Das Waldlerhaus - Bernd Sibler
Das Waldlerhaus - Bernd Sibler
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Breitenberg, Lkr. Passau; sog. Bruckhäusl an der Straße nach Ulrichsberg; eingeschossiger Putzbau mit geschindeltem Schopfwalmdach,<br />
Gauben und Schrot am Ostgiebel (Fotos: oben BLfD 01026717, Bernhard Röttger, vor 1924, rechts BLfD, Michael Forstner 2010)<br />
Abbildung folgende Doppelseite: Windberg, Lkr. Straubing-Bogen; Ansicht von Südwesten (Foto: BLfD 01037882, Georg Lösti, vor 1929)<br />
Markus Hundemer und Marion-Isabell Hoffmann<br />
Waldlerhäuser – eine historische Fotoreise<br />
durch die Landkreise Passau, Freyung-Grafenau, Deggendorf, Regen, Straubing-Bogen und Cham<br />
Im Zuge der 1887 begonnenen „Inventarisation der Kunstdenkmale<br />
und Alterthümer des Königreiches Bayern“ wurden<br />
die bayerischen Bau- und Kunstdenkmäler erstmals flächendeckend<br />
durch Zeichnung, Fotografie und Beschreibung<br />
erfasst, um sie in der Reihe „Die Kunstdenkmäler des Königreichs<br />
Bayern“ zu publizieren. Dies geschah nicht zuletzt<br />
aus der Überzeugung heraus, dass die Bau- und Kunstdenkmäler<br />
einen hohen Wert als Elemente der Kulturlandschaft<br />
besäßen und in besonderem Maße die Identität des jeweiligen<br />
bayerischen Landesteils prägten. Hieran wurde ab 1903<br />
in der Oberpfalz und kurz vor dem Ersten Weltkrieg auch in<br />
Niederbayern gearbeitet. Während der entsprechende Band<br />
zum Bezirksamt Cham bereits im Jahr 1906 erschien, konnten<br />
die Kunstdenkmalbände zu Niederbayern kriegsbedingt<br />
erst zwischen 1920 und 1933 zum Druck gegeben werden.<br />
Erarbeitet wurden die Inventare von einem Kunsthistoriker<br />
für die Texte und von einem Architekten für die zeichnerische<br />
Erfassung und die Fotografien – wie z.B. in der Oberpfalz<br />
und in Niederbayern durch die freischaffenden Architekten<br />
Prof. Friedrich Karl Weysser und Georg Lösti. Ab den<br />
1920er Jahren verfertigten die kunsthistorisch ausgebildeten<br />
Inventarisatoren die großformatigen Glasnegative selbst, wie<br />
etwa Dr. Bernhard Hermann Röttger, Dr. Josef Maria Ritz<br />
und Dr. Karl Gröber. Insgesamt wurden im Rahmen dieser<br />
Kampagnen gut 70.000 meist 13 x 18 cm große Glasnegative<br />
belichtet. Mit großer Sorgfalt wird dieser Fotoschatz seither<br />
im Bildarchiv des Landesamtes für Denkmalpflege bewahrt,<br />
und er ist durch rechtzeitige Auslagerung auch den Bomben<br />
des Zweiten Weltkrieges entgangen.<br />
Die Aufnahmen ermöglichen uns heute eine regelrechte<br />
Zeitreise in den Bayerischen Wald und seine Randgebiete:<br />
Die zumeist exzellent erhaltenen und wohlkomponierten<br />
Fotografien zeigen nicht nur die einst unglaublich große,<br />
„malerische“ Vielfalt des sogenannten <strong>Waldlerhaus</strong>es – des<br />
traditionellen Bauernhauses im Bayerischen Wald; indem<br />
sie die Dimension des Verlustes vor Augen führen, belegen<br />
sie zugleich den Wert jener Waldlerhäuser, die bis heute erhalten<br />
geblieben sind.<br />
Einödhof<br />
von Alfred Kubin<br />
Auf einer mühselig dem Wald abgerungenen Blösse<br />
liegt der Hof, vergraben in Schnee die lange Winterszeit,<br />
Sturm und Regen trotzend; karg ist der Boden,<br />
hart die Arbeit, spärlich die Ernte. Hart ist auch der<br />
Einödbauer, der hier haust, und die geliebte Heimat<br />
selbst für den verlockendsten Besitz im waldarmen<br />
Flachland nicht vertauschen möchte.<br />
(aus: Bayerischer Wald – erlebt von Dichtern. Ein Lesebuch,<br />
hrsg. von Gerhard Hay, 1981, S. 205)<br />
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