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„Ritter, Greifvögel & Mittelalter“ - FLÜWO Bauen Wohnen eG

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oder bekommen spontanen Besuch von den<br />

Krippenkindern. Auch Ausflüge oder Konzertbesuche<br />

werden organisiert – unter anderem<br />

mit Hilfe von Marianne Briesemeister<br />

(Bild links, Seite 12). Die rüstige 77-Jährige<br />

lebt in dem Mehrgenerationen-Wohnhaus<br />

seit der Gründung und hat es mit auf den<br />

Weg gebracht. „Ich habe mich ganz bewusst<br />

für diese Lebensform entschieden“, erzählt<br />

die dreifache Mutter. Sie könne sich ehrenamtlich<br />

engagieren und gleichzeitig selbstbestimmt<br />

leben: „Es gibt hier kein Muss.<br />

Jeder macht das, was er gut kann, und wir<br />

sind füreinander da. Wer die Gemeinschaft<br />

sucht, findet immer jemanden. Und wer sich<br />

zurückziehen will, macht die Wohnungstür<br />

hinter sich zu.“<br />

Apropos Tür: Verschiedenfarbige Außentüren<br />

verleihen der Anlage nicht nur<br />

ein mediterranes Flair, sondern helfen auch<br />

bei der Orientierung. Die himbeerfarbenen<br />

Türen lassen sich von allen Hausbewohnern<br />

mit dem Wohnungsschlüssel öffnen, hinter<br />

den grünen Türen wohnen die „Singles“,<br />

die Alleinerziehenden und Studierenden,<br />

und hinter den blauen die Älteren. Wer zu<br />

Besuch kommt, fühlt sich auf Anhieb wohl.<br />

Alles wirkt harmonisch und gewachsen.<br />

„Zu Beginn musste sich das Miteinander<br />

natürlich noch zurechtruckeln“, erinnert<br />

sich Marianne Briesemeister an die<br />

Anfänge. Es wurde viel geredet, diskutiert<br />

und gestritten, doch das Ziel war immer<br />

klar: miteinander wohnen bei voller individueller<br />

Freiheit. Heute gehören Gartentage,<br />

Sommerfeste, gemeinsame Frühstücke, Bewohnerversammlungen<br />

und Spieleabende<br />

genauso zum Leben wie die alltägliche Hilfe:<br />

Marianne Briesemeister stellt bei Bedarf ihr<br />

Auto zur Verfügung und betreut die Kinder<br />

einer Alleinerziehenden bei den Hausaufga-<br />

ben, eine andere 77-Jährige versorgt mittags<br />

zwei weitere Kinder und kümmert sich um<br />

den Hund, ein Senior fährt seine Nachbarin<br />

zur Augen-OP. Jung und Alt bilden eine Gemeinschaft.<br />

Gemeinsam statt einsam – ein<br />

Konzept, das im Hermine-Kölschtzky-Haus<br />

aufgeht.<br />

Immer mehr Menschen interessieren<br />

sich für eine gemeinschaftliche Wohnform.<br />

Auch für das Oldenburger Haus gibt es eine<br />

lange Warteliste. „Freiwillig ist noch keiner<br />

ausgezogen“, erzählt Marianne Briesemeister.<br />

Mit anderen Worten: Auch das Sterben<br />

ist ein Thema. „Unser Konzept ist allerdings<br />

nicht auf Vollzeitpflege ausgelegt“, erklärt sie,<br />

„sondern auf gegenseitige Hilfe.“ Wer also<br />

plötzlich schwer erkrankt und regelmäßig<br />

nachts auf Hilfe angewiesen ist, muss eine<br />

neue Lösung finden. Ein schmerzhafter Prozess,<br />

das weiß auch Marianne Briesemeister.<br />

Sie war die Patin einer älteren Dame in der<br />

Unter Mieter(n)<br />

13<br />

Wohnanlage. „Tagsüber war ich für sie da,<br />

aber irgendwann brauchte sie auch nachts<br />

Hilfe. Das konnten wir nicht leisten“, erzählt<br />

die 77-Jährige. Der Umzug ins Pflegeheim<br />

war unausweichlich. Ein tränenreicher Abschied,<br />

doch die beiden Frauen stehen bis<br />

heute in engem Kontakt. Eine Alternative<br />

bietet das aktuelle Projekt, das der Verein<br />

„Lebenskreise“ auf dem Gelände umsetzt: In<br />

unmittelbarer Nachbarschaft zum Mehrgenerationen-Wohnhaus<br />

entsteht ein Gebäude<br />

für Pflegewohngemeinschaften. Dort werden<br />

Menschen künftig nach individuellem<br />

Bedarf betreut. n<br />

Weitere informationen unter<br />

www.lebenskreise-ev.de

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