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Bildungsstrategie Fürstentum Liechtenstein 2020 - Regierung des ...

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Inhaltsverzeichnis04 <strong>Liechtenstein</strong> lernt06 Einleitung08 Begriffserklärung10 Bildungsverständnis12 Ausgangslage15 Vision16 Strategische Ziele im Überblick18 Strategische Ziele im Detail≥ Individuell fördern≥ Bildungschancen ermöglichen≥ Menschen integrieren≥ Anschlüsse gewähren,Wahlmöglichkeiten bieten≥ Mobilität unterstützen≥ Gestaltungsspielräume erweitern≥ Kooperieren und koordinieren≥ Qualität messen22 Bildungsfinanzierung24 ZusammenfassungAnhang26 Europäische Strategieziele28 Bildungsbereiche32 Glossar


4<strong>Liechtenstein</strong> lernt4575 Schülerinnen und Schüler anöffentlichen Schulen, 363 an Privatschulenoder Schulen im Ausland, 1180Lernende in der beruflichen Grundbildung,241 Personen an Fachschulenin der Schweiz, 230 Personen an derBerufsmittelschule, gut 700 Studierendean der Universität <strong>Liechtenstein</strong>,891 Studierende an SchweizerFachhochschulen und Universitäten,190 zusätzlich in Österreich, knapp20 Lernende im Vorkurs und vieleTeilnehmer an weiteren Angebotender Kunstschule, gut 50 Studierendean der Privaten Universität, über 800Personen in Angeboten, die von derStiftung Erwachsenenbildung unterstütztwerden sowie 2300 Schüler ander Musikschule – <strong>Liechtenstein</strong> lernt!Wie die Zahlen aus der Bildungsstatistik 2009 zeigen,sind die Einwohnerinnen und Einwohner <strong>Liechtenstein</strong>swiss- und lernbegierig. Das öffentliche und private Aus- undWeiterbildungsangebot ist sehr gut und breit gefächert.Die Auflistung im ersten Absatz demonstriert eindrücklichdie Vielfältigkeit der Bildungslandschaft und gleichzeitigauch das Zusammenwirken von öffentlichen, privaten undgemeinnützigen Bildungsanbietern. Daneben kommt auchdie gute Zusammenarbeit mit unseren Nachbarländern zumAusdruck. Bildung in <strong>Liechtenstein</strong> bietet eine Vielzahl anMöglichkeiten, die offensichtlich auch genutzt werden.


5Die vorliegende <strong>Bildungsstrategie</strong>stellt diese Möglichkeiten in ihrerViel fältigkeit und Komplexität dar undzeigt, dass alle Bemühungen letztlichdarauf abzielen, dass jede und jederin <strong>Liechtenstein</strong> die bestmöglicheBildung erhalten soll. Die <strong>Bildungsstrategie</strong>soll sich nicht in Details verlieren,sondern über alle Bereiche hinwegaufzeigen, wo die Schwerpunkte derBildungspolitik in den nächsten Jahrenliegen. Dem zugrunde liegt ein Bildungsverständnis,das mit Fachpersonenentworfen und mit Vertretern derunterschiedlichsten Bildungsangebotediskutiert wurde.Im Rahmen der Agenda <strong>2020</strong> definiert die <strong>Regierung</strong>Bildung, Innovation und Wissenschaft als wichtige Standortfaktoren,die es im Hinblick auf eine gesunde wirtschaftlicheEntwicklung zu pflegen gilt.Bildung ist ständig in Bewegung undBildung bewegt sehr viel in <strong>Liechtenstein</strong>.Nutzen Sie die Vielfalt derAngebote und arbeiten Sie aktiv anunserer gemeinsamen Zukunft mit.Lassen Sie sich bewegen und bewegenSie etwas.Hugo Quaderer<strong>Regierung</strong>srat


6EinleitungDie Erziehung zur demokratischen Staatsbürgerschaftist Voraussetzung zur Ausübungund Verteidigung der demokratischen Rechteund zur Übernahme von Verantwortung inder Gesellschaft. Durch die Vermittlung vonWissen, Fertigkeiten und Fähigkeiten im Bereichder gesellschaftlichen Partizipation werdenVerständnis, Einstellungen und Verhaltensweisenentwickelt, welche junge Menschen befähigen,den Wert der Vielfalt zu erkennen, aktiv amdemokratischen Leben teilzunehmen undDemokratie und Rechtsstaatlichkeit zu schützen.Kinder und Jugendliche sind die Basis für die gesellschaftliche, kulturelle undwirtschaftliche Zukunft <strong>Liechtenstein</strong>s. Die Bildungsinstitutionen unseresLan<strong>des</strong> unterstützen die Lernenden in der Entwicklung ihres Bewusstseins fürRegeln und Freiräume. Sie helfen ihnen, einerseits Freiheit wahrzunehmen undandererseits in Verantwortung gegenüber der Gesellschaft und der Mitwelt zuleben. Die Bildungsinstitutionen schaffen Bedingungen, in denen die Lehrendenund Lernenden an der Gestaltung ihrer Lebenswelt auf verantwortbare Weisemitwirken, und ermöglichen so den Lernenden die Erfahrung demokratischenZusammenlebens.<strong>Liechtenstein</strong>s Rohstoffe sind Wissen und Forschung.Diese gilt es durch das Zusammenwirken aller Beteiligtenzu fördern. So bleibt unser Land als Bildungs-, Kultur- undWirtschaftsstandort auch in der Zukunft erfolgreich.<strong>Liechtenstein</strong> verfügt bereits heuteüber ein differenziertes und qualitativhochstehen<strong>des</strong> Bildungssystem.Veränderungen im gesellschaftlichenUmfeld erfordern jedoch eine laufendeWeiterentwicklung der Qualität imBildungswesen. Vorliegende <strong>Bildungsstrategie</strong>soll eine Antwort auf dieseAnforderungen geben. Ausgehendvon einer Vision wird eine Reihe vonstrategischen Zielen formuliert undin den verschiedenen Bereichen <strong>des</strong>Bildungssystems konkretisiert.


7Mehrere aktuelle Entwicklungen und Diskussionen gabenAnlass zur Ausarbeitung vorliegender <strong>Bildungsstrategie</strong>:≥ Die Bedeutung der Bildung innerhalb der Wissensgesellschaftnimmt laufend zu;≥ Bildung ist zum Schlüsselfaktor für die Innovationskraft und denwirtschaftlichen Fortschritt <strong>Liechtenstein</strong>s geworden;≥ eine umfassende Gesamtschau zu den Bestrebungen in den verschiedenenBereichen <strong>des</strong> Bildungswesens wird teilweise vermisst;≥ die dynamische Entwicklung <strong>des</strong> Hochschulstandorts <strong>Liechtenstein</strong>erfordert ein koordiniertes und zielgerichtetes Vorgehen;≥ die Agenda <strong>2020</strong> der <strong>Regierung</strong> postuliert die Bildung als eines derwichtigen Handlungsfelder im Rahmen <strong>des</strong> Ziels «Lebensqualitäterhöhen».Die nachfolgend ausgeführten strategischen Ziele wurden von einer von der <strong>Regierung</strong> eingesetztenProjektgruppe erarbeitet und mit internen Fachpersonen sowie mit Wirtschaftsvertreternund Bildungsexperten diskutiert. In Zusammenarbeit mit den zuständigenAmtsstellen wurden anschliessend Bereichsziele formuliert und die wichtigsten laufendenund geplanten Projekte zusammengefasst.Die <strong>Bildungsstrategie</strong> soll eineGesamtoptik auf die Bildungsentwicklungenin <strong>Liechtenstein</strong> ermöglichen.Durch die Darstellung der systematischenZusammenhänge zwischenstrategischen Zielen und Massnahmenwird Übersicht und Transparenzgeschaffen. In erster Linie soll dieStrategie einen Orientierungspunktfür die lan<strong>des</strong>weite und internationaleKommunikation darstellen sowie alsGrundlagenpapier für öffentliche undpolitische Bildungsdiskussionen in<strong>Liechtenstein</strong> dienen.Die strategischen Ziele sind für einen Zeithorizont von zehnJahren formuliert. Auf dieser Grundlage werden die Massnahmenim Bildungswesen ausgerichtet und die Prioritätenfür die laufenden und geplanten Projekte gesetzt. Die <strong>Bildungsstrategie</strong>wird periodisch überprüft und alle vier Jahreden aktuellen Verhältnissen angepasst. So ist eine ständigeAuseinandersetzung mit den Zielen und dem Einsatz der zurVerfügung stehenden Mittel gewährleistet.


8BegriffsklärungMit dem Begriff Ziel wird allgemein ein inder Zukunft liegender angestrebter Zustandbezeichnet. Eine Strategie bündelt mehrere Zielezu einem längerfristig ausgerichteten planvollenStreben. Vorliegende <strong>Bildungsstrategie</strong> ergänztdabei strategische Überlegungen mit konkretenMassnahmen und Projekten. Im Zusammenhangmit einem zeitgemässen, in der Gesellschaftverankerten Menschen- und Weltbild formuliertdie <strong>Bildungsstrategie</strong> ein Bildungsverständnis,welches den Anspruch an die bereitzustellendenRahmenbedingungen für die individuelle, sozialeund kulturelle Entwicklung beinhaltet. Mit einerVision werden langfristige, zukunftsbezogeneErwartungen der aktuell bestimmbaren bestmöglichenEntwicklung <strong>des</strong> Bildungswesensaufgezeigt.Als Kernthema der vorliegenden <strong>Bildungsstrategie</strong> werden acht strategische Ziele definiert.Diese Ziele repräsentieren bereichsübergreifende, mittelfristige Bestrebungen im Bildungsbereichunter Berücksichtigung der politischen und gesellschaftlichen Bedingungen.Die aufgeführten Massnahmen konkretisieren die strategischen Ziele auf der Handlungsebene;die ausführlich beschriebenen Projekte beinhalten wichtige aktuelle Prozesse derZielerreichung mit bestimmbarem Anfangs- und Endtermin unter Berücksichtigung derökonomischen Rahmenbedingungen.In den Überlegungen im Hinblick auf die laufende Qualitätssicherung und -entwicklung sollfolgenden Aspekten Rechnung getragen werden:a) Sichern der erreichten Qualitätb) Verbessernc) neu Denken einzelner Qualitätsbereiche


10BildungsverständnisBildung umfasst sozial vermittelte Lern­ undEntwicklungsprozesse, welche zu Handlungsfähigkeitund Selbstverantwortung innerhalbder Gesellschaft führen. Dazu trägt neben derformalen Bildung im staatlichen Bildungssystemauch die non­formale und informelle Bildungbei – persönliche und soziale Bildung ausserhalbeines Curriculums sowie Lernprozesse in dertäglichen Erfahrung in­ und ausserhalb derBildungsinstitutionen. Die Basis für diesen lebenslangenBildungsprozess bildet das Erlernenkultureller Grundfähigkeiten. Diese umfassenLesen, Schreiben, Mathematik, Fremdsprachen,Informations­ und Kommunikationstechnologien,Kreativität, Gesundheitsbewusstsein, Reflexionüber die Geschichtlichkeit und den aktuellenZustand der eigenen und gesellschaftlichenExistenz sowie die Auseinandersetzung mitMenschen und Werten, Natur und Kultur. Damitverbunden ist die Stärkung <strong>des</strong> Vertrauens in dieeigene Leistungsfähigkeit und <strong>des</strong> Bewusstseinsfür die soziale Mitverantwortung.Bildung ist die Voraussetzung für das Wohlergehender Gesellschaft und ihrer Mitglieder.Die im Bildungsprozess erworbenen Kompetenzensind zu den wichtigsten Ressourcen in derglobalisierten Welt geworden. Dies bedingt, dassalle Lernenden ihr individuelles Potenzial optimalentwickeln können. Dafür arbeiten die Lehrendender verschiedenen Bildungsinstitutionen, dieErziehungsverantwortlichen und die Wirtschaftzusammen.Das liechtensteinische Bildungswesen gewährleistet eine allgemein sowie individuell hochstehende Bildungsqualität, welche auf die vielfältigen Anforderungen von Gesellschaft,Politik und Wirtschaft abgestimmt ist. Dabei wird eine gleichzeitige Optimierung von vierübergeordneten Rahmenzielen verfolgt:


11Effizienz¹Die investierten finanziellen und personellen Ressourcen führen zu einermöglichst hohen Leistungsfähigkeit <strong>des</strong> Bildungssystems.QualifikationDas Bildungssystem ermöglicht eine hohe Ausschöpfung <strong>des</strong> individuellenLeistungspotenzials und stellt entsprechende Bildungsgänge und -abschlüssebereit.Chancengerechtigkeit²Das Bildungssystem unterstützt alle Lernenden in der Entwicklung ihrer persönlichenFähigkeiten, gewährleistet schulische Min<strong>des</strong>tstandards und ermöglichtBildungserfolge unabhängig von Geschlecht, Nationalität oder sozialem Status.Sozialer ZusammenhaltBildungsinstitutionen sind Orte vielfältiger kultureller und sozialer Erfahrungenund bereiten auf die Herausforderungen einer heterogenen Gesellschaft vor.Angestrebt wird eine Balance zwischen den teils kompatiblen, teils konkurrenzierenden Rahmenzielen,da eine Maximierung einzelner Ziele den uneinheitlichen oder gar widersprüchlichenAn forderungen und Erwartungen an das Bildungswesen nicht gerecht werden kann. Nur in einemständigen Diskurs wird eine optimale, allgemein akzeptierte Positionierung <strong>des</strong> Bildungswesensinnerhalb der Rahmenziele möglich. Werden Massnahmen ergriffen, so sind die Auswirkungen auf allevier Zielbereiche zu berücksichtigen.Auch vorliegende <strong>Bildungsstrategie</strong> kann die Zielkonflikteinnerhalb <strong>des</strong> Bildungswesens nicht beseitigen – sie solljedoch die Grundlage dafür bilden, um innerhalb <strong>des</strong>widersprüchlichen Fel<strong>des</strong> Prioritäten zu setzen.So sind sowohl die Vision wie auch die strategischen Ziele,Massnahmen und Projekte auf dem Hintergrund der gleichzeitigenOptimierung der vier Rahmenziele zu sehen.1 Der Begriff Effizienz fokussiert den Ressourcenaufwand, der zur Optimierung der drei übrigen Rahmenziele notwendig ist(Mass der Wirtschaftlichkeit). Die Effektivität <strong>des</strong> Bildungssystems ist in den drei Rahmenzielen Qualifikation, Chancengerechtigkeitund sozialer Zusammenhalt insgesamt enthalten (Mass der Wirksamkeit)2 Der Begriff Chancengleichheit wird aufgrund der ideologisch geprägten Bildungsdebatte der letzten Jahre und der darausresultierenden definitorischen Unschärfe durch den Begriff Chancengerechtigkeit ersetzt. International gebräuchlicher istder Begriff Equity, wie ihn beispielsweise die OECD verwendet.


12AusgangslageDie Veränderung <strong>des</strong> gesellschaftlichen Lebens, die Neuordnung von Familienstrukturen,die wirtschaftliche Situation und die Arbeits marktlage habenAuswirkungen auf das Bildungssystem. Bildungsinstitutionen sind auch denvielfältigen Ansprüchen und Herausforderungen der sich stetig wandelndenGesellschaft und Wirtschaft ausgesetzt.Verschiedene Anspruchsgruppenverfolgen in ihrem Umgang mit demBildungssystem eigene Anliegen undInteressen, denen bestimmte Normenund Werte zugrunde liegen.Die zunehmende Individualisierungbedingt eine Kultur der Wahlmöglichkeitenin vielen Lebensentscheidungen inBezug auf Bildung, Beruf, Partnerschaftund Wohnort. Neue Lebensstile und neueFormen <strong>des</strong> Zusammenlebens entstehenin einer zunehmend multikulturellenund pluralistischen Gesellschaft. Esentwickeln sich neue Mobilitätsmusterhinsichtlich Konsum und Kommunikation.Während die Geburtenzahlen zurückgehen,nimmt der Bevölkerungsanteilder über 60-Jährigen zu. Die wichtigstenTrends sind Internationalisierungder Wirtschaft sowie die wachsendeBeschäftigung im Dienstleistungssektor.Wirtschaftliches Wachstum breitet sichimmer schneller in immer mehr Ländernaus und initiiert einen neuen Wettbewerb.


Der mit der Globalisierung verbundene Zwang zur Rationalisierungund Restrukturierung führt zu einem massiven Anstieg <strong>des</strong> Wissensanteilsan der Wertschöpfung. Dieser Übergang zur Wissensökonomieerfordert eine neue Organisation der Arbeit und ein sich ständigentwickeln<strong>des</strong> Bildungssystem. Der Stellenwert, die Geschwindigkeit,der Zugang sowie die Nutzung von Wissen und Informationen habenin den letzten Jahren stark an Bedeutung gewonnen und werden wohlauch in Zukunft prägend bleiben.13


Vision15<strong>Liechtenstein</strong> hat ein erstklassiges Bildungssystem, das Lebenslanges Lernenermöglicht und allen Menschen im Land die besten Bildungschancen eröffnet.<strong>Liechtenstein</strong> steht für ein chancengerechtesund förderorientiertesBildungssystem, in welchem demokratischeGrundwerte und Toleranz gelebtwerden. Bildung wird als Gemeinschaftsaufgabeverstanden und durcheinen wirkungsvollen Mitteleinsatzbestmöglich unterstützt. Die Bildungsinstitutionenschaffen optimaleBedingungen, damit die Lernenden dieBereitschaft entwickeln, Verantwortungfür sich und die Gesellschaft zuübernehmen. Dadurch wird der sozialeZusammenhalt nachhaltig gestärkt.<strong>Liechtenstein</strong>s Rohstoffe sind Wissen und Forschung, und umdiese direkt zu fördern, bietet das Land beste Voraussetzungen fürseine Menschen in jeder Lebensphase. Das bedeutet, eine optimalepersönliche, soziale und berufliche Entwicklung der Kinder, Jugendlichenund Erwachsenen ist gewährleistet. Mit der Bereitstellungausgezeichneter öffentlicher Bildungsangebote und attraktiverRahmenbedingungen für Lehrende und Lernende werden herausragendeindividuelle, gesellschaftliche, kulturelle und wirtschaftlicheLeistungen angestrebt, das Lebenslange Lernen gefördert und dieInnovationskraft <strong>des</strong> Lan<strong>des</strong> gestärkt. Dadurch wird der Wohlstandnachhaltig gesichert.


16Strategische Ziele im Überblick≥ Individuell fördern≥ Bildungschancen ermöglichen≥ Menschen integrieren≥ Anschlüsse gewähren,Wahl möglichkeiten bieten≥ Mobilität unterstützen≥ Gestaltungsspielräume erweitern≥ Kooperieren und koordinieren≥ Qualität messenDen strategischen Zielen liegt dasPrinzip der Nachhaltigkeit zu Grunde:Kommende Generationen dürfen inihren Entwicklungsmöglichkeiten nichteingeschränkt werden. Deshalb sindökonomische, ökologische und sozialeAspekte der Zielsetzungen immergemeinsam ins Auge zu fassen.Die nachfolgend formulierten strategischen Ziele umfassenalle Aktivitäten <strong>des</strong> Bildungswesens und sind innerhalbder vier übergeordneten Rahmenziele positioniert. In ihnenlässt sich das spannungsvolle Verhältnis zwischen denRahmenzielen wiederfinden, aber nicht auflösen.Des Weiteren gilt es periodisch zu überprüfen, ob und in welchem Ausmass ein erwünschterZustand erreicht werden konnte. Dies soll mittels der zu den strategischen Zielen formuliertenIndikatoren geschehen. Indikatoren stellen beobachtbare Sachverhalte dar, dieRückmeldungen über die Zielerreichung geben können. Vielfach sind die diesbezüglichenMessungen jedoch erst auf der operativen Ebene der Projekte sinnvoll. EntsprechendeÜberlegungen werden in die Projektplanungen und -evaluationen mit einbezogen.Die acht strategischen Ziele <strong>des</strong> <strong>Liechtenstein</strong>er Bildungssystems sind alle alsgleichwertig zu betrachten.


18Strategische Ziele im DetailIndividuell fördernDie zunehmende Heterogenität der Lernendenbedingt eine individuelle Förderung der verschiedenenPotenziale, ohne eine einheitliche Grundbildungzu vernachlässigen. Die Lernenden sollensich ihrer Fähigkeiten bewusst werden, dieseoptimal entwickeln können und zu lebenslangemLernen befähigt werden.ZielformulierungUnser Bildungssystem fördert die Entwicklungder individuellen Fähigkeitender Lernenden und ihren Leistungswillen.Indikatoren≥ Übereinstimmung von Selbst- undFremdeinschätzung betreffend Nutzung<strong>des</strong> Potenzials <strong>des</strong> Lernenden,Förderung <strong>des</strong> Leistungswillens undWirksamkeit der Rahmenbedingungen≥ Wirkung der Angebote≥ Einschätzung der Abgänger betreffendfür sie förderlicher Lernbedingungen≥ Einschätzung der Abnehmer bezüglichLeistungsbereitschaftBildungschancenermöglichenBei der Berufswahl zeigen sich starke geschlechtsspezifischeEntscheidungsmuster,welche traditionelle Rollenbilder und eineunterschiedliche Zuschreibung von Begabungenwiderspiegeln. Bildungserfolge zeigen zudemeinen starken Zusammenhang mit der sozialenHerkunft, obwohl die verschiedenen Bildungsgängeformal allen Lernenden offenstehen. DieseEffekte sollte möglichst gering gehalten werden.ZielformulierungUnser Bildungssystem bewirkt einen Ausgleichder herkunfts- und geschlechtsbedingtenBildungsungleichheiten.Indikatoren≥ Bildungsstatistische Kennwertezum Zusammenhang von sozioökonomischerLage und Bildungserfolg≥ Berücksichtigung geschlechts- undherkunftsspezifischer Aspekte≥ Grad der individuellen Begleitung vonLernenden


19Anschlüsse gewähren,Wahlmöglichkeiten bietenMenschen integrierenDie Basis für eine soziale und kulturelle Integrationaller in <strong>Liechtenstein</strong> lebenden Menschen istdie strukturelle Einbindung und chancengerechteTeilhabe an Bildung und Arbeit. Die Bildungsinstitutionenleisten dazu einen wesentlichenBeitrag.ZielformulierungIn unseren Bildungsinstitutionen sindLernende und Lehrende mit Migrationshintergrundsowie mit besonderen Bedürfnissenund besonderen Begabungenintegriert.Indikatoren≥ Quantitative und qualitative Kennwertezur Integrationsfähigkeitder Bildungsinstitutionen≥ Abschlussquote auf Sekundarstufe IIÜbergänge im Bildungssystem stellen immerauch Weichen für die künftige Bildungslaufbahndar und werden nicht selten problematischerlebt. Entscheidungen an den Nahtstellenwerden häufig aufgrund der familiären Herkunftge troffen. Hier gilt es, die Probleme und Konsequenzensolcher Entscheide durch eine Entschärfungder frühen Selektionsverfahren unddie Erhöhung der Durchlässigkeit zu relativieren.Insgesamt sollte das Bildungssystem in der Lagesein, flexibel auf unterschiedliche Lernständeund dynamische Kompetenzentwicklungen derLernenden zu reagieren und sie zum Beispielbeim Übertritt in die Sekundarstufe I oder in dieBerufswelt optimal zu unterstützen.ZielformulierungDie Anschlussfähigkeit an den Übergängenim Bildungswesen wird gewährleistet,die Durchlässigkeit zwischenden verschiedenen Ausbildungsgängenerhöht und der Übertritt in die Berufsweltindividuell unterstützt.Indikatoren≥ Bildungsstatistische Kennwerte fürDurchlässigkeit und Bildungsverläufe≥ Erweitertes Angebot an Unterstützungsmassnahmenzur Sicherstellungder Anschlussfähigkeit≥ Anzahl Lernende / Arbeitende ohneAnschlusslösung (Drop-out-Quote)≥ Angebote, um fehlende Kompetenzenmodular nachholen zu können≥ Individuelle Gestaltung von Übergängenauf der Grundlage geklärterKriterien


20Mobilität unterstützenInternationale Berufskompetenz ist aus einerglobalisierten Arbeitswelt nicht mehr wegzudenken.Das Absolvieren von Ausbildungsabschnittenoder Praktika im Ausland fördertdie internationale Fachkompetenz, soziales undinterkulturelles Wissen sowie die Fremdsprachenkenntnisse.ZielformulierungAuslandaufenthalte in der schulischenund beruflichen Aus- und Weiterbildungwerden unterstützt.Indikatoren≥ Statistische Kennziffern zur Anzahlvon Aus- und Weiterbildung im Ausland≥ Entwicklung der Fremdsprachkompetenz≥ Erhebung von MobilitätshindernissenGestaltungsspielräumeerweiternIm Rahmen der laufenden Qualitätsentwicklungwerden Bildungsinstitutionen zunehmend alspädagogische Handlungseinheiten verstanden,die sich im Rahmen einer erweiterten Autonomieeine eigene Identität geben. Dies verstärkt dieIdentifikation der Lehrenden sowie der Lernendenmit ihrer Institution, führt zu spezifischenProfilen zur Förderung besonderer Fähigkeiten,verstärkt die Wettbewerbssituation um das besteAngebot und ermöglicht die Anpassung an dielokalen Gegebenheiten.ZielformulierungDie Bildungsinstitutionen erhalten eineprofessionelle Leitung und eine erweiterteAutonomie hinsichtlich ihrer pädagogischen,organisatorischen und fachlichenAusrichtung.Indikatoren≥ Evaluation <strong>des</strong> Anforderungsprofils derLeitung und Ergebnisse der externenEvaluation≥ Entsprechung zwischen den Merkmaleneiner autonomen Organisationund den Anforderungen an die Leitungsowie deren Umsetzung


21Kooperierenund koordinierenDie zentrale Lage <strong>des</strong> Lan<strong>des</strong> <strong>Liechtenstein</strong>sermöglicht einerseits die Teilnahme am breitenBildungsangebot der Nachbarländer Schweiz,Österreich und Deutschland und bedingtandererseits die Festlegung eigener, klarerbildungsrelevanter Prioritäten. Dies bedingt einkoordiniertes Angebot an Ausbildungsgängen,regionale und internationale Partnerschaften,Verträge und Vereinbarungen zwischen verschiedenenBildungsinstitutionen und eine verstärkteZusammenarbeit zwischen Hochschulen.ZielformulierungDie Angebote der Berufs- und Hochschulbildungsowie der Weiterbildung sindkoordiniert und stärken <strong>Liechtenstein</strong>sPosition in der internationalen Bildungslandschaft.Indikatoren≥ Vergleich mit den Bildungsangebotenverschiedener Länder, insbesondereSchweiz und Österreich≥ Gleichbehandlung der FL-Lernenden/ Studierenden im Kooperationslandund umgekehrt≥ Abstimmung unter den regionalenBildungsangebotenQualität sicherstellenDurch den gesellschaftlichen Wandel werden dieAnsprüche an die Bildung laufend verändert. Aufdiese Veränderungen muss das Bildungssystemmit einer kontinuierlichen Qualitätsentwicklungreagieren. Davon betroffen sind die Steuerung<strong>des</strong> Gesamtsystems durch die Bildungspolitik,die Gestaltung der einzelnen Bildungsinstitutionenals pädagogische Handlungseinheitenmit attraktiven Rahmenbedingungenfür Lehrende und Lernende sowie der Unterrichtder Lehrkräfte und Dozierenden. Die vielfältigenVerknüpfungen zwischen den drei Ebenen sindim Zusammenhang mit Steuerungsmassnahmenzu beachten. Im Rahmen eines Bildungsmonitoringswerden Qualitätsstandards vorgegeben unddie Leistungen der Bildungsinstitutionen laufendevaluiert.ZielformulierungMittels eines Bildungscontrollings wirddie Qualitätsentwicklung <strong>des</strong> Bildungssystemsunter Berücksichtigung gesellschaftlicherVeränderungsprozessebeobachtet und gesteuert.Indikatoren≥ Bildungsstatistik≥ Übereinstimmung der Qualitätsstandardsmit dem Ist-Zustand≥ Ratings im Rahmen der internationalenund nationalen Qualitätsvorgaben≥ Wirksamkeit von Personalentwicklungsmassnahmen


22BildungsfinanzierungBildung über alle Stufen hinweg ist kostenintensiv. Bereits heutebewegt sich <strong>Liechtenstein</strong> auf einem hohen Niveau. Gut ausgebildeteMenschen und bestmöglich qualifizierte Personen dienen letztlichwieder einem prosperierenden Wirtschaftsplatz <strong>Liechtenstein</strong>. Wennmöglich soll daher bei den Ausgaben für Bildung nicht zu stark gespartwerden. Im Bewusstsein der knapper werdenden Staatsfinanzensoll aber durchaus Raum für Effizienzsteigerung geschaffen werden.Im Rahmen <strong>des</strong> Projekts zur Sanierung <strong>des</strong> Staatshaushaltes wirdauch der Bildungsbereich nicht ausgespart; so werden verschiedeneBereiche überprüft. Dennoch ist es wichtig, festzuhalten, dass guteBildung etwas kostet. Die <strong>Bildungsstrategie</strong> zeigt auf, wo in dennächsten Jahren der Fokus liegen soll.Die <strong>Bildungsstrategie</strong> mit den dargestellten Massnahmen und Projekten ist demeinleitend dargestellten Bildungsverständnis verpflichtet.Der Gesamtaufwand der öffentlichenHand für Bildung betrug im Jahr 2009CHF 153.4 Mio. Die in der <strong>Bildungsstrategie</strong>dargestellten Massnahmenund Projekte sind grösstenteilsbudgetär gedeckt und werden nichtzu einer Mehrbelastung führen.Grundsätzlich sind aber vor allem diewiederkehrenden Mehrkosten ausheutiger Sicht schwer abzuschätzen.Für weitere, detaillierte Zahlen (Finanzen, Schülerzahlen) sei auf dieBildungsstatistik (Amt für Statistik) verwiesen.Betrachtet man die Entwicklung der Finanzenwährend der letzten 10 Jahre, so haben die Bildungsausgaben<strong>des</strong> Lan<strong>des</strong> zwar zugenommen,jedoch im Gleichschritt zur Sozialen Wohlfahrtund zu den Allgemeinen Verwaltungsaufgaben.An die Bildung sind in den letzten Jahren immer mehr Aufgaben herangetragenworden, die durch Volks- und Parlamentsentscheide und Vereinbarungen mitNachbarländern entstanden sind. Wenn das Land überzeugt ist, dass Bildung diewichtigste Ressource und eine Gemeinschaftsaufgabe darstellt (<strong>Bildungsstrategie</strong>),so kann man mit Genugtuung sagen, dass im Grundsatz in die richtige Richtungentschieden worden ist. Selbstverständlich sagen Mehrausgaben noch nichts überdie Qualität der Leistungen aus. Hier ist der Hebel anzusetzen: Entspricht die erbrachteLeistung auch der Erwartung und wurde die Priorität richtig gesetzt? Solltees nicht so sein, so muss sofort reagiert werden. Ebenso ist darauf zu achten, dassdas Bildungscontrolling und die Bildungsstatistik nur soweit ausgebaut werden,dass der Mehrwert grösser bleibt als die entstehenden Kosten. Die <strong>Bildungsstrategie</strong>soll gerade diese Diskussionen transparenter und sachlicher machen unddamit Entscheidungsprozesse vereinfachen.


24ZusammenfassungMit der vorliegenden <strong>Bildungsstrategie</strong> wird ein neuer Wegin der liechtensteinischen Bildungspolitik eingeschlagen:Zum ersten Mal werden übergeordnete, längerfristige Ziele<strong>des</strong> liechtensteinischen Bildungswesens definiert undaktuelle Massnahmen und Projekte in allen Bereichen derBildung (Kindergarten und Pflichtschule, Sekundarstufe II,Tertiäre Stufe, Weiterbildung und Lebenslanges Lernen) ineiner Übersicht dargestellt.Ausgehend von einem grundlegenden Bildungsverständnis wird eine Visionformuliert, die aufzeigen soll, wo die liechtensteinische Bildung in zehn Jahrenstehen soll:≥ Aus der Optik <strong>des</strong> gesamten Bildungssystems muss es das Ziel<strong>Liechtenstein</strong>s sein, seinen Einwohnerinnen und Einwohnernmöglichst optimale Bildungs-, Ausbildungs- und Weiterbildungsmöglichkeitenzu bieten.≥ Die Rahmenbedingungen sollen sowohl für Lehrende als auch fürLernende auf allen Bildungsstufen attraktiv sein.≥ Die angebotene Bildungspalette soll in einem tragbaren finanziellenRahmen möglichst facettenreich sein.≥ Das liechtensteinische Bildungswesen soll herausragende Leistungenauf allen Gebieten ermöglichen, die Innovationskraft stärkenund dadurch letztlich den Wohlstand sichern.Abgeleitet von dieser Vision werdenacht strategische Ziele (Individuell fördern,Bildungschancen ermöglichen,Menschen integrieren, Anschlüssegewähren / Wahlmöglichkeiten bieten,Mobilität unterstützen, Gestaltungsspielräumeerweitern, kooperieren undkoordinieren, Qualität sicherstellen)definiert. Zusätzlich werden Indikatorenhinterlegt, mit welchen die Erreichungder einzelnen Ziele überprüftwerden kann.


25Aus den strategischen Zielen werden Schwerpunkte für die verschiedenenBildungsbereiche für die nächsten Jahre wie folgt festgelegt:≥ Im Bereich Pflichtschule und Kindergarten stehen vor allem dieDeregulierung und Dezentralisierung, die Förderung pädagogischerEntwicklungen durch vermehrte Autonomie und die Optimierungder Übergänge im Vordergrund.≥ Auf der Sekundarstufe II liegt der Fokus auf der Erhöhung vonBildungschancen im Hinblick auf Bildungsangebote und möglicheAbschlüsse, einer vermehrten individuellen Betreuung von Lernendenin der Berufsbildung und einer laufenden Qualitätsentwicklungam Gymnasium.≥ In der tertiären Stufe liegen die Schwerpunkte insbesondere in derQualitätssicherung und Akkreditierung der Hochschulinstitutionenund ihrer Studiengänge sowie der Stärkung <strong>des</strong> Wissenschaftsstandorts<strong>Liechtenstein</strong>.≥ Im Bereich Weiterbildung und Lebenslanges Lernen sollen vorallem die Validierung von non-formalem Lernen und eine Vereinheitlichungder Finanzierung vorangetrieben sowie die Befähigungaller zum Lebenslangen Lernen gefördert werden.≥ Bereichsübergreifend stehen der Aufbau eines nationalenBildungscontrollings und die internationale Kooperation undKoordination im Vordergrund.Die strategischen Ziele wurden mit internen Fachpersonensowie mit Wirtschaftsvertretern und Bildungsexpertendiskutiert, da die <strong>Bildungsstrategie</strong> als eine ihrer wichtigstenPrämissen davon ausgeht, dass Bildung eineGemeinschaftsaufgabe ist. Die Rückmeldungen sind in dieAusarbeitung der Strategie eingeflossen. Die Massnahmenund Projekte orientieren sich zudem an konkreten Bedürfnissenund sind auch mit internationalen Bestrebungen(Europäische Rahmenziele) abgeglichen.Die <strong>Bildungsstrategie</strong> soll Anlass zueinem Diskurs über Bildung in ihrenverschiedenen Erscheinungsformenin <strong>Liechtenstein</strong> geben. Sie ist einArbeitsdokument, welches es erlaubt,einzelne Detailfragen in einen Gesamtzusammenhangeinzuordnen. Dabeiwird die <strong>Bildungsstrategie</strong> nicht alsstatische Grösse weiterbestehen – siesoll alle vier Jahre überprüft undangepasst werden.


26Europäische StrategiezieleIm Zusammenhang mit der Lissabon-Strategiehat der Europäische Rat gemeinsame strategischeZiele zur Verbesserung der nationalenBildungs- und Berufsbildungssysteme festgelegt.Bis <strong>2020</strong> sollen insbesondere folgendevier strategischen Ziele angegangen werden:≥ Verwirklichung von Lebenslangem Lernen undMobilität;≥ Verbesserung der Qualität und Effizienz derallgemeinen und beruflichen Bildung;≥ Förderung der Gerechtigkeit, <strong>des</strong> sozialenZusammenhalts und <strong>des</strong> aktiven Bürgersinns;≥ Förderung von Innovation und Kreativität aufallen Ebenen der allgemeinen und beruflichenBildung.Eine Reihe von Europäischen Benchmarksunterstützen die genannten vier Ziele:≥ Bis <strong>2020</strong> sollen durchschnittlich 15 Prozentder Erwachsenen am Lebenslangen Lernenteilnehmen;≥ der Anteil der 15-Jährigen mit schlechtenLeistungen in den Bereichen Lesen, Mathematikund Naturwissenschaften soll nicht über 15Prozent liegen;≥ bis <strong>2020</strong> sollten min<strong>des</strong>tens 40 Prozent der30- bis 34-jährigen einen Hochschulabschlussbesitzen;≥ der Anteil frühzeitiger Schul- und Ausbildungsabgängersollte weniger als 10 Prozentbetragen;≥ bis <strong>2020</strong> sollen min<strong>des</strong>ten 95 Prozent derKinder zwischen vier Jahren und dem gesetzlichenEinschulungsalter in den Genuss einerVorschulbildung kommen.Weitere Benchmarks sind geplant in den BereichenMobilität, Beschäftigungsfähigkeit undFremdsprachenerwerb.


27Die Bedeutung dieser Benchmarks für <strong>Liechtenstein</strong>muss teilweise relativiert werden:≥ Die PISA-Resultate attestieren den <strong>Liechtenstein</strong>erSchülerinnen und Schülern in allengetesteten Fachbereichen eine signifikantüberdurchschnittliche Leistung im Vergleichmit dem OECD-Durchschnitt. Der Anteil an 15-Jährigen mit schlechten Leistungen (untersteKompetenzstufe) lag bei allen Tests jeweilsdeutlich unter den geforderten maximal 15Prozent.≥ Im starken und wirtschaftlich konkurrenzfähigendualen Bildungssystem, wie es<strong>Liechtenstein</strong> und die Schweiz kennen, ist einAnteil der Hochschulabschlüsse von min<strong>des</strong>tens40 Prozent nicht erstrebenswert.≥ Der Anteil an frühzeitigen Schul- und Ausbildungsabgängernliegt in <strong>Liechtenstein</strong>bereits heute weit unter den gefordertenmaximal 10 Prozent.≥ Bereits heute besuchen über 95 Prozent derKinder in <strong>Liechtenstein</strong> den Kindergarten.


28Bildungsbereiche


29Der Bereich Weiterbildung und LebenslangesLernen beinhaltet unabhängig von der hierarchischstrukturierten formalen Bildung <strong>des</strong>liechtensteinischen Bildungswesens alle Angebotean formaler sowie non-formaler Bildungund umfasst die gesamte Lebensspanne. Diebereichsübergreifenden Massnahmen und Projektekönnen keinem einzelnen Bildungsbereichzugeordnet werden, betreffen jedoch die formaleBildung <strong>des</strong> liechtensteinischen Bildungswesens.Die ISCED-Skala (International Standard Classificationof Education) wurde von der UNESCOzur international vergleichbaren Klassifizierungund Charakterisierung von Schultypen undSchul systemen entwickelt. Es wird zwischenden Leveln 0 (Vorschule) bis 6 (Forschungsqualifikationender tertiären Bildungsstufe)unterschieden.


30GlossarAutonomieSelbständigkeit.BenchmarkNumerisch festgelegte Zielgrösse resp.Referenzwert.Berufliche GrundbildungBerufsaubildung auf der Sekundarstufe II (Lehreinkl. Berufsschule, Anlehre, Attestausbildung).Betriebliche BildungIn den Lehrbetrieben stattfindende Ausbildung.BildungscontrollingUmfassende Steuerung, Kontrolle und Planungvon Bildungsmassnahmen.BildungsinstitutionenÖffentlich und private Bildungsanbieter: Schulen,Lehrbetriebe, Universität, Institutionen derErwachsenenbildung etc.BildungsmonitoringProzess mit dem Ziel der systematischen, wissenschaftlichgestützten und auf Dauer angelegtenBeschaffung, Aufbereitung und Auswertungvon Informationen über das Bildungssystem und<strong>des</strong>sen Umfeld.BildungssystemGesamtheit aller Bildungsinstitutionen einesStaates.BildungswesenSynonym für Bildungssystem.ComeniusDas EU- Programm COMENIUS richtet sich anSchulen. Unterstützt werden unter anderem Schulpartnerschaftenund die Mobilität von Schülerinnenund Schülern sowie Lehrerinnen und Lehrern.In europäischen Projekten können beispielsweiseneue Lehrmethoden entwickelt werden.ErasmusDas EU- Programm ERASMUS richtet sichan Hochschulen. Studierende können sichum die Förderung eines Aufenthalts an einereuropäischen Hochschule bewerben. Unterstütztwerden ferner die Mobilität von Dozentinnen undDozenten oder die Entwicklung europäischerCurricula. Neu eingeführt wurden europaweiteUnternehmenspraktika für Studierende.EvaluationErhebung, Auswertung und Beschreibung vonqualitätsrelevanten Daten.Formale BildungBildung innerhalb <strong>des</strong> staatlichen Bildungssystemsmit Zeugnissen und Abschlüssen.GrundtvigDas EU- Programm GRUNDTVIG spricht Teilnehmerder Erwachsenenbildung an. Gefördertwerden unter anderem die Entwicklung vonKursen und innovativen Lehr- und Lernmethoden.HeterogenitätVerschiedenheit.Höhere BerufsbildungHöhere Fachschule, Fachhochschule.IndikatorIndikatoren stellen beobachtbare Sachverhaltedar, die Rückmeldungen über die Zielerreichunggeben können.Lebenslanges LernenKonzept zur Förderung einer lebenslangenWissensaneignung unabhängig vom Alter undden Institutionen der formalen Bildung.Leonardo da VinciEU- Programm zur Förderung der Mobilität vonAuszubildenden und Ausbildungspersonal.


31LernstandIndividuelle, zu einem bestimmten Zeitpunktgemessene, fachliche Kompetenzen.MobilitätBeweglichkeit in der globalisierten Gesellschaftund deren Bildungsinstitutionen.Non- formale BildungPersönliche und soziale Bildung ausserhalb einesLehrplans.PISAProgramme for International StudentAssessment: Internationale Vergleichsstudie zualltags- und berufsrelevanten Kenntnissen undFähigkeiten von 15- jährigen Schülerinnen undSchülern.Sekundarstufe IIInstitutionen der formalen Bildung im Anschlussan die letzte Stufe der Pflichtschule (SekundarstufeI).StrategieLängerfristig ausgerichtetes planvolle Streben.Tertiäre StufeHöhere Fachschulen und Hochschulen (Fachhochschulen,Universitäten).WeiterbildungZielgerechtes Erhalten, Vertiefen und Erweiternbereits erworbener Fähigkeiten und Fertigkeiten.


Herausgeber<strong>Regierung</strong><strong>des</strong> Fürstentum <strong>Liechtenstein</strong>Ressort BildungPeter-Kaiser-Platz 19490 VaduzInternetwww.regierung.liGestaltungScreenlounge.comDruckGutenberg AGAusgabe März 2011

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