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treffpunkt campus - Hochschule Magdeburg-Stendal

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12 <strong>treffpunkt</strong> <strong>campus</strong><br />

juli 2011<br />

6. Lange Nacht der Wissenschaft unter dem Motto „Gesundheit“<br />

Wissenschaft aus<br />

Elfenbeinturm holen<br />

Am 28. Mai 2011 haben ein paar Kinder geschafft, was selbst 16 Pferden nicht gelingen<br />

wollte: Sie haben zwei Halbkugeln getrennt, weil sie den äußeren Luftdruck überwinden<br />

konnten. Der berühmte Halbkugelversuch Otto von Guerickes lockte am Abend 2.500 Besucher<br />

auf den Campus der <strong>Hochschule</strong> am Herrenkrug.<br />

16 Pferde und ganz viel Kraft – der Halbkugelversuch Ralph Caspers – der „Erklärbär“<br />

Eröffnende Worte kamen von Wissenschafts- und Wirtschaftsministerin<br />

Prof. Dr. Birgitta Wolff: „Die Lange Nacht der Wissenschaft<br />

ist eine tolle Möglichkeit, durch die Elfenbeintürme der<br />

Wissenschaft zu wandeln. Wenn die Ergebnisse der Wissenschaft<br />

im Alltagsleben ankommen, lohnt sich die Investition.“ Auch<br />

Oberbürgermeister Lutz Trümper freute sich ob der hohen Besucherzahl:<br />

„Die Wissenschaft ist bei der Bevölkerung angekommen.“<br />

Als Publikumsmagnet erwies sich Ralph Caspers, Moderator der<br />

Sendung „Wissen mach Ah!“, der sich als Kind gerne im Fernsehen<br />

das Testbild ansah und auf Ernie wartete. Bei seinem Auftritt<br />

entlarvte er Sinniges und Unsinniges bei Elternsprüchen wie<br />

„Fett schwimmt oben“ oder „Morgenstund hat Gold im Mund“.<br />

Noch bis 20 Uhr schrieb der Experimentierfreudige Autogramme.<br />

Bei der Langen Nacht der Wissenschaft konnten viele Stationen<br />

an der <strong>Hochschule</strong> besucht werden. Besonders großer<br />

Andrang herrschte bei Professor Dieter Haentzsch und dem<br />

Hochspannungslabor, der im Angesicht der Menschenmengen<br />

kurzerhand den Zeitplan umwarf, um noch mehr Besuchern den<br />

Zutritt zu ermöglichen. Doch auch andere Einrichtungen waren<br />

gut besucht.<br />

Strömungsmodelle in 3D<br />

In Laborhalle 8 konnten die Besucher bei Helge Reymann, wissenschaftliche<br />

Hilfskraft am An-Institut für Wasserwirtschaft und<br />

Ökotechnologie und zuständig für die Durchführung von Laborexperimenten,<br />

in Strömungsmodellen beobachten, wie sich Sediment<br />

in Rinnen verhält.<br />

Matthias Piekacz<br />

„Im Sedimenttransport gibt es noch sehr viel Forschungsbedarf.<br />

In einem Fließgewässer gibt es Staubauwerke, die als<br />

Sedimentsperren funktionieren. Der Schwebstoff geht mit<br />

dem Wasser darüber, aber was an der Sohle transportiert<br />

wird, bleibt an den Staustufen hängen. Um die Funktion<br />

der Staustufen zu gewährleisten, muss das ausgebaggert<br />

werden, damit die Schiffe einen bestimmten Wasserstand<br />

haben, in dem sie fahren können. Wir müssen die Stellen<br />

erwischen, an denen Sediment abgelagert ist, um eine effiziente<br />

Unterhaltung gewährleisten zu können und nicht<br />

genau kalkulierte Grabungen und somit unnötige Kosten<br />

zu vermeiden“, erklärt Reymann seine Arbeit.<br />

Mit Topform zum Erfolg – die Wärmewette<br />

An eine Aktion der Fachbereiche Ingenieurwissenschaften<br />

und Industriedesign und Bauwesen, die sich um Gesundheit<br />

und Energie-Effizienz drehte, konnten sich<br />

alle Besucher der Langen Nacht der Wissenschaft aktiv<br />

beteiligen. Bei der Wärmewette wurden die Besucher<br />

aufgefordert, durch das Betreiben einer Wärmepumpe<br />

über einen Hometrainer einen Schichtenspeicher mit<br />

Wärmeenergie aufzuladen.<br />

Diplom-Ingenieur Uwe Zischkale erklärt den Hintergrund:<br />

„Bei der Wärmewette ging es darum, jedem<br />

einzelnen physisch erfahrbar zu machen, wie viel Energie<br />

wir tagtäglich verbrauchen und wie viel Aufwand<br />

das kostet. Jeder kennt seine Leistungsfähigkeit beim<br />

Fahrradfahren, und mittels eines Generators konnten<br />

wir feststellen, dass es sehr viel Energie kostet, bei-<br />

Matthias Piekacz<br />

Mit Hometrainer zum Erfolg – die Wärmewette<br />

Matthias Piekacz<br />

spielsweise die Kaffeemaschine in Betrieb zu halten.<br />

Wir wollten auch darlegen, dass man eingesetzte Energie<br />

mit Umweltenergie effizienter nutzen kann. Der<br />

Mensch bringt eine hochwertige Energie ein, und wir<br />

bringen die niedrigere Temperatur der Umweltenergie<br />

mittels der Wärmepumpe auf eine höhere Temperatur.<br />

Durch die Luftwärmepumpe, die wir mit eingebunden<br />

haben, wird die Energie in ihrer Wirkung um den Faktor<br />

3,5 bis 4 ergänzt. Auf dem Weg zu einer hundertprozentigen<br />

Versorgung durch erneuerbare Energien ist<br />

die Steigerung der Effizienz der entscheidende Faktor.<br />

Und das wollten wir zeigen.“<br />

Gegen Mitternacht nach etwa sechs Stunden harter<br />

Beinarbeit war es dann so weit: Durch kräftiges Treten<br />

in die Pedale – u.a. bestach Oberbürgermeister<br />

Lutz Trümper durch seine Topform – wurde die Wassertemperatur<br />

im Schichtenspeicher um fünf Grad Celsius<br />

erhöht. In die Wärmewette war also ein versteckter<br />

Fitness-Test eingebaut.<br />

So klingt <strong>Magdeburg</strong><br />

Viel Andrang gab es auch im Laborgebäude 2, wo die Besucher<br />

typische Klänge <strong>Magdeburg</strong>er Sehenswürdigkeiten<br />

erraten konnten. Zu der Idee, eine Hör-CD für Sehbehinderte<br />

zu machen, kamen Prof. Dr. Christian Wartini und Diplom-Ingenieur<br />

Frank Schöne vor einigen Jahren im Rahmen<br />

eines Laborpraktikums, das Studierende während ihres Studiums<br />

absolvieren mussten.<br />

Auf der Suche nach interessanten Themen in der Elektroakustik<br />

wurde die Idee per Zufall geboren: „Auf mich kam<br />

ein neuer Kollege zu, der mir erzählte, dass seine Mutter<br />

nicht gut sehen könne und es deshalb schwierig sei, ihr<br />

Wissbegierig – die Besucher<br />

<strong>treffpunkt</strong> <strong>campus</strong><br />

juli 2011<br />

<strong>Magdeburg</strong> zu zeigen. Und da dachte ich mir, man müsste<br />

etwas machen, um Sehbehinderten die Stadt akustisch zugänglich<br />

zu machen“, beschreibt der mittlerweile pensionierte<br />

Wartini die Motivation dieses Projektes.<br />

Zur Produktion benötigte es motivierte Studierende, fünf<br />

wurden gefunden, die bereit waren, das Zehnfache an Zeit<br />

zu investieren. Hörproben von 25 Orten wie Bördelandhalle,<br />

Dom, Rathaus, Windspiel im Elbauenpark oder dem Zoo<br />

wurden aufgenommen und der Sehbehindertenverband<br />

wurde kontaktiert. Herausgekommen ist damals eine CD,<br />

die Vertreter des Stadtmarketings jetzt aufhören lässt:<br />

„Das Fremdenverkehrsamt war durch die Lange Nacht<br />

der Wissenschaft auf diese CD aufmerksam geworden.<br />

Leider haben wir bei der Produktion nur die Genehmigungen<br />

für den internen Gebrauch eingeholt, dürfen die<br />

CD also nicht professionell vermarkten, da würden wir<br />

Urheberrechte verletzen. Man müsste die CD also nochmal<br />

produzieren, das ginge aber nur als fachübergreifendes<br />

Projekt.“ Das würde sich durchaus lohnen, denn der<br />

Bedarf scheint groß zu sein: „Wir waren von der hohen<br />

Resonanz völlig überwältigt, bei der Langen Nacht gab<br />

es viele Anfragen zu unserer CD“, so Projektmitarbeiter<br />

Schöne.<br />

Diese Projekte und der Zuspruch der vielen Besucher zeigen,<br />

dass die Wissenschaft definitiv bei der Bevölkerung<br />

angekommen ist, 2.500 Besucher können nicht irren. Die<br />

Lange Nacht der Wissenschaft hat es geschafft, dass die<br />

Besucher nicht nur die Wissenschaft in ihrem Elfenbeinturm<br />

besuchen, sondern sie aus ihm herausholen konnten.<br />

Victoria Grimm<br />

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