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Stalins Enkel, Maps Söhne – die Lebenswelt der K ... - WordPress.com

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62 STALINS ENKEL, MAOS SöHNE5. IDEOLOGJE UND INDOKTRJNJF.RUNG 63Nicht allein <strong>die</strong> Kleidung machte den Habitus <strong>der</strong> K-Gruppen-Anhängeraus. Die revolutionäre Requisite bot ungleich mehr als nur einen eigenen Kleidungskodex.Koenen macht ein »besinnungsloses Lesen« bereits als Repräsentationsform<strong>der</strong> Studentenbewegung aus.137 Bei den K-Gruppen wurde <strong>die</strong>Mao-Bibel schnell mehr als nur ein Accessoire des Zeitgeists,138 Literatur injeglicher Form wurde zum ständigen Begleiter <strong>der</strong> :tviitglie<strong>der</strong>. Die Gegenüberstellungvon K-Gruppen und Spontis als mündliche Kultur ist in <strong>die</strong>sem Zusammenhangsicherlich passend.139Demonstrativ lasen sie ihre eigenen Traktate und »Zentralorgane« und botenUnmengen ihrer Schulungsliteratur feil. In <strong>der</strong> Freizeit erlaubte man sichArbeiterromene <strong>der</strong> 1920er und 1930er Jahre wie etwa Barrikaden am Weddingvon Klaus Neukrantz o<strong>der</strong> Willi Bredels MaJchinenfabrik N&K,140 chinesischeKurzgeschichten o<strong>der</strong> <strong>die</strong> Pekinger Boulevardillustrierte China im Bild«.141Um sich <strong>der</strong> »Arbeiterklasse« anzuverwandeln, war das Lesen von ]erryCotton-Romanheftehen erlaubt142, ein Verweis auf <strong>die</strong> 1931 gestartete Buchreihe»Der Rote 1 Mark-Roman«.143 An<strong>der</strong>e Literatur wurde selbst in denvergleichsweise liberalen »Massenorganisationen« nicht gerne gesehen.144Bei den hochangesehenen »Reiseka<strong>der</strong>n« avancierte <strong>der</strong> Diplomatenkofferzum Statussymbol,145 <strong>die</strong> Verkäufer <strong>der</strong> »Zentralorgane« traten mit umgehängtemBauchladen an.I46Die deutlich zutage tretende Bürokraten-Symbolik ist ein Versatzstückkommunistischer Apparatschik-Traditionen und wurde auf Parteitagen undan<strong>der</strong>en Veranstaltungen durch bis zur Absurdität mit Emblemen und Transparentengeschmückte Säle ergänzt. Redner wurden bedeutsam angekündigtund frenetisch beklatscht. Die Redner wie<strong>der</strong>um applau<strong>die</strong>rten dem Auditorium.Die KPD führte <strong>die</strong> Sitte ein, ihre Ka<strong>der</strong> mit einem goldenen und ver<strong>die</strong>nteSympathisanten mit einem silbernen Parteiabzeichen zu schmücken, umso auch für Vertreter <strong>der</strong> »Massenorganisationen« <strong>die</strong> innerparteiliche Hierarchiezu verdeutlichen.'47 Ahnliebes galt für <strong>die</strong> KPD /ML, <strong>der</strong>en Mitglie<strong>der</strong> zu137 Vgl. Koenen 2001, S. 46.138 Vgl. ßölsche 2001, S. 71.139 Vgl. Koenen 2001, S. 356.140 Vgl. RF 12/1970, S. 6; RF 26/1971, S. 9; RM 21/1975, S. 4; RM 30/1 970, S. 8.141 Vgl. Holl/Glunz 1998, S. 122.142 Vgl. Olles 1998, S. 15.143 Vgl. Schulze 1998, S. 125.144 V gl. Gespräch H. K. 200 l.1-lS V gl. Wir tmrn <strong>die</strong> ,·fäi'k.rte <strong>der</strong> Partein 1977, S. 84 f.146 Vgl. Gespräch .Jochen Staadt 2002.147 V gl. JV'ir warn <strong>die</strong> sttiikste <strong>der</strong> Partein 1977, S. 85.bestimmten Anlässen aus <strong>der</strong> chinesischen Kulturrevolution adaptierte Abzeichenmit Hammer, Sichel und Gewehr trugen.148Gegen Mfür VolksAbb. 3: ]i-il:gen Horlemann Dietrieb Kreidt und CbriJtian Sem/er (von links nacb recht.auf dem 1. Parleitag <strong>der</strong> KPD in Kbln am 25. ]uni 1974{Que!/e: Hauptstaalsan·hitJ DüJJeldorj)Auch das Auftreten gegenüber <strong>der</strong> KPChi bei verschiedenen Besuchen inChina verwies auf eine traditionelle kommunistische Feiersymbolik nebst Begrüßungsbankettund dem Absingen <strong>der</strong> »Internationale« Arm in Arm mit denchinesischen Genossen.149 Auf Fotos einer Delegationsreise nach China sieht<strong>der</strong> Betrachter eine Delegation <strong>der</strong> KPD, gekleidet im Konfektionszwirn städtischerAngestellter, strammstehend mit den chinesischen Gastgebern.150Insgesamt orientierte sich also das Auftreten <strong>der</strong> K-Gruppen-Anhänger antraditionellen Vorbil<strong>der</strong>n, wobei <strong>der</strong> Eklektizismus und <strong>die</strong> Ähnlichkeit mit <strong>der</strong>verhassten Symbolik <strong>der</strong> Ostblockstaaten einerseits, <strong>die</strong> popkulturelle Seite mitMao-Drillich und Rotem Büchlein an<strong>der</strong>erseits hervorstachen.148 V gl. Gespräch E. M. 2002.149 Vgl. RF 23/1975, S. 1.150 Vgl. ebd.

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