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machen, nicht mehr 14 bis 16 Stunden<br />

täglich für andere zu arbeiten,<br />

immer größer. Die beiden verbrachten<br />

monatelang ihre<br />

Wochenenden mit der Suche nach<br />

einer geeigneten Immobilie – bis<br />

schließlich das Häuschen von<br />

Maren Schimmelpfennigs<br />

Großmutter in Wustrow ins<br />

Gespräch kam. Nachdem die Oma<br />

pflegebedürftig geworden und<br />

schließlich gestorben war, stand es<br />

leer. Die Enkelin bedauert: „Das<br />

Dach war schon eingeknickt, die<br />

Wände feucht. Wir hatten keine<br />

andere Wahl als abzureißen.“<br />

Anhand alter Bilder aus den 30er<br />

und 40er Jahren des vorigen Jahrhunderts<br />

bauten sie allerdings<br />

alles so originalgetreu wie möglich<br />

wieder auf. Die Schwarz-Weiß-<br />

Fotografien von damals hängen<br />

heute im Restaurant an der Wand,<br />

gleich daneben ein Porträt der<br />

Malerin Hedwig Wöhrmann von<br />

Großmutter und Mutter.<br />

Reminiszenzen an vergangene Zeiten<br />

pflegt Ralph Schulze auch in<br />

seiner Küche. Traditionelle nordische<br />

Speisen prägen seine Menükarte.<br />

Wobei er die Klassiker gerne<br />

so arrangiert, dass seine Gäste<br />

immer wieder überrascht sind. Bohnen,<br />

Birnen und Speck zum Beispiel<br />

waren früher ein schlichtes Eintopfgericht.<br />

Bei „Schimmel“s“ hingegen<br />

Zutaten für 4 Personen:<br />

2 Meeräschenfilets, 4 Kochbirnen<br />

(oder reife, feste Birnen), 1 l<br />

kräftiger Kalbsfond, 16 hauchdünne<br />

Scheiben durchwachsener,<br />

geräucherter Speck, 150 g<br />

Butter, 2 Schalotten, 200 g grüne<br />

Bohnen, 1 Bund Bohnenkraut, 2 El<br />

Apfelessig, Räuchermehl<br />

Zubereitung:<br />

Meeräschenfilets in kräftig<br />

gesalzenem kaltem Wasser mit<br />

etwas Zucker einlegen, ca. 1<br />

Stunde ziehen lassen. Bohnen<br />

blanchieren und anschließend<br />

<strong>ROSTOCK</strong> delüx 4/2010<br />

Hausherrin Maren Schimmelpfennig.<br />

kommen sie so edel drapiert und<br />

mit geräucherter Meeräsche<br />

gekrönt daher, dass man einen<br />

Moment zögert, das schöne Werk<br />

mit Messer und Gabel zu zerstören.<br />

Noch immer arbeiten die Gastronomen<br />

fast rund um die Uhr, haben<br />

„Schimmel´s Ralph“ empfiehlt:<br />

Geräucherte Meeräsche auf Birnen,<br />

Bohnen und Speck<br />

kurz in kaltes Wasser tauchen.<br />

Birnen schälen, in Kalbsfond<br />

weich kochen, abtropfen lassen.<br />

Anschließend aushöhlen, je<br />

nach Fantasie in Form bringen<br />

und mit einer Scheibe Speck<br />

umwickeln. Eine geschälte<br />

Schalotte, etwas Speck und die<br />

Birnenabschnitte in einem Topf<br />

mit etwas Butter anschwitzen,<br />

mit dem Kalbsfonds auffüllen<br />

und köcheln lassen.<br />

Fischfilet aus der Lake nehmen,<br />

abspülen und halbieren. Den<br />

Ofen auf 74 Grad vorheizen. In<br />

eine alte Pfanne das Räuchermehl<br />

geben, mit Alufolie<br />

den Ostseestrand im gesamten<br />

Sommer nur zweimal gesehen.<br />

Neben Omas Kapitänshaus kauften<br />

sie jüngst noch ein weiteres<br />

Gebäude, in dem sie nun mit<br />

Mutters Hilfe auch noch vier<br />

zusätzliche<br />

abdecken und auf<br />

dem Herd erhitzen bis es den<br />

Rauchpunkt erreicht hat. Die<br />

Filets auf ein Gitter legen und<br />

mit der rauchenden, von der<br />

Alufolie befreiten Pfanne in den<br />

Ofen schieben. Ca. 15 Minuten<br />

gar ziehen. Keine Sorge: Die<br />

Küche duftet anschließend<br />

zwar würzig, der Rauch hält sich<br />

aber in Grenzen.<br />

Etwas Öl in eine Pfanne geben,<br />

die mit Speck umwickelten Birnen<br />

anbraten und warm stellen.<br />

Zweite Schalotte und restlichen<br />

Speck in Würfel schneiden, im<br />

Topf anschwitzen, kleinge-<br />

GENUSS<br />

Appartements und einen Feinkostladen<br />

betreiben. Doch Maren<br />

Schimmelpfennig ist zufrieden:<br />

„Wir sind nach Hause gekommen.“<br />

Für ihren Mann bedeutet das vor<br />

allem eines: Er kann abends um<br />

zehn noch bei Fischer Michael<br />

Unger anrufen und acht Boddenzander<br />

bestellen. Wenn er Ostseefisch<br />

braucht, klopft er kurzerhand<br />

bei Uwe Pagel aus Prerow an. Und<br />

das Wild holt er sich direkt vom<br />

Jäger in Trinwillershagen.<br />

Bevor Schulze seine Kaffeetasse<br />

zur Seite schiebt und zum Schnippeln<br />

rüber in die Küche geht, klopft<br />

er kurz auf die Speisekarte. „Wir<br />

haben nur eine kleine Karte. Ein<br />

Menü, zwei Vorspeisen, zwei Suppen,<br />

zwei Zwischengänge. Dazu<br />

gibt es zwei Fisch-, zwei Fleischgerichte<br />

und zwei Desserts. Mehr<br />

schaffe ich in der kleinen Küche<br />

und mit den begrenzten Lagermöglichkeiten<br />

nicht. Dafür kann<br />

ich aber immer garantieren, dass<br />

alles wirklich frisch auf den Teller<br />

kommt.“ Der Erfolg gibt ihm Recht:<br />

Im Gastronomieführer Michelin<br />

hat das „Schimmel’s“ 2010 einen<br />

„Bib-Gourmand“, eine Auszeichnung<br />

für gute, bezahlbare Küche<br />

bekommen.<br />

Katja Bülow (Text & Fotos)<br />

schnittene<br />

Bohnen<br />

dazu geben und mit Salz<br />

abschmecken. Die Speckbirnen<br />

mit dem Bohnenragout füllen<br />

und in einen tiefen Teller geben.<br />

Darauf die geräucherten Fischfilets<br />

anrichten. Den reduzierten<br />

Fonds mit den Schalotten,<br />

Speck und Birnenabschnitten in<br />

einen Mixer geben, das Grün<br />

vom Bohnenkraut (ohne Stiele)<br />

und die restliche Butter hinzugeben<br />

und durchmixen. Schaumigen<br />

Sud mit Apfelessig und<br />

Salz abschmecken und in den<br />

tiefen Teller gießen.<br />

Wohl bekomm’s!<br />

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