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Anzeiger ORNITHOLOGISCHER 49. - OG Bayern

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Dietmar Walter: Brutbiologie, Phänologie und Bestandsentwicklung einer voralpinen Population des Sumpfrohrsängers<br />

Acrocephalus palustris im Allgäu (<strong>Bayern</strong>/Deutschland)<br />

der Niederschläge differierten zwischen 1142<br />

und 1810 mm (DWD Kempten 1994-2008).<br />

Bei diesem großen Feuchtgebiet handelt es<br />

sich um ein etwa 7 km langes und 0,7-1,2 km<br />

breites, sumpfig-mooriges bis anmooriges Areal<br />

(ca. 450 ha, 710-720 m ü. NN). Entwässert wird<br />

das Betzigauer Moos von zwei Bächen mit einigen<br />

Nebenzuflüssen. Der von Süden kommende<br />

Betzigauer Bach mündet etwa in der Mitte<br />

des Mooses in die von Norden kommende Leubas.<br />

An dieser tiefsten Stelle des Mooses knickt<br />

der nun vereinte Bach rechtwinklig nach Westen<br />

ab und mündet nach ca. 5 km nördlich von<br />

Kempten in die Iller. Zum geomorphologischen<br />

und historischen Werdegang dieses Gebietes<br />

siehe Walter (2007).<br />

Ab 1994 wurde in diesem Feuchtgebiet eine<br />

6 ha große Untersuchungsfläche (47° 45´ N; 10°<br />

23´ E; 710-713 m ü. NN; TK 1: 25 000, Wildpoldsried,<br />

Nr. 8228) ausgewählt, auf die sich<br />

überwiegend die in dieser Arbeit ermittelten<br />

Daten beziehen. Jährlich wurden hier im Durchschnitt<br />

an 67 (47-77) Tagen Begehungen durchgeführt.<br />

Die tägliche Verweildauer lag bei mindestens<br />

2,5 h, meist 3-7 h. An Tagen, an denen<br />

wissenschaftlicher Vogelfang betrieben wurde,<br />

in den ersten Jahren auch bei bis zu 17 Stunden.<br />

Die 6 ha große Untersuchungsfläche wird im<br />

Süden und Westen von 2 Bächen und einem Wassergraben<br />

sowie von einem Feldweg eingerahmt.<br />

Im Norden bildet ein schmaler, an eine Wirtschaftswiese<br />

grenzender Schilfstreifen den Abschluss.<br />

Im Osten verläuft die Grenze am Rand<br />

eines ca. 2,5 ha großen Wäldchens (Abb. 3.).<br />

Auf diesem weitgehend offenen Areal, das<br />

von SO nach NW minimal abfällt, stehen vereinzelt<br />

Fichten Picea abies, Moorbirken Betula<br />

pubescens, Schwarzerlen Alnus glutinosa, Weiden<br />

Salix spec., Blaue Heckenkirschen Lonicera<br />

caerulea und Faulbäume Frangula alnus. Weitgehend<br />

reine Schilfbestände Phragmites australis<br />

treten als drei mehr oder weniger getrennte<br />

Inseln in Erscheinung und machen ca. 35% der<br />

Gesamtfläche aus. An den Rändern gehen sie<br />

meist in Rohrglanzgras-Bestände Phalaris arundinacea<br />

über. An zwei tiefgründigen Stellen (ca.<br />

500 m 2 ) wachsen der Breitblättrige Rohrkolben<br />

Typha latifolia und die Gelbe Schwertlilie Iris<br />

pseudacorus. An weiterer krautiger Vegetation<br />

dominieren Echtes Mädesüß Filipendula ulmaria,<br />

Wald-Engelwurz Angelica sylvestris sowie Kleinund<br />

Großseggen Carex spec. Im nordöstlichen<br />

Teil liegen drei kleine Tümpel mit Wasserflä-<br />

chen zwischen 100 und 250 m 2 . Teile der westlichen<br />

Begrenzung sowie der südliche Abschluss<br />

werden von einem Streifen diverser<br />

Süßgräser Poaceae vor allem Wiesenfuchsschwanz<br />

Alopecurus pratensis eingefasst.<br />

Nach Oberdorfer (1990) lassen sich diese<br />

Pflanzengesellschaften folgenden Klassen zuordnen:<br />

Der größte Anteil gehört innerhalb der<br />

Klasse der „Röhrichte und Großseggen-Sümpfe“<br />

Phragmitetea zur Ordnung Pragmitetalia mit<br />

den beiden Verbänden der „Röhrichte“ Phragmition<br />

australis und „Großseggen-Gesellschaften“<br />

Magnocaricion. Daneben ist auch die Klasse<br />

„Grünlandgesellschaften“ Molinio-Arrhenatheretea<br />

mit den beiden Ordnungen Molinietalia<br />

und Arrhenatheretalia vertreten. Erstere mit den<br />

Verbänden „Eutrophe Nasswiesen“ Calthion<br />

und „Staudenfluren nasser Standorte“ Filipendulion,<br />

letztere mit dem Verband der „Talfettwiesen“<br />

Arrhenatherion eliatioris. Die stehenden<br />

Gewässer auf der Untersuchungsfläche zählen<br />

zu der Klasse „Moortümpel-Wasserschlauch-<br />

Gesellschaften“ Utricularietea intermedio-minoris.<br />

Um auch Nicht-Botanikern eine Vorstellung<br />

von dem Charakter der Probefläche zu vermitteln,<br />

soll kurz die Brut-Avizönose (30 Arten)<br />

von 1994-2009 wiedergegeben werden (über die<br />

Jahre gemittelte Werte verwendet).<br />

Neben dem Sumpfrohrsänger gehörte in der<br />

Abundanzfolge nur noch die Rohrammer<br />

Emberiza schoeniclus zu den Dominanten (>5%).<br />

Zu den Subdominanten (2-5%) zählten Fitis,<br />

Zilpzalp, Teichrohrsänger, Mönchsgrasmücke,<br />

Gartengrasmücke, Amsel, Wacholderdrossel<br />

und Heckenbraunelle. Von den Influenten (1-<br />

2%) waren es Feldschwirl, Zaunkönig, Star,<br />

Singdrossel, Buchfink und Stieglitz. An Rezedenten<br />

(

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