MAGAZIN MUSEUM.DE
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Sie sprechen von »Übersetzen«<br />
– ist das der gestalterische<br />
Zugriff von <strong>MUSEUM</strong>SREIF?<br />
Genau. Wir verstehen uns als<br />
Übersetzer von Ausstellungsthemen<br />
in räumliche Inszenierungen.<br />
Das ist aber nur<br />
die Pflicht. Die Kür liegt darin,<br />
dass die Sache dann auch<br />
»lecker« aussehen muss.<br />
Also vor allem eine kreative<br />
Herausforderung?<br />
Natürlich kann man einfach<br />
kreativ rumspinnen oder<br />
medial auftrumpfen. Aber<br />
ein leckeres und richtiges Bild<br />
setzt eine leckere Story voraus.<br />
Und es ist nicht einfach,<br />
von den Kuratoren das richtige<br />
Futter für die gestalterische<br />
Lösung zu bekommen.<br />
Außerdem braucht gelungene<br />
Gestaltung jemanden, der uns<br />
als Experten vertraut und »Ja«<br />
sagt – oder wenigstens mitzieht,<br />
sonst kommen wir nicht<br />
auf den Punkt.<br />
Wie sieht dieser Arbeitsprozess<br />
praktisch aus?<br />
Wir sprechen von einem dialogischen<br />
Vorgehen zwischen<br />
Gestaltung und Konzeption.<br />
Im Dialog schärft sich beides:<br />
Einerseits wird das Ausstellungskonzept<br />
konkreter und<br />
gestaltbarer und gleichzeitig<br />
gewinnen wir als Gestalter<br />
Ansatzpunkte für unsere<br />
Ideen und Lösungen.<br />
Das klingt ja nach einem ziemlich<br />
harmonischen Arbeitsverlauf.<br />
Irgendwie gelingt dieser Dialog<br />
meistens. Für die Praxis<br />
wäre das aber etwas überpointiert.<br />
Vor allem muss<br />
das dann ja auch umgesetzt<br />
werden. Natürlich werden<br />
häufig Synergien verschenkt<br />
und Kuratoren gestalten auch<br />
gern selbst. Viele schöne<br />
und richtige Inszenierungsideen<br />
landen im Papierkorb.<br />
Vielleicht auch deshalb, weil<br />
Gestaltung quer denkt und<br />
oben: Sprechblasen-Vitrinen im Bereich Kommunikation<br />
unten: Die Erdscheibe bestimmt den Ausstellungsbereich im ersten Lichthof des Museums<br />
unten: Voutenbeleuchtung und eine durchgehende Wandvitrine rahmen die sieben Themenbereiche<br />
mit dem Thema spielt – was<br />
den eher fachwissenschaftlich<br />
konzipierten Botschaften ja<br />
gut tut.<br />
Vielleicht sind viele Ideen dann<br />
doch nicht so gut gewesen?<br />
Das kann schon sein. Und<br />
Kritik kann ja auch zur Optimierung<br />
einer Lösung führen.<br />
Aber wir sind es, die für den<br />
visuellen Erfolg der Ausstellung<br />
verantwortlich sind, also<br />
für das, was man dann als<br />
Ausstellung sieht. Wenn das<br />
nicht akzeptiert wird, braucht<br />
ein Projekt keinen Gestalter,<br />
sondern einen Tischler.<br />
Wie war das bei dieser Ausstellung?<br />
Die Tischler und alle Handwerker<br />
waren klasse, die Teamarbeit<br />
hat funktioniert und<br />
das Museum selbst spricht<br />
von einem gelungenen Versuch,<br />
museal kaum darstellbare<br />
Phänomene in einer Ausstellung<br />
zusammenzuführen.<br />
Das buchen wir natürlich als<br />
Erfolg. Eine hundertprozentige<br />
Zufriedenheit gibt es in<br />
keinem Projekt.<br />
Worauf ist <strong>MUSEUM</strong>SREIF in<br />
dieser Ausstellung stolz?<br />
Stolz passt nicht. Aber die<br />
große Erdscheibe, die vorgibt,<br />
eine Kugel zu sein das war<br />
schon eine richtig gute Idee,<br />
die Substanz hat. Und nicht<br />
nur für diesen Teil der Dauerausstellung,<br />
sondern für das<br />
gesamte Haus. Und darüber<br />
sind wir ich sag mal »froh«.<br />
Die Scheibe ist aber nur der<br />
Starter für die eigentliche Ausstellung!<br />
Der Dialog zu den einzelnen<br />
Themen war zum Teil recht<br />
umwegig. Und die Unterschiedlichkeit<br />
der sieben letztlich<br />
akzeptierten Lösungen<br />
musste dann wieder eingefangen<br />
werden, denn es sollte ja<br />
eine Ausstellung werden, nicht<br />
sieben. Wenn Sie so wollen:<br />
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