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Gründungsmaßnahmen für den Neubau des Diözesanmuseums ...

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<strong>Gründungsmaßnahmen</strong> <strong>für</strong> <strong>den</strong> <strong>Neubau</strong> <strong>des</strong><br />

<strong>Diözesanmuseums</strong> <strong>des</strong> Erzbistums Köln in und auf der<br />

historischen Bausubstanz der Kirche St. Kolumba<br />

Dr.-Ing. André Schürmann, Dipl.-Ing. Thomas Groß, Stump Spezialtiefbau GmbH, ZN Langenfeld<br />

Dr.-Ing. O. Schwab, Dipl.-Ing. R. Lemke, Ingenieurbüro <strong>für</strong> Baukonstruktion Schwab + Lemke, Köln<br />

Auf dem Gelände der im zweiten Weltkrieg zerstörten und nur teilweise wiederaufgebauten Kirche St.<br />

Kolumba errichtet das Erzbistum Köln einen <strong>Neubau</strong> <strong>für</strong> das Diözesanmuseum. Damit die alte Bausubstanz<br />

in das Bauwerk integriert wer<strong>den</strong> kann, wurde eine Gründung mit hochbelasteten Kleinbohrverpresspfählen<br />

erforderlich. Auf Grundlage ausführlicher Vorversuche wur<strong>den</strong> die Pfähle, teilweise aus<br />

bis zu 9 m Höhe, durch die alten Kirchenpfeiler hindurch hergestellt. Der Beitrag berichtet über die<br />

dabei gewonnenen Erkenntnisse.<br />

1. Einleitung<br />

1.1 Geschichte der Kirche St. Kolumba<br />

Die Kirche St. Kolumba ist eine der ältesten<br />

und bedeutensten Kirchen im Innenstadtbereich<br />

von Köln. Der erste romanische Kirchbau entstand<br />

auf römischen Bauten im 7. Jahrhundert. In<br />

schriftlichen Quellen wird die Kirche erstmalig<br />

988 erwähnt. Insgesamt wurde die Kirche mehrfach<br />

im Laufe der Jahrhunderte <strong>für</strong> die wachsende<br />

Gemeinde erweitert und umgebaut. So entstand<br />

eine spätgotische 5-schiffige Basilika, die im 2.<br />

Weltkrieg 1945 weitgehend bis auf die Umfassungsmauern<br />

zerstört wurde. Bild 1 zeigt die Kirche<br />

vor der Zerstörung. Lediglich eine Kalkstein-<br />

Madonna überstand die Angriffe am nordöstlichen<br />

Chorpfeiler unbeschadet.<br />

Der Architekt Gottfried Böhm errichtete <strong>für</strong><br />

diese Marienfigur 1950 eine kleine Kapelle im<br />

Bereich <strong>des</strong> ehemaligen Turmes. Der restliche<br />

Kirchenbereich blieb als Ruinenfeld, in welchem<br />

Ausgrabungen vorgenommen wur<strong>den</strong>, erhalten.<br />

Dieser Bereich war jahrzehntelang vor der Witterung<br />

nur behelfsmäßig geschützt. Für weitere<br />

Informationen zur Geschichte der Kirche St. Kolumba<br />

und die Ausgrabungen wird auf Seiler [1]<br />

verwiesen.<br />

Bild 1. St. Kolumba vor der Zerstörung im 2.<br />

Weltkrieg


1.2 Entwurf <strong>des</strong> <strong>Neubau</strong> <strong>des</strong> <strong>Diözesanmuseums</strong><br />

Das Diözesanmuseum <strong>des</strong> Erzbistums Köln<br />

plant auf dem Gelände der Kirchenruine im Innenstadtbereich<br />

einen Museumsneubau. Dazu hat<br />

das Erzbistum Köln im Jahr 1996 einen Architekturwettbewerb<br />

ausgeschrieben, aus welchem 1997<br />

der Schweitzer Architekt Peter Zumthor als Sieger<br />

hervorging.<br />

Der Entwurf sieht vor, auf <strong>den</strong> Fragmenten <strong>des</strong><br />

Außenmauerwerkes neue lichtdurchlässige Mauerschalen<br />

aus sogenannten „Pullovermauerwerk“<br />

(im durchbrochenen Muster vermauert) aufzubauen,<br />

welche in 12 m Höhe über dem Grabungsfeld<br />

<strong>des</strong> ehemaligen Kircheninneren in einer ersten<br />

Decke en<strong>den</strong>. Darüber erheben sich zweigeschossig<br />

die Ausstellungsräume <strong>des</strong> <strong>Diözesanmuseums</strong>.<br />

Das Grabungsfeld bleibt als archäologische<br />

Zone frei und wird über Stege begehbar sein.<br />

RB +12,919<br />

298,5<br />

x 30 mm<br />

Bild 2. Schnitt durch das Grabungsfeld<br />

Grabungsfeld<br />

2. Vorbereitende Untersuchungen <strong>für</strong><br />

die Umsetzung <strong>des</strong> Entwurfes<br />

2.1 Probekernbohrung Außenmauerwerk<br />

GEWI-Pfahl Ø63,5 mm<br />

Zur Umsetzung <strong>des</strong> Architektenentwurfes in<br />

die Ausführungsplanung mussten zahlreiche Voruntersuchungen<br />

durchgeführt wer<strong>den</strong>. Zum Zeitpunkt<br />

<strong>des</strong> Architekturwettbewerbes waren die<br />

Schlanke filigrane Stahlstützen in <strong>den</strong> Außenwän<strong>den</strong><br />

und im Innenbereich tragen die Lasten<br />

<strong>des</strong> <strong>Neubau</strong>s. In die entstehende Halle wird die<br />

vorhan<strong>den</strong>e Böhm´sche Kapelle integriert. Die<br />

Stützen sollen in die Außenwände der Ruine unsichtbar<br />

eingepasst wer<strong>den</strong>, ohne das Mauerwerk<br />

zusätzlich zu belasten oder in <strong>den</strong> Bestand unnötig<br />

einzugreifen. Diese Stützen im Außenmauerwerk<br />

wer<strong>den</strong> nachfolgend als „Implantate“ bezeichnet.<br />

Bild 2 zeigt einen Schnitt durch das<br />

Grabungsfeld bis zur ersten Decke. Deutlich zu<br />

erkennen sind die schlanken Innenstützen und die<br />

Implantate im Außenmauerwerk. Auf dem Außenmauerwerk<br />

ist das lichtdurchlässige „Pullovermauerwerk“<br />

aufgesetzt.<br />

Die Umsetzung dieses Architektenentwurfes in<br />

eine Tragwerksplanung wurde von der Ingenieurgemeinschaft<br />

Dipl.-Ing. ETH/SIA J. Buchli (Hal<strong>den</strong>stein,<br />

CH) und Dr.-Ing. Schwab und Lemke<br />

(Köln, D) vorgenommen.<br />

RB +12,919<br />

OK Kuppel<br />

+12,919<br />

bestehende<br />

Kapelle<br />

+0,073<br />

GEWI-Mehrstabpfahl<br />

2 x 40 mm + 1 x 50 mm<br />

298,5<br />

x 30 mm<br />

GEWI-Pfahl<br />

Ø32 mm<br />

GEWI-Pfahl<br />

Ø63,5 mm<br />

Mauerwerksverhältnisse noch weitgehend unbekannt.<br />

Die Außenmauern sind jahrelang der Witterung<br />

ungeschützt ausgesetzt gewesen, so dass<br />

die Qualität in verschie<strong>den</strong> Untersuchungen [2]<br />

überprüft wurde. Das historische Mauerwerk besteht<br />

größtenteils aus Römertuffstein, Mauerziegeln<br />

und Mörtel, die Pfeilervorlagen aus Drachenfelser<br />

Trachyt-Mauerwerk. Im Bereich von<br />

Gewölben oder Fundamenten sind Basalte mit<br />

hoher Gesteinsfestigkeit verwendet wor<strong>den</strong>. Das<br />

Mauerwerk ist in Teilbereichen stark geschädigt<br />

und weitgehend karbonatisiert.


Für die Lastabtragung <strong>des</strong> Gesamtsystems <strong>des</strong><br />

<strong>Neubau</strong>s mit Hilfe der Implantatstützen war es<br />

unbedingt erforderlich, die Außenmauern bestandsschonend<br />

zu durchörtern. Dazu sollten Trockenkernbohrungen<br />

mit einem Durchmesser von<br />

min<strong>des</strong>tens 300 mm bei geringer Lotabweichung<br />

durch das aufgehende Mauerwerk und die Pfeilerfundamente<br />

geführt wer<strong>den</strong>. Dieser Durchmesser<br />

wurde aus der Vordimensionierung der Stützen<br />

erforderlich. Die Vordimensionierung ergab<br />

dickwandige Implantatrohre zur Lastabtragung<br />

mit einem Durchmesser von ca. 300 mm.<br />

Im Jahr 1999 bis 2000 wur<strong>den</strong> von der Stump<br />

Spezialtiefbau GmbH hierzu im Auftrag <strong>des</strong> Erzbistums<br />

Köln zwei Probebohrungen durch je einen<br />

Pfeiler der Nord- und Südwand durchgeführt.<br />

Die Schwierigkeiten bereiteten das sehr inhomogene<br />

mehrschalige Mauerwerk, welches im Trockenkernbohrverfahren<br />

bis zu 13,35 m zu durchbohren<br />

war. Das Trockenkernbohrverfahren war<br />

hier zwingend erforderlich, um das Ruinenmauerwerk<br />

vor Feuchtigkeit zu schützen. Die Anforderungen<br />

an das Kernbohrverfahren mit Luftspülung,<br />

welche zum Heben <strong>des</strong> Bohrkleins und zur<br />

Kühlung der Segmente verwendet wird, sind erheblich<br />

höher als beim Kernbohren mit Wasserspülung.<br />

Eine weitere Schwierigkeit bestand darin,<br />

dass die Bohrungen in <strong>den</strong> schmalen Pfeilervorlagen<br />

mit einem im Verhältnis großen Bohrdurchmesser<br />

von einer Arbeitsplattform aus<br />

durchgeführt wer<strong>den</strong> mussten.<br />

Um <strong>den</strong> Bestand vor <strong>den</strong> Belastungen <strong>des</strong> Bohrens<br />

weitgehend zu schützen, wur<strong>den</strong> die Mauerwerkspfeiler<br />

sorgfältig mit Holzmanschetten und<br />

Durchspannankern fixiert. Dann wurde eine von<br />

der Ruinenmauer unabhängige Arbeitsplattform<br />

oberhalb der Mauerkrone installiert, welche die<br />

Kräfte aus <strong>den</strong> Bohrarbeiten vollständig aufnahm.<br />

Eine konventionelle Mauerwerksinjektion über<br />

horizontale Bohrungen und Mauerwerkspacker<br />

kam aus <strong>den</strong>kmalpflegerischen Gesichtspunkten<br />

nicht in Frage. Daher wurde eine Vorbohrung im<br />

Durchmesser 100 mm als Kernbohrung ausgeführt.<br />

Durch diese Vorbohrung wurde dann das<br />

Mauerwerk mit einer Bohrlochsuspension auf<br />

Trassbasis vergütet und homogenisiert. Nach<br />

Aushärten der Suspension mit einer Endfestigkeit<br />

von etwa 6,5 N/mm² konnten die Kernbohrungen<br />

im Durchmesser d=321 mm ausgeführt wer<strong>den</strong>.<br />

Es zeigte sich, dass die Bohrungen durch das<br />

unterschiedlichste Mischmauerwerk nach Optimierung<br />

<strong>des</strong> Bohrwerkzeuges erfolgreich abgeteuft<br />

wer<strong>den</strong> konnten. Bild 3 zeigt einen gewon-<br />

nen Kern im Durchmesser 321 mm. Die gemessenen<br />

Lotabweichungen betrugen weniger als 1%<br />

und wur<strong>den</strong> daher als unschädlich <strong>für</strong> das Mauerwerk<br />

und das Tragsystem <strong>des</strong> <strong>Neubau</strong>s eingestuft.<br />

Bild 3: Kern aus Außenmauerwerk<br />

2.2 Pfahlprobebelastungen<br />

Die hochbelasteten Einzelstützen erforderten<br />

im Bereich der Außenwände <strong>den</strong> Einsatz einer<br />

Tiefgründung. Eine erste Vordimensionierung<br />

ergab Pfahllasten von bis zu 2000 kN, welche<br />

unterhalb <strong>des</strong> Implantatrohres ableitet wer<strong>den</strong><br />

sollten, so dass der Pfahldurchmesser stark eingeschränkt<br />

war.<br />

Auf Vorschlag der Stump Spezialtiefbau<br />

GmbH wurde ein Verbundpfahlsystem vom Typ<br />

GEWI als Mehrstabsystem ausgewählt. Zum<br />

Nachweis der Tragfähigkeit <strong>des</strong> Pfahlsystems in<br />

<strong>den</strong> nichtbindigen Bo<strong>den</strong>schichten der Kölner<br />

Rheinterasse wur<strong>den</strong> zwei Druckpfahlprobelastungen<br />

im Jahre 2001 ausgeführt.<br />

Aufgrund <strong>des</strong> Innendurchmessers <strong>des</strong> Implantatrohres<br />

war der Bohrdurchmesser auf 220 mm<br />

beschränkt. Als Probepfähle wur<strong>den</strong> zwei Mehrstabpfähle<br />

vom Typ GEWI mit je zwei Traggliedern<br />

Ø 50 mm und einem Tragglied Ø 63,5 mm<br />

mit Verpresslängen von 10 und 14 m hergestellt.<br />

Die Gesamtpfahllängen betrugen je nach Verpresskörperlänge<br />

zwischen 17 und 21 m. Als Wi-


derlager wur<strong>den</strong> 6 Reaktionsanker als Litzenanker<br />

(7x0,6“) mit Längen von 31 und 35 m benutzt.<br />

Die Probebelastung wurde messtechnisch<br />

über zahlreiche Vertikal und Horizontalaufnehmer<br />

überwacht.<br />

Die Probepfähle wur<strong>den</strong> nacheinander stufenweise<br />

bis zur 2,0-fachen projektierten Gebrauchslast<br />

von 4000 kN belastet. Die Belastung erfolgte<br />

mit Zwischenentlastungen nach jeder Laststufe.<br />

Bild 4 zeigt <strong>den</strong> Kraft-Verschiebungsverlauf <strong>für</strong><br />

<strong>den</strong> Probepfahl G1 mit einer Verpresskörperlänge<br />

von 14 m.<br />

0 1000 2000 3000 4000<br />

0<br />

5<br />

10<br />

15<br />

20<br />

25<br />

30<br />

Verschiebung [mm]<br />

Bild 4. Kraft-Verschiebungsdiagramm<br />

Probepfahl G1 (lv=14 m)<br />

Kraft [kN]<br />

Als Ergebnis der Probebelastung konnte festgehalten<br />

wer<strong>den</strong>, dass beide Probepfähle die<br />

Gebrauchslast sicher in <strong>den</strong> Baugrund eintragen<br />

konnten und das Pfahlsystem in idealer Weise <strong>für</strong><br />

die geforderte Bauaufgabe geeignet ist.<br />

3. Baugrube <strong>für</strong> <strong>den</strong> <strong>Neubau</strong><br />

Der <strong>Neubau</strong> <strong>des</strong> <strong>Diözesanmuseums</strong> umfasst<br />

nicht nur <strong>den</strong> Bereich der Kirchenruine sondern<br />

auch noch Nachbarbereiche, in welchen Lagerkeller<br />

und Technikräume untergebracht wer<strong>den</strong>.<br />

Für die Herstellung dieser Kelleräume wurde es<br />

erforderlich, eine räumlich komplizierte Baugrube<br />

unter beengten Verhältnissen im Innenstadtbereich<br />

herzustellen.<br />

Die Baugrube <strong>für</strong> die ein- bis zweigeschossigen<br />

Keller wurde von der Stump Spezialtiefbau<br />

GmbH in <strong>den</strong> Jahren 2002 bis 2003 hergestellt.<br />

Bei der Herstellung musste Rücksicht auf Bo<strong>den</strong><strong>den</strong>kmäler<br />

aus verschie<strong>den</strong>en Epochen der Kölner<br />

Stadtgeschichte genommen wer<strong>den</strong>. Insgesamt<br />

wur<strong>den</strong> die Aushubarbeiten <strong>für</strong> ca. 3 Monate un-<br />

terbrochen. In dieser Zeit wur<strong>den</strong> diverse Bo<strong>den</strong>funde<br />

kartografiert und katalogisiert. Wertvolle<br />

Fundstücke konnten geborgen wer<strong>den</strong>.<br />

Technisch anspruchsvoll war die schonende<br />

Anpassung der Unterfangung der Böhm´schen<br />

Kapelle und der Nachbarbebauung. Hierzu wurde<br />

im Vorfeld der Düsenstrahlarbeiten der Bestand<br />

durch Kernbohrungen erkundet. Weiterhin wur<strong>den</strong><br />

Kernbohrungen zum schonen<strong>den</strong> Abteufen<br />

der Düsenstrahlbohrungen im Fundamentmauerwerk<br />

mit großen Basalteinschlüssen notwendig.<br />

Mit diesen Vorarbeiten konnte eine gezielte Anpassung<br />

der Düsenstrahlkubatur an die Fundamentgewölbe<br />

erreicht wer<strong>den</strong>.<br />

4. Pfahlgründungen <strong>für</strong> <strong>den</strong> <strong>Neubau</strong><br />

4.1 Implantate im Außenmauerwerk<br />

Im Jahr 2003 wurde mit dem Museumsneubau<br />

begonnen. Mit <strong>den</strong> Spezialtiefbauarbeiten wurde<br />

wiederum die Stump Spezialtiefbau GmbH als<br />

Nachunternehmer der Fa. Heitkamp / Niederlassung<br />

Köln beauftragt.<br />

Die Ausführungsplanung sah an 30 Stellen im<br />

Außenwand- und Kapellenbereich pfahlgegründete<br />

Implantate vor. Ein Implantat besteht aus einem<br />

dickwandigen Stahlrohr der Dimension<br />

Ø298,5x30 mm, welches die außermittigen Bauwerkslasten<br />

aus dem <strong>Neubau</strong> in die Gründung<br />

überträgt. Dieses Stahlrohr nimmt auftretende<br />

Momente und Horizontalkräfte auf und leitet diese<br />

durch <strong>den</strong> historischen Außenmauerbereich.<br />

Um dieses Stahlrohr ist zum Korrosionsschutz ein<br />

Edelstahlrohr Ø 330x5 mm gestellt. Beide Rohre<br />

wur<strong>den</strong> in voller Länge werksseitig verbun<strong>den</strong><br />

auf die Baustelle angeliefert. Die Länge der Implantate<br />

schwankt je nach Höhe der Außenmauerreste<br />

und der Unterkante <strong>des</strong> vorhan<strong>den</strong>en Fundamentes<br />

zwischen 9 und 12 m. Die Lastabtragung<br />

erfolgt durch das dickwandige Stahlrohr<br />

ohne Verbindung zum Außenmauerwerk. Im Bereich<br />

der Fundamente sind Tragrohr und Edelstahlrohr<br />

über eine Länge von 4 m gelocht, so<br />

dass eine horizontale Kraftübertragung in diesem<br />

Bereich stattfin<strong>den</strong> kann. Die Kraftübertragung<br />

geschieht durch Verfüllen <strong>des</strong> Ringraumes zwischen<br />

dem dickwandigen Stahlrohr und dem Edelstahlrohr.<br />

Durch die Einbindung der Fundamente<br />

im Baugrund und die nach außen gerichteten<br />

Pfeilervorlagen können auftretende Horizon-


talkräfte abgeleitet wer<strong>den</strong>. In Bereichen, an <strong>den</strong>en<br />

die Einbindung nicht gewährleistet ist, wer<strong>den</strong><br />

spezielle Haltekonstruktionen angebracht.<br />

Hierzu wer<strong>den</strong> zwei unter 60° geneigte GEWI-<br />

Pfähle etwa 2 m unterhalb der Geländeoberfläche<br />

von außen in <strong>den</strong> Grabungsfeldbereich eingebohrt.<br />

Die doppelt korrosionsgeschützten Verbundpfähle<br />

vom Typ GEWI Ø 32 mm sind im<br />

Kopfbereich über ein kurzes Betonpolster<br />

(l=1,2m) miteinander verbun<strong>den</strong>. Dieses Betonpolster<br />

ist mit dem Bestandsmauerwerk steinmetzmäßig<br />

verzahnt und das Mauerwerk wurde<br />

in diesem Bereich mit einer Bohrlochsuspension<br />

vergütet.<br />

Die Lasteinleitung im Kopfbereich wird oberhalb<br />

<strong>des</strong> Ruinenmauerwerks über einen bewehrten<br />

umlaufen<strong>den</strong> Pfahlkopfbalken gewährleistet.<br />

In diesem Balken ist eine Kopf- und Ausgleichskonstruktion<br />

untergebracht, welche die Last aus<br />

<strong>den</strong> aufgehen<strong>den</strong> Stahlrohren im Pullovermauerwerk<br />

in die Implantate führt. Etwas unterhalb<br />

dieser Kopfplatte wird die Last in die Verbundpfähle<br />

System Stump eingeleitet. Dazu ist das<br />

Implantatrohr vollständig mit Zement gefüllt. Die<br />

Krafteinleitung vom Implantatrohr auf die Pfähle<br />

erfolgt über zulassungsgemäße Ankerstücke, welche<br />

am Verbundpfahlkopf angebracht sind.<br />

Bild 5: Grundriss mit Fundamenten im Grabungsfeld und Außenmauerimplantaten<br />

Implantat<br />

Haltekonstruktion<br />

Gründung<br />

Innenstützen


Die Verbundpfähle wer<strong>den</strong> durch das Implantatrohr<br />

bis in die tragfähigen Bo<strong>den</strong>schichten der<br />

Rheinterasse geführt. In Abhängigkeit der Außenmauerhöhe<br />

<strong>des</strong> Bestan<strong>des</strong> und der Kräfte am<br />

Lastpunkt wer<strong>den</strong> Pfähle von bis zu 30 m Länge<br />

benötigt. Die gesamte Vertikallastabtragung erfolgt<br />

über die Verbundpfähle. Die Gebrauchslasten<br />

der Implantate im Außenmauerbereich betragen<br />

zwischen 250-1350 kN. Es kommen daher<br />

<strong>für</strong> Pfähle unter 1000 kN doppeltkorrosionsgeschützte<br />

Verbundpfähle als Einstabpfähle mit<br />

einem Tragglied vom Typ GEWI Ø 63,5 mm<br />

oder <strong>für</strong> Pfahllasten größer 1000 kN Mehrstabpfähle<br />

bestehend aus GEWI 2 x Ø 40 und 1x Ø<br />

50 mm zum Einsatz. In Bild 6 wird ein Schnitt<br />

durch das Implantat gezeigt.<br />

Stahlrohr-<br />

Verlängerung<br />

Bewehrter<br />

Betonbalken<br />

Bestehen<strong>des</strong><br />

Ruinenmauerwerk<br />

OK-<br />

Ausgrabung<br />

Gruft<br />

Schnitt Ansicht<br />

Mauerwerk<br />

neues Gebäude<br />

+7,14m<br />

OK-Implantat<br />

Stahlrohr<br />

298,5x 30mm<br />

Edelstahlrohr<br />

GEWI EinstaboderMehrstabpfahl<br />

GOK<br />

Knicksicherung<br />

GEWI-Pfahl<br />

2x 32mm<br />

UK-Implantat<br />

Alter<br />

Fundamentbogen<br />

Kies<br />

Bild 6. Schnitt durch ein Implantat<br />

Mauerwerk<br />

vorvergüten<br />

Die Herstellung der Implantate wurde nach<br />

folgendem Schema vorgenommen. Zuerst wurde<br />

eine Holzabstützung der Mauer um <strong>den</strong> Bohrbereich<br />

errichtet. Dann erfolgte der Aufbau von<br />

Bohrgerüsten bis über die Mauerkrone. Aus arbeitstechnischen<br />

Grün<strong>den</strong> wurde jeweils eine<br />

gesamte Wand mit 6-7 Bohrpunkten zeitgleich<br />

eingerüstet.<br />

Die Arbeitsgerüste mit einer Höhe von bis zu<br />

9 m waren <strong>für</strong> ein Bohrgerätegewicht von 20 to<br />

zzgl. Vor- und Rückzugskräften von 10 to ausge-<br />

legt. Mit dieser Gerüstdimensionierung war es<br />

möglich, die Bohrungen mit schweren Ankerbohrgeräten<br />

vom Typ Klemm 806/3 auszuführen.<br />

Die Arbeitsgerüste wur<strong>den</strong> mit einer durchgehend<br />

befahrbaren Arbeitsebene ausgerüstet. Im Bereich<br />

der Nordwand, welche an die zweigeschossige<br />

Baugrube <strong>des</strong> Tiefkellers grenzt, musste das Gerüst<br />

auskragend über einen Teil Baugrube aufgestellt<br />

wer<strong>den</strong>.<br />

Nach dem Aufstellen der Bohrgerüste wur<strong>den</strong><br />

die Bohransatzpunkte <strong>für</strong> die Kernbohrungen auf<br />

der Mauerkrone eingemessen und hergerichtet.<br />

Im Anschluss erfolgte die Vorbohrung Ø100 mm<br />

bis UK-Fundament im Kernbohrverfahren als<br />

Trockenkernbohrung mit Luftspülung. Diese<br />

Bohrung wurde im Kontraktorverfahren mehrstufig<br />

mit einer Bohrlochsuspension Typ AIDA verfüllt.<br />

Nach Erhärten <strong>des</strong> Verfüllmaterials konnte<br />

die Kernbohrung im Durchmesser Ø350 mm abgeteuft<br />

wer<strong>den</strong>. Während der Bohrung wurde die<br />

Bohrabweichung über Zieltafeln und Lote kontrolliert;<br />

nach Beendigung der Kernbohrung wurde<br />

die gesamte Bohrstrecke mit Hilfe von Inklinometern<br />

vermessen. Es ergaben sich Lotabweichungen<br />

unter 0,5%.<br />

Insgesamt wur<strong>den</strong> die Kernbohrungen mit bis<br />

zu drei Bohranlagen abgeteuft. Die mittlere<br />

Bohrgeschwindigkeit <strong>für</strong> die Kernbohrungen im<br />

Durchmesser Ø 350 mm lag bei 3-4 m je AT.<br />

Nach Vermessung der Bohrungen und Kontrolle<br />

der zulässigen Abweichungen konnten alle Implantate<br />

einer Wand mittels Baustellenkran eingebaut<br />

wer<strong>den</strong>. Die Implantatrohre wur<strong>den</strong> höhen-<br />

und lagegesichert. Im Anschluss an das Einbauen<br />

der Implantate konnten die Pfahlbohrungen mit<br />

einem Ankerbohrgerät im Durchmesser 219 mm<br />

im Überlagerungsbohrverfahren abgeteuft wer<strong>den</strong>.<br />

Aufgrund der Pfahllängen musste ein Teil<br />

der Pfähle auf der Baustelle gestoßen wer<strong>den</strong>.<br />

Nach dem Pfahleinbau wur<strong>den</strong> die Pfähle mit<br />

Zementsuspension verpresst. Die erste Zementverfüllung<br />

erfolgte bis zur Geländeoberkante.<br />

Nach Erhärtung <strong>des</strong> Zementes wurde die Zementverfüllung<br />

bis ca. 10 cm unter OK-Implantat<br />

fertiggestellt. Der obere Bereich <strong>des</strong> Pfahls bis<br />

zur OK-Implantat wurde mit Pagel Vergussmörtel<br />

V1/50 verfüllt. Bild 7 zeigt die Bohrarbeiten an<br />

<strong>den</strong> Gründungspfählen auf der Böhm´schen Kapelle.


Bild 7. Bohrarbeiten vom Arbeitsgerüst<br />

4.2 Stützen im Innenbereich<br />

Im Innenbereich sah die Ausführungsplanung<br />

vor, die Hauptdeckenkonstruktion an 14 Punkten<br />

auf Stahlstützen aufzulagern. Der ehemalige Kircheninnenraum<br />

mit seinem Grabungsfeld ist höhenmäßig<br />

stark geklüftet und besteht aus vielen<br />

erhaltenswerten Bau<strong>den</strong>kmälern wie Pfeilerresten,<br />

Grüften und Altarbereichen. Die Lage und<br />

Anzahl der Innenstützen wurde in enger Abstimmung<br />

zwischen Tragwerksplanern, Architekten<br />

und Denkmalpflegern in minimaler Anzahl und<br />

Dimension bestandschonend festgelegt. Die<br />

Stahlrohrstützen (Ø298,5 x 30 mm), welche die<br />

Deckenkonstruktion tragen, besitzen eine Länge<br />

bis zu 16,70 m. Diese Stützen en<strong>den</strong> in einem<br />

Einzelfundament, welches im Grabungsfeld eingebun<strong>den</strong><br />

ist. Die weitere Lastabtragung erfolgt<br />

über einen Pfahlbock bestehend aus 3 doppelt<br />

korrosionsgeschützten Verbundpfählen vom Typ<br />

GEWI Ø 63,5 mm mit Einzellängen zwischen 9,0<br />

und 12,5 m. Bild 8 gibt einen Schnitt durch ein<br />

Innenstützenfundament wieder.<br />

Zur Herstellung der Pfähle wurde das gesamte<br />

Baufeld im Kircheninnenbereich mit Schwerlast-<br />

gerüsten abgedeckt, welche <strong>für</strong> das Bohrgerätegewicht<br />

ausgelegt waren.<br />

verdichtete<br />

Anschüttung (Kies)<br />

+12,26<br />

Ankerbolzen<br />

Pagel Verguss<br />

70<br />

36 36<br />

Einbindetiefe t = 6m im<br />

gewachsenen Kies/Sand<br />

Einbindetiefe t = 6m im gewachsenen Kies/Sand<br />

□ 350/350/30 mm<br />

10<br />

Stahlrohr<br />

289,5 x 30mm<br />

Brandschutz<br />

10<br />

420/420/60 mm<br />

Kontermutter<br />

Ankerplatte<br />

Ankermutter<br />

Sauberkeitsschicht<br />

Kunststoffripprohr<br />

Distanzhalter<br />

Bohrung Ø 220 mm<br />

GEWI-Pfahl Ø 63,5 mm<br />

mit doppeltem Korrosionsschutz<br />

Pfahlneigung<br />

10° zur Vertikalen<br />

Bild 8. Pfahlgegründetes Innenstützenfundament<br />

Die Bohransatzpunkte befan<strong>den</strong> sich zum Teil<br />

bis zu 6 m unter dem Schwerlastgerüst. Die Auflagerung<br />

<strong>des</strong> Gerüstes gestaltete sich aufgrund<br />

der wenigen Lasteinleitungspunkte schwierig, so<br />

dass zum Teil große Feldweiten überbrückt wer<strong>den</strong><br />

mussten. Bild 9 zeigt Teile <strong>des</strong> noch nicht<br />

abgedeckten Grabungsfel<strong>des</strong>. Über <strong>den</strong> Pfahlansatzpunkten<br />

wur<strong>den</strong> <strong>für</strong> das Bohrgerät schmale<br />

Fahr- und Arbeitsgassen gebildet, welche <strong>für</strong> die<br />

Belastung <strong>des</strong> Bohrgerätes aus Eigengewicht und<br />

Arbeitsvorgängen ausgelegt waren. Darüber hinaus<br />

war dieses Gerüst nur <strong>für</strong> Belastungen aus<br />

Lagermaterial dimensioniert.<br />

Bild 9. Oberfläche <strong>des</strong> Grabungsfel<strong>des</strong>


Um eine lagegenaue Pfahlherstellung zu gewährleisten,<br />

wurde eine Bohrschablone gefertigt,<br />

welche die Bohrrohre in Lage, Neigung und<br />

Richtung führte. Die Bohrschablone wurde <strong>für</strong><br />

einige Fundamente, welche von der Örtlichkeit<br />

weniger beschränkt waren, aus Stahl vorgefertigt<br />

und mehrfach verwendet. Die Schablone wurde in<br />

die Örtlichkeit eingepasst und lagegesichert. Bei<br />

einzelnen Fundamenten, welche durch ihre Lage<br />

innerhalb der Grüfte nur minimale Abmessungen<br />

besitzen durften, wur<strong>den</strong> spezielle Schablonen<br />

aus Holz gefertigt. Diese konnten nur einmal eingesetzt<br />

wer<strong>den</strong>.<br />

Mit Hilfe dieser Bohrschablonen konnten die<br />

42 Verbundpfähle <strong>des</strong> Innenbereiches lagegenau<br />

hergestellt wer<strong>den</strong>.<br />

Bild 10 zeigt die Herstellung der Gründungspfähle<br />

im abgedeckten Grabungsfeld. Die Aufnahme<br />

ist von einem Hochbaukran entstan<strong>den</strong>. Zu<br />

erkennen ist die Böhm´sche Kapelle sowie die<br />

Bohrgeräteeinheit mit Lagerflächen <strong>für</strong> das<br />

Pfahlmaterial. An <strong>den</strong> Bereichen über <strong>den</strong> Pfahlansatzpunkten<br />

konnte die Arbeitsebene <strong>für</strong> die<br />

Pfahlherstellung geöffnet wer<strong>den</strong>.<br />

Bild 10. Bohrarbeiten im Bereich <strong>des</strong> Grabungsfel<strong>des</strong><br />

5. Schlussbemerkungen<br />

Die Bohrarbeiten <strong>für</strong> Pfahlgründung im Innenraum<br />

wur<strong>den</strong> im Frühsommer 2003 abgeschlossen,<br />

die Bohrarbeiten <strong>für</strong> die Implantate wur<strong>den</strong><br />

im Januar 2004 fertiggestellt.<br />

Die Kernbohrungen konnten so lagegenau hergestellt<br />

wer<strong>den</strong>, dass ein problemloses Einfädeln<br />

der großformatigen Implantatrohre möglich war.<br />

Auch die Pfahlherstellung durch die Implantatrohre<br />

konnte ohne besondere Vorkommnisse termingerecht<br />

abgeschlossen wer<strong>den</strong>.<br />

Die reibungslose Ausführung ist unter anderem<br />

auf die aufwendigen Voruntersuchungen und<br />

Probebohrungen zurückzuführen.<br />

Bei <strong>den</strong> Probebelastungsversuchen an Mehrstabpfählen<br />

konnten erstmals Pfahllasten von<br />

4000 kN mit Kleinbohrverpresspfählen in <strong>den</strong><br />

Untergrund eingeleitet wer<strong>den</strong>. Pfahlkräfte dieser<br />

Größenordnung wer<strong>den</strong> sonst nur über Pfähle mit<br />

größerem Durchmesser in <strong>den</strong> Baugrund eingetragen.<br />

6. Danksagung<br />

Unser besonderer Dank gilt dem Erzbistum<br />

Köln, welches die aufwendigen Untersuchungen<br />

initiierte und die technisch anspruchsvolle Aufgabe<br />

begleitete.<br />

Weiterhin möchten wir uns bei der Architektengemeinschaft<br />

Zumthor (CH) / Stein (D) <strong>für</strong> die<br />

vertrauensvolle Zusammenarbeit bedanken.<br />

Quellennachweis<br />

1. Seiler, S.; Ausgrabungen in der Kirche St.<br />

Kolumba in Köln. ZAM Zeitschrift <strong>für</strong> Archäologie<br />

<strong>des</strong> Mittelalters, Jahrgang 5/1977, Seite 97-<br />

119, Rheinland-Verlag GmbH, Köln.<br />

2. Dominik, A.; Untersuchungen zur Beurteilung<br />

der Tragfähigkeit <strong>des</strong> historischen Mauerwerkes,<br />

Bericht B5035 B01 vom 10.09.1998,<br />

Schießl + Raupach, Aachen

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