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Stalins Enkel, Maps Söhne – die Lebenswelt der K ... - WordPress.com

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58 STALINS ENf(.EL, MAOS SöHNE5. IDEOLOGIE UND INDOKTRJNIFRUNG 59biographischen Buches über <strong>die</strong> K-Gruppen-Zeit von Jochen Schimmang1 0 4,gereinigt aus <strong>der</strong> Asche aufsteigen.Der Elitarismus, <strong>der</strong> hinter <strong>die</strong>sem »Phönix-Komplex« steht, bewog nachden Ergebnissen des Kongresses »Glaube, Kult, Seelenheil«, <strong>der</strong> 1996stattfand, in den 1970er Jahren viele ehemalige lvlitglie<strong>der</strong> <strong>der</strong> NeuapostolischenKirche, zu den K-Gruppen zu wechseln, um religiöse gegen politischeAuserwähltheit einzutauschen. lOS1\Iag man bei den K-Gruppen <strong>die</strong> spirituelle Seite als Kennzeichen vonSekten äußerlich vermissen, so trug <strong>der</strong> Mao-Kult gerade solche Elemente insich. Trotz verschiedener Kampagnen gegen den Konfuzianismus nach <strong>der</strong>chinesischen KulturrevolutionlOG vereinigten sich in seiner Person <strong>der</strong> leninistischfixierte dialektische Materialismus und altchinesische, vom Konfuzianismusgeprägte Vorstellungen,107 was ihm im \Vesten das Image des Philosophenund Dichters einbrachte108 und ihn für <strong>die</strong> K-Gruppen zu einem Übervatermachte. Die Revolution Maos sprach gerade ob ihres spirituellen CharaktersIntellektuelle stärker an als <strong>die</strong> russische Oktoberrevolution.109 In <strong>die</strong>sem Zusammenhangwird <strong>die</strong> Aussage Glucksmanns, in den Falten des Banners <strong>der</strong>Mao-Ideen habe sich das .Denken von Konfuzius verborgen halten können,verständlicher.l10 So wurde <strong>der</strong> Geist des »großen Vorsitzenden« Mao für <strong>die</strong>Verhin<strong>der</strong>ung von Naturkatastrophen111, <strong>die</strong> Heilung bei 90prozentigenVerbrennungen112 o<strong>der</strong> das gute internationale Abschneiden chinesischerSportler113 verantwortlich gemacht. In Godards Film Die Chinesin, in dem <strong>der</strong>Weg einer maoistischen Wohngemeinschaft von Studenten <strong>der</strong> UniversitätNanterre nachgezeichnet wird, definiert <strong>die</strong> Hauptfigur Veronique den Marxismus-Leninismuseng verbunden mit dem spirituellen Heilsgedanken: »lnmeinem Herzen geht <strong>die</strong> Sonne nie unter, das ist es«.ll4 Die Aussage referiertauf <strong>die</strong> Seelengröße <strong>der</strong> chinesischen Kommunisten, bezieht aber <strong>die</strong> spirituelleÜberlegenheit <strong>der</strong> asiatischen Kultur mit ein. So wurde auch <strong>die</strong> spirituelleErhabenheit Ho-Chi-Niinhs, <strong>der</strong> wie Mao Revolutionär war und Gedichte104 Schimmang 1979.JUS Vgl. Glaube, Kult, Seelenheil 1996, S. 4.106 Vgl. Rc\1 27 /1974, S. 6; vgl. auch Hautsch 1974.107 Vgl. Koenen 1987, S. 179.108 V gl. e bd.109 Vgl. ebd., S. 128.110 V gl. Glucksmann 1977, S. 53.111 Vgl. RF 15/1975, S. 9.112 Vgl. KVZ 07/1973, S. 14.113 V gl. RM 09/ 1973; vgl. auch Schlomann/Friedlingstein 1970, S. 27.114 Godard 1967.schrieb, unter jungen Intellektuellen dem völlig unspirituellen europäischenKommunismusmodell vorgezogen.tlSAuf <strong>der</strong> Ka<strong>der</strong>ebene aller K-Gruppen waren Sektenstrukturen deutlichauszumachen. Diese Aussage ist bezogen auf <strong>die</strong> »Massenorganisationen« nurbedingt gültig. Die Vereinnahmung war hier nicht so umfassend, dass <strong>die</strong>l'viitglie<strong>der</strong> ihr Studium hätten aufgeben beziehungsweise unterbrechen müssen.Ebenso war zumindest in <strong>der</strong> Entstehungsphase eine freie Diskussionmöglich, was aber autoritäre Führungsstrukturen nicht gänzlich ausschloss.116Im Kontext <strong>der</strong> Neubewertung politischer Zirkel auf dem Gebiet <strong>der</strong> Sektenforschung117können <strong>die</strong> K-Gruppen zweifellos als Politsekten angesehenwerden, da Strukturen vorherrschten und Techniken angewandt wurden, <strong>die</strong>auf <strong>die</strong> Zerstörung des Individualismus, bedingungslose Gefolgschaft, Isolationismusund einen diffusen Heilsgedanken angelegt waren. Bestätigend wirkt<strong>die</strong> Aussage eines nicht genannten Parteimitglieds <strong>der</strong> KPD auf dem 111. Parteitagvom 7. bis 9. März 1980, in dessen Verlauf <strong>die</strong> Partei sich auflöste:>>Wenn eine Sekte sich dadurch auszeichnet, daß sie <strong>die</strong> >geschichtlich notwendige, organisatorischeTrennung <strong>der</strong> Partei von <strong>der</strong> Masse zur Permanenz erstarren läßt< (Lukacs) - wiewir es m. E. tendenziell getan haben - zeichnen sich dann ihre Nachfolger durch einenöden, abgeschlafften Begriff einer wi<strong>der</strong>spruchsfreien Realität ohne revolutionäre Keime aus,in <strong>die</strong> als Kommunist heute einzugreifen -und sei es nur analytisch, zweifelhaft sei?Sekundärtugenden«wie Pünktlichkeit, Ordentlichkeit o<strong>der</strong> Sauberkeit gekennzeichnet.119Die K-Gruppen etablierten mit <strong>der</strong> Annahme bürgerlicher Tugendvorstellungeneine Repräsentationsform, <strong>die</strong> sie als >>proletarische Disziplin« bezeichneten.Die langen Haare o<strong>der</strong> <strong>der</strong> »Gammler«-Look <strong>der</strong> »Antiautoritären«waren dem Versuch <strong>die</strong>nlich, den Ungehorsam zu einer neuen Kultur zu erklärenund sich so von <strong>der</strong> Generation <strong>der</strong> Eltern und einer nach Meinung <strong>der</strong>115 Vgl. Berman 1998, S. 66f.116 Vgl. Gespräch H. K. 2001.117 V gl. J aschke 1996.118 RF 06/1980, S. 6.119 Vgl. Stephan 1993.

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