Weltweite Verb<strong>und</strong>enheitDas Gleiche wie Integration?Text: Julius TachaurSPRUNG, derZaunerWenn wir <strong>Pfadfinder</strong>Innen von„weltweiter Verb<strong>und</strong>enheit“ sprechen,denken wir meist an den gemeinsamenGeist <strong>uns</strong>erer Jugendbewegung,an internationale Lager<strong>und</strong> an die länderübergreifendenFre<strong>und</strong>schaften, die wir dort schließen.Doch darum geht es nur zum Teilim dritten Schwerpunkt der PPÖ:„Die <strong>Pfadfinder</strong>in/Der <strong>Pfadfinder</strong>achtet alle Menschen <strong>und</strong> sucht siezu verstehen.“ Von Toleranz ist hierdie Rede – nicht nur in der weitenWelt, sondern auch vor <strong>uns</strong>ererHeimtür. Diese Offenheit allen Kindern<strong>und</strong> Jugendlichen gegenüberhaben wir <strong>uns</strong> im Leitbild zum Zielgesetzt: „Ein wesentlicher Aspektdabei ist der offene <strong>und</strong> sensibleUmgang mit ihrer religiösen <strong>und</strong>ethnischen Herkunft.“Die PPÖ haben den Anspruch,k<strong>eine</strong> Religion, k<strong>eine</strong> nationaleHerkunft <strong>und</strong> k<strong>eine</strong>n sozialen Hintergr<strong>und</strong>zu bevorzugen. Aber wieheterogen ist <strong>uns</strong>ere Organisationwirklich? Ist etwas dran am Klischeeder <strong>Pfadfinder</strong> als „Vereinkatholischer Mittelstandsfamilien“oder sprechen wir alle Jugendlichengleichermaßen an?Auch wenn das plakativ formuliertist, findet sich (gerade in Wien)schwer <strong>eine</strong> eindeutige Antwortdarauf. Das zeigen die vielen unbeantwortetenFragen zur Integrationbei den <strong>Pfadfinder</strong>n:Wie viele <strong>uns</strong>erer Mitglieder sindZuwanderer der ersten oder zweitenGeneration? Aus welchen Ländernstammen sie oder ihre Eltern?Sind verschiedene Religionen ingleicher Weise bei <strong>uns</strong> vertreten?Wie ist die Verteilung unter Leiterinnen<strong>und</strong> Leitern? Bevor wir <strong>uns</strong>Gedanken über die <strong>Pfadfinder</strong> alsOrt der Integration machen können,sollten wir <strong>uns</strong> (etwa mit <strong>eine</strong>rUmfrage) zahlenmäßig f<strong>und</strong>iertesAusgangsmaterial ansehen.Das Auftreten als Botschafterbei der Aktion „ZusammenÖsterreich“ des Integrations-Staatssekretariatsist einwichtiger Schritt, doch <strong>für</strong> Reflexionenüber <strong>uns</strong>ere Integrationsarbeitbrauchen wir zunächst einmal einklares <strong>und</strong> unbefangenes Bild derderzeitigen Situation.Sind wir <strong>eine</strong> offeneOrganisation? Text: Sabina Wessely, PräsidiumFoto: urSPRUNGWir sind <strong>für</strong> die Angehörigenaller Religionsgemeinschaften<strong>und</strong> ethnischen Gruppen offen.(Verbandsordnung der PPÖ, 1.1Wesen).Was heißt „offen“ sein? Ist esausreichend zu wissen, woher<strong>uns</strong>ere Mitglieder kommen,welches Religionsbekenntnissie haben? D<strong>eine</strong> Antwortist vermutlich NEIN. Erst überdieses Wissen kann ich michjedoch mit anderen Religionen,anderen Ländern, deren Sitten <strong>und</strong>Gebräuchen, aber auch mit ihrenÄngsten <strong>und</strong> Sorgen in <strong>eine</strong>mfremden Land wie Österreich gutauseinandersetzen. Ich möchtean dieser Stelle <strong>eine</strong> Idee vonJulius Tacha aufgreifen, dervorgeschlagen hatte, <strong>eine</strong> Umfrageinnerhalb der WPP zu machen.Im Bewusstsein, dass dieseFragen <strong>eine</strong> sehr ernsteAuseinandersetzung mit <strong>uns</strong>ereneinzelnen Mitgliedern, den Elternerfordern, möchte ich es in <strong>eine</strong>mersten Schritt es nicht als Umfragesehen, sondern als Anregung,sich als Gruppe/als Elternratdem Thema Integration über dasWissen der Zusammensetzung dereigenen Gruppe zu nähern.Wie viele Mitglieder <strong>uns</strong>ererGruppe sind nicht in Österreichgeboren (Zuwanderer 1.Generation)? Woher kommendiese? Welche Erstsprache habensie? Welches Religionsbekenntnis?Mit welchem Alter sind sie nachÖsterreich gekommen?Wie viele Mitglieder habenzumindest <strong>eine</strong>n Elternteil, dernicht in Österreich geboren ist(Zuwanderer 2. Generation)?Woher kommt der Elternteil?Welche Muttersprachehaben die Eltern? WelchesReligionsbekenntnis haben dieEltern? Welches die Mitglieder?Wie viele LeiterInnen habenwir, die Zuwanderer 1. oder 2.Generation sind? Wie passt dasim Verhältnis zu den Kindern der1. oder 2. Generation?Wie ist der Zugang zu Elternvon Zuwanderern der 1. oder2. Generation? Was könnte <strong>uns</strong>diesen erleichtern? Was tun wiraktiv da<strong>für</strong>? Wie sprechen wirals Elternrat diese Eltern speziellan? (Geben wir beispielsweiseErstinformationen über <strong>uns</strong>ereGruppe auch in anderen Sprachenweiter?) Wie viele Mitglieder imElternrat sind Zuwanderer der 1.oder 2. Generation?Wie gehen wir mit diesenErkenntnissen um? Was tun wiraktiv, um offen <strong>für</strong> alle zu sein?Diese Fragestellungen über dieZuwanderung sind <strong>für</strong> michThemen der Offenheit, derIntegration, <strong>für</strong> die es gilt, sensibelzu sein. Themen, die es wert sind,einmal aktiv in <strong>eine</strong>m Elternrat, in<strong>eine</strong>m Gruppenrat zu hinterfragen!4 GUT PFAD . Zeitung der <strong>Wiener</strong> PfadfInder <strong>und</strong> PfadfInderinnen Ausgabe 01 . 2013 . Landesleitung/Präsidium5