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Neue Versionen 2011 - Deutsche Gesellschaft für Medizincontrolling

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Forum der Medizin - Dokumentation und<br />

Medizin - Informatik<br />

ISSN 1438-0900<br />

Heft 4 / Dezember 2010 • Jahrgang 12<br />

<strong>Medizincontrolling</strong>


Fachartikel Inhalt<br />

Die nächsten Themenhefte:<br />

n Heft 1/<strong>2011</strong><br />

DVMD Tagung<br />

verantwortlicher Redakteur:<br />

Oliver J. Bott<br />

n Heft 2/<strong>2011</strong><br />

Telemedizin<br />

verantwortlicher Redakteur:<br />

Günter Steyer<br />

n Heft 3/<strong>2011</strong><br />

Lösungswege aus dem<br />

Personalnotstand<br />

verantwortlicher Redakteur:<br />

Angelika Händel,<br />

Andreas J. W. Goldschmidt<br />

n Heft 4/<strong>2011</strong><br />

Arzneimittelzulassung und<br />

-sicherheit<br />

verantwortlicher Redakteur:<br />

Gerhard Fortwengel,<br />

Dieter Hinzmann<br />

Editorial 131<br />

Impressum 131<br />

Schwerpunkt: <strong>Medizincontrolling</strong><br />

OPS 9-20 und PKMS – Herausforderungen in der Dokumentation Horndasch 132<br />

Korrekte Kodierung im Widerstreit – wer entscheidet? Dennler 136<br />

Controlling in der Klinischen Forschung Kehrel, Müller-Mielitz 141<br />

Kostenkontrolle der diagnostischen Bildgebung im Kompetenznetz Angeborene Herzfehler<br />

Müller-Mielitz, Kehrel, Becker, Ohmann, Müller-Fürstenberger, Huggenberger, Goldschmidt 144<br />

Bedeutung gesundheitsökonomischer Evaluationen <strong>für</strong> die NUB-Verhandlung Hoppe, Becker, Zimolong 148<br />

Veranstaltungen<br />

What should I-KNOW? Aktuelle Trends im Wissensmanagement und ihre Auswirkungen auf<br />

Gesundheitswirtschaft und Ausbildung 150<br />

Quo vadis Medizinische Dokumentation? | Interview zur 11. Fachtagung des DVMD vom 16.–19. Februar <strong>2011</strong> 154<br />

GMDS-Jahrestagung | Klassifikation, Kodierung und Terminologien – heute und morgen<br />

Bericht über das Symposium am 9. September 2010 156<br />

Kalender 159<br />

Interview<br />

25 Jahre ID Berlin | BVMI Ehrenmitgliedschaft <strong>für</strong> Fritz Diekmann 160<br />

Leserforum<br />

Buchbesprechung 163<br />

BVMI & DVMD<br />

<strong>Neue</strong> Mitglieder 163<br />

BVMI<br />

BVMI Newsletter 164<br />

Ergebnisse der Briefwahl 2010 <strong>für</strong> den geschäftsführenden Vorstand des BVMI 164<br />

DVMD<br />

DVMD Vorstandswahlen <strong>2011</strong> 164<br />

Die Sektion Medizinische Dokumentation der GMDS stellt sich vor 165<br />

Einladung zur 42. Mitgliederversammlung des DVMD e.V. im Rahmen der DVMD-Fachtagung in Hannover 165<br />

Bild-Management <strong>für</strong> die klinische Forschung:<br />

• datenschutzkonforme Lösung<br />

• erprobte Workflows<br />

• optimale Arbeitsteilung<br />

• mehr Wirtschaftlichkeit<br />

Das IEKF unterstützt den LifeCycle klinischer Forschung durch<br />

die Bereitstellung erprobter Software-Produkte und innovativer<br />

Dienstleistungen.<br />

Institut <strong>für</strong> effiziente klinische Forschung (IEKF)<br />

Technologiehof, Mendelstraße 11, 48149 Münster<br />

Tel.: +49 (0)251 980.2470 • E-Mail: info@iekf.de<br />

130 Forum der Medizin_Dokumentation und Medizin_Informatik 4/2010


Wie jedes Jahr seit Einführung des DRG-Systems<br />

bereiten sich die Kliniken auch vor diesem<br />

Jahreswechsel auf die neuen Regelungen zur<br />

Kodierung, zur DRG-Gruppierung sowie zur Abrechnung<br />

der stationären Leistungen vor. Daher freut es uns als mdi-<br />

Redaktion jetzt zum Wechsel auf das Jahr <strong>2011</strong> ein Heft<br />

vorlegen zu können, das sich mit der Thematik des Medizin-Controlling<br />

befasst.<br />

Auch dieses Mal konnten wir Autoren aus dem Kreis<br />

unseres Kooperationspartners, der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Gesellschaft</strong><br />

<strong>für</strong> <strong>Medizincontrolling</strong> (DGfM), gewinnen, neuere Entwicklungen<br />

und Problematiken im G-DRG-System vorzustellen.<br />

Eine einschneidende <strong>Neue</strong>rung stellt der Versuch der<br />

Abbildung von besonders aufwendigen Tätigkeiten der<br />

stationären Pflege mittels eines eigenen Scoring-Systems<br />

– dem PKMS – dar. Wenn man den Auguren in der »DRG-<br />

Politik« Glauben schenken darf, dann ist spätestens 2012<br />

mit einer vollen Integration des PKMS in das Abrechnungssystem<br />

zu rechnen. Sicher birgt dann auch dieses Scoring-<br />

System Konfliktpotenzial zwischen Kliniken und Kostenträgern,<br />

ähnlich z.B. den Intensiv-Scoringsystemen TISS<br />

und SAPS oder den diversen Komplexpauschalen.<br />

Umso wichtiger ist dabei die Bündelung der klinikindividuellen<br />

Erfahrungen auf übergeordneter Ebene. Die<br />

DGfM hat mit dem »FoKA« (Fachausschuss <strong>für</strong> ordnungsgemäße<br />

Kodierung und Abrechnung) ein Instrument etabliert,<br />

Medizin-Controllern diese Erfahrungswerte näherzubringen.<br />

Lesen Sie in einem Beitrag dieser Ausgabe, wie<br />

die Arbeiten dieses Gremiums Ihre tägliche Tätigkeit im<br />

Bereich der Klinikabrechnung (inkl. Kodierung und DRG-<br />

Ermittlung) unterstützen kann.<br />

Herausgeber:<br />

Berufsverband Medizinischer<br />

Informatiker e.V.<br />

Postfach 10 13 08, 69003 Heidelberg<br />

Tel. und Fax: 0 62 24 / 95 08 55<br />

http://www.bvmi.de<br />

und<br />

<strong>Deutsche</strong>r Verband Medizinischer<br />

Dokumentare e.V.<br />

Postfach 10 01 29, 68001 Mannheim<br />

http://www.dvmd.de<br />

E-Mail: dvmd@dvmd.de<br />

Erscheinungsweise:<br />

4-mal jährlich, jeweils zum<br />

Quartalsende<br />

Auflage:<br />

2.500<br />

Verlag und Vertrieb:<br />

Eigenverlag und Eigenvertrieb<br />

ISSN:<br />

1438-0900<br />

Manuskripte:<br />

Zuschriften, die den Inhalt der<br />

Zeitschrift betreffen, sind direkt an die<br />

Redaktionsanschrift zu senden. Für<br />

unverlangte Manuskripte wird keine<br />

Haftung und keine Verpflichtung<br />

zur Veröffentlichung übernommen.<br />

Beiträge, die anderweitig parallel<br />

eingereicht wurden, werden nicht<br />

angenommen. Die Redaktion behält<br />

sich vor, aus technischen Gründen<br />

Kürzungen vorzunehmen. Namentlich<br />

gekennzeichnete Beiträge geben die<br />

Meinung des Verfassers wieder.<br />

Autorenrichtlinien:<br />

Unter folgendem Link:<br />

http://www.forum-mdi.de/mdi/<br />

autorenrichtlinien.pdf<br />

Nachdruck und Kopien:<br />

Nur mit Genehmigung der Redaktion<br />

und unter Angabe der genauen Quelle.<br />

Eher wenig wird mit dem (Medizin-)Controlling die Klinische<br />

Forschung in Verbindung gebracht. Nicht nur die<br />

forschenden pharmazeutischen Unternehmen, die zunehmend<br />

Kosten-Nutzen-Effekte nachweisen müssen, fallen in<br />

diese Kategorie. Auch Kliniken mit klinischen Forschungsansätzen<br />

sollten die anfallenden Kosten »überwachen«<br />

und v.a. steuern – der eigentliche Zweck des Controllings.<br />

Von daher freut es uns, dass wir mit diesem Heft neben<br />

den klassischen Medizin-Controlling-Themen auch zwei<br />

Beiträge aus dem Themenkomplex des Controllings von<br />

Klinischen Studien veröffentlichen.<br />

Sicher werden auch Sie in den Beiträgen hilfreiche<br />

Tipps <strong>für</strong> Ihre tägliche Arbeit finden können. Diesem<br />

Anspruch, Ihnen immer wieder <strong>für</strong> die Praxis relevante<br />

Informationen weiterzugeben, möchten wir auch zukünftig<br />

nachgehen. Auch im nächsten Jahr erscheinen wieder<br />

vier Ausgaben der mdi, die sich mit speziellen Themen<br />

befassen – auf der vorderen Umschlaginnenseite findet<br />

sich eine Vorausschau auf diese Themenhefte.<br />

Nun wünsche ich Ihnen im Namen der mdi-Redaktion<br />

eine anregende Lektüre dieser Ausgabe, angenehme<br />

Weihnachtsfeiertage und ein <strong>für</strong> Sie persönlich erfolgreiches<br />

Jahr <strong>2011</strong> – mit der mdi als die Fachzeitschrift<br />

<strong>für</strong> Medizinische Dokumentation und Informatik an Ihrer<br />

Seite.<br />

Ihr Markus Stein n<br />

Redaktionsteam:<br />

Prof. Dr. Oliver J. Bott, Hannover<br />

Dr. Karl-Heinz Ellsässer, Heidelberg<br />

Prof. Dr. Andreas Goldschmidt, Trier<br />

Angelika Händel, Erlangen<br />

Dieter Hinzmann, Kiel (Leitung)<br />

Markus Stein, Heidelberg<br />

PD Dr. Günter Steyer, Berlin<br />

Redaktionsanschrift:<br />

Siehe Verbandsanschrift des BVMI<br />

Bezugspreis:<br />

Jährlich 49 Euro inkl. MwSt.,<br />

inkl. Versandkosten.<br />

Ausland plus Versandkosten,<br />

<strong>für</strong> BVMI- und DVMD-Mitglieder frei<br />

Bestellungen:<br />

Über die Verbandsanschrift des BVMI<br />

Abbestellungen 6 Wochen zum<br />

Jahresende<br />

Redaktionsschluss:<br />

10. des Vormonats<br />

Anzeigenschluss:<br />

10. des Vormonats<br />

Druckvorlagentermin 20. des Vormonats<br />

Anzeigenpreisliste:<br />

Nr. 9 vom 1.1.2010<br />

Anzeigenverwaltung:<br />

DVMD e.V.<br />

Sabine Kapsammer<br />

Postfach 10 01 29<br />

68001 Mannheim<br />

Tel.: 06 21 / 71 76 13 93<br />

Fax: 06 21 / 71 76 13 95<br />

E-Mail: dvmd@dvmd.de<br />

Layout: Fleck · Zimmermann, Berlin<br />

Titel: Foto: inmagine ®<br />

Illustration: Fleck · Zimmermann<br />

Druck: Kössinger AG, Schierling<br />

Forum der Medizin_Dokumentation und Medizin_Informatik 4/2010 131<br />

Fachartikel Editorial<br />

Markus Stein<br />

Leitung Patienten­<br />

management<br />

ETHIANUM<br />

Betriebs gesellschaft<br />

mbH & Co. KG<br />

E­Mail: markus.stein@<br />

ethianum.de<br />

Impressum


Schwerpunkt<br />

<strong>Medizincontrolling</strong><br />

Dr. Erwin Horndasch<br />

Generalsekretär der<br />

<strong>Deutsche</strong>n <strong>Gesellschaft</strong><br />

<strong>für</strong> <strong>Medizincontrolling</strong><br />

(DGfM), Leiter<br />

Medizin controlling<br />

Stadt krankenhaus<br />

der Stadt Schwabach<br />

gGmbH, Leiter Medizin­<br />

controllingKreiskran­ kenhäuser Rottal­Inn<br />

gemeinnützige GmbH<br />

E­Mail:<br />

erwin.horndasch@<br />

medizincontroller.de<br />

OPS 9-20 und PKMS – Herausforderungen<br />

in der Dokumentation<br />

Seit Einführung des Fallpauschalensystems in Deutschland<br />

gab es Beschwerden, dass in den dem System zu<br />

Grunde liegenden Katalogen nur ärztliche Leistungen<br />

abgebildet seien. Pflegerische Leistungen, die gleichwohl<br />

und unstreitig in den Krankenhäusern erbracht werden,<br />

würden bei der Kalkulation nicht berücksichtigt. Damit<br />

sei in den Kalkulationen auch der Wert der Pflege nicht<br />

angemessen repräsentiert. Dies führte in den Augen der<br />

<strong>für</strong> die Pflege Verantwortlichen zu einem Rückgang von<br />

qualifiziertem Pflegepersonal in den Kliniken.<br />

Als Reaktion darauf fanden politische Bestrebungen<br />

statt, die Leistungen der Pflege angemessen im DRG-System<br />

und in den Katalogen zu berücksichtigen. So startete<br />

der <strong>Deutsche</strong> Pflegerat (DPR) im April 2007 eine Projektinitiative<br />

zur »Adäquaten Abbildung des Pflegeaufwandes<br />

im G-DRG-System durch Pflegeindikatoren«. Im Juli<br />

2007 vergab der DPR hierzu einen Forschungsauftrag<br />

an das Institut <strong>für</strong> Pflegewissenschaft private Universität<br />

Witten/Herdecke gGmbH und im Januar 2008 wurde<br />

ein Forschungsantrag zur Förderung durch das Bundesministerium<br />

<strong>für</strong> Gesundheit (BMG) eingereicht. Ziele des<br />

Forschungsantrags waren die Identifikation eines Indikatoren-Sets<br />

zur Erklärung des pflegerischen Ressourcenverbrauchs,<br />

die Testung des Indikatoren-Sets und nicht zuletzt<br />

die Integration des Indikatoren-Sets im G-DRG-System.<br />

Gleichzeitig häuften sich die Proteste über den Abbau von<br />

Pflegestellen in den Krankenhäusern.<br />

Die Proteste und die politischen Bestrebungen führten<br />

zu einem Pflegegipfel, bei dem ein Aktionsprogramm zur<br />

Förderung der stationären Pflege vereinbart wurde. Als<br />

Sofortmaßnahme wurde dabei in das Krankenhausfinanzierungsreformgesetz<br />

ein Passus aufgenommen, der letztendlich<br />

ein Förderprogramm darstellte, mit dessen Hilfe in<br />

den Jahren von 2009 bis 2010 bis zu 17.000 zusätzliche<br />

Pflegepersonalstellen in den Krankenhäusern zu 90 Prozent<br />

durch die Krankenkassen finanziert werden sollten.<br />

Diese Art der Finanzierung soll dann laut Gesetz im<br />

Jahr 2012 abgelöst werden durch eine Integration in den<br />

Fallpauschalenkatalog. Diese Vorgehensweise wurde<br />

erforderlich, da rein pflegerische Tätigkeiten bis dato nicht<br />

über einen Kode im OPS-Katalog, sondern nur über die<br />

Pflege-Personal-Regelung (PPR) in den Kalkulationshäusern<br />

abgebildet wurden. Um diesem Umstand abzuhelfen,<br />

wurde zum einen die PPR um eine Klassifikation erweitert,<br />

nämlich die sog. A4 Klasse. Zum anderen wurde ein OPS-<br />

Kode (9-20) geschaffen <strong>für</strong> die hochaufwendige Pflege<br />

von Patienten.<br />

Aufbau des Kodes<br />

132 Forum der Medizin_Dokumentation und Medizin_Informatik 4/2010<br />

Analog den bereits etablierten Komplexziffern im OPS-<br />

Katalog (z.B. Intensivmedizin) besteht auch dieser Kode<br />

aus mehreren Teilen. Zum einen gibt es bestimmte Mindestvoraussetzungen,<br />

die erfüllt sein müssen, bevor der<br />

Kode überhaupt angewendet, also kodiert werden darf.<br />

Zum anderen werden anhand eines separaten Scores aus<br />

bestimmten Leistungen Punkte generiert, die wiederum<br />

addiert werden. Die Summe dieser Addition entspricht<br />

dann einem bestimmten OPS-Kode. Ein Verfahren, das<br />

z.B. in der Abbildung der Intensivmedizin mit TISS 28 und<br />

SAPS II ein entsprechendes Vorbild hat. Als ein Beispiel<br />

mag Tab. 1 dienen.<br />

Der Kode wurde zum Jahre 2010 erstmals eingeführt<br />

und angewandt. Es kann davon ausgegangen werden,<br />

dass aus den Daten der Kalkulationshäuser im Jahre <strong>2011</strong><br />

eine Kalkulation durch das Institut <strong>für</strong> das Entgeltwesen<br />

im Krankenhaus (InEK) durchgeführt wird und dann zum<br />

Jahre 2012 der Kode erstmals entgeltwirksam wird. Ein<br />

direkter Einfluss auf die Erlössituation im Krankenhaus ist<br />

also frühestens 2012 zu erwarten. Dabei ist derzeit nicht<br />

absehbar, ob die Entgeltwirksamkeit in Form einer Implementierung<br />

in den Fallpauschalenkatalog (analog der<br />

intensivmedizinischen Komplexpauschale) oder in Form<br />

von Zusatzentgelten (analog der palliativmedizinischen<br />

Komplexpauschale) erfolgen wird. Die Antwort auf diese<br />

Frage kann erst nach Auswertung der Kalkulationsdaten<br />

durch das InEK gegeben werden. Ebenso wird eine Überprüfung<br />

auf korrekte Kodierung des Kodes durch die Krankenkassen<br />

und den Medizinischen Dienst der Krankenkassen<br />

(MDK) auch erst im Jahre 2012 erfolgen.<br />

Der OPS-Kode 9-20 (Hochaufwendige Pflege von<br />

Patienten) differenziert sich nach Kodes <strong>für</strong> die hochaufwendige<br />

Pflege von Erwachsenen (9-200), Kindern und<br />

Jugendlichen (9-201) und Kleinkindern (9-202). Dabei<br />

sind Kinder und Jugendliche Patienten ab dem Beginn des<br />

7. Lebensjahres bis zum Ende des 18. Lebensjahres. Darunter<br />

handelt es sich um Kleinkinder (ab dem 2. Lebensjahr),<br />

darüber um Erwachsene im Sinne des Kodes. Für Kinder<br />

im ersten Lebensjahr ist keine Abbildung vorgesehen. Die<br />

Leistungen dürfen nur von examiniertem Pflegepersonal,<br />

bzw. unter deren Verantwortung erbracht werden. Dabei<br />

wird differenziert zwischen den Kodes <strong>für</strong> Kleinkinder,<br />

Kinder und Jugendliche einerseits und Erwachsene andererseits.<br />

Bei Ersteren ist die Berufsbezeichnung Gesundheits-<br />

und Kinderkrankenpfleger/-innen, bei Letzteren die Berufsbezeichnung<br />

Gesundheits- und Krankenpfleger/-innen


Voraussetzung. Die Berechnung des Kodes erfolgt anhand<br />

von Maßnahmen aus dem Pflegekomplexmaßnahmen-<br />

Score. Dieser Score ist im Anhang zum OPS zu finden, da<br />

die Implementierung im OPS-Katalog den Rahmen dort<br />

sprengen würde. Die Erläuterungen zum Score und die<br />

Darstellung des Scores umfassen im amtlichen OPS-Katalog<br />

2010 21 Seiten. Der DPR hat den Score zusätzlich mit<br />

eigenen Erläuterungen versehen veröffentlicht. Diese Darstellung<br />

umfasst 28 Seiten, gefolgt von einer Seite Literaturangaben.<br />

Es würde den Umfang dieses Artikels sprengen,<br />

wenn jetzt in allen Einzelheiten der Score und seine<br />

Erläuterungen wiedergegeben würde. Hierzu muss auf die<br />

amtlichen Veröffentlichungen verwiesen werden.<br />

Einführung des Kodes<br />

Im Vorfeld zur Einführung dieses Kodes wurden zur<br />

Vermeidung eines übergroßen Dokumentationsauf wandes<br />

auch von der Industrie entsprechend vorgefertigte Dokumentationsbögen<br />

bei den Präsentationen und Schulungen<br />

angeboten.<br />

Damit ist auch schon ein Hauptproblem des Kodes<br />

genannt. Er bedingt eine sehr starke Zunahme der Dokumentationspflichten.<br />

Die Leistungen selbst werden kaum<br />

zunehmen, denn sie werden ja bis dato auch schon von<br />

den Pflegekräften in den Krankenhäusern erbracht. Im Folgenden<br />

soll nun zunächst auf den Komplexkode zur hochaufwendigen<br />

Pflege eingegangen werden und anschließend<br />

sollen die möglicherweise resultierenden Probleme<br />

aus Sicht eines praktisch tätigen Medizincontrollers dargestellt<br />

werden.<br />

Die Bekanntgabe des Scores hat in den Krankenhäusern<br />

ein sehr heterogenes Echo hervorgerufen. Während<br />

die <strong>für</strong> die Pflege verantwortlichen Personen und deren Vertreter<br />

(namentlich hier der DPR) sich optimistisch über die<br />

gelungene Implementierung der Pflege in das DRG-System<br />

äußerten, sahen die mit der Dokumentation und Abrechnung<br />

betrauten Mitarbeiter in den Krankenhäusern eher die<br />

damit verbundenen Nachteile unter dem Licht der Dokumentationsanforderungen<br />

und der Rechnungsprüfung. Aus der<br />

Natur der Sache ergibt sich, dass diese be<strong>für</strong>chteten Nachteile<br />

bei der Rechnungsprüfung frühestens zum Jahre 2012<br />

evident werden. Vorher hat verständlicherweise niemand<br />

ein Interesse daran, die korrekte Kodierung zu überprüfen.<br />

Problemfelder des Kodes<br />

Was ist eine Normalstation?<br />

Die in der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Gesellschaft</strong> <strong>für</strong> <strong>Medizincontrolling</strong><br />

(DGfM) tätigen Verantwortlichen waren schon relativ früh<br />

nach Veröffentlichung des Scores der Auffassung, dass hier<br />

ein großes Streitpotenzial schlummert. Aus diesem Grund<br />

wurden von Seiten der DGfM<br />

Gespräche mit dem DPR und<br />

dem MDK geführt, um mögliche<br />

Problemfelder bereits im<br />

Vorfeld zu entschärfen. In diesem<br />

Zusammenhang muss an<br />

die erheblichen Streitigkeiten<br />

im Zusammenhang mit anderen<br />

Komplexbehandlungen<br />

OPS-Kode PKMS<br />

Forum der Medizin_Dokumentation und Medizin_Informatik 4/2010 133<br />

Schwerpunkt<br />

<strong>Medizincontrolling</strong><br />

9-200.0 43 bis 71 Aufwandspunkte<br />

9-200.1 72 bis 100 Aufwandspunkte<br />

9-200.2 101 bis 128 Aufwandspunkte<br />

9-200.3 129 bis 157 Aufwandspunkte<br />

9-200.4 158 und mehr Aufwandspunkte<br />

erinnert werden. Der Autor vertritt z.B. zwei Krankenhäuser,<br />

bei denen seit Inkrafttreten des Kodes im Jahre 2009 <strong>für</strong> die<br />

andere neurologische Komplexbehandlung (8-98b) dieser<br />

Kode nur in seltenen Ausnahmen zur Abrechnung kam, da<br />

in den meisten Fällen die Auseinandersetzungen vor dem<br />

Sozialgericht landeten. Grund waren jeweils Differenzen in<br />

der Interpretation des Kodes zwischen Krankenhaus und<br />

MDK bzw. Krankenkassen. Entsprechende Stellungnahmen<br />

des DIMDI werden dabei auf Seiten der Kostenträger ignoriert.<br />

Es ist davon auszugehen, dass je nach Erlösrelevanz<br />

dieses Problem auch beim PKMS auftritt. Wobei aufgrund<br />

der Komplexität des Scores hier die Angriffsflächen wesentlich<br />

größer sind.<br />

Als ein Beispiel soll hier der Begriff »Normalstation«<br />

genannt werden. In der Beschreibung des Scores findet<br />

sich zu Beginn der Hinweis: »Der PKMS ist ein von der<br />

Expertengruppe des DPR (<strong>Deutsche</strong>r Pflegerat) entwickeltes<br />

Instrument zur Abbildung der Pflege von hochaufwendigen<br />

Patienten im Krankenhaus auf ›Normalstationen‹.«<br />

Und weiter: »Der PKMS ist nur auf der ›Normalstation‹<br />

zu kodieren. Es sind keine Kalendertage auf Intensivstationen,<br />

Überwachungseinheiten, Intermediate-Care-<br />

Stationen, Stroke units etc. <strong>für</strong> die Kodierung des PKSM<br />

heranzuziehen.«<br />

Damit ist <strong>für</strong> den kundigen Leser klar, dass der Score,<br />

bzw. der resultierende Kode nur bei Patienten auf einer<br />

Normalstation angewendet werden darf. Was aber ist<br />

nun eine Normalstation? Die Autoren des Kodes haben<br />

damit wohl bezweckt, dass der Kode auf Intensivstationen,<br />

IMCs und Schlaganfallstationen nicht angewendet werden<br />

soll. Tatsächlich steht aber zu be<strong>für</strong>chten, dass auf jeder<br />

Station, die eine wie auch immer geartete Spezialversorgung<br />

anbietet, dieser Kode gestrichen wird. Insbesondere<br />

wären hier zu nennen: Palliativstationen, geriatrische Einheiten<br />

etc. Im Extremfall vertrat sogar ein Gutachter die<br />

Ansicht, dass eine Konzentrierung von schwer pflegebedürftigen<br />

Patienten auf einer Station auch schon eine Spezialstation<br />

und damit keine Normalstation im Sinne des<br />

Kodes mehr darstellt. Die DGfM hat deshalb angeregt,<br />

den Kode dergestalt neu zu fassen, dass es entweder eine<br />

(abschließende) Ausschlussliste gibt, wo der Kode nicht<br />

angewendet werden darf – der Zusatz »etc.« müsste dann<br />

gestrichen werden. Oder dass eine andere Beschreibung<br />

Tab. 1:<br />

PKMS­Punkte und<br />

OPS­Entsprechung


Schwerpunkt<br />

<strong>Medizincontrolling</strong><br />

des Anwendungsgebietes des PKMS entwickelt wird:<br />

»Der PKMS ist nur bei den Patienten zu dokumentieren,<br />

die NICHT intensivmedizinisch versorgt werden.« Hierzu<br />

müsste der Begriff »intensivmedizinisch versorgt« geklärt<br />

werden. Eine Aufgabe, auf deren Erledigung durch die<br />

Selbstverwaltung die Akteure im Gesundheitswesen noch<br />

warten. Diese Regelung hätte den Charme, dass damit<br />

auch klargestellt werden kann, unter welchen Voraussetzungen<br />

Beatmungsstunden bzw. intensivmedizinische<br />

Komplexbehandlungen außerhalb von Intensivstationen<br />

im engeren Sinn dokumentiert werden können, da zur<br />

Abrechnung dieser Kodes die kontrovers diskutierte Formulierung<br />

»intensivmedizinische Versorgung« Voraussetzung<br />

ist. Somit könnten als Begleiteffekt Patienten auf<br />

beispielsweise Intermediate-Care-Stationen differenzierter<br />

bewertet werden.<br />

Wann soll, muss dokumentiert werden?<br />

Im weiteren Verlauf findet sich unter den Hinweisen<br />

zur Pflegedokumentation zur Vermeidung eines unnötigen<br />

Dokumentationsaufwandes folgender Satz: »Ist bei<br />

einem Patienten bereits absehbar, dass er trotz des Zutreffens<br />

eines oder mehrerer Leistungsmerkmale nicht eine<br />

entsprechende Anzahl von Tagen (z.B. bei 4 Leistungsmerkmalen<br />

an weniger als 4 Tagen) in der Klinik verweilt,<br />

um die Mindestpunktzahl <strong>für</strong> den OPS-Kode zu erreichen,<br />

so ist keine Dokumentation im Sinne des PKMS durchzuführen.«<br />

Auch dieser Hinweis ist kritisch zu bewerten. Zum<br />

einen handelt es sich um keine Empfehlung, sondern um<br />

eine Anweisung. Im Umkehrschluss muss also bei jedem<br />

Patienten bei jedem Aufenthalt bereits bei Aufnahme<br />

dokumentiert werden, dass hier ein entsprechender Aufwand<br />

entstehen wird. Problematisch ist dies zum einen bei<br />

Fallzusammenführungen. Hier müssen laut Fallpauschalenverordnung<br />

(FPV) die Einzelaufenthalte zusammengeführt<br />

werden, wobei die in den unterschiedlichen Aufenthalten<br />

erbrachten Leistungen kumulativ zu erfassen sind.<br />

Andererseits ist nach OPS bei einem kurzen Aufenthalt die<br />

Erfassung des Kodes untersagt. Hier droht ebenfalls Streit<br />

über die Berücksichtigung der Kodes bei jedem Aufenthalt.<br />

Ebenso können unvorhergesehene Komplikationen auftreten,<br />

die den Aufenthalt über das ursprünglich vorgesehene<br />

Maß hinaus verlängern. Kann, soll, darf der PKMS dann<br />

angewendet werden? Zumal der Begriff Aufenthalt nicht<br />

definiert wird. Handelt es sich um den Komplettaufenthalt<br />

oder um die einzelnen Aufenthalte bei einem zusammengeführten<br />

Fall? Wie soll in der Praxis in solchen Fällen –<br />

ungeachtet der eben skizzierten abrechnungstechnischen<br />

Sicht – eine rückwirkende Dokumentation der ersten Tage<br />

durchgeführt werden? Hier muss aus praktikablen Gründen<br />

eine Regelung gefunden werden. Ein erster Schritt hierzu<br />

134 Forum der Medizin_Dokumentation und Medizin_Informatik 4/2010<br />

wäre die Ersetzung des Satzteiles »so ist keine Dokumentation<br />

im Sinne des PKMS durchzuführen« durch den Satzteil<br />

»kann eine Dokumentation unterbleiben«. Damit ist es<br />

dem Krankenhaus vorbehalten, ob es bei jedem Patienten<br />

die Dokumentation gemäß PKMS durchführt, um im Falle<br />

eines längeren Aufenthaltes oder einer Fallzusammenlegung<br />

die entsprechenden Erlöse zu generieren oder ob es<br />

dies zur Vermeidung der mit der Dokumentation verbundenen<br />

Kosten unterlässt.<br />

Wie muss dokumentiert werden?<br />

Die vom DPR und der Industrie veröffentlichten Dokumentationshilfen<br />

erwecken den Anschein, dass mit dem<br />

Ankreuzen der entsprechenden Felder und Checkboxen die<br />

erforderliche Dokumentation <strong>für</strong> die Abrechnungsprüfung<br />

erledigt sei. Aus eigenen Erfahrungen und aus Gesprächen<br />

mit Prüfern des MDK ist die DGfM der Ansicht, dass die<br />

Formblätter nur als Unterstützung dienen können und die<br />

deskriptive Beschreibung der Pflegemaßnahmen und der<br />

Pflegegründe nicht ersetzen kann.<br />

So gibt es schon derzeit viele Beispiele in den Kliniken,<br />

bei denen zur Dokumentationsvereinfachung auf entsprechende<br />

vorgefertigte Formulare zum Ankreuzen zurückgegriffen<br />

wird. Zu Abrechnungszwecken wird aber immer<br />

eine entsprechende Beschreibung der durchgeführten<br />

Maßnahmen verlangt. Als Beispiele seien hier die Maßnahmen<br />

zur Wundversorgung oder zur Dekubitusbehandlung<br />

genannt.<br />

Es ist nach den bisher gemachten Erfahrungen nicht<br />

vorstellbar, dass z.B. zur Erfüllung des Grundes G1<br />

Abwehr/Widerstände bei der Körperpflege das entsprechende<br />

Kennzeichen (Setzt [Mobilisierungs-]Maßnahmen<br />

bei der Körperpflege Widerstände entgegen; schreit,<br />

schlägt, beschimpft das Pflegepersonal bei der Ganzkörperwaschung,<br />

lehnt die Körperpflege verbal/nonverbal<br />

ab) nur durch das Ankreuzen eines entsprechenden<br />

Feldes ausreicht. Hier wird sicherlich in der Rechnungsprüfung<br />

eine etwas detailliertere Beschreibung gefordert<br />

werden. Ebenso wird die Darstellung des Kennzeichens<br />

zum unbekannten Ablauf der Körperpflege (Unfähigkeit,<br />

die Körperpflege selbstständig und strukturiert durchzuführen;<br />

Gebrauchsgegenstände der Körperpflege können<br />

nicht adäquat eingesetzt werden, fehlende Eigeninitiative,<br />

die Körperpflege durchzuführen) nicht mit einem einzigen<br />

Kreuz auf dem Dokumentationsbogen erschöpfend<br />

möglich sein.<br />

All dies mag <strong>für</strong> die Durchführung der hochaufwendigen<br />

Pflege im Krankenhausalltag durchaus genügen und<br />

wird auch hier den entsprechenden Fortschritt bringen.<br />

Um allerdings daraus auch Erlöse zu erzielen, wird ein<br />

zusätzlicher Mehraufwand nötig sein.


Wer darf kodieren?<br />

Ein weiterer – aus Sicht der Abrechnung – kritisch<br />

zu betrachtender Punkt ist die Mindestqualifikation zur<br />

Erbringung des Kodes. So kann der Kode nur bei Erbringung<br />

der Leistung durch examiniertes Pflegepersonal<br />

oder unter deren Verantwortung erbracht werden. Damit<br />

muss jede Leistung in der Dokumentation einer bestimmten<br />

Pflegekraft zugeordnet werden. Zur Vermeidung von<br />

Abrechnungsstreitigkeiten im Zusammenhang mit dem<br />

nicht definierten Begriff »unter deren Verantwortung«<br />

sollten die Handzeichen in den entsprechenden Bögen<br />

nur von examiniertem Pflegepersonal vorgenommen werden.<br />

Wenn die Maßnahmen unter deren Verantwortung<br />

durchgeführt werden, dann ist dies auch sachgerecht. Zu<br />

beachten ist dabei, dass zur Erbringung von Leistungen<br />

bei Patienten unter 18 Jahren die Qualifikation »Gesundheits-<br />

und Kinderkrankenpfleger/-innen« Voraussetzung<br />

ist. Insbesondere in operativen Fächern, die auch jüngere<br />

Patienten behandeln, dürfte hier ein Problem seitens der<br />

Stellenbesetzung bestehen.<br />

Wie lange darf kodiert werden?<br />

Ein weiteres Problem aus der Thematik der Komplexbehandlungen<br />

soll hier ebenfalls nicht unerwähnt bleiben.<br />

Bei Patienten, bei denen Komplexbehandlungen zur<br />

Abrechnung kommen, stellt sich regelhaft in der Rechnungsprüfung<br />

die Frage nach der medizinischen stationären<br />

Behandlungsnotwendigkeit. Sofern die stationäre<br />

Behandlungsnotwendigkeit negiert wird, entfällt damit<br />

auch die Grundlage <strong>für</strong> die Erbringung der entsprechenden<br />

Leistung. Die Erfahrungen mit der geriatrischen Frührehabilitation,<br />

der palliativmedizinischen Komplexbehandlung<br />

und der Dauer der Komplexbehandlung des Schlaganfalles<br />

mögen hier als Beispiele genügen. Wenn nun bei einem<br />

Fall nur die hochaufwendige Pflege als Maßnahme im Vordergrund<br />

steht, dann ist zu erwarten, dass auch vom MDK<br />

auf die Pflege Bezug genommen wird und demzufolge die<br />

Unterbringung in einem Pflegeheim als medizinisch ausreichend<br />

angesehen wird. Zumindest ab dem Zeitpunkt,<br />

ab dem der PKMS erlöswirksam werden würde. Ergo ist<br />

zusätzlich zur Dokumentation des PKMS und der darin enthaltenen<br />

Gründe eine tagesbezogene Begründung der stationären<br />

Behandlungsnotwendigkeit ungeachtet der Verweildauergrenzen<br />

im Fallpauschalenkatalog erforderlich.<br />

Wie wird die Kodierung überprüft?<br />

Wenn nun alle Klippen der Behandlung und Dokumentation<br />

gemeistert werden, dann steht am Schluss<br />

die Prüfung der ordnungsgemäßen Abrechnung nach<br />

§ 275 SGB V durch den MDK und andere Prüfinstanzen<br />

(PKV, SMD, BG etc.) an. Leider sind Vor-Ort-Prüfungen<br />

in Deutschland nicht überall die Regel. So muss berücksichtigt<br />

werden, dass bei der Rechnungsprüfung die<br />

Dokumentationen zum PKMS aufwendig kopiert und verschickt<br />

werden müssen. Dabei ist bereits bei der Erstellung<br />

der Vordrucke die Kopierfähigkeit zu überprüfen. So<br />

ist ein DIN-A3-Bogen unpraktisch, wenn die vorhandenen<br />

Kopiergeräte nur DIN-A4-Formate verarbeiten können.<br />

Ebenso ist zu berücksichtigen, dass im Original farbliche<br />

Differenzierungen in einer Schwarz-Weiß-Kopie nicht<br />

mehr verwendbar sind. Als Alternative zu den Problemen<br />

der papiergebundenen Dokumentation ist die Etablierung<br />

einer EDV-gestützten zu überlegen. Ein Grundproblem bei<br />

der Einführung des PKMS und der dazugehörigen Dokumentation<br />

– egal in welcher Form – ist, dass derzeit nicht<br />

vorhergesagt werden kann, ob und wie sich die Investitionen<br />

refinanzieren, da die damit verbundenen Erlöse nicht<br />

bekannt sind. Es ist zudem zu erwarten, dass auch hier ein<br />

Phänomen auftritt, was aus anderen Komplexbehandlungen<br />

bekannt ist. Je besser die Dokumentation, desto höher<br />

werden die Anforderungen durch die Rechnungsprüfungen.<br />

Ein Umstand, der bei der ursprünglichen Kalkulation<br />

noch nicht berücksichtigt werden konnte, da ja hier keine<br />

»MDK-feste« Kodierung durchgeführt werden musste. Dieses<br />

Phänomen führt derzeit dazu, dass sich etliche Kliniken<br />

wieder aus der Abrechnung der Schlaganfallkomplexpauschale<br />

verabschieden, da der mit den sukzessiv gewachsenen<br />

Dokumentationsanforderungen gestiegene Aufwand<br />

die erzielbaren Erlöse übersteigt.<br />

Zum Schluss darf darauf hingewiesen werden, dass<br />

auch die Initiatoren des Kodes bemerkt haben, dass die<br />

Etablierung des Kodes aufgrund der Komplexität des PKMS<br />

kein leichtes Unterfangen ist. So werden jetzt (u.a. von<br />

der Leiterin der Arbeitsgruppe zur Entwicklung des PKMS<br />

und OPS 9-20 im Auftrag des DPR und vom DPR selbst)<br />

Schulungen angeboten, bei denen Personen der Umgang<br />

mit dem PKMS nahegebracht wird. Allein <strong>für</strong> diesen Zweck<br />

(korrekte Dokumentation und Kodierung des OPS 9-20 und<br />

des PKMS) wird ein Schulungsaufwand von bis zu drei<br />

Tagen <strong>für</strong> erforderlich gehalten.<br />

Wie geht es weiter?<br />

Auch der DPR hat in vielen Gesprächen mittlerweile<br />

erfahren, dass der PKMS in der jetzigen Form wohl so nicht<br />

alltagstauglich ist. Der PKMS müsse dringend überarbeitet<br />

werden, so Frau Dipl. Med.-Inf. Anke Wittrich vom DPR auf<br />

dem Herbstymposium der DGfM in Frankfurt Anfang Oktober<br />

2010, da die Eingruppierung nicht einfach und außerdem<br />

der Dokumentationsaufwand zu groß sei. Dementsprechend<br />

sei auch der Schulungsaufwand zu hoch. »Oder<br />

Forum der Medizin_Dokumentation und Medizin_Informatik 4/2010 135<br />

Schwerpunkt<br />

<strong>Medizincontrolling</strong>


Schwerpunkt<br />

<strong>Medizincontrolling</strong><br />

Dr. med. Ulf Dennler<br />

Geschäftsbereichsleiter<br />

Universitätsklinikum<br />

Jena, Geschäftsbereich<br />

<strong>Medizincontrolling</strong>;<br />

Vorstandsmitglied im<br />

DGfM<br />

E­Mail: ulf.dennler@<br />

medizincontroller.de<br />

muss man komplett neu umdenken?«, war ihre abschließende<br />

Frage an das Publikum. Unter den Initiatoren des<br />

Kodes scheint jedenfalls ein Diskussionsprozess zur Weiterentwicklung<br />

in Gang gekommen zu sein, bei dem auch<br />

die Alltagstauglichkeit des Instruments ein wesentlicher<br />

Bestandteil ist.<br />

Diskussion<br />

Die Einführung des Instruments zur Abbildung der<br />

hochaufwendigen Pflege mittels OPS 9-20 und PKMS ist<br />

unbestritten ein anerkennenswertes Anliegen der Pflegeberufe.<br />

Es muss aber die Frage erlaubt sein, ob hier nicht<br />

das Kind mit dem Bade ausgeschüttet wurde. Bei der Etablierung<br />

des PKMS wurde ein sehr komplexes Instrument<br />

geschaffen, das im praktischen Alltag zu einer deutlichen<br />

Mehrbelastung in der Dokumentation führen wird. Ob die<br />

erzielbaren Erlöse die damit verbundenen Kosten übersteigen,<br />

kann derzeit noch nicht abgesehen werden.<br />

Der DPR selbst empfiehlt auf gezielte Nachfrage,<br />

sich mit der Materie PKMS inhaltlich auseinanderzusetzen.<br />

Andererseits rät er bei der Frage »Investition in<br />

Klären Kodierrichtlinien alles? Jährlich werden zwischen<br />

10 und 11 Prozent der Krankenhausabrechnungen<br />

im Auftrag der Kostenträger durch den<br />

Medizinischen Dienst der Krankenversicherungen (MDK)<br />

überprüft. Fast 70 Prozent der Prüfungen stellen nachträglich<br />

die Notwendigkeit oder die wirtschaftliche Erbringung<br />

der medizinisch-pflegerischen Leistungen im Krankenhaus<br />

in Frage. Jede dritte Prüfung hingegen wird eingeleitet,<br />

um festzustellen, ob die Hauptdiagnose korrekt festgelegt<br />

wurde, ob die Kodierung von Nebendiagnosen tatsächlich<br />

durch einen dokumentierten Ressourcenverbrauch begründet<br />

sind und ob Prozeduren-Kodes die in der Krankenakte<br />

dargestellten tatsächlichen medizinischen Behandlungsmaßnahmen<br />

abbilden. In einer einfachen Überschlagsrechnung<br />

sind es somit etwa 600.000 Prüfungen zur Feststellung<br />

der korrekten oder fehlerbehafteten Kodierung,<br />

die jährlich durch die Krankenkassen veranlasst werden.<br />

Angesichts der Komplexität der Klassifikationen (Katalogjahr<br />

2010) mit 13.271 systematischen und weiteren<br />

76.135 (!) alphabetischen Diagnoseeinträgen sowie 27.015<br />

systematischen und weiteren 30.950 alphabetischen Prozedurenbezeichnungen<br />

sind Fehler in der Anwendung des<br />

Systems nahezu unvermeidlich.<br />

136 Forum der Medizin_Dokumentation und Medizin_Informatik 4/2010<br />

Software«eher zum Abwarten, da im Bereich des PKMS<br />

umfangreiche Änderungen zu erwarten sind. Diese sollen<br />

in das Vorschlagswesen <strong>2011</strong> einfließen und ab 2012 dann<br />

wirksam werden.<br />

Insofern ist es auch schwierig, Empfehlungen an die<br />

Klinikleitungen abzugeben. Diese befinden sich derzeit in<br />

der Zwickmühle, dass von Seiten der Pflegedienstleitungen<br />

die Einführung des Kodes im jeweiligen Krankenhaus<br />

gefordert wird, um damit das Personal zu finanzieren und<br />

andererseits von Seiten der Abrechnungsabteilungen die<br />

dort Verantwortlichen zum Abwarten raten. Als Erfahrung<br />

aus dem Prozess kann nur jeder interessierten Gruppe<br />

geraten werden, sich bei der Etablierung von neuen Scores<br />

oder Kodes sich nicht nur von fachlichen Erwägungen leiten<br />

zu lassen, sondern auch die Handhabung in der Praxis<br />

unter Berücksichtigung der bekannten Abrechnungsproblematiken<br />

nicht außer Acht zu lassen. Nur so kann der mit<br />

der Einführung eines Kodes verbundene medizinische Fortschritt<br />

auch mit planbaren Erlösen bezahlt werden. Sonst<br />

besteht die große Gefahr, dass die Kliniken auf den Kosten<br />

<strong>für</strong> die Einführung und Durchführung mangels Abrechenbarkeit<br />

sitzen bleiben. n<br />

Korrekte Kodierung im Widerstreit –<br />

wer entscheidet?<br />

Zur Reduzierung von fehlerhaften Kodierungen ist im<br />

Kodierprozess eine strenge Hierarchie dokumentationsrelevanter<br />

Vorschriften zu beachten. Oberste Priorität haben<br />

dabei die speziellen Kodierrichtlinien, gefolgt von den allgemeinen<br />

Kodierrichtlinien. In diesen Kodierrichtlinien ist<br />

zuerst zu prüfen, ob es <strong>für</strong> die Abbildung eines spezifischen<br />

medizinischen Problems eine eindeutige Festlegung gibt.<br />

Ein typisches Beispiel <strong>für</strong> die Widersprüchlichkeit<br />

dieser hierarchischen Entscheidungsabfolge ist die<br />

Kodierrichtlinie:<br />

n■<br />

1107a Dehydratation bei Gastroenteritis<br />

Bei stationärer Aufnahme zur Behandlung einer<br />

Gastroenteritis mit Dehydratation wird die Gastroenteritis<br />

als Hauptdiagnose und »Dehydratation” (E86<br />

Volumenmangel) als Nebendiagnose angegeben.<br />

Dabei stehen die ersten beiden Ziffern des Index »1107a«<br />

<strong>für</strong> das 11. Kapitel der Speziellen Kodierrichtlinien »Krankheiten<br />

des Verdauungssystems«, die dritte und die vierte<br />

Ziffer verweisen auf den 7. Abschnitt innerhalb des Kapitels<br />

und der abschließende Buchstabe bezieht sich auf<br />

das Veröffentlichungs- bzw. Aktualisierungsjahr der<br />

Kodierrichtlinie.


Unter Beachtung der Allgemeinen Kodierrichtlinien zur<br />

Festlegung der Hauptdiagnose könnte man bei Vernachlässigung<br />

der speziellen Kodierrichtlinie argumentieren,<br />

dass der Volumenmangel mit der Gefahr der Kreislaufinsuffizienz<br />

und des konsekutiven Organversagens die Diagnose<br />

ist, die den Krankenhausaufenthalt veranlasst hat, oder<br />

zumindest den höheren Ressourcenverbrauch bei Einbeziehung<br />

der Verweildauer in die Kalkulation begründet.<br />

Während im vorangestellten Beispiel die Entscheidung<br />

über die korrekte Kodierung bei Einbeziehung aller relevanten<br />

Informationen mit hoher Sicherheit getroffen werden<br />

kann, treten in der täglichen klinischen Praxis regelhaft<br />

Fälle auf, bei denen eine unzweifelhafte Festlegung<br />

der korrekten Kodierung nahezu ausgeschlossen scheint.<br />

Nehmen wir an, ein Patient wird wegen einer tiefen Beinvenenthrombose<br />

stationär aufgenommen und erleidet am<br />

zweiten Tag des stationären Aufenthaltes eine Lungenembolie.<br />

Im Rahmen der antikoagulativen Therapie tritt eine<br />

gastrointestinale Blutung auf, die auf ein operables Kolonkarzinom<br />

zurückzuführen ist. Das Kolonkarzinom wird mit<br />

kurativer Intention reseziert. Die medizinisch begründete<br />

und unstrittige Verweildauer beträgt 33 Tage.<br />

Je nach als relevant erachteter Kodierrichtlinie sind<br />

sowohl Argumente <strong>für</strong> die Thrombose als auch Argumente<br />

<strong>für</strong> das Karzinom als Hauptdiagnose zu finden (Thrombose<br />

als die den Krankenhausaufenthalt veranlassende<br />

Erkrankung versus Thrombose als Symptom eines paraneoplastischen<br />

Syndroms bei Karzinom als zugrunde liegende<br />

Erkrankung).<br />

Im Ergebnis der differenten Bewertung resultieren zwei<br />

unterschiedliche DRGs mit einer Erlösdifferenz von ungefähr<br />

1.400 Euro bei medizinisch identischer Behandlung:<br />

n ■ Thrombose/Lungenembolie: 901B Ausgedehnte OR-<br />

Prozedur ohne Bezug zur Hauptdiagnose ohne komplizierende<br />

Konstellation, ohne Strahlentherapie, ohne<br />

endovaskuläre Implantation von Stent-Prothesen an<br />

der Aorta, mit komplexer OR-Prozedur 3,502<br />

n ■ Kolonkarzinom: G18B Eingriffe an Dünn- und Dickdarm<br />

außer bei angeborener Fehlbildung oder Alter<br />

> 1 Jahr, ohne hochkomplexen Eingriff, ohne komplizierende<br />

Diagnose, mit komplexem Eingriff (CW rel)<br />

RG: 2,521 bzw. inklusive Zuschläge 3,060 (DRG-Katalog<br />

2010; Grouper: http://www.clinical-coding.eu/)<br />

Während in diesem Beispiel der MDK mit großer Wahrscheinlichkeit<br />

von einem paraneoplastischen Syndrom ausgehen<br />

dürfte, wird in den sozialmedizinischen Stellungnahmen<br />

von Vertretern des MDK in ähnlichen Fällen die<br />

Thrombose dann als eigenständige, den Krankenhausaufenthalt<br />

veranlassende Erkrankung bemüht, wenn sich das<br />

resultierende Relativgewicht des Falls durch die Änderung<br />

reduzieren lässt.<br />

ICD-Kode ICD-* ICD-! ICD-Text<br />

A18.5 H22.0* Tuberkulöse Iridozyklitis<br />

A50.3 H22.0* Konnatale spätsyphilitische Iridozyklitis<br />

A51.4 H22.0* Iridozyklitis bei sekundärer Syphilis<br />

A51.4 H22.0* Sekundäre syphilitische Iridozyklitis<br />

A51.4 H22.0* Syphilitische Iridozyklitis<br />

A54.3 H22.0* Gonorrhoische Iridozyklitis<br />

A54.3 H22.0* Iridozyklitis durch Gonokokken<br />

B00.5 H22.0* Herpetische Iridozyklitis<br />

B00.5 H22.0* Iridozyklitis durch Herpesviren<br />

B02.3 H22.0* Iridozyklitis bei Herpes zoster<br />

B02.3 H22.0* Iridozyklitis bei Zoster<br />

B89 H22.0* Iridozyklitis bei parasitärer Krankheit a.n.k.<br />

B99 H22.0* Iridozyklitis bei Infektionskrankheit a.n.k.<br />

D86.8 H22.1* Iridozyklitis bei Sarkoidose<br />

H20.0 Akute und subakute Iridozyklitis<br />

H20.0 Akute Iridozyklitis<br />

H20.0 Allergische Iridozyklitis<br />

H20.0 Endogene Iridozyklitis<br />

H20.0 Iridozyklitis bei Hypopyon<br />

H20.0 Nichtgranulomatöse Iridozyklitis<br />

H20.0 Rezidivierende Iridozyklitis<br />

H20.0 Subakute Iridozyklitis<br />

H20.1 Chronische Iridozyklitis<br />

H20.1 Granulomatöse Iridozyklitis<br />

H20.2 Phakogene Iridozyklitis<br />

H20.2 Iridozyklitis mit Linseninduration<br />

H20.8 Sonstige Iridozyklitis<br />

H20.9 Iridozyklitis, nicht näher bezeichnet<br />

Eine weitere Schwierigkeit bei der Auswahl der richtigen<br />

Kodierung liegt im hierarchischen Aufbau der Klassifikationssysteme<br />

begründet. Zwar schreiben die Hinweise zur<br />

Nutzung der Klassifikationen in Anlehnung an WHO-Empfehlungen<br />

vor, dass zunächst der Begriff möglichst genau<br />

im alphabetischen Verzeichnis gesucht werden soll, dann<br />

aber im systematischen Verzeichnis die korrekte Einordnung<br />

des ausgewählten Kodes in der Hierarchie verifiziert<br />

werden muss.<br />

Allein der Suchbegriff »Iridozyklitis« führt in eine Liste<br />

mit 35 Einträgen mit 20 Hauptdiagnosevarianten in 4 MDC<br />

(s. Tab. 1).<br />

Forum der Medizin_Dokumentation und Medizin_Informatik 4/2010 137<br />

Schwerpunkt<br />

<strong>Medizincontrolling</strong><br />

H20.9 Iridozyklitis<br />

H22.0<br />

Iridozyklitis bei anderenorts klassifizierten infektiösen und<br />

parasitären Krankheiten<br />

H22.1 Iridozyklitis bei sonstigen anderenorts klassifizierten Krankheiten<br />

H26.2 Katarakt mit chronischer Iridozyklitis<br />

H40.4 Glaukom bei Iridozyklitis<br />

H44.1 Sympathische Iridozyklitis<br />

M45.09 H22.1* Iridozyklitis bei Spondylitis ankylopoetica<br />

Tab. 1:<br />

ICD­Kodes zum<br />

Suchbegriff<br />

»Iridozyklitis« mit<br />

Einbeziehung der<br />

Kreuz­Stern­Systematik


Schwerpunkt<br />

<strong>Medizincontrolling</strong><br />

Kommerzielle Kodierungsbrowser sind in der Regel nicht<br />

in der Lage, komplexe Suchalgorithmen mit einer Auflistung<br />

aller möglichen Kodierungsvarianten und der Option<br />

zur schrittweisen intuitiven hierarchischen Eingrenzung zu<br />

unterstützen.<br />

Sowohl durch den Medizinischen Dienst der Krankenversicherungen<br />

als auch durch die <strong>Deutsche</strong> <strong>Gesellschaft</strong><br />

<strong>für</strong> <strong>Medizincontrolling</strong> wurden in den vergangenen Jahren<br />

Expertengruppen gebildet, die Empfehlungen zur einheitlichen<br />

Bewertung strittiger Konstellationen erarbeiten.<br />

Die SEG 4 des MDK<br />

Der MDK beschreibt seine Struktur auf der eigenen<br />

Homepage wie folgt:<br />

Föderale Struktur<br />

Die jeweiligen Landesverbände der Betriebs-, Innungs-<br />

und Ortskrankenkassen, die landwirtschaftlichen Krankenkassen<br />

und der Verband der Ersatzkassen haben in<br />

jedem Bundesland gemeinsam die Arbeitsgemeinschaft<br />

»Medizinischer Dienst der Krankenversicherung« gegründet.<br />

Der MDK untersteht der Aufsicht des Sozialministeriums<br />

im jeweiligen Bundesland. Die Rechtsform der MDK<br />

in den östlichen Bundesländern und des MDS ist der eingetragene<br />

Verein, in den westlichen Bundesländern die<br />

einer Körperschaft des öffentlichen Rechts.<br />

MDK-Gemeinschaft<br />

Die regionalen Medizinischen Dienste und der MDS bilden<br />

die MDK-Gemeinschaft und kooperieren fachlich eng<br />

miteinander. Dazu wurden zwei Arten von gemeinsamen<br />

Kompetenz-Einheiten eingerichtet. Sie bündeln die<br />

Fachkompetenz der MDK-Gemeinschaft und fördern den<br />

Arbeits- und Informationsaustausch. Sieben »Sozialmedizinische<br />

Expertengruppen« (SEG) stellen medizinisches<br />

Fachwissen in zentralen Beratungs- und Begutachtungsfeldern<br />

des MDK bereit, z.B. »Pflegeversicherung« oder<br />

»Arzneimittelversorgung«. Die vier Kompetenz-Centren<br />

bündeln spezielles medizinisches Fachwissen und stellen<br />

es MDK-intern sowie den Kranken- und Pflegekassen<br />

zur Verfügung. Darüber hinaus hat der Gesetzgeber<br />

dem MDS die Aufgabe der Koordination der Medizinischen<br />

Dienste übertragen. Besonders die vom MDS initiierten<br />

Begutachtungsanleitungen sowie ein zentrales<br />

Fortbildungsprogramm sichern die bundeseinheitliche<br />

Beratung und Begutachtung durch die Medizinischen<br />

Dienste. (http://www.mdk.de/Gliederung_Organisation.<br />

htm, Stand 12.10.2010)<br />

Für Fragen der Vergütung und Abrechnung wurde die Sozialmedizinische<br />

Expertengruppe 4 gegründet, die sich mit<br />

folgenden Aufgaben auseinandersetzt:<br />

138 Forum der Medizin_Dokumentation und Medizin_Informatik 4/2010<br />

Ambulante Versorgung<br />

n■<br />

Prüfsysteme vertragsärztlicher Abrechnung<br />

n■<br />

Weiterentwicklung von Gebührenordnung/EBM<br />

n■<br />

Leistungs- und Mengensteuerung, Evaluation<br />

n■<br />

Analyse ärztlichen Handelns unter den Bedingungen<br />

pauschalierter Vergütung<br />

Stationäre Versorgung<br />

n■<br />

Definition und laufende Überarbeitung von Aufgreifkriterien<br />

zur DRG-Prüfung<br />

n■<br />

Erarbeitung einheitlicher Anleitungen zur Einzelfallund<br />

Stichprobenprüfung<br />

n■<br />

Erarbeitung eines Qualitätssicherungskonzepts <strong>für</strong><br />

Krankenhausprüfungen<br />

n■<br />

Weiterentwicklung des DRG-Systems (Kodierrichtlinien<br />

etc.)<br />

Schnittstelle Ambulante/Stationäre Versorgung<br />

n■<br />

Beratung/Überprüfung von Entgeltkalkulationen<br />

i. R. von vertraglichen<br />

Vereinbarungen<br />

n■<br />

Fallpauschalen in integrierten Versorgungssystemen<br />

n■<br />

Fallpauschalen in DMP-Programmen<br />

(http://www.mdk.de/media/pdf/SEG_4.pdf;<br />

Stand 12.10.2010)<br />

Von allen genannten Aufgaben sind es vor allem die Kodierempfehlungen,<br />

mit denen die SEG 4 des MDK die Aufmerksamkeit<br />

der Leistungserbringer im Gesundheitswesen<br />

gefunden hat. Die SEG 4 selbst begleitet ihre Kodierempfehlungen<br />

mit folgenden einleitenden Bemerkungen:<br />

Die erste Serie dieser Empfehlungen wurde im Dezember<br />

2005 auf der Homepage der Medizinischen Dienste<br />

(http://www.mdk.de) veröffentlicht. Die Gruppe hat ihren<br />

Empfehlungen die folgenden einleitenden Hinweise<br />

vorangestellt:<br />

»Im G-DRG-Entgeltsystem werden Krankenhausfälle<br />

einer DRG zugeordnet. Es muss daher sichergestellt sein,<br />

dass Krankenhausfälle mit gleichem Leistungsinhalt im<br />

Hinblick auf ihr Krankheits- und Leistungsspektrum auch<br />

bei komplexem Sachverhalt einheitlich verschlüsselt werden.<br />

Eine einheitliche Kodierqualität muss sichergestellt<br />

sein. Verbindliches Regelwerk <strong>für</strong> diese Zielvorgabe sind<br />

die <strong>Deutsche</strong>n Kodierrichtlinien. Die MDK-Gutachter sind<br />

neben den Krankenhausärzten die am meisten betroffenen<br />

Anwender und daher auch entsprechend mit Unklarheiten<br />

und Interpretationsspielräumen bei der Kodierung konfrontiert.<br />

Die Erfahrungen der MDK-Ärzte werden kontinuierlich<br />

in eine länderübergreifende Datenbank mit Kodierempfehlungen<br />

eingebracht, die im Auftrag der Leitenden Ärzte der<br />

Medizinischen Dienste der Krankenversicherung eingerichtet<br />

worden ist. Die Pflege der Datenbank wurde der Sozialmedizinischen<br />

Expertengruppe der MDK-Gemeinschaft »Vergütung<br />

und Abrechnung« (SEG 4) übertragen. Die technische


Abwicklung der Veröffentlichung erfolgt über den Medizinischen<br />

Dienst der Spitzenverbände der Krankenkassen (MDS).<br />

Die Kodierempfehlungen stellen das Ergebnis eines fortlaufenden<br />

Diskussions- und Abstimmungsprozesses innerhalb<br />

der MDK-Gemeinschaft dar. Die Kodierempfehlungen<br />

werden regelmäßig erweitert und aktualisiert. Die vorliegenden<br />

Kodierempfehlungen stellen keine rechtsverbindlichen<br />

Vorgaben dar. Ziel dieser Kodierempfehlungen<br />

ist eine bundesweit einheitliche Kodierung. Die<br />

Veröffentlichung soll die Transparenz bezüglich der<br />

MDK-Begutachtungen fördern und damit mehr Verfahrenssicherheit<br />

<strong>für</strong> Krankenhäuser und Krankenkassen<br />

schaffen.« (http://infomed.mds-ev.de/sindbad_frame.htm;<br />

Stand 12.101.2010)<br />

Aus Sicht der am Prozess der Dokumentation, Kodierung<br />

und Abrechnung beteiligten Mitarbeiter der Kliniken<br />

lösen insbesondere die zwei letzten zitierten Sätze<br />

gemischte Gefühle aus. Weder die Kodierung im Krankenhaus<br />

noch die Begutachtung erfolgt durch »das <strong>Medizincontrolling</strong>«<br />

oder »den MDK«. Für die Qualität stehen<br />

immer die handelnden Personen. Aus Sicht der Kliniken<br />

wird es immer dann unerfreulich, wenn typische Sachverhalte<br />

in Form von Kodierempfehlungen durch die Expertengruppen<br />

der DGfM und den MDK konsentiert wurden,<br />

der einzelne MDK-Gutachter sich dann aber unter Berufung<br />

auf seine ärztliche Gewissensfreiheit nicht an diesen<br />

Konsens gebunden fühlt.<br />

Der FoKA der DGfM<br />

Die <strong>Deutsche</strong> <strong>Gesellschaft</strong> <strong>für</strong> <strong>Medizincontrolling</strong> e.V.,<br />

die im Jahr 2000 gegründet wurde, versteht sich als eine<br />

Interessengemeinschaft der im <strong>Medizincontrolling</strong> tätigen<br />

Ärzte, Pfleger, Kodierer, MD(A)s, Juristen und Betriebswirte.<br />

Sie ist die wissenschaftliche Vertretung der Medizincontroller<br />

in Deutschland. Als im Jahr 2005 die ersten<br />

Kodierempfehlungen des MDK veröffentlicht wurden,<br />

wuchs der Druck auf die Fachgesellschaft, sich mit der<br />

Validität der einzelnen Empfehlungen auseinanderzusetzen.<br />

Nahezu zeitgleich wurden sowohl im Regionalverband<br />

Rhein-Neckar als auch im Regionalverband Mitteldeutschland<br />

Arbeitsgruppen gebildet, die sich inhaltlich mit den<br />

Kodierempfehlungen des MDK auseinandersetzten. Initial<br />

wurden die Bewertungen der KDE im Internet auf den Seiten<br />

von www.medizincontroller.de und www.medinfoweb.de<br />

veröffentlicht. Die Resonanz, die diese Aktivität<br />

fand, leitete die Institutionalisierung unter dem Dach<br />

der DGfM ein. Im Jahr 2006 wurde der »Fachausschuss<br />

<strong>für</strong> ordnungsgemäße Kodierung und Abrechnung (FoKA)«<br />

gegründet. In ihm sind Mitglieder aus allen Regionalverbänden<br />

der DGfM organisiert. Jeweils zwei Mitglieder aus<br />

den Regionalverbänden vertreten die regionalen Positionen<br />

in der Steuergruppe des FoKA. Dazu trifft sich die<br />

Steuergruppe mehrfach pro Jahr, um im Ergebnis die dann<br />

bundesweit konsentierten Positionen abzustimmen und zu<br />

veröffentlichen.<br />

Dabei liegt das Hauptaugenmerk weniger auf der<br />

Entwicklung eigener Kodierempfehlung als vielmehr auf<br />

der Einleitung einer Diskussion und dem fachlichen Austausch<br />

mit anderen Fachverbänden und Expertengruppen.<br />

Schwerpunkt der momentanen Aktivitäten des Fachausschusses<br />

ist die Bewertung und Kommentierung der<br />

Kodierempfehlungen der SEG 4. Dabei werden die dort<br />

veröffentlichten Kodierempfehlungen entweder bestätigt<br />

(Konsens), kommentiert (Konsens mit Kommentar) oder die<br />

unterschiedlichen Meinungen mit entsprechender Argumentation<br />

transparent gemacht (Dissens). Somit stehen<br />

beide Institutionen nicht in Konkurrenz zueinander. Vielmehr<br />

sind sie als Zentren von Kodier- und Abrechnungsexperten<br />

zu sehen, welche durch Austausch ihres Fachwissens<br />

den Horizont des Einzelnen erweitern und das<br />

DRG-System im Gesamten weiter voranbringen.<br />

Der FoKA legt seiner Tätigkeit die Prinzipien der bedingungslosen<br />

Transparenz zu Grunde. Dies beginnt mit der<br />

namentlichen Veröffentlichung aller Mitglieder der FoKA-<br />

Steuergruppe. Für die öffentlich einsehbare Diskussion<br />

während des Prozesses der Bewertung der Kodierempfehlungen<br />

wurde ein Wiki implementiert, in dem jedes<br />

DGfM-Mitglied nach Registrierung Diskussionsbeiträge<br />

beisteuern kann.<br />

In den Steuergruppensitzung wird unter Berücksichtigung<br />

dieser Diskussionsbeiträge jede KDE auf Übereinstimmung<br />

oder Widerspruch zu:<br />

n■<br />

Speziellen Kodierrichtlinien<br />

n■<br />

Allgemeinen Kodierrichtlinien<br />

n■<br />

Alphabetischer und hierarchisch-systematischer<br />

Klassifikation<br />

n■<br />

Inklusiva/Exklusiva/Hinweisen zu terminalen Kodes<br />

oder übergeordneten Klassifikationsclustern (Kapitel<br />

oder Gruppen)<br />

gesucht.<br />

In den Fällen, in denen dieser Algorithmus nicht zur<br />

Lösung der Fragestellung führt, werden ergänzend Recherchen<br />

nach Leitlinien, wissenschaftlichen Definitionen oder<br />

Reviews herangezogen. Als typisches Beispiel dieser Vorgehensweise<br />

kann die KDE 53 angesehen werden:<br />

Problem/Erläuterung<br />

Wann darf T88.4 Misslungene oder schwierige Intubation<br />

als Nebendiagnose kodiert werden?<br />

Kodierempfehlung SEG 4<br />

»Eine Intubation ist erst dann schwierig, wenn die direkte<br />

Forum der Medizin_Dokumentation und Medizin_Informatik 4/2010 139<br />

Schwerpunkt<br />

<strong>Medizincontrolling</strong>


Schwerpunkt<br />

<strong>Medizincontrolling</strong><br />

und vollständige Sicht auf den Kehlkopfeingang trotz optimaler<br />

Beugung des Halses und Streckung des Kopfes, mehrerer<br />

Versuche, Einsatz unterschiedlicher Laryngoskopspatel,<br />

äußeren Drucks auf den Kehlkopfeingang, kompletter<br />

Muskelrelaxierung des Patienten und Hinzuziehen weiterer<br />

erfahrener Anästhesisten nicht erreicht werden kann.« (Larsen,<br />

Anästhesie, 7. Auflage 2003) »Nach dem ASA - Algorithmus<br />

<strong>für</strong> den schwierigen Atemweg wird <strong>für</strong> die Definition<br />

der schwierigen Intubation noch die Anzahl der Intubationsversuche<br />

(> 3 Versuche) und die Dauer <strong>für</strong> das korrekte Einführen<br />

des Endotrachealtubus (> 10 Minuten bei konventioneller<br />

Laryngoskopie) herangezogen.« (Larsen, s. o.)<br />

Zur Beurteilung ist das Narkoseprotokoll (einschließlich<br />

Prämedikationsprotokoll) erforderlich. Das Prämedikationsprotokoll<br />

kann Aufschluss darüber geben, ob die Diagnose<br />

einer schwierigen Intubation bereits anamnestisch<br />

bekannt war oder ob sich im Rahmen der Prämedikation<br />

Hinweise auf eine zu erwartende schwierige Intubation<br />

ergaben. Eine tatsächlich schwierige Intubation muss auf<br />

dem eigentlichen Protokoll über Narkose und Operation<br />

vermerkt und mit Text beschrieben sein.<br />

Es muss ersichtlich sein, welche Maßnahmen zur<br />

Bewältigung des Problems mit welchem Erfolg getroffen<br />

wurden, wie viele Intubationsversuche unternommen wurden,<br />

wie viel Zeit zwischen Narkoseeinleitung und Intubation<br />

vergingen und ob mehrere Ärzte beteiligt waren.<br />

Bei schwierigen Intubationen können technische Hilfsmittel<br />

zur Anwendung kommen, z.B.: Fiberendoskopische<br />

Intubation, Intubation mit der Intubationslarynxmaske,<br />

Intubation mit dem Kombi-Tubus, Verwendung von speziellen<br />

Laryngoskopen, Notfallrohr, Koniotomie.<br />

Kommentar FoKA<br />

Konsens mit Kommentar: Die Kodierempfehlung der SEG-4<br />

beschreibt die Kriterien einer unerwartet schwierigen oder<br />

misslungenen Intubation. Der Kode T88.4 Misslungene<br />

oder schwierige Intubation ist nicht auf die unerwartet<br />

schwierigen Intubationen zu beschränken.<br />

Gemäß den Empfehlungen anästhesiologischer Fachgesellschaften<br />

sind Risiken <strong>für</strong> Intubationsschwierigkeiten<br />

präoperativ zu ermitteln und in begründeten Fällen primär<br />

eine fiberoptische Intubation zur Vermeidung hypoxämischer<br />

Komplikationen durchzuführen. Bei Vorliegen<br />

einer Indikation und Durchführung eines aufwendigen<br />

Intubationsverfahrens ist die Kodierung des Kodes T88.4<br />

gerechtfertigt.<br />

Hinweis: Im Bereich der Geburtshilfe sind die speziellen<br />

geburtshilflichen Komplikationskodes (O29.6, O74.7,<br />

O89.6 ) anzuwenden.<br />

Rückmeldung SEG 4<br />

Kein Anpassungsbedarf<br />

140 Forum der Medizin_Dokumentation und Medizin_Informatik 4/2010<br />

Es gibt weder eine spezielle noch eine allgemeine Kodierrichtlinie<br />

mit Bezug zum Diagnosekode T88.4. Für die<br />

Kodegruppe T80-T88 gibt es zwar einen erklärenden Satz<br />

bezüglich der Nutzung dieser Kodes als Hauptdiagnose,<br />

wobei diese DKR keinen Bezug zum medizinischen Problem<br />

(Nebendiagnose) hat.<br />

Im ICD-Verzeichnis beinhaltet der Kode T88.4 folgende<br />

Einträge:<br />

n■<br />

Misslungene oder schwierige Intubation<br />

n■<br />

Misslungene Intubation<br />

n■<br />

Problem durch Intubation bei Anästhesie<br />

n■<br />

Schwierige Intubation<br />

n■<br />

Versagen der Intubation während der Anästhesie<br />

Erwähnenswert in diesem Zusammenhang ist der<br />

Umstand, dass im Sinne der medizinischen Nomenklatur<br />

eine (schwierige) Intubation keine Diagnose, sondern<br />

ein Behandlungsverfahren ist. Im angloamerikanischen<br />

Sprachraum spricht man folgerichtig vom »difficult airway«,<br />

also dem »schwierigen Atemweg«, der bei Notwendigkeit<br />

der Intubation besondere personelle oder technische<br />

Ressourcen erfordert.<br />

In den Hinweisen wird lediglich auf Besonderheiten der<br />

Kodierung von Komplikationen während der Schwangerschaft,<br />

der Entbindung und im Wochenbett verwiesen.<br />

Folgerichtig zog die SEG 4 Fachliteratur, in dem Fall ein<br />

Standardwerk der Facharztausbildung in der Anästhesiologie<br />

zu Rate. Somit sind Aussagen zur Kodierbarkeit des<br />

Kodes zwar grundsätzlich richtig, sofern auch tatsächlich<br />

das medizinische Problem einer unerwartet schwierigen<br />

Intubation vorliegt. Aktuelle Leitlinien zur Evaluation und<br />

zum Beherrschen des »schwierigen Atemwegs« empfehlen<br />

die primäre fiberoptische Wachintubation zur Vermeidung<br />

einer lebensbedrohlichen Hypoxämie.<br />

Unter Beachtung von Diagnosenthesaurus, Leitlinien<br />

und den zitierten Kriterien einer aufwendigen Intubation<br />

wird somit deutlich, dass die SEG 4 zwar das Teilproblem<br />

der unerwartet schwierigen Intubation umfassend<br />

beschrieben hat, darüber hinaus die Kodierung aber auch<br />

dann angezeigt ist, wenn nach Risikoevaluation in begründeten<br />

Fällen eine primäre fiberoptische Intubation durchgeführt<br />

wird.<br />

Ausblick<br />

Solange Kliniken ihre Leistung mit einem überaus<br />

komplexen System von Diagnosen und Prozeduren abbilden<br />

und Interpretationsspielräume bei der Auswahl der<br />

Kodes zu Erlösunterschieden von drei- bis vierstelligen<br />

Eurobeträgen führen, wird es im Widerstreit von Kostenträgern<br />

und Leistungserbringern die Notwendigkeit zu<br />

Schlichtungen und Klarstellungen geben. n


Controlling in der Klinischen Forschung<br />

Mit Inkrafttreten der 12. AMG-Novelle und der<br />

dazugehörigen GCP-Verordnung im August 2004<br />

gelten <strong>für</strong> wissenschaftsinitiierte Klinische Prüfungen<br />

die gleichen gesetzlichen Rahmenbedingungen wie<br />

<strong>für</strong> kommerzielle Klinische Prüfungen der pharmazeutischen<br />

Industrie [1]. Die Kostenstruktur ist somit weitgehend<br />

unabhängig davon, ob der jeweilige Sponsor dem<br />

akademischen oder industriellen Bereich zuzurechnen ist.<br />

Neben kommerziellen, von der pharmazeutischen Industrie<br />

initiierten, Klinischen Prüfungen bilden nichtkommerzielle<br />

wissenschaftsinitiierte Klinische Prüfungen die zweite<br />

Säule in der Erforschung von Arzneimittelwirkungen [2].<br />

Im Gegensatz zu kommerziell ausgerichteten Klinischen<br />

Prüfungen, die primär der Neuzulassung von Arzneimittel<br />

dienen, ist die Zielsetzung wissenschaftsinitiierter Prüfungen<br />

breiter und kann von der Verbesserung eines gesamten<br />

therapeutischen Konzeptes bis hin zur klassischen<br />

Klinischen Prüfung von Arzneimitteln reichen. Kommerzielle<br />

und wissenschaftsinitiierte Klinische Prüfungen sind<br />

somit nicht beliebig substituierbar, sondern ergänzen sich<br />

in ihren unterschiedlichen Aufgabenspektren.<br />

Finanzielle Ausstattung<br />

Die Planung, Durchführung und Analyse Klinischer<br />

Prüfungen ist direkt und indirekt mit dem Verbrauch verschiedenster<br />

Ressourcen wie beispielsweise Arbeitskraft,<br />

Medikation und IT-Infrastruktur verbunden. Aus betriebswirtschaftlicher<br />

Sicht stellt der bewertete sachzielbezogene<br />

Verbrauch von Ressourcen Kosten dar [3]. Die Deckung der<br />

in einer Klinischen Prüfung anfallenden Kosten erfordert<br />

somit die Bereitstellung geeigneter finanzieller Mittel in<br />

ausreichender Höhe. Die Bereitstellung bzw. Beschaffung<br />

der erforderlichen finanziellen Mittel, also die Finanzierung<br />

von Klinischen Prüfungen, ist als notwendige Nebenbedingung<br />

bei der Planung von Klinischen Prüfungen anzusehen.<br />

Gesetzlich kodifiziert ist dies in der Sponsor-Definition<br />

des Arzneimittelgesetzes (AMG): »Sponsor ist eine natürliche<br />

oder juristische Person, die die Verantwortung <strong>für</strong><br />

die Veranlassung, Organisation und Finanzierung einer<br />

Klinischen Prüfung bei Menschen übernimmt.« [4] Die<br />

Integration von Kosten- und Finanzierungsaspekten wissenschaftsinitiierter<br />

Klinischer Prüfungen in ein einheitliches<br />

Informations- und Koordinationssystem kann mittels<br />

eines institutionalisierten Controlling erfolgen. Neben den<br />

geschilderten Kosten- und Finanzierungsgesichtspunkten<br />

können in diesem alle weiteren relevanten betriebswirtschaftlichen<br />

Aspekte behandelt werden.<br />

Aspekte eines institutionalisierten<br />

Controlling-Systems<br />

Sowohl in der Praxis als auch in der Wissenschaft existiert<br />

keine grundlegende Übereinstimmung über Wesen<br />

und Abgrenzung des Controlling-Begriffs. Die Funktion<br />

des Controlling wird in der Literatur vorherrschend aus<br />

einer informationsorientierten, koordinationsorientierten<br />

oder rationalitätssichernden Sicht beschrieben [5]. Dabei<br />

ist zu beachten, dass sich das Controlling in einem betrieblichen<br />

marktorientierten Unternehmensumfeld herausgebildet<br />

hat. In Hinblick auf wissenschaftsinitiierte Klinische<br />

Prüfungen, die eher in einem akademischen, marktfernen<br />

Kontext stattfinden, sind daher besondere Aspekte<br />

zu berücksichtigen. Das primäre Ziel wissenschaftsinitiierter<br />

Prüfungen ist nicht betriebswirtschaftlicher Natur,<br />

sondern besteht in der Gewinnung wissenschaftlicher<br />

und medizinischer Erkenntnisse unter der Berücksichtigung<br />

ethischer Anforderungen [6]. Betriebswirtschaftliche<br />

Gesichtspunkte, wie beispielsweise Kosten- und Finanzierungsaspekte,<br />

stellen jedoch notwendige Rahmenbedingungen<br />

dar, von denen eine erfolgreiche Studiendurchführung<br />

abhängt. In wissenschaftsinitiierten Klinischen<br />

Prüfungen existieren somit eine medizinische und eine<br />

betriebswirtschaftliche Dimension, die zwar einander<br />

bedingen, jedoch auf voneinander abweichenden Prämissen<br />

und Zielvorstellungen beruhen. Obwohl die dargestellten<br />

funktionalen Controlling-Sichtweisen grundsätzlich<br />

auch auf die medizinische Dimension übertragbar<br />

sind, besitzt eine derartige Ausweitung zu wenig Trennschärfe.<br />

Eine solche Ausdehnung ist insbesondere daher<br />

abzulehnen, weil das im medizinischen Bereich potenziell<br />

zu identifizierende Aufgabenspektrum dem originären<br />

wissenschaftlichen Kern einer Klinischen Prüfung zuzuordnen<br />

ist. Im Kontext wissenschaftsinitiierter Klinischer<br />

Prüfungen bezieht sich Controlling somit alleine auf die<br />

mit solchen Prüfungen verbundenen betriebswirtschaftlichen<br />

Fragestellungen.<br />

Kostenplanung<br />

Als besonders bedeutend sind dabei Aspekte der<br />

Kostenplanung und Finanzierung hervorzuheben. Im<br />

Mittelpunkt beider Bereiche steht die Generierung und<br />

Interpretation von betriebswirtschaftlichen Daten. Das<br />

Controlling in wissenschaftsinitiierten Klinischen Prüfungen<br />

umfasst diese Aufgabengebiete und kann um die<br />

Gewinnung, Verarbeitung und Aufbereitung weiterer<br />

Forum der Medizin_Dokumentation und Medizin_Informatik 4/2010 141<br />

Schwerpunkt<br />

<strong>Medizincontrolling</strong><br />

Dr. Uwe Kehrel<br />

Akademischer Rat<br />

Institut <strong>für</strong> betriebswirt­<br />

schaftlichesManage­ ment im Fachbereich<br />

Chemie und Pharmazie,<br />

Westfälische Wilhelms­<br />

Universität Münster<br />

E­Mail: ukehr_01@uni­<br />

muenster.de<br />

Stefan Müller­Mielitz<br />

Dipl.­Volkswirt<br />

Institut <strong>für</strong> effiziente<br />

klinische Forschung<br />

(IEKF), Münster<br />

E­Mail: smm@iekf.de


Schwerpunkt<br />

<strong>Medizincontrolling</strong><br />

quantitativer, nichtmonetärer sowie qualitativer Informationen<br />

ergänzt werden. Denkbar sind hier vor allem<br />

zusätzlich zu berücksichtigende organisatorische Fragestellungen<br />

und Projektmanagementaufgaben [7]. Wenn<br />

in einer Institution nicht nur einmalig, sondern regelmäßig<br />

Klinische Prüfungen durchgeführt werden, sind ferner<br />

prozessuale Gesichtspunkte von besonderer Bedeutung.<br />

Controlling kann in diesem Zusammenhang ergänzend<br />

auch als ein sich selbst steuernder kybernetischer Prozess,<br />

der aus den drei Komponenten Planung, Realisation<br />

und Kontrolle besteht, verstanden werden [8]. In diesem<br />

Fall bietet sich eine Anpassung des kybernetischen Prozesses<br />

an die Planungs-, Durchführungs- und Analysephasen<br />

Klinischer Prüfungen an. Das primäre Ziel des<br />

Controllings besteht in der Sicherstellung der betriebswirtschaftlichen<br />

Durchführbarkeit wissenschaftsinitiierter<br />

Klinischer Prüfungen.<br />

Institutionelle Aspekte<br />

Die Aspekte des Controlling können nach institutionalisierten,<br />

funktionalen und instrumentellen Gesichtspunkten<br />

unterschieden werden [9]. Bei den institutionalisierten<br />

Aspekten stehen aufbauorganisatorische Fragestellungen<br />

im Zentrum des Interesses. Bildet üblicherweise das Rechnungswesen<br />

die Grundlage <strong>für</strong> die organisatorische Positionierung<br />

des Controlling, so kann im Rahmen wissenschaftsinitiierter<br />

Klinischer Prüfungen aufgrund evtl. nicht<br />

genügend ausgebauter betriebswirtschaftlicher Strukturen<br />

nicht automatisch von einem derartigen Aufbau ausgegangen<br />

werden [10]. Es ist denkbar, dass in den akademischen<br />

Einrichtungen, die wissenschaftsinitiierte Prüfungen<br />

durchführen, kein oder nur ein unzureichendes<br />

Rechnungswesen existiert. Für die Implementierung eines<br />

Controlling besteht in diesem Fall keine Bezugsbasis, an<br />

die angeknüpft werden könnte. Im Mittelpunkt der funktionalen<br />

Perspektive stehen die vom Controlling zu verrichtenden<br />

Aufgaben. Diese können hier im Wesentlichen<br />

durch eine Informationsversorgungsfunktion beschrieben<br />

werden, die sich auf betriebswirtschaftliche Aspekte im<br />

Allgemeinen sowie Kosten- und Finanzierungsaspekte im<br />

Speziellen erstreckt. Im Rahmen wissenschaftsinitiierter<br />

Klinischer Prüfungen ist diese Informationsversorgungsfunktion<br />

allerdings in einem weiteren Sinne zu sehen, als<br />

dies in privatwirtschaftlich organisierten Unternehmen der<br />

Fall ist. So ist zu vermuten, dass die betriebswirtschaftliche<br />

Kompetenz in den akademischen Einrichtungen im Allgemeinen<br />

hauptsächlich dem Controlling-Bereich zuzuordnen<br />

ist. Trifft dies zu, ist keine scharfe Grenze zwischen der<br />

eigentlichen entscheidungsunterstützenden Funktion des<br />

Controlling und dem unmittelbaren Herbeiführen von Entscheidungen<br />

zu ziehen. Unter dem instrumentellen Aspekt<br />

142 Forum der Medizin_Dokumentation und Medizin_Informatik 4/2010<br />

des Controlling werden Verfahren zusammengefasst, die<br />

zur Verrichtung von Controlling-Aufgaben herangezogen<br />

werden.<br />

Diskussion und Handlungsempfehlungen<br />

Falls keine oder nur unzureichende Controlling-Strukturen<br />

in den Institutionen, die wissenschaftsinitiierte Klinische<br />

Prüfungen planen und durchführen, vorhanden<br />

sind, sind die da<strong>für</strong> notwendigen Grundlagen zu schaffen<br />

und entsprechende, funktionale Einheiten zu implementieren.<br />

Obwohl derartige organisatorische Veränderungen<br />

im Allgemeinen sowohl mit zusätzlichen Kosten als auch<br />

mit einem höheren Personalbedarf verbunden sind, stellen<br />

sie die Voraussetzung <strong>für</strong> eine adäquate Berücksichtigung<br />

betriebswirtschaftlicher Aspekte in Klinischen Prüfungen<br />

dar. Existiert ein institutionalisiertes Controlling,<br />

so kann die Planung und Steuerung der kostenrelevanten<br />

Dimensionen Klinischer Prüfungen als eine ihm zugeordnete<br />

Hauptaufgabe angesehen werden. Als kostenrelevante<br />

Dimensionen können die Komplexität, die Größe und<br />

die Qualität einer Klinischen Prüfung identifiziert werden<br />

[11]. Die Basis <strong>für</strong> die in Hinblick auf diese Dimensionen<br />

wahrgenommenen Controlling-Aufgaben bilden die Kosten-<br />

und Finanzierungsaspekte Klinischer Prüfungen.<br />

Komplexität<br />

Einflussfaktoren, die der Dimension Komplexität zuzurechnen<br />

sind, können in zwei Gruppen unterteilt werden.<br />

Die erste Gruppe (z.B. Indikationsgebiet, Phase der Studie,<br />

Randomisierung und Verblindung) leitet sich direkt<br />

aus der medizinisch-wissenschaftlichen Konzeption einer<br />

Klinischen Prüfung ab und ist generell durch das Controlling<br />

nicht beeinflussbar. Es ist nicht denkbar, alleine<br />

aus betriebswirtschaftlichen Gründen, Parameter, wie<br />

das Indikationsgebiet oder die klinische Phase einer Prüfung<br />

zu ändern. Aufgabe des Controlling kann hier nur<br />

sein, die Auswirkungen dieser Parameter frühzeitig zu<br />

antizipieren und betriebswirtschaftlich relevante Schlussfolgerungen<br />

zu bilden. So wird die Randomisierung und<br />

Verblindung einer Studie mit Kosten verbunden sein, die<br />

nicht zu vermeiden sind, allerdings im Rahmen der Kostenplanung<br />

berücksichtigt werden sollten. Die zweite<br />

Gruppe besteht aus Einflussfaktoren (z.B. Internationalität,<br />

Koordinationstätigkeit und Verlauf der Patientenrekrutierung),<br />

die partiell unabhängig von der medizinischwissenschaftlichen<br />

Fragestellung einer Klinischen Prüfung<br />

und somit zumindest in Ansätzen steuerbar sind. So ist<br />

davon auszugehen, dass eine Klinische Prüfung in einem<br />

nationalen Rahmen kostengünstiger durchführbar ist als


internationale, in verschiedenen Ländern stattfindende<br />

Prüfungen. Ebenfalls stellt die Koordination der einzelnen<br />

an einer Klinischen Prüfung beteiligten Institutionen<br />

und Funktionsbereiche einen kostenintensiven und steuerbaren<br />

Einflussfaktor dar. Hingegen ist der letzte Faktor,<br />

der Verlauf der Patientenrekrutierung nur eingeschränkt<br />

zu beeinflussen. Das zur Verfügung stehende Patientenkollektiv<br />

kann nicht grundsätzlich verändert werden. Es<br />

kann allerdings da<strong>für</strong> Sorge getragen werden, dass die<br />

potenziell in Frage kommende Grundgesamtheit an Patienten<br />

ausgeschöpft wird.<br />

Größe<br />

Die zweite Kostendimension, die Größe einer Klinischen<br />

Prüfung, ist weitgehend unabhängig von betriebswirtschaftlichen<br />

Gesichtspunkten. Sowohl die Patientenanzahl,<br />

die Studiendauer als auch das allgemeine<br />

Studiendesign leiten sich direkt aus den medizinisch-wissenschaftlichen<br />

Zielen einer Klinischen Prüfung ab [12].<br />

Lediglich die Anzahl der eingebundenen Prüfzentren kann<br />

unter bestimmten Voraussetzungen unabhängig von der<br />

medizinisch-wissenschaftlichen Zielsetzung gesteuert<br />

werden. Es ist davon auszugehen, dass der administrative<br />

und koordinative Aufwand mit einer zunehmenden<br />

Anzahl an Prüfzentren steigt. Durch eine höhere Prüfzentrenzahl<br />

können jedoch größere Patientenkollektive erfasst<br />

werden. Aus einer betriebswirtschaftlichen Sicht ist somit<br />

die minimale Anzahl der Prüfzentren festzulegen, mit der<br />

die erforderliche Fallzahl erreicht werden kann.<br />

Qualität<br />

Die als Qualität bezeichnete dritte Kostendimension<br />

unterscheidet sich wesentlich von den beiden erstgenannten.<br />

Während die Komplexität und die Größe einer<br />

Klinischen Prüfung hauptsächlich durch das individuelle<br />

medizinisch-wissenschaftliche Konzept bedingt werden, ist<br />

die Qualität ein weitgehend institutionsbezogener Faktor<br />

und unabhängig von der konkreten Ausgestaltung einer<br />

Studie. Die Qualitätsdimension kann somit wesentlich<br />

durch das Controlling beeinflusst werden. Insbesondere<br />

die Qualität der Basisdokumentation und die Qualifikation<br />

der Prüfärzte stellen solche institutionsabhängigen<br />

Einflussfaktoren dar. Da eine schlechte Basisdokumentation<br />

einen erhöhten Monitoringaufwand und zusätzliche<br />

Aktivitäten im Datenmanagement verursacht, geht eine<br />

schlechte Dokumentationsqualität auch mit höheren Kosten<br />

einher. Ebenso kann eine geringe Qualifikation der<br />

Prüfärzte zu Verstößen gegen die regulatorischen Anforderungen<br />

oder das Prüfprotokoll führen, deren Behebung<br />

wiederum zu zusätzlichen Kosten führt.<br />

Organisatorische Aspekte<br />

Hingegen können die Anzahl der in einer Klinischen<br />

Prüfung anfallenden Queries und die Qualität des Datenerhebungsbogens<br />

teilweise auf individuelle Studienaspekte<br />

zurückgeführt werden. So wird in einer eher komplexen<br />

Klinischen Prüfung tendenziell auch die Anzahl<br />

der Queries steigen und sich die Erstellung eines qualitativ<br />

hochwertigen Datenerhebungsbogens schwieriger<br />

als in einer sehr einfachen Studie gestalten. Dennoch<br />

besteht auch zwischen diesen beiden Einflussfaktoren<br />

und der einzelnen Institution, in der die mit diesen Faktoren<br />

zusammenhängenden Aufgaben (Datenmanagement,<br />

Prüfzentrumstätigkeit) erfüllt werden, ein deutlicher<br />

Zusammenhang. Existieren effiziente sowie transparente<br />

Informationswege und dadurch ein qualitativ hochwertiges<br />

Querymanagement, so kann die Anzahl der Queries<br />

reduziert werden, da auftretende Fragen bereits im Vorfeld<br />

antizipiert werden. Ist ein qualifiziertes und institutionalisiertes<br />

Datenmanagement vorhanden, so wird die<br />

Qualität des Datenerhebungsbogens grundsätzlich eher<br />

hoch ausfallen. Eine hohe Qualität beider Einflussgrößen<br />

bedingt auch hier wiederum tendenziell niedrigere Kosten.<br />

Da die Bearbeitung eines jeden Queries mit einem<br />

bestimmten Zeitaufwand verbunden ist, führt ihre Reduktion<br />

zu Zeitersparnissen und damit zu einem geringeren<br />

Bedarf an personellen Ressourcen. Eine hohe Qualität des<br />

Datenerhebungsbogens ist in der Erstellung zwar kostenintensiver,<br />

verursacht jedoch später einen geringeren Aufwand<br />

bei der Datenverifizierung und dem daraus resultierenden<br />

Querymanagement.<br />

Betriebswirtschaftliche Aspekte<br />

Das betriebswirtschaftliche Ziel im Hinblick auf die<br />

Qualitätsdimension Klinischer Prüfungen liegt somit in<br />

der Sicherstellung einer möglichst hohen Studienqualität,<br />

da diese zu tendenziell geringeren Studiengesamtkosten<br />

führt. Da die Qualitätssicherung jedoch mit einem<br />

bestimmten Ressourcenverbrauch verbunden ist, sollte<br />

keine Maximierung der Studienqualität aus betriebswirtschaftlicher<br />

Sicht angestrebt werden. Hier ist eine Grenzbetrachtung<br />

erforderlich, in der die Qualität so lange<br />

erhöht wird, bis die zusätzlich verursachten Qualitätskosten<br />

den durch sie verhinderten Kostenanfall überwiegen.<br />

Grundsätzlich ist somit jedoch eine Kongruenz zwischen<br />

den betriebswirtschaftlichen Zielen auf der einen Seite<br />

und den medizinisch-wissenschaftlichen Zielen auf der<br />

anderen Seite festzustellen. n<br />

Forum der Medizin_Dokumentation und Medizin_Informatik 4/2010 143<br />

Schwerpunkt<br />

<strong>Medizincontrolling</strong><br />

Literatur<br />

[1] Benninger-Döring G, Boos J:<br />

Nichtkommerzielle klinische<br />

Prüfungen – wer wird Sponsor?<br />

Bundes gesundheitsblatt-<br />

Gesund heitsforschung-Gesund-<br />

heitsschutz 2006; 49 (7):<br />

675-680.<br />

[2] Tyndall A: Why do we need<br />

noncommercial, investigator-<br />

initiated clinical trials? Nature<br />

Clinical Practice Rheumatology<br />

2008; 4 (7): 354-355.<br />

[3] Coenenberg A G: Fischer T M:<br />

Günther T: Kostenrechnung und<br />

Kostenanalyse, Schäffer-Poeschel,<br />

Stuttgart 2007.<br />

[4] Arzneimittel gesetz § 4 Abs. 24.<br />

[5] Baum H-G, Coenenberg A G,<br />

Günther T: Strategisches<br />

Controlling, Schäffer-Poeschel,<br />

Stuttgart 2007.<br />

[6] Brochhausen C, Seyberth H W:<br />

Klinische Studien in der Pädiatrie:<br />

Wo sind finanzielle Interessen-<br />

konflikte möglich? Monatsschrift<br />

Kinderheilkunde 2003, 151 (11):<br />

1213-1217.<br />

[7] Cook S: Clinical Studies<br />

Management: A Practical Guide<br />

to Success, Interpharm/CRC Sue<br />

Horwood Publishing, Boca Raton,<br />

London, New York, Washington<br />

D.C. 2004.<br />

[8] Baum H G, Coenenberg A G,<br />

Günther T: Strategisches<br />

Controlling, Schäffer-Poeschel,<br />

Stuttgart 2007.<br />

[9] Berens W, Bertelsmann R:<br />

Controlling in: Küpper H U,<br />

Wagenhofer A: Handwörterbuch<br />

Unternehmensrechnung und<br />

Controlling, Schäffer-Poeschel,<br />

Stuttgart 2002.<br />

[10] Siewert J R, Niethammer D:<br />

Klinische Forschung in<br />

Deutschland: Zu den Problemen<br />

der patienten orientierten<br />

Foschung und der Durchführung<br />

von klinischen Studien in den<br />

<strong>Deutsche</strong>n Universitätsklinika.<br />

Der Chirurg 2003, 74(1): 1-3.<br />

[11] Kehrel U: Controlling in der<br />

klinischen Forschung –<br />

Eine empirische Analyse<br />

wissenschaftsinitiierter Klinischer<br />

Prüfungen, Sierke-Verlag,<br />

Göttingen 2009.<br />

[12] Meinert C L, Tonascia S: Clinical<br />

Trials: Design, Conduct, and<br />

Analysis, Oxford University Press,<br />

New York, Oxford 1986.


Schwerpunkt<br />

<strong>Medizincontrolling</strong><br />

Stefan Müller­Mielitz<br />

Dipl.­Volkswirt<br />

Institut <strong>für</strong> effiziente<br />

klinische Forschung<br />

(IEKF), Münster<br />

E­Mail: smm@iekf.de<br />

Uwe Kehrel<br />

Institut <strong>für</strong> betriebswirt­<br />

schaftlichesManage­ ment im Fachbereich<br />

Chemie und Pharmazie,<br />

WWU Münster<br />

Kurt Becker<br />

APOLLON Hochule <strong>für</strong><br />

die Gesundheitswirt­<br />

schaft, Bremen<br />

Christian Ohmann<br />

Koordinierungszentrum<br />

<strong>für</strong> Klinische Studien<br />

(KKS), Universität<br />

Düsseldorf<br />

Georg Müller­<br />

Fürstenberger, Lehrstuhl<br />

<strong>für</strong> Umwelt­ und<br />

Kommunalökonomie,<br />

Universität Trier<br />

Maria Huggenberger,<br />

Andreas J. W.<br />

Goldschmidt<br />

Internationales Health<br />

Care Management Institut<br />

(IHCI), Universität Trier<br />

Kostenkontrolle der diagnostischen<br />

Bildgebung im Kompetenznetz<br />

Angeborene Herzfehler<br />

Das Kompetenznetz Angeborene Herzfehler (KN<br />

AHF) [1] verfolgt durch seine Arbeit mehrere Zielsetzungen:<br />

die Klärung medizinischer Fragestellungen<br />

betreffend die Erkrankung AHF, die organisatorische<br />

Unterstützung der Akteure durch den Aufbau und<br />

die Bereitstellung von Netzwerkstrukturen, eine zentrale<br />

Öffentlichkeitsarbeit und die Verbesserung des Datenaustausches<br />

durch eine abgestimmte IT-Infrastruktur <strong>für</strong> die<br />

Haupt- und Querschnittsprojekte des Netzwerkes.<br />

Projektbeschreibung<br />

Das Querschnittsprojekt 2 Magnetresonanztomografie<br />

(»QP2-MRT«) hat eine besondere Bedeutung sowohl aus<br />

medizinischer Sicht als auch aus Sicht der Informationstechnologie,<br />

da in diesem Projekt die qualitätsgesicherten<br />

Analysedaten durch standardisiert aufgenommene Bilddaten<br />

zwar in allen beteiligten Herzzentren separat erhoben,<br />

jedoch in zwei zentralen »Core-Labs« ausgewertet<br />

werden [2].<br />

Fragestellung<br />

Wegen der zentralen Bedeutung des Querschnittsprojekts<br />

wurde nach der technischen Implemen tierung eine<br />

ökonomische Evaluation durchgeführt, um eine Basis <strong>für</strong><br />

eine spätere betriebswirtschaftlich effiziente Bereitstellung<br />

der Infrastruktur zu erhalten. Im ersten Schritt geht<br />

es daher um die Frage, wie hoch die Kosten pro Auswertung<br />

im Rahmen der klinischen Studien waren, um eine<br />

erste Kostenkontrolle [3] der bildgebenden Diagnostik der<br />

klinischen Studien zu ermitteln.<br />

Methodik<br />

Es wird eine retrospektive Analyse der Kosten des Projekts<br />

<strong>für</strong> den Aufbau der Bilddatenbank [4] durchgeführt.<br />

Das Vorgehen orientiert sich am »Hannoveraner Konsens«,<br />

der Empfehlungen zu gesundheitsökonomischen Evaluationen<br />

enthält [5]. Mit Hilfe der Kosten-Analyse [6] werden<br />

drei verschiedene Projektverläufe untersucht:<br />

1. Projektverlauf geplant (Soll)<br />

2. Projektverlauf realisiert (Ist)<br />

3. Projektverlauf mittels Ex Post-Betrachtung (Ex Post)<br />

144 Forum der Medizin_Dokumentation und Medizin_Informatik 4/2010<br />

Die Perspektive der ökonomischen Analyse ist die des<br />

Kompetenznetzes Angeborene Herzfehler als Contract<br />

Research Organisation (CRO). Die wesentlichen Parameter<br />

der ökonomischen Evaluation sind Tab. 1 auf Seite 145<br />

zu entnehmen.<br />

Kostenanalyse<br />

Die Grundlage der Berechnungen bilden die angefallenen<br />

Kosten. Diese setzen sich zusammen aus den Brutto-<br />

Personalkosten und den Sachkosten. Gemeinkosten und<br />

Ersatzinvestitionen finden keine Berücksichtigung.<br />

Die Personalkosten (ein wissenschaftlicher Mitarbeiter<br />

<strong>für</strong> den Bereich IT, zwei Medizinisch Technisch Radiologische<br />

Angestellte (MTRAs) <strong>für</strong> die Auswertung) werden in<br />

Höhe der Brutto-Personalkosten erfasst (vgl. Anhang 1:<br />

Ausgaben <strong>für</strong> das Personal).<br />

Die Sachkosten des MRT-Projektes umfassen den Mitteleinsatz<br />

<strong>für</strong> die Hardware-Anschaffung, IT-Implementierung<br />

und die laufenden Support-Kosten der KN AHF<br />

Bilddatenbank [3].<br />

Projektverlauf<br />

Um den Vergleich zwischen den drei Projektszenarien<br />

zu ermöglichen, wird angenommen, dass die Projektmitarbeiter<br />

zu 100 Prozent dem Projekt zur Verfügung stehen<br />

(Lern- und Organisationskosten eingeschlossen). Mit<br />

dieser Annahme werden Opportunitätskosten <strong>für</strong> andere<br />

Arbeiten und Aufgaben ausgeschlossen. Es werden somit<br />

nicht die realen Stückkosten der Auswertung erhoben,<br />

sondern das Ergebnis sind die Kosten einer Auswertung<br />

bezogen auf die Gesamtkosten.<br />

Zusätzlich wurden während der Projektlaufzeit Untersuchungen<br />

und Auswertungen durchgeführt, die die Normwerterfassungen<br />

bei Probanden betreffen und neben den<br />

Patientenauswertungen stattfanden. Ebenso wurde im<br />

Rahmen der Auswertungen das Patienten-Bildmaterial<br />

teilweise mehrfach ausgewertet (Interobserverauswertungen).<br />

Als Ergebnis steht damit <strong>für</strong> jeden analysierten<br />

Projektverlauf (Soll, Ist und Ex Post) die Anzahl der Auswertungen<br />

fest.<br />

Die externen Rahmenbedingungen <strong>für</strong> das MRT-<br />

Projekt sind durch den Gesamt-Projektverlauf der AHF-


Hauptstudien bedingt [8]. Hier ist als wichtiger Meilenstein<br />

das Ende der 1. Förderphase zu Q2.J3 zu nennen. Durch<br />

eine kostenneutrale Verlängerung wurde die ursprüngliche<br />

Gesamt-Projektzeit von Q3.J0 bis Ende Q2.J3 (ursprünglich<br />

drei Jahre) verlängert auf Ende Q1.J4, also insgesamt<br />

14 Quartale bzw. 42 Monate bzw. 3¾ Jahre Gesamt-<br />

Projekt laufzeit (Soll).<br />

Als Ergebnis <strong>für</strong> den geplanten Projektverlauf kann<br />

festgehalten werden: Der prozentuale Anteil der Personalkosten<br />

an den Gesamtkosten beträgt 79,2 Prozent, die<br />

Sachkosten belaufen sich auf 20,8 Prozent der Kosten in<br />

Höhe von 564.387 Euro (Soll).<br />

Soll-Ist-Vergleich<br />

Für das IT-Projekt wurde eine Anforderungsanalyse<br />

in Zusammenarbeit mit den medizinischen Projektleitern<br />

erstellt und daraufhin eine technische Evaluierung<br />

unterschiedlicher Bilddatenbank-IT-Systeme am Markt<br />

durchgeführt. Danach erfolgte die IT-Realisierung mit<br />

den Hard- und Software-Anschaffungen (inkl. der Basis-<br />

Implementierungen). Es wurde dann die IT-Vernetzung zu<br />

den Satellitenstandorten Bad Oeynhausen (jetzt: Hannover)<br />

und Berlin umgesetzt, die in der geplanten Realisierungszeit<br />

von vier Quartalen durchgeführt werden konnte.<br />

Anschließend konnte die Infrastruktur durch die Auswertungszentren<br />

genutzt werden.<br />

Parallel dazu starteten die medizinischen Hauptprojekte.<br />

Der Rekrutierungsschluss des letzten Hauptprojektes<br />

war Ende Q1.J4. Nach der Visitenlaufzeit von vier Quartalen<br />

ist das Projektende der MRT-Auswertungen zum<br />

Q2.J5 bestimmt, wenn ein Quartal <strong>für</strong> die Auswertungen<br />

der letzten MRT-Bilder und Abschlussarbeiten angenommen<br />

wird.<br />

Die Berechnung des geplanten Outputs ergibt n soll<br />

= 1.210 MRT Auswertungen <strong>für</strong> die fünf Hauptprojekte<br />

mit ihren <strong>für</strong> die biometrischen Auswertungen minimal<br />

benötigten Patientenzahlen (geplante Fallzahlen) und den<br />

im Studienprotokoll vorgesehenen Visiten. Nachdem die<br />

Studien abgeschlossen wurden, ergeben sich n iststudien<br />

= 1.160 Auswertungen (Istoutput), was 96 Prozent der<br />

erwarteten Auswertungen <strong>für</strong> die Studien entspricht.<br />

Die <strong>für</strong> das MRT-Projekt geplanten Kosten belaufen<br />

sich auf Sollkosten von 564.387 Euro. Die nun realisierten<br />

Kosten ergeben die Istkosten in Höhe von 704.037 Euro<br />

und sind damit um 24,7 Prozent erhöht. Mit dem geplanten<br />

und nun realisierten Output an Auswertungen <strong>für</strong> die<br />

Studien lassen sich die Kosten pro Auswertung berechnen<br />

[9]: Sollkosten / n soll = 466 Euro (Sollkosten pro Auswertung),<br />

bei der gegebenen Anzahl von Studienteilnehmer<br />

ergeben sich Istkosten / n iststudien = 607 Euro (Istkosten<br />

pro Auswertung).<br />

Vorgehen Ökonomische Evaluation [7]<br />

Gegenstand Bilddatenbank im KN AHF<br />

Studiendesign Kosten-Analyse<br />

Zeithorizont Projektverlauf: 19 Quartale = 57 Monate<br />

Perspektive KN AHF als Contract Research Organisation<br />

Vergleichsparameter drei Projektverläufe: Soll, Ist, Ex Post<br />

Kostenermittlung eigene Berechnungen, detailliert dargelegt<br />

Diskontierung konstante Preise und Kosten<br />

Outcomemessung monetär bewertete Kosten<br />

Sensitivitätsanalyse nicht durchgeführt<br />

Damit liegen die Istkosten pro Auswertung 30,3 Prozent<br />

über den Sollkosten pro Auswertung. Im realisierten Projektverlauf<br />

ändert sich der prozentuale Anteil der Personalkosten<br />

an den Gesamtkosten auf 81,9 Prozent, die<br />

Sachkosten belaufen sich auf 18,1 Prozent der Istkosten<br />

in Höhe von 704.037 Euro der MRT-Projektkosten (vgl.<br />

Tab. 1 im Anhang).<br />

Ergebnis bei Berücksichtigung von<br />

zusätzlichen Auswertungen<br />

Während der Auswertung der Studien wurden zusätzlich<br />

Interobserverauswertungen durchgeführt, also die<br />

Bilder eines Patienten zwei- oder auch dreimal ausgewertet,<br />

um Aussagen zur Variabilität der Messungen treffen<br />

zu können. Die Anzahl der Interobserverauswertungen<br />

beläuft sich auf 210 zusätzliche Auswertungen. Ebenfalls<br />

zusätzlich wurden gesunde Patienten (Probanden) untersucht.<br />

Die Anzahl der Probandenauswertungen beträgt<br />

118. Mit den n iststudien = 1.160 durchgeführten Studienauswertungen<br />

ergeben sich in Summe n istgesamt = 1.488<br />

Auswertungen. Berücksichtigt man dies bei den Istkosten<br />

pro Auswertung ergibt sich: Istkosten / n istgesamt = 473<br />

Euro (Istkosten pro Gesamtauswertung).<br />

Durch diese zusätzlichen Auswertungen zur Qualitätssicherung<br />

(Kontrolle der Interobservervariabilität) und durch<br />

die zusätzlichen Probandenuntersuchungen liegen diese<br />

Kosten 1,5 Prozent über den geplanten Kosten (vgl. Tab. 3<br />

im Anhang).<br />

Ex Post-Analyse<br />

Zum jetzigen Zeitpunkt der ökonomischen Analyse ist<br />

ex post bekannt, wann die medizinischen Projekte begonnen<br />

haben und somit medizinische Daten und MRT-Daten<br />

<strong>für</strong> die MRT-Auswertung zur Verfügung standen. Es ist also<br />

möglich, einen optimalen Projektverlauf zu modellieren.<br />

Im ursprünglichen Gesamtplan war der Auswertungsbeginn<br />

mit Q1.J2 anvisiert worden (Ur-Plan). Allein hier<br />

ergibt sich eine Zeitverzögerung von einem Jahr (Q1.J3),<br />

was <strong>für</strong> das MRT-Projekt externe Kosten bedeutet. Ein<br />

Forum der Medizin_Dokumentation und Medizin_Informatik 4/2010 145<br />

Schwerpunkt<br />

<strong>Medizincontrolling</strong><br />

Tab. 1:<br />

Übersicht wichtiger<br />

Aspekte <strong>für</strong> ökonomi­<br />

sche Evaluationen


Schwerpunkt<br />

<strong>Medizincontrolling</strong><br />

MRT-Projekt J0 J1 J2 J3 J4 J5<br />

Vergleich Q4 Q1 Q2 Q3 Q4 Q1 Q2 Q3 Q4 Q1 Q2 Q3 Q4 Q1 Q2 Q3 Q4 Q1 Q2<br />

Personal IT 0 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1<br />

Personal MTRA1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1<br />

Personal MTRA2 0 0 0 0 0 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1<br />

Sachkosten 0 0 0 0 0 0 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1<br />

Abb. 1:<br />

Projektsicht ex post<br />

mit möglichen Einspa­<br />

rungen (hell mit 1)<br />

und extern bedingten<br />

Zusatzausgaben<br />

( hellgrau mit 1)<br />

weiteres Jahr davor (J1) konnten MRT-Daten nicht ausgewertet<br />

werden, da die Studien noch in der Design-Phase<br />

waren. Alle Ausgaben hier sind sunk costs.<br />

Aus der Kenntnis hieraus wurden in der Ex Post-Analyse<br />

die Personalaufwendungen <strong>für</strong> die MRT-Auswertung<br />

um acht Quartale reduziert. Dabei wird unterstellt, dass<br />

nur Auswertungen innerhalb des Projektes erfolgen und<br />

keine organisatorischen Vorarbeiten durch das Auswertungspersonal<br />

durchgeführt werden, also extern erfolgen<br />

würden. Diese »Rüstzeit« mit Lern- und Abstimmungstreffen<br />

<strong>für</strong> die an der Auswertung beteiligten Mitarbeiter wird<br />

mit einem Quartal veranschlagt, was mit einem straffen<br />

Projektmanagement durchaus realisierbar scheint.<br />

Die Zeit <strong>für</strong> die IT-Planung und -Entwicklung beim Aufbau<br />

der Bilddatenbank ist ebenfalls bekannt und auch<br />

deren langwieriger interdisziplinärer Abstimmungsprozess.<br />

Dieser hätte in der Projektanfangsphase effektiver gestaltet<br />

sein können. Hier wurden <strong>für</strong> die Ex Post-Analyse die<br />

IT-Personalkosten um drei Quartale reduziert.<br />

In der Ex Post-Betrachtung reduzieren sich durch diese<br />

Annahmen die Personalkosten des Projektes. Das Kostenverhältnis<br />

der Personalausgaben zu den unveränderten<br />

Sachkosten (Investitions-, Implementierungs-, Wartungskosten)<br />

beträgt nun 77 Prozent Personalkosten zu 23 Prozent<br />

Sachkosten bei den sich jetzt ergebenden Istkostenex post von 554.212 Euro (vgl. Tab. 1 im Anhang). Die Differenz<br />

von 149.825 Euro zu den Istkosten von 704.037 Euro<br />

kann als Kosten <strong>für</strong> Lern- bzw. Entwicklungsarbeit angesehen<br />

werden.<br />

Berücksichtigung<br />

der Ex Post-Betrachtung<br />

Alle Ex Post-Analysen gehen von der Annahme aus,<br />

dass (1.) die Kosten der Humanressourcen zu 100 Prozent<br />

diesem einen MRT-Projekt zugeordnet sind. Die Ex<br />

Post-Analyse unterstellt ferner, dass (2.) notwendige Vorarbeiten<br />

im medizinischen Bereich extern erfolgen und (3.)<br />

werden die Auswertungen des MRT-Teilprojektes zeitnah<br />

(ein Quartal) nach Ende der medizinischen Hauptprojekte<br />

abgeschlossen.<br />

Es ist mit dem Abschluss der letzten Visiten der Hauptprojekte<br />

Ende Q1.J5 auch terminiert, wann die letzten<br />

146 Forum der Medizin_Dokumentation und Medizin_Informatik 4/2010<br />

MRT-Untersuchungen stattfinden. Somit können wir das<br />

MRT-Projektende <strong>für</strong> Ende Q2.J5, also ein Quartal nach<br />

der letzten Visite, festlegen. Das Wissen über die Vergangenheit<br />

und die daraus resultierende Ex Post-Analyse zeigt<br />

Abb. 1 mit dem optimierten Projektverlauf (dunkelgrau<br />

ab Q4.J1 und hellgrau ab Q2.J4, »J« steht <strong>für</strong> Jahr, »Q«<br />

<strong>für</strong> Quartal«).<br />

Dabei stellt der helle Kostenblock links (Q3.J0 bis<br />

Q3.J2) die möglichen Einsparungen zu Beginn des Projektes<br />

bzw. die Lern- und Entwicklungsarbeit dar, der<br />

hellgraue Kostenblock rechts (Q2.J4 bis Q2.J5) zeigt die<br />

zusätzlichen Ausgaben, die aus dem extern bedingten verspäteten<br />

Gesamt-Projektstart resultieren. Mit der Ex Post-<br />

Betrachtung – also bei hypothetisch optimierten zeitlichen<br />

Bedingungen – ergeben sich <strong>für</strong> die durchgeführten MRT-<br />

Auswertungen bei den Studien:<br />

Istkostenex post / niststudien von 478 Euro pro Auswertung<br />

in der Ex Post-Analyse. Dieses entspricht in etwa den<br />

Sollkosten pro Auswertung in Höhe von 466 Euro (vgl.<br />

Tab. 2 im Anhang). Wäre das MRT-Projektmanagement<br />

bei extern gegebener und realisierter Rekrutierungszeit<br />

von fünf Quartalen (Q1.J3 – Q1.J4) unter vollkommener<br />

Information durchgeführt worden, wären im Vergleich zu<br />

den Sollkosten pro Auswertung die Kosten pro Auswertung<br />

unter Ex Post-Bedingungen nur um 2,6 Prozent höher<br />

gewesen (vgl. Tab. 2 im Anhang).<br />

Werden bei der Ex Post-Betrachtung die gesamten<br />

Auswertungen nistgesamt = 1488 berücksichtigt (Studien,<br />

Interobserver, Probanden) erhält man Istkostenex post / nist gesamt = 372 Euro, was zu Kosteneinsparungen von 20,2<br />

Prozent unter vollständiger Information im Vergleich zum<br />

Soll geführt hätte (vgl. Tab. 3 im Anhang).<br />

Die realisierten Kosten pro Auswertung betragen<br />

473 Euro, die nun als Basis <strong>für</strong> betriebswirtschaftliche<br />

Analysen dienen.<br />

Schlussfolgerungen<br />

Das MRT-Projekt im Kompetenznetz Angeborene Herzfehler<br />

konnte durch die Erhöhung der Auswertungszahlen<br />

(zusätzliche Interoberserver- und Probandenauswertungen)<br />

die durch die verlängerte Projektlaufzeit entstandenen<br />

Mehrkosten pro Fall kompensieren. Die Mehrkosten


pro Auswertung eines Datensatzes belaufen sich nur auf<br />

7 Euro (1,5 Prozent).<br />

Als Ergänzung zur durchgeführten Kostenanalyse und<br />

einem Vergleich der drei Szenarien (Soll, Ist und Ex Post)<br />

kann eine Kosten-Nutzen-Analyse (KNA) [10] weitere<br />

Erkenntnisse liefern. Sinnvoll wäre auch eine detailliertere<br />

Prozessbetrachtung und- modellierung, z.B. in Form<br />

integrierter Behandlungspfade. Damit könnten dann auch<br />

<strong>für</strong> den Routinebetrieb nachhaltige Prozessverbesserungen<br />

identifiziert und umgesetzt werden [11]. Allerdings<br />

steht das MRT-Projekt noch am Anfang und es wurde<br />

zunächst eine telematische Basis-Infrastruktur mit einem<br />

Ziel – der MRT-Auswertung <strong>für</strong> klinische Studien – realisiert<br />

[12]. Damit reduziert sich der Nutzen derzeit auf<br />

wenige Projektaspekte.<br />

Der Webupload von pseudonymisierten DICOM-MRT-<br />

Daten wird im Routinebetrieb von 75 Prozent der Zentren<br />

genutzt (12 von 16 Studienprüfzentren). Die Arbeitsprozesse<br />

der Auswertung sind praxiserprobt. Dateninput,<br />

Datenverarbeitung und Datenspeicherung in der zentralen<br />

Bilddatenbank erfolgen pseudonymisiert (Datenbank-<br />

Input). Das KN AHF Datenschutzkonzept [13] orientiert sich<br />

am generischen Datenschutzkonzept der TMF e.V. [14]. Es<br />

können nun im weiteren MRT-Projektverlauf die Output-<br />

Aspekte der erhobenen Bilddaten bearbeitet werden, um<br />

<strong>für</strong> das Projekt Mehrwerte und Nutzen <strong>für</strong> die beteiligten<br />

Akteure zu schaffen (Sekundärnutzung des Materials).<br />

Literatur<br />

[1] Kompetenznetz Angeborene Herzfehler, »Kompetenznetz AHF: Forschung«<br />

Available: http://www.kompetenznetz-ahf.de/forschung/.<br />

[2] Kompetenznetz Angeborene Herzfehler, »Kompetenznetz AHF: Fallot-<br />

Tetralogie« Available: http://www.kompetenznetz-ahf.de/forschung/<br />

klinische-studien/fallot-tetralogie/.<br />

[3] Kehrel U: Controlling in der klinischen Forschung: Eine empirische Analyse<br />

wissenschaftsinitiierter klinischer Prüfungen, Sierke Verlag, 2009.<br />

[4] Burchert H und J. Müller J: »Zur Ökonomie telemedizinischer Netzwerke,«<br />

Telemedizinführer Deutschland, Bad Nauheim: Jäckel (Hrsg.), 2000.<br />

[5] Graf JG von der Schulenburg, Greiner W, Jost F, Klusen N, Kubin M, Leidl R,<br />

Mittendorf T, Rebscher H, Schöffski O, Vauth C, Volmer T, Wahler S,<br />

Wasem J, und Weber C: »<strong>Deutsche</strong> Empfehlungen zur gesundheitsökono-<br />

mischen Evaluation – dritte und aktualisierte Fassung des Hannoveraner<br />

Konsens,« Gesundh ökon Qual manag, vol. 12, 2007, S. 285-290.<br />

[6] Burchert H: »Ökonomische Evaluation von Telematik-Anwendungen im<br />

Gesundheitswesen und Schlussfolgerungen <strong>für</strong> ihre Implementierung«<br />

Available: http://www.rsf.uni-greifswald.de/fileadmin/mediapool/<br />

lehrstuehle/matschke/Burchert_Nr.5.pdf<br />

[7] Greiner W und Hoffmann C: »Leitlinien zur gesundheitsökonomischen<br />

Evaluation,« Ansätze und Methoden der ökonomischen Evaluation –<br />

eine internationale Perspektive, Nomos, 1997, S. 129-155.<br />

[8] Kompetenznetz Angeborene Herzfehler, »Kompetenznetz AHF:<br />

Klinische Studien« Available: http://www.kompetenznetz-ahf.de/forschung/<br />

klinische-studien/<br />

Projektpartner<br />

Ulrich Sax (Abteilung Medizinische Informatik,<br />

CIOffice Medizinische Forschungsnetze, Universitätsmedizin<br />

Göttingen), Titus Kühne (Abteilung <strong>für</strong> Angeborene<br />

Herzfehler – Kinderkardiologie, <strong>Deutsche</strong>s Herzzentrum<br />

Berlin), Philipp Beerbaum (Imaging Sciences, King‘s College<br />

London, St. Thomas‘ Hospital, London), Matthias<br />

Gutberlet (Abteilung <strong>für</strong> Diagnostische und Interventionelle<br />

Radiologie, Universität Leipzig/Herzzentrum),<br />

Samir Sarikouch (Klinik <strong>für</strong> Herz-, Thorax-, Transplantations-<br />

und Gefäßchirurgie, Medizinische Hochschule<br />

Hannover).<br />

Danksagung<br />

Die Arbeit wurde unterstützt durch das Kompetenznetz<br />

Angeborene Herzfehler, gefördert vom Bundesministerium<br />

<strong>für</strong> Bildung und Forschung; BMBF-Förderkennzeichen<br />

01GI0210 (1. Phase) 01GI0601 (2. Phase). Das<br />

IT-Projekt wurde am Lehrstuhl <strong>für</strong> Medizinische Informatik,<br />

Universitätsmedizin Göttingen, durchgeführt.<br />

Die Arbeit wird unterstützt durch die Technologie- und<br />

Methodenplattform in der vernetzen klinischen Forschung<br />

(TMF e.V.) Projekt V072-01.■n<br />

[9] Schneider W: Kosten- und Leistungsrechnung, Konstanz: UVK-Verl.-Ges.,<br />

2006.<br />

[10] Lauterbach K W und Schrappe M: Gesundheitsökonomie – Qualitäts-<br />

management und Evidence-based Medicine, Schattauer, 2004.<br />

[11] Becker K: »Prozessanalyse zur Entwicklung Integrierter Behandlungs-<br />

pfade,« Praxishandbuch Integrierte Behandlungspfade: Intersektorale<br />

und sektorale Prozesse professionell gestalten (Gesundheitswesen in der<br />

Praxis), Economica, 2006, S. 39-77.<br />

[12] Müller-Mielitz S, Goldschmidt AJW, Beerbaum P, Gutberlet M, Kühne T,<br />

Sarikouch S, und Sax U: »Kosten Nutzen Analyse (KNA) des MRT Projekts<br />

im Kompetenznetz Angeborene Herzfehler,« 2010.<br />

[13] Kompetenznetz Angeborene Herzfehler, »Kompetenznetz AHF: Mission<br />

und Datenschutz« Available: http://www.kompetenznetz-ahf.de/<br />

kompetenznetz/ueber-uns/mission/?0=<br />

[14] Pommerening K, Reng M, Debold P und Semler S: »Pseudonymisierung<br />

in der medizinischen Forschung – das generische TMF-Datenschutz-<br />

konzept,« GMS Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie,<br />

vol. 1, 2005.<br />

[15] Plathow C, Walz M, Essig E, Engelmann U, Schulz-Ertner D, Delorme S<br />

und Kauczor H: »Teleradiologie: Betriebswirtschaftliche Analyse von<br />

CT-Untersuchungen eines kleineren Krankenhauses,« Fortschr Röntgenstr,<br />

vol. 77, 2005, S. 1016-1026.<br />

Forum der Medizin_Dokumentation und Medizin_Informatik 4/2010 147<br />

Schwerpunkt<br />

<strong>Medizincontrolling</strong><br />

Hinweis:<br />

Den Anhang mit der<br />

detaillierten Kosten­<br />

aufstellung (Tabellen)<br />

finden Sie unter<br />

www.iekf.de/material/<br />

mdi_2010_04_SMM.pdf■


Schwerpunkt<br />

<strong>Medizincontrolling</strong><br />

Dipl.­Ges. Oec. (FH)<br />

Tim B. Hoppe<br />

Projektleiter Markt­<br />

zugang und Erstattung<br />

Synagon GmbH<br />

E­Mail: tim.hoppe@<br />

synagon.de<br />

Prof. Dr. Kurt Becker<br />

APOLLON Hochschule<br />

der Gesundheits­<br />

wirtschaft, Fachbereich<br />

Gesundheits technologie­<br />

management, Bremen<br />

Dr. Andreas Zimolong<br />

Synagon GmbH –<br />

Beratung <strong>für</strong> das<br />

Gesundheitswesen,<br />

Aachen<br />

Bedeutung gesundheitsökonomischer<br />

Evaluationen <strong>für</strong> die NUB-Verhandlung<br />

Die wesentlichen Herausforderungen <strong>für</strong> die zukünftige<br />

Gesundheitsversorgung ergeben sich aus den<br />

Faktoren medizinisch-technischer Fortschritt, der<br />

demografischen Entwicklung sowie der Entwicklung der<br />

Beitragseinnahmen in der gesetzlichen Krankenversicherung.<br />

Der medizinisch-technische Fortschritt führt dabei<br />

zu einem immer größer werdenden Angebot <strong>für</strong> diagnostische<br />

und therapeutische Behandlungsoptionen, denen<br />

sich nicht nur der Kliniker in der Praxis gegenübergestellt<br />

sieht. Hierbei ist zu beobachten, dass im Behandlungsalltag<br />

innovative Verfahren selten bzw. nur sehr langsam<br />

die veralteten aber in der praktischen Routine etablierten<br />

Technologien ersetzen. Mit beständiger Zunahme<br />

des Kostendrucks in den Krankenhäusern verlagern sich<br />

Investitionsentscheidungen durch medizinisch orientierte<br />

Argumente hin zu ökonomisch und strategisch orientierten.<br />

Wichtiger werdende Entscheidungskriterien sind<br />

daher neben dem Preis von innovativen Medizinprodukten<br />

auch das Potenzial zum Senken der Betriebskosten<br />

sowie das Profilierungspotenzial in einem wettbewerblichen<br />

Umfeld als klinischer Innovationsführer bei Therapie<br />

und Diagnostik.<br />

Probleme ergeben sich jedoch bei medizinisch-technischen<br />

Innovationen, die ihren Nutzen erst im Versorgungsprozess<br />

bzw. im ambulanten Sektor entwickeln. Investitionsentscheidungen<br />

müssen hier aus dem erwarteten<br />

Mehr an Behandlungsqualität abgeleitet werden, was bei<br />

einem sich außerhalb des Beobachtungshorizonts des Leistungserbringers<br />

manifestierenden Nutzens ein besonderes<br />

Methodeninventar benötigt. Folgend werden Wege und<br />

Strategien aufgezeigt, um die notwendige Basis <strong>für</strong> eine<br />

nachhaltige Sicherung der Finanzierung von Medizintechnologie<br />

speziell im Krankenhausmarkt aufzubauen.<br />

Rechtlicher Rahmen<br />

Grundlegende Anforderungen an Medizinprodukte<br />

ergeben sich aus dem die medizinische Versorgung<br />

regelnden fünften Sozialgesetzbuch. Besondere Bedeutung<br />

haben hier die §§ 2, 12 und 70 SGB V. Demnach hat<br />

die medizinische Versorgung ausreichend, zweckmäßig<br />

und wirtschaftlich zu sein und darf auch das Maß des<br />

Notwendigen nicht überschreiten. Die Versorgung der<br />

Patienten soll bedarfsgerecht und gleichmäßig sein und<br />

muss dem jeweils anerkannten Stand der medizinischen<br />

Erkenntnisse entsprechen. Die Versorgung soll von den<br />

Leistungserbringern stets in fachlich gebotener Qualität<br />

148 Forum der Medizin_Dokumentation und Medizin_Informatik 4/2010<br />

wirtschaftlich erbracht werden. Demzufolge muss der<br />

beständige medizinische Fortschritt berücksichtigt werden.<br />

Die Konkretisierung dessen, was dem anerkannten<br />

Stand der medizinischen Erkenntnisse entspricht, erfolgt<br />

durch den G-BA, das IQWiG und die Rechtsprechung des<br />

Bundessozialgerichts (BSG).<br />

Der Marktzugang <strong>für</strong> innovative Medizinprodukte<br />

spaltet sich dabei an der politisch motivierten Grenze zwischen<br />

ambulantem und stationärem Sektor. Die Gesundheitspolitik<br />

favorisiert die Einführung von medizinischtechnischen<br />

Innovationen im stationären Sektor. Hier gilt<br />

nach § 137 c SGB V grundsätzlich die »Erlaubnis mit Verbortsvorbehalt«.<br />

Demnach können Untersuchungs- und<br />

Behandlungsmethoden zunächst bei den Leistungserbringern<br />

eingeführt und nach Einführung daraufhin überprüft<br />

werden, ob sie ausreichend, zweckmäßig und wirtschaftlich<br />

sind sowie ob sie unter Berücksichtigung des allgemein<br />

anerkannten Standes der medizinischen Erkenntnisse<br />

erforderlich sind. Konträr dazu existiert nach § 135<br />

Abs. 1 SGB V <strong>für</strong> den ambulanten Sektor ein »Verbot mit<br />

Erlaubnisvorbehalt«.<br />

Vergütungseintritt in der<br />

stationären Versorgung<br />

Ein Medizinprodukt tritt unmittelbar in die Vergütung<br />

ein, sofern es in einer vorhandenen DRG abgebildet ist.<br />

Ist es nicht abgebildet, können die stationären Leistungserbringer<br />

beim InEK die Beantragung eines neuen Untersuchungs-<br />

und Behandlungsverfahrens gem. § 6 Abs. 2<br />

KHEntgG (NUB) prüfen lassen.<br />

Das InEK richtet sich dabei an rein deskriptiven Kriterien<br />

zur Methode selbst und deren Neuheit, der potenziellen<br />

Zielgruppe des Verfahrens, den durch die Anwendung<br />

des Verfahrens entstehenden Kosten sowie einer Begründung,<br />

warum das neue Verfahren im DRG-System unzureichend<br />

<strong>für</strong> die Kliniken abgebildet ist. Das InEK befindet<br />

nach elektronisch gestellter Anfrage darüber, ob ein Verfahren<br />

als neu und entgeltfähig gelten kann. Krankenhäuser<br />

müssen die Anträge jährlich zum 31.10. <strong>für</strong> das jeweils<br />

folgende Kalenderjahr stellen. Eine Antwort zu den Prüfergebnissen<br />

der Anfragen erhalten die Krankenhäuser bis<br />

31.01. des Folgejahres. Erhält ein Verfahren vom InEK den<br />

begehrten NUB-Status 1, berechtigt dies, die anfragenden<br />

Kliniken mit den örtlichen Vertragsparteien zeitlich befristete,<br />

fallbezogene Entgelte oder Zusatzentgelte außerhalb<br />

von Erlösbudget und Erlössumme zu vereinbaren. Ein


häufiges Problem in der Praxis ist die Blockadehaltung<br />

der Krankenkassen beim Verhandeln der Vergütung einer<br />

NUB-Leistung.<br />

Die Interessen der Krankenkassen<br />

Sowohl Gesundheitsfonds als auch die zuweisungsrelevante<br />

Morbiditätsorientierung prägen die Präferenzen<br />

der Krankenkassen bei ihren Investitionsentscheidungen.<br />

Insolvenzfähigkeit der Kassen einerseits und die Gefahr,<br />

Zusatzbeiträge erheben zu müssen andererseits, führen zu<br />

einer eher kurzfristigen Kostenorientierung. Die einheitlichen<br />

Beitragssätze haben dabei den Kassenwettbewerb<br />

auf die Leistungsseite verlagert. Ökonomisch interessant<br />

ist <strong>für</strong> die Krankenkassen ebenfalls die diagnostizierte<br />

Morbidität, insbesondere die der ausgleichsrelevanten<br />

Diagnosen, da sie erheblichen Einfluss auf die Zuweisungen<br />

aus dem Gesundheitsfonds haben.<br />

Eine gewichtige Bedeutung kommt daher den kostenintensiven<br />

Versicherten mit ausgleichsrelevanten Diagnosen<br />

zu. Für diese muss ein grundsätzlich sektorunabhängiges<br />

Versorgungsmanagement erfolgen. Krankenkassen<br />

haben daher ein grundsätzliches Interesse an kosteneffektiven<br />

und patientenschonenden Behandlungen in den<br />

definierten Morbi-RSA-relevanten Indikationsgebieten.<br />

Dagegen stehen Krankenkassen in Verhandlungen zur Vergütung<br />

neuer Untersuchungs- und Behandlungsverfahren<br />

gem. § 6 Abs. 2 KHEntgG (NUB) denjenigen Verfahren<br />

kritisch gegenüber, welche in Krankenhäusern initial mit<br />

Mehrkosten verbunden sind und <strong>für</strong> die kein Zusatznutzen<br />

nachgewiesen werden kann.<br />

Anforderungen an die<br />

Verhandlung der Vergütung<br />

Grundsätzlich sind die Krankenkassen an die eingangs<br />

beschriebenen Vorschriften des SGB V gebunden. Zur Prüfung,<br />

ob die Bedingungen insbesondere der §§ 2 und 12<br />

SGB V erfüllt sind, beauftragen die Krankenkassen über<br />

den GKV-Spitzenverband i.d.R. die Medizinischen Dienste.<br />

Diese orientieren sich bei ihrer Bewertung an den Grundlagen<br />

der Evidenz basierten Medizin (EBM) und damit im<br />

Wesentlichen an der Verfahrensordnung von G-BA einerseits<br />

und dem Methodenpapier des IQWiG andererseits.<br />

Elementare Bestandteile sind hier vergleichende Untersuchung<br />

vor dem Hintergrund der Notwendigkeit, des therapeutischen<br />

Nutzens und der Wirtschaftlichkeit des neuen<br />

Verfahrens mit den dem Stand der Technik entsprechenden<br />

alternativen Behandlungsoptionen. Die Beurteilung<br />

des therapeutischen Nutzens von neuen Behandlungsverfahren<br />

wird am Grad der Beeinflussung patientenrelevanter<br />

Endpunkte gemessen. Diese sind insbesondere<br />

Morbidität, Mortalität und Lebensqualität. Die Beurteilung<br />

der Wirtschaftlichkeit erfolgt vor allem auch durch<br />

die Bewertung des Kosten-Nutzen-Verhältnisses. Hieraus<br />

ergeben sich letztlich die Anforderungen an die von<br />

Informationsasymmetrie zu Gunsten der Krankenkassen<br />

geprägte Verhandlungssituation. Gefordert ist eine Darstellung<br />

zur Kommunikation von erwarteten Kosten und<br />

medizinischem Nutzen, welche beide Dimensionen nachvollziehbar<br />

zusammenführt.<br />

Gesundheitsökonomische Evaluation<br />

Zu den Methoden ökonomischer Evaluationen wie<br />

der Kosten-Nutzen-Bewertung gibt es international etablierte<br />

Standards. Die gesundheitsökonomische Modellierung<br />

stellt in diesem Zusammenhang die Basistechnik der<br />

Kosten-Nutzen-Bewertung dar. Für deren Anwendung gibt<br />

es gut dokumentierte Regeln, z.B. die »Principles of Good<br />

Practice for Decision Analytic Modeling in Health-Care Evaluation«<br />

[2]. Die Modellierung nutzt als Datengrundlage<br />

grundsätzlich Studien aller Evidenzgrade und damit auch<br />

frühe klinische Studien mit kleineren Patientenkollektiven.<br />

Da sowohl klinische als auch gesundheitsökonomische<br />

Ergebnisse generell der Unsicherheit unterliegen, gibt es<br />

auch hier<strong>für</strong> geeignete Verfahren, um den Grad der Unsicherheit<br />

zu bestimmen und in sachlicher und verständlicher<br />

Weise im Hinblick auf die möglichen Auswirkungen<br />

zu diskutieren. Gesundheitsökonomische Modelle haben<br />

darüber hinausgehend weitere inhärente Vorteile, die sie<br />

<strong>für</strong> die Argumentation in Verhandlungssituationen unentbehrlich<br />

machen. So werden sie genau dann entwickelt,<br />

wenn die erforderlichen Daten aus prospektiven klinischen<br />

Studien (noch) nicht vorliegen, da bspw. die Studien noch<br />

nicht abgeschlossen sind. Dies bedeutet sowohl <strong>für</strong> Kliniker<br />

als auch <strong>für</strong> Hersteller, dass die gesundheitsökonomische<br />

Modellierung in jeder Entwicklungsphase eines Medizinproduktes<br />

eingesetzt werden kann. Ein weiterer Vorteil liegt<br />

darin, dass die Konsequenzen von messbaren Effekten, die<br />

sich erst in ferner Zukunft zeigen, kommuniziert werden<br />

können. So konnte z.B. <strong>für</strong> Patienten, die einen endoprothetischen<br />

Ersatz des Kniegelenks erhalten, gezeigt werden,<br />

dass der Einsatz von innovativer Medizintechnik zur Bestimmung<br />

der mechanischen Beinachse sowie zur Optimierung<br />

des Ligament-Balancing, langfristig ein erhebliches Kosteneinsparpotenzial<br />

<strong>für</strong> die Krankenkassen liefert, welches<br />

durch Investitionen im stationären Sektor realisiert werden<br />

kann [3]. Ein Ergebnis, welches vor dem Hintergrund aufweichender<br />

klinischer Indikationsstellung <strong>für</strong> Krankenkassen<br />

bereits heute ein essenzielles Thema ist [4].<br />

Die Bedeutung der Darlegung der Kosten-Effektivität hat<br />

sich auch im Zusammenhang mit der Integrierten Versorgung<br />

gezeigt. So hat eine retrospektive Umfrage von Bockhorst<br />

Forum der Medizin_Dokumentation und Medizin_Informatik 4/2010 149<br />

Schwerpunkt<br />

<strong>Medizincontrolling</strong>


Schwerpunkt<br />

<strong>Medizincontrolling</strong><br />

Danksagung:<br />

Die Arbeiten werden<br />

vom deutschen<br />

Bundesministerium <strong>für</strong><br />

Bildung und Forschung<br />

im Rahmen des Projekts<br />

OrthoMIT (Förderkenn­<br />

zeichen 01EQ0421)<br />

Veranstaltungen<br />

gefördert.<br />

Ulrich Wirth M.A.,<br />

wissenschaftlicher<br />

Dokumentar, Leiter der<br />

Euro­Schulen Trier,<br />

Priv. staatl. anerk.<br />

Höhere Berufs fachschule<br />

<strong>für</strong> Medizinische<br />

Dokumentations­<br />

assistenten –<br />

Ergänzungsschule<br />

E­Mail: wirth.ulrich@<br />

es.trier.eso.de<br />

[1] zur Finanzierung telemedizinischer Dienstleistungen die<br />

Bedeutung der Kosten-Effektivität als bedeutendstes Kriterium<br />

identifiziert. In der Umfrage gaben alle gesetzlichen<br />

Krankenkassen die Analyse der Kosten-Effektivität als wichtigsten<br />

Erfolgsparameter an. Demzufolge wird auch auf Seiten<br />

der telemedizinischen Dienstleister die Darstellung der<br />

gesundheitsökonomischen Vorteile anhand der vergleichenden<br />

Kosten-Effektivität als obligatorischer Erfolgsfaktor <strong>für</strong><br />

die langfristige Etablierung medizinisch-technischer Innovationen<br />

im deutschen Gesundheitsmarkt angesehen.<br />

Mit Hilfe der gesundheitsökonomischen Modellierung<br />

wird versucht, frühzeitig die Auswirkungen der Investition<br />

in eine medizinische Behandlungsmethode im Vergleich zu<br />

Literatur<br />

[1] Bockhorst K: »Die Finanzierung telemedizinischer Dienste in Deutschland<br />

2009.« EHealthCOM (2010); 1:56-59.<br />

[2] Weinstein MC, O’Brien B, Hornberger J et al.: »Principles of good practice<br />

of decision analytic modeling in health care evaluation« Report of the<br />

ISPOR Task Force on Good Research Practices-Modeling Studies. Value<br />

Health 2003; 6:9-17.<br />

[3] Hoppe T, Elfring R, Börger S, Schmidt F, Becker K, Zimolong A: »Früh -<br />

What should I-KNOW?<br />

Die I-KNOW feierte heuer ihr zehnjähriges Bestehen.<br />

Das Know-Center, Österreichs Kompetenzzentrum<br />

<strong>für</strong> Wissensmanagement, hatte zusammen mit dem<br />

Institut <strong>für</strong> Wissensmanagement der TU Graz vom 1. bis 3.<br />

September 2010 zur Jubiläumsveranstaltung in die Grazer<br />

Messehalle geladen. Dass die I-KNOW als Europas führende<br />

Konferenz <strong>für</strong> Wissensmanagement und Wissenstechnologien<br />

gelten kann, bezeugen neben der hohen<br />

Resonanz von 510 Konferenzteilnehmerinnen und -teilnehmern<br />

vor allem die hochkarätig besetzten Keynotes:<br />

Dabei dürfen die drei Themenblöcke Zukunft von Suchmaschinen,<br />

Förderung von Kreativität über Kollaboration<br />

im Internet sowie Informationsqualität im Internet dank<br />

semantischer Technologien durchaus als Megathemen<br />

bezeichnet werden. Sie bildeten den Rahmen <strong>für</strong> 80 englischsprachige<br />

wissenschaftliche Referate und 30 deutschsprachige<br />

Praxisvorträge aus den wissensintensiven Gebieten<br />

der Wirtschaft. Obgleich die Gesundheitswirtschaft in<br />

den Vorträgen explizit kaum eine Rolle spielte, so ist sie<br />

doch genauso den Trends unterworfen. Vorliegender Konferenzrückblick<br />

diskutiert daher zwei dieser Trends im Kontext<br />

von Gesundheitswirtschaft und Ausbildung.<br />

150 Forum der Medizin_Dokumentation und Medizin_Informatik 4/2010<br />

einer aktuell etablierten Behandlungsmethode zu quantifizieren.<br />

Damit ist sie prädestiniert <strong>für</strong> den begleitenden<br />

Einsatz im Zusammenhang mit dem Vergütungseintritt <strong>für</strong><br />

innovative Behandlungsmethoden. Daher sollte bereits bei<br />

der Durchführung der klinischen Bewertung und Prüfung<br />

sowohl seitens der Industrie als auch seitens der Krankenhäuser<br />

das Methodenpapier des IQWiG sowie die<br />

Verfahrensordnung des G-BA berücksichtigt werden, da<br />

die Medizinischen Dienste nach diesen Grundlagen prüfen.<br />

Zur sachlichen Kommunikation des Potenzials neuer<br />

Untersuchungs- und Behandlungsmethoden im Rahmen<br />

der Entgeltverhandlungen von NUBs sind gesundheitsökonomische<br />

Modelle das Werkzeug der Wahl.■n<br />

zeitige gesundheitsökonomische Bewertung von medizinisch-technischen<br />

Innovationen – Das Potenzial der Kostenträger am Beispiel der endo-<br />

prothetischen Versorgung am Knie im BMBF Verbundprojekt orthoMIT«<br />

Abstractband der 55. GMDS-Jahrestagung, Mannheim (2010); 260-261.<br />

[4] Bitzer EM, Grobe TG, Neusser S, Schneider A, Döring H, Schwartz FW:<br />

Aktuelle Trends im Wissensmanagement und ihre Auswirkungen<br />

auf Gesundheitswirtschaft und Ausbildung<br />

»Barmer GEK Report Krankenhaus 2010« Schwerpunktthema: Trends in<br />

der Endoprothetik des Hüft- und Kniegelenks; Schwäbisch-Gmünd 2010.<br />

Dass drei der vier Keynote Speaker aus den USA kamen,<br />

unterstreicht einmal mehr deren Vorreiterrolle auf dem<br />

Gebiet der Wissensrepräsentation und des Social Semantic<br />

Web, muss jedoch auch als bewusster Marketingschachzug<br />

interpretiert werden, mit der die I-KNOW<br />

fortan als festes Datum auch in den Kalendern von<br />

außerhalb Europas agierenden Wissensmanagern eingetragen<br />

werden soll: »Dieses Jahr möchten wir die Sichtbarkeit<br />

unserer Tagung in den USA erhöhen. Für diesen<br />

Zweck laden wir anerkannte Experten und Expertinnen<br />

aus USA ein und versuchen so auch die zugehörigen Forschungsgruppen<br />

auf uns aufmerksam zu machen«, so<br />

Prof. Dr. Klaus Tochtermann, der Leiter des Grazer Know-<br />

Center [1]. Ob diese Strategie aufgehen wird, wird erst<br />

die Teilnehmerliste der I-KNOW <strong>2011</strong> zeigen, bleibt aber<br />

zu wünschen: Denn die I-KNOW versteht sich vor allem<br />

als Treffpunkt der »global learning community«. Deshalb<br />

fokussiert sie nicht nur in Vorträgen explizit auf Lernen<br />

und Wissenstransfer, sondern räumt den Teilnehmern<br />

zudem viel Zeit <strong>für</strong> den semiformellen Rahmen des Wissensaustauschs<br />

in zahlreichen großzügig arrangierten<br />

Pausen und Social Events ein.


Vieles aus den Sessions, deren Themen sich wie die um<br />

das Web 2.0 aktualisierte Version der Bausteine des Wissensmanagements<br />

lasen, dürfte sicherlich auf branchenübergreifendes<br />

Interesse stoßen. Daher ist den Veranstaltern<br />

ausdrücklich zu danken, dass die Vorträge zum freien<br />

Download bereitstehen, d.h. auch unabhängig von der<br />

Konferenzteilnahme zugänglich sind [2]. Für den Healthcare-Sektor<br />

geben gerade die praxisrelevanten und unmittelbar<br />

verwertbaren Themen wie Wissensvermarktung und<br />

Wissensmarketing Impulse.<br />

Trend 1: Das Raunen der<br />

Schwärme. Vom Marktpotenzial<br />

kollektiven (Un-)Wissens<br />

Hoch relevant hinsichtlich des Customer Relationship<br />

Marketing von Unternehmen der Gesundheitswirtschaft ist<br />

die Closing Keynote von Peter A. Gloor, dessen Ausführungen<br />

man überspitzt dahingehend zusammenfassen kann,<br />

dass eigentlich alle benötigten Daten vorhanden seien, um<br />

vorausschauende Entscheidungen treffen zu können [3].<br />

Allein, es fehlte bisher das geeignete Prognosetool, um in<br />

die Zukunft zu schauen, so Gloor. Mit »Condor« und weiteren<br />

Softwareapplikationen liege diese Glaskugel aber jetzt<br />

vor. Das bedeutet nichts Geringeres, als dass sich praktisch<br />

<strong>für</strong> jedermann aus frei verfügbaren Daten, die aus dem<br />

Web und aus Sozialen Netzwerken wie Twitter, Facebook<br />

usw. stammen, mittels »Condor« nicht nur die Ausgänge<br />

von Wahlen und Oscar-Verleihungen, sondern auch Aussagen<br />

etwa zur Stärke einer überregionalen Marke wie<br />

Helios Kliniken GmbH und einer regionalen Marke wie<br />

Klinikum Mutterhaus der Borromäerinnen gGmbH in Trier<br />

oder zum Markenimage von z.B. der Grünenthal GmbH<br />

vorhersagen ließen – und zwar erstaunlich genau. Wer<br />

aber ist dieser Jedermann? Gloor spricht von vernetzten<br />

Cyberteams, Kollektiven von sich selbst motivierenden<br />

Visionären, die sich in sogenannten COINs (Collaborative<br />

Innovation Networks) dem Austausch von Ideen, Informationen<br />

und Arbeit widmen, wobei dies durch innovative<br />

Techniken überhaupt erst ermöglicht wird. Damit träfe<br />

dies also auf Einzelpersonen wie auch Institutionen, Non-<br />

Profit-Organisationen wie Unternehmen, Regierungen<br />

wie Nicht-Regierungsorganisationen zu. Möglicherweise<br />

auch auf Terrororganisationen? Wie dem auch sei: Was<br />

die »potenziellen Kunden«, sofern sie die kritische Masse<br />

eines Schwarms erreicht haben, raunen, also an Daten<br />

hinterlassen, vermag dieses Tool in Trends umzuwandeln.<br />

Das Wort »Kunde« ist dabei begrifflich vielleicht schon ein<br />

wenig zu nah an der DIN EN ISO 8402, denn es verkennt<br />

die Tatsache, dass die verwendeten Daten aus einer Zeit<br />

stammen können, als der »Kunde« noch weit davon entfernt<br />

war, sich seiner selbst als »Empfänger eines vom<br />

Lieferanten bereitgestellten Produkts« bewusst zu sein.<br />

Das heißt im Klartext, dass er womöglich bereits Daten<br />

produziert hat, als ihm seine Kaufabsicht noch gar nicht<br />

klar gewesen ist.<br />

Status: Prä-Patient<br />

»Trend« aber nun als die Auswertung von Ergebnissen<br />

aus ausgeklügelten vertikalen Suchprozessen übersetzen<br />

zu wollen, wäre zu kurz gegriffen. Spannend werden<br />

diese Überlegungen <strong>für</strong> die Gesundheitswirtschaft in<br />

dem Moment, in dem das Wort »Kunde« durch das Wort<br />

»Patient« ersetzt wird. Der Patient hätte also zu einem<br />

Zeitpunkt Daten produziert, an dem er den Status »Patient«<br />

noch gar nicht gehabt hätte. Ob kerngesund oder<br />

sich seiner Krankheit nur noch nicht bewusst, spielt dabei<br />

keine Rolle. Angefallene Daten könnten sich de facto auf<br />

alles Mögliche beziehen, worüber man in Facebook und<br />

andernorts berichten kann. U.a. also auf Freizeitverhalten,<br />

das je nach Interessenlage zu lebenshinderlichem »Fehlverhalten«<br />

wird: Ich denke hierbei an Ernährungs- und vor<br />

allem Trinkgewohnheiten, Extrem- und Risikosportarten<br />

oder auch Urlaube in exotischen Ländern, um nur diejenigen<br />

Daten zu nennen, die irgendwie <strong>für</strong> die klinische<br />

Medizin oder epidemiologisch relevant sein dürften.<br />

Was geschrieben steht bleibt<br />

Bei entsprechender Datengrundlage kommen Data-<br />

Mining-Systeme wie »Condor« m.E. einer Revolution des<br />

Target Marketing gleich. So faszinierend die Präzision<br />

der Ergebnisse ist, von Gloor andernorts als »wisdom of<br />

swarms« bezeichnet [4], so unheimlich ist zugleich der<br />

Zeitpunkt ihrer Entstehung. Dem Internet kommt hier<br />

gleichsam die Rolle eines Wurmlochs bei, durch das zwei<br />

Orte miteinander verbunden werden, wobei der eine in<br />

der Vergangenheit liegt, der andere in der Gegenwart<br />

oder gar in der Zukunft. Das Internet vergisst nichts. Und<br />

das macht immer deutlicher, dass unter den Bedingungen<br />

des Web 2.0 Äußerungen daher zukünftig mit Bedacht zu<br />

treffen sein werden, insbesondere vor dem Hintergrund,<br />

dass in Sozialen Netzwerken Daten oftmals entweder personalisiert<br />

vorliegen oder mit zwei, drei Klicks zu realen<br />

Personen führen [5]. Betrachtet man z.B. die Extrem- und<br />

Risikosportarten, so sind diese zwar laut SGB V nicht <strong>für</strong><br />

die gesetzliche Krankenversicherung, wohl aber <strong>für</strong> die<br />

privaten Versicherungen wie Kranken-, Lebens-, Berufsunfähigkeits-<br />

oder Unfallversicherungen von Relevanz.<br />

Sein Freizeitverhalten der Versicherung zu verschweigen,<br />

mutet schon irgendwie irrational an, wenn man gleichzeitig<br />

bei Facebook oder einem Imagehoster wie Flickr oder<br />

Picasa Bilder hochlädt, die einen beim Fallschirmsprung<br />

Forum der Medizin_Dokumentation und Medizin_Informatik 4/2010 151<br />

Veranstaltungen<br />

I-KNOW<br />

Bericht


Veranstaltungen<br />

I-KNOW<br />

Bericht<br />

zeigen, abgesehen davon, dass das Ganze im Unglücksfall<br />

ohnehin bekannt werden würde. Aber auch wenn man im<br />

Versicherungsvertrag angegeben hat, Nichtraucher zu<br />

sein, sollte man tunlichst kein Bild hochladen, das einen<br />

sturzbetrunken mit einer Flasche Whisky in der Hand und<br />

einer Zigarre im Mund zeigt, und welches mit »Endlich<br />

wieder Wochenende« auf ein bestimmtes regelmäßig<br />

wiederkehrendes Freizeitverhalten hinweist: Man könnte<br />

damit leicht den Eindruck eines Rauchers und Quartalssäufers<br />

erwecken. Noch recherchieren nur Personaler nach<br />

Bewerbern. 59% aller deutschen Unternehmen »googeln«<br />

Bewerber, um mehr über deren Online-Reputation in<br />

Erfahrung zu bringen [6]. Was aber, wenn Versicherer zur<br />

Klärung von Versicherungsfällen zielgerichtet das Social<br />

Web auswerten?<br />

Trend 2: Suche wird sozial<br />

Der Transformation der Suchmaschinenlandschaft<br />

hatte Marti A. Hearst ihre Keynote gewidmet [7]. Noch<br />

seien gegenwärtige Suchmaschinen primär textbasiert,<br />

passten sich aber in Zukunft den Nutzerwünschen an. Was<br />

aber wünscht sich der Nutzer? Die Antwort ist verblüffend<br />

einfach: Alles, was er anderweitig gut findet, sähe er auch<br />

gerne in seinem idealen Search Interface verwirklicht. Die<br />

ideale Suchmaschine<br />

n■<br />

ist ein mobiles Endgerät und<br />

n■<br />

verfügt über eine Benutzerschnittstelle mit Multi-<br />

Touch-Screen – Apple-Produkte lassen grüßen!<br />

n■<br />

ermöglicht das Retrieval nach Social Media und<br />

vor allem nach user generated content wie Audio<br />

und Video: Die horizontale Suche wird zunehmend<br />

vertikal<br />

n■<br />

versteht die natürliche Sprache des Nutzers: Statt der<br />

Eingabe von Schlagwörtern können Fragen gestellt<br />

werden à la »War das Fleischgewand, dass Lady Gaga<br />

zur Verleihung der MTV Video Music Awards trug, aus<br />

Rind-, Schweine- oder gar Kunstfleisch?«<br />

n■<br />

unterstützt aber auch die sogenannten »sloppy commands«,<br />

wodurch der Nutzer in seiner Ausdrucksweise<br />

flexibel wird und von der Suchmaschine visuelles Feedback<br />

bekommt [8]<br />

n■<br />

arbeitet dialogorientiert und führt mit dem Nutzer ein<br />

Gespräch, vielleicht ein bisschen so wie HAL 9000 in<br />

Stanley Kubricks »2001: Odyssee im Weltraum«, aber<br />

weniger neurotisch.<br />

Unterm Strich, so Hearst, wird die Suche der Zukunft so<br />

sozial wie nur möglich. Diese Entwicklung ist völlig branchenunabhängig.<br />

Wo die Reise hingeht, zeigen heute<br />

schon Dienste wie www.digg.com, www.stumbleupon.<br />

com und www.delicious.com. Und mit www.greplin.com<br />

152 Forum der Medizin_Dokumentation und Medizin_Informatik 4/2010<br />

liegt nun eine Suchmaschine vor, mit der sich sogar die in<br />

Sozialen Netzwerken verstreuten Daten in Echtzeit durchsuchen<br />

lassen. Sie wissen nicht mehr, ob Sie eine Nachricht<br />

in Patientennetzwerken wie Patienslikeme, Diabetic<br />

Rockstar Inc oder Imedo erhalten haben – oder war es<br />

doch bei MySpace, LinkedIn, eBay (!) oder Xing? Zukünftig<br />

kein Problem mehr…<br />

Werden Texte unwichtig?<br />

Während Gloors »Condor« also über den vorwiegend<br />

textuellen Spuren im Netz kreiste, beschwor Hearst in<br />

ihrer Keynote zur Transformation der Suchmaschinenlandschaft<br />

en passant den »Untergang des Texts«, was viele<br />

im Auditorium zum Raunen brachte und sich in Tweets<br />

teils kontrovers widerspiegelte. Grundlage ihrer Keynote<br />

ist ihr gleichnamiger Essay [9]. Ihrer Überzeugung nach<br />

werden Texte als Informationstransporter im Gegensatz<br />

zu Video und Audio an Bedeutung verlieren. Dies ist weniger<br />

als Provokation denn zunächst als empirischer Befund<br />

gemeint, und deswegen grenzt sie sich auch scharf von<br />

medienpessimistischen Ansätzen ab, denen zufolge Fernsehen<br />

ausschließlich zur Verblödung beitrage. Überhaupt<br />

war Fernsehen gestern. Heutzutage ist Video ein fester<br />

Bestandteil alltäglicher Kommunikation, und praktisch<br />

jeder kann mit wenig technischem Verständnis und geringem<br />

Aufwand mittels Webcam Filme herstellen. Belege<br />

sind die sogenannten »video responses«: User antworten<br />

im Web 2.0 nicht ausschließlich mehr mit Texten, sondern<br />

zunehmend mit Filmclips. Auf YouTube finden sich derzeit<br />

schon 559.000 solcher Videoantworten [10]. Health 2.0<br />

lebt geradezu von medizinischen Podcasts und Videoclips.<br />

Was allerdings hinterherhinkt, ist die Suchmaschinentechnologie,<br />

die automatische Bildanalyse steckt noch in den<br />

Kinderschuhen und will auch auf absehbare Zeit nicht<br />

erwachsen werden, so dass man <strong>für</strong> das Auffinden von<br />

Videoinhalten nach wie vor auf Metatags und Annotationen<br />

angewiesen ist.<br />

Ersetzt YouTube eines Tages<br />

die Präsenzbibliothek?<br />

Eines Tages? Schon heute, vor allem diejenige junger<br />

und jugendlicher Internetnutzer, sagt Sam Vaknin, der ins<br />

gleiche Horn stößt wie Hearst, nur etwas lauter. Für viele<br />

Jugendliche sei YouTube als Nachrichtenquelle erste Wahl,<br />

Tendenz steigend [11]. Dies sei nichts Geringeres als das<br />

Ende von Information, Erkenntnis und Beurteilungsvermögen.<br />

Wie aber kommt es dazu? Zwar gibt Vaknin zu, dass<br />

ein Bild mehr ist als tausend Worte, doch dass Wörter Piktogramme<br />

und Hieroglyphen bis heute überdauert hätten,<br />

hätte gute Gründe. Denn Wissen offenbare sich nicht nur


auf der inhaltlichen Ebene, sondern auch in der Art und<br />

Weise, wie eine Person sich ausdrücke. Damit sei Textsprache<br />

Bildern und Grafiken überlegen, weil diese höchstens<br />

Informationen transportierten, nicht aber Wissen oder Theorien,<br />

die hinter dem Inhalt steckten. Bilder seien explizit<br />

und dadurch oberflächlich im Sinne von eindimensional,<br />

nicht vielschichtig – damit nicht tauglich zur Vermittlung<br />

von Erkenntnis. Bilder passten gut ins Internet-Zeitalter, da<br />

sie vom Konsumenten nicht viel abverlangten. Diese würden<br />

von user generated content nur so überschüttet, was eine<br />

Unterscheidung zwischen qualitativ gut und schlecht, wahr<br />

oder falsch kaum noch zulasse. Zunehmend schere sich der<br />

User auch nicht mehr darum. Am Ende dieses Prozesses, so<br />

Vaknin, stünden dann »intellektuelle Zombies«.<br />

In case of Zombies …:<br />

Plädoyer <strong>für</strong> eine <strong>Neue</strong> Lernkultur<br />

Zu den Thesen von Hearst und Vaknin mag man stehen<br />

wie man will. Der dezente Hinweis auf die Ergebnisse<br />

der PISA-Studien dürfte aber genügen, dass eine Umgestaltung<br />

der Schul- und auch der Ausbildungswirklichkeit<br />

dringend geboten ist. Wissensintensive Branchen wie der<br />

Gesundheitssektor verlangen Arbeitnehmern heutzutage<br />

Fähigkeiten und Fertigkeiten ab, die mit der bisherigen<br />

Lernkultur nicht mehr ausreichend ausgebildet werden<br />

können. Man darf dies beklagenswert finden wie Vaknin,<br />

aber man muss damit umgehen. Am besten noch während<br />

Schule und Ausbildung. Auszubildende müssen lernen, das<br />

durch die Informationsgesellschaft bereitgestellte Wissen<br />

selbständig zu recherchieren, zu bewerten und zu strukturieren.<br />

Die zunehmende Wissenskomplexität und Wissensvernetzung<br />

macht einen flexiblen, verantwortungsbewussten<br />

und lösungsorientierten Umgang mit dem erworbenen<br />

Anmerkungen<br />

Datum aller Zugriffe: 2010-09-12<br />

[1] Online verfügbar: http://www.news4press.com/Die-zehnte-<br />

I-KNOW-schlaegt-die-Bruecke-in-_520958.html<br />

[2] Online verfügbar: http://i-know.tugraz.at/praxisforum<br />

[3] Dies erinnert doch stark an die Prognosemärkte, mit denen<br />

die Gesundheitsindustrie z.B. Grippeausbrüche und die<br />

Wirksamkeit neuer Medikamente vorhersagt. Vgl. dazu<br />

Ulrich Wirth: <strong>Neue</strong>s aus Digit@lien – Soziale Netzwerke im<br />

Gesundheitssektor (1). Zur Ortsbestimmung von Health 2.0<br />

in Europa. In: mdi – Forum der Medizin_Dokumentation und<br />

Medizin_Informatik 2 (2010), S. 67-73, hier S. 72. Online<br />

verfügbar: http://www.euroschulen-trier.de/fileadmin/<br />

user_upload/mda/mdi_2010_Wirth.pdf<br />

[4] Online verfügbar: http://galaxyadvisors.com/<br />

[5] Vgl. den erschreckenden Selbstversuch von Thomas<br />

Fischermann: Fischermann googelt Fischermann.<br />

Wissen notwendig. Die Helios Kliniken GmbH haben als<br />

einer der ersten Ausbildungsbetriebe im Gesundheitswesen<br />

in ihren Krankenpflegeschulen seit den 1990er Jahren<br />

versucht, »durch Lernsituationen mit ›Echtheitscharakter‹<br />

und fast immer unter Einbeziehung der Arbeit am Computer<br />

eine Verbindung zwischen der allgemeinen und der<br />

beruflichen Bildung zustande zu bringen« [12]. Die Euro-<br />

Schulen-Organisation trägt den veränderten Lernwelten in<br />

der Berufsausbildung mit dem mediendidaktischen Leitbild<br />

»<strong>Neue</strong> Lernkultur der ESO« Rechnung [13]. Kollaboratives<br />

Lernen, Arbeits- und Kreativitätstechniken, kommunikative<br />

Kompetenzen, der Wissenserwerb in Lernszenarien,<br />

dazu eine zentrale Lernplattform als gemeinsame<br />

und einheitliche Kommunikationsplattform innerhalb von<br />

ESO, die sowohl in den Schulen, aber auch von zu Hause<br />

aus über das Internet erreichbar ist und dadurch die orts-<br />

und zeitunabhängige Nutzung von Lernmaterialien zulässt,<br />

schließlich ein mobiler Computer als Ausgangspunkt <strong>für</strong><br />

eine vernetzte Lernkultur umreißen das mediendidaktische<br />

Konzept. Der Einbezug selbst erstellter Podcasts<br />

und Videofilme knüpft nicht nur an die Interessen und<br />

die Lebenswirklichkeit der Auszubildenden an, sondern<br />

gestaltet Lernen (und Lehren!) durch den Medieneinsatz<br />

besser und effizienter. Damit die Inhalte was taugen, da<strong>für</strong><br />

sorgt wissenschaftliches Arbeiten, dass in den Recherche-,<br />

Bewertungs- und Strukturierungsprozess nun auch neue<br />

Medien mit einbezieht. Für den »Echtheitscharakter« sorgen<br />

Projekte <strong>für</strong> »echte« Auftraggeber wie Kliniken, Unternehmen<br />

und Wohlfahrtsverbände, wodurch auch skills wie<br />

Termintreue, Kommunikations- und Präsentationsfähigkeit,<br />

Selbstmarketing usw. zum festen Inventar der Lernkultur<br />

gehören. Dies ist ein bewusster Kontrapunkt gegen die<br />

»Zombification«, um abschließend nochmals Sam Vaknin<br />

zu zitieren. n<br />

In: Die ZEIT (19. August 2010). Online verfügbar:<br />

http://www.zeit.de/digital/internet/2010-08/sich-selbst-<br />

hacken-google<br />

[6] Vgl. Dunja Koelwel: Trau, schau, wem. Online-Reputation-<br />

Management. In: Monitor. Das Magazin <strong>für</strong> Informations-<br />

technologie 6 (2010), S. 28-30, hier S. 28.<br />

[7] Online verfügbar: http://www.slideshare.net/marti_hearst/<br />

the-future-of-search-keynote-at-iknow-2010. Eine pointierte<br />

Zusammenfassung ist online verfügbar unter<br />

http://blog.hansdezwart.info/2010/09/02/notes-and-<br />

reflections-on-day-1-of-i-know-2010/<br />

[8] Ein Beispiel <strong>für</strong> sloppy commands hier:<br />

http://vimeo.com/13992710<br />

[9] Marti A. Hearst: The Decline of Text, essay in response the<br />

question »What change will be brought by technology?«<br />

Online verfügbar: http://www.edge.org/q2009/q09_9.<br />

html#hearst<br />

Forum der Medizin_Dokumentation und Medizin_Informatik 4/2010 153<br />

Veranstaltungen<br />

I-KNOW<br />

[10] Zwei Beispiele sollen die Thematik verdeutlichen: Der<br />

Aufklärungsfilm »Anorexia Awareness« (http://www.youtube.<br />

com/watch?v=7IdOyyjX8Y0&feature=watch_response_rev)<br />

mit dazugehörigem »video response« (http://www.youtube.<br />

com/watch?v=olXB7ciK-uM&feature=watch_response).<br />

Dies sind überdies gleichzeitig zwei gute Beispiele <strong>für</strong> den<br />

Einsatz von YouTube im Unterricht.<br />

[11] Vgl. Sam Vaknin: The Age of Stupid. Online verfügbar:<br />

http://www.globalpolitician.com/26214-intellect-democracy-<br />

internet-ethics<br />

[12] Online verfügbar: http://www.mediaculture-online.de/<br />

fileadmin/bibliothek/halefeldt_medienkompetenz/<br />

halefeldt_medienkompetenz.html<br />

[13] <strong>Neue</strong> Lernkultur von ESO – Mediendidaktisches Leitbild.<br />

Stockstadt 2009. Online verfügbar: http://www.euro-schulen-<br />

hannover.de/assets/files/<strong>Neue</strong>_Lernkultur_von_ESO_-_<br />

Mediendidaktisches_Leitbild.pdf<br />

Bericht


Veranstaltungen<br />

DVMD Fachtagung<br />

Das Interview wurde<br />

geführt von Nora<br />

Kohlhase, Mirjam Wahl<br />

und Meryem Muradova,<br />

Studierende des<br />

5. Semesters im<br />

Bachelorstudiengang<br />

PR der FH Hannover<br />

Bei Anmeldung bis<br />

zum 31.12.2010<br />

gilt eine ermäßigte<br />

Tagungsgebühr.<br />

Weitere Informationen<br />

erhalten Sie unter<br />

www.dvmd­tagung.de<br />

Quo vadis Medizinische Dokumentation?<br />

Interview zur 11. Fachtagung des DVMD vom 16.–19. Februar <strong>2011</strong> in Hannover<br />

Vom 16.–19.02.<strong>2011</strong> findet an der Fachhochschule<br />

Hannover die 11. Fachtagung des DVMD, unter dem<br />

Motto »Medizinisches Informationsmanagement<br />

3.0«, statt. Zeitgleich feiert der jüngst entsprechend umbenannte<br />

Studiengang der Medizinischen Dokumentation sein<br />

30-jähriges Jubiläum. Grund genug <strong>für</strong> die mdi, mit der Vorsitzenden<br />

des DVMD, Frau Katharina Thorn, und den lokalen<br />

Organisatoren Prof. Dr. Oliver Bott und Prof. Dr. Peter<br />

Wübbelt über die Themen und Schwerpunkte der Tagung zu<br />

sprechen und einen Blick in die Zukunft zu werfen.<br />

mdi: Frau Thorn: Was können die Mitglieder des DVMD<br />

von der 11. Fachtagung in Hannover erwarten?<br />

Thorn: Die Tagungsteilnehmer erwartet ein attraktives<br />

Programm mit vielen Vorträgen und zahlreichen Workshops.<br />

Es bietet sich damit die Gelegenheit, neue Facetten<br />

des Berufsfeldes kennenzulernen, aber auch sich über<br />

aktuelle Entwicklungen im eigenen Tätigkeitsbereich zu<br />

informieren. Dem Nachwuchs bieten wir mit der Tagung<br />

eine breite Plattform, das Berufsfeld kennenzulernen und<br />

Kontakte zu erfahrenen Kollegen zu knüpfen.<br />

mdi: Herr Professor Bott, wo würden Sie bei dieser Tagung<br />

Ihre persönlichen Schwerpunkte setzen?<br />

Bott: Das Themenspektrum der Tagung berührt nahezu<br />

Workshops DI, MI & SA | 15., 16. & 19.02.<strong>2011</strong><br />

WS Tag Uhrzeit Thema Tage<br />

1 DI und MI 10:30-17:30 SAS <strong>für</strong> Anfänger 2<br />

2 MI 14:00-17:30 TNM-Klassifikation maligner Tumore ½<br />

3 MI 09:30-12:30 Prozesse klinischer Krebsregister am Beispiel des Gießener Tumordokumentationssystems ½<br />

4 MI 08:30-13:30 Pharmakovigilanz ½<br />

5 MI 13:30-18:00 Regulatorische Aspekte bei klinischen Prüfungen in der EU ½<br />

6 MI 09:00-13:00 Organisation im Prüfzentrum ½<br />

7 MI 09:00-13:00 Erfolgreich bewerben ½<br />

8 MI 13:00-17:00 Assessment-Center ½<br />

9 MI 09:00-13:00 Eigen- und Fremdmotivation im Arbeitsleben ½<br />

10 MI 14:00-18:00 Konfliktmanagement im Job ½<br />

11 MI 14:00-18:00 Elektronische Dokumentenablage und -archivierung in der KliFo ½<br />

12 MI 14:00-18:00 Elektronische Case Report Forms (eCRFs) in klinischen Prüfungen ½<br />

13 MI 09:00-13:00 Datenqualitätssicherung und -bewertung in klinisch-epidemiologischen Studien ½<br />

14 MI 14:00-16:00 Biometrie: Studiendesign und Fallstricke ½<br />

15 MI 14:00-18:00<br />

gmds-Arbeitsgruppe Archivierung von Krankenunterlagen (AKU) und des Competence Centers <strong>für</strong><br />

die Elektronische Signatur im Gesundheitswesen<br />

½<br />

16 MI 14:00-18:00 Gesundheitsdokumentationssysteme ½<br />

17 SA 09:00-16:00<br />

Erfolgs-Coaching <strong>für</strong> MD-Studierende und Schüler/-innen von MD-Berufsfachschulen: Finden Sie<br />

Ihren optimalen Lernzustand!<br />

1<br />

18 SA 09:00-18:00 Spannende Präsentationstechniken und effektive Meetings 1<br />

19 SA 09:00-18:00 Data-Mining in der Medizin 1<br />

20 SA 09:00-18:00 Der SPSS- (Wieder-)Einstieg leicht gemacht 1<br />

21 SA 09:00-18:00 Patientenmanagement einer Studie mit Hilfe von Access 1<br />

22 SA 09:00-18:00 Portable Document Format und Acrobat Professional: Erstellung, Nachbearbeitung, PDF-Formulare 1<br />

23 SA 09:00-16:00 EDC-Workshop mit Clincase 1<br />

24 DO u./o. FR Mittagspause Bewerbungsmappencheck 2,5h<br />

154 Forum der Medizin_Dokumentation und Medizin_Informatik 4/2010<br />

das gesamte Spektrum der klassischen Medizinischen<br />

Dokumentation von der Klinischen Forschung über Klinische<br />

Dokumentation und Tumordokumentation bis hin<br />

zu Qualitätssicherung und Informationssystemen. Da fällt<br />

es schwer, Favoriten zu benennen. Ein Thema interessiert<br />

mich persönlich aber im besonderen Maße: Wir haben<br />

in Hannover unlängst unseren Studiengang von »Medizinische<br />

Dokumentation« in »Medizinisches Informationsmanagement«<br />

umbenannt, da sich die Anforderungen<br />

an die Tätigkeit vor allem im Hinblick auf die rechnergestützte<br />

Informationsverarbeitung kontinuierlich erhöht<br />

haben. Vor diesem Hintergrund liegen mir die zwei Keynote-Vorträge<br />

von Prof. Jochen Bernauer von der Hochschule<br />

Ulm und von Herrn Dr. Johann Proeve, Head of<br />

Global Data Management von Bayer Healthcare, besonders<br />

am Herzen.<br />

mdi: Welche Themen behandeln diese Vorträge?<br />

Bott: Professor Bernauer beschäftigt sich eingehend mit<br />

dem Unterschied zwischen Dokumentation und Informationsmanagement<br />

und der Frage, ob ein Paradigmenwechsel<br />

in unserem Fachgebiet stattfindet. Die Diskussion dieser<br />

Frage soll die gesamte Tagung begleiten. Der Schwerpunkt<br />

von Herrn Proeves Vortrag zielt auf das Thema der Entwicklung<br />

des Datenmanagements im Kontext klinischer<br />

Studien zur Arzneimittelzulassung.<br />

Viele Medizinische<br />

Dokumentare und Informationsmanager<br />

arbeiten in<br />

der klinischen Forschung<br />

und es dürfte besonders<br />

spannend sein, zu erfahren,<br />

welchen Anforderungen<br />

sich das klinische Datenmanagement<br />

in Zukunft<br />

gegenübersieht.<br />

mdi: Ist das denn auch<br />

<strong>für</strong> die jetzigen Studenten<br />

interessant?<br />

Bott: Unbedingt! Der Blick<br />

in die Zukunft bedeutet ja<br />

auch einen Blick auf jetzige<br />

und zukünftige Anforderungen<br />

an Ausbildung<br />

und Weiterbildung. Wir<br />

haben uns sehr viel Mühe<br />

gegeben, die Tagung auch<br />

<strong>für</strong> Berufsfachschüler und


1 2 3<br />

Studierende attraktiv zu gestalten: Wir möchten sie motivieren,<br />

eigene Vorträge zu halten.<br />

mdi: Frau Thorn: Welche Rolle spielen internationale Entwicklungen<br />

<strong>für</strong> die Tagung?<br />

Thorn: Es ist mittlerweile Tradition, den Tagungsteilnehmern<br />

in der »Internationalen Session« aktuelle Informationen<br />

zu den weltweiten Trends in der Informationsverarbeitung<br />

zu bieten. In diesem Jahr freuen wir uns, mit<br />

Peter C. Waegemann einen prominenten Experten in Fragen<br />

der elektronischen Gesundheitsakte und Health Information<br />

Technology <strong>für</strong> die Tagung gewonnen zu haben.<br />

Weitere Themen dieser Session werden Fragen der mobilen<br />

Dokumentation, die Aktivitäten der American Health<br />

Information Management Association (AHIMA) sowie<br />

aktuelle Entwicklungen in den Niederlanden und in Russland<br />

behandeln.<br />

mdi: Ist neben der Industrieausstellung erneut ein Vergleich<br />

verschiedener Software-Werkzeuge geplant?<br />

Thorn: Vor zwei Jahren war die Clinical Dokumentation<br />

Challenge eine der erfolgreichsten Veranstaltungen der<br />

Tagung, so dass wir uns entschlossen haben, auch in diesem<br />

Jahr wieder eine CDC durchführen. Unter der Überschrift<br />

»Papier und RDE: Eine doppelte Herausforderung«<br />

werden sich Produkte aus dem Bereich der EDC/RDE-Systeme<br />

am Donnerstag einem größeren Publikum zum Vergleich<br />

stellen.<br />

mdi: Wird es neben dem Vortragsprogramm weitere Fortbildungsmöglichkeiten<br />

geben?<br />

Wübbelt: Auf jeden Fall. Uns war sehr wichtig, ein möglichst<br />

breit gefächertes Angebot an Weiterbildungs-Workshops<br />

<strong>für</strong> Medizinische Dokumentare und Informationsmanager<br />

auf die Beine zu stellen. Zusätzlich sollte es finanziell<br />

erschwinglich bleiben, um auch <strong>für</strong> den beruflichen Nachwuchs<br />

attraktiv zu sein. Jetzt sind wir in der glücklichen<br />

Lage, 24 Workshops zu den unterschiedlichsten Themenkomplexen<br />

der Tagung anbieten zu können.<br />

mdi: Hätten Sie ein paar Beispiele <strong>für</strong> uns?<br />

Wübbelt: Also natürlich finden Sie in unserem Programm<br />

die Klassiker wie Softwareschulungen in SAS und SPSS,<br />

sowohl <strong>für</strong> Anfänger als auch zur Auffrischung schon<br />

bestehender Kenntnisse. Dazu kommen zwei Veranstaltungen<br />

zum Thema Tumor-Dokumentation. Darüber<br />

hinaus bieten wir aber auch Trainings aus dem Bereich<br />

Tagungsprogramm am 17.02.<strong>2011</strong><br />

Forum der Medizin_Dokumentation und Medizin_Informatik 4/2010 155<br />

Veranstaltungen<br />

DVMD Fachtagung<br />

Fotos: 1 · Die Vorsitzende<br />

des DVMD, Katharina<br />

Thorn, im Gespräch mit<br />

der mdi.<br />

2 · Prof. Dr. Peter<br />

Wübbelt zum Workshop­<br />

Angebot der Tagung.<br />

3 · Tagungspräsident<br />

Prof. Dr. Oliver J. Bott.<br />

Zeit Session 1 Session 2 Session 3 Session 4<br />

09:00-10:15 Klinische Forschung<br />

EDC I – eClinical<br />

(EDC, Tools, Tasks) I<br />

Tumordokumentation<br />

T-Dok I –<br />

Krebs register<br />

Sonstige Themen<br />

AuW I – Aus- und<br />

Weiterbildung I<br />

Klinische Dokumentation<br />

KlinDok I – KIS und<br />

Dokumentation I<br />

10:30-11:00 Org I – Eröffnung der Tagung<br />

11:00-11:30 Keynote: Dokumentation versus Informationsmanagement – Paradigmenwechsel oder<br />

alter Wein in neuen Schläuchen (J Bernauer)<br />

11:30-13:00 Org II – Eröffnung Industrieausstellung, Mittagspause, Posterausstellung<br />

13:00-14:15 Klinische Forschung<br />

EDC II – Clinical<br />

Documentation Challenge<br />

I: Papier und<br />

RDE – Eine doppelte<br />

Herausforderung<br />

14:30-15:45 Klinische Forschung<br />

EDC III – Clinical<br />

Documentation Challenge<br />

II: Papier und<br />

RDE – Eine doppelte<br />

Tumordokumentation<br />

T-Dok II –<br />

Krebs register II<br />

Tumordokumentation<br />

T-Dok III –<br />

Krebs register III<br />

Sonstige Themen<br />

AuW II – Aus-<br />

und Weiterbildung<br />

II<br />

Sonstige Themen<br />

AuW I – Einsatzfelder<br />

I<br />

15:45-16:15<br />

Herausforderung<br />

Org III – Pause, Industrieausstellung, Posterausstellung<br />

16:15- Klinische Forschung Tumordokumentation Sonstige Themen<br />

17:05/30 EDC IV – eClini- T-Dok IV – Nutzen AuW IV –<br />

cal (EDC, Tools,<br />

Tasks) II<br />

Sonstige Themen Einsatzfelder II<br />

17:15-18:20 Org IV – Juniorenpreisverleihung | DVMD-Mitgliederversammlung<br />

19:30-24:00 Org V – Feierabend<br />

Klinische Dokumentation<br />

KlinDok II – KIS und<br />

Dokumentation II<br />

Klinische Dokumentation<br />

KlinDok III – Medizincontroling,<br />

MDK<br />

Klinische Dokumentation<br />

KlinDok IV – MDK,<br />

Med. Klassifikationen


Fachartikel<br />

Themen<br />

Tagungsprogramm am 18.02.<strong>2011</strong><br />

Zeit Session 1 Session 2 Session 3 Session 4<br />

09:00-09:10 Org VI – Begrüßung und Verleihung des Gustav-Wagner-Posterpreises<br />

09:10-09:40 Keynote: Klinisches Datenmanagement heute, morgen und übermorgen – Quo vadis CDM?<br />

(J Proeve)<br />

09:50-10:20 Org VII – Pause | Industrieausstellung | Posterausstellung<br />

10:20-11:35 Klinische Forschung<br />

RG – Regulations<br />

and Guidelines<br />

11:50-13:05 Klinische Forschung<br />

Klifo I – Klinische<br />

Forschung I<br />

GMDS-Jahrestagung<br />

Dr. med. Dipl.­Math.<br />

Albrecht Zaiß<br />

Leiter der der<br />

Stabsstelle Medizin­<br />

controlling des<br />

Universitätsklini kums,<br />

Albert­Ludwigs­<br />

Universität Freiburg.<br />

Leiter der GMDS­<br />

AG Medizinische<br />

Dokumentation und<br />

Klassifikation.<br />

Mitglied des KKG<br />

E­Mail: Albrecht.Zaiss<br />

@uniklinik­freiburg.de<br />

IS I – International<br />

Session I<br />

IS II – International<br />

Session II<br />

Klin. Dokumentation/<br />

Klin. Forschung<br />

NW 1 – Schüler und<br />

Studenten I<br />

Qualitätsmanagement<br />

QM I – Qualitätsmanagement<br />

intern/extern<br />

13:05-14:30 Org VIII – Mittagspause | Industrieausstellung | Posterausstellung<br />

14:30-15:45 Klinische Forschung<br />

Klifo II – Klinische<br />

Forschung II<br />

Sonstige Themen<br />

BEST I – Biometrie,<br />

Epidemiologie,<br />

Statistik/Tools I<br />

Qualitäts-<br />

management<br />

QM II – Qualitätsbewertung<br />

15:45-16:15 Org IX – Pause | Industrieausstellung | Posterausstellung<br />

16:15-17:30 Klinische Forschung<br />

NW 2 – Schüler und<br />

Studenten II<br />

17:40-18:10 Org X – Verabschiedung<br />

Sonstige Themen<br />

BEST II – Biometrie,Epidemiologie,<br />

Statistik/Tools II<br />

Qualitäts-<br />

management<br />

QM III – Qualitätsbewertung<br />

und<br />

-berichterstattung<br />

Klinische Dokumentation<br />

NFV I – Nutzen<br />

<strong>für</strong> Forschung und<br />

Versorgung I<br />

Klinische Dokumentation<br />

NFV II - Nutzen <strong>für</strong> Forschung<br />

und Versorgung<br />

II<br />

Rechtliche Aspekte<br />

Informations -<br />

aufbereitung/<br />

-vermittlung<br />

Inf I – Informationsaufbereitung<br />

I<br />

Informations -<br />

aufbereitung/<br />

-vermittlung<br />

Inf II – Informationsaufbereitung<br />

II<br />

Sonstige Themen<br />

Die diesjährige 55. GMDS-Jahrestagung stand unter<br />

dem Rahmenthema »Effiziente und wirtschaft liche<br />

Gesundheitsversorgung von heute und morgen<br />

– nur mit Medizinischer Dokumentation, Medizinischer<br />

Informatik, Medizinischer Biometrie und Epidemiologie«<br />

und fand unter der fach kundigen, umsichtigen und<br />

innovativen Leitung von Prof. Dr. Paul Schmücker vom<br />

6. bis 9. September 2010 in der Hochschule Mannheim<br />

(und damit erstmals außerhalb des üblichen univer sitären<br />

Rahmens) statt. Traditionsgemäß gab es am Donnerstag,<br />

dem 9. September 2010, das »Donnerstag-Symposium«<br />

der GMDS-Arbeitsgruppe »Medizinische Dokumentation<br />

und Klassifi kation« (AG MDK, Leiter: Dr. Albrecht Zaiß),<br />

das zusammen mit der AG »Standardisierte Terminologien<br />

in der Medizin« (AG STM, Leiter Priv.-Doz. Dr. Josef<br />

Ingenerf) und den Arbeits kreisen »Chirurgie« (Leiter Dr.<br />

Rolf Bartkowski) und »Orthopädie und Unfallchirurgie«<br />

156 Forum der Medizin_Dokumentation und Medizin_Informatik 4/2010<br />

Softskills an, wie beispielsweise »Konfliktmanagement im<br />

Job«; und wir haben ein Angebot aufgelegt, das sich mit<br />

Bewerbungstrainings und Erfolgscoachings ausdrücklich<br />

an Schüler und Studierende richtet.<br />

mdi: Also ist <strong>für</strong> jeden etwas dabei.<br />

Wübbelt: Da bin ich mir sicher.<br />

mdi: Sie haben viel Energie und Herzblut in die Organisation<br />

der Tagung investiert. Was erhoffen Sie sich denn<br />

persönlich von diesen Tagen?<br />

Bott: Ich wünsche mir, dass die Veranstaltung zu einem<br />

fruchtbaren Boden <strong>für</strong> Weiterbildung und fachlichen<br />

Austausch wird. Zusammen mit dem Rahmenprogramm<br />

quasi ein ideales Feld <strong>für</strong> frische Ideen und die Pflege der<br />

Netzwerke.<br />

Wübbelt: Ich würde mich sehr über ein Feedback von den<br />

Teilnehmern freuen, ob unser Angebot im Nachhinein <strong>für</strong><br />

ihr Berufsleben von Nutzen war.<br />

Thorn: Ich wünsche mir, dass möglichst viele Kollegen an<br />

der Tagung teilnehmen, sich über Aktuelles und <strong>Neue</strong>s in<br />

der Medizinischen Dokumentation informieren, Kontakte<br />

knüpfen und sich austauschen. Die Tagung bietet da<strong>für</strong><br />

die ideale Gelegenheit.<br />

mdi: Dann wünschen wir Ihnen viel Erfolg und gutes<br />

Gelingen! n<br />

Klassifikation, Kodierung und<br />

Terminologien – heute und morgen<br />

Bericht über das Symposium am 9. September 2010 in Mannheim<br />

AG Medizinische Dokumentation und Klassifikation (MDK) · AG Standardisierte<br />

Terminologien in der Medizin (STM) · AK Chirurgie und AK Orthopädie und Unfallchirurgie<br />

(Leiter Dr. Thomas Winter) gestaltet und durchgeführt<br />

worden ist. Das Gründungs- und Ehrenmitglied der<br />

Arbeitsgruppe Prof. Dr. Rüdiger Klar konnte rund 60<br />

fachkundige und interessierte Teilneh mer begrüßen und<br />

erinnerte an die vor 20 Jahren am 27.9.1990 in Berlin auf<br />

Initiative von R. Klar und B. Graubner erfolgte Gründung<br />

dieser Arbeitsgruppe und einige »Highlights« ihrer seitdem<br />

er folgreichen Arbeit.<br />

Wie jedes Jahr wurden die Beiträge des DIMDI zu den<br />

<strong>Neue</strong>rungen der medizinischen Klassifika tionen OPS und<br />

ICD-10-GM <strong>für</strong> das kommende Jahr wieder mit Spannung<br />

erwartet. Frau Dr. Birgit Krause (DIMDI, Köln) berichtete<br />

über die vielen Änderungen und Ergänzungen im<br />

neuen OPS <strong>2011</strong>, dessen Vorabversion am 12. August<br />

veröffentlicht worden ist. Inzwischen wurde die Endversion<br />

mit Stand vom 21.10.2010 publiziert, die fast 560<br />

Kodes mehr als die Vor jahresversion enthält. Beispiele <strong>für</strong>


Ergänzungen sind neue spezifische Kodes <strong>für</strong> viele NUB-<br />

Leistungen (<strong>Neue</strong> Untersuchungs- und Behandlungsmethoden)<br />

sowie neue Kodes <strong>für</strong> bestimmte arthroskopische<br />

Operationen und die Applikation zusatzentgeltpflichtiger<br />

Medikamente. Beispiele <strong>für</strong> inhaltliche Änderungen sind<br />

neu strukturierte Kodes <strong>für</strong> Implantation und Wechsel<br />

von Stents in Gallengängen, <strong>für</strong> Operationen an Metatarsalia<br />

und Phalangen des Fußes, <strong>für</strong> das Wunddébridement<br />

und <strong>für</strong> die Behandlung bei psychischen und<br />

psychosomatischen Störungen und Verhaltensstörungen<br />

bei Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen.<br />

Anschließend stellte Herr Ulrich Vogel (DIMDI, Köln)<br />

wichtige Änderungen der ICD-10-GM <strong>2011</strong> vor, deren Endversion<br />

inzwischen mit Stand vom 24. September 2010 veröffentlicht<br />

worden ist. Die in den letzten Jahren mehrfach<br />

angekündigten und bereits von der WHO verabschiedeten<br />

Änderungen <strong>für</strong> Leukämien und Lymphome (Kodebereiche<br />

C81–C96, D46–D48 und D75–D76) wurden nun endlich in<br />

der Systematik und im Alphabetischen Verzeichnis umgesetzt.<br />

Auch die übrigen Änderungen beruhen vorwiegend<br />

auf WHO-Vorgaben. Neben Korrekturen erfolgten weitere<br />

Modifikationen u.a. beim Postthrombotischen Syndrom,<br />

bei der Respiratorischen Insuffi zienz, bei der Gestationshypertonie<br />

und Präeklampsie, beim Dammriss und hohen<br />

Scheidenriss und bei der prophylaktischen Chemotherapie.<br />

– Für 2010/<strong>2011</strong> kündigte er die Version <strong>2011</strong> der deutschsprachigen<br />

ICD-10-WHO an (aktuelle Version: 2006).<br />

Sehr großes Interesse fand der Vortrag von Robert<br />

Jakob (WHO, Genf) über die Aktivitäten <strong>für</strong> die 11. ICD-<br />

Revision (ICD-11). Ziele sind eine wissenschaftlich gesicherte,<br />

aktuelle und mehrsprachige Klassifikation, die<br />

Abdeckung der wesentlichen Anwendungsbereiche (Mortalität,<br />

Morbidität, Case Mix Systeme, Primary Care, Qualitätssicherung,<br />

Patientensicherheit) und die Eignung <strong>für</strong><br />

elektronische Arbeitsumgebungen. Die Inhalte jeder Kategorie<br />

werden durchgängig anhand eines »Content Models«<br />

beschrieben und international abgestimmt. Die Arbeiten<br />

des »internationalen Netzwerks« sind schon soweit fortgeschritten,<br />

dass in absehbarer Zeit die Alpha-Version der<br />

ICD-11 zur Verfügung stehen soll. In <strong>2011</strong> soll die Beta-<br />

Version publiziert werden, die anschließend in Feldversuchen<br />

getestet wird. Geht alles nach Plan, so wird 2013 die<br />

Endversion vorliegen, die dann 2014 von der WHO-Generalversammlung<br />

beschlossen und ab 2015 implementiert<br />

werden kann. Weitere Informationen finden sich auf der<br />

Website http://sites.google.com/site/icd11revision/home.<br />

Die beiden nächsten Vorträge waren den Aktivitäten<br />

in den deutschsprachigen Nachbarländern Schweiz und<br />

Österreich gewidmet. Herr Priv.-Doz. Dr. Simon Hölzer<br />

(SwissDRG, Bern) berich tete über die Anpassung der medizinischen<br />

Klassifikationen im Zuge der Einführung der<br />

SwissDRGs. In den Jahren <strong>2011</strong> und 2012 wird in den<br />

schweizerischen Krankenhäusern die deutsche ICD-10-GM<br />

2010 benutzt, wobei deren Abweichungen von der ICD-<br />

10-WHO gegenwärtig in die französischsprachige ICD-10-<br />

Ausgabe eingearbeitet werden. Auch zukünftig ist keine<br />

»Swiss Modification« der ICD-10 vorgesehen. Für die Prozeduren<br />

ist die Anpassung des schweizerischen Operationenschlüssels<br />

CHOP an die schweizerische DRG-Version<br />

weitgehend abgeschlossen. Im ambulanten Bereich werden<br />

Diagnosen kantonal unterschiedlich nach der ICD-10<br />

dreistellig ver schlüsselt.<br />

Herr Dr. Andreas Egger (BMG, Wien) gab einen Überblick<br />

über die Entwicklungen im Bereich der Leistungsdokumentation<br />

und Intensivdokumentation in Österreich.<br />

Für den ambulanten und stationären Bereich wurde<br />

seit 2007 ein gemeinsamer, aber unterschiedlich differenzierter<br />

multi axialer Leistungskatalog entwickelt, der seit<br />

diesem Jahr in mehreren Pilotversuchen sektorenübergreifend<br />

evaluiert wird. Die in der Intensivdokumentation<br />

eingesetzten Instrumente TISS-28 und SAPS II wurden<br />

an den aktuellen Stand der Medizin angepasst. TISS-A<br />

(Austria) und SAPS 3 werden im Stundentakt erfasst und<br />

berücksichtigen insbesondere zusätzliche Parameter, die<br />

vor Aufnahme auf die Intensivstation, z.B. im Schockraum,<br />

erhoben worden sind. Als ICD-10 wird gegenwärtig noch<br />

die deutsche Version 1.3 benutzt, die <strong>für</strong> die österreichischen<br />

Verhältnisse in der sog. Dreiländerausgabe von<br />

2001 leicht modifiziert worden ist. Geplant ist die geringfügig<br />

modifi zierte Übernahme der ICD-10-WHO <strong>2011</strong>.<br />

Der folgende Vortragsblock widmete sich aktuellen<br />

Themen aus dem ambulanten Bereich. Frau Dr. Martina<br />

Franzkowiak de Rodriguez (KBV, Berlin) stellte die<br />

Ambulanten Kodier richtlinien (AKR) aus der Sicht der<br />

Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) vor. Diese sollen<br />

zum 1. Januar <strong>2011</strong> bundesweit eingeführt werden,<br />

um eine einheitliche Kodierung sicherzustellen, die <strong>für</strong> die<br />

Umsetzung einer morbiditätsorientierten Vergütung nach<br />

§ 87a SGB V notwendig ist. In ihrem Vortrag gab sie einen<br />

Überblick über die Allgemeinen und Speziellen Ambulanten<br />

Kodier richtlinien. Dabei zeigte sie wesentliche Unterschiede<br />

zu den stationären <strong>Deutsche</strong>n Kodierricht linien<br />

auf, z.B. zwischen Haupt- und Nebendiagnosen (stationär)<br />

und Behandlungsdiagnosen (ambulant). Von der KBV<br />

werden <strong>für</strong> die technische Umsetzung zahlreiche Hilfsmittel<br />

zur Verfü gung gestellt. Umfangreiche Multiplikatorenschulungen,<br />

fertige Präsentationen und Übungsbei spiele<br />

runden das Spektrum der Hilfen ab.<br />

Die Suche und Auswahl des richtigen ICD-10-Kodes ist<br />

nach wie vor ein zentrales Thema bei der Kodierung von<br />

Diagnosen. Frau Dr. Rita Engelhardt (ZI, Berlin) präsentierte<br />

den Zuhörern die elektronische Kodierhilfe <strong>für</strong> die<br />

vertragsärztliche Praxis, die vom Zentralinstitut <strong>für</strong> die<br />

kassenärztliche Versorgung in Deutschland (ZI) entwickelt<br />

Forum der Medizin_Dokumentation und Medizin_Informatik 4/2010 157<br />

Veranstaltungen<br />

GMDS-Jahrestagung<br />

Dr. med. Bernd Graubner<br />

stellv. Leiter der<br />

GMDS­AG Medizinische<br />

Dokumentation und<br />

Klassi fikation.<br />

Mitglied (Gast) des KKG<br />

E­Mail: Bernd.Graubner<br />

@mail.gwdg.de<br />

Wie jedes Jahr stehen<br />

die Präsentationen<br />

aller Beiträge auf den<br />

Internetseiten der AG<br />

MDK zur Verfügung<br />

und können dort zur<br />

Vertiefung nachgelesen<br />

werden.<br />

http://www.imbi.<br />

uni­freiburg.de/medinf/<br />

gmds­ag­mdk


Veranstaltungen<br />

GMDS-Jahrestagung<br />

Fotos:<br />

1 · Ulrich Vogel<br />

2 · Dr. Thomas Winter<br />

3 · Symposiumsleitung:<br />

Dr. med. Bernd Graubner<br />

und Dr. Albrecht Zaiß<br />

4 · Dr. Susanne Hanser<br />

5 · Dr. Andreas Egger<br />

6 · Dr. Ingolf Berger<br />

7 · Prof. Dr. Rüdiger<br />

Klar, Dr. Rita Engelhardt<br />

und Dr. Rolf Bartkowski,<br />

8 · Priv.­Doz.<br />

Dr. Simon Hölzer<br />

9 · Robert Jakob<br />

10 · Priv.­Doz. Dr.<br />

Josef Ingenerf<br />

11 · Sitzungspräsidium<br />

Prof. Dr. Maria Blettner,<br />

Präsidentin der<br />

56. GMDS­Jahrestagung<br />

<strong>2011</strong> in Mainz;<br />

Prof. Dr. Johannes<br />

Haerting, Präsident der<br />

GMDS; Prof. Dr. Paul<br />

Schmücker, Präsident<br />

der 55. GMDS­<br />

Jahrestagung 2010 in<br />

Mannheim<br />

12 · Dr. Martina<br />

Franzkowiak de<br />

Rodriguez<br />

13 · Dr. Hans­Peter<br />

Dauben<br />

1<br />

4<br />

wird. Anhand von Beispielen zeigte sie eindrucksvoll die<br />

Bedeutung einer einheitlichen Kodierung <strong>für</strong> die morbiditätsorientierte<br />

Vergü tung. Ziel ist es, eine nutzerfreundliche<br />

Kodierhilfe <strong>für</strong> die vertragsärztliche Praxis zur Verfügung<br />

zu stellen, die über Kriterien, die in ärztlichen<br />

Arbeitsgruppen konsentiert werden, Sicherheit bei der<br />

Kodierung gibt und ein qualitätsorientiertes Behandlungsmanagement<br />

unterstützt. Die Kodier hilfe soll ab Sommer<br />

<strong>2011</strong> einsatzbereit sein und dann in die Praxisverwaltungssysteme<br />

integriert werden.<br />

Herr Dr. Ingolf Berger (InBA, Berlin) stellte Grundstrukturen<br />

und Funktionsweise des Klassi fikationssystems<br />

nach § 87a SGB V »KS87a« vor, mit dem die Veränderung<br />

der Morbiditätsrate in der Bevölkerung <strong>für</strong> die morbiditätsbedingte<br />

Gesamtvergütung im vertragsärztlichen Bereich<br />

gemessen wird. Jedem Patient werden pro Kalenderjahr<br />

anhand von Behandlungsdiagnosen, Alter und Geschlecht<br />

mindestens eine, meistens aber mehrere der ca. 660 Risikogruppen<br />

des Systems per Mapping- und Hierarchie-Tabellen<br />

zugeordnet. Über eine Regressionsanalyse werden die<br />

Kosten gewichte dieser Risikogruppen berechnet. Die Veränderung<br />

der Morbiditätsrate zwischen zwei Jahren (in %)<br />

wird dann mit Hilfe der Summen der Kostengewichte aller<br />

Behandlungsfälle berech net.<br />

Herr Dr. Rolf Bartkowski (Berlin) berichtete über die<br />

zahlreichen Aktivitäten des Arbeitskreises »Chirurgie«,<br />

der gegenwärtig 65 Mitglieder hat. Dazu gehören eigene<br />

Sitzungen auf dem Jahres kongress der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Gesellschaft</strong><br />

<strong>für</strong> Chirurgie (DGCH), zahlreiche Publikationen und<br />

als be sonderer Schwerpunkt die Antragsverfahren <strong>für</strong> ICD-<br />

10-GM und OPS sowie <strong>für</strong> das DRG-System.<br />

Der Leiter des Arbeitskreises »Orthopädie und Un fallchirurgie«,<br />

Dr. Thomas Winter (Berlin), hielt einen<br />

2<br />

5<br />

158 Forum der Medizin_Dokumentation und Medizin_Informatik 4/2010<br />

3<br />

interessanten Vortrag zum Thema: »Was bedeutet<br />

›Kodierung so spezifisch wie möglich‹ <strong>für</strong> die Orthopädie<br />

und Traumatologie?«. Damit leistete er einen<br />

interessanten Beitrag, auf diese in den ICD-Regeln und in<br />

den <strong>Deutsche</strong>n Kodierrichtlinien oft verwendete, aber nie<br />

genauer definierte Anweisung eine praktikable und justiziable<br />

Antwort zu geben.<br />

Der letzte Vortragblock wurde von der AG »Standardisierte<br />

Terminologien in der Medizin« gestal tet. Frau Dr.<br />

Susanne Hanser (Universitätsklinikum Freiburg) berichtete<br />

über den aktuellen Stand bei der Entwicklung der International<br />

Classification for Health Interventions (ICHI) der<br />

WHO. Inzwischen sind die Arbeiten <strong>für</strong> die Achsen (Target/<br />

Action/Means) dieser multiaxialen Klassifikation weit fortgeschritten<br />

und ein Content Model in Analogie zum Modell <strong>für</strong><br />

die ICD-11 erstellt. Sie be richtete weiter, dass in einem Test<br />

ca. 1.200 Kodes aus zehn verschiedenen Klassifikationen<br />

auf die Achsen der ICHI gemapped wurden. Die Ergebnisse<br />

dieser Arbeiten und die weitere Entwicklung der ICHI wurden<br />

im Oktober auf dem WHO-Meeting in Toronto besprochen<br />

und international ab gestimmt.<br />

Leider war Herr Prof. Dr. Stefan Schulz (Universitätsklinikum<br />

Freiburg) kurzfristig verhindert, persönlich seinen<br />

Vortrag »SNOMED CT und IHTSDO – Aktuelles und<br />

Trends« zu halten. Er wurde von Herrn Priv.-Doz. Dr. Josef<br />

Ingenerf vertreten, der den Teilnehmern dazu einen Überblick<br />

mit den wichtigsten Informationen gab und auf die<br />

im Internet verfügbaren Präsentations folien verwies.<br />

Der Vortrag von Herrn Dr. Hans-Peter Dauben<br />

(DIMDI, Köln) beschäftigte sich mit dem Thema »Therapeutische<br />

Indikationen – Anwendungsfälle in<br />

euro päischen Bereichen«, das er <strong>für</strong> medizinische und<br />

pharmazeutische Informationssysteme anhand von drei<br />

6


7<br />

10<br />

verschiedenen Szenarien in Verbindung mit »behördlicher<br />

Arzneimittelkontrolle«, »klinisch-medizinischem Bedarf«<br />

und »europäischer Public Health« näher beleuchtete.<br />

Als Fazit leitete er die Forderung nach standardisierten<br />

Begrifflichkeiten im administrativen und klinischen Bereich<br />

<strong>für</strong> Indikationen ab.<br />

Den Schlussakkord setzte Herr Priv.-Doz. Dr. Josef<br />

Ingenerf (Universität Lübeck), der Leiter der AG STM, mit<br />

seinem Vortrag zum aktuellen Thema »International Classification<br />

of Functioning (ICF) und Ambient Assisted<br />

Living (AAL)«. Dazu stellte er zunächst die ICF in ihren<br />

Grund zügen vor und erläuterte deren umfangreiche Anwendungsgebiete.<br />

Anschließend führte er die Teil nehmer in das<br />

<strong>für</strong> viele Teilnehmer neue Thema »Ambient Assisted Living«<br />

ein, das aufgrund des medizinisch-technischen Fortschritts<br />

und der demographischen Entwicklung insbesondere <strong>für</strong><br />

ältere Mitmen schen in der Zukunft sicher ein zentrales<br />

Thema in den Bereichen Informatik, Pflege und Rehabilitation<br />

sowie Klassifikation und Statistik werden wird.<br />

11<br />

13.12.2010 Treffen BVMI-Berlin-Brandenburg,<br />

WAHLEN! Weitere Informationen s. Homepage.<br />

Berlin, http://bvmi-bb.wikispaces.com<br />

16.–19.02.<strong>2011</strong> 11. DVMD-Fachtagung »Medizinisches<br />

Informationsmanagement 3.0«, Hannover,<br />

http://www.dvmd-tagung.de<br />

17.02.<strong>2011</strong> 42. Mitgliederversammlung des DVMD<br />

e.V. im Rahmen der DVMD-Fachtagung in Hannover<br />

17.03.<strong>2011</strong> Symposium »Routinedaten in der Versorgungsforschung«,<br />

Hochschule Niederrhein und<br />

8<br />

In diesem Jahr wurden unter der Leitung von Prof. Rüdiger<br />

Klar satzungsgemäß der Leiter und die vier stellvertretenden<br />

Leiter der Arbeitsgruppe »Medizinische Dokumentation<br />

und Klassifi kation« neu gewählt. Der bisherige<br />

Leiter Dr. Albrecht Zaiß (Freiburg) und seine Stellvertreter<br />

Dr. Bernd Graubner (Göttingen), Bettina Busse (Freiburg),<br />

Priv.-Doz. Simon Hölzer (Bern, Schweiz) und Prof. Dr. Karl<br />

Peter Pfeiffer (Graz, Österreich) stellten sich zur Wiederwahl,<br />

wurden von den anwesenden Mitgliedern einstimmig<br />

gewählt und haben alle die Wahl angenommen. Die<br />

neue Amtsperiode reicht bis September 2013.<br />

Am 17. März <strong>2011</strong> veranstaltet die AG MDK unter<br />

der Leitung von Frau Prof. Dr. Saskia E. Drösler und Herrn<br />

Prof. Dr. Jürgen Stausberg an der Hochschule Niederrhein<br />

in Krefeld das Symposium »Routinedaten in der<br />

Versorgungsfor schung«, zu dem wir alle Interessierten<br />

herzlich einladen. Während der 56. GMDS-Jahrestagung in<br />

Mainz (26.–29.9.<strong>2011</strong>) wird das nächste Symposium der<br />

AG voraussichtlich am 29.9.<strong>2011</strong> statt fin den. n<br />

GMDS-AG Medizinische Dokumentation und Klassifikation,<br />

http://www.ekmed.de/routinedaten/<br />

20.–22.03.<strong>2011</strong> Workshop »Bildverarbeitung in<br />

der Medizin (BVM)«, Lübeck, http://www.bvm-workshop.org<br />

05.–07.04.<strong>2011</strong> conhIT – Der Branchentreff <strong>für</strong><br />

Healthcare IT, Berlin, www.conhit.de<br />

26.–29.09.<strong>2011</strong> 56. gmds-Jahrestagung, Mainz,<br />

http://www.gmds.de/<br />

Forum der Medizin_Dokumentation und Medizin_Informatik 4/2010 159<br />

12<br />

Veranstaltungen<br />

GMDS-Jahrestagung<br />

9<br />

13<br />

Kalender


Interview<br />

Fritz Diekmann<br />

Fritz Diekmann<br />

PD Dr. Günter Steyer<br />

E­Mail: Guenter@<br />

Steyer­Online.net<br />

25 Jahre ID Berlin<br />

BVMI Ehrenmitgliedschaft <strong>für</strong> Fritz Diekmann<br />

Günter Steyer interviewt Fritz Diekmann<br />

Nach dem Motto »Medizin statt Bürokratie« entwickelt<br />

und vertreibt ID seit nunmehr 25 Jahren qualitativ<br />

hochwertige Softwareprodukte <strong>für</strong> Krankenhäuser,<br />

Berufsgenossenschaften, Krankenkassen und gehört<br />

zu den Marktführern in den Bereichen Dokumentation,<br />

Qualitätssicherung, Arzneimitteltherapiesicherheit sowie<br />

nicht zuletzt semantische Netze und Terminologieserver.<br />

Anlässlich des 25-jährigen Jubiläums fand am 23. und 24.<br />

September 2010 in der Königlichen Porzellan-Manufaktur<br />

Berlin ein wissenschaftliches Symposium mit hochkarätigen<br />

Vorträgen und Teilnehmern aus allen Bereichen des Gesundheitswesens<br />

statt. Ziel war, die vergangenen 25 Jahre<br />

Revue passieren zu lassen, die Gegenwart einzuschätzen<br />

und einen Blick in die Zukunft zu werfen.<br />

Im Rahmen der Abendveranstaltung am 23. September<br />

wurde vom BVMI-Präsidenten, Dr. Carl Dujat, an Fritz<br />

Diekmann, dem Gründer von ID und heutigen Aufsichtsratsvorsitzenden,<br />

<strong>für</strong> seine Verdienste um die Medizinische<br />

Informatik und die erfolgreiche Verflechtung von wissenschaftlicher<br />

Forschung und industrieller Realisierung die<br />

Ehrenmitgliedschaft des BVMI e.V. verliehen.<br />

Fritz Diekmann, Jahrgang 1947, studierte nach seiner<br />

Lehre in der Textilwirtschaft von 1969 bis 1972 in Bielefeld<br />

Betriebswirtschaftslehre und anschließend bis 1975<br />

an der TU Berlin Krankenhauswesen mit dem Schwerpunkt<br />

»Public Health«. Seine Tätigkeit in der Gesundheitswirtschaft<br />

begann er 1975 als Referatsleiter beim Berliner<br />

Senat <strong>für</strong> Gesundheit und Umweltschutz, wo er <strong>für</strong> die<br />

Themenbereiche Krankenhausbedarfsplanung, epidemiologische<br />

Bewertung von Leistungsmengen, Ausgestaltung<br />

der gesetzlichen Rahmenbedingungen u.a. im Kontext der<br />

Gesundheitsministerkonferenz sowie <strong>für</strong> die Leitung von<br />

Forschungsprojekten im Bereich Epidemiologie, medizinische<br />

Großgeräte und die Diagnosenstatistik <strong>für</strong> Bundes-<br />

und Länderministerien zuständig war. 1984 wechselte er<br />

als wissenschaftlicher Mitarbeiter zum <strong>Deutsche</strong>n Krankenhausinstitut,<br />

wo er Analysen und Projekte im Verbund mit<br />

Forschungseinrichtungen plante, initiierte und bewertete.<br />

1985 gründete er I + D (heute ID <strong>Gesellschaft</strong> <strong>für</strong> Information<br />

und Dokumentation im Gesundheitswesen mbH)<br />

und konnte so seinen Traum, einerseits Wissenschaft und<br />

Forschung und andererseits unternehmerisches Denken<br />

und Handeln erfolgreich verwirklichen.<br />

Günter Steyer, Mitglied des mdi-Redaktionskollegiums,<br />

interviewte Fritz Diekmann und konnte so erfahren,<br />

welche wissenschaftliche Ideen Fritz Diekmann mit ID in<br />

160 Forum der Medizin_Dokumentation und Medizin_Informatik 4/2010<br />

praktische Anwendung bringen konnte und wie sich das<br />

Unternehmen ID in den 25 Jahren seines Bestehens erfolgreich<br />

entwickelt und profiliert hat.<br />

mdi: Herr Diekmann, ich kenne Sie als einen Unternehmer,<br />

der zugleich Wissenschaftler und Forscher ist, oder<br />

besser gesagt: als einen Forscher, der auch Unternehmer<br />

ist. Was hat Sie damals schon als Ministerialbeamter an<br />

der Forschung gereizt?<br />

Diekmann: Medizinische Versorgung und Kostenexplosion<br />

waren bereits in den 80er Jahren ein dominantes Thema.<br />

In der Krankenhausplanung war eines charakteristisch:<br />

Finanzierung ohne durchgehendes Konzept. Die damaligen<br />

sogenannten Kostendämpfungsgesetze konnten Leistungen<br />

und Kosten nicht in Einklang bringen.<br />

Es gab nicht genügend Transparenz. Wir hatten eine<br />

Unzahl von Daten, aber keine relevanten Informationen<br />

als Entscheidungsgrundlage.<br />

mdi: Warum waren die 80er und 90er Jahre so wichtig?<br />

Diekmann: Unter Berücksichtigung der Analysen u.a. aus<br />

»Programm zur Förderung von Forschung und Entwicklung<br />

im Dienste der Gesundheit« gab es in diesen Jahren<br />

einen Paradigmenwechsel vom reinen Zählen zur inhaltlichen<br />

Betrachtung. Projekte wie die GKV-Prozessforschung<br />

oder 1985 die Einführung von inhaltlichen Parametern in<br />

der Bundespflegesatzverordnung – wie die einheitliche<br />

Dokumentation der Diagnosen – haben damals das DRG-<br />

Zeitalter eingeleitet.<br />

Damit wurden die Grundlagen <strong>für</strong> eine verbesserte Epidemiologie<br />

geschaffen, <strong>für</strong> die Versorgungsforschung neue<br />

Perspektiven eröffnet, aber auch eine objektivere Bewertung<br />

ökonomischer Sachverhalte ermöglicht.<br />

mdi: Warum kam die IT Anfang 1980 nicht richtig zum<br />

Tragen?<br />

Diekmann: Die inhaltlichen Konzepte – ich denke da<br />

z.B. an die Arbeit von Wingert, aber auch DOMINIG und<br />

MEDWIS – waren relativ ausgereift. Die Technologie setzte<br />

aber Grenzen. Die wenig benutzerfreundlichen Oberflächen,<br />

aber vor allem das Antwortzeitverhalten konnten<br />

besonders bei den Medizinern keine echte Akzeptanz<br />

sicherstellen.<br />

Grundsätzlich haben wir im Bereich Gesundheitswesen<br />

das Problem, das Umberto Eco sehr gut um schrieben hat:<br />

»Die Unendlichkeit der Dinge überschaubar zu machen,<br />

ist eine der Obsessionen der Menschheit.« (Umberto Eco<br />

– Die unendliche Liste)


mdi: Was hat Sie dazu gebracht, mit ID die Systematisierung<br />

in der medizinischen und pflegerischen Dokumentation<br />

anzugehen?<br />

Diekmann: Mitverantwortlich <strong>für</strong> die Gesundheitsplanung<br />

in Berlin haben wir Krankenhäuser geplant und<br />

gebaut, ohne eigentlich zu wissen, warum die Patienten<br />

wie versorgt werden und welche Kosten da<strong>für</strong> angemessen<br />

sind.<br />

Es mussten Lösungen <strong>für</strong> das Gesundheitswesen erarbeitet<br />

werden, die das von Eco beschriebene Phänomen so<br />

systematisierten, dass eine Dokumentation ohne Mehraufwand<br />

gewährleistet wird, die <strong>für</strong> unterschiedliche Aufgabenstellungen<br />

verwendet werden kann und diese Prozessdaten<br />

nutzt. Das bedeutete jedoch eine jahrzehntelange<br />

kontinuierliche Arbeit.<br />

mdi: Was waren Schlüsselerlebnisse auf diesem Weg?<br />

Diekmann: Aus der GKV-Prozessforschung – geprägt<br />

durch IGES, Infratest und Dornier – wurde deutlich, dass<br />

mit konventionellen Dokumentationsmethoden keine<br />

Informationen in hoher Güte und Zuverlässigkeit zur Verfügung<br />

gestellt werden konnten.<br />

So entstanden die ersten Programmsysteme <strong>für</strong> die<br />

Diagnosendokumentation auf Basis von Thesaurusmodellen,<br />

ein sehr empirischer Ansatz. Auch weltweit wurden<br />

da<strong>für</strong> unterschiedliche Ansätze diskutiert u.a. von den<br />

amerikanischen Pathologen mit SNOP und SNOMED I.<br />

mdi: Und dann kam Wingert ins Spiel?<br />

Diekmann: Ja, als Mathematiker hatte er am Lehrstuhl <strong>für</strong><br />

Neuroanatomie der MH Hannover gearbeitet und Interesse<br />

am »Problemfeld« Medizin gewonnen. In seiner systematischen<br />

Art baute er den SNOMED I-Ansatz total um und<br />

publizierte 1984 SNOMED II. Diese wurde bis 1988 nochmals<br />

erheblich modifiziert und bildet heute die »Wingert-<br />

Nomenklatur«.<br />

mdi: Heißt das, Herr Diekmann, man kann mit einer einzigen<br />

Nomenklatur arbeiten?<br />

Diekmann: Damals glaubte man dies. Heute wissen wir,<br />

dass aufgrund der vielfältigen Herausforderungen unterschiedliche<br />

Ontologien genutzt müssen, um »Ordnungen«<br />

im Gesundheitswesen mit unterschiedlichen Klassifikationen,<br />

Terminologien und Wertesystemen bereitzustellen.<br />

Darüber hinaus ist dies ein dynamischer Vorgang, denn der<br />

Prozess in Diagnostik und Therapie verändert sich stetig.<br />

Auch die sogenannten »Standards« entwickeln sich weiter,<br />

wie die Diskussion z.B. um IHE, HL7 oder EHR beweist.<br />

mdi: Geht es dabei nur um Texte?<br />

Diekmann: Nein, natürlich nicht. Notwendig ist eine Vereinheitlichung<br />

der Informationen aus Bildern, Zahlen und<br />

Texten. Die Einbeziehung der nonverbalen Kommunikation<br />

in standardisierter Form, die ja auch Teil der Kommunikation<br />

ist, wird wohl noch eine Weile ein Traum bleiben.<br />

mdi: Was ist denn heute anders?<br />

Diekmann: Wie gesagt, die Basiskonzepte, die wir heute<br />

umsetzen, sind teilweise 20 Jahre alt. Der entscheidende<br />

Unterschied ist die technologische Veränderung. Das heißt<br />

nicht nur schnelle Rechner, sondern intuitive Oberflächen,<br />

Suchmaschinen, vor allem aber die Einbindung des Wissens<br />

aus semantischen Netzen. Ohne die Bereitstellung<br />

des Wissens mit Terminologieservern in den Routineprozessen<br />

von Klinik, eHealth und Analysetools blieben die<br />

o.g. Ansätze reine Theorie.<br />

mdi: Aber, was hat das nun mit Umberto Eco zu tun?<br />

Diekmann: Neben den genannten Paradigmenwechseln<br />

war und ist die theoretische Auseinandersetzung mit »Ordnungen«<br />

ein wesentlicher Bestandteil <strong>für</strong> die Arbeit des<br />

ID-Teams. Unter anderem in einer von der Wingert-Stiftung<br />

geförderten Tagung haben wir uns mit der Semiotik<br />

beschäftigt. »Semiotik und Sozialpsychiatrie – Über Sinn<br />

und Zeichen einer Fachsprache«.<br />

Und hier kommt Eco ins Spiel. Eco ist ein genialer<br />

Autor, aber auch Wissenschaftler, nicht nur im Bereich<br />

Semiotik, was u.a. auch seine Ausstellung »Die unendliche<br />

Liste« im Louvre zeigt. Durch die Definition der unterschiedlichen<br />

Ordnungssysteme über die in Jahrhunderten<br />

sich verändernden Logiken hinweg wird deutlich, wie<br />

wichtig Ordnungssysteme <strong>für</strong> die Beschreibung von Sachverhalten<br />

sind. Ohne »Listen« ist keine wissenschaftliche<br />

Arbeit möglich.<br />

Für unsere aktuelle Arbeit sind die vielfältigen »Listen«<br />

über 150 Klassifikationen in mehreren Sprachen und in<br />

vielfältigen Ausprägungen, die wir über ID MACS – medical<br />

semantic network und unsere Algorithmen erschließen,<br />

von großer Bedeutung. Neu ist, dass wir »Listen« im Kontext<br />

kombinieren können.<br />

mdi: Aber Listen sind doch nicht alles, oder?<br />

Diekmann: Das ist richtig. Natürlich sind auch Regeln <strong>für</strong><br />

die Prozessdokumentation erforderlich, insbesondere bei<br />

Fragen der Arzneimitteltherapiesicherheit oder bei nicht<br />

logischen rechtlichen Vorgaben. Kooperationen mit anderen<br />

Wissenschaftlern und Institutionen im In- und Ausland,<br />

aber auch die Einbeziehung von Arden Syntax sind weitere<br />

Bausteine in diesem Kontext. Entscheidend ist jedoch, wie<br />

Forum der Medizin_Dokumentation und Medizin_Informatik 4/2010 161<br />

Interview<br />

Überreichung der<br />

Urkunde <strong>für</strong> die<br />

Ehrenmitgliedschaft an<br />

Fritz Diekmann durch<br />

Dr. Carl Dujat


Interview<br />

Interview<br />

dieses gesamte Wissen <strong>für</strong> unterschiedlichste Nutzungen<br />

in die Softwaresysteme der verschiedenen Hersteller einzubinden<br />

sind. Durch den Einsatz des Terminologieservers<br />

ID LOGIK kann aber das »Dilemma Schnittstelle« entschärft<br />

werden.<br />

mdi: Hat denn ID LOGIK im Gesundheitswesen schon eine<br />

Relevanz?<br />

Diekmann: Ja, durchaus. Täglich arbeiten über 70.000<br />

Mediziner mit diesem Werkzeug. Jährlich werden mehr<br />

als 12 Mio. standardisierte patient records in mehr als<br />

1.200 Krankenhäusern erzeugt. In der klinischen Routine<br />

sind diese Tools zwischenzeitlich in acht Ländern und<br />

in sechs Sprachen im Einsatz. Derzeit werden weitere<br />

Sprachen implementiert und die Tools, u.a. in Mandarin,<br />

Russisch, Polnisch sowie Italienisch getestet, Spanisch und<br />

Portugiesisch ist in Vorbereitung.<br />

mdi: Wo werden die Systeme denn eingesetzt?<br />

Diekmann: Für die intersektorale Kommunikation benötigt<br />

man Werkzeuge und ein Meta-System, um einen multilingualen<br />

Austausch von Informationen zu ermöglichen.<br />

Nur so ist z.B. ein qualifizierter Notfalldatensatz international<br />

nutzbar. Dies muss aus einer generischen Prozessdokumentation<br />

erfolgen und so über eine Parametrisierung<br />

die medizinischen Dokumentationselemente<br />

erzeugen. Mit der Wingert’schen Mathematik und den<br />

linguistischen Ansätzen der ID wurde das möglich. Wo<br />

die rechtlichen Voraussetzungen vorliegen, kann auch die<br />

Modellierung mit SNOMED CT erfolgen, dies ist aber ein<br />

Thema besonderer Art.<br />

mdi: Das hört sich nach Wissenschaft an, aber ID ist doch<br />

eine Firma?<br />

Diekmann: Nach zehn Jahren Forschungsförderung in meiner<br />

ministeriellen Funktion und dem bereits beschriebenen<br />

Paradigmenwechsel war mir klar, was Staat, Forschung<br />

und Unternehmen leisten können. Bund-Länder-Projekte<br />

im IT-Bereich, viele Forschungsprojekte im Gesundheitswesen<br />

hatten keine Nachhaltigkeit. Dies führte u.a. zur<br />

Dezentralisierung von IT in Krankenhäusern. Leistungsfähige<br />

IT-Systeme zahlreicher Unternehmen entstanden<br />

jedoch zunächst nur <strong>für</strong> den administrativen Bereich.<br />

1985 entschlossen sich deshalb IGES, Infratest und<br />

weitere Institutionen – wie ID auch –, <strong>für</strong> den Bereich der<br />

medizinischen Dokumentation ein Produkt zur Diagnosenkodierung<br />

auf den Markt zu bringen, um die Dokumentationsqualität<br />

zu erhöhen. Immerhin lag damals die Fehlerquote<br />

bei der Dokumentation der ICD-9 bei über 30 %. Der heutige<br />

vielfältige Einsatz der ID-Tools zeigt, dass der Weg über<br />

ein wettbewerbliches Prinzip – losgelöst von Forschungsförderung<br />

und staatlicher Finanzierung – erfolgreich war.<br />

mdi: Und das führte zur Kooperation mit der Friedrich-<br />

Wingert-Stiftung?<br />

Diekmann: Ja, zu einer erfolgreichen Kooperation.<br />

162 Forum der Medizin_Dokumentation und Medizin_Informatik 4/2010<br />

mdi: Was ist denn nun das Ergebnis dieser 25 Jahre?<br />

Diekmann: Wir sind heute ein Fachteam von 50 Mitarbeitern<br />

mit differenziertem Forschungshintergrund, Erfahrungen<br />

aus der Praxis und Einbeziehung von Experten und<br />

Forschungsteams im In- und Ausland. Neben der Qualifizierung<br />

der medizinischen Dokumentation im Bereich der<br />

Diagnosen und Prozeduren konnten die Bereiche Qualitätssicherung,<br />

aber insbesondere auch eine neue Dimension<br />

<strong>für</strong> die Arzneimitteltherapiesicherheit erreicht werden.<br />

Dies war jedoch nur möglich durch die Einbeziehung<br />

der jeweils relevanten Wissensstrukturen u.a. ABDATA,<br />

hospINDEX und Austria Kodex. Damit ermöglicht das<br />

semantische Netz eine Kontextdokumentation, bei der<br />

Mediziner u.a. in Arztbriefen, Befunden ihren medizinischen<br />

Sachverhalt beschreiben können und die Kodierung<br />

im Hintergrund ggf. mit Nachfragen automatisch erfolgt.<br />

Das ist ID DIACOS 7 – <strong>2011</strong>.<br />

mdi: Herr Diekmann, gestatten Sie mir noch drei abschließende<br />

Fragen: Was ist Ihre Zukunftsvision <strong>für</strong> ein vernetztes<br />

Gesundheitswesen?<br />

Diekmann: Die Zukunft hat längst begonnen, aber<br />

primär in anderen Ländern mit mehr Pragmatismus<br />

<strong>für</strong> die Versorgungsqualität und nicht primär um den<br />

Datenschutzaspekt.<br />

mdi: Welche Rolle werden künftig Terminologieserver<br />

spielen?<br />

Diekmann: Als wir uns 1995 entschlossen, einen Terminologieserver<br />

zu bauen, war das Neuland. Ihn 2004 in die<br />

Routine zu bringen und alle Anwender an einem Tag mit<br />

einer neuen Technologie zu konfrontieren, mutig. Wenn<br />

nunmehr das Thema Terminologieserver in der Literatur<br />

heftig diskutiert wird und Wettbewerber – auch staatliche<br />

Institutionen – ebenfalls solche Werkzeuge nachbauen<br />

oder konzipieren, dann kann unser Konzept nicht ganz<br />

falsch gewesen sein.<br />

mdi: Wie kann ein solcher Terminologieserver gepflegt<br />

und evaluiert werden?<br />

Diekmann:Auf der einen Seite verwenden wir nur in der<br />

Fachwelt akzeptiertes Wissen, stellen jeweils klar, um welches<br />

Wissen es sich handelt. Zum anderen prägen die Nutzer<br />

die kontinuierliche Qualitätssicherung neben unseren<br />

Mitarbeitern. Ein wichtiger Pfeiler bei ID ist der Support,<br />

hier laufen nicht nur Fragen, sondern Kritik und Wünsche<br />

auf, die zu den kontinuierlichen Weiterentwicklungen führten.<br />

Auch diese Informationen werden mit der ID-Ontologie<br />

aufbereitet und sind so systematisch auswertbar.<br />

mdi: Lieber Herr Diekmann, ganz herzlichen Dank <strong>für</strong> das<br />

Interview. Aber ein wesentliches Kriterium ist m.E. dabei<br />

zu kurz gekommen, nämlich dass es ID gelungen ist, Terminologien<br />

und medizinisches Wissen <strong>für</strong> die tägliche Routine<br />

– das heißt am klinischen Arbeitsplatz – verfügbar zu<br />

machen, eben »Medizin statt Bürokratie« in Realität. n


Im praktischen Taschenformat zum Einstecken in die<br />

(ärztliche) Kitteltasche ist jetzt dieser kurze, 125 Seiten<br />

umspannende Leitfaden zur DRG-Kodierung erschienen.<br />

In der Einleitung weist der Autor, der als Kliniker tätig und<br />

mit der Ausbildung von Kodierassistenten betraut ist, auf<br />

den Zweck des Leitfadens hin: eine praxisnahe Hinführung<br />

an das Kodieren von Fällen zum Zwecke der Abrechnung<br />

nach DRGs.<br />

Nach einigen kurzen terminologischen Erläuterungen<br />

und dem Verweis auf wichtige Hilfsmittel, wie bspw. den<br />

DRG-Katalog, führt der Autor den Leser schnell an den<br />

Weg der »DRG-Findung« hin. Dabei orientiert er sich über<br />

weite Strecken des Leitfadens am Aufbau der <strong>Deutsche</strong>n<br />

Kodierrichtlinien (DKR) und erläutert deren Aufbau anhand<br />

einiger anschaulicher Beispiele aus der Praxis. Der pragmatische<br />

Unterton des Buches nimmt dem Leser manche<br />

Unklarheiten aus den komplexen Werken der ICD, des OPS<br />

sowie der DKR.<br />

Damit wendet sich das Buch weniger an erfahrene<br />

Anwender des DRG-Systems, sondern an Anfänger aus<br />

Ärzteschaft und Kodierassistenten. Erleichtert wird gerade<br />

Nichtärzten die Erläuterung der unterschiedlichen Diagnosetypen,<br />

und zwar nicht nur der DRG-relevanten Haupt-<br />

und Nebendiagnosen. Die Kriterien zur Kodierung von<br />

Symptomen, Verdachtsdiagnosen, akuten Exazerbationen<br />

(d.h. Schüben) von chronischen Erkrankungen oder<br />

DVMD<br />

Nina Adaskina, Hannover<br />

Ramona Beck, Eschwege<br />

Alexander Begemann, Bielefeld<br />

Renata Bistrovic, Gelsenkirchen<br />

Susanne Borg, Berlin<br />

Kristin Brüsehaven, Kröplin<br />

Christian Buttkus, Rostock<br />

Sabine Flassak, Reichberghausen<br />

Lena Frenzel, Elze<br />

Kirsten Funke, Bergisch-Gladbach<br />

Luise Gehrmann, München<br />

Bianca Handelsmann, Hameln<br />

Martina Haufe, Bretnig-Hauswalde<br />

Lilia Helhorn, Werdau<br />

Julia Hennig, Falkenstein<br />

Sandy Hüttner, Plauen<br />

Ingrid Jozic, Göppingen<br />

Christiane Jung, Fell<br />

Maximilian Klein, Heidelberg<br />

Saskia Knopf, Hamburg<br />

Dana Kögel, Nünchritz<br />

Dagmar Könen, Wawern<br />

Ines Krockert, Dresden<br />

Tanja Lauer, Urexweiler<br />

Franziska Ludwig, Dresden<br />

Kristina Neumann, Hamburg<br />

Nicole Ostermann, Wennungen<br />

Thomas Penno, Rostock<br />

Silke Peter, Althornbach<br />

Horst Pfeifer, Osterholz-<br />

Scharmbeck<br />

Fritz Pohl, Rostock<br />

Andre Quaas, Rostock<br />

Vera Schleicher, Leipzig<br />

Sandra Schwarz, Bad Pyrmont<br />

Dagmar Stein, Saarbrücken<br />

Irene Stodden, Dormagen<br />

Tanja Trox-Goretzki, Friedeburg<br />

Kerry Wegner, Bützow<br />

Folgezuständen von Krankheiten seien hier als Beispiel<br />

der abgehandelten Typen genannt. Die zweite Säule der<br />

DRG-Generierung, die Prozeduren (inkl. Operationen) wird<br />

ebenfalls in sehr pragmatischer Form abgehandelt. Der<br />

Autor beschränkt sich hier auf die primär relevanten Passagen<br />

der Kodierrichtlinien, wie z.B. die Mehrfachkodierung<br />

von Prozeduren, die Berechnung von Summenkodes oder<br />

nicht kodierbare Prozeduren.<br />

Nach dieser Einführung in die Diagnose- und Prozedurenkodierung<br />

geht der Autor kurz auf die Generierung<br />

der DRG ein und verweist wegen deren Komplexität auf<br />

entsprechende Hilfsmittel.<br />

Den Abschluss des Leitfadens bilden vier exemplarische<br />

Übungsfälle aus der konservativen und der chirurgischen<br />

Medizin sowie die Konstellation der Verlegung<br />

in bzw. aus einem anderen Krankenhaus. Ein Neuling in<br />

der DRG-Kodierung kann nach Studium des Leitfadens<br />

– sowie der Grundlagen der ICD- und OPS-Kodierung –<br />

versuchen, zunächst Diagnosen und Prozeduren sowie<br />

im Anschluss die DRG aus diesen Fällen zu generieren.<br />

Detaillierte Lösungsbeschreibungen liefern dem Leser ein<br />

direktes Feedback.<br />

Der Leitfaden bietet Einsteigern in das DRG-System<br />

eine nützliche Hilfe im Dschungel der Kodierrichtlinien und<br />

weiß durch den sehr pragmatisch gehaltenen Schreibstil<br />

zu gefallen. Markus Stein n■<br />

BVMI<br />

Wolfgang Oetz, Essen<br />

Daniel Diekmann, Berlin<br />

Helga Messmer, Köln<br />

Thomas Fiedler, Berlin<br />

Forum der Medizin_Dokumentation und Medizin_Informatik 4/2010 163<br />

Leserforum<br />

Buchbesprechung<br />

Lutz Frankenstein:<br />

»DRG kodieren Schritt<br />

<strong>für</strong> Schritt – Leitfaden<br />

<strong>für</strong> Einsteiger«.<br />

medizificon Verlag<br />

Oldenburg 2010<br />

19,90 Euro<br />

ISBN 978­3­940854­11­7<br />

BVMI & DVMD<br />

neue Mitglieder<br />

Wir begrüßen<br />

die neuen Mitglieder


BVMI<br />

Geschäftsstelle<br />

Geschäftsstelle<br />

Satzungsgemäß sind zur<br />

Wahl des Vizepräsiden­<br />

ten und Schatzmeisters<br />

die Ordentlichen Mit­<br />

glieder und zur Wahl<br />

der Beisitzer alle Mit­<br />

glieder berechtigt.<br />

DVMD<br />

Geschäftsstelle<br />

BVMI Newsletter<br />

Die Mailinglistensoftware wurde umgestellt. Dies hat<br />

<strong>für</strong> Sie den Vorteil, dass Sie im Mitgliedsbereich der<br />

Website direkt den Newsletter bestellen bzw. abbestellen<br />

können.<br />

Um Änderungen Ihrer Mailinglist-Mitgliedschaft durchzuführen,<br />

loggen Sie sich bitte auf www.bvmi.de in das<br />

Intranet ein und wählen dort aus, dass Sie Ihre Stammdaten<br />

ändern möchten. Unterhalb Ihrer Adressdaten sehen<br />

Sie die Auswahlmöglichkeiten der BVMI-Newsletter. Nach<br />

jeder Änderung erhalten Sie eine Bestätigungs-E-Mail an<br />

die hinterlegte E-Mail-Adresse.<br />

Im Falle einer Anmeldung zu einem Newsletter müssen<br />

Sie die vom System verschickte E-Mail noch beantworten.<br />

Eine Erklärung zu diesem Vorgang ist in der E-Mail<br />

angegeben.<br />

164 Forum der Medizin_Dokumentation und Medizin_Informatik 4/2010<br />

Wenn Sie eine E-Mail an die Mailingliste senden wollen,<br />

müssen Sie als Adresse lediglich mailinglist@bvmi.de<br />

angeben. Da die Liste moderiert ist, wird Ihre Nachricht<br />

erst von einem unserer Moderatoren geprüft und dann<br />

freigegeben.<br />

Für Nicht-Mitglieder des BVMI gibt es eine andere<br />

Möglichkeit, sich <strong>für</strong> die Mailingliste anzumelden. Da<strong>für</strong><br />

müssen sie lediglich an majordomo@bvmi.de eine E-Mail<br />

mit folgendem Inhalt senden: »subscribe mailinglist-bvmide«.<br />

Daraufhin erhalten Sie zwei E-Mails vom System, von<br />

denen Sie eine beantworten müssen. In den E-Mails ist<br />

alles weitere ausführlich erklärt.<br />

Wollen Sie sich von der Mailingliste abmelden, müssen<br />

Sie »unsubscribe mailinglist-bvmi-de« an majordomo@<br />

bvmi.de senden. n<br />

Ergebnisse der Briefwahl 2010 <strong>für</strong> den<br />

geschäftsführenden Vorstand des BVMI<br />

512 Wahlbriefe Versand Vizepräsident Schatzmeister Beisitzer Beisitzer<br />

96 Rücklauf Dr. Christoph Seidel Dipl.-Inform. Med. Jochen Pilz Prof. Dr. Oliver Bott Prof. Dr. Alfred Winter<br />

davon 74 Ordentliche<br />

und 22 Assoziierte und<br />

Studentische Mitglieder<br />

68 Jastimmen 71 Jastimmen 87 Jastimmen 87 Jastimmen<br />

6 Enthaltungen 3 Enthaltungen 9 Enthaltungen 9 Enthaltungen<br />

DVMD Vorstandswahlen <strong>2011</strong><br />

In der Zeit vom 3. Januar bis zum 3. Februar <strong>2011</strong> findet<br />

die nächste Vorstandswahl statt. Die Kandidaten stellen<br />

sich auf unserer Homepage vor.<br />

Wie wird die erste Online-Vorstandswahl ablaufen?<br />

Am 3. Januar versenden wir Ihren persönlichen »Wahlschein«<br />

an die E-Mail-Adresse, die Sie <strong>für</strong> den Erhalt des<br />

Newsletters angegeben haben. Bei Mitgliedern, die den<br />

Newsletter nicht beziehen, greifen wir auf eine andere<br />

registrierte E-Mail-Adresse zurück. Bitte beachten Sie, dass<br />

die Absende-Adresse des Wahlscheins nicht »@dvmd.de«,<br />

sondern die eines Unternehmens sein wird. Die Betreffzeile<br />

wird eindeutig sein.<br />

Ihr persönlicher Wahlschein beinhaltet Ihre eindeutige<br />

»Wahlnummer«, einen »Wahl-Schlüssel« und den Link zum<br />

»Wahllokal«. Dieser Link enthält ebenfalls ihren Schlüssel,<br />

so dass Sie diesen beim Aufrufen des Links nicht manuell<br />

übertragen müssen. Tippfehler können so ausgeschlossen<br />

werden. Sie sehen dann auf der Eingangsseite eine Anleitung<br />

<strong>für</strong> die Benutzung des »Stimmzettels«. Mit der Speicherung<br />

Ihrer Stimmen wird Ihr Wahlschein automatisch<br />

entwertet und der Stimmzettel anonymisiert.<br />

Das Wahllokal wird am Ende des 03.02.<strong>2011</strong>automatisch<br />

geschlossen. Eine spätere Stimmabgabe ist dann<br />

nicht mehr möglich. Die Wahlergebnisse werden bei der<br />

Mitgliederversammlung am 17.02.<strong>2011</strong> in Hannover<br />

bekanntgegeben. n


Die Sektion Medizinische Dokumentation<br />

der GMDS stellt sich vor<br />

Die GMDS – <strong>Deutsche</strong> <strong>Gesellschaft</strong> <strong>für</strong> Medizinische<br />

Informatik, Biometrie und Epidemiologie – ist eine<br />

unabhängige wissenschaftlich-medizinische Fachgesellschaft<br />

mit dem Ziel der Fort- und Weiterbildung, des<br />

wissenschaftlichen Austauschs und der Weiterentwicklung<br />

der jeweiligen Fachgebiete.<br />

Dass Wissenschaft im Bereich der Medizin auch mit<br />

medizinischer Dokumentation zusammenhängen muss,<br />

ist MDI-Lesern eine Selbstverständlichkeit. Diese Selbstverständlichkeit<br />

wurde 1998 in der GMDS durch die Einrichtung<br />

der Sektion »Medizinische Dokumentation«<br />

verdeutlicht. Die Sektion steht innerhalb der GMDS gleichrangig<br />

neben den Fachbereichen »Medizinische Informatik«,<br />

»Medizinische Biometrie« und »Epidemiologie«. Die<br />

GMDS ist damit die einzige wissenschaftliche <strong>Gesellschaft</strong><br />

<strong>für</strong> diese vier Disziplinen in Deutschland und die einzige,<br />

in der sich auch Interessierte ohne Hochschulabschluss<br />

engagieren können. Der Beitritt zur GMDS, also zur Sektion<br />

Medizinische Dokumentation, steht allen Personen mit<br />

einem Berufsabschluss im Bereich medizinischer Dokumentation<br />

offen, unabhängig davon, ob der Berufsabschluss<br />

an einer FH oder Fachschule erworben wurde.<br />

Allen Mitgliedern der Sektion »Medizinische Dokumentation«<br />

steht die Mitwirkung in den Arbeitsgruppen der<br />

GMDS offen. Die Sektion selbst hat eine Arbeitsgruppe<br />

zum Thema Datenmanagement eingerichtet, die in regelmäßigen<br />

Abständen Workshops ausrichtet. Dokumentare<br />

können sich aber auch in den AGs der Fachbereiche<br />

engagieren. Arbeitsgruppen mit Themen aus dem Umfeld<br />

der medizinischen Dokumentation sind z.B. die AGs<br />

»Medizinische Dokumentation und Klassifikation«, »KIS<br />

– Informationssysteme im Gesundheitswesen« oder auch<br />

»Archivierung von Krankenunterlagen« des Fachbereichs<br />

Medizinische Informatik.<br />

Die Sektion wird im Präsidium der GMDS durch die Sektionsvorsitzende<br />

und eine Beisitzerin repräsentiert. Der Sektionsausschuss<br />

– bestehend aus insgesamt sechs Mitgliedern<br />

– vertritt die Interessen der Mitglieder aus dem Bereich<br />

der medizinischen Dokumentation innerhalb der GMDS z.B.<br />

auch durch die Mitgestaltung der Jahrestagung. Die Sektion<br />

strebt eine enge Kooperation der GMDS mit dem DVMD an.<br />

Alle Sektionsmitglieder sind herzlich eingeladen und gebeten,<br />

die Arbeit des Sektionsausschusses zu unterstützen. In<br />

Rundschreiben oder auch in den Ausgaben der MDI wird die<br />

Sektion in Zukunft regelmäßig über aktuelle Arbeitsfelder<br />

berichten und ggf. um gezielte Mithilfe werben.<br />

Sektionsausschuss Medizinische Dokumentation<br />

Vorsitzende: Susanne Stolpe, Institut <strong>für</strong> med. Informatik,<br />

Biometrie und Epidemiologie, Ruhr-Uni Bochum<br />

stellv. Vorsitzende: Dagmar Wege, Hannover<br />

Mitglieder: Claudia Ose, Geschäftsführerin Zentrum <strong>für</strong><br />

klinische Studien in Essen; Stefanie Fischer, SIRO Clinpharm<br />

Germany GmbH; Anke Schöler, Zentrum <strong>für</strong> klinische Studien<br />

Leipzig; Rainer Richter, Grünenthal, Aachen<br />

Beisitzerin: Sabine Kapsammer, Geschäftsführerin DVMD n<br />

Einladung zur 42. Mitgliederversammlung<br />

des DVMD e.V.<br />

im Rahmen der DVMD-Fachtagung in Hannover<br />

Donnerstag, 17. Februar <strong>2011</strong>, 17.15 – 18.20 Uhr,<br />

FH-Hannover, Fak. III – Medien, Information und<br />

Design, Expo Plaza, 30539 Hannover.<br />

Die Tagesordnung der Mitgliederversammlung sieht folgende<br />

Punkte vor: 1. Begrüßung durch den Vorstand |<br />

2. Verabschiedung der Tagesordnung | 3. Verabschiedung<br />

des Protokolls der 40. und 41. Mitgliederversammlung<br />

| 4. Tätigkeitsbericht des Vorstands September 2010<br />

bis Februar <strong>2011</strong> | 5. Finanzen | 5.1 Finanzbericht 2010<br />

| 5.2 Berichte der Kassenprüfer von 2007, 2008 und 2009 |<br />

5.3 Entlastung des Vorstands | 5.4 Wahl der Kassenprüfer<br />

<strong>für</strong> das Jahr 2010 | 6. Antrag auf Namensänderung |<br />

7. Antrag auf Neufassung der DVMD-Satzung* | 8. Anträge<br />

von Mitgliedern | 9. Ergebnis der Vorstandswahl <strong>2011</strong> |<br />

10. Verschiedenes<br />

Wir hoffen, Sie zur Mitgliederversammlung begrüßen<br />

zu dürfen. Mit herzlichen Grüßen i.A. des Vorstandes<br />

Sabine Kapsammer,<br />

DVMD-Geschäftsstelle<br />

Bitte beachten Sie: Anträge von Mitgliedern müssen<br />

bis 1. Februar <strong>2011</strong> beim Vorstand eingegangen sein.<br />

Forum der Medizin_Dokumentation und Medizin_Informatik 4/2010 165<br />

DVMD<br />

GMDS<br />

Geschäftsstelle<br />

17. Februar <strong>2011</strong><br />

17.15 – 18.20 Uhr<br />

* Siehe Entwurf unter www.dvmd.de<br />

im Internen Bereich.


Die Gesundheitswirtschaft ist in Deutschland eine der am stärksten<br />

wachsenden Branchen und zudem ein Markt mit viel Potenzial <strong>für</strong><br />

Innovationen.<br />

Seit 25 Jahren entwickelt ID als Marktführer Software und Dienstleistungen<br />

<strong>für</strong> die medizinische Dokumentation und Abrechnung.<br />

Unsere Standardwerkzeuge ID DIACOS ® (Codierung) und ID<br />

EFIX ® (Controlling) sind in mehr als 1.200 Einrichtungen (Kliniken,<br />

Praxen, Versicherungen, Berufsgenossenschaften sowie Forschungseinrichtungen)<br />

im Einsatz - national und international.<br />

Darüber hinaus kooperieren wir mit zahlreichen Partnern im KIS-<br />

Bereich.<br />

Fachbereich Linguistik<br />

Fachbereich Medizin<br />

Ihre Qualifikationen:<br />

• Hochschulabschluss in Computerlinguistik<br />

oder in Linguistik mit Schwer -<br />

punkt Computerlinguistik<br />

• Kenntnisse der deutschen Syntax und<br />

Morphologie<br />

• Gute analytische Fähigkeiten <strong>für</strong> die<br />

Extraktion und Generalisierung linguisti-<br />

schen Wissens aus Textbeispielen<br />

• Bereitschaft zu Pflegearbeiten bei der<br />

Erstellung der Wissensbasis<br />

• Programmiererfahrung in Perl oder<br />

anderen Script-Sprachen<br />

• Bereitschaft zur Arbeit mit medizinischen<br />

Texten und Inhalten<br />

• Fähigkeit zu selbständigem, interdisziplinärem<br />

Arbeiten im Team<br />

• Programmierkenntnisse in Java sind von<br />

Vorteil<br />

• Fremdsprachenkenntnisse sind ein Plus<br />

Ihre Aufgabe:<br />

Konzeption und Erstellung einer linguistischen<br />

Wissensbasis <strong>für</strong> ein prototypisches<br />

medizinisches Dokumentations-System in<br />

Kooperation mit den Projektpartnern.<br />

Ansprechpartner: Dr. Lukas Faulstich<br />

Sonstiges:<br />

Sie zeichnen sich aus durch:<br />

• eine selbstständige Arbeitsweise<br />

• Belastbarkeit und Flexibilität<br />

• Kommunikationsfähigkeit, Teamgeist<br />

und ganzheitliches Denken<br />

• ein hohes Maß an Eigeninitiative und<br />

Dienstleistungsbereitschaft<br />

Ihre Qualifikationen:<br />

• medizinische und/oder betriebswirtschaftliche<br />

Ausbildung<br />

• Erfahrung in den Bereichen Controlling/<br />

<strong>Medizincontrolling</strong><br />

• Kenntnis gesetzlicher Grundlagen,<br />

Codierung und Finanzierung im Bereich<br />

Krankenhäuser (KHEntgG, FPV, DKR,<br />

KHG, BPflV, ICD, OPS, etc.)<br />

• Kenntnisse zu ambulanter Abrechnung<br />

und AMTS wünschenswert<br />

• sicherer Umgang mit MS Office (Word,<br />

Excel, PowerPoint)<br />

• Englisch in Wort und Schrift<br />

Ihre Aufgaben:<br />

• Transfer von Markt- und Kundenanforderungen<br />

in Vorgaben zur Softwareent-<br />

wicklung<br />

• Inhaltliche Weiterentwicklung der<br />

Codiersoftware ID DIACOS ®<br />

• Durchführung von Schulungen und<br />

Präsentationen<br />

• Teilnahme an Messen und Kongressen<br />

• Kundenbetreuung<br />

Ansprechpartner: Daniel Diekmann<br />

������������������<br />

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����������������<br />

Zur Verstärkung unseres Teams suchen wir <strong>für</strong> die Bereiche inhaltliche<br />

und technische Entwicklung zum nächstmöglichen Termin engagierte<br />

Mitarbeiter in Vollzeit.<br />

Wenn Sie daran interessiert sind, stets aktuell die Entwicklungen<br />

im Gesundheitswesen mit zu verfolgen, Anforderungen von Anwendern<br />

im Bereich medizinisch-pharmazeutischer Inhalte aufzunehmen<br />

und dementsprechend zur Weiterentwicklung unserer<br />

Lösungen beizutragen, freuen wir uns auf Ihre aussagekräftige<br />

Bewerbung.<br />

Fachbereich Informatik<br />

Ihre Qualifikationen:<br />

• Hochschul- oder Fachhochschulabschluss<br />

Informatik<br />

• Programmiererfahrung in Java<br />

• Kenntnisse im Bereich Wissensrepräsentation<br />

(Ontologien, Semantic Web,<br />

etc.)<br />

• Fähigkeit zu interdisziplinärem Arbeiten<br />

• Vorzugsweise Kenntnisse im Bereich<br />

Computerlinguistik oder Medizin-<br />

Informatik<br />

Ihre Aufgaben:<br />

Konzeption und Implementierung eines<br />

prototypischen medizinischen Dokumentations-Systems<br />

mit Schwerpunkt auf<br />

Wissensrepräsentation in interdisziplinärer<br />

Zusammenarbeit mit Computer-Linguisten<br />

und Medizinern.<br />

Ansprechpartner: André Sander<br />

Kontakt:<br />

ID Information und<br />

Dokumentation im Gesundheitswesen<br />

GmbH & Co. KGaA<br />

Platz vor dem <strong>Neue</strong>n Tor 2<br />

10115 Berlin<br />

Web: www.id-berlin.de<br />

E-Mail: info@id-berlin.de<br />

Tel.: 030-24626-0<br />

Fax: 030-24626-111


<strong>Neue</strong> <strong>Versionen</strong> <strong>2011</strong>:<br />

ICD-10-GM und OPS<br />

<strong>Deutsche</strong> Kodierrichtlinien<br />

ICD-10-GM <strong>2011</strong> Systematisches Verzeichnis<br />

Version <strong>2011</strong><br />

<strong>2011</strong>, ca. 893 Seiten, ISBN 978-3-7691-3459-9<br />

broschiert € 24,95 erscheint November 2010<br />

*ab 20 Exemplare je Titel € 10,45 zzgl. 7% MwSt.<br />

ICD-10-GM <strong>2011</strong> Alphabetisches Verzeichnis<br />

Version <strong>2011</strong><br />

<strong>2011</strong>, ca. 1.357 Seiten, ISBN 978-3-7691-3460-5<br />

broschiert € 24,95 erscheint November 2010<br />

*ab 20 Exemplare je Titel € 10,95 zzgl. 7% MwSt.<br />

OPS <strong>2011</strong> Systematisches Verzeichnis<br />

Version <strong>2011</strong><br />

<strong>2011</strong>, ca. 976 Seiten, ISBN 978-3-7691-3461-2<br />

broschiert € 19,95 erscheint Dezember 2010<br />

*ab 20 Exemplare je Titel € 8,95 zzgl. 7% MwSt.<br />

OPS <strong>2011</strong> Alphabetisches Verzeichnis<br />

Version <strong>2011</strong><br />

<strong>2011</strong>, ca. 1.264 Seiten, ISBN 978-3-7691-3462-9<br />

broschiert € 19,95 erscheint Dezember 2010<br />

*ab 20 Exemplare je Titel € 10,45 zzgl. 7% MwSt.<br />

<strong>Deutsche</strong> Kodierrichtlinien<br />

Version <strong>2011</strong><br />

<strong>2011</strong>, ca. 186 Seiten, ISBN 978-3-7691-3463-6<br />

broschiert € 7,95 erscheint November 2010<br />

*ab 20 Exemplare je Titel € 5,45 zzgl. 7% MwSt.<br />

*Die o. g. Preise verstehen sich zzgl. Versandkosten.<br />

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Alphabetisches Verzeichnis 24,95<br />

ab 20 Exemplare je Titel € 10,95 zzgl. 7% MwSt.<br />

__ Ex. OPS <strong>2011</strong><br />

Systematisches Verzeichnis 19,95<br />

ab 20 Exemplare je Titel € 8,95 zzgl. 7% MwSt.<br />

__ Ex. OPS <strong>2011</strong><br />

Alphabetisches Verzeichnis 19,95<br />

ab 20 Exemplare je Titel € 10,45 zzgl. 7% MwSt.<br />

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ab 20 Exemplare je Titel € 5,45 zzgl. 7% MwSt.<br />

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Herr Frau<br />

Name, Vorname<br />

Straße, Ort<br />

E-Mail (<strong>für</strong> evtl. Rückfragen) Telefon<br />

Datum, Unterschrift<br />

Bestellungen bitte an Ihre Buchhandlung<br />

oder <strong>Deutsche</strong>r Ärzte-Verlag, Versandbuchhandlung:<br />

Postfach 400244, 50832 Köln. Tel. (0 22 34) 7011 - 314 / Fax 7011 - 476<br />

E-Mail: vsbh@aerzteverlag.de<br />

Ihre Vorteile:<br />

Markierung der wesentlichen<br />

Änderungen gegenüber dem<br />

Vorjahr<br />

Hinweise zur Diagnosenverschlüsselung<br />

Griffleisten zur schnellen<br />

Orientierung<br />

Kopfzeilen mit Informationen<br />

über die jeweiligen Kapitel<br />

bzw. Seiten<br />

Auflösung der meisten Listen<br />

terminaler Schlüsselnummern<br />

Anwenderfreundliches Layout<br />

Bearbeitet von<br />

Dr. med. Bernd Graubner<br />

Irrtümer und Preisänderungen vorbehalten. Preise zzgl. Versandspesen 4,50.<br />

<strong>Deutsche</strong>r Ärzte-Verlag GmbH – Sitz Köln – HRB 106 Amtsgericht Köln. Geschäftsführung: Jürgen Führer, Dieter Weber


Ansprechpartner<br />

BVMI<br />

Vorstand BVMI e.V.<br />

Präsident:<br />

Dr. Carl Dujat<br />

promedtheus Informationssysteme<br />

<strong>für</strong> die Medizin AG<br />

Scheidt 1<br />

41812 Erkelenz<br />

Tel.: 0 24 31 / 94 84 38-0<br />

E-Mail: dujat@promedtheus.de<br />

Vizepräsident:<br />

Dr. rer. biol. hum. Christoph Seidel<br />

Städtisches Klinikum Braunschweig<br />

gGmbH<br />

Geschäftsbereich IT und<br />

Unternehmensentwicklung<br />

Freisestraße 9/10<br />

38118 Braunschweig<br />

Tel.: 05 31 / 5 95-15 16<br />

Fax: -17 76<br />

E-Mail: c.seidel@klinikumbraunschweig.de<br />

Schriftführerin:<br />

Dipl.-Inform. Med. Cornelia R. Vosseler<br />

Vosseler Consulting-Coaching-Training<br />

An der Eickesmühle 33<br />

41238 Mönchengladbach<br />

Tel.: 0 21 66 / 13 45 40<br />

E-Mail: cv@khsberatung.com<br />

Ansprechpartner<br />

DVMD Vorstand DVMD e. V.<br />

Vorsitzende:<br />

Katharina Thorn<br />

E-Mail: Katharina.K.Thorn@gsk.com<br />

Stellv. Vorsitzende:<br />

Andrea Großer<br />

E-Mail: grosser@uke.uni-hamburg.de<br />

Stellv. Vorsitzender:<br />

Jens Knösel<br />

E-Mail: dvmd@knoesel.de<br />

Beisitzer:<br />

Prof. Dr. Oliver J. Bott<br />

Fachhochschule Hannover,<br />

Fakultät III – Medien, Information<br />

und Design<br />

Expo Plaza 12<br />

30539 Hannover<br />

Tel.: 05 11 / 92 96-26 27<br />

E-Mail: Oliver.Bott@fh-hannover.de<br />

Beisitzer:<br />

Prof. Dr. Alfred Winter<br />

Universität Leipzig<br />

Institut <strong>für</strong> Medizinische Informatik,<br />

Statistik und Epidemiologie<br />

Härtelstraße 16-18<br />

04107 Leipzig<br />

Tel.: 03 41 / 9 71 61 07<br />

E-Mail: alfred.winter@<br />

imise.uni-leipzig.de<br />

Geschäftsführer und<br />

Schatzmeister:<br />

Dr. Karl-Heinz Ellsässer<br />

ZIM/Tumorzentrum Heidelberg/<br />

Mannheim<br />

Tiergartenstr. 15<br />

69120 Heidelberg<br />

Tel.: 0 62 21 / 56-26 42<br />

E-Mail: karl-heinz_ellsaesser@<br />

med.uni-heidelberg.de<br />

Schriftführerin:<br />

Angelika Händel<br />

E-Mail: Angelika.Haendel@<br />

uk-erlangen.de<br />

Schatzmeister:<br />

Dieter Hinzmann<br />

E-Mail: hinzmann@cardio.uni-kiel.de<br />

Landesvertretungen:<br />

Baden-Württemberg<br />

Dipl.-Inform. Med. Wolfgang Platter<br />

Rieslingstr. 26<br />

74348 Lauffen<br />

Tel.: 0 71 33 / 96 06 07<br />

E-Mail: wolfgang.platter@agfa.com<br />

Bayern<br />

Dipl.-Inform. Med.<br />

Marlene Bohrer-Steck<br />

Riederer Str. 17<br />

85737 Ismaning<br />

Tel.: 0 89 / 9 61 40 83<br />

E-Mail: m.bohrer-steck@gmx.net<br />

Berlin-Brandenburg<br />

Dr. Christof Geßner<br />

Rykestraße 37<br />

10405 Berlin<br />

Tel.: 01 72 / 3 99 40 33<br />

E-Mail: gessner@mxdx.de<br />

Niedersachsen<br />

Dr. Maik Plischke<br />

Braunschweiger Informatik- und<br />

Technologie-Zentrum GmbH<br />

Mühlenpfordtstraße 23<br />

38106 Braunschweig<br />

Tel.: 05 31 / 88 52-21 10<br />

E-Mail: maik.plischke@bitz.it<br />

Geschäftsstelle:<br />

<strong>Deutsche</strong>r Verband Medizinischer<br />

Dokumentare e.V.<br />

Sabine Kapsammer<br />

Postfach 10 01 29<br />

68001 Mannheim<br />

Tel.: 06 21 / 71 76 13 93<br />

http://www.dvmd.de<br />

E-Mail: dvmd@dvmd.de<br />

Nordrhein-Westfalen<br />

Dr. Kurt Becker<br />

Synagon GmbH<br />

Beratung <strong>für</strong> das Gesundheitswesen<br />

Im Süsterfeld 6<br />

52072 Aachen<br />

Tel.: 02 41 / 70 10 31-20<br />

E-Mail: kurt.becker@synagon.de<br />

Rheinland-Pfalz/Saar<br />

Prof. Dr. A.J.W. Goldschmidt<br />

Universität Trier<br />

IHCI, Fb IV (WiSo/WI)<br />

Behringstr. (H.323 + H.324)<br />

54286 Trier<br />

Tel.: 06 51 / 2 01-41 64<br />

E-Mail: huggenbe@uni-trier.de<br />

Sachsen<br />

Prof. Dr. Anke Häber<br />

Studiengangsleitung Informatik<br />

Westsächsische Hochschule Zwickau<br />

Fakultät Physikalische Technik/<br />

Informatik<br />

Dr. Friedrichs-Ring 2a<br />

08056 Zwickau<br />

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