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Anzeiger ORNITHOLOGISCHER 49. - OG Bayern

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Ursula Wink: Rotmilan Milvus milvus und Schwarzmilan M. migrans zwischen Ammer und Lech:<br />

Bestandsentwicklung und Brutbiologie<br />

Fällen waren die Hybriden auch fortpflanzungsfähig.<br />

Die erste Mischbrut wurde 1960 in<br />

Sachsen beobachtet (Wobus & Creutz 1970). In<br />

Schleswig-Holstein wurde festgestellt, dass ein<br />

Hybridmännchen seinerseits wiederum mit<br />

einem Rotmilanweibchen zwischen 1982 und<br />

1992 erfolgreich Junge aufzog (Schmidt &<br />

Schmidt 2006). Im Aussehen zeigten die<br />

Mischlinge Merkmale beider Eltern. Ihre Gefieder<br />

lagen in der Färbung zwischen Rot- und<br />

Schwarzmilan.<br />

Nahe beieinander gelegene Brutplätze beider<br />

Milanarten sind in Deutschland selten. Sie<br />

finden sich am Bodensee (Heine et al. 1999), in<br />

Nordhessen (Gelpke & Stübing 2007 a) und in<br />

Sachsen-Anhalt (Nachtigall & Gleichner 2005).<br />

In den meisten Gegenden besiedeln Rot- und<br />

Schwarzmilan überwiegend getrennte Landschaften,<br />

der Schwarzmilan die Flussauen, der<br />

Rotmilan die Berglagen (Gelpke & Stübing 2007<br />

a, Wink et al. 2005).<br />

Im UG sind bei der Häufigkeit von im Laufe<br />

der Jahre neun nachbarschaftlichen Brutplätzen<br />

im Abstand bis 500 m Mischbruten zu erwarten.<br />

Ab und zu fielen mir schwarzmilanfarbige<br />

Individuen mit tief gegabeltem Schwanz oder<br />

viel Weiß an den unteren Handschwingenbasen<br />

auf. Bisher konnte ich allerdings noch nie beide<br />

Arten am selben Nest feststellen. In Zukunft soll<br />

intensiver danach Ausschau gehalten werden.<br />

Phänologische Aspekte<br />

Wegzug und Rückkehr (Tab. 8). Die Daten beziehen<br />

sich auf Beobachtungen in der Nähe<br />

meines Wohnsitzes in der Ertlmühle bei Raisting,<br />

wo ein Rotmilan- und ein Schwarzmilan-<br />

Paar ihre Brutplätze haben.<br />

Rotmilan. Ein kleiner Teil der mitteleuropäischen<br />

Bestände bleibt im Brutrevier, wenn ausreichend<br />

Nahrung zur Verfügung steht. Die<br />

meisten Rotmilane überwintern im Mittelmeerraum,<br />

bevorzugt in Südfrankreich und Spanien.<br />

Der Wegzug aus den Brutrevieren kann im<br />

August beginnen und sich bis in den November<br />

hinziehen (Kostrzewa & Speer 2001). Nach<br />

Glutz et al. (1989) sollen bereits Anfang<br />

November die Winterquartiere besetzt sein. Im<br />

Ammersee-Gebiet erfolgte der Wegzug meist<br />

erst zwischen Ende Oktober und Mitte<br />

November. Rotmilane blieben 2-mal bis Ende<br />

Oktober, 6-mal bis in den November.<br />

189<br />

Tab. 8. Erste und letzte Beobachtung in den Brutrevieren<br />

bei Raisting von 2001 – 2010, (Fett = frühestes<br />

und spätestes Erscheinen am Brutplatz. Temperatur<br />

°C). – Arrival and departure of Red and Black Kites in the<br />

breeding areas near Raisting from 2001 – 2010.<br />

Rotmilan Schwarzmilan<br />

Beobachtung<br />

Jahre erste letzte erste letzte<br />

2001 05.02. 01.11. 17.03. 16.09.<br />

(10°) (7°) (12°) (10°)<br />

2002 18.02. 27.10. 14.03. 23.07.<br />

( 10°) ( 15°) (17°) ( 20°)<br />

2003 24.02. 04.11. 20.03. 23.08.<br />

(15°) (4°) (9°) (27°)<br />

2004 09.02. 10.11. 17.03. 27.09.<br />

Schnee Schnee (18°) (15°)<br />

2005 13.02. 09.11. 17.03. 21.09.<br />

( 15°) (14°) (17°) (17°)<br />

2006 19.02. 15.11. 19.03. 04.09.<br />

( 9°) ( 15°) (2°) (26°)<br />

2007 03.01. 03.11. 16.03. 14.08.<br />

(8°) ( 12°) (14°) (25°)<br />

2008 01.02. 25.10. 18.03. 14.08.<br />

(7°)<br />

2009 23.02.<br />

Schnee<br />

2010 20.02.<br />

(1°)<br />

(12°)<br />

31.12.<br />

(6°)<br />

(2°)<br />

16.03.<br />

(2°)<br />

16.03.<br />

(4°)<br />

(17°)<br />

30.08<br />

(22°)<br />

Eine Nagergradation, zusammen mit besonders<br />

milden Novembertemperaturen führte 2009<br />

sogar zu einem Überwinterungsversuch in einem<br />

Brutrevier bis Mitte Januar 2010 (s. Wink 2010).<br />

Im Ammersee-Gebiet kamen die Rotmilane<br />

in allen zehn Untersuchungsjahren schon im<br />

Februar, davon dreimal in der 1. Dekade,<br />

zurück, einmal sogar im Januar. Der Heimzug<br />

erfolgte in den letzten Jahrzehnten auch in<br />

anderen Regionen Deutschlands früher, schon<br />

Mitte Februar. Die Brutreviere wurden dann<br />

März/April besetzt (Kostrzewa & Speer 2001).<br />

Rückkehrer kamen in Hessen, Sachsen und<br />

Niedersachsen im Mittel zwischen dem 06. und<br />

10. März an (George 1995).<br />

Alle beobachteten Rückkehrer im UG suchten<br />

sofort alte Brutreviere auf. In dem durchwegs<br />

milden Winter 2007 erschien bereits am 3.<br />

Januar der erste Rotmilan bei Raisting. Bis zum<br />

12.01. wurde er gesehen. Er zog dann aber bei<br />

den Mitte Januar einsetzenden orkanartigen<br />

Stürmen für 4 Wochen wieder weg und war erst<br />

ab dem 09. Februar durchgehend im Revier<br />

anwesend. In dem Extremwinter 2006 wurde<br />

bei einsetzendem Tauwetter am 19. Februar der<br />

erste Rotmilan in den Raistinger Wiesen beob-

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