Terminologien – heute und morgen<br />
Bericht über das Symposium am 9. September 2010 156<br />
Kalender 159<br />
Interview<br />
25 Jahre ID Berlin | BVMI Ehrenmitgliedschaft <strong>für</strong> Fritz Diekmann 160<br />
Leserforum<br />
Buchbesprechung 163<br />
BVMI & DVMD<br />
<strong>Neue</strong> Mitglieder 163<br />
BVMI<br />
BVMI Newsletter 164<br />
Ergebnisse der Briefwahl 2010 <strong>für</strong> den geschäftsführenden Vorstand des BVMI 164<br />
DVMD<br />
DVMD Vorstandswahlen <strong>2011</strong> 164<br />
Die Sektion Medizinische Dokumentation der GMDS stellt sich vor 165<br />
Einladung zur 42. Mitgliederversammlung des DVMD e.V. im Rahmen der DVMD-Fachtagung in Hannover 165<br />
Bild-Management <strong>für</strong> die klinische Forschung:<br />
• datenschutzkonforme Lösung<br />
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• optimale Arbeitsteilung<br />
• mehr Wirtschaftlichkeit<br />
Das IEKF unterstützt den LifeCycle klinischer Forschung durch<br />
die Bereitstellung erprobter Software-Produkte und innovativer<br />
Dienstleistungen.<br />
Institut <strong>für</strong> effiziente klinische Forschung (IEKF)<br />
Technologiehof, Mendelstraße 11, 48149 Münster<br />
Tel.: +49 (0)251 980.2470 • E-Mail: info@iekf.de<br />
130 Forum der Medizin_Dokumentation und Medizin_Informatik 4/2010
Wie jedes Jahr seit Einführung des DRG-Systems<br />
bereiten sich die Kliniken auch vor diesem<br />
Jahreswechsel auf die neuen Regelungen zur<br />
Kodierung, zur DRG-Gruppierung sowie zur Abrechnung<br />
der stationären Leistungen vor. Daher freut es uns als mdi-<br />
Redaktion jetzt zum Wechsel auf das Jahr <strong>2011</strong> ein Heft<br />
vorlegen zu können, das sich mit der Thematik des Medizin-Controlling<br />
befasst.<br />
Auch dieses Mal konnten wir Autoren aus dem Kreis<br />
unseres Kooperationspartners, der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Gesellschaft</strong><br />
<strong>für</strong> <strong>Medizincontrolling</strong> (DGfM), gewinnen, neuere Entwicklungen<br />
und Problematiken im G-DRG-System vorzustellen.<br />
Eine einschneidende <strong>Neue</strong>rung stellt der Versuch der<br />
Abbildung von besonders aufwendigen Tätigkeiten der<br />
stationären Pflege mittels eines eigenen Scoring-Systems<br />
– dem PKMS – dar. Wenn man den Auguren in der »DRG-<br />
Politik« Glauben schenken darf, dann ist spätestens 2012<br />
mit einer vollen Integration des PKMS in das Abrechnungssystem<br />
zu rechnen. Sicher birgt dann auch dieses Scoring-<br />
System Konfliktpotenzial zwischen Kliniken und Kostenträgern,<br />
ähnlich z.B. den Intensiv-Scoringsystemen TISS<br />
und SAPS oder den diversen Komplexpauschalen.<br />
Umso wichtiger ist dabei die Bündelung der klinikindividuellen<br />
Erfahrungen auf übergeordneter Ebene. Die<br />
DGfM hat mit dem »FoKA« (Fachausschuss <strong>für</strong> ordnungsgemäße<br />
Kodierung und Abrechnung) ein Instrument etabliert,<br />
Medizin-Controllern diese Erfahrungswerte näherzubringen.<br />
Lesen Sie in einem Beitrag dieser Ausgabe, wie<br />
die Arbeiten dieses Gremiums Ihre tägliche Tätigkeit im<br />
Bereich der Klinikabrechnung (inkl. Kodierung und DRG-<br />
Ermittlung) unterstützen kann.<br />
Herausgeber:<br />
Berufsverband Medizinischer<br />
Informatiker e.V.<br />
Postfach 10 13 08, 69003 Heidelberg<br />
Tel. und Fax: 0 62 24 / 95 08 55<br />
http://www.bvmi.de<br />
und<br />
<strong>Deutsche</strong>r Verband Medizinischer<br />
Dokumentare e.V.<br />
Postfach 10 01 29, 68001 Mannheim<br />
http://www.dvmd.de<br />
E-Mail: dvmd@dvmd.de<br />
Erscheinungsweise:<br />
4-mal jährlich, jeweils zum<br />
Quartalsende<br />
Auflage:<br />
2.500<br />
Verlag und Vertrieb:<br />
Eigenverlag und Eigenvertrieb<br />
ISSN:<br />
1438-0900<br />
Manuskripte:<br />
Zuschriften, die den Inhalt der<br />
Zeitschrift betreffen, sind direkt an die<br />
Redaktionsanschrift zu senden. Für<br />
unverlangte Manuskripte wird keine<br />
Haftung und keine Verpflichtung<br />
zur Veröffentlichung übernommen.<br />
Beiträge, die anderweitig parallel<br />
eingereicht wurden, werden nicht<br />
angenommen. Die Redaktion behält<br />
sich vor, aus technischen Gründen<br />
Kürzungen vorzunehmen. Namentlich<br />
gekennzeichnete Beiträge geben die<br />
Meinung des Verfassers wieder.<br />
Autorenrichtlinien:<br />
Unter folgendem Link:<br />
http://www.forum-mdi.de/mdi/<br />
autorenrichtlinien.pdf<br />
Nachdruck und Kopien:<br />
Nur mit Genehmigung der Redaktion<br />
und unter Angabe der genauen Quelle.<br />
Eher wenig wird mit dem (Medizin-)Controlling die Klinische<br />
Forschung in Verbindung gebracht. Nicht nur die<br />
forschenden pharmazeutischen Unternehmen, die zunehmend<br />
Kosten-Nutzen-Effekte nachweisen müssen, fallen in<br />
diese Kategorie. Auch Kliniken mit klinischen Forschungsansätzen<br />
sollten die anfallenden Kosten »überwachen«<br />
und v.a. steuern – der eigentliche Zweck des Controllings.<br />
Von daher freut es uns, dass wir mit diesem Heft neben<br />
den klassischen Medizin-Controlling-Themen auch zwei<br />
Beiträge aus dem Themenkomplex des Controllings von<br />
Klinischen Studien veröffentlichen.<br />
Sicher werden auch Sie in den Beiträgen hilfreiche<br />
Tipps <strong>für</strong> Ihre tägliche Arbeit finden können. Diesem<br />
Anspruch, Ihnen immer wieder <strong>für</strong> die Praxis relevante<br />
Informationen weiterzugeben, möchten wir auch zukünftig<br />
nachgehen. Auch im nächsten Jahr erscheinen wieder<br />
vier Ausgaben der mdi, die sich mit speziellen Themen<br />
befassen – auf der vorderen Umschlaginnenseite findet<br />
sich eine Vorausschau auf diese Themenhefte.<br />
Nun wünsche ich Ihnen im Namen der mdi-Redaktion<br />
eine anregende Lektüre dieser Ausgabe, angenehme<br />
Weihnachtsfeiertage und ein <strong>für</strong> Sie persönlich erfolgreiches<br />
Jahr <strong>2011</strong> – mit der mdi als die Fachzeitschrift<br />
<strong>für</strong> Medizinische Dokumentation und Informatik an Ihrer<br />
Seite.<br />
Ihr Markus Stein n<br />
Redaktionsteam:<br />
Prof. Dr. Oliver J. Bott, Hannover<br />
Dr. Karl-Heinz Ellsässer, Heidelberg<br />
Prof. Dr. Andreas Goldschmidt, Trier<br />
Angelika Händel, Erlangen<br />
Dieter Hinzmann, Kiel (Leitung)<br />
Markus Stein, Heidelberg<br />
PD Dr. Günter Steyer, Berlin<br />
Redaktionsanschrift:<br />
Siehe Verbandsanschrift des BVMI<br />
Bezugspreis:<br />
Jährlich 49 Euro inkl. MwSt.,<br />
inkl. Versandkosten.<br />
Ausland plus Versandkosten,<br />
<strong>für</strong> BVMI- und DVMD-Mitglieder frei<br />
Bestellungen:<br />
Über die Verbandsanschrift des BVMI<br />
Abbestellungen 6 Wochen zum<br />
Jahresende<br />
Redaktionsschluss:<br />
10. des Vormonats<br />
Anzeigenschluss:<br />
10. des Vormonats<br />
Druckvorlagentermin 20. des Vormonats<br />
Anzeigenpreisliste:<br />
Nr. 9 vom 1.1.2010<br />
Anzeigenverwaltung:<br />
DVMD e.V.<br />
Sabine Kapsammer<br />
Postfach 10 01 29<br />
68001 Mannheim<br />
Tel.: 06 21 / 71 76 13 93<br />
Fax: 06 21 / 71 76 13 95<br />
E-Mail: dvmd@dvmd.de<br />
Layout: Fleck · Zimmermann, Berlin<br />
Titel: Foto: inmagine ®<br />
Illustration: Fleck · Zimmermann<br />
Druck: Kössinger AG, Schierling<br />
Forum der Medizin_Dokumentation und Medizin_Informatik 4/2010 131<br />
Fachartikel Editorial<br />
Markus Stein<br />
Leitung Patienten<br />
management<br />
ETHIANUM<br />
Betriebs gesellschaft<br />
mbH & Co. KG<br />
EMail: markus.stein@<br />
ethianum.de<br />
Impressum
Schwerpunkt<br />
<strong>Medizincontrolling</strong><br />
Dr. Erwin Horndasch<br />
Generalsekretär der<br />
<strong>Deutsche</strong>n <strong>Gesellschaft</strong><br />
<strong>für</strong> <strong>Medizincontrolling</strong><br />
(DGfM), Leiter<br />
Medizin controlling<br />
Stadt krankenhaus<br />
der Stadt Schwabach<br />
gGmbH, Leiter Medizin<br />
controllingKreiskran kenhäuser RottalInn<br />
gemeinnützige GmbH<br />
EMail:<br />
erwin.horndasch@<br />
medizincontroller.de<br />
OPS 9-20 und PKMS – Herausforderungen<br />
in der Dokumentation<br />
Seit Einführung des Fallpauschalensystems in Deutschland<br />
gab es Beschwerden, dass in den dem System zu<br />
Grunde liegenden Katalogen nur ärztliche Leistungen<br />
abgebildet seien. Pflegerische Leistungen, die gleichwohl<br />
und unstreitig in den Krankenhäusern erbracht werden,<br />
würden bei der Kalkulation nicht berücksichtigt. Damit<br />
sei in den Kalkulationen auch der Wert der Pflege nicht<br />
angemessen repräsentiert. Dies führte in den Augen der<br />
<strong>für</strong> die Pflege Verantwortlichen zu einem Rückgang von<br />
qualifiziertem Pflegepersonal in den Kliniken.<br />
Als Reaktion darauf fanden politische Bestrebungen<br />
statt, die Leistungen der Pflege angemessen im DRG-System<br />
und in den Katalogen zu berücksichtigen. So startete<br />
der <strong>Deutsche</strong> Pflegerat (DPR) im April 2007 eine Projektinitiative<br />
zur »Adäquaten Abbildung des Pflegeaufwandes<br />
im G-DRG-System durch Pflegeindikatoren«. Im Juli<br />
2007 vergab der DPR hierzu einen Forschungsauftrag<br />
an das Institut <strong>für</strong> Pflegewissenschaft private Universität<br />
Witten/Herdecke gGmbH und im Januar 2008 wurde<br />
ein Forschungsantrag zur Förderung durch das Bundesministerium<br />
<strong>für</strong> Gesundheit (BMG) eingereicht. Ziele des<br />
Forschungsantrags waren die Identifikation eines Indikatoren-Sets<br />
zur Erklärung des pflegerischen Ressourcenverbrauchs,<br />
die Testung des Indikatoren-Sets und nicht zuletzt<br />
die Integration des Indikatoren-Sets im G-DRG-System.<br />
Gleichzeitig häuften sich die Proteste über den Abbau von<br />
Pflegestellen in den Krankenhäusern.<br />
Die Proteste und die politischen Bestrebungen führten<br />
zu einem Pflegegipfel, bei dem ein Aktionsprogramm zur<br />
Förderung der stationären Pflege vereinbart wurde. Als<br />
Sofortmaßnahme wurde dabei in das Krankenhausfinanzierungsreformgesetz<br />
ein Passus aufgenommen, der letztendlich<br />
ein Förderprogramm darstellte, mit dessen Hilfe in<br />
den Jahren von 2009 bis 2010 bis zu 17.000 zusätzliche<br />
Pflegepersonalstellen in den Krankenhäusern zu 90 Prozent<br />
durch die Krankenkassen finanziert werden sollten.<br />
Diese Art der Finanzierung soll dann laut Gesetz im<br />
Jahr 2012 abgelöst werden durch eine Integration in den<br />
Fallpauschalenkatalog. Diese Vorgehensweise wurde<br />
erforderlich, da rein pflegerische Tätigkeiten bis dato nicht<br />
über einen Kode im OPS-Katalog, sondern nur über die<br />
Pflege-Personal-Regelung (PPR) in den Kalkulationshäusern<br />
abgebildet wurden. Um diesem Umstand abzuhelfen,<br />
wurde zum einen die PPR um eine Klassifikation erweitert,<br />
nämlich die sog. A4 Klasse. Zum anderen wurde ein OPS-<br />
Kode (9-20) geschaffen <strong>für</strong> die hochaufwendige Pflege<br />
von Patienten.<br />
Aufbau des Kodes<br />
132 Forum der Medizin_Dokumentation und Medizin_Informatik 4/2010<br />
Analog den bereits etablierten Komplexziffern im OPS-<br />
Katalog (z.B. Intensivmedizin) besteht auch dieser Kode<br />
aus mehreren Teilen. Zum einen gibt es bestimmte Mindestvoraussetzungen,<br />
die erfüllt sein müssen, bevor der<br />
Kode überhaupt angewendet, also kodiert werden darf.<br />
Zum anderen werden anhand eines separaten Scores aus<br />
bestimmten Leistungen Punkte generiert, die wiederum<br />
addiert werden. Die Summe dieser Addition entspricht<br />
dann einem bestimmten OPS-Kode. Ein Verfahren, das<br />
z.B. in der Abbildung der Intensivmedizin mit TISS 28 und<br />
SAPS II ein entsprechendes Vorbild hat. Als ein Beispiel<br />
mag Tab. 1 dienen.<br />
Der Kode wurde zum Jahre 2010 erstmals eingeführt<br />
und angewandt. Es kann davon ausgegangen werden,<br />
dass aus den Daten der Kalkulationshäuser im Jahre <strong>2011</strong><br />
eine Kalkulation durch das Institut <strong>für</strong> das Entgeltwesen<br />
im Krankenhaus (InEK) durchgeführt wird und dann zum<br />
Jahre 2012 der Kode erstmals entgeltwirksam wird. Ein<br />
direkter Einfluss auf die Erlössituation im Krankenhaus ist<br />
also frühestens 2012 zu erwarten. Dabei ist derzeit nicht<br />
absehbar, ob die Entgeltwirksamkeit in Form einer Implementierung<br />
in den Fallpauschalenkatalog (analog der<br />
intensivmedizinischen Komplexpauschale) oder in Form<br />
von Zusatzentgelten (analog der palliativmedizinischen<br />
Komplexpauschale) erfolgen wird. Die Antwort auf diese<br />
Frage kann erst nach Auswertung der Kalkulationsdaten<br />
durch das InEK gegeben werden. Ebenso wird eine Überprüfung<br />
auf korrekte Kodierung des Kodes durch die Krankenkassen<br />
und den Medizinischen Dienst der Krankenkassen<br />
(MDK) auch erst im Jahre 2012 erfolgen.<br />
Der OPS-Kode 9-20 (Hochaufwendige Pflege von<br />
Patienten) differenziert sich nach Kodes <strong>für</strong> die hochaufwendige<br />
Pflege von Erwachsenen (9-200), Kindern und<br />
Jugendlichen (9-201) und Kleinkindern (9-202). Dabei<br />
sind Kinder und Jugendliche Patienten ab dem Beginn des<br />
7. Lebensjahres bis zum Ende des 18. Lebensjahres. Darunter<br />
handelt es sich um Kleinkinder (ab dem 2. Lebensjahr),<br />
darüber um Erwachsene im Sinne des Kodes. Für Kinder<br />
im ersten Lebensjahr ist keine Abbildung vorgesehen. Die<br />
Leistungen dürfen nur von examiniertem Pflegepersonal,<br />
bzw. unter deren Verantwortung erbracht werden. Dabei<br />
wird differenziert zwischen den Kodes <strong>für</strong> Kleinkinder,<br />
Kinder und Jugendliche einerseits und Erwachsene andererseits.<br />
Bei Ersteren ist die Berufsbezeichnung Gesundheits-<br />
und Kinderkrankenpfleger/-innen, bei Letzteren die Berufsbezeichnung<br />
Gesundheits- und Krankenpfleger/-innen
Voraussetzung. Die Berechnung des Kodes erfolgt anhand<br />
von Maßnahmen aus dem Pflegekomplexmaßnahmen-<br />
Score. Dieser Score ist im Anhang zum OPS zu finden, da<br />
die Implementierung im OPS-Katalog den Rahmen dort<br />
sprengen würde. Die Erläuterungen zum Score und die<br />
Darstellung des Scores umfassen im amtlichen OPS-Katalog<br />
2010 21 Seiten. Der DPR hat den Score zusätzlich mit<br />
eigenen Erläuterungen versehen veröffentlicht. Diese Darstellung<br />
umfasst 28 Seiten, gefolgt von einer Seite Literaturangaben.<br />
Es würde den Umfang dieses Artikels sprengen,<br />
wenn jetzt in allen Einzelheiten der Score und seine<br />
Erläuterungen wiedergegeben würde. Hierzu muss auf die<br />
amtlichen Veröffentlichungen verwiesen werden.<br />
Einführung des Kodes<br />
Im Vorfeld zur Einführung dieses Kodes wurden zur<br />
Vermeidung eines übergroßen Dokumentationsauf wandes<br />
auch von der Industrie entsprechend vorgefertigte Dokumentationsbögen<br />
bei den Präsentationen und Schulungen<br />
angeboten.<br />
Damit ist auch schon ein Hauptproblem des Kodes<br />
genannt. Er bedingt eine sehr starke Zunahme der Dokumentationspflichten.<br />
Die Leistungen selbst werden kaum<br />
zunehmen, denn sie werden ja bis dato auch schon von<br />
den Pflegekräften in den Krankenhäusern erbracht. Im Folgenden<br />
soll nun zunächst auf den Komplexkode zur hochaufwendigen<br />
Pflege eingegangen werden und anschließend<br />
sollen die möglicherweise resultierenden Probleme<br />
aus Sicht eines praktisch tätigen Medizincontrollers dargestellt<br />
werden.<br />
Die Bekanntgabe des Scores hat in den Krankenhäusern<br />
ein sehr heterogenes Echo hervorgerufen. Während<br />
die <strong>für</strong> die Pflege verantwortlichen Personen und deren Vertreter<br />
(namentlich hier der DPR) sich optimistisch über die<br />
gelungene Implementierung der Pflege in das DRG-System<br />
äußerten, sahen die mit der Dokumentation und Abrechnung<br />
betrauten Mitarbeiter in den Krankenhäusern eher die<br />
damit verbundenen Nachteile unter dem Licht der Dokumentationsanforderungen<br />
und der Rechnungsprüfung. Aus der<br />
Natur der Sache ergibt sich, dass diese be<strong>für</strong>chteten Nachteile<br />
bei der Rechnungsprüfung frühestens zum Jahre 2012<br />
evident werden. Vorher hat verständlicherweise niemand<br />
ein Interesse daran, die korrekte Kodierung zu überprüfen.<br />
Problemfelder des Kodes<br />
Was ist eine Normalstation?<br />
Die in der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Gesellschaft</strong> <strong>für</strong> <strong>Medizincontrolling</strong><br />
(DGfM) tätigen Verantwortlichen waren schon relativ früh<br />
nach Veröffentlichung des Scores der Auffassung, dass hier<br />
ein großes Streitpotenzial schlummert. Aus diesem Grund<br />
wurden von Seiten der DGfM<br />
Gespräche mit dem DPR und<br />
dem MDK geführt, um mögliche<br />
Problemfelder bereits im<br />
Vorfeld zu entschärfen. In diesem<br />
Zusammenhang muss an<br />
die erheblichen Streitigkeiten<br />
im Zusammenhang mit anderen<br />
Komplexbehandlungen<br />
OPS-Kode PKMS<br />
Forum der Medizin_Dokumentation und Medizin_Informatik 4/2010 133<br />
Schwerpunkt<br />
<strong>Medizincontrolling</strong><br />
9-200.0 43 bis 71 Aufwandspunkte<br />
9-200.1 72 bis 100 Aufwandspunkte<br />
9-200.2 101 bis 128 Aufwandspunkte<br />
9-200.3 129 bis 157 Aufwandspunkte<br />
9-200.4 158 und mehr Aufwandspunkte<br />
erinnert werden. Der Autor vertritt z.B. zwei Krankenhäuser,<br />
bei denen seit Inkrafttreten des Kodes im Jahre 2009 <strong>für</strong> die<br />
andere neurologische Komplexbehandlung (8-98b) dieser<br />
Kode nur in seltenen Ausnahmen zur Abrechnung kam, da<br />
in den meisten Fällen die Auseinandersetzungen vor dem<br />
Sozialgericht landeten. Grund waren jeweils Differenzen in<br />
der Interpretation des Kodes zwischen Krankenhaus und<br />
MDK bzw. Krankenkassen. Entsprechende Stellungnahmen<br />
des DIMDI werden dabei auf Seiten der Kostenträger ignoriert.<br />
Es ist davon auszugehen, dass je nach Erlösrelevanz<br />
dieses Problem auch beim PKMS auftritt. Wobei aufgrund<br />
der Komplexität des Scores hier die Angriffsflächen wesentlich<br />
größer sind.<br />
Als ein Beispiel soll hier der Begriff »Normalstation«<br />
genannt werden. In der Beschreibung des Scores findet<br />
sich zu Beginn der Hinweis: »Der PKMS ist ein von der<br />
Expertengruppe des DPR (<strong>Deutsche</strong>r Pflegerat) entwickeltes<br />
Instrument zur Abbildung der Pflege von hochaufwendigen<br />
Patienten im Krankenhaus auf ›Normalstationen‹.«<br />
Und weiter: »Der PKMS ist nur auf der ›Normalstation‹<br />
zu kodieren. Es sind keine Kalendertage auf Intensivstationen,<br />
Überwachungseinheiten, Intermediate-Care-<br />
Stationen, Stroke units etc. <strong>für</strong> die Kodierung des PKSM<br />
heranzuziehen.«<br />
Damit ist <strong>für</strong> den kundigen Leser klar, dass der Score,<br />
bzw. der resultierende Kode nur bei Patienten auf einer<br />
Normalstation angewendet werden darf. Was aber ist<br />
nun eine Normalstation? Die Autoren des Kodes haben<br />
damit wohl bezweckt, dass der Kode auf Intensivstationen,<br />
IMCs und Schlaganfallstationen nicht angewendet werden<br />
soll. Tatsächlich steht aber zu be<strong>für</strong>chten, dass auf jeder<br />
Station, die eine wie auch immer geartete Spezialversorgung<br />
anbietet, dieser Kode gestrichen wird. Insbesondere<br />
wären hier zu nennen: Palliativstationen, geriatrische Einheiten<br />
etc. Im Extremfall vertrat sogar ein Gutachter die<br />
Ansicht, dass eine Konzentrierung von schwer pflegebedürftigen<br />
Patienten auf einer Station auch schon eine Spezialstation<br />
und damit keine Normalstation im Sinne des<br />
Kodes mehr darstellt. Die DGfM hat deshalb angeregt,<br />
den Kode dergestalt neu zu fassen, dass es entweder eine<br />
(abschließende) Ausschlussliste gibt, wo der Kode nicht<br />
angewendet werden darf – der Zusatz »etc.« müsste dann<br />
gestrichen werden. Oder dass eine andere Beschreibung<br />
Tab. 1:<br />
PKMSPunkte und<br />
OPSEntsprechung
Schwerpunkt<br />
<strong>Medizincontrolling</strong><br />
des Anwendungsgebietes des PKMS entwickelt wird:<br />
»Der PKMS ist nur bei den Patienten zu dokumentieren,<br />
die NICHT intensivmedizinisch versorgt werden.« Hierzu<br />
müsste der Begriff »intensivmedizinisch versorgt« geklärt<br />
werden. Eine Aufgabe, auf deren Erledigung durch die<br />
Selbstverwaltung die Akteure im Gesundheitswesen noch<br />
warten. Diese Regelung hätte den Charme, dass damit<br />
auch klargestellt werden kann, unter welchen Voraussetzungen<br />
Beatmungsstunden bzw. intensivmedizinische<br />
Komplexbehandlungen außerhalb von Intensivstationen<br />
im engeren Sinn dokumentiert werden können, da zur<br />
Abrechnung dieser Kodes die kontrovers diskutierte Formulierung<br />
»intensivmedizinische Versorgung« Voraussetzung<br />
ist. Somit könnten als Begleiteffekt Patienten auf<br />
beispielsweise Intermediate-Care-Stationen differenzierter<br />
bewertet werden.<br />
Wann soll, muss dokumentiert werden?<br />
Im weiteren Verlauf findet sich unter den Hinweisen<br />
zur Pflegedokumentation zur Vermeidung eines unnötigen<br />
Dokumentationsaufwandes folgender Satz: »Ist bei<br />
einem Patienten bereits absehbar, dass er trotz des Zutreffens<br />
eines oder mehrerer Leistungsmerkmale nicht eine<br />
entsprechende Anzahl von Tagen (z.B. bei 4 Leistungsmerkmalen<br />
an weniger als 4 Tagen) in der Klinik verweilt,<br />
um die Mindestpunktzahl <strong>für</strong> den OPS-Kode zu erreichen,<br />
so ist keine Dokumentation im Sinne des PKMS durchzuführen.«<br />
Auch dieser Hinweis ist kritisch zu bewerten. Zum<br />
einen handelt es sich um keine Empfehlung, sondern um<br />
eine Anweisung. Im Umkehrschluss muss also bei jedem<br />
Patienten bei jedem Aufenthalt bereits bei Aufnahme<br />
dokumentiert werden, dass hier ein entsprechender Aufwand<br />
entstehen wird. Problematisch ist dies zum einen bei<br />
Fallzusammenführungen. Hier müssen laut Fallpauschalenverordnung<br />
(FPV) die Einzelaufenthalte zusammengeführt<br />
werden, wobei die in den unterschiedlichen Aufenthalten<br />
erbrachten Leistungen kumulativ zu erfassen sind.<br />
Andererseits ist nach OPS bei einem kurzen Aufenthalt die<br />
Erfassung des Kodes untersagt. Hier droht ebenfalls Streit<br />
über die Berücksichtigung der Kodes bei jedem Aufenthalt.<br />
Ebenso können unvorhergesehene Komplikationen auftreten,<br />
die den Aufenthalt über das ursprünglich vorgesehene<br />
Maß hinaus verlängern. Kann, soll, darf der PKMS dann<br />
angewendet werden? Zumal der Begriff Aufenthalt nicht<br />
definiert wird. Handelt es sich um den Komplettaufenthalt<br />
oder um die einzelnen Aufenthalte bei einem zusammengeführten<br />
Fall? Wie soll in der Praxis in solchen Fällen –<br />
ungeachtet der eben skizzierten abrechnungstechnischen<br />
Sicht – eine rückwirkende Dokumentation der ersten Tage<br />
durchgeführt werden? Hier muss aus praktikablen Gründen<br />
eine Regelung gefunden werden. Ein erster Schritt hierzu<br />
134 Forum der Medizin_Dokumentation und Medizin_Informatik 4/2010<br />
wäre die Ersetzung des Satzteiles »so ist keine Dokumentation<br />
im Sinne des PKMS durchzuführen« durch den Satzteil<br />
»kann eine Dokumentation unterbleiben«. Damit ist es<br />
dem Krankenhaus vorbehalten, ob es bei jedem Patienten<br />
die Dokumentation gemäß PKMS durchführt, um im Falle<br />
eines längeren Aufenthaltes oder einer Fallzusammenlegung<br />
die entsprechenden Erlöse zu generieren oder ob es<br />
dies zur Vermeidung der mit der Dokumentation verbundenen<br />
Kosten unterlässt.<br />
Wie muss dokumentiert werden?<br />
Die vom DPR und der Industrie veröffentlichten Dokumentationshilfen<br />
erwecken den Anschein, dass mit dem<br />
Ankreuzen der entsprechenden Felder und Checkboxen die<br />
erforderliche Dokumentation <strong>für</strong> die Abrechnungsprüfung<br />
erledigt sei. Aus eigenen Erfahrungen und aus Gesprächen<br />
mit Prüfern des MDK ist die DGfM der Ansicht, dass die<br />
Formblätter nur als Unterstützung dienen können und die<br />
deskriptive Beschreibung der Pflegemaßnahmen und der<br />
Pflegegründe nicht ersetzen kann.<br />
So gibt es schon derzeit viele Beispiele in den Kliniken,<br />
bei denen zur Dokumentationsvereinfachung auf entsprechende<br />
vorgefertigte Formulare zum Ankreuzen zurückgegriffen<br />
wird. Zu Abrechnungszwecken wird aber immer<br />
eine entsprechende Beschreibung der durchgeführten<br />
Maßnahmen verlangt. Als Beispiele seien hier die Maßnahmen<br />
zur Wundversorgung oder zur Dekubitusbehandlung<br />
genannt.<br />
Es ist nach den bisher gemachten Erfahrungen nicht<br />
vorstellbar, dass z.B. zur Erfüllung des Grundes G1<br />
Abwehr/Widerstände bei der Körperpflege das entsprechende<br />
Kennzeichen (Setzt [Mobilisierungs-]Maßnahmen<br />
bei der Körperpflege Widerstände entgegen; schreit,<br />
schlägt, beschimpft das Pflegepersonal bei der Ganzkörperwaschung,<br />
lehnt die Körperpflege verbal/nonverbal<br />
ab) nur durch das Ankreuzen eines entsprechenden<br />
Feldes ausreicht. Hier wird sicherlich in der Rechnungsprüfung<br />
eine etwas detailliertere Beschreibung gefordert<br />
werden. Ebenso wird die Darstellung des Kennzeichens<br />
zum unbekannten Ablauf der Körperpflege (Unfähigkeit,<br />
die Körperpflege selbstständig und strukturiert durchzuführen;<br />
Gebrauchsgegenstände der Körperpflege können<br />
nicht adäquat eingesetzt werden, fehlende Eigeninitiative,<br />
die Körperpflege durchzuführen) nicht mit einem einzigen<br />
Kreuz auf dem Dokumentationsbogen erschöpfend<br />
möglich sein.<br />
All dies mag <strong>für</strong> die Durchführung der hochaufwendigen<br />
Pflege im Krankenhausalltag durchaus genügen und<br />
wird auch hier den entsprechenden Fortschritt bringen.<br />
Um allerdings daraus auch Erlöse zu erzielen, wird ein<br />
zusätzlicher Mehraufwand nötig sein.
Wer darf kodieren?<br />
Ein weiterer – aus Sicht der Abrechnung – kritisch<br />
zu betrachtender Punkt ist die Mindestqualifikation zur<br />
Erbringung des Kodes. So kann der Kode nur bei Erbringung<br />
der Leistung durch examiniertes Pflegepersonal<br />
oder unter deren Verantwortung erbracht werden. Damit<br />
muss jede Leistung in der Dokumentation einer bestimmten<br />
Pflegekraft zugeordnet werden. Zur Vermeidung von<br />
Abrechnungsstreitigkeiten im Zusammenhang mit dem<br />
nicht definierten Begriff »unter deren Verantwortung«<br />
sollten die Handzeichen in den entsprechenden Bögen<br />
nur von examiniertem Pflegepersonal vorgenommen werden.<br />
Wenn die Maßnahmen unter deren Verantwortung<br />
durchgeführt werden, dann ist dies auch sachgerecht. Zu<br />
beachten ist dabei, dass zur Erbringung von Leistungen<br />
bei Patienten unter 18 Jahren die Qualifikation »Gesundheits-<br />
und Kinderkrankenpfleger/-innen« Voraussetzung<br />
ist. Insbesondere in operativen Fächern, die auch jüngere<br />
Patienten behandeln, dürfte hier ein Problem seitens der<br />
Stellenbesetzung bestehen.<br />
Wie lange darf kodiert werden?<br />
Ein weiteres Problem aus der Thematik der Komplexbehandlungen<br />
soll hier ebenfalls nicht unerwähnt bleiben.<br />
Bei Patienten, bei denen Komplexbehandlungen zur<br />
Abrechnung kommen, stellt sich regelhaft in der Rechnungsprüfung<br />
die Frage nach der medizinischen stationären<br />
Behandlungsnotwendigkeit. Sofern die stationäre<br />
Behandlungsnotwendigkeit negiert wird, entfällt damit<br />
auch die Grundlage <strong>für</strong> die Erbringung der entsprechenden<br />
Leistung. Die Erfahrungen mit der geriatrischen Frührehabilitation,<br />
der palliativmedizinischen Komplexbehandlung<br />
und der Dauer der Komplexbehandlung des Schlaganfalles<br />
mögen hier als Beispiele genügen. Wenn nun bei einem<br />
Fall nur die hochaufwendige Pflege als Maßnahme im Vordergrund<br />
steht, dann ist zu erwarten, dass auch vom MDK<br />
auf die Pflege Bezug genommen wird und demzufolge die<br />
Unterbringung in einem Pflegeheim als medizinisch ausreichend<br />
angesehen wird. Zumindest ab dem Zeitpunkt,<br />
ab dem der PKMS erlöswirksam werden würde. Ergo ist<br />
zusätzlich zur Dokumentation des PKMS und der darin enthaltenen<br />
Gründe eine tagesbezogene Begründung der stationären<br />
Behandlungsnotwendigkeit ungeachtet der Verweildauergrenzen<br />
im Fallpauschalenkatalog erforderlich.<br />
Wie wird die Kodierung überprüft?<br />
Wenn nun alle Klippen der Behandlung und Dokumentation<br />
gemeistert werden, dann steht am Schluss<br />
die Prüfung der ordnungsgemäßen Abrechnung nach<br />
§ 275 SGB V durch den MDK und andere Prüfinstanzen<br />
(PKV, SMD, BG etc.) an. Leider sind Vor-Ort-Prüfungen<br />
in Deutschland nicht überall die Regel. So muss berücksichtigt<br />
werden, dass bei der Rechnungsprüfung die<br />
Dokumentationen zum PKMS aufwendig kopiert und verschickt<br />
werden müssen. Dabei ist bereits bei der Erstellung<br />
der Vordrucke die Kopierfähigkeit zu überprüfen. So<br />
ist ein DIN-A3-Bogen unpraktisch, wenn die vorhandenen<br />
Kopiergeräte nur DIN-A4-Formate verarbeiten können.<br />
Ebenso ist zu berücksichtigen, dass im Original farbliche<br />
Differenzierungen in einer Schwarz-Weiß-Kopie nicht<br />
mehr verwendbar sind. Als Alternative zu den Problemen<br />
der papiergebundenen Dokumentation ist die Etablierung<br />
einer EDV-gestützten zu überlegen. Ein Grundproblem bei<br />
der Einführung des PKMS und der dazugehörigen Dokumentation<br />
– egal in welcher Form – ist, dass derzeit nicht<br />
vorhergesagt werden kann, ob und wie sich die Investitionen<br />
refinanzieren, da die damit verbundenen Erlöse nicht<br />
bekannt sind. Es ist zudem zu erwarten, dass auch hier ein<br />
Phänomen auftritt, was aus anderen Komplexbehandlungen<br />
bekannt ist. Je besser die Dokumentation, desto höher<br />
werden die Anforderungen durch die Rechnungsprüfungen.<br />
Ein Umstand, der bei der ursprünglichen Kalkulation<br />
noch nicht berücksichtigt werden konnte, da ja hier keine<br />
»MDK-feste« Kodierung durchgeführt werden musste. Dieses<br />
Phänomen führt derzeit dazu, dass sich etliche Kliniken<br />
wieder aus der Abrechnung der Schlaganfallkomplexpauschale<br />
verabschieden, da der mit den sukzessiv gewachsenen<br />
Dokumentationsanforderungen gestiegene Aufwand<br />
die erzielbaren Erlöse übersteigt.<br />
Zum Schluss darf darauf hingewiesen werden, dass<br />
auch die Initiatoren des Kodes bemerkt haben, dass die<br />
Etablierung des Kodes aufgrund der Komplexität des PKMS<br />
kein leichtes Unterfangen ist. So werden jetzt (u.a. von<br />
der Leiterin der Arbeitsgruppe zur Entwicklung des PKMS<br />
und OPS 9-20 im Auftrag des DPR und vom DPR selbst)<br />
Schulungen angeboten, bei denen Personen der Umgang<br />
mit dem PKMS nahegebracht wird. Allein <strong>für</strong> diesen Zweck<br />
(korrekte Dokumentation und Kodierung des OPS 9-20 und<br />
des PKMS) wird ein Schulungsaufwand von bis zu drei<br />
Tagen <strong>für</strong> erforderlich gehalten.<br />
Wie geht es weiter?<br />
Auch der DPR hat in vielen Gesprächen mittlerweile<br />
erfahren, dass der PKMS in der jetzigen Form wohl so nicht<br />
alltagstauglich ist. Der PKMS müsse dringend überarbeitet<br />
werden, so Frau Dipl. Med.-Inf. Anke Wittrich vom DPR auf<br />
dem Herbstymposium der DGfM in Frankfurt Anfang Oktober<br />
2010, da die Eingruppierung nicht einfach und außerdem<br />
der Dokumentationsaufwand zu groß sei. Dementsprechend<br />
sei auch der Schulungsaufwand zu hoch. »Oder<br />
Forum der Medizin_Dokumentation und Medizin_Informatik 4/2010 135<br />
Schwerpunkt<br />
<strong>Medizincontrolling</strong>
Schwerpunkt<br />
<strong>Medizincontrolling</strong><br />
Dr. med. Ulf Dennler<br />
Geschäftsbereichsleiter<br />
Universitätsklinikum<br />
Jena, Geschäftsbereich<br />
<strong>Medizincontrolling</strong>;<br />
Vorstandsmitglied im<br />
DGfM<br />
EMail: ulf.dennler@<br />
medizincontroller.de<br />
muss man komplett neu umdenken?«, war ihre abschließende<br />
Frage an das Publikum. Unter den Initiatoren des<br />
Kodes scheint jedenfalls ein Diskussionsprozess zur Weiterentwicklung<br />
in Gang gekommen zu sein, bei dem auch<br />
die Alltagstauglichkeit des Instruments ein wesentlicher<br />
Bestandteil ist.<br />
Diskussion<br />
Die Einführung des Instruments zur Abbildung der<br />
hochaufwendigen Pflege mittels OPS 9-20 und PKMS ist<br />
unbestritten ein anerkennenswertes Anliegen der Pflegeberufe.<br />
Es muss aber die Frage erlaubt sein, ob hier nicht<br />
das Kind mit dem Bade ausgeschüttet wurde. Bei der Etablierung<br />
des PKMS wurde ein sehr komplexes Instrument<br />
geschaffen, das im praktischen Alltag zu einer deutlichen<br />
Mehrbelastung in der Dokumentation führen wird. Ob die<br />
erzielbaren Erlöse die damit verbundenen Kosten übersteigen,<br />
kann derzeit noch nicht abgesehen werden.<br />
Der DPR selbst empfiehlt auf gezielte Nachfrage,<br />
sich mit der Materie PKMS inhaltlich auseinanderzusetzen.<br />
Andererseits rät er bei der Frage »Investition in<br />
Klären Kodierrichtlinien alles? Jährlich werden zwischen<br />
10 und 11 Prozent der Krankenhausabrechnungen<br />
im Auftrag der Kostenträger durch den<br />
Medizinischen Dienst der Krankenversicherungen (MDK)<br />
überprüft. Fast 70 Prozent der Prüfungen stellen nachträglich<br />
die Notwendigkeit oder die wirtschaftliche Erbringung<br />
der medizinisch-pflegerischen Leistungen im Krankenhaus<br />
in Frage. Jede dritte Prüfung hingegen wird eingeleitet,<br />
um festzustellen, ob die Hauptdiagnose korrekt festgelegt<br />
wurde, ob die Kodierung von Nebendiagnosen tatsächlich<br />
durch einen dokumentierten Ressourcenverbrauch begründet<br />
sind und ob Prozeduren-Kodes die in der Krankenakte<br />
dargestellten tatsächlichen medizinischen Behandlungsmaßnahmen<br />
abbilden. In einer einfachen Überschlagsrechnung<br />
sind es somit etwa 600.000 Prüfungen zur Feststellung<br />
der korrekten oder fehlerbehafteten Kodierung,<br />
die jährlich durch die Krankenkassen veranlasst werden.<br />
Angesichts der Komplexität der Klassifikationen (Katalogjahr<br />
2010) mit 13.271 systematischen und weiteren<br />
76.135 (!) alphabetischen Diagnoseeinträgen sowie 27.015<br />
systematischen und weiteren 30.950 alphabetischen Prozedurenbezeichnungen<br />
sind Fehler in der Anwendung des<br />
Systems nahezu unvermeidlich.<br />
136 Forum der Medizin_Dokumentation und Medizin_Informatik 4/2010<br />
Software«eher zum Abwarten, da im Bereich des PKMS<br />
umfangreiche Änderungen zu erwarten sind. Diese sollen<br />
in das Vorschlagswesen <strong>2011</strong> einfließen und ab 2012 dann<br />
wirksam werden.<br />
Insofern ist es auch schwierig, Empfehlungen an die<br />
Klinikleitungen abzugeben. Diese befinden sich derzeit in<br />
der Zwickmühle, dass von Seiten der Pflegedienstleitungen<br />
die Einführung des Kodes im jeweiligen Krankenhaus<br />
gefordert wird, um damit das Personal zu finanzieren und<br />
andererseits von Seiten der Abrechnungsabteilungen die<br />
dort Verantwortlichen zum Abwarten raten. Als Erfahrung<br />
aus dem Prozess kann nur jeder interessierten Gruppe<br />
geraten werden, sich bei der Etablierung von neuen Scores<br />
oder Kodes sich nicht nur von fachlichen Erwägungen leiten<br />
zu lassen, sondern auch die Handhabung in der Praxis<br />
unter Berücksichtigung der bekannten Abrechnungsproblematiken<br />
nicht außer Acht zu lassen. Nur so kann der mit<br />
der Einführung eines Kodes verbundene medizinische Fortschritt<br />
auch mit planbaren Erlösen bezahlt werden. Sonst<br />
besteht die große Gefahr, dass die Kliniken auf den Kosten<br />
<strong>für</strong> die Einführung und Durchführung mangels Abrechenbarkeit<br />
sitzen bleiben. n<br />
Korrekte Kodierung im Widerstreit –<br />
wer entscheidet?<br />
Zur Reduzierung von fehlerhaften Kodierungen ist im<br />
Kodierprozess eine strenge Hierarchie dokumentationsrelevanter<br />
Vorschriften zu beachten. Oberste Priorität haben<br />
dabei die speziellen Kodierrichtlinien, gefolgt von den allgemeinen<br />
Kodierrichtlinien. In diesen Kodierrichtlinien ist<br />
zuerst zu prüfen, ob es <strong>für</strong> die Abbildung eines spezifischen<br />
medizinischen Problems eine eindeutige Festlegung gibt.<br />
Ein typisches Beispiel <strong>für</strong> die Widersprüchlichkeit<br />
dieser hierarchischen Entscheidungsabfolge ist die<br />
Kodierrichtlinie:<br />
n■<br />
1107a Dehydratation bei Gastroenteritis<br />
Bei stationärer Aufnahme zur Behandlung einer<br />
Gastroenteritis mit Dehydratation wird die Gastroenteritis<br />
als Hauptdiagnose und »Dehydratation” (E86<br />
Volumenmangel) als Nebendiagnose angegeben.<br />
Dabei stehen die ersten beiden Ziffern des Index »1107a«<br />
<strong>für</strong> das 11. Kapitel der Speziellen Kodierrichtlinien »Krankheiten<br />
des Verdauungssystems«, die dritte und die vierte<br />
Ziffer verweisen auf den 7. Abschnitt innerhalb des Kapitels<br />
und der abschließende Buchstabe bezieht sich auf<br />
das Veröffentlichungs- bzw. Aktualisierungsjahr der<br />
Kodierrichtlinie.
Unter Beachtung der Allgemeinen Kodierrichtlinien zur<br />
Festlegung der Hauptdiagnose könnte man bei Vernachlässigung<br />
der speziellen Kodierrichtlinie argumentieren,<br />
dass der Volumenmangel mit der Gefahr der Kreislaufinsuffizienz<br />
und des konsekutiven Organversagens die Diagnose<br />
ist, die den Krankenhausaufenthalt veranlasst hat, oder<br />
zumindest den höheren Ressourcenverbrauch bei Einbeziehung<br />
der Verweildauer in die Kalkulation begründet.<br />
Während im vorangestellten Beispiel die Entscheidung<br />
über die korrekte Kodierung bei Einbeziehung aller relevanten<br />
Informationen mit hoher Sicherheit getroffen werden<br />
kann, treten in der täglichen klinischen Praxis regelhaft<br />
Fälle auf, bei denen eine unzweifelhafte Festlegung<br />
der korrekten Kodierung nahezu ausgeschlossen scheint.<br />
Nehmen wir an, ein Patient wird wegen einer tiefen Beinvenenthrombose<br />
stationär aufgenommen und erleidet am<br />
zweiten Tag des stationären Aufenthaltes eine Lungenembolie.<br />
Im Rahmen der antikoagulativen Therapie tritt eine<br />
gastrointestinale Blutung auf, die auf ein operables Kolonkarzinom<br />
zurückzuführen ist. Das Kolonkarzinom wird mit<br />
kurativer Intention reseziert. Die medizinisch begründete<br />
und unstrittige Verweildauer beträgt 33 Tage.<br />
Je nach als relevant erachteter Kodierrichtlinie sind<br />
sowohl Argumente <strong>für</strong> die Thrombose als auch Argumente<br />
<strong>für</strong> das Karzinom als Hauptdiagnose zu finden (Thrombose<br />
als die den Krankenhausaufenthalt veranlassende<br />
Erkrankung versus Thrombose als Symptom eines paraneoplastischen<br />
Syndroms bei Karzinom als zugrunde liegende<br />
Erkrankung).<br />
Im Ergebnis der differenten Bewertung resultieren zwei<br />
unterschiedliche DRGs mit einer Erlösdifferenz von ungefähr<br />
1.400 Euro bei medizinisch identischer Behandlung:<br />
n ■ Thrombose/Lungenembolie: 901B Ausgedehnte OR-<br />
Prozedur ohne Bezug zur Hauptdiagnose ohne komplizierende<br />
Konstellation, ohne Strahlentherapie, ohne<br />
endovaskuläre Implantation von Stent-Prothesen an<br />
der Aorta, mit komplexer OR-Prozedur 3,502<br />
n ■ Kolonkarzinom: G18B Eingriffe an Dünn- und Dickdarm<br />
außer bei angeborener Fehlbildung oder Alter<br />
> 1 Jahr, ohne hochkomplexen Eingriff, ohne komplizierende<br />
Diagnose, mit komplexem Eingriff (CW rel)<br />
RG: 2,521 bzw. inklusive Zuschläge 3,060 (DRG-Katalog<br />
2010; Grouper: http://www.clinical-coding.eu/)<br />
Während in diesem Beispiel der MDK mit großer Wahrscheinlichkeit<br />
von einem paraneoplastischen Syndrom ausgehen<br />
dürfte, wird in den sozialmedizinischen Stellungnahmen<br />
von Vertretern des MDK in ähnlichen Fällen die<br />
Thrombose dann als eigenständige, den Krankenhausaufenthalt<br />
veranlassende Erkrankung bemüht, wenn sich das<br />
resultierende Relativgewicht des Falls durch die Änderung<br />
reduzieren lässt.<br />
ICD-Kode ICD-* ICD-! ICD-Text<br />
A18.5 H22.0* Tuberkulöse Iridozyklitis<br />
A50.3 H22.0* Konnatale spätsyphilitische Iridozyklitis<br />
A51.4 H22.0* Iridozyklitis bei sekundärer Syphilis<br />
A51.4 H22.0* Sekundäre syphilitische Iridozyklitis<br />
A51.4 H22.0* Syphilitische Iridozyklitis<br />
A54.3 H22.0* Gonorrhoische Iridozyklitis<br />
A54.3 H22.0* Iridozyklitis durch Gonokokken<br />
B00.5 H22.0* Herpetische Iridozyklitis<br />
B00.5 H22.0* Iridozyklitis durch Herpesviren<br />
B02.3 H22.0* Iridozyklitis bei Herpes zoster<br />
B02.3 H22.0* Iridozyklitis bei Zoster<br />
B89 H22.0* Iridozyklitis bei parasitärer Krankheit a.n.k.<br />
B99 H22.0* Iridozyklitis bei Infektionskrankheit a.n.k.<br />
D86.8 H22.1* Iridozyklitis bei Sarkoidose<br />
H20.0 Akute und subakute Iridozyklitis<br />
H20.0 Akute Iridozyklitis<br />
H20.0 Allergische Iridozyklitis<br />
H20.0 Endogene Iridozyklitis<br />
H20.0 Iridozyklitis bei Hypopyon<br />
H20.0 Nichtgranulomatöse Iridozyklitis<br />
H20.0 Rezidivierende Iridozyklitis<br />
H20.0 Subakute Iridozyklitis<br />
H20.1 Chronische Iridozyklitis<br />
H20.1 Granulomatöse Iridozyklitis<br />
H20.2 Phakogene Iridozyklitis<br />
H20.2 Iridozyklitis mit Linseninduration<br />
H20.8 Sonstige Iridozyklitis<br />
H20.9 Iridozyklitis, nicht näher bezeichnet<br />
Eine weitere Schwierigkeit bei der Auswahl der richtigen<br />
Kodierung liegt im hierarchischen Aufbau der Klassifikationssysteme<br />
begründet. Zwar schreiben die Hinweise zur<br />
Nutzung der Klassifikationen in Anlehnung an WHO-Empfehlungen<br />
vor, dass zunächst der Begriff möglichst genau<br />
im alphabetischen Verzeichnis gesucht werden soll, dann<br />
aber im systematischen Verzeichnis die korrekte Einordnung<br />
des ausgewählten Kodes in der Hierarchie verifiziert<br />
werden muss.<br />
Allein der Suchbegriff »Iridozyklitis« führt in eine Liste<br />
mit 35 Einträgen mit 20 Hauptdiagnosevarianten in 4 MDC<br />
(s. Tab. 1).<br />
Forum der Medizin_Dokumentation und Medizin_Informatik 4/2010 137<br />
Schwerpunkt<br />
<strong>Medizincontrolling</strong><br />
H20.9 Iridozyklitis<br />
H22.0<br />
Iridozyklitis bei anderenorts klassifizierten infektiösen und<br />
parasitären Krankheiten<br />
H22.1 Iridozyklitis bei sonstigen anderenorts klassifizierten Krankheiten<br />
H26.2 Katarakt mit chronischer Iridozyklitis<br />
H40.4 Glaukom bei Iridozyklitis<br />
H44.1 Sympathische Iridozyklitis<br />
M45.09 H22.1* Iridozyklitis bei Spondylitis ankylopoetica<br />
Tab. 1:<br />
ICDKodes zum<br />
Suchbegriff<br />
»Iridozyklitis« mit<br />
Einbeziehung der<br />
KreuzSternSystematik
Schwerpunkt<br />
<strong>Medizincontrolling</strong><br />
Kommerzielle Kodierungsbrowser sind in der Regel nicht<br />
in der Lage, komplexe Suchalgorithmen mit einer Auflistung<br />
aller möglichen Kodierungsvarianten und der Option<br />
zur schrittweisen intuitiven hierarchischen Eingrenzung zu<br />
unterstützen.<br />
Sowohl durch den Medizinischen Dienst der Krankenversicherungen<br />
als auch durch die <strong>Deutsche</strong> <strong>Gesellschaft</strong><br />
<strong>für</strong> <strong>Medizincontrolling</strong> wurden in den vergangenen Jahren<br />
Expertengruppen gebildet, die Empfehlungen zur einheitlichen<br />
Bewertung strittiger Konstellationen erarbeiten.<br />
Die SEG 4 des MDK<br />
Der MDK beschreibt seine Struktur auf der eigenen<br />
Homepage wie folgt:<br />
Föderale Struktur<br />
Die jeweiligen Landesverbände der Betriebs-, Innungs-<br />
und Ortskrankenkassen, die landwirtschaftlichen Krankenkassen<br />
und der Verband der Ersatzkassen haben in<br />
jedem Bundesland gemeinsam die Arbeitsgemeinschaft<br />
»Medizinischer Dienst der Krankenversicherung« gegründet.<br />
Der MDK untersteht der Aufsicht des Sozialministeriums<br />
im jeweiligen Bundesland. Die Rechtsform der MDK<br />
in den östlichen Bundesländern und des MDS ist der eingetragene<br />
Verein, in den westlichen Bundesländern die<br />
einer Körperschaft des öffentlichen Rechts.<br />
MDK-Gemeinschaft<br />
Die regionalen Medizinischen Dienste und der MDS bilden<br />
die MDK-Gemeinschaft und kooperieren fachlich eng<br />
miteinander. Dazu wurden zwei Arten von gemeinsamen<br />
Kompetenz-Einheiten eingerichtet. Sie bündeln die<br />
Fachkompetenz der MDK-Gemeinschaft und fördern den<br />
Arbeits- und Informationsaustausch. Sieben »Sozialmedizinische<br />
Expertengruppen« (SEG) stellen medizinisches<br />
Fachwissen in zentralen Beratungs- und Begutachtungsfeldern<br />
des MDK bereit, z.B. »Pflegeversicherung« oder<br />
»Arzneimittelversorgung«. Die vier Kompetenz-Centren<br />
bündeln spezielles medizinisches Fachwissen und stellen<br />
es MDK-intern sowie den Kranken- und Pflegekassen<br />
zur Verfügung. Darüber hinaus hat der Gesetzgeber<br />
dem MDS die Aufgabe der Koordination der Medizinischen<br />
Dienste übertragen. Besonders die vom MDS initiierten<br />
Begutachtungsanleitungen sowie ein zentrales<br />
Fortbildungsprogramm sichern die bundeseinheitliche<br />
Beratung und Begutachtung durch die Medizinischen<br />
Dienste. (http://www.mdk.de/Gliederung_Organisation.<br />
htm, Stand 12.10.2010)<br />
Für Fragen der Vergütung und Abrechnung wurde die Sozialmedizinische<br />
Expertengruppe 4 gegründet, die sich mit<br />
folgenden Aufgaben auseinandersetzt:<br />
138 Forum der Medizin_Dokumentation und Medizin_Informatik 4/2010<br />
Ambulante Versorgung<br />
n■<br />
Prüfsysteme vertragsärztlicher Abrechnung<br />
n■<br />
Weiterentwicklung von Gebührenordnung/EBM<br />
n■<br />
Leistungs- und Mengensteuerung, Evaluation<br />
n■<br />
Analyse ärztlichen Handelns unter den Bedingungen<br />
pauschalierter Vergütung<br />
Stationäre Versorgung<br />
n■<br />
Definition und laufende Überarbeitung von Aufgreifkriterien<br />
zur DRG-Prüfung<br />
n■<br />
Erarbeitung einheitlicher Anleitungen zur Einzelfallund<br />
Stichprobenprüfung<br />
n■<br />
Erarbeitung eines Qualitätssicherungskonzepts <strong>für</strong><br />
Krankenhausprüfungen<br />
n■<br />
Weiterentwicklung des DRG-Systems (Kodierrichtlinien<br />
etc.)<br />
Schnittstelle Ambulante/Stationäre Versorgung<br />
n■<br />
Beratung/Überprüfung von Entgeltkalkulationen<br />
i. R. von vertraglichen<br />
Vereinbarungen<br />
n■<br />
Fallpauschalen in integrierten Versorgungssystemen<br />
n■<br />
Fallpauschalen in DMP-Programmen<br />
(http://www.mdk.de/media/pdf/SEG_4.pdf;<br />
Stand 12.10.2010)<br />
Von allen genannten Aufgaben sind es vor allem die Kodierempfehlungen,<br />
mit denen die SEG 4 des MDK die Aufmerksamkeit<br />
der Leistungserbringer im Gesundheitswesen<br />
gefunden hat. Die SEG 4 selbst begleitet ihre Kodierempfehlungen<br />
mit folgenden einleitenden Bemerkungen:<br />
Die erste Serie dieser Empfehlungen wurde im Dezember<br />
2005 auf der Homepage der Medizinischen Dienste<br />
(http://www.mdk.de) veröffentlicht. Die Gruppe hat ihren<br />
Empfehlungen die folgenden einleitenden Hinweise<br />
vorangestellt:<br />
»Im G-DRG-Entgeltsystem werden Krankenhausfälle<br />
einer DRG zugeordnet. Es muss daher sichergestellt sein,<br />
dass Krankenhausfälle mit gleichem Leistungsinhalt im<br />
Hinblick auf ihr Krankheits- und Leistungsspektrum auch<br />
bei komplexem Sachverhalt einheitlich verschlüsselt werden.<br />
Eine einheitliche Kodierqualität muss sichergestellt<br />
sein. Verbindliches Regelwerk <strong>für</strong> diese Zielvorgabe sind<br />
die <strong>Deutsche</strong>n Kodierrichtlinien. Die MDK-Gutachter sind<br />
neben den Krankenhausärzten die am meisten betroffenen<br />
Anwender und daher auch entsprechend mit Unklarheiten<br />
und Interpretationsspielräumen bei der Kodierung konfrontiert.<br />
Die Erfahrungen der MDK-Ärzte werden kontinuierlich<br />
in eine länderübergreifende Datenbank mit Kodierempfehlungen<br />
eingebracht, die im Auftrag der Leitenden Ärzte der<br />
Medizinischen Dienste der Krankenversicherung eingerichtet<br />
worden ist. Die Pflege der Datenbank wurde der Sozialmedizinischen<br />
Expertengruppe der MDK-Gemeinschaft »Vergütung<br />
und Abrechnung« (SEG 4) übertragen. Die technische
Abwicklung der Veröffentlichung erfolgt über den Medizinischen<br />
Dienst der Spitzenverbände der Krankenkassen (MDS).<br />
Die Kodierempfehlungen stellen das Ergebnis eines fortlaufenden<br />
Diskussions- und Abstimmungsprozesses innerhalb<br />
der MDK-Gemeinschaft dar. Die Kodierempfehlungen<br />
werden regelmäßig erweitert und aktualisiert. Die vorliegenden<br />
Kodierempfehlungen stellen keine rechtsverbindlichen<br />
Vorgaben dar. Ziel dieser Kodierempfehlungen<br />
ist eine bundesweit einheitliche Kodierung. Die<br />
Veröffentlichung soll die Transparenz bezüglich der<br />
MDK-Begutachtungen fördern und damit mehr Verfahrenssicherheit<br />
<strong>für</strong> Krankenhäuser und Krankenkassen<br />
schaffen.« (http://infomed.mds-ev.de/sindbad_frame.htm;<br />
Stand 12.101.2010)<br />
Aus Sicht der am Prozess der Dokumentation, Kodierung<br />
und Abrechnung beteiligten Mitarbeiter der Kliniken<br />
lösen insbesondere die zwei letzten zitierten Sätze<br />
gemischte Gefühle aus. Weder die Kodierung im Krankenhaus<br />
noch die Begutachtung erfolgt durch »das <strong>Medizincontrolling</strong>«<br />
oder »den MDK«. Für die Qualität stehen<br />
immer die handelnden Personen. Aus Sicht der Kliniken<br />
wird es immer dann unerfreulich, wenn typische Sachverhalte<br />
in Form von Kodierempfehlungen durch die Expertengruppen<br />
der DGfM und den MDK konsentiert wurden,<br />
der einzelne MDK-Gutachter sich dann aber unter Berufung<br />
auf seine ärztliche Gewissensfreiheit nicht an diesen<br />
Konsens gebunden fühlt.<br />
Der FoKA der DGfM<br />
Die <strong>Deutsche</strong> <strong>Gesellschaft</strong> <strong>für</strong> <strong>Medizincontrolling</strong> e.V.,<br />
die im Jahr 2000 gegründet wurde, versteht sich als eine<br />
Interessengemeinschaft der im <strong>Medizincontrolling</strong> tätigen<br />
Ärzte, Pfleger, Kodierer, MD(A)s, Juristen und Betriebswirte.<br />
Sie ist die wissenschaftliche Vertretung der Medizincontroller<br />
in Deutschland. Als im Jahr 2005 die ersten<br />
Kodierempfehlungen des MDK veröffentlicht wurden,<br />
wuchs der Druck auf die Fachgesellschaft, sich mit der<br />
Validität der einzelnen Empfehlungen auseinanderzusetzen.<br />
Nahezu zeitgleich wurden sowohl im Regionalverband<br />
Rhein-Neckar als auch im Regionalverband Mitteldeutschland<br />
Arbeitsgruppen gebildet, die sich inhaltlich mit den<br />
Kodierempfehlungen des MDK auseinandersetzten. Initial<br />
wurden die Bewertungen der KDE im Internet auf den Seiten<br />
von www.medizincontroller.de und www.medinfoweb.de<br />
veröffentlicht. Die Resonanz, die diese Aktivität<br />
fand, leitete die Institutionalisierung unter dem Dach<br />
der DGfM ein. Im Jahr 2006 wurde der »Fachausschuss<br />
<strong>für</strong> ordnungsgemäße Kodierung und Abrechnung (FoKA)«<br />
gegründet. In ihm sind Mitglieder aus allen Regionalverbänden<br />
der DGfM organisiert. Jeweils zwei Mitglieder aus<br />
den Regionalverbänden vertreten die regionalen Positionen<br />
in der Steuergruppe des FoKA. Dazu trifft sich die<br />
Steuergruppe mehrfach pro Jahr, um im Ergebnis die dann<br />
bundesweit konsentierten Positionen abzustimmen und zu<br />
veröffentlichen.<br />
Dabei liegt das Hauptaugenmerk weniger auf der<br />
Entwicklung eigener Kodierempfehlung als vielmehr auf<br />
der Einleitung einer Diskussion und dem fachlichen Austausch<br />
mit anderen Fachverbänden und Expertengruppen.<br />
Schwerpunkt der momentanen Aktivitäten des Fachausschusses<br />
ist die Bewertung und Kommentierung der<br />
Kodierempfehlungen der SEG 4. Dabei werden die dort<br />
veröffentlichten Kodierempfehlungen entweder bestätigt<br />
(Konsens), kommentiert (Konsens mit Kommentar) oder die<br />
unterschiedlichen Meinungen mit entsprechender Argumentation<br />
transparent gemacht (Dissens). Somit stehen<br />
beide Institutionen nicht in Konkurrenz zueinander. Vielmehr<br />
sind sie als Zentren von Kodier- und Abrechnungsexperten<br />
zu sehen, welche durch Austausch ihres Fachwissens<br />
den Horizont des Einzelnen erweitern und das<br />
DRG-System im Gesamten weiter voranbringen.<br />
Der FoKA legt seiner Tätigkeit die Prinzipien der bedingungslosen<br />
Transparenz zu Grunde. Dies beginnt mit der<br />
namentlichen Veröffentlichung aller Mitglieder der FoKA-<br />
Steuergruppe. Für die öffentlich einsehbare Diskussion<br />
während des Prozesses der Bewertung der Kodierempfehlungen<br />
wurde ein Wiki implementiert, in dem jedes<br />
DGfM-Mitglied nach Registrierung Diskussionsbeiträge<br />
beisteuern kann.<br />
In den Steuergruppensitzung wird unter Berücksichtigung<br />
dieser Diskussionsbeiträge jede KDE auf Übereinstimmung<br />
oder Widerspruch zu:<br />
n■<br />
Speziellen Kodierrichtlinien<br />
n■<br />
Allgemeinen Kodierrichtlinien<br />
n■<br />
Alphabetischer und hierarchisch-systematischer<br />
Klassifikation<br />
n■<br />
Inklusiva/Exklusiva/Hinweisen zu terminalen Kodes<br />
oder übergeordneten Klassifikationsclustern (Kapitel<br />
oder Gruppen)<br />
gesucht.<br />
In den Fällen, in denen dieser Algorithmus nicht zur<br />
Lösung der Fragestellung führt, werden ergänzend Recherchen<br />
nach Leitlinien, wissenschaftlichen Definitionen oder<br />
Reviews herangezogen. Als typisches Beispiel dieser Vorgehensweise<br />
kann die KDE 53 angesehen werden:<br />
Problem/Erläuterung<br />
Wann darf T88.4 Misslungene oder schwierige Intubation<br />
als Nebendiagnose kodiert werden?<br />
Kodierempfehlung SEG 4<br />
»Eine Intubation ist erst dann schwierig, wenn die direkte<br />
Forum der Medizin_Dokumentation und Medizin_Informatik 4/2010 139<br />
Schwerpunkt<br />
<strong>Medizincontrolling</strong>
Schwerpunkt<br />
<strong>Medizincontrolling</strong><br />
und vollständige Sicht auf den Kehlkopfeingang trotz optimaler<br />
Beugung des Halses und Streckung des Kopfes, mehrerer<br />
Versuche, Einsatz unterschiedlicher Laryngoskopspatel,<br />
äußeren Drucks auf den Kehlkopfeingang, kompletter<br />
Muskelrelaxierung des Patienten und Hinzuziehen weiterer<br />
erfahrener Anästhesisten nicht erreicht werden kann.« (Larsen,<br />
Anästhesie, 7. Auflage 2003) »Nach dem ASA - Algorithmus<br />
<strong>für</strong> den schwierigen Atemweg wird <strong>für</strong> die Definition<br />
der schwierigen Intubation noch die Anzahl der Intubationsversuche<br />
(> 3 Versuche) und die Dauer <strong>für</strong> das korrekte Einführen<br />
des Endotrachealtubus (> 10 Minuten bei konventioneller<br />
Laryngoskopie) herangezogen.« (Larsen, s. o.)<br />
Zur Beurteilung ist das Narkoseprotokoll (einschließlich<br />
Prämedikationsprotokoll) erforderlich. Das Prämedikationsprotokoll<br />
kann Aufschluss darüber geben, ob die Diagnose<br />
einer schwierigen Intubation bereits anamnestisch<br />
bekannt war oder ob sich im Rahmen der Prämedikation<br />
Hinweise auf eine zu erwartende schwierige Intubation<br />
ergaben. Eine tatsächlich schwierige Intubation muss auf<br />
dem eigentlichen Protokoll über Narkose und Operation<br />
vermerkt und mit Text beschrieben sein.<br />
Es muss ersichtlich sein, welche Maßnahmen zur<br />
Bewältigung des Problems mit welchem Erfolg getroffen<br />
wurden, wie viele Intubationsversuche unternommen wurden,<br />
wie viel Zeit zwischen Narkoseeinleitung und Intubation<br />
vergingen und ob mehrere Ärzte beteiligt waren.<br />
Bei schwierigen Intubationen können technische Hilfsmittel<br />
zur Anwendung kommen, z.B.: Fiberendoskopische<br />
Intubation, Intubation mit der Intubationslarynxmaske,<br />
Intubation mit dem Kombi-Tubus, Verwendung von speziellen<br />
Laryngoskopen, Notfallrohr, Koniotomie.<br />
Kommentar FoKA<br />
Konsens mit Kommentar: Die Kodierempfehlung der SEG-4<br />
beschreibt die Kriterien einer unerwartet schwierigen oder<br />
misslungenen Intubation. Der Kode T88.4 Misslungene<br />
oder schwierige Intubation ist nicht auf die unerwartet<br />
schwierigen Intubationen zu beschränken.<br />
Gemäß den Empfehlungen anästhesiologischer Fachgesellschaften<br />
sind Risiken <strong>für</strong> Intubationsschwierigkeiten<br />
präoperativ zu ermitteln und in begründeten Fällen primär<br />
eine fiberoptische Intubation zur Vermeidung hypoxämischer<br />
Komplikationen durchzuführen. Bei Vorliegen<br />
einer Indikation und Durchführung eines aufwendigen<br />
Intubationsverfahrens ist die Kodierung des Kodes T88.4<br />
gerechtfertigt.<br />
Hinweis: Im Bereich der Geburtshilfe sind die speziellen<br />
geburtshilflichen Komplikationskodes (O29.6, O74.7,<br />
O89.6 ) anzuwenden.<br />
Rückmeldung SEG 4<br />
Kein Anpassungsbedarf<br />
140 Forum der Medizin_Dokumentation und Medizin_Informatik 4/2010<br />
Es gibt weder eine spezielle noch eine allgemeine Kodierrichtlinie<br />
mit Bezug zum Diagnosekode T88.4. Für die<br />
Kodegruppe T80-T88 gibt es zwar einen erklärenden Satz<br />
bezüglich der Nutzung dieser Kodes als Hauptdiagnose,<br />
wobei diese DKR keinen Bezug zum medizinischen Problem<br />
(Nebendiagnose) hat.<br />
Im ICD-Verzeichnis beinhaltet der Kode T88.4 folgende<br />
Einträge:<br />
n■<br />
Misslungene oder schwierige Intubation<br />
n■<br />
Misslungene Intubation<br />
n■<br />
Problem durch Intubation bei Anästhesie<br />
n■<br />
Schwierige Intubation<br />
n■<br />
Versagen der Intubation während der Anästhesie<br />
Erwähnenswert in diesem Zusammenhang ist der<br />
Umstand, dass im Sinne der medizinischen Nomenklatur<br />
eine (schwierige) Intubation keine Diagnose, sondern<br />
ein Behandlungsverfahren ist. Im angloamerikanischen<br />
Sprachraum spricht man folgerichtig vom »difficult airway«,<br />
also dem »schwierigen Atemweg«, der bei Notwendigkeit<br />
der Intubation besondere personelle oder technische<br />
Ressourcen erfordert.<br />
In den Hinweisen wird lediglich auf Besonderheiten der<br />
Kodierung von Komplikationen während der Schwangerschaft,<br />
der Entbindung und im Wochenbett verwiesen.<br />
Folgerichtig zog die SEG 4 Fachliteratur, in dem Fall ein<br />
Standardwerk der Facharztausbildung in der Anästhesiologie<br />
zu Rate. Somit sind Aussagen zur Kodierbarkeit des<br />
Kodes zwar grundsätzlich richtig, sofern auch tatsächlich<br />
das medizinische Problem einer unerwartet schwierigen<br />
Intubation vorliegt. Aktuelle Leitlinien zur Evaluation und<br />
zum Beherrschen des »schwierigen Atemwegs« empfehlen<br />
die primäre fiberoptische Wachintubation zur Vermeidung<br />
einer lebensbedrohlichen Hypoxämie.<br />
Unter Beachtung von Diagnosenthesaurus, Leitlinien<br />
und den zitierten Kriterien einer aufwendigen Intubation<br />
wird somit deutlich, dass die SEG 4 zwar das Teilproblem<br />
der unerwartet schwierigen Intubation umfassend<br />
beschrieben hat, darüber hinaus die Kodierung aber auch<br />
dann angezeigt ist, wenn nach Risikoevaluation in begründeten<br />
Fällen eine primäre fiberoptische Intubation durchgeführt<br />
wird.<br />
Ausblick<br />
Solange Kliniken ihre Leistung mit einem überaus<br />
komplexen System von Diagnosen und Prozeduren abbilden<br />
und Interpretationsspielräume bei der Auswahl der<br />
Kodes zu Erlösunterschieden von drei- bis vierstelligen<br />
Eurobeträgen führen, wird es im Widerstreit von Kostenträgern<br />
und Leistungserbringern die Notwendigkeit zu<br />
Schlichtungen und Klarstellungen geben. n
Controlling in der Klinischen Forschung<br />
Mit Inkrafttreten der 12. AMG-Novelle und der<br />
dazugehörigen GCP-Verordnung im August 2004<br />
gelten <strong>für</strong> wissenschaftsinitiierte Klinische Prüfungen<br />
die gleichen gesetzlichen Rahmenbedingungen wie<br />
<strong>für</strong> kommerzielle Klinische Prüfungen der pharmazeutischen<br />
Industrie [1]. Die Kostenstruktur ist somit weitgehend<br />
unabhängig davon, ob der jeweilige Sponsor dem<br />
akademischen oder industriellen Bereich zuzurechnen ist.<br />
Neben kommerziellen, von der pharmazeutischen Industrie<br />
initiierten, Klinischen Prüfungen bilden nichtkommerzielle<br />
wissenschaftsinitiierte Klinische Prüfungen die zweite<br />
Säule in der Erforschung von Arzneimittelwirkungen [2].<br />
Im Gegensatz zu kommerziell ausgerichteten Klinischen<br />
Prüfungen, die primär der Neuzulassung von Arzneimittel<br />
dienen, ist die Zielsetzung wissenschaftsinitiierter Prüfungen<br />
breiter und kann von der Verbesserung eines gesamten<br />
therapeutischen Konzeptes bis hin zur klassischen<br />
Klinischen Prüfung von Arzneimitteln reichen. Kommerzielle<br />
und wissenschaftsinitiierte Klinische Prüfungen sind<br />
somit nicht beliebig substituierbar, sondern ergänzen sich<br />
in ihren unterschiedlichen Aufgabenspektren.<br />
Finanzielle Ausstattung<br />
Die Planung, Durchführung und Analyse Klinischer<br />
Prüfungen ist direkt und indirekt mit dem Verbrauch verschiedenster<br />
Ressourcen wie beispielsweise Arbeitskraft,<br />
Medikation und IT-Infrastruktur verbunden. Aus betriebswirtschaftlicher<br />
Sicht stellt der bewertete sachzielbezogene<br />
Verbrauch von Ressourcen Kosten dar [3]. Die Deckung der<br />
in einer Klinischen Prüfung anfallenden Kosten erfordert<br />
somit die Bereitstellung geeigneter finanzieller Mittel in<br />
ausreichender Höhe. Die Bereitstellung bzw. Beschaffung<br />
der erforderlichen finanziellen Mittel, also die Finanzierung<br />
von Klinischen Prüfungen, ist als notwendige Nebenbedingung<br />
bei der Planung von Klinischen Prüfungen anzusehen.<br />
Gesetzlich kodifiziert ist dies in der Sponsor-Definition<br />
des Arzneimittelgesetzes (AMG): »Sponsor ist eine natürliche<br />
oder juristische Person, die die Verantwortung <strong>für</strong><br />
die Veranlassung, Organisation und Finanzierung einer<br />
Klinischen Prüfung bei Menschen übernimmt.« [4] Die<br />
Integration von Kosten- und Finanzierungsaspekten wissenschaftsinitiierter<br />
Klinischer Prüfungen in ein einheitliches<br />
Informations- und Koordinationssystem kann mittels<br />
eines institutionalisierten Controlling erfolgen. Neben den<br />
geschilderten Kosten- und Finanzierungsgesichtspunkten<br />
können in diesem alle weiteren relevanten betriebswirtschaftlichen<br />
Aspekte behandelt werden.<br />
Aspekte eines institutionalisierten<br />
Controlling-Systems<br />
Sowohl in der Praxis als auch in der Wissenschaft existiert<br />
keine grundlegende Übereinstimmung über Wesen<br />
und Abgrenzung des Controlling-Begriffs. Die Funktion<br />
des Controlling wird in der Literatur vorherrschend aus<br />
einer informationsorientierten, koordinationsorientierten<br />
oder rationalitätssichernden Sicht beschrieben [5]. Dabei<br />
ist zu beachten, dass sich das Controlling in einem betrieblichen<br />
marktorientierten Unternehmensumfeld herausgebildet<br />
hat. In Hinblick auf wissenschaftsinitiierte Klinische<br />
Prüfungen, die eher in einem akademischen, marktfernen<br />
Kontext stattfinden, sind daher besondere Aspekte<br />
zu berücksichtigen. Das primäre Ziel wissenschaftsinitiierter<br />
Prüfungen ist nicht betriebswirtschaftlicher Natur,<br />
sondern besteht in der Gewinnung wissenschaftlicher<br />
und medizinischer Erkenntnisse unter der Berücksichtigung<br />
ethischer Anforderungen [6]. Betriebswirtschaftliche<br />
Gesichtspunkte, wie beispielsweise Kosten- und Finanzierungsaspekte,<br />
stellen jedoch notwendige Rahmenbedingungen<br />
dar, von denen eine erfolgreiche Studiendurchführung<br />
abhängt. In wissenschaftsinitiierten Klinischen<br />
Prüfungen existieren somit eine medizinische und eine<br />
betriebswirtschaftliche Dimension, die zwar einander<br />
bedingen, jedoch auf voneinander abweichenden Prämissen<br />
und Zielvorstellungen beruhen. Obwohl die dargestellten<br />
funktionalen Controlling-Sichtweisen grundsätzlich<br />
auch auf die medizinische Dimension übertragbar<br />
sind, besitzt eine derartige Ausweitung zu wenig Trennschärfe.<br />
Eine solche Ausdehnung ist insbesondere daher<br />
abzulehnen, weil das im medizinischen Bereich potenziell<br />
zu identifizierende Aufgabenspektrum dem originären<br />
wissenschaftlichen Kern einer Klinischen Prüfung zuzuordnen<br />
ist. Im Kontext wissenschaftsinitiierter Klinischer<br />
Prüfungen bezieht sich Controlling somit alleine auf die<br />
mit solchen Prüfungen verbundenen betriebswirtschaftlichen<br />
Fragestellungen.<br />
Kostenplanung<br />
Als besonders bedeutend sind dabei Aspekte der<br />
Kostenplanung und Finanzierung hervorzuheben. Im<br />
Mittelpunkt beider Bereiche steht die Generierung und<br />
Interpretation von betriebswirtschaftlichen Daten. Das<br />
Controlling in wissenschaftsinitiierten Klinischen Prüfungen<br />
umfasst diese Aufgabengebiete und kann um die<br />
Gewinnung, Verarbeitung und Aufbereitung weiterer<br />
Forum der Medizin_Dokumentation und Medizin_Informatik 4/2010 141<br />
Schwerpunkt<br />
<strong>Medizincontrolling</strong><br />
Dr. Uwe Kehrel<br />
Akademischer Rat<br />
Institut <strong>für</strong> betriebswirt<br />
schaftlichesManage ment im Fachbereich<br />
Chemie und Pharmazie,<br />
Westfälische Wilhelms<br />
Universität Münster<br />
EMail: ukehr_01@uni<br />
muenster.de<br />
Stefan MüllerMielitz<br />
Dipl.Volkswirt<br />
Institut <strong>für</strong> effiziente<br />
klinische Forschung<br />
(IEKF), Münster<br />
EMail: smm@iekf.de
Schwerpunkt<br />
<strong>Medizincontrolling</strong><br />
quantitativer, nichtmonetärer sowie qualitativer Informationen<br />
ergänzt werden. Denkbar sind hier vor allem<br />
zusätzlich zu berücksichtigende organisatorische Fragestellungen<br />
und Projektmanagementaufgaben [7]. Wenn<br />
in einer Institution nicht nur einmalig, sondern regelmäßig<br />
Klinische Prüfungen durchgeführt werden, sind ferner<br />
prozessuale Gesichtspunkte von besonderer Bedeutung.<br />
Controlling kann in diesem Zusammenhang ergänzend<br />
auch als ein sich selbst steuernder kybernetischer Prozess,<br />
der aus den drei Komponenten Planung, Realisation<br />
und Kontrolle besteht, verstanden werden [8]. In diesem<br />
Fall bietet sich eine Anpassung des kybernetischen Prozesses<br />
an die Planungs-, Durchführungs- und Analysephasen<br />
Klinischer Prüfungen an. Das primäre Ziel des<br />
Controllings besteht in der Sicherstellung der betriebswirtschaftlichen<br />
Durchführbarkeit wissenschaftsinitiierter<br />
Klinischer Prüfungen.<br />
Institutionelle Aspekte<br />
Die Aspekte des Controlling können nach institutionalisierten,<br />
funktionalen und instrumentellen Gesichtspunkten<br />
unterschieden werden [9]. Bei den institutionalisierten<br />
Aspekten stehen aufbauorganisatorische Fragestellungen<br />
im Zentrum des Interesses. Bildet üblicherweise das Rechnungswesen<br />
die Grundlage <strong>für</strong> die organisatorische Positionierung<br />
des Controlling, so kann im Rahmen wissenschaftsinitiierter<br />
Klinischer Prüfungen aufgrund evtl. nicht<br />
genügend ausgebauter betriebswirtschaftlicher Strukturen<br />
nicht automatisch von einem derartigen Aufbau ausgegangen<br />
werden [10]. Es ist denkbar, dass in den akademischen<br />
Einrichtungen, die wissenschaftsinitiierte Prüfungen<br />
durchführen, kein oder nur ein unzureichendes<br />
Rechnungswesen existiert. Für die Implementierung eines<br />
Controlling besteht in diesem Fall keine Bezugsbasis, an<br />
die angeknüpft werden könnte. Im Mittelpunkt der funktionalen<br />
Perspektive stehen die vom Controlling zu verrichtenden<br />
Aufgaben. Diese können hier im Wesentlichen<br />
durch eine Informationsversorgungsfunktion beschrieben<br />
werden, die sich auf betriebswirtschaftliche Aspekte im<br />
Allgemeinen sowie Kosten- und Finanzierungsaspekte im<br />
Speziellen erstreckt. Im Rahmen wissenschaftsinitiierter<br />
Klinischer Prüfungen ist diese Informationsversorgungsfunktion<br />
allerdings in einem weiteren Sinne zu sehen, als<br />
dies in privatwirtschaftlich organisierten Unternehmen der<br />
Fall ist. So ist zu vermuten, dass die betriebswirtschaftliche<br />
Kompetenz in den akademischen Einrichtungen im Allgemeinen<br />
hauptsächlich dem Controlling-Bereich zuzuordnen<br />
ist. Trifft dies zu, ist keine scharfe Grenze zwischen der<br />
eigentlichen entscheidungsunterstützenden Funktion des<br />
Controlling und dem unmittelbaren Herbeiführen von Entscheidungen<br />
zu ziehen. Unter dem instrumentellen Aspekt<br />
142 Forum der Medizin_Dokumentation und Medizin_Informatik 4/2010<br />
des Controlling werden Verfahren zusammengefasst, die<br />
zur Verrichtung von Controlling-Aufgaben herangezogen<br />
werden.<br />
Diskussion und Handlungsempfehlungen<br />
Falls keine oder nur unzureichende Controlling-Strukturen<br />
in den Institutionen, die wissenschaftsinitiierte Klinische<br />
Prüfungen planen und durchführen, vorhanden<br />
sind, sind die da<strong>für</strong> notwendigen Grundlagen zu schaffen<br />
und entsprechende, funktionale Einheiten zu implementieren.<br />
Obwohl derartige organisatorische Veränderungen<br />
im Allgemeinen sowohl mit zusätzlichen Kosten als auch<br />
mit einem höheren Personalbedarf verbunden sind, stellen<br />
sie die Voraussetzung <strong>für</strong> eine adäquate Berücksichtigung<br />
betriebswirtschaftlicher Aspekte in Klinischen Prüfungen<br />
dar. Existiert ein institutionalisiertes Controlling,<br />
so kann die Planung und Steuerung der kostenrelevanten<br />
Dimensionen Klinischer Prüfungen als eine ihm zugeordnete<br />
Hauptaufgabe angesehen werden. Als kostenrelevante<br />
Dimensionen können die Komplexität, die Größe und<br />
die Qualität einer Klinischen Prüfung identifiziert werden<br />
[11]. Die Basis <strong>für</strong> die in Hinblick auf diese Dimensionen<br />
wahrgenommenen Controlling-Aufgaben bilden die Kosten-<br />
und Finanzierungsaspekte Klinischer Prüfungen.<br />
Komplexität<br />
Einflussfaktoren, die der Dimension Komplexität zuzurechnen<br />
sind, können in zwei Gruppen unterteilt werden.<br />
Die erste Gruppe (z.B. Indikationsgebiet, Phase der Studie,<br />
Randomisierung und Verblindung) leitet sich direkt<br />
aus der medizinisch-wissenschaftlichen Konzeption einer<br />
Klinischen Prüfung ab und ist generell durch das Controlling<br />
nicht beeinflussbar. Es ist nicht denkbar, alleine<br />
aus betriebswirtschaftlichen Gründen, Parameter, wie<br />
das Indikationsgebiet oder die klinische Phase einer Prüfung<br />
zu ändern. Aufgabe des Controlling kann hier nur<br />
sein, die Auswirkungen dieser Parameter frühzeitig zu<br />
antizipieren und betriebswirtschaftlich relevante Schlussfolgerungen<br />
zu bilden. So wird die Randomisierung und<br />
Verblindung einer Studie mit Kosten verbunden sein, die<br />
nicht zu vermeiden sind, allerdings im Rahmen der Kostenplanung<br />
berücksichtigt werden sollten. Die zweite<br />
Gruppe besteht aus Einflussfaktoren (z.B. Internationalität,<br />
Koordinationstätigkeit und Verlauf der Patientenrekrutierung),<br />
die partiell unabhängig von der medizinischwissenschaftlichen<br />
Fragestellung einer Klinischen Prüfung<br />
und somit zumindest in Ansätzen steuerbar sind. So ist<br />
davon auszugehen, dass eine Klinische Prüfung in einem<br />
nationalen Rahmen kostengünstiger durchführbar ist als
internationale, in verschiedenen Ländern stattfindende<br />
Prüfungen. Ebenfalls stellt die Koordination der einzelnen<br />
an einer Klinischen Prüfung beteiligten Institutionen<br />
und Funktionsbereiche einen kostenintensiven und steuerbaren<br />
Einflussfaktor dar. Hingegen ist der letzte Faktor,<br />
der Verlauf der Patientenrekrutierung nur eingeschränkt<br />
zu beeinflussen. Das zur Verfügung stehende Patientenkollektiv<br />
kann nicht grundsätzlich verändert werden. Es<br />
kann allerdings da<strong>für</strong> Sorge getragen werden, dass die<br />
potenziell in Frage kommende Grundgesamtheit an Patienten<br />
ausgeschöpft wird.<br />
Größe<br />
Die zweite Kostendimension, die Größe einer Klinischen<br />
Prüfung, ist weitgehend unabhängig von betriebswirtschaftlichen<br />
Gesichtspunkten. Sowohl die Patientenanzahl,<br />
die Studiendauer als auch das allgemeine<br />
Studiendesign leiten sich direkt aus den medizinisch-wissenschaftlichen<br />
Zielen einer Klinischen Prüfung ab [12].<br />
Lediglich die Anzahl der eingebundenen Prüfzentren kann<br />
unter bestimmten Voraussetzungen unabhängig von der<br />
medizinisch-wissenschaftlichen Zielsetzung gesteuert<br />
werden. Es ist davon auszugehen, dass der administrative<br />
und koordinative Aufwand mit einer zunehmenden<br />
Anzahl an Prüfzentren steigt. Durch eine höhere Prüfzentrenzahl<br />
können jedoch größere Patientenkollektive erfasst<br />
werden. Aus einer betriebswirtschaftlichen Sicht ist somit<br />
die minimale Anzahl der Prüfzentren festzulegen, mit der<br />
die erforderliche Fallzahl erreicht werden kann.<br />
Qualität<br />
Die als Qualität bezeichnete dritte Kostendimension<br />
unterscheidet sich wesentlich von den beiden erstgenannten.<br />
Während die Komplexität und die Größe einer<br />
Klinischen Prüfung hauptsächlich durch das individuelle<br />
medizinisch-wissenschaftliche Konzept bedingt werden, ist<br />
die Qualität ein weitgehend institutionsbezogener Faktor<br />
und unabhängig von der konkreten Ausgestaltung einer<br />
Studie. Die Qualitätsdimension kann somit wesentlich<br />
durch das Controlling beeinflusst werden. Insbesondere<br />
die Qualität der Basisdokumentation und die Qualifikation<br />
der Prüfärzte stellen solche institutionsabhängigen<br />
Einflussfaktoren dar. Da eine schlechte Basisdokumentation<br />
einen erhöhten Monitoringaufwand und zusätzliche<br />
Aktivitäten im Datenmanagement verursacht, geht eine<br />
schlechte Dokumentationsqualität auch mit höheren Kosten<br />
einher. Ebenso kann eine geringe Qualifikation der<br />
Prüfärzte zu Verstößen gegen die regulatorischen Anforderungen<br />
oder das Prüfprotokoll führen, deren Behebung<br />
wiederum zu zusätzlichen Kosten führt.<br />
Organisatorische Aspekte<br />
Hingegen können die Anzahl der in einer Klinischen<br />
Prüfung anfallenden Queries und die Qualität des Datenerhebungsbogens<br />
teilweise auf individuelle Studienaspekte<br />
zurückgeführt werden. So wird in einer eher komplexen<br />
Klinischen Prüfung tendenziell auch die Anzahl<br />
der Queries steigen und sich die Erstellung eines qualitativ<br />
hochwertigen Datenerhebungsbogens schwieriger<br />
als in einer sehr einfachen Studie gestalten. Dennoch<br />
besteht auch zwischen diesen beiden Einflussfaktoren<br />
und der einzelnen Institution, in der die mit diesen Faktoren<br />
zusammenhängenden Aufgaben (Datenmanagement,<br />
Prüfzentrumstätigkeit) erfüllt werden, ein deutlicher<br />
Zusammenhang. Existieren effiziente sowie transparente<br />
Informationswege und dadurch ein qualitativ hochwertiges<br />
Querymanagement, so kann die Anzahl der Queries<br />
reduziert werden, da auftretende Fragen bereits im Vorfeld<br />
antizipiert werden. Ist ein qualifiziertes und institutionalisiertes<br />
Datenmanagement vorhanden, so wird die<br />
Qualität des Datenerhebungsbogens grundsätzlich eher<br />
hoch ausfallen. Eine hohe Qualität beider Einflussgrößen<br />
bedingt auch hier wiederum tendenziell niedrigere Kosten.<br />
Da die Bearbeitung eines jeden Queries mit einem<br />
bestimmten Zeitaufwand verbunden ist, führt ihre Reduktion<br />
zu Zeitersparnissen und damit zu einem geringeren<br />
Bedarf an personellen Ressourcen. Eine hohe Qualität des<br />
Datenerhebungsbogens ist in der Erstellung zwar kostenintensiver,<br />
verursacht jedoch später einen geringeren Aufwand<br />
bei der Datenverifizierung und dem daraus resultierenden<br />
Querymanagement.<br />
Betriebswirtschaftliche Aspekte<br />
Das betriebswirtschaftliche Ziel im Hinblick auf die<br />
Qualitätsdimension Klinischer Prüfungen liegt somit in<br />
der Sicherstellung einer möglichst hohen Studienqualität,<br />
da diese zu tendenziell geringeren Studiengesamtkosten<br />
führt. Da die Qualitätssicherung jedoch mit einem<br />
bestimmten Ressourcenverbrauch verbunden ist, sollte<br />
keine Maximierung der Studienqualität aus betriebswirtschaftlicher<br />
Sicht angestrebt werden. Hier ist eine Grenzbetrachtung<br />
erforderlich, in der die Qualität so lange<br />
erhöht wird, bis die zusätzlich verursachten Qualitätskosten<br />
den durch sie verhinderten Kostenanfall überwiegen.<br />
Grundsätzlich ist somit jedoch eine Kongruenz zwischen<br />
den betriebswirtschaftlichen Zielen auf der einen Seite<br />
und den medizinisch-wissenschaftlichen Zielen auf der<br />
anderen Seite festzustellen. n<br />
Forum der Medizin_Dokumentation und Medizin_Informatik 4/2010 143<br />
Schwerpunkt<br />
<strong>Medizincontrolling</strong><br />
Literatur<br />
[1] Benninger-Döring G, Boos J:<br />
Nichtkommerzielle klinische<br />
Prüfungen – wer wird Sponsor?<br />
Bundes gesundheitsblatt-<br />
Gesund heitsforschung-Gesund-<br />
heitsschutz 2006; 49 (7):<br />
675-680.<br />
[2] Tyndall A: Why do we need<br />
noncommercial, investigator-<br />
initiated clinical trials? Nature<br />
Clinical Practice Rheumatology<br />
2008; 4 (7): 354-355.<br />
[3] Coenenberg A G: Fischer T M:<br />
Günther T: Kostenrechnung und<br />
Kostenanalyse, Schäffer-Poeschel,<br />
Stuttgart 2007.<br />
[4] Arzneimittel gesetz § 4 Abs. 24.<br />
[5] Baum H-G, Coenenberg A G,<br />
Günther T: Strategisches<br />
Controlling, Schäffer-Poeschel,<br />
Stuttgart 2007.<br />
[6] Brochhausen C, Seyberth H W:<br />
Klinische Studien in der Pädiatrie:<br />
Wo sind finanzielle Interessen-<br />
konflikte möglich? Monatsschrift<br />
Kinderheilkunde 2003, 151 (11):<br />
1213-1217.<br />
[7] Cook S: Clinical Studies<br />
Management: A Practical Guide<br />
to Success, Interpharm/CRC Sue<br />
Horwood Publishing, Boca Raton,<br />
London, New York, Washington<br />
D.C. 2004.<br />
[8] Baum H G, Coenenberg A G,<br />
Günther T: Strategisches<br />
Controlling, Schäffer-Poeschel,<br />
Stuttgart 2007.<br />
[9] Berens W, Bertelsmann R:<br />
Controlling in: Küpper H U,<br />
Wagenhofer A: Handwörterbuch<br />
Unternehmensrechnung und<br />
Controlling, Schäffer-Poeschel,<br />
Stuttgart 2002.<br />
[10] Siewert J R, Niethammer D:<br />
Klinische Forschung in<br />
Deutschland: Zu den Problemen<br />
der patienten orientierten<br />
Foschung und der Durchführung<br />
von klinischen Studien in den<br />
<strong>Deutsche</strong>n Universitätsklinika.<br />
Der Chirurg 2003, 74(1): 1-3.<br />
[11] Kehrel U: Controlling in der<br />
klinischen Forschung –<br />
Eine empirische Analyse<br />
wissenschaftsinitiierter Klinischer<br />
Prüfungen, Sierke-Verlag,<br />
Göttingen 2009.<br />
[12] Meinert C L, Tonascia S: Clinical<br />
Trials: Design, Conduct, and<br />
Analysis, Oxford University Press,<br />
New York, Oxford 1986.
Schwerpunkt<br />
<strong>Medizincontrolling</strong><br />
Stefan MüllerMielitz<br />
Dipl.Volkswirt<br />
Institut <strong>für</strong> effiziente<br />
klinische Forschung<br />
(IEKF), Münster<br />
EMail: smm@iekf.de<br />
Uwe Kehrel<br />
Institut <strong>für</strong> betriebswirt<br />
schaftlichesManage ment im Fachbereich<br />
Chemie und Pharmazie,<br />
WWU Münster<br />
Kurt Becker<br />
APOLLON Hochule <strong>für</strong><br />
die Gesundheitswirt<br />
schaft, Bremen<br />
Christian Ohmann<br />
Koordinierungszentrum<br />
<strong>für</strong> Klinische Studien<br />
(KKS), Universität<br />
Düsseldorf<br />
Georg Müller<br />
Fürstenberger, Lehrstuhl<br />
<strong>für</strong> Umwelt und<br />
Kommunalökonomie,<br />
Universität Trier<br />
Maria Huggenberger,<br />
Andreas J. W.<br />
Goldschmidt<br />
Internationales Health<br />
Care Management Institut<br />
(IHCI), Universität Trier<br />
Kostenkontrolle der diagnostischen<br />
Bildgebung im Kompetenznetz<br />
Angeborene Herzfehler<br />
Das Kompetenznetz Angeborene Herzfehler (KN<br />
AHF) [1] verfolgt durch seine Arbeit mehrere Zielsetzungen:<br />
die Klärung medizinischer Fragestellungen<br />
betreffend die Erkrankung AHF, die organisatorische<br />
Unterstützung der Akteure durch den Aufbau und<br />
die Bereitstellung von Netzwerkstrukturen, eine zentrale<br />
Öffentlichkeitsarbeit und die Verbesserung des Datenaustausches<br />
durch eine abgestimmte IT-Infrastruktur <strong>für</strong> die<br />
Haupt- und Querschnittsprojekte des Netzwerkes.<br />
Projektbeschreibung<br />
Das Querschnittsprojekt 2 Magnetresonanztomografie<br />
(»QP2-MRT«) hat eine besondere Bedeutung sowohl aus<br />
medizinischer Sicht als auch aus Sicht der Informationstechnologie,<br />
da in diesem Projekt die qualitätsgesicherten<br />
Analysedaten durch standardisiert aufgenommene Bilddaten<br />
zwar in allen beteiligten Herzzentren separat erhoben,<br />
jedoch in zwei zentralen »Core-Labs« ausgewertet<br />
werden [2].<br />
Fragestellung<br />
Wegen der zentralen Bedeutung des Querschnittsprojekts<br />
wurde nach der technischen Implemen tierung eine<br />
ökonomische Evaluation durchgeführt, um eine Basis <strong>für</strong><br />
eine spätere betriebswirtschaftlich effiziente Bereitstellung<br />
der Infrastruktur zu erhalten. Im ersten Schritt geht<br />
es daher um die Frage, wie hoch die Kosten pro Auswertung<br />
im Rahmen der klinischen Studien waren, um eine<br />
erste Kostenkontrolle [3] der bildgebenden Diagnostik der<br />
klinischen Studien zu ermitteln.<br />
Methodik<br />
Es wird eine retrospektive Analyse der Kosten des Projekts<br />
<strong>für</strong> den Aufbau der Bilddatenbank [4] durchgeführt.<br />
Das Vorgehen orientiert sich am »Hannoveraner Konsens«,<br />
der Empfehlungen zu gesundheitsökonomischen Evaluationen<br />
enthält [5]. Mit Hilfe der Kosten-Analyse [6] werden<br />
drei verschiedene Projektverläufe untersucht:<br />
1. Projektverlauf geplant (Soll)<br />
2. Projektverlauf realisiert (Ist)<br />
3. Projektverlauf mittels Ex Post-Betrachtung (Ex Post)<br />
144 Forum der Medizin_Dokumentation und Medizin_Informatik 4/2010<br />
Die Perspektive der ökonomischen Analyse ist die des<br />
Kompetenznetzes Angeborene Herzfehler als Contract<br />
Research Organisation (CRO). Die wesentlichen Parameter<br />
der ökonomischen Evaluation sind Tab. 1 auf Seite 145<br />
zu entnehmen.<br />
Kostenanalyse<br />
Die Grundlage der Berechnungen bilden die angefallenen<br />
Kosten. Diese setzen sich zusammen aus den Brutto-<br />
Personalkosten und den Sachkosten. Gemeinkosten und<br />
Ersatzinvestitionen finden keine Berücksichtigung.<br />
Die Personalkosten (ein wissenschaftlicher Mitarbeiter<br />
<strong>für</strong> den Bereich IT, zwei Medizinisch Technisch Radiologische<br />
Angestellte (MTRAs) <strong>für</strong> die Auswertung) werden in<br />
Höhe der Brutto-Personalkosten erfasst (vgl. Anhang 1:<br />
Ausgaben <strong>für</strong> das Personal).<br />
Die Sachkosten des MRT-Projektes umfassen den Mitteleinsatz<br />
<strong>für</strong> die Hardware-Anschaffung, IT-Implementierung<br />
und die laufenden Support-Kosten der KN AHF<br />
Bilddatenbank [3].<br />
Projektverlauf<br />
Um den Vergleich zwischen den drei Projektszenarien<br />
zu ermöglichen, wird angenommen, dass die Projektmitarbeiter<br />
zu 100 Prozent dem Projekt zur Verfügung stehen<br />
(Lern- und Organisationskosten eingeschlossen). Mit<br />
dieser Annahme werden Opportunitätskosten <strong>für</strong> andere<br />
Arbeiten und Aufgaben ausgeschlossen. Es werden somit<br />
nicht die realen Stückkosten der Auswertung erhoben,<br />
sondern das Ergebnis sind die Kosten einer Auswertung<br />
bezogen auf die Gesamtkosten.<br />
Zusätzlich wurden während der Projektlaufzeit Untersuchungen<br />
und Auswertungen durchgeführt, die die Normwerterfassungen<br />
bei Probanden betreffen und neben den<br />
Patientenauswertungen stattfanden. Ebenso wurde im<br />
Rahmen der Auswertungen das Patienten-Bildmaterial<br />
teilweise mehrfach ausgewertet (Interobserverauswertungen).<br />
Als Ergebnis steht damit <strong>für</strong> jeden analysierten<br />
Projektverlauf (Soll, Ist und Ex Post) die Anzahl der Auswertungen<br />
fest.<br />
Die externen Rahmenbedingungen <strong>für</strong> das MRT-<br />
Projekt sind durch den Gesamt-Projektverlauf der AHF-
Hauptstudien bedingt [8]. Hier ist als wichtiger Meilenstein<br />
das Ende der 1. Förderphase zu Q2.J3 zu nennen. Durch<br />
eine kostenneutrale Verlängerung wurde die ursprüngliche<br />
Gesamt-Projektzeit von Q3.J0 bis Ende Q2.J3 (ursprünglich<br />
drei Jahre) verlängert auf Ende Q1.J4, also insgesamt<br />
14 Quartale bzw. 42 Monate bzw. 3¾ Jahre Gesamt-<br />
Projekt laufzeit (Soll).<br />
Als Ergebnis <strong>für</strong> den geplanten Projektverlauf kann<br />
festgehalten werden: Der prozentuale Anteil der Personalkosten<br />
an den Gesamtkosten beträgt 79,2 Prozent, die<br />
Sachkosten belaufen sich auf 20,8 Prozent der Kosten in<br />
Höhe von 564.387 Euro (Soll).<br />
Soll-Ist-Vergleich<br />
Für das IT-Projekt wurde eine Anforderungsanalyse<br />
in Zusammenarbeit mit den medizinischen Projektleitern<br />
erstellt und daraufhin eine technische Evaluierung<br />
unterschiedlicher Bilddatenbank-IT-Systeme am Markt<br />
durchgeführt. Danach erfolgte die IT-Realisierung mit<br />
den Hard- und Software-Anschaffungen (inkl. der Basis-<br />
Implementierungen). Es wurde dann die IT-Vernetzung zu<br />
den Satellitenstandorten Bad Oeynhausen (jetzt: Hannover)<br />
und Berlin umgesetzt, die in der geplanten Realisierungszeit<br />
von vier Quartalen durchgeführt werden konnte.<br />
Anschließend konnte die Infrastruktur durch die Auswertungszentren<br />
genutzt werden.<br />
Parallel dazu starteten die medizinischen Hauptprojekte.<br />
Der Rekrutierungsschluss des letzten Hauptprojektes<br />
war Ende Q1.J4. Nach der Visitenlaufzeit von vier Quartalen<br />
ist das Projektende der MRT-Auswertungen zum<br />
Q2.J5 bestimmt, wenn ein Quartal <strong>für</strong> die Auswertungen<br />
der letzten MRT-Bilder und Abschlussarbeiten angenommen<br />
wird.<br />
Die Berechnung des geplanten Outputs ergibt n soll<br />
= 1.210 MRT Auswertungen <strong>für</strong> die fünf Hauptprojekte<br />
mit ihren <strong>für</strong> die biometrischen Auswertungen minimal<br />
benötigten Patientenzahlen (geplante Fallzahlen) und den<br />
im Studienprotokoll vorgesehenen Visiten. Nachdem die<br />
Studien abgeschlossen wurden, ergeben sich n iststudien<br />
= 1.160 Auswertungen (Istoutput), was 96 Prozent der<br />
erwarteten Auswertungen <strong>für</strong> die Studien entspricht.<br />
Die <strong>für</strong> das MRT-Projekt geplanten Kosten belaufen<br />
sich auf Sollkosten von 564.387 Euro. Die nun realisierten<br />
Kosten ergeben die Istkosten in Höhe von 704.037 Euro<br />
und sind damit um 24,7 Prozent erhöht. Mit dem geplanten<br />
und nun realisierten Output an Auswertungen <strong>für</strong> die<br />
Studien lassen sich die Kosten pro Auswertung berechnen<br />
[9]: Sollkosten / n soll = 466 Euro (Sollkosten pro Auswertung),<br />
bei der gegebenen Anzahl von Studienteilnehmer<br />
ergeben sich Istkosten / n iststudien = 607 Euro (Istkosten<br />
pro Auswertung).<br />
Vorgehen Ökonomische Evaluation [7]<br />
Gegenstand Bilddatenbank im KN AHF<br />
Studiendesign Kosten-Analyse<br />
Zeithorizont Projektverlauf: 19 Quartale = 57 Monate<br />
Perspektive KN AHF als Contract Research Organisation<br />
Vergleichsparameter drei Projektverläufe: Soll, Ist, Ex Post<br />
Kostenermittlung eigene Berechnungen, detailliert dargelegt<br />
Diskontierung konstante Preise und Kosten<br />
Outcomemessung monetär bewertete Kosten<br />
Sensitivitätsanalyse nicht durchgeführt<br />
Damit liegen die Istkosten pro Auswertung 30,3 Prozent<br />
über den Sollkosten pro Auswertung. Im realisierten Projektverlauf<br />
ändert sich der prozentuale Anteil der Personalkosten<br />
an den Gesamtkosten auf 81,9 Prozent, die<br />
Sachkosten belaufen sich auf 18,1 Prozent der Istkosten<br />
in Höhe von 704.037 Euro der MRT-Projektkosten (vgl.<br />
Tab. 1 im Anhang).<br />
Ergebnis bei Berücksichtigung von<br />
zusätzlichen Auswertungen<br />
Während der Auswertung der Studien wurden zusätzlich<br />
Interobserverauswertungen durchgeführt, also die<br />
Bilder eines Patienten zwei- oder auch dreimal ausgewertet,<br />
um Aussagen zur Variabilität der Messungen treffen<br />
zu können. Die Anzahl der Interobserverauswertungen<br />
beläuft sich auf 210 zusätzliche Auswertungen. Ebenfalls<br />
zusätzlich wurden gesunde Patienten (Probanden) untersucht.<br />
Die Anzahl der Probandenauswertungen beträgt<br />
118. Mit den n iststudien = 1.160 durchgeführten Studienauswertungen<br />
ergeben sich in Summe n istgesamt = 1.488<br />
Auswertungen. Berücksichtigt man dies bei den Istkosten<br />
pro Auswertung ergibt sich: Istkosten / n istgesamt = 473<br />
Euro (Istkosten pro Gesamtauswertung).<br />
Durch diese zusätzlichen Auswertungen zur Qualitätssicherung<br />
(Kontrolle der Interobservervariabilität) und durch<br />
die zusätzlichen Probandenuntersuchungen liegen diese<br />
Kosten 1,5 Prozent über den geplanten Kosten (vgl. Tab. 3<br />
im Anhang).<br />
Ex Post-Analyse<br />
Zum jetzigen Zeitpunkt der ökonomischen Analyse ist<br />
ex post bekannt, wann die medizinischen Projekte begonnen<br />
haben und somit medizinische Daten und MRT-Daten<br />
<strong>für</strong> die MRT-Auswertung zur Verfügung standen. Es ist also<br />
möglich, einen optimalen Projektverlauf zu modellieren.<br />
Im ursprünglichen Gesamtplan war der Auswertungsbeginn<br />
mit Q1.J2 anvisiert worden (Ur-Plan). Allein hier<br />
ergibt sich eine Zeitverzögerung von einem Jahr (Q1.J3),<br />
was <strong>für</strong> das MRT-Projekt externe Kosten bedeutet. Ein<br />
Forum der Medizin_Dokumentation und Medizin_Informatik 4/2010 145<br />
Schwerpunkt<br />
<strong>Medizincontrolling</strong><br />
Tab. 1:<br />
Übersicht wichtiger<br />
Aspekte <strong>für</strong> ökonomi<br />
sche Evaluationen
Schwerpunkt<br />
<strong>Medizincontrolling</strong><br />
MRT-Projekt J0 J1 J2 J3 J4 J5<br />
Vergleich Q4 Q1 Q2 Q3 Q4 Q1 Q2 Q3 Q4 Q1 Q2 Q3 Q4 Q1 Q2 Q3 Q4 Q1 Q2<br />
Personal IT 0 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1<br />
Personal MTRA1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1<br />
Personal MTRA2 0 0 0 0 0 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1<br />
Sachkosten 0 0 0 0 0 0 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1<br />
Abb. 1:<br />
Projektsicht ex post<br />
mit möglichen Einspa<br />
rungen (hell mit 1)<br />
und extern bedingten<br />
Zusatzausgaben<br />
( hellgrau mit 1)<br />
weiteres Jahr davor (J1) konnten MRT-Daten nicht ausgewertet<br />
werden, da die Studien noch in der Design-Phase<br />
waren. Alle Ausgaben hier sind sunk costs.<br />
Aus der Kenntnis hieraus wurden in der Ex Post-Analyse<br />
die Personalaufwendungen <strong>für</strong> die MRT-Auswertung<br />
um acht Quartale reduziert. Dabei wird unterstellt, dass<br />
nur Auswertungen innerhalb des Projektes erfolgen und<br />
keine organisatorischen Vorarbeiten durch das Auswertungspersonal<br />
durchgeführt werden, also extern erfolgen<br />
würden. Diese »Rüstzeit« mit Lern- und Abstimmungstreffen<br />
<strong>für</strong> die an der Auswertung beteiligten Mitarbeiter wird<br />
mit einem Quartal veranschlagt, was mit einem straffen<br />
Projektmanagement durchaus realisierbar scheint.<br />
Die Zeit <strong>für</strong> die IT-Planung und -Entwicklung beim Aufbau<br />
der Bilddatenbank ist ebenfalls bekannt und auch<br />
deren langwieriger interdisziplinärer Abstimmungsprozess.<br />
Dieser hätte in der Projektanfangsphase effektiver gestaltet<br />
sein können. Hier wurden <strong>für</strong> die Ex Post-Analyse die<br />
IT-Personalkosten um drei Quartale reduziert.<br />
In der Ex Post-Betrachtung reduzieren sich durch diese<br />
Annahmen die Personalkosten des Projektes. Das Kostenverhältnis<br />
der Personalausgaben zu den unveränderten<br />
Sachkosten (Investitions-, Implementierungs-, Wartungskosten)<br />
beträgt nun 77 Prozent Personalkosten zu 23 Prozent<br />
Sachkosten bei den sich jetzt ergebenden Istkostenex post von 554.212 Euro (vgl. Tab. 1 im Anhang). Die Differenz<br />
von 149.825 Euro zu den Istkosten von 704.037 Euro<br />
kann als Kosten <strong>für</strong> Lern- bzw. Entwicklungsarbeit angesehen<br />
werden.<br />
Berücksichtigung<br />
der Ex Post-Betrachtung<br />
Alle Ex Post-Analysen gehen von der Annahme aus,<br />
dass (1.) die Kosten der Humanressourcen zu 100 Prozent<br />
diesem einen MRT-Projekt zugeordnet sind. Die Ex<br />
Post-Analyse unterstellt ferner, dass (2.) notwendige Vorarbeiten<br />
im medizinischen Bereich extern erfolgen und (3.)<br />
werden die Auswertungen des MRT-Teilprojektes zeitnah<br />
(ein Quartal) nach Ende der medizinischen Hauptprojekte<br />
abgeschlossen.<br />
Es ist mit dem Abschluss der letzten Visiten der Hauptprojekte<br />
Ende Q1.J5 auch terminiert, wann die letzten<br />
146 Forum der Medizin_Dokumentation und Medizin_Informatik 4/2010<br />
MRT-Untersuchungen stattfinden. Somit können wir das<br />
MRT-Projektende <strong>für</strong> Ende Q2.J5, also ein Quartal nach<br />
der letzten Visite, festlegen. Das Wissen über die Vergangenheit<br />
und die daraus resultierende Ex Post-Analyse zeigt<br />
Abb. 1 mit dem optimierten Projektverlauf (dunkelgrau<br />
ab Q4.J1 und hellgrau ab Q2.J4, »J« steht <strong>für</strong> Jahr, »Q«<br />
<strong>für</strong> Quartal«).<br />
Dabei stellt der helle Kostenblock links (Q3.J0 bis<br />
Q3.J2) die möglichen Einsparungen zu Beginn des Projektes<br />
bzw. die Lern- und Entwicklungsarbeit dar, der<br />
hellgraue Kostenblock rechts (Q2.J4 bis Q2.J5) zeigt die<br />
zusätzlichen Ausgaben, die aus dem extern bedingten verspäteten<br />
Gesamt-Projektstart resultieren. Mit der Ex Post-<br />
Betrachtung – also bei hypothetisch optimierten zeitlichen<br />
Bedingungen – ergeben sich <strong>für</strong> die durchgeführten MRT-<br />
Auswertungen bei den Studien:<br />
Istkostenex post / niststudien von 478 Euro pro Auswertung<br />
in der Ex Post-Analyse. Dieses entspricht in etwa den<br />
Sollkosten pro Auswertung in Höhe von 466 Euro (vgl.<br />
Tab. 2 im Anhang). Wäre das MRT-Projektmanagement<br />
bei extern gegebener und realisierter Rekrutierungszeit<br />
von fünf Quartalen (Q1.J3 – Q1.J4) unter vollkommener<br />
Information durchgeführt worden, wären im Vergleich zu<br />
den Sollkosten pro Auswertung die Kosten pro Auswertung<br />
unter Ex Post-Bedingungen nur um 2,6 Prozent höher<br />
gewesen (vgl. Tab. 2 im Anhang).<br />
Werden bei der Ex Post-Betrachtung die gesamten<br />
Auswertungen nistgesamt = 1488 berücksichtigt (Studien,<br />
Interobserver, Probanden) erhält man Istkostenex post / nist gesamt = 372 Euro, was zu Kosteneinsparungen von 20,2<br />
Prozent unter vollständiger Information im Vergleich zum<br />
Soll geführt hätte (vgl. Tab. 3 im Anhang).<br />
Die realisierten Kosten pro Auswertung betragen<br />
473 Euro, die nun als Basis <strong>für</strong> betriebswirtschaftliche<br />
Analysen dienen.<br />
Schlussfolgerungen<br />
Das MRT-Projekt im Kompetenznetz Angeborene Herzfehler<br />
konnte durch die Erhöhung der Auswertungszahlen<br />
(zusätzliche Interoberserver- und Probandenauswertungen)<br />
die durch die verlängerte Projektlaufzeit entstandenen<br />
Mehrkosten pro Fall kompensieren. Die Mehrkosten
pro Auswertung eines Datensatzes belaufen sich nur auf<br />
7 Euro (1,5 Prozent).<br />
Als Ergänzung zur durchgeführten Kostenanalyse und<br />
einem Vergleich der drei Szenarien (Soll, Ist und Ex Post)<br />
kann eine Kosten-Nutzen-Analyse (KNA) [10] weitere<br />
Erkenntnisse liefern. Sinnvoll wäre auch eine detailliertere<br />
Prozessbetrachtung und- modellierung, z.B. in Form<br />
integrierter Behandlungspfade. Damit könnten dann auch<br />
<strong>für</strong> den Routinebetrieb nachhaltige Prozessverbesserungen<br />
identifiziert und umgesetzt werden [11]. Allerdings<br />
steht das MRT-Projekt noch am Anfang und es wurde<br />
zunächst eine telematische Basis-Infrastruktur mit einem<br />
Ziel – der MRT-Auswertung <strong>für</strong> klinische Studien – realisiert<br />
[12]. Damit reduziert sich der Nutzen derzeit auf<br />
wenige Projektaspekte.<br />
Der Webupload von pseudonymisierten DICOM-MRT-<br />
Daten wird im Routinebetrieb von 75 Prozent der Zentren<br />
genutzt (12 von 16 Studienprüfzentren). Die Arbeitsprozesse<br />
der Auswertung sind praxiserprobt. Dateninput,<br />
Datenverarbeitung und Datenspeicherung in der zentralen<br />
Bilddatenbank erfolgen pseudonymisiert (Datenbank-<br />
Input). Das KN AHF Datenschutzkonzept [13] orientiert sich<br />
am generischen Datenschutzkonzept der TMF e.V. [14]. Es<br />
können nun im weiteren MRT-Projektverlauf die Output-<br />
Aspekte der erhobenen Bilddaten bearbeitet werden, um<br />
<strong>für</strong> das Projekt Mehrwerte und Nutzen <strong>für</strong> die beteiligten<br />
Akteure zu schaffen (Sekundärnutzung des Materials).<br />
Literatur<br />
[1] Kompetenznetz Angeborene Herzfehler, »Kompetenznetz AHF: Forschung«<br />
Available: http://www.kompetenznetz-ahf.de/forschung/.<br />
[2] Kompetenznetz Angeborene Herzfehler, »Kompetenznetz AHF: Fallot-<br />
Tetralogie« Available: http://www.kompetenznetz-ahf.de/forschung/<br />
klinische-studien/fallot-tetralogie/.<br />
[3] Kehrel U: Controlling in der klinischen Forschung: Eine empirische Analyse<br />
wissenschaftsinitiierter klinischer Prüfungen, Sierke Verlag, 2009.<br />
[4] Burchert H und J. Müller J: »Zur Ökonomie telemedizinischer Netzwerke,«<br />
Telemedizinführer Deutschland, Bad Nauheim: Jäckel (Hrsg.), 2000.<br />
[5] Graf JG von der Schulenburg, Greiner W, Jost F, Klusen N, Kubin M, Leidl R,<br />
Mittendorf T, Rebscher H, Schöffski O, Vauth C, Volmer T, Wahler S,<br />
Wasem J, und Weber C: »<strong>Deutsche</strong> Empfehlungen zur gesundheitsökono-<br />
mischen Evaluation – dritte und aktualisierte Fassung des Hannoveraner<br />
Konsens,« Gesundh ökon Qual manag, vol. 12, 2007, S. 285-290.<br />
[6] Burchert H: »Ökonomische Evaluation von Telematik-Anwendungen im<br />
Gesundheitswesen und Schlussfolgerungen <strong>für</strong> ihre Implementierung«<br />
Available: http://www.rsf.uni-greifswald.de/fileadmin/mediapool/<br />
lehrstuehle/matschke/Burchert_Nr.5.pdf<br />
[7] Greiner W und Hoffmann C: »Leitlinien zur gesundheitsökonomischen<br />
Evaluation,« Ansätze und Methoden der ökonomischen Evaluation –<br />
eine internationale Perspektive, Nomos, 1997, S. 129-155.<br />
[8] Kompetenznetz Angeborene Herzfehler, »Kompetenznetz AHF:<br />
Klinische Studien« Available: http://www.kompetenznetz-ahf.de/forschung/<br />
klinische-studien/<br />
Projektpartner<br />
Ulrich Sax (Abteilung Medizinische Informatik,<br />
CIOffice Medizinische Forschungsnetze, Universitätsmedizin<br />
Göttingen), Titus Kühne (Abteilung <strong>für</strong> Angeborene<br />
Herzfehler – Kinderkardiologie, <strong>Deutsche</strong>s Herzzentrum<br />
Berlin), Philipp Beerbaum (Imaging Sciences, King‘s College<br />
London, St. Thomas‘ Hospital, London), Matthias<br />
Gutberlet (Abteilung <strong>für</strong> Diagnostische und Interventionelle<br />
Radiologie, Universität Leipzig/Herzzentrum),<br />
Samir Sarikouch (Klinik <strong>für</strong> Herz-, Thorax-, Transplantations-<br />
und Gefäßchirurgie, Medizinische Hochschule<br />
Hannover).<br />
Danksagung<br />
Die Arbeit wurde unterstützt durch das Kompetenznetz<br />
Angeborene Herzfehler, gefördert vom Bundesministerium<br />
<strong>für</strong> Bildung und Forschung; BMBF-Förderkennzeichen<br />
01GI0210 (1. Phase) 01GI0601 (2. Phase). Das<br />
IT-Projekt wurde am Lehrstuhl <strong>für</strong> Medizinische Informatik,<br />
Universitätsmedizin Göttingen, durchgeführt.<br />
Die Arbeit wird unterstützt durch die Technologie- und<br />
Methodenplattform in der vernetzen klinischen Forschung<br />
(TMF e.V.) Projekt V072-01.■n<br />
[9] Schneider W: Kosten- und Leistungsrechnung, Konstanz: UVK-Verl.-Ges.,<br />
2006.<br />
[10] Lauterbach K W und Schrappe M: Gesundheitsökonomie – Qualitäts-<br />
management und Evidence-based Medicine, Schattauer, 2004.<br />
[11] Becker K: »Prozessanalyse zur Entwicklung Integrierter Behandlungs-<br />
pfade,« Praxishandbuch Integrierte Behandlungspfade: Intersektorale<br />
und sektorale Prozesse professionell gestalten (Gesundheitswesen in der<br />
Praxis), Economica, 2006, S. 39-77.<br />
[12] Müller-Mielitz S, Goldschmidt AJW, Beerbaum P, Gutberlet M, Kühne T,<br />
Sarikouch S, und Sax U: »Kosten Nutzen Analyse (KNA) des MRT Projekts<br />
im Kompetenznetz Angeborene Herzfehler,« 2010.<br />
[13] Kompetenznetz Angeborene Herzfehler, »Kompetenznetz AHF: Mission<br />
und Datenschutz« Available: http://www.kompetenznetz-ahf.de/<br />
kompetenznetz/ueber-uns/mission/?0=<br />
[14] Pommerening K, Reng M, Debold P und Semler S: »Pseudonymisierung<br />
in der medizinischen Forschung – das generische TMF-Datenschutz-<br />
konzept,« GMS Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie,<br />
vol. 1, 2005.<br />
[15] Plathow C, Walz M, Essig E, Engelmann U, Schulz-Ertner D, Delorme S<br />
und Kauczor H: »Teleradiologie: Betriebswirtschaftliche Analyse von<br />
CT-Untersuchungen eines kleineren Krankenhauses,« Fortschr Röntgenstr,<br />
vol. 77, 2005, S. 1016-1026.<br />
Forum der Medizin_Dokumentation und Medizin_Informatik 4/2010 147<br />
Schwerpunkt<br />
<strong>Medizincontrolling</strong><br />
Hinweis:<br />
Den Anhang mit der<br />
detaillierten Kosten<br />
aufstellung (Tabellen)<br />
finden Sie unter<br />
www.iekf.de/material/<br />
mdi_2010_04_SMM.pdf■
Schwerpunkt<br />
<strong>Medizincontrolling</strong><br />
Dipl.Ges. Oec. (FH)<br />
Tim B. Hoppe<br />
Projektleiter Markt<br />
zugang und Erstattung<br />
Synagon GmbH<br />
EMail: tim.hoppe@<br />
synagon.de<br />
Prof. Dr. Kurt Becker<br />
APOLLON Hochschule<br />
der Gesundheits<br />
wirtschaft, Fachbereich<br />
Gesundheits technologie<br />
management, Bremen<br />
Dr. Andreas Zimolong<br />
Synagon GmbH –<br />
Beratung <strong>für</strong> das<br />
Gesundheitswesen,<br />
Aachen<br />
Bedeutung gesundheitsökonomischer<br />
Evaluationen <strong>für</strong> die NUB-Verhandlung<br />
Die wesentlichen Herausforderungen <strong>für</strong> die zukünftige<br />
Gesundheitsversorgung ergeben sich aus den<br />
Faktoren medizinisch-technischer Fortschritt, der<br />
demografischen Entwicklung sowie der Entwicklung der<br />
Beitragseinnahmen in der gesetzlichen Krankenversicherung.<br />
Der medizinisch-technische Fortschritt führt dabei<br />
zu einem immer größer werdenden Angebot <strong>für</strong> diagnostische<br />
und therapeutische Behandlungsoptionen, denen<br />
sich nicht nur der Kliniker in der Praxis gegenübergestellt<br />
sieht. Hierbei ist zu beobachten, dass im Behandlungsalltag<br />
innovative Verfahren selten bzw. nur sehr langsam<br />
die veralteten aber in der praktischen Routine etablierten<br />
Technologien ersetzen. Mit beständiger Zunahme<br />
des Kostendrucks in den Krankenhäusern verlagern sich<br />
Investitionsentscheidungen durch medizinisch orientierte<br />
Argumente hin zu ökonomisch und strategisch orientierten.<br />
Wichtiger werdende Entscheidungskriterien sind<br />
daher neben dem Preis von innovativen Medizinprodukten<br />
auch das Potenzial zum Senken der Betriebskosten<br />
sowie das Profilierungspotenzial in einem wettbewerblichen<br />
Umfeld als klinischer Innovationsführer bei Therapie<br />
und Diagnostik.<br />
Probleme ergeben sich jedoch bei medizinisch-technischen<br />
Innovationen, die ihren Nutzen erst im Versorgungsprozess<br />
bzw. im ambulanten Sektor entwickeln. Investitionsentscheidungen<br />
müssen hier aus dem erwarteten<br />
Mehr an Behandlungsqualität abgeleitet werden, was bei<br />
einem sich außerhalb des Beobachtungshorizonts des Leistungserbringers<br />
manifestierenden Nutzens ein besonderes<br />
Methodeninventar benötigt. Folgend werden Wege und<br />
Strategien aufgezeigt, um die notwendige Basis <strong>für</strong> eine<br />
nachhaltige Sicherung der Finanzierung von Medizintechnologie<br />
speziell im Krankenhausmarkt aufzubauen.<br />
Rechtlicher Rahmen<br />
Grundlegende Anforderungen an Medizinprodukte<br />
ergeben sich aus dem die medizinische Versorgung<br />
regelnden fünften Sozialgesetzbuch. Besondere Bedeutung<br />
haben hier die §§ 2, 12 und 70 SGB V. Demnach hat<br />
die medizinische Versorgung ausreichend, zweckmäßig<br />
und wirtschaftlich zu sein und darf auch das Maß des<br />
Notwendigen nicht überschreiten. Die Versorgung der<br />
Patienten soll bedarfsgerecht und gleichmäßig sein und<br />
muss dem jeweils anerkannten Stand der medizinischen<br />
Erkenntnisse entsprechen. Die Versorgung soll von den<br />
Leistungserbringern stets in fachlich gebotener Qualität<br />
148 Forum der Medizin_Dokumentation und Medizin_Informatik 4/2010<br />
wirtschaftlich erbracht werden. Demzufolge muss der<br />
beständige medizinische Fortschritt berücksichtigt werden.<br />
Die Konkretisierung dessen, was dem anerkannten<br />
Stand der medizinischen Erkenntnisse entspricht, erfolgt<br />
durch den G-BA, das IQWiG und die Rechtsprechung des<br />
Bundessozialgerichts (BSG).<br />
Der Marktzugang <strong>für</strong> innovative Medizinprodukte<br />
spaltet sich dabei an der politisch motivierten Grenze zwischen<br />
ambulantem und stationärem Sektor. Die Gesundheitspolitik<br />
favorisiert die Einführung von medizinischtechnischen<br />
Innovationen im stationären Sektor. Hier gilt<br />
nach § 137 c SGB V grundsätzlich die »Erlaubnis mit Verbortsvorbehalt«.<br />
Demnach können Untersuchungs- und<br />
Behandlungsmethoden zunächst bei den Leistungserbringern<br />
eingeführt und nach Einführung daraufhin überprüft<br />
werden, ob sie ausreichend, zweckmäßig und wirtschaftlich<br />
sind sowie ob sie unter Berücksichtigung des allgemein<br />
anerkannten Standes der medizinischen Erkenntnisse<br />
erforderlich sind. Konträr dazu existiert nach § 135<br />
Abs. 1 SGB V <strong>für</strong> den ambulanten Sektor ein »Verbot mit<br />
Erlaubnisvorbehalt«.<br />
Vergütungseintritt in der<br />
stationären Versorgung<br />
Ein Medizinprodukt tritt unmittelbar in die Vergütung<br />
ein, sofern es in einer vorhandenen DRG abgebildet ist.<br />
Ist es nicht abgebildet, können die stationären Leistungserbringer<br />
beim InEK die Beantragung eines neuen Untersuchungs-<br />
und Behandlungsverfahrens gem. § 6 Abs. 2<br />
KHEntgG (NUB) prüfen lassen.<br />
Das InEK richtet sich dabei an rein deskriptiven Kriterien<br />
zur Methode selbst und deren Neuheit, der potenziellen<br />
Zielgruppe des Verfahrens, den durch die Anwendung<br />
des Verfahrens entstehenden Kosten sowie einer Begründung,<br />
warum das neue Verfahren im DRG-System unzureichend<br />
<strong>für</strong> die Kliniken abgebildet ist. Das InEK befindet<br />
nach elektronisch gestellter Anfrage darüber, ob ein Verfahren<br />
als neu und entgeltfähig gelten kann. Krankenhäuser<br />
müssen die Anträge jährlich zum 31.10. <strong>für</strong> das jeweils<br />
folgende Kalenderjahr stellen. Eine Antwort zu den Prüfergebnissen<br />
der Anfragen erhalten die Krankenhäuser bis<br />
31.01. des Folgejahres. Erhält ein Verfahren vom InEK den<br />
begehrten NUB-Status 1, berechtigt dies, die anfragenden<br />
Kliniken mit den örtlichen Vertragsparteien zeitlich befristete,<br />
fallbezogene Entgelte oder Zusatzentgelte außerhalb<br />
von Erlösbudget und Erlössumme zu vereinbaren. Ein
häufiges Problem in der Praxis ist die Blockadehaltung<br />
der Krankenkassen beim Verhandeln der Vergütung einer<br />
NUB-Leistung.<br />
Die Interessen der Krankenkassen<br />
Sowohl Gesundheitsfonds als auch die zuweisungsrelevante<br />
Morbiditätsorientierung prägen die Präferenzen<br />
der Krankenkassen bei ihren Investitionsentscheidungen.<br />
Insolvenzfähigkeit der Kassen einerseits und die Gefahr,<br />
Zusatzbeiträge erheben zu müssen andererseits, führen zu<br />
einer eher kurzfristigen Kostenorientierung. Die einheitlichen<br />
Beitragssätze haben dabei den Kassenwettbewerb<br />
auf die Leistungsseite verlagert. Ökonomisch interessant<br />
ist <strong>für</strong> die Krankenkassen ebenfalls die diagnostizierte<br />
Morbidität, insbesondere die der ausgleichsrelevanten<br />
Diagnosen, da sie erheblichen Einfluss auf die Zuweisungen<br />
aus dem Gesundheitsfonds haben.<br />
Eine gewichtige Bedeutung kommt daher den kostenintensiven<br />
Versicherten mit ausgleichsrelevanten Diagnosen<br />
zu. Für diese muss ein grundsätzlich sektorunabhängiges<br />
Versorgungsmanagement erfolgen. Krankenkassen<br />
haben daher ein grundsätzliches Interesse an kosteneffektiven<br />
und patientenschonenden Behandlungen in den<br />
definierten Morbi-RSA-relevanten Indikationsgebieten.<br />
Dagegen stehen Krankenkassen in Verhandlungen zur Vergütung<br />
neuer Untersuchungs- und Behandlungsverfahren<br />
gem. § 6 Abs. 2 KHEntgG (NUB) denjenigen Verfahren<br />
kritisch gegenüber, welche in Krankenhäusern initial mit<br />
Mehrkosten verbunden sind und <strong>für</strong> die kein Zusatznutzen<br />
nachgewiesen werden kann.<br />
Anforderungen an die<br />
Verhandlung der Vergütung<br />
Grundsätzlich sind die Krankenkassen an die eingangs<br />
beschriebenen Vorschriften des SGB V gebunden. Zur Prüfung,<br />
ob die Bedingungen insbesondere der §§ 2 und 12<br />
SGB V erfüllt sind, beauftragen die Krankenkassen über<br />
den GKV-Spitzenverband i.d.R. die Medizinischen Dienste.<br />
Diese orientieren sich bei ihrer Bewertung an den Grundlagen<br />
der Evidenz basierten Medizin (EBM) und damit im<br />
Wesentlichen an der Verfahrensordnung von G-BA einerseits<br />
und dem Methodenpapier des IQWiG andererseits.<br />
Elementare Bestandteile sind hier vergleichende Untersuchung<br />
vor dem Hintergrund der Notwendigkeit, des therapeutischen<br />
Nutzens und der Wirtschaftlichkeit des neuen<br />
Verfahrens mit den dem Stand der Technik entsprechenden<br />
alternativen Behandlungsoptionen. Die Beurteilung<br />
des therapeutischen Nutzens von neuen Behandlungsverfahren<br />
wird am Grad der Beeinflussung patientenrelevanter<br />
Endpunkte gemessen. Diese sind insbesondere<br />
Morbidität, Mortalität und Lebensqualität. Die Beurteilung<br />
der Wirtschaftlichkeit erfolgt vor allem auch durch<br />
die Bewertung des Kosten-Nutzen-Verhältnisses. Hieraus<br />
ergeben sich letztlich die Anforderungen an die von<br />
Informationsasymmetrie zu Gunsten der Krankenkassen<br />
geprägte Verhandlungssituation. Gefordert ist eine Darstellung<br />
zur Kommunikation von erwarteten Kosten und<br />
medizinischem Nutzen, welche beide Dimensionen nachvollziehbar<br />
zusammenführt.<br />
Gesundheitsökonomische Evaluation<br />
Zu den Methoden ökonomischer Evaluationen wie<br />
der Kosten-Nutzen-Bewertung gibt es international etablierte<br />
Standards. Die gesundheitsökonomische Modellierung<br />
stellt in diesem Zusammenhang die Basistechnik der<br />
Kosten-Nutzen-Bewertung dar. Für deren Anwendung gibt<br />
es gut dokumentierte Regeln, z.B. die »Principles of Good<br />
Practice for Decision Analytic Modeling in Health-Care Evaluation«<br />
[2]. Die Modellierung nutzt als Datengrundlage<br />
grundsätzlich Studien aller Evidenzgrade und damit auch<br />
frühe klinische Studien mit kleineren Patientenkollektiven.<br />
Da sowohl klinische als auch gesundheitsökonomische<br />
Ergebnisse generell der Unsicherheit unterliegen, gibt es<br />
auch hier<strong>für</strong> geeignete Verfahren, um den Grad der Unsicherheit<br />
zu bestimmen und in sachlicher und verständlicher<br />
Weise im Hinblick auf die möglichen Auswirkungen<br />
zu diskutieren. Gesundheitsökonomische Modelle haben<br />
darüber hinausgehend weitere inhärente Vorteile, die sie<br />
<strong>für</strong> die Argumentation in Verhandlungssituationen unentbehrlich<br />
machen. So werden sie genau dann entwickelt,<br />
wenn die erforderlichen Daten aus prospektiven klinischen<br />
Studien (noch) nicht vorliegen, da bspw. die Studien noch<br />
nicht abgeschlossen sind. Dies bedeutet sowohl <strong>für</strong> Kliniker<br />
als auch <strong>für</strong> Hersteller, dass die gesundheitsökonomische<br />
Modellierung in jeder Entwicklungsphase eines Medizinproduktes<br />
eingesetzt werden kann. Ein weiterer Vorteil liegt<br />
darin, dass die Konsequenzen von messbaren Effekten, die<br />
sich erst in ferner Zukunft zeigen, kommuniziert werden<br />
können. So konnte z.B. <strong>für</strong> Patienten, die einen endoprothetischen<br />
Ersatz des Kniegelenks erhalten, gezeigt werden,<br />
dass der Einsatz von innovativer Medizintechnik zur Bestimmung<br />
der mechanischen Beinachse sowie zur Optimierung<br />
des Ligament-Balancing, langfristig ein erhebliches Kosteneinsparpotenzial<br />
<strong>für</strong> die Krankenkassen liefert, welches<br />
durch Investitionen im stationären Sektor realisiert werden<br />
kann [3]. Ein Ergebnis, welches vor dem Hintergrund aufweichender<br />
klinischer Indikationsstellung <strong>für</strong> Krankenkassen<br />
bereits heute ein essenzielles Thema ist [4].<br />
Die Bedeutung der Darlegung der Kosten-Effektivität hat<br />
sich auch im Zusammenhang mit der Integrierten Versorgung<br />
gezeigt. So hat eine retrospektive Umfrage von Bockhorst<br />
Forum der Medizin_Dokumentation und Medizin_Informatik 4/2010 149<br />
Schwerpunkt<br />
<strong>Medizincontrolling</strong>
Schwerpunkt<br />
<strong>Medizincontrolling</strong><br />
Danksagung:<br />
Die Arbeiten werden<br />
vom deutschen<br />
Bundesministerium <strong>für</strong><br />
Bildung und Forschung<br />
im Rahmen des Projekts<br />
OrthoMIT (Förderkenn<br />
zeichen 01EQ0421)<br />
Veranstaltungen<br />
gefördert.<br />
Ulrich Wirth M.A.,<br />
wissenschaftlicher<br />
Dokumentar, Leiter der<br />
EuroSchulen Trier,<br />
Priv. staatl. anerk.<br />
Höhere Berufs fachschule<br />
<strong>für</strong> Medizinische<br />
Dokumentations<br />
assistenten –<br />
Ergänzungsschule<br />
EMail: wirth.ulrich@<br />
es.trier.eso.de<br />
[1] zur Finanzierung telemedizinischer Dienstleistungen die<br />
Bedeutung der Kosten-Effektivität als bedeutendstes Kriterium<br />
identifiziert. In der Umfrage gaben alle gesetzlichen<br />
Krankenkassen die Analyse der Kosten-Effektivität als wichtigsten<br />
Erfolgsparameter an. Demzufolge wird auch auf Seiten<br />
der telemedizinischen Dienstleister die Darstellung der<br />
gesundheitsökonomischen Vorteile anhand der vergleichenden<br />
Kosten-Effektivität als obligatorischer Erfolgsfaktor <strong>für</strong><br />
die langfristige Etablierung medizinisch-technischer Innovationen<br />
im deutschen Gesundheitsmarkt angesehen.<br />
Mit Hilfe der gesundheitsökonomischen Modellierung<br />
wird versucht, frühzeitig die Auswirkungen der Investition<br />
in eine medizinische Behandlungsmethode im Vergleich zu<br />
Literatur<br />
[1] Bockhorst K: »Die Finanzierung telemedizinischer Dienste in Deutschland<br />
2009.« EHealthCOM (2010); 1:56-59.<br />
[2] Weinstein MC, O’Brien B, Hornberger J et al.: »Principles of good practice<br />
of decision analytic modeling in health care evaluation« Report of the<br />
ISPOR Task Force on Good Research Practices-Modeling Studies. Value<br />
Health 2003; 6:9-17.<br />
[3] Hoppe T, Elfring R, Börger S, Schmidt F, Becker K, Zimolong A: »Früh -<br />
What should I-KNOW?<br />
Die I-KNOW feierte heuer ihr zehnjähriges Bestehen.<br />
Das Know-Center, Österreichs Kompetenzzentrum<br />
<strong>für</strong> Wissensmanagement, hatte zusammen mit dem<br />
Institut <strong>für</strong> Wissensmanagement der TU Graz vom 1. bis 3.<br />
September 2010 zur Jubiläumsveranstaltung in die Grazer<br />
Messehalle geladen. Dass die I-KNOW als Europas führende<br />
Konferenz <strong>für</strong> Wissensmanagement und Wissenstechnologien<br />
gelten kann, bezeugen neben der hohen<br />
Resonanz von 510 Konferenzteilnehmerinnen und -teilnehmern<br />
vor allem die hochkarätig besetzten Keynotes:<br />
Dabei dürfen die drei Themenblöcke Zukunft von Suchmaschinen,<br />
Förderung von Kreativität über Kollaboration<br />
im Internet sowie Informationsqualität im Internet dank<br />
semantischer Technologien durchaus als Megathemen<br />
bezeichnet werden. Sie bildeten den Rahmen <strong>für</strong> 80 englischsprachige<br />
wissenschaftliche Referate und 30 deutschsprachige<br />
Praxisvorträge aus den wissensintensiven Gebieten<br />
der Wirtschaft. Obgleich die Gesundheitswirtschaft in<br />
den Vorträgen explizit kaum eine Rolle spielte, so ist sie<br />
doch genauso den Trends unterworfen. Vorliegender Konferenzrückblick<br />
diskutiert daher zwei dieser Trends im Kontext<br />
von Gesundheitswirtschaft und Ausbildung.<br />
150 Forum der Medizin_Dokumentation und Medizin_Informatik 4/2010<br />
einer aktuell etablierten Behandlungsmethode zu quantifizieren.<br />
Damit ist sie prädestiniert <strong>für</strong> den begleitenden<br />
Einsatz im Zusammenhang mit dem Vergütungseintritt <strong>für</strong><br />
innovative Behandlungsmethoden. Daher sollte bereits bei<br />
der Durchführung der klinischen Bewertung und Prüfung<br />
sowohl seitens der Industrie als auch seitens der Krankenhäuser<br />
das Methodenpapier des IQWiG sowie die<br />
Verfahrensordnung des G-BA berücksichtigt werden, da<br />
die Medizinischen Dienste nach diesen Grundlagen prüfen.<br />
Zur sachlichen Kommunikation des Potenzials neuer<br />
Untersuchungs- und Behandlungsmethoden im Rahmen<br />
der Entgeltverhandlungen von NUBs sind gesundheitsökonomische<br />
Modelle das Werkzeug der Wahl.■n<br />
zeitige gesundheitsökonomische Bewertung von medizinisch-technischen<br />
Innovationen – Das Potenzial der Kostenträger am Beispiel der endo-<br />
prothetischen Versorgung am Knie im BMBF Verbundprojekt orthoMIT«<br />
Abstractband der 55. GMDS-Jahrestagung, Mannheim (2010); 260-261.<br />
[4] Bitzer EM, Grobe TG, Neusser S, Schneider A, Döring H, Schwartz FW:<br />
Aktuelle Trends im Wissensmanagement und ihre Auswirkungen<br />
auf Gesundheitswirtschaft und Ausbildung<br />
»Barmer GEK Report Krankenhaus 2010« Schwerpunktthema: Trends in<br />
der Endoprothetik des Hüft- und Kniegelenks; Schwäbisch-Gmünd 2010.<br />
Dass drei der vier Keynote Speaker aus den USA kamen,<br />
unterstreicht einmal mehr deren Vorreiterrolle auf dem<br />
Gebiet der Wissensrepräsentation und des Social Semantic<br />
Web, muss jedoch auch als bewusster Marketingschachzug<br />
interpretiert werden, mit der die I-KNOW<br />
fortan als festes Datum auch in den Kalendern von<br />
außerhalb Europas agierenden Wissensmanagern eingetragen<br />
werden soll: »Dieses Jahr möchten wir die Sichtbarkeit<br />
unserer Tagung in den USA erhöhen. Für diesen<br />
Zweck laden wir anerkannte Experten und Expertinnen<br />
aus USA ein und versuchen so auch die zugehörigen Forschungsgruppen<br />
auf uns aufmerksam zu machen«, so<br />
Prof. Dr. Klaus Tochtermann, der Leiter des Grazer Know-<br />
Center [1]. Ob diese Strategie aufgehen wird, wird erst<br />
die Teilnehmerliste der I-KNOW <strong>2011</strong> zeigen, bleibt aber<br />
zu wünschen: Denn die I-KNOW versteht sich vor allem<br />
als Treffpunkt der »global learning community«. Deshalb<br />
fokussiert sie nicht nur in Vorträgen explizit auf Lernen<br />
und Wissenstransfer, sondern räumt den Teilnehmern<br />
zudem viel Zeit <strong>für</strong> den semiformellen Rahmen des Wissensaustauschs<br />
in zahlreichen großzügig arrangierten<br />
Pausen und Social Events ein.
Vieles aus den Sessions, deren Themen sich wie die um<br />
das Web 2.0 aktualisierte Version der Bausteine des Wissensmanagements<br />
lasen, dürfte sicherlich auf branchenübergreifendes<br />
Interesse stoßen. Daher ist den Veranstaltern<br />
ausdrücklich zu danken, dass die Vorträge zum freien<br />
Download bereitstehen, d.h. auch unabhängig von der<br />
Konferenzteilnahme zugänglich sind [2]. Für den Healthcare-Sektor<br />
geben gerade die praxisrelevanten und unmittelbar<br />
verwertbaren Themen wie Wissensvermarktung und<br />
Wissensmarketing Impulse.<br />
Trend 1: Das Raunen der<br />
Schwärme. Vom Marktpotenzial<br />
kollektiven (Un-)Wissens<br />
Hoch relevant hinsichtlich des Customer Relationship<br />
Marketing von Unternehmen der Gesundheitswirtschaft ist<br />
die Closing Keynote von Peter A. Gloor, dessen Ausführungen<br />
man überspitzt dahingehend zusammenfassen kann,<br />
dass eigentlich alle benötigten Daten vorhanden seien, um<br />
vorausschauende Entscheidungen treffen zu können [3].<br />
Allein, es fehlte bisher das geeignete Prognosetool, um in<br />
die Zukunft zu schauen, so Gloor. Mit »Condor« und weiteren<br />
Softwareapplikationen liege diese Glaskugel aber jetzt<br />
vor. Das bedeutet nichts Geringeres, als dass sich praktisch<br />
<strong>für</strong> jedermann aus frei verfügbaren Daten, die aus dem<br />
Web und aus Sozialen Netzwerken wie Twitter, Facebook<br />
usw. stammen, mittels »Condor« nicht nur die Ausgänge<br />
von Wahlen und Oscar-Verleihungen, sondern auch Aussagen<br />
etwa zur Stärke einer überregionalen Marke wie<br />
Helios Kliniken GmbH und einer regionalen Marke wie<br />
Klinikum Mutterhaus der Borromäerinnen gGmbH in Trier<br />
oder zum Markenimage von z.B. der Grünenthal GmbH<br />
vorhersagen ließen – und zwar erstaunlich genau. Wer<br />
aber ist dieser Jedermann? Gloor spricht von vernetzten<br />
Cyberteams, Kollektiven von sich selbst motivierenden<br />
Visionären, die sich in sogenannten COINs (Collaborative<br />
Innovation Networks) dem Austausch von Ideen, Informationen<br />
und Arbeit widmen, wobei dies durch innovative<br />
Techniken überhaupt erst ermöglicht wird. Damit träfe<br />
dies also auf Einzelpersonen wie auch Institutionen, Non-<br />
Profit-Organisationen wie Unternehmen, Regierungen<br />
wie Nicht-Regierungsorganisationen zu. Möglicherweise<br />
auch auf Terrororganisationen? Wie dem auch sei: Was<br />
die »potenziellen Kunden«, sofern sie die kritische Masse<br />
eines Schwarms erreicht haben, raunen, also an Daten<br />
hinterlassen, vermag dieses Tool in Trends umzuwandeln.<br />
Das Wort »Kunde« ist dabei begrifflich vielleicht schon ein<br />
wenig zu nah an der DIN EN ISO 8402, denn es verkennt<br />
die Tatsache, dass die verwendeten Daten aus einer Zeit<br />
stammen können, als der »Kunde« noch weit davon entfernt<br />
war, sich seiner selbst als »Empfänger eines vom<br />
Lieferanten bereitgestellten Produkts« bewusst zu sein.<br />
Das heißt im Klartext, dass er womöglich bereits Daten<br />
produziert hat, als ihm seine Kaufabsicht noch gar nicht<br />
klar gewesen ist.<br />
Status: Prä-Patient<br />
»Trend« aber nun als die Auswertung von Ergebnissen<br />
aus ausgeklügelten vertikalen Suchprozessen übersetzen<br />
zu wollen, wäre zu kurz gegriffen. Spannend werden<br />
diese Überlegungen <strong>für</strong> die Gesundheitswirtschaft in<br />
dem Moment, in dem das Wort »Kunde« durch das Wort<br />
»Patient« ersetzt wird. Der Patient hätte also zu einem<br />
Zeitpunkt Daten produziert, an dem er den Status »Patient«<br />
noch gar nicht gehabt hätte. Ob kerngesund oder<br />
sich seiner Krankheit nur noch nicht bewusst, spielt dabei<br />
keine Rolle. Angefallene Daten könnten sich de facto auf<br />
alles Mögliche beziehen, worüber man in Facebook und<br />
andernorts berichten kann. U.a. also auf Freizeitverhalten,<br />
das je nach Interessenlage zu lebenshinderlichem »Fehlverhalten«<br />
wird: Ich denke hierbei an Ernährungs- und vor<br />
allem Trinkgewohnheiten, Extrem- und Risikosportarten<br />
oder auch Urlaube in exotischen Ländern, um nur diejenigen<br />
Daten zu nennen, die irgendwie <strong>für</strong> die klinische<br />
Medizin oder epidemiologisch relevant sein dürften.<br />
Was geschrieben steht bleibt<br />
Bei entsprechender Datengrundlage kommen Data-<br />
Mining-Systeme wie »Condor« m.E. einer Revolution des<br />
Target Marketing gleich. So faszinierend die Präzision<br />
der Ergebnisse ist, von Gloor andernorts als »wisdom of<br />
swarms« bezeichnet [4], so unheimlich ist zugleich der<br />
Zeitpunkt ihrer Entstehung. Dem Internet kommt hier<br />
gleichsam die Rolle eines Wurmlochs bei, durch das zwei<br />
Orte miteinander verbunden werden, wobei der eine in<br />
der Vergangenheit liegt, der andere in der Gegenwart<br />
oder gar in der Zukunft. Das Internet vergisst nichts. Und<br />
das macht immer deutlicher, dass unter den Bedingungen<br />
des Web 2.0 Äußerungen daher zukünftig mit Bedacht zu<br />
treffen sein werden, insbesondere vor dem Hintergrund,<br />
dass in Sozialen Netzwerken Daten oftmals entweder personalisiert<br />
vorliegen oder mit zwei, drei Klicks zu realen<br />
Personen führen [5]. Betrachtet man z.B. die Extrem- und<br />
Risikosportarten, so sind diese zwar laut SGB V nicht <strong>für</strong><br />
die gesetzliche Krankenversicherung, wohl aber <strong>für</strong> die<br />
privaten Versicherungen wie Kranken-, Lebens-, Berufsunfähigkeits-<br />
oder Unfallversicherungen von Relevanz.<br />
Sein Freizeitverhalten der Versicherung zu verschweigen,<br />
mutet schon irgendwie irrational an, wenn man gleichzeitig<br />
bei Facebook oder einem Imagehoster wie Flickr oder<br />
Picasa Bilder hochlädt, die einen beim Fallschirmsprung<br />
Forum der Medizin_Dokumentation und Medizin_Informatik 4/2010 151<br />
Veranstaltungen<br />
I-KNOW<br />
Bericht
Veranstaltungen<br />
I-KNOW<br />
Bericht<br />
zeigen, abgesehen davon, dass das Ganze im Unglücksfall<br />
ohnehin bekannt werden würde. Aber auch wenn man im<br />
Versicherungsvertrag angegeben hat, Nichtraucher zu<br />
sein, sollte man tunlichst kein Bild hochladen, das einen<br />
sturzbetrunken mit einer Flasche Whisky in der Hand und<br />
einer Zigarre im Mund zeigt, und welches mit »Endlich<br />
wieder Wochenende« auf ein bestimmtes regelmäßig<br />
wiederkehrendes Freizeitverhalten hinweist: Man könnte<br />
damit leicht den Eindruck eines Rauchers und Quartalssäufers<br />
erwecken. Noch recherchieren nur Personaler nach<br />
Bewerbern. 59% aller deutschen Unternehmen »googeln«<br />
Bewerber, um mehr über deren Online-Reputation in<br />
Erfahrung zu bringen [6]. Was aber, wenn Versicherer zur<br />
Klärung von Versicherungsfällen zielgerichtet das Social<br />
Web auswerten?<br />
Trend 2: Suche wird sozial<br />
Der Transformation der Suchmaschinenlandschaft<br />
hatte Marti A. Hearst ihre Keynote gewidmet [7]. Noch<br />
seien gegenwärtige Suchmaschinen primär textbasiert,<br />
passten sich aber in Zukunft den Nutzerwünschen an. Was<br />
aber wünscht sich der Nutzer? Die Antwort ist verblüffend<br />
einfach: Alles, was er anderweitig gut findet, sähe er auch<br />
gerne in seinem idealen Search Interface verwirklicht. Die<br />
ideale Suchmaschine<br />
n■<br />
ist ein mobiles Endgerät und<br />
n■<br />
verfügt über eine Benutzerschnittstelle mit Multi-<br />
Touch-Screen – Apple-Produkte lassen grüßen!<br />
n■<br />
ermöglicht das Retrieval nach Social Media und<br />
vor allem nach user generated content wie Audio<br />
und Video: Die horizontale Suche wird zunehmend<br />
vertikal<br />
n■<br />
versteht die natürliche Sprache des Nutzers: Statt der<br />
Eingabe von Schlagwörtern können Fragen gestellt<br />
werden à la »War das Fleischgewand, dass Lady Gaga<br />
zur Verleihung der MTV Video Music Awards trug, aus<br />
Rind-, Schweine- oder gar Kunstfleisch?«<br />
n■<br />
unterstützt aber auch die sogenannten »sloppy commands«,<br />
wodurch der Nutzer in seiner Ausdrucksweise<br />
flexibel wird und von der Suchmaschine visuelles Feedback<br />
bekommt [8]<br />
n■<br />
arbeitet dialogorientiert und führt mit dem Nutzer ein<br />
Gespräch, vielleicht ein bisschen so wie HAL 9000 in<br />
Stanley Kubricks »2001: Odyssee im Weltraum«, aber<br />
weniger neurotisch.<br />
Unterm Strich, so Hearst, wird die Suche der Zukunft so<br />
sozial wie nur möglich. Diese Entwicklung ist völlig branchenunabhängig.<br />
Wo die Reise hingeht, zeigen heute<br />
schon Dienste wie www.digg.com, www.stumbleupon.<br />
com und www.delicious.com. Und mit www.greplin.com<br />
152 Forum der Medizin_Dokumentation und Medizin_Informatik 4/2010<br />
liegt nun eine Suchmaschine vor, mit der sich sogar die in<br />
Sozialen Netzwerken verstreuten Daten in Echtzeit durchsuchen<br />
lassen. Sie wissen nicht mehr, ob Sie eine Nachricht<br />
in Patientennetzwerken wie Patienslikeme, Diabetic<br />
Rockstar Inc oder Imedo erhalten haben – oder war es<br />
doch bei MySpace, LinkedIn, eBay (!) oder Xing? Zukünftig<br />
kein Problem mehr…<br />
Werden Texte unwichtig?<br />
Während Gloors »Condor« also über den vorwiegend<br />
textuellen Spuren im Netz kreiste, beschwor Hearst in<br />
ihrer Keynote zur Transformation der Suchmaschinenlandschaft<br />
en passant den »Untergang des Texts«, was viele<br />
im Auditorium zum Raunen brachte und sich in Tweets<br />
teils kontrovers widerspiegelte. Grundlage ihrer Keynote<br />
ist ihr gleichnamiger Essay [9]. Ihrer Überzeugung nach<br />
werden Texte als Informationstransporter im Gegensatz<br />
zu Video und Audio an Bedeutung verlieren. Dies ist weniger<br />
als Provokation denn zunächst als empirischer Befund<br />
gemeint, und deswegen grenzt sie sich auch scharf von<br />
medienpessimistischen Ansätzen ab, denen zufolge Fernsehen<br />
ausschließlich zur Verblödung beitrage. Überhaupt<br />
war Fernsehen gestern. Heutzutage ist Video ein fester<br />
Bestandteil alltäglicher Kommunikation, und praktisch<br />
jeder kann mit wenig technischem Verständnis und geringem<br />
Aufwand mittels Webcam Filme herstellen. Belege<br />
sind die sogenannten »video responses«: User antworten<br />
im Web 2.0 nicht ausschließlich mehr mit Texten, sondern<br />
zunehmend mit Filmclips. Auf YouTube finden sich derzeit<br />
schon 559.000 solcher Videoantworten [10]. Health 2.0<br />
lebt geradezu von medizinischen Podcasts und Videoclips.<br />
Was allerdings hinterherhinkt, ist die Suchmaschinentechnologie,<br />
die automatische Bildanalyse steckt noch in den<br />
Kinderschuhen und will auch auf absehbare Zeit nicht<br />
erwachsen werden, so dass man <strong>für</strong> das Auffinden von<br />
Videoinhalten nach wie vor auf Metatags und Annotationen<br />
angewiesen ist.<br />
Ersetzt YouTube eines Tages<br />
die Präsenzbibliothek?<br />
Eines Tages? Schon heute, vor allem diejenige junger<br />
und jugendlicher Internetnutzer, sagt Sam Vaknin, der ins<br />
gleiche Horn stößt wie Hearst, nur etwas lauter. Für viele<br />
Jugendliche sei YouTube als Nachrichtenquelle erste Wahl,<br />
Tendenz steigend [11]. Dies sei nichts Geringeres als das<br />
Ende von Information, Erkenntnis und Beurteilungsvermögen.<br />
Wie aber kommt es dazu? Zwar gibt Vaknin zu, dass<br />
ein Bild mehr ist als tausend Worte, doch dass Wörter Piktogramme<br />
und Hieroglyphen bis heute überdauert hätten,<br />
hätte gute Gründe. Denn Wissen offenbare sich nicht nur
auf der inhaltlichen Ebene, sondern auch in der Art und<br />
Weise, wie eine Person sich ausdrücke. Damit sei Textsprache<br />
Bildern und Grafiken überlegen, weil diese höchstens<br />
Informationen transportierten, nicht aber Wissen oder Theorien,<br />
die hinter dem Inhalt steckten. Bilder seien explizit<br />
und dadurch oberflächlich im Sinne von eindimensional,<br />
nicht vielschichtig – damit nicht tauglich zur Vermittlung<br />
von Erkenntnis. Bilder passten gut ins Internet-Zeitalter, da<br />
sie vom Konsumenten nicht viel abverlangten. Diese würden<br />
von user generated content nur so überschüttet, was eine<br />
Unterscheidung zwischen qualitativ gut und schlecht, wahr<br />
oder falsch kaum noch zulasse. Zunehmend schere sich der<br />
User auch nicht mehr darum. Am Ende dieses Prozesses, so<br />
Vaknin, stünden dann »intellektuelle Zombies«.<br />
In case of Zombies …:<br />
Plädoyer <strong>für</strong> eine <strong>Neue</strong> Lernkultur<br />
Zu den Thesen von Hearst und Vaknin mag man stehen<br />
wie man will. Der dezente Hinweis auf die Ergebnisse<br />
der PISA-Studien dürfte aber genügen, dass eine Umgestaltung<br />
der Schul- und auch der Ausbildungswirklichkeit<br />
dringend geboten ist. Wissensintensive Branchen wie der<br />
Gesundheitssektor verlangen Arbeitnehmern heutzutage<br />
Fähigkeiten und Fertigkeiten ab, die mit der bisherigen<br />
Lernkultur nicht mehr ausreichend ausgebildet werden<br />
können. Man darf dies beklagenswert finden wie Vaknin,<br />
aber man muss damit umgehen. Am besten noch während<br />
Schule und Ausbildung. Auszubildende müssen lernen, das<br />
durch die Informationsgesellschaft bereitgestellte Wissen<br />
selbständig zu recherchieren, zu bewerten und zu strukturieren.<br />
Die zunehmende Wissenskomplexität und Wissensvernetzung<br />
macht einen flexiblen, verantwortungsbewussten<br />
und lösungsorientierten Umgang mit dem erworbenen<br />
Anmerkungen<br />
Datum aller Zugriffe: 2010-09-12<br />
[1] Online verfügbar: http://www.news4press.com/Die-zehnte-<br />
I-KNOW-schlaegt-die-Bruecke-in-_520958.html<br />
[2] Online verfügbar: http://i-know.tugraz.at/praxisforum<br />
[3] Dies erinnert doch stark an die Prognosemärkte, mit denen<br />
die Gesundheitsindustrie z.B. Grippeausbrüche und die<br />
Wirksamkeit neuer Medikamente vorhersagt. Vgl. dazu<br />
Ulrich Wirth: <strong>Neue</strong>s aus Digit@lien – Soziale Netzwerke im<br />
Gesundheitssektor (1). Zur Ortsbestimmung von Health 2.0<br />
in Europa. In: mdi – Forum der Medizin_Dokumentation und<br />
Medizin_Informatik 2 (2010), S. 67-73, hier S. 72. Online<br />
verfügbar: http://www.euroschulen-trier.de/fileadmin/<br />
user_upload/mda/mdi_2010_Wirth.pdf<br />
[4] Online verfügbar: http://galaxyadvisors.com/<br />
[5] Vgl. den erschreckenden Selbstversuch von Thomas<br />
Fischermann: Fischermann googelt Fischermann.<br />
Wissen notwendig. Die Helios Kliniken GmbH haben als<br />
einer der ersten Ausbildungsbetriebe im Gesundheitswesen<br />
in ihren Krankenpflegeschulen seit den 1990er Jahren<br />
versucht, »durch Lernsituationen mit ›Echtheitscharakter‹<br />
und fast immer unter Einbeziehung der Arbeit am Computer<br />
eine Verbindung zwischen der allgemeinen und der<br />
beruflichen Bildung zustande zu bringen« [12]. Die Euro-<br />
Schulen-Organisation trägt den veränderten Lernwelten in<br />
der Berufsausbildung mit dem mediendidaktischen Leitbild<br />
»<strong>Neue</strong> Lernkultur der ESO« Rechnung [13]. Kollaboratives<br />
Lernen, Arbeits- und Kreativitätstechniken, kommunikative<br />
Kompetenzen, der Wissenserwerb in Lernszenarien,<br />
dazu eine zentrale Lernplattform als gemeinsame<br />
und einheitliche Kommunikationsplattform innerhalb von<br />
ESO, die sowohl in den Schulen, aber auch von zu Hause<br />
aus über das Internet erreichbar ist und dadurch die orts-<br />
und zeitunabhängige Nutzung von Lernmaterialien zulässt,<br />
schließlich ein mobiler Computer als Ausgangspunkt <strong>für</strong><br />
eine vernetzte Lernkultur umreißen das mediendidaktische<br />
Konzept. Der Einbezug selbst erstellter Podcasts<br />
und Videofilme knüpft nicht nur an die Interessen und<br />
die Lebenswirklichkeit der Auszubildenden an, sondern<br />
gestaltet Lernen (und Lehren!) durch den Medieneinsatz<br />
besser und effizienter. Damit die Inhalte was taugen, da<strong>für</strong><br />
sorgt wissenschaftliches Arbeiten, dass in den Recherche-,<br />
Bewertungs- und Strukturierungsprozess nun auch neue<br />
Medien mit einbezieht. Für den »Echtheitscharakter« sorgen<br />
Projekte <strong>für</strong> »echte« Auftraggeber wie Kliniken, Unternehmen<br />
und Wohlfahrtsverbände, wodurch auch skills wie<br />
Termintreue, Kommunikations- und Präsentationsfähigkeit,<br />
Selbstmarketing usw. zum festen Inventar der Lernkultur<br />
gehören. Dies ist ein bewusster Kontrapunkt gegen die<br />
»Zombification«, um abschließend nochmals Sam Vaknin<br />
zu zitieren. n<br />
In: Die ZEIT (19. August 2010). Online verfügbar:<br />
http://www.zeit.de/digital/internet/2010-08/sich-selbst-<br />
hacken-google<br />
[6] Vgl. Dunja Koelwel: Trau, schau, wem. Online-Reputation-<br />
Management. In: Monitor. Das Magazin <strong>für</strong> Informations-<br />
technologie 6 (2010), S. 28-30, hier S. 28.<br />
[7] Online verfügbar: http://www.slideshare.net/marti_hearst/<br />
the-future-of-search-keynote-at-iknow-2010. Eine pointierte<br />
Zusammenfassung ist online verfügbar unter<br />
http://blog.hansdezwart.info/2010/09/02/notes-and-<br />
reflections-on-day-1-of-i-know-2010/<br />
[8] Ein Beispiel <strong>für</strong> sloppy commands hier:<br />
http://vimeo.com/13992710<br />
[9] Marti A. Hearst: The Decline of Text, essay in response the<br />
question »What change will be brought by technology?«<br />
Online verfügbar: http://www.edge.org/q2009/q09_9.<br />
html#hearst<br />
Forum der Medizin_Dokumentation und Medizin_Informatik 4/2010 153<br />
Veranstaltungen<br />
I-KNOW<br />
[10] Zwei Beispiele sollen die Thematik verdeutlichen: Der<br />
Aufklärungsfilm »Anorexia Awareness« (http://www.youtube.<br />
com/watch?v=7IdOyyjX8Y0&feature=watch_response_rev)<br />
mit dazugehörigem »video response« (http://www.youtube.<br />
com/watch?v=olXB7ciK-uM&feature=watch_response).<br />
Dies sind überdies gleichzeitig zwei gute Beispiele <strong>für</strong> den<br />
Einsatz von YouTube im Unterricht.<br />
[11] Vgl. Sam Vaknin: The Age of Stupid. Online verfügbar:<br />
http://www.globalpolitician.com/26214-intellect-democracy-<br />
internet-ethics<br />
[12] Online verfügbar: http://www.mediaculture-online.de/<br />
fileadmin/bibliothek/halefeldt_medienkompetenz/<br />
halefeldt_medienkompetenz.html<br />
[13] <strong>Neue</strong> Lernkultur von ESO – Mediendidaktisches Leitbild.<br />
Stockstadt 2009. Online verfügbar: http://www.euro-schulen-<br />
hannover.de/assets/files/<strong>Neue</strong>_Lernkultur_von_ESO_-_<br />
Mediendidaktisches_Leitbild.pdf<br />
Bericht
Veranstaltungen<br />
DVMD Fachtagung<br />
Das Interview wurde<br />
geführt von Nora<br />
Kohlhase, Mirjam Wahl<br />
und Meryem Muradova,<br />
Studierende des<br />
5. Semesters im<br />
Bachelorstudiengang<br />
PR der FH Hannover<br />
Bei Anmeldung bis<br />
zum 31.12.2010<br />
gilt eine ermäßigte<br />
Tagungsgebühr.<br />
Weitere Informationen<br />
erhalten Sie unter<br />
www.dvmdtagung.de<br />
Quo vadis Medizinische Dokumentation?<br />
Interview zur 11. Fachtagung des DVMD vom 16.–19. Februar <strong>2011</strong> in Hannover<br />
Vom 16.–19.02.<strong>2011</strong> findet an der Fachhochschule<br />
Hannover die 11. Fachtagung des DVMD, unter dem<br />
Motto »Medizinisches Informationsmanagement<br />
3.0«, statt. Zeitgleich feiert der jüngst entsprechend umbenannte<br />
Studiengang der Medizinischen Dokumentation sein<br />
30-jähriges Jubiläum. Grund genug <strong>für</strong> die mdi, mit der Vorsitzenden<br />
des DVMD, Frau Katharina Thorn, und den lokalen<br />
Organisatoren Prof. Dr. Oliver Bott und Prof. Dr. Peter<br />
Wübbelt über die Themen und Schwerpunkte der Tagung zu<br />
sprechen und einen Blick in die Zukunft zu werfen.<br />
mdi: Frau Thorn: Was können die Mitglieder des DVMD<br />
von der 11. Fachtagung in Hannover erwarten?<br />
Thorn: Die Tagungsteilnehmer erwartet ein attraktives<br />
Programm mit vielen Vorträgen und zahlreichen Workshops.<br />
Es bietet sich damit die Gelegenheit, neue Facetten<br />
des Berufsfeldes kennenzulernen, aber auch sich über<br />
aktuelle Entwicklungen im eigenen Tätigkeitsbereich zu<br />
informieren. Dem Nachwuchs bieten wir mit der Tagung<br />
eine breite Plattform, das Berufsfeld kennenzulernen und<br />
Kontakte zu erfahrenen Kollegen zu knüpfen.<br />
mdi: Herr Professor Bott, wo würden Sie bei dieser Tagung<br />
Ihre persönlichen Schwerpunkte setzen?<br />
Bott: Das Themenspektrum der Tagung berührt nahezu<br />
Workshops DI, MI & SA | 15., 16. & 19.02.<strong>2011</strong><br />
WS Tag Uhrzeit Thema Tage<br />
1 DI und MI 10:30-17:30 SAS <strong>für</strong> Anfänger 2<br />
2 MI 14:00-17:30 TNM-Klassifikation maligner Tumore ½<br />
3 MI 09:30-12:30 Prozesse klinischer Krebsregister am Beispiel des Gießener Tumordokumentationssystems ½<br />
4 MI 08:30-13:30 Pharmakovigilanz ½<br />
5 MI 13:30-18:00 Regulatorische Aspekte bei klinischen Prüfungen in der EU ½<br />
6 MI 09:00-13:00 Organisation im Prüfzentrum ½<br />
7 MI 09:00-13:00 Erfolgreich bewerben ½<br />
8 MI 13:00-17:00 Assessment-Center ½<br />
9 MI 09:00-13:00 Eigen- und Fremdmotivation im Arbeitsleben ½<br />
10 MI 14:00-18:00 Konfliktmanagement im Job ½<br />
11 MI 14:00-18:00 Elektronische Dokumentenablage und -archivierung in der KliFo ½<br />
12 MI 14:00-18:00 Elektronische Case Report Forms (eCRFs) in klinischen Prüfungen ½<br />
13 MI 09:00-13:00 Datenqualitätssicherung und -bewertung in klinisch-epidemiologischen Studien ½<br />
14 MI 14:00-16:00 Biometrie: Studiendesign und Fallstricke ½<br />
15 MI 14:00-18:00<br />
gmds-Arbeitsgruppe Archivierung von Krankenunterlagen (AKU) und des Competence Centers <strong>für</strong><br />
die Elektronische Signatur im Gesundheitswesen<br />
½<br />
16 MI 14:00-18:00 Gesundheitsdokumentationssysteme ½<br />
17 SA 09:00-16:00<br />
Erfolgs-Coaching <strong>für</strong> MD-Studierende und Schüler/-innen von MD-Berufsfachschulen: Finden Sie<br />
Ihren optimalen Lernzustand!<br />
1<br />
18 SA 09:00-18:00 Spannende Präsentationstechniken und effektive Meetings 1<br />
19 SA 09:00-18:00 Data-Mining in der Medizin 1<br />
20 SA 09:00-18:00 Der SPSS- (Wieder-)Einstieg leicht gemacht 1<br />
21 SA 09:00-18:00 Patientenmanagement einer Studie mit Hilfe von Access 1<br />
22 SA 09:00-18:00 Portable Document Format und Acrobat Professional: Erstellung, Nachbearbeitung, PDF-Formulare 1<br />
23 SA 09:00-16:00 EDC-Workshop mit Clincase 1<br />
24 DO u./o. FR Mittagspause Bewerbungsmappencheck 2,5h<br />
154 Forum der Medizin_Dokumentation und Medizin_Informatik 4/2010<br />
das gesamte Spektrum der klassischen Medizinischen<br />
Dokumentation von der Klinischen Forschung über Klinische<br />
Dokumentation und Tumordokumentation bis hin<br />
zu Qualitätssicherung und Informationssystemen. Da fällt<br />
es schwer, Favoriten zu benennen. Ein Thema interessiert<br />
mich persönlich aber im besonderen Maße: Wir haben<br />
in Hannover unlängst unseren Studiengang von »Medizinische<br />
Dokumentation« in »Medizinisches Informationsmanagement«<br />
umbenannt, da sich die Anforderungen<br />
an die Tätigkeit vor allem im Hinblick auf die rechnergestützte<br />
Informationsverarbeitung kontinuierlich erhöht<br />
haben. Vor diesem Hintergrund liegen mir die zwei Keynote-Vorträge<br />
von Prof. Jochen Bernauer von der Hochschule<br />
Ulm und von Herrn Dr. Johann Proeve, Head of<br />
Global Data Management von Bayer Healthcare, besonders<br />
am Herzen.<br />
mdi: Welche Themen behandeln diese Vorträge?<br />
Bott: Professor Bernauer beschäftigt sich eingehend mit<br />
dem Unterschied zwischen Dokumentation und Informationsmanagement<br />
und der Frage, ob ein Paradigmenwechsel<br />
in unserem Fachgebiet stattfindet. Die Diskussion dieser<br />
Frage soll die gesamte Tagung begleiten. Der Schwerpunkt<br />
von Herrn Proeves Vortrag zielt auf das Thema der Entwicklung<br />
des Datenmanagements im Kontext klinischer<br />
Studien zur Arzneimittelzulassung.<br />
Viele Medizinische<br />
Dokumentare und Informationsmanager<br />
arbeiten in<br />
der klinischen Forschung<br />
und es dürfte besonders<br />
spannend sein, zu erfahren,<br />
welchen Anforderungen<br />
sich das klinische Datenmanagement<br />
in Zukunft<br />
gegenübersieht.<br />
mdi: Ist das denn auch<br />
<strong>für</strong> die jetzigen Studenten<br />
interessant?<br />
Bott: Unbedingt! Der Blick<br />
in die Zukunft bedeutet ja<br />
auch einen Blick auf jetzige<br />
und zukünftige Anforderungen<br />
an Ausbildung<br />
und Weiterbildung. Wir<br />
haben uns sehr viel Mühe<br />
gegeben, die Tagung auch<br />
<strong>für</strong> Berufsfachschüler und
1 2 3<br />
Studierende attraktiv zu gestalten: Wir möchten sie motivieren,<br />
eigene Vorträge zu halten.<br />
mdi: Frau Thorn: Welche Rolle spielen internationale Entwicklungen<br />
<strong>für</strong> die Tagung?<br />
Thorn: Es ist mittlerweile Tradition, den Tagungsteilnehmern<br />
in der »Internationalen Session« aktuelle Informationen<br />
zu den weltweiten Trends in der Informationsverarbeitung<br />
zu bieten. In diesem Jahr freuen wir uns, mit<br />
Peter C. Waegemann einen prominenten Experten in Fragen<br />
der elektronischen Gesundheitsakte und Health Information<br />
Technology <strong>für</strong> die Tagung gewonnen zu haben.<br />
Weitere Themen dieser Session werden Fragen der mobilen<br />
Dokumentation, die Aktivitäten der American Health<br />
Information Management Association (AHIMA) sowie<br />
aktuelle Entwicklungen in den Niederlanden und in Russland<br />
behandeln.<br />
mdi: Ist neben der Industrieausstellung erneut ein Vergleich<br />
verschiedener Software-Werkzeuge geplant?<br />
Thorn: Vor zwei Jahren war die Clinical Dokumentation<br />
Challenge eine der erfolgreichsten Veranstaltungen der<br />
Tagung, so dass wir uns entschlossen haben, auch in diesem<br />
Jahr wieder eine CDC durchführen. Unter der Überschrift<br />
»Papier und RDE: Eine doppelte Herausforderung«<br />
werden sich Produkte aus dem Bereich der EDC/RDE-Systeme<br />
am Donnerstag einem größeren Publikum zum Vergleich<br />
stellen.<br />
mdi: Wird es neben dem Vortragsprogramm weitere Fortbildungsmöglichkeiten<br />
geben?<br />
Wübbelt: Auf jeden Fall. Uns war sehr wichtig, ein möglichst<br />
breit gefächertes Angebot an Weiterbildungs-Workshops<br />
<strong>für</strong> Medizinische Dokumentare und Informationsmanager<br />
auf die Beine zu stellen. Zusätzlich sollte es finanziell<br />
erschwinglich bleiben, um auch <strong>für</strong> den beruflichen Nachwuchs<br />
attraktiv zu sein. Jetzt sind wir in der glücklichen<br />
Lage, 24 Workshops zu den unterschiedlichsten Themenkomplexen<br />
der Tagung anbieten zu können.<br />
mdi: Hätten Sie ein paar Beispiele <strong>für</strong> uns?<br />
Wübbelt: Also natürlich finden Sie in unserem Programm<br />
die Klassiker wie Softwareschulungen in SAS und SPSS,<br />
sowohl <strong>für</strong> Anfänger als auch zur Auffrischung schon<br />
bestehender Kenntnisse. Dazu kommen zwei Veranstaltungen<br />
zum Thema Tumor-Dokumentation. Darüber<br />
hinaus bieten wir aber auch Trainings aus dem Bereich<br />
Tagungsprogramm am 17.02.<strong>2011</strong><br />
Forum der Medizin_Dokumentation und Medizin_Informatik 4/2010 155<br />
Veranstaltungen<br />
DVMD Fachtagung<br />
Fotos: 1 · Die Vorsitzende<br />
des DVMD, Katharina<br />
Thorn, im Gespräch mit<br />
der mdi.<br />
2 · Prof. Dr. Peter<br />
Wübbelt zum Workshop<br />
Angebot der Tagung.<br />
3 · Tagungspräsident<br />
Prof. Dr. Oliver J. Bott.<br />
Zeit Session 1 Session 2 Session 3 Session 4<br />
09:00-10:15 Klinische Forschung<br />
EDC I – eClinical<br />
(EDC, Tools, Tasks) I<br />
Tumordokumentation<br />
T-Dok I –<br />
Krebs register<br />
Sonstige Themen<br />
AuW I – Aus- und<br />
Weiterbildung I<br />
Klinische Dokumentation<br />
KlinDok I – KIS und<br />
Dokumentation I<br />
10:30-11:00 Org I – Eröffnung der Tagung<br />
11:00-11:30 Keynote: Dokumentation versus Informationsmanagement – Paradigmenwechsel oder<br />
alter Wein in neuen Schläuchen (J Bernauer)<br />
11:30-13:00 Org II – Eröffnung Industrieausstellung, Mittagspause, Posterausstellung<br />
13:00-14:15 Klinische Forschung<br />
EDC II – Clinical<br />
Documentation Challenge<br />
I: Papier und<br />
RDE – Eine doppelte<br />
Herausforderung<br />
14:30-15:45 Klinische Forschung<br />
EDC III – Clinical<br />
Documentation Challenge<br />
II: Papier und<br />
RDE – Eine doppelte<br />
Tumordokumentation<br />
T-Dok II –<br />
Krebs register II<br />
Tumordokumentation<br />
T-Dok III –<br />
Krebs register III<br />
Sonstige Themen<br />
AuW II – Aus-<br />
und Weiterbildung<br />
II<br />
Sonstige Themen<br />
AuW I – Einsatzfelder<br />
I<br />
15:45-16:15<br />
Herausforderung<br />
Org III – Pause, Industrieausstellung, Posterausstellung<br />
16:15- Klinische Forschung Tumordokumentation Sonstige Themen<br />
17:05/30 EDC IV – eClini- T-Dok IV – Nutzen AuW IV –<br />
cal (EDC, Tools,<br />
Tasks) II<br />
Sonstige Themen Einsatzfelder II<br />
17:15-18:20 Org IV – Juniorenpreisverleihung | DVMD-Mitgliederversammlung<br />
19:30-24:00 Org V – Feierabend<br />
Klinische Dokumentation<br />
KlinDok II – KIS und<br />
Dokumentation II<br />
Klinische Dokumentation<br />
KlinDok III – Medizincontroling,<br />
MDK<br />
Klinische Dokumentation<br />
KlinDok IV – MDK,<br />
Med. Klassifikationen
Fachartikel<br />
Themen<br />
Tagungsprogramm am 18.02.<strong>2011</strong><br />
Zeit Session 1 Session 2 Session 3 Session 4<br />
09:00-09:10 Org VI – Begrüßung und Verleihung des Gustav-Wagner-Posterpreises<br />
09:10-09:40 Keynote: Klinisches Datenmanagement heute, morgen und übermorgen – Quo vadis CDM?<br />
(J Proeve)<br />
09:50-10:20 Org VII – Pause | Industrieausstellung | Posterausstellung<br />
10:20-11:35 Klinische Forschung<br />
RG – Regulations<br />
and Guidelines<br />
11:50-13:05 Klinische Forschung<br />
Klifo I – Klinische<br />
Forschung I<br />
GMDS-Jahrestagung<br />
Dr. med. Dipl.Math.<br />
Albrecht Zaiß<br />
Leiter der der<br />
Stabsstelle Medizin<br />
controlling des<br />
Universitätsklini kums,<br />
AlbertLudwigs<br />
Universität Freiburg.<br />
Leiter der GMDS<br />
AG Medizinische<br />
Dokumentation und<br />
Klassifikation.<br />
Mitglied des KKG<br />
EMail: Albrecht.Zaiss<br />
@uniklinikfreiburg.de<br />
IS I – International<br />
Session I<br />
IS II – International<br />
Session II<br />
Klin. Dokumentation/<br />
Klin. Forschung<br />
NW 1 – Schüler und<br />
Studenten I<br />
Qualitätsmanagement<br />
QM I – Qualitätsmanagement<br />
intern/extern<br />
13:05-14:30 Org VIII – Mittagspause | Industrieausstellung | Posterausstellung<br />
14:30-15:45 Klinische Forschung<br />
Klifo II – Klinische<br />
Forschung II<br />
Sonstige Themen<br />
BEST I – Biometrie,<br />
Epidemiologie,<br />
Statistik/Tools I<br />
Qualitäts-<br />
management<br />
QM II – Qualitätsbewertung<br />
15:45-16:15 Org IX – Pause | Industrieausstellung | Posterausstellung<br />
16:15-17:30 Klinische Forschung<br />
NW 2 – Schüler und<br />
Studenten II<br />
17:40-18:10 Org X – Verabschiedung<br />
Sonstige Themen<br />
BEST II – Biometrie,Epidemiologie,<br />
Statistik/Tools II<br />
Qualitäts-<br />
management<br />
QM III – Qualitätsbewertung<br />
und<br />
-berichterstattung<br />
Klinische Dokumentation<br />
NFV I – Nutzen<br />
<strong>für</strong> Forschung und<br />
Versorgung I<br />
Klinische Dokumentation<br />
NFV II - Nutzen <strong>für</strong> Forschung<br />
und Versorgung<br />
II<br />
Rechtliche Aspekte<br />
Informations -<br />
aufbereitung/<br />
-vermittlung<br />
Inf I – Informationsaufbereitung<br />
I<br />
Informations -<br />
aufbereitung/<br />
-vermittlung<br />
Inf II – Informationsaufbereitung<br />
II<br />
Sonstige Themen<br />
Die diesjährige 55. GMDS-Jahrestagung stand unter<br />
dem Rahmenthema »Effiziente und wirtschaft liche<br />
Gesundheitsversorgung von heute und morgen<br />
– nur mit Medizinischer Dokumentation, Medizinischer<br />
Informatik, Medizinischer Biometrie und Epidemiologie«<br />
und fand unter der fach kundigen, umsichtigen und<br />
innovativen Leitung von Prof. Dr. Paul Schmücker vom<br />
6. bis 9. September 2010 in der Hochschule Mannheim<br />
(und damit erstmals außerhalb des üblichen univer sitären<br />
Rahmens) statt. Traditionsgemäß gab es am Donnerstag,<br />
dem 9. September 2010, das »Donnerstag-Symposium«<br />
der GMDS-Arbeitsgruppe »Medizinische Dokumentation<br />
und Klassifi kation« (AG MDK, Leiter: Dr. Albrecht Zaiß),<br />
das zusammen mit der AG »Standardisierte Terminologien<br />
in der Medizin« (AG STM, Leiter Priv.-Doz. Dr. Josef<br />
Ingenerf) und den Arbeits kreisen »Chirurgie« (Leiter Dr.<br />
Rolf Bartkowski) und »Orthopädie und Unfallchirurgie«<br />
156 Forum der Medizin_Dokumentation und Medizin_Informatik 4/2010<br />
Softskills an, wie beispielsweise »Konfliktmanagement im<br />
Job«; und wir haben ein Angebot aufgelegt, das sich mit<br />
Bewerbungstrainings und Erfolgscoachings ausdrücklich<br />
an Schüler und Studierende richtet.<br />
mdi: Also ist <strong>für</strong> jeden etwas dabei.<br />
Wübbelt: Da bin ich mir sicher.<br />
mdi: Sie haben viel Energie und Herzblut in die Organisation<br />
der Tagung investiert. Was erhoffen Sie sich denn<br />
persönlich von diesen Tagen?<br />
Bott: Ich wünsche mir, dass die Veranstaltung zu einem<br />
fruchtbaren Boden <strong>für</strong> Weiterbildung und fachlichen<br />
Austausch wird. Zusammen mit dem Rahmenprogramm<br />
quasi ein ideales Feld <strong>für</strong> frische Ideen und die Pflege der<br />
Netzwerke.<br />
Wübbelt: Ich würde mich sehr über ein Feedback von den<br />
Teilnehmern freuen, ob unser Angebot im Nachhinein <strong>für</strong><br />
ihr Berufsleben von Nutzen war.<br />
Thorn: Ich wünsche mir, dass möglichst viele Kollegen an<br />
der Tagung teilnehmen, sich über Aktuelles und <strong>Neue</strong>s in<br />
der Medizinischen Dokumentation informieren, Kontakte<br />
knüpfen und sich austauschen. Die Tagung bietet da<strong>für</strong><br />
die ideale Gelegenheit.<br />
mdi: Dann wünschen wir Ihnen viel Erfolg und gutes<br />
Gelingen! n<br />
Klassifikation, Kodierung und<br />
Terminologien – heute und morgen<br />
Bericht über das Symposium am 9. September 2010 in Mannheim<br />
AG Medizinische Dokumentation und Klassifikation (MDK) · AG Standardisierte<br />
Terminologien in der Medizin (STM) · AK Chirurgie und AK Orthopädie und Unfallchirurgie<br />
(Leiter Dr. Thomas Winter) gestaltet und durchgeführt<br />
worden ist. Das Gründungs- und Ehrenmitglied der<br />
Arbeitsgruppe Prof. Dr. Rüdiger Klar konnte rund 60<br />
fachkundige und interessierte Teilneh mer begrüßen und<br />
erinnerte an die vor 20 Jahren am 27.9.1990 in Berlin auf<br />
Initiative von R. Klar und B. Graubner erfolgte Gründung<br />
dieser Arbeitsgruppe und einige »Highlights« ihrer seitdem<br />
er folgreichen Arbeit.<br />
Wie jedes Jahr wurden die Beiträge des DIMDI zu den<br />
<strong>Neue</strong>rungen der medizinischen Klassifika tionen OPS und<br />
ICD-10-GM <strong>für</strong> das kommende Jahr wieder mit Spannung<br />
erwartet. Frau Dr. Birgit Krause (DIMDI, Köln) berichtete<br />
über die vielen Änderungen und Ergänzungen im<br />
neuen OPS <strong>2011</strong>, dessen Vorabversion am 12. August<br />
veröffentlicht worden ist. Inzwischen wurde die Endversion<br />
mit Stand vom 21.10.2010 publiziert, die fast 560<br />
Kodes mehr als die Vor jahresversion enthält. Beispiele <strong>für</strong>
Ergänzungen sind neue spezifische Kodes <strong>für</strong> viele NUB-<br />
Leistungen (<strong>Neue</strong> Untersuchungs- und Behandlungsmethoden)<br />
sowie neue Kodes <strong>für</strong> bestimmte arthroskopische<br />
Operationen und die Applikation zusatzentgeltpflichtiger<br />
Medikamente. Beispiele <strong>für</strong> inhaltliche Änderungen sind<br />
neu strukturierte Kodes <strong>für</strong> Implantation und Wechsel<br />
von Stents in Gallengängen, <strong>für</strong> Operationen an Metatarsalia<br />
und Phalangen des Fußes, <strong>für</strong> das Wunddébridement<br />
und <strong>für</strong> die Behandlung bei psychischen und<br />
psychosomatischen Störungen und Verhaltensstörungen<br />
bei Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen.<br />
Anschließend stellte Herr Ulrich Vogel (DIMDI, Köln)<br />
wichtige Änderungen der ICD-10-GM <strong>2011</strong> vor, deren Endversion<br />
inzwischen mit Stand vom 24. September 2010 veröffentlicht<br />
worden ist. Die in den letzten Jahren mehrfach<br />
angekündigten und bereits von der WHO verabschiedeten<br />
Änderungen <strong>für</strong> Leukämien und Lymphome (Kodebereiche<br />
C81–C96, D46–D48 und D75–D76) wurden nun endlich in<br />
der Systematik und im Alphabetischen Verzeichnis umgesetzt.<br />
Auch die übrigen Änderungen beruhen vorwiegend<br />
auf WHO-Vorgaben. Neben Korrekturen erfolgten weitere<br />
Modifikationen u.a. beim Postthrombotischen Syndrom,<br />
bei der Respiratorischen Insuffi zienz, bei der Gestationshypertonie<br />
und Präeklampsie, beim Dammriss und hohen<br />
Scheidenriss und bei der prophylaktischen Chemotherapie.<br />
– Für 2010/<strong>2011</strong> kündigte er die Version <strong>2011</strong> der deutschsprachigen<br />
ICD-10-WHO an (aktuelle Version: 2006).<br />
Sehr großes Interesse fand der Vortrag von Robert<br />
Jakob (WHO, Genf) über die Aktivitäten <strong>für</strong> die 11. ICD-<br />
Revision (ICD-11). Ziele sind eine wissenschaftlich gesicherte,<br />
aktuelle und mehrsprachige Klassifikation, die<br />
Abdeckung der wesentlichen Anwendungsbereiche (Mortalität,<br />
Morbidität, Case Mix Systeme, Primary Care, Qualitätssicherung,<br />
Patientensicherheit) und die Eignung <strong>für</strong><br />
elektronische Arbeitsumgebungen. Die Inhalte jeder Kategorie<br />
werden durchgängig anhand eines »Content Models«<br />
beschrieben und international abgestimmt. Die Arbeiten<br />
des »internationalen Netzwerks« sind schon soweit fortgeschritten,<br />
dass in absehbarer Zeit die Alpha-Version der<br />
ICD-11 zur Verfügung stehen soll. In <strong>2011</strong> soll die Beta-<br />
Version publiziert werden, die anschließend in Feldversuchen<br />
getestet wird. Geht alles nach Plan, so wird 2013 die<br />
Endversion vorliegen, die dann 2014 von der WHO-Generalversammlung<br />
beschlossen und ab 2015 implementiert<br />
werden kann. Weitere Informationen finden sich auf der<br />
Website http://sites.google.com/site/icd11revision/home.<br />
Die beiden nächsten Vorträge waren den Aktivitäten<br />
in den deutschsprachigen Nachbarländern Schweiz und<br />
Österreich gewidmet. Herr Priv.-Doz. Dr. Simon Hölzer<br />
(SwissDRG, Bern) berich tete über die Anpassung der medizinischen<br />
Klassifikationen im Zuge der Einführung der<br />
SwissDRGs. In den Jahren <strong>2011</strong> und 2012 wird in den<br />
schweizerischen Krankenhäusern die deutsche ICD-10-GM<br />
2010 benutzt, wobei deren Abweichungen von der ICD-<br />
10-WHO gegenwärtig in die französischsprachige ICD-10-<br />
Ausgabe eingearbeitet werden. Auch zukünftig ist keine<br />
»Swiss Modification« der ICD-10 vorgesehen. Für die Prozeduren<br />
ist die Anpassung des schweizerischen Operationenschlüssels<br />
CHOP an die schweizerische DRG-Version<br />
weitgehend abgeschlossen. Im ambulanten Bereich werden<br />
Diagnosen kantonal unterschiedlich nach der ICD-10<br />
dreistellig ver schlüsselt.<br />
Herr Dr. Andreas Egger (BMG, Wien) gab einen Überblick<br />
über die Entwicklungen im Bereich der Leistungsdokumentation<br />
und Intensivdokumentation in Österreich.<br />
Für den ambulanten und stationären Bereich wurde<br />
seit 2007 ein gemeinsamer, aber unterschiedlich differenzierter<br />
multi axialer Leistungskatalog entwickelt, der seit<br />
diesem Jahr in mehreren Pilotversuchen sektorenübergreifend<br />
evaluiert wird. Die in der Intensivdokumentation<br />
eingesetzten Instrumente TISS-28 und SAPS II wurden<br />
an den aktuellen Stand der Medizin angepasst. TISS-A<br />
(Austria) und SAPS 3 werden im Stundentakt erfasst und<br />
berücksichtigen insbesondere zusätzliche Parameter, die<br />
vor Aufnahme auf die Intensivstation, z.B. im Schockraum,<br />
erhoben worden sind. Als ICD-10 wird gegenwärtig noch<br />
die deutsche Version 1.3 benutzt, die <strong>für</strong> die österreichischen<br />
Verhältnisse in der sog. Dreiländerausgabe von<br />
2001 leicht modifiziert worden ist. Geplant ist die geringfügig<br />
modifi zierte Übernahme der ICD-10-WHO <strong>2011</strong>.<br />
Der folgende Vortragsblock widmete sich aktuellen<br />
Themen aus dem ambulanten Bereich. Frau Dr. Martina<br />
Franzkowiak de Rodriguez (KBV, Berlin) stellte die<br />
Ambulanten Kodier richtlinien (AKR) aus der Sicht der<br />
Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) vor. Diese sollen<br />
zum 1. Januar <strong>2011</strong> bundesweit eingeführt werden,<br />
um eine einheitliche Kodierung sicherzustellen, die <strong>für</strong> die<br />
Umsetzung einer morbiditätsorientierten Vergütung nach<br />
§ 87a SGB V notwendig ist. In ihrem Vortrag gab sie einen<br />
Überblick über die Allgemeinen und Speziellen Ambulanten<br />
Kodier richtlinien. Dabei zeigte sie wesentliche Unterschiede<br />
zu den stationären <strong>Deutsche</strong>n Kodierricht linien<br />
auf, z.B. zwischen Haupt- und Nebendiagnosen (stationär)<br />
und Behandlungsdiagnosen (ambulant). Von der KBV<br />
werden <strong>für</strong> die technische Umsetzung zahlreiche Hilfsmittel<br />
zur Verfü gung gestellt. Umfangreiche Multiplikatorenschulungen,<br />
fertige Präsentationen und Übungsbei spiele<br />
runden das Spektrum der Hilfen ab.<br />
Die Suche und Auswahl des richtigen ICD-10-Kodes ist<br />
nach wie vor ein zentrales Thema bei der Kodierung von<br />
Diagnosen. Frau Dr. Rita Engelhardt (ZI, Berlin) präsentierte<br />
den Zuhörern die elektronische Kodierhilfe <strong>für</strong> die<br />
vertragsärztliche Praxis, die vom Zentralinstitut <strong>für</strong> die<br />
kassenärztliche Versorgung in Deutschland (ZI) entwickelt<br />
Forum der Medizin_Dokumentation und Medizin_Informatik 4/2010 157<br />
Veranstaltungen<br />
GMDS-Jahrestagung<br />
Dr. med. Bernd Graubner<br />
stellv. Leiter der<br />
GMDSAG Medizinische<br />
Dokumentation und<br />
Klassi fikation.<br />
Mitglied (Gast) des KKG<br />
EMail: Bernd.Graubner<br />
@mail.gwdg.de<br />
Wie jedes Jahr stehen<br />
die Präsentationen<br />
aller Beiträge auf den<br />
Internetseiten der AG<br />
MDK zur Verfügung<br />
und können dort zur<br />
Vertiefung nachgelesen<br />
werden.<br />
http://www.imbi.<br />
unifreiburg.de/medinf/<br />
gmdsagmdk
Veranstaltungen<br />
GMDS-Jahrestagung<br />
Fotos:<br />
1 · Ulrich Vogel<br />
2 · Dr. Thomas Winter<br />
3 · Symposiumsleitung:<br />
Dr. med. Bernd Graubner<br />
und Dr. Albrecht Zaiß<br />
4 · Dr. Susanne Hanser<br />
5 · Dr. Andreas Egger<br />
6 · Dr. Ingolf Berger<br />
7 · Prof. Dr. Rüdiger<br />
Klar, Dr. Rita Engelhardt<br />
und Dr. Rolf Bartkowski,<br />
8 · Priv.Doz.<br />
Dr. Simon Hölzer<br />
9 · Robert Jakob<br />
10 · Priv.Doz. Dr.<br />
Josef Ingenerf<br />
11 · Sitzungspräsidium<br />
Prof. Dr. Maria Blettner,<br />
Präsidentin der<br />
56. GMDSJahrestagung<br />
<strong>2011</strong> in Mainz;<br />
Prof. Dr. Johannes<br />
Haerting, Präsident der<br />
GMDS; Prof. Dr. Paul<br />
Schmücker, Präsident<br />
der 55. GMDS<br />
Jahrestagung 2010 in<br />
Mannheim<br />
12 · Dr. Martina<br />
Franzkowiak de<br />
Rodriguez<br />
13 · Dr. HansPeter<br />
Dauben<br />
1<br />
4<br />
wird. Anhand von Beispielen zeigte sie eindrucksvoll die<br />
Bedeutung einer einheitlichen Kodierung <strong>für</strong> die morbiditätsorientierte<br />
Vergü tung. Ziel ist es, eine nutzerfreundliche<br />
Kodierhilfe <strong>für</strong> die vertragsärztliche Praxis zur Verfügung<br />
zu stellen, die über Kriterien, die in ärztlichen<br />
Arbeitsgruppen konsentiert werden, Sicherheit bei der<br />
Kodierung gibt und ein qualitätsorientiertes Behandlungsmanagement<br />
unterstützt. Die Kodier hilfe soll ab Sommer<br />
<strong>2011</strong> einsatzbereit sein und dann in die Praxisverwaltungssysteme<br />
integriert werden.<br />
Herr Dr. Ingolf Berger (InBA, Berlin) stellte Grundstrukturen<br />
und Funktionsweise des Klassi fikationssystems<br />
nach § 87a SGB V »KS87a« vor, mit dem die Veränderung<br />
der Morbiditätsrate in der Bevölkerung <strong>für</strong> die morbiditätsbedingte<br />
Gesamtvergütung im vertragsärztlichen Bereich<br />
gemessen wird. Jedem Patient werden pro Kalenderjahr<br />
anhand von Behandlungsdiagnosen, Alter und Geschlecht<br />
mindestens eine, meistens aber mehrere der ca. 660 Risikogruppen<br />
des Systems per Mapping- und Hierarchie-Tabellen<br />
zugeordnet. Über eine Regressionsanalyse werden die<br />
Kosten gewichte dieser Risikogruppen berechnet. Die Veränderung<br />
der Morbiditätsrate zwischen zwei Jahren (in %)<br />
wird dann mit Hilfe der Summen der Kostengewichte aller<br />
Behandlungsfälle berech net.<br />
Herr Dr. Rolf Bartkowski (Berlin) berichtete über die<br />
zahlreichen Aktivitäten des Arbeitskreises »Chirurgie«,<br />
der gegenwärtig 65 Mitglieder hat. Dazu gehören eigene<br />
Sitzungen auf dem Jahres kongress der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Gesellschaft</strong><br />
<strong>für</strong> Chirurgie (DGCH), zahlreiche Publikationen und<br />
als be sonderer Schwerpunkt die Antragsverfahren <strong>für</strong> ICD-<br />
10-GM und OPS sowie <strong>für</strong> das DRG-System.<br />
Der Leiter des Arbeitskreises »Orthopädie und Un fallchirurgie«,<br />
Dr. Thomas Winter (Berlin), hielt einen<br />
2<br />
5<br />
158 Forum der Medizin_Dokumentation und Medizin_Informatik 4/2010<br />
3<br />
interessanten Vortrag zum Thema: »Was bedeutet<br />
›Kodierung so spezifisch wie möglich‹ <strong>für</strong> die Orthopädie<br />
und Traumatologie?«. Damit leistete er einen<br />
interessanten Beitrag, auf diese in den ICD-Regeln und in<br />
den <strong>Deutsche</strong>n Kodierrichtlinien oft verwendete, aber nie<br />
genauer definierte Anweisung eine praktikable und justiziable<br />
Antwort zu geben.<br />
Der letzte Vortragblock wurde von der AG »Standardisierte<br />
Terminologien in der Medizin« gestal tet. Frau Dr.<br />
Susanne Hanser (Universitätsklinikum Freiburg) berichtete<br />
über den aktuellen Stand bei der Entwicklung der International<br />
Classification for Health Interventions (ICHI) der<br />
WHO. Inzwischen sind die Arbeiten <strong>für</strong> die Achsen (Target/<br />
Action/Means) dieser multiaxialen Klassifikation weit fortgeschritten<br />
und ein Content Model in Analogie zum Modell <strong>für</strong><br />
die ICD-11 erstellt. Sie be richtete weiter, dass in einem Test<br />
ca. 1.200 Kodes aus zehn verschiedenen Klassifikationen<br />
auf die Achsen der ICHI gemapped wurden. Die Ergebnisse<br />
dieser Arbeiten und die weitere Entwicklung der ICHI wurden<br />
im Oktober auf dem WHO-Meeting in Toronto besprochen<br />
und international ab gestimmt.<br />
Leider war Herr Prof. Dr. Stefan Schulz (Universitätsklinikum<br />
Freiburg) kurzfristig verhindert, persönlich seinen<br />
Vortrag »SNOMED CT und IHTSDO – Aktuelles und<br />
Trends« zu halten. Er wurde von Herrn Priv.-Doz. Dr. Josef<br />
Ingenerf vertreten, der den Teilnehmern dazu einen Überblick<br />
mit den wichtigsten Informationen gab und auf die<br />
im Internet verfügbaren Präsentations folien verwies.<br />
Der Vortrag von Herrn Dr. Hans-Peter Dauben<br />
(DIMDI, Köln) beschäftigte sich mit dem Thema »Therapeutische<br />
Indikationen – Anwendungsfälle in<br />
euro päischen Bereichen«, das er <strong>für</strong> medizinische und<br />
pharmazeutische Informationssysteme anhand von drei<br />
6
7<br />
10<br />
verschiedenen Szenarien in Verbindung mit »behördlicher<br />
Arzneimittelkontrolle«, »klinisch-medizinischem Bedarf«<br />
und »europäischer Public Health« näher beleuchtete.<br />
Als Fazit leitete er die Forderung nach standardisierten<br />
Begrifflichkeiten im administrativen und klinischen Bereich<br />
<strong>für</strong> Indikationen ab.<br />
Den Schlussakkord setzte Herr Priv.-Doz. Dr. Josef<br />
Ingenerf (Universität Lübeck), der Leiter der AG STM, mit<br />
seinem Vortrag zum aktuellen Thema »International Classification<br />
of Functioning (ICF) und Ambient Assisted<br />
Living (AAL)«. Dazu stellte er zunächst die ICF in ihren<br />
Grund zügen vor und erläuterte deren umfangreiche Anwendungsgebiete.<br />
Anschließend führte er die Teil nehmer in das<br />
<strong>für</strong> viele Teilnehmer neue Thema »Ambient Assisted Living«<br />
ein, das aufgrund des medizinisch-technischen Fortschritts<br />
und der demographischen Entwicklung insbesondere <strong>für</strong><br />
ältere Mitmen schen in der Zukunft sicher ein zentrales<br />
Thema in den Bereichen Informatik, Pflege und Rehabilitation<br />
sowie Klassifikation und Statistik werden wird.<br />
11<br />
13.12.2010 Treffen BVMI-Berlin-Brandenburg,<br />
WAHLEN! Weitere Informationen s. Homepage.<br />
Berlin, http://bvmi-bb.wikispaces.com<br />
16.–19.02.<strong>2011</strong> 11. DVMD-Fachtagung »Medizinisches<br />
Informationsmanagement 3.0«, Hannover,<br />
http://www.dvmd-tagung.de<br />
17.02.<strong>2011</strong> 42. Mitgliederversammlung des DVMD<br />
e.V. im Rahmen der DVMD-Fachtagung in Hannover<br />
17.03.<strong>2011</strong> Symposium »Routinedaten in der Versorgungsforschung«,<br />
Hochschule Niederrhein und<br />
8<br />
In diesem Jahr wurden unter der Leitung von Prof. Rüdiger<br />
Klar satzungsgemäß der Leiter und die vier stellvertretenden<br />
Leiter der Arbeitsgruppe »Medizinische Dokumentation<br />
und Klassifi kation« neu gewählt. Der bisherige<br />
Leiter Dr. Albrecht Zaiß (Freiburg) und seine Stellvertreter<br />
Dr. Bernd Graubner (Göttingen), Bettina Busse (Freiburg),<br />
Priv.-Doz. Simon Hölzer (Bern, Schweiz) und Prof. Dr. Karl<br />
Peter Pfeiffer (Graz, Österreich) stellten sich zur Wiederwahl,<br />
wurden von den anwesenden Mitgliedern einstimmig<br />
gewählt und haben alle die Wahl angenommen. Die<br />
neue Amtsperiode reicht bis September 2013.<br />
Am 17. März <strong>2011</strong> veranstaltet die AG MDK unter<br />
der Leitung von Frau Prof. Dr. Saskia E. Drösler und Herrn<br />
Prof. Dr. Jürgen Stausberg an der Hochschule Niederrhein<br />
in Krefeld das Symposium »Routinedaten in der<br />
Versorgungsfor schung«, zu dem wir alle Interessierten<br />
herzlich einladen. Während der 56. GMDS-Jahrestagung in<br />
Mainz (26.–29.9.<strong>2011</strong>) wird das nächste Symposium der<br />
AG voraussichtlich am 29.9.<strong>2011</strong> statt fin den. n<br />
GMDS-AG Medizinische Dokumentation und Klassifikation,<br />
http://www.ekmed.de/routinedaten/<br />
20.–22.03.<strong>2011</strong> Workshop »Bildverarbeitung in<br />
der Medizin (BVM)«, Lübeck, http://www.bvm-workshop.org<br />
05.–07.04.<strong>2011</strong> conhIT – Der Branchentreff <strong>für</strong><br />
Healthcare IT, Berlin, www.conhit.de<br />
26.–29.09.<strong>2011</strong> 56. gmds-Jahrestagung, Mainz,<br />
http://www.gmds.de/<br />
Forum der Medizin_Dokumentation und Medizin_Informatik 4/2010 159<br />
12<br />
Veranstaltungen<br />
GMDS-Jahrestagung<br />
9<br />
13<br />
Kalender
Interview<br />
Fritz Diekmann<br />
Fritz Diekmann<br />
PD Dr. Günter Steyer<br />
EMail: Guenter@<br />
SteyerOnline.net<br />
25 Jahre ID Berlin<br />
BVMI Ehrenmitgliedschaft <strong>für</strong> Fritz Diekmann<br />
Günter Steyer interviewt Fritz Diekmann<br />
Nach dem Motto »Medizin statt Bürokratie« entwickelt<br />
und vertreibt ID seit nunmehr 25 Jahren qualitativ<br />
hochwertige Softwareprodukte <strong>für</strong> Krankenhäuser,<br />
Berufsgenossenschaften, Krankenkassen und gehört<br />
zu den Marktführern in den Bereichen Dokumentation,<br />
Qualitätssicherung, Arzneimitteltherapiesicherheit sowie<br />
nicht zuletzt semantische Netze und Terminologieserver.<br />
Anlässlich des 25-jährigen Jubiläums fand am 23. und 24.<br />
September 2010 in der Königlichen Porzellan-Manufaktur<br />
Berlin ein wissenschaftliches Symposium mit hochkarätigen<br />
Vorträgen und Teilnehmern aus allen Bereichen des Gesundheitswesens<br />
statt. Ziel war, die vergangenen 25 Jahre<br />
Revue passieren zu lassen, die Gegenwart einzuschätzen<br />
und einen Blick in die Zukunft zu werfen.<br />
Im Rahmen der Abendveranstaltung am 23. September<br />
wurde vom BVMI-Präsidenten, Dr. Carl Dujat, an Fritz<br />
Diekmann, dem Gründer von ID und heutigen Aufsichtsratsvorsitzenden,<br />
<strong>für</strong> seine Verdienste um die Medizinische<br />
Informatik und die erfolgreiche Verflechtung von wissenschaftlicher<br />
Forschung und industrieller Realisierung die<br />
Ehrenmitgliedschaft des BVMI e.V. verliehen.<br />
Fritz Diekmann, Jahrgang 1947, studierte nach seiner<br />
Lehre in der Textilwirtschaft von 1969 bis 1972 in Bielefeld<br />
Betriebswirtschaftslehre und anschließend bis 1975<br />
an der TU Berlin Krankenhauswesen mit dem Schwerpunkt<br />
»Public Health«. Seine Tätigkeit in der Gesundheitswirtschaft<br />
begann er 1975 als Referatsleiter beim Berliner<br />
Senat <strong>für</strong> Gesundheit und Umweltschutz, wo er <strong>für</strong> die<br />
Themenbereiche Krankenhausbedarfsplanung, epidemiologische<br />
Bewertung von Leistungsmengen, Ausgestaltung<br />
der gesetzlichen Rahmenbedingungen u.a. im Kontext der<br />
Gesundheitsministerkonferenz sowie <strong>für</strong> die Leitung von<br />
Forschungsprojekten im Bereich Epidemiologie, medizinische<br />
Großgeräte und die Diagnosenstatistik <strong>für</strong> Bundes-<br />
und Länderministerien zuständig war. 1984 wechselte er<br />
als wissenschaftlicher Mitarbeiter zum <strong>Deutsche</strong>n Krankenhausinstitut,<br />
wo er Analysen und Projekte im Verbund mit<br />
Forschungseinrichtungen plante, initiierte und bewertete.<br />
1985 gründete er I + D (heute ID <strong>Gesellschaft</strong> <strong>für</strong> Information<br />
und Dokumentation im Gesundheitswesen mbH)<br />
und konnte so seinen Traum, einerseits Wissenschaft und<br />
Forschung und andererseits unternehmerisches Denken<br />
und Handeln erfolgreich verwirklichen.<br />
Günter Steyer, Mitglied des mdi-Redaktionskollegiums,<br />
interviewte Fritz Diekmann und konnte so erfahren,<br />
welche wissenschaftliche Ideen Fritz Diekmann mit ID in<br />
160 Forum der Medizin_Dokumentation und Medizin_Informatik 4/2010<br />
praktische Anwendung bringen konnte und wie sich das<br />
Unternehmen ID in den 25 Jahren seines Bestehens erfolgreich<br />
entwickelt und profiliert hat.<br />
mdi: Herr Diekmann, ich kenne Sie als einen Unternehmer,<br />
der zugleich Wissenschaftler und Forscher ist, oder<br />
besser gesagt: als einen Forscher, der auch Unternehmer<br />
ist. Was hat Sie damals schon als Ministerialbeamter an<br />
der Forschung gereizt?<br />
Diekmann: Medizinische Versorgung und Kostenexplosion<br />
waren bereits in den 80er Jahren ein dominantes Thema.<br />
In der Krankenhausplanung war eines charakteristisch:<br />
Finanzierung ohne durchgehendes Konzept. Die damaligen<br />
sogenannten Kostendämpfungsgesetze konnten Leistungen<br />
und Kosten nicht in Einklang bringen.<br />
Es gab nicht genügend Transparenz. Wir hatten eine<br />
Unzahl von Daten, aber keine relevanten Informationen<br />
als Entscheidungsgrundlage.<br />
mdi: Warum waren die 80er und 90er Jahre so wichtig?<br />
Diekmann: Unter Berücksichtigung der Analysen u.a. aus<br />
»Programm zur Förderung von Forschung und Entwicklung<br />
im Dienste der Gesundheit« gab es in diesen Jahren<br />
einen Paradigmenwechsel vom reinen Zählen zur inhaltlichen<br />
Betrachtung. Projekte wie die GKV-Prozessforschung<br />
oder 1985 die Einführung von inhaltlichen Parametern in<br />
der Bundespflegesatzverordnung – wie die einheitliche<br />
Dokumentation der Diagnosen – haben damals das DRG-<br />
Zeitalter eingeleitet.<br />
Damit wurden die Grundlagen <strong>für</strong> eine verbesserte Epidemiologie<br />
geschaffen, <strong>für</strong> die Versorgungsforschung neue<br />
Perspektiven eröffnet, aber auch eine objektivere Bewertung<br />
ökonomischer Sachverhalte ermöglicht.<br />
mdi: Warum kam die IT Anfang 1980 nicht richtig zum<br />
Tragen?<br />
Diekmann: Die inhaltlichen Konzepte – ich denke da<br />
z.B. an die Arbeit von Wingert, aber auch DOMINIG und<br />
MEDWIS – waren relativ ausgereift. Die Technologie setzte<br />
aber Grenzen. Die wenig benutzerfreundlichen Oberflächen,<br />
aber vor allem das Antwortzeitverhalten konnten<br />
besonders bei den Medizinern keine echte Akzeptanz<br />
sicherstellen.<br />
Grundsätzlich haben wir im Bereich Gesundheitswesen<br />
das Problem, das Umberto Eco sehr gut um schrieben hat:<br />
»Die Unendlichkeit der Dinge überschaubar zu machen,<br />
ist eine der Obsessionen der Menschheit.« (Umberto Eco<br />
– Die unendliche Liste)
mdi: Was hat Sie dazu gebracht, mit ID die Systematisierung<br />
in der medizinischen und pflegerischen Dokumentation<br />
anzugehen?<br />
Diekmann: Mitverantwortlich <strong>für</strong> die Gesundheitsplanung<br />
in Berlin haben wir Krankenhäuser geplant und<br />
gebaut, ohne eigentlich zu wissen, warum die Patienten<br />
wie versorgt werden und welche Kosten da<strong>für</strong> angemessen<br />
sind.<br />
Es mussten Lösungen <strong>für</strong> das Gesundheitswesen erarbeitet<br />
werden, die das von Eco beschriebene Phänomen so<br />
systematisierten, dass eine Dokumentation ohne Mehraufwand<br />
gewährleistet wird, die <strong>für</strong> unterschiedliche Aufgabenstellungen<br />
verwendet werden kann und diese Prozessdaten<br />
nutzt. Das bedeutete jedoch eine jahrzehntelange<br />
kontinuierliche Arbeit.<br />
mdi: Was waren Schlüsselerlebnisse auf diesem Weg?<br />
Diekmann: Aus der GKV-Prozessforschung – geprägt<br />
durch IGES, Infratest und Dornier – wurde deutlich, dass<br />
mit konventionellen Dokumentationsmethoden keine<br />
Informationen in hoher Güte und Zuverlässigkeit zur Verfügung<br />
gestellt werden konnten.<br />
So entstanden die ersten Programmsysteme <strong>für</strong> die<br />
Diagnosendokumentation auf Basis von Thesaurusmodellen,<br />
ein sehr empirischer Ansatz. Auch weltweit wurden<br />
da<strong>für</strong> unterschiedliche Ansätze diskutiert u.a. von den<br />
amerikanischen Pathologen mit SNOP und SNOMED I.<br />
mdi: Und dann kam Wingert ins Spiel?<br />
Diekmann: Ja, als Mathematiker hatte er am Lehrstuhl <strong>für</strong><br />
Neuroanatomie der MH Hannover gearbeitet und Interesse<br />
am »Problemfeld« Medizin gewonnen. In seiner systematischen<br />
Art baute er den SNOMED I-Ansatz total um und<br />
publizierte 1984 SNOMED II. Diese wurde bis 1988 nochmals<br />
erheblich modifiziert und bildet heute die »Wingert-<br />
Nomenklatur«.<br />
mdi: Heißt das, Herr Diekmann, man kann mit einer einzigen<br />
Nomenklatur arbeiten?<br />
Diekmann: Damals glaubte man dies. Heute wissen wir,<br />
dass aufgrund der vielfältigen Herausforderungen unterschiedliche<br />
Ontologien genutzt müssen, um »Ordnungen«<br />
im Gesundheitswesen mit unterschiedlichen Klassifikationen,<br />
Terminologien und Wertesystemen bereitzustellen.<br />
Darüber hinaus ist dies ein dynamischer Vorgang, denn der<br />
Prozess in Diagnostik und Therapie verändert sich stetig.<br />
Auch die sogenannten »Standards« entwickeln sich weiter,<br />
wie die Diskussion z.B. um IHE, HL7 oder EHR beweist.<br />
mdi: Geht es dabei nur um Texte?<br />
Diekmann: Nein, natürlich nicht. Notwendig ist eine Vereinheitlichung<br />
der Informationen aus Bildern, Zahlen und<br />
Texten. Die Einbeziehung der nonverbalen Kommunikation<br />
in standardisierter Form, die ja auch Teil der Kommunikation<br />
ist, wird wohl noch eine Weile ein Traum bleiben.<br />
mdi: Was ist denn heute anders?<br />
Diekmann: Wie gesagt, die Basiskonzepte, die wir heute<br />
umsetzen, sind teilweise 20 Jahre alt. Der entscheidende<br />
Unterschied ist die technologische Veränderung. Das heißt<br />
nicht nur schnelle Rechner, sondern intuitive Oberflächen,<br />
Suchmaschinen, vor allem aber die Einbindung des Wissens<br />
aus semantischen Netzen. Ohne die Bereitstellung<br />
des Wissens mit Terminologieservern in den Routineprozessen<br />
von Klinik, eHealth und Analysetools blieben die<br />
o.g. Ansätze reine Theorie.<br />
mdi: Aber, was hat das nun mit Umberto Eco zu tun?<br />
Diekmann: Neben den genannten Paradigmenwechseln<br />
war und ist die theoretische Auseinandersetzung mit »Ordnungen«<br />
ein wesentlicher Bestandteil <strong>für</strong> die Arbeit des<br />
ID-Teams. Unter anderem in einer von der Wingert-Stiftung<br />
geförderten Tagung haben wir uns mit der Semiotik<br />
beschäftigt. »Semiotik und Sozialpsychiatrie – Über Sinn<br />
und Zeichen einer Fachsprache«.<br />
Und hier kommt Eco ins Spiel. Eco ist ein genialer<br />
Autor, aber auch Wissenschaftler, nicht nur im Bereich<br />
Semiotik, was u.a. auch seine Ausstellung »Die unendliche<br />
Liste« im Louvre zeigt. Durch die Definition der unterschiedlichen<br />
Ordnungssysteme über die in Jahrhunderten<br />
sich verändernden Logiken hinweg wird deutlich, wie<br />
wichtig Ordnungssysteme <strong>für</strong> die Beschreibung von Sachverhalten<br />
sind. Ohne »Listen« ist keine wissenschaftliche<br />
Arbeit möglich.<br />
Für unsere aktuelle Arbeit sind die vielfältigen »Listen«<br />
über 150 Klassifikationen in mehreren Sprachen und in<br />
vielfältigen Ausprägungen, die wir über ID MACS – medical<br />
semantic network und unsere Algorithmen erschließen,<br />
von großer Bedeutung. Neu ist, dass wir »Listen« im Kontext<br />
kombinieren können.<br />
mdi: Aber Listen sind doch nicht alles, oder?<br />
Diekmann: Das ist richtig. Natürlich sind auch Regeln <strong>für</strong><br />
die Prozessdokumentation erforderlich, insbesondere bei<br />
Fragen der Arzneimitteltherapiesicherheit oder bei nicht<br />
logischen rechtlichen Vorgaben. Kooperationen mit anderen<br />
Wissenschaftlern und Institutionen im In- und Ausland,<br />
aber auch die Einbeziehung von Arden Syntax sind weitere<br />
Bausteine in diesem Kontext. Entscheidend ist jedoch, wie<br />
Forum der Medizin_Dokumentation und Medizin_Informatik 4/2010 161<br />
Interview<br />
Überreichung der<br />
Urkunde <strong>für</strong> die<br />
Ehrenmitgliedschaft an<br />
Fritz Diekmann durch<br />
Dr. Carl Dujat
Interview<br />
Interview<br />
dieses gesamte Wissen <strong>für</strong> unterschiedlichste Nutzungen<br />
in die Softwaresysteme der verschiedenen Hersteller einzubinden<br />
sind. Durch den Einsatz des Terminologieservers<br />
ID LOGIK kann aber das »Dilemma Schnittstelle« entschärft<br />
werden.<br />
mdi: Hat denn ID LOGIK im Gesundheitswesen schon eine<br />
Relevanz?<br />
Diekmann: Ja, durchaus. Täglich arbeiten über 70.000<br />
Mediziner mit diesem Werkzeug. Jährlich werden mehr<br />
als 12 Mio. standardisierte patient records in mehr als<br />
1.200 Krankenhäusern erzeugt. In der klinischen Routine<br />
sind diese Tools zwischenzeitlich in acht Ländern und<br />
in sechs Sprachen im Einsatz. Derzeit werden weitere<br />
Sprachen implementiert und die Tools, u.a. in Mandarin,<br />
Russisch, Polnisch sowie Italienisch getestet, Spanisch und<br />
Portugiesisch ist in Vorbereitung.<br />
mdi: Wo werden die Systeme denn eingesetzt?<br />
Diekmann: Für die intersektorale Kommunikation benötigt<br />
man Werkzeuge und ein Meta-System, um einen multilingualen<br />
Austausch von Informationen zu ermöglichen.<br />
Nur so ist z.B. ein qualifizierter Notfalldatensatz international<br />
nutzbar. Dies muss aus einer generischen Prozessdokumentation<br />
erfolgen und so über eine Parametrisierung<br />
die medizinischen Dokumentationselemente<br />
erzeugen. Mit der Wingert’schen Mathematik und den<br />
linguistischen Ansätzen der ID wurde das möglich. Wo<br />
die rechtlichen Voraussetzungen vorliegen, kann auch die<br />
Modellierung mit SNOMED CT erfolgen, dies ist aber ein<br />
Thema besonderer Art.<br />
mdi: Das hört sich nach Wissenschaft an, aber ID ist doch<br />
eine Firma?<br />
Diekmann: Nach zehn Jahren Forschungsförderung in meiner<br />
ministeriellen Funktion und dem bereits beschriebenen<br />
Paradigmenwechsel war mir klar, was Staat, Forschung<br />
und Unternehmen leisten können. Bund-Länder-Projekte<br />
im IT-Bereich, viele Forschungsprojekte im Gesundheitswesen<br />
hatten keine Nachhaltigkeit. Dies führte u.a. zur<br />
Dezentralisierung von IT in Krankenhäusern. Leistungsfähige<br />
IT-Systeme zahlreicher Unternehmen entstanden<br />
jedoch zunächst nur <strong>für</strong> den administrativen Bereich.<br />
1985 entschlossen sich deshalb IGES, Infratest und<br />
weitere Institutionen – wie ID auch –, <strong>für</strong> den Bereich der<br />
medizinischen Dokumentation ein Produkt zur Diagnosenkodierung<br />
auf den Markt zu bringen, um die Dokumentationsqualität<br />
zu erhöhen. Immerhin lag damals die Fehlerquote<br />
bei der Dokumentation der ICD-9 bei über 30 %. Der heutige<br />
vielfältige Einsatz der ID-Tools zeigt, dass der Weg über<br />
ein wettbewerbliches Prinzip – losgelöst von Forschungsförderung<br />
und staatlicher Finanzierung – erfolgreich war.<br />
mdi: Und das führte zur Kooperation mit der Friedrich-<br />
Wingert-Stiftung?<br />
Diekmann: Ja, zu einer erfolgreichen Kooperation.<br />
162 Forum der Medizin_Dokumentation und Medizin_Informatik 4/2010<br />
mdi: Was ist denn nun das Ergebnis dieser 25 Jahre?<br />
Diekmann: Wir sind heute ein Fachteam von 50 Mitarbeitern<br />
mit differenziertem Forschungshintergrund, Erfahrungen<br />
aus der Praxis und Einbeziehung von Experten und<br />
Forschungsteams im In- und Ausland. Neben der Qualifizierung<br />
der medizinischen Dokumentation im Bereich der<br />
Diagnosen und Prozeduren konnten die Bereiche Qualitätssicherung,<br />
aber insbesondere auch eine neue Dimension<br />
<strong>für</strong> die Arzneimitteltherapiesicherheit erreicht werden.<br />
Dies war jedoch nur möglich durch die Einbeziehung<br />
der jeweils relevanten Wissensstrukturen u.a. ABDATA,<br />
hospINDEX und Austria Kodex. Damit ermöglicht das<br />
semantische Netz eine Kontextdokumentation, bei der<br />
Mediziner u.a. in Arztbriefen, Befunden ihren medizinischen<br />
Sachverhalt beschreiben können und die Kodierung<br />
im Hintergrund ggf. mit Nachfragen automatisch erfolgt.<br />
Das ist ID DIACOS 7 – <strong>2011</strong>.<br />
mdi: Herr Diekmann, gestatten Sie mir noch drei abschließende<br />
Fragen: Was ist Ihre Zukunftsvision <strong>für</strong> ein vernetztes<br />
Gesundheitswesen?<br />
Diekmann: Die Zukunft hat längst begonnen, aber<br />
primär in anderen Ländern mit mehr Pragmatismus<br />
<strong>für</strong> die Versorgungsqualität und nicht primär um den<br />
Datenschutzaspekt.<br />
mdi: Welche Rolle werden künftig Terminologieserver<br />
spielen?<br />
Diekmann: Als wir uns 1995 entschlossen, einen Terminologieserver<br />
zu bauen, war das Neuland. Ihn 2004 in die<br />
Routine zu bringen und alle Anwender an einem Tag mit<br />
einer neuen Technologie zu konfrontieren, mutig. Wenn<br />
nunmehr das Thema Terminologieserver in der Literatur<br />
heftig diskutiert wird und Wettbewerber – auch staatliche<br />
Institutionen – ebenfalls solche Werkzeuge nachbauen<br />
oder konzipieren, dann kann unser Konzept nicht ganz<br />
falsch gewesen sein.<br />
mdi: Wie kann ein solcher Terminologieserver gepflegt<br />
und evaluiert werden?<br />
Diekmann:Auf der einen Seite verwenden wir nur in der<br />
Fachwelt akzeptiertes Wissen, stellen jeweils klar, um welches<br />
Wissen es sich handelt. Zum anderen prägen die Nutzer<br />
die kontinuierliche Qualitätssicherung neben unseren<br />
Mitarbeitern. Ein wichtiger Pfeiler bei ID ist der Support,<br />
hier laufen nicht nur Fragen, sondern Kritik und Wünsche<br />
auf, die zu den kontinuierlichen Weiterentwicklungen führten.<br />
Auch diese Informationen werden mit der ID-Ontologie<br />
aufbereitet und sind so systematisch auswertbar.<br />
mdi: Lieber Herr Diekmann, ganz herzlichen Dank <strong>für</strong> das<br />
Interview. Aber ein wesentliches Kriterium ist m.E. dabei<br />
zu kurz gekommen, nämlich dass es ID gelungen ist, Terminologien<br />
und medizinisches Wissen <strong>für</strong> die tägliche Routine<br />
– das heißt am klinischen Arbeitsplatz – verfügbar zu<br />
machen, eben »Medizin statt Bürokratie« in Realität. n
Im praktischen Taschenformat zum Einstecken in die<br />
(ärztliche) Kitteltasche ist jetzt dieser kurze, 125 Seiten<br />
umspannende Leitfaden zur DRG-Kodierung erschienen.<br />
In der Einleitung weist der Autor, der als Kliniker tätig und<br />
mit der Ausbildung von Kodierassistenten betraut ist, auf<br />
den Zweck des Leitfadens hin: eine praxisnahe Hinführung<br />
an das Kodieren von Fällen zum Zwecke der Abrechnung<br />
nach DRGs.<br />
Nach einigen kurzen terminologischen Erläuterungen<br />
und dem Verweis auf wichtige Hilfsmittel, wie bspw. den<br />
DRG-Katalog, führt der Autor den Leser schnell an den<br />
Weg der »DRG-Findung« hin. Dabei orientiert er sich über<br />
weite Strecken des Leitfadens am Aufbau der <strong>Deutsche</strong>n<br />
Kodierrichtlinien (DKR) und erläutert deren Aufbau anhand<br />
einiger anschaulicher Beispiele aus der Praxis. Der pragmatische<br />
Unterton des Buches nimmt dem Leser manche<br />
Unklarheiten aus den komplexen Werken der ICD, des OPS<br />
sowie der DKR.<br />
Damit wendet sich das Buch weniger an erfahrene<br />
Anwender des DRG-Systems, sondern an Anfänger aus<br />
Ärzteschaft und Kodierassistenten. Erleichtert wird gerade<br />
Nichtärzten die Erläuterung der unterschiedlichen Diagnosetypen,<br />
und zwar nicht nur der DRG-relevanten Haupt-<br />
und Nebendiagnosen. Die Kriterien zur Kodierung von<br />
Symptomen, Verdachtsdiagnosen, akuten Exazerbationen<br />
(d.h. Schüben) von chronischen Erkrankungen oder<br />
DVMD<br />
Nina Adaskina, Hannover<br />
Ramona Beck, Eschwege<br />
Alexander Begemann, Bielefeld<br />
Renata Bistrovic, Gelsenkirchen<br />
Susanne Borg, Berlin<br />
Kristin Brüsehaven, Kröplin<br />
Christian Buttkus, Rostock<br />
Sabine Flassak, Reichberghausen<br />
Lena Frenzel, Elze<br />
Kirsten Funke, Bergisch-Gladbach<br />
Luise Gehrmann, München<br />
Bianca Handelsmann, Hameln<br />
Martina Haufe, Bretnig-Hauswalde<br />
Lilia Helhorn, Werdau<br />
Julia Hennig, Falkenstein<br />
Sandy Hüttner, Plauen<br />
Ingrid Jozic, Göppingen<br />
Christiane Jung, Fell<br />
Maximilian Klein, Heidelberg<br />
Saskia Knopf, Hamburg<br />
Dana Kögel, Nünchritz<br />
Dagmar Könen, Wawern<br />
Ines Krockert, Dresden<br />
Tanja Lauer, Urexweiler<br />
Franziska Ludwig, Dresden<br />
Kristina Neumann, Hamburg<br />
Nicole Ostermann, Wennungen<br />
Thomas Penno, Rostock<br />
Silke Peter, Althornbach<br />
Horst Pfeifer, Osterholz-<br />
Scharmbeck<br />
Fritz Pohl, Rostock<br />
Andre Quaas, Rostock<br />
Vera Schleicher, Leipzig<br />
Sandra Schwarz, Bad Pyrmont<br />
Dagmar Stein, Saarbrücken<br />
Irene Stodden, Dormagen<br />
Tanja Trox-Goretzki, Friedeburg<br />
Kerry Wegner, Bützow<br />
Folgezuständen von Krankheiten seien hier als Beispiel<br />
der abgehandelten Typen genannt. Die zweite Säule der<br />
DRG-Generierung, die Prozeduren (inkl. Operationen) wird<br />
ebenfalls in sehr pragmatischer Form abgehandelt. Der<br />
Autor beschränkt sich hier auf die primär relevanten Passagen<br />
der Kodierrichtlinien, wie z.B. die Mehrfachkodierung<br />
von Prozeduren, die Berechnung von Summenkodes oder<br />
nicht kodierbare Prozeduren.<br />
Nach dieser Einführung in die Diagnose- und Prozedurenkodierung<br />
geht der Autor kurz auf die Generierung<br />
der DRG ein und verweist wegen deren Komplexität auf<br />
entsprechende Hilfsmittel.<br />
Den Abschluss des Leitfadens bilden vier exemplarische<br />
Übungsfälle aus der konservativen und der chirurgischen<br />
Medizin sowie die Konstellation der Verlegung<br />
in bzw. aus einem anderen Krankenhaus. Ein Neuling in<br />
der DRG-Kodierung kann nach Studium des Leitfadens<br />
– sowie der Grundlagen der ICD- und OPS-Kodierung –<br />
versuchen, zunächst Diagnosen und Prozeduren sowie<br />
im Anschluss die DRG aus diesen Fällen zu generieren.<br />
Detaillierte Lösungsbeschreibungen liefern dem Leser ein<br />
direktes Feedback.<br />
Der Leitfaden bietet Einsteigern in das DRG-System<br />
eine nützliche Hilfe im Dschungel der Kodierrichtlinien und<br />
weiß durch den sehr pragmatisch gehaltenen Schreibstil<br />
zu gefallen. Markus Stein n■<br />
BVMI<br />
Wolfgang Oetz, Essen<br />
Daniel Diekmann, Berlin<br />
Helga Messmer, Köln<br />
Thomas Fiedler, Berlin<br />
Forum der Medizin_Dokumentation und Medizin_Informatik 4/2010 163<br />
Leserforum<br />
Buchbesprechung<br />
Lutz Frankenstein:<br />
»DRG kodieren Schritt<br />
<strong>für</strong> Schritt – Leitfaden<br />
<strong>für</strong> Einsteiger«.<br />
medizificon Verlag<br />
Oldenburg 2010<br />
19,90 Euro<br />
ISBN 9783940854117<br />
BVMI & DVMD<br />
neue Mitglieder<br />
Wir begrüßen<br />
die neuen Mitglieder
BVMI<br />
Geschäftsstelle<br />
Geschäftsstelle<br />
Satzungsgemäß sind zur<br />
Wahl des Vizepräsiden<br />
ten und Schatzmeisters<br />
die Ordentlichen Mit<br />
glieder und zur Wahl<br />
der Beisitzer alle Mit<br />
glieder berechtigt.<br />
DVMD<br />
Geschäftsstelle<br />
BVMI Newsletter<br />
Die Mailinglistensoftware wurde umgestellt. Dies hat<br />
<strong>für</strong> Sie den Vorteil, dass Sie im Mitgliedsbereich der<br />
Website direkt den Newsletter bestellen bzw. abbestellen<br />
können.<br />
Um Änderungen Ihrer Mailinglist-Mitgliedschaft durchzuführen,<br />
loggen Sie sich bitte auf www.bvmi.de in das<br />
Intranet ein und wählen dort aus, dass Sie Ihre Stammdaten<br />
ändern möchten. Unterhalb Ihrer Adressdaten sehen<br />
Sie die Auswahlmöglichkeiten der BVMI-Newsletter. Nach<br />
jeder Änderung erhalten Sie eine Bestätigungs-E-Mail an<br />
die hinterlegte E-Mail-Adresse.<br />
Im Falle einer Anmeldung zu einem Newsletter müssen<br />
Sie die vom System verschickte E-Mail noch beantworten.<br />
Eine Erklärung zu diesem Vorgang ist in der E-Mail<br />
angegeben.<br />
164 Forum der Medizin_Dokumentation und Medizin_Informatik 4/2010<br />
Wenn Sie eine E-Mail an die Mailingliste senden wollen,<br />
müssen Sie als Adresse lediglich mailinglist@bvmi.de<br />
angeben. Da die Liste moderiert ist, wird Ihre Nachricht<br />
erst von einem unserer Moderatoren geprüft und dann<br />
freigegeben.<br />
Für Nicht-Mitglieder des BVMI gibt es eine andere<br />
Möglichkeit, sich <strong>für</strong> die Mailingliste anzumelden. Da<strong>für</strong><br />
müssen sie lediglich an majordomo@bvmi.de eine E-Mail<br />
mit folgendem Inhalt senden: »subscribe mailinglist-bvmide«.<br />
Daraufhin erhalten Sie zwei E-Mails vom System, von<br />
denen Sie eine beantworten müssen. In den E-Mails ist<br />
alles weitere ausführlich erklärt.<br />
Wollen Sie sich von der Mailingliste abmelden, müssen<br />
Sie »unsubscribe mailinglist-bvmi-de« an majordomo@<br />
bvmi.de senden. n<br />
Ergebnisse der Briefwahl 2010 <strong>für</strong> den<br />
geschäftsführenden Vorstand des BVMI<br />
512 Wahlbriefe Versand Vizepräsident Schatzmeister Beisitzer Beisitzer<br />
96 Rücklauf Dr. Christoph Seidel Dipl.-Inform. Med. Jochen Pilz Prof. Dr. Oliver Bott Prof. Dr. Alfred Winter<br />
davon 74 Ordentliche<br />
und 22 Assoziierte und<br />
Studentische Mitglieder<br />
68 Jastimmen 71 Jastimmen 87 Jastimmen 87 Jastimmen<br />
6 Enthaltungen 3 Enthaltungen 9 Enthaltungen 9 Enthaltungen<br />
DVMD Vorstandswahlen <strong>2011</strong><br />
In der Zeit vom 3. Januar bis zum 3. Februar <strong>2011</strong> findet<br />
die nächste Vorstandswahl statt. Die Kandidaten stellen<br />
sich auf unserer Homepage vor.<br />
Wie wird die erste Online-Vorstandswahl ablaufen?<br />
Am 3. Januar versenden wir Ihren persönlichen »Wahlschein«<br />
an die E-Mail-Adresse, die Sie <strong>für</strong> den Erhalt des<br />
Newsletters angegeben haben. Bei Mitgliedern, die den<br />
Newsletter nicht beziehen, greifen wir auf eine andere<br />
registrierte E-Mail-Adresse zurück. Bitte beachten Sie, dass<br />
die Absende-Adresse des Wahlscheins nicht »@dvmd.de«,<br />
sondern die eines Unternehmens sein wird. Die Betreffzeile<br />
wird eindeutig sein.<br />
Ihr persönlicher Wahlschein beinhaltet Ihre eindeutige<br />
»Wahlnummer«, einen »Wahl-Schlüssel« und den Link zum<br />
»Wahllokal«. Dieser Link enthält ebenfalls ihren Schlüssel,<br />
so dass Sie diesen beim Aufrufen des Links nicht manuell<br />
übertragen müssen. Tippfehler können so ausgeschlossen<br />
werden. Sie sehen dann auf der Eingangsseite eine Anleitung<br />
<strong>für</strong> die Benutzung des »Stimmzettels«. Mit der Speicherung<br />
Ihrer Stimmen wird Ihr Wahlschein automatisch<br />
entwertet und der Stimmzettel anonymisiert.<br />
Das Wahllokal wird am Ende des 03.02.<strong>2011</strong>automatisch<br />
geschlossen. Eine spätere Stimmabgabe ist dann<br />
nicht mehr möglich. Die Wahlergebnisse werden bei der<br />
Mitgliederversammlung am 17.02.<strong>2011</strong> in Hannover<br />
bekanntgegeben. n
Die Sektion Medizinische Dokumentation<br />
der GMDS stellt sich vor<br />
Die GMDS – <strong>Deutsche</strong> <strong>Gesellschaft</strong> <strong>für</strong> Medizinische<br />
Informatik, Biometrie und Epidemiologie – ist eine<br />
unabhängige wissenschaftlich-medizinische Fachgesellschaft<br />
mit dem Ziel der Fort- und Weiterbildung, des<br />
wissenschaftlichen Austauschs und der Weiterentwicklung<br />
der jeweiligen Fachgebiete.<br />
Dass Wissenschaft im Bereich der Medizin auch mit<br />
medizinischer Dokumentation zusammenhängen muss,<br />
ist MDI-Lesern eine Selbstverständlichkeit. Diese Selbstverständlichkeit<br />
wurde 1998 in der GMDS durch die Einrichtung<br />
der Sektion »Medizinische Dokumentation«<br />
verdeutlicht. Die Sektion steht innerhalb der GMDS gleichrangig<br />
neben den Fachbereichen »Medizinische Informatik«,<br />
»Medizinische Biometrie« und »Epidemiologie«. Die<br />
GMDS ist damit die einzige wissenschaftliche <strong>Gesellschaft</strong><br />
<strong>für</strong> diese vier Disziplinen in Deutschland und die einzige,<br />
in der sich auch Interessierte ohne Hochschulabschluss<br />
engagieren können. Der Beitritt zur GMDS, also zur Sektion<br />
Medizinische Dokumentation, steht allen Personen mit<br />
einem Berufsabschluss im Bereich medizinischer Dokumentation<br />
offen, unabhängig davon, ob der Berufsabschluss<br />
an einer FH oder Fachschule erworben wurde.<br />
Allen Mitgliedern der Sektion »Medizinische Dokumentation«<br />
steht die Mitwirkung in den Arbeitsgruppen der<br />
GMDS offen. Die Sektion selbst hat eine Arbeitsgruppe<br />
zum Thema Datenmanagement eingerichtet, die in regelmäßigen<br />
Abständen Workshops ausrichtet. Dokumentare<br />
können sich aber auch in den AGs der Fachbereiche<br />
engagieren. Arbeitsgruppen mit Themen aus dem Umfeld<br />
der medizinischen Dokumentation sind z.B. die AGs<br />
»Medizinische Dokumentation und Klassifikation«, »KIS<br />
– Informationssysteme im Gesundheitswesen« oder auch<br />
»Archivierung von Krankenunterlagen« des Fachbereichs<br />
Medizinische Informatik.<br />
Die Sektion wird im Präsidium der GMDS durch die Sektionsvorsitzende<br />
und eine Beisitzerin repräsentiert. Der Sektionsausschuss<br />
– bestehend aus insgesamt sechs Mitgliedern<br />
– vertritt die Interessen der Mitglieder aus dem Bereich<br />
der medizinischen Dokumentation innerhalb der GMDS z.B.<br />
auch durch die Mitgestaltung der Jahrestagung. Die Sektion<br />
strebt eine enge Kooperation der GMDS mit dem DVMD an.<br />
Alle Sektionsmitglieder sind herzlich eingeladen und gebeten,<br />
die Arbeit des Sektionsausschusses zu unterstützen. In<br />
Rundschreiben oder auch in den Ausgaben der MDI wird die<br />
Sektion in Zukunft regelmäßig über aktuelle Arbeitsfelder<br />
berichten und ggf. um gezielte Mithilfe werben.<br />
Sektionsausschuss Medizinische Dokumentation<br />
Vorsitzende: Susanne Stolpe, Institut <strong>für</strong> med. Informatik,<br />
Biometrie und Epidemiologie, Ruhr-Uni Bochum<br />
stellv. Vorsitzende: Dagmar Wege, Hannover<br />
Mitglieder: Claudia Ose, Geschäftsführerin Zentrum <strong>für</strong><br />
klinische Studien in Essen; Stefanie Fischer, SIRO Clinpharm<br />
Germany GmbH; Anke Schöler, Zentrum <strong>für</strong> klinische Studien<br />
Leipzig; Rainer Richter, Grünenthal, Aachen<br />
Beisitzerin: Sabine Kapsammer, Geschäftsführerin DVMD n<br />
Einladung zur 42. Mitgliederversammlung<br />
des DVMD e.V.<br />
im Rahmen der DVMD-Fachtagung in Hannover<br />
Donnerstag, 17. Februar <strong>2011</strong>, 17.15 – 18.20 Uhr,<br />
FH-Hannover, Fak. III – Medien, Information und<br />
Design, Expo Plaza, 30539 Hannover.<br />
Die Tagesordnung der Mitgliederversammlung sieht folgende<br />
Punkte vor: 1. Begrüßung durch den Vorstand |<br />
2. Verabschiedung der Tagesordnung | 3. Verabschiedung<br />
des Protokolls der 40. und 41. Mitgliederversammlung<br />
| 4. Tätigkeitsbericht des Vorstands September 2010<br />
bis Februar <strong>2011</strong> | 5. Finanzen | 5.1 Finanzbericht 2010<br />
| 5.2 Berichte der Kassenprüfer von 2007, 2008 und 2009 |<br />
5.3 Entlastung des Vorstands | 5.4 Wahl der Kassenprüfer<br />
<strong>für</strong> das Jahr 2010 | 6. Antrag auf Namensänderung |<br />
7. Antrag auf Neufassung der DVMD-Satzung* | 8. Anträge<br />
von Mitgliedern | 9. Ergebnis der Vorstandswahl <strong>2011</strong> |<br />
10. Verschiedenes<br />
Wir hoffen, Sie zur Mitgliederversammlung begrüßen<br />
zu dürfen. Mit herzlichen Grüßen i.A. des Vorstandes<br />
Sabine Kapsammer,<br />
DVMD-Geschäftsstelle<br />
Bitte beachten Sie: Anträge von Mitgliedern müssen<br />
bis 1. Februar <strong>2011</strong> beim Vorstand eingegangen sein.<br />
Forum der Medizin_Dokumentation und Medizin_Informatik 4/2010 165<br />
DVMD<br />
GMDS<br />
Geschäftsstelle<br />
17. Februar <strong>2011</strong><br />
17.15 – 18.20 Uhr<br />
* Siehe Entwurf unter www.dvmd.de<br />
im Internen Bereich.
Die Gesundheitswirtschaft ist in Deutschland eine der am stärksten<br />
wachsenden Branchen und zudem ein Markt mit viel Potenzial <strong>für</strong><br />
Innovationen.<br />
Seit 25 Jahren entwickelt ID als Marktführer Software und Dienstleistungen<br />
<strong>für</strong> die medizinische Dokumentation und Abrechnung.<br />
Unsere Standardwerkzeuge ID DIACOS ® (Codierung) und ID<br />
EFIX ® (Controlling) sind in mehr als 1.200 Einrichtungen (Kliniken,<br />
Praxen, Versicherungen, Berufsgenossenschaften sowie Forschungseinrichtungen)<br />
im Einsatz - national und international.<br />
Darüber hinaus kooperieren wir mit zahlreichen Partnern im KIS-<br />
Bereich.<br />
Fachbereich Linguistik<br />
Fachbereich Medizin<br />
Ihre Qualifikationen:<br />
• Hochschulabschluss in Computerlinguistik<br />
oder in Linguistik mit Schwer -<br />
punkt Computerlinguistik<br />
• Kenntnisse der deutschen Syntax und<br />
Morphologie<br />
• Gute analytische Fähigkeiten <strong>für</strong> die<br />
Extraktion und Generalisierung linguisti-<br />
schen Wissens aus Textbeispielen<br />
• Bereitschaft zu Pflegearbeiten bei der<br />
Erstellung der Wissensbasis<br />
• Programmiererfahrung in Perl oder<br />
anderen Script-Sprachen<br />
• Bereitschaft zur Arbeit mit medizinischen<br />
Texten und Inhalten<br />
• Fähigkeit zu selbständigem, interdisziplinärem<br />
Arbeiten im Team<br />
• Programmierkenntnisse in Java sind von<br />
Vorteil<br />
• Fremdsprachenkenntnisse sind ein Plus<br />
Ihre Aufgabe:<br />
Konzeption und Erstellung einer linguistischen<br />
Wissensbasis <strong>für</strong> ein prototypisches<br />
medizinisches Dokumentations-System in<br />
Kooperation mit den Projektpartnern.<br />
Ansprechpartner: Dr. Lukas Faulstich<br />
Sonstiges:<br />
Sie zeichnen sich aus durch:<br />
• eine selbstständige Arbeitsweise<br />
• Belastbarkeit und Flexibilität<br />
• Kommunikationsfähigkeit, Teamgeist<br />
und ganzheitliches Denken<br />
• ein hohes Maß an Eigeninitiative und<br />
Dienstleistungsbereitschaft<br />
Ihre Qualifikationen:<br />
• medizinische und/oder betriebswirtschaftliche<br />
Ausbildung<br />
• Erfahrung in den Bereichen Controlling/<br />
<strong>Medizincontrolling</strong><br />
• Kenntnis gesetzlicher Grundlagen,<br />
Codierung und Finanzierung im Bereich<br />
Krankenhäuser (KHEntgG, FPV, DKR,<br />
KHG, BPflV, ICD, OPS, etc.)<br />
• Kenntnisse zu ambulanter Abrechnung<br />
und AMTS wünschenswert<br />
• sicherer Umgang mit MS Office (Word,<br />
Excel, PowerPoint)<br />
• Englisch in Wort und Schrift<br />
Ihre Aufgaben:<br />
• Transfer von Markt- und Kundenanforderungen<br />
in Vorgaben zur Softwareent-<br />
wicklung<br />
• Inhaltliche Weiterentwicklung der<br />
Codiersoftware ID DIACOS ®<br />
• Durchführung von Schulungen und<br />
Präsentationen<br />
• Teilnahme an Messen und Kongressen<br />
• Kundenbetreuung<br />
Ansprechpartner: Daniel Diekmann<br />
������������������<br />
����������������<br />
����������������<br />
Zur Verstärkung unseres Teams suchen wir <strong>für</strong> die Bereiche inhaltliche<br />
und technische Entwicklung zum nächstmöglichen Termin engagierte<br />
Mitarbeiter in Vollzeit.<br />
Wenn Sie daran interessiert sind, stets aktuell die Entwicklungen<br />
im Gesundheitswesen mit zu verfolgen, Anforderungen von Anwendern<br />
im Bereich medizinisch-pharmazeutischer Inhalte aufzunehmen<br />
und dementsprechend zur Weiterentwicklung unserer<br />
Lösungen beizutragen, freuen wir uns auf Ihre aussagekräftige<br />
Bewerbung.<br />
Fachbereich Informatik<br />
Ihre Qualifikationen:<br />
• Hochschul- oder Fachhochschulabschluss<br />
Informatik<br />
• Programmiererfahrung in Java<br />
• Kenntnisse im Bereich Wissensrepräsentation<br />
(Ontologien, Semantic Web,<br />
etc.)<br />
• Fähigkeit zu interdisziplinärem Arbeiten<br />
• Vorzugsweise Kenntnisse im Bereich<br />
Computerlinguistik oder Medizin-<br />
Informatik<br />
Ihre Aufgaben:<br />
Konzeption und Implementierung eines<br />
prototypischen medizinischen Dokumentations-Systems<br />
mit Schwerpunkt auf<br />
Wissensrepräsentation in interdisziplinärer<br />
Zusammenarbeit mit Computer-Linguisten<br />
und Medizinern.<br />
Ansprechpartner: André Sander<br />
Kontakt:<br />
ID Information und<br />
Dokumentation im Gesundheitswesen<br />
GmbH & Co. KGaA<br />
Platz vor dem <strong>Neue</strong>n Tor 2<br />
10115 Berlin<br />
Web: www.id-berlin.de<br />
E-Mail: info@id-berlin.de<br />
Tel.: 030-24626-0<br />
Fax: 030-24626-111
<strong>Neue</strong> <strong>Versionen</strong> <strong>2011</strong>:<br />
ICD-10-GM und OPS<br />
<strong>Deutsche</strong> Kodierrichtlinien<br />
ICD-10-GM <strong>2011</strong> Systematisches Verzeichnis<br />
Version <strong>2011</strong><br />
<strong>2011</strong>, ca. 893 Seiten, ISBN 978-3-7691-3459-9<br />
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*ab 20 Exemplare je Titel € 10,45 zzgl. 7% MwSt.<br />
ICD-10-GM <strong>2011</strong> Alphabetisches Verzeichnis<br />
Version <strong>2011</strong><br />
<strong>2011</strong>, ca. 1.357 Seiten, ISBN 978-3-7691-3460-5<br />
broschiert € 24,95 erscheint November 2010<br />
*ab 20 Exemplare je Titel € 10,95 zzgl. 7% MwSt.<br />
OPS <strong>2011</strong> Systematisches Verzeichnis<br />
Version <strong>2011</strong><br />
<strong>2011</strong>, ca. 976 Seiten, ISBN 978-3-7691-3461-2<br />
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*ab 20 Exemplare je Titel € 8,95 zzgl. 7% MwSt.<br />
OPS <strong>2011</strong> Alphabetisches Verzeichnis<br />
Version <strong>2011</strong><br />
<strong>2011</strong>, ca. 1.264 Seiten, ISBN 978-3-7691-3462-9<br />
broschiert € 19,95 erscheint Dezember 2010<br />
*ab 20 Exemplare je Titel € 10,45 zzgl. 7% MwSt.<br />
<strong>Deutsche</strong> Kodierrichtlinien<br />
Version <strong>2011</strong><br />
<strong>2011</strong>, ca. 186 Seiten, ISBN 978-3-7691-3463-6<br />
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Alphabetisches Verzeichnis 24,95<br />
ab 20 Exemplare je Titel € 10,95 zzgl. 7% MwSt.<br />
__ Ex. OPS <strong>2011</strong><br />
Systematisches Verzeichnis 19,95<br />
ab 20 Exemplare je Titel € 8,95 zzgl. 7% MwSt.<br />
__ Ex. OPS <strong>2011</strong><br />
Alphabetisches Verzeichnis 19,95<br />
ab 20 Exemplare je Titel € 10,45 zzgl. 7% MwSt.<br />
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Straße, Ort<br />
E-Mail (<strong>für</strong> evtl. Rückfragen) Telefon<br />
Datum, Unterschrift<br />
Bestellungen bitte an Ihre Buchhandlung<br />
oder <strong>Deutsche</strong>r Ärzte-Verlag, Versandbuchhandlung:<br />
Postfach 400244, 50832 Köln. Tel. (0 22 34) 7011 - 314 / Fax 7011 - 476<br />
E-Mail: vsbh@aerzteverlag.de<br />
Ihre Vorteile:<br />
Markierung der wesentlichen<br />
Änderungen gegenüber dem<br />
Vorjahr<br />
Hinweise zur Diagnosenverschlüsselung<br />
Griffleisten zur schnellen<br />
Orientierung<br />
Kopfzeilen mit Informationen<br />
über die jeweiligen Kapitel<br />
bzw. Seiten<br />
Auflösung der meisten Listen<br />
terminaler Schlüsselnummern<br />
Anwenderfreundliches Layout<br />
Bearbeitet von<br />
Dr. med. Bernd Graubner<br />
Irrtümer und Preisänderungen vorbehalten. Preise zzgl. Versandspesen 4,50.<br />
<strong>Deutsche</strong>r Ärzte-Verlag GmbH – Sitz Köln – HRB 106 Amtsgericht Köln. Geschäftsführung: Jürgen Führer, Dieter Weber
Ansprechpartner<br />
BVMI<br />
Vorstand BVMI e.V.<br />
Präsident:<br />
Dr. Carl Dujat<br />
promedtheus Informationssysteme<br />
<strong>für</strong> die Medizin AG<br />
Scheidt 1<br />
41812 Erkelenz<br />
Tel.: 0 24 31 / 94 84 38-0<br />
E-Mail: dujat@promedtheus.de<br />
Vizepräsident:<br />
Dr. rer. biol. hum. Christoph Seidel<br />
Städtisches Klinikum Braunschweig<br />
gGmbH<br />
Geschäftsbereich IT und<br />
Unternehmensentwicklung<br />
Freisestraße 9/10<br />
38118 Braunschweig<br />
Tel.: 05 31 / 5 95-15 16<br />
Fax: -17 76<br />
E-Mail: c.seidel@klinikumbraunschweig.de<br />
Schriftführerin:<br />
Dipl.-Inform. Med. Cornelia R. Vosseler<br />
Vosseler Consulting-Coaching-Training<br />
An der Eickesmühle 33<br />
41238 Mönchengladbach<br />
Tel.: 0 21 66 / 13 45 40<br />
E-Mail: cv@khsberatung.com<br />
Ansprechpartner<br />
DVMD Vorstand DVMD e. V.<br />
Vorsitzende:<br />
Katharina Thorn<br />
E-Mail: Katharina.K.Thorn@gsk.com<br />
Stellv. Vorsitzende:<br />
Andrea Großer<br />
E-Mail: grosser@uke.uni-hamburg.de<br />
Stellv. Vorsitzender:<br />
Jens Knösel<br />
E-Mail: dvmd@knoesel.de<br />
Beisitzer:<br />
Prof. Dr. Oliver J. Bott<br />
Fachhochschule Hannover,<br />
Fakultät III – Medien, Information<br />
und Design<br />
Expo Plaza 12<br />
30539 Hannover<br />
Tel.: 05 11 / 92 96-26 27<br />
E-Mail: Oliver.Bott@fh-hannover.de<br />
Beisitzer:<br />
Prof. Dr. Alfred Winter<br />
Universität Leipzig<br />
Institut <strong>für</strong> Medizinische Informatik,<br />
Statistik und Epidemiologie<br />
Härtelstraße 16-18<br />
04107 Leipzig<br />
Tel.: 03 41 / 9 71 61 07<br />
E-Mail: alfred.winter@<br />
imise.uni-leipzig.de<br />
Geschäftsführer und<br />
Schatzmeister:<br />
Dr. Karl-Heinz Ellsässer<br />
ZIM/Tumorzentrum Heidelberg/<br />
Mannheim<br />
Tiergartenstr. 15<br />
69120 Heidelberg<br />
Tel.: 0 62 21 / 56-26 42<br />
E-Mail: karl-heinz_ellsaesser@<br />
med.uni-heidelberg.de<br />
Schriftführerin:<br />
Angelika Händel<br />
E-Mail: Angelika.Haendel@<br />
uk-erlangen.de<br />
Schatzmeister:<br />
Dieter Hinzmann<br />
E-Mail: hinzmann@cardio.uni-kiel.de<br />
Landesvertretungen:<br />
Baden-Württemberg<br />
Dipl.-Inform. Med. Wolfgang Platter<br />
Rieslingstr. 26<br />
74348 Lauffen<br />
Tel.: 0 71 33 / 96 06 07<br />
E-Mail: wolfgang.platter@agfa.com<br />
Bayern<br />
Dipl.-Inform. Med.<br />
Marlene Bohrer-Steck<br />
Riederer Str. 17<br />
85737 Ismaning<br />
Tel.: 0 89 / 9 61 40 83<br />
E-Mail: m.bohrer-steck@gmx.net<br />
Berlin-Brandenburg<br />
Dr. Christof Geßner<br />
Rykestraße 37<br />
10405 Berlin<br />
Tel.: 01 72 / 3 99 40 33<br />
E-Mail: gessner@mxdx.de<br />
Niedersachsen<br />
Dr. Maik Plischke<br />
Braunschweiger Informatik- und<br />
Technologie-Zentrum GmbH<br />
Mühlenpfordtstraße 23<br />
38106 Braunschweig<br />
Tel.: 05 31 / 88 52-21 10<br />
E-Mail: maik.plischke@bitz.it<br />
Geschäftsstelle:<br />
<strong>Deutsche</strong>r Verband Medizinischer<br />
Dokumentare e.V.<br />
Sabine Kapsammer<br />
Postfach 10 01 29<br />
68001 Mannheim<br />
Tel.: 06 21 / 71 76 13 93<br />
http://www.dvmd.de<br />
E-Mail: dvmd@dvmd.de<br />
Nordrhein-Westfalen<br />
Dr. Kurt Becker<br />
Synagon GmbH<br />
Beratung <strong>für</strong> das Gesundheitswesen<br />
Im Süsterfeld 6<br />
52072 Aachen<br />
Tel.: 02 41 / 70 10 31-20<br />
E-Mail: kurt.becker@synagon.de<br />
Rheinland-Pfalz/Saar<br />
Prof. Dr. A.J.W. Goldschmidt<br />
Universität Trier<br />
IHCI, Fb IV (WiSo/WI)<br />
Behringstr. (H.323 + H.324)<br />
54286 Trier<br />
Tel.: 06 51 / 2 01-41 64<br />
E-Mail: huggenbe@uni-trier.de<br />
Sachsen<br />
Prof. Dr. Anke Häber<br />
Studiengangsleitung Informatik<br />
Westsächsische Hochschule Zwickau<br />
Fakultät Physikalische Technik/<br />
Informatik<br />
Dr. Friedrichs-Ring 2a<br />
08056 Zwickau<br />
Tel.: 03 75 / 5 36-15 28<br />
Fax: 03 75 / 5 36-15 27<br />
E-Mail: anke.haeber@fh-zwickau.de