2. Adventssonntag Lesejahr C
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<strong>2.</strong> <strong>Adventssonntag</strong><br />
<strong>Lesejahr</strong> C<br />
Katholisches Bibelwerk<br />
Lektorenhilfe<br />
<strong>2.</strong> Lesung: Phil 1,4-6.8-11<br />
<strong>2.</strong> Advent C<br />
<strong>2.</strong> Lesung<br />
1. Hinführungstext zum Vortragen vor der Lesung<br />
Aus dem Gefängnis in Ephesus Mitte der Fünfziger Jahre des 1. Jahrhunderts schreibt Paulus<br />
an die von ihm gegründete Gemeinde in Philippi. Er fühlt sich dieser Gemeinde offenbar<br />
besonders verbunden. Sein Blick reicht vom ersten Tag, der ersten Berührung mit dem<br />
Evangelium, bis zum letzten Tag, dem Tag Christi, wie er ihn nennt. Als den an der<br />
Gemeinde von Philippi eigentlich Handelnden sieht Paulus nicht sich selbst, sondern Gott.<br />
Dieser habe an ihr sein Werk begonnen und werde es auch zur Vollendung bringen.<br />
(Klaus. Nientiedt, Gottes Volk 1/1998, 32)<br />
Kurzer Alternativtext<br />
Paulus hätte sicher auch manchen Grund, über die Menschlichkeiten in seiner<br />
Philippergemeinde zu klagen. Er tut es nicht. Er sieht das Positive, er sieht Gott in diesen<br />
Menschen wirken. Er sieht, daß Gott sie erwählt hat und die Gemeinde einen guten Weg<br />
führen wird. Ob wir uns heute nicht auch um eine positivere, barmherzigere, gelassenere Sicht<br />
auf Gemeinden und Kirchen bemühen sollten?<br />
(Klaus. Nientiedt, Gottes Volk 1/1998, 35)<br />
<strong>2.</strong> Praktische Tipps zum Vorlesen<br />
a. Textumfang<br />
Der Briefausschnitt umfasst die Dankrede des Paulus zum Anfang des Briefes. Der Vers 7 ist<br />
ausgelassen, sollte aber nach Möglichkeit mitgelesen werden (s. unten im Text in Klammern<br />
eingefügt). Er drückt die Verbundenheit des Paulus mit der Gemeinde aus und gibt uns<br />
Auskunft, wo der Apostel ist: im Gefängnis. Umso erstaunlicher klingt das Frohgestimmte<br />
seiner Worte.<br />
b. Betonen<br />
Lesung<br />
aus dem Brief des Apostels Paulus an die Philipper.<br />
Schwestern und Brüder!<br />
4 Immer, wenn ich für euch alle bete,<br />
tue ich es mit Freude<br />
5 und danke Gott dafür,<br />
dass ihr euch gemeinsam für das Evangelium eingesetzt habt<br />
vom ersten Tag an bis jetzt.<br />
6 Ich vertraue darauf,<br />
dass er, der bei euch das gute Werk begonnen hat,<br />
es auch vollenden wird bis zum Tag Christi Jesu.<br />
� Kath. Bibelwerk e.V. www.bibelwerk.de<br />
Die Lektorenhilfe ist kostenlos, Spenden sind willkommen: Konto 645 1551, Liga Stuttgart, BLZ 75090 300<br />
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Katholisches Bibelwerk<br />
Lektorenhilfe<br />
[7 Es ist nur recht, dass ich so über euch alle denke,<br />
weil ich euch ins Herz geschlossen habe.<br />
Denn ihr alle habt Anteil an der Gnade,<br />
die mir durch meine Gefangenschaft<br />
und die Verteidigung und Bekräftigung des Evangeliums gewährt ist.]<br />
8 Gott ist mein Zeuge, wie ich mich nach euch allen sehne<br />
mit der herzlichen Liebe, die Christus Jesus zu euch hat.<br />
9 Und ich bete darum,<br />
dass eure Liebe immer noch reicher<br />
an Einsicht und Verständnis wird,<br />
10 damit ihr beurteilen könnt, worauf es ankommt.<br />
Dann werdet ihr rein und ohne Tadel sein für den Tag Christi,<br />
11 reich an der Frucht der Gerechtigkeit, die Jesus Christus gibt,<br />
zur Ehre und zum Lob Gottes.<br />
<strong>2.</strong> Advent C<br />
<strong>2.</strong> Lesung<br />
c. Stimmung, Modulation<br />
Herzlichkeit, Nähe, Freude und Verbundenheit mit den Angesprochenen bestimmen die<br />
Dankesworte des Paulus. Zu achten ist darauf, dass die Sätze als ganze verbunden gelesen<br />
werden, damit hörbar wird, worauf Paulus hinaus will.<br />
3. Textauslegung aus der Reihe „Gottes Volk“<br />
"Die Mitte der Nacht ist der Anfang des Tages" - dieser Spruch könnte als Zusammenfassung<br />
dieses Textes dienen: Paulus ist als Staatsgefangener, vermutlich in Ephesus, in Hausarrest<br />
festgesetzt. Er schreibt seiner Lieblingsgemeinde, die ihn als einzige finanziell unterstützen durfte.<br />
Und trotz der eher trüben Umstände klingt dieser Brief nahezu beschwingt, ja euphorisch, fast wie<br />
eine Liebeserklärung an Gott - in Anbetracht der Umstände ein eher befremdlicher Klang. Gerade<br />
weil dieser Text dermaßen Aufschluss über das Befinden des Paulus in dieser Zwangssituation<br />
gibt, ist er ein eindrucksvoller Beleg seines persönlichen Glaubens: Was auch passiert, man kann<br />
nicht tiefer fallen als in Gottes Hand - was also soll passieren?<br />
Hier, in der Gefangenschaft, kann Paulus prüfen, ob sein Glaube auch in Situationen der<br />
Bedrohung trägt. Und er spürt gerade jetzt Zuversicht und Hoffnung. Von daher setzt dieser Text<br />
den Inhalt der vorausgehenden alttestamentlichen Lesung fort, indem er ihn steigert: Während im<br />
Text aus dem Buch Baruch die langen Wege in der Dunkelheit erst noch schmerzlich<br />
zurückgelegt werden mussten, ehe Gott das "Licht seiner Herrlichkeit" (Bar 5,9) offenbarte, ist<br />
Gott für Paulus gerade dann am nächsten, wenn die Nacht am finstersten ist. Dies am eigenen<br />
Leib zu spüren, versetzt ihn in einen Zustand der Fröhlichkeit, den Außenstehende schwer<br />
nachvollziehen können und der am ehesten mit den Nachterfahrungen der Mystiker des<br />
Mittelalters vergleichbar ist.<br />
Diese Hoffnung und Zuversicht ist für Paulus kein Selbstzweck. Sie ist Basis für seine Ethik:<br />
Liebe gegenüber den Menschen (" ...dass eure Liebe immer noch reicher an Einsicht und<br />
Verständnis wird. ..." V 9). Liebe in und Vertrauen auf Gott, fröhliche Hoffnung in allem, was<br />
kommt, und die Bereitschaft und Kraft, dies umzusetzen - das gehört für Paulus untrennbar<br />
zusammen und ist ein Gradmesser für die Qualität seiner Gemeinde, um deren weiteres inneres<br />
Wachsen er Gott bittet.<br />
(Jürgen Kaufmann, Gottes Volk 1/2001, 19) Dr. Franz-Josef Ortkemper<br />
� Kath. Bibelwerk e.V. www.bibelwerk.de<br />
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