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Niemand zu klein, Volleyballer(in) zu sein (2. Teil)

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Fotos: Heidi Ulrich<br />

<strong>Niemand</strong> <strong>zu</strong> <strong>kle<strong>in</strong></strong>,<br />

Text: Heidi Ulrich<br />

Swiss Volley Magaz<strong>in</strong>e hat L<strong>in</strong>us und<br />

se<strong>in</strong>e Mutter Felizitas Imark <strong>in</strong> den Schulferien<br />

<strong>zu</strong> Hause besucht. Se<strong>in</strong>e drei Brüder<br />

waren <strong>zu</strong> dieser Zeit im Volleyballlager<br />

des VBC Laufen. Da L<strong>in</strong>us erst<br />

diesen Sommer aktiv mit dem Volleyballspielen<br />

begonnen hat, war es noch<br />

etwas früh, um <strong>in</strong>s Camp mit<strong>zu</strong>gehen.<br />

Voller Stolz beantwortete er me<strong>in</strong>e Fragen,<br />

obwohl er oft <strong>zu</strong>erst se<strong>in</strong>e Mutter<br />

anschaute, bevor er sich getraute, e<strong>in</strong>e<br />

Antwort <strong>zu</strong> geben.<br />

L<strong>in</strong>us, wie alt bist du?<br />

L<strong>in</strong>us: 6 Jahre alt, ich habe am 2<strong>2.</strong> April<br />

Geburtstag.<br />

Warum hast du angefangen, Volleyball<br />

<strong>zu</strong> spielen?<br />

Ich habe drei Brüder, Damian, Nathan<br />

und Sever<strong>in</strong>, und alle spielen Volleyball.<br />

Damian ist jetzt sogar <strong>in</strong> der Jugend-Nati.<br />

Wie me<strong>in</strong>e drei Brüder habe<br />

ich auch den Schnupperkurs «Volleyball»,<br />

der vom Ferienpass angeboten<br />

November 4/2008 25<br />

Der jüngste <strong>Volleyballer</strong> der Schweiz <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Element: der sechsjährige L<strong>in</strong>us eifert voller Begeisterung se<strong>in</strong>en grösseren und älteren Vorbildern nach.<br />

<strong>Volleyballer</strong>(<strong>in</strong>) <strong>zu</strong> se<strong>in</strong> (<strong>2.</strong><br />

Der derzeit jüngste lizenzierte Volleyballspieler der Schweiz<br />

heisst L<strong>in</strong>us Broch. Er ist der <strong>kle<strong>in</strong></strong>ste Sprössl<strong>in</strong>g der Volley-<br />

ball-Familie Broch/Imark aus Laufen BL. Obwohl er noch<br />

sehr jung ist, weiss er genau, was er erreichen möchte.<br />

<strong>Teil</strong>)<br />

wurde, besucht. Es hat mir sehr gut gefallen.<br />

Felizitas Imark: Wir wussten, dass ihm<br />

der Ferienpass-Kurs Volleyball gefallen<br />

würde, darum haben wir ihn schon vorher<br />

beim VBC Laufen e<strong>in</strong>geschrieben. Eigentlich<br />

werden die Jugendlichen erst<br />

zwischen acht und neun Jahren <strong>in</strong> den<br />

Vere<strong>in</strong> aufgenommen. Bei L<strong>in</strong>us machten<br />

sie aber e<strong>in</strong>e Ausnahme. Sie sagten,<br />

es sei e<strong>in</strong>e Familienangelegenheit. Wenn ❯❯


der jüngste Broch auch schon Volleyball<br />

spielen möchte, dürfe er gerne ab diesem<br />

Sommer <strong>in</strong>s Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g kommen.<br />

L<strong>in</strong>us, wie oft tra<strong>in</strong>ierst du?<br />

Immer am Dienstag, das heisst e<strong>in</strong>mal<br />

pro Woche. Ich besuche auch noch den<br />

Schwimmkurs, da möchte ich nun das<br />

P<strong>in</strong>gu<strong>in</strong>-Abzeichen machen. Und ich<br />

gehe <strong>in</strong>s Fussballtra<strong>in</strong><strong>in</strong>g wie auch <strong>in</strong>s Jugendturnen.<br />

Was gefällt dir am besten am Volleyballsport?<br />

Am liebsten b<strong>in</strong> ich Schiedsrichter, aber<br />

ich kenne noch nicht ganz alle Zeichen.<br />

Ich kann die Manchette schon ganz gut,<br />

aber den Pass muss ich noch üben. Ab<br />

und <strong>zu</strong> versuche ich auch den «Oben-<br />

Aufschlag», aber da b<strong>in</strong> ich noch nicht<br />

sehr sicher.<br />

Wie ist es, mit Älteren <strong>in</strong> der Mannschaft<br />

<strong>zu</strong> spielen?<br />

Ich kann immer mit me<strong>in</strong>en Brüdern <strong>in</strong>s<br />

Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g. Wir müssen nur e<strong>in</strong> paar M<strong>in</strong>uten<br />

<strong>zu</strong> Fuss gehen, dann s<strong>in</strong>d wir schon<br />

26 November 4/2008<br />

Der Kle<strong>in</strong>ste und der Jüngste – L<strong>in</strong>us möchte mit se<strong>in</strong>em Team an die Schweizer Meisterschaft.<br />

<strong>in</strong> der Halle. Es macht mir mega Spass.<br />

Me<strong>in</strong> bester Kollege ist Joshua von der<br />

U16-Mannschaft. Es ist ke<strong>in</strong> Problem mit<br />

den Älteren, es kommt ja auf die Technik<br />

an.<br />

Du bist ja der Jüngste,<br />

auch der Kle<strong>in</strong>ste?<br />

Ja. Ich b<strong>in</strong> 1,34 m gross.<br />

Ist das ke<strong>in</strong> Problem? Volleyball ist<br />

doch «der Sport der Grossen»?<br />

(lacht) Ne<strong>in</strong>, gar nicht. Man kann ja hoch<br />

spielen. Aber etwas grösser wäre schon<br />

noch gut, denn ich möchte mal Angreifer<br />

werden und auch blocken können.<br />

Spielt ihr manchmal auch <strong>zu</strong> Hause<br />

Volleyball?<br />

Nicht sehr viel. Üben können wir ja im<br />

Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g. Aber wir haben h<strong>in</strong>ter dem<br />

Haus e<strong>in</strong> Volleyballnetz aufgestellt.<br />

Felizitas Imark: Bis vor kurzem wohnten<br />

wir noch im Städtli Laufen. Nun<br />

s<strong>in</strong>d wir aber umgezogen, damit wir<br />

mehr Platz ums Haus haben. Auch für<br />

Foto: Heidi Ulrich<br />

die Jungs ist dies toll. Jetzt trennen sie<br />

nur noch wenige M<strong>in</strong>uten von der<br />

Halle und der Schule, und das Beachfeld<br />

ist auch nur noch 5 M<strong>in</strong>uten entfernt.<br />

Im nächsten Jahr werden wir<br />

dann noch e<strong>in</strong> Rasenfeld neben unserem<br />

Haus aufbauen.<br />

L<strong>in</strong>us, was s<strong>in</strong>d de<strong>in</strong>e Ziele<br />

im Volleyball?<br />

Im nächsten Jahr möchte ich wie me<strong>in</strong>e<br />

Brüder an die Schweizer Meisterschaft<br />

gehen können. Doch da gibt es mehrere<br />

Probleme. Ich kann den Pass und den<br />

Oben-Aufschlag noch nicht sehr gut.<br />

Und das Team «Gym Leonhard» wird<br />

meistens Gruppensieger. Es wird sehr<br />

schwierig, besser <strong>zu</strong> se<strong>in</strong> als die, denn sie<br />

tra<strong>in</strong>ieren dreimal <strong>in</strong> der Woche.<br />

Nach knapp e<strong>in</strong>er Stunde wurde der<br />

<strong>kle<strong>in</strong></strong>e <strong>Volleyballer</strong> langsam ungeduldig<br />

und zog sich <strong>zu</strong>rück, um mit den Legos<br />

<strong>zu</strong> spielen.<br />

Mit vier Jungs im Alter von 14, 10, 8 und<br />

6 Jahren ist Langeweile e<strong>in</strong> Fremdwort<br />

im Hause der Familie Broch/Imark, was<br />

auch Felizitas Imark bestätigte. Dies sei<br />

aber nicht immer ganz e<strong>in</strong>fach. «Wir<br />

müssen alles unter e<strong>in</strong>en Hut br<strong>in</strong>gen<br />

und versuchen, allen gerecht <strong>zu</strong> werden.»<br />

Alle vier K<strong>in</strong>der haben auch noch<br />

andere Hobbies. So müssen nebst dem<br />

Volleyball im Club und <strong>in</strong> der Nationalmannschaft<br />

auch der Ch<strong>in</strong>esisch-Kurs,<br />

die Leichtathletik-Meet<strong>in</strong>gs, die Fussballtra<strong>in</strong><strong>in</strong>gs<br />

und natürlich die Schule<br />

Platz haben.<br />

In der sechsköpfigen Familie spielt nun<br />

auch Mutter Felizitas wieder aktiv Volleyball<br />

<strong>in</strong> der 3. Liga des VBC Laufen. Nur<br />

der Papa spielt nicht. Er wurde deshalb<br />

mit e<strong>in</strong>em T-Shirt mit der Aufschrift<br />

«VBC Laufen Fan» ausgestattet. «Seit<br />

dem <strong>in</strong>tensiven Beachvolleyball-Sommer<br />

<strong>in</strong> diesem Jahr bezeichnet er sich<br />

nun aber selbst nur noch als Fahrer und<br />

Kühltaschenträger», me<strong>in</strong>te Felizitas<br />

Imark lachend da<strong>zu</strong>.


Ke<strong>in</strong>e Regel<br />

ohne Ausnahme<br />

Text: Reto Saurenmann<br />

Im Männervolleyball spielen auf <strong>in</strong>ternationalem<br />

Niveau fast nur noch 2-Meter-<br />

Türme. Aber auch hier f<strong>in</strong>det man die<br />

Ausnahmen, welche die Regel bestätigen.<br />

Vor allem auf der Position des Passeurs<br />

gibt es nach wie vor e<strong>in</strong>ige Spieler,<br />

die «nur» zwischen 180 cm und 190 cm<br />

gross und trotzdem Mitglied der Nationalmannschaft<br />

ihres Landes s<strong>in</strong>d. Der<br />

<strong>kle<strong>in</strong></strong>ste Vertreter der Passeurgilde an<br />

den Olympischen Spielen <strong>in</strong> Pek<strong>in</strong>g war<br />

der Pole Pawel Woicki mit 182 cm. Dass<br />

unterdurchschnittlich grosse Spieler auf<br />

höchstem Niveau mithalten können, beweist<br />

auch der verhältnismässig <strong>kle<strong>in</strong></strong>e<br />

Aussenangreifer Giba (192 cm), e<strong>in</strong>er<br />

der weltbesten Hallenspieler und Capta<strong>in</strong><br />

der brasilianischen Nationalmannschaft.<br />

Dasselbe gilt übrigens auch für<br />

die Beachvolleyballer: Todd Rogers ist<br />

trotz se<strong>in</strong>er Grösse von 187 cm Olympia-<br />

Kle<strong>in</strong>, aber oho!<br />

Fotos: FIVB<br />

sieger geworden. Die genannten Spieler<br />

verdeutlichen, dass sogar im Spitzenvolleyball<br />

die fehlende Grösse mit e<strong>in</strong>er<br />

November 4/2008 27<br />

<strong>Niemand</strong> <strong>zu</strong> <strong>kle<strong>in</strong></strong>,<br />

<strong>Volleyballer</strong>(<strong>in</strong>) <strong>zu</strong> se<strong>in</strong><br />

Olympiasieger trotz Grössennachteil: Giba (l<strong>in</strong>ks) und Todd Rogers (rechts, mit se<strong>in</strong>em «grossen»<br />

Partner Phil Dalhausser).<br />

überdurchschnittlichen Technik und e<strong>in</strong>er<br />

gewaltigen Sprungkraft wettgemacht<br />

werden kann.<br />

Geht es im Sport um Talentauswahl, dann stehen die Kle<strong>in</strong>en oft aussen vor. Gerade Spielsportarten wie Handball, Basketball,<br />

Eishockey, Volleyball und vermehrt auch Fussball haben etwas geme<strong>in</strong>sam: Im Anforderungsprofil des idealen Spielers<br />

spielt die Grösse e<strong>in</strong>e zentrale Rolle. Genau das Gleiche gilt aber auch für die Schwimmer. Bereits nach den Olympischen<br />

Spielen von Atlanta im Jahr 1996 zeigte e<strong>in</strong>e Studie, dass man sich als <strong>kle<strong>in</strong></strong>er Schwimmer ke<strong>in</strong>e grossen Medaillenhoffnungen<br />

machen sollte. Die zehn Besten der Meldeliste waren im Durchschnitt 197 cm gross, die zehn Langsamsten dagegen<br />

nur 179 cm!<br />

Allerd<strong>in</strong>gs gilt die Formel «gross = gut» bei weitem nicht für alle Sportarten. So ist die Grösse beispielsweise überall dort, wo<br />

schnelle Rotationen gefordert s<strong>in</strong>d, eher e<strong>in</strong> H<strong>in</strong>dernis. Beispiele dafür s<strong>in</strong>d Kunstturnen, Wasserspr<strong>in</strong>gen oder auch Eiskunstlauf.<br />

Ke<strong>in</strong> Wunder also, dass Ariella Käsl<strong>in</strong> mit 164 cm schon fast e<strong>in</strong>e Ries<strong>in</strong> ist im Feld der Spitzenturner<strong>in</strong>nen.<br />

Dass man sich aber auch als Turner<strong>in</strong> im Volleyball durchsetzen kann, beweist Raphaela Schwegler aus Zell LU, die uns nach<br />

der letzten SVM-Ausgabe Folgendes geschrieben hat: «Für mich ist Volleyball e<strong>in</strong> Ausgleich <strong>zu</strong>m Geräteturnen. Mit 14 Jahren<br />

und e<strong>in</strong>er Grösse von 1,50 m musste ich aber darum kämpfen, e<strong>in</strong>e Lizenz für die 4. Liga <strong>zu</strong> kriegen. Ich möchte nie nur<br />

als Libero spielen. Dank e<strong>in</strong>er guten Sprungkraft habe ich auch am Netz me<strong>in</strong>e Chancen!» Markus Foerster

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