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Klasse. Man kennt sich, man<br />
schätzt sich – man ist wie eine<br />
große, internationale Familie. Die<br />
Segler kommen aus den USA und<br />
Kanada, aus Russland, Schweden,<br />
Finnland, Polen und Deutschland.<br />
Gerade in Russland erfreut<br />
sich das Eissegeln in jüngster<br />
Vergangenheit größerer Beliebtheit<br />
und in Leistungszentren trainieren<br />
ca. 60 Nachwuchssegler.<br />
Von solchen Idealbedingungen<br />
ist man in MV sicherlich weit entfernt.<br />
„Rund 40 Eissegler sind<br />
in Mecklenburg-Vorpommern<br />
registriert, doch nur 25 von ihnen<br />
nehmen auch regelmäßig an<br />
Regatten teil“, bedauert der hiesige<br />
Klassenchef. Dabei gibt es<br />
wirklich gute Reviere: „Am besten<br />
sind natürlich flache Gewässer,<br />
<strong>ROSTOCK</strong> delüx 4/2010<br />
die schnell zufrieren. Dazu<br />
zählen bei uns der Schweriner<br />
See, der Goldberger See, die<br />
Müritz, das Achterwasser und die<br />
Bodden um Rügen“ erklärt der<br />
Flottensekretär Nordost – wie die<br />
offizielle Bezeichnung von Hans-<br />
Heinz Schmidt lautet. Wann und<br />
wo das beste Eis, möglichst in<br />
einer Stärke von 12 cm und ohne<br />
Schnee, zu finden ist, darüber<br />
können sich die Mitglieder der<br />
Eissegelflotte in der Saison<br />
jeweils ab Donnerstag 19 Uhr<br />
unter einer Telefonhotline<br />
(06979-124 35 98) oder im Internet<br />
informieren. Und dann geht<br />
es los. Mit der gesamten Familie.<br />
Sorgfältige Vorbereitung am Start der DN-Klasse.<br />
„Der Reiz dieser Sportart liegt in<br />
der Geschwindigkeit. Und darin,<br />
dass es eine sehr familiäre Angelegenheit<br />
ist. Anders als beim<br />
Segeln kann die gesamte Familie<br />
direkt teilhaben und selber auf<br />
dem Eis aktiv werden. Meist gibt<br />
es auch immer heißen Grog oder<br />
Glühwein, es ist schon eine tolle<br />
Atmosphäre“ beschreibt Hans-<br />
Heinz Schmidt den Eissegel- Spirit.<br />
Deutschlandweit gibt es noch<br />
weitere Reviere, die nahezu ideale<br />
Bedingungen bieten – zum<br />
Beispiel der Rangsdorfer See,<br />
zirka 20 Kilometer südlich des<br />
Berliner Zentrums, direkt am Ber-<br />
SEITENSPRUNG<br />
liner Autobahnring. Neben dem<br />
Eissegeln gibt es aber noch andere<br />
Gründe, hier mal das Eis zu<br />
testen: „Der Rangsdorfer See ist<br />
flach, hat kaum Strömung, keinen<br />
Schiffs- oder Bootsverkehr,<br />
der Wind weht häufig und regelmäßig“,<br />
schwärmt Stefan<br />
Rothen, Leiter des dortigen<br />
Europäischen Eissegelmuseums.<br />
Der Standort ist bewusst<br />
gewählt, denn Rangsdorf hat Tradition:<br />
In den 30er-Jahren des<br />
vergangenen Jahrhunderts sollten<br />
dort die olympischen Wettbewerbe<br />
ausgetragen werden.<br />
Zwar ist Eissegeln bis heute<br />
(noch) nicht olympisch, aber<br />
der Standort ist ein Zentrum<br />
des Eissegelsports geblieben.<br />
„Die ersten zwei Stunden bist du<br />
nass vom Adrenalinschub“,<br />
begeistert sich der „Commodore“<br />
und Herr über 4000 Dokumente,<br />
ein Yachtregister, 1000 historische<br />
Fotos und Ehrenmedaillen.<br />
„Mit den Einheitsschlitten<br />
können bei guter Witterung<br />
und buckelfreiem Eis knapp<br />
160 km/h erreicht werden, der<br />
Weltrekord liegt bei unglaublichen<br />
238 km/h – Geschwindigkeiten,<br />
von denen Segler im<br />
Sommer nur träumen können –<br />
die bei 15 Knoten über Grund<br />
schon in einen Tempo rausch<br />
verfallen“.<br />
Die DN-Klasse ist bis heute Einheitsbootsklasse für internationale Wettkämpfe. Fotos: Landessportbund Eissegeln; Jens Lochmann<br />
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