alt - Deutsche Ullrich-Turner-Syndrom Vereinigung e.V.
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Schwerer hören Von Bettina N.<br />
Einmal ganz ehrlich: hier schlagen zwei Herzen<br />
in meiner Brust. Auf der einen Seite empfinde ich<br />
meine Hörgeräte häufig als nervig, zum Beispiel,<br />
weil Hörgeräte manchmal ohne Grund piepsen oder<br />
Nebengeräusche nur bedingt ausgeblendet werden<br />
können. Man muss auch sehr aufpassen, dass sie<br />
nicht feucht werden, da die Geräte sonst in Reparatur<br />
müssen. Das kann auf Dauer teuer werden. Auf der<br />
anderen Seite empfinde ich die Hörgeräte aber auch<br />
als eine große Erleichterung beim Hören, da meine<br />
Konzentration dann sehr viel besser ist. Dabei habe<br />
ich nur einen Hörverlust von 30 %!<br />
Zum Thema Umgang mit der Schwerhörigkeit hatte<br />
ich neulich noch eine lustige Begebenheit im Büro:<br />
Als ich mal kurzzeitig meine Hörgeräte nicht getra-<br />
gen habe, fragte mich eine neue Kollegin, wo die<br />
Mülltüten im Kämmerchen aufbewahrt werden. Ich<br />
habe in der Situation mehrfach verstanden, dass sie<br />
mich nach den Milchtüten gefragt hat und habe ganz<br />
selbstsicher auf die Milch gezeigt. Am Ende haben wir<br />
beide Tränen gelacht. Nett fand ich von der Kollegin,<br />
dass sie die Schuld für das Nicht-Verstehen bei sich<br />
gesucht hat, da sie nach ihrer Aussage auch sehr<br />
undeutlich sprechen würde.<br />
Mein ganz großes Glück ist es aber, dass ich ein<br />
Umfeld habe, das mir das Gefühl vermittelt, so akzeptiert<br />
zu werden, wie ich bin. Hierdurch fällt es mir<br />
sicherlich auch im Großen und Ganzen leichter, mit<br />
meinen körperlichen Grenzen umzugehen. Natürlich<br />
ist dieses auch immer noch von meiner Tagesform<br />
abhängig.<br />
siehe auch<br />
Infof<strong>alt</strong>blatt bei Ihrem Hörgeräteakustiker<br />
„Der Weg zum guten Hören“ Hörgeräte-Akustiker<br />
lösen Kommunikationsprobleme<br />
Website der Fördergemeinschaft Gutes Hören<br />
www.fgh-gutes-hoeren.de<br />
Dorothee stellt sich vor<br />
Mein Name ist Dorothee Kneib. Ich bin 1964 in Bop-<br />
pard geboren. Seit 1988 wohne ich in Karlsruhe. Ich<br />
habe einen Hauptschulabschluss, besuchte zwei<br />
Jahre eine Wirtschaftsschule in Koblenz und machte<br />
anschließend ein Praktikum in der Hauswirtschaft<br />
in Koblenz-Vallendar bei den Schönstätter Marienschwestern.<br />
Anschließend besuchte ich ein Jahr eine<br />
Hauswirtschaftsschule und konnte dann in Koblenz-<br />
Vallendar die Ausbildung als Hauswirtschafterin<br />
machen. Danach arbeitete ich auch wieder bei den<br />
Marienschwestern in Bad Münster am Stein, anschließend<br />
wieder in Vallendar bei den Schönstatt-Patres.<br />
Ich zog nach Karlsruhe. Dort arbeitete ich zuerst<br />
als Pflegehelferin. In der Hauswirtschaft bekam ich<br />
keine Stelle und machte später die Ausbildung als<br />
examinierte Altenpflegerin. Durch meine Erkrankung<br />
wagte ich den Schritt einer Umschulung im Bürobereich<br />
und versuchte leider vergebens, eine Stelle zu<br />
bekommen. Heute arbeite wieder als Halbtagskraft<br />
im stationären Bereich in der Pflege. Dazwischen<br />
versuchte ich mein Glück im mobilen Pflegedienst.<br />
Gesundheitlich muss ich dreimal wöchentlich zur<br />
Lymphdrainage, ein- bis zweimal in der Woche zur<br />
Krankengymnastik. Ich habe seit 2004 starke Hörprobleme<br />
und trage Hörgeräte in beiden Ohren.<br />
Dies alles belastet mich schon. Ich muss damit klar<br />
kommen.<br />
• Sie sind seit 2004 Mitglied der <strong>Turner</strong>-<strong>Syndrom</strong>-<br />
<strong>Vereinigung</strong> Deutschland. Was hat Sie dazu bewogen,<br />
Kontakt zur <strong>Turner</strong>-<strong>Syndrom</strong>-<strong>Vereinigung</strong> Deutschland<br />
aufzunehmen?<br />
Mein Wunsch war es, mich weiter zu informieren. Zum<br />
Einen wollte ich erfahren, welche Ärzte ich konsultieren<br />
kann, die sich mit dem <strong>Ullrich</strong>-<strong>Turner</strong>-<strong>Syndrom</strong><br />
auskennen und zum Zweiten interessierte mich, wie<br />
die Betroffenen mit der Erkrankung zurechtkommen.<br />
Ich habe über die Selbsthilfegruppe Augsburg<br />
Informationen erh<strong>alt</strong>en und somit Kontakt zu der<br />
Selbsthilfegruppe Stuttgart aufgenommen. Über<br />
diese Gruppe bin ich auch zur <strong>Turner</strong>-<strong>Syndrom</strong>-<br />
<strong>Vereinigung</strong> Deutschland gekommen. Leider war es<br />
mir finanziell und zeitlich nicht möglich, den Kontakt<br />
zu pflegen, wie ich es gerne gehabt hätte. Ich habe<br />
gemerkt, dass ich mit der Erkrankung alleine dastehe.<br />
Im Raum Karlsruhe wissen relativ wenige Ärzte<br />
und Ärztinnen über das <strong>Ullrich</strong>-<strong>Turner</strong>-<strong>Syndrom</strong><br />
Bescheid.<br />
mitglieder stellen sich vor<br />
• Was schätzen Sie am der <strong>Turner</strong>-<strong>Syndrom</strong>-<strong>Vereinigung</strong><br />
Deutschland besonders?<br />
Ich bewundere die Initiative, das Krankheitsbild in<br />
der Öffentlichkeit zu präsentieren und vor allem das<br />
Negativ-Bild auszuklammern. Es war überraschend<br />
zu sehen, was sich positiv verändert hat, zum Beispiel<br />
die Vorträge während der Jahrestreffen. Sehr<br />
gut finde ich auch die CD mit dem Engagement der<br />
Schauspielerin Judith Hildebrand und die Berichterstattung<br />
von Betroffenen in den <strong>Ullrich</strong>-<strong>Turner</strong>-<br />
<strong>Syndrom</strong>-Nachrichten, die mich berühren.<br />
• Warum möchten Sie gerne eine Regionalgruppe<br />
vor Ort gründen?<br />
Ich möchte den Betroffenen die Möglichkeit geben,<br />
in Karlsruhe einen Ansprechpartner zu haben, wenn<br />
Fragen zum <strong>Ullrich</strong>-<strong>Turner</strong>-<strong>Syndrom</strong> auftauchen. Mir<br />
ist es auch wichtig, dass sich Betroffenen kennen<br />
lernen und merken, dass sie nicht allein sind. Falls<br />
mein Vorhaben gelingt, würde ich gerne Infostände<br />
in Karlsruhe betreuen, zum Beispiel auf der Rehab<br />
(einer Messe, auf der sich Selbsthilfegruppen, Krankenkassen<br />
und Sanitätshäuser präsentieren) und ich<br />
somit in der Öffentlichkeitsarbeit des Vereins meinen<br />
Beitrag leisten kann<br />
• Was möchten Sie gerne für uns tun?<br />
Ich möchte weiter mit Aufklärung in der Öffentlich-<br />
keit meinen Beitrag leisten, damit das Ansehen von<br />
Mädchen und Frauen mit <strong>Ullrich</strong>-<strong>Turner</strong>-<strong>Syndrom</strong><br />
gestärkt wird. Diabetes, Multiple Sklerose, Rheuma<br />
et cetera sind den Menschen eher ein Begriff als das<br />
<strong>Ullrich</strong>-<strong>Turner</strong>-<strong>Syndrom</strong>. Die Kooperation mit Ärzten<br />
und Ärztinnen möchte ich verbessern und mich dafür<br />
einsetzen, dass die Unterstützung bei Behörden und<br />
den Formalitäten gewährleistet wird.<br />
• Gibt es etwas, was Sie besonders belastet?<br />
Noch heute ist eine Auseinandersetzung mit dem<br />
<strong>Ullrich</strong>-<strong>Turner</strong>-<strong>Syndrom</strong> schwierig für mich. Meine<br />
Familie hat mich so unterstützt, wie sie es für richtig<br />
hielt.<br />
• Sind Sie zurzeit arbeitslos?<br />
Nein, zurzeit arbeite ich als Altenpflegerin. Ich hoffe<br />
dass es so bleibt. Ich hatte schwer zu kämpfen. Nachdem<br />
ich eine Umschulung im Bürobereich gemacht<br />
¬<br />
Foto privat<br />
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