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Ihre Meinung<br />
Sehr geehrter Herr Laib,<br />
für die letzte Ausgabe des <strong>Bürgerblick</strong>es<br />
möchte ich mich auf diesem Wege bedanken.<br />
Der Artikel über die heimische Vogelwelt<br />
war interessant und macht Lust<br />
auf einen ausgiebigen Fotostreifzug.<br />
Der Bericht über den kleinen "Nils" erinnert<br />
Eltern daran, immer selber Verantwortung<br />
und Kontrolle zu übernehmen,<br />
bevor sie ihre Kinder jemandem<br />
anvertrauen und Busunternehmen hoffentlich<br />
ebenfalls daran, dass das Leben<br />
unserer Kinder wichtiger ist, als Einsparungen<br />
auf Kosten der Sicherheit.<br />
Interessante Diskussionen entspannen<br />
sich über die Frage, ob unser Rechtssystem<br />
ausreicht, wenn es um die Frage<br />
geht, wie mit Extremstraftätern umgegangen<br />
wird, danke auch hierfür.<br />
Sehr zu denken gab mir allerdings dann<br />
der Bericht über den "Nackten" aus<br />
Stickhausen. Wieso, so frage ich mich,<br />
kann das Verhalten dieses Mannes der-<br />
Das Flüstern der Erlen<br />
Der Mond lächelt hinter den Zweigen,<br />
Blätter wispern in der Brise, eine Fledermaus<br />
tanzt lautlos durch die Nacht. Majestätisch<br />
und schön stehen sie da – eine<br />
schwarze Wand in der Dunkelheit, ein<br />
rauschendes Meer in windigen Nächten,<br />
ein klingender Konzertsaal in der Morgendämmerung.<br />
Viel haben sie gesehen in den letzten<br />
fünfzig Jahren, als nach und nach jede<br />
Feuchtwiese und Weide zu einem prop-<br />
peren übergepflegten Ziergarten mutierte,<br />
mit gemarterten Koniferen, akkurat<br />
gestutzten Hecken, rasiertem Rasengrün<br />
und Steinfugen, denen mit Gift<br />
zu Leibe gerückt wird, damit kein Hälmchen<br />
sich dreisterweise dort ansiedelt.<br />
Zum Glück sind sie noch da, die letzten<br />
ihrer Art „Im Zuschlag“, einer Straße,<br />
die nicht gerade durch Baumreichtum<br />
charakterisiert ist. Zirka zwanzig wunderschön<br />
gewachsene Erlen stehen in ei-<br />
maßen kritikabel sein in den Augen eines<br />
Polizeibeamten? Wer sich durch den<br />
Anblick eines Menschen ohne Kleidung<br />
- wohlgemerkt nicht in der Öffentlichkeit,<br />
sondern innerhalb dessen eignen<br />
Grundstücks/Hauses gestört fühlt, soll<br />
nicht hinsehen - so einfach ist das. Herr<br />
Lauer zwingt ja niemanden, ihn anzusehen,<br />
wenn er nackt ist. Durch das Aufbauschen<br />
der Sache hat dieser Polizeibeamte<br />
nur eins erreicht: Es werden Straftaten<br />
(Sachbeschädigung) gegen Herrn<br />
Lauer begangen. Darum sollte sich die<br />
Polizei kümmern und nicht darum, anderen<br />
die eigene Meinung aufzwingen<br />
zu wollen. Im Übrigen lebt Herr Horst ja<br />
noch nicht einmal im Einzugsbereich<br />
dessen, gegen den er hetzt. Was geht es<br />
ihn also an?<br />
Gott hat den Menschen nackt erschaffen,<br />
kein Baby kommt bekleidet zur<br />
Welt. Nacktheit ist das Natürlichste auf<br />
der Welt und erst durch unreine Gedanken<br />
derer, die sich „gestört" fühlen wird<br />
etwas ganz Unschuldiges entehrt. Hat<br />
ner Reihe zwischen zwei Grundstücken,<br />
verleihen einem bestehenden und einem<br />
zukünftigen Garten einen parkähnlichen<br />
Charakter, prägen das Straßenbild<br />
nicht nur „Im Zuschlag“, sondern<br />
auch in der Gartenstraße, „Unter<br />
den Eichen“ (wo immer die auch sind),<br />
Kolpingstaße, Bahnhofstraße und Lange<br />
Straße.<br />
Nun sollen sie demnächst fallen, da das<br />
freistehende Grundstück bebaut wird.<br />
Ein ästhetisches Waterloo, ein barbarischer<br />
Akt. Alter gewachsener Baumbe-<br />
stand wird niemals zu ersetzen sein.<br />
Auch unter ökologischen Aspekten ist<br />
ein solches Vorgehen nicht zu verantworten.<br />
Die Erle, 2003 zum „Baum des<br />
Jahres“ gekürt, als Symbol für einen besonders<br />
gefährdeten Lebensraum, prägt<br />
das Landschaftsbild in der norddeutschen<br />
Tiefebene, für das besonders die<br />
Auenwälder typisch sind. Die sturmresistente<br />
Erle, die ein Alter bis zu 120 Jahre<br />
erreichen kann, bietet Lebensraum für<br />
Seite 44<br />
nicht die Vertreibung aus dem Paradies<br />
erst damit begonnen, dass durch den<br />
Ungehorsam der ersten Menschen die<br />
Erkenntnis der Nacktheit zu unbegründeten<br />
Schamgefühlen führte? Solange<br />
die Unschuld vorherrschte, war es das<br />
Paradies...... Es wird innerhalb einer Gemeinschaft<br />
immer Menschen geben die<br />
irgendwie anders sind. Aber das gibt<br />
niemandem, auch nicht einem Polizeibeamten<br />
- gerade dem nicht - das Recht,<br />
sie in irgendeiner Form zu verurteilen.<br />
Ich schlage Herrn Horst vor, sich bei<br />
Herrn Lauer zu entschuldigen und ihm<br />
bei der Reparatur der eingeworfenen<br />
Fensterscheiben zu helfen.<br />
Und allen, die sich an der Hetzkampagne<br />
und der Sachbeschädigung beteiligt<br />
haben, empfehle ich eine Runde Schämen.<br />
Feli Großhans<br />
Oldenburger Str.21<br />
26676 Barßel<br />
Leserbriefe++Leserbriefe++Leserbriefe++Leserbriefe++Leserbriefe++Leserbriefe++Leserbriefe++<br />
mehrere Dutzend Vogelarten, 150 Insektenarten,<br />
davon wiederum 75<br />
Schmetterlingsarten. Da die Früchte als<br />
„Wintersteher“ sehr lange am Baum<br />
bleiben, dienen sie in dieser Jahreszeit<br />
vielen Vogelspezies als wichtige Nahrungsquelle.<br />
Nachbarn, die die „Zuschlag-Erlen“<br />
lieben und schätzen, bestätigen,<br />
dass ein Großteil der in dieser<br />
Wohnsiedlung beheimateten gefiederten<br />
Freunde in den Erlen und angrenzenden<br />
Gärten ein Zuhause hat.<br />
Zum Glück ist Barßel eine fortschrittliche<br />
Gemeinde, die nicht nur für das Wohl<br />
ihrer Bürger, sondern auch ihrer Tiere<br />
und Bäume sorgt: die Erlen sind verzeichnet,<br />
jede einzelne von ihnen ist<br />
nummeriert und als schützens- und erhaltenswert<br />
eingestuft. Zukünftige Bauten<br />
müssen in einem Abstand von 5 Meter<br />
zum Baumstamm errichtet werden.<br />
Die „Untere Naturschutzbehörde“ des<br />
Landkreises Cloppenburg, die Genehmigungen<br />
zum Fällen von Bäumen erteilt,<br />
wird in diesem Fall der Gemeinde Barßel<br />
und ihren Bürgern, den Natur- und Vogelschützern<br />
und den Nachbarn, die sich<br />
an der Schönheit dieses gewachsenen<br />
Baumbestandes und seiner tierischen<br />
Bewohner erfreuen, nicht in den Rücken<br />
fallen. Sie kann und darf es auch gar<br />
nicht, denn juristisch gesehen stehen die<br />
Erlen auf unerschütterlichem Grund.<br />
Und Justitia spricht bekanntlich Klartext.<br />
Dr. Dorothee Berrisch-Hempen, Im Zuschlag<br />
1, Barßel