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INVESTIV Nr. 14.pdf [1.1 MB] - bohldesign

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16 ideen + service17„Ich liebe Musik über alles“Wie Alex Steinweiss vor 70 Jahren die Plattenindustrie revolutionierteEin weißer Hase schaut aus einem schwarzen Zylinder heraus. Der Hase trägt ebenfalls einenZylinder. Außerdem eine schwarze Fliege, und im Knopfloch steckt eine rosa Nelke. Über dieHasenfigur ziehen sich Notenlinien und Noten. Die Namen des Komponisten, des Interpreten undder Plattenfirma kringeln sich in feiner weißer Schreibschrift über das blaue Quadrat: die Plattenhülleeiner Cole-Porter-LP. Entworfen hat sie der amerikanische Designer Alex Steinweiss.Es war im Jahr 1940, als in den USA ein jungerMann namens Alex Steinweiss, damals 23 Jahrealt, die Plattenindustrie revolutionierte. Schallplattenhatten zu der Zeit meist eine Größe voncirca 20 cm, waren aus dickem Schellack, undihre Hülle bestand aus sperriger brauner Pappe –mit schwerem Deckel und mit Lederimitat überzogenemBuchrücken. Mit der Idee, die tristenSchutzhüllen der Tonträger künstlerisch zu gestalten,legte Alex Steinweiss den Grundsteinfür etwas völlig Neues. Damals arbeitete er alsArt Director für das amerikanische PlattenlabelAlex Steinweiss,The Inventor of theModern Album CoverKevin Reagan u. Steven HellerHardcover in Schuber39,6 x 33 cm422 SeitenEUR 350,00ISBN 978-3-8365-0192-7www.taschen.comColumbia. Seinen ersten Entwurf machte er für dieAufnahme „Smash Song Hits“ der beiden Broad-Für die Scheibe „Bing: A Musical Autobiography of BingCrosby 1927–1934. Bing Crosby with Buddy Cole andhis trio, Decca Gold LabelSeries, 1961“ gestalteteSteinweiss eine dreidimensionaleCollage, die er ablichteteund mit „Piedra Blanca“signierte – dem Pseudonym,das er sonst nurfür nicht kommerzielle Bilderverwendete.Möglicherweise hat Steinweiss auch die Designer desCovers von Pink Floyds „The Dark Side of the Moon“ inspiriert.Das Prisma lässt daraufschließen. Links: Ludwigvan Beethoven, PianoConcerto No. 5 in E-Flat(Emperor); Rudolf Serkin,piano; Bruno Walter,conductor; the New YorkPhilharmonic, ColumbiaMasterworks, 1942.way-Legenden Richard Rodgers und Lorenz Hart.„Ich fuhr mit einem Fotografen zum New YorkerImperial Theater an der 45. Straße – und überredeteden Besitzer, die Leuchttafel eine Stunde langso einzustellen, dass wir den Schriftzug „Rodgers &Hart“ fotografieren konnten. Später fügte ich demBild die stilisierten Rillen der Schellackplatten hinzu– fertig war der Erstling“, erzählt Steinweiss.Der Entwurf gefiel, und es sollten Tausende weiterefolgen. Das Plattencover war erfunden. „Ichliebe Musik über alles“, so der 1917 in Brooklyngeborene Steinweiss, „und ich war so ehrgeizig,dass ich um jeden Preis über das hinausgehenwollte, wofür auch immer ich bezahlt wurde. Ichwollte, dass die Menschen das Artwork betrachtenund die Musik dazu hören.“ Durch die Neugestaltungder ehemals schmucklosen braungrauenVerpackung durch surreale Motive undkühne Farbverläufe stiegen auch die Umsätze inder Plattenindustrie rapide an: Die Plattenverkäufesteigerten sich um mehr als 800 %.Vater des Plattendesigns gibt aufSteinweiss zu Hause am Zeichentisch. Hier entstanden viele seinerCover-Kunstwerke. Das Foto erschien zu dem Artikel: „Schallplattenverkaufen sich besser mit gestalteter Hülle“, Downbeat, Bd. 14,<strong>Nr</strong>. 8, 1947. Foto: William P. Gottlieb; jazzphotos.comBis 1972 gestaltete Alex Steinweiss mehr als 2.500Albumcover. Dann zog er sich aus dem Geschäftzurück: „Eines Tages wartete ich im Empfangsbereicheiner Plattenfirma – ich im Anzug, nebenmir lauter langhaarige Typen in fransigen Lederjacken.Da wurde mir schlagartig klar, dass ich totalaltmodisch war und es Zeit wurde, das Handtuchzu werfen.“ Seine Entwürfe für die PlattenlabelsColumbia, London, Decca und Everest, aber auchfür Zeitschriften, Filmstudios und Verpackungenbescherten Steinweiss zahlreiche Auszeichnungen,darunter die der Art Directors Hall of Fame für seinLebenswerk. Die von ihm erfundene Schrift „SteinweissScrawl“ wird bis heute benutzt. Alex Steinweisslebt mit seiner Frau in Sarasota, Florida, undhört auch mit 92 Jahren noch täglich Musik.Steinweiss’ Symbolik fürJazz waren das Klavier, dieserifenbetonte Schrift unddie Straßenlaterne. Hierfür George Gershwins„Rhapsody in Blue“. AndréKostelanetz and his orchestra;Alec Templeton,piano. Columbia, 1941.

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