Press Release (Language: German) - Albertina
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Einleitung<br />
Einleitung<br />
Der Name <strong>Albertina</strong> bezeichnet heute eine der weltberühmtesten Grafiksammlungen. Die<br />
Benennung geht auf das Jahr 1870 zurück, als Moriz von Thausing, Galerieinspektor der<br />
erzherzöglichen Grafiksammlung, in der „Gazette des Beau-Arts“ die Sammlung von Herzog Albert<br />
von Sachsen-Teschen mit „La Collection <strong>Albertina</strong>“ bezeichnete. Die Sammlung war damals Teil des<br />
„Carl Ludwig’schen Fideikomisses“, der von Erzherzog Carl von Österreich 1826 begründete worden<br />
war. Er stellt sicher, dass das erzherzogliche Palais auf der Augustinerbastei und die in ihr verwahrte<br />
Sammlung eine unauflösbare, untrennbare und unteilbare Einheit bildeten. Nicht die Sammlung,<br />
sondern das Gebäude besaß hier einen höheren Stellenwert. Dies belegen historische<br />
Reisehandbücher, die primär das prachtvolle hochherrschaftliche Palais erwähnen, während die<br />
Sammlung – wenn überhaupt – nur beiläufig Erwähnung findet. Diese Wertigkeit blieb bis zum Ende<br />
des Ersten Weltkrieges erhalten.<br />
Erst mit der Enteignung des letzten habsburgischen Besitzers, Erzherzog Friedrich, im Jahre 1919<br />
änderte sich diese Gewichtung. Für die Republik Österreich symbolisierte das Erscheinungsbild des<br />
Palais eindrücklich die Epoche der Donaumonarchie, die es zu beseitigen galt, während die<br />
Sammlung keinen objektimmanenten Bezug zur habsburgischen Vergangenheit besaß und damit für<br />
die kulturpolitischen Ziele des Staates unvoreingenommen eingesetzt werden konnte.<br />
Dementsprechend filetierten die staatlichen Behörden das Innere des Palais und teilten es auf<br />
mehrere bundesstaatliche Institutionen auf, die es nach ihren Bedürfnissen adaptieren durften. Die<br />
Einheitlichkeit des Palais in punkto allumfassendes Gestaltungskonzept ging damit<br />
unwiederbringlich verloren. Die „Staatliche Grafische Sammlung <strong>Albertina</strong>“ verwendete die kostbar<br />
dekorierten und prunkvoll gestalteten Repräsentationsräume, die jedoch durch die Mitnahme<br />
sämtlicher Möbel und Ausstattungsstücke durch Friedrich ins ungarische Exil zu entseelten<br />
Raumhüllen mutiert waren, als Lager- und Archivräume, Büros oder Studiensaal.<br />
Dieser unsachgemäße Umgang mit dem glanzvollen architektonischen Erbe führte naturgemäß zu<br />
einer sukzessiven Devastierung des gesamten Palais, doch bestand noch keinesfalls jenen<br />
intoleranten Zerstörungswille, mit dem nach dem Zweiten Weltkrieg ein ultimativer Schlussstrich<br />
unter die habsburgische Vergangenheit des Palais gezogen werden sollte. Ein kleiner<br />
Bombenschaden bot den willkommenen Anlass, die gesamte historische Fassadengliederung<br />
abzuschlagen und die habsburgischen Symbole zu demolieren, und die 1919 begonnene<br />
Geschichtstilgung zu beenden.<br />
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