12.07.2015 Aufrufe

DIE ORNITHOLOGISCHE SAMMLUNG VON LUIGI PAOLUCCI UND DIE NATUR IN ...

DIE ORNITHOLOGISCHE SAMMLUNG VON LUIGI PAOLUCCI UND DIE NATUR IN ...

DIE ORNITHOLOGISCHE SAMMLUNG VON LUIGI PAOLUCCI UND DIE NATUR IN ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

<strong>DIE</strong> <strong>ORNITHOLOGISCHE</strong> <strong>SAMMLUNG</strong> <strong>VON</strong> <strong>LUIGI</strong> <strong>PAOLUCCI</strong><strong>UND</strong> <strong>DIE</strong> <strong>NATUR</strong> <strong>IN</strong> DER PROV<strong>IN</strong>Z ANCONA(Eine Einführung zur Ausstellung)Die ornithologische Sammlung ist die beliebteste Sammlung des Museums „LuigiPaolucci“. Sie zeichnet sich durch ihre Reichhaltigkeit und die Vielzahl der Exponate aus,insgesamt sind es etwa 800 Objekte, viele der gezeigten Vögel sind sehr selten, undkommen fast ausschließlich in den Marken vor.Paolucci, der nicht nur Naturforscher und Tierarzt,sondern auch ein begeisterter Jäger war (er analysiertedas Verhalten der Vögel oft während der Treibjagden),zeigte schon im Aufsatz “Gli uccelli migratorinella provincia di Ancona” („Die Wandervögel in derProvinz von Ancona“, Mailand 1873) seine Neigungfür die Ornithologie, der er auch weitere wichtigeArbeiten widmete, besonders die Studie “Il cantodegli uccelli” („Der Gesang der Vögel“, Mailand1878). In dieser stellte er die Ergebnisse eigener Beobachtungenneben diejenigen der wichtigsten Naturforschernseiner Zeit, wie z.B. Darwin, Haeckel undBrehm, dessen berühmtes "Illustrirtes Thierleben"(1864-1869) er oft zitierte. Desweiteren stützte er sichbei der Untersuchung auf seine eigenen sprach- sowiemusikwissenschaftlichen Kenntnisse.Der Berg Monte Conero galt als sein liebster Beobachtungspunkt.Die Region „Marche“ war, wie er bemerkte, reich an Zugvögelarten. Soschrieb er in dem erwähnten Aufsatz aus dem Jahr 1873: “Zum Überfluss der Zugvögel inunserem Gebiet (…) trägt meiner Meinung nach auch die Ausbuchtung der Seeküste inden Golf bei, die wie ein Vorgebirge in den Monte Conero übergeht, der mit seinembeträchtlichen Umfang und abgelegen von jedem echten Gebirge an der Küste liegt unddie Vögel von Ferne anzieht, die in Großer Zahl von Süden und Osten herkommend, sichim Frühling auf dem Weg nach Mitteleuropa an die Überquerung der Adria machen, undim Herbst bis zu den äußersten südlichen Spitzen unseres Kontinentes, oder auch nachAsien und Afrika zurückkehren”. Der hier geschilderte Sachverhalt erklärt den Überflussder Zugvögel in der Sammlung des Museums.Die Sammlung dokumentiert die eigentümliche Vogelwelt der Marken, die dort voreinem Jahrhundert weitaus vielfältiger war, als noch zahlreiche Vogelschwärme amMonte Conero Station machten. Der Vergleich mit heute beweist, wie viele Arteninzwischen fehlen und wie sehr sich die Anzahl der Vögel verringert hat.KÜSTE <strong>UND</strong> MONTE CONEROEntlang der adriatischen Küste sind die Biotope des Monte Conero am interessantesten.Nach einer Studie der „Università Politecnica delle Marche“ von Ancona gibt es indiesem Gebiet 1.102 Pflanzenarten. Eine solche Biodiversität prägt die große Vielfalt vonLandschaften, unter denen der mediterrane Wald ohne Unterbrechung die östlichenHänge des Berges bedeckt. Unter den Pflanzenarten ist insbesondere hervorzuheben der


FLUSSLANDSCHAFTDas überwiegend hügelige Gebiet der Provinz von Ancona wird von einigen Flüssendurchzogen (Cesano, Misa, Esino, Musone), die verschiedene Schwemmländer bildeten.Aufgrund der menschlichen Besiedlung, haben sich hier nur wenige Flächen mit derursprünglichen Pflanzenwelt erhalten.Weit verbreitet im Hinterland, und nicht nur hier, ist der „passero solitario“ (Dt. dieBlaumerle, Lt. Monticola solitarius) (6), ein bläulicher Vogel, der etwas größer als derSpatz ist: Er zwitschert nicht, sondern singt melodiös und lebt einsam und nicht inSchwärmen. Sein Name ist untrennbar mit dem gleichnamigen Gedicht verbunden, das1829 der große aus den Marken stammende Dichter Giacomo Leopardi (1798-1837)schrieb. Es gilt als einer der ersten Beweise für die Anwesenheit der Blaumerle in derRegion.An dem Fluss Esino nistet auch eine Spezies, die man wegen des grellen Federkleids alsein echtes „geflügeltes Juwel“ ansehen kann, der „gruccione“ (Dt. Bienenfresser, Lt.Merops apiaster) (7), der in den mittelitalienischen Landgebieten stark verbreitet ist. Alszu einer termophilen Spezies gehörend, scheint er von den aktuellen Klimaänderungenbegünstigt zu werden. Zum Nisten nutzt er die sandigen Ufer des Flusses, in die er Tunnelgräbt, in denen er seine Eier ablegt. Der Bienenfresser ernährt sich, wie sein Name sagt,vor allem von Bienen, und er wird aus diesem Grund von den Bienenzüchtern gefürchtet.Dessen ungeachtet ist er für den Ausgleich der lokalen Ökosysteme wichtig.Der „tarabusino“ (Dt. die Zwergrohrdommel , It. Ixobrychus minutus) (8), gehört zurFamilie der Reiher, aber unterscheidet sich von anderen Reihen durch seine sehr kleineGröße. Er nistet in den feuchten Gegenden mit dichter Vegetation an den Röhrichten derUfer von Flüssen und Teichen. Er ist misstrauisch und dämmerungsaktiv, und wenn erüberrascht wird, bewegt er sich nicht, um sich zu tarnen. Er ist oft zwischen denSchilfrohren, wo er seine Opfer (kleine Fische, Amphibien, Insekten und Garnelen) sucht.HÜGELLANDSCHAFTDie Hügellandschaft hat unter der menschlichen Besiedlung so stark gelitten, dass esheute nur wenige isolierte naturbelassene Gebiete gibt. Von der ursprünglichenWaldlandschaft blieb fast nichts mehr übrig, außer wenigen dünnen Vegetationsstrichenentlang der Flussläufe, sowie einigen Waldresten, die als Hecken verwendet wurden.Die an Hecken und alten Baumbeständen reichen Zonen sind ein optimales Habitat fürden „rigogolo“ (Dt. Pirol, Lt. Oriolus oriolus) (9 und 10), einem scheuen Vogel der„macchia“, der durch die mit den Monokulturen einhergehenden Beseitigung natürlicherHecken sowie der intensiven Landwirtschaft sehr gefährdet wird. Tatsächlich trifft manihn nur in den dicht bewaldeten Gebieten (Wäldern und Obstgärten) an, wo er ungestörtnisten kann. Er ist für seinen sehr melodischen Gesang bekannt.Ein kleiner Hühnervögel, der auch sehr stark unter der landwirtschaftlichen Nutzung derGebiete gelitten hat, ist die „starna“ (Dt. das Rebhuhn, Lt. Perdix perdix) (11), das bisdie Fünfziger Jahren hinein noch zahlreich in den höheren Hügelregionen und in denniederen Gebirgen des Bezirks Ancona vertreten war. In der Tat zieht es Strauch- undGrasgebiete vor, die unbebaut oder in Fruchtfolge bebaut werden, wo es Hecken,


Weinberge oder Obstgärten besetzt. Die durch die intensive Landwirtschaft und derGebrauch von Insektiziden und Unkrautbekämpfungsmitteln haben die Anzahl derRebhühner stark verringert. 2001 begann der „Parco della Gola della Rossa e diFrasassi“ erfolgreich mit der Freilassung von einhundert Exemplaren, um diese Speziesim Gebiet des Naturparkes wieder einzuführen.Zum Schluss, typisch für das Hügelgebiet, ist die „upupa“ (Dt. der Wiedehopf, Lt.Upupa epops) (12), unverkennbar mit seinem Federkamm auf dem Kopf, der wie einFächer im Alarm- oder Erregungsfall gehoben wird. Über deren Gesang schrieb Paolucci1878 ("Il canto degli uccelli", p. 39): „Die Upupa (…) lässt, wenn sie bei uns aus densüdlichen Gebieten im Mai ankommt, oft das typische dem Hundebellen ähnliche hup huphören, das ihr in vielen Sprachen Europas und auch in den verschiedenen DialektenItaliens den lautmalerischen Namen gab“.BERGEZu den Bergen von Ancona, die vom Monte San Vicino (1479 m) dominiert werden,gelangt man, wenn man bergauf dem Lauf der Flüsse folgt, die in die Berge felsigeSchluchten gegraben haben, wie z.B. die Gola della Rossa und Gola di Frasassi. DerVerlauf der Flüsse, die Morphologie der Kalkfelswände und die zahlreichen karstigenHöhlen schaffen tatsächlich eine reiche Kombination von Biotopen und eineaußerordentliche Biodiversität, die seit 1997 durch den gleichnamigen regionalenNaturpark geschützt werden.Dieses Gebiet ist die Wahlheimat des „lanario“ (Dt. Lanner oder Lannerfalke, Lt.Falco biarmicus) (15), ein Falke von mittlerer Größe, dem „pellegrino“ (Dt.Wanderfalke) vergleichbar, von dem er sich durch die längeren und weniger spitzenFlügeln, den verlängerten Schwanz und die kastanienbraune statt schieferfarbigeRückenfärbung unterscheidet. Im „umbro-marchigiano“ Apennin nistet dieser Raubvogelauf Felswänden, vor allem in den warmen und trocknen Hügel- und Bergwelten. Erernährt sich von kleinen Säugetieren, Vögeln und Reptilien. Im Bezirk von Ancona lebenvier bis fünf nistende Paare, unter denen leben drei im regionalen Naturpark.Neue, in diesem Gebiet betriebene Forschungen haben außerdem gezeigt, dassmindestens ein Paar des „gufo reale“ (Dt. Uhu, Lt. Bubo bubo) (13) dort nistet. Eshandelt bei diesem um einen stattlichen, heutzutage sehr selten anzutreffendenNachtraubvogel, der die an Landgebiete und Bergprärien angrenzenden felsigenGegenden bevorzugt, wo er kleine Säugetiere jagt. Das ausgestellte Exemplar ist einer dergrößten und bedeutendsten ausgestopften Vögel der Sammlung Paolucci.Der „nibbio reale“ (Dt. die Gabelweihe, Lt. Milvus milvus) (14), für Luigi Paolucci derin den Marken am meisten verbreitete mittelgroße Raubvogel, starb in den FünfzigerJahren des 20. Jahrhunderts aus; er wurde jedoch vor kurzem wieder mit Erfolg in denPark eingeführt.Texte von Prof. Vincenzo Caputo (Università Politecnica delle Marche) und Dott.Massimo Minelli (Institut für Romanistik – FSU)Redaktion Dr. Thomas Bach (Ernst-Haeckel-Haus)

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!