Istanbul
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Das Ergenekon-<br />
Verfahren erreicht die<br />
Zivilgesellschaft<br />
Der Verein zur Förderung<br />
zeitgemäßer Lebensweise, eine<br />
der wichtigsten Bildungsinitiativen<br />
der Türkei, wurde Ziel<br />
der 12. Verhaftungswelle im<br />
Rahmen der Ermittlungen gegen<br />
die Terrororganisation Ergenekon.<br />
Seite 3<br />
Wirtschaft stabilisiert<br />
sich auf niedrigem<br />
Niveau<br />
Die jüngsten Wirtschaftsstatistiken<br />
zeigen dramatische<br />
Einbrüche bei Produktion,<br />
Außenhandel und Arbeitslosigkeit.<br />
Aus ihnen lässt sich auch<br />
ablesen, dass das Tempo des<br />
Rückgangs zurückgegangen ist<br />
und sich eine Stabilisierung<br />
abzeichnet. Seite 7<br />
Kalan Müzik: Die<br />
vergessenen Stimmen<br />
der Türkei<br />
Das Musiklabel Kalan Müzik ist<br />
eines der größten in der Türkei<br />
und hat sich auf die Musik der<br />
verschiedenen, in der Türkei<br />
lebenden Volksgruppen spezialisiert:<br />
Kurden, Lasen, Tscherkessen,<br />
Yeziden, Sepharden<br />
und Aleviten. Seite 26<br />
Kaukasus-Poker:<br />
Wann öffnet sich die<br />
Grenze zu Armenien?<br />
Eigentlich hätte bereits am<br />
16. April ein Abkommen unterzeichnet<br />
werden sollen. Nun<br />
richtet sich die Hoffnung auf<br />
den Herbst. Doch es sind viele<br />
Akteure beteiligt. Seite 4<br />
Für alle, die mehr wissen wollen Nr.3 April 2009 1,50 Euro / 1,50 TL<br />
istanbulpost.net<br />
Phase der Neubesinnung:<br />
Konstruktive Politik<br />
Das Ergebnis der Kommunalwahl wird als Botschaft<br />
für alle Parteien kommentiert.<br />
Stefan Hibbeler / <strong>Istanbul</strong> Das Ergebnis der Kommunalwahl lässt sich<br />
folgendermaßen zusammenfassen: Die AKP bleibt mit Abstand stärkste<br />
Partei, büßte jedoch gegenüber der Parlamentswahl rund sieben Prozent<br />
Stimmen ein. Die CHP konnte zwar ihre Stimmen steigern, doch ist sie mit<br />
23,12 % weit davon entfernt, eine Regierungsalternative zu stellen. Die MHP<br />
konnte mit 16,04 % deutlich zuleben und überraschte mit ihren Ergebnissen<br />
in westlichen Provinzen wie Balikesir, Manisa, Usak und Isparta.<br />
Einer Analyse des Meinungsforschungsinstituts A&G zufolge verlor die<br />
AKP vor allem in ihren Hochburgen in Inneranatolien. Die Umfrage deutet<br />
darauf hin, dass die Haltung der Partei gegenüber der Wirtschaftskrise<br />
sowie der polemische Ton, in dem sie den Wahlkampf führte, Wähler verprellte.<br />
Berichtet wird von Wählerwanderungen von der AKP zur Saadet<br />
Parti und zur MHP. Seite 2<br />
“Das Wissen ist ein<br />
unendlicher Ozean.<br />
Wer nach Wissen<br />
sucht, ist ein Taucher<br />
in diesem Meer.”<br />
Mevlana<br />
Autonomes Finanzamt<br />
Der Vorwurf politischer Manipulation und die Bekämpfung der Schattenwirtschaft<br />
führen zur Forderung, nach Autonomie der Finanzverwaltung.<br />
Stefan Hibbeler / <strong>Istanbul</strong> Ende April meldet die<br />
Tageszeitung Hürriyet, dass bei den Finanzämtern<br />
“Kod 5” genannte “Schwarze Listen” geführt werden.<br />
EinenTag zuvor tritt der Verein türkischer<br />
Geschäftsleute und Unternehmer (TÜSIAD) mit einer<br />
Presseerklärung an die Öffentlichkeit, in der<br />
Autonomie für die Finanzverwaltung gefordert<br />
wird. Diese Forderung war zuvor bereits vom Internationalen<br />
Währungsfond erhoben worden.<br />
Sie wurde von der Regierung zurückgewiesen.<br />
Klagen über Schwarze Listen<br />
Die Tageszeitung Hürriyet berichtet am 20.<br />
April, dass Unternehmen, die auf einer “Kod 5” genannten<br />
Liste der Finanzämter geführt werden,<br />
besonderen Überprüfungen unterliegen, die die<br />
normalen Unternehmensaktivitäten einschränken<br />
können. Dem Bericht zufolge erhalten die Unternehmen<br />
jedoch, wenn sie gegen diese Einstufung<br />
vor das Verwaltungsgericht ziehen, Recht.<br />
Der Verwaltungsgerichtshof hat entschieden, dass<br />
die Verwaltung nicht berechtigt sei, solche Listen<br />
zu führen. Gleichwohl hält diese Praxis an.<br />
Erfolgreiche Steuerprüfung<br />
In der Presseerklärung von TÜSIAD wird die<br />
politische Kontrolle der Finanzverwaltung maßgeblich<br />
dafür verantwortlich gemacht, dass eine<br />
wirksame Bekämpfung der Schattenwirtschaft bisher<br />
nicht umgesetzt wurde. Als Hintergrund wird<br />
auf die Befürchtungen der Parteien verwiesen, an<br />
Stimmen zu verlieren.<br />
Weiter verweist TÜSIAD auf den in jüngster<br />
Zeit geäußerten Verdacht, dass die Steuerverwal-<br />
Bereits im Januar hatte die TÜSIAD-Vorsitzende Arzuhan Do¤an Yalç›nda¤ für eine<br />
autonome Finanzverwaltung eingesetzt.<br />
tung politisch instrumentalisiert wird und Steuerstrafen<br />
verhängt werden, die auf die Vernichtung<br />
von Unternehmen zielen.<br />
Um beiden Problemen zu begegnen, schlägt<br />
TÜSIAD vor, der Finanzverwaltung einen autonomen<br />
Status zuzuerkennen.<br />
Kritik an Finanzverwaltung<br />
Die Forderung nach Autonomie für die<br />
Finanzverwaltung war zuvor bereits vom IMF erhoben<br />
worden. Ende Januar hatte Ministerpräsident<br />
Erdogan auf drei Forderungen der IMF verwiesen,<br />
die für ihn inakzeptabel waren - zu ihnen<br />
gehörte auch die Autonomie der Finanzverwaltung.<br />
Hatte TÜSIAD schon zu diesem Zeitpunkt<br />
mit Unverständnis auf die Haltung der Regierung<br />
reagiert, hat sich die Diskussion nach der Verhängung<br />
einer Steuerstrafe gegen die Dogan<br />
Medien Holding erhitzt. Mehr noch als das Sachverhalt<br />
wurde angesichts der Höhe der Strafe der<br />
Vorwurf erhoben, die Regierung benutze die<br />
Finanzverwaltung, um Medien zu disziplinieren.<br />
Der Rechtsstreit in dieser Frage hält an - doch<br />
führt er für alle Beteiligten zu bedeutenden Verlusten.<br />
Politik 2–Pressespiegel 6–Wirtschaft 7–Aus den Sektoren 12 – Kultur 26 – Veranstaltungen 30<br />
FOTO: TÜS‹AD
02<br />
Stefan Hibbeler<br />
<strong>Istanbul</strong><br />
Gedanken<br />
shibbeler@istanbulpost.net<br />
Türkei im Reformdilema<br />
Die Kommunalwahl ist vorbei und noch ist ihr Ausgang kaum<br />
verarbeitet, strömen neue Themen auf die Tagesordnung. Die<br />
Regierung steht der EU im Wort, die Reformen wieder<br />
aufzunehmen.<br />
Der erste Schritt dazu wird Regierungsplänen zufolge beim<br />
Gewerkschaftsgesetz unternommen, das in Übereinstimmung mit<br />
den Standards der Internationalen Arbeitsorganisation ILO gebracht<br />
werden soll. Die Ausschussberatung des Gesetzes ist seit einem<br />
Jahr abgeschlossen. Nun wollte man es in einigen Tagen durchs<br />
Parlament bringen.<br />
Eigentlich war erwartet worden, dass während des Außenministertreffens<br />
der Schwarzmeerkooperation in Erivan ein Protokoll<br />
unterzeichnet würde, mit dem diplomatische Beziehungen zwischen<br />
der Türkei und Armenien aufgenommen und die Landgrenze zwischen<br />
beiden Ländern wieder geöffnet wird. Doch die Kaukasus-<br />
Politik erweist sich angesichts vieler Staaten, die Interesse am Kaukasus<br />
haben, als ein Mienenfeld. Das Abkommen wurde vertagt.<br />
Da die Verhandlungen hinter verschlossenen Türen geführt wurden,<br />
weiß nicht einmal der außenpolitische Ausschuss des Parlaments,<br />
was eigentlich Gegenstand des Protokolls sein sollte.<br />
Nach der Einführung eines ganztägigen kurdischen Fernsehund<br />
eines Radioprogramms durch die staatliche Sendeanstalt TRT<br />
und staatsanwaltschaftlichen Nachforschungen zum Schicksal der<br />
Verschwundenen begann Mitte April eine Ermittlungswelle, die sich<br />
auf die Beziehungen zwischen der kurdisch-orientierten DTP und<br />
der PKK konzentriert. Dutzende Parteimitglieder, Funktionäre und<br />
Vorstandsmitglieder der Partei wurden verhaftet. Die DTP bewertet<br />
dies als Rache aufgrund ihres guten Abschneidens bei der Kommunalwahl<br />
- andere sehen darin eine Politik von Zugeständnissen und<br />
Härte, die neben der PKK auch einer “kurdischen Bewegung” ein<br />
Ende setzen soll.<br />
Die Liste ließe sich erweitern. Vieles ist in den letzten Jahren<br />
festgefahren. Überstürzte Schritte lassen sich jedoch nicht unbedingt<br />
als Entschlossenheit bewerten. Betrachtet man Macht und<br />
Dialog als Gegensatz, könnte man sagen: Die Türkei hat viel Zeit<br />
durch Machtspiele verloren.<br />
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ISTANBUL POST<br />
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Dr. Stefan Hibbeler<br />
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Mükremin Seçim<br />
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Nr.3 | April 2009<br />
istanbulpost.net POLITIK<br />
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Abrechnung mit dem<br />
“tiefen Staat”<br />
Mit der Annahme der zweiten Anklageschrift im Ergenekon-Verfahren<br />
wird der “tiefe Staat” unter Terrorismusanklage gestellt.<br />
Nachdem die “republikanischen Kundgebungen” vom Frühjahr 2007 in die Anklageschrift eingingen,<br />
wird nun für Mai für eine Wiederbelebung dieser Demonstrationen mobilisiert.<br />
Am 24. März nahm das 13. Große Strafgericht<br />
<strong>Istanbul</strong> die Erweiterungsanklage im Ergenekon-<br />
Verfahren an. In dem im Oktober 2008 begonnene<br />
Verfahren gegen 86 Personen wird ihnen die<br />
Mitgliedschaft in einer angenommenen Terrororganisation<br />
“Ergenekon”, die Vorbereitung eines Staatsstreichs<br />
sowie zahlreiche Attentate und Terroranschläge<br />
vorgeworfen. Durch die neue Anklageschrift erweitert<br />
sich die Zahl der Angeklagten um 56. Unter ihnen<br />
befinden sich zwei frühere Generäle des Generalstabs,<br />
Journalisten und Hochschullehrer. In der neuen<br />
Anklageschrift wird festgestellt, dass das, was bis 1999<br />
als “tiefer Staat” - d.h. jenseits von politischer Kontrolle<br />
und rechtsstaatlicher Ordnung operierende Kräfte<br />
innerhalb des Staats - bezeichnet wurde, ab 1999 eine<br />
Reorganisation zu einer auch nichtstaatliche Kräfte<br />
umfassenden Terrororganisation durchlaufen habe.<br />
Gleich nach der Ankündigung einer dritten Anklageschrift<br />
erfolgte eine neue Verhaftungswelle. Betroffen<br />
wurden schwerpunktmäßig frühere Universitätsrektoren<br />
und der Verein zur Unterstützung zeitgemäßen Lebens.<br />
Vorbereitung eines Staatsstreichs<br />
Ein wesentlicher Teil der Vorwürfe ist bereits seit<br />
zwei Jahren bekannt. Im März 2007 veröffentlichte die<br />
Zeitschrift Nokta Tagebücher, die dem pensionierten<br />
Admiral Örnek zugeschrieben werden. Auch wenn<br />
dieser die Authentizität der Aufzeichnungen ablehnt,<br />
wird darin von einem mehrstufigen Plan berichtet, mit<br />
dem ein Teil des Generalstabs zunächst ein Klima schaf-<br />
fen wollte, das einen Putsch rechtfertigen sollte. Zum<br />
einen sollte durch Attentate Unsicherheit geschaffen<br />
werden und zum anderen durch Massenproteste die<br />
Legitimität der Regierung untergraben werden. Der Plan<br />
sei wegen des Widerstands des damaligen Generalstabschefs<br />
Hilmi Özköks nicht ausgeführt worden.<br />
In die Anklageschrift wurden jedoch auch Ereignisse<br />
vor 1999 aufgenommen. Besonders brisant dürfte in<br />
diesem Zusammenhang sein, dass in der Anklageschrift<br />
JITEM aufgegriffen wird. JITEM gilt als Geheimdienstabteilung<br />
der Gendarmerie. Ihre Existenz wurde vom Generalstab<br />
stets dementiert. JITEM werden zahlreiche<br />
Morde an Personen, die als PKK-Sympathisanten verdächtigt<br />
wurden, vorgeworfen. Seit Mitte März wurde<br />
auf der Grundlage von Geständnissen früherer informeller<br />
Mitarbeiter der Sicherheitskräfte begonnen, nach<br />
Gräbern verschwundener Personen zu suchen.<br />
Verfahren mit Fragezeichen<br />
Die Zahl der verdächtigten Personen, die Fülle der<br />
Vorwürfe und die Menge Beweismaterial haben ein Verfahren<br />
entstehen lassen, das weitgehend undurchschaubar<br />
geworden ist. Weitflächige Telefonüberwachungen<br />
und Abhöraktionen und gezielte Indiskretionen gegenüber<br />
der regierungsnahen Presse haben Zweifel gegen<br />
die Unparteilichkeit der Untersuchung gefördert. Von<br />
Kritikern des Verfahrens wird der Vorwurf politischer<br />
Manipulation durch die Regierung sowie durch die<br />
Gülen-Gemeinschaft erhoben, der Einfluss auf die<br />
Polizei nachgesagt wird. Stefan Hibbeler / Ankara<br />
Nach der Kommunalwahl vom 29. März<br />
Für die CHP zeigt die Analyse, dass es der Partei vor<br />
allem gelunden ist, in den Großstädten zuzulegen. Auch<br />
gelang es ihr nach langer Zeit erstmals wieder, auch in<br />
den ärmeren Vorstadtssiedlungen Stimmen zu gewinnen.<br />
Auffällig ist jedoch das West-Ost-Gefälle - in vielen<br />
östlichen und südöstlichen Provinzen lief die Wahl zwischen<br />
AKP und DTP. Zuwächse erhielt die CHP durch Öffnung<br />
- offen bleibt, ob die Partei eine solche Öffnung<br />
landesweit vollziehen kann.<br />
Die kurdisch-orientierte DTP konnte ihre Positionen<br />
in den Südost-Provinzen ausbauen. Es ist der AKP nicht<br />
gelungen, ihren Erfolg bei der Parlamentswahl in dieser<br />
Region zu wiederholen. Trotz der Einführung eines ganztägigen<br />
Fernseh- und Radioprogramms in kurdischer<br />
Sprache und des Beginns der Untersuchung des<br />
Schicksals der Verschwundenen wird von vielen<br />
Kommentatoren der AKP ein Glaubwürdigkeitsproblem<br />
in dieser Region unterstellt. Die Anfang April einsetzende<br />
Verhaftungswelle gegen DTP-Funktionäre mit dem<br />
Vorwurf, dass sie für die PKK gearbeitet hätten, hat<br />
dieses Problem verschärft. Die DTP droht nun mit einen<br />
Auszug aus dem Parlament. <strong>Istanbul</strong> Post / Ankara<br />
FOTO: ARCHIV
ZIVILGESELLSCHAFT<br />
Nr.3 | April 2009<br />
istanbulpost.net<br />
Proteste nach der 12. Verhaftungswelle im Ergenekon-Verfahren Erfolgreiche<br />
Bildungsinitiative unter<br />
Terrorismusverdacht<br />
Die zwölfte Verhaftungswelle der<br />
Ergenekon-Untersuchung konzentrierte<br />
u.a. auf den Verein zur Förderung<br />
zeitgenössischen Lebens. Zahlreiche<br />
Vereinseinrichtungen wurden<br />
durchsucht, die Computer der Vereinszentrale<br />
beschlagnahmt und einige<br />
führende Mitglieder festgenommen.<br />
Besonderes Aufsehen erregte<br />
dabei die Hausdurchsuchung bei<br />
der Vereinsvorsitzenden Türkan Saylan.<br />
In die Ermittlungen wurde damit<br />
die bekannteste und renommierteste<br />
zivilgesellschaftliche Bildungsorganisation<br />
der Türkei einbezogen.<br />
Der 1989 gegründete Verein verfügt<br />
über 96 Niederlassungen in der<br />
Türkei. Auch in Deutschland ist ein<br />
Verein aktiv. Vordergründigstes Ziel<br />
ist die Unterstützung von Bildung.<br />
Dies geschieht zum einen durch individuelle<br />
Zuwendungen für bedürftige<br />
Schüler und zum anderen durch Bemühungen,<br />
die Zahl und Ausstattung<br />
von Schulen zu verbessern. Finanziert<br />
wird diese Arbeit, die sich insbesondere<br />
auf die Verbesserung der<br />
Chancengleichheit sowohl für arme<br />
Bevölkerungskreise als auch insbesondere<br />
für Mädchen konzentriert,<br />
durch Spenden. Außerdem ist der<br />
Verein verschiedene Kooperationen<br />
mit Wirtschaftsunternehmen eingegangen,<br />
die im Rahmen unternehmerischer<br />
Sozialverantwortung einen<br />
Beitrag zur Verbesserung der Ausstattung<br />
von Schulen leisten. Seinem<br />
Selbstverständnis nach sieht sich der<br />
Verein als überparteilich an und führt<br />
seine Aktivitäten in Zusammenarbeit<br />
mit öffentlichen Stellen und Institutionen<br />
durch.<br />
Die Vereinsvorsitzende Türkan<br />
Saylan, die heute 74 Jahre alt ist und<br />
Besondere Empörung löste eine Hausdurchsuchung bei Prof.<br />
Türkan Saylan aus, die als Indentifikationsfigur des Vereins gilt.<br />
eine Krebsbehandlung erfährt, hat<br />
bereits seit den 1970er Jahren insbesondere<br />
auf dem Gebiet der Gesundheitsversorgung<br />
Vereinserfahrung.<br />
Für ihre Tätigkeit erhielt sie mehrere<br />
Auszeichnungen.<br />
Keine Angaben<br />
zu den Ermittlungen<br />
Eine offizielle Erklärung über den<br />
Hintergrund der Durchsuchungen<br />
und Festnahmen durch die Staatsanwaltschaft<br />
erging nicht. Bekannt ist<br />
nur, dass die Maßnahmen im Zusammenhang<br />
mit der Ergenekon-Ermittlung<br />
auf der Grundlage des Antiterrorgesetzes<br />
erfolgten.<br />
Es wird vermutet, dass ein Hintergrund<br />
in der Unterstützung der republikanischen<br />
Kundgebungen 2007<br />
im Vorfeld der Präsidentschaftswahl<br />
besteht. Türkan Seylan war zumindest<br />
bei zwei Kundgebungen als Rednerin<br />
aufgetreten.<br />
Die Tageszeitungen Zaman und<br />
Yeni Safak weisen außerdem darauf<br />
hin, dass es Geheimdienstberichte<br />
gäbe, denen zufolge der Verein auch<br />
PKK-Angehörigen Stipendien zukommen<br />
ließ und außerdem Geld von<br />
Stiftungen entgegennahm, die christliche<br />
Missionstätigkeit betreiben. Die<br />
Zeitungen lassen dabei im Dunkeln,<br />
was an Missionstätigkeit strafbar<br />
bzw. terroristisch sein sollte. Auch ist<br />
nicht bekannt, ob diese Information<br />
aus den Ermittlungsunterlagen oder<br />
aus einer anderen Quelle stammt.<br />
Das Vorgehen gegen den Verein<br />
zur Förderung des zeitgemäßen Lebens<br />
löste landesweit eine breite Solidarisierung<br />
aus. Der Verein teilt mit,<br />
dass das Spendenaufkommen seit<br />
den Festnahmen deutlich gestiegen<br />
sei - auch wenn aufgrund der beschlagnahmten<br />
Computer im Moment<br />
keine Stipendien ausgezahlt werden<br />
können. <strong>Istanbul</strong> Post / Ankara<br />
KAGIDER Präsidentin<br />
Gülseren Onanç<br />
TURKEY'S<br />
CORPORATE<br />
CARGO<br />
03<br />
Frauenförderung<br />
Tausende von Frauen hat das gemeinsam von der Konföderation der<br />
türkischen Gewerbetreibenden und Handwerker (TESK) und der Union der<br />
Gewerbe- und Handwerkskammern (ESOB) zur Förderung weiblichen Unternehmertums<br />
erreicht. Das von der EU geförderte Projekt ermöglichte in<br />
25 Provinzen Fortbildungen für 6.291 Frauen und eine Beratung für weitere<br />
2.755 Frauen. Von den teilnehmenden Frauen haben 255 trotz der<br />
schwierigen Rahmenbedingungen aufgrund der Wirtschaftskrise ein Unternehmen<br />
gegründet. Diese Unternehmen sind zu 20 % im Dienstleistungssektor<br />
angesiedelt. 39 % sind Produktionsbetriebe und 31 % gehen Handelsaktivitäten<br />
nach.<br />
Mit Know How und Selbstvertrauen zum Erfolg<br />
Es handelt sich nicht um das erste Projekt seiner Art. Teils in kommunaler<br />
Trägerschaft, häufig auch getragen durch Frauenorganisationen gibt<br />
es zahlreiche Beispiele für die Förderung selbständiger Erwerbstätigkeit<br />
von Frauen. Sie verfügen in der Regel über einen kurzfristigen Bildungsanteil<br />
- manchmal ist es ein Tag, manchmal eine Woche, manchmal auch<br />
eine Seminarreihe - sowie zusätzliche Beratungsangebote.<br />
Die Ergebnisse zeigen, dass eines der wichtigsten Hindernisse für die<br />
Selbstständigkeit von Frauen beim Selbstvertrauen liegt. Umso größere<br />
Bedeutung kommt den Netzwerkveranstaltungen von Organisationen wie<br />
KAGIDER zu, die einen Erfahrungsaustausch zwischen Unternehmerinnen<br />
ermöglichen und Erfolgsgeschichten herausstellen.<br />
Natürlich kommt noch die Notwendigkeit hinzu, neben den spezifischen<br />
Kompetenzen, die sich auf den Arbeitsbereich eines Unternehmens<br />
beziehen, auch allgemeine betriebswirtschaftliche Kompetenzen zu erlernen.<br />
Doch zeigen die Projekterfahrungen, dass wenn zunächst der erste<br />
Schritt - die Entscheidung für die Selbständigkeit - vollzogen ist, sie durch<br />
Nutzung der vorhandenen Instrumente der Mittelstandsförderung diese<br />
Anforderung meistern können. <strong>Istanbul</strong> Post / Ankara<br />
Stärkung der Lokalpresse<br />
Seit Jahren wird in Zusammenarbeit des türkischen Journalistenvereins<br />
und der Konrad-Adenauer-Stiftung ein Programm für Lokaljournalisten<br />
durchgeführt. Es besteht aus lokalen Seminaren, deren erstes in diesem<br />
Jahr Mitte April in Izmir durchgeführt wurde, dem Lokaljournalistenpreis<br />
sowie einem deutsch-türkischen Lokaljournalismus-Workshop, der der<br />
Vertiefung des internationalen Dialogs dient.<br />
Das seit Jahren durchgeführte Programm bietet neben zusätzlicher<br />
Kompetenz für den Lokaljournalismus zudem eine wichtige Aufwertung für<br />
die häufig unterschätzte Lokalpresse in der Türkei. <strong>Istanbul</strong> Post / Izmir
04<br />
Die Ernennung des dänischen Ministerpräsidenten Rasmussen zum<br />
NATO-Generalsekretär geriet zu einer zähen Verhandlung<br />
Türkisches Veto<br />
gegen Rasmussen<br />
Aufgrund des türkischen Vetos gegen die Ernennung von Anders Fogh<br />
Rasmussen zum NATO-Generalsekretär konnte der Akt erst am zweiten Gipfeltag<br />
vollzogen werden. Hatten Diplomaten noch bis kurz vor dem Gipfel darauf gesetzt,<br />
die türkische Seite werde ihren Widerstand gegen Rasmussen aufgeben, so erklärte<br />
Ministerpräsident Erdogan unmittelbar vor dem Gipfel, dass er den dänischen<br />
Ministerpräsidenten aufgrund dessen Haltung im Streit um die Mohammed<br />
Karikaturen sowie seiner Weigerung, gegen den kurdischen Fernsehsender Roj TV<br />
vorzugehen, für ungeeignet halte. Erdogan unterstrich dabei, dass die Ernennung<br />
Rasmussens die prekäre Lage der NATO in Afghanistan weiter komplizieren könnte.<br />
In die intensiven Verhandlungen mit dem Versuch, eine offene Krise im<br />
Bündnis zu vermeiden, schalteten sich insbesondere US-Präsident Obama, der ein<br />
45minütiges Gespräch mit Staatspräsident Gül führte, und der italienische<br />
Ministerpräsident Berlusconi ein. Im Ergebnis wurde ein Kompromiss gefunden,<br />
der nach inoffiziellen Angaben aus vier Elementen besteht: Zum stellvertretenden<br />
NATO-Generalsekretär wird ein Türke ernannt, die NATO-Repräsentanz in<br />
Afghanistan übernimmt ein Türke, Rasmussen spricht sich durch seine Teilnahme<br />
am Gipfel des Bündnisses der Zivilisationen in <strong>Istanbul</strong> für die Bedeutung des<br />
gegenseitigen Dialogs aus und setzt sich außerdem dafür ein, dass der Sendebetrieb<br />
von Roj TV in Dänemark unterbunden wird.<br />
Ernüchterung nach dem Kompromiss<br />
Die türkische Regierung hat beim EU-Gipfel zwei Zugeständnisse gemacht - sie<br />
hat ohne dies zu thematisieren der Rückkehr Frankreichs in den politischen Arm<br />
der NATO zugestimmt und trotz ihres Einspruchs sich schließlich in Rassmussen als<br />
neuen Generalsekretär gefügt. Wohl darum war es nötig deutlich zu machen, dass<br />
sie Gegenleistungen erhalten hat. Doch haben sich diese “Gegenleistungen” ebenfalls<br />
als problematisch erwiesen. Rasmussen entschuldigte sich nicht für seine Haltung<br />
bei der Karrikaturenkrise, sondern legte seinen Standpunkt dar. Roj TV sendet<br />
weiter aus Dänemark. Und bei den versprochenen Führungsposten in der NATO<br />
melden Deutschland und Frankreich Widerstand an. IP / <strong>Istanbul</strong><br />
Nr.3 | April 2009<br />
istanbulpost.net AUßENPOLITIK<br />
Folgt man Meinungsumfragen<br />
der vergangenen Jahre, so erreichten<br />
Ansehen und Vertrauen<br />
der türkischen Öffentlichkeit gegenüber<br />
den USA im vergangenen<br />
Jahr einen Tiefstpunkt. Die Besetzung<br />
des Iraks, die Erwartung eines<br />
Kriegs mit dem Iran und die<br />
starke Unterstützung Israels durch<br />
die USA schürten Misstrauen.<br />
Zwar bemühte sich bereits die<br />
Bush-Regierung mit der Gewährleistung<br />
von Geheimdienstinformationen<br />
über PKK-Aktivitäten im<br />
Nord-Irak ab November 2007 darum,<br />
die Beziehungen zu verbessern,<br />
doch richten sich die Erwartungen<br />
in der Türkei vor allem auf<br />
Präsident Barrak Obama.<br />
USA dialogorientierter<br />
Mit der Machtübernahme der<br />
Demokraten und Dialogsignalen,<br />
die Präsident Obama bereits während<br />
des Wahlkampfs gegenüber<br />
dem Iran gab, steigt die Hoffnung<br />
der türkischen Öffentlichkeit auf<br />
friedliche Lösungen der Konflikte<br />
in der Region. Zugleich versprechen<br />
sich politische Kreise, dass<br />
die auf gute Beziehungen zu allen<br />
Nachbarn ausgerichtete Außenpolitik<br />
Ankaras auf größere Unterstützung<br />
bei der neuen US-Administration<br />
stößt.<br />
Auf der anderen Seite wird jedoch<br />
in der Türkei nicht vergessen,<br />
dass Obama während des<br />
Wahlkampfs versprach, dass er<br />
die schwebende Gesetzesinitiative<br />
zur offiziellen Anerkennung der<br />
Deportation der Armenier im Ersten<br />
Weltkrieg als Völkermord unterstützen<br />
werde.<br />
Armenien-Politik bleibt umstritten<br />
Nach der Aufnahme eines intensiven Dialogs zwischen der<br />
Türkei und Armenien wird erwartet, dass die Aufnahme diplomatischer<br />
Beziehungen und die Öffnung der Landgrenze zwischen<br />
beiden Ländern kurz bevorsteht. Im Vorfeld des Besuchs von US-<br />
Präsident Obama wurde als mögliches Datum der 16. April genannt.<br />
Am 22. April erklärte Außenminister Babacan überraschend,<br />
dass eine Übereinkunft mit Armenien erzielt und ein Fahrplan<br />
verabredet wurde. Einzelheiten gab er jedoch nicht bekannt. Der<br />
Erklärung gingen u.a. Gespräche mit US-Außenministerin Clinton<br />
voraus.<br />
Die Gesprächsinitiative der Türkei begann unmittelbar nach<br />
dem russisch-georgischen Krieg und wird nachdrücklich von den<br />
USA und der EU unterstützt. Auf der anderen Seite berührt sie<br />
direkt die Beziehungen zwischen der Türkei und Aserbaidschan.<br />
Aufgrund des Völkermordvorwurfs aufgrund der Deportation der<br />
Hoffnung auf zwischen<br />
Türkei und USA<br />
Nach dem Besuch von US-Präsident Obama wird diskutiert, wie<br />
ein neues Kapitel zum wichtigsten strategischen Partner der<br />
Türkei geöffnet werden kann.<br />
Armenier im Ersten Weltkrieg bestehen auch in der türkischen<br />
Öffentlichkeit Vorbehalte gegenüber einer Normalisierung der<br />
Beziehungen zu Armenien.<br />
Aserbaidschan reagierte verstimmt auf die Gerüchte über die<br />
unmittelbar bevorstehende Öffnung der Landgrenze. Hintergrund<br />
ist, dass die Türkei bisher die Öffnung der Grenze von einem<br />
Abzug Armeniens aus allen besetzten aserbaidschanischen<br />
Gebieten abhängig gemacht hat.<br />
Angesichts zunehmender Diskussionen in der Türkei, politischem<br />
Widerstand von MHP und CHP sowie der Verstimmung in<br />
den Beziehungen zu Aserbaidschan erklärte Ministerpräsident<br />
Erdogan, dass eine Öffnung der Grenze nicht in Frage käme, ohne<br />
zuvor eine gemeinsame Historikerkommission zur Untersuchung<br />
des Völkermordvorwurfs einzusetzen. Außerdem müsse dieser<br />
Schritt die Lösung des Bergkarabach-Problems beinhalten. Offen<br />
Zugleich werden in den US-<br />
Medien die AKP und Ministerpräsident<br />
Erdogan zunehmend kritisch<br />
gesehen.<br />
Bemühte sich Außenminister<br />
Ali Babacan auch, das Türkei-Kapitel<br />
im Februar vom US-Außenministerium<br />
vorgelegten Menschenrechtsberichtherunterzuspielen,<br />
ist deutlich, dass sich zur<br />
seit langem bestehenden Kritik an<br />
unzureichender Religionsfreiheit<br />
Bedenken auch im Hinblick auf die<br />
Pressefreiheit hinzugekommen<br />
sind.<br />
Akzent auf Grundrechte<br />
Die neue US-Administration<br />
reagiert auf die Kritik, die auch<br />
nach dem Türkei-Besuch von Außenministerin<br />
Hillary Clinton laut<br />
wurde, weil sie Menschenrechtsfragen<br />
nicht in den Vordergrund<br />
stellte, nicht mit lauten Botschaften.<br />
Dass sich im Besuchsprogramm<br />
von Präsident Obama auch<br />
Termine mit den Vorsitzenden der<br />
Türkei<br />
Oppositionsparteien sowie mit<br />
Repräsentanten ethnischer und<br />
religiöser Minderheiten fanden,<br />
macht deutlich, dass die Menschenrechtsdimension<br />
der bilateralen<br />
Beziehungen nicht an den<br />
Rand geschoben wird.<br />
Auf der anderen Seite setzen<br />
sowohl die USA als auch die europäische<br />
Staaten zunehmende<br />
Hoffnungen auf die Türkei.<br />
Themenspektrum<br />
Angefangen mit einem stärkeren<br />
Engagement der Türkei in<br />
Afghanistan über Hilfestellungen<br />
bei der Entspannung der Beziehungen<br />
zum Iran bis hin zur Verbesserung<br />
der türkisch-armenischen<br />
Beziehungen, die neue<br />
Spielräume für eine westliche<br />
Kaukasus-Politik böte, gibt es zudem<br />
Bedarf an einer Verbesserung<br />
der bilateralen Beziehungen.<br />
Dabei wird für die nächsten<br />
Monate erwartet, dass der US-Abzug<br />
aus dem Irak - im Hinblick auf<br />
die Nutzung türkischen Territoriums<br />
sowie einer türkischen Unterstützung<br />
für den kurdischen<br />
Nord-Irak - sowie die Lage in Afghanistan<br />
im Vordergrund der US-<br />
Interessen stehen.<br />
Nach dem Obama-Besuch entfaltete<br />
sich die Diskussion, welche<br />
Haltung das Weiße Haus gegenüber<br />
dem politischen Islam einnehmen<br />
wird. Kommentatoren aus<br />
den USA merken an, dass zwar der<br />
“gemäßigte Islam” zunehmend in<br />
US-Medien kritisch bewertet wird,<br />
es jedoch keine konreten Zeichen<br />
für einen Politikwechsel gibt.<br />
IP / <strong>Istanbul</strong><br />
Armenien<br />
bleibt, ob die zwischen der Türkei und Armenien gefundene Übereinkunft<br />
ausreichend aserbaidschanische Interessen berücksichtigt.<br />
Sonst könnten die empfindlichen Gleichgewichte im Kaukasus<br />
erneut in Bewegung geraten. IP / Ankara
Regierungswechsel in Nord-Zypern:<br />
TÜRKEI - EU<br />
Keine Wiedervereinigung?<br />
Bei der Parlamentswahl am 19. April hat die CTP<br />
unter Ministerpräsident Soyer eine schwere Niederlage<br />
hinnehmen müssen. Nur zwei Tage vor der Wahl äußerte<br />
sich der nordzyprische Staatspräsident Talat, dass der<br />
Regierungswechsel die Verhandlungen über die Wiedervereinigung<br />
der Insel belasten könnte. Demgegenüber<br />
hatten die Oppositionsparteien vor der Wahl angekündigt,<br />
dass sie den Verhandlungsprozess unterstützen<br />
werden, sofern die auf türkischer Seite ausgehandelten<br />
Positionen eingehalten werden.<br />
Folgt man den Analysen von Meinungsforschern im<br />
Vorfeld der Wahl, spielt die Wiedervereinigung für die<br />
nordzyprischen Wähler kaum eine Rolle bei ihrer Entscheidung.<br />
Bestimmt wird die Wahl von wachsender<br />
Wut über die sich verschlechternden Lebensbedingungen.<br />
Sinkende Hoffnung auf Ergebnis<br />
Zugleich zeigen internationale Meinungsumfragen<br />
bereits seit einer ganzen Weile, dass sowohl im griechischen<br />
Süden der Insel wie auch im türkischen Norden<br />
die Erwartung, dass die Verhandlungen über die<br />
Wiedervereinigung der Insel erfolgreich abgeschlossen<br />
werden, stark gesunken sind. Sie zeigen außerdem, dass<br />
nicht nur unter Politikern, sondern auch unter den beiden<br />
Bevölkerungsgruppen die Vorstellungen darüber,<br />
wie eine Lösung ausehen kann, weit auseinander fallen.<br />
Berichte über den bisherigen Verhandlungsverlauf<br />
zeigen, dass der Fortschritt langsam ist und in grundsätzlichen<br />
Fragen bisher keine Übereinkunft erzielt werden<br />
konnten. Zudem warf insbesondere die türkische<br />
Seite ihren griechischen Gesprächspartnern vor, “auf<br />
Zeit zu spielen”. Sie hebt hervor, dass angesichts der EU-<br />
Positionen sowohl zur Europaparlamentswahl als auch<br />
zu Sanktionen gegenüber der Türkei aufgrund der<br />
Weigerung, Häfen und Flughäfen für Fahrzeuge aus Süd-<br />
Zypern zu öffnen, die Zeit zugunsten griechischer Positionen<br />
arbeitet.<br />
Eigentor für die EU-Politik<br />
Natürlich wird man nicht behaupten können, dass<br />
die Niederlage der CTP alleiniges Verdienst der EU-Politik<br />
ist. Doch man wird fragen können: Wenn wichtige<br />
Kreise innerhalb der EU an einer Lösung des Zypern-<br />
Problems interessiert sind und die CTP darin als wichtigen<br />
Partner ansehen - warum hat man dann Nord-<br />
Zypern “hängen gelassen”?<br />
Wenn die Meinungsforscher erklären, dass die Parlamentswahl<br />
von wirtschaftlichen Faktoren entschieden<br />
wurde, so liegt der Zusammenhang mit dem<br />
anhaltenden Embargo gegenüber Nord-Zypern auf der<br />
Hand. Nicht einmal der für den nordzyprischen Tourismus<br />
wichtige Schritt der Ermöglichung von Direktflügen<br />
von Europa nach Lefkosa konnte ermöglicht werden.<br />
Die CTP war im Vorfeld des Referendums über den<br />
Annan-Plan an die Macht gekommen. Sie wurde getragen<br />
von der Hoffnung, dass das Zypern-Problem gemäß<br />
europäischer Standards mit einem Kompromiss gelöst<br />
werden könnte. Das Vertrauen in die EU ist stark<br />
geschwunden.<br />
Nun ist die EU mit einer Regierung in Nord-Zypern<br />
konfrontiert, die ihr weit skeptischer gegenübersteht.<br />
Selbst die Lösung kleiner und alltäglicher Probleme, die<br />
sich aufgrund der hohen Sensibilität für Statusfragen<br />
beider zyprischer Bevölkerungsgruppen dennoch als<br />
schwierig erweist, ist unter diesen Voraussetzungen<br />
nicht einfacher geworden. Stellt sich die Frage, ob die EU<br />
über eine Zypern-Politik verfügt. IP / Nord-Zypern<br />
EU-konforme Organisationsfreiheit<br />
Als einen ersten Schritt zur Einlösung<br />
der Ankündigung, nach der<br />
Kommunalwahl die EU-Reformen<br />
wieder aufzunehmen, hat die Regierung<br />
die seit vergangenem Jahr aufgeschobene<br />
Reform des Gewerkschaftsgesetzes<br />
aufgegriffen. Die<br />
Reform ist Vorbedingung für die<br />
Aufnahme der Beitrittsverhandlungen<br />
im Kapitel “Sozialcharta und<br />
Beschäftigung”.<br />
Das im vergangenen Jahr eingebrachte<br />
Gesetz, dessen Ausschussberatungen<br />
bereits abgeschlossen<br />
sind, sieht vor, das türkische Gewerkschaftsrecht<br />
in Übereinstimmung<br />
mit den Standards der Internationalen<br />
Arbeitsorganisation ILO<br />
zu bringen.<br />
Entfallen soll die Verpflichtung<br />
für Gewerkschaften, landesweit in<br />
ihrer Branche zehn Prozent der<br />
Beschäftigten organisieren zu müssen.<br />
Weiterhin soll die notarielle Beglaubigung<br />
beim Aufnahmeantrag in<br />
eine Gewerkschaft entfallen.<br />
Die für die Tariffähigkeit geltende<br />
Klausel eines Organisationsgrads<br />
von fünfzig Prozent der Beschäftigten<br />
soll gesenkt werden.<br />
Bis zur letzten Minute wird über<br />
weitere Einzelheiten verhandelt.<br />
Nr.3 | April 2009<br />
istanbulpost.net<br />
Yaflar Yak›fl<br />
Ehemaligen<br />
Außenminister<br />
der Türkei<br />
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05<br />
Unabhängiger Weg nach Europa<br />
Der Vorschlag Deutschlands, anstelle der Vollmitgliedschaft eine<br />
"privilegierte Partnerschaft" vorzusehen und das Veto Frankreichs<br />
gegen die Öffnung von fünf Kapiteln der Beitrittsverhandlungen mit<br />
der Begründung, dass diese Kapitel zur Mitgliedschaft der Türkei<br />
führen würden, haben eine offensichtliche Enttäuschung in der<br />
türkischen Öffentlichkeit gegenüber der Europäischen Union (EU)<br />
ausgelöst. Doch die offizielle Reaktion der Türkei fiel etwas anders<br />
aus.<br />
Die türkische Führung glaubt, dass ob die Türkei in die EU eintritt<br />
oder nicht nicht gemäß der heutigen Bedingungen, sondern<br />
gemäß der Bedingungen entschieden wird, die zum Zeitpunkt gelten,<br />
an dem die Türkei die EU-Schwelle erreicht hat. Ob die Türkei<br />
in die EU eintritt oder nicht wird durch Faktoren wie das zu jenem<br />
Zeitpunkt vorhandene internationale Panorama, die internationalen<br />
Kräftegleichgewichte, welche Parteien zu diesem Zeitpunkt in verschiedenen<br />
Ländern an der Macht sein werden sowie der<br />
Wahrnehmungsstil der EU durch die türkischen Öffentlichkeit<br />
entschieden werden.<br />
Die Türkei hat begonnen, eigene Prioritäten zu setzen<br />
So hatte der vorherige französische Staatspräsident Jacques<br />
Chirac beim EU-Gipfel 2004 gesagt: "Wenn die EU eine<br />
Freihandelszone bliebe, könnten wir dies auch ohne die Türkei.<br />
Doch wenn die EU sich zum Ziel setzt, globale Verantwortung zu<br />
übernehmen, geht dies nicht ohne die Türkei." In gleicher Weise<br />
hat in Deutschland die SPD als vorherige Regierungspartei und jetziger<br />
Koalitionspartner die Mitgliedschaft der Türkei unterstützt.<br />
Aus diesem Grund darf die Türkei sich nicht mit den Positionen,<br />
die in einigen EU-Ländern vorgetragen werden, aufhalten, sondern<br />
muss jenseits des Horizonts schauen und sich Zielen wie der<br />
Entwicklung des Lebensstandards des türkischen Volkes, der<br />
Entwicklung des Raums der Grundrechte und Freiheiten, einer<br />
besser funktionierenden Demokratie, der Verankerung einer transparenteren<br />
Marktwirtschaft und einer Minimierung der Korruption<br />
zuwenden.<br />
Aus diesem Grunde hat die Türkei im Jahr 2007 einen auf<br />
7 Jahre angelegten Plan für den EU-Beitritt veröffentlicht. Es ist<br />
zugleich auch ein Dokument dafür, dass sich die Türkei nicht vom<br />
Ziel des EU-Beitritts, jedoch von der Beeinflussung durch die EU<br />
entfernt. Denn die Türkei bringt damit zum Ausdruck, dass sie die<br />
Prioritäten für die zu verwirklichenden Reformen nicht mehr gemäß<br />
der EU, sondern ihren eigenen Prioritäten verwirklicht.
06<br />
Nr.3 | April 2009<br />
istanbulpost.net PRESSESPIEGEL<br />
Während sich die einen über die Haltung des Generalstabschefs zur kurdischen Kultur freuen,<br />
zeigen sich andere über das politische Gewicht des Militärs besorgt.<br />
Zwiespältige Haltung zur Armee<br />
Am 21. April hielt Generalstabschef General Ilker Basbug eine Rede an der Kriegsakademie in <strong>Istanbul</strong>. Die Rede war als Jahresauswertung<br />
angekündigt und wurde von einigen Fernsehsendern in voller Länge live übertragen. General Basbug nahm zur Rolle der Armee, zur kurdischen<br />
Kultur und inneren wie äußeren Sicherheitsrisiken Stellung.<br />
CUMHUR‹YET VATAN RAD‹KAL<br />
Kurden-Erklärung<br />
von Basbug<br />
Neue Erklärungen<br />
von Basbug<br />
Generalstabschef General Ilker Basbug hob hervor, dass<br />
der Laizismus in der Türkei den Charakter eines Grundsteins<br />
für alle übrigen Werte habe. Auch verwies Basbug darauf, dass<br />
einige religiöse Gemeinschaften, nachdem sie wirtschaftliche<br />
Macht erreicht haben und auch auf sozialem und politischem<br />
Gebiet wirksam werden wollen, die Streitkräfte als Hindernis<br />
betrachten und sie darum zur Zielscheibe nehmen. Er sagte,<br />
dass die Armee nie gegen die Religion gewesen sei. Es sei undenkbar,<br />
neue Minderheitengruppen schaffen zu wollen und<br />
diese durch die Verfassung zu definieren. Ethnische Auseinandersetzungen<br />
werden in der Türkei nicht stattfinden. Mit<br />
Verweis auf Atatürk wies Basbug darauf hin, dass für die Türkei<br />
ein auf der Staatsbürgerschaft gegründeter Nationalismus<br />
gelten müsse.<br />
Bei seiner Rede vor der Kriegsakademie nahm Basbug eine<br />
Bewertung grundlegender Probleme der Türkei vor.<br />
HÜRR‹YET<br />
Gesetzesänderung<br />
zum Terrorismus<br />
Die Hürriyet überschreibt ihre Meldung zur Basbug-Rede<br />
mit “um die Terroristen zum Verlassen der Berge zu bewegen,<br />
bedarf es einer Gesetzesänderung”. Es folgt unter einem Foto<br />
des Generals das Zitat: “Der Staat muss, um die Mitglieder in<br />
den Bergen von der Terrororganisation zu trennen, zur<br />
Verbesserung der Anwendbarkeit des geltenden Rechts, einige<br />
Veränderungen vornehmen.<br />
In der Meldung werden als Botschaften “Die Armee ist<br />
nicht religionsfeindlich” und “Auch Obama hat die Wichtigkeit<br />
erkannt” hervorgehoben und die Aussagen Basbugs zu<br />
Religion und Laizismus wiedergegeben.<br />
In der gleichen Ausgabe beschäftigen sich vier Kolumnisten<br />
mit unterschiedlichen Aspekten der Basbug Rede.<br />
Während Yalcin Dogan darauf hinweist, dass Basbug nicht von<br />
“Reaktion” sondern von “religiösen Gemeinschaften” sprach,<br />
setzt sich Ahmet Hakan mit der Beziehung der türkischen<br />
Medien und dem Militär auseinander: Eine ironische Betrachtung<br />
über Kleiderordnung und Sitzordnung...<br />
Im Untertitel zur Schlagzeile weist die Vatan darauf hin,<br />
dass General Basbug mit “primärer” und “sekundärer”<br />
Identität eine ähnliche Position einnahm, wie sie 2005 schon<br />
Ministerpräsident Erdogan eingenommen hatte. Die Zeitung<br />
fährt fort: “Nachdem Basbug gesagt hatte, dass die Armee für<br />
den Nationalstaat und eine einheitliche Staatsstruktur eintrete,<br />
nahm er hinsichtlich einer Lösung innerhalb einer einheitlichen<br />
Staatsstruktur wichtige Bewertungen vor.”<br />
Weiter weist die Vatan darauf hin, dass Basbug in seiner<br />
zweistündigen Rede von Samuel Huntington bis Montesquieu<br />
zwölf Zitate verwendete. Außerdem verwies er auf die Präsidenten<br />
Kennedy und Obama.<br />
Den Inhalt der Rede gibt die Vatan in vier Punkten wieder:<br />
Die Armee ist nicht religionsfeindlich. In den Beziehungen<br />
zwischen ziviler Autorität und Armee dominiert die zivile Autorität.<br />
Unter den Gefallenen befinden sich auch Kurden und<br />
Zaza sowie der Verweis auf die religiösen Gemeinschaften.<br />
YEN‹ fiAFAK<br />
Das Volk der Türkei -<br />
Erklärung<br />
General Ilker Basbug sprach zum ersten Mal die Worte<br />
Mustafa Kemal Atatürks “Das Volk der Türkei ist die türkische<br />
Nation” aus. Basbug sagte, die Streitkräfte sind nicht gegen die<br />
Religion.<br />
Er betonte, dass in der Beziehung von Militär und ziviler<br />
Autorität letztere natürlich bestimmend sei.<br />
Kurdische Bürger wurden keiner systematischen Assimilation<br />
unterworfen.<br />
Die Streitkräfte sind Partei beim Schutz des Nationalstaates<br />
und der einheitlichen Staatsstruktur.<br />
Die Streitkräfte waren zu keinem Zeitpunkt gegen die<br />
Religion.<br />
Einige religiöse Gemeinschaften sehen sich als Akteur auf<br />
dem Gebiet der Demokratie an und glauben, eine bedeutende<br />
Machtposition erreicht zu haben.<br />
“Aus der Türkei stammend”-Erklärung<br />
Erklärungen des Generalstabschefs: Die Türkische Republik<br />
wurde vom Volk der Türkei gegründet - wir haben keine<br />
Probleme mit wirklicher Religiosität - eine zweite Identität ist<br />
ein Reichtum.<br />
Die Radikal fasst die wichtigsten Aussagen der Rede<br />
folgendermaßen zusammen:<br />
Autonomie des Militärs: “Objektive Kontrolle” ist die<br />
Norm, mit der die solidiste Kontrolle der zivilen Autorität über<br />
die Streitkräfte hergestellt wird. Darum muss dem Militär ein<br />
bedeutendes Maß an Autonomie zugestanden werden. Die<br />
Grenzen müssen durch Gesetz bestimmt werden.<br />
Unter unseren heldenhaften Gefallen befindet sich eine<br />
große Zahl von Kurden und Zaza.<br />
Nationalstaaten beruhen auf dem Prinzip der<br />
Staatsbürgerschaft.<br />
Einige religiöse Gemeinschaften versuchen zunächst wirtschaftliche<br />
Macht zu erreichen und dann das soziale und politische<br />
Leben zu bestimmen.<br />
ZAMAN<br />
Staatsbürgerschaft<br />
gemeinsame Identität<br />
Die Meldung über die Rede von General Basbug findet sich<br />
kurz auf der Titelseite und etwas länger auf den mittleren<br />
Seiten der Zaman. Die drei Kommentare zur Rede dürften<br />
deren Wiedergabe um das vier- bis fünffache übersteigen.<br />
Beifall fand die Rede bei Mümtaz’er Türkönü. Er bewertet<br />
die Rede als ein Indiz für den Fortschritt, der in den vergangenen<br />
Jahren bei der Demokratisierung erzielt worden ist.<br />
Dies hebt Türkönü hervor, indem er zusätzlich darauf hinweist,<br />
dass die Rede zu einem Zeitpunkt gehalten wird, zu dem<br />
frühere Generalstabsoffiziere mit dem Vorwurf, einen Putsch<br />
geplant zu haben, vor Gericht stehen. Im Hinblick auf das Kurdenproblem<br />
geht er davon aus, dass die bestehenden Hindernisse<br />
zur Überwindung des Terrorismus in einem einzigen und<br />
machtvollen Schritt überwunden werden. Mustafa Ünal dagegen<br />
freute sich über den akademischen Stil der Rede, während<br />
A. Turan Alkan sich dem Ereignis ironisch annäherte.
INFLATION*<br />
11,99 12,82 12,40 9,50 7,73 7,89<br />
Okt.<br />
‘08<br />
Nov.<br />
‘08<br />
Dez.<br />
‘08<br />
Jan.<br />
‘09<br />
*Verbraucherpreise, 12 Monatszeitraum<br />
Feb.<br />
‘09<br />
Mrz.<br />
‘09<br />
WIRTSCHAFT<br />
Nr.3 | April 2009<br />
istanbulpost.net<br />
EXPORT* DEVISENKURSINDEX* VERBRAUCHERVERTRAUEN*<br />
12.830 9.725 9.339 9.724 7,891 8,317<br />
Sep.<br />
‘08<br />
Okt.<br />
‘08<br />
Nov.<br />
‘08<br />
Dez.<br />
‘08<br />
172,9 169,4 166,8 165,3 163,2 158,3<br />
Okt.<br />
‘08<br />
Nov.<br />
‘08<br />
Dez.<br />
‘08<br />
Jan.<br />
‘09<br />
Feb.<br />
‘09<br />
Mrz.<br />
‘09<br />
74,24 68,80 69,90 71,56 74,01 74,77<br />
*Import/Export (Mrd. Dollar) *1995=100 *100=neutral, unter 100=negativ<br />
Die Talsohle erreicht<br />
Außenhandel und Industrieproduktion verzeichnen seit Monaten<br />
Rekordrückgänge. Doch das Tempo des Rückgangs verlangsamt<br />
sicht. Es besteht Hoffnung auf Konsolidierung.<br />
Ende März meldete das Türkische<br />
Statistikinstitut einen Rückgang des Bruttoinlandsprodukts<br />
um 6,4 %. Es war der erste Rückgang<br />
seit 2001 und einige Wirtschaftsindikatoren<br />
deuten darauf hin, dass insbesondere die Industrie<br />
von der weltweiten Wirtschaftskrise stärker<br />
betroffen ist, als von der schweren Krise 2001.<br />
Der Index der Industrieproduktion sank im<br />
Februar um 25,9 % gegenüber dem Vorjahresmonat.<br />
Beim Außenhandel steht einem Rückgang des<br />
Exports von 24,9 % ein Importrückgang von 47,6 %<br />
gegenüber. Der starke Rückgang des Außenhandels<br />
und insbesondere die nachlassende Investitionstätigkeit<br />
führen verändern die Zahlungsbilanz.<br />
Statt wie im vergangenen Jahr Rekorddefizite<br />
auszuweisen, ist der Zahlungsbilanzüberschuss in<br />
den ersten beiden Monaten 2009 auf rund eine<br />
halbe Milliarde Dollar angewachsen.<br />
Die Entwicklung blieb nicht ohne Folgen für<br />
den Arbeitsmarkt. Mitte März meldete das<br />
Statistikinstitut, dass die Zahl der Arbeitslosen auf<br />
3,3 Millionen gestiegen ist.<br />
Konstruktive Interpretation<br />
Die gerade angeführten Zahlen vermitteln das<br />
Bild von Wirtschaftsaktivitäten im freien Fall. Es<br />
gibt jedoch weitere Daten und unterschiedliche<br />
Interpretationen.<br />
Betrachtet man den Anstieg der Arbeitslosigkeit,<br />
stellt sich heraus, dass die Zahl der<br />
Beschäftigten sowohl in der Landwirtschaft als<br />
auch außerhalb gestiegen ist. Dies bedeutet, dass<br />
trotz des starken Beschäftigungsabbaus in der<br />
Industrie und einigen anderen Wirtschaftszweigen<br />
der Anstieg der Arbeitslosigkeit auch auf eine<br />
höhere Erwerbsbeteiligung zurückzuführen ist.<br />
Betrachtet man den Rückgang der Industrieproduktion<br />
und zieht nicht den Vorjahresmonat,<br />
sondern den Vormonat zum Vergleich heran, zeigt<br />
sich, dass sich das Tempo des Rückgangs in den<br />
letzten drei Monaten verlangsamt hat. Bei der<br />
Umfrage zur Kapazitätsauslastung der Industrie<br />
zeigte sich im März ein Anstieg gegenüber Februar<br />
- auch wenn das Niveau deutlich unter dem<br />
Vorjahresmonat liegt.<br />
Ein ähnliches Bild vermittelt auch die<br />
Konjunkturumfrage im März, die von der Zentralbank<br />
gemeinsam mit dem Statistikinstitut durchgeführt<br />
wird. So liegt der Auftragseingang unter<br />
dem Niveau des Vorjahrs, jedoch hat sich das<br />
Jan.<br />
‘09<br />
Feb.<br />
‘09<br />
Die Konjunkturmaßnahmen der Regierung haben die Produktion in einigen Sektoren<br />
wieder angekurbelt. Offen bleibt jedoch, ob nach Auslaufen dreimonatiger Steuernachlässe<br />
die Nachfrage erneut einbricht.<br />
Tempo des Rückgangs verlangsamt. Betrachtet<br />
man den Verlauf des Gesamtindexes zeigt sich,<br />
dass im Februar ein Tiefsstand erreicht wurde und<br />
sich im März eine Aufwärtsentwicklung abzuzeichnen<br />
beginnt. Wie tragfähig diese ist, wird<br />
sich nicht zuletzt vor dem Hintergrund der<br />
Entwicklungen im Ausland erweisen müssen.<br />
Maßnahmen noch nicht meßbar<br />
Hinzu kommt, dass die Auswirkung der<br />
kurzfristigen Mehrwertsteuersenkungen, die für<br />
Sektoren wie Kraftfahrzeuge, Küchengeräte,<br />
Elektronik und Bauwesen eingesetzt wurden,<br />
noch nicht aus den Statistiken ablesen lassen.<br />
Vom Kraftfahrzeugsektor ist bekannt, dass die<br />
im März in Kraft getretene Mehrwertsteuersenkung<br />
innerhalb von zwei Wochen dazu führte,<br />
dass die Lagerbestände der Automobilindustrie<br />
abgebaut wurden. Paradoxer Weise führte die<br />
Maßnahme dazu, dass sich seitdem Lieferzeiten<br />
verlängern und Preise erhöht werden.<br />
Beim Außenhandel lässt sich feststellen, dass<br />
sich die Unternehmen auf neue Märkte zu orientieren<br />
versuchen. So ist in den vergangenen zwei<br />
Monaten der Anteil Europas als Ziel türkischer<br />
Exporte deutlich zurückgegangen. Die Regierung<br />
bemüht sich, diese Entwicklung durch außenpolitische<br />
Maßnahmen und durch die Erhöhung von<br />
Exportgarantien sowie zinsvergünstigten Krediten<br />
zu verstärken.<br />
Angesichts der Wachstumsraten bei der Industrieproduktion<br />
und des Exports der letzten<br />
Jahre werden wir auch in den nächsten Monaten<br />
von Rekordeinbrüchen lesen. Auch zeichnet sich<br />
ab, dass das Bruttoinlandsprodukt der Türkei in<br />
diesem Jahr in einer Größenordnung zwischen 2<br />
und 7 Prozent zurückgehen wird. Wenn jedoch<br />
keine weiteren Schocks internationaler Märkte<br />
die Türkei treffen, zeichnet sich eine Stabilisierung<br />
ab. Eine Erholung jedoch wird noch einige<br />
Zeit auf sich warten lassen. Stefan Hibbeler /<br />
<strong>Istanbul</strong><br />
Okt.<br />
‘08<br />
Nov.<br />
‘08<br />
Dez.<br />
‘08<br />
Jan.<br />
‘09<br />
Feb.<br />
‘09<br />
Mrz.<br />
‘09<br />
07<br />
Neuer Plan<br />
für 2009<br />
Wirtschaftskrise zwang zur<br />
Korrektur von<br />
Wirtschaftsindikatoren<br />
Am 12. April stellte der stellvertretende<br />
Ministerpräsident Nazim<br />
Ekren die Grundzüge der revidierten<br />
Wirtschaftsplanung für die kommenden<br />
Jahre vor. In einem ersten<br />
Schritt wird das der EU zugeleitete<br />
Wirtschaftsprogramm in der Beitrittsphase<br />
korrigiert. Die mittelfristige<br />
Planung soll bis Mai überarbeitet<br />
werden.<br />
Die neue Schätzung geht davon<br />
aus, dass die türkische Volkswirtschaft<br />
in diesem Jahr um 3,6 %<br />
schrumpfen wird. Für das kommende<br />
Jahr wird ein Wachstum von 3,3 %<br />
und für 2011 eines von 4,5 % vorhergesehen.<br />
Erholung in 2010<br />
Die Regierung geht in diesem<br />
Jahr von einer Inflation von 7,5 % aus,<br />
die 2010 auf 6,5 und 2011 auf 5,5 %<br />
zurückgehen wird. Mit 11 Mrd. Dollar<br />
wird das Zahlungsbilanzdefizit in<br />
diesem Jahr voraussichtlich nur ein<br />
Drittel des Vorjahresniveaus erreichen.<br />
Die auf dieser Grundlage revidierte<br />
Haushaltsschätzung sieht eine<br />
deutliche Zunahme des Defizits vor.<br />
Lag dem geltenden Haushalt die<br />
Annahme zugrunde, dass das Defizit<br />
1,5 % des Bruttoinlandsprodukts<br />
betragen werde, so wird jetzt von<br />
einer Relation von 4,6 % ausgegangen.<br />
Dies entspricht einem Haushaltsdefizit<br />
von 48 Mrd. TL. Für die<br />
kommenden beiden Jahre soll das<br />
Defizit auf 39 Mrd. TL bzw. 40 Mrd. TL<br />
gesenkt werden. IP WR
08<br />
DIE WIRTSCHAFT IN<br />
ZAHLEN<br />
INFLATIONSRATE (%)<br />
Produzentenpreise<br />
Verbraucherpreis<br />
(Index 2003)<br />
AUßENHANDEL<br />
Export<br />
Dezember (Mrd. $)<br />
Import<br />
Dezember (Mrd. $)<br />
Außenhandeldefizit<br />
Dezember (%)<br />
Exportindex Menge<br />
Monat April<br />
(Neu: 2003=100)<br />
Exportindex Wert<br />
Monat April<br />
(Neu: 2003=100<br />
März<br />
1,10<br />
0,29<br />
Stand Februar<br />
BRUTTOSOZIALPRODUKT (2008)<br />
1. Quartal<br />
3,9<br />
2. Quartal<br />
6,7<br />
8,317<br />
8,398<br />
1,0<br />
160.7<br />
131.5<br />
ERWARTUNGSABFRAGE ZENTRALBANK<br />
Bericht vom 1. Befragung März 2009<br />
Verbraucherpreise<br />
6,58<br />
(Jahresende)<br />
Dollarkurs<br />
1,7041<br />
(Jahresende)<br />
Wachstum<br />
-1,0<br />
(Jahr gesamt, %)<br />
ZAHLUNGSBILANZ (Mio USD)<br />
Bilanzergebnis<br />
Netto-Investitionsbilanz<br />
3. Quartal<br />
0,5<br />
Januar<br />
291<br />
614<br />
Nr.3 | April 2009<br />
istanbulpost.net WIRTSCHAFT<br />
Vormonat<br />
-0,34<br />
1,17<br />
Vormonat<br />
7,891<br />
9,271<br />
14,9<br />
145,8<br />
137.5<br />
4. Quartal<br />
-6,2<br />
zuvor<br />
7,22<br />
1,6546<br />
0,0<br />
zuvor<br />
-3.003<br />
-162<br />
Am 13. Mai empfängt die deutschtürkische<br />
Industrie- und Handelskammer<br />
(ahk) ihre deutsch-bulgarische<br />
Schwesterorganisation. Die deutschbulgarische<br />
IHK wird unter Teilnahme<br />
ihres Hauptgeschäftsführers Dr. Mittko<br />
Vassilev und dem deutschen Botschafter in Sofia Michael<br />
Geier ihre Vorstandssitzung in <strong>Istanbul</strong> abhalten. Die ahk<br />
wiederum bereitet die Vorstandssitzung vor und stellt ein<br />
Rahmenprogramm für die Gäste zusammen. Bulgarien und die<br />
Türkei verfügen - ebenso wie zu Deutschland über historisch<br />
weit zurückreichende kulturelle wie auch wirtschaftliche Beziehungen,<br />
die in den vergangenen Jahren an Bedeutung zugenommen<br />
haben. Zugleich bietet die Metropole am Bosporus<br />
vielfältige Möglichkeiten, sich dieser Beziehungen auf angenehme<br />
Weise bewusst zu werden.<br />
Vom 18. bis 21. Juni findet anlässlich des 20jährigen Bestehens<br />
der Städtepartnerschaft Berlin <strong>Istanbul</strong> eine Delegationsreise<br />
von der Spree an den Bosporus statt. Neben dem<br />
politischen Rahmenprogramm wird auch eine Gruppe deutscher<br />
Unternehmen aus dem Bereich erneuerbarer Energie<br />
die Reise nutzen, um neue Kontakte zu knüpfen und Informationen<br />
über diesen Wachstumsmarkt in der Türkei zu erhalten.<br />
Nähere Informationen: www.dtr-ihk.de<br />
Fairer Wettbewerb<br />
im Einzelhandel<br />
Ein Gespräch mit dem Präsidenten der <strong>Istanbul</strong>er<br />
Einzelhändlerkammer Ismail Keskin<br />
Der Einzelhandel ist in Bewegung<br />
- wohin geht Ihrer Meinung nach<br />
diese Entwicklung?<br />
Unseren Informationen zufolge gibt<br />
es in der Türkei insgesamt rund 200.000<br />
kleine Lebensmittelgeschäfte. In <strong>Istanbul</strong><br />
sind es 25.000 - auch wenn nicht alle von<br />
ihnen Mitglied unserer Kammer sind.<br />
Vielleicht muss ich für Ihre Leser noch<br />
hinzufügen, dass diese Geschäfte, die wir<br />
“bakkal” nennen, zwar überwiegend Lebensmittel,<br />
Zigaretten und Zeitungen verkaufen,<br />
doch daneben auch viele andere<br />
Waren des alltäglichen Bedarfs.<br />
Heute haben diese Geschäfte einen<br />
Marktanteil von 60 % am Umsatz des Einzelhandels.<br />
D.h. die bakkal sind nach wie<br />
vor die dominierende Form im Handel.<br />
Doch bis vor wenigen Jahren lag ihr<br />
Marktanteil noch bei 80 %.<br />
Fehlinvestitionen der Großen<br />
Heute konkurrieren die bakkal mit<br />
Supermärkten und internationalen Warenhausketten.<br />
Es sind große Investitionen<br />
getätigt worden. Große Risiken sind<br />
eingegangen worden, denn wenn die erwarteten<br />
Gewinne nicht eintreten, droht<br />
der Konkurs.<br />
Nun ist durch die Investitionen im<br />
großen Stil der Markt überlastet worden.<br />
Der Markt hat eine bestimmte Aufnahmekapazität.<br />
Mit immer neuen Investitionen<br />
steigt die Belastung des Marktes. 2007<br />
Aktuelle Rechtsentwicklung<br />
AHK schlägt Brücken Ulya Selçuk<br />
Verordnung zu Kurzarbeit und<br />
Kurzarbeitergeld ist in Kraft getreten<br />
Die Zielsetzung der Verordnung ist, das Verfahren<br />
und die Grundlagen des Kurzarbeitergeldes während<br />
der allgemeinen Wirtschaftskrise und in zwingenden<br />
Situationen am Arbeitsplatz zu regeln, in dem die wöchentliche<br />
Arbeitszeit sich erheblich verringert oder die<br />
Tätigkeit am Arbeitsplatz vollständig oder teilweise<br />
vorübergehend ausgesetzt wird. In diesen Situationen<br />
ist gemäss der Feststellung des Ministeriums für Arbeitswesen<br />
und Sozialsicherung über die Zweckmässigkeit<br />
der Maßnahme, das Kurzarbeitergeld an gesetzlich<br />
sozialversicherte Arbeitnehmer zu entrichten.<br />
Lücke im Markenschutz geschlossen<br />
Durch die Annulierung einiger Bestimmungen in der<br />
war das Thema des Jahreskongresses des<br />
Vereins der Einkaufszentren und Einzelhändler<br />
die Errichtung von Einkaufszentren<br />
in unmittelbarer Nähe zueinander.<br />
2008 war das Thema, ob die Grenze des<br />
Markts erreicht sei. Nun sagt der Verein,<br />
dass Investitionen in einem solchen Maße<br />
getätigt wurden, dass sie durch den Umsatz<br />
nicht gedeckt werden und es zu Unternehmensfusionen<br />
kommen wird.<br />
Unfairer Wettbewerb<br />
Viele der großen Märkte können sich<br />
nur mit staatlichen Investitionsförderungen<br />
über Wasser halten. Hinzu kommt die<br />
Steuer. Während bei einem kleinen Einzelhändler<br />
die Einkommenssteuer bei 15 %<br />
beginnt und bis 45 % ansteigt, zahlt ein<br />
Unternehmen nur eine Körperschaftssteuer<br />
von 15 %.<br />
Sie fordern seit Jahren ein Gesetz<br />
für den Einzelhandel? Welche Erwartungen<br />
verknüpfen Sie damit?<br />
Auch der Einzelhandel bedarf Regeln.<br />
Zurzeit stehen die bakkal einer Übermacht<br />
gegenüber. Seit mehr als zehn Jahren<br />
ist die Rede von einem Gesetz für die<br />
großen Geschäfte, doch wird es nicht erlassen.<br />
Wir werden immer übergangen.<br />
Beim Kreditprogramm für kleinere und<br />
mittlere Unternehmen wurden wir ausgenommen.<br />
Doch unsere einzige Forderung<br />
an die Regierung ist, dass das Gesetz über<br />
Rechtsanwältin<br />
selcuk@selcuklaw.com<br />
Der Präsident der <strong>Istanbul</strong>er Einzelhändlerkammer<br />
Ismail Keskin<br />
die großen Märkte so schnell wie möglich<br />
erlassen wird. Dies ist auch angesichts<br />
der sozialen Funktion der bakkal nötig.<br />
Beim bakkal kann man auch einkaufen,<br />
wenn man kein Geld hat. Im Supermarkt<br />
kann man nicht anschreiben.<br />
Sehen Sie eine Zukunft für die<br />
kleinen Einzelhändler?<br />
Alle haben Probleme und natürlich<br />
wir auch. Aber wir haben eine Slogan:<br />
“Zuerst gab es die bakkal und die bakkal<br />
werden immer existieren.” Dies liegt einfach<br />
daran, dass diese Geschäfte über einen<br />
bestimmten Umsatz verfügen. Sie tätigen<br />
keine übertriebenen Investitionen.<br />
Sie werden als Familienbetriebe geführt<br />
und sichern das Einkommen der Familienmitglieder.<br />
Weil sie keine großen Ziele<br />
haben, gehen sie auch keine großen Risiken<br />
ein. Abbas Özpinar / <strong>Istanbul</strong><br />
Verordnung mit Gesetzeskraft über den Markenschutz<br />
sind Rechtslücken entstanden, die durch die Änderung<br />
der Verordnung beseitigt werden. Die Verordnung definiert<br />
die Merkmale für Verstöße gegen den Markenschutz<br />
sowie die strafrechtlichen Sanktionen in Übereinstimmung<br />
mit Verfassungserfordernissen und dem neuen<br />
türkischen Strafrecht.<br />
Gesetzentwurf zur Mediation von der EU-<br />
Harmonisierungskommission angenommen<br />
Die Regelung zur Lösung der Rechtsstreitigkeiten<br />
durch die "Mediation" (in der Öffentlichkeit auch bekannt<br />
als "gerichtsloses Justizprojekt"), wird bei allen<br />
privatrechtlichen Rechtsstreitigkeiten angewandt, die<br />
bei Handlungen und Geschäften der Parteien - auch<br />
mit ausländischer Beteiligung -, auftreten.<br />
Im Entwurf ist geregelt, dass die Parteien von der<br />
Klageerhebung oder während des Gerichtsverfahrens einen<br />
Mediator einschalten können. Das Gericht kann die<br />
Parteien dazu ermutigen, einen Mediator einzuschalten.<br />
Fall der Mediator die Verschwiegenheitspflicht bricht<br />
und somit die rechtlich geschützten Interessen der Person<br />
schädigt, so droht eine Gefängnisstrafe von 6 Monaten<br />
bis zu 2 Jahren.<br />
Um als Mediator tätig werdenen zu können, ist neben<br />
einem 4 jährigen Universitätsabschluss, auch der<br />
Nachweis einer Mediationsausbildung und eine erfolgreiche<br />
Teilnahme an einer schriftlichen und praxisangewandten<br />
Prüfung erforderlich.
Umweltfreundliche<br />
Fabrik von Siemens<br />
Die Energiesparte von Siemens hat mit einer Investition von 100 Mio.<br />
Euro im Organisierten Industriegebiet Gebze (<strong>Istanbul</strong>) die Fertigung von<br />
Windkraftanlagen begonnen. Die Anlage wurde im Beisein von<br />
Energieminister Güler in Betrieb genommen. In diesem Zusammenhang<br />
wird darauf hingewiesen, dass auch die Fertigungsstätte den Ansprüchen<br />
nachhaltiger Entwicklung entgegenkommt. Durch den Einsatz neuer<br />
Konzepte und moderner Technologie wird der Energiebedarf des Werks um<br />
25 Prozent gesenkt. Siemens teilt mit, dass die Produktion des neuen<br />
Werkes in nahezu 80 Länder auf fünf Kontinenten bestimmt und als<br />
Produktionszentrum für Europa und den Nahen Osten vorgesehen ist.<br />
Aktuelles Navigationssystem<br />
Apollo Bell International PLC verspricht ein aktuelles Navigationssystem<br />
für die Türkei mit vielen Extras. Bereits bei der CEBIT vorgestellt, bietet<br />
das Gerät neben einem aktuellen Kartenwerk aller 81 Provinzen der<br />
Türkei auch umfangreiche Kommunikationsleistungen, die es insbesondere<br />
für die Verwaltung gewerblicher Fahrzeuge und den Transportsektor interessant<br />
machen. Neben einer komfortablen Bedienung als Orientierungsinstrument<br />
bietet Apollo Bell International PLC auch die Möglichkeit, E-Mail<br />
und SMS zu versenden. Auf diese Weise wird neben der Positionsbestimmung<br />
des Fahrzeugs auch die Übermittlung wichtiger technischer Daten<br />
zum Wartungs- und Betriebszustand des Fahrzeugs gewährleistet. Auf diese<br />
Weise kann der Zustand einer Ladung ebenso automatisch übertragen werden<br />
wie auch ein Unfall oder eine Panne.<br />
Roche entwickelt in <strong>Istanbul</strong><br />
Tugay Göker, Roche-Regionaldirektor mit Zuständigkeit für 99 Länder,<br />
erklärte, dass das Pharma-Unternehmen plane, <strong>Istanbul</strong> zum Standort für<br />
Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten für den Balkan und Nahen Osten<br />
auszubauen. Roche unterhält bereits ein Forschungszentrum in der Stadt.<br />
Die Entscheidung zeigt, dass <strong>Istanbul</strong> zunehmend an Attraktivität als Standort<br />
für internationale Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten geworden<br />
ist.<br />
Pegasus steigt bei Air Berlin ein<br />
Die Esas Holding, zu der auch das Charterflugunternehmen Pegasus<br />
gehört, beteiligt sich mit einem Anteil von 15 % an Air Berlin. Air Berlin ist<br />
Deutschlands zweitgrößtes Flugunternehmen und liegt in Europa auf Platz<br />
fünf. In der Dünya wird mit Verweis auf einen Luftfahrtexperten darauf<br />
hingewiesen, dass die Beteiligung zwar ein wichtiger Schritt sei, jedoch<br />
keine Absprachen im Hinblick auf eine strategische Partnerschaft enthalte.<br />
Kaffee-Genuß in 3. Generation<br />
Es gibt viele Möglichkeiten den Kaffee zuzubereiten. Man kann ihn aufgießen,<br />
filtern oder als Expresso genießen. Ein weiterer typischer Genuss<br />
ist der türkische Mokka - genossen nach einem guten Essen oder bei einem<br />
anregenden Gespräch. Kurukahveci Mehmet Efendi wiederum ist nicht nur<br />
in der Türkei Inbegriff für diesen Kaffee-Genuss.<br />
Bereits 1871 begann Mehmet Efendi mit dem Verkauf gerösteten Kaffees.<br />
Als 1931 die Söhne Mehmet Efendis das Geschäft übernahmen, begannen<br />
sie systematisch unter Einsatz moderner Technologie die einzige internationale<br />
türkische Kaffeemarke aufzubauen. In diese Aufbruchsphase fällt<br />
auch die Errichtung des Gebäudes neben dem Ägyptischen Basar, vor dem<br />
auch heute noch Kunden eine kleine Schlange bilden,<br />
um den frisch gerösteten Mokka zu erstehen.<br />
Doch vakuumverpackt ist der Mokka<br />
von Kahveci Mehmet Efendi auch in<br />
den meisten Geschäften der Türkei<br />
sowie auch im Ausland erhältlich.<br />
Mit dem Auftritt bei internationalen<br />
Messen versteht sich Kahveci Mehmet<br />
Efendi auch als ein Botschafter<br />
türkischer Kultur.<br />
UNTERNEHMEN<br />
Nr.3 | April 2009<br />
istanbulpost.net<br />
Trotz Krise hohe Beteiligung<br />
an der Automechanika<br />
Die vom 16. bis 19. April in <strong>Istanbul</strong> durchgeführte<br />
Automechanika führte 823 Aussteller, davon 376 ausländische<br />
Unternehmen, in das TÜYAP-Messegelände. Damit<br />
ist die alle zwei Jahre durchgeführte Messe, zu der 30.000<br />
Besucher erwartet wurden auch in diesem Jahr deutlich<br />
gewachsen. Schwerpunkte der Messe sind Ersatzteile und<br />
Accessoires, Reparatur und Wartung, Service, Fahrzeugwäsche<br />
sowie Informationstechnik und Management. An<br />
der Messe nahmen Deutschland, China, Taiwan, Italien,<br />
Bosnien-Herzegowina und Serbien mit nationalen Ständen<br />
teil.<br />
Die Automechanika wird von der Messe Frankfurt<br />
durchgeführt und hat sich an 13 Standorten weltweit zu<br />
einem internationalen Markenzeichen entwickelt. Die<br />
<strong>Istanbul</strong> Vertretung der Messe Frankfurt verweist darauf,<br />
dass die erste Automechanika in <strong>Istanbul</strong> 2001 mit 100<br />
Ausstellern begann und dementsprechend in kurzer Zeit<br />
um das Achtfache gewachsen ist.<br />
Hohes Interesse der Balkan-Länder<br />
Hervorgehoben wird das hohe Interesse der Balkan-<br />
Länder. So zeigen serbische Unternehmen insbesondere<br />
auch darum Interesse an der <strong>Istanbul</strong>er Automechanika,<br />
weil die serbische Automobilindustrie die gleichen Teile<br />
benutzt, wie die türkische. Zudem plant FIAT eine Großinvestition<br />
in Serbien. Volkswagen sieht eine Investition in<br />
Bosnien mit Produktion für Süd-Europa vor.<br />
Zur Qualität des Messestandorts <strong>Istanbul</strong> gehört, dass<br />
Messen eine hohe Ausstrahlung auf die ganze Region<br />
09<br />
Hohes Interesse an der Automechanica zeugt<br />
von der Bedeutung der Region für den Kfz-Bau.<br />
haben. So werden zur Automechanika Veranstalterangaben<br />
zufolge 200 Einkäufer aus den benachbarten Ländern<br />
erwartet.<br />
Besonders erfreut zeigt sich der Messeveranstalter,<br />
dass trotz Krise keine Absagen auftraten. Während die<br />
Messen in Paris, Tokio und Deutschland deutliche Einbußen<br />
hinnehmen mussten, ist das Interesse an <strong>Istanbul</strong> gestiegen.<br />
IP WR
10<br />
Meinungsforschung:<br />
Türkei<br />
im Wandel<br />
Im November 2007 veröffentlichte KONDA, eines der<br />
führenden Meinungsforschungsinstitute der Türkei, eine<br />
Studie unter dem Titel "Die neue Türkei verstehen". Zusammen<br />
mit zwei weiteren Studien, die 2008 und im März<br />
2009 veröffentlicht wurden, geht das Institut dabei Veränderungen<br />
in Wirtschaft, Gesellschaft, Werten und Lebensstilen<br />
nach, die sich in den vergangenen dreißig Jahren<br />
vollzogen haben.<br />
Angesichts der heftigen politischen und gesellschaftlichen<br />
Konflikte in der Türkei in den vergangenen zwei Jahren<br />
bieten die drei KONDA-Untersuchungen, die eine Reihe<br />
von Übereinstimmungen mit Forschungsberichten anderer<br />
Institute aufweisen, eine Quelle von Faktenmaterial, das<br />
zur Bewertung von Kommentaren zu gesellschaftlichen-politischen<br />
Entwicklungen herangezogen werden kann.<br />
Demographie und Migration<br />
In der Studie "Die neue Türkei verstehen" kommt KON-<br />
DA zu dem Schluss, dass bei aller Problematisierung der<br />
Fehler in den Volkszählungen rund ein Drittel der Bevölkerung,<br />
20 Millionen Menschen, heute nicht an dem Ort lebt,<br />
an dem sie geboren wurde. Dies gilt insbesondere für die<br />
Siedlungszentren <strong>Istanbul</strong>, Ankara und Izmir. In <strong>Istanbul</strong><br />
liegt der Anteil derer, die in der Stadt geboren wurden, bei<br />
28,7 %.<br />
Die Umsiedlung vom Land in die Stadt - 1970 lag er bei<br />
60 % der Bevölkerung, 2000 nur noch bei 35 % - brachte<br />
tief greifende Wandlungen in Lebensstilen und Erwartungen<br />
an das Leben mit sich.<br />
Beschleunigter Wandel<br />
Wie überall auf der Welt hat die Entwicklung von Informations-<br />
und Kommunikationstechnologien auch in der<br />
Türkei den Alltag und insbesondere die Arbeitswelt verändert.<br />
Betrachtet man einen Arbeitsplatz in der Textilindustrie<br />
vor vierzig Jahren und heute, so haben sich die Anforderungen<br />
an einen Beschäftigten an einer Maschine<br />
grundlegend verändert. Brächte man den Arbeiter von damals<br />
mit dem von heute zusammen, so hätten sie einander<br />
kaum etwas zu sagen. Die veränderten Arbeitsbedingungen<br />
verändern auch die Arbeitenden selbst. Im Hinblick<br />
auf die Verbreitung von Computern liegt die Türkei hinter<br />
den europäischen Ländern, jedoch vor den Ländern des<br />
Nahen Ostens und Asiens.<br />
Bildung<br />
Durch das nachlassen der Geburtenrate ist die Bevölkerung<br />
mit 25 Jahren und älter beständig gestiegen. Gestiegen<br />
ist zugleich auch das Bildungsniveau. Lag der Bevölkerungsanteil<br />
ohne Schulabschluss 1970 bei 59 %, so ist er 2006 auf<br />
11 % gesunken. Der Bevölkerungsanteil mit Hochschulabschluss<br />
erhöhte sich im gleichen Zeitraum von 1,7 % auf 9 %.<br />
Rechnet man diese Entwicklung in auf die Bevölkerung entfallende<br />
Bildungsjahre um, so lag der Durchschnitt 1970 bei<br />
2,8 Jahren und stieg 2006 auf 7 Jahre.<br />
Nr.3 | April 2009<br />
istanbulpost.net DOSSIER: GESELLSCHAFTLICHER WANDEL<br />
Der Stellenwert von Religion<br />
Mehr als die Hälfte der Bevölkerung sieht sich als “religiös” an und<br />
bemüht sich, ein Leben gemäß religiöser Gebote zu führen.<br />
Es bedarf eigentlich kaum einer Umfrage,<br />
um zu dem Schluss zu kommen, dass<br />
der Islam in der türkischen Gesellschaft eine<br />
zentrale Stellung einnimmt. Man muss<br />
nur aufmerksam schauen, wie viele neue<br />
Moscheen gebaut werden oder sich ansehen,<br />
wie hoch die Beteiligung am Freitagsgebet<br />
ist.<br />
In dieser Hinsicht lassen sich die<br />
Ergebnisse der KONDA-Befragung von<br />
2007 auch mit anderen Befragungen - so<br />
beispielsweise der Umfrage der Türkischen<br />
Stiftung für sozioökonomische Studien<br />
TESEV und auch internationalen Untersuchungen<br />
- vergleichen, ohne dass sich ein<br />
überraschend abweichendes Bild ergibt.<br />
82,5 % der Befragten geben an,<br />
das Fastengebot im Ramazan einzuhalten.<br />
75,2 % erklären, dass sie beten und 56,1 %,<br />
das sie am Freitagsgebet teilnehmen. 52,5 %<br />
geben an, dass sie versuchen, nach<br />
den religiösen Geboten zu leben. 34,3 %<br />
geben an, dass sie gläubig sind, jedoch<br />
die religiösen Gebote nicht erfüllen können.<br />
Kopftuch weiter verbreitet<br />
2007 stellte KONDA eine Untersuchung<br />
zu Religion, Laizismus und Kopftuch<br />
im Alltagsleben vor. Ein Teil der Fragen der<br />
Untersuchung ließ sich mit einer bereits<br />
2003 durchgeführten Untersuchung vergleichen.<br />
Beim Kopftuch ergibt, dass 69,4 % der<br />
Befragten (bei Männern ihre Frau) das<br />
Haar verhüllen, wenn sie auf die Straße<br />
gehen. Gegenüber der Umfrage von 2003<br />
ist dieser Anteil um 5 % gestiegen. Der<br />
Turban, eine besondere Form, das<br />
Kopftuch zu tragen, erreicht einen Anteil<br />
von 16,2 % - 2003 lag er noch bei 3,5 %.<br />
Gleichwohl überwiegt auch bei den Trägerinnen<br />
des Turban die Angabe, dass sie die<br />
Bedeckung aus religiösen Gründen tragen.<br />
Nach den Gründen für die Verhüllung<br />
der Haare befragt, geben 73 % an, dass es<br />
sich um ein religiöses Gebot handelt. Gegenüber<br />
2003 ergibt sich hier eine interessante<br />
Verschiebung: der Anteil derjenigen,<br />
die die Verhüllung als religiöses Gebot angeben<br />
stieg um 9,6 %, während der Anteil<br />
derjenigen, die es als "Brauch/Tradition"<br />
angeben, um 5,5 % abnahm.<br />
Bekenntnis und soziale Regeln<br />
Nun wird der Islam in westlichen Ländern<br />
wie auch in Teilen der türkischen<br />
Öffentlichkeit verdächtigt, in die soziale<br />
Ordnung einzugreifen. Die KONDA-Untersuchung<br />
von 2007 lieferte auch in dieser<br />
Hinsicht aufschlussreiche Ergebnisse.<br />
In der Umfrage wurde nicht direkt<br />
danach gefragt, ob die Scharia als Gesellschafts-<br />
und Staatsordnung angestrebt<br />
wird, sondern nach einigen Themen, bei<br />
denen die geltende staatliche Ordnung<br />
und religiöse Vorschriften auseinander<br />
fallen. Während die Scharia eine Mehrehe<br />
für Männer zulässt, wird dies von 87,2 %<br />
der Befragten abgelehnt. Sieht die in der<br />
Konservatismus und Toleranz<br />
Die in 2008 und 2009 veröffentlichten KONDA-Umfragen vermitteln<br />
ein Bild von der türkischen Gesellschaft, das von Religion<br />
und Konservatismus geprägt ist. Dieses Bild wird dadurch ergänzt,<br />
dass mit einem Anteil von 69 % eine relativ hohe Bereitschaft<br />
besteht, Minderheiten im Land das Recht zuzugestehen, ihre ethnische<br />
Identität zu entfalten.<br />
Wird jedoch nach der Akzeptanz von Ehen mit Angehörigen<br />
anderer Religionen oder Ausländern gefragt, zeigt sich ein deutlicher<br />
Rückgang. Die Akzeptanz für einen Schwiegersohn/Schwiegertochter<br />
mit einer anderen Religion liegt bei 31 %, bei Ausländern<br />
bei 32 % und bei Angehörigen anderer ethnischer Abstammung bei<br />
Türkei dominierende islamische Rechtstradition<br />
eine Benachteiligung von Töchtern<br />
und Gattinen bei der Erbfolge vor, plädieren<br />
92 % der Befragten für eine Erbteilung<br />
unabhängig vom Geschlecht. 74,5 % sind<br />
demgegen[ber der Auffassung, dass Frauen<br />
und Männer nicht gemeinsam am Freitagsgebet<br />
teilnehmen sollen.<br />
Eingriff ins soziale Leben<br />
Bei der 2007 KONDA-Umfrage wurde<br />
außerdem danach gefragt, ob während des<br />
Ramadans tagsüber Lokale geöffnet sein<br />
sollten. 45,4 % der Befragten stimmten zu,<br />
doch fiel diese Zustimmung bei Lokalen<br />
mit Alkoholausschank auf 17,3 %. Demgegenüber<br />
waren 67,6 % der Auffassung, das<br />
Lokale mit Alkoholausschank während des<br />
Ramadans gänzlich geschlossen bleiben<br />
sollen.<br />
International vergleichende Untersuchungen<br />
zeigen, dass in Gesellschaften<br />
mit überwiegend muslimischer Bevölkerung<br />
sexuelle Tabus stärker auftreten als<br />
in anderen. In der KONDA-Untersuchung<br />
wird nach der Vorbedingung von einem<br />
Zusammenleben von Mann und Frau gefragt.<br />
Hier geben 85,6 % der Befragten an,<br />
dass die Voraussetzung die standesamtliche<br />
Trauung sei. Die Akzeptanz für eine<br />
ausschließlich religiöse Trauung lag bei 1,4<br />
%. 2,1 % sahen es für ausreichend an, dass<br />
sich beide Partner lieben. Die Ehe wird<br />
also als Voraussetzung angesehen, doch ist<br />
es die staatliche Ehe...<br />
43 % (KONDA, 2007). Neben einer deutlichen religiösen Orientierung<br />
im Hinblick auf die Familie können diese Werte auch als Ausdruck<br />
einer Reserviertheit gegenüber Ausländern und dem Ausland<br />
aufgefasst werden.<br />
So findet sich in der neuesten KONDA-Umfrage eine Ablehnungsquote<br />
von 73 % gegenüber der Zulassung von Immobilienverkäufen<br />
an Ausländern.<br />
Eine weitere Dimension von Toleranz bezieht sich auf die Ablehnung<br />
von Homosexualität. Hierzu merkt Tarhan Erdem in der<br />
Präsentation der 2009 Umfrage an, dass die türkische Gesellschaft<br />
keinerlei Offenheit zeigt.
DOSSIER: GESELLSCHAFTLICHER WANDEL<br />
Lebensstile und Werte<br />
Bei der dritten und bisher nicht vollständig veröffentlichten<br />
KONDA-Untersuchung wurden auf der Grundlage einer<br />
Clusteranalyse neun etwa gleich große Gruppen gebildet, die sich<br />
nach demographischen Kriterien, Werten und Lebensstilen unterscheiden.<br />
Zur Kennzeichnung der Gruppe wurden sie mit einem<br />
Stichwort benannt.<br />
Als “besorgt-modern” wurden 10,6 % der Bevölkerung bezeichnet.<br />
Die Angehörigen dieser Gruppe verfügen über ein überdurchschnittliches<br />
Bildungsniveau (13,5 Jahre gegenüber 7,2 Jahre im<br />
Durchschnitt) und ein hohes Einkommen (2203 TL gegenüber 1125<br />
landesweit). Die Gruppe wird mit einer hohen Ablehnung der<br />
Zulassung des Kopftuchs für Beamte sowie einer hohen Angst vor<br />
einer Entwicklung in Richtung einer Scharia-Ordnung gekennzeichnet.<br />
Die Gruppe der religiös-konservativ Orientierten wird mit<br />
11,6 % angegeben und fällt durch ihre starke Befürwortung der<br />
Freigabe des Kopftuchs für Beamte sowie der Einschätzung auf,<br />
Laizismus<br />
sich am<br />
Leben<br />
erhaltende<br />
Entfernte<br />
ländlichtraditionell<br />
8<br />
9<br />
4<br />
7<br />
religiöskonservativ<br />
Türkei-<br />
Durchschnitt<br />
2<br />
dass sich die Lebensbedingungen in den vergangenen fünf Jahren<br />
verbessert haben.<br />
Die als “ländlich-traditionell” bezeichnete Gruppe besteht<br />
rund zur Hälfte aus Bauern. Ausbildungsdauer und Einkommen<br />
liegen unter dem Durchschnitt. Ihre Haltung zum Kopftuch entspricht<br />
etwa dem Landesdurchschnitt. Die Gruppe fällt durch ihre<br />
Befürchtung auf, dass sich das Land seiner Traditionen entfremden<br />
könnte.<br />
Die “Entfernten” stammen überwiegend den drei östlichen Regionen.<br />
Mehr als die Hälfte von ihnen spricht Kurdisch oder Zaza.<br />
Sie befürworten stärker die Zulassung des Kopftuchs für Beamte<br />
und zeigen die größte Ablehnung gegen Parteienverbote.<br />
Die konservativ-moderne Gruppe fällt durch lange Ausbildung<br />
und überdurchschnittliches Einkommen auf. Sie votiert für das<br />
Kopftuch und sieht eine religiöse Trauung als erforderlich an. Zu<br />
den Charakteristika dieser Gruppe gehören Lesefreudigkeit und<br />
der höchste Anteil bei der Zugehörigkeit zu einer Partei.<br />
Die aktuelle KONDA-Untersuchung identifiziert auf der Grundlage einer Clusteranalyse neun Gruppen mit unterschiedlichen<br />
Lebensstilen und Werteorientierungen. Die Grafik zeigt die Anordnung dieser Gruppen auf den<br />
Achsen “moderner Lebensstil” und “Laizismus”.<br />
Politische Orientierungen und Wandel<br />
Seit den 1950er Jahren wird die türkische Politik von konservativen Parteien dominiert. Veränderte<br />
gesellschaftliche Bedingungen schaffen jedoch auch das Bedürfnis nach einer veränderten Politik. Dies betrifft<br />
insbesondere auch die Formen, in denen Politik gemacht wird: die Parteien.<br />
Die Kommunalwahl ist vorüber.<br />
Nach ersten Schnellschüssen werden langsam<br />
Detailanalysen veröffentlicht. KONDA<br />
musste bei dieser Wahl den Rang, das tatsächliche<br />
Ergebnis an das Institut A&G<br />
abgeben, das den Rückgang der AKP realistisch<br />
vorhergesehen hatte. Doch in ihrer<br />
grundsätzlichen Analyse gesellschaftlicher<br />
Trends gibt es viele Übereinstimmungen.<br />
Wählerbasis und Veränderung<br />
In der 2007 von KONDA vorgelegten<br />
Untersuchung ist den grundsätzlichen Veränderungen<br />
in der Politikwahrnehmung<br />
ein eigenes Kapitel gewidmet. Hier hebt<br />
Tarhan Erdem hervor, dass landesweit das<br />
Bildungsniveau gestiegen sei, während die<br />
regionalen Entwicklungsungleichgewichte<br />
zurückgegangen sind. Dies bedeutet, dass<br />
die Bevölkerung weniger empfänglich für<br />
Demagogie ist, realistischer und besonnener<br />
geworden sei.<br />
Modernordentlich<br />
5<br />
6<br />
Junge Leute<br />
im Viertel<br />
Dazwischen-<br />
Stehende<br />
3<br />
1<br />
konservativmodern<br />
bersorgtmodern<br />
Andererseits kritisiert Erdem, dass die<br />
politischen Parteien diesen Wandel bisher<br />
unzureichend wahrgenommen und umgesetzt<br />
haben. Sie nutzen moderne Formen<br />
der Öffentlichkeitsarbeit zu wenig und<br />
seien weitgehend isoliert von der Bevölkerung:<br />
es herrsche eine gegenseitige Entfremdung<br />
zwischen Politik und Volk.<br />
Eine Ursache für diese Entfremdung<br />
findet Erdem in der hochgradigen Zentralisierung<br />
der Parteien, die sie weitgehend<br />
von regionaler Kompetenz abschneidet.<br />
Politische Trends<br />
Ob die Kommunalwahl vom 29. März<br />
als Indiz betrachtet werden kann, das<br />
die AKP den Zenit ihrer Popularität<br />
überschritten hat, wird bis zur nächsten<br />
Parlamentswahl eine nicht zu beantwortende<br />
Frage bleiben. Gegenüber der Parlamentswahl<br />
von 2007 verlor die AK Partei -<br />
obgleich sie weiterhin mit Abstand stärkste<br />
Partei wurde - am 29. März acht Pro-<br />
Türkei-<br />
Durchschnitt<br />
Lebensstil<br />
zent der Stimmen (bezogen auf die Provinzräte).<br />
Als Schlussfolgerung des Wahlergebnisses<br />
kann aber festgehalten werden,<br />
dass Bewegung in die Politik gekommen<br />
ist. Die Analysen zeigen, dass rund ein<br />
Viertel der Wähler Parteien wählte, von<br />
denen sie nicht überzeugt waren. Insbesondere<br />
unter den Wählern der CHP zeigt<br />
sich ein starkes Bedürfnis nach einer anderen<br />
Politik.<br />
Die Kommunalwahl hat neue Politiker<br />
ins Rampenlicht gebracht. Mit Kemal Kilicdaroglu,<br />
den CHP-Oberbürgermeisterkandidaten<br />
für <strong>Istanbul</strong>, verbinden sich Hoffnungen<br />
auf eine Neuausrichtung der Partei.<br />
Aus der AKP melden sich Stimmen, die<br />
eine stärkere Berücksichtigung der regionalen<br />
Kompetenz einfordern. Neben wirtschaftlichen<br />
Faktoren wird auch die Polemik,<br />
die wesentlich Ministerpräsident<br />
Erdogan zugeschrieben wird, für das AKP-<br />
Ergebnis verantwortlich gemacht.<br />
Nr.3 | April 2009<br />
istanbulpost.net<br />
Probleme<br />
werden übertrieben<br />
Ein<br />
Gespräch<br />
mit<br />
Tarhan<br />
Erdem<br />
11<br />
Tarhan Erdem, Gründer des seit 1988 bestehenden<br />
Meinungsforschungsinstituts KONDA, gilt<br />
als einer der renommiertesten Politik-Analysten<br />
der Türkei. Wir fragten ihn nach dem Anspruch<br />
der Studien seines Instituts und nach seinem Eindruck<br />
von den Konflikten, die in den vergangenen<br />
Jahren die Tagesordnung der Türkei beherrschten.<br />
Bei der Betrachtung der drei in diesem Dossier<br />
vorgestellten Untersuchungen hatte ich den Eindruck,<br />
dass sie eine Serie handelt, die auf die Entwicklung<br />
einer Theorie hinausläuft. Verfolgen Sie<br />
mit KONDA neben ihrer Arbeit als Meinungsforschungsinstitut<br />
auch ein allgemeineres wissenschaftliches<br />
Ziel?<br />
Tarhan Erdem: KONDA ist nicht als Forschungsinstitut<br />
gegründet worden. Bei seiner<br />
Gründung nahm es aber diese Richtung. Es ist<br />
wenig klug, die Forschungsbefunde danach zu<br />
bewerten, ob sie gut ankommen oder nicht. Das<br />
Forschungsverfahren und seine Umsetzung kann<br />
hinterfragt werden, doch muss man sich den Ergebnissen<br />
objektiv annähern.<br />
Ich glaube, dass unsere Kunden die gesellschaftlichen<br />
Besonderheiten der Ereignisse in unserem<br />
Land wissen müssen. Die beiden Untersuchungen<br />
wurden mit Finanzierung durch zwei<br />
Unternehmen durchgeführt, die diese Überzeugung<br />
teilen.<br />
Kann man sagen, dass die Türkei zunehmend<br />
konservativer wird? Entwickelt sie sich in Richtung<br />
eines neuen Autoritarismus? Oder handelt es<br />
sich eher um Nebeneffekte der Liberalisierung der<br />
vergangenen Jahre?<br />
Tarhan Erdem: Ihre Fragen beruhen auf Begriffen,<br />
die definitionsbedürftig sind. Lassen Sie mich<br />
gemäß meiner eigenen Definition antworten: Unser<br />
Land hat im Modernisierungsprozess einen<br />
wichtigen Punkt erreicht. Ich denke, wir werden<br />
es in den folgenden Monaten nach dem 29. März<br />
(dem Tag der Kommunalwahl) deutlicher erkennen.<br />
Wir müssen ein bißchen Geduld haben!<br />
Welche Beziehung muss man zwischen den<br />
politischen und der gesellschaftlichen Spannungen<br />
herstellen?<br />
Tarhan Erdem: Ich glaube, wir erleben zurzeit<br />
weder eine politische noch eine gesellschaftliche<br />
Spannung. Wir übertreiben die Vorgänge gemäß<br />
des Nutzens für unsere eigene Orientierung und<br />
Gedanken. Unser Volk ist besonnen und erfahren.<br />
Wenn wir auf die Beziehung zwischen Regierung<br />
und Opposition schauen, so ist die Existenz eines<br />
Dialogs ein Instrument für Menschen, die das<br />
Bedürfnis dazu verspüren. Dass kein Dialog stattfindet<br />
ist ein Zeichen dafür, dass kein Bedürfnis<br />
dazu besteht.
12<br />
Nr.3 | April 2009<br />
istanbulpost.net LOGISTIK<br />
Die internationale Wirtschaftskrise hat nicht nur für die Industrie, sondern auch für den<br />
Transport- und Logistiksektor neue Verhältnisse geschaffen. Wir sprachen mit Erik Leiss von<br />
DB Schenker Arkas über Strategien und Aussichten.<br />
Mit hochwertigeren<br />
Leistungen die Krise meistern<br />
Wie schätzen Sie die gegenwärtige Situation im<br />
türkischen Transport- und Logistikmarkt ein?<br />
Natürlich ist das Transportvolumen signifikant zurückgegangen.<br />
Das Ausmaß lässt sich in etwa parallel zu den rückläufigen<br />
Außenhandelsdaten einschätzen. Zwar entspricht der Außenhandelsumsatz<br />
nicht hundertprozentig dem Gütervolumen, aber er<br />
vermittelt ein Bild. Auch sind bisher die Importe stärker betroffen<br />
als die Exporte, doch zeichnet sich auch hier ein wachsender<br />
Druck ab. In dem Maße, in dem die Konsumenten in Europa zurückhaltender<br />
werden, sinkt auch die Nachfrage.<br />
Die Türkei ist von der internationalen Krise besonders<br />
betroffen, denn sie verfügt über eine der größten LKW-Flotten<br />
Europas. Aufgrund der sinkenden Auslastung werden Kapazitäten<br />
aus dem Markt genommen, d.h. LKWs stillgelegt.<br />
Der türkische Transportmarkt ist von einer großen<br />
Zahl kleiner Anbieter bestimmt. Wie sehen Sie die<br />
Auswirkungen der aktuellen Krise in dieser Hinsicht?<br />
Eine Auswirkung ist auch im Hinblick auf die Anbieterstruktur<br />
bei Transport- und Logistikleistungen zu erwarten. Wenn LKWs<br />
aus dem Markt genommen werden müssen, erhält ein<br />
Unternehmen keine Einnahmen. Es ist zu erwarten, dass es zu<br />
einer Konsolidierung und zu einer strukturellen Veränderung des<br />
Marktes kommt. Aber dies ist auf der anderen Seite auch wieder<br />
eine Chance.<br />
Zur Marktentwicklung lässt sich außerdem hinzufügen, dass<br />
sich der Trend zum Seetransport, der bereits früher eingesetzt<br />
hat, verstärkt. Der Seetransport dauert zwar länger, ist aber für<br />
viele Güter kostengünstiger. In anderen Bereichen wird auf die<br />
unsichere Marktlage mit einer Erhöhung der Flexibilität reagiert.<br />
Dies bedeutet häufigere, kleinere Transporte.<br />
Es ist auch die Rede davon, dass sich die Warenströme<br />
verändern. Es wird berichtet, dass Zunahmen insbesondere<br />
bei Transporten in die Nahost-Region und Afrika zu<br />
verzeichnen sind. Haben Sie dafür Anhaltspunkte?<br />
Es gibt eine stärkere Orientierung auf die türkischsprachigen<br />
früheren Sowjetrepubliken. Aber es kommt auch hinzu, dass sich<br />
Produktionsstrukturen verändern. Dies hat eigentlich bereits vor<br />
der Krise begonnen und wird jetzt vielleicht durch die Krise einfach<br />
nur beschleunigt. Es gibt einen Trend, Produktion stärker<br />
regional zu konzentrieren. Davon könnte auch die Türkei profitieren,<br />
die als Produktionsstandort für Südost-Europa und Mittel-<br />
Europa in Frage kommt.<br />
Wie reagiert Ihr Unternehmen auf die Krise?<br />
Wir setzen auf unsere Stärken. DB Schenker ist ein Weltunternehmen<br />
mit 2400 Standorten in aller Welt . Einerseits erhalten<br />
wir über das Netzwerk zusätzliche Aufträge, andererseits sind wir<br />
in der Lage, komplexere Logistikleistungen anzubieten, die einen<br />
höheren Mehrwert erbringen. Je einfacher ein Transport ist, desto<br />
krisenanfälliger ist er. Bei komplexen Logistikleistungen jedoch<br />
entsteht eine stärkere Kundenbindung. Aufgrund der Optimierungsleistungen<br />
unseres Unternehmens erhält der Kunde zusätzliche<br />
Vorteile.<br />
Logistik ist weit mehr als der Transport von A nach B. Erik Leiss erläuterte, dass komplexere Leistungen mit<br />
hohem Mehrwert für den Kunden die Krisenanfälligkeit von Transporten verringert. Mit der Investition in ein<br />
neues Logistikzentrum hat DB schenker Arkaas die nötige Infrastruktur dafür geschaffen.<br />
Als Unternehmen verfügen wir außerdem über den Vorteil,<br />
dass wir ein breites Kundenportefeuille haben. Wir bieten auch<br />
Leistungen für Sektoren, die von der Krise nicht betroffen sind -<br />
so beispielsweise für die Pharmaindustrie. Hinzu kommt, dass mit<br />
DB Schenker hinter uns ein Konzern mit einer starken<br />
finanziellen Basis steht.<br />
Aber natürlich haben auch wir Einbußen hinnehmen müssen.<br />
Auch wir haben Kunden in Sektoren, die stärker betroffen sind -<br />
beispielsweise aus der Automobilindustrie. Aber wir versuchen,<br />
die Ausfälle durch verstärkte Initiativen beim Verkauf wett zu<br />
machen.<br />
Ein weiterer Faktor sind unsere Mitarbeiter. Wir verfügen<br />
über gut ausgebildete Mitarbeiter mit langer Firmenzugehörigkeit.<br />
Wir nutzen freiwerdende Arbeitskapazitäten für die<br />
Weiterbildung. Wir lassen Mitarbeiter in der Türkei und in der<br />
Schenker Akademie in Österreich weiterbilden.<br />
Viele Unternehmen, die im vergangenen Jahr Investitionen<br />
getätigt haben, bereuen dies jetzt angesichts rückläufiger<br />
Auslastung. Auf der anderen Seite bieten neue Investitionen<br />
auch die Möglichkeit, Leistungen effektiver zu<br />
erbringen oder neue Leistungen anzubieten. Wie schätzen<br />
Sie dies ein?<br />
Wir haben im vergangenen Jahr unser Logistikzentrum in Orhanli<br />
eingeweiht. Mit einer Fläche von 40.000 m 2 bietet es uns die<br />
Möglichkeit, komplexere Leistungen mit hohem Mehrwert anzubieten.<br />
Das Logistikzentrum in Orhanli entwickelt sich gut.<br />
Wie schätzen Sie ein, wie es weitergeht? Wenn ich an<br />
Ihren Umgang mit den Mitarbeitern denke, habe ich den<br />
Eindruck, dass Sie mit einer baldigen Normalisierung des<br />
Marktes rechnen.<br />
Dies ist schwer einschätzbar. Wir hoffen auf eine Verbesserung<br />
im Laufe des Jahres.
Daha fazlas›n› bilmek isteyen herkes için Say›: 3 Nisan 2009 1,50 Euro / 1,50 TL<br />
istanbulpost.net<br />
Berlin’de din dersi<br />
halk oylamas›na<br />
sunuldu<br />
Baflkentde din ve ahlak<br />
derslerinin seçmeli olmas› konusunda<br />
halk oylamas› yap›l›yor.<br />
Vatandafllar, kiliselerin<br />
destekledi¤i ahlak veya din<br />
dersinin seçmeli olarak al›nmas›n›<br />
isteyen ''ProReli'' giriflimiyle,<br />
Berlin e¤itim sisteminin<br />
öngördü¤ü flekilde ö¤rencilere<br />
ahlak dersinin zorunlu olarak<br />
verilmesini ve din dersinin seçmeli<br />
olarak al›nabilmesini isteyen<br />
''ProEtik'' giriflimi aras›nda<br />
tercih yapacak. Sayfa 15<br />
Otomotiv sektörüne<br />
‘Hurda Primi’ h›z›r<br />
gibi yetiflti<br />
Alman hükümeti, ekonomiyi<br />
canland›rmak amac›yla otomobil<br />
primi bütçesini 1,5 milyar<br />
Euro’dan 5 milyar Euro’ya ç›kard›.<br />
Eski otomobilini hurdaya<br />
ç›kar›p yeni otomobil alacak<br />
olana devlet 2 bin 500 Euro verecek.<br />
Uygulama ile birkaç ay<br />
öncesi imdat seslerinin yükseldi¤i<br />
sektörde flimdi bahar havas›<br />
yaflan›yor. Sayfa 16<br />
Bo¤aziçi-Kültürler<br />
Geçidi: Türk-Alman<br />
kültürel festivali<br />
Duisburg’da düzenlenen Bo-<br />
¤aziçi-Kültürler Geçidi, Türkiye<br />
ve Almanya’dan birçok tiyatro<br />
grubunu 24 Nisan-13 May›s aras›nda<br />
bir araya getiriyor. fievval<br />
Sam konseri ile bafllayacak<br />
festivalde Orhan Pamuk’un Kar<br />
roman›n›n Alman tiyatro grubu<br />
taraf›ndan uyarlamas› da yer<br />
al›yor. Sayfa19<br />
“Zekan›n ›fl›¤›na her<br />
zaman ulaflabiliriz,<br />
ama gönül zenginli¤ini<br />
bize kimse veremez.”<br />
Johann Wolfgang von Goethe<br />
Dünyay› derinden etkileyen ekonomik krizden ç›k›fl yollar› aran›rken, alan›nda dünyan›n<br />
en büyük organizasyonu olan Hannover Sanayi Fuar› kap›lar›n› umutla açt›.<br />
Krizde umut: Fuarlar<br />
Üretim verimlili¤ini art›r›c› yeni teknolojilerin tan›t›ld›¤› Hannover Sanayi Fuar›'n› Güney<br />
Kore Baflbakan› Han Seung-soo ile birlikte açan Baflbakan Merkel, “Krizi aflman›n<br />
ötesinde, krizden güçlenerek ç›kma” hedefini koyarak moral verdi.<br />
Türklerin vazgeçilmez keyfine gölge düfltü.<br />
Mangal ücretli oluyor<br />
IP / Berlin Alman Hristiyan Demokrat Birlik Partisi (CDU) Berlin eyalet<br />
teflkilat›, çöp sorununu çözmek için mangal yakmay› ücretli hale getirmek<br />
istiyor. Özellikle Mitte’deki Cumhurbaflkanl›¤› konutu karfl›s›ndaki<br />
Tiergarten Park›'nda hafta sonlar›nda mangal yapanlar›n b›rakt›¤›<br />
çöp y›¤›nlar› tepki çekiyor. Paskalya tatilinde mangal yapanlar›n say›s›n›n<br />
artmas› sonucunda parklardan 80 ton çöp topland›¤› ifade edildi.<br />
CDU eyalet meclisi üyesi Uwe Goetze, mangal yapanlardan 5 Euro<br />
ücret al›nmas›n› talep etti. Çöplerin toplanmas›n›n belediyeye y›lda<br />
yaklafl›k 200 bin Euro'ya mal oldu¤u bildirilirken 20 Euro olan çöp atma<br />
cezas›n›n 100 Euro'ya yükseltilmesi ve kontrol memurlar›n›n say›s›n›n<br />
da artt›r›lmas› planlan›yor.<br />
Abbas Özp›nar / Hannover Dünyay› sarsan ve<br />
sürekli gündemin birinci maddesi olarak yerini koruyan<br />
ekonomik kriz, sanayi ve ihracat devi ülkeler<br />
baflta olmak üzere birçok ekonomiyi derinden<br />
etkiledi. Y›llard›r ihracat rekorunu elinde tutan ve<br />
ekonomisini sanayide ürettiklerini d›fla satarak<br />
sürdüren Almanya, d›fl sat›fllarda yaflanan düflüfllerden<br />
olumsuz etkilendi. Hannover’de bafllayan<br />
ve dünya sanayi zirvesi niteli¤ini de tafl›yan Hannover<br />
Sanayi Fuar› gibi dev organizasyonlar, kötü<br />
gidiflten ç›k›fl için bir umut oldu.<br />
Bu y›l›n Partner ülkesi Güney Kore’nin Baflbakan›<br />
Han Seung-soo ile birlikte fuar› açan Almanya<br />
Baflbakan› Angela Merkel, “Amac›m›z krizi atlatmak<br />
de¤il, flirketlerimizin krizden güçlenerek ç›kmas›n›<br />
sa¤lamak olmal›. Burada bunu seziyorum.<br />
Her boydaki orta ölçekli iflletmeler zor ekonomik<br />
flartlara yarat›c›l›k ve yenilikçilikleriyle gö¤üs geriyor”<br />
diyerek umut verici konufltu.<br />
Y›l sonunda toparlanma bekleniyor<br />
61 ülkeden 6 binin üzerinde firman›n kat›ld›¤›<br />
Hannover Sanayi Fuar›'nda bu y›l 4 binin üzerinde<br />
yenilik tan›t›l›yor. Yarat›c›l›k potansiyelinin yüksekli¤ine<br />
ra¤men, bankalardan yeterli kredi deste-<br />
¤ini bulamayan flirketler siparifl konusunda tereddüt<br />
yafl›yor. Kredi musluklar› aç›lana kadar düzelme<br />
beklenemeyece¤ini belirten Alman Makine Sanayicileri<br />
Birli¤i Baflkan› Manfred Wittenstein “Yaz<br />
bafllar›nda dip noktay› afl›p y›l›n sonlar›na do¤ru<br />
da toparlanmaya bafllayaca¤›m›z› tahmin ediyorum”<br />
diyor. Fuardaki flirket temsilcileri ise siparifl<br />
girdilerinin %30 ila %40 oran›nda azald›¤›n›, zorunlu<br />
k›sa mesai yap›ld›¤›n› ama ayn› zamanda da<br />
sanayi sektörünün havlu atmak niyetinde<br />
olmad›¤›n› söylüyorlar. Fuarda hakim olan umut<br />
ve iyimserlik krizden ç›k›fl için en büyük iflaret<br />
olarak görülüyor. Sayfa 16<br />
Politika 14 – Ekonomi 16 – Almanya’da Türkler 18 – Bölgesel Haberler 17 – Kültür / Etkinlik / Rehber 22<br />
FOTO: HANNOVER MESSE
14<br />
Göçmenler<br />
yerel<br />
yönetimde<br />
etkili olacak<br />
Türk nüfusun yo¤un olarak yaflad›¤›<br />
Kuzey Ren Vestfalya (KRV) eyaletinde<br />
hükümet ortaklar›n› oluflturan<br />
H›ristiyan Demokrat Birlik Partisi<br />
(CDU) ve Hür Demokrat Parti (FDP)<br />
ile muhalefetteki Yefliller Partisi'nin<br />
(Bündnis 90/Grünen) birlikte haz›rlad›¤›<br />
iki yasa tasar›s›, eyaletteki Uyum<br />
Meclisleri ve Göç Komisyonlar›na<br />
Yabanc›lar Komisyonlar›na daha fazla<br />
söz hakk› öngörüyor.<br />
Yasalaflmas› bekleniyor<br />
Söz konusu tasar›lar yasalaflt›¤›<br />
takdirde göçmenlerin temsili ad›na<br />
kurulan söz konusu meclisler kent<br />
yönetimlerinde söz sahibi olacak. Bir<br />
milyona yak›n Türk’ün yaflad›¤› eyalette,<br />
koalisyon ortaklar› ve muhalefet<br />
partisi taraf›ndan birlikte haz›rland›¤›<br />
için tasar›lar›n›n kabul edilme<br />
ihtimali yüksek görünüyor.<br />
Düzenlemelerle Yabanc›lar Komisyonlar›n›n<br />
elde edece¤i yetkilere<br />
dikkat çekiliyor. KRV’deki atm›fl kentte<br />
bulunan Uyum Meclisleri ve Yabanc›lar<br />
Komisyonlar›, 2004 y›l›ndan<br />
beri model proje olarak yürütülüyordu.<br />
Bu kurumlarda baflka ülke vatandafllar›,<br />
Alman vatandafll›¤›na geçmifl<br />
olan göçmenler ve belediye meclis<br />
üyeleri bulunuyor. Yasa tasar›lar›n›<br />
haz›rlayan CDU, FDP ve Yefliller, 2004<br />
y›l›ndan beri pilot proje olarak uygulanan<br />
bu modelin entegrasyona katk›<br />
yapt›¤›n›n alt›n› çizdi. IP / Düsseldorf<br />
Silah bulundurma<br />
yasas›na yeni<br />
düzenleme<br />
‹çiflleri Bakan› Wolfgang Schäuble,<br />
ülkede Eylül ay› sonunda yap›lacak<br />
genel seçimler öncesinde ateflli<br />
silah bulundurma yasas›n›n sertlefltirilmesini<br />
istiyor. Schäuble, yapt›¤›<br />
aç›klamada tabancalar› ve silah depolar›n›<br />
biyometrik sistemlerle güvenli<br />
hale getirmek istedi¤ini söyledi.<br />
‹çiflleri Bakan›, son olarak Winnenden'de<br />
yafland›¤› flekilde silahl› sald›r›lar›n<br />
önlenmesi amac›yla tabancalar›n<br />
atefl almas›n›n ve silah depolar›n›n<br />
sahipleri d›fl›nda baflkalar› taraf›ndan<br />
aç›lmas›n›n önlenmesi amac›yla<br />
parmak iziyle çal›flacak sistemlerin<br />
gelifltirilmesini düflündüklerini<br />
belirtti. IP / Berlin<br />
Say›: 3 | Nisan 2009<br />
istanbulpost.net POL‹T‹KA<br />
AB vatandafllar›, 7 Haziran'da sand›k bafl›na giderek AB ülkelerinin temsil<br />
edildi¤i parlamentoya gönderece¤i temsilcileri seçecek. Ancak yap›lan<br />
araflt›rmalar Avrupal›lar›n, seçimlere karfl› ilgisiz oldu¤unu ortaya koyuyor.<br />
Avrupa Parlamentosu<br />
seçimlerine ilgisizlik hakim<br />
7 Haziran’da Avrupa genelinde yap›lacak seçimlerle üye ülkeler Strasbourg’daki Avrupa Parlamentosu’nda yer alacak temsilcilerini<br />
seçecek. Teflkilat, seçime olan ilgisizli¤e karfl› bilgilendirme kampanyalar› sürdürüyor.<br />
Avrupa Birli¤i'nin resmi araflt›rma kurumu Eurobarometre'nin<br />
yapt›¤› kamuoyu yoklamas›na<br />
göre, Birlik vatandafllar›n›n sadece yüzde 16's› Haziran<br />
ay›nda seçimlerin yap›laca¤›n› biliyor. Avrupa<br />
Parlamentosu'ndaki (AP) 736 sandalyeye kimlerin<br />
oturaca¤›n› belirlemek için Avrupa Birli¤i<br />
(AB) ülkelerindeki 375 milyon seçmen 7 Haziran'da<br />
sand›k bafl›na ça¤r›l›yor. Ancak seçimlere yaklafl›k<br />
iki ay kala yap›lan bu anketin sonuçlar› ilgisizli¤i<br />
ortaya koyuyor. Almanlar›n sadece yüzde 44'ü<br />
yap›lacak seçimin tarihini do¤ru biliyor.<br />
Araflt›rmaya kat›lan 27 bin Avrupal›dan<br />
yüzde 34'ü seçimlerde belki oy kullanabilece¤ini,<br />
yüzde 15'i oy kullanmay› kesinlikle istemedi¤ini,<br />
yüzde 53'ü ise ilgilenmedi¤ini dile getirmifl.<br />
Alman Halkla ‹liflkiler Enstitüsü’nün<br />
internette seçim kampanyalar›<br />
ile ilgili el kitab›<br />
Eurobarometre'nin elde etti¤i bu sonuçlarla<br />
Avrupa Parlamentosu seçimlerine kat›l›m›n yüzde<br />
50'nin üzerine ç›kmayaca¤› tahmin ediliyor.<br />
Almanya’da ilgi çok düflük<br />
1979 y›l›nda Avrupa Birli¤i genelinde yap›lan<br />
seçimlerde yüzde 62, 2004'teki son seçimlerde ise<br />
yüzde 45 Avrupal› seçmen oy kullanm›flt›. Almanya<br />
ise kat›l›m›n düflük oldu¤u ülkelerden biri. Eurobarometre'nin<br />
araflt›rmas›nda Avrupa Parlamentosu<br />
seçimlerine ilgi sadece Almanya'n›n orta kesimlerinde<br />
biraz art›yor. Ankette, Birli¤in yeni Do¤u ve<br />
Güneydo¤u Avrupal› üyelerinde de ilgisizli¤in yo-<br />
¤un oldu¤u ortaya ç›kt›.<br />
‹lgisizli¤in nedeninin ise Avrupa kurumlar›na<br />
azalan güvenin oldu¤u belirtiliyor. Tüketicinin ko-<br />
runmas›n› ve ekonomik krize karfl› önlem al›nmas›n›<br />
bekleyen Avrupal›lar, bu konularda yeterli çaba<br />
görmediklerini dile getiriyor.<br />
Avrupa Parlamentosu k›sa bir süre önce gençleri<br />
teflvik etmek ve ayd›nlatmak amac›yla bir bilgilendirme<br />
kampanyas› düzenlemiflti. Ancak burada<br />
da Avrupa kurumlar›na ilginin düflük oldu¤u<br />
anlafl›ld›.<br />
Alman Sosyal Demokrat (SPD) politikac› Jo<br />
Leinen, “Siyasiler, befl y›l boyunca Avrupa politikas›n›<br />
kamuoyunda tart›flmaya açmak için çok çaba<br />
harcamad›. Bunun seçimlerden dört hafta önce olmas›<br />
yeterli de¤il. ‹nsanlar daha fazlas›n› bekliyor<br />
ve art›k dinlemek istemiyor” diyerek ilginin daha<br />
da azalmas› durumunda tehlike çanlar›n›n çalmas›<br />
gerekti¤ini vurguluyor. IP / Strasbourg<br />
Seçim kampanyalar› internette<br />
Amerika Birleflik Devletleri<br />
Baflkan› Barrack Obama'n›n seçilmesi<br />
ile internet seçim kampanyas›n›n<br />
öneminin fark›na varan Alman<br />
siyasi partileri bu ülkedeki seçim<br />
stratejisini kendilerine model<br />
ald›. Partilerin internet sayfalar›na<br />
girifl yap›ld›¤›nda, büyük resimlerle<br />
desteklenen sloganlar göze çarp›yor.<br />
Bu sayfalarda Baflbakan Angela<br />
Merkel (CDU), D›fliflleri Bakan›<br />
Frank-Walter Steinmeier (SPD) veya<br />
Renate Künast (Yefliller) gibi<br />
partinin önde gelen isimlerinin<br />
aç›klamalar› yenilenmifl formatlarla<br />
izleyicinin karfl›s›na ç›k›yor. ‹nternet<br />
sayfalar›nda daha k›sa yaz›lara,<br />
bunun yan›s›ra daha büyük<br />
formatlarda yay›nlanan resimlere<br />
yer veriliyor. Sayfalara yerlefltirilen<br />
yeni anketler ve yeni internet linkleri<br />
ise gözlerden kaçm›yor. Bu ara-<br />
FOTO: EUROPEAN PARLIAMENT<br />
da baz› medya uzmanlar› ise partilerin<br />
internet sayfalar›nda gerçeklefltirdikleri<br />
de¤iflikliklere temkinli<br />
yaklafl›yor. Almanya'daki siyasi<br />
kültürün ABD'dekinden farkl› oldu-<br />
¤unun alt›n› çizen baz› uzmanlar,<br />
ABD'de kiflilerin, Almanya'da ise<br />
partilerin kampanyalarda öne ç›kar›ld›¤›na<br />
dikkat çekerek, 'ABD modelinin<br />
Almanya'da tutmayaca¤›n›'<br />
savunuyor. IP / Berlin
ALMANYA’DA TÜRKLER<br />
“Baflar›l› uyumun yolu<br />
siyasi kat›l›mdan geçer”<br />
Alman Türk Toplumu Derne¤i (TGD) Baflkan› Kenan Kolat, toplumsal sürece<br />
kat›l›m olanaklar›n›n gelifltirilmesinin flart oldu¤nun alt›n› çizerek, “Oy kullanma<br />
hakk› da buna dahildir” dedi.<br />
Federal Almanya Anayasas›’n›n<br />
60. y›l› dolay›s›yla düzenlenen bir<br />
toplant›ya kat›lan Almanya Türk Toplumu<br />
Derne¤i (TGD) Baflkan› Kenan<br />
Kolat, "Anayasa, Almanya'da yaflayan<br />
herkesin kültürel özgürlü¤ünü güvence<br />
alt›na al›yor. Anayasa Alman kökenli<br />
olmayanlara da, geldikleri ülkelerin<br />
anayasalar›nda öngörülmeyen<br />
genifl haklar ve aç›l›mlar sunuyor.<br />
Göçmenler de bu haklardan yararlan›yor<br />
ve yararlanmal›d›r. Kat›l›m›<br />
sa¤lamak hepimizin görevidir. Her iki<br />
taraf da bunun sorumlulu¤unu tafl›mal›d›r"<br />
fleklinde konufltu.<br />
Uyum için f›rsat eflitli¤i<br />
Uyum yerine ”kat›l›m” kavram›n›<br />
kullanan Kolat’›n aksine uyum kelimesini<br />
kullanmay› tercih eden Almanya<br />
‹çiflleri Bakan› Wolfgang<br />
Schäuble ise konuflmas›nda, baflar›l›<br />
ve baflar›s›z olan Türk kökenliler aras›ndaki<br />
uçurumun derinleflti¤ine dikkat<br />
çekti. Bakan Schäuble, Türk kökenli<br />
gençlerin Alman yafl›tlar› ile ayn›<br />
sosyal flartlara sahip olmalar› halinde,<br />
Alman gençleri kadar baflar›l›<br />
olabilce¤ini belirtti. Baflar›n›n kökene<br />
de¤il, toplumsal koflullara ba¤l› oldu-<br />
¤unu belirten Schäuble, f›rsat eflitli¤i<br />
yarat›lmas› gerekti¤ini söyledi. Bakan<br />
"istikrarl› ve liberal her düzende, birlikte<br />
yaflaman›n nas›l sa¤lanaca¤› konusunda<br />
ortak düflüncelere ve görüfl<br />
birli¤ine ihtiyaç vard›r. Çeflitlilik gerçek<br />
bir zenginlik oldu¤u için kimsenin<br />
kendi kimli¤inden vazgeçmeyece¤i,<br />
ancak di¤er kültürlere aç›k oldu¤u,<br />
birbirine uyum sa¤layaca¤› bir ortak<br />
yaflam zemini yaratmam›z gerekiyor.<br />
Bunun için de uyumu destekleyen ve<br />
uyumu asimilasyon ile bir tutmayan<br />
TGD Baflkan› Kolat, Almanya'da yerel seçimlerde Avrupa Birli¤i<br />
vatandafllar› oy kullanabilirken, uzun y›llard›r bu ülkede yaflayan<br />
Türk kökenli göçmenlere oy hakk› tan›nmamas›n› elefltiriyor.<br />
aç›k bir topluma ihtiyac›m›z var" fleklinde<br />
konufltu.<br />
Yerel seçim hakk›<br />
Almanya'da yaflayan Türklerin<br />
ço¤u, baflar›l› uyumun flartlar›ndan<br />
birinin siyasi kat›l›m oldu¤una inan›yor.<br />
Almanya'da yerel seçimlerde Avrupa<br />
Birli¤i vatandafllar› oy kullanabiliyor,<br />
ancak uzun y›llard›r bu ülkede<br />
yaflayan Türk kökenli göçmenlere oy<br />
hakk› tan›nm›yor. Almanya Türk Toplumu<br />
Derne¤i Genel Baflkan› Kolat, bu<br />
hakk›n Avrupa Birli¤i ülkeleri d›fl›ndaki<br />
vatandafllara da uygulanmas›n› istedi.<br />
Kolat, siyasi kat›l›m sayesinde,<br />
göçmenlerin kendilerini bu toplumla<br />
Alman vatandafll›¤›na geçifllerin azalmas› tart›flmalar› yeniden alevlendirdi<br />
çok daha kolay özdefllefltirece¤ini ifade<br />
etti. ”Toplumsal sürece kat›l›m<br />
olanaklar›n›n gelifltirilmesi flartt›r, oy<br />
kullanma hakk› da buna dahildir” diyen<br />
Kolat, Sosyal Demokrat Partili<br />
Berlin Belediye Baflkan› Wowereit'in<br />
bu talebe destek verdi¤ini söyledi.<br />
Aile birleflimi elefltirisi<br />
Kolat, ayr›ca anayasan›n sadece bireysel<br />
haklar› korudu¤una dikkat çekerek,<br />
az›nl›klar›n desteklenmesi ve<br />
korunmas› hükümlerinin eksik oldu-<br />
¤unu savundu ve anayasada aileye<br />
önem verilmesine ra¤men, aile birleflimine<br />
dil s›nav› koflulunun getirilmesini<br />
elefltirdi. TGD / Berlin<br />
Çifte vatandafll›k yine gündemde<br />
Yeni yay›nlanan istatistiklere göre Türk ve güney Avrupal›<br />
göçmenlerin yüzde 40'› Alman pasaportu için baflvurmay›<br />
pek düflünmediklerini belirtirken,<br />
di¤er yüzde 40'› ise hiçbir flekilde baflvurmay›<br />
düflünmüyorlar. Yap›lan<br />
ankete kat›lanlar›n sadece<br />
yüzde 4 ila 11'i flimdiye dek<br />
Alman vatandafll›¤›na geçmeye<br />
karar vermifl.<br />
Alman Türk Toplumu'nun<br />
da (TGD) içerisinde bulundu¤u göçmen<br />
organizasyonlar› yürürlükte olan<br />
vatandafll›k yasas›ndan duyduklar› hoflnutsuzlu¤u<br />
dile getirdiler. TGD Baflkan› Kolat “Yürürlükteki<br />
düzenlemeyle genç insanlar›n Almanya'ya ba¤lanabilecek-<br />
lerine inanm›yor, hatta aksini düflünüyorum. E¤er faydalar›na<br />
diye düflünerek bask› alt›nda Alman vatandafll›¤›n› kabul<br />
edeceklerse bunu istemeyerek yapacaklard›r. Çifte vatandafll›k<br />
imkân›n›n sa¤lanmas› en sa¤l›kl›s›<br />
olacakt›r” diye konufltu.<br />
SPD Baflkan› Müntefering'e göre<br />
SPD göçmenlerin bu beklentilerine<br />
olumlu bak›yor. Friedrich-Ebert-Vakf›'n›n<br />
bir program›na kat›lan Müntefering,<br />
çifte vatandafll›k tart›flmalar›n›<br />
olumlu karfl›lad›klar›n› aç›klad›.<br />
Bakanl›k verilerine göre 2018 y›l›na kadar<br />
50.000 ve 2025 y›l›na kadar ise 320.000<br />
genç, iki vatandafll›ktan birini seçerek, pasaportlar›ndan<br />
birini geri verme durumunda kalacak. IP / Berlin<br />
FOTO: TGD<br />
Say›: 3 | Nisan 2009<br />
istanbulpost.net<br />
Almanya'n›n baflkenti Berlin'de din ve ahlak derslerinin<br />
seçmeli olmas› konusunda 26 Nisan'da halk<br />
oylamas› yap›lacak.<br />
Din dersi halk<br />
oylamas›nda<br />
15<br />
Halk oylamas›nda vatandafllar, kiliselerin destekledi¤i flekilde ahlak ya<br />
da din dersinin seçmeli olarak al›nmas›n› isteyen ''ProReli'' inisiyatifiyle,<br />
Berlin e¤itim sisteminin öngördü¤ü flekilde ö¤rencilere ahlak dersinin zorunlu<br />
olarak verilmesini ve din dersinin seçmeli olarak al›nabilmesini isteyen<br />
''ProEtik'' inisiyatifi aras›nda tercih yapacaklar.<br />
Baflta Berlin Diyanet ‹flleri Türk ‹slam Birli¤i (D‹T‹B) olmak üzere Berlin'deki<br />
baz› Türk dernekleri ''ProReli''yi desteklerken, baz›lar› da Türk kökenlilerin<br />
''ProEtik''ten yana oy kullanmalar› yönünde ça¤r›da bulundu. D‹-<br />
T‹B sözcüsü Ender Çetin, kendilerinin bu konuda özel bir çal›flmalar› olmad›¤›n›,<br />
ancak ''ProReli'' inisiyatifinde yer alan kiliselerin kendilerini ziyaret<br />
ettiklerini söyledi. ''ProReli'' inisiyatifindeki kifli ve kurulufllar›n okullarda<br />
‹slam dersinin de seçmeli olarak verilmesinden yana olduklar›n›, bu nedenle<br />
kendilerinin de ''ProReli''ye destek verdiklerini belirten Çetin, ahlak<br />
dersinin de önemli oldu¤unu, ancak Müslüman çocuklar›n ‹slam dersinde<br />
kendi dinlerini ö¤renebileceklerini kaydetti.<br />
Tart›flmalara Türk politikac›lar da kat›ld›<br />
Berlin-Brandenburg Türkiye Toplumu (TBB) sözcüsü Safer Ç›nar ise<br />
Türk Veliler Birli¤i Baflkan› Tülay Usta ve Berlin Anadolu Alevileri Kültür<br />
Merkezi Genel Sekreteri Devrim Deniz Nacar ile birlikte düzenledi¤i ortak<br />
bas›n toplant›s›nda, ''ProEtik'' inisiyatifini desteklediklerini aç›klad›.<br />
Berlin Eyalet meclisinin (SPD) Sosyal Demokrat Partili üyeleri Dilek<br />
Kolat ve Ülker Radziwill, mecliste yapt›klar› bas›n konferans›nda Türklerin<br />
''Pro Etik'' oy kullan›lmas› ça¤r›s›nda bulundular.<br />
Kolat, Radziwill ile birlikte Berlin eyalet meclisinde düzenledi¤i bas›n<br />
toplant›s›nda, Berlin'de etik dersinin 7. s›n›ftan itibaren zorunlu oldu¤unu<br />
ve 9 dini kuruluflun da seçmeli olarak din dersi verdi¤ini belirterek, her iki<br />
dersin de seçmeli olmas›na karfl› ç›kt›klar›n› söyledi.<br />
Kolat ''Berlinde 180 farkl› ülkeden insan yafl›yor. 120 ayr› dil konufluluyor.<br />
Bu kadar çok kültürlü bir kentte etik dersi çok önemli. Bu derste ö¤renciler<br />
tüm dinler ve temel de¤erler hakk›nda bilgi al›yorlar. Berlin'e getirdi¤imiz<br />
zorunlu etik dersinin önemli oldu¤unu inan›yoruz. Bütün çocuklar›n<br />
bir arada ortak de¤erleri ö¤renmesi için güzel bir f›rsat, bundan vazgeçilemez''<br />
diye konufltu. IP / Berlin<br />
Türk üniversitelerine girifl<br />
s›nav› Berlin’de yap›ld›<br />
Almanya'da üniversite hayali kuran gençlerimize dönük Yurt D›fl›nda<br />
Çal›flanlar›n Çocuklar› için Ö¤retime Girifl S›nav› (YÇS)'nin yan› s›ra Yabanc›<br />
Ö¤renci Seçme S›nav› (YÖS) ciddi bir alternatif haline geliyor. S›navlar›n<br />
Almanya'da yap›lmas› ise bu yolu seçenlerin iflini kolaylaflt›rm›fl oluyor.<br />
Türkiye Cumhuriyeti Ö¤renci Seçme ve Yerlefltirme Merkezi (ÖSYM) taraf›ndan<br />
düzenlenen YÖS, bu y›l ilk kez baflkent Berlin'de yap›ld›. Daha önceleri<br />
bu s›nav için Ankara'ya gitmek zorunda kalan ö¤renciler, 12 Nisan'da<br />
Berlin’de s›nava girdi.<br />
Türkiye ve KKTC’deki üniversitelerde okuma flans›<br />
Türk nüfusunun yo¤un oldu¤u Almanya'daki vatandafllara kolayl›k sa¤lamak<br />
için bu s›nav›n bundan sonra Berlin'de de yap›laca¤›n› anlatan Berlin<br />
E¤itim Ataflesi Ali Can, “Berlin'deki ilk s›nava 155 Alman pasaportlu ö¤renci<br />
kat›ld›. 26 ülkede ayn› anda yap›lan bu s›nav sayesinde Türk vatandafl›<br />
olmayanlar Türkiye'deki üniversitelerde yabanc› uyruklu ö¤renciler için<br />
ayr›lm›fl kontenjandan yararlan›yorlar” dedi. Almanya'da Alman vatandafll›¤›na<br />
geçen Türklerin üniversitede okuma hayallerinin bu sayede kolaylaflt›¤›n›<br />
anlatan Can, sözlerine flunlar› ekledi: “Türkiye ve Kuzey K›br›s Türk<br />
Cumhuriyeti'ndeki üniversitelerde istedikleri bölümü kazand›ktan sonra<br />
Almanya'daki üniversitelere yatay geçifl yapmak mümkün. Bu imkan› ö¤renenlerin<br />
say›s› artt›kça YÖS'e ra¤betin daha fazla artaca¤›na inan›yoruz.”<br />
Öte yandan, Yurt D›fl›nda Çal›flanlar›n Çocuklar› için Ö¤retime Girifl<br />
S›nav› (YÇS), yurt d›fl›nda yaflayan Türk pasaportlu ö¤renciler için yap›lan<br />
s›nav için baflvurular bafllad›. 6-24 Nisan 2009 tarihleri aras›nda baflvurular›n<br />
yap›ld›¤› s›nav, 5 Temmuz'da tarihinde Ankara'n›n yan› s›ra Köln<br />
flehrinde de yap›lacak. IP / Berlin - Ankara
16<br />
‹flten ç›karmalara<br />
karfl› ‘K›sa çal›flma’<br />
sistemi uzat›l›yor<br />
Ekonomik krizde iflten ç›karmalar›<br />
azaltmak için hükümet<br />
taraf›ndan 18 ayl›¤›na uygulanmaya<br />
konan k›sa çal›flman›n<br />
uzat›lmas› konusunda anlaflma<br />
sa¤land›. Krize karfl› en önemli<br />
tedbirlerden biri kabul edilen<br />
k›sa çal›flmada, ekonomik krizden<br />
etkilenen, bir iflletme devlete<br />
baflvuruyor. ‹fl ve iflçi bulma<br />
kurumu maafl›n üçte ikisini<br />
ödemeyi üzerine al›yor. Sosyal<br />
kesintilerin yar›s›n› da devlet<br />
ödüyor. Çal›fl›lmayan dönemde<br />
iflveren iflçileri için meslek içi<br />
e¤itim verdi¤i durumlarda sosyal<br />
kesintilerin tamam›n› devlet<br />
üzerine al›yor.<br />
Sürenin en az 6 ay daha uzat›larak<br />
24 aya ç›kar›lmas› hedefleniyor.<br />
Sadece Mart ay›<br />
içinde 24 bin firma 670 bin iflçi<br />
ad›na k›sa çal›flma için baflvurdu.<br />
IP / Frankfurt<br />
Avrupa Birli¤i'nde<br />
sanayi üretiminde<br />
% 1.9 düflüfl<br />
fiubat ve Ocak aylar› karfl›laflt›r›ld›¤›nda<br />
sanayi üretiminde<br />
Euro bölgesinde % 2.3 lük<br />
düflüfl gözlendi. Bu oran AB genelinde<br />
ise % 1.9 oldu. Eurostat<br />
verilerine göre fiubat 2008 ile<br />
fiubat 2009 karfl›laflt›r›ld›¤›nda<br />
sanayi üretimi Euro alan›nda<br />
% 18.4 lük, AB genelinde ise<br />
%17.5 lik düflüfl görünüyor.<br />
fiubat 2009'da Ocak 2009'a<br />
göre enerji üretimi Euro alan›nda<br />
% 1lik düflüfl gösterirken<br />
AB genelinde bu oran % 1.3.<br />
En önemli düflüfller ise Litvanya<br />
(-%4.1), Estonya (-3.6%),<br />
‹talya (-3.5%) ve Almanya'da<br />
(-3.2%) kaydediliyor. Eurostat<br />
Denizcilik sektörü de<br />
hükümetten yard›m<br />
bekliyor<br />
‹thalat ve ihracat›n gerilemesi,<br />
Alman liman iflletmelerini<br />
zorluyor. Sipariflleri kesilen<br />
armatörler devlet yard›m› talep<br />
ediyor. Tersanelere verilen<br />
1,5 milyar Euro’luk 40 gemi siparifli<br />
iptal edildi. Hükümet ise<br />
geçti¤imiz y›llarda çok kazanan<br />
sektöre kredi kolay›¤› d›fl›nda<br />
çözüm önermiyor. DW / Hamburg<br />
Say›: 3 | Nisan 2009<br />
istanbulpost.net EKONOM‹<br />
Otomobil primi bütçesi 1,5 milyar Euro'dan 5 milyar Euro'ya ç›kar›ld›. Bundan böyle<br />
otomobilini hurdaya ç›kar›p yenisini alana devlet 2 bin 500 Euro verecek.<br />
Otomotiv sektörü<br />
‘Hurda Primi’ ile nefes ald›<br />
Alman hükümeti, ekonomiyi canland›rmak<br />
amac›yla otomobil primi bütçesini 1,5 milyar Euro'dan<br />
5 milyar Euro'ya ç›kard›. Eski otomobilini<br />
hurdaya ç›kar›p yeni otomobil alacak olana devlet<br />
2 bin 500 Euro verecek.<br />
Opel'in küresel kriz gerekçesiyle hükümetten<br />
mali yard›m istemesiyle bafllayan tart›flmalar sonras›nda<br />
hükümetçe önerilen 'Hurda Primi' sistemi<br />
halk taraf›nda yo¤un ilgiyle karfl›land›. Ülkenin en<br />
önemli sektörlerinden otomotivi güçlendirmek isteyen<br />
hükümet, hurda primi bütçesini 3 kat art›rd›.<br />
Hurda otomobile 2 bin 500 Euro<br />
Eski otomobilini hurdaya ç›kar›p yeni otomobil<br />
alacak olanlara böylece 2 bin 500 Euro prim<br />
ödenecek. Yetkililer uygulaman›n flu ana kadar büyük<br />
baflar› sa¤lad›¤›n›, yaklafl›k 1 milyon 200 bin kiflinin<br />
baflvuruda bulundu¤unu aç›klad›.<br />
Angela Merkel baflbakanl›¤›ndaki koalisyon<br />
hükümeti, uygulaman›n sürebilmesi için, hurda<br />
primi bütçesini ciddi oranda art›rmay› kararlaflt›rd›.<br />
Bugün al›nan kararla, 1,5 milyar Euro'luk hurda<br />
primi bütçesi, 5 milyar Euro'ya ç›kar›ld›.<br />
9 yafl›ndan büyük olmas› gerekiyor<br />
2 bin 500 Euro'luk hurda priminden, 9 yafl›n<br />
üzerinde bir araca sahip olan ve bunu hurdaya ç›kararak<br />
yeni bir otomobil almak isteyen herkes<br />
yararlanabiliyor.<br />
Otomotiv endüstrisi, hurda primi uygulamas›yla<br />
sat›fllar›nda 2 milyon Euro'luk ek art›fl bekliyor.<br />
Uygulama sonras› en çok ilgi gören otomobiller;<br />
Fiat, Renault, Hyundai ve Volkswagen'›n küçük<br />
modelleri oldu.<br />
Perakende sektörü zorda<br />
Süpermarket zinciri Woolworth'tan sonra 5 bin kadar perakendeci<br />
marketin daha iflas tehlikesiyle karfl› karfl›ya oldu¤unu aç›klayan Almanya<br />
Perakendeciler Birli¤i (HDE), bunun önlenmesi için vergi ve kiralar›n düflürülmesi<br />
ça¤r›s›nda bulundu.<br />
Dünyay› kas›p kavuran küresel kriz, y›k›lmaz kaleler olarak görülen perakendecileri<br />
de iflasa sürüklemeye bafllad›. HDE süpermarket zinciri<br />
Woolworth'tan sonra 5 bin kadar perakendeci marketin iflas tehlikesiyle<br />
karfl› karfl›ya oldu¤unu bildirdi. Woolworth ve Hertie'nin iflaslar›n›n baflka<br />
marketlerle devam edebilece¤ini bildiren HDE Genel Müdürü Hubertus<br />
Pellengahr, vergi ve kiralar›n düflürülmesi gerekti¤inin alt›n› çizdi. Pellengahr,<br />
"fiu an bir çok perakendeci markete diz çöktüren fley kiralard›r" diye<br />
konufltu. IP / Berlin<br />
Beklentilerin olumsuza döndü¤ü bir s›rada hükümetçe devreye sokulan hurda primi<br />
ile 9 yafl›n üzerinde çevreye zarar veren araçlar trafikten kalkarken, otomobil sat›c›lar›<br />
da yeni sat›fllarla bayram günleri yafl›yor.<br />
Uygulama Alman Otomotiv Sat›c›lar› Federasyonu'nu<br />
memnun ederken, Federasyon Baflkan›<br />
Helmut Bluemer, bu ad›mla otomotiv yan sektörü<br />
ve bayilerdeki istihdam›n da korunabilece¤ine iflaret<br />
etti. Bluemer, Almanya'n›n eski model ve çevreyi<br />
kirleten modelleri trafikten ç›kararak, yol güvenli¤i<br />
ve çevre için de güzel bir ad›m att›¤›n› kaydetti.<br />
Ancak hükümetin hurda primi uygulamas›,<br />
bütçe a盤›n›n da 4,2 milyar yükselmesini beraberinde<br />
getirecek. Ekonomi Bakan› Karl-Theodor zu<br />
Guttenberg, hurda primindeki art›fl› savunurken,<br />
bu bütçe kaleminde son kez art›fla gittiklerinin de<br />
alt›n› çizdi. Tüketiciler Merkezi ise uygulanmadan<br />
yararlanmak isteyenleri fiyatlar› iyi araflt›rmalar›<br />
gerekti¤i yönünde uyar›yor. IP / Köln<br />
Hannover’e 192<br />
Türk firmas› kat›ld›<br />
Hannover Sanayi Fuar›’nda bu y›l “Yeni teknolojilere öncelik<br />
ver” slogan› ön plana ç›kt›. Fuara dünya çap›nda etkili<br />
olan krize ra¤men 6 bin 100'den fazla firma kat›ld›.<br />
Türkiye’den 192 firma da bu organizasyonda yer ald›.<br />
Dünyan›n en önemli sanayi fuarlar› olan Hannover Sanayi Fuar› Cumhurbaflkan›<br />
Horst Köhler taraf›ndan aç›ld›. 4 gün süren fuarda, toplam 6150<br />
metrekarelik alanda 61 ülkeden firma ürünlerini sergiledi. Enerji verimlili-<br />
¤i, bu y›lki fuar›n ana konusunu oluflturdu. Yenilenebilir enerji teknolojilerinin<br />
yan› s›ra ak›ll› enerji sayaçlar› fuar›n gözdesiydi.<br />
Milli kat›l›m›n› ‹stanbul Ticaret Odas›'n›n (‹TO) gerçeklefltirdi¤i fuara bu<br />
y›l, kriz ortam›na ra¤men 192 Türk firmas› kat›ld›.<br />
13 ihtisas fuar›n› tek çat›da toplayan organizasyonda 90 özel etkinlik,<br />
1.800 konferans ve çok say›da sektörler aras› forum gerçekleflti. Partner ülke<br />
ünvan›n› geçen y›l Japonya'dan alan Kore, bu y›l›n partner ülkesiydi.<br />
Dünya sanayiinin boy ölçüfltü¤ü arena olan Hannover Sanayi Fuar›'na<br />
2007'de 68, 2008 y›l›nda ise 62 ülkeden kat›l›m gerçeklefltirildi. Geçen y›l<br />
3,2 milyon ifl ba¤lant›s›n›n yap›ld›¤› organizasyon, bu y›l da Türk firmalar›n›n<br />
dünyan›n en büyük sanayi firmalar›yla ikili ifl ba¤lant›lar› kurmalar› için<br />
zemin oluflturdu. ‹TO Baflkan› Murat Yalç›ntafl, fuar›n Türk sanayicisi ve ifladam›n›n<br />
gözünde özel bir yeri oldu¤unu söyledi. IP / Hannover
ABD'li biyo-teknoloji devi Monsanto'nun üretti¤i, geneti¤i<br />
de¤ifltirilmifl m›s›r tohumunun Almanya'da üretimi yasakland›.<br />
Bu tohumlar›n do¤aya verdi¤i zararlar henüz bilinmiyor.<br />
Geneti¤i de¤ifltirilmifl<br />
ürünler korkutuyor<br />
Geneti¤i de¤ifltirilmifl ürünlerin ekimi ve ticaretine iliflkin<br />
tart›flmalar yeni bir boyut kazand›.<br />
Almanya'da “Mon 810” ad›ndaki, genleri de¤ifltirilmifl m›s›r tohumlar›n›n<br />
ekiminin yasaklanmas›n›n ard›ndan, 1998 y›l›nda yürürlü¤e giren ve biyo-teknolojik<br />
geliflmelerin patent haklar›n› düzenleyen Avrupa Birli¤i (AB)<br />
yönetmeli¤inin de sertlefltirilmesi talep ediliyor.<br />
Sivil toplum kurulufllar›, yönetmeli¤in güncel geliflmelerin gerisinde<br />
kald›¤› ve yasal boflluklar›n Amerikan flirketi Monsanto gibi geneti¤i de¤ifltirilmifl<br />
tohumlar›n ticaretini yapan flirketlere kar sa¤lad›¤› görüflünde.<br />
AB Patent yönetmeli¤i protesto edildi<br />
Münih’de, AB patent yönetmeli¤ini k›nayan eylemciler, sokaklara döküldü.<br />
Avrupa Patent Dairesi'nin önünde gösteri yapan eylemciler özellikle<br />
Monsanto taraf›ndan gelifltirilen domuz yemlerine patent hakk› verilmesini<br />
protesto etti. Bu yemlerle beslenen domuzlar›n bünyesinde bir gen harekete<br />
geçiyor ve domuzlar›n etleri daha dolgun hale geliyor.<br />
Giderek daha fazla say›da biyo-teknoloji firmas›, çeflitli ifllemler sonucu<br />
genleriyle oynayarak elde ettikleri ürünün patentini almak için baflvuruda<br />
bulunuyor. Ancak di¤er yandan da geneti¤i de¤ifltirilmifl ürünler üzerindeki<br />
tart›flmalar alevleniyor.<br />
Çiftçiler uluslararas› flirketlere ba¤›ml› hale geliyor<br />
Çevre örügütü Greenpeace'den Christoph Then, yüzy›llard›r uygulanan<br />
besicilik yöntemlerine patent verilmesinin, çiftçileri uluslararas› flirketlere<br />
ba¤›ml› hale getirdi¤ini belirterek ekonomik kayg›lar›n alt›n› da çiziyor. Bunun<br />
do¤uraca¤› olumsuz sonuçlara dikkat çeken Hessen Eyaleti Baflbakan›<br />
Michael Boddenberg ise, “Tar›mda kullan›lan ürünlerin patentlenmesi, güçlü<br />
konumda bulunan firmalar›n, orta halli tohumculuk firmalar›n› piyasadan<br />
silmesine yol aç›yor" fleklinde konufltu. DW / Münih<br />
‘Comenius’ projesinin finali<br />
‹stanbul’da gerçeklefltirildi<br />
Türkiye’nin baflar›l› okullar›ndan<br />
‹stanbul Atatürk Fen Lisesi, yenilebilir<br />
enerjilerin kamuoyuna duyurulmas›<br />
amac›yla Almanya, ‹spanya<br />
ve Fransa'dan üç okulla birlikte<br />
yürüttü¤ü “Comenius” projesinin<br />
final aya¤›n› Mart ay›nda ‹stanbul'da<br />
gerçeklefltirdi.<br />
Çevre dostu olan yenilenebilir<br />
enerjilerin kullan›m›n› artt›rmay›<br />
teflvik etmek amac›yla üç senedir<br />
yürütülen proje kapsam›nda ö¤renciler,<br />
sosyal, kültürel ve entellektüel<br />
geliflimini destekleyen ziyaretlerin<br />
sonuncusu için ‹stanbul'da bir<br />
araya geldi.<br />
Proje çerçevesinde okul müdürü<br />
Akif Baflak, ingilizce ö¤retmeni<br />
Nefle Marmara ve fizik ö¤retmeni<br />
Hac› Veli Torun’un önderli¤inde 23<br />
kiflilik Comenius Okul Ö¤renci Grubu;<br />
tüm enerji ihtiyaçlar›n› günefl,<br />
rüzgar gibi yenilenebilir enerji kaynaklar›ndan<br />
karfl›layan ‘Benim<br />
Evim’ maketini hayata geçirdi. Bahçeflehir<br />
Üniversitesi’nin teknik deste¤iyle<br />
gerçeklefltirilen projenin final<br />
aya¤›nda Almanya, ‹spanya ve<br />
Fransa’dan gelen ö¤rencilere ‹stanbul’un<br />
tarihi ve turistik mekanlar›n›<br />
kapsayan bir flehir turu da yapt›r›ld›.<br />
IP / <strong>Istanbul</strong><br />
EKONOM‹<br />
AB, ambalaj üzerindeki kat›<br />
kurallar› yumuflat›yor<br />
Sat›fla ç›kar›lacak muzlar›n e¤iminden, domateslerin çap›na kadar her fleye standart<br />
uygulamas›yla elefltirilen AB, bu yöndeki kurallar›n› yumuflat›yor. Art›k ambalajl› ürünlerin<br />
gramaj›nda farkl›l›klar olmas› mümkün.<br />
Almanya'da da Birlik içindeki yeni<br />
düzenlemeler do¤rultusunda bundan<br />
böyle marketlerden, 500 gr. ya da<br />
1 kg'l›k makarnalar yerine 315 graml›k<br />
makarnalar sat›n al›nabilecek. Standard›n<br />
kald›r›lmad›¤› yegane ürünlerse<br />
flarap ve alkol düzeyi yüksek içkiler.<br />
Öte yandan, tüketiciyi koruma<br />
dernekleri, vatandafllar›n bu sayede<br />
al›flverifllerinde büyük ambalajlar›n<br />
içindeki düflük gramajl› ürünlerle yan›lt›labilece¤i<br />
görüflünde.<br />
S›n›rlar kalk›yor<br />
Almanya'da ambalaj tasar›mc›lar›<br />
için yeni bir ça¤ bafll›yor. Zira art›k haz›r<br />
g›da maddeleri ambalajlar› akla ge-<br />
Say›: 3 | Nisan 2009<br />
istanbulpost.net<br />
lebilecek her flekilde tasarlan›p sat›fla<br />
sunulabilecek. Ekonomi Bakanl›¤› da<br />
1981 y›l›ndan beri uygulamada olan ve<br />
ambalajlar›n içindeki ürünlerin asgari<br />
miktar›n› belirleyen standard›n kald›r›ld›¤›n›<br />
duyurdu.<br />
Fiyat art›fl› korkusu<br />
Tüketiciyi koruma dernekleriyse,<br />
üreticilerin ürünlerinde gizli fiyat art›fllar›<br />
yapabilece¤inden endifle ediyor.<br />
Almanya Tüketiciyi Koruma Dernekleri<br />
Birli¤i'nden Gerd Billen endiflelerini,<br />
“Bu sayede üreticilerin müflterilere<br />
yönelik kapsaml› doland›r›c›l›k<br />
hedefiyle hareket edeceklerini düflünmüyorum.<br />
Ancak baz› ürünlerde<br />
17<br />
gizli bir fiyat art›fl› yap›lmas› mümkün.<br />
Ayn› ürünün milyonlarca kez sat›ld›¤›<br />
düflünülürse nas›l bir kazanca yol açabilece¤i<br />
ortada” diye konufltu.<br />
Alman hükümeti, ambalajlardaki<br />
standartlar›n kald›r›lmas›yla AB'de bu<br />
yöndeki yeni düzenlemeler çerçevesinde<br />
hareket edildi¤ini aç›klad›. Buna<br />
göre, tüketicilerin ihtiyaçlar› art›k daha<br />
iyi karfl›lanm›fl olacak. Ancak Berlin<br />
Tüketiciyi Koruma Derne¤i'nden<br />
Christof Römer uygulaman›n tüketicilere<br />
fayda sa¤lamayaca¤›n› belirtirken,<br />
Perakendeciler Birli¤i ise amac›n<br />
insanlar› kand›rmak de¤il, zengin<br />
seçenekler sunmak oldu¤unu söylüyor.<br />
IP / Berlin
18<br />
Cihangir ile Mitte<br />
kardefl semt oldu<br />
Cihangiri Güzellefltirme Derne¤i ve ‹stanbul 2010 Avrupa<br />
Kültür Baflkenti Ajans› deste¤i ile Cihangir ve Mitte aras›nda<br />
'kardefl' olma giriflimleri bafllat›ld›. Bu çerçevede 18 Cihangirli<br />
sanatç›, Nisan ay›nda Baflkent Berlin'e geldi.<br />
‹stanbul ve Berlin'in 20. kardefllik y›l›nda gerçekleflen proje<br />
çerçevesinde, her iki kente karfl›l›kl› sanatç› ak›n› bafllayacak.<br />
Nisan ay›nda Cihangirli sanatç›lar› a¤›rlayan Mitteli sanatç›lar<br />
da, May›s ay›nda ‹stanbul'da olacaklar. Her iki metropolden sinema,<br />
tiyatro, müzik ve edebiyat çevrelerinden, toplam 36 konuk<br />
a¤›rlanacak. Davet edenlerin evlerinde misafir olacak olan<br />
sanat elçileri, eserlerini karfl›l›kl› olarak, her iki ilçenin sokaklar›nda<br />
insanlar›n ilgisine sunacak. IP / Cihangir - Mitte<br />
Niederrhein bölgesine<br />
ifl adamlar› gezisi<br />
Türk giriflimci firmalar› için 13-15 May›s 2009 tarihinde Niederrhein<br />
Bölgesi'ne bir gezi düzenlenecek.<br />
Almanya'n›n Kuzey Ren Vestfalya (NRW) bölgesinde faaliyet<br />
gösteren Alman-Türk Ticaret Bürosu, Alman flirketlerine<br />
Türkiye'deki, Türk flirketlerine ise Almanya'daki faaliyet alanlar›nda<br />
destek veriyor. Bu çerçevede, Türk giriflimci firmalar› için<br />
Niederrhein Bölgesi'ne bir gezi düzenleniyor.<br />
Gezi kapsam›nda kat›l›mc›lar Alman firmalar› ile Türk firmalar›n›<br />
bir araya getirecek ikili görüflmelerin ve uluslararas› platformda<br />
ortakl›k ve anlaflmalar yapma f›rsat›n›n yan› s›ra, kat›l›mc›lar,<br />
Niederrhein Bölgesi’ni de tan›ma imkân› bulabilecek.<br />
www.dth-international.de<br />
Say›: 3 | Nisan 2009<br />
istanbulpost.net BÖLGELER<br />
Hemflehri dernekleri<br />
Türk kültürünü yaflat›yor<br />
Avrupa genelinde gurbetçiler taraf›ndan kurulan hemflehri derneklerinin, yeni neslin<br />
Türk kimli¤ini tan›mas› ve korumas› yönünde katk›s› büyük. Yurt d›fl›nda Türk kültürü,<br />
dili ve yöresel al›flkanl›klar›, yap›lan faaliyetlerle yaflat›lmaya çal›fl›l›yor.<br />
Berlin Karadeniz Dernekler Birli¤i<br />
(BKDB) bu y›l ikincisini düzenledi¤i 'Kültür<br />
A¤›rl›kl› Bilimsel Panel'de Karadeniz'de<br />
çevre sorunlar› organik tar›m ve<br />
kültür miras› ile ilgili bilimsel konular ele<br />
al›nd›. Berlin Türkevi'ndeki programda<br />
konuflan Berlin Baflkonsolosu Mustafa<br />
Pulat, hemfleri dernekleri yurt d›fl›nda<br />
özellikle Türk kültürünün, dilinin yöresel<br />
al›flkanl›klar›n faaliyetlerle yaflat›lmas›nda<br />
hayat› bir ifllev gördü¤ünü belirterek,<br />
“Bu derneklerin özellikle çocuklar›m›z›n<br />
burada Türkiye'den, Türk toplumundan<br />
kopmamalar› bak›m›ndan çok büyük faydalar›<br />
var” dedi. Karadeniz'in çok göç veren<br />
bir bölge oldu¤una vurgu yapa Pulat,<br />
“Karadeniz çok göç veren bir bölge oldu-<br />
¤u için istihdam oluflturam›yor. Ama do-<br />
¤al yap›s› ve turizm özellikleri bunun de-<br />
¤iflmesi için önemli bir f›rsat. Bölgemizde<br />
çevremize gösterece¤imiz özen turizmin<br />
geliflmesinde do¤rudan irtibatl› olacakt›r”<br />
dedi.<br />
Dernekleflmede<br />
Karadenizliler ilk s›ralarda<br />
Berlin Karadeniz Dernekler Birli¤i<br />
Baflkan› Eflref Çevik de, “Bu dernekler y›llardan<br />
beri 3 bin kilometre uzak olmam›za<br />
ra¤men ülkemize sa¤l›k ve e¤itim alan›nda<br />
kendi çal›flmalar›yla birlikte katk›lar<br />
sunmaktad›r. Bizlerde yerel dernekler<br />
olarak kendi imkanlar ölçümüzde, kültürümüzü,<br />
örf ve ananelerimizi, birlikte yaflamaya<br />
ve yaflatmaya çal›fl›yoruz” dedi.<br />
Kendimizi burada, yaflad›¤›m›z topluma,<br />
hem entegrasyon anlam›nda, hem çevre<br />
sorunlar› anlam›nda hem de sosyal ve<br />
kültürel alanlarda duyarl› olmak istediklerini<br />
ifade eden Çevik, “Bu birli¤in nihai<br />
bir hedefi var. Kültürümüzü yaflatma ad›na<br />
ilerde 'Karadeniz Yayla fienlikleri' ad›<br />
alt›nda daha organizeli daha güçlü, bir<br />
haftaya yay›lacak bir kültür etkinli¤i düzenlemek”<br />
fleklinde konufltu.<br />
Programda daha sonra Karadeniz<br />
Teknik Üniversitesi (KTÜ) Çevre Koruma<br />
ve Gelifltirme Kürsüsü Müdürü Prof. Dr.<br />
Burhan Sad›klar, Karadeniz'de çevre sorunlar›,<br />
organik tar›m ve kültür miras› ile<br />
ilgili bilimsel bir konferans sunumu yapt›.<br />
Prof. Sad›klar, Karadeniz Bölgesi'nin çevre<br />
sorunlar›n› anlatt›¤› sunumunda, insanlar›n<br />
çevreyi koruma ad›na daha bilinçli<br />
davranmalar› konusuna vurgu yapt›.<br />
Berlin Türk Cemaati Baflkan› Bekir<br />
Y›lmaz ve çok say›da dernek üyelerinin<br />
kat›ld›¤› Berlin Karadeniz Dernekler Birli-<br />
¤i gecesinde ayr›ca yöresel k›yafetlerle<br />
halk oyunlar› sergilenirken, gelen misafirlere<br />
Karadeniz yöresine ait yemekler<br />
ikram edildi. IP / Berlin
KÜLTÜR<br />
Duisburg kentinde ''Bo¤aziçi-Kültürler Geçidi'' ad›yla 24 Nisan-13 May›s 2009 tarihleri aras›nda<br />
festival düzenleniyor. Festival birçok sürprizle konuklar›n› karfl›lamay› bekliyor.<br />
''Bo¤aziçi-Kültürler Geçidi''<br />
''Münchner Kammerspiele''<br />
adl› Alman oyuncu toplulu¤u<br />
6 May›s Çarflamba akflam›,<br />
Duisburg’da Orhan Pamuk'un '<br />
'Kar'' roman›n› sahneye<br />
uyarlayacak.<br />
Kaya Yanar’dan<br />
3 film birden<br />
Ünlü Türk komedyen Kaya Yanar'›n 3 sinema<br />
filminde oynayaca¤› bildirildi.<br />
Yap›m flirketinin aç›klamas›nda, 3 film için anlaflma<br />
yap›lan Yanar'›n, senaryolar›n› yazaca¤›<br />
filmlerde bafl rolü de oynayaca¤› belirtildi. Yanar'›n<br />
ilk filminin 2010 y›l›n›n sonunda gösterime girmesinin<br />
planland›¤› ifade edildi. fiirketin Yönetim Kurulu<br />
Baflkan› Martin Moszkowicz, "Yanar'›n Almanya'da<br />
birinci s›n›f komedyen oldu¤unu, haz›r cevapl›l›¤›<br />
ve de¤iflim yetene¤iyle kendini ispatlad›¤›n›"<br />
söyledi.<br />
Yanar, Alman özel kanal› "SAT.1"de yay›mlanan<br />
"Was guckst du?" (Ne bak›yorsun?) adl› komedi<br />
program›yla 2001 y›l›nda Alman Televizyon Ödülünü<br />
ve Komedi Ödülünü kazanm›flt›. IP KR / Bonn<br />
Say›: 3 | Nisan 2009<br />
istanbulpost.net<br />
Festivalle ilgili olarak Duisburg Tiyatrosu'nda bas›n toplant›s›<br />
düzenleyen yetkililer, Türk göçmenlerden festivale ilgi<br />
göstermelerini beklediklerini belirtti.<br />
Duisburg Tiyatro Müdürü Ute Saalmann, tiyatro oyunlar›<br />
ve sahne sorumlusu Michael Steindl ve Duisburg Belediyesi<br />
Göçmenler Uyum Dairesi Baflkan› Leyla Özmal ile birlikte düzenledi¤i<br />
bas›n toplant›s›nda, ''Uyumdan ziyade, yapt›¤›m›z<br />
kültürel ve sanatsal çal›flma ve etkinliklerle insanlar› kaynaflt›r›yoruz''<br />
dedi.<br />
Türkiye ve Almanya’dan tiyatro gruplar›<br />
Program ak›fl› konusunda bilgiler veren ve izleyicileri büyülemek<br />
istediklerini ifade eden Saalmann, festivalin Mercatorhalle<br />
adl› salonda 24 Nisan’da saat 20.00'de, ‹stanbul'a<br />
edebi bir yaklafl›mdan ve fievval Sam'›n verece¤i bir konserden<br />
oluflan zengin bir kültür program›yla bafllayaca¤›n› kaydetti.<br />
Grup halinde kat›l›mc›lara özel indirimlerin de yap›laca¤›<br />
Festival çerçevesinde 3 May›s’ta ‹stanbul 5. Sokak Tiyatrosu<br />
''Ashura'' adl› oyunuyla 12 dilde bir flark›lar akflam› sunacak.<br />
Yine ‹stanbul'dan gelecek ''Garajistanbulpro Tiyatrosu'' 13<br />
May›s’ta Kemal Gökhan Gürses'in çizgi roman›ndan uyarlanm›fl<br />
''Histanbul'' adl› eserin Almanya prömiyerini gerçeklefltirecek.<br />
Orhan Pamuk’un Kar roman› sahnede<br />
Bunun yan› s›ra Almanya'dan ''Münchner Kammerspiele''<br />
adl› Alman oyuncu toplulu¤u 6 May›s Çarflamba akflam›, Orhan<br />
Pamuk'un ''Kar'' adl› roman›n› sahneye uyarlayacak.<br />
Euripides'in "Medea" adl› oyunu da 9 ve 10 May›s’ta gösterilecek.<br />
Frankfurt kentindeki Theateripherie Tiyatrosu, göçmen<br />
gençlerle birlikte hayata geçirdi¤i bir tiyatro projesiyle 11 ve<br />
12 May›sta Genceli Nizami'nin roman›ndan uyarlanan ''Leyla<br />
ve Mecnun''u sahneleyecek. IP KR / Duisburg<br />
Anadolu Atefli büyülüyor<br />
Anadolu Atefli dans ve gösteri grubu Hamburg’da<br />
izleyenleri büyüledi. Grup 12 ila 24<br />
May›s tarihleri aras›nda Deutsches Theater<br />
Münih’de gösterilerini sürdürecek.<br />
Anadolu topraklar›nda yaflayan efsanelerden kayna¤›n›<br />
alan gösterinin ilk bölümünde Orta Asya fiaman<br />
Türkleri, Yezidi, Zerdüflt, Alevi, Do¤u ve Güneydo¤u<br />
Anadolu, Akdeniz ve Ege motifleri sergilendi.<br />
Gösterinin ikinci bölümünde de, Do¤u Anadolu,<br />
Ege, ‹stanbul, Karadeniz, Trakya, Balkan ve<br />
‹stanbul'dan dans ve müzik gösterileri sahnelendi.<br />
Münih’de devam ediyor<br />
Anadolu Atefli dans ve gösteri grubunun<br />
gösterileri Almanya’n›n yan›s›ra Hollanda,<br />
‹sviçre, Amsterdam ve ‹ngiltere'de sürecek.<br />
3000 y›ll›k Anodolu kültürünün<br />
danslarla yans›t›ld›¤› eflsiz<br />
gösteriler Münih’te Deutsches<br />
Theater’da 12-24 May›s<br />
tarihleri aras›nda<br />
devam edecek.<br />
19<br />
Orientation<br />
yeni albümünü<br />
ç›kar›yor<br />
Baflkent Berlin'de müzik çal›flmalar›n›<br />
sürdüren ve üyeleri aras›nda<br />
Türklerin de bulundu¤u "Orientation"<br />
adl› Türk-Alman grup üçüncü<br />
albümünü ç›kar›yor.<br />
"Akuma" flirketi taraf›ndan yap›lan<br />
aç›klamada, grubun flark›c›s›, ayn›<br />
zamanda söz yazar› ve yap›mc›<br />
olan Bekir Karao¤lan ile grupta bas<br />
gitar çalan Andras Advocado taraf›ndan<br />
haz›rlanan "Orientation B‹Z" adl›<br />
albüm piyasaya ç›kacak. 10 parçan›n<br />
yer ald›¤› albümün Türkiye'de de dinleyicilerle<br />
buluflaca¤› ifade edildi.<br />
Advocado, albümde özellikle ön<br />
planda tutulan Bekir Karao¤lan'›n<br />
çok güzel sesi oldu¤unu ve her duyguyu<br />
çok iyi flekilde yans›tt›¤›n› kaydetti.<br />
"Orientation" grubu, Berlin Film<br />
Festivali'nde (Berlinale) 2004 y›l›nda<br />
"Alt›n Ay›" ödülünü kazanan Fatih<br />
Ak›n'›n "Duvara Karfl›" filminin müzi-<br />
¤ini yapm›flt›.<br />
Karao¤lan ve Advocado; Ceza,<br />
Ekofresh, Aziza-A, Sultana ve Muhabbet<br />
gibi sanatç›lar için de yap›mc›l›k<br />
ve söz yazarl›¤› yapt›. IP KR / Berlin<br />
17 ça¤dafl Türk<br />
sanatç›s›ndan<br />
Berlin’de sergi<br />
Baflkent Berlin'de 17 Türk sanatç›s›n›n<br />
eserlerinin yer ald›¤› ''Zeitgeist''<br />
adl› karma sanat sergisinin tan›t›m›<br />
Berlin Baflkonsoloslu¤u himayesinde<br />
Türkevi’nde yap›ld›. Ça¤dafl<br />
Türk sanat›n›n 17 temsilcisinin eserlerinin<br />
aras›nda soyut ve figüratif yeni<br />
akspresyonist çal›flmalar öne<br />
ç›k›yor. Sergiye Reyhan Arabac›o¤lu,<br />
Osman Akçit, Ercan Ayçiçek, Sema<br />
Bicik, Bar›fl Eren, Bahad›r Gökay, Y›ld›z<br />
Ersa¤d›ç, Metin Erkan Kafkas, Ekrem<br />
Kadak, Gürcan Öner, Cezmi Orhan,<br />
Tuncay Topcu, Reyhan Somuncuo¤lu,<br />
Feriha Tu¤ran ve Perihan<br />
Yaln›zc›k resim, Zeynep Eren heykel<br />
ve Yavuz Alatan foto¤raflar›yla kat›l›yor.<br />
Sergi 15 May›s 2009 tarihine<br />
kadar ziyaretçilere aç›k kalacak.<br />
IP KR / Berlin
20<br />
Türk<br />
giriflimcilerin<br />
say›s› 72 bini<br />
geçti<br />
Türk-Alman E¤itim ve Bilimsel<br />
Araflt›rmalar Vakf› (TAVAK) taraf›ndan<br />
yap›lan aç›klamada, Almanya'daki<br />
Türk giriflimcilerin say›s›n›n<br />
2008 y›l› sonunda 72 bini aflt›¤›, bu<br />
say›n›n 2007 y›l›nda 70 bin civar›nda<br />
oldu¤u belirtildi.<br />
Türk giriflimcilerin y›ll›k cirolar›n›n<br />
da 2008 y›l›nda krize ra¤men<br />
32,9 milyar Euro’ya yükseldi¤i ifade<br />
edildi.<br />
Artan ekonomik güç<br />
Aç›klamada, Almanya'daki Türk<br />
giriflimcilerin yat›r›m hacminin de<br />
toplam 8 milyar Euro’ya yaklaflt›¤›<br />
belirtilerek, 2008 y›l›nda Alman vatandafll›¤›na<br />
geçen Türklerin say›s›n›n<br />
780 bin, Almanya'da yaflayan<br />
Türk vatandafllar›n›n say›s›n›n da<br />
1 milyon 750 bin oldu¤u ifade edildi.<br />
Almanya'da yaflayan Türkler ve<br />
Türk kökenlilerin toplam say›s›n›n<br />
ise 2 milyon 790 bin oldu¤u belirtilen<br />
aç›klamada, Alman vatandafll›¤›na<br />
geçen Türk ve Türk kökenlilerin toplam<br />
say›s›n›n da 1 milyon 40 bin civar›nda<br />
oldu¤u kaydedildi.<br />
TAVAK mütevelli heyeti üyesi Faruk<br />
fien, Almanya'da 1985 y›l›nda ortaya<br />
ç›kmaya bafllayan Türk giriflimcilerin<br />
Alman ekonomisindeki yerinin<br />
her geçen gün daha büyük boyutlara<br />
ulaflt›¤›na dikkat çekerek, Avrupa<br />
ülkelerindeki Türk kökenli iflletmelerin<br />
de 115'in üzerinde farkl› sektörde<br />
faaliyet gösterdiklerini, bunun<br />
da Türk toplumunun baflar›s›n›, cesaretini<br />
ve at›l›mc› gücünü ortaya ç›kartt›¤›n›<br />
bildirdi. TAVAK / Essen<br />
Air Berlin’e<br />
Türk ortak<br />
Küresel kriz nedeniyle zor günler<br />
geçiren Almanya'n›n en büyük ikinci<br />
havayolu flirketi Air Berlin'e Türk ortak<br />
geldi. TUIfly ile karfl›l›kl› hisse al›m›<br />
ve iflbirli¤i karar› alan Air Berlin<br />
flimdi de hisselerinin yüzde 15'inin<br />
Pegasus ve ‹zAir Havayollar›'n›n sahibi<br />
ve geçen y›l 445 milyon Euro ciro<br />
yapan ESAS Holding'e satt›.<br />
Öte yandan Lufthansa'dan sonra<br />
Almanya'n›n ikinci büyük havayolu<br />
flirketi olan Air Berlin'in geçen y›l› zararla<br />
kapatt›¤› bildirildi. Rakamlara<br />
göre, flirket 2008 y›l›nda 75 milyon<br />
Euro zarar etti. Air Berlin'den yap›lan<br />
aç›klamada birlikte flirketin küresel<br />
ekonomik krizi aflmaya çal›flaca¤›<br />
kaydedildi. IP / Berlin<br />
Say›: 3 | Nisan 2009<br />
istanbulpost.net<br />
Baflbakan Recep Tayyip Erdo¤an, eski fiansölye<br />
Gerhard Schdöder’in 65. do¤um günü kutlamas›na<br />
kat›lmak üzere Hannover’e sürpriz ziyarette<br />
bulundu. Erdo¤an, ziyaretin ikinci gününde Alman<br />
gazetecilerle bir araya geldi.<br />
Burada bir soru üzerine Türkiye'nin üyeli¤inin<br />
AB'yi güçlendirece¤ini vurgulayan Erdo¤an, Türkiye'nin<br />
Avrupa ile Ortado¤u aras›nda köprü rolünün<br />
de AB için büyük önem tafl›d›¤›n› kaydetti.<br />
Ankara'n›n, Almanya'da yaflayan Türklerin uyumunu<br />
destekledi¤ini ifade eden Erdo¤an, Türkler<br />
aras›nda e¤itim ve iflsizlik sorununa dikkat çekti<br />
ve bu konular›n üzerine gidilmesi gerekti¤ini vurgulad›.<br />
Türkiye seçim malzemesi olmas›n<br />
Baflbakan, seçim dönemine giren Almanya'da,<br />
uyum tart›flmalar›n›n ve Türkiye'nin AB sürecinin<br />
seçim malzemesi yap›lmamas›n› istedi.<br />
Baflbakan Erdo¤an, daha sonra Türk sivil toplum<br />
örgütlerinin temsilcileriyle de bir araya geldi.<br />
Erdo¤an burada yapt›¤› konuflmada, Türk kökenli<br />
Alman vatandafllar›na, genel seçimlerde mutlaka<br />
oy kullanmalar› ça¤r›s›nda bulundu. Erdo¤an,<br />
“Muhakkak sand›¤a gidin, muhakkak sonuç üzerinde<br />
etkili olacak oylar›n›z› kullan›n” dedi.<br />
Alman vatandafll›¤›na geçin<br />
Almanya'da yaflayan Türklerin Alman vatandafl›<br />
olmalar› konusunda da çekinmemelerini isteyen<br />
Erdo¤an, Almanca'y› ö¤renme konusunda da<br />
Türklerin hiçbir tereddüt göstermemeleri gerekti-<br />
¤ini ifade etti:<br />
"Bunu kesinlikle baflarmal›s›n›z, baflarmal›y›z.<br />
Tabii ki yavrular›m›z, gençlerimiz en iyi flekilde<br />
Türkçe'yi ö¤renecekler. Türkçe'yi ö¤renmeyen iyi<br />
flekilde Almancay› ö¤renemez. Önce bunu ciddi<br />
flekilde baflarmal›y›z. Zaten dil e¤itiminin esas› bu-<br />
dur. Önce kendi dilini iyi bileceksin ki yabanc› dili<br />
ö¤renebilesin. ‹yi bir e¤itim almak ve iyi derecede<br />
Almanca ö¤renmek, Almanya'n›n siyasi, ekonomik,<br />
kültürel ve ticari yaflam›na katk› ve kat›l›mda<br />
bulunmay› da kolaylaflt›racakt›r”<br />
Almanya'da sivil toplum örgütlerinin her<br />
alanda öncü rol oynamak zorunda oldu¤unun alt›n›<br />
çizen Baflbakan Erdo¤an, Türk kurulufllar›na ortak<br />
hedefler do¤rultusunda ittifak yapmalar› tavsiyesinde<br />
bulundu. <strong>Istanbul</strong> Post / Hannover<br />
“Daha fazlas›n› bilmek isteyen herkes için”<br />
“Dil ö¤renmek, Almanya’ya<br />
katk› ve kat›l›m› kolaylaflt›r›r”<br />
Eski Almanya Baflbakan Schröder'in do¤um günü kutlamas›na kat›lmak için Hannover'a<br />
gelen Baflbakan Erdo¤an, Alman gazetecilerle buluflarak sorular› cevaplad›.<br />
Erdo¤an burada, “‹yi bir e¤itim almak ve iyi derecede Almanca ö¤renmek, Almanya'n›n<br />
siyasi, ekonomik, kültürel ve ticari yaflam›na katk› ve kat›l›mda bulunmay› da<br />
kolaylaflt›racak” diye konufltu.<br />
Erdo¤an, eski Almanya Baflbakan› Gerhard Schröder'in do¤um günü kutlamas› için<br />
gitti¤i Almanya'da, Türklere önemli mesajlar verdi. Erdo¤an politikac›lara da seslenerek<br />
Türkiye’nin seçim malzemesi yap›lmamas›n› istedi.<br />
Baflbakan Erdo¤an’a<br />
Avicenna Ödülü<br />
Türk Alman Sa¤l›k Vakf› taraf›ndan 2005 y›l›nda<br />
Giessen'de kurulan Avicenna Derne¤i (‹bn-<br />
Sina Derne¤i) ilk Avicenna Ödülü'nü Türkiye'nin<br />
de Eflbaflkan› oldu¤u Medeniyetler ‹ttifak›'na<br />
vermeyi uygun gördü. Ödül 10 May›s’ta<br />
Frankfurt’ta yap›lacak törenle verilecek.<br />
Türklerin Berlin’de 200 y›ll›k öyküsü<br />
Yazar Hilke Gerdes, Yefliller Partisi Eflbaflkan› Cem Özdemir’in<br />
de kat›ld›¤› toplant›da Bebra yay›nevi taraf›ndan<br />
yay›nlanan yeni kitab› ''Türken in Berlin''i tan›tt›.<br />
Tan›t›m akflam›nda gelenekselin d›fl›na ç›k›larak, kitap okuma yerine göçmenler<br />
ve Türkler'in Berlin'de uyum ve Almanlar ile iliflkileri tart›fl›ld›. Konuflmas›na,<br />
''Ben bu kitab› Almanlar için yazd›m'diyerek bafllayan yazar Hilke Gerdes,<br />
'Berlin Almanya'da en fazla Türk vatandafl›n›n yaflad›¤› kent. Bu kitapta 200<br />
y›ll›k bir öykü var. Önce elçi, daha sonra misafir iflçi olarak gelen bu insanlar,<br />
art›k Baflkent'in ayr›lmaz parças› oldular. Ne yaz›k ki, yüzy›llard›r bu insanlarla<br />
birlikte yaflayan Almanlar, henüz onlar› yeterince tan›m›yor ve tan›mak istekleri<br />
de yok gibi görünüyor'' tespitinde bulundu.<br />
Toplant›ya kat›larak yazara destek veren Cem Özdemir, Berlin'de birçok sorun<br />
oldu¤una de¤inerek, ''Ancak bunlar etnik de¤il, sosyal sorunlar. Problemler<br />
böyle ele al›n›rsa, daha gerçekçi olur. Almanlar uyumdan çok bahsediyorlar,<br />
ancak ne oldu¤undan fazla haberleri yok. Yabanc›lar niye ve nas›l Almanlara<br />
uyum göstersinler? Önce buna cevap vermeleri gerekiyor. Önemli olan Almanya'da<br />
yaflayan göçmenlerin nereden geldikleri de¤il, neye ulaflmak istedikleri<br />
ile de¤erlendirilmeleri” diye konufltu. IP / Berlin
Ein Industriezweig mit hohen Wachstumsraten und<br />
technologischen Impulsen<br />
Eine LKW-Armada<br />
genügt nicht<br />
Das Türkische Statistikinstitut gibt die Zahl der kommerziell eingesetzten<br />
LKW im Jahr 2006 mit 433.805 an. Damit ist die Zahl der LKW innerhalb<br />
von vier Jahren um rund 160.000 gestiegen. Hinter dieser Entwicklung<br />
steht eine starke Ausweitung des türkischen Außenhandels. Nimmt<br />
man den auf der Basis von 2003 erstellten Mengenindex des Außenhandels<br />
als Grundlage, so lag im Dezember 1999 der Wert bei 58,3 Punkten, während<br />
er im Dezember 2008 trotz Krise einen Wert von 136,7 Punkten erreichte.<br />
Die Spitzenwerte im vergangenen Jahr lagen bei über 180 Punkten.<br />
Dieser Außenhandel muss bewegt werden und dabei entfällt ein<br />
bedeutender Anteil auf den Straßenverkehr. Ein wichtiger Grund dafür<br />
sind Lücken in der Hafen- und Bahninfrastruktur, die nicht nur den Handel<br />
in der Türkei betreffen, sondern auch die Transittransporte. So zeigt eine<br />
Karte des Generaldirektorats für das Straßenwesen ein besonders hohes<br />
Transportaufkommen zwischen <strong>Istanbul</strong> und Izmir sowie auf der Strecke<br />
nach Georgien.<br />
Verkehrsplanung bis 2013 vorgestellt<br />
Im Februar stellte das Verkehrsministerium den strategischen Plan zur<br />
Verkehrsentwicklung von 2009 bis 2013 vor. Eines der Leitziele ist, die<br />
starke Dominanz des Straßengüterverkehrs zugunsten kombinierter Verkehrssysteme<br />
mit Bahn und Schifffahrt zu überwinden.<br />
Gleichwohl sieht der Plan den Bau neuer Autobahnen vor, die insbesondere<br />
die Erschließung von Izmir verbessern sollen. Vorgesehen ist<br />
eine Autobahn Izmir-Edirne mit Dardanellen-Übergang, eine Ankara-Izmir<br />
Autobahn und eine <strong>Istanbul</strong>-Izmir Autobahn.<br />
Unter den Schienenprojekten stechen die Erneuerung der Strecken<br />
von Edirne-<strong>Istanbul</strong> nach Ankara sowie den Ausbau von Ankara-Sivas und<br />
Ankara-Konya hervor. Alle genannten Streckenabschnitte sollen für<br />
Hochgeschwindigkeitszüge hergerichtet werden. Zur Verbesserung kombinierter<br />
Transportsysteme ist vorgesehen, an elf Standorten verteilt über<br />
die ganze Türkei Logistikzentren zu errichten.<br />
Weiterhin sieht das Verkehrsministerium vor, die Küstenmotorschiffflotte<br />
zu erneuern. Neben einem positiven Effekt für die türkischen<br />
Werften soll außerdem ein größerer Teil des Frachtverkehrs auf See verlagert<br />
werden.<br />
Zur Finanzierung der Projekte sind neben Privatisierungsmaßnahmen<br />
auch weitere Modelle von public private partnership vorgesehen. Die<br />
Entwicklung des Verkehrssektors soll von einer Umstrukturierung von<br />
Post-, Bank- und Logistikleistungen begleitet und in Übereinstimmung mit<br />
EU-Entwicklungen verwirklicht werden.<br />
Bunte Interessenvertretung<br />
UND<br />
Präsident<br />
Tamer<br />
Dinçflahin<br />
Fast spiegelbildlich zur Vielzahl<br />
von kleinen Unternehmen ist auch<br />
die Interessenvertretung stark differenziert.<br />
Es gibt Vereine für den internationalen<br />
Lastverkehr, den Logistik-Sektor,<br />
den nationalen Lastverkehr<br />
sowie ergänzende Zusammenschlüsse.<br />
Zu den größten und ältesten gehört<br />
der Verein internationaler Spediteure<br />
(www.und.org.tr). 1974 gegründet,<br />
vereinigt er 940 Mitglieder.<br />
Eine weitere große Organisation<br />
ist der Verein der Dienstleister für<br />
internationale Logistik und Transporte<br />
(www.utikad.org.tr). Im 1986<br />
gegründeten Verein sind 300 Firmen<br />
organisiert.<br />
Der Logistik Verein (www.loder.org.tr)<br />
wurde erst 2001 gegrün-<br />
det. Der Verein versteht sich als Berufsorganisation und hat sich zum Ziel<br />
gesetzt, einen Jahreskongress zur Logistik durchzuführen. Hinzu kommen<br />
Aktivitäten bei der Ausbildung von Nachwuchslogistikern.<br />
LOGISTIK<br />
Ebenso wie beim Transport von<br />
Öl und Gas, hegt die Türkei seit<br />
langem den Traum, auch im Bereich<br />
von Transport und Logistik die<br />
Funktion einer Drehscheibe zwischen<br />
Europa, Mittelasien, dem Kaukasus<br />
und dem Nahen Osten zu übernehmen.<br />
Doch was auf den ersten Blick<br />
einleuchtend wirkt, erweist sich bei<br />
näherer Betrachtung als nicht ganz so<br />
einfach.<br />
Verkehrsinfrastruktur<br />
Anders als in Europa ist die<br />
Verkehrspolitik der vergangenen<br />
zwanzig Jahre in der Türkei von einer<br />
starken Präferenz auf den Straßenverkehr<br />
geprägt. Sowohl beim<br />
Schienen- wie auch beim Seeverkehr<br />
sind bedeutende Investitionen nötig,<br />
die - wenn es der Türkei gelingt, sich<br />
wirksam in die internationalen<br />
Nr.3 | April 2009<br />
istanbulpost.net<br />
Der Rückgang des weltweiten Außenhandels hat auch den türkischen Transport- und Logistiksektor<br />
betroffen. Seine Belebung hängt auch von verkehrspolitischen Weichenstellungen ab.<br />
Der Traum weltweites<br />
Logistikzentrum zu werden<br />
Der Blick auf die Landkarte erweist die Vorteile sofort - die Türkei birgt das Potenzial,<br />
wichtige Logistikaufgaben zu übernehmen. Aber zuvor müssen Probleme gelöst werden.<br />
Transport und Logistik ist ein Sektor mit hochgradiger<br />
Flexibilität. Als Bindeglied zwischen Produktionsstätten<br />
sowie zwischen Produktion, Handel und Verbrauchern<br />
muss er auf sich verändernde Warenströme genauso<br />
schnell reagieren wie auch auf unterschiedliche Verkehrsinfrastrukturen<br />
Rücksicht nehmen. Diese Lösungen<br />
müssen zugleich die beiden für den Kunden relevanten<br />
Faktoren Preis und Geschwindigkeit berücksichtigen und<br />
ein hohes Maß an Zuverlässigkeit bieten.<br />
Stellt der türkische Logistik und Transportsektor für<br />
sich allein genommen bereits einen Wirtschaftsfaktor dar,<br />
so ist er zugleich eine wichtige Säule bei der Entwicklung<br />
der Türkei zu einem Produktionszentrum für Europa.<br />
In den vergangenen Jahren haben dabei Lösungen an<br />
Gewicht gewonnen, die die Stärken verschiedener<br />
Verkehrsmittel miteinander kombinieren. Während mit<br />
Verkehrsplanungsnetzwerke einzubringen,<br />
gleichwohl einige Zeit benötigen<br />
werden, um wirksam zu werden.<br />
Der vor kurzem fertiggestellte<br />
Schienentunnel unter dem Bosporus<br />
soll nicht nur einen Beitrag zur<br />
Lösung von <strong>Istanbul</strong>s Verkehrsproblemen<br />
leisten, sondern zugleich<br />
auch dem Schienenfernverkehr die<br />
Durchfahrt von Thrakien nach Anatolien<br />
ermöglichen. Mit dem begonnenen<br />
Kaukasus-Schienenweg, der über<br />
Georgien und Aserbaidschan eine<br />
Anbindung an die zentralasiatischen<br />
Schienennetze ermöglichen soll,<br />
entsteht so ein Schienennetzwerk<br />
von Portugal bis nach China.<br />
Bei der Schifffahrt schreitet die<br />
Privatisierung der Häfen aufgrund<br />
langwierigen Rechtsstreits nur langsam<br />
voran. Mit dem langsamen Fort-<br />
21<br />
schritt der Privatisierungen verzögern<br />
sich auch nötige Investitionen<br />
zur Steigerung der Hafenkapazitäten.<br />
Industriestandorte<br />
Doch selbst von dem Zeitpunkt<br />
an, ab dem es gelungen ist, ein ausgewogeneres<br />
Verkehrsnetz in der<br />
Türkei aufzubauen, das eine wirksamere<br />
Kombination der verschiedenen<br />
Verkehrsmittel erlaubte, stellt<br />
sich die Frage, wie Warenströme in<br />
Zukunft verlaufen werden.<br />
Zwischen Verkehrsnetzwerken<br />
und Industrieansiedlung besteht eine<br />
Wechselbeziehung. Gelingt die Modernisierung<br />
der türkischen Verkehrssysteme<br />
steigt zugleich die<br />
Attraktivität der Türkei als Industriestandort.<br />
Ein weltweites Logistikzentrum<br />
wiederum lebt nicht nur vom<br />
Transit, sondern auch vom Export.<br />
Kombinierte Systeme mit Zukunft<br />
der Einrichtung einer Güterzuglinie zwischen <strong>Istanbul</strong> und<br />
Köln bereits eine zusätzliche Option geschaffen wurde,<br />
haben türkische Unternehmen in den vergangenen Jahren<br />
zusammen mit europäischen Partnern Kombinationen für<br />
einen Güterverkehr entwickelt, bei dem die Transporte<br />
zunächst per LKW und Fähre bis nach Italien geschafft<br />
werden. Von dort aus beginnt die Weiterverteilung teils<br />
direkt per LKW oder per Bahn nach Mitteleuropa. Von dort<br />
aus wird die Endverteilung wiederum vom Straßenlastverkehr<br />
übernommen.<br />
Zukunftsprognosen gehen davon aus, dass sich Warenströme<br />
weiter nach Osten verlagern werden. Verkehrsprojekten<br />
wie der Kaukasus-Eisenbahn kommt dabei zusätzliche<br />
Bedeutung zu. Und mit jeder neuen Infrastruktur<br />
ergeben sich neue Kombinationen für komplexe, kundengerechte<br />
Logistiklösungen.
22<br />
Bezirk für Bezirk <strong>Istanbul</strong> - Teil 3<br />
Üsküdar<br />
Ein altes Zentrum erhält ein<br />
neues Gesicht<br />
Geschichtlich betrachtet gehört das heutige Üsküdar zu den ältesten<br />
Siedlungsgebieten <strong>Istanbul</strong>s. Stets war es von großer Bedeutung, doch<br />
stets hat es im Schatten von <strong>Istanbul</strong> und Kadiköy gestanden. Das<br />
Marmaray-Projekt nutzend schickt sich der Stadtteil nun an, sein Gesicht<br />
zu verändern und sich ein Profil zu geben, das zwar neu ist, zugleich aber<br />
auch den konservativen Charakter betont.<br />
Üsküdar gelangte noch vor der Eroberung von Konstantinopel unter<br />
Osmanische Herrschaft. Während der Blütezeit des Osmanischen Reichs<br />
entstanden hier prächtige Moscheen. Von der historischen Stadt ist jedoch<br />
angesichts der dominierenden Holzbauweise und der starken<br />
Zuwanderung, die auch Üsküdar seit den 1960er Jahren erfuhr, nicht viel<br />
geblieben.<br />
Die Zuwanderung, die den Stadtbezirk von 60.000 Einwohnern in den<br />
1960er Jahren auf 583.000 in 2007 anwachsen ließ, hat nicht nur zur<br />
Verdrängung der Holzhäuser geführt, die früher das Stadtbild bestimmten,<br />
sondern auch neue Siedlungen entstehen lassen. Während die zum Bezirk<br />
gehörenden Bosporusdörfer Kuzguncuk, Beylerbey, Çengelköy, Vaniköy<br />
und Kandili sich ihren Dorf-Charakter bewahren konnten, sind im<br />
eigentlichen Kern Üsküdars viele Siedlungen ausgeufert. Mit der<br />
Abtrennung von Ümraniye als eigenen Stadtbezirk wurde Üsküdar zu<br />
einem ringsum von der Stadt umschlossenen Innenstadtbezirk.<br />
In den 1970er Jahren begann sich die oberhalb der Altstadt gelegene<br />
Gegend Ba∂larba˛˝ und Altunizade zu einem aufstrebenden<br />
Geschäftsviertel zu entwickeln. Mit dem Capitol siedelte sich hier außerdem<br />
eines der ersten Einkaufszentren auf der anatolischen Stadtseite dort<br />
an. Heute ist Altunizade ein bevorzugtes Geschäftsviertel, in dem sich<br />
zahlreiche Zentralen großer Unternehmen befinden.<br />
Vor einer tiefgreifenden Umgestaltung<br />
Mit dem bereits angesprochenen Metro-Projekt im Rahmen von Marmaray<br />
wird sich das Gesicht Üsküdars nun ein weiteres Mal verändern. Die neue<br />
Gestaltung des zentralen Platzes zwischen den beiden großen, alten, vom<br />
Bosporus aus sichtbaren Moscheen soll dem Bezirk eine neue Mitte geben.<br />
Der Straßenverkehr soll unter die Erde, ebenso die Autoparkflächen und<br />
ein Teil der Geschäfte. In diesem Zusammenhang soll auch die<br />
Küstenstraße am Bosporus durch Tunnels entlastet und ein großer Teil des<br />
Verkehrs am Kern der historischen Dörfer vorbeigelenkt werden.<br />
Aufstrebendes Geschäftszentrum: Altunizade<br />
Heute deutet nur noch der Name Ba∂larba˛˝ (Beginn der Gärten) darauf<br />
hin, dass noch vor wenigen Jahren Altunizade durch einen großen<br />
christlichen Friedhof und einige große Holzvillen mit ihren weitläufigen<br />
Gärten geprägt war. Heute bildet das Herz des Stadtteils ein riesiger Kreisverkehr,<br />
der den Verkehr zwischen Üsküdar, Ümraniye und Kadiköy verteilt<br />
und mit Stadtautobahn und Bosporusbrücke verbindet. Die zentrale<br />
Lage hat die Gegend, die im Süden zur begehrten Geschäftsadresse<br />
Ko˛uyolu übergeht, zu einem gehobenen Geschäfts- und Wohnviertel gemacht.<br />
Anfang der 1990er Jahre öffnete hier das Capitol - ein modernes Einkaufszentrum,<br />
das die Mehrzahl der Kinos von Üsküdar beherbergt. Im<br />
Umkreis befinden sich zahlreiche Holding-Zentralen und Dienstleistungsbüros.<br />
Nr.3 | April 2009<br />
istanbulpost.net SERIE<br />
Streifzüge und Anstöße<br />
Von Fistikagaci nach Baglarbasi<br />
Neben seinen Moscheen aus der Blütezeit des Osmanischen Reichs,<br />
der Ufer-Prommenade und dem Leander-Turm bieten viele Gassen<br />
Üsküdars die Möglichkeit, Details des historischen Alltags <strong>Istanbul</strong>s<br />
zu entdecken. Immer im Schatten der europäischen Stadtseite, finden<br />
sich Spuren des Alltags einer Gesellschaft, in der unterschiedliche<br />
Kulturen, Religionen und Völker zusammenlebent.<br />
Wer Zeit und Lust zum Schlendern hat, dem wird ein<br />
Streifzug durch die am Hügel über dem Zentrum Üsküdar<br />
gelegenen Vierteln eine bunte Vielfalt alter Holzhäuser,<br />
christlicher Kirchen, dem großen christlichen Friedhof von<br />
Ba∂larba˛˝ und beschaulichem Straßenleben eröffnen.<br />
Wer nicht gleich von der Schiffsanlegestelle laufen<br />
möchte, kann zwei bis drei Stationen mit dem Bus bis<br />
Fistikagaci fahren und sich dort nach rechts in die<br />
Seitenstraßen begeben. Hält man sich nun an aufsteigende<br />
Straßen, gelangt man durch eine Vielzahl kleiner Straßen,<br />
Antiquitäten und Trödel - eine unscheinbare Fundgrube<br />
Wem die strahlenden Vitrinen der großen Antiquitätengeschäfte der Stadt<br />
zu teuer sind und mit ein wenig Muße zwischen Trödel und Antiquitäten stöbern<br />
möchte, dem sei eine unscheinbare Passage in Üsküdar empfohlen. Wer<br />
am Verwaltungsgebäude der Stadtverwaltung vorbeigeht und einige Schritte in<br />
gleicher Richtung weitergeht, stößt direkt auf den Eingang einer Passage, die<br />
eine Reihe einfacher Antiquitätengeschäfte beherbergt. Rings um die Passage<br />
finden sich im Umkreis von hundert Metern weitere Trödelläden unterschiedlicher<br />
Preisklasse.<br />
In einem kunterbunten Durcheinander finden sich hier alte Kupfer-gerätschaften,<br />
Fotos und hundertjähriger Hausrat zu deutlich erschwinglicheren<br />
Preisen als beispielsweise in Kadiköy. Wer nach dem Stöbern Lust auf einen ruhigen,<br />
schattigen Platz zum Teetrinken hat, der kann an der Rückseite des Verwaltungsgebäudes<br />
wieder Richtung Bosporus gehen und kommt auf einen<br />
kleinen Platz mit einem einfachen Teeausschank und einigen Zoohandlungen.<br />
Freitagsmarkt am Samstag<br />
Ein anderer Blick auf die Stadt: Von Üsküdar nach Harem<br />
Wer es geschafft hat, die große Metro-Baustelle, die den zentralen Platz<br />
von Üsküdar mit Beschlag belegt, vorbeizukommen, findet gleich im Anschluss<br />
daran neben einem zur Stadtbücherei umfunktionierten Moscheekomplex<br />
Teegärten mit einer bezaubernden Aussicht auf den Topkapi Palast, den<br />
Gülhane Park und das Pera-Ufer. Die Promenade an der Küstenstraße zum Bus-<br />
Terminal von Harem ist gesäumt von zahlreichen weiteren Teegärten. Auf halber<br />
Strecke, auf der Höhe der stillgelegten Anlegestelle von Salacak findet sich<br />
eine Fischerei-Kooperative. Am Hang über der Küstenstraße dagegen finden<br />
sich prächtige Villen und wiederum einige Teegärten und Restaurants. Zum<br />
Schluss stößt man auf das betriebsame Busterminal von Harem mit dem oberhalb<br />
gelegenen Militär-komplex der alten Selimiye-Kaserne. Wer immer noch<br />
nicht erschöpft ist, kann von hier aus weiterschlendern und nach einem Stück<br />
Wegs entlang des Containerhafens nach ungefähr einer halben Stunde die<br />
Eisenbahnbrücke oberhalb des historischen Bahnhofs von Haydarpasa in<br />
Kadiköy erreichen.<br />
in denen zwischen Apartmenthäusern kleine Holzhäuser<br />
auftauchen, zum modernen Geschäftszentrum Üsküdars:<br />
nach Baglarbasi und Altunizade.<br />
Ranken sich um den Namen des Viertels - Selamsiz<br />
(Grußlos) - verschiedene Legenden so ist es in den letzten<br />
Jahren wiederholt in die Schlagzeilen geraten. Stadtsanierung<br />
und Polizeiaktionen wecken den Widerstand von Bewohnern,<br />
die den Behörden vorwerfen, sie wollten eine<br />
über Jahre gewachsene Nachbarschaft mit einem hohen<br />
Anteil von Roma zerschlagen.<br />
Der Wochenmarkt von Üsküdar gehört zu den größten offenen Märkten<br />
der Stadt. Er bietet die übliche Mischung von Gemüse, Obst, Lebensmitteln,<br />
Kleidung und Hausrat - vermengt mit dem bunten Getriebe der <strong>Istanbul</strong>er<br />
Märkte. Laut rufende Händler preisen ihre Waren an und Hausfrauen machen<br />
sich schwer bepackt mit ihrem Wocheneinkauf auf den Heimweg.<br />
Früher wurde der Markt freitags abgehalten. Angesichts des Trends, die<br />
Wochenmärkte zu verlegen und abzudrängen, wurde der Wochenmarkt von<br />
Freitag auf Samstag verlegt. Der Markt beginnt an der Weggabelung zwischen<br />
der Straße nach Zeynep Kamil und dem Abzweig nach Kadiköy gegenüber der<br />
Dolmus-Haltestelle.
SERIE<br />
Noch vor zwei Jahren ein quirliger Kreisverkehr und heute eine Baustelle, soll der zentrale<br />
Platz Üsküdars vollkommen Fußgängern freigegeben werden.<br />
Konservative Moderne<br />
Der Kern Üsküdars steht vor einer umfassenden Umgestaltung - durch moderne<br />
Verkehrslösungen soll der konservative Charakter Üsküdars augenfällig werden.<br />
Noch ist der zentrale Platz in<br />
Üsküdar von einem hohen Bauzaun<br />
eingerüstet. Nachdem die archäologischen<br />
Sichtungen der Kaimauern,<br />
die bei den Arbeiten zur<br />
Errichtung der neuen Metro-Station<br />
zum Vorschein gekommen<br />
waren, abgeschlossen sind, ist offensichtlich,<br />
dass der Platz nach<br />
Abschluss der Baumaßnahmen<br />
dem früheren Zustand nicht gleichen<br />
wird.<br />
Der U-Bahn Tunnel unter dem<br />
Bosporus ist bereits fertiggestellt,<br />
auch wenn es noch Jahre dauern<br />
wird, bis hier die ersten Züge verkehren.<br />
Doch wird hier weit mehr<br />
errichtet als nur eine Station. Die<br />
Planung der Bezirksverwaltung<br />
Üsküdar sieht vor, dass zugleich<br />
der Autoverkehr utner die Erde<br />
verlegt wird. Außerdem entstehen<br />
Parkplätze, Geschäftspassagen, eine<br />
Ausstellungshalle, ein Museum,<br />
gastronomische Einrichtungen sowie<br />
Handwerksateliers mit Verkaufsmöglichkeit.<br />
Historische Bausubstanz<br />
Als einen der Leitgesichtspunkte<br />
der neuen Gestaltung des<br />
Platzes gibt die Bezirksverwaltung<br />
an, dass die Tatsache betont werden<br />
solle, dass es sich bei Üsküdar<br />
um die älteste türkische Siedlung<br />
in <strong>Istanbul</strong> handele. Außerdem<br />
sollen die zahlreichen religiösen<br />
Gebäude im Umkreis des Platzes<br />
durch die Neugestaltung zur Geltung<br />
kommen.<br />
Folgt man dem von der<br />
Bezirksverwaltung zur Verfügung<br />
gestellten Bild vom zukünftigen<br />
Aussehen des Platzes, wird es sich<br />
um eine gepflasterte Freifläche<br />
handeln, die auf der einen Seite<br />
zum Bosporus offen und auf<br />
der anderen Seite durch eine hölzerne<br />
Gebäudezeile abgeschlossen<br />
wird.<br />
Das Zentrum des Platzes wird<br />
durch eine kuppelförmige Skulptur<br />
akzentuiert.<br />
Eine Kette von Projekten<br />
Der Plan ist verbunden mit<br />
weiteren Projekten, die Üsküdar<br />
tiefgreifend umstrukturieren werden.<br />
So ist seit langem geplant, das<br />
Busterminal von Harem zu verle-<br />
gen. Verlegt werden soll zugleich<br />
mit der Umgestaltung des Bahnhofs<br />
Haydarpasa (Kadiköy) auch<br />
der Containerhafen. Den Plänen<br />
der Großstadtverwaltung zufolge<br />
soll hier ein neues Geschäfts- und<br />
Wohnzentrum entstehen.<br />
Auf der anderen Seite soll<br />
durch die Errichtung einer Straßenbahn<br />
nach Ümraniye der öffentliche<br />
Nah-verkehr ausgebaut<br />
werden. Zur Entlastung der Küstenstraße<br />
entlang des Bosporus<br />
sind zahlreiche Tunnelprojekte<br />
vorgesehen.<br />
Während Üsküdar mit der Umgestaltung<br />
des zentralen Platzes<br />
ein neues Zentrum erhält, werden<br />
die übrigen Projekte auch die<br />
Sozialstruktur umkrempeln.<br />
Der Leanderturm gehört zu den Wahrzeichen des traditionsreichen<br />
Stadtbezirks Üsküdar.<br />
Nr.3 | April 2009<br />
istanbulpost.net<br />
Steckbrief - Üsküdar<br />
in Schlagzeilen<br />
23<br />
Gelegen auf der anatolischen Stadtseite gehört Üsküdar zu den ältesten Siedlungen<br />
von Üsküdar. Bereits vor der Stadt durch die Osmanen erobert, erlebte Üsküdar<br />
nach 1453 eine Blüte mit 91 Moscheen sowie zahlreichen Dervischklöstern, islamischen<br />
Schulen (Medrese) und den Palästen osmanischer Würdenträger.<br />
Der zentrale Platz zwischen den beiden großen Moscheen - der Mihrimar<br />
Sultan Camii und der Gülni˛ Valide Sultan Camii - erlebte seit Beginn des 20. Jahrhunderts<br />
zahlreiche Umgestaltungen und ist das Herz des historischen Siedlungskerns<br />
Üsküdars.<br />
Ohne nennenswerte Industrieansiedlungen ist Üsküdar traditionell von Kleingewerbe<br />
und Handel geprägt. Erst mit der ersten Bosporus-Brücke begann sich das<br />
Gebiet oberhalb des alten Ortskern zu verdichten. Baglarbasi und Altunizade<br />
haben sich heute zu einem Geschäftsviertel entwickelt, dass zahlreiche Firmenzentralen<br />
beherbergt. Mit dem Capitol findet sich hier auch das älteste Einkaufszentrum<br />
auf der anatolischen Stadtseite.<br />
Im Süden begrenzen das Busterminal von Harem und der Containerhafen, im<br />
Norden die alte Festung Anadolu Hisari den Bezirk. Zu ihm gehören die Bosporusdörfer<br />
Kuzguncuk, Beylerbeyi, Çengelköy, Kandilli, Vaniköy und Küçüksu.<br />
Die Dörfer haben ihre historischen Ortskerne weitgehend erhalten und<br />
verfügen über teilweise restaurierte Holzbauten - insbesondere auch prächtige<br />
Beispiele der Yali genannten Ufervillen. In Kuzguncuk, Beylerbey und Çengelköy<br />
gibt es zudem schöne Teegärten am Ufer.<br />
Neben noblen Fischrestaurants ist Ismet Baba (am Ufer am Platz) in Kuzguncuk<br />
mit seinen Tischen über dem Bosporus ein traditioneller Inbegriff guten Essens<br />
(vor allem Vorspeisenplatten und Fischgerichte) und alkoholischen Getränken. Wer<br />
dagegen türkische Küche sucht, ist im Kanaat Lokantas˝ in Üsküdar wohl am<br />
besten aufgehoben. Einen besonders guten Iskender Kebap kann man bei Niyazi<br />
Bey (an der Weggabelung nach Zeynep Kamil und Kadiköy) essen. Letztere beide<br />
Lokale bieten jedoch keine alkoolischen Getränke.<br />
Beylerbeyi gehört zu den bevorzugtesten<br />
Wohnlagen am anatolischen<br />
Bosporusufer. Die zentrale Lage und<br />
hohe Wohnqualität haben sie zum<br />
Anziehungspunkt für Intellektuelle<br />
und Selbständige gemacht.<br />
Die Bosporusdörfer -<br />
moderne Dörfer im Herzen<br />
der Stadt<br />
Mit der Aufnahme eines regelmäßigen Fährdienstes auf dem Bosporus im<br />
19. Jahrhundert erhielten die Dörfer rechts und links des Bosporus ein neues Gesicht.<br />
Waren sie bis dahin vor allem Fischerdörfer und Urlaubsorte im Sommer,<br />
rückten sie nun an die Stadt heran. Einen weiteren tiefen Einschnitt stellt die erste<br />
Bosporus-Brücke dar, die in Beylerbeyi die anatolische Stadtseite erreicht. Nicht<br />
nur, dass der alte Sommerpalast der osmanischen Sultane in Beylerbey nun im<br />
Schatten der großen Hängebrücke steht - es entwickelten sich aufgrund neuer Verkehrsverbindungen<br />
und mit der Zuwanderung vor allem aus der Schwarzmeerregion<br />
auch neue Siedlungen mit “über Nacht” errichteten Häusern (Gecekondu).<br />
Doch trotz dichterer Besiedlung sind insbesondere Kuzguncuk, Beylerbeyi und<br />
Çengelköy berühmt für ihre Lebensqualität. Kuzguncuk hat sich zu einem Künstlerviertel<br />
entwickelt. Die Gastronomie hat sich vervielfältigt - es gibt inzwischen Restaurants<br />
mit internationaler und türkischer Küche. In einzelnen Gassen finden sich<br />
noch Züge aneinandergrenzender Holzhäuser, die nach ihrer Restauration in neuer<br />
Pracht hervorstechen. Aber es gibt auch noch sehr augenfällige Beispiele für die inzwischen<br />
nur noch als Erinnerung vorhandene Kultur der Koexistenz verschiedener<br />
Religionsgemeinschaften und Völker - so die unmittelbar nebeneinander gelegene<br />
armenische Kirche und Moschee oder die beiden Synagogen des Ortes.
24<br />
Als Billigtourismus und schädlich für die Infrastrukturentwicklung<br />
der Tourismusstädte heftig kritisiert, wird die<br />
“all inclusive” Vermarktungsstrategie in diesem Jahr auch<br />
von großen Qualitätsanbietern als wichtige Chance für<br />
den türkischen Tourismus gesehen.<br />
Angesichts der Wirtschaftskrise haben viele Verbraucher<br />
auf wichtigen Zielmärkten des internationalen Tourismus<br />
ihre Reisebudgets zusammengestrichen. Branchenanalysen<br />
gehen davon aus, dass 2009 der Trend von<br />
Reisen zu näheren Destinationen und vom Preis bestimmt<br />
wird.<br />
Zwar müssen sich türkische Hotels seit Monaten mit<br />
Forderungen nach Preisnachlässen europäischer Tour-<br />
Veranstalter auseinandersetzen, doch hat ihnen die Abwertung<br />
der türkischen Lira seit dem vergangenen Herbst<br />
Luft verschafft.<br />
Zugleich bemüht sich der Minister für Kultur und Tourismus<br />
Günay, noch vor Saisonbeginn ein Förderungsprogramm<br />
der Regierung, das insbesondere auch Lösungen<br />
für die Beschäftigung außerhalb der Hauptsaison enthalten<br />
soll, den Sektor weiter zu stärken.<br />
Nr.3 | April 2009<br />
istanbulpost.net TOURISMUS<br />
“All inclusive” als<br />
Rettungsanker für 2009<br />
Auf der anderen Seite reist die Kritik nicht ab, dass<br />
eine Reihe von all inclusive Angeboten “unter Preis” erfolgt<br />
und massive Qualitätsprobleme mit sich bringt. Dies<br />
könnte sich als Hypothek für die zukünftige Entwicklung<br />
des Sektors erweisen. IP TR<br />
Wachstumsperspektive<br />
Der vom WTTC bei der Internationalen Tourismusbörse Berlin<br />
veröffentlichte Bericht “Travel & Tourism Economic Impact” sieht voraus,<br />
dass der türkische Tourismus in diesem Jahr um 1,3 % wachsen wird. Demgegenüber<br />
lautet die Prognosen für die wichtigsten Konkurrenten der<br />
Türkei - Griechenland, Ägypten und Spanien - auf einem Rückgang des Geschäfts.<br />
Auf einen Zeitraum von zehn Jahren betrachtet geht der Weltrat für<br />
Reise und Tourismus (WTTC) davon aus, dass Ägypten einen durchschnittlichen<br />
jährlichen Zuwachs von 4,5 % erwarten kann, gefolgt von der Türkei<br />
mit einem Wachstum von 4,1 %. In der Türkei wird der Beitrag zum Bruttosozialprodukt<br />
auf 4,5 % steigen. Für die direkte Beschäftigung im Sektor wird<br />
ein jährlicher Zuwachs um 2,7 % pro Jahr erwartet. IP TR<br />
Dedeman in Gaziantep<br />
Am 1. April öffnete das neue Großhotel<br />
von Gaziantep seine Pforten. Das im<br />
Gewerbegebiet gelegene Dedeman<br />
Gaziantep Hotel & Convention Center<br />
setzt sowohl auf den sich entwickelnden<br />
Tourismus in der Region als auch auf den<br />
weiteren Aufschwung, den Antep als zentraler<br />
Industriestandort der türkischen Südost-Region genommen hat.<br />
Das Hotel verfügt über eine besondere Suite, 5 executive suit, 22 junior<br />
suit, 24 executive rooms und 134 Standartzimmer. Während der große Saal<br />
bis zu 1.000 Gäste aufnehmen kann, sind sieben weitere Konferenzsäle<br />
unterschiedlicher Größe vorhanden. Für das Wohl der Gäste sorgt außerdem<br />
ein mit modernen Wellness-Einrichtungen ausgestatteter Spa-Bereich.<br />
IP TR<br />
Berittene Strand-Polizei<br />
An drei Stränden von Antalya - Lara, Konyaalti und Beldibi - haben berittene<br />
Polizisten ihren Dienst aufgenommen. Das von der EU mit einem Zuschuss<br />
von 100.000 Euro unterstützte Projekt zielt darauf, einerseits die<br />
Sicherheit an den Stränden zu verbessern und andererseits eine mit dem<br />
Tourismus vereinbare Form diesen Zweck zu finden.<br />
Die Ausbildung der berittenenen Polizei erfolgt in Zusammenarbeit mit<br />
der holländischen Regierung. Der Polizeichef von Antalya Feyzullah Arslan<br />
sagte: “Die berittene Polizei wird auf zugleich für die Sicherheit und<br />
Ordnung sorgen und wegen des schönen Aussehens zu einem Symbol für<br />
die Tourismussiedlungen werden.” IP TR<br />
SunExpress feiert 20jähriges<br />
Das 1989 von Turkish Airlines und Lufthansa gemeinsam gegründete<br />
Unternehmen SunExpress begeht das 20. Jubiläum mit einer Sonderangebotskampagne.<br />
So wurde ab dem 14. März damit begonnen für 20 Flüge 20<br />
Plätze für 20 Türkische Lira (all inclusive) abzugeben.<br />
Als erfolgreiches Charterflugunternehmen hat SunExpress einen wichtigen<br />
Beitrag zur Entwicklung des türkischen Tourismus geleistet. Mit mehr<br />
als 1,3 Millionen Passagieren und mehr als 10.110 Flügen in der vergangenen<br />
Wintersaison konnte SunExpress das Fluggastaufkommen um 55,6 %<br />
steigern. IP TR<br />
Vorgehen gegen Schwarzbrenner<br />
Der Tod von drei deutschen Jugendlichen, die eine Methylalkoholvergiftung<br />
erlitten, hat neben Diskussionen in der Tourismusbranche auch<br />
öffentliche Stellen in Alarm versetzt. Noch ist nicht abschließend geklärt, ob<br />
die Jugendlichen den Alkohol im Hotel erwarben oder aber von außen mitgebracht<br />
haben.<br />
Nach dem tragischen Tod der Jugendlichen wurde der Vorwurf erhoben,<br />
dass das hohe Steuerniveau auf alkoholische Getränke eine wichtige<br />
Ursache dafür ist, illegal hergestellte Spirituosen auf den Markt zu bringen.<br />
Weitere Todesfälle türkischer Bürger in Izmir und Bursa deuten auf die Verbreitung<br />
illegal hergestellter alkoholischer Getränke hin. Seitens der Regierung<br />
wurde nun eine Verstärkung der Kontrollen angekündigt. IP TR
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26<br />
Rainer Hermann:<br />
„Wohin geht die<br />
türkische Gesellschaft?“<br />
Das Land ist seit 1923 Republik, gegründet von Atatürk, der<br />
ein für die damalige Zeit geradezu revolutionäres Staatswesen<br />
einführte, das sich am Westen orientierte, die strikte<br />
Trennung von Religion und Staat vorsah und nationalistisch<br />
geprägt war. Die Maximen dieser neuen Staatsform wurde und<br />
wird vom Staatsapparat, dem Militär und Intelektuellen, der<br />
alten, „weißen“ Elite in den Großstädten, vertreten. Doch in<br />
dieser nationalistischen Staatsideologie waren und sind ethnische<br />
und religiöse Minderheiten nicht vorgesehen, die<br />
ländlichen Regionen wurden und werden vernachlässigt und<br />
das Militär putschte, wenn die Prinzipien des Vaters der<br />
Türken, Atatürk, in Gefahr schienen.<br />
Erfolg der anatolischen Tiger<br />
Seit einigen Jahren ist in diesem Land eine Veränderung<br />
spürbar, denn eine neue Elite, die „schwarze“ Elite, ist an der<br />
Regierung. Deren Anhänger kommen aus Anatolien, sie sind<br />
gläubige Muslime und dennoch stehen sie für gesellschaftliche<br />
Reformen und einen wirtschaftlichen Aufschwung, wie der<br />
Erfolg der „anatolischen Tiger“ zeigt. Mittlerweile haben sich<br />
ihnen auch zahlreiche Liberale angeschlossen, da ausgerechnet<br />
die konservativ-muslimische AKP das Land - auch im<br />
Hinblick auf die EU- ein Stück nach vorne gebracht hat.<br />
Zwischen diesen beiden Polen, der „weißen“ und der<br />
„schwarzen“ Elite, gibt es erhebliche Konflikte, deren Wurzeln<br />
in der Vergangenheit liegen.<br />
Rainer Hermann, seit 1991 in <strong>Istanbul</strong> und seit 1996 für die<br />
Frankfurter Allgemeine Zeitung als Korrespondent tätig, geht<br />
in seinem neuen Buch „Wohin geht die türkische<br />
Gesellschaft?“ diesen Veränderungen nach. Gleichzeitig<br />
analysiert er im Detail die Politik der regierenden AKP. So<br />
gelingt es ihm, verständlich zu machen, was den meisten<br />
Europäern wohl befremdlich erscheint.<br />
Kampf der Kulturen<br />
Die vom Autor in 17 Jahren in der Türkei gesammelten<br />
Erkenntnisse breiten sich vor den Lesern aus, langweilig oder<br />
langatmig wird es dabei durch den unprätentiösen Stil nie.<br />
Rainer Hermann will vor allem eines: informieren und damit<br />
seinen Gegenstand, die Türkei, erklären. Man spürt, dass ihm<br />
Anatolien ans Herz gewachsen ist, aber er wahrt fast immer die<br />
gebührende Distanz. Und er scheut sich nicht beim Namen zu<br />
nennen, wo das Hauptproblem der türkischen Republik liegt:<br />
sie steckt mitten in einem Kulturkampf. Anna Esser / IP KR<br />
Nr.3 | April 2009<br />
istanbulpost.net KULTUR<br />
Es ist nicht einfach,<br />
sich im Dschungel<br />
der politischen<br />
Landschaft und den<br />
damit einhergehendenAuseinandersetzungen,<br />
in den<br />
sozialen und kulturellen<br />
Strukturen<br />
der heutigen Türkei<br />
zurecht zu finden.<br />
Das Kino<br />
als Wohnzimmer<br />
Das älteste und erfolgreichste Filmfestival der Türkei, das<br />
Internationale Film Festival in <strong>Istanbul</strong> der <strong>Istanbul</strong>er<br />
Kunst- und Kulturstiftung (IKSV) zieht vom 4. bis 19. April<br />
nun schon zum 28. Mal tausende Cineasten in die Kinos.<br />
„Endlich!“ ruft eine junge Studentin, die gerade aus<br />
dem Kino Rexx in <strong>Istanbul</strong> stürmt und mit einem Bündel<br />
Kinokarten wedelt. Fünf Stunden habe sie angestanden,<br />
um Eintrittskarten für das begehrte Filmfestival in <strong>Istanbul</strong><br />
zu bekommen. Aber jetzt werde sie in den nächsten zwei<br />
Wochen ihr Wohnzimmer in die Kinosääle verlegen.<br />
Aber das Warten lohnt sich: das älteste Filmfestival<br />
der Türkei gilt als Highlight des Frühjahrs und zieht immer<br />
wieder hunderttausende Kinofans in die Kinosäle der türkischen<br />
Metropole. Bis zu 200 nationale und internationale<br />
Filme werden während des 14-tägigen Festivals im April<br />
in <strong>Istanbul</strong> gezeigt, die Karten sind, wie man sieht, äußerst<br />
begehrt.<br />
Erfolgsgeschichte des Filmfestivals<br />
Das Internationale Film Festival <strong>Istanbul</strong>, dessen Ziel es<br />
ist, die Entwicklung des Films im eigenen Land voranzutreiben<br />
sowie internationalen Produktionen zum Eintritt in<br />
den türkischen Markt zu verhelfen, fand 1982 zum ersten<br />
Mal statt. Damals wurde das Festival als „Filmwoche“ im<br />
Rahmen des International <strong>Istanbul</strong> Festivals eröffnet. Gezeigt<br />
wurden lediglich sechs Filme zum Thema „die Künste<br />
und der Film“. 1983 dauerte das Festival bereits einen ganzen<br />
Monat, war aber immer noch Teil des International <strong>Istanbul</strong><br />
Festivals. Seit 1984 ist das Filmfestival eine eigenständige<br />
Veranstaltung und wurde auf den April verlegt. Einen<br />
internationalen und einen nationalen Wettbewerb<br />
Auch Schauspieler und Regisseur John<br />
Malkovich hat das 28. <strong>Istanbul</strong> Filmfestival besucht.<br />
Ihm wurde der Ehrenpreis des Festivals<br />
überreicht.<br />
gibt es seit 1985. Seit 1989 ist <strong>Istanbul</strong> als internationales<br />
Filmfestival mit spezialisiertem Wettbewerb beim Filmproduzentenverband<br />
FIAPF akkreditiert. Die Spezialisierung<br />
bezieht sich auf Filme über Literatur, Theater, Musik,<br />
Tanz, Kino und bildende Künste. Parallel zu dieser Entwicklung<br />
erhielten die <strong>Istanbul</strong> Filmtage ihren heutigen<br />
Namen: International <strong>Istanbul</strong> Film Festival. 1996 wurden<br />
erstmals Ehrenpreise und Preise für das Lebenswerk von<br />
internationalen wie lokalen Filmschaffenden, Schauspielerinnen<br />
und Schauspieler vergeben.<br />
Heute besteht das Festival aus mehr als 20 Sektionen<br />
und erfreut sich mit rund 170.00 Festivalgästen großer Beliebtheit<br />
bei einem jungen Publikum. Neben Klassikern,<br />
Dokumentarfilmen, Filmgesprächen und einer Retrospektive,<br />
konzentriert sich das Festival auf den internationalen<br />
und nationalen Wettbewerb. Alle Filme im Programm reflektierten<br />
neue Sichtweisen und Gefühle aus unserer Zeit<br />
und der Vergangenheit. Gezeigt werden rund 200 neueste,<br />
mit Preisen ausgezeichnete Filme, unvergessliche Klassiker,<br />
Filme von Meisterregisseuren und Dokumentarfilme.<br />
Darüberhinaus gibt es Sondervorführungen, Meisterklassen<br />
mit weltbekannten Gästen, Gesprächsrunden und<br />
zahlreiche Workshops. Alle Festivalfilme werden in der<br />
Originalsprache, türkisch und/oder englisch untertitelt,<br />
gezeigt.<br />
Filme aus Deutschland<br />
Im Rahmen des Internationalen Filmfestivals <strong>Istanbul</strong><br />
verleiht auch der Europarat am 19. April seinen Filmpreis,<br />
den FACE Preis, und zeichnet einen künstlerischen Film<br />
oder Dokumentarfilm aus, der die Menschenrechte in<br />
Übereinstimmung mit den Werten des Europarates und<br />
den Prinzipien der persönlichen und politischen Freiheit<br />
sowie Rechtsstaatlichkeit fördert.<br />
Auch zahlreiche deutsche Produktionen laufen in diesem<br />
Jahr im Programm, so beispielsweise der Film «Der<br />
Baader Meinhof Komplex» von Uli Edel und «Kirschblüten<br />
- Hanami» von Doris Dörrie. Außerdem gezeigt wird der<br />
Dokumentarfilm «In Berlin» von Kameramann Michael<br />
Ballhaus. Im Internationalen Wettbewerb wird "Milk" von<br />
Semih Kaplanoglu zu sehen sein. "Milk" läuft zudem noch<br />
im Nationalen Wettbewerb zusammen mit drei weiteren<br />
deutsch-internationalen Koproduktionen: "10 to 11" von<br />
Pelin Esmer, "Men on the Bridge" von Asli Özge und "Pandoras<br />
Box" von Yesim Ustaoglu.<br />
Man sieht, das Filmfestival <strong>Istanbul</strong> ist das Warten<br />
wert. Für 2010 sind die ersten Weichen gestellt und mit<br />
Vorfreude bei Cineasten und Filmschaffenden rot im Kalender<br />
notiert. Anna Esser / <strong>Istanbul</strong>
KULTUR<br />
Das Ankara Musikfestival fand nun zum 26. Mal statt. Viele bekannte Musiker und Jazz Künstler,<br />
darunter Yildiz Ibrahimova und das HGM Jazz Orchester haben die Musikliebhaber begeistert.<br />
Musikfestival Ankara vereint<br />
junge und erfahrene Künstler<br />
Das Internationale Musikfestival<br />
Ankara findet in diesem Jahr<br />
vom 04. bis 30. April zum 26. Mal<br />
statt. Als Mitglied der Europäischen<br />
Festival-Vereinigung bringt<br />
das Internationale Musikfestival Ankara unter der Schirmherrschaft<br />
von Staatspräsident Abdullah Gül Musikliebhaber<br />
in Ankara unter der Teilnahme von Künstlern aus<br />
Frankreich, Kroatien, Deutschland, Slowenien, Italien,<br />
Tschechien und Belgien sowie zeitgenössischen türkischen<br />
Künstlern zusammen. Unter den internationalen Künstlern,<br />
die am Festival teilnehmen, sind u.a. das HGM Jazzorchester<br />
Symphonieorchester der Hacettepe Universität,<br />
Benyamin Sönmez und Hakan Ali Toker, das TSK Harmonika-Orchester<br />
TRT, der Chor der Staatsoper Ankara und die<br />
Wiener Kammersymphonie. Das Hacettepe Symphonieorchester<br />
begleitet beim Eröffnungskonzert am 04. April<br />
den jungen türkischer Cellist Benyamin Sönmez. Das Zagreb<br />
Symphonieorchester wird am 30. April das Abschlusskonzert<br />
geben.<br />
Stille Zeugen der verschiedenen<br />
Zivilisationen<br />
Das Rezan Has Museum in Cibali bringt die stillen<br />
Zeugen der vergangenen Zivilisationen und der<br />
Gegenwart zusammen. In der Ausstellung „Stille Zeugen“<br />
werden Werke verschiedener Zivilisationen, die zwischen<br />
7500 v.Chr. und 1500 n.Chr. in Anatolien angesiedelt<br />
waren, ausgestellt. Alltagsgegenstände, Objekte<br />
wie Siegel, Medizinische Geräte, Waffen, Figürchen und<br />
Messgeraete sind, nach Themengebieten unterteilt, zu<br />
sehen. Zu den interessantesten Exponaten der<br />
Ausstellung gehören eine Badewanne aus Bronze<br />
aus der Zeit zwischen dem 1. Jahrhundert<br />
v.Chr. und dem 1. Jahrhundert n. Chr., silberne<br />
Operationsgeräte und bemalte Objekte aus<br />
2000 v.Chr. Die Ausstellung umfasst eine breite<br />
Auswahl von Funden aus prähistorischer Zeit<br />
sowie Exponate aus der seldjukischen Periode.<br />
Die Ausstellung ist bis zum 31. Dezember zu sehen.<br />
Die Ausstellung<br />
umfasst<br />
eine breite<br />
Auswahl<br />
von Funden<br />
aus praehistorischer<br />
Zeit<br />
bis zu<br />
Exponaten<br />
aus der<br />
Seldjukischen<br />
Periode.<br />
Nr.3 | April 2009<br />
istanbulpost.net<br />
Forum der Allianz der<br />
Zivilisationen<br />
Ausstellung:<br />
Die Welt als Ganzes<br />
27<br />
Vom 6. bis 7. April 2009 findet in diesem Jahr zum zweiten Mal das<br />
Forum des Gipfels der Allianz der Zivilisationen in <strong>Istanbul</strong> statt. Auf der<br />
internationalen Konferenz versuchen sich Staatschefs von 40 Staaten an<br />
der Verständigung zwischen westlicher und islamischer Welt. Die Allianz<br />
der Zivilisationen ist eine UN-Initiative unter Ban Ki-moon von Recep<br />
Tayyip Erdo¤an und José Luis Rodriguez Zapatero mit dem Ziel, gemeinsame<br />
Handlungsansätze über verschiedene Gesellschaften und Kulturen<br />
hinweg zu verschmelzen und kulturelle, religiöse und soziale Barrieren<br />
zwischen der westlichen und muslimischen Welt zu überwinden. Die<br />
Initiative wird als die größte internationale Bewegung bewertet, die die<br />
Förderung des interkulturellen Verständnisses zum Ziel hat. Themen des<br />
diesjährigen Forums sind unter anderem der Handel in einer multikulturellen<br />
Atmosphäre, die Integration von Migranten, der interkulturelle<br />
Dialog und dessen Akteure und die Stärkung der Rolle der Frau in einer<br />
Friedenskultur. Das dritte Forum der Allianz der Zivilisationen wird im<br />
kommenden Jahr in Brasilien stattfinden.<br />
In Kooperation mit dem Goethe Institut <strong>Istanbul</strong> zeigt das Institut für<br />
Auslandsbeziehungen ifa vom 22. April bis 31. Mai 2009 in der Milli<br />
Reasürans Sanat Galerie in <strong>Istanbul</strong> die Ausstellung „Die Welt als Ganzes“.<br />
Mit der Ausstellung setzt das Institut für Auslandsbeziehungen seine<br />
Ausstellungsfolge zur deutschen Fotografie im 20. Jahrhundert fort. Sie<br />
zeigt mit 17 Werkgruppen von 19 Fotografen einen repräsentativen<br />
Ausschnitt einer dokumentarischen Fotografie in Farbe, die in den neunziger<br />
Jahren entstanden ist. Fast ausnahmslos beschäftigen sich die<br />
Arbeiten mit komplexen Themen wie dem Ende der deutschen Teilung,<br />
dem Abzug der russischen Armee und dem rasanten wirtschaftlichen und<br />
sozialen Umbruch im asiatischen Raum. Zur Eröffnung wird der Kurator Ulf<br />
Erdmann Ziegler eine Einführung zur Ausstellung geben und Einblicke in<br />
die Grundprinzipien gewähren, die sich hinter Konzeption und<br />
Durchführung verbergen.<br />
Keine Gelder für 2010<br />
für Schriftsteller<br />
Eines der interessantesten Projekte, das „<strong>Istanbul</strong>er Treffen bekannter<br />
Schriftsteller“, für die Kulturhauptstadt 2010 wurde abgesagt. Die Gelder<br />
für das Projekt, dass im Rahmen der Veranstaltungen für 2010 Größen der<br />
internationalen Literatur wie Grass, Atwood, Le Clezio in die<br />
Kulturmetropole <strong>Istanbul</strong> holen wollte, seien gekürzt worden und so habe<br />
man sich zur Absage entschlossen, so Projektleiterin Sezer Duru. Auch<br />
andere Projekte sind schon eingefroren worden. Viel sei auf die schwierigen<br />
Bedingungen der Organisatoren zurückzuführen. Zahlreiche Künstler<br />
der Türkei haben gegen die Organisation einen Beschwerdebrief eingereicht,<br />
in dem sie unter anderem mehr Wettbewerbfähigkeit, Demokratie<br />
und Transparenz fordern.Zu den Unterzeichnern gehören Mustafa Avk›ran,<br />
Nihal Koldafl, Aylin Kalem, Mihran Tomasyan, Aytül Hasaltun, ‹lyas Odman,<br />
Zeynep Günsür, Genco Gülan, Naz Erayda, Kerem Kurdo¤lu, Tu¤çe Tuna,<br />
Mustafa Kaplan, Mehmet Ergen, Yeflim Özsoy Gülan, Emre Koyuncuo¤lu,<br />
fiule Atefl und Tülin Özen.<br />
Klassik-Musikfestival in Afyon<br />
Vom 6. bis 13. April findet in diesem Jahr das klassische Musikfestival in<br />
Afyon statt, das 8. Afyonkarahisar Klasik Müzik Festivali. Die Veranstaltung<br />
wird mit einem Konzert der Trio a Tre Oda Musikgruppe eröffnet. Weitere<br />
Konzerte geben unter anderem Villam Graffinger, Rudolf Parrnciak, Radmila<br />
Kozubikova, Alexandr Stary, Frantisek Panacek, Tomas Frant›s, Marta<br />
Reichelova, David Danel, Krystian Danel, Hyun Sook, Arzu Gök, A›da Boyda¤,<br />
Tolgahan Ço¤ulu und Hulisi Babal›k, Hüseyin Özk›l›ç und Michal Zatopek<br />
geben. Bekannte Schriftsteller, Regisseure, Schauspieler und Bildhauer<br />
wie Derya Alabora, P›nar Kür, Haydar Ergülen, fiahin Paksoy und Yeflim Ustao¤lu<br />
werden im Rahmen des Festivals Vorträge an Schulen halten.
28<br />
FOTO: F‹KRET BEKLER<br />
FOTO: F‹KRET BEKLER<br />
FOTO: F‹KRET BEKLER<br />
Nr.3 | April 2009<br />
istanbulpost.net FEST<br />
Willkommen, Frühling!<br />
In Ahirkapi finden alljährlich die Hidralez Feierlichkeiten statt. Sie beginnen in den Morgenstunden<br />
und dauern bis in die späten Abendstunden fort. Die Feierlichkeiten zum H›drellez werden<br />
immer auf Grünflächen, in Baumgebieten, an Wasserrändern oder in der Nähe einer Türbe<br />
abgehalten.<br />
Den Frühling begrüßt man in der<br />
ganzen Türkei mit dem „H›drellez-<br />
Fest“. Am 5. Mai verwandelt sich<br />
der Ah›rkap› Park› im Stadtteil<br />
Çatlad›kap› in <strong>Istanbul</strong> in ein buntes<br />
Frühlingsfest, das mit einem großen<br />
Frühlingsfeuer um Mitternacht<br />
abschließt.<br />
Dem türkischen Bauernkalender<br />
zufolge, wird das Jahr in zwei Abschnitte<br />
eingeteilt. Die erste Periode beginnt<br />
am 6. Mai, und dauert bis zum 8. November.<br />
Diese Tage werden auch als<br />
"H›z›r"-Tage, also Sommerperiode bezeichnet.<br />
Die zweite Periode beginnt<br />
am 8. November und endet am 6. Mai<br />
und ist sozusagen die Winterzeit.<br />
Der Frühling<br />
kann kommen<br />
An diesen Tag, genauer gesagt in<br />
der Nacht vom 5. auf den 6. Mai wird<br />
überall in der Türkei und in vielen Ländern<br />
der Welt das große Frühlingsfest<br />
„H›drellez“ gefeiert. Der als “Ruz-› H›z›r”<br />
(H›z›r günü) (Sommeranfang) bezeichnete<br />
H›drellez-Tag wird an dem Tag gefeiert,<br />
an dem sich die Propheten H›z›r<br />
(isl. myth. unsterblicher Heiliger, der im<br />
Augenblick höchster Bedrängnis zu Hilfe<br />
kommt) und ‹lyas (Elias) auf der Erde<br />
trafen. Durch die verbundene Aussprache<br />
des Volkes der beiden Wörter<br />
“H›z›r” und “‹lyas”, entstand die Form<br />
des Wortes “h›drellez”.<br />
Frühlingsfest der<br />
verschiedenen Kulturen<br />
Über die Wurzeln des “h›z›r” und<br />
“h›drellez” gibt es verschiedene Annahmen.<br />
Manche gehen davon aus, dass<br />
der H›drellez der Kultur Anatoliens und<br />
Mesopotamiens entsprungen sei. Andere<br />
hingegen vermuten, dass die Wurzeln<br />
in der vorislamischen türkischen<br />
Kultur Zentralasiens und deren Glaubensauffassungen<br />
liegen. Das H›drellez-Fest<br />
oder “h›z›r” ist somit keiner<br />
einzigen Kultur zuzuordnen.<br />
Einem weit verbreitetem Glauben<br />
zufolge soll sich der Prophet H›z›r besonders<br />
im Frühling unter die Menschen<br />
mischen und jenen in schwierigen<br />
Situationen zu Hilfe eilen und<br />
Wohlstand, Segen und Gesundheit<br />
bringen. Auch von Christen wird dieser<br />
Tag mittlerweile als erster Tag des<br />
Frühlings und Erwachens der Natur angesehen.<br />
Dieser Tag wird von den Orthodoxen<br />
als “Aya Yorgi” und von den<br />
Katholiken als St. Georg-Tag gefeiert.<br />
Für den Festtag werden nach alter<br />
Tradition zahlreiche Vorbereitungen<br />
getroffen. Dazu gehören das Putzen des<br />
Hauses, das Reinigen des Menschen<br />
selbst sowie die Zubereitung von Speisen<br />
und Getränken, da dem Aberglauben<br />
zufolge schmutzige Häuser von<br />
H›z›r nicht aufgesucht werden. In<br />
manchen Regionen Anatoliens ist es<br />
Brauch, Almosen zu verteilen, zu Fasten<br />
und ein Opfertier zu schlachten, damit<br />
die Gebete und Wünsche, die am<br />
H›drellez-Tag ausgesprochen werden,<br />
auch angenommen werden. Auch ist es<br />
Brauch, bei diesem Fest frische Frühlingskräuter,<br />
frisches Lammfleisch oder<br />
Lammleber zu essen. Kisten und Behälter,<br />
in denen Lebensmittel aufbewahrt<br />
werden, werden nicht verschlossen,<br />
der Geldbeutel wird ebenso offen gelassen.<br />
Ob Haus, Garten oder Auto, wenn<br />
eine Person in der H›drellez-Nacht ein<br />
kleines Modell seines Wunsches an einem<br />
Ort hinterlegt, so soll ihm H›z›r zur<br />
Verwirklichung dieser Wünsche verhelfen.<br />
Das traditionelle H›d›rellez-Feuer<br />
ist vor allem in Anatolien weit verbreitet.<br />
Über das Feuer zu springen, soll<br />
Glück bringen. Die Feierlichkeiten zum<br />
H›drellez-Tag finden immer auf Grünflächen<br />
oder in der Nähe von Wasser<br />
statt, da es sich ja um ein Fest der Wiederbelebung<br />
der Natur handelt.<br />
Musik und<br />
kulinarische Genüsse<br />
In <strong>Istanbul</strong> wird das Fest in diesem<br />
Jahr in der Ah›rkap› Parkanlage im<br />
Stadtteil Çatlad›kap› begangen. Die Feierlichkeiten<br />
beginnen ab 19.00 Uhr<br />
und dauern bis nach Mitternacht. Zahlreiche<br />
Imbissstände mit frühlingshaften<br />
Köstlichkeiten werden entlang der<br />
Uferpromenade aufgebaut. Bei so einem<br />
Fest darf natürlich auch die Musik<br />
nicht fehlen: Buzuki Orhan, die Lüleburgazer<br />
Küçük Hasan und Tamer Kum, das<br />
Mazedonische Koçani Orchester, Trakya<br />
All Stars, das Ah›rkap› Roman Orchester,<br />
Pire Mehmet und das Roman<br />
Orchester, das Babaeski Roman Orchester,<br />
Kolektif ‹stanbul, M›s›rl› Ahmet<br />
Ritim Grubu und weitere Romangruppen<br />
aus der Türkei und der ganzen<br />
Welt werden bei dem H›drellez-Fest<br />
spielen. Der Sommer kann kommen!<br />
Anna Esser / <strong>Istanbul</strong>
Dabei gebührt ihm gerade hier solch eine Auszeichnung.<br />
Denn die Arbeit des Musikverlages Kalan Müzik ist für die Türkei<br />
und deren Kultur(vermittlung) von enormer Bedeutung. Hasan<br />
Saltik und seine Mitarbeiter bringen die Musik der unterschiedlichen,<br />
teils vergessenen Volksgruppen der Türkei heraus.<br />
Die Musik der Kurden, Lasen, Tscherkessen, Yeziden, Sepharden,<br />
Aleviten und all den anderen Volksstämmen des Landes finden<br />
hier Gehör. Vor gar nicht allzu langer Zeit war das noch gar nicht<br />
möglich, so war bis 1991 die kurdische Sprache verboten.<br />
Mittlerweile singt sogar die türkische Altmeisterin Ajda Pekkan<br />
auf Kurdisch.<br />
Hasan Saltik sitzt an seinem Schreibtisch in dem kleinen Büro<br />
im <strong>Istanbul</strong>er Stadtteil Unkapani, wo in einem grauen,<br />
parkhausähnlichen Gebäude die meisten Plattenfirmen des<br />
Landes sitzen. Dem freundlichen, schlicht gekleideten Mann, der<br />
dort vor Stapeln Papier und CDs ketterauchend und teetrinkend<br />
sitzt, sieht man nicht an, dass er eines der erfolgreichsten<br />
Musikverlage des Landes führt. Vielleicht liegt es an der<br />
Geschichte des Labels, dass Hasan Saltik auf dem Boden<br />
geblieben ist.<br />
Linke Musikszene erwacht<br />
Angefangen hatte alles mit dem Wunsch, nach dem<br />
Militärdienst nach Amerika auszuwandern, in der Türkei gab es<br />
keine Arbeit für ihn. Während er auf ein Schiff wartete, dass ihn<br />
in die USA bringen sollte, half er einem Verwandten in einem<br />
gerade gergründeten Musikverlag aus. „Das kann ich besser,<br />
habe ich damals gedacht, mir 1000 DM geliehen und es einfach<br />
mal versucht“, sagt Saltik schelmisch lächelnd. Mit Grup Yorum,<br />
die sich auf Protestmusik spezialisiert haben, fing er 1991 an, die<br />
Platte verkaufte sich so gut, dass er mit politischen Alben weitermachte.<br />
In dieser Zeit gab es in der Türkei so gut wie keine<br />
linke Musikszene wie in Deutschland oder den USA. Trotzdem,<br />
„es lief gut, in der Zeit der Gründung des Musikverlages, 1991,<br />
waren die Studenten noch politischer als heute.“<br />
Doch das reichte ihm nicht. Er wollte die traditionelle Musik<br />
aus Anatolien in die Welt holen. Er recherchierte und brachte<br />
nach und nach musikalische Perlen ans Licht, die man vorher nur<br />
im Osten des Landes hören konnte. Volksmusik, traditionelle und<br />
klassische Musik - ethnische Musik war damals verboten, doch<br />
das hielt Saltik nicht davon ab, sie trotzdem rauszubringen.<br />
Etliche Gerichtsverfahren wurden gegen Kalan Müzik eröffnet.<br />
„Manchmal kamen sie fast täglich mit einer neuen Anklage,“ erinnert<br />
sich Saltik, „aber wir haben das Richtige getan. Wir haben<br />
sogar in den Gefängnissen Musik aufgenommen.“ Einmal wurde<br />
er zu drei Jahren Haft verurteilt, das Urteil wurde dann aber<br />
MUSIK<br />
wieder aufgehoben, weil sich ein hoher Beamter, dem die Musik<br />
gefiel, sich für ihn einsetzte.<br />
2003 wurde Kalan Müzik wieder einmal verklagt und dann<br />
geschlossen, weil der Musikverlag angeblich Terroristen der PKK<br />
unterstützten. Die Klage berief sich auf ein Lied, das zehn Jahre<br />
zuvor aufgenommen worden war. In diesem Lied war das Wort<br />
„Kurdistan“ gefallen. Der Protest in der Bevölkerung und den<br />
Zeitungen war so groß, dass sich die Schließung von Kalan Müzik<br />
wieder aufgehoben wurde. Kurz bevor die Regierung das Verbot<br />
für Kalan Müzik ausgesprochen hatte, hatten Hasan Saltik und<br />
seine Mitarbeiter noch schnell einen anderen Musikverlag<br />
gegründet, er nannte ihn schlicht „Z“. Das bedeutet auf Kurdisch<br />
„unsterblich“. Da aber Kalan Müzik bald darauf wieder geöffnet<br />
wurde, wurde der Verlag aber nicht genutzt und lag jahrelang<br />
brach. In diesem Jahr soll „Z“ endlich seine Arbeit aufnehmen<br />
und vor allem klassische Musik verlegen.<br />
Leicht sei es nicht gewesen, so Saltik, auch die Suche nach<br />
Nr.3 | April 2009<br />
istanbulpost.net<br />
29<br />
Das Musiklabel Kalan Müzik ist eines der größten<br />
in der Türkei und hat sich auf die Musik der verschiedenen,<br />
in der Türkei lebenden Volksgruppen<br />
spezialisiert. Dafür wurde der Gründer, Hasan<br />
Saltik, sogar schon zum Helden des Jahres gewählt -<br />
allerdings nicht in der Türkei.<br />
Die<br />
vergessenen<br />
Stimmen<br />
der Türkei<br />
Hasan Saltik hat<br />
Musik über<br />
Missstände in der<br />
Türkei veröffentlicht,<br />
als über diese<br />
Themen noch nicht<br />
öffentlich gesprochen<br />
wurde. Nun wird er<br />
für seinen Erfolg<br />
gefeiert.<br />
der Musik gestaltete sich nicht immer einfach. „Wir haben sehr<br />
viel recherchiert und mittlerweile haben wir eines der besten<br />
Archive überhaupt,“ erklärt der Musiknarr stolz. „In den<br />
Anfangsjahren, als Kalan Müzik schon einen beträchtlichen<br />
Erfolg verbuchen konnte, kamen Musiker aus dem ganzen Land<br />
und spielten vor unserem kleinen Büro. Die Musik kommt immer<br />
noch zu uns, aber auf anderen Wegen. Alle helfen uns, weil uns<br />
alle kennen. Wir bekommen einen Namen, dann fahren wir hin<br />
und hören uns das an.“ In seiner Heimatstadt Tunceli hält Hasan<br />
Saltik selbst noch Ausschau nach neuen, guten Musikern.<br />
Authentische Musik bringt den Erfolg<br />
Leider sei die Musikausbildung im starren türkischen<br />
Bildungssystem noch sehr beschränkt. „Die Musiker haben zu<br />
wenig Visionen, sie sind nicht frei, sie sehen die Welt aus den<br />
Augen eines Beamten.“ Und was beispielsweise in Deutschland<br />
gut beim Publikum ankommt, muss noch lange nicht in der<br />
Türkei Anklang finden. „Die Türken begreifen nicht, dass sie nicht<br />
weiterkommen, wenn sie nur den Westen kopieren, sie müssen<br />
authentisch sein, dann werden sie auch Erfolg haben. Ich will<br />
mich nicht zum Westen drehen, der Westen soll zu mir kommen.“<br />
Mit dieser Meinung steht Saltik aber noch fast allein.<br />
Aber so falsch kann sie ja nicht sein. 2004 wurde er vom<br />
Time-Magazin zum European Hero des Jahres gewählt. Stolz wie<br />
ein kleiner Junge erzählt er das. Auch auf die anderen Artikel<br />
über ihn weist er hin. Stolz scheint er auch manchmal auf seine<br />
revolutionäre Vergangenheit zu sein, die ihm zwar viele<br />
Schwierigkeiten eingebracht hat, die Ausdauer hat sich aber<br />
gelohnt. „Mittlerweile mögen uns, glaube ich, alle, Rechte, Linke<br />
und Religiöse. Erkan Or haben wir rausgebracht, Kardes Türkler,<br />
Aynur. Jetzt sind wir eine der fünf größten Plattenfirmen der<br />
Türkei. Wir machen aber immer noch keine Werbung, versuchen<br />
das immer noch ein bisschen geheim zu halten, die Künstler<br />
machen eben Konzerte und verdienen ihr Geld.“<br />
Leider hat es der Musikmarkt in der Türkei sehr schwer, die<br />
Türken seien „belescis“, also Menschen, die alles umsonst haben<br />
wollen, und laden sich die Musik aus dem Internet herunter.<br />
„Aber trotz der Krise sind wir noch in der Lage, interessante<br />
Musik, die kein Geld einbringt, wie die kürzlich erschienenen<br />
Yezidiler oder Kizilbas, rauszubringen.“ Viele Menschen in der<br />
Türkei wüssten gar nicht, dass es so etwas überhaupt gibt. Kalan<br />
Müzik hat viel dazu beigetragen, die Musik der unterschiedlichen<br />
Volksgruppen der Türkei zum Vorschein zu bringen, mit ihren<br />
Alben brachen sie alle Tabus. Zwar sind die Tabus damit in der<br />
Türkei nicht aufgehoben, aber Kalan Müzik führt mit seinem<br />
bemerkenswerten Beitrag in die richtige Richtung.
30<br />
Juwelen aus dem<br />
Filmarchiv in<br />
<strong>Istanbul</strong><br />
100 Jahre des deutschen<br />
Films in 22 Beispielen. Diese<br />
Übersicht, die aus dem<br />
Archiv des Goethe-Instituts<br />
zusammengestellt wurde,<br />
versucht, wesentliche Perioden<br />
der Filmgeschichte<br />
zu präsentieren - von den<br />
frühen Stummfilmen (Lubitsch)<br />
über das Vorkriegs-<br />
(Sternberg) und das Nachkriegs-Kino<br />
(Käutner) bis<br />
zum Autorenfilm der 60er<br />
und 70er Jahre (Kluge,<br />
Fassbinder) und dem neuen,<br />
realistischen Kino von<br />
heute (Petzold, Dresen).<br />
Die ausgewählten Filme erlauben<br />
einen Blick auf das<br />
jeweils zeitgenössische<br />
Deutschland und dokumentieren<br />
eine Entwicklung des<br />
Films und seiner Sprache.<br />
Im ersten Block zeigt das<br />
Goethe-Institut 9 Filme<br />
von den 1910er bis zu den<br />
1940er Jahren.<br />
Die Welt als Ganzes<br />
- Fotografie aus<br />
Deutschland<br />
Die Welt als Ganzes gibt<br />
Einblick in eine repräsentative<br />
Auswahl dokumentarischer<br />
Fotografie in<br />
Farbe, die in den 1990er<br />
Jahren entstanden ist. Sie<br />
beinhaltet 17 Werkgruppen<br />
von 19 Fotografen der<br />
Jahrgänge 1955 bis 1971.<br />
In Zusammenarbeit mit<br />
ifa - Institut für Auslandsbeziehungen<br />
und Milli<br />
Reasürans Sanat Galerisi in<br />
<strong>Istanbul</strong><br />
Nr.3 | April 2009<br />
istanbulpost.net VERANSTALTUNGEN<br />
AUSSTELLUNG<br />
Ankara<br />
ULRIKE OTTINGER –<br />
RETROSPEKTIVE<br />
Datum: 7.-27.5.2009<br />
Ort: Goethe-Institut - Ankara<br />
Zeit: Mo.- Sa. 13.00-18.00<br />
(außer 1.5. u.19.5.09)<br />
Tel: +90 (312)419 52 83<br />
www.goethe.de/ankara<br />
<strong>Istanbul</strong><br />
„LOB AN DEN SCHATTEN“<br />
Datum: 22.01. - 06.05.2009<br />
Ort: <strong>Istanbul</strong> Modern<br />
Zeit: 10:00 - 18:00<br />
Tel: +90 (212) 334 73 00<br />
www.istanbulmodern.org<br />
DIE WELT ALS GANZES -<br />
FOTOGRAFIE AUS<br />
DEUTSCHLAND NACH 1989<br />
Datum: 28.04. - 31.05.2009<br />
Ort: Milli Reasürans<br />
Sanat Galerisi<br />
Zeit: Dienstag-Samstag<br />
11:00 - 18:30 Uhr<br />
Tel: +90 (212) 249 20 09<br />
www.goethe.de/istanbul<br />
STILLE ZEUGEN<br />
Die Ausstellung umfasst eine<br />
breite Auswahl von Funden<br />
aus praehistorischer Zeit bis<br />
zu Exponaten aus der<br />
Seldjukischen Periode.<br />
Datum: bis 31. Dezember<br />
Ort: Rezan Has Museum<br />
Kadir Has Üniversität<br />
Cibali / <strong>Istanbul</strong><br />
Zeit: 09:00 - 18:00<br />
Tel: +90 (212) 534 10 34<br />
www.rhm.org.tr<br />
Izmir<br />
ILKNUR KOCABIYIK MALEREI<br />
Datum: bis 11. Mai<br />
Ort: Güzelyalı Kültür Merkezi<br />
Sanat Galerisi<br />
Tel: +90 (232) 224 24 30<br />
EVENT<br />
Ankara<br />
AUF DEN SPUREN<br />
DEUTSCHSPRACHIGER LÄNDER<br />
- WETTBEWERB<br />
Schülerinnen und Schüler<br />
machen mit ihren Lehrern in<br />
Form eines Wettbewerbs eine<br />
interessante und lustige<br />
Exkursion durch Ankara und<br />
lernen wichtige deutsche Institutionen<br />
kennen, entdecken<br />
türkisch-deutsche Geschichte<br />
und Spuren der deutschsprachigen<br />
Länder in ihrer<br />
Stadt.<br />
Zielgruppe: Schülerinnen und<br />
Schüler mit Deutsch als erste<br />
und zweite Fremdsprache sowie<br />
Schülerinnen und Schüler<br />
der Deutschen Schule Ankara.<br />
Datum: ab Februar 2009<br />
Ort: Goethe-Institut - Ankara<br />
Tel: +90 (312) 419 52 83<br />
www.goethe.de/ankara<br />
Die Tanzgruppe Anadolu Atesi lässt die Sage um Troja wieder erwachen. Nach vier Jahren<br />
Vorbereitungen wird den Zuschauer nnun eine 3000 Jahre alte Geschichte in der Gloria Aspendos<br />
Arena präsentiert. Die Vorführung kann bis zum 30.Juni gesehen werden.<br />
Antalya<br />
FIRE OF ANATOLIA<br />
- TANZ - REVUE<br />
Seit ein paar Jahren tritt<br />
im antiken Theater in Side<br />
und in der Gloria Aspendos<br />
Arena regelmäßig die<br />
berühmte Musik- und<br />
Tanzgruppe „Fire of<br />
Anatolia“ auf, auch bekannt<br />
unter dem Namen „Troja“.<br />
Über 80 Tänzerinnen und<br />
Tänzer präsentieren etwa<br />
zwei Stunden lang eine<br />
grandiose und fesselnde<br />
Tanz- und Musikshow.<br />
Das Ensemble erzählt die<br />
anatolische Geschichte in<br />
einer Synthese aus Tanz,<br />
Folklore und Theater.<br />
Datum: bis 30.06.2009<br />
Zeit: 21:15<br />
Ort: Gloria Aspendos Arena<br />
Antalya<br />
Tel: +90 (242) 735 73 37<br />
www.biletix.com<br />
KINO<br />
Ankara<br />
ULRIKE OTTINGER: FILME<br />
Im Rahmen des Frauenfilmfestivals.<br />
Alle Filme Deutsch, mit<br />
türkischen Untertiteln.<br />
Ort: Goethe-Institut - Ankara<br />
und Kızılırmak Kino.<br />
Johanna D’Arc of Mongolia,<br />
1989,165’<br />
8.5.09 14.15 Goethe-Institut<br />
Dorian Gray,<br />
1969/1970, 150’<br />
8.5.09 18.30 Goethe-Institut<br />
Exil Shangai,<br />
1997,281’<br />
9.5.09 12.00 Goethe-Institut<br />
Koreanische Hochzeit,<br />
2008, 82’<br />
9.5.09 18.15 und 12.5.09 12.00<br />
Goethe-Institut<br />
Berlinfieber,<br />
1973, 12’<br />
8.5.09 14.00 und 9.5.09 18.00<br />
Goethe-Institut<br />
Freak Orlando,<br />
1981, 126’<br />
10.5.09 16.30 Kızılırmak Kino<br />
19.00 Ulrike Ottinger im<br />
Gespräch<br />
<strong>Istanbul</strong><br />
JUWELEN AUS DEM<br />
FILMARCHIV<br />
100 Jahre des deutschen<br />
Films in 22 Beispielen.<br />
Deutsch, türkisch untertitelt.<br />
Eintritt frei.<br />
Datum: 08.05. - 26.06.2009<br />
Ort: Goethe-Institut <strong>Istanbul</strong><br />
Ich möchte kein Mann sein<br />
1918, 45', s/w<br />
08.05.09, 18.00<br />
Die Austernprinzessin<br />
1919, 60', s/w<br />
08.05.09, 18.00<br />
Nathan der Weise<br />
1922, 123', Farbe<br />
15.05.09, 18.00<br />
Der blaue Engel<br />
1930, 109', s/w<br />
22.05.09, 18.00<br />
Der Kongress tanzt<br />
1931, 97', s/w<br />
29.05.09, 18.00<br />
M - Eine Stadt sucht einen<br />
Mörder<br />
1931, 98', s/w<br />
05.06.09, 18.00<br />
La Habanera<br />
1937, 100', s/w<br />
12.06.09, 18.00<br />
Auf Wiedersehen, Franziska!<br />
1941, 93', s/w<br />
19.06.09, 18.00<br />
Unter den Brücken<br />
1945, 92', s/w<br />
26.06.09, 18.00<br />
Tel: +90 (212) 249 20 09<br />
www.goethe.de/istanbul<br />
MUSIK<br />
Ankara<br />
SEZEN AKSU<br />
Datum: 15.05.2009<br />
Ort: Anadolu Gösteri Merkezi<br />
Zeit: 21:00<br />
Tel: +90 (312) 284 30 33<br />
www.biletix.com<br />
<strong>Istanbul</strong><br />
DEPECHE MODE<br />
Datum: 14.05.2009<br />
Ort: Santral <strong>Istanbul</strong><br />
Uhr: 21:00<br />
www.biletix.com<br />
TULUYHAN U⁄URLU<br />
Datum: 14.05.2009<br />
Ort: Caddebostan Kultur Zent.<br />
Uhr: 21:30<br />
www.biletix.com<br />
Izmir<br />
KEREM GÖRSEV QUARTET<br />
Datum: 19.05.2009<br />
Ort: Izmir Swiss Otel<br />
Uhr: 21:00<br />
www.biletix.com
Fische in Wachspapier<br />
Betritt man den Ägyptischen<br />
Basar in <strong>Istanbul</strong><br />
vom Eingang an der Meerseite,<br />
und geht die Treppe auf<br />
der linken Seite in den zweiten<br />
Stock, so gelangt man in<br />
ein Restaurant, das einen in<br />
Sultanszeiten zurückversetzt:<br />
das Pandeli Restaurant.<br />
In diesem Restaurant<br />
haben schon Staatsmänner<br />
wie Mustafa Kemal Atatürk<br />
und internationale Größen<br />
wie Robert de Niro und Aud-<br />
rey Hepburn gespeist. Das<br />
traditionsbewusste Pandeli<br />
ist seit seiner Öffnung vor<br />
mehr als 100 Jahren eines<br />
der beliebtesten Lokale für<br />
gute türkische und osmanische<br />
Küche, die blauen Iznik-Kacheln<br />
verleihen ihm<br />
eine besondere Atmosphäre.<br />
Es wurde1901 vom griechisch-stämmigen<br />
Koch Pandeli<br />
Çobano¤lu gegründet<br />
und seitdem sind der gegrillte<br />
Zander und das gefüllte<br />
Huhn Legende. Unbedingt<br />
probieren sollte man den in<br />
Wachspapier gekochten Seebarsch<br />
(kagitta cevrek) und<br />
den gebratenen Schwertfisch<br />
(kiliç sis). Das Lokal bietet<br />
außerdem einen herrlichen<br />
Blick über das Goldene Horn.<br />
Anna Esser/ <strong>Istanbul</strong><br />
Pandeli<br />
M›s›r Çarfl›fl›<br />
Eminönü<br />
Tel. (0212) 527 39 09<br />
ESSEN&TRINKEN<br />
Nr.3 | April 2009<br />
istanbulpost.net<br />
Die Dekoration in ländlichem Stil, die mit<br />
Malereien verzierten Wände und die schmiedeeisernen<br />
Balkongeländer machen das Victor Levi<br />
zu einem gemütlichen Weinlokal, in dem man<br />
mit einem Glas Wein und leckerer Käseplatte in<br />
gemütlicher Atmosphäre den Tag ausklingen lassen<br />
kann.<br />
Neben rund 60 ausgewählten Weinsorten,<br />
wird auch hauseigener Wein (Viktor Levi Wein)<br />
angeboten. Es gibt eine große Auswahl an kalten<br />
und warmen Vorspeisen, verschiedenen Grillspeisen<br />
und Pizzen. Besonders empfehlenswert<br />
31<br />
Vorzügliche Käseplatten in<br />
gemütlicher Atmosphäre<br />
In den Hintergassen der Istiklal, in der Nähe des englischen Konsulates,<br />
liegt eines der besten Weinhäuser der Türkei.<br />
sind die verschiedenen Sorten von Güveç (im<br />
Schmortopf gekochte Gerichte). Das dreieckförmige<br />
Brot ist auch sehr lecker. Das Weinlokal<br />
Viktor Levi ist ein Ort, in dem das alte multikulturelle<br />
<strong>Istanbul</strong> zum Leben erwacht, wo man<br />
mittags oder abends bei einem guten Glas Wein<br />
und leckeren Speisen das Leben genießen kann.<br />
Anna Esser / <strong>Istanbul</strong><br />
Victor Levi Galatasaray,<br />
Hamalbafl› Caddesi 12, Beyo¤lu<br />
Tel. (0212) 249 60 85