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<strong>ROSTOCK</strong><br />

3. JAHRGANG · Winter · 4/2010 · € 4,-<br />

GESELLSCHAFTSMAGAZIN FÜR <strong>ROSTOCK</strong> UND UMGEBUNG<br />

Tradition<br />

Leben in Mecklenburger Bauernhäusern<br />

Begegnungen<br />

Franziska Troegner, Vicky Leandros,<br />

Peter-Michael Diestel u. a.<br />

Wintervergnügen<br />

Eissegeln, Reiten und Wellness<br />

Lebenswerk<br />

„Douglas-Vater” Jörn Kreke


<strong>ROSTOCK</strong> delüx 4/2010<br />

Foto: J. R.<br />

EDITORIAL<br />

Liebe Leserin, lieber Leser,<br />

nanu, werden Sie sich möglicherweise fragen,<br />

wer sind denn bloß die Leute auf dem Titelbild<br />

des neuen Heftes von Rostock „delüx“?<br />

Dieses Ehepaar mit dem kessen Steppke,<br />

der so freundlich dreinblickt und dessen<br />

Mutter und Vater offenbar ziemlich stolz<br />

sind - nicht nur auf den süßen Zwerg - die<br />

kenne ich doch gar nicht, könnten Sie, liebe<br />

Leserinnen und Leser, grübeln.<br />

Ein kurzer Blick zurück. Die Septemberausgabe<br />

unseres Magazins hatte Stargeiger<br />

David Garrett mit laszivem Blick geziert.<br />

Udo Lindenberg hatten wir in einer früheren<br />

Ausgabe auf dem Titel, auch eine<br />

Strandschöne, die Solotänzerin des Friedrichstadtpalastes,<br />

Rocker Till Lindemann<br />

und dererlei andere Prominenz.<br />

Die, die diesmal unser Titelbild füllen, tragen<br />

den deutschen Allerweltsnamen Meyer, allerdings<br />

mit Y. Eigentlich Menschen wie „du und<br />

ich”. Aber vielleicht doch nicht so ganz! Sie<br />

wohnen nämlich in einem der ältesten Häuser<br />

Mecklenburg-Vorpommerns und stehen in<br />

der Titelgeschichte für Menschen, die hierzulande<br />

in historischen, auch rohrgedeckten<br />

Bauernhäusern wohnen. Eine bestimmte<br />

Lebensart mit „der anderen Wärme aus dem<br />

Kachelofen” möchten sie nicht missen. Es war<br />

interessant, sie zu treffen.<br />

Anderen Menschen bereitet es Vergnügen,<br />

über den winterlichen Strand zu reiten, im<br />

Segelschlitten über spiegelglattes Eis zu<br />

rasen oder Wellness von Kopf bis Fuß zu<br />

genießen.<br />

In den Tageslicht verkürzten Monaten, in<br />

den Wochen der früher einsetzenden winterlichen<br />

„blauen Stunde” findet sich Zeit<br />

für Besinnlichkeit, die zum guten Buch greifen<br />

lässt, vielleicht auch zu den Texten im<br />

vorliegenden Magazin.<br />

Große Namen sind diesmal im Heft: Vicky<br />

Leandros, Franziska Troegner, Peter-Michael<br />

Diestel oder Herbert Grönemeyer – mit viel<br />

Persönlichem, in Vorschau und Rückbesinnung.<br />

Ein Gespräch möchte ich Ihnen ans Herz<br />

legen – nicht, weil es von mir geführt<br />

wurde. Jörn Kreke, der „Douglas-Vater” steht<br />

einem Millionen-Imperium vor, und er<br />

bekennt in einer ellenbogenharten Zeit:<br />

„Handel mit Herz und Verstand heißt nicht<br />

nur Geld verdienen”.<br />

Also, es gibt wieder eine interessante Themenvielfalt.<br />

Viel Vergnügen beim Entdecken.<br />

Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, für 2011<br />

alles Gute, vor allem Gesundheit. Kommen<br />

Sie gut ins neue Jahr,<br />

Ihre Regina Rösler<br />

Leitende Redakteurin<br />

Bauernhäuser interessierten schon immer die Landschaftsmaler. In der Schwaaner Kunstmühle sind unter anderem diese Bilder von Wilhelm Facklam,<br />

Peter-Paul Draewing und Erick Venzmer (v. l.). anzuschauen. Fotos: Re. Rö.<br />

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Dagmar Hillert<br />

Cornelia Rolfs<br />

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Tel. 0381/36 58 52<br />

IMPRESSUM<br />

Herausgeber:<br />

MV Media GmbH & Co. KG<br />

Richard-Wagner-Straße 1a · 18055 Rostock<br />

in Zusammenarbeit mit:<br />

DELEGO Wirtschaftsverlag Detlev Lüth<br />

Klöresgang 5 · 19053 Schwerin<br />

Ostsee-Zeitung GmbH & Co. KG<br />

Richard-Wagner-Straße 1a · 18055 Rostock<br />

www.deluex-magazin.de<br />

Leitende Redakteurin:<br />

Regina Rösler (V.i.S.d.P.)<br />

Tel.: 0173/2 17 71 62, Fax: 0381 / 36 51 79<br />

eMail: regina.roesler@web.de<br />

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Jörg Skorupski (verantw.) Tel.:0381 / 36 58 53<br />

Cornelia Rolfs Tel.: 0381 / 36 58 51<br />

Dagmar Hillert Tel.: 0381 / 36 58 52<br />

Leserservice: Tel.: 0381 / 365 303<br />

Anzeigenpreise:<br />

Es gilt die Preisliste Nr. 1 vom 1. 1. 2010<br />

Gesamtherstellung:<br />

Wirtschaftsverlag Detlev Lüth<br />

Klöresgang 5<br />

19053 Schwerin<br />

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Fax: 03 85 / 48 56 324<br />

Satz und Layout: Beatrice Rachow<br />

Druck:<br />

Vertrieb:<br />

Verkaufspreis:<br />

Einzelheft: 4,- € incl. MwSt.<br />

Erscheinungsweise: 4 x jährlich<br />

Stadtdruckerei Weidner<br />

Carl-Hopp-Str. 15<br />

18069 Rostock<br />

Nordbrief Rostock GmbH<br />

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Deutsche Bank AG Rostock<br />

BLZ: 130 700 00<br />

Konto Nr.: 130 03 91 00<br />

Die Zeitschrift „delüx“ und alle in ihr enthaltenen Beiträge<br />

und Abbildungen sind urheberrechtlich geschützt. Jede<br />

Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechts<br />

ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig. Das<br />

gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen,<br />

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Das Urheberrecht für die von „delüx“ konzipierten Anzeigen<br />

liegt beim Verlag. Die einzelnen Beiträge geben die Meinungen<br />

der Autoren wieder.<br />

Für unverlangt eingesandte Manuskripte und Fotos wird<br />

keine Haftung übernommen. Rücksendung kann nur auf<br />

besonderen Wunsch erfolgen und wenn Rückporto beiliegt.<br />

Gerichtsstand: Rostock<br />

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<strong>ROSTOCK</strong> delüx 4/2010


<strong>ROSTOCK</strong> delüx 4/2010<br />

8<br />

4 Titel: Unterm Schilfdach<br />

Leben in alten Bauernhäusern<br />

8 Reiten im Winter<br />

Schnee untern den Hufen<br />

12 Franziska Troegner<br />

„Endlich eine, die aussieht wie wir“<br />

14 Unikate aus Rostock<br />

Johann-Gottfried Schmidt<br />

baut Orgeln<br />

18 Am Kamin<br />

Winter: Zeit guter Rotweine<br />

22 Kleine Karte, großer Genuss<br />

Zu Gast bei „Schimmel’s“<br />

in Wustrow<br />

12 18<br />

27 „EIKBOOM“ exklusiv<br />

Dekostoffe von Joop<br />

32- Paradiesisch<br />

37 Wellness im Winter<br />

40 Italien war schuld<br />

Atelierbesuch bei Lars Lehmann<br />

44 Powerfrau mit Modespleen<br />

Dr. Dagmar Braun<br />

46 Mecklenburger Adel<br />

Joachim von Levetzow<br />

49 Arbeit am nächsten Irrtum<br />

Schriftsteller Christoph Hein<br />

54 Wenn Tokana trommelt<br />

Medizin und Schamanismus<br />

Die nächste Ausgabe erscheint im März 2011.<br />

40 58 78<br />

Titelfoto: Annika und Eckard Meyer mit Söhnchen Julian-Albrecht vor ihrem<br />

Hallenhaus in Neu Karin, das den 30jährigen Krieg erlebte. Foto: Thomas Ulrich<br />

INHALT<br />

58 Starker Charakter<br />

Der Audi A 7 Sportback<br />

62 Meine Stadt:<br />

Revolte in Güstrow<br />

64 Seitensprung<br />

Segeln auf dem Eis<br />

68 Vicky Leandros<br />

„Ich möchte nicht mit meinen<br />

Töchtern konkurrieren“<br />

70 Treffpunkt<br />

Jazz Band Ball,<br />

Jahresköste der Kaufmannschaft<br />

78 Handel mit Herz und Verstand<br />

„Douglas-Vater“ Jörn Kreke<br />

3


4<br />

LEBENSART<br />

Fischers 200-jähriges Bauernhaus in Neu Wiendorf bei Schwaan.<br />

Meyer lebt mit<br />

Dreißigjährigem Krieg<br />

Freude im Stillen Winkel von Neu Karin. Für Eckard und Annika Meyer und für die Kinder ist der Traum vom<br />

Landleben nicht wie eine Seifenblase geplatzt.<br />

Ihre Häuser stehen zumeist in Gegenden, von<br />

denen es landläufig heißt, hier sagen sich Fuchs<br />

und Hase „Gute Nacht”.<br />

Den Tierarzt, die Architektin, den Orthopädie-<br />

Mechaniker, den Universitätsprofessor oder<br />

den Agraringenieur zu besuchen, braucht eine<br />

genaue Wegbeschreibung. Die Straßen zu<br />

ihnen werden schließlich immer enger, Katzenkopfpflasterung<br />

prüft die Funktionalität der<br />

Stoßdämpfer.<br />

Die Gehöfte der Besagten, ihre Bauernhäuser,<br />

sind in jedem Falle in die Jahre gekommen. Die<br />

Bauernhausbesitzer sind einstige Städter oder<br />

haben schon immer auf dem Lande gelebt. Oft<br />

spielt der Zufall eine Rolle, dass sie sich in baulicher<br />

Historie ansiedelten. Oft ist aber auch<br />

nachgeholfen worden.<br />

Eckard Meyer fuhr mit seinem NSU-Motorrad,<br />

Baujahr 1951, durch die Lande, suchte,<br />

wurde fündig in Neu Karin, nahe Kröpelin.<br />

Ganz am Ende des Dorfes. „Es hat nach uns<br />

gerufen, es wollte in die Hand genommen<br />

werden”, romantisiert der gelernte Möbeltischler<br />

seine erste Begegnung mit der lange<br />

leer gestandenen Vollbauernstelle, aus deren<br />

Dach damals Holunder-Äste wuchsen. Nun<br />

lugt ein vertraulich dichtes, ein nicht billiges<br />

Rohrdach über steinerne Trockenmauern,<br />

eine Wildhecke schirmt ab und gibt gleichzeitig<br />

den Blick frei.<br />

Der gebürtige Rostocker wohnt dort mit Ehefrau<br />

Annika und den kleinen Kindern Josephine-<br />

Marie und Julian Albrecht. Charlotte und Margarete,<br />

die 17-jährigen Zwillinge aus erster Ehe,<br />

besuchen ihn gern und oft. „Sie sind doch hier<br />

richtig hineingeboren worden”, findet Eckard<br />

Meyer, der die verlassene Vollbauernstelle 1989<br />

erwarb.<br />

Ganz anders, oder auch ebenso, die Ansiedlung<br />

von Hendrik und Sabine Kindermann in Penzin.<br />

Der Heilpraktiker mit einer Praxis in Rostock und<br />

seine Uni-beschäftigte Frau haben ihr großes<br />

Hallenhaus erst seit drei Jahren. „Warum Geld<br />

wegwerfen, wenn man was Eigenes haben<br />

kann”, begründet sie den Erwerb. Vorher hatte<br />

man zur Miete gewohnt, auch in einem Dorf.<br />

Die Nachbarin der Kindermanns ist Imke Thielk.<br />

Deren Bauernhaus existiert in Familien-Tradition,<br />

war schon 1978 vom Vater gekauft worden.<br />

Mit ihren fünf Brüdern hegt und pflegt sie den<br />

Besitz, der ihr auch das Lebens-Credo liefert. „In<br />

Rostock wohne ich, in Penzin lebe ich“, sagt die<br />

blonde Frau, die Landesbeauftragte der IG Bauernhaus<br />

ist und von den Verbandsmitgliedern<br />

als „die Seele vom Geschäft” bezeichnet wird.<br />

Auch das vergleichsweise kleine Büdnerhaus, das<br />

Hans-Wolf Fischer und seine Frau Rita in Neu<br />

Wiendorf bei Schwaan bewohnen, ist vor Jahrzehnten<br />

erworben worden. Man sieht es. Alles<br />

schmuck. Eins nach dem anderen gemacht.<br />

<strong>ROSTOCK</strong> delüx 4/2010


Hobby-Landwirt Eckard Meyer holt aus dem Ziehbrunnen das Wasser … … für seine 30 Gotlandschafe<br />

Der ehemalige Weltklasseschwimmer und<br />

Sportlehrer hat wahnsinnig viel eigene Arbeit in<br />

Wohnhaus und benachbarte Scheune gesteckt,<br />

letztens den Wohnraum neu gedielt.<br />

Bewerkenswert aber ist seine Arbeit am Dach.<br />

Beim Verlegen des selbstgeborgenes Rohres hat<br />

er inzwischen eine solche Meisterschaft erworben,<br />

dass die deutschlandweite Interessengemeinschaft<br />

Bauernhaus ihn mit der höchsten<br />

Auszeichnung, mit dem Julius-Kraft-Preis für<br />

Denkmalpflege würdigte, und Ehefrau Rita<br />

zurückgelehnt versichert: „Es macht überhaupt<br />

nichts, wenn die Störche im Frühjahr kommen<br />

und für den Nestbau das Rohr auch bei uns am<br />

First rausziehen”. Hans-Wolf hat Erfahrungen<br />

und Geschick, das wieder auszubügeln.<br />

<strong>ROSTOCK</strong> delüx 4/2010<br />

Fischers Bauernhaus ist, eigenen Angaben<br />

zufolge, rund 200 Jahre alt. Das von den Meyers<br />

in Neu Karin gut das Doppelte.<br />

Ein Riesengehöft, mit vielen Morgen Land<br />

drum herum.„Das ist eines der wenigen Häuser<br />

in Mecklenburg-Vorpommern, die schon<br />

den 30-jährigen Krieg erlebt haben“, versichert<br />

Eckard Meyer, und lässt sich nicht<br />

anmerken, dass er damit den Besucher schon<br />

ein wenig verblüfft.<br />

Die Zeitangabe ist nicht Spekulation. Dendrologische<br />

Untersuchungen, also Bohrkerne aus<br />

dem tragenden Eichenholz des Kerngerüsts,<br />

besagen, der Ursprung des Hauses im Stillen<br />

Winkel lässt sich auf die Jahre zwischen 1590<br />

und 1630 datieren.<br />

LEBENSART<br />

Annika Meyer-Kunz und die Zwillinge Charlotte und Margarete vor einem Bild von Karl Kunz, den die Nazis<br />

als „entarteten “ Künstler diskriminierten. Fotos: Thomas Ulrich<br />

Viele Generationen haben seitdem darin<br />

gewohnt, große Familie fanden Platz. Auch<br />

heute können schon mal 50 Geburtstagsgäste<br />

anrücken, wie jüngst, als Annika Geburtstag<br />

feierte.<br />

Kindermanns Hallenhaus in Penzin, nur halb<br />

so alt, war ein sogenanntes Rauchhaus, was<br />

auf die einstige, die hüstelnde Wärmeversorgung<br />

durch ziehende Rauchschwaden verweist.<br />

Rabenschwarz darum auch die Balken,<br />

und Hendrik Kindermann; „Die sind so hart,<br />

dass du keinen Nagel reinkriegst, aber auch<br />

keine Chance für den Holzwurm“.<br />

Immer wieder hat es im Laufe der Jahrhunderte<br />

in solchen Häusern bauliche Veränderungen<br />

5


6<br />

LEBENSART<br />

Hans-Wolf Fischer, erhielt 1993 für die Rohrdacharbeiten an seinen Bauernhaus den Julius-Kraft-Preis.<br />

Auf gute Nachbarschaft: Imke Thielk (rechts im Bild), die Landesvorsitzende der IG Bauernhaus, genießt in<br />

Penzin eine Arbeitspause mit Klein-Lilly und den Brüdern Jan und Knut. Links Hendrik und Sabine Kindermann.<br />

gegeben, nur die Deckenhöhe ist um die zwei<br />

Meter geblieben. „Darum lieben Kinder auch<br />

solche Häuser“, sagt Meyer,„sie kommen sich<br />

darin nicht so klein vor“. Der Puppenstubeneffekt.<br />

Für die Bauernhäuser ist es ein Glück, dass es<br />

Leute gibt, die sich für sie interessieren, und die<br />

es nicht leid sind, viel Geld, viel eigene Arbeit<br />

rein zu stecken. Die einstigen Hofstellen im<br />

Außenbereich sind oft zu groß, um sie sinnvoll<br />

zu nutzen.<br />

Gäbe es nicht Menschen, die um ihres eigenen<br />

Wohlbefindens willen, eines Glückgefühls sich<br />

einbringen, viele dieser rohrgedeckten Fachwerkhäuser<br />

mit Lehmwänden- und Decken<br />

wären platt, nicht mehr da.<br />

Zumeist wird Schritt für Schritt saniert, nur wenige<br />

sind in der Lage, aus der sogenannten Portokasse<br />

zu finanzieren. Darum auch ihr enges Verhältnis<br />

zum Besitz, zum Geschaffenen.<br />

Längst sorgt bei den Fischers eine Zentralheizung<br />

für Wärme. Der Kachelofen aber ist<br />

nicht abgerissen. Wenn die Holzscheite knistern,<br />

sagt Rita Fischer: „Das ist eine andere<br />

Wärme“. Baumaterial Lehm, ob nun zwischen<br />

strohgewickelten Schleten in den Wänden<br />

oder als Deckenschüttung, sorgt für ausgesprochen<br />

gutes Klima, kühlend im Sommer,<br />

die Wärme speichernd in der kalten Jahreszeit.<br />

„Wir kennen auch keinen Schimmel“,<br />

sagt Hendrik Kindermann, „weil Lehm<br />

atmet.“<br />

Bei ihnen in Penzin wird nun zum Winter ein<br />

sogenannter Franklin-Ofen mit 15 kW, die<br />

Kombination von gusseisernem Kamin, Ofen<br />

und Herd installiert. Das „Klamöttchen“, mit<br />

begehbarem Schrank, ist längst fertig. Es wird<br />

auch Kreativ-Zimmer genannt, weil Sabine<br />

darin malt und Handarbeit macht: „Selbstgestrickte<br />

Wollsocken sind hier hochgeschätzt“.<br />

Viel Leben findet bei ihnen draußen statt, wie<br />

bei den anderen. Das Haus ist Rückzug,„Es ist<br />

wie eine Glucke“, meint Eckard Meyer, nachdem<br />

er vom Brunnen, von der Sodwippe, am<br />

Trageholz die Eimer zur Tränke seiner<br />

Gotland-Schafe heran geschleppt hat. „Hier<br />

bietet sich uns Lebensraum, wie sonst nirgendwo“.<br />

Im Hause Kindermann sind vier Katzen, ein<br />

Hund und eine Schar Hühner, auch welche,<br />

die grüne Eier legen.„Die sind besonders cholesterin-freundlich<br />

versichert der heilpraktizierende<br />

Diplom-Psychologe, und drängt dem<br />

Besucher beim Abschied nachgerade die<br />

Beute frischer Nesträuberei auf.<br />

Hans-Wolf Fischer: „Es ist für uns ein Glücksmoment,<br />

über die weite Fläche hinter dem<br />

Haus zu sehen, wie die Sonne untergeht“. Auf<br />

dem Gartentisch steht dann eine Flasche Rotwein,<br />

und flugs finden sich auch die<br />

Schwarz‘ens aus der Nachbarschaft ein, die<br />

auch ein Bauernhaus besitzen und der IG<br />

angehören.<br />

Jedes Bauernhaus ist verschieden, ihre Besitzer<br />

auch, nennt man sie besondere Leute,<br />

stimmen sie zwar nicht zu, halten aber auch<br />

nicht dagegen. Spezis sind sie allemal, sie<br />

leben in der Natur, mit der Natur, für die<br />

Natur.<br />

„In unserem Verband haben wir in Mecklenburg-Vorpommern<br />

150 Mitglieder“, sagt Imke<br />

Thielk. Man könne auch beitreten, ohne<br />

schon ein Haus zu besitzen. Von den rund<br />

6000 IG-Mitgliedern in Deutschland leben<br />

unverhältnismäßig viele im deutschen Norden.<br />

„Der Verband ist uns ein wichtiges Netzwerk“,<br />

unterstreicht die Landes-Chefin,<br />

wegen Beratung, Exkursionen und Erfahrungsaustausch.<br />

Wichtig ist ihr: „Weil auch<br />

viele Kinder mit ihren Familien dabei sind, ist<br />

uns um unsere Zukunft nicht bange“.<br />

Die Nagelprobe von Neu Karin: In dem mittelalterlichen,<br />

mehr als 400 Jahre alten Hallenhaus<br />

der Meyers lebt auch der Jüngste, Julian<br />

Albrecht. Und der ist etwas mehr als 400 Tage<br />

alt. In die Nachbarschaft sind jüngst ein Berliner<br />

Kunsthändler und der Bildhauer Jan<br />

Wilde-Gropius gezogen. Einige Stellen sind<br />

noch vakant.<br />

Jürgen Rösler<br />

<strong>ROSTOCK</strong> delüx 4/2010


Leben auf Rostocks<br />

Holzhalbinsel<br />

Auf der Holzhalbinsel in Rostock<br />

wird fleißig gebaut. Kräne drehen<br />

sich scheinbar ununterbrochen<br />

und trotzen dem winterlichen<br />

Wetter. Nahezu täglich<br />

wächst dieses multifunktionale<br />

Gebiet, das zukünftig leben, wohnen<br />

und arbeiten unmittelbar an<br />

der Warnow verbinden will. Der<br />

Name: Karavelle-Quartier. Jüngst<br />

schwebte die Richtkrone über<br />

den ersten Bauabschnitt.<br />

Auf einer Baufläche von etwa<br />

40.000 Quadratmetern werden<br />

Wohnungen, Büros, Gewerbeflächen<br />

sowie ein Parkhaus entstehen.<br />

Investor ist die Delta Immobilienentwicklung<br />

mit Sitz in<br />

Düsseldorf.<br />

Das Projekt ist nach Angaben<br />

von Geschäftsführer Edwin Meijerink<br />

in insgesamt zwei Bauteile<br />

<strong>ROSTOCK</strong> delüx 4/2010<br />

unterteilt. Zum ersten<br />

Bauteil gehören Büro- und<br />

Einzelhandelsflächen, ein<br />

Parkhaus sowie 130 Senio-<br />

Freude bei Edwin Meijerink und Uwe<br />

Lutter (v.l.) über den Baufortschritt<br />

auf der Holzhalbinsel. Foto: Re. Rö.<br />

renwohnungen. „Im Sommer“,<br />

so hofft Meijerink, „können die<br />

ersten Mieter einziehen.“ Mit<br />

dem Vermietungsstand ist<br />

Geschäftspartner Uwe Lutter,<br />

Geschäftsführender Gesellschafter<br />

des gleichnamigen RostockerImmobilienunternehmens,<br />

äußerst zufrieden. „Edeka,<br />

Lidl, Rossmann haben sich unter<br />

anderem für den Standort Holzhalbinsel<br />

entschieden.“<br />

Besonders freut es ihn, dass<br />

durch seine Vermittlung für den<br />

Bauteil zwei auch bereits ein<br />

hochwertiges italienisches Restaurant<br />

mit dem Namen „Il Res-<br />

IMMOBILIEN<br />

Ein neues Tor Rostocks wächst an der Warnow.<br />

Das Karavelle Quartier.<br />

taurante“ zugesagt hat. „Vor<br />

allem viele Warnemünder werden<br />

Günter Mohr kennen,“<br />

schmunzelt Uwe Lutter. Sein<br />

Immobilien-Unternehmen ist<br />

übrigens auch für den Verkauf<br />

von exklusiven Eigentumswohnungen<br />

auf der Holzhalbinsel<br />

verantwortlich. „Alle Wohnungen,<br />

die eine Größe zwischen 60<br />

und 180 Quadratmetern haben<br />

werden, verfügen über Balkone<br />

oder Dachterrassen und sind mit<br />

Wasser-, Innenhof oder mit Altstadtblick<br />

angelegt,“ so Lutter. Zu<br />

Beratungsgesprächen sind er<br />

und seine Mitarbeiter jederzeit<br />

bereit.<br />

7


8<br />

FREIZEIT<br />

Schnee unter den Hufen<br />

Raus auf die Weide, rein ins Wintervergnügen – auch Pferde lieben das.<br />

„Der Winter wird lang und hart“,<br />

davon ist Claudia Krempien fest<br />

überzeugt. Die 30-Jährige lächelt<br />

verschmitzt und verrät dann: „Das<br />

weiß ich von meiner Stute Dancing<br />

Queen.“ Für gewöhnlich bekomme<br />

das Tier, obwohl es seine Tage<br />

grundsätzlich im Freien verbringt,<br />

auch in der kalten Jahreszeit keinen<br />

besonders dicken Pelz. Diesmal<br />

aber habe es schon im November<br />

entfernte Verwandtschaft zu einem<br />

Teddy erkennen lassen. Die Natur<br />

kümmert sich eben von ganz alleine<br />

um die passende Garderobe.<br />

Und Claudia Krempien freut sich<br />

darüber, denn bei klarem kaltem<br />

Wetter hat sie die Waldwege fast<br />

für sich allein, es nerven keine<br />

Insekten und der Blick kann noch<br />

ein Stückchen weiter durch das<br />

Geäst wandern als sonst.<br />

Die Frau ist Landesreitwegemeisterin.<br />

Im Auftrag des Tourismusverbandes<br />

und des Vereins Landurlaub<br />

kümmert sie sich um alle Themen<br />

rund um Reiturlaub in Mecklenburg-Vorpommern.<br />

Ihre Erfahrung:<br />

Pferdefreunde mögen die Nebensaison.<br />

Viel begehrter als der Hochsommer<br />

seien bei ihnen Frühling<br />

und Herbst. Aber auch die Wintermonate<br />

hätten hoch zu Ross ihren<br />

ganz besonderen Reiz, gerade wenn<br />

sie reichlich Schnee mit sich bringen.<br />

Versonnen lässt Claudia Krempien<br />

ihren Blick am Stall vorbei über<br />

die Weiden gleiten. „Die Pferde<br />

toben dann immer übermutig nach<br />

draußen, machen Bocksprünge,<br />

wälzen sich, um ihr Fell zu reinigen,<br />

und schlecken die Flocken mit der<br />

Zunge auf.“<br />

Im Sommer hat die Landesreitwegemeisterin<br />

oft tagelang im Sattel<br />

gesessen, um die Fernreitwege im<br />

Land zu testen. Schließlich muss sie<br />

wissen, was sie ihrer Kundschaft<br />

empfehlen kann. Bei Winterausritten<br />

dagegen gelten ganz andere<br />

Kriterien: „Wenn es kalt ist, reitet<br />

man nicht mehr ganz so weit. Dann<br />

interessiert vielmehr, ob es möglich<br />

ist, irgendwo zwischendurch mal<br />

eine Aufwärmpause einzulegen.“<br />

Gaststätten wie die Fuchsbar im<br />

Küstenwald bei Diedrichshagen<br />

Wintervergnügen in Warnemünde<br />

zum Beispiel, bei der es eigens eine<br />

Anbindemöglichkeit für die Tiere<br />

gibt, sind ein beliebter Reitertreff.<br />

Die Pferde bekommen eine dicke<br />

Decke über den Rücken, ihre Menschen<br />

setzen sich in Strandkörben<br />

und auf Holzbänken ans Lagerfeuer<br />

<strong>ROSTOCK</strong> delüx 4/2010


oder trinken im rustikalen Kaminzimmer<br />

einen heißen Punsch. Auch<br />

der Fischereihof Detlefsen im Hütter<br />

Wohld bei Parkentin gilt unter<br />

Reitern als Geheimtipp. Der eine<br />

Grund dafür ist der große Parkplatz,<br />

den es dort gibt und auf dem sich<br />

auch mal eine ganze Reitergruppe<br />

mit Autos und Pferdehängern treffen<br />

kann. Nach dem Ausladen geht<br />

es an den zugefrorenen Karpfenteichen,<br />

den einstigen Fischteichen<br />

des Zisterzienserklosters Doberan,<br />

vorbei direkt in das hügelige Wald-<br />

Emi macht überall Männchen, wenn Larissa Rückert das Komando gibt.<br />

<strong>ROSTOCK</strong> delüx 4/2010<br />

Barfußgänger, also Pferde, die nicht beschlagen sind, haben auch im Schnee einen sicheren Tritt.<br />

gebiet. Wer später mit frostigen<br />

Fingern zurückkommt, der sieht<br />

schon von weitem das warme Kerzenlicht<br />

im Restaurant der Familie<br />

Detlefsen – draußen stehen selbstverständlich<br />

Anbindestangen für<br />

die Rösser zur Verfügung.<br />

FREIZEIT<br />

Eine Empfehlung, die gerade Urlauber<br />

begeistert, die nicht so häufig<br />

an der Küste reiten können, ist die<br />

Rostocker Heide. Sie ist der Rest<br />

eines riesigen Urwaldes, der sich<br />

einst von den Niederlanden bis<br />

nach Pommern erstreckte, und fas-<br />

9


10<br />

FREIZEIT<br />

Die Pferdefreunde Ostseeküste werden auch beim nächsten Wintervergnügen wieder Flagge zeigen.<br />

ziniert durch die ungewöhnliche<br />

Nähe von Wald und Meer. Dort gibt<br />

es vom Stuthof aus eine ausgeschilderte<br />

Rundtour zum Pferdestrand<br />

am Stolper Ort, einem der<br />

wenigen Strände, an dem Reiter<br />

rund ums Jahr zu jeder Tageszeit<br />

direkt ans Meer galoppieren können.<br />

Wer dort einen Moment<br />

absteigen und sich die Füße vertreten<br />

möchte, der kann sein Pferd in<br />

den gerade erst errichteten Paddock,<br />

einen eingezäunten Auslauf,<br />

stellen. Für die kurze Teepause aus<br />

der Thermosflasche stehen sogar<br />

Bänke bereit. Und schließlich kann<br />

man die Strecke mit einigen wenigen<br />

Abweichungen auch mit der<br />

Kutsche fahren. Maik Tegtmeier<br />

aus Rövershagen bietet Touren mit<br />

dem Planwagen an – bei fast<br />

jedem Wetter. Der Mann kommentiert<br />

trocken: „Ab drei Meter<br />

Schnee fahr ich nicht mehr los.<br />

Alles andere kriegen wir hin.“<br />

(www.kremserfahrten-mv.de)<br />

Ein weiteres romantisches Abenteuer:<br />

Carsten Schmugler bietet<br />

Kutschfahrten zum Leuchtturm<br />

Bastorf, von dem aus man einen<br />

weiten Blick über die Ostsee<br />

genießen kann. Der weiß gefugte<br />

rote Backsteinbau bietet das<br />

höchste Leuchtfeuer auf einem<br />

deutschen Leuchtturm überhaupt<br />

– auch wenn das Gebäude<br />

selber mit gerade mal 20 Metern<br />

Höhe zu den kleinsten seiner Art<br />

zählt. Von dort aus kutschiert<br />

Carsten Schmuggler seine Gäste<br />

gerne durch die Kühlung, in der<br />

er alle Schleichwege und Rastplätze<br />

kennt. Oder weiter nach<br />

Rerik, um schließlich am Strand<br />

für sie zu grillen. Sollte der Winter<br />

tatsächlich wieder Bilderbuchqualität<br />

erreichen, dann<br />

Claudia Krempien freut sich jetzt schon auf die Winterzeit mit ihren Rössern.<br />

kann er sogar einen alten viersitzigen<br />

Pferdeschlitten aus dem<br />

Schuppen holen. (Tel. Carsten<br />

Schmuggler: 0162/9352951)<br />

Auch Mecklenburg-Vorpommerns<br />

Veranstaltungskalender hat für<br />

Pferdefreunde allerhand zu bieten.<br />

Es gibt Adventskutschfahrten und<br />

Neujahrsritte beispielsweise organisiert<br />

vom Broocker-Hof bei Demmin<br />

(www.broocker-hof.de). Die<br />

Jugendherberge Barth bietet vom<br />

31. Januar bis zum 5. Februar eine<br />

Kinderreiterfreizeit<br />

(www.barth.jugendherberge.de).<br />

Und am 5. Februar findet im Landgestüt<br />

Redefin die erste große<br />

Hengstpräsentation 2011 statt. Ein<br />

Highlight der kalten Jahreszeit soll<br />

schließlich auch in diesem Jahr<br />

wieder das Warnemünder Wintervergnügen<br />

werden. Wie schon bei<br />

der Premiere 2010 werden auch<br />

Fotos: Frank Hafemann<br />

diesmal wieder die Pferdefreunde<br />

Ostseeküste am 5. Februar mit<br />

ihren Tieren beim Umzug durch<br />

das Ostseebad dabeisein und am<br />

Strand Spiele, Kutschfahrten oder<br />

Ponyreiten für Kinder anbieten.<br />

Am liebsten hätten sie es, wenn<br />

der Sand dann wieder malerisch<br />

weiß überzuckert wäre. Der dichte<br />

Pelz der Stute „Dancing Queen“<br />

lässt hoffen.<br />

Katja Bülow<br />

Reiten in Mecklenburg-Vorpommern<br />

ist bei Urlaubern beliebt.<br />

Nach einer Marktanalyse des<br />

Instituts BTE Tourismusmanagement<br />

gehört MV bundesweit zu<br />

den Top 5 auf der Beliebtheitsskala<br />

deutscher Pferdefreunde.<br />

Landesreitwegemeisterin Claudia<br />

Krempien verweist auf<br />

immerhin 6200 Kilometer ausgewiesene<br />

Reitwege. Seenplatte,<br />

Griese Gegend, Uecker-Randowkreis...<br />

überall dort gebe es<br />

viel Waldboden, ideal für „Barfußgänger“,<br />

also unbeschlagene<br />

Pferde. Bei Ludwigslust wird<br />

eine DDR-Nostalgietour angeboten,<br />

bei der es während<br />

Museums- und Gaststättenbesuchen<br />

selbstverständlich auch<br />

Pferdebetreuung gibt. Und der<br />

Gestütsweg, der mit 170 Kilometern<br />

längste Reit- und Fahrweg<br />

Deutschlands, ziehe zwischen<br />

Redefin und Neustadt Dosse so<br />

viele Pferdeliebhaber an, dass<br />

man sich dort schon rechtzeitig<br />

um Quartiere bemühen müsse.<br />

Detaillierte Informationen<br />

sowohl für Wanderreiter als<br />

auch für Kinder und Eltern, die<br />

einfach an einem Ort Reitferien<br />

verbringen wollen, unter<br />

www.reiten-in-mv.de.<br />

<strong>ROSTOCK</strong> delüx 4/2010


Ein paar Meter entfernt von der<br />

Kanzlei Peter-Michael Diestels in<br />

Zislow am Plauer See steht ein<br />

Hochsitz. Eigentlich kein Hochsitz:<br />

Am Ende der Leiter findet sich kein<br />

Einmannschemel, sondern ein großer<br />

Tisch, an drei Seiten von einer<br />

Bank umgeben. Zehn Leute könnten<br />

dort sitzen und miteinander<br />

Wein trinken bis in eine schöne<br />

tiefe Sommernacht. Von hier oben<br />

kann man weit sehen. „Das ist für<br />

mich der schönste Teil der göttlichen<br />

Schöpfung. Ist es nicht herrlich<br />

hier?“ fragt Peter-Michael<br />

Diestel suggestiv.<br />

Ja, zum durchatmen. Mit einem<br />

Horizont, der das hektische Hirn<br />

wieder beruhigt, und ordentlich in<br />

oben und unten teilt. Herrlich, dieser<br />

weite Blick. „Das gehört alles<br />

mir“, stellt Peter-Michael Diestel<br />

sachlich fest. Genau solche Sätze<br />

sind es, die immer wieder dafür sorgen,<br />

dass der letzte Innenminister<br />

der DDR die Gemüter erhitzt. Wenn<br />

der passionierte Kraftsportler sich<br />

dann noch ungefragt in lutherischer<br />

Lautstärke zu seinem Glauben<br />

bekennt, haben selbst die evangelischen<br />

Christen zu schlucken:<br />

Muss der denn immer so ein Fass<br />

aufmachen!? Diestel sagt seine<br />

Sätze nicht nur ohne Bescheidenheit,<br />

sondern auch ohne Berechnung.<br />

Das passt so gar nicht zu<br />

einem erfolgreichen Anwalt. Aber<br />

die Liste derer, die Diestel früher für<br />

ein Arschloch hielten und heute<br />

seine Freunde sind, ist bemerkenswert<br />

lang. Woran das wohl liegt?<br />

Auf dem Hochsitz trifft er sich übrigens<br />

mit dem Drehbuchautor Wolfgang<br />

Kohlhaase und dessen Frau,<br />

der Grand Dame des Friedrichstadtpalastes<br />

Emöke Pöstenyi, öfter mal<br />

zum Skat.<br />

Wenn Diestel in letzter Zeit auch in<br />

ein paar Talkshows landete, dann<br />

deshalb, weil der letzte Innenminister<br />

der DDR nach zwanzig Jahren<br />

deutscher Einheit seine Position<br />

in einem Das-wird-man-dochnoch-sagen-dürfen-Buch<br />

deutlich<br />

gemacht hat: Friedliche Revolution<br />

und Mauerfall sind das Werk der<br />

Ostdeutschen. Die konnten sich<br />

nach den Verhandlungen der Siegermächte<br />

ihr Schicksal nicht aussuchen,<br />

sie haben das „Kreuz des<br />

Kommunismus“ für alle Deutschen<br />

getragen. Allein die Arbeit<br />

für oder mit der Stasi hat keine<br />

<strong>ROSTOCK</strong> delüx 4/2010<br />

Die Wilhelm-Pieck-Büste im Garten von Peter-Michael Diestel stammt aus dem Nachlass des 2006 verstorbenen<br />

Schauspielers Eberhard Esche. „Ich habe sein Erbe abgewickelt und der Pieck blieb übrig.“<br />

strafrechtliche Relevanz, deshalb<br />

dürfe man IMs und hauptamtliche<br />

Mitarbeiter heute weder pauschal<br />

diskriminieren noch vom aktiven<br />

und passiven Wahlrecht ausschließen.<br />

Für letzteres hat Diestel im<br />

September 2010 eine Bestätigung<br />

bekommen: Altbundeskanzler Helmut<br />

Schmidt schrieb in einem<br />

Brief an den Anwalt, dass er in dieser<br />

Beziehung mit ihm sehr einverstanden<br />

sei.<br />

Ganz anders stellt sich das dar,<br />

wenn Diestel bei Frau Maischberger<br />

- natürlich zufällig - neben dem<br />

Kämpfer für die gerechte Sache der<br />

Stasi-Enthüllungen Hubertus<br />

Knabe zu sitzen kommt: Als letzterer<br />

ihm - vordergründig beruhigend,<br />

hintergründig provokativ -<br />

an der Schulter tätschelt, reagiert<br />

Diestel unprofessionell aufbrausend<br />

- aber durchaus nicht unsympathisch.<br />

Auf seiner Lesereise füllt<br />

Diestel die Säle, das Buch stand auf<br />

der Bestsellerliste (Ost) im Oktober<br />

an siebenter Stelle und manchmal<br />

ist Diestel nach der Lesung<br />

erstaunt darüber, wie andächtig<br />

ihm zugehört wird. Er bauchmiezelt<br />

sein Publikum und wenn er<br />

Bemerkungen macht, die den alt<br />

gewordenen Linken nicht zu pass<br />

kommen, dann gehen sie mit<br />

einem Lächeln darüber hinweg: So<br />

ist er halt, unser Diestel. Seine<br />

reichlich vorhandenen politischen<br />

Gegner haben sich auf der Lesereise<br />

noch nicht eingefunden. Auch<br />

im Westen hat er Zuspruch.<br />

Für die Pausen hat er Zislow. Das<br />

Jagdgebiet ist gleich hinter dem<br />

Haus, der See auch nicht weit -<br />

Peter-Michael Diestel geht von<br />

März bis in den Oktober hinein<br />

schwimmen. Er füttert ein paar<br />

Wildschweine. Im Kraftraum hat er<br />

sich auch in den letzten Jahren<br />

täglich den Frust wegtrainiert, seit<br />

dem 11. November ist er geschieden.<br />

Dass die Super-Illu die Trennung<br />

noch am gleichen Tag vermelden<br />

kann, hat seinen Grund:<br />

Super-Illu-Chefreporter Hannes<br />

Hofmann hat Diestels Buch nach<br />

Tonbandprotokollen geschrieben.<br />

Auf dem Anwesen stehen Erinnerungen:<br />

Die Stalin-Büste hat er<br />

vom KGB für die gute Zusammenarbeit<br />

bekommen. „Mit der fotografieren<br />

mich die Spiegel-Reporter“,<br />

winkt er ab. In einem anderen<br />

Teil das Gartens eine Büste von<br />

Wilhelm Pieck. Sie stammt aus<br />

dem Nachlass des Schauspielers<br />

Eberhard Esche, der 2006 starb.<br />

„Ich habe sein Erbe abgewickelt,<br />

der Pieck blieb übrig.“ Auf einem<br />

PERSÖNLICH<br />

Auch im Westen<br />

gibt es Zuspruch<br />

der Schreibtische seine derzeitige<br />

Lektüre: „Frau Paula Trousseau“<br />

von Christoph Hein und „Verbrechen“<br />

von Ferdinand von Schirach.<br />

In der Frühstücksecke liegt der<br />

neueste Manufactum-Katalog -<br />

einige Seiten sind durch gelbe Zettel<br />

markiert. Diestels Häuser sind<br />

mit Antiquitäten eingerichtet: Bilder,<br />

Teppiche, Möbel.„Ja, wir haben<br />

die alten Möbel noch mal aufgearbeitet“,<br />

kokettiert Diestel. „Wenn<br />

ich mal zu Geld komme, richte ich<br />

mich bei IKEA ein.“ Nirgendwo ein<br />

Computer? „Doch, in meinen Kanzleien.<br />

Meine Mitarbeiter kennen<br />

sich damit aus. Ich komme mit<br />

meinem eigenen Computer aus“,<br />

sagt Diestel und tippt sich an den<br />

Kopf. „Das ist der einzige, den man<br />

auch vor Gericht verwenden kann.“<br />

Derzeit freuen sich nur die Terrier<br />

Eddie und Emma, wenn Peter-<br />

Michael Diestel nach Hause<br />

kommt: Ein Jack Russell und ein<br />

Deutscher Jagdterrier. „Unten bleiben!“<br />

herrscht Diestel sie an. Keine<br />

Chance: Immer wieder steigen sie<br />

an Diestels Markenjeans hoch,<br />

nachdem sie draußen durch den<br />

Schlamm getobt sind. Dann passiert<br />

es: Diestel gibt auf. Aber er<br />

lässt es sich nicht anmerken.<br />

Frank Schlößer (Text & Foto)<br />

11


12<br />

PERSÖNLICH<br />

Herbstliche Heimat: Franziska Troegner in einem Wald in Berlin-Köpenick, dem Stadtbezirk, in dem sie wohnt. Foto: Renate Gundlach<br />

„Endlich eine, die aussieht wie wir“<br />

Franziska Troegner ist seit langem<br />

im Schauspiel-Geschäft. 20<br />

Jahre stand sie auf der Bühne des<br />

Berliner Ensembles, für etwa 100<br />

Kino- und Fernsehfilme vor der<br />

Kamera und für mehr als 500 Hörspiele<br />

vor dem Mikrofon. 2004<br />

spielte sie neben Johnny Depp in<br />

einer Hollywood-Produktion –<br />

und vom 25. bis 28. Dezember ist<br />

sie jeden Abend in der Kleinen<br />

Komödie Warnemünde mit drei<br />

ihrer Soloprogramme zu Gast.<br />

Rostock „delüx“ traf sie in ihrer<br />

Heimatstadt Berlin.<br />

Frau Troegner, Sie arbeiten an den<br />

Festtagen. Am 25. und 26. Dezember<br />

stehen Sie mit Ihrem Programm<br />

„Grünkohl, Gänse und<br />

Geschenke“ auf der Bühne der<br />

Kleinen Komödie Warnemünde.<br />

Mögen Sie Weihnachten nicht?<br />

Weihnachten ist vor allem ein<br />

Fröhliche Weihnachten: In „Grünkohl, Gänse & Geschenke“ nimmt Franziska<br />

Troegner das Fest der Feste auf die Schippe. Foto: privat<br />

Fest für die Kinder. Da ich weder<br />

Kinder noch Enkel habe und auch<br />

gewohnt bin, Weihnachten zu<br />

arbeiten, macht es mir Spaß zu<br />

spielen, sonst würde ich mich ja<br />

ständig an den leckeren Weihnachtstellern<br />

vergreifen.<br />

Am 28. Dezember lesen Sie in<br />

Rostock aus Ihrer Autobiographie<br />

„Fürs Schubfach zu dick“. Haben<br />

Sie je mit Ihrer Figur gehadert?<br />

Als junges Mädchen habe ich es<br />

mit Diäten versucht. Aber irgendwann<br />

habe ich akzeptiert, dass ich<br />

so bin wie ich bin. Ich hätte nie als<br />

Schauspielerin bestehen können,<br />

wenn ich nicht zu mir gestanden<br />

hätte. Außerdem: Ich verkörpere<br />

einen Typus, der in Deutschland in<br />

der Überzahl ist. Oft höre ich:„Endlich<br />

eine, die aussieht wie wir.“ Und<br />

die besonders schönen Schauspielerinnen<br />

haben häufig mit Mitte<br />

Ihre Chefs wechseln, Schwester Gertrud bleibt: Franziska Troegner mit dem<br />

aktuellen „Landarzt“ Wayne Carpendale (freitags, 19.25 Uhr im Zweiten). Foto: ZDF<br />

<strong>ROSTOCK</strong> delüx 4/2010


30 Mühe, Rollen zu finden. Fürs<br />

junge Mädchen zu alt, für die Mutter<br />

zu jung. Da habe ich relativ viel<br />

Glück gehabt.<br />

Sie werden gelegentlich als Marianne<br />

Sägebrecht des Ostens<br />

bezeichnet.<br />

Wenn man mich so nennt, weil<br />

man außer ihrer Körperfülle auch<br />

ihre freundliche und warmherzigen<br />

Ausstrahlung mit mir in Verbindung<br />

bringt, dann freut es<br />

mich. Wenn Frau Sägebrecht<br />

damit leben kann, dass sie die<br />

Troegner des Westens ist, kann ich<br />

auch mit dem Vergleich leben.<br />

Aber schließlich möchte doch<br />

jeder Mensch und ein Schauspieler<br />

im Besonderen ein Unikat sein.<br />

Nach 20 Jahren am Berliner<br />

Ensemble – dort haben Sie schon<br />

Ihre Schauspielausbildung absolviert<br />

– wurde Ihr Vertrag 1993<br />

nicht verlängert. Seither stehen<br />

Sie viel mehr vor der Kamera als<br />

auf der Bühne. Warum?<br />

Einerseits ist das der Auftragslage<br />

geschuldet. Andererseits nimmt<br />

Theater heute oft eine Richtung,<br />

<strong>ROSTOCK</strong> delüx 4/2010<br />

die mir nicht gefällt. Ich erkenne<br />

manche Stücke nicht wieder. Da<br />

werden persönliche Befindlichkeiten<br />

genauer untersucht als der<br />

Text des Dichters, wird auf der<br />

Bühne oftmals nur noch geschrien,<br />

gepinkelt, gekackt. Oder stellen Sie<br />

sich das vor: Bei einer Aufführung<br />

am Deutschen Theater war der<br />

Hauptdarsteller heiser. Man hat<br />

kein Wort von ihm verstanden,<br />

trotzdem wurde die Vorstellung<br />

nicht abgesagt. Das ist nicht in<br />

Ordnung. Wäre ich heute jung,<br />

hätte ich wohl nicht mehr den<br />

Wunsch, unbedingt als Schauspielerin<br />

ans Theater zu wollen.<br />

Macht Ihnen Ihr Beruf keinen<br />

Spaß mehr?<br />

Oh doch. Vor allem, wenn ich<br />

mein eigener Herr sein kann wie<br />

in meinen Soloprogrammen. Ich<br />

stehe sehr gern auf der Bühne<br />

und freue mich, wenn ich fröhliche<br />

Leute entlasse. Das ist ein<br />

noch schöneres Gefühl als eine<br />

hohe Einschaltquote. Selbst nach<br />

einem tragischen Stück sollte<br />

man die Zuschauer mit einem<br />

Gefühl von Hoffnung entlassen.<br />

Und ihnen nicht noch an der Garderobe<br />

einen Strick aushändigen.<br />

Auf der Bühne waren Sie unter<br />

anderem die Polly Peachum in der<br />

„Dreigroschenoper“, die Grusche in<br />

„Der kaukasische Kreidekreis“. Sie<br />

waren Sketchpartnerin von Dieter<br />

Hallervorden und Diether Krebs,<br />

sind seit zehn Jahren die Sprechstundenhilfe<br />

Gertrud im ZDF-Seriendauerbrenner<br />

„Der Landarzt“,<br />

haben fünf Jahre „Sesamstraße“<br />

mitgemacht, waren für den Deutschen<br />

Filmpreis als beste Nebendarstellerin<br />

in „Heidi M.“ nominiert,<br />

haben in der Hollywood-Produktion<br />

„Charlie und die Schokoladenfabrik“<br />

mit Johnny Depp gespielt. Gibt<br />

es noch „Traumrollen“ für Sie?<br />

„Der Biberpelz“ von Gerhart<br />

Hauptmann. Und eine Komödie<br />

oder Tragikkomödie mit Jaecki<br />

Schwarz, Walter Plathe oder meinem<br />

„Landarzt“-Ehemann Gerd<br />

Olschewski als Partner. Und Herbert<br />

Olschok oder Volker Lechtenbrink<br />

als Regisseur.<br />

Gibt es Rollen, die Sie niemals<br />

spielen würden?<br />

PERSÖNLICH<br />

Die Gewalt verherrlichen oder<br />

gegen die Menschenwürde verstoßen.<br />

Ich würde nie Witze über<br />

Behinderte oder einen Stotterer<br />

machen. Da bin ich total altmodisch,<br />

ich weiß.<br />

Noch mal zurück zu Ihrem Dreh<br />

mit Johnny Depp. Wie war er?<br />

Ganz bescheiden, gar nicht spleenig.<br />

Wir haben 36 Tage zusammen<br />

gedreht, und da war nichts<br />

von Star-Klischees zu spüren. Er<br />

hatte deutsche Sätze für uns<br />

gelernt und wusste auch, was<br />

„Depp“ auf Deutsch bedeutet.<br />

Und ich war erstaunt, wie klein<br />

er ist.<br />

Aus der DDR nach Hollywood –<br />

Wahnsinn!<br />

Ja, in meinem Leben ist so viel<br />

passiert, mit dem ich nie gerechnet<br />

hätte. Als ich mich das erste<br />

Mal in einem Film gesehen habe,<br />

dachte ich, das geht gar nicht.<br />

Inzwischen habe ich mich an<br />

mich gewöhnt.<br />

Danke fürs Interview.<br />

Renate Gundlach<br />

13


14<br />

PASSION<br />

Schmidts Orgeln sind Unikate<br />

Eigentlich müsste es nach Holz riechen in der Werkstatt von Johann-Gottfried Schmidt. „Darf es gar nicht“,<br />

sagt der Rostocker. „Mein Rohstoff muss lange lagern, bevor ich ihn verarbeiten kann: Keine Spannungen,<br />

kaum Feuchtigkeit.“ Für den Klang der Truhenorgel ist es dabei unerheblich, ob das Holz von einer Buche,<br />

einer Kirsche oder einer Kiefer stammt: Anders als bei einer Violine soll in der Orgel nicht das Holz schwingen.<br />

„Eine Orgel hat keinen Resonanzkörper, ob die Pfeife aus Holz, Kupfer oder gar Beton ist - das spielt keine<br />

Rolle,“ sagt Johann-Gottfried Schmidt. „Das Holz muss nur haltbar, leicht und gut zu bearbeiten sein.“<br />

Verformungen oder gar Risse<br />

kann sich Johann-Gottfried<br />

Schmidt nicht leisten. Warum,<br />

das sieht man auf dem ersten<br />

Blick in eine fast fertige Truhenorgel:<br />

Alles muss bis auf den<br />

Millimeter passen und auch bei<br />

großen Klimaschwankungen an<br />

seinem Platz bleiben. Johann-<br />

Gottfried Schmidt ist einer der<br />

wenigen Orgelbauer in<br />

Deutschland, der die Kunst<br />

beherrscht, eine vollständig<br />

geschlossene Truhenorgel<br />

zu bauen: Die größte<br />

Orgelpfeife kann - entsprechend<br />

ihres tiefen<br />

Tones - gar nicht<br />

in diesen Kasten<br />

von 1,40 Meter<br />

Länge passen. Bei<br />

Johann-Gottfried<br />

Schmidt passt sie doch -<br />

als Bestandteil des<br />

anspruchsvollen „Gedackt 8-<br />

Fuß-Registers“. Alles an<br />

diesem Instrument ist<br />

handgefertigt. Alles, bis<br />

auf das elektrische Gebläse.<br />

Auch hier gibt es europaweit nur<br />

zwei Hersteller, die einen fast<br />

geräuschlosen Elektromotor<br />

bauen mit speziell geformten<br />

Rotoren. Sie erzeugen einen fast<br />

wirbelfreien Luftstrom, der in der<br />

Truhenorgel genauso gleichmäßig<br />

und geräuschlos über die<br />

so genannte Windlade und die<br />

Ventile weitergeleitet wird -<br />

dorthin, wo die Luftsäule schwingen<br />

soll: In den Pfeifen.<br />

Versteht sich von selbst, dass<br />

diese Orgeln Unikate sind. Es gibt<br />

keine Normen, keine vorgefertigten<br />

Baukästen. Jede Leiste, jede<br />

Taste wird von Hand auf die richtige<br />

Stärke und Länge gebracht,<br />

gefeilt, gehobelt, gebohrt,<br />

geklebt. Mindestens 1500<br />

Arbeitsstunden stecken in diesen<br />

Truhenorgeln. Jede sieht anders<br />

aus und auch ihr Innenleben ist<br />

immer wieder anders konstruiert.<br />

Die Kunden sprechen mit<br />

Johann-Gottfried Schmidt ab,<br />

was die Orgel leisten soll - musikalisch<br />

und praktisch. Denn diese<br />

Instrumente begleiten Chöre auf<br />

ihren Tourneen, sie sollen klangvoll<br />

und einfach zu stimmen sein<br />

und bei Bedarf auch so bemessen,<br />

dass sie in einen Kombi passen.<br />

In so einem Fall spaziert<br />

Johann-Gottfried Schmidt schon<br />

mal mit dem Zollstock ins Autohaus,<br />

um Maß zu nehmen.<br />

Was in der Truhe im Kleinen<br />

funktioniert, damit kennt sich<br />

Johann-Gottfried Schmidt auch<br />

im Großen aus: Die Rostocker Kirchen<br />

von St. Marien, St. Nikolai,<br />

die Heiligen-Geist-Kirche und die<br />

Kirche Warnemünde rufen ihn<br />

an, wenn sie wieder mal „eine<br />

Stimmung brauchen.“ Allein die<br />

manchmal extremen Schwankungen<br />

der Temperatur und der<br />

Luftfeuchtigkeit in der Kirche sorgen<br />

dafür, dass Johann-Gottfried<br />

Schmidt regelmäßig Außentermine<br />

hat. Die Faszination für die<br />

Arbeit seiner Kollegen in vergangenen<br />

Jahrhunderten hat dabei<br />

nicht nachgelassen: „Spätestens<br />

ab Mitte des 19. Jahrhunderts<br />

waren die Orgeln so aufwändig<br />

konstruiert, dass sie heute mit<br />

einem einfachen Computer vergleichbar<br />

sind: Die Register programmieren<br />

den Klang, die<br />

Tasten öffnen und schließen die<br />

Ventile, die letztlich die Melodie<br />

erzeugen. Wie in einem Prozessor.<br />

Nur dass eben Luft fließt und<br />

kein Strom.“<br />

Bei seinem Vater hatte er zunächst<br />

den Cembalobau gelernt. Als<br />

Martin-Christian Schmidt vor zehn<br />

Jahren starb, verlor die Stadt nicht<br />

nur einen versierten Instrumentenbauer,<br />

sondern auch einen<br />

erfahrenen Restaurator. In der DDR<br />

hatte er die Musikinstrumente des<br />

Berliner Kunstgewerbemuseums<br />

Schloss Köpenick angenommen.<br />

Wer sich in der DDR der alten<br />

Musik und ihrer historischen Aufführungspraxis<br />

zuwandte, der kam<br />

an Martin-Christian Schmidt nicht<br />

vorbei. Wenn heute die Berliner<br />

„Akademie für Alte Musik“ ihr 25jähriges<br />

Jubiläum feiert, dann erinnert<br />

sie sich auch an Martin-<br />

Christian Schmidt als einen der<br />

Väter der „Originalklangbewegung“.<br />

Sie will Musik so zu Gehör<br />

bringen, wie die Komponisten sie<br />

gehört haben müssen, lange vor<br />

der Professionalisierung des<br />

<strong>ROSTOCK</strong> delüx 4/2010


Orgelbauer Johann-Gottfried Schmidt.<br />

Instrumentenbaus Anfang des 20.<br />

Jahrhunderts. „Als Bach seine Klaviermusik<br />

schrieb, gab es noch<br />

keine Klaviere,“ bringt Johann-<br />

Gottfried Schmidt das Problem auf<br />

den Punkt. „Er unterschied beim<br />

Komponieren nicht einmal zwischen<br />

einem Spinett und einem<br />

<strong>ROSTOCK</strong> delüx 4/2010<br />

Cembalo.“ Erst viel später wurde<br />

die Produktion der Instrumente<br />

standardisiert und perfektioniert:<br />

„Heute kann man an einem Flügel<br />

Baugruppen auswechseln wie<br />

beim Auto“, sagt Johann-Gottfried<br />

Schmidt. „Mit diesen Instrumenten<br />

wurde der Klang perfektio-<br />

niert, er sollte reproduzierbar werden.<br />

Aber dabei ging auch viel von<br />

seiner Individualität verloren.“ Ein<br />

Weg, der übrigens von den Orgelbauern<br />

zuerst beschritten wurde:<br />

Kein geringerer als der berühmte<br />

sächsische Orgelbauer Gottfried<br />

Silbermann (1683-1753) vervollkommnete<br />

das historische Hammerklavier<br />

seines Kollegen Bartolomeo<br />

Christofori. Johann<br />

Gottfried Schmidt hat mit seinem<br />

Vater viele dieser historischen<br />

Cembali, Clavicorde und Spinette<br />

untersucht, einige auch nachgebaut.<br />

Als Martin-Christian Schmidt 1988<br />

am Rostocker Tannenweg, in den<br />

Ställen der ehemaligen Trabrennbahn,<br />

seine „Werkstatt für historische<br />

Tasteninstrumente“ gründete,<br />

war der Sohn Johann-Gottfried<br />

selbstverständlich dabei. Selbst<br />

ausgekochte Rinderknochen dienten<br />

damals als Elfenbein-Ersatzrohstoff<br />

für die Tastenbelege. Drei<br />

Jahre lang arbeitete Johann-Gottfried<br />

Schmidt bei seinem Vater<br />

mit, dann erlernte er den Orgelbau<br />

PASSION<br />

in der Firma Scheffler in Sieversdorf<br />

bei Frankfurt Oder. Es folgten<br />

Praktika bei den Cembalobauern<br />

in Süddeutschland. Der Vater stellte<br />

1995 den Orgelbauer Karl Friedrich<br />

Wieneke ein, arbeitete sich in<br />

die neue Materie ein und begann<br />

mit dem Bau der Truhenorgeln.<br />

Doch Martin-Christian Schmidt<br />

blieb nicht mehr viel Zeit.<br />

2003 wagt Sohn Johann-Gottfried<br />

Schmidt den Neuanfang, mit dem<br />

Wissen und dem Werkzeug des<br />

Vaters.<br />

Große Orgeln, kleine Orgeln, Spinette<br />

und Cembali - sind das<br />

nicht ein paar zu viele Hochzeiten,<br />

auf denen Johann-Gottfried<br />

Schmidt heute tanzt? Er zuckt<br />

lächelnd mit den Schultern: „Die<br />

beiden Handwerke ergänzen sich<br />

ganz gut. Ob es nun Flöten oder<br />

Saiten sind - es ist doch immer<br />

das Gleiche: Die großen für die<br />

tiefen Töne, die kleinen für die<br />

hellen.”<br />

Frank Schlößer (Text & Fotos)<br />

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15


16<br />

Das bisschen Haushalt… ist bei einer so großen Familie wie den Möllers beachtlich.<br />

Neben Wäschewaschen, Kochen, Kindergroßziehen schafft Annett Möller es<br />

ziemlich gelassen auch noch, einen Beruf auszuüben, ihre Ehe und viele Freundschaften<br />

zu pflegen und auch eigene Bedürfnisse wie Sporttreiben oder mal<br />

schick ausgehen.Wichtigstes Arbeitsmittel: der Familienplaner, in dem alle Aufgaben<br />

und Termine eingetragen werden.<br />

Alles eine Frage der<br />

ORGANISATION<br />

Vier Kinder, Beruf, ein Mann, der<br />

sich neben seiner Arbeit sozial<br />

und politisch engagiert, großes<br />

Haus, viele Freunde, eigene<br />

Bedürfnisse – Annett Möller<br />

kriegt das unter einen Hut. „Alles<br />

eine Frage der Organisation“, so<br />

ihr Motto.<br />

Wer Annett und Stefan Möller<br />

besuchen will, wird sie äußerst<br />

selten allein antreffen. Nesthäkchen<br />

Lukas (7) ist natürlich fast<br />

immer da, meist auch mindestens<br />

eines der drei erwachsenen Kinder,<br />

mit Partner im Schlepptau.<br />

Oft die „Großmutti“ und in der<br />

Regel hat vor einem schon<br />

jemand anderes aus dem riesigen<br />

Freundes- und Bekanntenkreis im<br />

Hochparterre des Dreifamilienhauses<br />

im Hansaviertel geklin-<br />

FAMILIE<br />

gelt. Bei Familie Möller ist immer<br />

was los. Dass dies nie in Chaos<br />

ausartet, dafür sorgt Annett Möller.<br />

Seit 27 Jahren – da wurde ihr<br />

erstes Kind geboren.<br />

„Ich war 18. Eigentlich wollte ich<br />

nicht vor Mitte 20 Kinder haben,<br />

erst mal die Ausbildung fertig<br />

machen“, sagt die schmale 1,64-<br />

Meter-Frau. Doch manchmal<br />

kommt es anders … und so setzt<br />

sie ihr Studium zur Grundschullehrerin<br />

nach der Geburt von<br />

Tochter Sophie fort. Zur Prüfung,<br />

mit 22, ist Sohn Jakob im<br />

Anmarsch, eineinhalb Jahre später<br />

Sohn Johannes. Neben dem<br />

Kinderkriegen und -erziehen<br />

absolviert sie eine Ausbildung zur<br />

Musiktherapeutin sowie zwei<br />

Studiengänge, Sozialpädagogik<br />

und Erziehungswissenschaften.<br />

Insgesamt zehn Jahre, in denen<br />

sie früh die Kinder fertig macht<br />

für Kindergarten und Schule, zur<br />

Uni geht, mittags kocht, nachmittags<br />

wieder zur Uni geht und sich<br />

abends wieder um den Nachwuchs<br />

kümmert. Ihr Mann,<br />

gelernter Kfz-Meister, kümmert<br />

sich in diesen Jahren nach der<br />

Wende intensiv um den Aufbau<br />

einer eigenen Firma. Zudem<br />

engagiert er sich ehrenamtlich in<br />

der Behindertenhilfe und im<br />

Rotary-Klub. Dass er wenig zu<br />

Hause war, ist für seine Frau „völlig<br />

in Ordnung. Er verdiente<br />

schließlich das Geld, mit dem wir<br />

so gut leben konnten.“<br />

Einen Haushalt mit kleinen Kindern<br />

zu führen, hat Annett Möller<br />

früh gelernt: Nachdem ihre sehr<br />

viel ältere große Schwester das<br />

Haus verlassen hatte, musste sie<br />

die berufstätige Mutter im Haushalt<br />

und beim Betreuen der zwei<br />

jüngeren Halbgeschwister unterstützen.„Alles<br />

eine Frage der Organisation“,<br />

sagt sie. „Klare Strukturen<br />

und Regeln müssen sein“, so<br />

ihr Konzept. Das A und O ihrer<br />

Haushaltsführung – der Familienplaner.<br />

Darin steht, wer für den<br />

Müll zuständig ist, wer den<br />

Geschirrspüler ein- und ausräumt,<br />

wer die Treppe säubert. Auch wenn<br />

eine Reinigungskraft im Haushalt<br />

hilft, müssen die Kinder Aufgaben<br />

übernehmen. „Und wer sein Zimmer<br />

nicht aufräumt, bekommt<br />

kein Taschengeld“ – da ist die Mutter<br />

der Möller-Kinder rigoros.<br />

Inzwischen läuft das Unternehmen<br />

„Reha-Technik Möller“ – und<br />

die drei Kinder sind aus dem<br />

Gröbsten raus. „Mein Mann merkte,<br />

dass er wenig von ihnen gehabt<br />

hat. Er wünschte sich noch ein<br />

Kind“ – und seine Frau willigte<br />

gern ein, unter der Bedingung,<br />

„dass wir uns die Arbeit teilen.“<br />

Sie, inzwischen Leiterin einer evangelischen<br />

Grundschule, will nach<br />

kurzem Aussetzen zurück in ihren<br />

Beruf. 2003 wird Lukas geboren,<br />

„und bevor ich wieder anfing zu<br />

arbeiten, haben wir uns alle<br />

zusammen hingesetzt und einen<br />

Plan gemacht: Einkaufen, Kochen,<br />

Wäsche, Spüler … – ich habe gnadenlos<br />

verteilt.“ Vormittags kümmert<br />

sich ihr Mann um den Jüngsten,<br />

sie, wenn Lukas aus der Kita<br />

kommt. Dennoch ist die Anfangszeit<br />

nicht leicht: Zu einer Vollzeitstelle<br />

und den vier Kindern im<br />

Haus gesellt sich eine mexikanische<br />

Austauschschülerin mit<br />

wenig Deutschkenntnissen und<br />

viel Temperament. Und stets auch<br />

der Freundeskreis, für den Möllers<br />

Haus und Garten zentrale „Begegnungsstätte“<br />

sind.<br />

„Ein offenes Haus, das haben wir<br />

immer so gewollt“, sind sich die<br />

Möllers einig. „Manchmal ist das<br />

alles ganz schön viel. Aber unsere<br />

Freunde haben uns auch sehr<br />

geholfen“, sagt Frau Möller. Indem<br />

sie ihnen etwa die Kinder abnahmen,<br />

damit die Eltern mal Zeit zu<br />

zweit verbringen konnten. Dass all’<br />

dies nur zu wuppen ist, wenn beide<br />

Ehepartner an einem Strang ziehen,<br />

ist klar. „Zwischen uns<br />

herrscht eine unausgesprochene<br />

Regel: Jeder von uns versucht, den<br />

anderen bestmöglich in seinen<br />

Wünschen zu unterstützen und<br />

nicht, sie zu verhindern. Das funktionierte,<br />

als mein Mann vor zwei<br />

Jahren beschloss, sich bei den Grünen<br />

engagieren zu wollen. Und<br />

wenn ich beschlösse, ich möchte<br />

jetzt Harfe spielen lernen, würde er<br />

mir helfen die Freiräume dafür zu<br />

schaffen.“ Wobei Harfespielen kein<br />

abstraktes Beispiel ist: „Ich fand<br />

Harfenmusik immer toll. Als Stefan<br />

und ich uns näher kamen, habe ich<br />

ihm das erzählt“, erinnert sich<br />

Annett Möller fröhlich. „Er hat<br />

gedacht: Oje, da ist nun eine, die<br />

mir wirklich gefällt. Aber Shantys,<br />

das geht gar nicht.“ Das Missverständnis<br />

hat sich zum Glück<br />

<strong>ROSTOCK</strong> delüx 4/2010


schnell geklärt. Und Stefan Möller<br />

hätte vermutlich auch Seemannsmusik<br />

in Kauf genommen, als er<br />

nach einigen Jahren geduldigen<br />

Wartens endlich bei seiner Verehrten<br />

zum Ziel kam:„Ich habe mich in<br />

der siebenten Klasse in Annett verliebt.<br />

Sie war das schönste Mädchen<br />

der ganzen Schule.“ Längst<br />

hat er weitere Seiten an ihr schätzen<br />

gelernt: „Sie setzt mich und<br />

niemanden unter Druck, sondern<br />

sie lebt einen Anspruch vor, dem<br />

ich gerne gerecht werden möchte.<br />

Sie liebt mich, so wie ich bin. Und<br />

sie hat einen unglaublich langen<br />

Atem.” 2011 feiern die beiden Silberhochzeit<br />

– und eine nach wie<br />

vor glückliche Ehe. „Natürlich gibt<br />

es Höhen und Tiefen. Wir wissen<br />

aber, dass wir auf unsere Beziehung<br />

achten müssen. Nur wenn es<br />

den Eltern gut geht, geht es auch<br />

den Kindern gut“, bringt Annett<br />

Möller es auf den Punkt. Verschnaufpause<br />

sind immer wieder<br />

mal Wochenenden, die das Ehepaar<br />

allein oder auch mit Lukas<br />

weg fährt.<br />

„Wir haben auch jeder Zeit für sich.<br />

Montags singe ich in der Kantorei<br />

der Marienkirche und treffe mich<br />

danach mit Freundinnen, während<br />

mein Mann den Abend mit Lukas<br />

verbringt“, erzählt die 46-Jährige.<br />

„Donnerstags trifft er sich mit<br />

Freunden und ich nutze die Zeit,<br />

wenn Lukas im Bett ist, um Sport zu<br />

machen, ein Buch zu lesen oder in<br />

der Sauna zu entspannen.“ Auch<br />

bei den nicht seltenen Partys im<br />

Freundeskreis sind Möllers fast<br />

immer dabei, häufig gleich selbst<br />

die Gastgeber. „Ich feiere gern. Ich<br />

will mein Leben genießen, so viel<br />

rausholen, wie nur geht“, sagt<br />

Annett Möller. Dass sie mit sechs<br />

Stunden Schlaf pro Nacht auskommt,<br />

ist da praktisch. „Dafür halten<br />

wir am Wochenende stets Mittagsschlaf.“<br />

Gelegentlich müsse sie<br />

auch Abstriche machen, „aber das<br />

ist doch für die Familie“, zu der in<br />

weiterem Sinne auch die zehn<br />

Patenkinder der Möllers zählen.<br />

Ihr großes Vorbild sei „Mamilein“,<br />

eine Freundin ihrer Schwiegermutter.<br />

„Sie hat in einem SOS-Kinderdorf<br />

bei Bielefeld neun Kinder<br />

betreut, darunter Problemkinder,<br />

die Drogen nahmen oder die Schule<br />

abgebrochen haben. Ich habe<br />

gesehen, wie sie allein diese Familie<br />

managt, wie sie es mit Glauben,<br />

Großmut, Geduld und Konsequenz<br />

geschafft hat. Wenn ich mal nicht<br />

weiter weiß, dann frage ich sie.“<br />

So wie „Mamilein“ Stütze im<br />

katholischen Glauben findet, ist es<br />

für Möllers der evangelische.„Dass<br />

alle Menschen von Gott gewollt<br />

sind, trägt mich durch den Tag.“ Es<br />

sind pathetische Worte, die Annett<br />

Möller ganz nüchtern vorträgt.<br />

Und dann stimmt sie ein Lied an,<br />

dass sie nach eigenem Bekunden<br />

sehr mag: „Du bist kein Kind des<br />

Zufalls, keine Laune der Natur…<br />

Sondern ein Gedanke Gottes...“<br />

„Auch, wenn ich jemanden mal<br />

nicht so mag, versuche ich, dahinter<br />

zu gucken. Irgendwo gib es<br />

immer eine zarte Seite, die man<br />

Ganz schön viele: Annett und Stefan Möller mit ihren Kindern Johannes, Jakob, Lukas, Sophie und Enkelin Marie Anais (v.l.).<br />

Fotos: Renate Gundlach<br />

<strong>ROSTOCK</strong> delüx 4/2010<br />

mögen kann. Ich glaube, man soll<br />

Menschen an ihren guten Seiten<br />

packen, sie ermutigen, in dem gut<br />

und stark zu sein, was sie können.“<br />

Das gilt auch und vor allem für<br />

ihre Kinder. „Meine beiden großen<br />

Jungs waren nicht brav und die<br />

Schule lief eher so nebenbei.“<br />

Dafür lernten sie ein Instrument<br />

spielen, waren im Sportverein<br />

aktiv, durften stets ihre Freunde<br />

mit nach Hause bringen. „Es war<br />

klar, ein Schulabschluss muss her,<br />

aber es mussten nicht Einsen und<br />

Zweien sein. Sie sollten rundum<br />

fürs Leben gerüstet sein und in der<br />

Lage, auf eigenen Beinen zu stehen.<br />

Dazu gehört auch soziale<br />

Kompetenz.“ Nie wurde ihnen ihre<br />

große Schwester vorgehalten, die<br />

eher brave Musterschülerin.<br />

„Gerecht sein heißt für mich nicht,<br />

dass man alle gleich behandelt.<br />

Sondern dass man jedem gerecht<br />

wird“, so die Devise ihrer Mutter.<br />

FAMILIE<br />

Offenbar hat sie prima funktioniert:<br />

Auch heute, mit eigenen<br />

Berufen, Partnern, Wohnungen,<br />

kommen die drei erwachsenen<br />

Kinder oft und gern in ihr Elternhaus:<br />

„Meine Mutti ist natürlich<br />

die tollste, schickste, klügste,<br />

erfahrenste und beste auf der<br />

Welt. Hält alles zusammen und<br />

macht, dass der Sonntagskaffee<br />

gemütlich wird. Dazu weiß ich,<br />

dass sie die wünschenswerteste<br />

Schwiegermutti ist“, lobt Jakob, ihr<br />

Ältester. Sein Bruder Johannes<br />

schätzt „die Konsequenz, mit welcher<br />

sie für das Erreichen meiner<br />

Ziele sorgt. Ich liebe die Streicheleinheiten,<br />

die Geborgenheit, den<br />

Rückhalt und das schöne Gefühl,<br />

immer in offene Arme zu fallen.<br />

Meine Mutter gibt mir das Gefühl,<br />

stets das Beste für mich zu wollen.<br />

Und ich glaube, jedes meiner<br />

Geschwister denkt genau so, wie<br />

auch immer sie das schafft.“<br />

„Meine Mutter ist immer für mich<br />

da. Ohne sich aufzudrängen, uneitel<br />

und gelassen“, sagt Sophie, seit<br />

drei Monaten selber Mutter.<br />

„Dass ich jetzt Großmutter bin,<br />

war anfangs gewöhnungsbedürftig“,<br />

gibt Annett Möller zu. „Als<br />

Mütter spielen wir noch in einer<br />

Liga und die Rolle der Großmutter<br />

ist bei uns durch meine Schwiegermutter<br />

fest besetzt. Aber ich<br />

freue mich riesig, dass Sophie jetzt<br />

eine eigene Familie hat. Und mit<br />

27 ist das ja auch höchste Zeit.“<br />

Zu Weihnachten ist natürlich die<br />

ganze Familie im Möllerschen Haus<br />

versammelt. Und wenn die Eltern<br />

mit ihren Kindern am Heiligen<br />

Abend von der Nachtvesper in der<br />

Johanniskirche heimkehren, warten<br />

in ihrem Haus schon wieder<br />

viele Freunde, „so zwischen 20 und<br />

30.“ Ein Ritual, dass sich jedes Jahr<br />

wiederholt: Rostocker, die weg<br />

gezogen sind und über die Feiertage<br />

ihre Eltern besuchen, kommen<br />

ebenso wie welche, die keine Familie<br />

haben. Dann diejenigen, die als<br />

Singles bei Möllers „Familienanschluss“<br />

fanden und die Tradition<br />

beibehalten, auch wenn sie nicht<br />

mehr allein sind. Wieder andere<br />

bringen ihre Angehörigen einfach<br />

mit. Für Annett Möller kein Grund,<br />

in Panik zu verfallen: „Och, das ist<br />

doch schön. Und alles nur eine<br />

Frage der Organisation.“<br />

Renate Gundlach<br />

17


18<br />

Die Zeit für einen guten Rotwein ist gekommen. Foto: gettyimages<br />

Norbert Wendt, Rostocker<br />

Rechtsanwalt und Partner<br />

der Kanzlei Schulz,<br />

Noack, Bärwinkel, ist ein Kenner<br />

des Weines.<br />

Für Rostock „delüx“ empfiehlt er<br />

diesmal gute Rotweine für die<br />

dunkle Jahreszeit.<br />

Die großen europäischen Weinbaunationen<br />

Frankreich, Italien und<br />

Spanien sind die Heimat der<br />

bekanntesten Rotweinrebsorten. In<br />

Frankreich sind dies die Rebsorten<br />

Cabernet Sauvignon, Merlot und<br />

Pinot Noir. Italien steht für Sangiovese<br />

und Nebbiolo und Spanien für<br />

den Tempranillo. Während sich<br />

Cabernet Sauvignon und Merlot in<br />

fast allen etablierten Weinanbaunationen<br />

der Welt durchgesetzt<br />

haben, bleibt es den Rebsorten Sangiovese,<br />

Nebbiolo und Tempranillo<br />

überwiegend vorbehalten, in den<br />

für sie typischen Herkunftsländern<br />

angebaut zu werden.<br />

Cabernet Sauvignon<br />

und Merlot<br />

Die wohl bekanntesten Rotweinsorten<br />

sind Cabernet Sauvignon<br />

und Merlot. Beide Rebsorten<br />

gehören zu den so genannten<br />

Rostocker Weinkenner:<br />

Norbert Wendt. Foto: privat<br />

internationalen Sorten, da sie mittlerweile<br />

auf der ganzen Welt angebaut<br />

werden. Am bekanntesten<br />

sind die Weine aus Bordeaux – der<br />

Wiege des Cabernet Sauvignon.<br />

Auf der westlichen Seite der Gironde,<br />

der Halbinsel Medoc, dominiert<br />

der Cabernet Sauvignon. Hier werden<br />

französische Spitzenweine der<br />

allerersten Güte, die so genannten<br />

Premier Grand Cru wie Château<br />

Mouton-Rothschild, Château Lafi-<br />

GENUSS<br />

te-Rothschild, Château Margaux,<br />

Château Latour und Château Haut-<br />

Brion erzeugt.<br />

Östlich von Bordeaux, sozusagen<br />

auf dem „rechten Ufer“, liegen so<br />

bekannte Anbaugebiete wie St.<br />

Emilion und Pomerol. Sowohl in<br />

den Cuveés von St. Emilion als<br />

auch im Pomerol dominiert die<br />

Rebsorte Merlot. Am bekanntesten<br />

ist der Château Pétrus – ein nahezu<br />

reinsortiger Merlot und einer der<br />

angesehensten und teuersten<br />

Weine der Welt.<br />

Außerhalb von Frankreich wird<br />

insbesondere die Rebsorte Cabernet<br />

Sauvignon u. a. in zahlreichen<br />

Weinanbaunationen der Neuen<br />

Welt, wie Kalifornien, Südafrika und<br />

Australien angebaut. Der wohl<br />

Winter<br />

bekannteste Rotwein ist der Opus<br />

One aus dem kalifornischen Napa<br />

Valley. Er wurde als Joint-Venture<br />

von den inzwischen verstorbenen<br />

Weinlegenden Baron Philippe de<br />

Rothschild und Robert Mondavi im<br />

Jahre 1979 mit dem Ziel gegründet,<br />

um in Kalifornien einen Wein nach<br />

Art eines Bordeaux herzustellen.<br />

Der Opus One besteht aus 80 %<br />

Cabernet Sauvignon, 16 % Cabernet<br />

Franc und 4% Merlot und entspricht<br />

somit von seiner Zusammensetzung<br />

etwa einem Bordeaux<br />

vom linken Ufer der Gironde.<br />

Pinot Noir<br />

Die Heimat des Pinot Noir ist das<br />

Burgund, oder die Bourgogne, wie<br />

die Franzosen sagen. Ein klangvoller<br />

Name, mit drei der besten<br />

Weinanbaugebiete Frankreichs.<br />

Am berühmtesten ist die Côte<br />

d’Or, die wiederum aus der Côte de<br />

Nuits im Norden und der Côte de<br />

Beaune im Süden besteht.<br />

Mit seinen Grands Crus umfasst<br />

die Côte de Nuits eine Rebfläche<br />

von 3000 ha. Es ist das Paradies des<br />

Pinot Noir, denn nirgendwo sonst<br />

auf der Welt werden aus dieser<br />

Rebsorte derartige Qualitäten<br />

erzeugt. Dafür sprechen so<br />

bekannte Weinbaudörfer wie<br />

Gevrey-Chambertin, Morey-Saint-<br />

Denis, Vosne-Romanée oder Vougeot<br />

mit so klangvollen Weinen<br />

wie dem Clos de Vougeot oder dem<br />

Nuits-Saint-Georges.<br />

Auch der Pinot Noir wird inzwischen<br />

in vielen Weinbauländern<br />

angebaut, u.a. als Spätburgunder in<br />

Deutschland und als Blauburgunder<br />

in Südtirol. Auch in diesen Ländern<br />

gibt es mittlerweile Spitzenqualitäten,<br />

die es mit dem einen<br />

oder anderen „echten“ Pinot Noir<br />

aufnehmen können. So erzeugen<br />

deutsche Winzer wie Fürst, Keller<br />

oder Bercher Große Gewächse vom<br />

Spätburgunder und die Blauburgunder<br />

von Hofstätter, Gottardi<br />

- Zeit guter Rotweine<br />

und Haas aus Südtirol müssen sich<br />

ebenfalls nicht verstecken.<br />

Tempranillo<br />

Tempranillo ist die bedeutendste<br />

rote Rebsorte in Spanien, dem Land<br />

mit der größten Rebanbaufläche<br />

der Welt. Etwa 1,2 Mio. ha Rebanbaufläche<br />

werden von etwa<br />

150.000 Winzern bewirtschaftet.<br />

Tempranillo wird häufig mit der<br />

Rebsorte Garnacha verschnitten,<br />

zum Beispiel beim Rioja. Dieser<br />

große spanische Rotwein besteht<br />

typischerweise aus bis zu 90% Tempranillo-<br />

Trauben, besticht durch<br />

eine tiefrote Farbe, ist würzig und<br />

sehr lange lagerfähig. Das Weinbaugebiet<br />

Rioja gehört zu den<br />

bedeutendsten in Europa. Ein Rioja<br />

allererster Güte ist der Castillo Ygay<br />

aus dem gleichnamigen Weingut<br />

des Marques de Murrieta.<br />

Sangiovese und Nebbiolo<br />

Sangiovese und Nebbiolo sind die<br />

beiden großen Rebsorten Italiens.<br />

Aus ihnen entstehen u. a. die beiden<br />

italienischen Vorzeigeweine<br />

Brunello di Montalcino und Barolo.<br />

Beide Rebsorten sind typisch für<br />

die Regionen aus der sie stammen.<br />

<strong>ROSTOCK</strong> delüx 4/2010


Während der Sangiovese überwiegend<br />

in der Toskana wächst, hat<br />

der Nebbiolo seine Heimat im Piemont.<br />

Aus beiden Trauben werden<br />

auch zahlreiche andere Weine<br />

gekeltert, allerdings erreicht keiner<br />

der Weine einen Bekanntheitsgrad<br />

wie der Brunello oder der Barolo.<br />

Der Sangiovese bringt zahlreiche<br />

unterschiedliche Klone hervor.<br />

Rund um die Gemeinde Montalcino<br />

in der südlichen Toskana wird<br />

hauptsächlich Sangiovese Grosso<br />

angebaut. Es ist das Verdienst der<br />

Familie Biondi Santi, Ende des 19.<br />

Jahrhunderts einen der besten italienischen<br />

Weine gezüchtet zu<br />

haben. Heute steht der Brunello<br />

zweifelsohne auf einem Spitzenplatz<br />

unter den großen Rotweinen<br />

der Welt. Namen wie Collosorbo,<br />

Poggio di Sotto oder Fuligni stehen<br />

für höchste Ansprüche. Besonders<br />

erwähnenswert ist auch der<br />

Cepparello vom Weingut Isole e<br />

Olena – zwar kein Brunello, aber<br />

ein reinsortiger Sangiovese allererster<br />

Qualität, zuweilen auch der<br />

Haut-Brion der Toskana genannt.<br />

Der Barolo steht mit Abstand an der<br />

Spitze der italienischen Rotweine,<br />

der edelste Wein, der aus der Nebbiolo-Traube<br />

hergestellt wird. Er ist<br />

nach dem gleichnamigen Dorf in<br />

den Langhe, einer Region im Piemont,<br />

benannt. Am Ortsrand von<br />

Barolo findet man die Lage Cannubi,<br />

die wohl berühmteste Lage des<br />

Piemont. Der Barolo schmeckt nach<br />

den unterschiedlichsten Waldbeeren.<br />

Seine Tannine sind in eine ausgewogene<br />

Säure eingebettet. Die<br />

bekanntesten Weinbaugemeinden<br />

sind neben Barolo die Städtchen La<br />

Morra, Serralunga und Monforte.<br />

Zu den bekanntesten Winzern<br />

zählen Giacomo Conterno, Comm.<br />

G.B. Burlotto, Bruno Giacosa und<br />

Pio Cesare.<br />

Kenner empfehlen<br />

Im Restaurant „Wilhelmshöhe“<br />

schwört Inhaber Wolfgang Soyk<br />

auf einen 2006er Chateauneuf du<br />

Pape vom Weingut Domaine les<br />

Couversets, eine Cuvée aus<br />

Grenache, Cinsault, Mourvédre,<br />

Syrah. Ein rubinroter, klarer Wein<br />

mit noch leichten violett Reflexen<br />

und einem vielfältigen Aroma nach<br />

Kräutern Beerenfrucht, Holz und<br />

Lakritze. Der noch junge Wein entfaltet<br />

bereits jetzt im Gaumen eine<br />

außergewöhnliche Geschmackvielfalt<br />

u.a. mit Zimt, Vanille und<br />

<strong>ROSTOCK</strong> delüx 4/2010<br />

Gewürznuancen, begleitet von voller<br />

Frucht und voluminöser Tiefe.<br />

Der Chateauneuf du Pape ist zweifellos<br />

der König unter den Weinen<br />

der südlichen Rhone. Selten findet<br />

man Weine mit einer ähnlichen<br />

Komplexität, mit einer vergleichbaren<br />

Mischung aus Kraft und Feinheit,<br />

aus Feuer und Zurückhaltung.<br />

Kaum ein anderer Wein eignet sich<br />

zum Téte á Téte am Kaminfeuer<br />

ebenso perfekt wie - ganz leicht<br />

gekühlt - zur sommerlichen Grillparty.<br />

Im „Samtrot” in der Langen Straße<br />

serviert Weinwirtin Sabine Thalmann<br />

zu Tranchen vom Gamsschlegel<br />

in Weinsauce mit Rosenkohl<br />

und Serviettenknödeln den<br />

2007er Pannobile von Claus Preisinger<br />

aus dem Burgenland, eine<br />

Cuvée aus 90 % Zweigelt und 10 %<br />

Blaufränkisch. Der Wein präsentiert<br />

sich in dunklem Rubingranat<br />

mit violetten Reflexen. In der Nase<br />

findet man dunkle Beeren, Nuancen<br />

von Heidelbeeren, Herzkirschen,<br />

feinem Nougat und etwas<br />

Honig. Am Gaumen geben eine<br />

angenehme Extrasüße und präsente<br />

runde Tannine dem Wein die<br />

nötige Länge.<br />

Michael Schepp aus der „Weinwirtschaft“<br />

des Steigenberger<br />

Hotel „Sonne“ empfiehlt in den<br />

kühlen Monaten des Jahres zu<br />

einer rosa gebratenen Entenbrust<br />

mit Rahmwirsing und Schupfnudeln<br />

als Begleitung den „ Us de la<br />

meng“ vom Weingut Meyer-Näkel<br />

von der Ahr. Bei dieser Cuveé aus<br />

Spätburgunder, Dornfelder und<br />

Frühburgunder handelt es sich um<br />

einen harmonischen, fruchtigen<br />

Rotwein mit runden Tanninen. In<br />

der Nase als auch am Gaumen<br />

dominieren Pflaume, Heidelbeere<br />

und Brombeere in Kombination<br />

mit Gewürzen wie Nelke, Zimt und<br />

Lorbeer mit einem Hauch Zartbitterschokolade.<br />

Er sollte bei 15-17<br />

Grad Celsius zu herzhaft-deftigen<br />

Gerichten gereicht werden.<br />

Ich empfehle übrigens zum Fest<br />

einen Brasato al Barolo, den Piemonteser<br />

zum Ochsenschmorbraten<br />

geben! Zu diesem kräftigen<br />

Rinderbraten passt hervorragend<br />

ein Cascina Francia 2001 von Giacomo<br />

Conterno, ein Barolo der herausragenden<br />

Art.<br />

In diesem Sinne - wohl bekomm‘s!<br />

Ihr Norbert Wendt<br />

Junge frische Küche<br />

Die Welt der Weine auf dem Teller<br />

Saisonal, regional und international<br />

GENUSS<br />

Armin Neumann von „Weine & Mehr“ in Rostock empfiehlt: 2007er Vino Nobile di<br />

Montepulciano vom Weingut Avignonesi aus der Toskana. Der Wein besteht überwiegend<br />

aus der Sangiovesetraube. Er lagert 24 Monate im Eichenfass, dann sechs<br />

Monate in der Flasche. Der Vino Nobile ist granatrot; sein Bukett ist delikat und<br />

intensiv; es ist ein trockener leicht tanniniger Wein. Foto: Re. Rö.<br />

Lange Straße 9<br />

18055 Rostock<br />

Veranstaltungstipps 2011<br />

Neujahrs-Brunch 02.01.2011,10-14.30 Uhr<br />

Alles inklusive mit Sekt, Kaffee etc. pro Pers. 20,11 €<br />

Feuerzangenbowle 28.01.2011, 19 Uhr<br />

Film, Buffet, Bowle pro Pers. 19,44 €<br />

Winzertreff 26.02.2011, 19 Uhr<br />

Alles inklusive,<br />

Degustationsmenü, Weine, Getränke pro Pers. 55,00 €<br />

„Südafrikanische Weinlese” 19.03.2011<br />

Reservierungen möglich unter:<br />

kontakt@samtrot-rostock.de oder telefonisch 0381 - 877 299 60<br />

19


20<br />

GENUSS<br />

Bekanntlich, ein guter Ruf verpflichtet.<br />

Das gilt auch für Rostock,<br />

auch für das Kaufmannshaus<br />

in der Großen Wasserstraße<br />

30. Es fanden sich Menschen,<br />

die sich solcher Pflicht<br />

stellen und die in der östlichen<br />

Altstadt die mittelalterliche<br />

Immobilie Krahnstöver zu<br />

neuem Leben erweckten.<br />

Da steht nun Tradition, die<br />

gepflegt sein will und die<br />

vielschichtigen Genuss<br />

garantiert.<br />

Die seit 1692 in Rostock<br />

ansässige Familie<br />

Krahnstöver hatte über<br />

sieben Generationen die<br />

wirtschaftliche und<br />

politische Entwicklung<br />

der Hansestadt maßgeblich<br />

mitbestimmt.<br />

Über 300 Jahre sind seitdem<br />

Bestand, Aufblühen<br />

und auch Verfall des<br />

Hauses. Es gab Tiefen<br />

und Höhen.<br />

In dieses Erbe ist Anfang<br />

2010 die Krahnstöver GmbH &<br />

Co. KG eingetreten. Zu Maibeginn<br />

startete sie eine Bautätigkeit, die<br />

das Wertvolle, das Unverzichtbare<br />

in dem denkmalgeschützten Haus<br />

wahrt. Ergebnis der Sanierung ist,<br />

dass abschnittsweise eine Stätte<br />

für Gaumen – und Kunstgenuss<br />

entstand.<br />

Am 5. August war<br />

Wiedereröffnung, seitdem<br />

brilliert anspruchsvolle Vielfalt.<br />

„Wir haben komplett in die<br />

bestehende Bausubstanz gebaut”,<br />

sagt Joachim Meier, einer der<br />

Geschäftsführer, und „wir sind<br />

offen für Gäste aus dem In- und<br />

Ausland, denen historisches<br />

Ambiente am Herzen liegt.”<br />

Sie sollen Gefallen finden am<br />

Gourmet-Restaurant „Krahnstöver“,<br />

am Französischen Restaurant<br />

„Le Cosy”, im „Weineck”, an den<br />

Darbietungen auf der Veranstaltungsdiele<br />

oder in der Bier- und<br />

Probierstube. Erstmals in der Jahrhundert-Geschichte<br />

ist eine Hotelpension<br />

eingefügt, deren fünf<br />

Doppelzimmer – auf Vier-Sterne-<br />

Veranstaltungen Dezember 2010<br />

• 01. bis 26.12. ab 11.30 Uhr – Kleiner Weihnachtsmarkt<br />

– hausgemachte Leckereien/Glühwein<br />

• 19.12. 11.00 bis 14.00 Uhr – Klassik-Brunch mit Live-Musik (Nur auf Bestellung)<br />

• 25. bis 26.12. ab 11.30 Uhr – Festliches Weihnachtsgourmet<br />

• 31.12 - 01.01. ab 19.00 Uhr – Grosses Silvesterdinner mit Musik<br />

Anzeige<br />

Kleinod in Rostocks Zentrum<br />

Ein Geschwisterpaar: Mathias und Beatrice Harder, Chefkoch und Serviceleiterin im „Krahnstöver”.<br />

Foto: Rostock „delüx“<br />

Niveau - individuell im Florentiner<br />

Stil gestaltet sind. Die „Altenteiler-<br />

Suite“ oder das Hochzeitszimmer<br />

sind etwas Besonderes.<br />

Die ebenerdige Brasserie wartet<br />

auf kleiner Speisekarte mit Frischeprodukten<br />

auf, keine<br />

Geschmacksverstärker, nicht<br />

Farbstoffe, keine Fußnoten. Eine<br />

Etage darüber, im Gourmet-<br />

Restaurant, richtet seit November<br />

Chefkoch Mathias Harder ein<br />

Sieben-Gänge-Menü an, mit<br />

Kaviar vom Stör oder heimischem<br />

Hirsch. „Im Winter sind<br />

die Trüffel am besten”, versichert<br />

der erst 25-Jährige. Oberes Preisniveau<br />

der Mittelklasse ist angesetzt.<br />

Auf Empfehlung von Sommelier<br />

Frank Schollenberger<br />

wurde einer der weltbesten Rotweine,<br />

der australische „Run Rig“,<br />

ins Weinlager aufgenommen.<br />

Mit diesem Tropfen vom 160-jährigen<br />

Rebstock lässt sich gut auf das<br />

Wiederbeleben eines Hauses<br />

anstoßen, aus dem lange vor der<br />

amerikanischen Braun-Brause das<br />

Ur-Cola-Rezept kam und in dem<br />

Julius Krahnstöver dereinst den<br />

Liqueur „Anti-Kater” zur Legende<br />

machte. Unter neuen Eigentümern<br />

wurde das Gotische Giebelhaus in<br />

Zentrumsnähe wieder zum Kleinod.<br />

Es schmückt Rostock.<br />

<strong>ROSTOCK</strong> delüx 4/2010


Anzeige<br />

Knusprig gebratene Ente<br />

mit Rotkohl und Klößen.<br />

Etwas Deftig-Kräftigendes,<br />

jawohl, das ist es!! Die düsteren,<br />

nebligen Tage fordern gleichsam<br />

zu einem guten,<br />

gehaltvollen Essen heraus. Das<br />

tut Leib und Seele gut. Ganz<br />

bestimmt! Die mögliche Kalorienzählung<br />

kann derzeit ruhig<br />

mal außen vor bleiben. Zu der<br />

Ente dann noch ein Gläschen<br />

köstlichen Rotweins, und das<br />

alles am besten gleich heute<br />

Abend im eigenen Heim.<br />

Ein Wintertraum, der ganz<br />

schnell wahr werden kann.<br />

Die Weinwirtschaft im Rostocker<br />

Steigenberger Hotel Sonne hilft,<br />

und zwar gleich und unmittelbar.<br />

Das Ganze heißt dann „Ente to<br />

go“, also Ente zum Mitnehmen.<br />

Zubereitet wird „der Vogel“ im<br />

Ofen, ganz auf bodenständige<br />

Art. „Wir füllen die Ente klassisch<br />

mit Äpfeln und Zwiebeln, geben<br />

Beifuß, Thymian und Rosmarin<br />

bei, genau so, wie man sie in<br />

Mecklenburg am liebsten mag.<br />

Und dann wird sie langsam und<br />

schonend im Ofen gegart,“<br />

erzählen David Steinmüller und<br />

Sebastian Droneberg. Steinmüller<br />

ist Chefkoch des Steigenberger<br />

Hotel Sonne, Droneberg<br />

zeichnet für die Küche der Weinwirtschaft<br />

im Hause verantwortlich.<br />

Den beiden bei der Zubereitung<br />

über die Schulter zu<br />

schauen, lässt das Wasser im<br />

Munde zusammen laufen.<br />

Nachdem die Ente gar ist, wird sie<br />

fachgerecht ausgelöst, die leckeren,<br />

natürlich frisch zubereiteten<br />

Klöße und die Soße kommen<br />

<strong>ROSTOCK</strong> delüx 4/2010<br />

Ente to go<br />

Ente zum Mitnehmen: David Steinmüller (li.) und Sebastian<br />

Droneberg machen es möglich.<br />

genauso dazu wie der hausgemachte<br />

Rotkohl. „Wir verpacken<br />

die Ente gut, so dass sie zu Hause<br />

nur noch mal kurz zum knusprig<br />

machen in den Backofen geschoben<br />

werden müsste“, erklärt<br />

Sebastian Droneberg. „Die Gäste<br />

können die Ente also zu Hause<br />

genauso essen, wie bei uns im<br />

Restaurant.“ Auch den passenden<br />

guten Tropfen, der nun einmal zur<br />

Ente gehört,<br />

kann in der<br />

Weinwirtschaft<br />

für die „Ente to go“<br />

gekauft werden. Michael<br />

Schepp, Chef der Weinwirtschaft,<br />

empfiehlt in diesem Jahr<br />

einen Spätburgunder, Jahrgang<br />

2009, vom Weingut Klumpp aus<br />

dem Badischen. „Es ist ein leicht<br />

kirschiger, säurebetonter Wein, der<br />

GENUSS<br />

hervorragend zur Ente oder zur<br />

Gans passt,“ erklärt Michael<br />

Schepp. Übrigens, auf Anfrage<br />

wird im Steigenberger Hotel<br />

Sonne auch gerne „Gans to go“<br />

vorbereitet.<br />

Wer für ein Winter-Picknick kulinarische<br />

Hilfe braucht, der findet sie<br />

ebenfalls in der Weinwirtschaft.<br />

Vielleicht ein Picknick mit mediterranen<br />

Köstlichkeiten vor dem heimischen<br />

Kamin? Warum eigentlich<br />

nicht! Im Korb ließen sich dann italienischer<br />

Landschinken, Antipasti,<br />

Rauchentenscheiben, Tapa Flammkuchen,<br />

frisches Obst und Wein -<br />

unter anderem - entdecken. Aber<br />

auch ein Korb mit regionalen Köstlichkeiten<br />

kann jederzeit gepackt<br />

werden, vielleicht für ein Winter-<br />

Picknick in der Natur. Auch in dieser<br />

Jahreszeit soll ja ab und an die<br />

Sonne zu sehen sein…<br />

Auf den Geschmack gekommen?<br />

Dann einfach anrufen, und<br />

zwar<br />

unter der Rufnummer<br />

0381/4973249. Dann steht der<br />

ofenfrischen Ente im eigenen<br />

Heim oder gar einem winterlichen<br />

Picknick nichts mehr im Weg.<br />

21


22<br />

GENUSS<br />

Wer gutes Essen liebt, für<br />

den haben meist auch<br />

Küchen eine magische<br />

Anziehungskraft. Genuss weckt<br />

Neugier: Wer kocht da eigentlich?<br />

Wo bekommen die Profis am Herd<br />

ihre Zutaten her? Und wie schaffen<br />

sie es, daraus Kunstwerke zu kreieren,<br />

die einem schon beim Ansehen<br />

das Wasser im Munde zusammenlaufen<br />

lassen? Rostock delüx<br />

ist zu Gast bei Mecklenburger<br />

Köchen, die mit den Produkten aus<br />

der Region zu zaubern verstehen.<br />

Als Ralph Schulze noch ein kleiner<br />

Junge war, bekam er ein Geschenk,<br />

das sein Leben bestimmen sollte:<br />

Ein Kinderkochbuch. „Damit hab<br />

ich immer rumexperimentiert“,<br />

erinnert sich der 35-Jährige, der<br />

heute im Wustrower Restaurant<br />

„Schimmel’s“ mit gehobener Landhausküche<br />

die Gäste begeistert.<br />

Schelmisch blitzen seine dunkelbraunen<br />

Augen, wenn er von seinen<br />

Kreationen aus Kindertagen<br />

erzählt: „Hinterher gab’s immer<br />

Mecker von der Mama, weil die<br />

Küche komplett geputzt werden<br />

musste.“<br />

Noch umhüllt dichter Nebel das<br />

orangerote Kapitänshaus in der<br />

Wustrower Parkstraße. Das Kopfsteinpflaster<br />

draußen vor der Tür<br />

glänzt unter einer Morgentau-<br />

Decke, aus den Butzenfenstern<br />

des Restaurant leuchtet warmes<br />

Licht. Frühstückszeit bei „Schimmel´s”.<br />

Während die Pensionsgäste<br />

Croissants und selbstgemachte<br />

Marmelade genießen, setzt<br />

sich Ralph Schulze an den großen<br />

Tisch, von dem aus man gut in die<br />

Küche sehen kann. „Exzellenter<br />

Koch“ steht vorne auf seinem Kaffeepott.<br />

Der gebürtige Dresdner<br />

versichert: „Ich wollte nie etwas<br />

anderes werden.“<br />

Im Privathotel Lindner in Hamburg-Harburg,<br />

das sich vor allem<br />

auf Tagungsgäste spezialisiert<br />

hat, absolvierte er seine Lehre,<br />

heuerte dann bei der Marine in<br />

Kiel an, auf deren Schiffen er im<br />

Schnitt 360 Mann bekochte, und<br />

fasste danach am Timmendorfer<br />

Strand in Schleswig-Holstein Fuß.<br />

Im Wellnesshotel Landhaus Carstens<br />

lernte der Sachse das Saisongeschäft<br />

kennen, machte<br />

erste Erfahrungen mit dem<br />

Kochen á la Carte. Und dort traf er<br />

Bietet gehobene Landhausküche: Das „Schimmel´s” in Wustrow.<br />

Küchenkünstler (4): Ralph Schulze,„Restaurant Schimmel’s“<br />

Kleine Karte, großer Genuss<br />

Ralph Schulze in seiner kleinen Küche.<br />

auch Maren Schimmelpfennig,<br />

die gerade ihre Ausbildung zur<br />

Restaurantfachfrau im Landhaus<br />

abgeschlossen hatte. Ein knappes<br />

Jahr verging, bis die beiden<br />

gemeinsam an den Leeberghof<br />

nach Oberbayern wechselten. Ein<br />

Paar waren sie damals zwar noch<br />

nicht, doch der auf einem Berggipfel<br />

über dem Tegernsee gelegene<br />

alte Bauernhof weckte in<br />

ihnen den Sinn für Romantik.<br />

Zum ersten Mal durfte Ralph<br />

Schulze im Leeberghof in einer<br />

sterngekrönten Küche mitarbeiten.<br />

Eine vollkommen neue Erfahrung,<br />

die ihm auch weiterhalf, als<br />

er mit seiner Maren anderthalb<br />

Jahre später in den Norden zurückkehrte,<br />

wo er gemeinsam mit<br />

Küchenchef Dirk Luther gleich zwei<br />

Sterne für das Seehotel Töpferhaus<br />

in Rendsburg erkochte.<br />

Im Lauf der Zeit aber wurde der<br />

Wunsch, sich selbstständig zu<br />

<strong>ROSTOCK</strong> delüx 4/2010


machen, nicht mehr 14 bis 16 Stunden<br />

täglich für andere zu arbeiten,<br />

immer größer. Die beiden verbrachten<br />

monatelang ihre<br />

Wochenenden mit der Suche nach<br />

einer geeigneten Immobilie – bis<br />

schließlich das Häuschen von<br />

Maren Schimmelpfennigs<br />

Großmutter in Wustrow ins<br />

Gespräch kam. Nachdem die Oma<br />

pflegebedürftig geworden und<br />

schließlich gestorben war, stand es<br />

leer. Die Enkelin bedauert: „Das<br />

Dach war schon eingeknickt, die<br />

Wände feucht. Wir hatten keine<br />

andere Wahl als abzureißen.“<br />

Anhand alter Bilder aus den 30er<br />

und 40er Jahren des vorigen Jahrhunderts<br />

bauten sie allerdings<br />

alles so originalgetreu wie möglich<br />

wieder auf. Die Schwarz-Weiß-<br />

Fotografien von damals hängen<br />

heute im Restaurant an der Wand,<br />

gleich daneben ein Porträt der<br />

Malerin Hedwig Wöhrmann von<br />

Großmutter und Mutter.<br />

Reminiszenzen an vergangene Zeiten<br />

pflegt Ralph Schulze auch in<br />

seiner Küche. Traditionelle nordische<br />

Speisen prägen seine Menükarte.<br />

Wobei er die Klassiker gerne<br />

so arrangiert, dass seine Gäste<br />

immer wieder überrascht sind. Bohnen,<br />

Birnen und Speck zum Beispiel<br />

waren früher ein schlichtes Eintopfgericht.<br />

Bei „Schimmel“s“ hingegen<br />

Zutaten für 4 Personen:<br />

2 Meeräschenfilets, 4 Kochbirnen<br />

(oder reife, feste Birnen), 1 l<br />

kräftiger Kalbsfond, 16 hauchdünne<br />

Scheiben durchwachsener,<br />

geräucherter Speck, 150 g<br />

Butter, 2 Schalotten, 200 g grüne<br />

Bohnen, 1 Bund Bohnenkraut, 2 El<br />

Apfelessig, Räuchermehl<br />

Zubereitung:<br />

Meeräschenfilets in kräftig<br />

gesalzenem kaltem Wasser mit<br />

etwas Zucker einlegen, ca. 1<br />

Stunde ziehen lassen. Bohnen<br />

blanchieren und anschließend<br />

<strong>ROSTOCK</strong> delüx 4/2010<br />

Hausherrin Maren Schimmelpfennig.<br />

kommen sie so edel drapiert und<br />

mit geräucherter Meeräsche<br />

gekrönt daher, dass man einen<br />

Moment zögert, das schöne Werk<br />

mit Messer und Gabel zu zerstören.<br />

Noch immer arbeiten die Gastronomen<br />

fast rund um die Uhr, haben<br />

„Schimmel´s Ralph“ empfiehlt:<br />

Geräucherte Meeräsche auf Birnen,<br />

Bohnen und Speck<br />

kurz in kaltes Wasser tauchen.<br />

Birnen schälen, in Kalbsfond<br />

weich kochen, abtropfen lassen.<br />

Anschließend aushöhlen, je<br />

nach Fantasie in Form bringen<br />

und mit einer Scheibe Speck<br />

umwickeln. Eine geschälte<br />

Schalotte, etwas Speck und die<br />

Birnenabschnitte in einem Topf<br />

mit etwas Butter anschwitzen,<br />

mit dem Kalbsfonds auffüllen<br />

und köcheln lassen.<br />

Fischfilet aus der Lake nehmen,<br />

abspülen und halbieren. Den<br />

Ofen auf 74 Grad vorheizen. In<br />

eine alte Pfanne das Räuchermehl<br />

geben, mit Alufolie<br />

den Ostseestrand im gesamten<br />

Sommer nur zweimal gesehen.<br />

Neben Omas Kapitänshaus kauften<br />

sie jüngst noch ein weiteres<br />

Gebäude, in dem sie nun mit<br />

Mutters Hilfe auch noch vier<br />

zusätzliche<br />

abdecken und auf<br />

dem Herd erhitzen bis es den<br />

Rauchpunkt erreicht hat. Die<br />

Filets auf ein Gitter legen und<br />

mit der rauchenden, von der<br />

Alufolie befreiten Pfanne in den<br />

Ofen schieben. Ca. 15 Minuten<br />

gar ziehen. Keine Sorge: Die<br />

Küche duftet anschließend<br />

zwar würzig, der Rauch hält sich<br />

aber in Grenzen.<br />

Etwas Öl in eine Pfanne geben,<br />

die mit Speck umwickelten Birnen<br />

anbraten und warm stellen.<br />

Zweite Schalotte und restlichen<br />

Speck in Würfel schneiden, im<br />

Topf anschwitzen, kleinge-<br />

GENUSS<br />

Appartements und einen Feinkostladen<br />

betreiben. Doch Maren<br />

Schimmelpfennig ist zufrieden:<br />

„Wir sind nach Hause gekommen.“<br />

Für ihren Mann bedeutet das vor<br />

allem eines: Er kann abends um<br />

zehn noch bei Fischer Michael<br />

Unger anrufen und acht Boddenzander<br />

bestellen. Wenn er Ostseefisch<br />

braucht, klopft er kurzerhand<br />

bei Uwe Pagel aus Prerow an. Und<br />

das Wild holt er sich direkt vom<br />

Jäger in Trinwillershagen.<br />

Bevor Schulze seine Kaffeetasse<br />

zur Seite schiebt und zum Schnippeln<br />

rüber in die Küche geht, klopft<br />

er kurz auf die Speisekarte. „Wir<br />

haben nur eine kleine Karte. Ein<br />

Menü, zwei Vorspeisen, zwei Suppen,<br />

zwei Zwischengänge. Dazu<br />

gibt es zwei Fisch-, zwei Fleischgerichte<br />

und zwei Desserts. Mehr<br />

schaffe ich in der kleinen Küche<br />

und mit den begrenzten Lagermöglichkeiten<br />

nicht. Dafür kann<br />

ich aber immer garantieren, dass<br />

alles wirklich frisch auf den Teller<br />

kommt.“ Der Erfolg gibt ihm Recht:<br />

Im Gastronomieführer Michelin<br />

hat das „Schimmel’s“ 2010 einen<br />

„Bib-Gourmand“, eine Auszeichnung<br />

für gute, bezahlbare Küche<br />

bekommen.<br />

Katja Bülow (Text & Fotos)<br />

schnittene<br />

Bohnen<br />

dazu geben und mit Salz<br />

abschmecken. Die Speckbirnen<br />

mit dem Bohnenragout füllen<br />

und in einen tiefen Teller geben.<br />

Darauf die geräucherten Fischfilets<br />

anrichten. Den reduzierten<br />

Fonds mit den Schalotten,<br />

Speck und Birnenabschnitten in<br />

einen Mixer geben, das Grün<br />

vom Bohnenkraut (ohne Stiele)<br />

und die restliche Butter hinzugeben<br />

und durchmixen. Schaumigen<br />

Sud mit Apfelessig und<br />

Salz abschmecken und in den<br />

tiefen Teller gießen.<br />

Wohl bekomm’s!<br />

23


24<br />

GENUSS<br />

Carsten Loll serviert Köstlichkeiten aus der Region, diesmal Bienenbrot mit Ziegenkäse und bitterem Löwenzahn.<br />

Kulinarische Ursprünglichkeit<br />

In seinen großen Händen hält<br />

Carsten Loll vorsichtig zwei kleine<br />

weiße Teller. „Bienenbrot mit<br />

Ziegenkäse und bitterem Löwenzahn“<br />

hat der Chefkoch und<br />

Inhaber des Rostocker Restaurants<br />

Carlo 615 darauf angerichtet.<br />

Den Käse ziert ein Mecklenburg-Vorpommern-Fähnchen<br />

aus Papier. Carsten Loll ist überzeugt:<br />

„Die Gastronomie erlebt<br />

gerade eine Renaissance der<br />

regionalen Genüsse.“ Ein Trend,<br />

von dem die Wirtschaft hierzulande<br />

gleich mehrfach profitieren<br />

könne.<br />

Der Grundgedanke ist simpel:<br />

Wenn sich herumspricht, dass<br />

man an der Ostsee nicht nur<br />

baden, sondern auch den kulinarischen<br />

Norden in seiner ganzen<br />

Ursprünglichkeit genießen kann,<br />

dann lockt das weitere, durchaus<br />

auch besser betuchte Urlauber<br />

an und hilft Hotellerie, Gastronomie<br />

und Ernährungswirtschaft<br />

gleichermaßen. Im August taten<br />

sich deshalb der Tourismusver-<br />

Nadine Schilling, Projektmanagerin<br />

Kulinarik bei Tourismusverband<br />

und Agrarmarketing-Verein.<br />

band und der Verein Agrarmarketing<br />

M-V zu einem auf<br />

zwei Jahre angelegtenGemeinschaftsprojekt<br />

zusammen. „Wir<br />

wollen gar nicht viel<br />

Neues erfinden, sondern vorhandene<br />

Initiativen zusammenfassen, die<br />

Kommunikation untereinander und<br />

das Marketing für die Sache stärken“,<br />

erklärt Bernd Fischer,<br />

Geschäftsführer des Tourismusverbandes.<br />

Immerhin hätten bei der<br />

jüngsten Urlauberbefragung 83<br />

Prozent der Gäste angegeben, dass<br />

sie in ihren Ferien regionaltypische<br />

Küche kennen lernen wollen. 16 Prozent<br />

gaben an, sich sogar eigens auf<br />

kulinarische Entdeckungsreisen zu<br />

begeben. Fischer hört das gern,<br />

bedauert aber: „In der Sterneküche<br />

hat sich die regionale Ausrichtung<br />

längst etabliert, im<br />

mittleren Preissegment<br />

ist<br />

das leider noch<br />

nicht der Fall.“<br />

Um Appetit zu machen auf<br />

typisch mecklenburgische Kost,<br />

haben sich hiesige Köche in den<br />

vergangenen fünf Jahren schon<br />

vieles einfallen lassen. Von den<br />

Kühlungsborner Gourmettagen<br />

über die Doberaner Wildwochen<br />

bis hin zum „Grand Schlemm“,<br />

einer exquisiten Strandwanderung<br />

durch die Kaiserbäder Usedoms,<br />

reicht die Palette der derzeit<br />

etwa 30 Veranstaltungen.<br />

Zugleich aber wundert sich<br />

Agrarmarketing-Chefin Jarste<br />

Weuffen, dass andere, ebenfalls<br />

gut besuchte Events den kulinarischen<br />

Aspekt bisher vollkommen<br />

außen vor lassen. Wer beispielsweise<br />

beim Baltic-Fashion-<br />

Award auf Usedom schöne Kleider<br />

bewundert, der möchte<br />

anschließend auch edel speisen.<br />

Die Akteure im Land künftig<br />

enger zusammenzubringen<br />

und Ideen voranzutreiben, das<br />

ist nun Aufgabe der Projektmanagerin<br />

Nadine Schilling. Zur<br />

Zeit bereitet sie gerade die<br />

„Mecklenburg-Vorpommern-<br />

Wochen“ vor, mit denen das<br />

Land im Frühjahr in Betriebsrestaurants<br />

in Nordrheinwestfalen,<br />

Hessen, Bayern und Baden-<br />

Württemberg für die gute<br />

Ostseeküche werben will.<br />

Außerdem soll es ab Januar<br />

einen kulinarischen Kalender<br />

im Internet geben, der Auskunft<br />

darüber gibt, welche Produkte<br />

gerade Saison haben,<br />

welcher Produzent sie anbietet<br />

und was sich aus ihnen zaubern<br />

lässt. Und schließlich ist<br />

auch geplant, eine Kinderspeisekarte<br />

als Vorschlag für<br />

Gastronomen zu entwickeln,<br />

die den jüngsten Gästen mehr<br />

als Pommes und Spaghetti vorsetzen<br />

möchten. Der Rostocker<br />

Koch Carsten Loll kommentiert:<br />

„Regionales auf der Karte anzubieten,<br />

das gehört heute einfach<br />

dazu. Die Leute wollen<br />

Müritzlamm, Kartoffeln und<br />

Wrucken.“ Er allerdings kombiniert<br />

die Steckrübe mit spanischer<br />

Salami oder Anchovis –<br />

damit bei aller Bodenständigkeit<br />

keine Langeweile aufkommen<br />

kann.<br />

Text & Fotos:<br />

Katja Bülow<br />

<strong>ROSTOCK</strong> delüx 4/2010


Heimat: „ländlichfein“<br />

Sauerampfer - Wildblütentorte oder gar Sauerampfer-Pralinen. Kein<br />

Witz, es gibt sie. Und sie schmecken allesamt. Ute Alm-Linke zaubert<br />

diese Köstlichkeiten – unter anderem. In Rosenow, am „Arm“ der Welt,<br />

auf dem platten Land, kurz vor den Toren unserer Landeshauptstadt.<br />

In ihrem kleinen, aber unheimlich<br />

gemütlichen Restaurant „De oll<br />

Dörpschaul“ kann man dies und<br />

noch viel mehr mecklenburgische<br />

Ursprünglichkeit probieren. Mittenmang<br />

von Schulheften, Büchern,<br />

Schulbänken oder Schiefertafeln.<br />

Sämtliche Gerichte auf der kleinen,<br />

aber feinen Speisekarte sind frisch<br />

zubereitet. Kräuter und auch<br />

Gemüse kommen größtenteils aus<br />

ihrem eigenen Garten. Fisch und<br />

Fleisch kauft Ute Alm-Linke bei<br />

Öko- und Bioerzeugern aus unserer<br />

Region.„Bei mir ist alles handzubereitet,<br />

es gibt keine Fertigprodukte.<br />

Jedes Gericht wird frisch gekocht.“<br />

Und das alles auf einem herkömmlichen<br />

Gasherd. Ländlich fein<br />

schmeckt es bei Frau Alm-Linke im<br />

wahrsten Sinne. Unter eben diesem<br />

Slogan „ländlich fein“ haben<br />

sich jüngst Gastronomen und<br />

Lebensmittelproduzenten aus<br />

Mecklenburg-Vorpommern zusammengetan<br />

und werben für Produkte<br />

aus unserem Land. Bislang<br />

schlossen sich bereits mehr als 20<br />

Unternehmen diesem Netzwerk an.<br />

Unter anderem große Hotels wie<br />

die Yachthafenresidenz Hohe Düne<br />

aus Warnemünde, das Seehotel<br />

Großherzog von Mecklenburg aus<br />

<strong>ROSTOCK</strong> delüx 4/2010<br />

Boltenhagen oder kleine, familiengeführte<br />

Häuser wie das Hotel<br />

Haferland oder das Walfischhaus<br />

auf dem Darß. Zu der Gruppe der<br />

Erzeuger gehören die LandWert<br />

Manufakturen aus Stahlbrode oder<br />

Thönes Natur aus Bollewick ebenso<br />

wie die Müritzfischer aus Waren.<br />

Nicole Knappstein knüpft die<br />

Fäden des neuen „ländlichfein“ -<br />

Netzwerkes.<br />

„De oll Dörpschaul“ ist übrigens<br />

landesweit das erste Restaurant,<br />

das von Landesagrarminister Till<br />

Backhaus die „ländlichfein“- Plakette<br />

überreicht bekam. „Wir haben in<br />

unserem Land wunderbare Produzenten,<br />

die gute heimische Produkte<br />

herstellen, verarbeiten und zu<br />

Genussfreuden vorbereiten. Wir<br />

Köche sind angehalten, diese schönen<br />

Produkte genussvoll an den<br />

Gast zu bringen. Immer im Wandel<br />

der Jahreszeiten, immer nach Angebot,<br />

genauso bunt, wie unsere Heimat<br />

ist, “ bringt die „Schulchefin“<br />

das „ländlichfein“- Anliegen auf<br />

den Punkt. „Esst Heimat, Heimat ist<br />

gesund und Heimat schmeckt,“ lautet<br />

der Appell von Ute Alm-Linke.<br />

„Ländlichfein soll unserem Land ein<br />

Gesicht als Genussland geben,“<br />

beschreibt Tillmann Hahn, Sternekoch<br />

und Mitinitiator der neuen<br />

Marke, das Anliegen. Die Kriterien<br />

für „ländlichfein“ seien klar definiert.<br />

„Alle beteiligten Restaurants<br />

müssen eine ländlichfeine Speise-<br />

GENUSS<br />

Ute Alm-Linke, Inhaberin und Köchin des Restaurants „De oll Dörpschaul“ in Rosenow<br />

bei Schwerin, kann mit der „ländlichfein“- Plakette werben. Glückwunsch<br />

dafür von Landesagrarminister Till Backhaus (li.) und Sterne-Koch Tillmann Hahn.<br />

karte bieten, deren Gerichte in ihren<br />

Hauptkomponenten aus regionaler,<br />

ökologischer Qualitäts-Erzeugung<br />

sind“, so definiert Nicole Knappstein.<br />

Sie knüpft sozusagen die Fäden<br />

für dieses neue landesweite Netzwerk,<br />

das vom Landwirtschaftsministerium<br />

des Landes genauso<br />

unterstützt wird wie vom Landesmarketing<br />

MV. „Und keine aufgedrückte<br />

Idee ist, sondern aus der<br />

Branche selbst kommt,“ so Nicole<br />

Knappstein.<br />

In MV sind 1010 Betriebe der Landund<br />

Ernährungswirtschaft nach der<br />

EU-Ökoverordnung zertifiziert.<br />

Etwa 781 Ökolandbetriebe bewirtschaften<br />

122 700 Hektar.<br />

Mehr Informationen unter<br />

www.laendlichfein.de<br />

Re. Rö. (Text & Fotos)<br />

25


26<br />

HANDEL<br />

Wünsche<br />

wahr werden lassen<br />

„Höhepunkt des zu Ende gehenden Geschäftsjahres<br />

war auf jeden Fall die Runderneuerung<br />

unseres Hauses“. Erwin Ruzek, Geschäftsführer<br />

der Galeria Kaufhof in Rostocks Langer Straße,<br />

blickt in der Hoch-Zeit des diesjährigen Weihnachtsgeschäftes<br />

schon mal ein wenig zurück.<br />

Medizin-Studentin Susan Matthes hilft derzeit beim<br />

Weihnachtseinpack-Service der Galeria Kaufhof.<br />

Im Herbst wurde unter anderem die erste Etage<br />

des Hauses in ein ausgesprochenes Textilreich<br />

für Damen und Herren verwandelt, das sich mit<br />

erfrischendem Charme und neuen Offerten bei<br />

den Kunden inzwischen äußerster Beliebtheit<br />

erfreut. „Eine ganz neue Fashion-Welt für Sie<br />

und Ihn ist in unserem Hause entstanden,“ so<br />

Ruzek und zählt Marken wie Betty Barcley,<br />

Taifun, Comma und Hallhuber für die Damen<br />

auf, die unter anderem neu hinzu kamen. Für die<br />

Herren sind die Top-Marken wie Hugo Boss<br />

Black, Joop und Tommy Hilfiger bei Herrenwäsche,<br />

Daniel Hechter und Fynch Hatton bei<br />

Strickmoden neu im Hause.<br />

Auch Kinderkonfektion und Spielwaren in der<br />

zweiten Etage, wo eine großzügige Kinderwelt<br />

entstanden ist, erfreuen sich regen Kundenzuspruchs.<br />

„Unser Umbau war ein phänomenaler Erfolg“,<br />

resümiert der Kaufhofchef.<br />

Aber nun sei Weihnachten dran. Neuerdings<br />

können sich die Kunden in der Galeria mit hauseigenen<br />

Weihnachtskisten und Papier die<br />

Dieser mit Wunschzetteln geschmückte<br />

Weihnachtsbaum steht in der oberen<br />

Etage der Rostocker Galeria Kaufhof.<br />

Geschenke und Aufmerksamkeiten zum bevorstehenden<br />

Fest gratis verpacken lassen. In der<br />

zweiten Etage ist extra für diesen Galeria Kaufhof-Service<br />

ein Weihnachtshäuschen aufgebaut<br />

worden. Eine Dienstleistung, die garantiert gern<br />

und dankend angenommen wird.<br />

In der Vorweihnachtszeit wandelt auch ein<br />

stattlicher Nikolaus durch die Einkaufswelt der<br />

Galeria Kaufhof. Immer samstags ist er anzutreffen.<br />

Weihnachtsmusik wird im Hause erklingen.<br />

Nicht über Lautsprecher, sondern live von<br />

einem eigens aufgestellten Flügel in der ersten<br />

Etage.<br />

Entspannte und anheimelnde Einkaufsatmosphäre<br />

wolle man unter dem Dach der Galeria<br />

Kaufhof schaffen.<br />

In der oberen Etage des Hauses fällt ein besonders<br />

großer Weihnachtsbaum auf. Er dient<br />

einem guten Zweck. Es ist ein Charity-Weihnachtsbaum,<br />

geschmückt mit Wunschzetteln.<br />

Absender sind psychisch und psychosomatisch<br />

gestörte Kinder aus der Rostocker Heinrich-<br />

Hoffmann-Schule, die in ihrer Freizeit vom Klinik-<br />

und Schulverein „5 vor 12“ betreut werden.<br />

„Wir hoffen natürlich, dass viele Kunden unseres<br />

Hauses sich der Wunschzettel annehmen,“<br />

sagt Kaufhofchef Erwin Ruzek, dessen großer<br />

Wunsch es ist, die Kinder, die zum Teil aus<br />

sehr zerrütteten Familienverhältnissen kommen,<br />

zur Weihnachtszeit mit einer Überraschung<br />

aus der Galeria Kaufhof zu erfreuen.<br />

<strong>ROSTOCK</strong> delüx 4/2010


f<br />

„EIKBOOM“ -Chef Torsten Klement: „Im klassischen Sinne sind wir ein moderner, komplexer Dienstleister.“<br />

Foto: Thomas Ulrich<br />

Exklusiv:<br />

<strong>ROSTOCK</strong> delüx 4/2010<br />

Dekostoffe von Joop<br />

Im tiefsten Herzen sei er Kaufmann, sagt Torsten<br />

Klement, Geschäftsführer der Rostocker<br />

„EIKBOOM“ GmbH. Kein Einrichter, kein Windanlagenbauer.<br />

Nein, Kaufmann. „Es steht mir<br />

nicht zu, mich auf eine Seite zu schlagen,“<br />

lächelt der 55-Jährige. „In so einem ‚Gemischtwarenladen‘<br />

muss man in erster Linie Kaufmann<br />

sein und ganz nüchtern die Zahlen sehen.<br />

Sonst verzettelt man sich.“<br />

Zwei Säulen prägen sein mittelständisches<br />

Unternehmen: Raumausstattung und Herstellung<br />

von Formteilen aus Kunststoff und damit<br />

vor allem Zulieferer für große Windanlagenhersteller.<br />

Die 50 Mitarbeiter und ihr Chef feierten vor einigen<br />

Wochen ihr 20jähriges GmbH-Jubiläum. Im<br />

eigentlichen Sinne hat „EIKBOOM“ bereits gut<br />

30 Jahre mehr „auf dem Buckel“, denn bereits<br />

1956 wurde das Unternehmen zunächst als PGH<br />

Frieden gegründet, zwei Jahre später, 1958,<br />

wurde „EIKBOOM“ daraus.<br />

Das ist lange her, aber Geschichte, die prägend<br />

auch für das Hier und Heute gewesen sei, so<br />

Klement. „Da ist der gute Stamm von Mitarbeitern,<br />

die unternehmerisch mitdenken.“ Er könne<br />

seinen Leuten, die Verantwortung für die einzelnen<br />

Bereiche tragen, vertrauen, denn die Arbeit<br />

im Hause sei einfach zu vielschichtig. Und wie-<br />

der schmunzelt er. „Der Sprung zwischen Gardine<br />

und Windanlage ist doch ziemlich groß.“ Im<br />

Raumausstatterbereich habe er gleich drei Meister,<br />

die eine wirklich gute Ausbildung haben.<br />

Entscheidend ist aber auch das Geschick jener<br />

Leute, die in der Produktion direkt arbeiten, ob<br />

nun Näherin, Polsterer, Fußbodenleger. „Fördernd<br />

wirkt natürlich die eigene Berufsausbildung<br />

im Unternehmen.“<br />

Akquise, Werbung von Neukunden, Pflege der<br />

Bestandskunden, das gemeinsame Gespräch zu<br />

suchen, genaue Wünsche, Vorstellungen und<br />

Vertrauen der Kunden zu erschließen, das sei<br />

schon seine „Frontaufgabe“. Technisch gradlinig<br />

gehe es eher im Kunststoffbereich zu. „Die Techniker<br />

kommen schnell auf den Punkt“, so Torsten<br />

Klements Erfahrung.<br />

In der Raumausstattung sehe er sein Unternehmen<br />

eher in der Funktion des Verkäufers von<br />

Zeitgeist - mitunter zum Spagat herausfordernd.<br />

„Manche Kunden bevorzugen sachliche<br />

Schlichtheit, andere lieben es romantisch-historisch,<br />

die nächsten wieder mögen einen guten<br />

Mix.“ Dies alles passend zu machen, sei schon<br />

spannend. „Wichtig, der Kunde, für den wir einrichten,<br />

soll sich wiedererkennen. Wir führen<br />

ihn,“ bringt Klement die Philosophie seines Einrichtungshauses<br />

rüber. „Im klassischen Sinne<br />

sind wir ein moderner, komplexer Dienstleister.“<br />

UNTERNEHMEN<br />

Die Liste der „EIKBOOM“- Einrichtungskunden<br />

ist umfangreich. Ob das Ausstatten und Einrichten<br />

von Kreuzfahrtschiffen, großen Hotels in<br />

naher und fernerer Umgebung oder aktuell für<br />

den Rostocker Barocksaal. Wandbespannungsarbeiten<br />

und Fensterdekorationen sind hier<br />

abgeschlossen. Torsten Klement gibt sich dennoch<br />

bescheiden. Es kommt nur ein kurzes<br />

„Na ja.“<br />

Äußerst wichtig sind dem Geschäftsmann<br />

natürlich auch die Privatkunden.<br />

„Viele sind seit vielen Jahren mit unserem Haus<br />

verbunden. Für sie besuchen wir die wichtigsten<br />

Raumausstattermessen in Frankfurt/Main und<br />

München, um uns dort über die neuesten<br />

Trends zu informieren, um die neuen Stoffe und<br />

Muster in unserem Hause anbieten zu können“.<br />

Exklusiv werden bei der „EIKBOOM“ GmbH zum<br />

Beispiel die Deko-Stoffkollektion von Joop<br />

angeboten.<br />

Manche Krise habe sein Unternehmen auch<br />

miterlebt. Die Werftenkrise zum Beispiel, die<br />

habe ihm schon Schlaflosigkeit bereitet. „Ich<br />

beneide, die Leute, die zum Feierabend die Tür<br />

schließen können. Das geht bei mir nicht.“ Zum<br />

Ausgleich suche er deshalb schon den Sport.<br />

Tennis einmal in der Woche und wenn Zeit ist,<br />

gemeinsame Nordic-Walking-Runden im Warnemünder<br />

Küstenwald mit Ehefrau Petra.<br />

Seinen persönlichen Einrichtungs-Geschmack<br />

sieht der „EIKBOOM“-Chef eher etwas historisch.<br />

Die alten, zum Teil goldgerahmten Bilder<br />

in seinem Büro lassen darauf schließen.„Biedermeier<br />

mit modernem Design oder Stoffen<br />

gepaart, diese Synthese ist für mich schön.“<br />

Um die Zukunft der Rostocker „EIKBOOM“<br />

GmbH ist Torsten Klement nicht bange. „Ein<br />

paar Vorkehrungen für den Generationswechsel<br />

sind geschaffen.“ Sein Bestreben sei, die Firma<br />

doch ein wenig familiärer zu führen. So leitet<br />

der Bruder Meyk Rohde den 2. Betriebsteil in der<br />

Koppelsollstraße. Sohn Gunnar arbeitet zur Zeit<br />

in einem Institut in Kansas / USA und soll künftig<br />

auch Aufgaben bei der „EIKBOOM“ GmbH<br />

übernehmen. So die langfristige Familien- und<br />

Unternehmensplanung. „Seine Vorstellungen<br />

für dieses Unternehmen sind ziemlich gefestigt,“<br />

sagt Vater Klement. Und dann ist ja auch<br />

noch der jüngste Sohn Björn, auch ein Kaufmann.<br />

Eichen, die mag Torsten Klement. Natürlich.<br />

„Ihre Kraft, ihre Stärke. Die Symbolik für unser<br />

Unternehmen, die hat schon was.“ Natürlich<br />

gab es auch schon einen Betriebsausflug zu den<br />

1000jährigen Ivenacker Eichen. Anlässlich des<br />

GmbH-Jubiläums wurde der Stadt Rostock eine<br />

Eiche geschenkt. Sie hat ihren Platz vor der hansestädtischen<br />

Stadthalle gefunden.<br />

Regina Rösler<br />

27


28<br />

UNTERNEHMEN<br />

Vorstandsvorsitzender Rügen Fisch Klaus Peper und Anja Czerwinski, zuständig für Neuentwicklungen.<br />

Verkaufsschlager: Nackte Möpse<br />

„Shoprite“, ein Supermarkt in<br />

Windhoeck, Namibia, Afrika. Im<br />

Regal stapeln sich Rügen Fisch<br />

Dosen. Die fallen sofort ins Auge,<br />

weil, die kennt man von Zuhause.<br />

Und die sehen hier genauso aus.<br />

Heringsfilets in Tomate oder in<br />

Senfsauce – alles da.<br />

Ein paar Tausend Kilometer weiter<br />

um die halbe Erdkugel in Dunedin,<br />

Neuseeland. Gleiches Bild. Auch da<br />

hat der Supermarktchef den Fischkonserven<br />

von Deutschlands größter<br />

Insel einen gebührenden Platz<br />

eingeräumt. In den USA ist der<br />

namhafte deutsche Fischverarbeiter<br />

längst die Nummer eins bei den<br />

Importeuren.<br />

Entdeckt: Rügenfischdosen<br />

in einem Supermarkt in<br />

Windhoeck, Namibia.<br />

„Kein Wunder. Wir sind Exportweltmeister<br />

im Land. Kein anderes<br />

Unternehmen in Mecklenburg-<br />

Vorpommern unterhält zu 102<br />

Nationen weltweit Handelskontakte.<br />

In Europa gibt es kaum noch<br />

einen weißen Fleck. Und das haben<br />

wir in nicht einmal 20 Jahren<br />

geschafft“, erklärt Klaus Peper mit<br />

sichtbarem Stolz. Als der heute 60-<br />

Jährige kurz vor der Wende den<br />

Kutter- und Küstenfischern auf der<br />

Warnemünder Mittelmole als<br />

Fangleiter Tschüss sagte, um auf<br />

den Chefsessel der Rügen Fisch<br />

nach Sassnitz zu wechseln, konnte<br />

er in seinen kühnsten Träumen<br />

nicht voraussehen, dass er heute<br />

dem inzwischen größten deut-<br />

schen Fischverarbeitungsverbund<br />

vorsteht.<br />

Wobei, so ganz reibungslos verlief<br />

das alles nicht. Als der umtriebige<br />

VEB Direktor gerade dabei war, den<br />

zwar erst 1949 völlig neu errichteten,<br />

aber zwischenzeitlich ziemlich<br />

heruntergekommenen größten<br />

DDR-Fischverarbeitungsbetrieb<br />

umfangreich zu sanieren, entstand<br />

mit der Wende plötzlich eine völlig<br />

neue Situation.<br />

Schnell hatte die Treuhand entschieden,<br />

dass Heringsfilets in<br />

Tomatensauce aus Sassnitz künftig<br />

keine Chance auf dem neuen<br />

gesamtdeutschen Markt haben.<br />

Doch freiwillig<br />

wollte der<br />

damals<br />

40-Jährige den Platz nicht räumen.<br />

Mit Hawesta in Schlutup nahe<br />

Lübeck präsentierte Peper einen<br />

Fischkonservenhersteller, unter<br />

dessen Namen er weiter produzieren<br />

konnte. Und die wechselfreudigen<br />

Ostdeutschen haben völlig<br />

unbewusst mitgeholfen, dass es<br />

auch eine Erfolgsgeschichte<br />

wurde. „Die haben fortan kräftig<br />

Hawesta-Konserven gekauft, ohne<br />

zu ahnen, dass sie eigentlich genau<br />

das weiter essen, was sie schon<br />

40 Jahre lang auf dem Tisch hatten.<br />

Bis zu jenem Tag, als wir endlich<br />

unter der eigenen Marke<br />

Rügen Fisch die heiß begehrten<br />

Dosen produzieren konnten“,<br />

erzählt Peper.<br />

Es gehört zur deutsch-deutschen<br />

Nachwendegeschichte, dass das<br />

traditionsreiche Schlutuper Unternehmen<br />

seit vergangenem Herbst<br />

zum Rügen-Fisch-Verbund gehört.<br />

Als Hawesta just im 100. Jahr seines<br />

Bestehens nach anhaltender<br />

Krise 2009 unmittelbar vor dem<br />

Aus stand, war es Klaus Peper, der<br />

den einstigen Marktführer bei<br />

Fischdosen in sein expandierendes<br />

Imperium holte und rettete. Statt<br />

fortschreitendem Arbeitsplatzabbau<br />

konnten zuletzt wieder 30<br />

Frauen und Männer neu eingestellt<br />

werden.<br />

Doch Peper, der sich im Zuge der<br />

Übernahme gegen mehrere Mitwettbewerber<br />

durchsetzte, will<br />

sich den Erfolg nicht allein gut<br />

schreiben. Mit dem ehemaligen<br />

Geschäftsführer des Lübecker<br />

Fischkonservenherstellers Heyco,<br />

Hans Moczarski, holte er vorübergehend<br />

einen Experten mit Insiderwissen<br />

ins Boot. Moczarski war<br />

mit seiner Firma einst selbst von<br />

Hawesta geschluckt worden und<br />

sollte jetzt schnellstmöglich den<br />

ehemaligen Konkurrenten aus der<br />

Krise führen. Und das gelang mit<br />

Erfolg. Moczarski hat allen in der<br />

Branche noch einmal gezeigt, wie<br />

es geht. Inzwischen genießt der<br />

nach vier Jahren Ruhestand kurzzeitig<br />

aktivierte Fischexperte<br />

wieder sein Rentnerdasein.<br />

Anstelle seiner hat Pepers Sohn<br />

Uwe die Geschäfte bei Hawesta<br />

übernommen.<br />

Bei Sassnitz Fisch, einem wei teren<br />

Tochterunternehmen schwingt<br />

Ehefrau Gudrun das Zepter. Trotz-<br />

<strong>ROSTOCK</strong> delüx 4/2010


Ehefrau Gudrun Peper steht dem Tochterunternehmen<br />

Sassnitz Fisch vor.<br />

dem will sich Klaus Peper deshalb<br />

noch lange nicht als Familienunternehmen<br />

einstufen lassen. Dass<br />

sich der Verbund unter dem Dach<br />

der Rügen Fisch AG unterdessen<br />

mopsfidel fühlt, diese Aussage will<br />

der Chef von inzwischen immerhin<br />

sechs Tochterunternehmen im Inund<br />

Ausland aber durchaus gelten<br />

lassen. Und das aus gutem Grund.<br />

Spezialität bei Sassnitz Fisch sind<br />

neben Matjes nackte Möpse. Die<br />

hat Peper selbst so getauft. Die<br />

gehäuteten Rollmöpse, die fangfrisch<br />

um eine Gurke gerollt und so<br />

ins Fass gesteckt werden, sind<br />

längst zu einem Verkaufsschlager<br />

geworden. Und wer Erfolg hat,<br />

fühlt sich wohl, halt mopsfidel.<br />

Und so soll es weitergehen.<br />

<strong>ROSTOCK</strong> delüx 4/2010<br />

Erst im Oktober hat<br />

Peper die Berliner<br />

Norfisk gekauft. Der<br />

ins Schlingern geratene<br />

Experte für<br />

frisch verarbeitete<br />

Lachsprodukte hatte<br />

jüngst noch mit<br />

neuen innovativen<br />

Produkten unter der<br />

Marke Käfer eine<br />

letzte Absatzoffensive<br />

gestartet. Ohne<br />

den erhofften Erfolg<br />

einzufahren. Nun<br />

will es Peper richten.<br />

Wieder einmal.<br />

Dass der Erfolgsmanager<br />

selbst noch am<br />

Markt ist, ist allerdings<br />

eher einer<br />

Reihe von Zufällen und seinem<br />

unbeugsamen Durchsetzungsvermögen<br />

zu verdanken.<br />

Der von der Treuhand nicht erwartete<br />

Erfolg als Lohnunternehmen<br />

für Hawesta, hatte die Chefsanierer<br />

1993 erneut aktiviert. Sie setzten,<br />

mitten in die Aufwärtsentwicklung<br />

hinein, einen<br />

Westberliner Investor auf den<br />

Chefsessel. Der verstand zwar<br />

nichts von Fisch, dafür wohl etwas<br />

von Hubschraubern. Vereinzelte<br />

Besuche der Firma erfolgten so<br />

fortan aus der Luft. Bis zum<br />

zwangsläufigen Absturz in den<br />

Konkurs. Der nächste von der Treuhand<br />

auf den Chefsessel gehobene<br />

Investor konzentrierte sich vor<br />

allem auf Immobiliengeschäfte.<br />

Und legte so ebenfalls eine Bruchlandung<br />

hin.<br />

1999 durfte Peper dann wieder<br />

selbst ran. Gemeinsam mit dem<br />

Rostocker Insolvenzverwalter<br />

Bertold Brinkmann und dem<br />

Lüneburger Unternehmer Thies<br />

Pickenpack als Gesellschafter an<br />

seiner Seite, brachte der von der<br />

Treuhand zwischenzeitlich ausgebootete<br />

Erfolgsmanager die<br />

Firma schnell wieder ins richtige<br />

Fahrwasser.<br />

Schon zwei Jahre später wurde<br />

eine für 47 Millionen Euro völlig<br />

neu errichtete Produktionshalle<br />

eröffnet, die das Gesicht des Sassnitzer<br />

Hafens mit ihren blau-rotweißen<br />

Farben heute maßgeblich<br />

prägt.<br />

Anja Czerwinski, Vorstandsmitglied<br />

und zuständig für Neuentwicklungen,<br />

ist gerade dabei,<br />

Erzeugnisse für einen weiteren<br />

Partner in Asien zu entwickeln.<br />

Im Gewerbegebiet Rostock-Bentwisch<br />

errichtet das Unternehmen<br />

für 16 Millionen Euro derzeit<br />

eine Kalträucherei. Im kommenden<br />

Herbst soll alles fertig sein,<br />

60 neue Mitarbeiter ihre Arbeit<br />

aufnehmen. Dann werden im<br />

Verbund fast 1.000 Frauen und<br />

Männer beschäftigt sein, der Jahresumsatz<br />

auf über 150 Millionen<br />

Euro steigen. Eine Verdoppelung<br />

innerhalb von nur zehn Jahren.<br />

UNTERNEHMEN<br />

„Mit dem Neubau verfügen wir<br />

dann über die gesamte Palette<br />

der Möglichkeiten bei der Fischverarbeitung.<br />

Die Neue Ostseefisch<br />

in Rostock gehört ja seit<br />

2005 auch zu uns. Dort hatte<br />

man sich zusammen mit einem<br />

österreichischen Gesellschafter<br />

verspekuliert. Jetzt läuft es auch<br />

da wieder bestens. Wir haben<br />

gerade neue Öfen gekauft. Alles<br />

wird heiß geräuchert, von Sprotte<br />

bis Lachs. Und dann haben wir<br />

noch ein Werk im litauischen Kretinga.<br />

Das ist vor allem auf die<br />

Produktion von Fisch in Aspik<br />

ausgerichtet “ macht Peper sein<br />

Angebot komplett.<br />

Angst, dass bei all den Steigerungsraten<br />

eines Tages der Fisch<br />

knapp werden oder gar ausgehen<br />

könnte, hat der Erfolgsmanager<br />

nicht. „Wir sägen doch nicht an<br />

dem Ast auf dem wir sitzen. Bei<br />

uns kommt inzwischen fast ausschließlich<br />

nur noch zertifizierter<br />

Fisch aus nachhaltiger Fischerei in<br />

die Verarbeitung“, gibt sich Peper<br />

weiterhin erfolgsorientiert. Das<br />

blau-weiße Siegel mit dem drei<br />

großen Buchstaben MSC, sie stehen<br />

für Marine Stewardship Council“,<br />

prangt inzwischen nahezu auf<br />

allen Dosen, Gläsern und sonstigen<br />

Verpackungen. Zudem wird<br />

zunehmend Fisch aus Aquakultur<br />

verarbeitet. Insgesamt sind es<br />

inzwischen fast 40.000 Tonnen im<br />

Jahr. Tendenz steigend.<br />

Text/Fotos: Jürgen Drewes<br />

29


30<br />

HANDWERK<br />

Bäckermeister Jürgen Gottschalk aus Graal-Müritz<br />

backt Brötchen mit Kaiserstempel.<br />

Jürgen Gottschalk drückt seinen Brötchen den<br />

Stempel auf. Einen standesgemäßen Kaiserstempel.<br />

So heißt die Brötchenform, die mit ihren fünf<br />

geschwungenen Trennlinien an eine Kinderwindmühle<br />

erinnert. Mohn- und Sesambrötchen<br />

werden so gebacken, viele regionale Spezialitäten<br />

und – Nachtkerzenbrötchen. Die hat Jürgen<br />

Gottschalk aus Graal-Müritz gerade neu „erfunden“.<br />

Der 58-Jährige ist mit nunmehr 37 verschiedenen<br />

Brötchensorten ein wahrer Meister seines<br />

Fachs. Seine jüngste Kreation hat er gemeinsam<br />

mit Ingo Sander entwickelt.<br />

Der Biobauer aus Tarnow bei Bützow stellt<br />

höchst außergewöhnliche Kulturen ins Feld.<br />

Neben Nachtkerzen, auch Saflor, Schwarzkümmel<br />

und Leinöl. Nach jahrzehntelanger Pause ist<br />

er der erste, der zudem wieder Mohn erntet.<br />

„Und das ist gut so“, reibt sich Jürgen Gottschalk<br />

die teigverklebten Hände. Gerade hat er ein paar<br />

Mohnzöpfe geformt. Beim Bäckerhandwerk geht<br />

es nach wie vor im wahrsten Sinne des Wortes<br />

hand-werklich zu. Unter Zugabe von Rohstoffen,<br />

die – auch das ist Tradition – fast ausschließlich<br />

aus der unmittelbaren Region kommen. „Dass<br />

sich sogar Nachtkerzen zum Backen eignen,<br />

hätte ich gar nicht geglaubt. In Tarnow wird Öl<br />

aus den Samenkörnern gepresst und zurück<br />

bleibt der sogenannte Presskuchen mit vielen für<br />

eine optimale Verdauung interessanten Inhaltsstoffen.<br />

Und genau so etwas wollen die Leute<br />

zunehmend. Das bieten nur wir, kein Großbetrieb“,<br />

erklärt der experimentierfreudige Meister.<br />

Olaf Jaretzke aus Teterow hat neue Weihnachtsstollen<br />

kreiert.<br />

„Unsere Stärken sind Vielseitigkeit, Frische und<br />

Unverwechselbarkeit“, macht sich Landes -<br />

innungsmeister Thomas Müller für das Bäckerhandwerk<br />

stark. Der 48-Jährige, der in Ribnitz-<br />

Damgarten die seit Generationen familiengeführte<br />

Bäckerei aufwendig modernisiert hat, verweist<br />

gleichzeitig auf den sich ständig verschärfenden<br />

Wettbewerb innerhalb der Branche.<br />

Immer größer werdende Bäckereiunternehmen<br />

setzen im Zusammenspiel mit den Discountern<br />

die Handwerksunternehmen vor allem preislich<br />

unter Druck. „Da können wir schon lange nicht<br />

mehr mithalten. Von einst knapp 1.000 Bäckereien<br />

in Mecklenburg-Vorpommern unmittelbar<br />

nach der Wende sind gerade noch 260 übrig<br />

geblieben“, verweist der Landesinnungschef auf<br />

den anhaltenden Verdrängungswettbewerb.<br />

Olaf Jaretzke aus Teterow hat gerade ein paar<br />

neue Kunden hinzugewonnen. Eigens zum Weihnachtsgeschäft<br />

hat er neue Ministollen kreiert.<br />

Lediglich 250 Gramm schwer sind die mit<br />

Mohn/Mandel, Pistazien oder auch Rumtopf<br />

gefüllt. So etwas gab es bislang weit und breit<br />

noch nicht. „Das hat sich wie ein Lauffeuer herumgesprochen.<br />

Plötzlich wollen alle meine Ministollen“,<br />

freut sich der Bäckermeister und reicht<br />

das nächste Exemplar über den Ladentisch.<br />

„Auch uns ist kein Weg zu weit, um die Verbraucher<br />

von unserer Qualität, unseren Vorteilen zu<br />

überzeugen“, verweist Thomas Müller auf ein<br />

ganz persönliches Erlebnis aus diesem Sommer.<br />

Als der Bäckermeister an seinem Schau -<br />

ba ckofen auf dem Fischland-Darß-Zingst<br />

demonstrierte, wie nach guter alter Tradition<br />

mit Natursauerteig sein „Opa Willi<br />

Brot“ entsteht, genau so, wie es schon<br />

sein Großvater gebacken hat, da musste<br />

er sich von einem Zuschauer<br />

anhören, dass so eine Vorführung und<br />

die Arbeit zu Hause in der Bäckerei wohl<br />

Landesinnungsmeister für das Bäckerhandwerk<br />

in M-V: Thomas Müller.<br />

Nachtkerzenbrötchen und Opa-Willi-Brot<br />

Foto: www.pixelio.de<br />

zwei paar Schuhe seien. „Der Mann meinte, da<br />

würde ich auch nur zu Fertigteigmischungen<br />

greifen und den Rest erledigt die Technik. Den<br />

habe ich am Arm gepackt, in mein Auto gesetzt<br />

und bin mit ihm in meine Backstube nach Ribnitz-Damgarten<br />

gefahren. Der ist gar nicht<br />

mehr aus dem Staunen raus gekommen, wie<br />

viel Arbeit in so einem Brot steckt, wie viel Zeit<br />

wir uns dafür nehmen. Heute ist er Stammkunde<br />

bei mir“, gibt der Chef von derzeit lediglich<br />

noch 117 Innungsbetrieben in Mecklenburg-Vorpommern<br />

die künftige Marschrichtung hin zu<br />

mehr Öffentlichkeitsarbeit vor. Ein Selbstläufer,<br />

wie zu jenen Zeiten, als es die Konkurrenz der<br />

Großbäckereien noch gar nicht gab, sind die<br />

Handwerksbetriebe schon längst nicht mehr.<br />

Unterdessen drängt sich ein Vergleich mit den<br />

Brauern auf. Das Reinheitsgebot von 1516 setzt<br />

allein auf Hopfen, Malz und Wasser. Bei den<br />

Bäckern geht es mit Sauerteig, Mehl, Schrot und<br />

Wasser genauso rein zu. Auch hier sind Zusatzstoffe<br />

verpönt. So sie auf Tradition setzen.<br />

Das gilt nicht zuletzt auch in der Vorweihnachtszeit.<br />

„Wer einmal mit den Pfeffernüssen, dem<br />

Stollen von seinem Bäcker zufrieden war, wird<br />

dort immer wieder kaufen. Und regionale Spezialitäten<br />

sind ohnehin nur beim Handwerksbetrieb<br />

zu haben,“ gibt sich Thomas Müller namens der<br />

Branche selbstbewusst, wenn es um die<br />

Zukunftsaussichten geht.<br />

„Kleine Betriebe, kleine Stückzahlen, große<br />

Betriebe, große Mengen. Am Ende muss der Verbraucher<br />

entscheiden, was er will - preisgünstige<br />

Masse oder handwerklich gefertigte Klasse,“<br />

hofft die vergleichsweise kleine Gruppe der verbliebenen<br />

familiengeführten Bäckereien sich<br />

auch weiterhin am Markt behaupten zu können.<br />

Jürgen Drewes (Text/Fotos)<br />

<strong>ROSTOCK</strong> delüx 4/2010


32<br />

Paradies<br />

Was für ein<br />

Die Strandhotels „Fischland“ und „Dünenmeer“<br />

im Ostseebad Dierhagen<br />

Der Wind peitscht über die<br />

Dünen, die krummen Kiefern<br />

ducken sich, scheinen regelrecht<br />

vor ihm zu flüchten. Jetzt spä -<br />

testens weiß man, warum eben<br />

diese Kiefern hinter den Ostsee-<br />

Dünen entlang von Fischland,<br />

Darß und Zingst auch Windflüchter<br />

genannt werden.<br />

Beobachten kann man derlei<br />

Windspiele im Strandhotel „Fischland“<br />

im Ostseebad Dierhagen,<br />

warm und geschützt zum Beispiel<br />

im Wintergarten des Hauses. Hier<br />

sitzt man regelrecht mittendrin.<br />

Und wenn man sich bei diesem<br />

winterlich-stürmischem Wetter<br />

hinaus wagt, sich bei einem<br />

Strandspaziergang ein wenig<br />

durchpusten lassen möchte,<br />

besteht die Chance, auch im nur<br />

einen knappen Kilometer entfernten<br />

Strandhotel „Dünenmeer“<br />

dem Spiel der Windflüchter weiterhin<br />

zu zuschauen. Bei einem<br />

heißen Tee und wunderbarem<br />

Kuchen aus der hauseigenen<br />

Patisserie oder gar im Panoramapool<br />

dieses Vier-Sterne-Superior-<br />

Hauses im benachbarten Ortsteil<br />

Neuhaus.<br />

„Wir infizieren jeden Gast“, sagt<br />

Isolde Heinz, Direktorin der beiden<br />

Strandhotels „Fischland“ und<br />

„Dünenmeer“. Der Virus der Häuser<br />

lasse die Gäste nicht so schnell<br />

los. „Denn diese Art möchte man<br />

auch gar nicht so schnell abschütteln“,<br />

lächelt die gebürtige Heidelbergerin.<br />

Von dem hiesigen Kraftpaket<br />

Natur sei sie immer noch<br />

infiziert. „Eigentlich wollte ich gar<br />

Hoteldirektorin Isolde Heinz.<br />

nicht her. Aber als ich vor drei Jahren<br />

das erste Mal in Dierhagen<br />

war, dachte ich, mein Gott, was für<br />

ein Paradies. Hier, gleich hinter den<br />

Dünen, zieht der komplette Alltag<br />

an einem vorbei,“ erzählt Isolde<br />

Heinz voller Begeisterung. Und so<br />

Anzeige<br />

scheine es auch ihren Gästen zu<br />

ergehen. „Meistens stehen die Koffer<br />

noch gar nicht richtig im Zimmer,<br />

dann geht der Gast auch<br />

schon an die Ostsee. Dieses<br />

Ankommen bei uns hat immer<br />

etwas mit dem Kontakt zum Meer<br />

Der Panorama-Pool im<br />

Strandhotel „Dünenmeer“.<br />

zu tun.“ Das absolute Bedürfnis<br />

nach Ruhe und Erholung sei in beiden<br />

Strandhotels spürbar. Dafür<br />

werde von den Mitarbeitern auch<br />

alles getan. „Bei uns kann man gut<br />

essen, Sport treiben, Spa- und<br />

Beauty-Behandlungen inmitten<br />

von Dünen und mit dem Blick aufs<br />

Meer genießen – kurzum es sich<br />

einfach gut gehen lassen.“ Im<br />

eigentlichen Sinne geschehe bei<br />

den Gästen von „Fischland“ und<br />

„Dünenmeer“ eine Reduktion aufs<br />

Wesentliche. „Unsere Gäste tauchen<br />

ein in diese Ruhe, die wir bieten.<br />

Es ist schon faszinierend, wie<br />

die Gäste spüren, dass die Uhren<br />

bei uns langsamer ticken.“ Hier<br />

sei man auf der Sonnenseite des<br />

Lebens - auch in den Wintermonaten.<br />

Wie wahr.<br />

<strong>ROSTOCK</strong> delüx 4/2010


Anzeige<br />

Wellness für die Sinne<br />

im HOHE DÜNE SPA<br />

Die Yachthafenresidenz Hohe<br />

Düne in Warnemünde erwartet<br />

ihre Gäste mit 368 liebevoll eingerichteten<br />

Zimmern und Suiten,<br />

elf Restaurants und einer<br />

4.200 qm großen Wellnesslandschaft,<br />

dem HOHE DÜNE SPA.<br />

Wellness-Liebhaber begeben<br />

sich auf eine Entdeckungsreise<br />

zu den schönsten Behandlungsmethoden<br />

und Badekulturen der<br />

Welt. Wohltuende Massagen<br />

und traumhafte Kosmetik-<br />

Behandlungen bringen Körper<br />

und Geist in Einklang. Tempelmassagen<br />

aus Hawaii, ayurvedische<br />

Ölbehandlungen sowie<br />

thailändische Kräuterstempel<br />

laden in der kalten Jahreszeit ein<br />

zum Genießen und Entspannen<br />

und lassen die Gäste in eine Welt<br />

der Harmonie und des Wohlgefühls<br />

eintauchen.<br />

Tempelmassagen<br />

aus Hawaii<br />

Passionierte Wasserratten können<br />

sich im großen Schwimmbad<br />

(22 x 10 Meter) mit Separee und<br />

offenem Kamin sowie Warm-<br />

<strong>ROSTOCK</strong> delüx 4/2010<br />

becken und Kinderpool tummeln.<br />

Sauna-Freunde kommen in der<br />

Wohlfühlwelt des HOHE DÜNE<br />

SPA voll auf ihre Kosten. Im Innenbereich<br />

locken die Bio- und Finnische<br />

Sauna mit wohltuenden<br />

Aufgüssen. Im Außenbereich<br />

genießen die Gäste das seltene<br />

Erlebnis, in einer Kelo-Sauna im<br />

Blockhaus-Stil oder einer urigrustikalen<br />

Erdsauna zu schwitzen.<br />

Zum Herz-Kreislauf-Training eignet<br />

sich der Fitnessbereich mit<br />

modernsten Sportgeräten.<br />

Exklusive<br />

Kinesis-Geräte<br />

Mit den exklusiven Kinesis-Geräten<br />

lässt sich das innovative Free-<br />

Movement-Training erleben, das<br />

auf dem Widerstand im dreidimensionalen<br />

Raum basiert und<br />

bei dem sich natürliche Bewegungsabläufe<br />

mit einem ebenso<br />

exklusiven wie harmonischen<br />

Raumdesign paaren.<br />

Ein Tagesausflug in die Wohlfühlwelt<br />

des HOHE DÜNE SPA bietet<br />

die perfekte Möglichkeit neue<br />

Kraft für die dunkle Jahreszeit zu<br />

tanken. Mit einem Day Spa Ticket<br />

nutzen die Tagesgäste das<br />

Schwimmbad, die Saunen sowie<br />

den Fitnessbereich. Ein besonderes<br />

Angebot gibt es am Donnerstagabend.<br />

Bei Kerzenschein und<br />

Kaminfeuer lädt das SPA zum<br />

Candle-Night-Schwimmen. Ab<br />

19.00 Uhr stehen den Gästen<br />

Schwimmbad und Saunen zum<br />

Entspannen zur Verfügung.<br />

Saunieren wird zum<br />

besonderen Erlebnis<br />

Ausgesuchte Aromen, angepasst<br />

an das Thema der Wellnessweltreise,<br />

durchströmen während der<br />

Aufgüsse die urige Kelo-Sauna.<br />

Der Duft der japanischen Orchidee,<br />

der indonesischen Mango<br />

oder des karibischen Kaffees entführt<br />

Sauna-Liebhaber zu exotischen<br />

Zielen und macht sie zum<br />

Greifen nah. Diejenigen, die es<br />

etwas kühler mögen, finden in<br />

der Bio-Sauna eine mildere Alternative.<br />

Bei 65 Grad und einer<br />

Luftfeuchtigkeit von 50% ist sie<br />

schonend für den Kreislauf und<br />

gut verträglich.<br />

Ein Tagesticket für das HOHE<br />

DÜNE SPA erhält man Montag<br />

bis Donnerstag (10.00 – 22.00<br />

Uhr) für 38 Euro pro Person und<br />

am Sonntag (15.00 – 22.00 Uhr)<br />

für 30 Euro pro Person. Darin enthalten<br />

sind Bademantel- und<br />

Handtuchleihgabe, die freie Nutzung<br />

der Fitnessgeräte, des<br />

Saunabereiches, die Nutzung des<br />

Schwimmbades und des Außenbereiches:<br />

Kelo- und Erd-Sauna,<br />

Außenpool und Kneippbecken.<br />

Kontakt & Reservierung<br />

Yachthafenresidenz<br />

Hohe Düne<br />

Am Yachthafen 1<br />

18119 Rostock-Warnemünde<br />

Tel. 0381 / 50 40 – 0<br />

E-Mail: info@yhd.de<br />

www.hohe-duene.de<br />

33


34<br />

Wellness-Weltreisen<br />

IFA Hotel Graal-Müritz<br />

In diesen dunklen Tagen macht sich<br />

bei vielen von uns Sehnsucht nach<br />

Momenten des Ausspannens breit,<br />

einfach Seele und Körper etwas<br />

Gutes tun. Solcherart Auszeiten lassen<br />

sich im IFA Hotel Graal-Müritz<br />

genießen.<br />

Das erste Haus im Ostseebad,<br />

gelegen zwischen Meer, Düne und<br />

Wald, hält eine Menge Wohlfühlangebote<br />

bereit, um einen<br />

wirklichen Mehrwert für das eigene<br />

Wohlbefinden zu schaffen.<br />

Da ist zum Beispiel das wunderbare<br />

Schwimmbad. Immer freitags<br />

von 19 bis 23 Uhr kann man sich<br />

dort im Licht der Kerzen treiben<br />

lassen, Ruhe und Entspannung<br />

beim Candlelight-Schwimmen<br />

finden. Vielleicht vorher bei einem<br />

Spaziergang auf der Promenade<br />

oder am Strand noch ein wenig<br />

vom Seewind durchpusten lassen<br />

und dann im 30 Grad warmen<br />

Meerwasser erholen. Wunderbar!<br />

Wen um diese Jahreszeit das<br />

Fernweh treibt, auch der ist im IFA<br />

Hotel Graal-Müritz genau richtig.<br />

Das 4-Sterne Superior Haus bietet<br />

nämlich Wellness-Weltreisen,<br />

die unter anderem nach Ägypten,<br />

Asien, Türkei, Hawaii oder Frankreich<br />

entführen. Massagen vielerlei<br />

Art, Bäder, Gesichtspflegen lassen<br />

Körper und Sinne regelrecht<br />

um die Welt reisen. Einen Hauch<br />

des Zaubers von Hawaii ist zum<br />

Beispiel bei der Lomi Lomi-Massage<br />

zu genießen. Lomi Lomi ist eine<br />

Kombination aus Bindegewebsmassage,<br />

energetischer Körperar-<br />

beit und sanfter Gelenklockerung<br />

- eine Ganzkörpermassage, die<br />

das innere Gleichgewicht fördert<br />

und zugleich den Körper reinigt.<br />

Absolutes Balsam für stressgeplagte<br />

Menschen.<br />

Auch kulinarisch kann man sich<br />

IFA Hotel Graal-Müritz verwöhnen<br />

lassen. Bei vielen Fischlieb -<br />

habern ist das Internationale<br />

Fischbuffet legendär. Das 141. sei-<br />

Anzeige<br />

ner Art findet übrigens am<br />

28. Januar 2011 statt. Natürlich<br />

begleitet wieder der bekannte<br />

Shantychor „De Klaashahns“<br />

musikalisch durch den Abend und<br />

der Haus-DJ lädt zum Tanz.<br />

„Gans lecker“ lautet das Motto<br />

der dezemberlichen Gaumen-<br />

freuden. Eine besondere Offerte<br />

ist das 4-Gang-Candlelight Dinner<br />

und Feuerzangenbowle am<br />

24. Dezember. Natürlich schaut<br />

auch der Weihnachtsmann vorbei.<br />

Zu einer kulinarischen Reise<br />

nach Afrika wird im Januar 2011<br />

eingeladen.<br />

Mehr Informationen unter<br />

www.ifa-graal-mueritz-hotel.com<br />

<strong>ROSTOCK</strong> delüx 4/2010


Anzeige<br />

Auf dem<br />

richtigen<br />

„Dampfer”<br />

Hotel Hübner Warnemünde<br />

Geschützt hinter den Dünen,<br />

direkt an der Strandpromenade<br />

gelegen, befindet sich Warnemündes<br />

kleine feine Adresse –<br />

das Strand-Hotel Hübner.<br />

Nach dem Betreten der Hotelhalle<br />

werden Sie es gleich merken, dass<br />

Sie auf dem richtigen „Dampfer“<br />

sind: Helle, freundliche Farben,<br />

natürliche Materialien. Damit Sie<br />

bis zum Horizont schwimmen kön-<br />

<strong>ROSTOCK</strong> delüx 4/2010<br />

nen, wurde hier der Wellnessbereich<br />

einfach mal auf’s Dach<br />

gesetzt. Im Schwimmbad und<br />

unter der Glaskuppel gibt es nicht<br />

nur die grandioseste Aussicht auf<br />

den Strand, das Meer oder den<br />

Sternenhimmel, sondern auch ein<br />

traumhaftes Angebot an Wellness -<br />

anwendungen und eine wahrlich<br />

wohltuende Saunalandschaft. Hier<br />

oben auf dem „Panoramadeck“<br />

wird Entspannung zum Genuss.<br />

Ob bei sanften Massagen, Fitness -<br />

training, einem Sauna- und<br />

Kneippgang, einem Sonnenbad<br />

oder bei frisch gepressten Säften<br />

im Deckchair – hier werden Sie sich<br />

wirklich wohlfühlen.<br />

Genau gegenüber, direkt am<br />

Kurpark gelegen, heißt Sie das<br />

Park-Hotel Hübner herzlich willkommen.<br />

Auf zwei Etagen bietet Ihnen hier<br />

der 500 qm große, lichtdurchflutete<br />

Wellnessbereich einen wunderschönen<br />

Ort für Entspannung und<br />

Ruhe. Mit Ausblick auf einen<br />

eigens gestalteten wunderschönen<br />

Naturgarten erwarten Sie täglich<br />

ein Schwimmbad sowie eine<br />

Saunalandschaft mit Dampf-,<br />

Trocken- und Finnischer Sauna.<br />

Das Massageangebot reicht von<br />

Teilkörpermassage, Fußreflexzonenbehandlung<br />

bis zur verwöhnenden<br />

Aromaölmassage. Oder Sie<br />

genießen ein warmes Bad in der<br />

Wellnesswanne. Mit verwöhnenden<br />

Aromazusätzen wird hier das<br />

Badeerlebnis zu einem Fest der<br />

Sinne.<br />

Verstärkung in Sachen „Schönheit“<br />

bekommt das Hübner-Team von<br />

Christine Heide, welche mit ihrem<br />

Team das Angebot um den Bereich<br />

Kosmetik erweitert.<br />

Ob als Hotel- oder Tagesgast, wer<br />

einmal die Seele baumeln lassen<br />

oder verspannte Muskeln<br />

gelockert haben möchte, ist bei<br />

„Hübner“ genau richtig.<br />

Unser Tipp:<br />

Wohlfühlen zum<br />

Verschenken<br />

„Kuscheltag…“<br />

…im Strand-Hotel Hübner<br />

Genießen Sie einen Tag der Entspannung<br />

über den Dächern<br />

von Warnemünde.<br />

Nutzung des Schwimmbades<br />

mit Meerblick, Saunalandschaft<br />

und Cardio-Fitness, Teilkörpermassage<br />

oder Fußreflexzonenbehandlung<br />

(25 min), Menü der<br />

leichten Art mit Begrüßungscocktail<br />

im Restaurant „Hübner“<br />

pro Person 84,50 Euro<br />

„Kleine<br />

SeelenRuhe…“<br />

…im Park-Hotel Hübner<br />

Gönnen Sie sich einen entspannenden<br />

Wellnesstag.<br />

Nutzung von Schwimmbad und<br />

Saunalandschaft, kuscheliger<br />

Bademantel und Saunatuch zur<br />

Nutzung während Ihres Aufenthaltes<br />

sowie ein Vitalgetränk<br />

(0,5 l), 1 stärkendes Gute-Laune-<br />

Bad, 1 Teilkörpermassage (25<br />

min), 4-gängiges Tapas-Vital-<br />

Menü im „Gutmannsdörfer“<br />

pro Person 79,00 Euro<br />

(ganzjährig, außer an Feiertagen)<br />

35


36<br />

Die Leichtigkeit des Seins - es gibt<br />

sie wirklich. Zu erfahren, ja zu<br />

erleben im Hotel Neptun Warnemünde.<br />

Wie? Ganz einfach:<br />

Von Kopf bis Fuß Thalasso<br />

genießen. Und dabei mit den<br />

Augen die sturmgepeitschten<br />

Wellen der Ostsee begleiten.<br />

Wohlgefühl vom Feinsten macht<br />

sich breit, das im wahrsten Sinne<br />

unter die Haut geht. Da kann die<br />

dunkle Jahreszeit einem absolut<br />

nichts anhaben. Mehr für Seele<br />

und Körper geht kaum.<br />

Leise Entspannungsmusik und<br />

freundliche Therapeuten empfangen<br />

den Gast im Original-<br />

Thalasso-Zentrum des Hotel<br />

Neptun. Aus den einzelnen Therapieräumen<br />

öffnet sich ein weiter<br />

Blick auf die Ostsee mit ihrem<br />

weißen, breiten Strand.<br />

Vor dem Meerwasserbad in der<br />

Hydrowanne gibt es ein professionelles<br />

Meersalz-Peeling für<br />

die Haut. Dann duschen und ab<br />

geht’s in die große Wanne zu<br />

einem ausgedehnten Hydromassage-Vollbad<br />

im frisch gepumpten<br />

Ostseewasser, das natürlich<br />

erwärmt wird. Aus feinen Düsen<br />

dringen Meerwasserstrahlen, die<br />

prickelnd tief an Armen, Händen,<br />

Oberschenkeln, Rücken, Schulter<br />

für intensive Durchblutung des<br />

Körpers sorgen. Dem Salzwasser<br />

wird ein Algengemisch zugefügt.<br />

Eine absolute Wohltat.<br />

Anschließend wird es rundherum<br />

Genießen<br />

mit Thalasso<br />

Hotel Neptun in Warnemünde<br />

warm bei einer Algen-Packung.<br />

Eine mikropulverisierte Algenmasse<br />

wird angerührt und über den<br />

gesamten Körper verteilt. Unter<br />

einer Wärmedecke fühlt man<br />

anschließend, wie die Masse, die<br />

aus 45 Prozent Braunalgen, 45 Prozent<br />

Rotalgen und zehn Prozent<br />

Korallenalgen besteht, den Körper<br />

entspannt. Es wird wohlig warm,<br />

die Hautporen weit, man schwitzt.<br />

Gifte und Schlacken werden regelrecht<br />

herausgetrieben. Nachdem<br />

Fotos: Hotel Neptun<br />

die braune Masse abgeduscht ist,<br />

heißt es in einem weichen kuscheligen<br />

Bademantel auf der Wärmebank<br />

ausruhen bei einer<br />

wohlschmeckenden Tasse Entschlack<br />

ungstee mit Blick auf die<br />

tosende Ostsee vor der Haustür.<br />

Die Medizin aus dem Meer wirkt<br />

Wunder. Auch wenn Meerwasserbad<br />

und Meeralgenbehandlung<br />

nur ein Kurzprogramm des Original-Thalasso-Angebotes<br />

im Hotel<br />

Neptun sind, man fühlt sich nach<br />

Anzeige<br />

diesen gut zwei Stunden frisch<br />

und wohl - ja wie neugeboren.<br />

Probieren Sie es aus, die Therapeuten<br />

des Hauses beraten<br />

bestens.<br />

Neu ist in dem 5-Sterne-Hotel die<br />

Thalasso-Gesundheitswoche, die<br />

mit ganz individuellen Zielen<br />

und Programmen gebucht werden<br />

kann.<br />

Übrigens, schon die Ägypter, Griechen<br />

und Römer schätzen die<br />

Urkraft des Meeres zur Heilung<br />

von Krankheiten und zur Förderung<br />

der Gesundheit. Vor Jahrtausenden<br />

behandelten sie Rheumaoder<br />

Ischiaspatienten. Aus diesen<br />

Erfahrungen erwuchs die Thalassotherapie,<br />

denn „thalassa” bedeutet<br />

übersetzt das Meer.<br />

Das Warnemünder Hotel Neptun<br />

ist das erste Original-Thalasso-<br />

Zentrum Deutschlands.<br />

<strong>ROSTOCK</strong> delüx 4/2010


Anzeige<br />

Sanftes Durchatmen<br />

Golf- und Wellnesshotel Schloss Teschow<br />

„Wellness hat auch etwas mit<br />

loslassen zu tun,“ sagt Ralf<br />

Fränkel, Direktor des Golf- und<br />

Wellnesshotels Schloss Teschow.<br />

Diese, seine Philosophie, spürt<br />

der Gast schon bei der Anreise.<br />

Wohltuende Ruhe empfängt<br />

ihn, wenn er die Gutshofallee<br />

zum Schloss hinauffährt und im<br />

Schlosspark seinem Auto ent-<br />

<strong>ROSTOCK</strong> delüx 4/2010<br />

steigt. Sanftes Durchatmen.<br />

Und eben diese Sanftheit ist es<br />

auch, die den Gast begleitet, hier<br />

an diesem Ort, inmitten der<br />

Mecklenburgischen Schweiz,<br />

etwas für die Seele, fürs eigene<br />

Wohlbefinden zu tun.<br />

Freundlichkeit und Wärme<br />

umgarnen den Gast beispielsweise<br />

im großzügigen Wellness-<br />

und SPA-Bereich des Hauses.<br />

Wer möchte, kann ab sofort<br />

auch als Tagesgast abtauchen in<br />

den Innenpool des Hauses, der<br />

mit dem zum Schlosspark gelegenen<br />

Außenpool verbunden<br />

ist. Hier finden die Gäste Ruhe<br />

und können Ihrem Alltag entfliehen.<br />

Zum angeschlossenen<br />

Dampfbadbereich gehören ein<br />

römisches Schwitzbad, ein<br />

RUBRIK<br />

Das besondere Angebot<br />

im Winter<br />

• Innen- und Außenpool mit<br />

150 m² Wasserfläche, 29°C<br />

Wassertemperatur<br />

• Saunalandschaft<br />

• Wellness-Lounge<br />

mit Wasserbetten<br />

• Handtücher inklusive<br />

Ticket für einen<br />

Wellnesstag (für 6 Stunden)<br />

15,00 € pro Person<br />

Ticket für einen<br />

Wellnessmonat<br />

60,00 € pro Person<br />

Ticket für<br />

3 Wellnessmonate<br />

150,00 € pro Person<br />

Bei Abschluss eines Vertrages<br />

über einen oder drei Monate<br />

warten viele weitere Vorteile auf<br />

Sie im Golf- und Wellnesshotel<br />

Schloss Teschow.<br />

Aroma-Dampfbad sowie ein<br />

Kaltbaderaum. Neben einer Finnischen<br />

Sauna steht den Gästen<br />

auf Schloss Teschow auch die<br />

mit Wasserbetten neu eingerichtete<br />

„Wellness-Lounge“ zur<br />

Verfügung. Das vielfältige Angebot<br />

an Massage- und Kosmetikanwendungen<br />

runden einen<br />

erholsamen Wohlfühltag auf<br />

Schloss Teschow ab.<br />

37


38<br />

LIFESTYLE<br />

Draußen wird´s kalt,<br />

drinnen gemütlich<br />

Blütenzauber<br />

Der nächste Frühling kommt bestimmt.<br />

Eine Vorahnung bringen kandierte Blüten im<br />

Proseccoglas oder auf der Torte. 10 Euro/Box<br />

www.mutterland.de<br />

Herzerwärmend<br />

Die Wärmflasche von heute ist<br />

nicht nur heiß, sondern auch<br />

herzig anzusehen. Schurwolle.<br />

Giesswein, 70 Euro.<br />

Zum Verduften<br />

Ihren Lieblings-Raumduft<br />

verteilen Sie am<br />

schönsten mit einem<br />

Aromalicht wie diesem<br />

von Blomus. Edelstahl,<br />

32 Euro.<br />

Badepralinen<br />

schmelzen nicht im Mund,<br />

sondern im heißen Badewasser.<br />

Mit pflegender<br />

Kakao- und Sheabutter.<br />

Knapp 4 Euro/Stück<br />

www.lashuma.com<br />

Bettgefährten<br />

Einfach mal im Bett bleiben? Nichts<br />

lieber als das mit Luxus-Bettwäsche<br />

von Christian Fischbacher, der z. B.<br />

filigrane Schmetterlinge auf feinen<br />

Satin sticken lässt. Set „Butterfly“<br />

aus Kissen- und Deckenbezug,<br />

728 Euro, gesehen bei<br />

www.bedandroom.com<br />

Kuscheldecke<br />

„Valentina“<br />

aus reiner Schurwolle.<br />

Giesswein, 240 Euro.<br />

Leuchtendes Beispiel<br />

Kein dunkler Wintertag<br />

ohne warmes Kerzenlicht,<br />

z. B. auf dem Teelichthalter-Set<br />

„Edo“. Edelstahl, 48 Euro.<br />

www.blomus.de<br />

<strong>ROSTOCK</strong> delüx 4/2010


Heißmacher<br />

Österreicher wissen, was<br />

kalte Winter wärmer macht:<br />

leckere Trinkschokolade von<br />

klassisch-dunkel bis exotisch<br />

mit Ingwer und Kokos von<br />

Zotter, ca. 6 Euro/Packung.<br />

Samtplatz<br />

Das perfekte Lümmelsofa,<br />

um bei Kerzenschein, Heißgetränke<br />

und einem spannenden Buch dem<br />

Winter zu entfliehen: Samt-Recamiére ”Gaudi”<br />

von Bretz, ab 1435 Euro.<br />

<strong>ROSTOCK</strong> delüx 4/2010<br />

Zarte Hülle<br />

Hauchzart und doch wärmend:<br />

Häkel-Umhang mit<br />

Mohairwolle von Missoni.<br />

680 Euro, gesehen bei<br />

www.net-a-porter.com<br />

Hand in Hand<br />

Wenn die Hände nicht mehr<br />

warm werden wollen –<br />

nichts wie rein in den<br />

kuscheligen Lammfell-Muff<br />

von Paul & Joe. 359 Euro.<br />

gesehen bei<br />

www.mytheresa.com


40<br />

KUNST<br />

Lars Lehmann in seinem Güstrower Atelier.<br />

Wer Lars Lehmann in<br />

Güstrow besucht, der<br />

wird erst einmal auf die<br />

schönen Sachen der Keramik-Kollegen<br />

aufmerksam gemacht: Die<br />

zauberhaft unnützen Keramikdöschen<br />

und aufklappbaren Walfi-<br />

sche von Alexander Lazarewitsch,<br />

unter anderem. Erst nach einem<br />

Arbeitsbesuch bei Federico Barocci<br />

(1526-1612) landet man im Atelierzimmer<br />

von Lars Lehmann. Hier<br />

entstehen nicht nur die Stillleben<br />

von Milchtüten, Tomatenmarkdo-<br />

sen und Klopapierrollen. Sondern<br />

auch Landschaften und Blumenbilder.<br />

Übrigens auch gern mal zur<br />

Musik der amerikanischen Trash-<br />

Metal-Band Slayer. Hier in der Ecke<br />

stand auch die Leiter, auf der Ölkanister<br />

und Gießkanne, Verkehrsschild,<br />

Radkappe, Pappkiste,<br />

Muschel, Einkaufstüte, Schnuller,<br />

Blume und der ganze andere<br />

Krempel aufgeschichtet war:<br />

„Babylon“, Öl auf Hartfaser, 208 x<br />

150 Zentimeter. Was soll danach<br />

noch kommen von dem Stilllebenmaler<br />

Lars Lehmann? Wie gelangte<br />

er dahin? Lehmann zuckt<br />

lächelnd mit den Schultern und<br />

beginnt endlich, von sich zu<br />

erzählen.<br />

Wieder mal ist Italien schuld. Lars<br />

Lehmann hatte 1993, während<br />

eines Studiums an der Berliner<br />

Hochschule der Künste, ein Eras-<br />

mus-Austausch-Stipendium nach<br />

Ravenna bekommen. Für drei heilsame<br />

Monate war er raus aus dem<br />

Zirkus der Eitelkeiten. Natürlich<br />

sah er sich die frühchristlichen<br />

Mosaiken und die Bilder der großen<br />

Italiener an. Aber was in ihm<br />

begann zu arbeiten, war etwas<br />

anderes: Ein Haus und ein Turm vor<br />

einem Berg mit einem Baum.<br />

Bis zu diesem Zeitpunkt hatte sich<br />

das Leben von Lars Lehmann in<br />

Zickzackbahnen bewegt. Nach der<br />

Polytechnischen Oberschule (POS)<br />

in Ribnitz-Damgarten folgt das<br />

Abitur auf der Arbeiter- und Bauernfakultät<br />

in Halle, im Internat.<br />

Mit Ungarisch-Unterricht, denn<br />

das Ziel ist ein Studium als Holzgestalter<br />

in Sopron. Doch nach den<br />

Prüfungen folgen erst einmal<br />

anderthalb Jahre im Kontrolldurchlass<br />

eines Versorgungsstützpunktes<br />

der Volksmarine in Sassnitz.<br />

„Ich verlor jegliche Illusion<br />

über die Diktatur des Proletariats“,<br />

erinnert sich Lars Lehmann. „Wenn<br />

ich dort nicht begonnen hätte zu<br />

malen, wäre ich verblödet.“ Er malt<br />

alles: Blumen, Landschaften, Stillleben.<br />

Obwohl es verboten ist, akzep-<br />

Italien<br />

war schuld<br />

Druckerei Weidner<br />

195 x 85<br />

tieren die Vorgesetzten, dass der<br />

Matrose Lehmann immer Papier<br />

und Stift dabei hat. Ob es wirklich<br />

gut ist, was er da zeichnet, kann<br />

ihm niemand sagen.<br />

Nach der Armee geht es vorerst<br />

planmäßig weiter nach Sopron.<br />

<strong>ROSTOCK</strong> delüx 4/2010


Doch nur, um mal das freie Ungarn<br />

zu schnuppern und dann das Studium<br />

zu schmeißen. Das geht ganz<br />

leicht. Der Rektor fragt nur: „Haben<br />

Sie sich das gut überlegt?“ Lars<br />

Lehmann antwortet „Ja“. Und wird<br />

geext. Was man ihm nicht sagt:<br />

Wer in der DDR einmal ein Studium<br />

schmeißt, der bekommt so<br />

schnell kein neues. Das kriegt Lars<br />

Lehmann schnell zu spüren: Er<br />

zieht nach Berlin in den Prenzelberg,<br />

knackt sich eine Wohnung<br />

und jobbt kurzzeitig als Kulissenschieber<br />

in einem Operettenhaus.<br />

Seine beiden Aufnahmeprüfungen<br />

1988 und 1989 an der Kunsthochschule<br />

Weißensee fallen desaströs<br />

aus: Er habe ja so gar kein Talent,<br />

wird ihm gesagt.<br />

Lars Lehmann ist bei den Demos<br />

im Herbst 89 dabei, aber das zelebrierte<br />

Dissidententum um die<br />

Zionskirche bleibt ihm suspekt.<br />

Aber er zeichnet, und der freischaffende<br />

Maler Dieter Zander bestätigt<br />

Lars Lehmann, dass er Talent<br />

hat. Und dass wohl eher sein abgebrochenes<br />

Studium schuld ist an<br />

den beiden gescheiterten Aufnahmeprüfungen.<br />

Alle paar Wochen<br />

diskutiert er mit ihm seine Bilder.<br />

Die Mauer fällt, und ein paar<br />

Monate später besteht er die Aufnahmeprüfung<br />

an der Hochschule<br />

der Künste im Westteil Berlins. Lars<br />

Lehmann versucht sich wieder in<br />

Stillleben. Bis die Worte fallen: „Na,<br />

du willst wohl ein zweiter Morandi<br />

werden.“ Das sitzt. Stilllebenmaler<br />

Giorgio Morandi ist seit 30 Jahren<br />

tot. „Zu sein wie dieser oder jener<br />

- das war der schlimmste Vorwurf,<br />

den man damals jemandem<br />

machen konnte.“<br />

Lars Lehmann hat noch kein dickes<br />

Fell. Konzeptkunst ist angesagt,<br />

verrückte Installationen und Performances.<br />

Lars Lehmann kleckst<br />

ungegenständlich drauflos und<br />

gehört trotzdem zu den Konservativen:<br />

Schließlich arbeitet er immer<br />

noch mit Farben und Pinseln. Wie<br />

lächerlich traditionell!<br />

Doch dann: Italien. Lars Lehmann<br />

sieht: Ein Haus und ein Turm vor<br />

einem Berg mit einem Baum. Er<br />

reduziert das Bild auf Farben und<br />

Formen, was ihm mit den Acrylfarben,<br />

die er von der Kunsthochschule<br />

Ravenna geschenkt bekommen<br />

hatte, ganz gut gelingt: „Mir gefiel,<br />

was ich malte. Das hatte ich bis<br />

<strong>ROSTOCK</strong> delüx 4/2010<br />

„Babylon“, Öl auf Hartfaser, 208 x 150 Zentimeter.<br />

dahin noch nicht erlebt. Nur den<br />

Umgang mit dem Licht beherrschte<br />

ich nicht.“<br />

Als Lars Lehmann zurückkommt<br />

nach Berlin, wechselt er den Lehrer:<br />

„Ich brauchte einen, der mir das<br />

Licht beibringen konnte.“ Er<br />

schreibt sich bei Volker Stelzmann<br />

ein. Das ist sehr uncool, denn Stelzmann,<br />

DDR-sozialisiert, malt Menschen<br />

und ausgerechnet der weithin<br />

bekannte Georg Baselitz hat<br />

ihn sich als Gegner ausgesucht.<br />

„Aber das war mir egal. Stelzmann<br />

ist bis heute einer der größten<br />

figürlichen Maler. Weltweit.“ Hinter<br />

diesem Satz steckt mehr als<br />

Sympathie: Lars Lehmann hat sich<br />

entschieden. Gerade mit „Babylon“<br />

hat er ein großes, sorgfältig gearbeitetes,<br />

freches, humorvolles,<br />

modernes und grundsätzliches<br />

Statement für die figürliche Malerei<br />

abgegeben: Farbe, Pinsel,<br />

Gegenstände. Dafür wird er von<br />

KUNST<br />

den Menschen nicht gemocht, von<br />

denen er nicht gemocht werden<br />

will. „Stillleben - das hatten wir<br />

doch schon.“ Sagen die Kuratoren<br />

und Kunstwissenschaftler. „Kunstwissenschaftler<br />

und Kuratoren<br />

hatten wir auch schon.“ Sagt Lars<br />

Lehmann.<br />

Aber was kommt nach „Babylon“?<br />

Lars Lehmann feixt: „Ein großes<br />

Bild. Arbeitstitel: Finale.“<br />

Frank Schlößer (Text & Fotos)<br />

41


42<br />

KUNST<br />

Klosterformat,<br />

Curios Bilder<br />

und Hempels Kuh<br />

Jede Galerie hat Besonderes, ist einzig, wohl unverwechselbar. Das<br />

jedenfalls ist Anspruch. Wer in Rostocks Innenstadt, links der imposanten<br />

Vorderfront der Universität, durch den Torbogen den Klosterhof<br />

betritt, über knöchelspannendes Kopfsteinpflaster die<br />

sogenannten Professorenhäuser passiert und zum „Kloster zum<br />

Heiligen Kreuz“ findet, der trifft dort auf eben eine solche Galerie:<br />

Klosterformat.<br />

Hempels Holz-Kuh „bewacht“ den<br />

Galerieeingang. Christiane und<br />

Jochen Lamberz stoßen mit dem<br />

klosterformatierten Kaffee-Pott auf<br />

Genuss und Geschäft an.<br />

Der Galerie-Winzling mit<br />

gerade mal 90 Quadratmetern<br />

auf drei Etagen bis<br />

hoch in den Spitzenboden bietet<br />

dem Besucher einen wahren Taumel<br />

künstlerischer Vielfalt. Viel<br />

Keramik, was sicher der Passion<br />

und dem Beruf der Galeristin entspricht,<br />

immer wieder Bilder - zur<br />

Zeit die der Usedomer Malerin<br />

Sabine Curio - die im achtwöchigen<br />

Wechsel gehängt werden.<br />

Künstlern aus der Region, auch<br />

deutschlandweit, und sogar aus<br />

Neuseeland, Japan, den USA und<br />

aus Schweden ist ein geschätztes<br />

Forum gegeben.<br />

Dass Sabine Curio bereits zum<br />

zweiten Mal im „Klosterformat“<br />

ausstellt, ist sicher auch der Tatsache<br />

geschuldet, dass sie und die<br />

Galeristin Christiane Lamberz miteinander<br />

gut können. Sie kennen<br />

sich seit 40 Jahren. „Ihre Beständigkeit<br />

und die Fähigkeit, das eigene<br />

Werk auch anzuzweifeln“,<br />

schätzt Lamberz an der Malerin.<br />

Die ihrerseits befindet, dass es toll<br />

ist, was die andere in der winzigen<br />

Galerie macht, und „ dass es für sie<br />

keine halben Sachen gibt“.<br />

Das Haus Nr. 5 bezogen der<br />

freischaffende Mathematiker<br />

Jochen Lamberz als Galerieinha-<br />

ber und Ehefrau Christiane, als<br />

„künstlerische Seele“, vor acht<br />

Jahren. „Für die Rostocker ist<br />

unser Haus eine Oase“, vermerkt<br />

Christiane Lamberz. Die Gegend<br />

um das „Heilige Kreuz“ sei „Entdeckungsort“,<br />

und „die Touristen<br />

gehen sowieso in die Seiten -<br />

straßen“.<br />

Das dreistöckige Häuschen in<br />

urgemütlicher Cafè-Nachbarschaft<br />

beherbergt ständig rund<br />

1000 Stücke von Malerei, Grafik,<br />

Keramik, Schmuck, Plastik, Holz<br />

und dererlei „Kleinkunst“. Touristen<br />

sind auf qualitative Mitbringsel<br />

aus, die nicht sperrig sein dürfen.<br />

Da ist in den Galerie-Etagen<br />

Bereits zum zweiten Mal stellt die Usedomer Malerin Sabine Curio (links im Bild)<br />

ihre Bilder bei Christiane Lamberz aus.<br />

eine Enge, die Treppen sind mehr<br />

Stiegen, Vitrinen drängen einander<br />

und die Ablagebords sind<br />

übervoll.<br />

Christiane Lamberz ist seit Jahrzehnten<br />

eine anerkannte Keramikerin,<br />

in Sanitz steht ihr Brennofen,<br />

an dem sie regelmäßig<br />

einmal in der Woche arbeitet. Der<br />

Plan von der „Schauwerkstatt“<br />

im ehemaligen „Professoren-<br />

Häuschen“ , das in Wirklichkeit<br />

dereinst Obdach für Stiftsdamen<br />

war, scheiterte an dieser Enge.<br />

Natürlich bietet sie eigene<br />

<strong>ROSTOCK</strong> delüx 4/2010


Sachen in der Galerie „Klosterformat“<br />

an. Renner sind die „krummen“<br />

Kaffeepötte, deren Asymmetrie<br />

schon wieder die satte<br />

Harmonie ist. Gute, richtige<br />

Kunst muss nicht teuer sein. Zwischen<br />

4 Euro für den Winzling<br />

Sahnebecher und 78 Euro für die<br />

lange Krippe bewegen sich die<br />

Preise ihrer gebrannten Ton-<br />

Kunstwerke<br />

Offen ist die Galeristin natürlich<br />

auch anderen Berufskollegen<br />

gegenüber, Werke von 60 Künstlern<br />

hat sie in den Jahren angeboten.<br />

Dietmar Schramm war<br />

jüngst Gelegenheit gegeben,<br />

seine vorzüglichen Bilder und<br />

Grafiken zu zeigen, jetzt also<br />

Sabine Curio. „Von der haben wir,<br />

mein Mann und ich, zu Hause<br />

‚Malven am Fenster‘ hängen“ ,<br />

sagt die Gefäßgestalterin, so ihre<br />

eigene Bezeichnung.<br />

Oft wagen Besucher nur<br />

zögernd, die von Hempels-Holzkuh<br />

flankierte Galeriestufe zu<br />

überschreiten. Unsichere, verlegene<br />

Blicke. „Ich lauf‘ nicht hinterher,<br />

die sollen alleine gucken“,<br />

sagt Christiane Lamberz, „wer<br />

entscheidet sich schon, wenn er<br />

meinen Atem im Nacken spürt“.<br />

„Klosterformat“ ist in der Klein-<br />

Galerie gegenüber der Rostocker<br />

Uni-Kirche allgegenwärtig, steht<br />

für die Namensgebung des<br />

Kunsthäuschen und viele der<br />

Lamberz’schen Kunstprodukte.<br />

Die Eigenwilligkeit, weil Un -<br />

verwechselbarkeit, hat ihren<br />

Ursprung im historischen Ziegelstein<br />

des Mittelalters, im Klosterformat,<br />

den damals die Maurer –<br />

ob des Gewichts – „Gelenkbrecher“<br />

nannten. Vor der Erfindung<br />

des leichteren Reichsformats<br />

sind solche Schwergewichte zu<br />

Bauten aufgetürmt worden, die<br />

noch heute Bestand haben.<br />

An einem der tragenden Balken<br />

im Galeriehaus sind Postkarten<br />

angepinnt, die Freunde und<br />

dankbare Käufer schrieben. Auf<br />

einer steht der provokante Satz:<br />

„Dieses Geschäft arbeitet ohne<br />

Gewinn“, handschriftlicher<br />

Zusatz der Galeristin: „Aber mit<br />

Genuss“.<br />

<strong>ROSTOCK</strong> delüx 4/2010<br />

Jürgen Rösler (Text & Fotos)<br />

Painting to remember<br />

Vor zwei Jahren stellte Alexender<br />

Dettmar seine Bilder zerstörter<br />

Synagogen in der Güstrower Wollhalle<br />

aus. Nachdem sie auch in<br />

Westfalen und New York zu sehen<br />

waren, gibt es sie jetzt in Buchform:<br />

„Painting to remember –<br />

gemalt als Erinnerung“ ist ein<br />

prächtiger, großformatiger Bildband,<br />

eine einzigartige Übersicht<br />

über den kulturellen und moralischen<br />

Verlust, den sich das deutsche<br />

Volk mit der Reichspogromnacht<br />

am 8. November 1938<br />

zufügte. Indem Alexander Dettmar<br />

die Architektur der Synagogen<br />

wieder aufleben lässt, klagt er<br />

nicht nur die Verbrechen der<br />

Nationalsozialistischen Dikatur<br />

an – er macht auch die unbeschreibliche<br />

Dummheit deutlich,<br />

die hinter dem organisierten<br />

„Volkszorn“ steckte. Ob<br />

prächtig oder schlicht: Die Synagogen<br />

gehörten in die deutschen<br />

Städte, die Lücken an diesen Stellen<br />

sind bis heute Wunden. Ein<br />

Artikel von Thomas Ridder zur<br />

Bedeutung der Synagoge im jüdischen<br />

Leben und ein Abriss zu<br />

deutschen Synagogenbauten aus<br />

drei Jahrhunderten von Veit Veltzke<br />

verleihen dem zweisprachigen<br />

Buch (deutsch / englisch) außerdem<br />

das Format eines Standardwerkes<br />

in Sachen jüdischer Architektur<br />

in Deutschland.<br />

KUNST<br />

Alexander<br />

Dettmar „Painting to<br />

remember“ erschien 2010 im<br />

Hirmerverlag München. 200 leinengebundene<br />

Seiten im Hochglanzdruck<br />

kosten 39.90 Euro.<br />

FS<br />

43


44<br />

PERSÖNLICH<br />

Aus den Händen von Bundespräsident Christian Wulf erhielten Dagmar und Norbert Braun<br />

im September dieses Jahres das Bundesverdienstkreuz am Bande. Foto: Bundespräsidialamt<br />

„Ich bin den Berg hochgestiegen…“<br />

Diese Frau verkörpert pures Leben. Und dieser erste Eindruck liegt nicht nur an ihrem kräftig roten Kostüm und den dazu passenden ebenso<br />

roten Velourstiefeln. Dr. Dagmar Braun lacht. Ihren Modetick, den sie absolut und unumwunden zugibt, akzeptiert schließlich auch ihr Mann<br />

nach 32 Jahren Ehe. „Deine Entscheidungen, was Du so alles anziehst, sind zumindest immer sehr auffällig,“ zitiert sie ihn.<br />

Die studierte Ärztin und Pädagogin Dagmar<br />

Braun ist gemeinsam mit ihrem Mann<br />

Geschäftsführerin der Braun Beteiligungs<br />

GmbH in Greifswald, ein Unternehmen, dem<br />

Mehrheitsanteile verschiedenster Firmen vor<br />

allem im Vorpommerschen gehören, unter<br />

anderem Rügen-Feinkost, Greifenfleisch,<br />

Riemser Arzneimittel AG, drei Hotels und zwei<br />

Modehäuser. „Letzteres ist sicher auch meinem<br />

Modespleen geschuldet. Aber die Läden<br />

laufen heute“, sagt die 54-Jährige.<br />

Die Braun Beteiligungs GmbH schaffte bzw.<br />

sichert nach eigenen Angaben etwa 1300<br />

Arbeitsplätze. Durch ihre Beteiligungen half<br />

Familie Braun auch mehreren Unternehmern,<br />

deren Firmen bereits vor der Insolvenz standen<br />

oder erwarben die Firmen nach der Insolvenz<br />

und ermöglichten deren Weiterführung.<br />

In Vorpommern begann die Zeit für Familie<br />

Braun 1992. Das damals im Frankfurter Raum<br />

beheimatete Unternehmerehepaar erwarb<br />

zu jener Zeit von der Treuhandanstalt die Tier-<br />

arzneiherstellung auf der Insel Riems mit einst<br />

30 Mitarbeitern. Heute beschäftigt die Riemser<br />

Arzneimittel AG ca. 600, erwirtschaftet<br />

einen Jahresumsatz von über 100 Millionen<br />

Euro.<br />

„Für dieses Ziel haben wir von morgens bis<br />

abends gearbeitet. Wir hatten Glück, es zu<br />

schaffen,“ schaut Dagmar Braun zurück. Harte<br />

Jahre waren‘s, denn mit offenen Armen seien<br />

beide, sie, die in Hessen aufgewachsene und<br />

er, der gebürtige Bremer, beim ersten Besuch<br />

nicht auf „dem Riems“ empfangen worden.<br />

„Ihr seid doch auch bloß Kapitalisten, hieß es<br />

damals“. Ein Vorwurf, der Norbert Braun herausforderte.<br />

„Lass uns mal ein bisschen Farbe<br />

in die triste Gegend bringen, sagte mein<br />

Mann damals.“ Überhaupt, er sei schon der<br />

Antreiber in ihrer Ehe. „Und ich bin meist der<br />

Abarbeiter, besonders im technischen und<br />

naturwissenschaftlichen Bereich,“ setzt sie<br />

nach. Was folgt, ist eigentlich eine Liebeserklärung:<br />

„Ich habe gekauft und viele Schwierigkeiten<br />

hast du danach hinter mir aus dem<br />

Weg geräumt. Ich hatte den Kopf frei für neue<br />

Sachen,“ sagt Norbert Braun zu seiner Frau.<br />

Dagmar Braun steht eine gewisse Nachdenklichkeit<br />

im Gesicht.<br />

„Was zu Beginn so aussah, als könnte man<br />

extern von Hessen die Geschäftsleitung auf<br />

dem Riems erledigen, erwies sich als überholt,<br />

als wir 1997 Produkte zur Anwendung am<br />

Menschen hinzukauften, um das Unternehmen<br />

auf eine breitere Basis zu stellen und die<br />

Produktion besser auszulasten.“<br />

1998 standen die Umzugswagen in Merzhausen<br />

vor der Tür. „Keine einfache Entscheidung,<br />

denn wir waren dort gut etabliert und gesellschaftlich<br />

engagiert.“ Auch für die heranwachsenden<br />

beiden Kinder damals schwierig.<br />

„Sebastian war 18, Bianca 15. Aber wir wurden<br />

vor Ort, auf dem Riems, gebraucht.“<br />

Der Schritt war richtig. Ihr Unternehmen entwickelte<br />

sich in den folgenden Jahren zum<br />

größten pharmazeutischen Betrieb Mecklen-<br />

<strong>ROSTOCK</strong> delüx 4/2010


urg-Vorpommerns und hat deutschland- und<br />

europaweit Anerkennung gefunden. Norbert<br />

Braun war vor allem für den kaufmännischwirtschaftlichen<br />

Bereich verantwortlich, seine<br />

Ehefrau, die Medizinerin, kümmerte sich vorrangig<br />

um Einkauf, Produktion, Zulassung,<br />

Forschung und Entwicklung, übernahm 2001<br />

dafür die Leitung im Vorstand. Im Dezember<br />

2008 und Juni 2009 gab das Ehepaar nacheinander<br />

geplant die Unternehmensleitung ab.<br />

Heute hält die Familie über die Braun Hanse<br />

Holding 60 Prozent am Unternehmen.<br />

Vor zwei Jahren, 2008, stand das Leben von<br />

Dagmar Braun unter keinem guten Stern. „Ich<br />

hatte Brustkrebs. Beim Screening in Greifswald<br />

hatte man mich herausgefischt.“ Jetzt geht es<br />

der 54-Jährigen wieder gut. „Ich lebe, freue mich<br />

über jedes Jahr, in dem es mir gut geht.“ Und<br />

ordentlich zugenommen habe sie auch. „Konfektionsgröße<br />

44“. Jetzt lacht sie wieder, geht<br />

sehr offen mit der Erkrankung um und fordert<br />

nachdrücklich immer alle Mitarbeiterinnen und<br />

Geschäftspartner zur Wahrnehmung des Screenings<br />

auf.<br />

Ob nun in Hessen oder in Mecklenburg-Vorpommern,<br />

bei Brauns ist es üblich, über den<br />

Tellerrand zu schauen, soll heißen, sich gesellschaftlich<br />

einzubringen.<br />

„Ich denke, ich sollte nicht nur für mich schaffen,<br />

sondern auch für andere.“ 25 bis 30 Prozent<br />

ihrer Zeit habe sie schon immer fürs<br />

Ehrenamt eingesetzt. „So haben wir auch<br />

unsere Kinder erzogen.“ Sohn Sebastian war<br />

in seiner Jugend bei der Freiwilligen Feuerwehr,<br />

Tochter Bianca im Jugendrotkreuz.<br />

„Ehrenamt gehört für meinen Mann und<br />

mich zu einem normalen Leben.“ Beim Ehepaar<br />

Braun ist die Liste der Ehrenämter ziemlich<br />

umfänglich. So war Dagmar Braun bis<br />

Mitte dieses Jahres Vorstandsmitglied im<br />

Bundesverband der Pharmazeutischen Industrie<br />

und sie ist Vorsitzende der Landesverbands<br />

M-V im Verband deutscher Unternehmerinnen<br />

(VDU). Seit 2009 ist sie auch<br />

<strong>ROSTOCK</strong> delüx 4/2010<br />

stellvertretende Vorsitzende des Biotechnologie-Netzwerkes<br />

BioCon Valley e.V. Unter anderem!!<br />

Norbert Braun ist gewähltes Mitglied<br />

der Greifswalder Bürgerschaft und hat noch<br />

eine große Zahl weiterer Ehrenämter in Aufsichtsräten<br />

und sonstigen Kontrollgremien.<br />

Dagmar Braun wirkt stark. Auf die Frage,<br />

woher sie ihre Kraft nehme, antwortet sie nur<br />

knapp: „Weiß ich nicht, irgendwo ist sie da.<br />

Aber ich bin sehr dankbar dafür, dass ich sie<br />

habe.“ Die Zeit sei zu kurz, um darüber nachzugrübeln.<br />

Dagmar Braun spricht schnell, was<br />

Dagmar Braun liebt ihren Computer und ihre<br />

„geordnete“ Unordnung auf ihrem Schreibtisch.<br />

Foto: Re. Rö.<br />

auf eine Schnelldenkerin schließen lässt. Sie<br />

nickt. „Ich bin auch schnell unterfordert.“ Was<br />

durchaus auf einen höheren IQ hinzuweisen<br />

scheint…<br />

Neuerdings lehrt Dr. Braun auch noch an der<br />

Fachhochschule Idstein im Taunus. Ihre braunen<br />

Augen blinzeln. „Ich muss etwas für<br />

meine „vier Buchstaben“ tun. Es macht sich<br />

auf dem Grabstein besser, wenn dort Professor<br />

steht.“ In einem internationalen Studiengang<br />

unterrichtet sie Pharmaökonomie. „Es<br />

trifft meine Intention, denn ich habe als junge<br />

Frau in Göttingen in Neuropharmakologie<br />

PERSÖNLICH<br />

promoviert und freue mich, meine Erfahrungen<br />

in der Wirtschaft an junge Leute aus der<br />

ganzen Welt weitergeben zu können.“ Außerdem<br />

müssten ja ihre zwei Staatsexamina in<br />

Medizin und Pädagogik nützlich sein. Im<br />

Dezember wird sie eine Gastvorlesung über<br />

mittelständische Forschung an bekannten<br />

Wirkstoffen an der University of Cardiff halten.<br />

„Mein Hobby ist die Arbeit,“ sagt Dagmar<br />

Braun. Inzwischen vielleicht auch ein bisschen<br />

die drei Enkelkinder. Da kamen sogar<br />

längst vergrabene Häkel- und Strickkenntnisse<br />

wieder an den Tag. „Meine Kinder schienen<br />

vom Glauben abzufallen. Die kannten mich in<br />

meiner freien Zeit nur mit Fachliteratur auf<br />

dem Sofa.“ Ach ja, und schwimmen. Im Gützkower<br />

Badesee zum Beispiel. „So an die 1000<br />

Meter sind das Pensum, das mein Mann und<br />

ich im Sommer drei bis fünf Mal die Woche<br />

dort absolvieren.“ Auch gemeinsame Radtouren<br />

mögen beide sehr, besonders auch Fernradwege,<br />

die mit Gepäck abgeradelt werden.<br />

Und das Reisen in ferne Länder. „Zu Weihnachten<br />

sind wir in Vietnam.“ Das sei schon<br />

schön. „Urlaub am Strand, viel Sonne, herrlich<br />

relaxen und für mich dann Tauchen.“ Oder<br />

gut Essen gehen. „Wobei wir das fast jeden<br />

Abend tun, weil ich nicht kochen kann,“<br />

gesteht sie. Und hat auch einen aktuellen<br />

Geheimtipp für das nahe Grimmen parat:<br />

„Markt 7“. „Müssen Sie unbedingt hin. Großartig.“<br />

Stolz, das Wort mag Dagmar Braun. „Aber<br />

nicht Stolz von oben herab. Ich bin den Berg<br />

hochgestiegen, und sage, ja, du hast es<br />

geschafft.“ Und weil Dagmar und Norbert<br />

Braun eben diesen Berg bezwungen haben,<br />

wurden sie am 6. September dieses Jahres<br />

von Bundespräsident Christian Wulf mit dem<br />

Bundesverdienstkreuz am Bande geehrt.<br />

Die Eheleute Braun sind sich einig, dass ihre<br />

Entscheidung für die Insel Riems vor 18 Jahren<br />

und den Aufbau Ost richtig war. „Ost und<br />

West, das ist für uns kein Thema mehr.“<br />

Regina Rösler<br />

Krischanweg 7 · D-18069 Rostock · Tel.: 0381 80182-0 · Fax: 0381 80182-99 · www.eikboomgmbh.de<br />

45


46<br />

ADEL<br />

Schloss<br />

Ein kleines Stück vom<br />

Mecklenburger Adelswappen (8): Das blutrote Drehtor<br />

Seit 20 Jahren sanieren die Levetzows ihr Schloss - und sind noch lange nicht fertig.<br />

Fische, Hasen, Störche, verschnörkelte<br />

Schlüssel oder auch<br />

mal ein schief hängendes<br />

Drehtor... wer Adelswappen aus<br />

Mecklenburg betrachtet, findet<br />

manches Detail, das Rätsel aufgibt.<br />

Dahinter stecken oft abenteuerliche<br />

Erzählungen, in jedem<br />

Falle reichlich bunte Historie, die<br />

in dieser Serie erzählt werden<br />

soll. Denn Geschichte wird erst<br />

dann lebendig, wenn man etwas<br />

über die Menschen weiß, die sie<br />

mit geschrieben haben.<br />

Gummistiefel stehen im Wohnungsflur<br />

von Mechthild und<br />

Joachim von Levetzow. An der<br />

Garderobe hängt eine grüne<br />

Wachsjacke, an den Wänden das<br />

Gemälde einer Jagdszene, umgeben<br />

von etlichen alten Porträts.<br />

Während der Hausherr gerade<br />

irgendwo unten im Keller herumwerkelt,<br />

backt seine Frau Kuchen<br />

für die Handwerker. Sie macht<br />

eine Geste nach oben: Zur Zeit<br />

wird das Dach neu gedeckt. Seit<br />

die Levetzows vor 20 Jahren das<br />

Lelkendorfer Schloss gekauft<br />

haben, sind sie es gewohnt, dass<br />

ständig irgendwo gehämmert,<br />

gebohrt oder gesägt wird. Denn<br />

das von einem großen Park<br />

Mechthild und Joachim von Levetzow.<br />

umgebene Gemäuer am nördlichen<br />

Rand der Mecklenburgischen<br />

Schweiz hat schon viele<br />

Jahre auf dem Buckel und wurde<br />

nicht immer nur pfleglich be -<br />

handelt.<br />

Nach den Wurzeln seiner Familie<br />

gefragt lächelt der Hausherr und<br />

stellt die Gegenfrage: „Wie weit<br />

soll ich zurückgehen?“ Dann<br />

erzählt er von einem germanischen<br />

Stamm, den Burgundern,<br />

die zu Beginn der Völkerwanderung,<br />

also etwa zu Beginn des<br />

fünften Jahrhunderts, westlich<br />

von Danzig an der Ostsee zuhause<br />

waren. Die seien von den Slawen<br />

verdrängt worden und<br />

zunächst ins heutige Elsass, dann<br />

weiter die Rhone hinunter bis in<br />

jenen Landstrich gezogen, der<br />

jetzt als das Burgund bekannt ist.<br />

Ahnenforscher mutmaßen, dass<br />

die Levetzows bei dieser Wanderung<br />

mit dabei waren, denn ganz<br />

in der Nähe, in den südfranzösischen<br />

Cevennen, gebe es ein Teilgebirge<br />

mit dem Namen Monte<br />

Levetzouw. „Eine Cousine von mir<br />

hat nach der Wende mal Nachforschungen<br />

angestellt und ist<br />

auf eine Familie gestoßen, die<br />

dort seit dem 6. Jahrhundert auf<br />

einer Burg Levetzow beheimatet<br />

<strong>ROSTOCK</strong> delüx 4/2010


Drei Baustile vereint das alte Gemäuer.<br />

Das Familienwappen prangt über dem Haupteingang.<br />

ist“, berichtet Joachim von Levetzow.<br />

Der 67-jährige Mann mit<br />

dem schneeweißen Haarschopf<br />

trägt Jeans und Lodenjoppe.<br />

Während er die Wege seiner Vorfahren<br />

schildert, lehnt er sich<br />

genüsslich im Sessel zurück.<br />

Dann zuckt er kurz mit den<br />

Schultern und vermutet: „Einer<br />

aus der Familie muss gesagt<br />

haben, hier gehör ich nicht hin,<br />

ich will wieder zurück in den Norden.“<br />

Im Jahr 890 nämlich taucht<br />

in Bremen ein Bischof von Levetzow<br />

auf. Und als 1190 die ersten<br />

Kreuzritter aus dem Bistum<br />

Lübeck/Bremen nach Mecklenburg<br />

zogen, könnte einer seiner<br />

Söhne dabei gewesen sein. Joachim<br />

von Levetzow schmunzelt<br />

und kommentiert: „Das ist natürlich<br />

alles nur Spekulation und<br />

alles was noch davor war, ist bei<br />

der Sintflut verloren gegangen.“<br />

Fest steht: Im Schloss Lelkendorf<br />

hatte die Familie bereits 1225<br />

ihren Sitz. Im Keller sieht man<br />

<strong>ROSTOCK</strong> delüx 4/2010<br />

noch heute die Grundmauern<br />

und drei Tonnengewölbe aus<br />

jener Zeit. Alles übrige wurde<br />

1629 von Wallensteins Truppen<br />

niedergebrannt – die adeligen<br />

Bewohner hatten den Fehler,<br />

nicht katholisch, sondern evangelisch-lutherisch<br />

zu sein. Joachim<br />

von Levetzow steht aus<br />

dem Sessel auf, holt ein dickes<br />

Buch aus dem Regal und packt es<br />

auf den Tisch. Während er mit<br />

dem Finger auf einen Stammbaum<br />

zeigt, spottet er: „Das<br />

Kuriose war, dass Wallenstein mit<br />

einer Gräfin Harrach verheiratet<br />

war. Und hier sieht man, dass<br />

meine Großmütter mütterlicherseits<br />

und väterlicherseits auch<br />

aus diesem Geschlecht stammten.<br />

Hätte er gewusst, dass er da<br />

seine spätere Verwandtschaft<br />

brandschatzt, dann hätte er das<br />

Schloss vielleicht verschont.“<br />

Wenn von Levetzow an den<br />

30jährigen Krieg denkt, dann verfinstert<br />

sich seine Mine. Im<br />

benachbarten Neukalen, das<br />

damals schon Stadtrecht besaß,<br />

hätte es nach den Feldzügen nur<br />

noch acht lebende Menschen<br />

gegeben. Er schüttelt den Kopf<br />

und erklärt: „Die Truppen sind<br />

hier hin und her gezogen, raubten<br />

den Bauern alles, was sie hatten<br />

und nahmen die Mädchen<br />

gleich auch noch mit, weil sie ja<br />

unterwegs was für ihre sexuelle<br />

Lust brauchten. Das war ziemlich<br />

rüde. Aber alles passierte natürlich<br />

immer im Namen Christi.“<br />

Aus der Familie von Levetzow<br />

überlebte nur ein männlicher<br />

Nachfahre mit Namen Friedrich.<br />

Von dem stammen heute alle<br />

norddeutschen Levetzows ab.<br />

Und er war es auch, der das<br />

Schloss doppelt so groß wie<br />

zuvor im Renaissance-Stil neu<br />

errichtete. Doch Bauen ist<br />

Modesache. Spätere Generationen<br />

hatten andere Vorstellungen<br />

von einem repräsentativen Herrschaftssitz<br />

und wandelten 1889<br />

alles noch einmal im damals<br />

aktuellen Tudorstil um, verpass -<br />

ten dem Bauwerk einen Turm<br />

und erweiterten die Eingangshalle<br />

durch einen Vorbau im<br />

Sezessionsstil.<br />

Joachim von Levetzow selbst<br />

erblickte im Schloss 1943 das<br />

Licht der Welt. Für seine Eltern<br />

war das freudige Ereignis umso<br />

wichtiger, als es nach drei<br />

Mädchen nun endlich auch einen<br />

Stammhalter gab. Am liebsten<br />

hätten sie sofort die Familienfar-<br />

ADEL<br />

ben Rot und Weiß gehisst, sorgten<br />

sich aber, ob es Ärger geben<br />

könnte, wenn nicht zugleich<br />

auch die Hakenkreuzfahne am<br />

Giebel weht. So kam es, dass der<br />

Wimpel der von Levetzows nur<br />

ganz verstohlen über Nacht<br />

hochgezogen und am Morgen<br />

schnell wieder eingeholt wurde.<br />

Zwei Jahre später, als vom „Endsieg“<br />

der Nationalsozialisten niemand<br />

mehr sprach, wären die<br />

Lelkendorfer Schlossherren am<br />

liebsten frühzeitig geflohen,<br />

doch schon die Vorbereitung<br />

eines Trecks war damals unter<br />

Androhung der Todesstrafe verboten.<br />

Joachim von Levetzow<br />

blickt zurück: „Als am 8. Mai die<br />

Russen mit ihren Panzern kamen,<br />

ist meine Mutter ihnen mit der<br />

weißen Fahne in den Händen<br />

entgegengegangen.“ Im November<br />

dann kam der Ausreisebefehl,<br />

die Adeligen wurden in Malchin<br />

auf Viehwagen verladen und von<br />

dort nach Altenburg gebracht. 14<br />

Tage dauerte der Transport. Mit<br />

im Zug war unter anderem auch<br />

die Familie von Hahn aus Basedow.<br />

„Deren Haushälterin hatte<br />

einen Nachtstuhl mitgebracht<br />

und so hatten wir in unserem<br />

Waggon wenigstens so etwas<br />

wie eine Toilette.“<br />

Reichtümer konnte auf diese<br />

Reise niemand mitnehmen. Die<br />

Mutter war an Gelbsucht<br />

erkrankt, ihre Kinder waren eins,<br />

zwei, sieben und acht Jahre alt.<br />

47


48<br />

ADEL<br />

Inzwischen tut sich auch kulturell einiges im Ort.<br />

Abgesehen von einem Sack voll<br />

Zucker, Mehl und einer Speckseite,<br />

die unter den Windeln des<br />

Kleinsten mit im Kinderwagen<br />

lag, besaßen die Levetzows<br />

nichts mehr, als sie in Niedersachsen<br />

ankamen. Die Mutter<br />

fand Arbeit in einer Chemiefabrik<br />

Ein guter Kuchen für die Bauarbeiter,<br />

das gehört dazu.<br />

bei Verden an der Aller, der Vater<br />

schlug sich als Vertreter durch,<br />

alle Kinder machten später eine<br />

Lehre. Auch für Joachim begann<br />

das Berufsleben mit einem Knochenjob:<br />

Er wurde Betonbauer.<br />

Mit Akkordarbeit in den Semesterferien<br />

schaffte er es jedoch,<br />

sich das Fachhochschulstudium<br />

zu finanzieren und Bauingenieur<br />

zu werden, um später noch ein<br />

Studium als Diplomkaufmann<br />

draufzusetzen.<br />

In verschiedenenGesellschaften<br />

der<br />

Baustoffindustrie<br />

war von<br />

Levetzow späterGeschäftsführer.<br />

Er engagierte<br />

sich<br />

deutschlandund<br />

europaweit in der Verbandsarbeit<br />

und wurde Vater von zwei<br />

Söhnen. Wie es dazu kam, dass er<br />

nach der Wende ins Land seiner<br />

Urahnen zurückkehrte? „Ich wollte<br />

meinen Kindern gerne so etwas<br />

wie ein richtiges Elternhaus bieten<br />

können und hatte die romantische<br />

Vorstellung, dass Lelkendorf, wo<br />

immerhin 800 Jahre Familiengeschichte<br />

geschrieben wurden, so<br />

etwas sein könnte.“ Mit rund 100<br />

000 DM Sanierungskosten hatte<br />

er nach einem ersten, oberflächlichen<br />

Blick auf das Anwesen<br />

gerechnet. Tatsächlich investierte<br />

er inzwischen rund vier Millionen<br />

Euro. Sein Finanzierungsmodell: Er<br />

teilte das Schloss kurzerhand in elf<br />

Wohnungen auf, von denen zehn<br />

bereits verkauft sind und teilweise<br />

als Ferienwohnungen vermietet<br />

werden. Weitere sieben Quartiere<br />

entstehen gerade oben unterm<br />

Dach. Der Baron atmet erleichtert<br />

auf: „Wenn wir die auch noch an<br />

den Mann gebracht haben, dann<br />

sind wir schuldenfrei.“<br />

Bei allem Trubel, den die Sanierung<br />

eines solchen Bauwerks mit<br />

sich bringt, waren die zurückgekehrten<br />

Schlossherren in den ver-<br />

gangenen<br />

Jahren auch<br />

noch Mitbegründer eines kleinen<br />

Tierparks, in dem Haustierrassen,<br />

die nicht mehr profitabel sind,<br />

trotzdem als Genpool erhalten<br />

werden. Und sie hoben den Kulturförderverein<br />

Lelkendorf mit<br />

aus der Taufe, der derweil etwa 50<br />

Mitglieder hat und regelmäßig<br />

Musik, Theater und Ausstellungen<br />

aufs Land holt. Ihr Hintergedanke:<br />

Wenn man aufs Land zieht,<br />

dann muss man selber etwas tun,<br />

um Abwechslung in den Alltag zu<br />

bringen. Die Besucherzahlen bei<br />

ihren Veranstaltungen geben den<br />

Vereinsgründern Recht.<br />

Nur ein kleines Stück vom<br />

Schloss, eine 90 Quadratmeter-<br />

Wohnung im Seitenflügel, hat<br />

Joachim von Levetzow nach all<br />

der Arbeit für sich und seine Frau.<br />

Doch er ist zufrieden: „Ich finde,<br />

wir leben hier ein Luxusleben. Ich<br />

kann in die Natur hinausgehen,<br />

Pilze und Beeren sammeln und<br />

wenn mir so ist, dann greif ich zu<br />

meinem Jagdgewehr und schieß<br />

mir das Stück Fleisch, das ich<br />

haben will.“<br />

Katja Bülow (Text & Fotos)<br />

Das Wappen:<br />

Das Familienwappen der<br />

mecklenburger Uradelsfamilie<br />

von Levetzow zeigt ein<br />

rotes Drillgatter aus sieben<br />

spitzen Pfählen und zwei Balken.<br />

Schon im 13. Jahrhundert<br />

taucht dieses Wappen in<br />

Mecklenburg als Siegel auf.<br />

Die dazu gehörige Sage entstand<br />

erst deutlich später. Sie<br />

erzählt, wie so viele dieser<br />

Geschichten, von einem Knappen,<br />

der seinen Herrn aus dem<br />

Hinterhalt gerettet hat. Im<br />

deutsch-schwedischen Krieg,<br />

so heißt es, sei eine Delegation<br />

zu Verhandlungen in eine<br />

Stadt geladen worden. Freies<br />

Geleit war den Männern<br />

zugesichert, doch als sie das<br />

drehbare Stadttor gerade passiert<br />

hatten, sollte dieses<br />

geschlossen werden. Besagter<br />

Knappe bemerkte die Finte,<br />

schlug Alarm und hielt mit all<br />

seiner Kraft das Tor geöffnet,<br />

bis sein Herr entkommen war.<br />

Er wurde noch mit blutigen<br />

Schultern zum Ritter geschlagen<br />

und durfte fortan das Tor<br />

als Symbol seines Mutes auf<br />

dem Schilde tragen. „Levet so!<br />

Lebet so!“, lautete der Spruch,<br />

der ihm dazu ins Wappen<br />

geschrieben wurde. Joachim<br />

von Levetzow in Lelkendorf<br />

kommentiert diese Sage:<br />

„Mein Großvater hat schon<br />

immer beteuert, dass eine<br />

Geschichte nicht unbedingt<br />

wahr sein muss, sie muss nur<br />

gut erzählt sein.“<br />

<strong>ROSTOCK</strong> delüx 4/2010


Christoph Hein.<br />

Foto: Sven Paustian/Suhrkamp-Verlag<br />

Für Literaten und Schöngeister<br />

galt Deutschlands ältestes Seebad<br />

schon immer als ein anmutiger<br />

Ort. An dieser Tradition will Heiligendamm<br />

festhalten, kulturelle<br />

Begegnungen ganz eigener Art<br />

werden neu- bzw. wiederentdeckt.<br />

Aktuell die im Herbst stattgefundene<br />

LiteraturZeit, vorbereitet<br />

und geleitet von der Rostocker<br />

Publizistin und Herausgeberin<br />

Lydia Reich und dem Verleger<br />

Elmar Faber vom Faber & Faber<br />

Verlag Leipzig.<br />

„Die Idee, ein Literaturfest mit<br />

dem Namen Heiligendammer LiteraturZeit<br />

zu begründen stammt<br />

von meinem verstorbenen Mann“,<br />

erklärt Lydia Reich. „Es ist mir ein<br />

Bedürfnis und eine Verpflichtung<br />

zugleich, diese Idee nach dem Tod<br />

meines Mannes weiterzuführen<br />

und gemeinsam mit dem Grand<br />

Hotel die LiteraturZeit als festen<br />

Bestandteil im Kulturprogramm<br />

des Hotels zu etablieren.“ Lydia<br />

Reich gründete 1990 gemeinsam<br />

mit ihrem Mann den Konrad Reich<br />

Verlag, der seit einigen Jahren zum<br />

Hinstorff-Verlag Rostock gehört.<br />

Anspruchsvolle Lesungen, lebhafte<br />

Diskussionen sowie literarischmusikalische<br />

und kulinarische Veranstaltungen<br />

schmückten die ausgesprochen<br />

erlesene LiteraturZeit.<br />

Auch im nächsten Herbst wird es<br />

im Heiligendammer Grand Hotel<br />

eine LiteraturZeit geben, verspricht<br />

Lydia Reich.<br />

Die diesjährige Heiligendammer<br />

LiteraturZeit eröffnete der vielfach<br />

ausgezeichnete Schriftsteller<br />

Christoph Hein und las aus seinem<br />

2004 erschienenen Roman „Landnahme“.<br />

Heins Werke sind bislang<br />

<strong>ROSTOCK</strong> delüx 4/2010<br />

Respekt vor dem weißen Blatt Papier<br />

in 35 Sprachen übersetzt worden.<br />

Auch international gehört der<br />

heute 66-Jährige zu den meistgelesenen<br />

Autoren der Gegenwart.<br />

Rostock „delüx“ fand Gelegenheit<br />

für ein kurzes Interview mit<br />

Christoph Hein.<br />

Christoph Hein, Ihr Roman „Landnahme“<br />

spiegelt die Geschichte<br />

eines schlesischen Umsiedlerkindes<br />

wider, das versucht, in<br />

Deutschland Fuß zu fassen, ja<br />

Land zu bekommen. Ein wenig<br />

Ihre eigene Geschichte, denn auch<br />

Sie sind gebürtiger Schlesier?<br />

Nein. Die Hauptfigur Bernhard<br />

Haber ist älter als ich. Es gibt<br />

sicher vergleichende Dinge und<br />

Momente, aber auch dann wieder<br />

ganz unterschiedliche.<br />

Wie lange schreiben Sie an einem<br />

solchen Roman? Möglicherweise<br />

sind Sie ein Schnellschreiber. Ich<br />

habe mal nachgerechnet, im Schnitt<br />

haben Sie in Ihrem bisherigen<br />

Schriftstellerleben so etwa alle zwei<br />

Jahre ein neues Buch veröffentlicht.<br />

Also, ich bin absolut kein Schnellschreiber.<br />

An so einem Roman<br />

wie „Landnahme“ arbeite ich<br />

schon mehrere Jahre. Wenn man<br />

jeden Tag artig schreibt, kommt<br />

eben viel zusammen. Aber es<br />

sind ja nicht nur Bücher von mir<br />

rausgekommen, sondern auch<br />

Theaterstücke, Essays und so<br />

weiter. Ich bemühe mich, schon<br />

fleißig zu sein.<br />

Wann fließt es Ihnen am besten aus<br />

der Feder, morgens oder abends?<br />

Mein berühmter und geschätzter<br />

Kollege Garcia Marquez hat auf<br />

diese Frage mal geantwortet: Ich<br />

arbeite wie ein Buchhalter. Und<br />

da steckt viel Wahres drin. Wenn<br />

man freischaffend tätig ist und<br />

sein eigener Chef ist, dann müssen<br />

die Arbeitszeiten auch eingehalten<br />

werden.<br />

Woher kommen Ihre Ideen, ihr<br />

Schreibstoff?<br />

Meistens aus meinem Leben,<br />

das, was ich gesehen, erlebt und<br />

erfahren habe. Ich tue vielleicht<br />

noch die eine oder andere Idee<br />

dazu. Ein russischer Schriftsteller<br />

des 19. Jahrhunderts sagte übrigens,<br />

dass Schreiben aus einem<br />

Prozent Inspiration und 99 Prozent<br />

Transpiration besteht.<br />

(Lacht) Vielleicht ist es bei mir<br />

noch ein bisschen mehr Transpiration….<br />

Kunst ist sehr schön,<br />

macht aber viel Arbeit.<br />

Jakob, der jüngere Ihrer beiden<br />

Söhne, ist sowohl Psychiater als<br />

auch Schriftsteller. Sind Sie ihm<br />

ein Vorbild?<br />

Nun, ich glaube nicht, dass ich<br />

Vorbild für Jakob bin. Wir gehen<br />

wie Vater und Sohn miteinander<br />

um. Genauso ist es mit meinem<br />

großen Sohn. Beide Söhne sind<br />

verheiratet, ich habe Enkel. Wir<br />

sind eine gute Familie.<br />

Arbeiten Sie und Jakob gemeinsam?<br />

Wir zeigen schon einander die<br />

Texte vor dem Erscheinen und<br />

sagen etwas dazu. Aber das ist<br />

keine Kritik. Es ist schon erstaunlich,<br />

wie gut der Jakob schreibt.<br />

Wie erleben Sie die heutige Zeit?<br />

Es ist heute alles etwas spannender<br />

und bunter geworden. Der<br />

Umbruch für die Ostdeutschen<br />

Christoph Hein erzählt die Lebensgeschichte Bernhard Habers über fast<br />

fünfzig Jahre aus der Sicht und mit den Stimmen von fünf Wegbegleitern.<br />

Es ist der Lebenslauf eines Außenseiters in der Provinz, der mit der<br />

großen Geschichte scheinbar nichts zu tun hat und doch den Verlauf<br />

deutscher Geschichte vom zweiten Weltkrieg bis zur Jahrtausendwende<br />

exemplarisch spiegelt.<br />

„ ‚Landnahme‘ ist ein großartiger Roman… Selten zuvor hat der Autor<br />

Hein im Übrigen so komische Episoden und Nebengeschichten zu bieten<br />

gehabt, ob das nun die wilde Ballonfahrt eines wunderbar verrückten<br />

Alten ist, eine sommerliche Käferplage oder die Mühsal mit<br />

der Liebe…“ (Volker Hage, „Der Spiegel“)<br />

Erschienen im Suhrkamp Verlag, ISBN 978-3-518-45729-0.<br />

LITERATUR<br />

hat vor allem das Leben für sie<br />

total verändert, ihr Leben nach<br />

der DDR-Langeweile reizvoll<br />

gemacht.<br />

Und wie ist es bei Ihnen? Was hat<br />

sich denn für Sie nach Ihrer Rede<br />

auf der legendären Berliner Großdemonstration<br />

am 4. November<br />

1989 verändert?<br />

Eigentlich wenig. Ich stehe<br />

immer noch früh auf, gehe an<br />

meinen Schreibtisch und nehme<br />

ein weißes Blatt Papier. Da geht‘s<br />

einem nicht immer so gut.<br />

Warum denn das?<br />

Ein weißes Blatt Papier ist was<br />

ganz Schreckliches, man begegnet<br />

ihm mit Angst und Respekt.<br />

Das hat sich bei mir durch die<br />

Wende leider nicht gewendet.<br />

Sie schreiben doch nicht etwa mit<br />

der Hand?<br />

Ja, auch. Meistens aber mit der<br />

Schreibmaschine. Früher mit<br />

einer mechanischen, wenn die<br />

schwieg, schwieg ich auch. Jetzt<br />

habe ich eine elektrische, sie<br />

surrt nur leise. Einen Computer<br />

besitze ich auch. Der ist ganz gut<br />

zum Abschreiben.<br />

Woran arbeiten Sie aktuell?<br />

Da antworte ich Ihnen mit Brecht:<br />

An meinem nächsten Irrtum.<br />

Der möge Ihnen natürlich gelingen.<br />

Danke für das Interview.<br />

Regina Rösler<br />

49


50<br />

ANZEIGE<br />

In Zierow an der Wismarbucht<br />

kann dieser Traum verwirklicht<br />

werden. Leben in der Natur und<br />

mit der Natur ist der Wahlspruch<br />

des Investors. Und das kann man<br />

zumindest für die Ferienzeit mit<br />

einem der angebotenen Häuser<br />

verwirklichen.<br />

Zierow ist eine Gemeinde im<br />

Landkreis Nordwestmecklenburg.<br />

Das Gemeindegebiet Zierows<br />

grenzt an die Hansestadt Wismar<br />

(ca. 6 km), der Stadt mit Weltkulturerbestatus<br />

und liegt direkt an<br />

der Wismarer Bucht<br />

gegenü̈ber<br />

den Inseln<br />

Poel und Walfisch.<br />

Die Gemeinde hat einen etwa<br />

zwei Kilometer langen Ostseeküstenabschnitt<br />

an der Eggers Wiek.<br />

Nur 35 km von Zierow entfernt<br />

liegt die Landeshauptstadt<br />

Schwerin.<br />

Vielfältige Freizeitangebote, wie<br />

Surfen, Segeln, Golfen, Reiten findet<br />

der Urlauber in der direkten<br />

Umgebung von Zierow.<br />

Die De Poeler Drift Grundstücksgesellschaft<br />

errichtet auf einem<br />

Terrain von fast 80.000 qm, direkt<br />

am Meer gelegen, Ferienhäu- ser<br />

mit Wohlfühlatmosphäre und<br />

unverbaubarem Ostseeblick. Nach<br />

ca. 10 Minuten erreicht man fußläufig<br />

den Strand. In Anlehnung<br />

an den Traum von einer eigenen<br />

Insel entstehen Häuser mit den<br />

klangvollen Namen Poel, Rügen,<br />

Samsø, Gotland, Usedom und<br />

Reetdachhäuser an der Ostsee<br />

Das Haus am Wasser ist der Traum vieler Menschen<br />

Rømø und dem Markenzeichen<br />

des Nordens – den Reetdächern.<br />

Die nicht unterkellerten Gebäude<br />

werden in massiver Bauweise<br />

unter Beachtung der behördlichen<br />

und bauphysikalischen<br />

Bestimmungen errichtet. Hochwertige,<br />

wohngesunde Baumaterialien<br />

und Ausbauelemente<br />

garantieren eine gesunde Wohnqualität.<br />

Die neue Energieeinsparverordnung<br />

2009 wird erfüllt. Grundlage<br />

für die Bauausführung sind die<br />

beurkundeten und genehmigten<br />

Bauzeichnungen,<br />

Lagepläne<br />

und Vereinbarungen.<br />

Im Bereich der Haustechnik werden<br />

neue Wege beschritten. So<br />

erfolgt die Beheizung des Gebäudes<br />

in der Grundlast über eine<br />

Luft-Wasser-Wärmepumpe und<br />

wird ergänzt durch die Anwendung<br />

modernster Wärmewellenheizungen,<br />

um das höchste<br />

Wohlbefinden des Nutzers zu<br />

erreichen.<br />

Es entsteht ein abwechslungsreiches<br />

und aufeinander abgestimmtes<br />

Ensemble, bestehend<br />

aus 6 verschiedenen Haustypen,<br />

die in Form und Farbe das typische<br />

Küstenflair reflektieren.<br />

Einrichtung und Außengestaltung<br />

sind nicht Bestandteil des<br />

Leistungsumfangs, so dass der<br />

Individualität hier keine Grenzen<br />

gesetzt sind. Für Ihre Wünsche<br />

Zwischen dem Ort Zierow und dem Strand wird die Poeler Drift erschlossen.<br />

Die Bebauung erfolgt mit typischen reetgedeckten Häusern unterschiedlicher Größe.<br />

Die Architekten haben sich eng an den traditionellen Stil des Nordens angelehnt.<br />

haben die Mitarbeiter von Immo-<br />

Konzepte ein offenes Ohr.<br />

Jeden Sonntag „Tag der offenen<br />

Tür“ von 13 - 17 Uhr.<br />

Schlossstraße 29, 19053 Schwerin<br />

Tel. 03 85-30 20 06-0<br />

www.immo-konzepte.de<br />

info@immo-konzepte.de<br />

<strong>ROSTOCK</strong> delüx 4/2010


52<br />

Fotos: privat<br />

HISTORISCHES<br />

Omas Schrift<br />

ist wieder gefragt<br />

Wenn Daniel Lothar Faustmann ein altes, ein<br />

richtig altes Buch aufschlägt, dann zelebriert<br />

er das mit allen Sinnen.<br />

Der 31-Jährige schwärmt: „Das ist ein ganz<br />

eigener Geruch, das Papier fühlt sich anders<br />

an und es finden sich Gedankenwelten darin,<br />

die in alten Schriften verschlüsselt sind.“ Jene<br />

Schriften, die heute fast niemand mehr<br />

beherrscht, haben es dem Studenten der<br />

Geschichte und der Lateinistik seit langem<br />

angetan. An der Rostocker Volkshochschule<br />

gibt er Kurse in Kurrentschrift, bringt den Teilnehmern<br />

das Lesen und Schreiben der antiquierteren<br />

Art bei – und stößt auf große<br />

Nachfrage.<br />

Die Gründe für das Interesse sind bunt. „Ich<br />

habe Briefe gefunden, die mein Großvater an<br />

meine Großmutter geschrieben hat“, erzählt<br />

beispielsweise Annegret Schum. Sie lacht und<br />

gesteht: „Die waren über hundert Jahre alt,<br />

mich interessierte brennend, was drin steht,<br />

aber ich konnte sie einfach nicht lesen.“ Petra<br />

Büttner, eine andere Teilnehmerin, befasst<br />

sich mit Ahnenforschung und allem, was<br />

damit zu tun hat. Sie versichert:<br />

„Von Beruf bin ich<br />

eigentlich Maschinenbauingenieurin,<br />

aber das hier ist<br />

für mich so etwas wie innere<br />

Berufung.“ Eine Arzthelferin<br />

berichtet von einem alten<br />

Kochbuch, das sie magisch<br />

anzog und doch zunächst<br />

mit sieben Siegeln gesichert<br />

war. Andere, wie die beiden<br />

Herren aus dem Katasteramt<br />

oder die Dame aus dem<br />

Doberaner Stadtarchiv, besuchen<br />

den Kurs, weil sie das<br />

dort vermittelte Wissen für<br />

ihre tägliche Arbeit brauchen.<br />

Ein Semester lang haben sie<br />

sich miteinander gemüht.<br />

Sie haben sich Buchstabe für<br />

Buchstabe durch alte Schriftstücke<br />

gekämpft und sich in<br />

sogenannten 3-R-Schreiblernheften<br />

geübt, also in Heften<br />

mit drei Orientierungs-<br />

Linien pro Zeile. „Wenn man<br />

selber mal geschrieben hat,<br />

kann man beim Lesen viel<br />

leichter die Details unterscheiden“,<br />

meint Daniel<br />

Faustmann. Und einen Blick fürs Detail benötigt<br />

man in der Tat. Das W oder das V beispielsweise<br />

kommen in so unterschiedlicher<br />

Form vor, dass der Unkundige schnell daran<br />

verzweifelt. Die Kursteilnehmer sind inzwischen<br />

schon ein gutes Stück weiter.<br />

Daniel Faustmann würde gerne die Paläografie,<br />

die Lehre von den alten Schriften, als Spezial -<br />

gebiet an der Uni weiter betreiben.<br />

Zum Abschluss des Lehrgangs treffen sie sich<br />

im ehemaligen Michaeliskloster, in den Sondersammlungen<br />

der Universitätsbibliothek.<br />

Fasziniert beugen sie sich über die alten<br />

Dokumente, die dort auf einem großen Tisch<br />

für sie ausgebreitet sind – und schaffen es<br />

tatsächlich, viele von ihnen zu entziffern.<br />

In lateinische Buchstaben übersetzte historische<br />

Quellen sind für Daniel Faustmann so<br />

etwas wie Kaffee, der zum zweiten Mal aufgegossen<br />

wurde. Wer die ursprünglichen Lettern<br />

nicht entziffern kann, der sei nun einmal<br />

auf Gedeih und Verderb auf die Interpretation<br />

des Vermittlers angewiesen. Der Student vergleicht:<br />

„Jede neue Sprache, die wir lernen,<br />

zeigt uns eine neue Welt, ähnlich ist es mit<br />

den Schriften. Man kann plötzlich Dinge<br />

sehen, die einem vorher verschlossen blieben.“<br />

Die Kurrentschrift, um die es in dem Rostocker<br />

Volkshochschulkurs geht, war bis Mitte des<br />

<strong>ROSTOCK</strong> delüx 4/2010


An der Rostocker Volkshochschule wird ein Kurs in Kurrentschrift angeboten.<br />

20. Jahrhunderts gebräuchliche Verkehrsschrift<br />

in Deutschland. Ein häufiger Irrtum:<br />

Oft werden sämtliche deutschen Schreibschriften<br />

als Sütterlin bezeichnet. Dabei stellt<br />

die von Ludwig Sütterlin entwickelte Schriftart<br />

lediglich eine Sonderform der deutschen<br />

Kurrentschrift dar. Alle beide waren den<br />

Nationalsozialisten ein Dorn im Auge und<br />

wurden 1941 kurzerhand verboten. Wenn<br />

Rechtsextremisten ihre Plakate und Schriftstücke<br />

heutzutage gerne wieder mit den<br />

<strong>ROSTOCK</strong> delüx 4/2010<br />

Buchstaben von einst schmücken, dann kann<br />

Daniel Faustmann darüber nur den Kopf<br />

schütteln. „Das ist ein bisschen blind. Die<br />

Nazis haben ja gerade diese Schrift als Judenlettern<br />

diffamiert. Und ihre Wochenzeitung<br />

,Der Stürmer’ war sogar eines der ersten<br />

Blätter, die in lateinischer Schrift gedruckt<br />

wurden.“<br />

Dass alte Schriften auch in anderen Bereichen<br />

gerade wieder im Trend liegen, kommentiert<br />

HISTORISCHES<br />

Faustmann gelassen als banale Modeerscheinung.<br />

Jugendliche aus der Gothic-Szene beispielweise<br />

bedienen sich gerne der Frakturschriften<br />

aus dem angelsächsischen Bereich,<br />

wobei sie zumeist nur einige wenige Elemente<br />

kopieren – gerade so, dass es ein bisschen<br />

geheimnisvoll aussieht.<br />

Ein Job an der Universität – für Daniel Faustmann<br />

wäre das die Krönung seines Studiums.<br />

Gerade die Paläografie, die Lehre von den<br />

alten Schriften, würde er gerne als Spezialgebiet<br />

weiter betreiben. Seine Überzeugung:<br />

„Wenn das Wissen in diesem Bereich schwindet,<br />

dann geht damit ein guter Teil unserer<br />

Geschichte verloren.“ Schon jetzt durfte er als<br />

studentische Hilfskraft bei einem ganz speziellen<br />

Werk Korrektur lesen: Dem Landesgrundgesetzlichen<br />

Erbvergleich von 1755,<br />

jenem Papier, das einst das Kräfteverhältnis<br />

zwischen dem Herzog und den Ständen<br />

Mecklenburgs festlegte, und das von Prof. Dr.<br />

Ernst Münch neu herausgegeben wurde. Der<br />

31-Jährige hatte seinen Spaß an der Arbeit.<br />

Sollte aus der Universitätskarriere trotzdem<br />

nichts werden, hat er allerdings noch einen<br />

zweiten Plan im Hinterkopf: Veranstaltungsmanagement.<br />

Abgesehen von Kursen über<br />

Kurrentschrift bietet er gelegentlich auch<br />

Schulungen zum Thema mittelalterliches<br />

Kochen an und organisiert Mittelalterfeste<br />

mit allem, was dazu gehört. Auch dies sei ein<br />

Markt, der selbst im 21. Jahrhundert noch<br />

viele Kunden anziehe.<br />

Katja Bülow<br />

53


54<br />

Bereits Bianka Meyers Mutter war Heilerin.<br />

Tam, tam, tam, tam - in präziser Folge<br />

lässt Bianka Meyer den Schlegel auf<br />

ihrer flachen Trommel tanzen. Etwa 30<br />

Frauen und Männer lauschen in entspannter<br />

Haltung mit geschlossenen Augen. Jetzt geht<br />

die 53-Jährige mit ihrem Instrument auf<br />

die Stuhlreihen zu: Der Klang wird lauter,<br />

intensiver, um mit zunehmenden Abstand<br />

von den Sitzenden wieder in den monotonen<br />

Rhythmus zu verfallen.<br />

Das Trommelkonzert gehört zu einem Vortrag<br />

mit dem Titel ,,Medizin und Schamanismus“.<br />

Die Referentin stellt sich als schamanische Heilerin<br />

mit dem ,spirituellen Namen „Tokana“ und<br />

gleichnamiger Naturheilakademie und -praxis<br />

in Rostock vor. Wie sich später herausstellen soll,<br />

sind unter dem Publikum außer etlichen Ruheständlern<br />

und Hausfrauen auch eine Historikerin,<br />

ein Beamter der Stadtverwaltung, ein Informatiker,<br />

ein Bauingenieur mit eigener Firma,<br />

eine im Forschungsbereich tätige Pharmakologin,<br />

eine Röntgenassistentin, ein Tierarzt und<br />

drei Humanmediziner(innen) aus diversen Kliniken<br />

- eine noch vor einigen Jahren undenkbare<br />

Konstellation angesichts des zu unseren materialistisch<br />

geprägten Denkschemata konträren<br />

und somit absurd erscheinenden Metiers.<br />

Historiker nehmen an, dass es sich beim Schamanismus<br />

um eine der ältesten Formen religiösen<br />

Verhaltens des Menschen handelt.<br />

Der Amerikaner Joseph Campbell (1904 - 1987),<br />

Religionswissenschaftler, Mythenforscher und<br />

Autor zahlreicher Bücher, bezeichnet Schamanen<br />

,,als Dolmetscher und Vermittler zwischen<br />

dem Menschen und den Mächten hinter dem<br />

Schleier der Natur . . .“ Doch dieser Schleier ist<br />

mittlerweile von den Wissenschaften ein<br />

ganzes Stück weit gelüftet – rasend schnell in<br />

den letzten Jahren, und trotzdem erleben das<br />

schamanische und anderes alternatives Heilen<br />

,,eine Art Renaissance“.<br />

LEBENSGEFÜHL<br />

Tokana<br />

Die berufliche Zusammensetzung des Vortragspublikums<br />

von Bianka Meyer und nach ihren<br />

Worten auch die des Klientels in ihrer Praxis,<br />

lässt eher vermuten: Das Interesse am Schamanismus<br />

ist so einfach nicht zu erklären.<br />

In seinem Begleitbuch zu der Fernsehdokumentation<br />

,,Das Geheimnis der Heilung“ konstatiert<br />

der Fernsehjournalist Joachim Faulstich, dass<br />

Methoden, die noch vor kurzem als unwissenschaftlich<br />

ignoriert wurden, nun von Medizinern<br />

anerkannt werden, ,,einfach weil sie offensichtlich<br />

wirken“. An konkreten Beispielen<br />

beschreibt der Autor bzw. zeigt der 45minütige<br />

Film, eine Produktion des Hessischen Rundfunks<br />

mit einem beachtlichen Marktanteil von 7,2 Prozent,<br />

wie medizinisches Personal das Handauflegen<br />

– eine auch im Schamanismus übliche<br />

Technik – erlernt und erfolgreich praktiziert.<br />

Ein besonders prominentes Beispiel: Prof. Dr.<br />

Waldemar Uhl. Deutschlands führender Experte<br />

für Erkrankungen der Bauchspeicheldrüse<br />

und Direktor der Klinik für Allgemein- und<br />

Viszeralchirurgie im St. Josef-Hospital Bochum,<br />

Klinikum der Ruhr-Universität, setzt auf Ganzheitlichkeit<br />

bzw. einer Kombination von Therapieansätzen.<br />

Aus diesem Grunde arbeitet er<br />

unter bestimmten Prämissen mit dem Heiler<br />

Wolfgang Maly zusammen. Dieser praktiziert in<br />

einem Kloster nahe der holländischen Grenze<br />

Bei der Arbeit mit der Klangschale in der Praxis.<br />

Wenn<br />

trommelt…<br />

mittels der (Heil)Kraft des Glaubens, verbunden<br />

mit Meditation und Handauflegen. In Faulstichs<br />

Buch bzw. im Film wird in diesem Zusammenhang<br />

die erfolgreiche Behandlung einer<br />

42-jährigen Patientin, Mutter einer sechsjährigen<br />

Tochter, mit einem schwer zu operierenden<br />

Karzinom an der Bauchspeicheldrüse mit mehrfachen<br />

Metastasen in der Leber beschrieben<br />

und zum Ausdruck gebracht, dass die klassische<br />

Medizin, sprich Schulmedizin, allein solchen<br />

Ob Wunschbeutel helfen?<br />

<strong>ROSTOCK</strong> delüx 4/2010


Patienten keine guten Überlebenschancen<br />

zugesteht. ,,Dank Parallelbehandlungen nach<br />

einer initialen guten und sicheren Operation<br />

und postoperativen Chemotherapie sowie mittels<br />

pflanzlicher Mittel, Meditation und Auflegen<br />

der Hände im Bereich der Leber stabilisierte<br />

sich der Zustand dieser Patientin wie durch ein<br />

Wunder, so das sie jetzt, auch nach zweieinhalb<br />

Jahren, ohne Tumorrezidiv in der Familie lebt.<br />

„Ein völlig unerwartetes Ergebnis“, so Prof. Uhl<br />

gegenüber Rostock „delüx“. Bei der Behandlung<br />

von Tumorpatienten müsse ein ganzheitliches<br />

Konzept vorgenommen werden.<br />

Prof. Uhl: ,,Ziel ist es, dass sich der Patient nicht<br />

auf die Schulmedizin allein verlässt, gewissermaßen<br />

in deren Netz fallen lässt. Vielmehr soll<br />

er seine Tumorerkrankung akzeptieren und den<br />

Kampf dagegen aufnehmen, um Selbst -<br />

heilungskräfte zu aktivieren. Meditation insbesondere<br />

fördert die dazu nötige Konzentration<br />

darauf.<br />

Positiven Einfluss auf die Seele, das Unbe -<br />

wusste, und damit auf die anderen Teile besagten<br />

Netzwerkes zu nehmen, darin sieht Bianka<br />

Meyer ihre Aufgabe.<br />

Mehr Dialog mit der menschlichen scheint<br />

immer wichtiger: Burnoutsyndrom, Depressionen<br />

und weitere negative Folgen unserer<br />

Leistungsgesellschaft sind auf dem Vormarsch.<br />

,,Die Heilung der Seele könnte eine wundervolle<br />

Vorsorge sein für Erkrankungen des Körpers“,<br />

sagt die Schamanin, will jedoch ausdrücklich<br />

betont wissen, dass sie ,,keine Wunder“ bewirke,<br />

sondern durch die Aktivierung unterschwelliger<br />

Kräfte ,,Hilfe zur Selbstheilung“ leiste. Und mit<br />

einem Augenzwinkern: ,,Die Krankenkassen<br />

müssten unsereins eigentlich dankbar sein.“<br />

Lakonisch: ,,Die Pharmaindustrie weniger!“ In<br />

<strong>ROSTOCK</strong> delüx 4/2010<br />

LEBENSGEFÜHL<br />

dem Vortrag und gegenüber den Klienten ihrer<br />

Praxis stellt sie nachdrücklich klar, dass ihre<br />

Behandlung ,,niemals den Arztbesuch ersetzen<br />

darf“. Sei es im akuten Fall oder zur Vor- oder<br />

Nachsorge. ,,Für etliche Hilfesuchende bin ich<br />

allerdings ohnehin die letzte Anlaufstelle.“Für<br />

traumatisierte Unfall- oder Verbrechensopfer<br />

beispielsweise.<br />

Bis auf die Briten, die ihren Druiden jüngst<br />

staatlicherseits das Amt eines Priesters ein -<br />

schließlich aller Steuer- und anderen Vergünstigungen<br />

zuerkannten, stehen die Mitteleuropäer<br />

schamanischen Praktiken in der Regel<br />

skeptisch gegenüber. Rituale, Weihrauch sowie<br />

Gebet und Versenkung in den ,,etablierten“ Religionen<br />

werden akzeptiert. Doch Praktiken wie<br />

Traumreisen, Krafttieranalysen, Schwitzhüttenrituale,<br />

Hausreinigungen, Bewusstseinserweiterungen<br />

aber wirken befremdlich.<br />

Der Trommelschlag von Bianka Meyer tut seine<br />

Wirkung. Auf die Frage ans Publikum nach Empfindungen<br />

dabei kommen erstaunliche Antworten.<br />

,,Ich hab’ heut’ den ganzen Tag irgendwie<br />

gefröstelt, doch nun ist mir warm“, sagt eine<br />

junge Frau, Verwunderung in der Stimme. Ihre<br />

Nachbarin hat ,,Farben in spiraligen Mustern“<br />

wahrgenommen. Ein Mittvierziger bedauert,<br />

,,gar nichts gespürt oder gesehen“ zu haben, der<br />

Mann zwei Sitze weiter wiederum fühlte sich<br />

,,auf einmal sehr wohl“. ,,Rätselhaft“, konstatiert<br />

er. Für die Schamanin jedoch liegt der Grund auf<br />

der Hand. Die Trommel kommuniziere mit unserem<br />

Unterbewusstsein, ihr Klang assoziiere dort<br />

den Herzschlag der Mutter vor unserer Geburt<br />

und damit verbunden: Geborgenheit, Wohlfühlen,<br />

Wärme. ,,Manchmal jedoch ist die Kommunikation<br />

blockiert“, sagt sie zu dem Mann,<br />

den der Trommelklang nicht berührt hat. Und<br />

wie zum Trost: ,,Blockaden - auch des Energie -<br />

flusses im Körper - können Signale für ein<br />

Wenn Bianka Meyer trommelt...<br />

Ungleichgewicht und Vorboten oder erste<br />

Symptome einer Erkrankung sein. Bei Mensch<br />

und Tier. Ich kann bei der Auflösung der Blockierung<br />

helfen.“ Das spirituelle Wissen sei ihr von<br />

der Mutter übergeben worden, die Heilerin war.<br />

Natürlich habe sie auch etliche Ausbildungen<br />

absolviert, darunter als Reiki-Meisterin und<br />

Tierheilpraktikerin. Die Berufung als Schamanin<br />

jedoch sei ihr von anderen Schamanen bestätigt<br />

worden. Darunter von Mohan Rai aus Nepal.<br />

Der Begründer des Institute for Shamanistic<br />

Studies of Nepal in Kathmandu als Zentrum<br />

schamanischer Kultur im Himalaya spricht zehn<br />

Sprachen, war der erste offiziell von der nepalesischen<br />

Regierung ernannte Bergführer und hat<br />

Reinhold Messner häufig begleitet.<br />

Angela Golz (Text & Fotos)<br />

55


56<br />

LEBENSART<br />

Oldtimersammler Ulrich Kettner und sein offener<br />

Adler, Baujahr 1930.<br />

Auch Tochter Susanne bereitet das Einsteigen<br />

kein Problem. Dem König der<br />

Lüfte gleich, gleitet sie in dem inzwischen<br />

80 Jahre alten Gefährt mit Heiratswilligen<br />

an Bord regelmäßig Richtung Standesamt.<br />

Mit einigen Gästen inzwischen schon<br />

mehrmals. Weil, Liebe kann - muss aber nicht<br />

- unbedingt ewig halten. „Autoliebe rostet<br />

unterdessen nie“, verweist Vater Ulrich auf<br />

inzwischen 70 Jahre Lebens- und 50 Jahre<br />

Oldtimererfahrung.<br />

Die alten Limousinen, das war und ist für ihn<br />

stets Liebe auf den ersten Blick. Auch wenn es<br />

mitunter geraume Zeit dauerte, bis er eine<br />

neue „Auserwählte“ nach Hause fahren durfte.<br />

Inzwischen stehen über 100 in der Garage.<br />

„Der genaue Überblick ist mir verloren<br />

gegangen“, lächelt Ulrich Kettner vielsagend<br />

und schwingt sich mit kühnem Schwung<br />

hinter einen Nash, der in der familiengeführten<br />

freien Kfz-Werkstatt in Stäbelow gerade<br />

einer Generalüberholung unterzogen wird.<br />

Das 1928 in den USA gebaute Fahrzeug<br />

scheint für den sympathischen Autosammler<br />

hinsichtlich seines Platzangebots, anders<br />

als beim Adler, maßgeschneidert zu sein.<br />

Eine auch hinsichtlich ihrer auffallenden<br />

Holzspeichenräder wahrhaft majestätische<br />

Karosse. So war das 60 PS starke Mobil denn<br />

auch viele Jahre für das dänische Königshaus<br />

unterwegs. Ob Margrethe II. und ihr<br />

seit 1967 angetrauter französischer Graf<br />

auch mal höchstpersönlich damit gefahren<br />

sind, ist nicht überliefert…<br />

Ulrich Kettner versucht stets die Geschichte<br />

seiner Fahrzeuge rückzuverfolgen, wenngleich<br />

sich das oft schwierig gestaltet.<br />

Wie aus dem Ei gepellt<br />

Rostocker besitzt größte Oldtimerflotte im Nordosten<br />

Ulrich Kettner versucht es sich hinterm Lenkrad seines knallroten „Adler“ bequem zu machen.<br />

So ganz will ihm das aber nicht gelingen. Zwischen Lenkrad und Fahrersitz ist es eng. Der offene<br />

Oldtimer aus dem Jahr 1930 scheint eher für auffallend schlanke Menschen konstruiert worden<br />

zu sein. So, wie für ein namhaftes Rostocker Tanzlehrerehepaar, von dem der gelernte<br />

Schlosser das reparaturbedürftige Mobil einst erworben hat.<br />

Susanne Kettner und Lebensgefährte Tilo Lange teilen ebenfalls die Liebe zu gepflegten Oldtimern.<br />

Namen sind mitunter Schall und Rauch, und<br />

auch die Geschichte des Automobils selbst<br />

nicht immer eindeutig.<br />

Was wurde und wird noch immer darüber<br />

gestritten, welche denn nun die älteste Automarke<br />

der Welt ist. Mercedes als Antwort, ist<br />

Experten zu einfach und wohl tatsächlich<br />

ungenau. Weil Daimler und Benz nicht von<br />

Anfang an eine gemeinsame Marke, die Entwicklungsväter<br />

Carl und Gottlieb vielmehr<br />

Konkurrenten waren. Was insofern auch verbietet,<br />

jeden Mercedes als Benz zu bezeichnen.<br />

Autofanatiker drohen bei allzu laxem<br />

Umgang mit dem „Sammelnamen“ Mercedes<br />

auch schon mal Prügel mit dem Wagenheber<br />

an.<br />

Fakt ist: Als erstes Automobil der Welt, was<br />

eher wie ein Fahrrad aussah, war 1886 ein<br />

Benz Patent Motorwagen unterwegs. Fast<br />

zeitgleich mit einem wirklich die Bezeichnung<br />

Auto verdienenden Marcus Wagen mit<br />

Benzinmotor des Österreichers Siegfried<br />

Marcus. Das nicht einmal ein PS starke<br />

Gefährt steht seit 1915 im technischen Museum<br />

in Wien. Beide Fahrzeuge blieben Einzel-<br />

modelle. Damit präsentieren sie eigentlich<br />

noch keine Automarke. Verdient dieses Prädikat<br />

nun Peugeot oder doch eher Tatra?<br />

Sowohl in Frankreich als auch in Nesseldorf,<br />

das damals zur österreichisch-ungarischen<br />

Monarchie und heute zu Tschechien gehört,<br />

begann 1897 die Serienproduktion. Als Witz<br />

hingegen darf abgetan werden, Ford als<br />

älteste Automarke der Welt zu führen. Wer<br />

das mit dem Hinweis begründet, dass bereits<br />

Adam und Eva „in einem (F)for(d)t sündigten“,<br />

darf schon mal mit Hinweis auf<br />

mangelnde Orthographiekenntnisse zurückgewiesen<br />

werden.<br />

Nach seinem ältesten Oldtimer gefragt, muss<br />

Ulrich Kettner unterdessen lange überlegen.<br />

Eher fallen ihm Geschichten ein, woher er<br />

seine vielen Autos hat. Zu DDR-Zeiten musste<br />

der Mann, der sich nach der Wende mit einer<br />

Schlosserei, die inzwischen Sohn Thomas<br />

führt, selbstständig machte, einiges einfallen<br />

lassen. Mal war es ein Arzt, der ihm von einer<br />

Vortragsreise ein Modell mitbrachte, ein<br />

anderes Mal wurde er sich mit französischen<br />

Bauexperten handelseinig, die in Poppendorf<br />

ein Düngemittelwerk errichteten. Zumeist<br />

<strong>ROSTOCK</strong> delüx 4/2010


waren es Schrottautos. Monate, wenn nicht<br />

Jahre, hat Ullrich Kettner in seiner Freizeit<br />

damit verbracht, sie wieder in altem Glanz<br />

erstrahlen zu lassen. Die meisten Ersatzteile<br />

hat er dabei in aufwendiger Handarbeit<br />

selbst nachgefertigt.<br />

Tochter Susanne springt ihrem Vater mit dem<br />

für sie schönsten Auto aus der umfangreichen<br />

Familiensammlung zur Seite: Ein Merce-<br />

des-Benz, Modell W 187 (220), ein so genannter<br />

Adenauer-Mercedes. Die deutsche<br />

Staatslimousine schlechthin. Neben dem<br />

Bundeskanzler fuhren auch viele ausländische<br />

Regierungschefs das auf einem Vorkriegs-Chassis<br />

basierende Modell. So die<br />

jeweilige Nation nicht über eine eigene Automarke<br />

verfügt, versteht sich.<br />

Und noch ein kurzer Blick zurück. Weil sich in<br />

der DDR auch beim besten Willen aus Trabant<br />

und Wartburg keine schneidigen Regierungsli-<br />

mousinen basteln ließen, setzten Honecker<br />

und Co. auf sozialistische Brudermodelle aus<br />

der UdSSR und der CSSR und zuletzt auch gern<br />

auf Volvo und Citroen. Bei Ulrich Kettner fallen<br />

vor allem die chromblitzenden Sonderausführungen<br />

der Marken SIL und Tschaika aus den<br />

Gorkowski Awtomobilny Sawod ins Auge, ein<br />

zwei-Tonnen Schwergewicht, von dem aus<br />

auch dem Papst Begleitschutz gewährt wurde.<br />

Bis der sich ein selbstschützendes Papamobil<br />

Die deutsche Staatslimousine schlechthin. Ein Mercedes-Benz, Model W 187, ein so genannter Adenauer-Mercedes.<br />

Ein roter Präsidenten-Lincoln gehört ebenfalls zur<br />

Kettnerschen Sammlung.<br />

<strong>ROSTOCK</strong> delüx 4/2010<br />

konstruieren ließ. Auch dieses erste Modell ist<br />

längst ein Oldtimer. In der Tradition der US-Präsidenten<br />

Mobile stehen ganz weit oben neben<br />

Cadillac und Town Car auch Lincoln-Sonderausführungen,<br />

rollende Festungen, deren Details<br />

vom Secret Service bis heute unter Verschluss<br />

gehalten werden. Wenngleich der offene dunkelblaue<br />

Continental X-100 von John F. Kennedy<br />

insofern traurige Berühmtheit erfuhr, als dass<br />

der Präsident in eben diesem Auto 1961 in Dallas<br />

erschossen wurde.<br />

Wenn sich Ulrich Ketter in seinen roten und<br />

nicht etwa blauen Präsidenten-Lincoln setzt,<br />

denkt er weniger über die Vergangenheit,<br />

stattdessen vielmehr über die Zukunft nach.<br />

Zu welchem großen Oldtimermarkt, zu welcher<br />

Versteigerung er fahren sollte. Oder, ob<br />

es nicht doch angeraten ist, sich selbst von<br />

dem einen oder anderen Modell wieder zu<br />

trennen. Auf dem zu Jahresbeginn vom<br />

Dresdner Thomas Szymkowiak erstmals organisierten<br />

Oldtimer- Markt in der Rostocker<br />

Hanse Messe – im Januar 2011 wird es eine<br />

Neuauflage geben – konnte er sich vor Angeboten<br />

jedenfalls kaum retten. Aber dem einst<br />

eigenen Auto eines Tages hinterherzufahren,<br />

LEBENSART<br />

Kettners Hochzeitscabrio: Eine Mercedes, Baujahr 1956.<br />

fällt natürlich schwer. Selbst wenn Millionengewinne<br />

locken, wie zuletzt in London beim<br />

Verkauf eines Ferrari, oder des ältesten Rolls-<br />

Royce, ein HP 10 aus dem Jahr 1904.<br />

Allein Formel 1 Chef Bernie Ecclestone scheint<br />

da aus anderem Holz geschnitzt zu sein. Der<br />

ließ aus seinem mehrere Hundert Fahrzeuge<br />

umfassenden Oldtimerbestand 2007 gleich<br />

über ein Dutzend versteigern und kaufte sich<br />

postwendend aus dem Erlös gemeinsam mit<br />

Ex-Renault Teamchef Flavio Briatore den englischen<br />

Fußballclub Queens Park Rangers.<br />

Über ein Engagement bei Hansa Rostock, hat<br />

sich bei den Kettners noch keiner Gedanken<br />

gemacht. Eher darüber, wie man selbst künftig<br />

noch mehr Gas geben kann. Zum knallroten<br />

Adler und dem inzwischen auch schon<br />

60 Jahre alten 170 S-Cabrio Mercedes sollen<br />

weitere Traumkutschen zur Fahrt ins Glück<br />

hinzukommen. Auch zum Hochzeits-Rahmenprogramm<br />

will sich die gelernte Landschaftsgärtnerin<br />

Susanne Kettner, die inzwischen<br />

auch die Autowerkstatt ihres Vaters<br />

führt, noch einiges einfallen lassen. Lebensgefährte<br />

Tilo Lange testet unterdessen schon<br />

mal das eine oder andere Fahrzeug aus dem<br />

umfangreichen Fuhrpark hinsichtlich seiner<br />

Gebrauchseigenschaften als rollendes<br />

Gefährt für außergewöhnliche Anlässe. Privat<br />

ist er im Polo unterwegs, Partnerin Susanne<br />

fährt am liebsten in ihrem alten Käfer, steigt<br />

für größere Touren aber auch schon mal in<br />

den Passat um. Wann die beiden 38-Jährigen<br />

ihre eigenen Gäste im Luxusoldtimer Richtung<br />

Standesamt sein werden, diese Frage<br />

blieb beim Besuch in Stäbelow als einzige –<br />

noch – unbeantwortet.<br />

Text/Fotos: Jürgen Drewes<br />

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58<br />

AUTO<br />

Charakter<br />

Starker<br />

Der Audi A7 Sportback<br />

Mit dem A7 Sportback positioniert sich Audi<br />

in einer sehr kleinen und feinen Lücke des<br />

Marktes. Er bringt Spannung in die deutsche<br />

Oberklasse als viertüriges Coupe. Als direkten<br />

Artverwandten gab es bislang nur einen: den<br />

CLS von Mercedes-Benz. Der Pionier dieser<br />

Autogattung wird in Kürze in zweiter Generation<br />

erwartet. BMW besetzt die schicke<br />

Nische bis jetzt am ehesten mit seinem 5er<br />

GT. Der bietet wuchtige Kombi-Art. Ein Grand<br />

Coupe der Sechser Reihe soll in zwei Jahren<br />

seine Aufwartung machen.<br />

Alle drei suchen im Fließheck die Verbindung<br />

von Kombi, Limousine und natürlich Coupe.<br />

Der alte Satz wird widerlegt: bei einem Coupe<br />

gibt es für mehr Geld weniger Auto. Hier<br />

ergibt das Beste aus drei Welten eine luxuriöse<br />

Versuchung.<br />

Und so sind die Erwartungen gesteckt:<br />

Understatement auf höchstem Niveau. Der<br />

A7 sucht durch Interieur-Anmutung in Manufaktur-Qualität<br />

des A8 zu begeistern. Die<br />

klare und weiche Form seiner äußeren<br />

Gestalt sitzt auf der Plattform des künftigen<br />

A6. Er ist sogar länger und breiter als der A6<br />

Avant.<br />

Beim ersten Anblick ist die Vorgabe für den<br />

A7-Auftritt zu spüren: seine Linienführung<br />

und die Balance der Flächen sind sehr elegant,<br />

stimmig und ausgearbeitet. Das Design<br />

des A7 spricht das Auge nachhaltiger an, als<br />

bei Audi gewohnt. Dezent mutig wirkt das<br />

breite Heck mit seinem schönen Bootsabschluss.<br />

Die A7-Silhouette ist sehr klar<br />

<strong>ROSTOCK</strong> delüx 4/2010


fließend und klassisch sportlich gezeichnet.<br />

Es ist eine Freude, den schlanken und puristischen<br />

Linien seiner Form nachzuspüren.<br />

Diese Lust setzt sich im Inneren des A7 fort. Er<br />

zieht gekonnte Design-Kreise um Fahrer und<br />

Beifahrer. Das Cockpit hat eine starke Präsenz.<br />

Das Niveau der Anzeigen, Displays und des<br />

zur Begrüßung ausfahrenden Monitors bleiben<br />

wohl für die meisten Menschen ein unerreichter<br />

Traum für das Wohnzimmer. Aber<br />

wird die Mehrheit der künftigen A7-Fahrer in<br />

der Lage sein, sich ein so stilsicheres Zuhause<br />

selbst zu schaffen? In der Gemütlichkeit wird<br />

der A7 sicher keine Konkurrenz für das Heim.<br />

Als Fahrplatz hat er eine sehr gelungene Ergonomie.<br />

Wichtiger sind aber seine luxuriösen<br />

Antriebslösungen und Assistenzsysteme.<br />

Besonders beeindruckt der Spurhalteassistent.<br />

Er gibt bei instabilen Fahrsituationen<br />

über das Lenkrad an den Fahrer Lenkempfehlungen<br />

und führt das Auto in seinen Kurs<br />

zurück. Die Verbindung von präziser Lenkung<br />

und serienmäßigem Allradantrieb relativiert<br />

die gefahrene Geschwindigkeit nach oben.<br />

Die neueste Generation des quattro-Antrie-<br />

bes mit selbstsperrendem Mitteldifferenzial<br />

sorgt für:<br />

– einzeln angesteuerte Antriebskräfte an<br />

jedem Rad,<br />

– Sperren der Achsen über Lamellen auch beiextremen<br />

Anfahrkräften,<br />

– neuartiges ESP durch Beschleunigung<br />

des Rades, das dem Rad mit Traktions -<br />

problemen gegenüber liegt.<br />

Dieser Antrieb führt mit den 3,0-Liter-Sechszylinder-V-Motoren<br />

als Diesel und Benziner<br />

zu begeisternder Leichtigkeit beim Fahren.<br />

Trotz Mechanik im Überfluss bleibt das Auto<br />

extrem leise in allen Fahrsituationen.<br />

Über die etwas hohe Ladekante haben Sie<br />

Zugang zu einem großzügigen und variablen<br />

Kofferraum, der für den Alltag üppig ist. Der<br />

Ladeplatz eines Kombi, die fast mutige Eleganz<br />

einer Limousine sowie die sichtbare und<br />

erfahrbare Leichtigkeit eines Coupes führen<br />

drei Eigenschaftslinien zu einem starken Charakter.<br />

Peter-Paul Reinmuth, p-p-r.com (Text/Fotos)<br />

AUTO


60<br />

AUTO<br />

Der neue Mercedes Viano<br />

Schnittiger Auftritt des neuen Viano<br />

<strong>ROSTOCK</strong> delüx 4/2010<br />

Foto: ©2010 Daimler AG (2)


Freunde der forscheren Fahrweise<br />

sollten sich in den kommenden<br />

Wochen und Monaten darauf<br />

einstellen, auf der linken<br />

Spur der Autobahn ein neues<br />

Gesicht im Rückspiegel zu sehen.<br />

Der neue Mercedes Viano ist am<br />

Start. In die Neuauflage des<br />

Großraumwagens hat Mercedes-<br />

Benz alles gepackt, was dem<br />

aktuellen Stand der Technologie<br />

entspricht und noch ein bisschen<br />

mehr.<br />

Im Viano ist praktisch alles neu,<br />

was neu sein kann. Moderne<br />

Motoren und innovative Getriebe<br />

sorgen für eine noch bessere<br />

Umweltbilanz als da bislang<br />

schon der Fall war. Und auch<br />

beim Komfort hat Mercedes mit<br />

dem Fahrwerk des Viano einen<br />

Schritt nach vorne getan. Im Mittelpunkt<br />

stehen jedoch die neu<br />

entwickelten Aggregate, wobei<br />

das Augenmerk hier auf den<br />

bärenstarken Dreiliter Diesel<br />

gerichtet sein soll. 224 PS lassen<br />

den Fahrer vergessen, dass er in<br />

einem Wagen sitzt, der gut über<br />

zwei Tonnen auf die Waage<br />

bringt. Bei sparsamer Fahrweise<br />

kommt der Viano mit der großen<br />

Dieselmaschine mit 7,2 Litern auf<br />

100 Kilometer aus und das bei<br />

einem CO2-Ausstoß von 224<br />

g/km. Soll es dann doch etwas<br />

zügiger vonstatten gehen,<br />

beschleunigt der Viano in gerade<br />

mal neun Sekunden auf 100<br />

km/h. Der Vortrieb wir erst bei<br />

einer Höchstgeschwindigkeit<br />

jenseits der 200 beendet. Selbstverständlich<br />

erfüllt der Motor die<br />

Abgasstufe EU 5.<br />

Doch hört Fahrfreude bekanntlich<br />

ja nicht bei reinen Zahlen und<br />

Daten des Aggregats auf. Auch das<br />

Interieur des Viano lässt zumindest<br />

für den Fahrer kaum auf ein<br />

Großraumfahrzeug schließen. Wie<br />

von Mercedes gewohnt sind alle<br />

wichtigen Schalter, Hebel und<br />

Knöpfe übersichtlich angeordnet.<br />

Und es ist im Cockpit noch genügend<br />

Platz für die vielen nützlichen<br />

kleinen Helferchen. Und davon<br />

sind in der Aufpreisliste – auch da<br />

bleibt Mercedes-Benz sich treu –<br />

eine ganze Menge zu finden.<br />

Auf die anhaltende Diskussion<br />

über die Sicherheit von Kleintransportern<br />

und Vans reagiert Merce-<br />

<strong>ROSTOCK</strong> delüx 4/2010<br />

des auf die firmentypisch innovative<br />

Art und Weise. Der Viano<br />

besteht aus einer hochfesten Fahrgastzelle<br />

mit einer äußerst belastbaren<br />

Trägerstruktur. Das bedeutet,<br />

dass sowohl bei einem<br />

frontalen als auch bei einem seitlichen<br />

Aufprall die in Bruchteilen<br />

von Sekunden auftretende Energie<br />

über die Karosserie abgeleitet wird<br />

und so das Risiko schwerer Verformungen<br />

und damit die Verletzungsgefahr<br />

für die Insassen sinken.<br />

Nun ist es schön, zu wissen, dass<br />

man in einem äußerst sicheren<br />

Auto sitzt, doch wird sich wohl niemand<br />

täglich darüber Gedanken<br />

machen. Im Alltagsbetrieb sind da<br />

eher die großen Schiebetüren von<br />

Bedeutung. Leider gibt es beim<br />

Viano die Schiebetür auf der Fahrerseite<br />

nur für einen Aufpreis von<br />

785 Euro. Serienmäßig ist sie erst in<br />

der gehobenen Ausstattungsvariante<br />

AMBIENTE EDITION. Familienfreundlich<br />

ist anders.<br />

Die Karosserie bietet Mercedes in<br />

drei Varianten an. Kompakt, lang<br />

und extralang. Auswirkungen hat<br />

das vor allem auf die Größe des<br />

Kofferraums. Die vierköpfige Familie<br />

wird sicher in der Kompakt-Variante<br />

keine Platznot leiden, wenn<br />

nicht gerade der Konzertflügel mit<br />

in Urlaub muss. Mit den optional<br />

erhältlichen Sitzbänken wird der<br />

Viano zum Achtsitzer. Dann sollte<br />

es allerdings die extralange Variante<br />

werden, sonst wird´s eng.<br />

Natürlich hat das bei Mercedes<br />

alles seinen Preis. Für den Viano<br />

CDI 3.0 liegt der Grundpreis der<br />

kompakten Variante bei 44.934,40.<br />

Die extralange Karosserie ist rund<br />

1.600 Euro teurer. Und die Aufpreisliste<br />

ist bei Mercedes-Benz<br />

bekanntlich auch extralang.<br />

Christian Moeller<br />

Datenblatt:<br />

Mercedes-Benz Viano CDI 3.0<br />

Trend (Kompakt)<br />

Hubraum: 2.987 ccm<br />

Leistung: 165 kW (224 PS)<br />

Verbrauch: 8,6 l Diesel/100 km<br />

(kombiniert)<br />

CO2-Emission: 224 g/km<br />

Preis: ab 44.934,40 Euro<br />

Wohlfühlen auf hohem Niveau – das Cockpit des Viano<br />

AUTO<br />

Foto: ©2010 Daimler AG<br />

Großzügiges Platzangebot im neuen Viano. Fotos: Christian Moeller (3)<br />

61


62<br />

MEINE STADT<br />

Vor elf Minuten hat die alte Standuhr<br />

elf wohl tönende Schläge<br />

durch das Bürgermeisterzimmer<br />

von Güstrow geschickt. Die fünfte<br />

Jahreszeit beginnt und Arne<br />

Schuldt sitzt am Laptop, beantwortet<br />

E-Mails und telefoniert.<br />

Durch das offene Fenster dringt<br />

Stimmungsmusik aus der Konserve,<br />

zwei Schulklassen singen zwischen<br />

den Ständen des Wochenmarktes<br />

ein paar Lieder. Helau,<br />

Helau, Helau. Dass es in Güstrow<br />

Karneval gibt, liegt am Engagement<br />

weniger Unentwegter –<br />

wenn die verhindert sind, dann<br />

fällt der „Sturm auf das Rathaus“<br />

auch mal aus. Arne Schuldt hat<br />

den großen symbolischen Rathausschlüssel<br />

aus der Schublade<br />

geholt, dazu eine Narrenkappe.<br />

Eine große Tüte Bonbons liegt<br />

auf dem Schreibtisch bereit.<br />

„Aus meinem Verfügungsfond<br />

bezahlt“, sagt er lächelnd. Sieben<br />

Mal hat Arne Schuldt diesen Tag<br />

schon als Bürgermeister erlebt,<br />

vor wenigen Wochen wurde er<br />

wiedergewählt, jetzt hat er bis<br />

2018 weitere sieben närrische<br />

Machtübernahmen vor sich.<br />

Bevor der parteilose Arne Schuldt<br />

im Januar 2004 auf der Liste<br />

der SPD auch die Stichwahlen<br />

gewann, lag die Krone der Stadt in<br />

der Gosse: Drei Jahre lang hatte die<br />

Stadt keinen Bürgermeister. Hans-<br />

Erich Höpner (SPD) war 2001 nach<br />

Betrugsvorwürfen durch die Stadt-<br />

Revolte in Güstrow<br />

… und dann ruft die „närrische“ Pflicht.<br />

vertretung suspendiert worden.<br />

Trotzdem wurde er wiedergewählt.<br />

Erst mit einem gerichtlichen Vergleich<br />

im September 2003 war die<br />

leidige „Bürgermeister-Affäre“ beigelegt.<br />

Auswirkungen hat diese<br />

Schlammschlacht bis heute: Die<br />

Wahlbeteiligung lag bei gerade 30<br />

Prozent. Sein einziger Herausforderer<br />

Thomas Duve war ebenfalls als<br />

Einzelkandidat angetreten.<br />

Parteilos. Das klingt, als ob Arne<br />

Schuldt nicht wüsste, wo er hingehöre.<br />

Für ihn ist jedoch dieses Attribut<br />

ein biografisch begründetes<br />

Schnell am Laptop noch ein paar Mails beantworten…<br />

politisches Programm. Schon für<br />

seinen Vater, selbstständiger Elektromeister,<br />

kam die Mitgliedschaft<br />

in einer Partei nicht in Frage - sei es<br />

nun „die“ Partei oder eine ihrer<br />

Blockflöten. Arne Schuldt wurde<br />

deshalb nicht zum Abitur zugelassen.<br />

Er erzählt das ohne Bitternis.<br />

Das Jahreskontingent sei eben voll<br />

gewesen mit denen, die ihre<br />

Staatsnähe offiziell zum Ausdruck<br />

gebracht hätten. So wurde er Elektriker,<br />

holte das Abitur nach seiner<br />

Armeezeit auf dem zweiten Bildungsweg<br />

nach und studierte<br />

schließlich Elektrotechnik. Danach<br />

folgte ein zweites Ingenieurstudium<br />

Hochbau. Später war er angestellt<br />

beim „VEB WAB“ - wie damals<br />

die kommunalen Versorgungsbetriebe<br />

hießen. Arne Schuldt erinnert<br />

sich: „Es gab keine Pumpen<br />

mehr und keine Ersatzteile. Wir<br />

haben uns gegenseitig die Planerfüllung<br />

vorgelogen und niemand<br />

hat den Mund aufgemacht, um die<br />

Jahresendprämien nicht zu gefährden.<br />

Die Kollegen brauchten das<br />

Geld. Und dann diese Kommunalwahlen<br />

im Mai 89...“ Arne Schuldt<br />

winkt ab. Weil das innere Exil auf<br />

Dauer keine Antwort sein konnte,<br />

machte er beim Neuen Forum mit.<br />

Reisefreiheit, Redefreiheit, Wahlfreiheit<br />

– das waren die Werte, für<br />

die es sich zu kämpfen lohnte.<br />

„Auch wenn von der Freiheit, nicht<br />

zur Wahl zu gehen, heute zu viel<br />

Gebrauch gemacht wird.“ Als die<br />

Bürgerbewegung des Neuen<br />

Forums in eine Partei mit Zwängen<br />

und Statuten mündete, trat er aus.<br />

Seine Entscheidung, dennoch in<br />

die Politik zu gehen, sei „Zufall“<br />

gewesen: Sein Betriebsleiter habe<br />

1990 für die SPD am Runden Tisch<br />

gesessen. Dem sei ein Kandidat für<br />

die Leitung des neuen Landkreises<br />

plötzlich erkrankt und er habe<br />

daher Arne Schuldt an einem Freitag<br />

angefragt, ob er einspringen<br />

könnte. Am Montag wurde er ausgewählt.<br />

Es ist inzwischen 11.17 Uhr, als energisch<br />

an die Tür des Bürgermeistersekretariats<br />

geklopft wird. Arne<br />

Schuldt schreibt am Laptop seinen<br />

Satz zu Ende. Dann hängt er sich<br />

seinen Karnevalsorden um und<br />

greift sich den großen Rathausschlüssel.<br />

Die Narrenkappe wiegt<br />

er kurz in der Hand, dann lässt er<br />

sie in der Tasche seines Jacketts<br />

verschwinden. Isabell Peters poltert<br />

ins Zimmer, flankiert von zwei<br />

Mariechen aus der Funkengarde<br />

des „Güstrower Carnevalsclubs“.<br />

Die Musiklehrerin wird bei den<br />

Faschingssitzungen im nächsten<br />

Jahr wieder als „Putze aus dem Rathaus“<br />

in die Bütt steigen. Jetzt feiern<br />

sie zusammen die alljährliche<br />

Revolte, Arne Schuldt schmeißt die<br />

Bonbons vom Rathausbalkon, freut<br />

sich über die „doch so vielen<br />

Güstrower“ auf dem Marktplatz<br />

und ärgert sich ein wenig, dass so<br />

viele Kamellen auf den Dächern<br />

der Verkaufswagen liegen geblieben<br />

sind.<br />

<strong>ROSTOCK</strong> delüx 4/2010


Das gehört einfach dazu. Wie auch<br />

die persönlichen Besuche zu den<br />

runden Geburtstagen ab dem 90.<br />

und die Glückwünsche zu den<br />

Hochzeiten ab der „Diamantenen“<br />

einfach zu den Pflichten eines Bürgermeisters<br />

gehören. Auf seinen<br />

Wegen durch die Stadt treffen ihn<br />

die Güstrower immer auf dem Rad<br />

an. Manchmal fährt er mit der<br />

Bahn nach Rostock und Schwerin -<br />

und allein mit dieser Sichtbarkeit<br />

in der Stadt fällt ein großer Teil der<br />

Popularität ab, die ein Amtsinhaber<br />

braucht, wenn er wieder<br />

gewählt werden möchte. Alles<br />

andere ist Arbeit.<br />

Arne Schuldt ist Ingenieur geblieben:<br />

Welche Ziele erreiche ich mit<br />

welchen Mitteln unter welchen<br />

Gegebenheiten? Dass Güstrow<br />

eine schrumpfende Stadt ist,<br />

erwähnt er als sachliche Feststellung<br />

in einem Nebensatz. Erst auf<br />

eine Nachfrage hin stellt er klar:<br />

„Die 2500 neuen Arbeitsplätze,<br />

die Anfang der 70er Jahre im „VEB<br />

Landmaschinenbau“ geschaffen<br />

wurden, waren kein natürliches<br />

Wachstum. Die war eine planwirtschaftliche<br />

Anordnung des<br />

Politbüros. Trotz dieser Ansiedlung<br />

verfiel die Innenstadt immer<br />

mehr.“ Nach der Abwicklung des<br />

Kombinatsbetriebes war die<br />

Schließung der modernen und<br />

leistungsfähigen Zuckerfabrik<br />

fast schwerer zu verkraften.<br />

Schließlich hatten sich die umliegenden<br />

Landwirtschaftsbetriebe<br />

schon seit Jahrzehnten auf die<br />

Zuckerrübe verlegt. Aber gegen<br />

die Entscheidung der EU aus dem<br />

Jahre 2005, ihre Zuckerexporte zu<br />

begrenzen, war kein Kraut<br />

gewachsen.<br />

Die 10.000 Einwohner, die Güstrow<br />

seit der Wende verloren hat, resultieren<br />

aus diesen Gegebenheiten.<br />

Derzeit wohnen rund 30 000 Einwohner<br />

in Güstrow.<br />

„Uns wurden für dieses Jahr auch<br />

schon 26 000 Einwohner prognostiziert“,<br />

sagt Arne Schuldt. „Und<br />

gelästert, dass wir im Natur- und<br />

Umweltpark schon die Wölfe und<br />

Bären züchten, die irgendwann in<br />

den Wäldern leben sollen.“ Aber<br />

darauf kommt es für Arne Schuldt<br />

nicht an: „Die Stadt kann schöner<br />

und lebenswerter werden, ohne<br />

dass sie größer wird.“ Das Ziel<br />

<strong>ROSTOCK</strong> delüx 4/2010<br />

„Güstrow – umweltgerechte Stadt“<br />

stammt nicht von ihm, auch das<br />

Bioenergiekraftwerk von der<br />

NAWARO AG hat er nicht „hergeholt“.<br />

Aber er hat dafür gesorgt,<br />

dass den Investoren die Entscheidung<br />

für den Standort Güstrow<br />

leicht gefallen ist. Der Inselsee-<br />

Kanal wurde frei gebaggert und<br />

ermöglicht jetzt eine touristische<br />

Rundfahrt mit dem elektrisch<br />

betriebenen Fahrgast-Kutter. Der<br />

Natur- und Umweltpark präsentiert<br />

sich als preiswerte Alternative zum<br />

Rostocker Zoo und seit ein paar<br />

Wochen ist auch der Künstler Ernst<br />

Barlach Ehrenbürger der Barlachstadt<br />

- wie Güstrow sich schon offiziell<br />

seit 2006 nennt. Auch als Bildungsstandort<br />

des Landes hat sich<br />

Güstrow etabliert. Die Fachhochschule<br />

für öffentliche Verwaltung,<br />

Polizei und Rechtspflege sowie das<br />

Berufsschulzentrum für grüne<br />

Berufe und das Landeszentrum für<br />

Hörgeschädigte nutzen die günstige<br />

Lage der Stadt am Eisenbahnkreuz<br />

zwischen Schwerin und Neubrandenburg,<br />

Rostock und Berlin.<br />

Die Sanierung der Güstrower Altstadt<br />

geht voran - auch hier setzt<br />

Arne Schuldt eher auf Solidität als<br />

auf Schnelligkeit. Schließlich weiß<br />

er, welches Kleinod die Stadt mit<br />

diesen 62 Hektar besitzt: Geschichte<br />

trifft auf Natur, Kunst auf Bildung.<br />

„Für eine Familie mit Kindern<br />

ist Güstrow ein sehr guter Ort zum<br />

Leben.“ Arne Schuldt sagt es ohne<br />

Pathos, aber gerade deshalb auch<br />

sehr überzeugend.<br />

Inzwischen sind auch die Pressefotos<br />

von der närrischen Revolution<br />

im Kasten. Arne Schuldt hat in seiner<br />

kurzen Ansprache der Büttenrednerin<br />

Isabell Peters auch gleich<br />

den ersten Gag zugespielt: Die<br />

letzten Taler aus der Stadt hätten<br />

sich in Bonbons verwandelt. „Kein<br />

Wunder, wenn das Stadtsäckel leer<br />

ist, wenn die Taler so vom Balkon<br />

runtergeschmissen werden!“<br />

Beide lachen über den gemeinsamen<br />

Witz.<br />

„Was machen wir jetzt mit dem<br />

Rathausschlüssel?“ fragt Arne<br />

Schuldt. Isabell Peters winkt ab:<br />

„Warum sollte ich den jetzt mitschleppen?“<br />

Arne Schuldt nickt<br />

und zieht seine Schublade auf: Bis<br />

zum nächsten elften Elften.<br />

Frank Schlößer (Text & Fotos)


64<br />

SEITENSPRUNG<br />

Eissegeln versetzt in einen Geschwindigkeitsrausch.<br />

„Wir werden in den kommenden<br />

Monaten mit eiskalter Polarluft<br />

überschüttet“, so die Prognose<br />

des Meteorologen Dominik Jung.<br />

Auch andere Wetterprofis halten<br />

es für möglich, dass der kälteste<br />

Winter seit 100 Jahren bevorsteht.<br />

Grund für den Kältealarm<br />

soll die Ölkatastrophe vom April<br />

im Golf von Florida sein. Um das<br />

Öl zu neutralisieren, wurden 7,5<br />

Millionen Liter einer Chemikalie<br />

ins Meer gekippt, die jetzt den<br />

Golfstrom beeinträchtigen soll,<br />

der sonst Mitteleuropa vor dem<br />

klirrenden Frost schützt. Es soll<br />

also kalt werden und somit ideale<br />

Bedingungen – zumindest für<br />

Hans-Heinz Schmidt. Der Mann<br />

ist 75 Jahre alt und kann es noch<br />

immer nicht lassen: „Ich segle<br />

aber nur noch spazieren“, betont<br />

der Klassensekretär der mecklenburgischen<br />

Eissegler. „Mit über<br />

einhundert Sachen in den Sonnenschein,<br />

dass schaffe ich nicht<br />

mehr“, erzählt der Ex-Berliner,<br />

Ex-Holsteiner und seit 1990 in<br />

Warnemünde lebende Schmidt.<br />

Den früheren Finn- und späteren<br />

Dias-Segler hat die Leidenschaft<br />

für das Eis bereits Anfang der<br />

80er Jahre gepackt. Und um<br />

„Spazierfahrten“ ging es damals<br />

nun wirklich nicht: „Wenn wir<br />

uns am Wochenende zu einer<br />

Regatta treffen wollten, haben<br />

wir uns am Donnerstag davor<br />

verabredet. Ob die Meisterschaft<br />

dann aber in Deutschland, Dänemark<br />

oder Schweden stattfand,<br />

wussten wir bis zu diesem Zeit-<br />

Faszination<br />

Eissegeln<br />

Für alle, die es auch im Winter nicht lassen können<br />

punkt noch nicht endgültig“.<br />

Hunderte Kilometer weiter und<br />

endlich auf der Regatta-Bahn<br />

angekommen, konnte es passieren,<br />

dass das Eis zu „rubbelig“<br />

war: „Dann denkst du, der Schlitten<br />

fällt dir auseinander oder es<br />

ist einfach zu viel Schnee auf<br />

dem Eis – dann geht gar nichts.<br />

Dann bist du die Riesenstrecke<br />

umsonst gefahren“. Trotzdem –<br />

Eissegeln besitzt eine unglaubliche<br />

Faszination. Und das bereits<br />

seit fast einhundert Jahren.<br />

Das Eissegeln selber kann auf<br />

eine jahrhundertlange Tradition<br />

zurückblicken. Bereits im 16. Jahrhundert<br />

montierten holländische<br />

Fischer geschmiedete Kufen<br />

unter ihre Boote. Damit war das<br />

Eissegeln geboren. Durch Holländische<br />

Emigranten entwickelte<br />

sich das Eissegeln auch in den<br />

USA, insbesondere in Detroit.<br />

Dort erlebte das sportliche Eissegeln<br />

dann auch seine eigentliche<br />

Geburt: 1865 entstand am Hudson<br />

River der erste Eissegelclub<br />

der Welt. Da es aber noch keine<br />

einheitliche Bootsklasse gab,<br />

schrieb die „Detroit News“ (DN)<br />

im Jahr 1930 einen Konstrukteurswettbewerb<br />

aus. Die DN<br />

(Detroit News)-Klasse erblickte<br />

1937 das Licht der Welt und ist bis<br />

heute die Einheitsklasse für<br />

internationale Wettkämpfe. Seitdem<br />

sind Gewicht, Länge und<br />

Breite der Eissegelschlitten vorgeschrieben.<br />

Weltweit gibt es ca.<br />

1500 aktive Eissegler in der DN-<br />

<strong>ROSTOCK</strong> delüx 4/2010


Klasse. Man kennt sich, man<br />

schätzt sich – man ist wie eine<br />

große, internationale Familie. Die<br />

Segler kommen aus den USA und<br />

Kanada, aus Russland, Schweden,<br />

Finnland, Polen und Deutschland.<br />

Gerade in Russland erfreut<br />

sich das Eissegeln in jüngster<br />

Vergangenheit größerer Beliebtheit<br />

und in Leistungszentren trainieren<br />

ca. 60 Nachwuchssegler.<br />

Von solchen Idealbedingungen<br />

ist man in MV sicherlich weit entfernt.<br />

„Rund 40 Eissegler sind<br />

in Mecklenburg-Vorpommern<br />

registriert, doch nur 25 von ihnen<br />

nehmen auch regelmäßig an<br />

Regatten teil“, bedauert der hiesige<br />

Klassenchef. Dabei gibt es<br />

wirklich gute Reviere: „Am besten<br />

sind natürlich flache Gewässer,<br />

<strong>ROSTOCK</strong> delüx 4/2010<br />

die schnell zufrieren. Dazu<br />

zählen bei uns der Schweriner<br />

See, der Goldberger See, die<br />

Müritz, das Achterwasser und die<br />

Bodden um Rügen“ erklärt der<br />

Flottensekretär Nordost – wie die<br />

offizielle Bezeichnung von Hans-<br />

Heinz Schmidt lautet. Wann und<br />

wo das beste Eis, möglichst in<br />

einer Stärke von 12 cm und ohne<br />

Schnee, zu finden ist, darüber<br />

können sich die Mitglieder der<br />

Eissegelflotte in der Saison<br />

jeweils ab Donnerstag 19 Uhr<br />

unter einer Telefonhotline<br />

(06979-124 35 98) oder im Internet<br />

informieren. Und dann geht<br />

es los. Mit der gesamten Familie.<br />

Sorgfältige Vorbereitung am Start der DN-Klasse.<br />

„Der Reiz dieser Sportart liegt in<br />

der Geschwindigkeit. Und darin,<br />

dass es eine sehr familiäre Angelegenheit<br />

ist. Anders als beim<br />

Segeln kann die gesamte Familie<br />

direkt teilhaben und selber auf<br />

dem Eis aktiv werden. Meist gibt<br />

es auch immer heißen Grog oder<br />

Glühwein, es ist schon eine tolle<br />

Atmosphäre“ beschreibt Hans-<br />

Heinz Schmidt den Eissegel- Spirit.<br />

Deutschlandweit gibt es noch<br />

weitere Reviere, die nahezu ideale<br />

Bedingungen bieten – zum<br />

Beispiel der Rangsdorfer See,<br />

zirka 20 Kilometer südlich des<br />

Berliner Zentrums, direkt am Ber-<br />

SEITENSPRUNG<br />

liner Autobahnring. Neben dem<br />

Eissegeln gibt es aber noch andere<br />

Gründe, hier mal das Eis zu<br />

testen: „Der Rangsdorfer See ist<br />

flach, hat kaum Strömung, keinen<br />

Schiffs- oder Bootsverkehr,<br />

der Wind weht häufig und regelmäßig“,<br />

schwärmt Stefan<br />

Rothen, Leiter des dortigen<br />

Europäischen Eissegelmuseums.<br />

Der Standort ist bewusst<br />

gewählt, denn Rangsdorf hat Tradition:<br />

In den 30er-Jahren des<br />

vergangenen Jahrhunderts sollten<br />

dort die olympischen Wettbewerbe<br />

ausgetragen werden.<br />

Zwar ist Eissegeln bis heute<br />

(noch) nicht olympisch, aber<br />

der Standort ist ein Zentrum<br />

des Eissegelsports geblieben.<br />

„Die ersten zwei Stunden bist du<br />

nass vom Adrenalinschub“,<br />

begeistert sich der „Commodore“<br />

und Herr über 4000 Dokumente,<br />

ein Yachtregister, 1000 historische<br />

Fotos und Ehrenmedaillen.<br />

„Mit den Einheitsschlitten<br />

können bei guter Witterung<br />

und buckelfreiem Eis knapp<br />

160 km/h erreicht werden, der<br />

Weltrekord liegt bei unglaublichen<br />

238 km/h – Geschwindigkeiten,<br />

von denen Segler im<br />

Sommer nur träumen können –<br />

die bei 15 Knoten über Grund<br />

schon in einen Tempo rausch<br />

verfallen“.<br />

Die DN-Klasse ist bis heute Einheitsbootsklasse für internationale Wettkämpfe. Fotos: Landessportbund Eissegeln; Jens Lochmann<br />

65


66<br />

SEITENSPRUNG<br />

Uralte Peekschlitten auf dem Saaler Bodden. Der Althäger Hafen ist beliebter Start für Eissegelregatten.<br />

Trotz dieser enormen Geschwindigkeiten<br />

braucht man zum Eissegeln<br />

keinen speziellen Eis-<br />

Segel-Schein. Es gibt ihn trotzdem<br />

und einige Versicherungen<br />

wollen diesen auch sehen<br />

(unkomplizierte Prüfung über<br />

den Eisseglerverband). Schließlich<br />

rasen bei einer Regatta die<br />

Eissegler, eingeteilt in Gruppen<br />

von maximal 50 Seglern, über 1,5<br />

km bis 2,5 km langen Rundkurse.<br />

Da die Rennen mindestens über<br />

6,44 km (4 Meilen) gehen müssen,<br />

werden die Runden mehrmals<br />

absolviert. Gestartet wird –<br />

wie beim Bobfahren – mittels<br />

Anschieben des Schlittens. Und<br />

genau wie beim Fahren in der<br />

Eisrinne ist die Startphase damit<br />

besonders entscheidend.<br />

„Alle sagen, dass es einen tollen<br />

und knackigen Winter geben<br />

wird. Das wäre nach den letzten<br />

drei Jahren auch mal wieder an<br />

DER NEUE CITROËN C4<br />

Positive Power<br />

der Zeit“ freut sich Schmidt. Und<br />

lädt alle, die sich für diese eiskalte<br />

und schnelle Sportart interessieren,<br />

ein, vorbeizuschauen<br />

beim Stützpunkt der Eissegler<br />

aus MV auf dem Inselsee bei<br />

Güstrow (Clubgelände des WSV<br />

Güstrow 1928) – und für stärker<br />

ambitionierte: Die Deutschen<br />

Meisterschaften 2011 finden am<br />

07. Januar bis zum 09. Januar<br />

statt. So der Plan. Und wo? Natürlich<br />

dort, wo das Eis am schnell-<br />

Rostock-Elmenhorst · Hauptstr. 103<br />

täglich 24h-Hotline 03 81 77 83 40<br />

www.franzosen-meyer.de<br />

sten ist. Konkretes dann am<br />

Donnerstag davor.<br />

Ganz billig ist der Sport nicht: Die<br />

Preise für einen Schlitten samt<br />

Kufen reichen von 1500 Euro bis zur<br />

High- End-Lösung im preislichen<br />

Bereich eines Mittelklassewagens.<br />

Also selber bauen? Wenn schon ein<br />

Neubau, dann sollte der möglichst<br />

den offiziellen Vermessungsvorschriften<br />

entsprechen, weil<br />

dadurch der Wiederverkaufswert<br />

Erleben Sie ein Auto – auffallend anders,<br />

mit einer serienmäßigen Ausstattung<br />

die Sie anderswo lange suchen…<br />

<strong>ROSTOCK</strong> delüx 4/2010


wesentlich höher liegt und die ausgefeilte<br />

Konstruktion eine selbige<br />

ist. Im Internet gibt es u. a. einen<br />

59-seitigen Bauplan, auf dessen<br />

Grundlage der Eissegler vermessungsfähig<br />

ist und so auch auf offiziellen<br />

Regatten eingesetzt werden<br />

kann. Auf Grund seiner<br />

Abmessungen und seines geringen<br />

Gewichtes kann der DN Schlitten<br />

problemlos auf einem Autodach<br />

transportiert werden.<br />

Es geht aber auch ganz anders –<br />

gemütlicher, preiswerter und mit<br />

wesentlich weniger Aufwand verbunden<br />

ist das traditionelle Eissegeln<br />

auf dem Saaler Bodden. Mitte<br />

des 19. Jahrhunderts wurden hier<br />

mehr als 280 Eissegler gezählt. Ein<br />

Mann, der am Saaler Bodden die<br />

Tradition alter Holzboote schon<br />

seit einigen Jahren am Leben hält,<br />

ist Jens Lochmann. Seit einigen<br />

Jahren kann man sich in Althagen<br />

nicht nur etwas Historisches zum<br />

Segeln für lauschige Sommertouren<br />

ausleihen, sondern auch im<br />

Winter, wenn es friert: „Die Schlitten<br />

besitzen ein bis zu 3,5m langes<br />

Deck aus Nadelholz, nur die Kap-<br />

Der nächste Sommerurlaub naht. Viele Menschen,<br />

besonders Familien entscheiden im Januar, wohin es<br />

in den nächsten Sommerferien geht. Die Rostocker<br />

bzw. mecklenburgischen Reiseprofis helfen mit<br />

ihren Angeboten, das optimale Reiseziel zu finden.<br />

Ob über Lokalmatadoren wie Flughafen Rostock<br />

Laage mit mehreren Reisebüros und Fluglinien<br />

vertreten und den Reisedienst Schröder aus<br />

Rostock oder internationale Fremdenverkehrsämter<br />

wie das der Türkei oder Tschechiens – im<br />

Grunde ist auf der Messe die ganze Welt buchbar.<br />

<strong>ROSTOCK</strong> delüx 4/2010<br />

pen (Kufen) bestehen aus Eichenholz,<br />

das vom Dorfschmied mit<br />

Eisen eingefasst wurde“, erzählt<br />

der begeisterte Bootsbauer. „Mast<br />

und Takelage stammen von den<br />

kleinen Fischerbooten. Die Leinenbzw.<br />

Baumwollsegel haben eine<br />

durchschnittliche Größe von 10 bis<br />

18 qm.“. Der Retter vieler alter<br />

Arbeits- und Fischerboote lebt und<br />

arbeitet in dem „Cyrus-Haus“ (18.<br />

Jahrhundert, nach dem ersten<br />

hauptamtlichen Seefahrtslehrer<br />

der Insel) und geht von einem<br />

Bestand von „ca. 45 Schlitten“ aus.<br />

Ein anderes Transport- und Fortbewegungsmittel<br />

nannte sich Peekschlitten<br />

oder auch Peiksläden,<br />

Diese kleineren Schlitten haben<br />

eine Länge zwischen ein und zwei<br />

Metern. Um diese Art der Schlitten<br />

vor dem Holzwurm und dem Vergessen<br />

zu bewahren, veranstaltet<br />

der „Verein der Holzbootfreunde<br />

Fischland e. V.“ seit 2002 kleinere<br />

Wettfahrten vor dem Althäger<br />

Hafen. Auf einem kurzen Kurs von<br />

etwa 120 Metern finden sich bei<br />

entsprechendem Wetter mehr als<br />

zwanzig Teilnehmer ein, wobei die<br />

ältesten fast 80 Jahre alt sind.<br />

Nach „langem Kampf“ können sich<br />

die Sieger schließlich über die<br />

wärmende Flasche Rum freuen,<br />

die letztendlich in gemeinsamer<br />

Runde immer für gute Stimmung<br />

sorgt. Der älteste Peekschlitten hat<br />

bereits 120 Jahre auf dem Buckel.<br />

Hier auf dem Saaler Bodden wie<br />

auch auf allen anderen Eisflächen<br />

ist eine Sache besonders<br />

wichtig: Gute Thermokleidung<br />

und zudem Skibrille, Helm, Handschuhe<br />

und Rennschuhe mit Spikes.<br />

Außerdem: zeitliche Flexibilität<br />

und ein Höchstmaß an<br />

Abenteuerlust, denn neben der<br />

hohen Geschwindigkeit ist diese<br />

Sportart vor allem durch seine<br />

exotischen Randbedingungen<br />

geprägt. Wer sich vorstellen<br />

kann, seine Wochenenden an<br />

abgeschiedenen Orten an der<br />

Russisch-Finischen Grenze zu<br />

verbringen und am Tage mit<br />

extremen Geschwindigkeiten<br />

über das Eis zu rasen um abends<br />

dann in einfachsten Blockhütten<br />

mit seinen Segelgefährten über<br />

den Kick beim übers Eis rasen zu<br />

philosophieren - für den ist<br />

VIVA Touristika & Caravaning<br />

Reisen – Fahrrad – Caravaning stehen im Mittelpunkt der beliebten Reisemesse in Rostock.<br />

Vom 21.-23. Januar 2011 präsentieren lokale, nationale und internationale Touristiker<br />

ihre Angebote für die kommende Feriensaison in der Hansemesse.<br />

Neu im Programm ist das Thema „FAHRRAD“.<br />

Bekannte Händler aus Rostock und Mecklenburg,<br />

aber auch große Hersteller wie „BERGAMONT“<br />

zeigen viele Marken, Zubehör und geben Tipps<br />

und Empfehlungen für Fahrradreisen. Der ADFC<br />

Rostock unterstützt und berät das Messeteam von<br />

expotec, damit die Besucher umfassend und<br />

kompetent beraten werden.<br />

Auf einem Testparcour von 1.000 m² Größe<br />

können alle Räder unter fachkundiger Anleitung<br />

ausprobiert werden.<br />

SEITENSPRUNG<br />

Eissegeln d i e Adrenalinalternative<br />

im Winter. Wer’s einmal<br />

macht, so behaupten die Eissegler,<br />

hängt sowieso am Haken.<br />

Jo Lüdemann<br />

Kontakte:<br />

• Historisches Eissegeln<br />

Fischland- Darß- Zingst:<br />

Darß- Museum,<br />

18375 Prerow, Waldstr. 48,<br />

Tel: 03 82 33 - 697 50 oder<br />

Jens Lochmann,<br />

18347 Althagen,<br />

Althägerstr. 40<br />

Tel.: 03 82 20 - 806 19,<br />

www.alteboote.de<br />

• Landessportbund Eissegeln,<br />

www.eissegeln.de<br />

• Förderverein Europäisches<br />

Eissegelmuseum e.V.,<br />

Am Strand 1, 15834 Rangsdorf<br />

Tel.: +49 33708 21 624,<br />

www.eissegelmuseum.de<br />

• Selbstbaupläne DN- Schlitten,<br />

www.tecpaper-group.com<br />

Komplettiert wird das Ferienangebot traditionell<br />

durch die Individualisten der Branche, durch<br />

Caravans, Wohnmobile und Campingangebote.<br />

Übrigens: Das Messethema „BOOT“ wurde<br />

auf vielfachen Wunsch der Aussteller und<br />

Besucher in eine eigene Messe überführt.<br />

Vom 01.-03. April 2011 können Bootsbegeisterte<br />

in der Hansemesse und auf der Außenstelle in<br />

Schmarl an der Warnow (LIKEDELER)<br />

zahlreiche Aussteller begrüßen.<br />

67


68<br />

PROMINENT<br />

Im Duett:<br />

Vicky Leandros<br />

und Ben Becker.<br />

Foto: Walter Kober /<br />

Universal Music<br />

Vicky Leandros: Einen Koffer<br />

in Hamburg und zwei in Berlin<br />

Ohne Zweifel, diese Frau ist ein<br />

Weltstar: Vicky Leandros. Die<br />

heute 58-Jährige schrieb mit 55<br />

Millionen verkauften Alben internationale<br />

Musikgeschichte. Seit 35<br />

Jahren steht die gebürtige Griechin,<br />

die jetzt, wie sie sagt, ihren<br />

ersten Wohnsitz in Berlin hat, auf<br />

der Bühne. Zur Jubiläumstournee<br />

2010/2011 ist sie durchgestartet,<br />

ihr aktuelles Album „Zeitlos“ in<br />

der Gunst ihres Publikums.<br />

Am 3. März 2011 gastiert Vicky<br />

Leandros in der Rostocker Stadthalle.<br />

Rostock „delüx“ traf sich mit ihr<br />

auf einen Capuccino im Hamburger<br />

Hotel „Atlantik“.<br />

Frau Leandros, Ihr neues Album<br />

trägt den Titel „Zeitlos“. Warum?<br />

Weil die Melodien auf der aktuellen<br />

CD einfach zeitlos sind. Dazu<br />

gehören zum Teil alte französische<br />

Lieder, aber Welterfolge. Sie haben<br />

die Zeit überdauert, sind eben zeitlos.<br />

Es hat mich gereizt, meine<br />

eigenen Kompositionen neben<br />

Klassiker zu stellen, die seit vielen<br />

Jahren nicht mehr interpretiert<br />

worden sind. Ich bin dabei auf<br />

neue Variationen gestoßen und<br />

könnte mir gut vorstellen, mich<br />

künftig wieder intensiver mit dem<br />

Chanson zu beschäftigen.<br />

Mit „Gerede, Gerede“ ist eine Neuauflage<br />

von „Paroles, Paroles“ zu<br />

hören. Damals, 1973, stritten Dalida<br />

und Alain Delon über die Liebe. 2010<br />

tun Sie es mit Ben Becker. Wie kam<br />

es zu dieser musikalischen Nähe?<br />

Es war an einem Abend im Berliner<br />

Borchardt. Ich traf dort Udo Lindenberg,<br />

später setzte sich Ben zu<br />

uns, auch ein paar Leute von den<br />

Scorpions kamen. Wir hatten einen<br />

wirklich lustigen Abend. Natürlich<br />

redet man in so einer Runde auch<br />

über die nächsten Projekte. Ich war<br />

gerade bei der Produktion für das<br />

neue Album, und grübelte damals,<br />

wer den Text für ‚Gerede, Gerede‘<br />

sprechen könnte. Und weil Ben<br />

eben diese wunderbare Stimme<br />

hat, habe ich ihn gefragt. Er hat<br />

zugesagt und dann waren wir<br />

auch schon im Studio. Den Titel<br />

haben wir perfekt und schnell produziert.<br />

Ben ist schon ein Profi.<br />

Und das, was raus gekommen ist,<br />

bringt wirklich leichtes Gänsehautgefühl<br />

rüber. Was ist Ben Becker<br />

eigentlich für ein Typ?<br />

Er ist auf der einen Seite unkompliziert,<br />

auf der anderen, weiß er<br />

ganz genau, was er will. Ich<br />

meine, er ist ein Perfektionist.<br />

Mit dem Titel „Berlin“ ist auf dieser<br />

CD auch von einer Liebeserklärung<br />

an Berlin zu hören. Wie<br />

kommt‘s?<br />

Im vergangenen Jahr gab es eine<br />

Fernsehsendung zum Thema 20<br />

Jahre Mauerfall in Berlin, in der<br />

das Lied „Das ist die Berliner<br />

Luft…“ von allen Mitwirkenden<br />

angestimmt wurde. Ich dachte,<br />

nee, das kann es nicht sein. Klar,<br />

es gibt auch noch eins von Hildegard<br />

Kneef mit dem Titel „Ich<br />

habe noch einen Koffer in Berlin“.<br />

Ich meinte aber, ich müsste ein<br />

neues Lied, ein modernes schreiben,<br />

dass die Stadt mit all ihren<br />

Liebenswürdigkeiten aber auch<br />

ihren Krallen zeigt. Und dann<br />

habe ich daran gearbeitet. Ich<br />

denke, es ist gelungen.<br />

Was lieben Sie an Berlin?<br />

Berlin ist innovativ, sehr charmant.<br />

Die Stadt ist international,<br />

ja einfach rasant. Berlin bietet<br />

mir persönlich sehr viel. Ich gehe<br />

gern in die Museen, in die<br />

Theater, zu Ausstellungseröffnungen,<br />

sitze aber genauso gern<br />

in einem Cafe` in Berlin Mitte.<br />

Sie sind in Griechenland, auf Korfu,<br />

geboren. Ihre Heimat ist wo?<br />

Hamburg ist meine Heimat. Dort<br />

bin ich aufgewachsen. Dort habe<br />

ich meine ältesten Freunde. Gut, in<br />

Griechenland auch. Aber ehrlich, in<br />

Griechenland könnte ich nicht das<br />

ganze Jahre leben. Das gebe ich zu.<br />

Das kann ich nur in Berlin und in<br />

Hamburg. Ich sage mal so, ich habe<br />

immer noch einen Koffer in Hamburg<br />

und jetzt zwei in Berlin.<br />

Aber in Griechenland ist es wärmer<br />

als in Deutschland…<br />

Stimmt. Ich habe versucht, dort<br />

ständig zu leben, als ich in die Politik<br />

kam. Aber ich denke auch, weil<br />

meine Kinder in Deutschland<br />

geboren sind, fühle ich mich hier<br />

zu Hause. Obwohl, in Griechenland<br />

habe ich einen Teil meiner<br />

Familie. Mein Vater zum Beispiel.<br />

Er ist heute 85 und lebt in Athen.<br />

Sie merken, es ist nicht ganz leicht,<br />

Ihre Frage zu beantworten.<br />

Haben Sie festgestellt, dass Ihre<br />

Ausflüge in die griechische Politik<br />

nichts für eine Künstlerin sind?<br />

In der Praxis ist es natürlich so,<br />

dass die Politik ein knallharter<br />

und zeitaufwändiger Job ist. Zu<br />

jener Zeit war ich in der Woche<br />

im Rathaus in Piräus und an den<br />

Wochenenden musste ich reisen,<br />

um zu singen. Das wurde mit der<br />

Zeit sehr, sehr anstrengend. Und<br />

beiden Jobs nicht gerecht zu werden,<br />

ist nicht gut. Und dann<br />

wurde die Situation in Griechenland<br />

ziemlich unübersichtlich.<br />

Und das war auch ein Grund für<br />

meinen Rücktritt.<br />

Sind Sie vielleicht zu dünnhäutig für<br />

die Politik?<br />

Ach wissen Sie, ich glaube mich<br />

ganz gut durchsetzen zu können.<br />

Mit meinen Teams habe ich auch<br />

einige Projekte verwirklicht. Vielleicht<br />

trieb mich auch das Heimweh<br />

nach Deutschland…<br />

Diese Frage wird Ihnen garantiert<br />

häufig gestellt. Ich muss sie auch<br />

stellen: Wie halten Sie sich fit? Sie<br />

sehen, mit Verlaub, auch zeitlos aus,<br />

scheinen nicht älter zu werden.<br />

(Lacht) Ich weiß auch nie, was ich<br />

darauf antworten soll….<br />

<strong>ROSTOCK</strong> delüx 4/2010


Ich habe gehört, Sie können auch<br />

essen, ohne die Kalorien zu zählen?<br />

Na ja, ich versuche mich ausgewogen<br />

zu ernähren. Diäten mache ich<br />

nicht. Ich habe übrigens als junge<br />

Frau viele Diäten gemacht, weil ich<br />

sehr schnell zunahm. Aber nach<br />

den Kindern hat sich alles verändert.<br />

Natürlich mache ich Sport.<br />

Ballett, manchmal Powerwalk,<br />

Pilates. Je nach Zeit, zwei bis vier<br />

Mal in der Woche, gemeinsam mit<br />

einer Trainerin.<br />

Sie sind 58, verheimlichen es auch<br />

nicht. Wie gehen Sie mit dem älter<br />

werden um?<br />

Natürlich freue ich mich nicht<br />

über jede Falte mehr, aber es ist<br />

nun mal so, dass wir alle älter<br />

werden. Und sich darüber aufzuregen,<br />

bringt einfach nichts.<br />

Ein ziemlich gelassener Umgang.<br />

Ich möchte nicht mit meinen<br />

Töchtern konkurrieren. Und von<br />

Schönheitsoperationen halte ich<br />

nichts. Ich habe auch noch keine<br />

gemacht. Ich habe nun mal ein<br />

gelebtes Leben und möchte nicht<br />

wie eine Plastikpuppe aussehen.<br />

<strong>ROSTOCK</strong> delüx 4/2010<br />

Haben Sie schon mal gezweifelt<br />

und gedacht, ich höre mit der<br />

Musik auf`?<br />

Musik ist meine Leidenschaft,<br />

sowohl singen als auch schreiben<br />

und produzieren. Meine Kinder<br />

sind aus dem Haus. Natürlich<br />

muss ich nicht mehr singen, und<br />

könnte mich wunderbar vergnügen,<br />

auf Reisen gehen, Freunde<br />

besuchen und so weiter. Aber<br />

irgendwann ist man dessen leid.<br />

Meinen Beruf weiterzuführen,<br />

das ist mein Inhalt und dafür bin<br />

ich dankbar.<br />

Sie haben erwachsene Kinder,<br />

einen Sohn und zwei Töchter. Wie<br />

ist das Miteinander?<br />

Ein sehr enges, meine ich. Wir<br />

telefonieren täglich, sehen uns<br />

sehr oft. Ob sie mich als Freundin<br />

sehen, da bin ich mir nicht<br />

sicher, vielleicht. Wir sprechen<br />

gemeinsam über sehr viele Themen,<br />

insofern vielleicht auch<br />

Freundin. Was ich bin, ich bin<br />

eine stolze Mutter, denn alle drei<br />

Kinder haben bisher viel<br />

erreicht, haben ihre Studien<br />

super abgeschlossen.<br />

Was haben Ihre Kinder studiert?<br />

Meine großen Kinder möchten<br />

nicht, dass ich darüber erzähle. Nur<br />

meine jüngste Tochter, Sandra, die<br />

auch als Schauspielerin arbeitet,<br />

möchte es. Sie hat gerade ihr Studium,<br />

neueste Geschichte an der<br />

Humboldt-Universität Berlin,<br />

abgeschlossen.<br />

Weihnachten verbringen Sie wo?<br />

In den Bergen, mit Freunden und<br />

der ganzen Familie. Nur zum Ski<br />

laufen komme ich dann nicht, weil<br />

ich meistens koche. (Lacht) Ist auch<br />

ganz gut so, ich laufe viel zu<br />

schlecht Ski.<br />

Wie kochen Sie?<br />

Ich meine einen Mix aus griechischer,<br />

französischer und italienischer<br />

Küche. Manchmal koche<br />

ich auch ein bisschen deutsch, Wild<br />

zum Beispiel.<br />

Sie sehen so zart aus. Ich kann Sie<br />

mir am Herd gar nicht so recht vorstellen.<br />

Doch, ich stehe oft lange am Herd,<br />

koche für Freunde. Das macht mir<br />

Freude. Manchmal bis zu 60 Perso-<br />

PROMINENT<br />

nen, und das bei mir zu Hause.<br />

Aber, ich koche gern alleine, denn<br />

ich habe es nicht so gern, wenn<br />

sich beim Kochen jemand einmischt.<br />

Kritik am Essen, das geht<br />

gar nicht (lacht).<br />

Am 3. März gastieren Sie in Rostock.<br />

Finden Sie während so einer Tournee<br />

überhaupt Zeit, sich auch ein wenig<br />

in der Stadt umzuschauen?<br />

Kaum. Häufig ist es so, dass wir<br />

gerade um 17 Uhr zum Soundcheck<br />

eintreffen. In Rostock hatte<br />

ich übrigens immer sehr schöne<br />

Konzerte. Aber viel von der Stadt<br />

gesehen, nein, das habe ich nicht.<br />

Das empfinde ich als schade.<br />

Was wird zu hören sein?<br />

Natürlich stelle ich mein neues<br />

Album vor, aber auch ältere Lieder<br />

werde ich singen, unter anderem<br />

„Ich liebe das Leben“ oder<br />

Après toi. Das muss sein.<br />

Frau Leandros, Rostock freut sich<br />

auf Sie am 3. März 2011 um 20 Uhr<br />

in der Stadthalle.<br />

Regina Rösler<br />

69


70<br />

TREFFPUNKT<br />

Jazz ,<br />

Andreas Martens, Vorsitzender des Jazzclubs Rostock<br />

mit Ehefrau Antje. „Ich habe einen großen<br />

Anspruch“, sagt der 46-Jährige. Diese Einstellung<br />

scheint ihm Recht zu geben. Der Ball war rappelvoll<br />

besucht, ausverkauft. Übrigens, der Jazzclub Rostock<br />

führt monatlich zwei aktuelle Veranstaltungen<br />

durch, die im Carlo 615 stattfinden, direkt im<br />

Rostocker Stadthafen. Aktuelle Informationen dazu<br />

gibt es unter www.jazzclub-rostock.de.<br />

Rigmor Gustafsson aus Schweden begeisterte als Stargast nicht nur Big Band-Chef Andreas Pasternack. Die<br />

Ballgäste lauschten andächtig und klatschten euphorisch. Übrigens, das aktuelle Album Rigmor Gustafssons<br />

heißt „Calling you“.<br />

Band Ball: Viele<br />

Wiederholungstäter<br />

Dass es tatsächlich zehn Jazz Band Bälle werden,<br />

so recht hatte es Andreas Martens wohl vor zehn<br />

Jahren, als der Vorstand des Rostocker Jazzclubs<br />

beschloss, solch ein Event auf die Beine zu stellen,<br />

nicht geglaubt. Und nun ist der 10. seiner Art<br />

bereits Geschichte, der Termin für den 11. Jazz<br />

Band Ball steht auch schon fest, und zwar für den<br />

15. Oktober 2011. „Am 1. Dezember dieses Jahres<br />

beginnt schon der Vorverkauf“, verrät Andreas<br />

Martens, Vorsitzender des Jazzclub Rostock.<br />

„Auch der Stargast hat bereits zugesagt. Es wird<br />

Caroline Henderson aus Dänemark sein.“<br />

Das Rostocker Ehepaar Thomas und Christine<br />

Jastram freuen sich vor allem über die lockere Ballstimmung.<br />

„Eine willkommene Abwechslung von<br />

der Atelierarbeit“, schmunzelt der Bildhauer, zudem<br />

auch Chef Rostocks Technischer Kunstschule.<br />

Der diesjährige Jazz Band Ball im gastgebenden<br />

Warnemünder Hotel Neptun war ausverkauft.<br />

Das freute den veranstaltenden Jazzclub. „Wir<br />

machen es wohl richtig,“ so Martens. Die Organisatoren<br />

hatten auf Bewährtes gesetzt, die<br />

Pasternack Big Band, die sogar einen Eröffnungswalzer<br />

hinzauberte, der kaum einen Gast<br />

des Abends auf den Stühlen hielt. Und es schien,<br />

nur wenige Paare verließen das Tanzparkett des<br />

Bernsteinsaales, bis auf eine Pause am Büffet<br />

oder das eine oder andere Los für die Tombola zu<br />

kaufen. Großartige Ballstimmung.<br />

Sie haben ihre Galerie in Steinwurfnähe des Hotel<br />

Neptun, an Warnemündes Altem Strom, doch zum<br />

Jazz Band Ball haben es Ulrike-Sabine Möller und<br />

Ehemann Peter erst in diesem Jahr zum ersten Mal<br />

geschafft.<br />

<strong>ROSTOCK</strong> delüx 4/2010


Fotos: Thomas Ulrich, www.ulrich-fotodesign.com<br />

Peter und Sylvia Bartsch (v. r..) haben noch keinen Jazz<br />

Band Ball verpasst. Dieses Mal kamen sie gemeinsam mit<br />

Christian und Elke Luckmann (.v. l.). „Tanzbare Jazzmusik<br />

und gute Künstler, das ist wohl das Geheimnis des gefragten<br />

Jazz Band Balls“, meint Peter Bartsch.<br />

Klaus Wenzel und Roswitha Salabaschew (v. l.) wurden<br />

freudig von Guido Zöllick, heutiger Generalmanager des<br />

Warnemünder Hotel Neptun begrüßt.<br />

<strong>ROSTOCK</strong> delüx 4/2010<br />

Petra und Jochen<br />

Bruhn lieben Jazz und<br />

auch zu diesen Rhythmen<br />

zu tanzen. „Gründe,<br />

warum wir kaum<br />

einen Jazz Band Ball<br />

in den letzen Jahren<br />

ausgelassen haben“,<br />

lächelt der Chef der<br />

Rostocker Versorgungund<br />

Verkehrsholding<br />

GmbH.<br />

Bezeichnen sich als Jazz Band Ball-Wiederholungstäter:<br />

Sarah Litschke, Gunnar Weiß, Maren Johansen und Björn<br />

Wilsdorf (v. l.) . „Auch weil man sich mal richtig schön in<br />

Schale werfen kann,“ sagt Sarah Litschke. „Solche Anlässe<br />

gibt es in Rostock einfach zu selten“, unterstreicht Maren<br />

Johansen.<br />

Anja Schiller, Joachim Kühl, Frauke und Wolfgang Rathold<br />

(v. l.) aus Rostock sind Freunde seit vielen Jahren. Also<br />

genießen sie auch gemeinsam den Jazz Band Ball. Wolfgang<br />

Rachold jazzt übrigens auch in seiner Freizeit. Beim Hot<br />

Licks-Jazztrio ist er der Mann am Klavier.<br />

Die Tanzfläche im Bernsteinsaal des Warnemünder Neptun<br />

Hotel war selten leer. Die Künstler des 10. Jazz Band Ball<br />

bewiesen: Guter Jazz ist nicht nur etwas für die Ohren. Er<br />

kann durchaus in die Beine gehen.<br />

Ein Jazz Band Ball ohne den Sänger der Pasternack Big Band,<br />

Larry Harms, unvorstellbar. Und wie man sieht, Charmeur<br />

Harms genoss den diesjährigen Ball…<br />

TREFFPUNKT<br />

Was haben sie da bloß zu tuscheln,<br />

Oberbürgermeister Roland Methling<br />

und Grafiker Feliks Büttner? „Nun, im<br />

Juni 2018 feiern wir 800 Jahre Rostock.<br />

Vielleicht kann ich Feliks Büttner überzeugen,<br />

für dieses große Ereignis und für<br />

Rostock etwas Kunstvolles anzufertigen“,<br />

verrät Methling. Der Künstler<br />

allerdings hüllte sich an diesem Abend<br />

zu diesem Thema noch etwas in Schweigen.<br />

Aber vielleicht…. Immerhin hat<br />

Feliks Büttner bislang zu jedem der zehn<br />

Jazz Band Bälle die wundervoll farbenfrohen<br />

Plakate gezeichnet.<br />

Dr. Frank Sander und Partnerin Birgitt<br />

Holland aus Rostock zählen zu den<br />

Stammgästen des Jazz Band Balls.<br />

Angeli und Heinz Peters aus Rostock<br />

besuchten zum ersten Mal den Jazz<br />

Band Ball. „Die Atmosphäre hier<br />

gefällt uns sehr,“ so das Ehepaar.<br />

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72<br />

TREFFPUNKT<br />

Champagner und ein kleines Musikstück. Gemeinsamer<br />

Beginn der Jahresköste der Kaufmannschaft zu<br />

Rostock e. V. im Festsaal des Rostocker Rathauses.<br />

Öllermann Reinhard Wolfgramm, für ein Jahr<br />

gewähltes Oberhaupt der Jahresköste der Kaufmannschaft<br />

zu Rostock, mit Gattin Friederike.<br />

Andreas Kleinert, Mercedes Benz Centerleiter<br />

Rostock, Lebenspartnerin Andrea Schimanski und<br />

Manfred Lehde, Geschäftsführer EADS Rostock (v. l.).<br />

Feine Tradition<br />

„Wer die Vergangenheit liebt, liebt das Leben“,<br />

besagt ein altes Sprichwort. Eine Weisheit, die<br />

die 125 Mitglieder der Jahresköste der Kaufmannschaft<br />

zu Rostock e. V. pflegen. Garantiert<br />

einmal im Jahr, nämlich immer am ersten Freitag<br />

nach Erntedank. Dann trifft sich traditionell die<br />

hansestädtische Kaufmannschaft, sozusagen<br />

die „Top 100“ aus der Wirtschaft an der Warnow.<br />

Die Herren im Smoking, die Damen in feinster<br />

Abendgarderobe.<br />

Zunächst kamen die Paare gemeinsam auf ein<br />

Glas Champagner, lauschten einem kleinen<br />

Musikstück und einer kurzen Rede des diesjährigen<br />

Öllermanns Reinhard Wolfgramm,<br />

Geschäftsführer der Rostocker Gesellschaft für<br />

Stadterneuerung, Stadtentwicklung und Wohnungsbau<br />

mbH (RGS), im Festsaal des Rathauses.<br />

Doch dann trennten sich beider Wege, so<br />

wie es eben die hanseatische Tradition seit Jahrhunderten<br />

verlangt.<br />

Während die Herren den kurzen Weg ins benachbarte<br />

Steigenberger Hotel Sonne nahmen, um<br />

anschließend bei Ochsenschwanzsuppe, Mecklenburger<br />

Rippenbraten, und Beerengrütze –<br />

auch dieses Mahl gehört seit Generationen dazu<br />

– über die aktuelle Lage der Hansestadt zu<br />

debattieren, brachte ein Bus die Damen in den<br />

Lokschuppen des Rostocker Stadthafens. Hier<br />

war eigens für sie ein Damenprogramm organisiert.<br />

Im historischen Ambiente der liebevoll eingerichteten<br />

Restauration ließen sie es sich bei<br />

einem leichten mediterranen drei-Gang-Menü<br />

gut gehen. Niveauvolle musikalische Begleitung<br />

boten Stipendiatinnen des Vereins Yehudi<br />

Menuhin „Live Music now“ Rostock e. V.. Ein<br />

feiner Abend, den die Damen sichtlich genossen.<br />

Feine Tropfen begleiteten übrigens beide kulinarische<br />

Runden. Bereits auf der Sitzung des Vorstandes<br />

der Jahresköste im Juni wurde der<br />

Köstewein gewählt.<br />

Ein Novum in diesem Jahr, so war zu hören,<br />

denn die Kösteweine mussten in einer Blind -<br />

verkostung aus fünf Rot- und fünf Weißweinen<br />

herausgefunden werden.<br />

Bei den Weißen schmeckte in diesem Jahr der<br />

Grauburgunder Kabinett vom Jechtinger Eichert<br />

hervorragend. Bei den Rotweinen bestimmte<br />

einer aus Südtirol den Geschmack, und zwar der<br />

Lagrein vom Untermoserhof.<br />

Tradition des Festmahls der männlichen<br />

Kaufmannschaft ist es, eine Sammlung für<br />

einen gemeinnützigen Zweck in der Hansestadt<br />

Rostock durchzuführen. In diesem Jahr<br />

soll das Geld vornehmlich für die Schaffung<br />

neuer Parkmöglichkeiten an der Rostocker<br />

Kunsthalle am Schwanenteich verwendet<br />

werden.<br />

Übrigens, gegen 22.30 Uhr trafen dann die<br />

Damen ihre Herren im Steigenberger Hotel<br />

Sonne wieder. Freudige Stimmung – ungetrübt<br />

auf beiden Seiten.<br />

Re. Rö.<br />

Fotos: Thomas Ulrich, www.ulrich-fotodesign.com<br />

<strong>ROSTOCK</strong> delüx 4/2010


„Die Jahresköste der Rostocker Kaufmannschaft ist seit Jahren<br />

ein fester Punkt in meinem Terminkalender,“ sagt Dr.<br />

Peter Schulz (rechts). Der Vater des gebürtigen Rostockers war<br />

übrigens von 1945 bis 1949 Oberbürgermeister in Rostock.<br />

1989/90 arbeitete Dr. Peter Schulz in seiner Heimatstadt als<br />

juristischer Berater und half beim Wiederaufbau der SPD an<br />

Warnow. Sebastian Schröder, Staatssekretär im Ministerium<br />

für Verkehr, Bau und Landesentwicklung Mecklenburg-Vorpommern,<br />

freute sich über das Wiedersehen mit dem<br />

langjährigen Familienfreund.<br />

Dr. Klaus Michelsen, Geschäftsführer SER Schiffselektronik<br />

Rostock GmbH, und Ehefrau Christa.<br />

Rechtsanwalt Dr. Gerd Schäfer und Lars M. Clasen, Geschäftsführer<br />

der A-Rosa Flussschiff GmbH (v. l.).<br />

Reiner Dallmann, Schatzmeister der Jahresköste, plauderte<br />

mit Dieter Floto möglicherweise über den in Teutendorf bei<br />

Sanitz geborenen Friedrich von Flotow, in dessen Geburtshaus<br />

heute Dieter Floto lebt. „Allerdings endet mein Name<br />

wirklich ohne W,“ schmunzelt Floto.<br />

<strong>ROSTOCK</strong> delüx 4/2010<br />

Dr. Klaus-Hermann Knüppel, Mitglied der Geschäftsleitung<br />

Windpark GmbH Rostock und Co. Stuthof, freute sich<br />

über das Wiedersehen mit Jürgen Clement, Geschäftsführer<br />

Clement Yacht Harbour Systems Rostock (v. l.).<br />

Dr. Waltraud und Peter Bretzger reisten aus Heidenheim<br />

an. Beide kamen auf Einladung von Voith Turbo Marine<br />

Engineering GmbH & Co. KG Rostock. Frau Dr. Bretzger<br />

arbeitet als Stadträtin im baden-württembergischen<br />

Heidenheim und freute sich sehr, mal wieder an der<br />

Ostsee zu sein.<br />

Gepflegte, behagliche Atmosphäre fürs Damenprogramm im Lokschuppen.<br />

TREFFPUNKT<br />

Professor Christfried Göckeritz, Rektor der<br />

Rostocker Hochschule für Musik und<br />

Theater, und Ehefrau Adelheid Göckeritz.<br />

Andreas Wigger, Geschäftsführer des<br />

gleichnamigen Rostocker BMW Auto -<br />

hauses und Benedikt von der Decken,<br />

geschäftsführender Gesellschafter der<br />

Creditreform Mecklenburg-Vorpommern<br />

von der Decken KG (v. l.).<br />

73


74<br />

Herbert Grönemeyer: „Ich bin ein Rennpferd. Am<br />

liebsten stehe ich auf der Bühne.“ Am 31. Mai<br />

beginnt seine neue Tour im Rostocker IGA-Park.<br />

Foto: Agentur<br />

Während Grönemeyer von damals<br />

erzählt, sitzt er in der Bootshalle der<br />

Yachthafenresidenz Hohe Düne. Vor<br />

ihm halten Journalisten aus ganz Deutschland,<br />

Österreich und der Schweiz ihre Mikrofone<br />

und Stifte gezückt. Pressekonferenz zur<br />

Tournee 2011, die am 31. Mai im Rostocker IGA-<br />

Park beginnen soll. Grund dafür, dass er gerade<br />

diesen Startpunkt auswählte, sei zum<br />

einen jene alte Beziehung zu den Menschen<br />

hier. Zum anderen biete ihm die Stadt ganz<br />

einfach die seltene Möglichkeit, in Ruhe zu<br />

arbeiten. Die Yachthafenresidenz stellt Probenräume<br />

zur Verfügung, die Stadt ihr einstiges<br />

Gartenschau-Gelände. Grönemeyer<br />

erklärt: „Wir müssen ja erst mal die Produktion<br />

aufbauen. Bis man alles eingeleuchtet und<br />

eingerichtet hat, das dauert Tage. Für so lange<br />

Zeit einen Platz zu bekommen, ist sonst gar<br />

nicht so einfach.“<br />

Sein neues Album will „Herbert“ auf der Tour<br />

mit insgesamt 14 Konzerten präsentieren.<br />

Wesentlich gitarrenlastiger, elektronischer<br />

und druckvoller als die letzte Platte soll es<br />

werden, so sagt er. In kunstvoll auf abgewetzt<br />

gestylter Jeans, grauem T-Shirt und schwarzem<br />

Sakko lümmelt sich der 54-Jährige im<br />

braunen Ledersessel. Von dort aus räumt er<br />

TREFFPUNKT<br />

Rendezvous<br />

mit dem Osten<br />

„Es war so, als ob man sich nach einer langen Briefbeziehung zum ersten Mal trifft.“ Herbert<br />

Grönemeyer erinnert sich gerne an sein erstes Konzert im Osten Deutschlands. 1991 war das, in<br />

Rostock. Schon seit den 80er Jahren, als der Bochumer Sänger mit Titeln wie „Musik nur, wenn<br />

sie laut ist“ erstmals die Charts stürmte, hatte er reichlich Fanpost aus der damaligen DDR<br />

bekommen, sich aber immer geweigert, dort aufzutreten. Hintergrund: Seine Anhänger hatten<br />

ihn ausdrücklich darum gebeten, denn sie wussten genau, dass sie ohnehin nie an Karten kommen<br />

würden. Jetzt endlich stand der Sänger auf der Bühne des Ostseestadions und er gesteht:<br />

„Ich war aufgeregt wie vor einem Rendezvous.“<br />

ein: „Die Musik ist schon fertig, jetzt muss ich<br />

mich an den Schreibtisch setzen und texten.“<br />

Man sieht ihm an, das letzteres nicht zu seinen<br />

allergrößten Vorlieben gehört. „Ich bin<br />

ein Rennpferd. Am liebsten stehe ich auf der<br />

Bühne.“ Auch das Komponieren sei etwas<br />

Lustbetontes, wohingegen das Setzen der<br />

Worte echte Arbeit bedeute. Grönemeyer<br />

zuckt die Schultern und erzählt: „Manchmal<br />

schreibe ich zu einer Musik fünf Texte zu<br />

unterschiedlichen Themen, aber sie gelingen<br />

mir nicht und ich schreib noch einen sechsten.“<br />

Schon sein Vater zog ihn immer mit dieser<br />

Schwäche auf. Doch zum Glück gibt es ja<br />

von außen gesetzte Termine: Am 18. Februar<br />

muss die Platte fertig sein.<br />

Vor den Journalisten plaudert Grönemeyer<br />

über persönliche Vorlieben für Klimaanlagen<br />

und alles was sonst noch rauscht, schwärmt<br />

von Musikern wie der britischen Band<br />

Elbow oder der Popsängerin Lily Allen. Und er<br />

versichert: „Das einzige, was ich wirklich werden<br />

wollte, war Fußballer. Dieses Gefühl,<br />

wenn man aus der Garderobe raus auf den<br />

frisch gemähten Rasen läuft... das kann man<br />

nicht toppen. Das ist einfach ein Gefühl von<br />

Leben.“ Doch der große Junge aus dem Ruhrgebiet<br />

hatte Pech: Seine Ambitionen als<br />

Kicker wurden im Keim erstickt, als seine<br />

Mannschaft gegen die A-Jugend des VFL-<br />

Bochum mit 22:0 Toren haushoch verlor. Und<br />

so wurde er notgedrungen ein erfolgreicher<br />

Musiker.<br />

13,5 Millionen verkaufte Scheiben hat Grönemeyer<br />

mittlerweile in seiner Bilanz stehen,<br />

dazu etliche Goldene und Platin-Platten. Ging<br />

er am Abend vor seinem ersten Rostock-Konzert<br />

noch in den Studentenkeller, um ein Bierchen<br />

zu trinken, so würde er dort heute wohl<br />

keinen entspannten Abend mehr verbringen<br />

können. „Es ist schade, aber man guckt die<br />

Leute irgendwann nicht einmal mehr an, weil<br />

sie sofort glauben, man will mit ihnen reden.“<br />

Selbst im Restaurant sei er immer froh, wenn<br />

er seinen Platz erreicht hat, ohne angesprochen<br />

zu werden - die Nachteile des Prominentendaseins.<br />

Wie Herbert Grönemeyer 20 Jahre nach der<br />

Wiedervereinigung über die deutsch-deutsche<br />

Vergangenheit denkt? Er springt in<br />

Gedanken von der Küste ins altmärkische<br />

Uchtspringe. Dort ist der Musiker Schirmherr<br />

einer forensischen Klinik, hat sich viel mit dessen<br />

Leiter über die erste Zeit nach der sogenannten<br />

Wende unterhalten. Der Mann<br />

erzählte ihm von jenen Westdeutschen, die<br />

mit ihrem „Hartgeld“ und der für immer<br />

gepachteten Weisheit im Gepäck über die<br />

Grenze strömten. Grönemeyer schüttelt den<br />

Kopf und bedauert: „Man hätte mal eine Fernsehsendung<br />

machen müssen, die sich<br />

wöchentlich mit einem Thema der Zeit<br />

beschäftigt und dazu grundsätzlich beide Seiten<br />

– die west- und die ostdeutsche – zu Wort<br />

kommen lässt.“ Dann, so glaubt er, hätten<br />

mehr Menschen verstanden, dass es verschiedene<br />

Lösungsansätze und Denkarten gibt. In<br />

der ihm eigenen, etwas schnodderigen Art<br />

kommentiert der Sänger: „Das ist wie in einer<br />

Beziehung. Wenn der eine immer sagt, Du hast<br />

nicht so viel Ahnung, ich erklär Dir das Leben,<br />

dann sagt der andere irgendwann: ,Der ging<br />

mir schon immer auf den Keks.’“<br />

Mittlerweile habe sich aber immerhin das<br />

Bild geändert, das Ausländer von den Deutschen<br />

haben. Grönemeyer, der seit Jahren seinen<br />

Zweitwohnsitz in London hat, amüsiert<br />

sich: „Die Engländer nennen uns ja immer die<br />

nervous germans, weil wir uns schon aufregen,<br />

wenn die Frisur nicht richtig sitzt.“ In<br />

jüngster Zeit allerdings würden die Briten<br />

verblüfft feststellen, dass die Deutschen lässiger<br />

geworden und nicht mehr so schnell aus<br />

der Ruhe zu bringen sind. Grönemeyer<br />

schmunzelt. „Wer weiß, vielleicht haben wir<br />

ja doch aus der Vergangenheit ein bisschen<br />

was gelernt.“<br />

Katja Bülow<br />

<strong>ROSTOCK</strong> delüx 4/2010


<strong>ROSTOCK</strong> delüx 4/2010<br />

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76<br />

TREFFPUNKT<br />

Peer-Arne Böttcher gründete in Hamburg den ersten Business Club. Jetzt gibt es auch einen Kooperationsvertrag<br />

Region Rostock Marketing Initiative e. V. . Foto: Angelika Heim<br />

„Marktplatz der Entscheider“<br />

Ein erstes Baltic Business Meeting gab‘s im<br />

Frühherbst in der Yachthafenresidenz Hohe<br />

Düne. Einlader waren sowohl die Region<br />

Rostock Marketing Initiative e. V. als auch der<br />

Business Club Hamburg GmbH. Die gemeinsame<br />

Arbeit wolle man forcieren, war einer<br />

der Gründe. Rostock „delüx“ sprach mit Peer-<br />

Arne Böttcher, Geschäftsführer des Hamburger<br />

Business Clubs.<br />

Herr Böttcher, Sie haben vor gut zwei Jahren<br />

den Business Club Hamburg gegründet. Was<br />

bewog Sie?<br />

Ich bin jetzt 33 und habe in meiner bisherigen<br />

Berufspraxis erfahren, wie wichtig Kontakte<br />

und Netzwerke sind. Hinzu kommt, dass in<br />

der heutigen Zeit Substanz entscheidend ist.<br />

Substanz ist ohne Netzwerk nichts wert.<br />

Ihr Club trägt den Untertitel Marktplatz der<br />

Entscheider.<br />

Wir verstehen uns wirklich als ein solcher. Auf<br />

einem Markt ist immer viel los, die Angebote<br />

sind frisch und reichhaltig, er ist aber auch ein<br />

Zentrum der direkten Kommunikation. Und<br />

dieses Bild gilt auch für uns. Kontakte knüpfen<br />

und ausbauen, Informationen austauschen,<br />

Erfahrungen weitergeben, Strategien<br />

und Erfolgskonzepte nicht nur aus zweiter,<br />

sondern vielmehr aus erster Hand erfahren,<br />

wertvolles Wissen sammeln und gezielt<br />

weitergeben und vor allem verlässliche<br />

Beziehungen eingehen – das sind die Determinanten,<br />

die das Geschäftsleben mittlerweile<br />

bestimmen.<br />

Hinzu kommt, dass unsere Mitglieder ausgesprochen<br />

aktiv sind. Bei uns wird wirklich zwischen<br />

Angebot und Nachfrage auf kurzem<br />

Wege vermittelt. Geschäfte per Handschlag,<br />

wie hanseatisch üblich, gelten bei uns noch<br />

etwas.<br />

Klingt sehr bodenständig.<br />

Ist es auch. Unsere Mitglieder kommen aus<br />

den unterschiedlichsten Bereichen. Wir haben<br />

sowohl Freiberufler bei uns als auch Chefs von<br />

Unternehmen, die zehn- oder dreißigtausend<br />

Mitarbeiter haben. Funktion schlägt bei uns<br />

Konvention. Immer mehr unserer Mitglieder<br />

kommen von weiter her, aus München, Frankfurt,<br />

sehr viele aus dem Ausland. Unser Business<br />

Club ist natürlich vor allem für solche<br />

Geschäftsleute interessant, die noch keinen<br />

Depandancen in Hamburg haben. Wir bieten<br />

sozusagen den ersten Anlaufpunkt für sie. Ihre<br />

Kontakte können sie über unseren Club weiter<br />

ausbauen, weil wir auch die notwendige Infrastruktur<br />

bieten können, unter anderem Konferenzräume.<br />

Das ist ein spannender Wachstumsmotor<br />

für den Club.<br />

Zum Club-Leben in der „Plangeschen Villa“ an<br />

der Elbchaussee gehören die unterschiedlichsten<br />

Veranstaltungen. Jeden Montag morgen<br />

um 8 Uhr lädt Ihr Haus beispielsweise sogar<br />

zum Business Tai Chi. Wie kam es denn dazu?<br />

Durch Eigendynamik, durch die eigene Aktivität<br />

unserer Mitglieder. Diese Aktion entstand<br />

glatt aus einer Laune heraus, abends im Club<br />

an der Bar. Inzwischen wächst die Tai Chi-<br />

Gruppe. Auch eine Davidoff-Lounge gibt es<br />

bei uns. Will sagen, unsere Mitglieder nutzen<br />

unseren Marktplatz, unsere Rahmenbedingungen,<br />

um eigene Aktivitäten zu entfalten.<br />

Und das ist wunderbar.<br />

Wo haben Sie Ihre Fähigkeit zum „Netz -<br />

werken“ gelernt?<br />

Angefangen hat alles 1993, damals habe ich<br />

eine Schülerzeitung in Hamburg herausgegeben.<br />

Ich beispielsweise einfach Prominente<br />

angesprochen, einen Leuchtturm für unsere<br />

Zeitung zu zeichnen. 300 Promis nahmen<br />

daran teil, vom damaligen Bundespräsidenten<br />

bis zu Beate Uhse. Später wurden durch<br />

uns die Bilder versteigert, unter anderem für<br />

Mutter Theresa oder den Hamburger Michel,<br />

und sogar ein Buch ist herausgegeben, das<br />

im Schweriner Stock und Stein-Verlag<br />

erschien. Das Buch wird jetzt übrigens in<br />

Mexiko im Deutschunterricht verwendet. So<br />

hat sich das alles entwickelt. Entscheidend<br />

sind die Kontakte, und die müssen so genutzt<br />

werden, dass die Kontakte auch etwas davon<br />

haben. Dann kann man sie immer wieder<br />

ansprechen. Und so ein Netzwerk ist von<br />

Bestand.<br />

Und wie kam es nun zur Zusammenarbeit mit<br />

der Marketinginitiative Region Rostock? Sie<br />

haben doch sicherlich in Hamburg genug zu tun.<br />

Sie haben Recht. Man neigt als Hamburger<br />

schon dazu, immer nur innerhalb der Stadtgrenzen<br />

zu denken. Es geht uns aber darum, in<br />

Regionen zu denken, und da ist Rostock naheliegend,<br />

denn die Dynamik, mit der sich hier<br />

alles entwickelt, ist einfach toll. Jetzt müssen<br />

wir schauen, was wir gemeinsam tun können.<br />

Das geht natürlich am besten über Themen.<br />

Und so war die erste Veranstaltung, in der es<br />

um Windenergie ging, ein wichtiger Schritt.<br />

Inzwischen gibt es einen Kooperationsvertrag.<br />

Kooperiert der Business Club Hamburg noch<br />

mit anderen Regionen?<br />

Der Fokus beginnt sich langsam zu weiten,<br />

zum Beispiel mit Düsseldorf und Frankfurt/Main.<br />

Auch international wollen wir<br />

kooperieren. Ich kann mir schon vorstellen,<br />

dass sich da einfach eine Menge entwickelt,<br />

auch mit und für Rostock.<br />

Na dann, viel Erfolg, wünscht Regina Rösler<br />

<strong>ROSTOCK</strong> delüx 4/2010


Dr. Michael Foth, Inhaber Dr. Foth Business Consulting, Helmuth Dudek,<br />

Geschäftsführer DMR Mechanische Werkstätten GmbH, John Herzberg,<br />

Geschäftsführer AHLMANN-ZERSSEN GMBH + CO. KG (v.l.).<br />

Arno Friedrichs während seines äußerst<br />

interessanten Vortrages.<br />

John Herzberg im Dialog mit Christian<br />

Weiß, Geschäftsführer Region Rostock<br />

Marketing Initiative e.V. und Rostock<br />

Business (v.l.).<br />

Dr. Christine Grünewald, Geschäftsführerin<br />

IHK zu Rostock, mit Christian<br />

Schmoll, Geschäftsführer TAMSEN<br />

MARITIM GmbH.<br />

<strong>ROSTOCK</strong> delüx 4/2010<br />

Kompetent und exklusiv<br />

Über 60 geladenen Geschäftsführer<br />

und Vorstände von Unternehmen<br />

und Institutionen trafen sich<br />

erneut zum spannenden Informationsaustausch<br />

im Admiral´s Club<br />

der Yachthafenresidenz Hohe<br />

Düne. Die Unternehmer folgten<br />

dem äußerst interessanten Vortrag<br />

von Arno Friedrichs,<br />

Geschäftsführender Gesellschafter<br />

der Hartmetall GmbH & Co.<br />

KG. Herr Friedrichs referierte zum<br />

Thema „Eine bayerische Erfolgsgeschichte<br />

aus Lütten-Klein” und<br />

gewährte dem Auditorium interessante<br />

Einblicke in sein Unter-<br />

nehmen. Beim vierteljährlich<br />

stattfindenden Rostock Business<br />

Club treffen sich kompetente Entscheider<br />

der Rostocker Wirtschaft<br />

und tauschen sich mit Geschäftsführern<br />

nationaler oder internationaler<br />

Unternehmen zu aktuellen<br />

Themen aus. So entstehen in<br />

exklusiver Atmosphäre und auf<br />

höchstem Niveau wertvolle Kontakte<br />

und Anbahnungen von<br />

gemeinsamen Projekten. Dieser<br />

Abend wurde von der REGION<br />

<strong>ROSTOCK</strong> Marketing Initiative in<br />

Kooperation mit Invest in MV ausgerichtet.<br />

Fotos: Rostock Business/Angelika Heim<br />

TREFFPUNKT<br />

Arno Friedrichs, Geschäftsführender Gesellschafter Arno Friedrichs Hartmetall<br />

GmbH & Co. KG, Professor Wolfgang Schareck, Rektor der Universität Rostock, und<br />

Professor Egon Hasse, Dekan der Fakultät für Maschinenbau und Schiffstechnik<br />

der Universität Rostock (v.l.).<br />

Rainer Strunk, Geschäftsführer Ostsee-<br />

Zeitung GmbH & Co. KG und Christian<br />

Schmoll (v.l.).<br />

Der Admiral's Club der Yachthafenresidenz Hohe Düne bietet das exklusive Umfeld für den vierteljährlichen Treff des Rostock Business Club.<br />

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78<br />

PERSÖNLICH<br />

„Douglas-Vater“ Jörn Kreke: „Ich bin durch<br />

Millionen Deutsche kaufen Parfüm bei<br />

Douglas, Bücher bei Thalia, Süßwaren bei<br />

Hussel, Schmuck bei Christ oder Damenmode<br />

bei AppelrathCüpper. Was viele nicht wissen:<br />

Alle diese Fachgeschäfte gehören zur<br />

Douglas Holding AG. Und die ist vor allem das<br />

Werk eines Mannes: Jörn Kreke, dem<br />

langjährigen Konzernchef und heutigem<br />

Vorsitzenden des Aufsichtsrates der Douglas<br />

Holding AG. Jörn Kreke weilte jüngst in<br />

Rostock, um in der Thalia Universitätsbuchhandlung<br />

sein Buch „Die Douglas-Story“ vorzustellen.<br />

Natürlich nutzte Rostock „delüx“<br />

die Chance, mit einem der erfolgreichsten<br />

deutschen Einzelhändler zu einem Gespräch.<br />

Herr Kreke, wie kaufen Sie eigentlich ein?<br />

Dafür ist meine Frau Gisela verantwortlich. Ihr<br />

macht es Spaß, sie ist modisch sehr interessiert,<br />

hat Freude an schönen Dingen. Sie geht gerne in<br />

Geschäfte. Wenn ich für mich selbst einkaufe,<br />

gehe ich meistens ganz gezielt in Läden, die ich<br />

kenne. Und das Einkaufen geht dann schnell.<br />

Ist wohl typisch Mann . . . Hören Sie gerne auf<br />

Ihre Frau? Sie scheint, so ist‘s auch Ihrem Buch<br />

zu entnehmen, Ihnen eine wichtige und kluge<br />

Ratgeberin zu sein.<br />

Meine Frau hat ein absolutes Gespür für Trends.<br />

Sie ist zwar keine Unternehmerin, sondern<br />

gelernte Säuglingsschwester, in Chemnitz<br />

geboren. Übrigens, sie war es auch, die uns den<br />

Tipp für die nun inzwischen ziemlich erfolgreiche<br />

Zusammenarbeit mit Jette Joop gab.<br />

Die Unterzeile Ihres Buches lautet ‚Handel mit<br />

Herz und Verstand‘. Hätte ja auch ‚Handel ist<br />

Wandel‘ lauten können…<br />

Den Untertitel habe ich ganz bewusst gewählt,<br />

denn Mitarbeiter und Kunden sind ebenso<br />

wichtig, wie das Handelsgeschäft als solches.<br />

Dieses Motto ist entscheidend für unseren Konzern.<br />

Handel mit Herz und Verstand heißt nicht<br />

nur Geld verdienen. Wir müssen unsere Mitarbeiter<br />

begeistern, dass sie diese, unsere Philosophie<br />

umsetzen und an unsere Kunden weiter<br />

geben. Wenn sich Mitarbeiter unter Druck<br />

gesetzt, gar bevormundet oder rumgeschubst<br />

fühlen, dann drückt das die eigene Leistung,<br />

bremst eigene Ideen. Das hat natürlich negative<br />

Auswirkungen auf unsere Kunden. Mein Buch<br />

ist auch so etwas wie ein Spiegel unserer Firmenkultur.<br />

Führungskräfte und Mitarbeiter<br />

müssen das wissen, verstehen und verinnerlichen.<br />

Der Slogan setzt voraus, dass man<br />

tatsächlich auch Fehlertoleranz praktiziert. Das<br />

ist einer der Gründe, warum ich auch offen über<br />

die Fehler, die ich gemacht habe, berichte.<br />

Stimmt, es fällt auf, dass Sie in Ihrem Buch sehr<br />

offen eigene Flops darlegen. Sie packen richtig<br />

aus.<br />

Das ist Teil meines Anliegens, nämlich Handel<br />

mit Herz und Verstand. Fehler anderen zuzuschieben,<br />

ist schlecht fürs Klima im Unternehmen.<br />

Es funktioniert nur mit Offenheit, Respekt<br />

und Toleranz. Ich möchte, dass die Leute wissen,<br />

wir sind berechenbar.<br />

Ein Managermagazin bezeichnete Sie als Edelkrämer.<br />

Haben Sie eine Krämerseele?<br />

Ich kann mich in das Denken und Fühlen eines<br />

Verkäufers rein versetzen, weil ich deren Position<br />

auch einmal ausgeübt, selbst auch hinterm<br />

Ladentisch gestanden habe. Und ich weiß, dass<br />

Kunden es gut finden, auch mal beim Einkauf zu<br />

lachen. Ich bin durch und durch Einzelhändler,<br />

und wenn das einer Krämer nennt, ist es mir<br />

auch recht. Ich sehe das ganz entspannt. (Lacht)<br />

Unter Ihrem Konzerndach sind aktuell unter<br />

anderem Parfümerien, Bücher und Schmuck<br />

vereint. Wie kam es zu diesen Käufen? Hatten<br />

Sie immer das richtige Gespür, das richtige<br />

Händchen?<br />

Wissen Sie, es waren in Wirklichkeit ja noch viel<br />

mehr Experimente, die wir gemacht haben. Sie<br />

könnten also genauso gut fragen, warum haben<br />

wir dieses oder jenes nicht mehr…(Schmunzelt)<br />

Es soll hier also nicht der Eindruck entstehen, ich<br />

oder wir hätten immer ins Schwarze getroffen.<br />

Ich lag auch häufig daneben. Und habe immer<br />

den Mut gehabt, mich dazu zu bekennen und<br />

konsequent Schluss zu machen.<br />

Welche Rolle spielt Ihr Bauchgefühl?<br />

Keine; eher wohl die Freude am Handel.<br />

Wie verträgt sich denn dieses, salopp gesagt,<br />

Sammelsurium von Firmen?<br />

Das verträgt sich nur dadurch, dass dies kein<br />

Sammelsurium ist, sondern konsequent strukturierte<br />

Betriebe, die nebeneinander arbeiten,<br />

jeweils mit ganz eigenem Management. Da, wo<br />

sich manche Dinge bündeln lassen, werden sie<br />

auf Holding-Ebene vernetzt.<br />

Was hat Sie getrieben, zu expandieren? War es<br />

das Streben nach Profit?<br />

Nein. Ich bin geprägt durch den Senior Eklöh,<br />

der in Europa einst die Selbstbedienungsläden<br />

einführte. Ich selbst wollte im Handel<br />

etwas aufbauen, um meine eigene Spur zu<br />

hinterlassen. Und daraus hat sich dann dieser<br />

<strong>ROSTOCK</strong> delüx 4/2010


und durch Einzelhändler“<br />

Fachgeschäftskonzern entwickelt. Natürlich<br />

müssen wir als Aktiengesellschaft darauf<br />

achten, dass die Zahlen stimmen. Ohne Geld,<br />

das generiert wird, können wir nicht wachsen.<br />

Aber das Entscheidende ist Freude an der<br />

Aufgabe, an den Ideen, etwas aufzubauen,<br />

woran auch die Mitarbeiter Spaß haben. Und<br />

wenn man dann erfolgreich ist, dann verdient<br />

man auch Geld.<br />

Sechs Jahre haben Sie in jungen Jahren in Amerika<br />

gelebt und studiert, kehrten voller Begeisterung<br />

zurück, sind auch heute noch oft dort. Aber<br />

investiert haben Sie nicht in Amerika. Oder?<br />

Wir haben in Amerika mit Douglas-Läden investiert.<br />

Das weitere Wachstum war aber zu risikoreich<br />

geworden. Und alles auf eine Karte setzen,<br />

das wollten wir nicht.<br />

Der Douglas-Konzern hat immer noch eine<br />

familiengeprägte Struktur. Ihr Sohn Henning<br />

steht nun seit zehn Jahren dem Konzern vor.<br />

Sie selbst Herr Kreke, sind seitdem Vorsitzender<br />

des Aufsichtsrates der Douglas Holding. Wie ist<br />

das Miteinander von Vater und Sohn?<br />

Wir haben das große Glück, dass wir uns gut<br />

verstehen, was ja nicht immer selbstverständlich<br />

ist. Henning ist mein Sohn, aber in<br />

erster Linie guter Partner und Freund. Ich<br />

mische mich nicht in seine Entscheidungen<br />

ein. Ich diskutiere mit ihm darüber, was ich<br />

Neues gesehen habe, dann greift er es auf<br />

oder nicht. Ich frage aber auch nicht groß<br />

nach. Man darf nicht - und dazu neigen manche<br />

westfälische Unternehmer - so tun, als<br />

ziehe man sich zurück, aber in Wirklichkeit<br />

will man alle Fäden in der Hand behalten. Das<br />

funktioniert nicht.<br />

<strong>ROSTOCK</strong> delüx 4/2010<br />

Fotos: Thomas Ulrich<br />

Manager oder Unternehmer - was sind Sie?<br />

Unternehmer.<br />

Und Ihr Sohn Henning?<br />

Mehr der Manager, das ist dieser heutigen<br />

Zeit und der Größe des Unternehmens<br />

geschuldet. Es wird absolut professionelles<br />

Management verlangt.<br />

Es fällt auf, Sie sprechen häufig in der Wir-<br />

Form. Warum?<br />

Ohne das Team um mich herum, hätte ich das<br />

Erreichte nie geschafft. Außerdem hatte ich<br />

das große Glück, im richtigen Moment auf die<br />

richtigen Leute zu stoßen. Insofern wäre es<br />

nicht korrekt, vom ich zu sprechen.<br />

Herr Kreke, man sagt Ihnen nach, Sie können<br />

Leute begeistern, mitreißen. Wie motivieren Sie<br />

Mitarbeiter?<br />

Aus meiner Sicht ist Loben und positiv mit<br />

den Mitarbeitern reden wichtiger und erfolgversprechender,<br />

als an ihnen rumzunörgeln.<br />

Ich habe gerne fröhliche Menschen um mich<br />

herum und versuche auch immer eine entsprechende<br />

Atmosphäre zu schaffen. Außerdem<br />

bin ich beeindruckt von dem, was unsere<br />

Mitarbeiter draußen in den Läden leisten.<br />

Das ist schon nicht ohne. Jüngst mussten<br />

auch einmal die Mitarbeiter aus der Hagener<br />

Zentrale draußen in den Läden arbeiten,<br />

damit sie wissen, um was es geht und<br />

nicht denken, sie verwalten nur Papier.<br />

Es geht um Menschen und ihre Leistung.<br />

Diese Aktion stieß übrigens auf große<br />

Begeisterung, auf beiden Seiten. Seither<br />

ist der Umgang miteinander verständnis -<br />

voller.<br />

PERSÖNLICH<br />

Was empfehlen Sie jungen Leuten, wenn diese<br />

ein eigenes Unternehmen gründen?<br />

Einfach machen, aber nicht Kopf und Kragen riskieren.<br />

Langen Atem haben. Partner sind wichtig.<br />

Ich habe in meinem Leben immer mit<br />

Partnern zusammengearbeitet. Das setzt natürlich<br />

auch voraus, dass man mit anderen Leuten<br />

zurecht kommt und tolerant ist.<br />

Hat der Internethandel eine Zukunft?<br />

Ja, absolut. Manche Bereiche mehr, manche<br />

weniger. Für Mode und Parfümerie vermutlich<br />

eher weniger. Die große Chance für uns ist die<br />

Verknüpfung zwischen stationärem Einzelhandel<br />

und dem Netz. Das auszubauen ist unser<br />

großes Ziel. Deshalb ist die DOUGLAS-Gruppe<br />

zum Beispiel auch Mehrheitsgesellschafter bei<br />

Buch.de geworden.<br />

Sie sind 50 Jahre mit Ihrer Frau zusammen. Wie<br />

funktioniert das?<br />

Ich kann Ihnen das auch nicht sagen. Vielleicht<br />

weil, meine Frau mich zu nehmen weiß… Wir<br />

haben uns immer etwas zu sagen und lachen,<br />

unternehmen viel gemeinsam, sind tolerant.<br />

Aber, Glück kann man nicht zwingen.<br />

Jörn Kreke, vielen Dank für das Gespräch, sagt<br />

Regina Rösler<br />

In dem Buch „Die Douglas-Story“ erzählt Jörn<br />

Kreke, langjähriger Vorstandsvorsitzender<br />

der Douglas Holding AG, wie er seine Erfolge<br />

erzielt, aber auch manchen Rückschlag überwunden<br />

hat. Wie der heute 70-Jährige die<br />

familiär geprägte Struktur des Douglas-Konzerns<br />

bewahrt und den Generationswechsel<br />

vollzogen hat. Ein interessantes Porträt eines<br />

wohl außergewöhnlichen Unternehmers.<br />

Der „Douglas-Vater“ Jörn Kreke wird von<br />

Hugo Müller-Vogg in Form eines Gespräches<br />

befragt.<br />

„Die Douglas-Story“ ist bei Hoffmann und<br />

Campe erschienen.<br />

ISBN 978-3-455-50172-8<br />

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80<br />

VERANSTALTUNG<br />

„Unerhörtes entdecken!“<br />

Festspiele Mecklenburg-Vorpommern 2011<br />

Mit 50 Veranstaltungen präsentiert<br />

das drittgrößte Musikfestival<br />

Deutschlands auch 2011 ein<br />

umfangreiches Programm und verspricht<br />

vom 10. Juni bis zum 11. September<br />

bedeutende Konzertereignisse<br />

mit vielen internationalen<br />

Spitzenmusikern und den besten<br />

Nachwuchskünstlern unserer Zeit.<br />

„Unerhörtes entdecken!“ heißt die<br />

neue Devise, mit der die Festspiele<br />

MV in die neue Saison starten. Im<br />

Eröffnungskonzert am 10. Juni in<br />

der Wismarer Georgenkirche wird<br />

der Festspielbesucher auf das<br />

Gesicht und den Klang der Saison<br />

aufmerksam gemacht. Der Cellist<br />

Li-Wei Qin tritt dort das erste Mal<br />

als Preisträger in Residence in<br />

Erscheinung und interpretiert<br />

zusammen mit dem NDR Sinfonieorchester<br />

unter Jakub Hra Haydns<br />

Violoncellokonzert Nr. 1.<br />

Preisträger in Residence Li-Wei Qin,<br />

Ausnahmecellist und Preisträger<br />

des 11. Internationalen Tschaikow -<br />

sky Wettbewerb 2001, wird in den<br />

Sommermonaten als Preisträger in<br />

Residence 2011 mit seinem großen<br />

und satten Celloklang für ganz<br />

erlesene Konzerterlebnisse sorgen.<br />

2001 wurde er für die fulminantvirtuose<br />

Darbietung der „Rokoko-<br />

Variationen“ Tschaikowskis mit<br />

dem Solistenpreis der Festspiele<br />

MV ausgezeichnet. In der Festspielscheune<br />

Ulrichshusen hat der<br />

Besucher am 23. Juli erneut die<br />

Gelegenheit, dieses Werk in der<br />

beeindruckenden Interpretation<br />

von Li-Wei Qin zu erleben – diesmal<br />

„Es war nicht alles schlecht“<br />

Seit 20 Jahren musizieren sie<br />

gemeinsam: „Die Prinzen“.<br />

Foto: Go-on-Promotion<br />

Li-Wei Qin, Preisträger<br />

in Residence 2011 bei<br />

den Festspielen<br />

Mecklenburg-<br />

Vorpommern.<br />

Foto: Festspiele MV,<br />

Jan Northoff<br />

zusammen dem Hangzhou Philharmonic<br />

Orchestra unter Yang Yang.<br />

Traditionell wird es auch in der Saison<br />

2011 wieder ein programmatisch<br />

vielseitiges Kammermusikfest<br />

der Preisträger in Hasenwinkel und<br />

„Die Prinzen“ schauen auf zwanzig<br />

bewegte, rastlose und vor allem<br />

sehr erfolgreiche Jahre zurück – und<br />

sie lassen keinen Zweifel, dass auch<br />

in Zukunft mit ihnen zu rechnen ist.<br />

Der Erfolg der sieben Musiker, die<br />

allesamt Thomaner und Kruzianer<br />

waren, besteht darin, dass sie sich<br />

permanent reiben, enthusiastisch<br />

sind und den gemeinsamen Willen<br />

zum bestmöglichen Ergebnis<br />

haben. „Es geht nicht nur um die<br />

beiden bunten Vögel, die vorn stehen“,<br />

sagt Sebastian Krumbiegel.<br />

„Wir sind eine Band, die aus fünf<br />

Sängern und zwei Instrumentalis -<br />

ten besteht. Wenn einer ausfällt,<br />

sind ‘Die Prinzen’ nicht mehr ‘Die<br />

Prinzen’ .“<br />

Ulrichshusen geben, in diesem Jahr<br />

unter der Leitung von Li-Wei Qin<br />

(8.bis 10. Juli).<br />

Mehr Informationen zum gesamten<br />

Konzertprogramm unter<br />

www.festspiele-mv.de<br />

Unser Zusammengehörigkeitsgefühl<br />

pflegen wir bewusst“, erklärt<br />

Tobias Künzel.<br />

Längst sind „Die Prinzen“ zu einer<br />

Institution in der deutschsprachigen<br />

Musik geworden, 2011 feiert<br />

das Septett seinen 20. Geburtstag.<br />

Dies feiern „Die Prinzen“ mit einer<br />

ausgedehnten Tournee und ihrem<br />

neuen Album „Es war nicht alles<br />

schlecht“. Ihr neues Werk enthält<br />

19 Klassiker und vier neue Songs.<br />

Unter anderem können sich die<br />

Fans über die Fortsetzung der<br />

Geschichte von „Gabi und Klaus“<br />

freuen.<br />

„Die Prinzen“ – am 12. April 2011<br />

gastieren sie in der Rostocker<br />

Stadthalle.<br />

<strong>ROSTOCK</strong> delüx 4/2010

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