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4<br />
LEBENSART<br />
Fischers 200-jähriges Bauernhaus in Neu Wiendorf bei Schwaan.<br />
Meyer lebt mit<br />
Dreißigjährigem Krieg<br />
Freude im Stillen Winkel von Neu Karin. Für Eckard und Annika Meyer und für die Kinder ist der Traum vom<br />
Landleben nicht wie eine Seifenblase geplatzt.<br />
Ihre Häuser stehen zumeist in Gegenden, von<br />
denen es landläufig heißt, hier sagen sich Fuchs<br />
und Hase „Gute Nacht”.<br />
Den Tierarzt, die Architektin, den Orthopädie-<br />
Mechaniker, den Universitätsprofessor oder<br />
den Agraringenieur zu besuchen, braucht eine<br />
genaue Wegbeschreibung. Die Straßen zu<br />
ihnen werden schließlich immer enger, Katzenkopfpflasterung<br />
prüft die Funktionalität der<br />
Stoßdämpfer.<br />
Die Gehöfte der Besagten, ihre Bauernhäuser,<br />
sind in jedem Falle in die Jahre gekommen. Die<br />
Bauernhausbesitzer sind einstige Städter oder<br />
haben schon immer auf dem Lande gelebt. Oft<br />
spielt der Zufall eine Rolle, dass sie sich in baulicher<br />
Historie ansiedelten. Oft ist aber auch<br />
nachgeholfen worden.<br />
Eckard Meyer fuhr mit seinem NSU-Motorrad,<br />
Baujahr 1951, durch die Lande, suchte,<br />
wurde fündig in Neu Karin, nahe Kröpelin.<br />
Ganz am Ende des Dorfes. „Es hat nach uns<br />
gerufen, es wollte in die Hand genommen<br />
werden”, romantisiert der gelernte Möbeltischler<br />
seine erste Begegnung mit der lange<br />
leer gestandenen Vollbauernstelle, aus deren<br />
Dach damals Holunder-Äste wuchsen. Nun<br />
lugt ein vertraulich dichtes, ein nicht billiges<br />
Rohrdach über steinerne Trockenmauern,<br />
eine Wildhecke schirmt ab und gibt gleichzeitig<br />
den Blick frei.<br />
Der gebürtige Rostocker wohnt dort mit Ehefrau<br />
Annika und den kleinen Kindern Josephine-<br />
Marie und Julian Albrecht. Charlotte und Margarete,<br />
die 17-jährigen Zwillinge aus erster Ehe,<br />
besuchen ihn gern und oft. „Sie sind doch hier<br />
richtig hineingeboren worden”, findet Eckard<br />
Meyer, der die verlassene Vollbauernstelle 1989<br />
erwarb.<br />
Ganz anders, oder auch ebenso, die Ansiedlung<br />
von Hendrik und Sabine Kindermann in Penzin.<br />
Der Heilpraktiker mit einer Praxis in Rostock und<br />
seine Uni-beschäftigte Frau haben ihr großes<br />
Hallenhaus erst seit drei Jahren. „Warum Geld<br />
wegwerfen, wenn man was Eigenes haben<br />
kann”, begründet sie den Erwerb. Vorher hatte<br />
man zur Miete gewohnt, auch in einem Dorf.<br />
Die Nachbarin der Kindermanns ist Imke Thielk.<br />
Deren Bauernhaus existiert in Familien-Tradition,<br />
war schon 1978 vom Vater gekauft worden.<br />
Mit ihren fünf Brüdern hegt und pflegt sie den<br />
Besitz, der ihr auch das Lebens-Credo liefert. „In<br />
Rostock wohne ich, in Penzin lebe ich“, sagt die<br />
blonde Frau, die Landesbeauftragte der IG Bauernhaus<br />
ist und von den Verbandsmitgliedern<br />
als „die Seele vom Geschäft” bezeichnet wird.<br />
Auch das vergleichsweise kleine Büdnerhaus, das<br />
Hans-Wolf Fischer und seine Frau Rita in Neu<br />
Wiendorf bei Schwaan bewohnen, ist vor Jahrzehnten<br />
erworben worden. Man sieht es. Alles<br />
schmuck. Eins nach dem anderen gemacht.<br />
<strong>ROSTOCK</strong> delüx 4/2010