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Istanbul

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Das Ergenekon-<br />

Verfahren erreicht die<br />

Zivilgesellschaft<br />

Der Verein zur Förderung<br />

zeitgemäßer Lebensweise, eine<br />

der wichtigsten Bildungsinitiativen<br />

der Türkei, wurde Ziel<br />

der 12. Verhaftungswelle im<br />

Rahmen der Ermittlungen gegen<br />

die Terrororganisation Ergenekon.<br />

Seite 3<br />

Wirtschaft stabilisiert<br />

sich auf niedrigem<br />

Niveau<br />

Die jüngsten Wirtschaftsstatistiken<br />

zeigen dramatische<br />

Einbrüche bei Produktion,<br />

Außenhandel und Arbeitslosigkeit.<br />

Aus ihnen lässt sich auch<br />

ablesen, dass das Tempo des<br />

Rückgangs zurückgegangen ist<br />

und sich eine Stabilisierung<br />

abzeichnet. Seite 7<br />

Kalan Müzik: Die<br />

vergessenen Stimmen<br />

der Türkei<br />

Das Musiklabel Kalan Müzik ist<br />

eines der größten in der Türkei<br />

und hat sich auf die Musik der<br />

verschiedenen, in der Türkei<br />

lebenden Volksgruppen spezialisiert:<br />

Kurden, Lasen, Tscherkessen,<br />

Yeziden, Sepharden<br />

und Aleviten. Seite 26<br />

Kaukasus-Poker:<br />

Wann öffnet sich die<br />

Grenze zu Armenien?<br />

Eigentlich hätte bereits am<br />

16. April ein Abkommen unterzeichnet<br />

werden sollen. Nun<br />

richtet sich die Hoffnung auf<br />

den Herbst. Doch es sind viele<br />

Akteure beteiligt. Seite 4<br />

Für alle, die mehr wissen wollen Nr.3 April 2009 1,50 Euro / 1,50 TL<br />

istanbulpost.net<br />

Phase der Neubesinnung:<br />

Konstruktive Politik<br />

Das Ergebnis der Kommunalwahl wird als Botschaft<br />

für alle Parteien kommentiert.<br />

Stefan Hibbeler / <strong>Istanbul</strong> Das Ergebnis der Kommunalwahl lässt sich<br />

folgendermaßen zusammenfassen: Die AKP bleibt mit Abstand stärkste<br />

Partei, büßte jedoch gegenüber der Parlamentswahl rund sieben Prozent<br />

Stimmen ein. Die CHP konnte zwar ihre Stimmen steigern, doch ist sie mit<br />

23,12 % weit davon entfernt, eine Regierungsalternative zu stellen. Die MHP<br />

konnte mit 16,04 % deutlich zuleben und überraschte mit ihren Ergebnissen<br />

in westlichen Provinzen wie Balikesir, Manisa, Usak und Isparta.<br />

Einer Analyse des Meinungsforschungsinstituts A&G zufolge verlor die<br />

AKP vor allem in ihren Hochburgen in Inneranatolien. Die Umfrage deutet<br />

darauf hin, dass die Haltung der Partei gegenüber der Wirtschaftskrise<br />

sowie der polemische Ton, in dem sie den Wahlkampf führte, Wähler verprellte.<br />

Berichtet wird von Wählerwanderungen von der AKP zur Saadet<br />

Parti und zur MHP. Seite 2<br />

“Das Wissen ist ein<br />

unendlicher Ozean.<br />

Wer nach Wissen<br />

sucht, ist ein Taucher<br />

in diesem Meer.”<br />

Mevlana<br />

Autonomes Finanzamt<br />

Der Vorwurf politischer Manipulation und die Bekämpfung der Schattenwirtschaft<br />

führen zur Forderung, nach Autonomie der Finanzverwaltung.<br />

Stefan Hibbeler / <strong>Istanbul</strong> Ende April meldet die<br />

Tageszeitung Hürriyet, dass bei den Finanzämtern<br />

“Kod 5” genannte “Schwarze Listen” geführt werden.<br />

EinenTag zuvor tritt der Verein türkischer<br />

Geschäftsleute und Unternehmer (TÜSIAD) mit einer<br />

Presseerklärung an die Öffentlichkeit, in der<br />

Autonomie für die Finanzverwaltung gefordert<br />

wird. Diese Forderung war zuvor bereits vom Internationalen<br />

Währungsfond erhoben worden.<br />

Sie wurde von der Regierung zurückgewiesen.<br />

Klagen über Schwarze Listen<br />

Die Tageszeitung Hürriyet berichtet am 20.<br />

April, dass Unternehmen, die auf einer “Kod 5” genannten<br />

Liste der Finanzämter geführt werden,<br />

besonderen Überprüfungen unterliegen, die die<br />

normalen Unternehmensaktivitäten einschränken<br />

können. Dem Bericht zufolge erhalten die Unternehmen<br />

jedoch, wenn sie gegen diese Einstufung<br />

vor das Verwaltungsgericht ziehen, Recht.<br />

Der Verwaltungsgerichtshof hat entschieden, dass<br />

die Verwaltung nicht berechtigt sei, solche Listen<br />

zu führen. Gleichwohl hält diese Praxis an.<br />

Erfolgreiche Steuerprüfung<br />

In der Presseerklärung von TÜSIAD wird die<br />

politische Kontrolle der Finanzverwaltung maßgeblich<br />

dafür verantwortlich gemacht, dass eine<br />

wirksame Bekämpfung der Schattenwirtschaft bisher<br />

nicht umgesetzt wurde. Als Hintergrund wird<br />

auf die Befürchtungen der Parteien verwiesen, an<br />

Stimmen zu verlieren.<br />

Weiter verweist TÜSIAD auf den in jüngster<br />

Zeit geäußerten Verdacht, dass die Steuerverwal-<br />

Bereits im Januar hatte die TÜSIAD-Vorsitzende Arzuhan Do¤an Yalç›nda¤ für eine<br />

autonome Finanzverwaltung eingesetzt.<br />

tung politisch instrumentalisiert wird und Steuerstrafen<br />

verhängt werden, die auf die Vernichtung<br />

von Unternehmen zielen.<br />

Um beiden Problemen zu begegnen, schlägt<br />

TÜSIAD vor, der Finanzverwaltung einen autonomen<br />

Status zuzuerkennen.<br />

Kritik an Finanzverwaltung<br />

Die Forderung nach Autonomie für die<br />

Finanzverwaltung war zuvor bereits vom IMF erhoben<br />

worden. Ende Januar hatte Ministerpräsident<br />

Erdogan auf drei Forderungen der IMF verwiesen,<br />

die für ihn inakzeptabel waren - zu ihnen<br />

gehörte auch die Autonomie der Finanzverwaltung.<br />

Hatte TÜSIAD schon zu diesem Zeitpunkt<br />

mit Unverständnis auf die Haltung der Regierung<br />

reagiert, hat sich die Diskussion nach der Verhängung<br />

einer Steuerstrafe gegen die Dogan<br />

Medien Holding erhitzt. Mehr noch als das Sachverhalt<br />

wurde angesichts der Höhe der Strafe der<br />

Vorwurf erhoben, die Regierung benutze die<br />

Finanzverwaltung, um Medien zu disziplinieren.<br />

Der Rechtsstreit in dieser Frage hält an - doch<br />

führt er für alle Beteiligten zu bedeutenden Verlusten.<br />

Politik 2–Pressespiegel 6–Wirtschaft 7–Aus den Sektoren 12 – Kultur 26 – Veranstaltungen 30<br />

FOTO: TÜS‹AD


02<br />

Stefan Hibbeler<br />

<strong>Istanbul</strong><br />

Gedanken<br />

shibbeler@istanbulpost.net<br />

Türkei im Reformdilema<br />

Die Kommunalwahl ist vorbei und noch ist ihr Ausgang kaum<br />

verarbeitet, strömen neue Themen auf die Tagesordnung. Die<br />

Regierung steht der EU im Wort, die Reformen wieder<br />

aufzunehmen.<br />

Der erste Schritt dazu wird Regierungsplänen zufolge beim<br />

Gewerkschaftsgesetz unternommen, das in Übereinstimmung mit<br />

den Standards der Internationalen Arbeitsorganisation ILO gebracht<br />

werden soll. Die Ausschussberatung des Gesetzes ist seit einem<br />

Jahr abgeschlossen. Nun wollte man es in einigen Tagen durchs<br />

Parlament bringen.<br />

Eigentlich war erwartet worden, dass während des Außenministertreffens<br />

der Schwarzmeerkooperation in Erivan ein Protokoll<br />

unterzeichnet würde, mit dem diplomatische Beziehungen zwischen<br />

der Türkei und Armenien aufgenommen und die Landgrenze zwischen<br />

beiden Ländern wieder geöffnet wird. Doch die Kaukasus-<br />

Politik erweist sich angesichts vieler Staaten, die Interesse am Kaukasus<br />

haben, als ein Mienenfeld. Das Abkommen wurde vertagt.<br />

Da die Verhandlungen hinter verschlossenen Türen geführt wurden,<br />

weiß nicht einmal der außenpolitische Ausschuss des Parlaments,<br />

was eigentlich Gegenstand des Protokolls sein sollte.<br />

Nach der Einführung eines ganztägigen kurdischen Fernsehund<br />

eines Radioprogramms durch die staatliche Sendeanstalt TRT<br />

und staatsanwaltschaftlichen Nachforschungen zum Schicksal der<br />

Verschwundenen begann Mitte April eine Ermittlungswelle, die sich<br />

auf die Beziehungen zwischen der kurdisch-orientierten DTP und<br />

der PKK konzentriert. Dutzende Parteimitglieder, Funktionäre und<br />

Vorstandsmitglieder der Partei wurden verhaftet. Die DTP bewertet<br />

dies als Rache aufgrund ihres guten Abschneidens bei der Kommunalwahl<br />

- andere sehen darin eine Politik von Zugeständnissen und<br />

Härte, die neben der PKK auch einer “kurdischen Bewegung” ein<br />

Ende setzen soll.<br />

Die Liste ließe sich erweitern. Vieles ist in den letzten Jahren<br />

festgefahren. Überstürzte Schritte lassen sich jedoch nicht unbedingt<br />

als Entschlossenheit bewerten. Betrachtet man Macht und<br />

Dialog als Gegensatz, könnte man sagen: Die Türkei hat viel Zeit<br />

durch Machtspiele verloren.<br />

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ISTANBUL POST<br />

Herausgeber / ‹mtiyaz Sahibi:<br />

Dr. Stefan Hibbeler<br />

Chefredakteur / Sorumlu Müdür:<br />

Abbas Özp›nar<br />

Redaktion / Yaz› ‹flleri:<br />

Dr. Stefan Hibbeler, Dr. Perihan Ügeöz,<br />

Abbas Özp›nar, Anna Esser<br />

Art Direktion / Art Direktör:<br />

Mükremin Seçim<br />

Art der Veröffentlichung / Yay›n Türü:<br />

Periodische Publikation / Yayg›n, süreli<br />

Nr.3 | April 2009<br />

istanbulpost.net POLITIK<br />

Adresse / Yönetim Adresi:<br />

TRB Bas›n Yay›n Organizasyon Ltd. fiti.<br />

Selahattin P›nar Cad. No:23 B Blok D:4<br />

34387 Mecidiyeköy / ‹stanbul<br />

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Abrechnung mit dem<br />

“tiefen Staat”<br />

Mit der Annahme der zweiten Anklageschrift im Ergenekon-Verfahren<br />

wird der “tiefe Staat” unter Terrorismusanklage gestellt.<br />

Nachdem die “republikanischen Kundgebungen” vom Frühjahr 2007 in die Anklageschrift eingingen,<br />

wird nun für Mai für eine Wiederbelebung dieser Demonstrationen mobilisiert.<br />

Am 24. März nahm das 13. Große Strafgericht<br />

<strong>Istanbul</strong> die Erweiterungsanklage im Ergenekon-<br />

Verfahren an. In dem im Oktober 2008 begonnene<br />

Verfahren gegen 86 Personen wird ihnen die<br />

Mitgliedschaft in einer angenommenen Terrororganisation<br />

“Ergenekon”, die Vorbereitung eines Staatsstreichs<br />

sowie zahlreiche Attentate und Terroranschläge<br />

vorgeworfen. Durch die neue Anklageschrift erweitert<br />

sich die Zahl der Angeklagten um 56. Unter ihnen<br />

befinden sich zwei frühere Generäle des Generalstabs,<br />

Journalisten und Hochschullehrer. In der neuen<br />

Anklageschrift wird festgestellt, dass das, was bis 1999<br />

als “tiefer Staat” - d.h. jenseits von politischer Kontrolle<br />

und rechtsstaatlicher Ordnung operierende Kräfte<br />

innerhalb des Staats - bezeichnet wurde, ab 1999 eine<br />

Reorganisation zu einer auch nichtstaatliche Kräfte<br />

umfassenden Terrororganisation durchlaufen habe.<br />

Gleich nach der Ankündigung einer dritten Anklageschrift<br />

erfolgte eine neue Verhaftungswelle. Betroffen<br />

wurden schwerpunktmäßig frühere Universitätsrektoren<br />

und der Verein zur Unterstützung zeitgemäßen Lebens.<br />

Vorbereitung eines Staatsstreichs<br />

Ein wesentlicher Teil der Vorwürfe ist bereits seit<br />

zwei Jahren bekannt. Im März 2007 veröffentlichte die<br />

Zeitschrift Nokta Tagebücher, die dem pensionierten<br />

Admiral Örnek zugeschrieben werden. Auch wenn<br />

dieser die Authentizität der Aufzeichnungen ablehnt,<br />

wird darin von einem mehrstufigen Plan berichtet, mit<br />

dem ein Teil des Generalstabs zunächst ein Klima schaf-<br />

fen wollte, das einen Putsch rechtfertigen sollte. Zum<br />

einen sollte durch Attentate Unsicherheit geschaffen<br />

werden und zum anderen durch Massenproteste die<br />

Legitimität der Regierung untergraben werden. Der Plan<br />

sei wegen des Widerstands des damaligen Generalstabschefs<br />

Hilmi Özköks nicht ausgeführt worden.<br />

In die Anklageschrift wurden jedoch auch Ereignisse<br />

vor 1999 aufgenommen. Besonders brisant dürfte in<br />

diesem Zusammenhang sein, dass in der Anklageschrift<br />

JITEM aufgegriffen wird. JITEM gilt als Geheimdienstabteilung<br />

der Gendarmerie. Ihre Existenz wurde vom Generalstab<br />

stets dementiert. JITEM werden zahlreiche<br />

Morde an Personen, die als PKK-Sympathisanten verdächtigt<br />

wurden, vorgeworfen. Seit Mitte März wurde<br />

auf der Grundlage von Geständnissen früherer informeller<br />

Mitarbeiter der Sicherheitskräfte begonnen, nach<br />

Gräbern verschwundener Personen zu suchen.<br />

Verfahren mit Fragezeichen<br />

Die Zahl der verdächtigten Personen, die Fülle der<br />

Vorwürfe und die Menge Beweismaterial haben ein Verfahren<br />

entstehen lassen, das weitgehend undurchschaubar<br />

geworden ist. Weitflächige Telefonüberwachungen<br />

und Abhöraktionen und gezielte Indiskretionen gegenüber<br />

der regierungsnahen Presse haben Zweifel gegen<br />

die Unparteilichkeit der Untersuchung gefördert. Von<br />

Kritikern des Verfahrens wird der Vorwurf politischer<br />

Manipulation durch die Regierung sowie durch die<br />

Gülen-Gemeinschaft erhoben, der Einfluss auf die<br />

Polizei nachgesagt wird. Stefan Hibbeler / Ankara<br />

Nach der Kommunalwahl vom 29. März<br />

Für die CHP zeigt die Analyse, dass es der Partei vor<br />

allem gelunden ist, in den Großstädten zuzulegen. Auch<br />

gelang es ihr nach langer Zeit erstmals wieder, auch in<br />

den ärmeren Vorstadtssiedlungen Stimmen zu gewinnen.<br />

Auffällig ist jedoch das West-Ost-Gefälle - in vielen<br />

östlichen und südöstlichen Provinzen lief die Wahl zwischen<br />

AKP und DTP. Zuwächse erhielt die CHP durch Öffnung<br />

- offen bleibt, ob die Partei eine solche Öffnung<br />

landesweit vollziehen kann.<br />

Die kurdisch-orientierte DTP konnte ihre Positionen<br />

in den Südost-Provinzen ausbauen. Es ist der AKP nicht<br />

gelungen, ihren Erfolg bei der Parlamentswahl in dieser<br />

Region zu wiederholen. Trotz der Einführung eines ganztägigen<br />

Fernseh- und Radioprogramms in kurdischer<br />

Sprache und des Beginns der Untersuchung des<br />

Schicksals der Verschwundenen wird von vielen<br />

Kommentatoren der AKP ein Glaubwürdigkeitsproblem<br />

in dieser Region unterstellt. Die Anfang April einsetzende<br />

Verhaftungswelle gegen DTP-Funktionäre mit dem<br />

Vorwurf, dass sie für die PKK gearbeitet hätten, hat<br />

dieses Problem verschärft. Die DTP droht nun mit einen<br />

Auszug aus dem Parlament. <strong>Istanbul</strong> Post / Ankara<br />

FOTO: ARCHIV


ZIVILGESELLSCHAFT<br />

Nr.3 | April 2009<br />

istanbulpost.net<br />

Proteste nach der 12. Verhaftungswelle im Ergenekon-Verfahren Erfolgreiche<br />

Bildungsinitiative unter<br />

Terrorismusverdacht<br />

Die zwölfte Verhaftungswelle der<br />

Ergenekon-Untersuchung konzentrierte<br />

u.a. auf den Verein zur Förderung<br />

zeitgenössischen Lebens. Zahlreiche<br />

Vereinseinrichtungen wurden<br />

durchsucht, die Computer der Vereinszentrale<br />

beschlagnahmt und einige<br />

führende Mitglieder festgenommen.<br />

Besonderes Aufsehen erregte<br />

dabei die Hausdurchsuchung bei<br />

der Vereinsvorsitzenden Türkan Saylan.<br />

In die Ermittlungen wurde damit<br />

die bekannteste und renommierteste<br />

zivilgesellschaftliche Bildungsorganisation<br />

der Türkei einbezogen.<br />

Der 1989 gegründete Verein verfügt<br />

über 96 Niederlassungen in der<br />

Türkei. Auch in Deutschland ist ein<br />

Verein aktiv. Vordergründigstes Ziel<br />

ist die Unterstützung von Bildung.<br />

Dies geschieht zum einen durch individuelle<br />

Zuwendungen für bedürftige<br />

Schüler und zum anderen durch Bemühungen,<br />

die Zahl und Ausstattung<br />

von Schulen zu verbessern. Finanziert<br />

wird diese Arbeit, die sich insbesondere<br />

auf die Verbesserung der<br />

Chancengleichheit sowohl für arme<br />

Bevölkerungskreise als auch insbesondere<br />

für Mädchen konzentriert,<br />

durch Spenden. Außerdem ist der<br />

Verein verschiedene Kooperationen<br />

mit Wirtschaftsunternehmen eingegangen,<br />

die im Rahmen unternehmerischer<br />

Sozialverantwortung einen<br />

Beitrag zur Verbesserung der Ausstattung<br />

von Schulen leisten. Seinem<br />

Selbstverständnis nach sieht sich der<br />

Verein als überparteilich an und führt<br />

seine Aktivitäten in Zusammenarbeit<br />

mit öffentlichen Stellen und Institutionen<br />

durch.<br />

Die Vereinsvorsitzende Türkan<br />

Saylan, die heute 74 Jahre alt ist und<br />

Besondere Empörung löste eine Hausdurchsuchung bei Prof.<br />

Türkan Saylan aus, die als Indentifikationsfigur des Vereins gilt.<br />

eine Krebsbehandlung erfährt, hat<br />

bereits seit den 1970er Jahren insbesondere<br />

auf dem Gebiet der Gesundheitsversorgung<br />

Vereinserfahrung.<br />

Für ihre Tätigkeit erhielt sie mehrere<br />

Auszeichnungen.<br />

Keine Angaben<br />

zu den Ermittlungen<br />

Eine offizielle Erklärung über den<br />

Hintergrund der Durchsuchungen<br />

und Festnahmen durch die Staatsanwaltschaft<br />

erging nicht. Bekannt ist<br />

nur, dass die Maßnahmen im Zusammenhang<br />

mit der Ergenekon-Ermittlung<br />

auf der Grundlage des Antiterrorgesetzes<br />

erfolgten.<br />

Es wird vermutet, dass ein Hintergrund<br />

in der Unterstützung der republikanischen<br />

Kundgebungen 2007<br />

im Vorfeld der Präsidentschaftswahl<br />

besteht. Türkan Seylan war zumindest<br />

bei zwei Kundgebungen als Rednerin<br />

aufgetreten.<br />

Die Tageszeitungen Zaman und<br />

Yeni Safak weisen außerdem darauf<br />

hin, dass es Geheimdienstberichte<br />

gäbe, denen zufolge der Verein auch<br />

PKK-Angehörigen Stipendien zukommen<br />

ließ und außerdem Geld von<br />

Stiftungen entgegennahm, die christliche<br />

Missionstätigkeit betreiben. Die<br />

Zeitungen lassen dabei im Dunkeln,<br />

was an Missionstätigkeit strafbar<br />

bzw. terroristisch sein sollte. Auch ist<br />

nicht bekannt, ob diese Information<br />

aus den Ermittlungsunterlagen oder<br />

aus einer anderen Quelle stammt.<br />

Das Vorgehen gegen den Verein<br />

zur Förderung des zeitgemäßen Lebens<br />

löste landesweit eine breite Solidarisierung<br />

aus. Der Verein teilt mit,<br />

dass das Spendenaufkommen seit<br />

den Festnahmen deutlich gestiegen<br />

sei - auch wenn aufgrund der beschlagnahmten<br />

Computer im Moment<br />

keine Stipendien ausgezahlt werden<br />

können. <strong>Istanbul</strong> Post / Ankara<br />

KAGIDER Präsidentin<br />

Gülseren Onanç<br />

TURKEY'S<br />

CORPORATE<br />

CARGO<br />

03<br />

Frauenförderung<br />

Tausende von Frauen hat das gemeinsam von der Konföderation der<br />

türkischen Gewerbetreibenden und Handwerker (TESK) und der Union der<br />

Gewerbe- und Handwerkskammern (ESOB) zur Förderung weiblichen Unternehmertums<br />

erreicht. Das von der EU geförderte Projekt ermöglichte in<br />

25 Provinzen Fortbildungen für 6.291 Frauen und eine Beratung für weitere<br />

2.755 Frauen. Von den teilnehmenden Frauen haben 255 trotz der<br />

schwierigen Rahmenbedingungen aufgrund der Wirtschaftskrise ein Unternehmen<br />

gegründet. Diese Unternehmen sind zu 20 % im Dienstleistungssektor<br />

angesiedelt. 39 % sind Produktionsbetriebe und 31 % gehen Handelsaktivitäten<br />

nach.<br />

Mit Know How und Selbstvertrauen zum Erfolg<br />

Es handelt sich nicht um das erste Projekt seiner Art. Teils in kommunaler<br />

Trägerschaft, häufig auch getragen durch Frauenorganisationen gibt<br />

es zahlreiche Beispiele für die Förderung selbständiger Erwerbstätigkeit<br />

von Frauen. Sie verfügen in der Regel über einen kurzfristigen Bildungsanteil<br />

- manchmal ist es ein Tag, manchmal eine Woche, manchmal auch<br />

eine Seminarreihe - sowie zusätzliche Beratungsangebote.<br />

Die Ergebnisse zeigen, dass eines der wichtigsten Hindernisse für die<br />

Selbstständigkeit von Frauen beim Selbstvertrauen liegt. Umso größere<br />

Bedeutung kommt den Netzwerkveranstaltungen von Organisationen wie<br />

KAGIDER zu, die einen Erfahrungsaustausch zwischen Unternehmerinnen<br />

ermöglichen und Erfolgsgeschichten herausstellen.<br />

Natürlich kommt noch die Notwendigkeit hinzu, neben den spezifischen<br />

Kompetenzen, die sich auf den Arbeitsbereich eines Unternehmens<br />

beziehen, auch allgemeine betriebswirtschaftliche Kompetenzen zu erlernen.<br />

Doch zeigen die Projekterfahrungen, dass wenn zunächst der erste<br />

Schritt - die Entscheidung für die Selbständigkeit - vollzogen ist, sie durch<br />

Nutzung der vorhandenen Instrumente der Mittelstandsförderung diese<br />

Anforderung meistern können. <strong>Istanbul</strong> Post / Ankara<br />

Stärkung der Lokalpresse<br />

Seit Jahren wird in Zusammenarbeit des türkischen Journalistenvereins<br />

und der Konrad-Adenauer-Stiftung ein Programm für Lokaljournalisten<br />

durchgeführt. Es besteht aus lokalen Seminaren, deren erstes in diesem<br />

Jahr Mitte April in Izmir durchgeführt wurde, dem Lokaljournalistenpreis<br />

sowie einem deutsch-türkischen Lokaljournalismus-Workshop, der der<br />

Vertiefung des internationalen Dialogs dient.<br />

Das seit Jahren durchgeführte Programm bietet neben zusätzlicher<br />

Kompetenz für den Lokaljournalismus zudem eine wichtige Aufwertung für<br />

die häufig unterschätzte Lokalpresse in der Türkei. <strong>Istanbul</strong> Post / Izmir


04<br />

Die Ernennung des dänischen Ministerpräsidenten Rasmussen zum<br />

NATO-Generalsekretär geriet zu einer zähen Verhandlung<br />

Türkisches Veto<br />

gegen Rasmussen<br />

Aufgrund des türkischen Vetos gegen die Ernennung von Anders Fogh<br />

Rasmussen zum NATO-Generalsekretär konnte der Akt erst am zweiten Gipfeltag<br />

vollzogen werden. Hatten Diplomaten noch bis kurz vor dem Gipfel darauf gesetzt,<br />

die türkische Seite werde ihren Widerstand gegen Rasmussen aufgeben, so erklärte<br />

Ministerpräsident Erdogan unmittelbar vor dem Gipfel, dass er den dänischen<br />

Ministerpräsidenten aufgrund dessen Haltung im Streit um die Mohammed<br />

Karikaturen sowie seiner Weigerung, gegen den kurdischen Fernsehsender Roj TV<br />

vorzugehen, für ungeeignet halte. Erdogan unterstrich dabei, dass die Ernennung<br />

Rasmussens die prekäre Lage der NATO in Afghanistan weiter komplizieren könnte.<br />

In die intensiven Verhandlungen mit dem Versuch, eine offene Krise im<br />

Bündnis zu vermeiden, schalteten sich insbesondere US-Präsident Obama, der ein<br />

45minütiges Gespräch mit Staatspräsident Gül führte, und der italienische<br />

Ministerpräsident Berlusconi ein. Im Ergebnis wurde ein Kompromiss gefunden,<br />

der nach inoffiziellen Angaben aus vier Elementen besteht: Zum stellvertretenden<br />

NATO-Generalsekretär wird ein Türke ernannt, die NATO-Repräsentanz in<br />

Afghanistan übernimmt ein Türke, Rasmussen spricht sich durch seine Teilnahme<br />

am Gipfel des Bündnisses der Zivilisationen in <strong>Istanbul</strong> für die Bedeutung des<br />

gegenseitigen Dialogs aus und setzt sich außerdem dafür ein, dass der Sendebetrieb<br />

von Roj TV in Dänemark unterbunden wird.<br />

Ernüchterung nach dem Kompromiss<br />

Die türkische Regierung hat beim EU-Gipfel zwei Zugeständnisse gemacht - sie<br />

hat ohne dies zu thematisieren der Rückkehr Frankreichs in den politischen Arm<br />

der NATO zugestimmt und trotz ihres Einspruchs sich schließlich in Rassmussen als<br />

neuen Generalsekretär gefügt. Wohl darum war es nötig deutlich zu machen, dass<br />

sie Gegenleistungen erhalten hat. Doch haben sich diese “Gegenleistungen” ebenfalls<br />

als problematisch erwiesen. Rasmussen entschuldigte sich nicht für seine Haltung<br />

bei der Karrikaturenkrise, sondern legte seinen Standpunkt dar. Roj TV sendet<br />

weiter aus Dänemark. Und bei den versprochenen Führungsposten in der NATO<br />

melden Deutschland und Frankreich Widerstand an. IP / <strong>Istanbul</strong><br />

Nr.3 | April 2009<br />

istanbulpost.net AUßENPOLITIK<br />

Folgt man Meinungsumfragen<br />

der vergangenen Jahre, so erreichten<br />

Ansehen und Vertrauen<br />

der türkischen Öffentlichkeit gegenüber<br />

den USA im vergangenen<br />

Jahr einen Tiefstpunkt. Die Besetzung<br />

des Iraks, die Erwartung eines<br />

Kriegs mit dem Iran und die<br />

starke Unterstützung Israels durch<br />

die USA schürten Misstrauen.<br />

Zwar bemühte sich bereits die<br />

Bush-Regierung mit der Gewährleistung<br />

von Geheimdienstinformationen<br />

über PKK-Aktivitäten im<br />

Nord-Irak ab November 2007 darum,<br />

die Beziehungen zu verbessern,<br />

doch richten sich die Erwartungen<br />

in der Türkei vor allem auf<br />

Präsident Barrak Obama.<br />

USA dialogorientierter<br />

Mit der Machtübernahme der<br />

Demokraten und Dialogsignalen,<br />

die Präsident Obama bereits während<br />

des Wahlkampfs gegenüber<br />

dem Iran gab, steigt die Hoffnung<br />

der türkischen Öffentlichkeit auf<br />

friedliche Lösungen der Konflikte<br />

in der Region. Zugleich versprechen<br />

sich politische Kreise, dass<br />

die auf gute Beziehungen zu allen<br />

Nachbarn ausgerichtete Außenpolitik<br />

Ankaras auf größere Unterstützung<br />

bei der neuen US-Administration<br />

stößt.<br />

Auf der anderen Seite wird jedoch<br />

in der Türkei nicht vergessen,<br />

dass Obama während des<br />

Wahlkampfs versprach, dass er<br />

die schwebende Gesetzesinitiative<br />

zur offiziellen Anerkennung der<br />

Deportation der Armenier im Ersten<br />

Weltkrieg als Völkermord unterstützen<br />

werde.<br />

Armenien-Politik bleibt umstritten<br />

Nach der Aufnahme eines intensiven Dialogs zwischen der<br />

Türkei und Armenien wird erwartet, dass die Aufnahme diplomatischer<br />

Beziehungen und die Öffnung der Landgrenze zwischen<br />

beiden Ländern kurz bevorsteht. Im Vorfeld des Besuchs von US-<br />

Präsident Obama wurde als mögliches Datum der 16. April genannt.<br />

Am 22. April erklärte Außenminister Babacan überraschend,<br />

dass eine Übereinkunft mit Armenien erzielt und ein Fahrplan<br />

verabredet wurde. Einzelheiten gab er jedoch nicht bekannt. Der<br />

Erklärung gingen u.a. Gespräche mit US-Außenministerin Clinton<br />

voraus.<br />

Die Gesprächsinitiative der Türkei begann unmittelbar nach<br />

dem russisch-georgischen Krieg und wird nachdrücklich von den<br />

USA und der EU unterstützt. Auf der anderen Seite berührt sie<br />

direkt die Beziehungen zwischen der Türkei und Aserbaidschan.<br />

Aufgrund des Völkermordvorwurfs aufgrund der Deportation der<br />

Hoffnung auf zwischen<br />

Türkei und USA<br />

Nach dem Besuch von US-Präsident Obama wird diskutiert, wie<br />

ein neues Kapitel zum wichtigsten strategischen Partner der<br />

Türkei geöffnet werden kann.<br />

Armenier im Ersten Weltkrieg bestehen auch in der türkischen<br />

Öffentlichkeit Vorbehalte gegenüber einer Normalisierung der<br />

Beziehungen zu Armenien.<br />

Aserbaidschan reagierte verstimmt auf die Gerüchte über die<br />

unmittelbar bevorstehende Öffnung der Landgrenze. Hintergrund<br />

ist, dass die Türkei bisher die Öffnung der Grenze von einem<br />

Abzug Armeniens aus allen besetzten aserbaidschanischen<br />

Gebieten abhängig gemacht hat.<br />

Angesichts zunehmender Diskussionen in der Türkei, politischem<br />

Widerstand von MHP und CHP sowie der Verstimmung in<br />

den Beziehungen zu Aserbaidschan erklärte Ministerpräsident<br />

Erdogan, dass eine Öffnung der Grenze nicht in Frage käme, ohne<br />

zuvor eine gemeinsame Historikerkommission zur Untersuchung<br />

des Völkermordvorwurfs einzusetzen. Außerdem müsse dieser<br />

Schritt die Lösung des Bergkarabach-Problems beinhalten. Offen<br />

Zugleich werden in den US-<br />

Medien die AKP und Ministerpräsident<br />

Erdogan zunehmend kritisch<br />

gesehen.<br />

Bemühte sich Außenminister<br />

Ali Babacan auch, das Türkei-Kapitel<br />

im Februar vom US-Außenministerium<br />

vorgelegten Menschenrechtsberichtherunterzuspielen,<br />

ist deutlich, dass sich zur<br />

seit langem bestehenden Kritik an<br />

unzureichender Religionsfreiheit<br />

Bedenken auch im Hinblick auf die<br />

Pressefreiheit hinzugekommen<br />

sind.<br />

Akzent auf Grundrechte<br />

Die neue US-Administration<br />

reagiert auf die Kritik, die auch<br />

nach dem Türkei-Besuch von Außenministerin<br />

Hillary Clinton laut<br />

wurde, weil sie Menschenrechtsfragen<br />

nicht in den Vordergrund<br />

stellte, nicht mit lauten Botschaften.<br />

Dass sich im Besuchsprogramm<br />

von Präsident Obama auch<br />

Termine mit den Vorsitzenden der<br />

Türkei<br />

Oppositionsparteien sowie mit<br />

Repräsentanten ethnischer und<br />

religiöser Minderheiten fanden,<br />

macht deutlich, dass die Menschenrechtsdimension<br />

der bilateralen<br />

Beziehungen nicht an den<br />

Rand geschoben wird.<br />

Auf der anderen Seite setzen<br />

sowohl die USA als auch die europäische<br />

Staaten zunehmende<br />

Hoffnungen auf die Türkei.<br />

Themenspektrum<br />

Angefangen mit einem stärkeren<br />

Engagement der Türkei in<br />

Afghanistan über Hilfestellungen<br />

bei der Entspannung der Beziehungen<br />

zum Iran bis hin zur Verbesserung<br />

der türkisch-armenischen<br />

Beziehungen, die neue<br />

Spielräume für eine westliche<br />

Kaukasus-Politik böte, gibt es zudem<br />

Bedarf an einer Verbesserung<br />

der bilateralen Beziehungen.<br />

Dabei wird für die nächsten<br />

Monate erwartet, dass der US-Abzug<br />

aus dem Irak - im Hinblick auf<br />

die Nutzung türkischen Territoriums<br />

sowie einer türkischen Unterstützung<br />

für den kurdischen<br />

Nord-Irak - sowie die Lage in Afghanistan<br />

im Vordergrund der US-<br />

Interessen stehen.<br />

Nach dem Obama-Besuch entfaltete<br />

sich die Diskussion, welche<br />

Haltung das Weiße Haus gegenüber<br />

dem politischen Islam einnehmen<br />

wird. Kommentatoren aus<br />

den USA merken an, dass zwar der<br />

“gemäßigte Islam” zunehmend in<br />

US-Medien kritisch bewertet wird,<br />

es jedoch keine konreten Zeichen<br />

für einen Politikwechsel gibt.<br />

IP / <strong>Istanbul</strong><br />

Armenien<br />

bleibt, ob die zwischen der Türkei und Armenien gefundene Übereinkunft<br />

ausreichend aserbaidschanische Interessen berücksichtigt.<br />

Sonst könnten die empfindlichen Gleichgewichte im Kaukasus<br />

erneut in Bewegung geraten. IP / Ankara


Regierungswechsel in Nord-Zypern:<br />

TÜRKEI - EU<br />

Keine Wiedervereinigung?<br />

Bei der Parlamentswahl am 19. April hat die CTP<br />

unter Ministerpräsident Soyer eine schwere Niederlage<br />

hinnehmen müssen. Nur zwei Tage vor der Wahl äußerte<br />

sich der nordzyprische Staatspräsident Talat, dass der<br />

Regierungswechsel die Verhandlungen über die Wiedervereinigung<br />

der Insel belasten könnte. Demgegenüber<br />

hatten die Oppositionsparteien vor der Wahl angekündigt,<br />

dass sie den Verhandlungsprozess unterstützen<br />

werden, sofern die auf türkischer Seite ausgehandelten<br />

Positionen eingehalten werden.<br />

Folgt man den Analysen von Meinungsforschern im<br />

Vorfeld der Wahl, spielt die Wiedervereinigung für die<br />

nordzyprischen Wähler kaum eine Rolle bei ihrer Entscheidung.<br />

Bestimmt wird die Wahl von wachsender<br />

Wut über die sich verschlechternden Lebensbedingungen.<br />

Sinkende Hoffnung auf Ergebnis<br />

Zugleich zeigen internationale Meinungsumfragen<br />

bereits seit einer ganzen Weile, dass sowohl im griechischen<br />

Süden der Insel wie auch im türkischen Norden<br />

die Erwartung, dass die Verhandlungen über die<br />

Wiedervereinigung der Insel erfolgreich abgeschlossen<br />

werden, stark gesunken sind. Sie zeigen außerdem, dass<br />

nicht nur unter Politikern, sondern auch unter den beiden<br />

Bevölkerungsgruppen die Vorstellungen darüber,<br />

wie eine Lösung ausehen kann, weit auseinander fallen.<br />

Berichte über den bisherigen Verhandlungsverlauf<br />

zeigen, dass der Fortschritt langsam ist und in grundsätzlichen<br />

Fragen bisher keine Übereinkunft erzielt werden<br />

konnten. Zudem warf insbesondere die türkische<br />

Seite ihren griechischen Gesprächspartnern vor, “auf<br />

Zeit zu spielen”. Sie hebt hervor, dass angesichts der EU-<br />

Positionen sowohl zur Europaparlamentswahl als auch<br />

zu Sanktionen gegenüber der Türkei aufgrund der<br />

Weigerung, Häfen und Flughäfen für Fahrzeuge aus Süd-<br />

Zypern zu öffnen, die Zeit zugunsten griechischer Positionen<br />

arbeitet.<br />

Eigentor für die EU-Politik<br />

Natürlich wird man nicht behaupten können, dass<br />

die Niederlage der CTP alleiniges Verdienst der EU-Politik<br />

ist. Doch man wird fragen können: Wenn wichtige<br />

Kreise innerhalb der EU an einer Lösung des Zypern-<br />

Problems interessiert sind und die CTP darin als wichtigen<br />

Partner ansehen - warum hat man dann Nord-<br />

Zypern “hängen gelassen”?<br />

Wenn die Meinungsforscher erklären, dass die Parlamentswahl<br />

von wirtschaftlichen Faktoren entschieden<br />

wurde, so liegt der Zusammenhang mit dem<br />

anhaltenden Embargo gegenüber Nord-Zypern auf der<br />

Hand. Nicht einmal der für den nordzyprischen Tourismus<br />

wichtige Schritt der Ermöglichung von Direktflügen<br />

von Europa nach Lefkosa konnte ermöglicht werden.<br />

Die CTP war im Vorfeld des Referendums über den<br />

Annan-Plan an die Macht gekommen. Sie wurde getragen<br />

von der Hoffnung, dass das Zypern-Problem gemäß<br />

europäischer Standards mit einem Kompromiss gelöst<br />

werden könnte. Das Vertrauen in die EU ist stark<br />

geschwunden.<br />

Nun ist die EU mit einer Regierung in Nord-Zypern<br />

konfrontiert, die ihr weit skeptischer gegenübersteht.<br />

Selbst die Lösung kleiner und alltäglicher Probleme, die<br />

sich aufgrund der hohen Sensibilität für Statusfragen<br />

beider zyprischer Bevölkerungsgruppen dennoch als<br />

schwierig erweist, ist unter diesen Voraussetzungen<br />

nicht einfacher geworden. Stellt sich die Frage, ob die EU<br />

über eine Zypern-Politik verfügt. IP / Nord-Zypern<br />

EU-konforme Organisationsfreiheit<br />

Als einen ersten Schritt zur Einlösung<br />

der Ankündigung, nach der<br />

Kommunalwahl die EU-Reformen<br />

wieder aufzunehmen, hat die Regierung<br />

die seit vergangenem Jahr aufgeschobene<br />

Reform des Gewerkschaftsgesetzes<br />

aufgegriffen. Die<br />

Reform ist Vorbedingung für die<br />

Aufnahme der Beitrittsverhandlungen<br />

im Kapitel “Sozialcharta und<br />

Beschäftigung”.<br />

Das im vergangenen Jahr eingebrachte<br />

Gesetz, dessen Ausschussberatungen<br />

bereits abgeschlossen<br />

sind, sieht vor, das türkische Gewerkschaftsrecht<br />

in Übereinstimmung<br />

mit den Standards der Internationalen<br />

Arbeitsorganisation ILO<br />

zu bringen.<br />

Entfallen soll die Verpflichtung<br />

für Gewerkschaften, landesweit in<br />

ihrer Branche zehn Prozent der<br />

Beschäftigten organisieren zu müssen.<br />

Weiterhin soll die notarielle Beglaubigung<br />

beim Aufnahmeantrag in<br />

eine Gewerkschaft entfallen.<br />

Die für die Tariffähigkeit geltende<br />

Klausel eines Organisationsgrads<br />

von fünfzig Prozent der Beschäftigten<br />

soll gesenkt werden.<br />

Bis zur letzten Minute wird über<br />

weitere Einzelheiten verhandelt.<br />

Nr.3 | April 2009<br />

istanbulpost.net<br />

Yaflar Yak›fl<br />

Ehemaligen<br />

Außenminister<br />

der Türkei<br />

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reklam@istanbulpost.net<br />

05<br />

Unabhängiger Weg nach Europa<br />

Der Vorschlag Deutschlands, anstelle der Vollmitgliedschaft eine<br />

"privilegierte Partnerschaft" vorzusehen und das Veto Frankreichs<br />

gegen die Öffnung von fünf Kapiteln der Beitrittsverhandlungen mit<br />

der Begründung, dass diese Kapitel zur Mitgliedschaft der Türkei<br />

führen würden, haben eine offensichtliche Enttäuschung in der<br />

türkischen Öffentlichkeit gegenüber der Europäischen Union (EU)<br />

ausgelöst. Doch die offizielle Reaktion der Türkei fiel etwas anders<br />

aus.<br />

Die türkische Führung glaubt, dass ob die Türkei in die EU eintritt<br />

oder nicht nicht gemäß der heutigen Bedingungen, sondern<br />

gemäß der Bedingungen entschieden wird, die zum Zeitpunkt gelten,<br />

an dem die Türkei die EU-Schwelle erreicht hat. Ob die Türkei<br />

in die EU eintritt oder nicht wird durch Faktoren wie das zu jenem<br />

Zeitpunkt vorhandene internationale Panorama, die internationalen<br />

Kräftegleichgewichte, welche Parteien zu diesem Zeitpunkt in verschiedenen<br />

Ländern an der Macht sein werden sowie der<br />

Wahrnehmungsstil der EU durch die türkischen Öffentlichkeit<br />

entschieden werden.<br />

Die Türkei hat begonnen, eigene Prioritäten zu setzen<br />

So hatte der vorherige französische Staatspräsident Jacques<br />

Chirac beim EU-Gipfel 2004 gesagt: "Wenn die EU eine<br />

Freihandelszone bliebe, könnten wir dies auch ohne die Türkei.<br />

Doch wenn die EU sich zum Ziel setzt, globale Verantwortung zu<br />

übernehmen, geht dies nicht ohne die Türkei." In gleicher Weise<br />

hat in Deutschland die SPD als vorherige Regierungspartei und jetziger<br />

Koalitionspartner die Mitgliedschaft der Türkei unterstützt.<br />

Aus diesem Grund darf die Türkei sich nicht mit den Positionen,<br />

die in einigen EU-Ländern vorgetragen werden, aufhalten, sondern<br />

muss jenseits des Horizonts schauen und sich Zielen wie der<br />

Entwicklung des Lebensstandards des türkischen Volkes, der<br />

Entwicklung des Raums der Grundrechte und Freiheiten, einer<br />

besser funktionierenden Demokratie, der Verankerung einer transparenteren<br />

Marktwirtschaft und einer Minimierung der Korruption<br />

zuwenden.<br />

Aus diesem Grunde hat die Türkei im Jahr 2007 einen auf<br />

7 Jahre angelegten Plan für den EU-Beitritt veröffentlicht. Es ist<br />

zugleich auch ein Dokument dafür, dass sich die Türkei nicht vom<br />

Ziel des EU-Beitritts, jedoch von der Beeinflussung durch die EU<br />

entfernt. Denn die Türkei bringt damit zum Ausdruck, dass sie die<br />

Prioritäten für die zu verwirklichenden Reformen nicht mehr gemäß<br />

der EU, sondern ihren eigenen Prioritäten verwirklicht.


06<br />

Nr.3 | April 2009<br />

istanbulpost.net PRESSESPIEGEL<br />

Während sich die einen über die Haltung des Generalstabschefs zur kurdischen Kultur freuen,<br />

zeigen sich andere über das politische Gewicht des Militärs besorgt.<br />

Zwiespältige Haltung zur Armee<br />

Am 21. April hielt Generalstabschef General Ilker Basbug eine Rede an der Kriegsakademie in <strong>Istanbul</strong>. Die Rede war als Jahresauswertung<br />

angekündigt und wurde von einigen Fernsehsendern in voller Länge live übertragen. General Basbug nahm zur Rolle der Armee, zur kurdischen<br />

Kultur und inneren wie äußeren Sicherheitsrisiken Stellung.<br />

CUMHUR‹YET VATAN RAD‹KAL<br />

Kurden-Erklärung<br />

von Basbug<br />

Neue Erklärungen<br />

von Basbug<br />

Generalstabschef General Ilker Basbug hob hervor, dass<br />

der Laizismus in der Türkei den Charakter eines Grundsteins<br />

für alle übrigen Werte habe. Auch verwies Basbug darauf, dass<br />

einige religiöse Gemeinschaften, nachdem sie wirtschaftliche<br />

Macht erreicht haben und auch auf sozialem und politischem<br />

Gebiet wirksam werden wollen, die Streitkräfte als Hindernis<br />

betrachten und sie darum zur Zielscheibe nehmen. Er sagte,<br />

dass die Armee nie gegen die Religion gewesen sei. Es sei undenkbar,<br />

neue Minderheitengruppen schaffen zu wollen und<br />

diese durch die Verfassung zu definieren. Ethnische Auseinandersetzungen<br />

werden in der Türkei nicht stattfinden. Mit<br />

Verweis auf Atatürk wies Basbug darauf hin, dass für die Türkei<br />

ein auf der Staatsbürgerschaft gegründeter Nationalismus<br />

gelten müsse.<br />

Bei seiner Rede vor der Kriegsakademie nahm Basbug eine<br />

Bewertung grundlegender Probleme der Türkei vor.<br />

HÜRR‹YET<br />

Gesetzesänderung<br />

zum Terrorismus<br />

Die Hürriyet überschreibt ihre Meldung zur Basbug-Rede<br />

mit “um die Terroristen zum Verlassen der Berge zu bewegen,<br />

bedarf es einer Gesetzesänderung”. Es folgt unter einem Foto<br />

des Generals das Zitat: “Der Staat muss, um die Mitglieder in<br />

den Bergen von der Terrororganisation zu trennen, zur<br />

Verbesserung der Anwendbarkeit des geltenden Rechts, einige<br />

Veränderungen vornehmen.<br />

In der Meldung werden als Botschaften “Die Armee ist<br />

nicht religionsfeindlich” und “Auch Obama hat die Wichtigkeit<br />

erkannt” hervorgehoben und die Aussagen Basbugs zu<br />

Religion und Laizismus wiedergegeben.<br />

In der gleichen Ausgabe beschäftigen sich vier Kolumnisten<br />

mit unterschiedlichen Aspekten der Basbug Rede.<br />

Während Yalcin Dogan darauf hinweist, dass Basbug nicht von<br />

“Reaktion” sondern von “religiösen Gemeinschaften” sprach,<br />

setzt sich Ahmet Hakan mit der Beziehung der türkischen<br />

Medien und dem Militär auseinander: Eine ironische Betrachtung<br />

über Kleiderordnung und Sitzordnung...<br />

Im Untertitel zur Schlagzeile weist die Vatan darauf hin,<br />

dass General Basbug mit “primärer” und “sekundärer”<br />

Identität eine ähnliche Position einnahm, wie sie 2005 schon<br />

Ministerpräsident Erdogan eingenommen hatte. Die Zeitung<br />

fährt fort: “Nachdem Basbug gesagt hatte, dass die Armee für<br />

den Nationalstaat und eine einheitliche Staatsstruktur eintrete,<br />

nahm er hinsichtlich einer Lösung innerhalb einer einheitlichen<br />

Staatsstruktur wichtige Bewertungen vor.”<br />

Weiter weist die Vatan darauf hin, dass Basbug in seiner<br />

zweistündigen Rede von Samuel Huntington bis Montesquieu<br />

zwölf Zitate verwendete. Außerdem verwies er auf die Präsidenten<br />

Kennedy und Obama.<br />

Den Inhalt der Rede gibt die Vatan in vier Punkten wieder:<br />

Die Armee ist nicht religionsfeindlich. In den Beziehungen<br />

zwischen ziviler Autorität und Armee dominiert die zivile Autorität.<br />

Unter den Gefallenen befinden sich auch Kurden und<br />

Zaza sowie der Verweis auf die religiösen Gemeinschaften.<br />

YEN‹ fiAFAK<br />

Das Volk der Türkei -<br />

Erklärung<br />

General Ilker Basbug sprach zum ersten Mal die Worte<br />

Mustafa Kemal Atatürks “Das Volk der Türkei ist die türkische<br />

Nation” aus. Basbug sagte, die Streitkräfte sind nicht gegen die<br />

Religion.<br />

Er betonte, dass in der Beziehung von Militär und ziviler<br />

Autorität letztere natürlich bestimmend sei.<br />

Kurdische Bürger wurden keiner systematischen Assimilation<br />

unterworfen.<br />

Die Streitkräfte sind Partei beim Schutz des Nationalstaates<br />

und der einheitlichen Staatsstruktur.<br />

Die Streitkräfte waren zu keinem Zeitpunkt gegen die<br />

Religion.<br />

Einige religiöse Gemeinschaften sehen sich als Akteur auf<br />

dem Gebiet der Demokratie an und glauben, eine bedeutende<br />

Machtposition erreicht zu haben.<br />

“Aus der Türkei stammend”-Erklärung<br />

Erklärungen des Generalstabschefs: Die Türkische Republik<br />

wurde vom Volk der Türkei gegründet - wir haben keine<br />

Probleme mit wirklicher Religiosität - eine zweite Identität ist<br />

ein Reichtum.<br />

Die Radikal fasst die wichtigsten Aussagen der Rede<br />

folgendermaßen zusammen:<br />

Autonomie des Militärs: “Objektive Kontrolle” ist die<br />

Norm, mit der die solidiste Kontrolle der zivilen Autorität über<br />

die Streitkräfte hergestellt wird. Darum muss dem Militär ein<br />

bedeutendes Maß an Autonomie zugestanden werden. Die<br />

Grenzen müssen durch Gesetz bestimmt werden.<br />

Unter unseren heldenhaften Gefallen befindet sich eine<br />

große Zahl von Kurden und Zaza.<br />

Nationalstaaten beruhen auf dem Prinzip der<br />

Staatsbürgerschaft.<br />

Einige religiöse Gemeinschaften versuchen zunächst wirtschaftliche<br />

Macht zu erreichen und dann das soziale und politische<br />

Leben zu bestimmen.<br />

ZAMAN<br />

Staatsbürgerschaft<br />

gemeinsame Identität<br />

Die Meldung über die Rede von General Basbug findet sich<br />

kurz auf der Titelseite und etwas länger auf den mittleren<br />

Seiten der Zaman. Die drei Kommentare zur Rede dürften<br />

deren Wiedergabe um das vier- bis fünffache übersteigen.<br />

Beifall fand die Rede bei Mümtaz’er Türkönü. Er bewertet<br />

die Rede als ein Indiz für den Fortschritt, der in den vergangenen<br />

Jahren bei der Demokratisierung erzielt worden ist.<br />

Dies hebt Türkönü hervor, indem er zusätzlich darauf hinweist,<br />

dass die Rede zu einem Zeitpunkt gehalten wird, zu dem<br />

frühere Generalstabsoffiziere mit dem Vorwurf, einen Putsch<br />

geplant zu haben, vor Gericht stehen. Im Hinblick auf das Kurdenproblem<br />

geht er davon aus, dass die bestehenden Hindernisse<br />

zur Überwindung des Terrorismus in einem einzigen und<br />

machtvollen Schritt überwunden werden. Mustafa Ünal dagegen<br />

freute sich über den akademischen Stil der Rede, während<br />

A. Turan Alkan sich dem Ereignis ironisch annäherte.


INFLATION*<br />

11,99 12,82 12,40 9,50 7,73 7,89<br />

Okt.<br />

‘08<br />

Nov.<br />

‘08<br />

Dez.<br />

‘08<br />

Jan.<br />

‘09<br />

*Verbraucherpreise, 12 Monatszeitraum<br />

Feb.<br />

‘09<br />

Mrz.<br />

‘09<br />

WIRTSCHAFT<br />

Nr.3 | April 2009<br />

istanbulpost.net<br />

EXPORT* DEVISENKURSINDEX* VERBRAUCHERVERTRAUEN*<br />

12.830 9.725 9.339 9.724 7,891 8,317<br />

Sep.<br />

‘08<br />

Okt.<br />

‘08<br />

Nov.<br />

‘08<br />

Dez.<br />

‘08<br />

172,9 169,4 166,8 165,3 163,2 158,3<br />

Okt.<br />

‘08<br />

Nov.<br />

‘08<br />

Dez.<br />

‘08<br />

Jan.<br />

‘09<br />

Feb.<br />

‘09<br />

Mrz.<br />

‘09<br />

74,24 68,80 69,90 71,56 74,01 74,77<br />

*Import/Export (Mrd. Dollar) *1995=100 *100=neutral, unter 100=negativ<br />

Die Talsohle erreicht<br />

Außenhandel und Industrieproduktion verzeichnen seit Monaten<br />

Rekordrückgänge. Doch das Tempo des Rückgangs verlangsamt<br />

sicht. Es besteht Hoffnung auf Konsolidierung.<br />

Ende März meldete das Türkische<br />

Statistikinstitut einen Rückgang des Bruttoinlandsprodukts<br />

um 6,4 %. Es war der erste Rückgang<br />

seit 2001 und einige Wirtschaftsindikatoren<br />

deuten darauf hin, dass insbesondere die Industrie<br />

von der weltweiten Wirtschaftskrise stärker<br />

betroffen ist, als von der schweren Krise 2001.<br />

Der Index der Industrieproduktion sank im<br />

Februar um 25,9 % gegenüber dem Vorjahresmonat.<br />

Beim Außenhandel steht einem Rückgang des<br />

Exports von 24,9 % ein Importrückgang von 47,6 %<br />

gegenüber. Der starke Rückgang des Außenhandels<br />

und insbesondere die nachlassende Investitionstätigkeit<br />

führen verändern die Zahlungsbilanz.<br />

Statt wie im vergangenen Jahr Rekorddefizite<br />

auszuweisen, ist der Zahlungsbilanzüberschuss in<br />

den ersten beiden Monaten 2009 auf rund eine<br />

halbe Milliarde Dollar angewachsen.<br />

Die Entwicklung blieb nicht ohne Folgen für<br />

den Arbeitsmarkt. Mitte März meldete das<br />

Statistikinstitut, dass die Zahl der Arbeitslosen auf<br />

3,3 Millionen gestiegen ist.<br />

Konstruktive Interpretation<br />

Die gerade angeführten Zahlen vermitteln das<br />

Bild von Wirtschaftsaktivitäten im freien Fall. Es<br />

gibt jedoch weitere Daten und unterschiedliche<br />

Interpretationen.<br />

Betrachtet man den Anstieg der Arbeitslosigkeit,<br />

stellt sich heraus, dass die Zahl der<br />

Beschäftigten sowohl in der Landwirtschaft als<br />

auch außerhalb gestiegen ist. Dies bedeutet, dass<br />

trotz des starken Beschäftigungsabbaus in der<br />

Industrie und einigen anderen Wirtschaftszweigen<br />

der Anstieg der Arbeitslosigkeit auch auf eine<br />

höhere Erwerbsbeteiligung zurückzuführen ist.<br />

Betrachtet man den Rückgang der Industrieproduktion<br />

und zieht nicht den Vorjahresmonat,<br />

sondern den Vormonat zum Vergleich heran, zeigt<br />

sich, dass sich das Tempo des Rückgangs in den<br />

letzten drei Monaten verlangsamt hat. Bei der<br />

Umfrage zur Kapazitätsauslastung der Industrie<br />

zeigte sich im März ein Anstieg gegenüber Februar<br />

- auch wenn das Niveau deutlich unter dem<br />

Vorjahresmonat liegt.<br />

Ein ähnliches Bild vermittelt auch die<br />

Konjunkturumfrage im März, die von der Zentralbank<br />

gemeinsam mit dem Statistikinstitut durchgeführt<br />

wird. So liegt der Auftragseingang unter<br />

dem Niveau des Vorjahrs, jedoch hat sich das<br />

Jan.<br />

‘09<br />

Feb.<br />

‘09<br />

Die Konjunkturmaßnahmen der Regierung haben die Produktion in einigen Sektoren<br />

wieder angekurbelt. Offen bleibt jedoch, ob nach Auslaufen dreimonatiger Steuernachlässe<br />

die Nachfrage erneut einbricht.<br />

Tempo des Rückgangs verlangsamt. Betrachtet<br />

man den Verlauf des Gesamtindexes zeigt sich,<br />

dass im Februar ein Tiefsstand erreicht wurde und<br />

sich im März eine Aufwärtsentwicklung abzuzeichnen<br />

beginnt. Wie tragfähig diese ist, wird<br />

sich nicht zuletzt vor dem Hintergrund der<br />

Entwicklungen im Ausland erweisen müssen.<br />

Maßnahmen noch nicht meßbar<br />

Hinzu kommt, dass die Auswirkung der<br />

kurzfristigen Mehrwertsteuersenkungen, die für<br />

Sektoren wie Kraftfahrzeuge, Küchengeräte,<br />

Elektronik und Bauwesen eingesetzt wurden,<br />

noch nicht aus den Statistiken ablesen lassen.<br />

Vom Kraftfahrzeugsektor ist bekannt, dass die<br />

im März in Kraft getretene Mehrwertsteuersenkung<br />

innerhalb von zwei Wochen dazu führte,<br />

dass die Lagerbestände der Automobilindustrie<br />

abgebaut wurden. Paradoxer Weise führte die<br />

Maßnahme dazu, dass sich seitdem Lieferzeiten<br />

verlängern und Preise erhöht werden.<br />

Beim Außenhandel lässt sich feststellen, dass<br />

sich die Unternehmen auf neue Märkte zu orientieren<br />

versuchen. So ist in den vergangenen zwei<br />

Monaten der Anteil Europas als Ziel türkischer<br />

Exporte deutlich zurückgegangen. Die Regierung<br />

bemüht sich, diese Entwicklung durch außenpolitische<br />

Maßnahmen und durch die Erhöhung von<br />

Exportgarantien sowie zinsvergünstigten Krediten<br />

zu verstärken.<br />

Angesichts der Wachstumsraten bei der Industrieproduktion<br />

und des Exports der letzten<br />

Jahre werden wir auch in den nächsten Monaten<br />

von Rekordeinbrüchen lesen. Auch zeichnet sich<br />

ab, dass das Bruttoinlandsprodukt der Türkei in<br />

diesem Jahr in einer Größenordnung zwischen 2<br />

und 7 Prozent zurückgehen wird. Wenn jedoch<br />

keine weiteren Schocks internationaler Märkte<br />

die Türkei treffen, zeichnet sich eine Stabilisierung<br />

ab. Eine Erholung jedoch wird noch einige<br />

Zeit auf sich warten lassen. Stefan Hibbeler /<br />

<strong>Istanbul</strong><br />

Okt.<br />

‘08<br />

Nov.<br />

‘08<br />

Dez.<br />

‘08<br />

Jan.<br />

‘09<br />

Feb.<br />

‘09<br />

Mrz.<br />

‘09<br />

07<br />

Neuer Plan<br />

für 2009<br />

Wirtschaftskrise zwang zur<br />

Korrektur von<br />

Wirtschaftsindikatoren<br />

Am 12. April stellte der stellvertretende<br />

Ministerpräsident Nazim<br />

Ekren die Grundzüge der revidierten<br />

Wirtschaftsplanung für die kommenden<br />

Jahre vor. In einem ersten<br />

Schritt wird das der EU zugeleitete<br />

Wirtschaftsprogramm in der Beitrittsphase<br />

korrigiert. Die mittelfristige<br />

Planung soll bis Mai überarbeitet<br />

werden.<br />

Die neue Schätzung geht davon<br />

aus, dass die türkische Volkswirtschaft<br />

in diesem Jahr um 3,6 %<br />

schrumpfen wird. Für das kommende<br />

Jahr wird ein Wachstum von 3,3 %<br />

und für 2011 eines von 4,5 % vorhergesehen.<br />

Erholung in 2010<br />

Die Regierung geht in diesem<br />

Jahr von einer Inflation von 7,5 % aus,<br />

die 2010 auf 6,5 und 2011 auf 5,5 %<br />

zurückgehen wird. Mit 11 Mrd. Dollar<br />

wird das Zahlungsbilanzdefizit in<br />

diesem Jahr voraussichtlich nur ein<br />

Drittel des Vorjahresniveaus erreichen.<br />

Die auf dieser Grundlage revidierte<br />

Haushaltsschätzung sieht eine<br />

deutliche Zunahme des Defizits vor.<br />

Lag dem geltenden Haushalt die<br />

Annahme zugrunde, dass das Defizit<br />

1,5 % des Bruttoinlandsprodukts<br />

betragen werde, so wird jetzt von<br />

einer Relation von 4,6 % ausgegangen.<br />

Dies entspricht einem Haushaltsdefizit<br />

von 48 Mrd. TL. Für die<br />

kommenden beiden Jahre soll das<br />

Defizit auf 39 Mrd. TL bzw. 40 Mrd. TL<br />

gesenkt werden. IP WR


08<br />

DIE WIRTSCHAFT IN<br />

ZAHLEN<br />

INFLATIONSRATE (%)<br />

Produzentenpreise<br />

Verbraucherpreis<br />

(Index 2003)<br />

AUßENHANDEL<br />

Export<br />

Dezember (Mrd. $)<br />

Import<br />

Dezember (Mrd. $)<br />

Außenhandeldefizit<br />

Dezember (%)<br />

Exportindex Menge<br />

Monat April<br />

(Neu: 2003=100)<br />

Exportindex Wert<br />

Monat April<br />

(Neu: 2003=100<br />

März<br />

1,10<br />

0,29<br />

Stand Februar<br />

BRUTTOSOZIALPRODUKT (2008)<br />

1. Quartal<br />

3,9<br />

2. Quartal<br />

6,7<br />

8,317<br />

8,398<br />

1,0<br />

160.7<br />

131.5<br />

ERWARTUNGSABFRAGE ZENTRALBANK<br />

Bericht vom 1. Befragung März 2009<br />

Verbraucherpreise<br />

6,58<br />

(Jahresende)<br />

Dollarkurs<br />

1,7041<br />

(Jahresende)<br />

Wachstum<br />

-1,0<br />

(Jahr gesamt, %)<br />

ZAHLUNGSBILANZ (Mio USD)<br />

Bilanzergebnis<br />

Netto-Investitionsbilanz<br />

3. Quartal<br />

0,5<br />

Januar<br />

291<br />

614<br />

Nr.3 | April 2009<br />

istanbulpost.net WIRTSCHAFT<br />

Vormonat<br />

-0,34<br />

1,17<br />

Vormonat<br />

7,891<br />

9,271<br />

14,9<br />

145,8<br />

137.5<br />

4. Quartal<br />

-6,2<br />

zuvor<br />

7,22<br />

1,6546<br />

0,0<br />

zuvor<br />

-3.003<br />

-162<br />

Am 13. Mai empfängt die deutschtürkische<br />

Industrie- und Handelskammer<br />

(ahk) ihre deutsch-bulgarische<br />

Schwesterorganisation. Die deutschbulgarische<br />

IHK wird unter Teilnahme<br />

ihres Hauptgeschäftsführers Dr. Mittko<br />

Vassilev und dem deutschen Botschafter in Sofia Michael<br />

Geier ihre Vorstandssitzung in <strong>Istanbul</strong> abhalten. Die ahk<br />

wiederum bereitet die Vorstandssitzung vor und stellt ein<br />

Rahmenprogramm für die Gäste zusammen. Bulgarien und die<br />

Türkei verfügen - ebenso wie zu Deutschland über historisch<br />

weit zurückreichende kulturelle wie auch wirtschaftliche Beziehungen,<br />

die in den vergangenen Jahren an Bedeutung zugenommen<br />

haben. Zugleich bietet die Metropole am Bosporus<br />

vielfältige Möglichkeiten, sich dieser Beziehungen auf angenehme<br />

Weise bewusst zu werden.<br />

Vom 18. bis 21. Juni findet anlässlich des 20jährigen Bestehens<br />

der Städtepartnerschaft Berlin <strong>Istanbul</strong> eine Delegationsreise<br />

von der Spree an den Bosporus statt. Neben dem<br />

politischen Rahmenprogramm wird auch eine Gruppe deutscher<br />

Unternehmen aus dem Bereich erneuerbarer Energie<br />

die Reise nutzen, um neue Kontakte zu knüpfen und Informationen<br />

über diesen Wachstumsmarkt in der Türkei zu erhalten.<br />

Nähere Informationen: www.dtr-ihk.de<br />

Fairer Wettbewerb<br />

im Einzelhandel<br />

Ein Gespräch mit dem Präsidenten der <strong>Istanbul</strong>er<br />

Einzelhändlerkammer Ismail Keskin<br />

Der Einzelhandel ist in Bewegung<br />

- wohin geht Ihrer Meinung nach<br />

diese Entwicklung?<br />

Unseren Informationen zufolge gibt<br />

es in der Türkei insgesamt rund 200.000<br />

kleine Lebensmittelgeschäfte. In <strong>Istanbul</strong><br />

sind es 25.000 - auch wenn nicht alle von<br />

ihnen Mitglied unserer Kammer sind.<br />

Vielleicht muss ich für Ihre Leser noch<br />

hinzufügen, dass diese Geschäfte, die wir<br />

“bakkal” nennen, zwar überwiegend Lebensmittel,<br />

Zigaretten und Zeitungen verkaufen,<br />

doch daneben auch viele andere<br />

Waren des alltäglichen Bedarfs.<br />

Heute haben diese Geschäfte einen<br />

Marktanteil von 60 % am Umsatz des Einzelhandels.<br />

D.h. die bakkal sind nach wie<br />

vor die dominierende Form im Handel.<br />

Doch bis vor wenigen Jahren lag ihr<br />

Marktanteil noch bei 80 %.<br />

Fehlinvestitionen der Großen<br />

Heute konkurrieren die bakkal mit<br />

Supermärkten und internationalen Warenhausketten.<br />

Es sind große Investitionen<br />

getätigt worden. Große Risiken sind<br />

eingegangen worden, denn wenn die erwarteten<br />

Gewinne nicht eintreten, droht<br />

der Konkurs.<br />

Nun ist durch die Investitionen im<br />

großen Stil der Markt überlastet worden.<br />

Der Markt hat eine bestimmte Aufnahmekapazität.<br />

Mit immer neuen Investitionen<br />

steigt die Belastung des Marktes. 2007<br />

Aktuelle Rechtsentwicklung<br />

AHK schlägt Brücken Ulya Selçuk<br />

Verordnung zu Kurzarbeit und<br />

Kurzarbeitergeld ist in Kraft getreten<br />

Die Zielsetzung der Verordnung ist, das Verfahren<br />

und die Grundlagen des Kurzarbeitergeldes während<br />

der allgemeinen Wirtschaftskrise und in zwingenden<br />

Situationen am Arbeitsplatz zu regeln, in dem die wöchentliche<br />

Arbeitszeit sich erheblich verringert oder die<br />

Tätigkeit am Arbeitsplatz vollständig oder teilweise<br />

vorübergehend ausgesetzt wird. In diesen Situationen<br />

ist gemäss der Feststellung des Ministeriums für Arbeitswesen<br />

und Sozialsicherung über die Zweckmässigkeit<br />

der Maßnahme, das Kurzarbeitergeld an gesetzlich<br />

sozialversicherte Arbeitnehmer zu entrichten.<br />

Lücke im Markenschutz geschlossen<br />

Durch die Annulierung einiger Bestimmungen in der<br />

war das Thema des Jahreskongresses des<br />

Vereins der Einkaufszentren und Einzelhändler<br />

die Errichtung von Einkaufszentren<br />

in unmittelbarer Nähe zueinander.<br />

2008 war das Thema, ob die Grenze des<br />

Markts erreicht sei. Nun sagt der Verein,<br />

dass Investitionen in einem solchen Maße<br />

getätigt wurden, dass sie durch den Umsatz<br />

nicht gedeckt werden und es zu Unternehmensfusionen<br />

kommen wird.<br />

Unfairer Wettbewerb<br />

Viele der großen Märkte können sich<br />

nur mit staatlichen Investitionsförderungen<br />

über Wasser halten. Hinzu kommt die<br />

Steuer. Während bei einem kleinen Einzelhändler<br />

die Einkommenssteuer bei 15 %<br />

beginnt und bis 45 % ansteigt, zahlt ein<br />

Unternehmen nur eine Körperschaftssteuer<br />

von 15 %.<br />

Sie fordern seit Jahren ein Gesetz<br />

für den Einzelhandel? Welche Erwartungen<br />

verknüpfen Sie damit?<br />

Auch der Einzelhandel bedarf Regeln.<br />

Zurzeit stehen die bakkal einer Übermacht<br />

gegenüber. Seit mehr als zehn Jahren<br />

ist die Rede von einem Gesetz für die<br />

großen Geschäfte, doch wird es nicht erlassen.<br />

Wir werden immer übergangen.<br />

Beim Kreditprogramm für kleinere und<br />

mittlere Unternehmen wurden wir ausgenommen.<br />

Doch unsere einzige Forderung<br />

an die Regierung ist, dass das Gesetz über<br />

Rechtsanwältin<br />

selcuk@selcuklaw.com<br />

Der Präsident der <strong>Istanbul</strong>er Einzelhändlerkammer<br />

Ismail Keskin<br />

die großen Märkte so schnell wie möglich<br />

erlassen wird. Dies ist auch angesichts<br />

der sozialen Funktion der bakkal nötig.<br />

Beim bakkal kann man auch einkaufen,<br />

wenn man kein Geld hat. Im Supermarkt<br />

kann man nicht anschreiben.<br />

Sehen Sie eine Zukunft für die<br />

kleinen Einzelhändler?<br />

Alle haben Probleme und natürlich<br />

wir auch. Aber wir haben eine Slogan:<br />

“Zuerst gab es die bakkal und die bakkal<br />

werden immer existieren.” Dies liegt einfach<br />

daran, dass diese Geschäfte über einen<br />

bestimmten Umsatz verfügen. Sie tätigen<br />

keine übertriebenen Investitionen.<br />

Sie werden als Familienbetriebe geführt<br />

und sichern das Einkommen der Familienmitglieder.<br />

Weil sie keine großen Ziele<br />

haben, gehen sie auch keine großen Risiken<br />

ein. Abbas Özpinar / <strong>Istanbul</strong><br />

Verordnung mit Gesetzeskraft über den Markenschutz<br />

sind Rechtslücken entstanden, die durch die Änderung<br />

der Verordnung beseitigt werden. Die Verordnung definiert<br />

die Merkmale für Verstöße gegen den Markenschutz<br />

sowie die strafrechtlichen Sanktionen in Übereinstimmung<br />

mit Verfassungserfordernissen und dem neuen<br />

türkischen Strafrecht.<br />

Gesetzentwurf zur Mediation von der EU-<br />

Harmonisierungskommission angenommen<br />

Die Regelung zur Lösung der Rechtsstreitigkeiten<br />

durch die "Mediation" (in der Öffentlichkeit auch bekannt<br />

als "gerichtsloses Justizprojekt"), wird bei allen<br />

privatrechtlichen Rechtsstreitigkeiten angewandt, die<br />

bei Handlungen und Geschäften der Parteien - auch<br />

mit ausländischer Beteiligung -, auftreten.<br />

Im Entwurf ist geregelt, dass die Parteien von der<br />

Klageerhebung oder während des Gerichtsverfahrens einen<br />

Mediator einschalten können. Das Gericht kann die<br />

Parteien dazu ermutigen, einen Mediator einzuschalten.<br />

Fall der Mediator die Verschwiegenheitspflicht bricht<br />

und somit die rechtlich geschützten Interessen der Person<br />

schädigt, so droht eine Gefängnisstrafe von 6 Monaten<br />

bis zu 2 Jahren.<br />

Um als Mediator tätig werdenen zu können, ist neben<br />

einem 4 jährigen Universitätsabschluss, auch der<br />

Nachweis einer Mediationsausbildung und eine erfolgreiche<br />

Teilnahme an einer schriftlichen und praxisangewandten<br />

Prüfung erforderlich.


Umweltfreundliche<br />

Fabrik von Siemens<br />

Die Energiesparte von Siemens hat mit einer Investition von 100 Mio.<br />

Euro im Organisierten Industriegebiet Gebze (<strong>Istanbul</strong>) die Fertigung von<br />

Windkraftanlagen begonnen. Die Anlage wurde im Beisein von<br />

Energieminister Güler in Betrieb genommen. In diesem Zusammenhang<br />

wird darauf hingewiesen, dass auch die Fertigungsstätte den Ansprüchen<br />

nachhaltiger Entwicklung entgegenkommt. Durch den Einsatz neuer<br />

Konzepte und moderner Technologie wird der Energiebedarf des Werks um<br />

25 Prozent gesenkt. Siemens teilt mit, dass die Produktion des neuen<br />

Werkes in nahezu 80 Länder auf fünf Kontinenten bestimmt und als<br />

Produktionszentrum für Europa und den Nahen Osten vorgesehen ist.<br />

Aktuelles Navigationssystem<br />

Apollo Bell International PLC verspricht ein aktuelles Navigationssystem<br />

für die Türkei mit vielen Extras. Bereits bei der CEBIT vorgestellt, bietet<br />

das Gerät neben einem aktuellen Kartenwerk aller 81 Provinzen der<br />

Türkei auch umfangreiche Kommunikationsleistungen, die es insbesondere<br />

für die Verwaltung gewerblicher Fahrzeuge und den Transportsektor interessant<br />

machen. Neben einer komfortablen Bedienung als Orientierungsinstrument<br />

bietet Apollo Bell International PLC auch die Möglichkeit, E-Mail<br />

und SMS zu versenden. Auf diese Weise wird neben der Positionsbestimmung<br />

des Fahrzeugs auch die Übermittlung wichtiger technischer Daten<br />

zum Wartungs- und Betriebszustand des Fahrzeugs gewährleistet. Auf diese<br />

Weise kann der Zustand einer Ladung ebenso automatisch übertragen werden<br />

wie auch ein Unfall oder eine Panne.<br />

Roche entwickelt in <strong>Istanbul</strong><br />

Tugay Göker, Roche-Regionaldirektor mit Zuständigkeit für 99 Länder,<br />

erklärte, dass das Pharma-Unternehmen plane, <strong>Istanbul</strong> zum Standort für<br />

Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten für den Balkan und Nahen Osten<br />

auszubauen. Roche unterhält bereits ein Forschungszentrum in der Stadt.<br />

Die Entscheidung zeigt, dass <strong>Istanbul</strong> zunehmend an Attraktivität als Standort<br />

für internationale Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten geworden<br />

ist.<br />

Pegasus steigt bei Air Berlin ein<br />

Die Esas Holding, zu der auch das Charterflugunternehmen Pegasus<br />

gehört, beteiligt sich mit einem Anteil von 15 % an Air Berlin. Air Berlin ist<br />

Deutschlands zweitgrößtes Flugunternehmen und liegt in Europa auf Platz<br />

fünf. In der Dünya wird mit Verweis auf einen Luftfahrtexperten darauf<br />

hingewiesen, dass die Beteiligung zwar ein wichtiger Schritt sei, jedoch<br />

keine Absprachen im Hinblick auf eine strategische Partnerschaft enthalte.<br />

Kaffee-Genuß in 3. Generation<br />

Es gibt viele Möglichkeiten den Kaffee zuzubereiten. Man kann ihn aufgießen,<br />

filtern oder als Expresso genießen. Ein weiterer typischer Genuss<br />

ist der türkische Mokka - genossen nach einem guten Essen oder bei einem<br />

anregenden Gespräch. Kurukahveci Mehmet Efendi wiederum ist nicht nur<br />

in der Türkei Inbegriff für diesen Kaffee-Genuss.<br />

Bereits 1871 begann Mehmet Efendi mit dem Verkauf gerösteten Kaffees.<br />

Als 1931 die Söhne Mehmet Efendis das Geschäft übernahmen, begannen<br />

sie systematisch unter Einsatz moderner Technologie die einzige internationale<br />

türkische Kaffeemarke aufzubauen. In diese Aufbruchsphase fällt<br />

auch die Errichtung des Gebäudes neben dem Ägyptischen Basar, vor dem<br />

auch heute noch Kunden eine kleine Schlange bilden,<br />

um den frisch gerösteten Mokka zu erstehen.<br />

Doch vakuumverpackt ist der Mokka<br />

von Kahveci Mehmet Efendi auch in<br />

den meisten Geschäften der Türkei<br />

sowie auch im Ausland erhältlich.<br />

Mit dem Auftritt bei internationalen<br />

Messen versteht sich Kahveci Mehmet<br />

Efendi auch als ein Botschafter<br />

türkischer Kultur.<br />

UNTERNEHMEN<br />

Nr.3 | April 2009<br />

istanbulpost.net<br />

Trotz Krise hohe Beteiligung<br />

an der Automechanika<br />

Die vom 16. bis 19. April in <strong>Istanbul</strong> durchgeführte<br />

Automechanika führte 823 Aussteller, davon 376 ausländische<br />

Unternehmen, in das TÜYAP-Messegelände. Damit<br />

ist die alle zwei Jahre durchgeführte Messe, zu der 30.000<br />

Besucher erwartet wurden auch in diesem Jahr deutlich<br />

gewachsen. Schwerpunkte der Messe sind Ersatzteile und<br />

Accessoires, Reparatur und Wartung, Service, Fahrzeugwäsche<br />

sowie Informationstechnik und Management. An<br />

der Messe nahmen Deutschland, China, Taiwan, Italien,<br />

Bosnien-Herzegowina und Serbien mit nationalen Ständen<br />

teil.<br />

Die Automechanika wird von der Messe Frankfurt<br />

durchgeführt und hat sich an 13 Standorten weltweit zu<br />

einem internationalen Markenzeichen entwickelt. Die<br />

<strong>Istanbul</strong> Vertretung der Messe Frankfurt verweist darauf,<br />

dass die erste Automechanika in <strong>Istanbul</strong> 2001 mit 100<br />

Ausstellern begann und dementsprechend in kurzer Zeit<br />

um das Achtfache gewachsen ist.<br />

Hohes Interesse der Balkan-Länder<br />

Hervorgehoben wird das hohe Interesse der Balkan-<br />

Länder. So zeigen serbische Unternehmen insbesondere<br />

auch darum Interesse an der <strong>Istanbul</strong>er Automechanika,<br />

weil die serbische Automobilindustrie die gleichen Teile<br />

benutzt, wie die türkische. Zudem plant FIAT eine Großinvestition<br />

in Serbien. Volkswagen sieht eine Investition in<br />

Bosnien mit Produktion für Süd-Europa vor.<br />

Zur Qualität des Messestandorts <strong>Istanbul</strong> gehört, dass<br />

Messen eine hohe Ausstrahlung auf die ganze Region<br />

09<br />

Hohes Interesse an der Automechanica zeugt<br />

von der Bedeutung der Region für den Kfz-Bau.<br />

haben. So werden zur Automechanika Veranstalterangaben<br />

zufolge 200 Einkäufer aus den benachbarten Ländern<br />

erwartet.<br />

Besonders erfreut zeigt sich der Messeveranstalter,<br />

dass trotz Krise keine Absagen auftraten. Während die<br />

Messen in Paris, Tokio und Deutschland deutliche Einbußen<br />

hinnehmen mussten, ist das Interesse an <strong>Istanbul</strong> gestiegen.<br />

IP WR


10<br />

Meinungsforschung:<br />

Türkei<br />

im Wandel<br />

Im November 2007 veröffentlichte KONDA, eines der<br />

führenden Meinungsforschungsinstitute der Türkei, eine<br />

Studie unter dem Titel "Die neue Türkei verstehen". Zusammen<br />

mit zwei weiteren Studien, die 2008 und im März<br />

2009 veröffentlicht wurden, geht das Institut dabei Veränderungen<br />

in Wirtschaft, Gesellschaft, Werten und Lebensstilen<br />

nach, die sich in den vergangenen dreißig Jahren<br />

vollzogen haben.<br />

Angesichts der heftigen politischen und gesellschaftlichen<br />

Konflikte in der Türkei in den vergangenen zwei Jahren<br />

bieten die drei KONDA-Untersuchungen, die eine Reihe<br />

von Übereinstimmungen mit Forschungsberichten anderer<br />

Institute aufweisen, eine Quelle von Faktenmaterial, das<br />

zur Bewertung von Kommentaren zu gesellschaftlichen-politischen<br />

Entwicklungen herangezogen werden kann.<br />

Demographie und Migration<br />

In der Studie "Die neue Türkei verstehen" kommt KON-<br />

DA zu dem Schluss, dass bei aller Problematisierung der<br />

Fehler in den Volkszählungen rund ein Drittel der Bevölkerung,<br />

20 Millionen Menschen, heute nicht an dem Ort lebt,<br />

an dem sie geboren wurde. Dies gilt insbesondere für die<br />

Siedlungszentren <strong>Istanbul</strong>, Ankara und Izmir. In <strong>Istanbul</strong><br />

liegt der Anteil derer, die in der Stadt geboren wurden, bei<br />

28,7 %.<br />

Die Umsiedlung vom Land in die Stadt - 1970 lag er bei<br />

60 % der Bevölkerung, 2000 nur noch bei 35 % - brachte<br />

tief greifende Wandlungen in Lebensstilen und Erwartungen<br />

an das Leben mit sich.<br />

Beschleunigter Wandel<br />

Wie überall auf der Welt hat die Entwicklung von Informations-<br />

und Kommunikationstechnologien auch in der<br />

Türkei den Alltag und insbesondere die Arbeitswelt verändert.<br />

Betrachtet man einen Arbeitsplatz in der Textilindustrie<br />

vor vierzig Jahren und heute, so haben sich die Anforderungen<br />

an einen Beschäftigten an einer Maschine<br />

grundlegend verändert. Brächte man den Arbeiter von damals<br />

mit dem von heute zusammen, so hätten sie einander<br />

kaum etwas zu sagen. Die veränderten Arbeitsbedingungen<br />

verändern auch die Arbeitenden selbst. Im Hinblick<br />

auf die Verbreitung von Computern liegt die Türkei hinter<br />

den europäischen Ländern, jedoch vor den Ländern des<br />

Nahen Ostens und Asiens.<br />

Bildung<br />

Durch das nachlassen der Geburtenrate ist die Bevölkerung<br />

mit 25 Jahren und älter beständig gestiegen. Gestiegen<br />

ist zugleich auch das Bildungsniveau. Lag der Bevölkerungsanteil<br />

ohne Schulabschluss 1970 bei 59 %, so ist er 2006 auf<br />

11 % gesunken. Der Bevölkerungsanteil mit Hochschulabschluss<br />

erhöhte sich im gleichen Zeitraum von 1,7 % auf 9 %.<br />

Rechnet man diese Entwicklung in auf die Bevölkerung entfallende<br />

Bildungsjahre um, so lag der Durchschnitt 1970 bei<br />

2,8 Jahren und stieg 2006 auf 7 Jahre.<br />

Nr.3 | April 2009<br />

istanbulpost.net DOSSIER: GESELLSCHAFTLICHER WANDEL<br />

Der Stellenwert von Religion<br />

Mehr als die Hälfte der Bevölkerung sieht sich als “religiös” an und<br />

bemüht sich, ein Leben gemäß religiöser Gebote zu führen.<br />

Es bedarf eigentlich kaum einer Umfrage,<br />

um zu dem Schluss zu kommen, dass<br />

der Islam in der türkischen Gesellschaft eine<br />

zentrale Stellung einnimmt. Man muss<br />

nur aufmerksam schauen, wie viele neue<br />

Moscheen gebaut werden oder sich ansehen,<br />

wie hoch die Beteiligung am Freitagsgebet<br />

ist.<br />

In dieser Hinsicht lassen sich die<br />

Ergebnisse der KONDA-Befragung von<br />

2007 auch mit anderen Befragungen - so<br />

beispielsweise der Umfrage der Türkischen<br />

Stiftung für sozioökonomische Studien<br />

TESEV und auch internationalen Untersuchungen<br />

- vergleichen, ohne dass sich ein<br />

überraschend abweichendes Bild ergibt.<br />

82,5 % der Befragten geben an,<br />

das Fastengebot im Ramazan einzuhalten.<br />

75,2 % erklären, dass sie beten und 56,1 %,<br />

das sie am Freitagsgebet teilnehmen. 52,5 %<br />

geben an, dass sie versuchen, nach<br />

den religiösen Geboten zu leben. 34,3 %<br />

geben an, dass sie gläubig sind, jedoch<br />

die religiösen Gebote nicht erfüllen können.<br />

Kopftuch weiter verbreitet<br />

2007 stellte KONDA eine Untersuchung<br />

zu Religion, Laizismus und Kopftuch<br />

im Alltagsleben vor. Ein Teil der Fragen der<br />

Untersuchung ließ sich mit einer bereits<br />

2003 durchgeführten Untersuchung vergleichen.<br />

Beim Kopftuch ergibt, dass 69,4 % der<br />

Befragten (bei Männern ihre Frau) das<br />

Haar verhüllen, wenn sie auf die Straße<br />

gehen. Gegenüber der Umfrage von 2003<br />

ist dieser Anteil um 5 % gestiegen. Der<br />

Turban, eine besondere Form, das<br />

Kopftuch zu tragen, erreicht einen Anteil<br />

von 16,2 % - 2003 lag er noch bei 3,5 %.<br />

Gleichwohl überwiegt auch bei den Trägerinnen<br />

des Turban die Angabe, dass sie die<br />

Bedeckung aus religiösen Gründen tragen.<br />

Nach den Gründen für die Verhüllung<br />

der Haare befragt, geben 73 % an, dass es<br />

sich um ein religiöses Gebot handelt. Gegenüber<br />

2003 ergibt sich hier eine interessante<br />

Verschiebung: der Anteil derjenigen,<br />

die die Verhüllung als religiöses Gebot angeben<br />

stieg um 9,6 %, während der Anteil<br />

derjenigen, die es als "Brauch/Tradition"<br />

angeben, um 5,5 % abnahm.<br />

Bekenntnis und soziale Regeln<br />

Nun wird der Islam in westlichen Ländern<br />

wie auch in Teilen der türkischen<br />

Öffentlichkeit verdächtigt, in die soziale<br />

Ordnung einzugreifen. Die KONDA-Untersuchung<br />

von 2007 lieferte auch in dieser<br />

Hinsicht aufschlussreiche Ergebnisse.<br />

In der Umfrage wurde nicht direkt<br />

danach gefragt, ob die Scharia als Gesellschafts-<br />

und Staatsordnung angestrebt<br />

wird, sondern nach einigen Themen, bei<br />

denen die geltende staatliche Ordnung<br />

und religiöse Vorschriften auseinander<br />

fallen. Während die Scharia eine Mehrehe<br />

für Männer zulässt, wird dies von 87,2 %<br />

der Befragten abgelehnt. Sieht die in der<br />

Konservatismus und Toleranz<br />

Die in 2008 und 2009 veröffentlichten KONDA-Umfragen vermitteln<br />

ein Bild von der türkischen Gesellschaft, das von Religion<br />

und Konservatismus geprägt ist. Dieses Bild wird dadurch ergänzt,<br />

dass mit einem Anteil von 69 % eine relativ hohe Bereitschaft<br />

besteht, Minderheiten im Land das Recht zuzugestehen, ihre ethnische<br />

Identität zu entfalten.<br />

Wird jedoch nach der Akzeptanz von Ehen mit Angehörigen<br />

anderer Religionen oder Ausländern gefragt, zeigt sich ein deutlicher<br />

Rückgang. Die Akzeptanz für einen Schwiegersohn/Schwiegertochter<br />

mit einer anderen Religion liegt bei 31 %, bei Ausländern<br />

bei 32 % und bei Angehörigen anderer ethnischer Abstammung bei<br />

Türkei dominierende islamische Rechtstradition<br />

eine Benachteiligung von Töchtern<br />

und Gattinen bei der Erbfolge vor, plädieren<br />

92 % der Befragten für eine Erbteilung<br />

unabhängig vom Geschlecht. 74,5 % sind<br />

demgegen[ber der Auffassung, dass Frauen<br />

und Männer nicht gemeinsam am Freitagsgebet<br />

teilnehmen sollen.<br />

Eingriff ins soziale Leben<br />

Bei der 2007 KONDA-Umfrage wurde<br />

außerdem danach gefragt, ob während des<br />

Ramadans tagsüber Lokale geöffnet sein<br />

sollten. 45,4 % der Befragten stimmten zu,<br />

doch fiel diese Zustimmung bei Lokalen<br />

mit Alkoholausschank auf 17,3 %. Demgegenüber<br />

waren 67,6 % der Auffassung, das<br />

Lokale mit Alkoholausschank während des<br />

Ramadans gänzlich geschlossen bleiben<br />

sollen.<br />

International vergleichende Untersuchungen<br />

zeigen, dass in Gesellschaften<br />

mit überwiegend muslimischer Bevölkerung<br />

sexuelle Tabus stärker auftreten als<br />

in anderen. In der KONDA-Untersuchung<br />

wird nach der Vorbedingung von einem<br />

Zusammenleben von Mann und Frau gefragt.<br />

Hier geben 85,6 % der Befragten an,<br />

dass die Voraussetzung die standesamtliche<br />

Trauung sei. Die Akzeptanz für eine<br />

ausschließlich religiöse Trauung lag bei 1,4<br />

%. 2,1 % sahen es für ausreichend an, dass<br />

sich beide Partner lieben. Die Ehe wird<br />

also als Voraussetzung angesehen, doch ist<br />

es die staatliche Ehe...<br />

43 % (KONDA, 2007). Neben einer deutlichen religiösen Orientierung<br />

im Hinblick auf die Familie können diese Werte auch als Ausdruck<br />

einer Reserviertheit gegenüber Ausländern und dem Ausland<br />

aufgefasst werden.<br />

So findet sich in der neuesten KONDA-Umfrage eine Ablehnungsquote<br />

von 73 % gegenüber der Zulassung von Immobilienverkäufen<br />

an Ausländern.<br />

Eine weitere Dimension von Toleranz bezieht sich auf die Ablehnung<br />

von Homosexualität. Hierzu merkt Tarhan Erdem in der<br />

Präsentation der 2009 Umfrage an, dass die türkische Gesellschaft<br />

keinerlei Offenheit zeigt.


DOSSIER: GESELLSCHAFTLICHER WANDEL<br />

Lebensstile und Werte<br />

Bei der dritten und bisher nicht vollständig veröffentlichten<br />

KONDA-Untersuchung wurden auf der Grundlage einer<br />

Clusteranalyse neun etwa gleich große Gruppen gebildet, die sich<br />

nach demographischen Kriterien, Werten und Lebensstilen unterscheiden.<br />

Zur Kennzeichnung der Gruppe wurden sie mit einem<br />

Stichwort benannt.<br />

Als “besorgt-modern” wurden 10,6 % der Bevölkerung bezeichnet.<br />

Die Angehörigen dieser Gruppe verfügen über ein überdurchschnittliches<br />

Bildungsniveau (13,5 Jahre gegenüber 7,2 Jahre im<br />

Durchschnitt) und ein hohes Einkommen (2203 TL gegenüber 1125<br />

landesweit). Die Gruppe wird mit einer hohen Ablehnung der<br />

Zulassung des Kopftuchs für Beamte sowie einer hohen Angst vor<br />

einer Entwicklung in Richtung einer Scharia-Ordnung gekennzeichnet.<br />

Die Gruppe der religiös-konservativ Orientierten wird mit<br />

11,6 % angegeben und fällt durch ihre starke Befürwortung der<br />

Freigabe des Kopftuchs für Beamte sowie der Einschätzung auf,<br />

Laizismus<br />

sich am<br />

Leben<br />

erhaltende<br />

Entfernte<br />

ländlichtraditionell<br />

8<br />

9<br />

4<br />

7<br />

religiöskonservativ<br />

Türkei-<br />

Durchschnitt<br />

2<br />

dass sich die Lebensbedingungen in den vergangenen fünf Jahren<br />

verbessert haben.<br />

Die als “ländlich-traditionell” bezeichnete Gruppe besteht<br />

rund zur Hälfte aus Bauern. Ausbildungsdauer und Einkommen<br />

liegen unter dem Durchschnitt. Ihre Haltung zum Kopftuch entspricht<br />

etwa dem Landesdurchschnitt. Die Gruppe fällt durch ihre<br />

Befürchtung auf, dass sich das Land seiner Traditionen entfremden<br />

könnte.<br />

Die “Entfernten” stammen überwiegend den drei östlichen Regionen.<br />

Mehr als die Hälfte von ihnen spricht Kurdisch oder Zaza.<br />

Sie befürworten stärker die Zulassung des Kopftuchs für Beamte<br />

und zeigen die größte Ablehnung gegen Parteienverbote.<br />

Die konservativ-moderne Gruppe fällt durch lange Ausbildung<br />

und überdurchschnittliches Einkommen auf. Sie votiert für das<br />

Kopftuch und sieht eine religiöse Trauung als erforderlich an. Zu<br />

den Charakteristika dieser Gruppe gehören Lesefreudigkeit und<br />

der höchste Anteil bei der Zugehörigkeit zu einer Partei.<br />

Die aktuelle KONDA-Untersuchung identifiziert auf der Grundlage einer Clusteranalyse neun Gruppen mit unterschiedlichen<br />

Lebensstilen und Werteorientierungen. Die Grafik zeigt die Anordnung dieser Gruppen auf den<br />

Achsen “moderner Lebensstil” und “Laizismus”.<br />

Politische Orientierungen und Wandel<br />

Seit den 1950er Jahren wird die türkische Politik von konservativen Parteien dominiert. Veränderte<br />

gesellschaftliche Bedingungen schaffen jedoch auch das Bedürfnis nach einer veränderten Politik. Dies betrifft<br />

insbesondere auch die Formen, in denen Politik gemacht wird: die Parteien.<br />

Die Kommunalwahl ist vorüber.<br />

Nach ersten Schnellschüssen werden langsam<br />

Detailanalysen veröffentlicht. KONDA<br />

musste bei dieser Wahl den Rang, das tatsächliche<br />

Ergebnis an das Institut A&G<br />

abgeben, das den Rückgang der AKP realistisch<br />

vorhergesehen hatte. Doch in ihrer<br />

grundsätzlichen Analyse gesellschaftlicher<br />

Trends gibt es viele Übereinstimmungen.<br />

Wählerbasis und Veränderung<br />

In der 2007 von KONDA vorgelegten<br />

Untersuchung ist den grundsätzlichen Veränderungen<br />

in der Politikwahrnehmung<br />

ein eigenes Kapitel gewidmet. Hier hebt<br />

Tarhan Erdem hervor, dass landesweit das<br />

Bildungsniveau gestiegen sei, während die<br />

regionalen Entwicklungsungleichgewichte<br />

zurückgegangen sind. Dies bedeutet, dass<br />

die Bevölkerung weniger empfänglich für<br />

Demagogie ist, realistischer und besonnener<br />

geworden sei.<br />

Modernordentlich<br />

5<br />

6<br />

Junge Leute<br />

im Viertel<br />

Dazwischen-<br />

Stehende<br />

3<br />

1<br />

konservativmodern<br />

bersorgtmodern<br />

Andererseits kritisiert Erdem, dass die<br />

politischen Parteien diesen Wandel bisher<br />

unzureichend wahrgenommen und umgesetzt<br />

haben. Sie nutzen moderne Formen<br />

der Öffentlichkeitsarbeit zu wenig und<br />

seien weitgehend isoliert von der Bevölkerung:<br />

es herrsche eine gegenseitige Entfremdung<br />

zwischen Politik und Volk.<br />

Eine Ursache für diese Entfremdung<br />

findet Erdem in der hochgradigen Zentralisierung<br />

der Parteien, die sie weitgehend<br />

von regionaler Kompetenz abschneidet.<br />

Politische Trends<br />

Ob die Kommunalwahl vom 29. März<br />

als Indiz betrachtet werden kann, das<br />

die AKP den Zenit ihrer Popularität<br />

überschritten hat, wird bis zur nächsten<br />

Parlamentswahl eine nicht zu beantwortende<br />

Frage bleiben. Gegenüber der Parlamentswahl<br />

von 2007 verlor die AK Partei -<br />

obgleich sie weiterhin mit Abstand stärkste<br />

Partei wurde - am 29. März acht Pro-<br />

Türkei-<br />

Durchschnitt<br />

Lebensstil<br />

zent der Stimmen (bezogen auf die Provinzräte).<br />

Als Schlussfolgerung des Wahlergebnisses<br />

kann aber festgehalten werden,<br />

dass Bewegung in die Politik gekommen<br />

ist. Die Analysen zeigen, dass rund ein<br />

Viertel der Wähler Parteien wählte, von<br />

denen sie nicht überzeugt waren. Insbesondere<br />

unter den Wählern der CHP zeigt<br />

sich ein starkes Bedürfnis nach einer anderen<br />

Politik.<br />

Die Kommunalwahl hat neue Politiker<br />

ins Rampenlicht gebracht. Mit Kemal Kilicdaroglu,<br />

den CHP-Oberbürgermeisterkandidaten<br />

für <strong>Istanbul</strong>, verbinden sich Hoffnungen<br />

auf eine Neuausrichtung der Partei.<br />

Aus der AKP melden sich Stimmen, die<br />

eine stärkere Berücksichtigung der regionalen<br />

Kompetenz einfordern. Neben wirtschaftlichen<br />

Faktoren wird auch die Polemik,<br />

die wesentlich Ministerpräsident<br />

Erdogan zugeschrieben wird, für das AKP-<br />

Ergebnis verantwortlich gemacht.<br />

Nr.3 | April 2009<br />

istanbulpost.net<br />

Probleme<br />

werden übertrieben<br />

Ein<br />

Gespräch<br />

mit<br />

Tarhan<br />

Erdem<br />

11<br />

Tarhan Erdem, Gründer des seit 1988 bestehenden<br />

Meinungsforschungsinstituts KONDA, gilt<br />

als einer der renommiertesten Politik-Analysten<br />

der Türkei. Wir fragten ihn nach dem Anspruch<br />

der Studien seines Instituts und nach seinem Eindruck<br />

von den Konflikten, die in den vergangenen<br />

Jahren die Tagesordnung der Türkei beherrschten.<br />

Bei der Betrachtung der drei in diesem Dossier<br />

vorgestellten Untersuchungen hatte ich den Eindruck,<br />

dass sie eine Serie handelt, die auf die Entwicklung<br />

einer Theorie hinausläuft. Verfolgen Sie<br />

mit KONDA neben ihrer Arbeit als Meinungsforschungsinstitut<br />

auch ein allgemeineres wissenschaftliches<br />

Ziel?<br />

Tarhan Erdem: KONDA ist nicht als Forschungsinstitut<br />

gegründet worden. Bei seiner<br />

Gründung nahm es aber diese Richtung. Es ist<br />

wenig klug, die Forschungsbefunde danach zu<br />

bewerten, ob sie gut ankommen oder nicht. Das<br />

Forschungsverfahren und seine Umsetzung kann<br />

hinterfragt werden, doch muss man sich den Ergebnissen<br />

objektiv annähern.<br />

Ich glaube, dass unsere Kunden die gesellschaftlichen<br />

Besonderheiten der Ereignisse in unserem<br />

Land wissen müssen. Die beiden Untersuchungen<br />

wurden mit Finanzierung durch zwei<br />

Unternehmen durchgeführt, die diese Überzeugung<br />

teilen.<br />

Kann man sagen, dass die Türkei zunehmend<br />

konservativer wird? Entwickelt sie sich in Richtung<br />

eines neuen Autoritarismus? Oder handelt es<br />

sich eher um Nebeneffekte der Liberalisierung der<br />

vergangenen Jahre?<br />

Tarhan Erdem: Ihre Fragen beruhen auf Begriffen,<br />

die definitionsbedürftig sind. Lassen Sie mich<br />

gemäß meiner eigenen Definition antworten: Unser<br />

Land hat im Modernisierungsprozess einen<br />

wichtigen Punkt erreicht. Ich denke, wir werden<br />

es in den folgenden Monaten nach dem 29. März<br />

(dem Tag der Kommunalwahl) deutlicher erkennen.<br />

Wir müssen ein bißchen Geduld haben!<br />

Welche Beziehung muss man zwischen den<br />

politischen und der gesellschaftlichen Spannungen<br />

herstellen?<br />

Tarhan Erdem: Ich glaube, wir erleben zurzeit<br />

weder eine politische noch eine gesellschaftliche<br />

Spannung. Wir übertreiben die Vorgänge gemäß<br />

des Nutzens für unsere eigene Orientierung und<br />

Gedanken. Unser Volk ist besonnen und erfahren.<br />

Wenn wir auf die Beziehung zwischen Regierung<br />

und Opposition schauen, so ist die Existenz eines<br />

Dialogs ein Instrument für Menschen, die das<br />

Bedürfnis dazu verspüren. Dass kein Dialog stattfindet<br />

ist ein Zeichen dafür, dass kein Bedürfnis<br />

dazu besteht.


12<br />

Nr.3 | April 2009<br />

istanbulpost.net LOGISTIK<br />

Die internationale Wirtschaftskrise hat nicht nur für die Industrie, sondern auch für den<br />

Transport- und Logistiksektor neue Verhältnisse geschaffen. Wir sprachen mit Erik Leiss von<br />

DB Schenker Arkas über Strategien und Aussichten.<br />

Mit hochwertigeren<br />

Leistungen die Krise meistern<br />

Wie schätzen Sie die gegenwärtige Situation im<br />

türkischen Transport- und Logistikmarkt ein?<br />

Natürlich ist das Transportvolumen signifikant zurückgegangen.<br />

Das Ausmaß lässt sich in etwa parallel zu den rückläufigen<br />

Außenhandelsdaten einschätzen. Zwar entspricht der Außenhandelsumsatz<br />

nicht hundertprozentig dem Gütervolumen, aber er<br />

vermittelt ein Bild. Auch sind bisher die Importe stärker betroffen<br />

als die Exporte, doch zeichnet sich auch hier ein wachsender<br />

Druck ab. In dem Maße, in dem die Konsumenten in Europa zurückhaltender<br />

werden, sinkt auch die Nachfrage.<br />

Die Türkei ist von der internationalen Krise besonders<br />

betroffen, denn sie verfügt über eine der größten LKW-Flotten<br />

Europas. Aufgrund der sinkenden Auslastung werden Kapazitäten<br />

aus dem Markt genommen, d.h. LKWs stillgelegt.<br />

Der türkische Transportmarkt ist von einer großen<br />

Zahl kleiner Anbieter bestimmt. Wie sehen Sie die<br />

Auswirkungen der aktuellen Krise in dieser Hinsicht?<br />

Eine Auswirkung ist auch im Hinblick auf die Anbieterstruktur<br />

bei Transport- und Logistikleistungen zu erwarten. Wenn LKWs<br />

aus dem Markt genommen werden müssen, erhält ein<br />

Unternehmen keine Einnahmen. Es ist zu erwarten, dass es zu<br />

einer Konsolidierung und zu einer strukturellen Veränderung des<br />

Marktes kommt. Aber dies ist auf der anderen Seite auch wieder<br />

eine Chance.<br />

Zur Marktentwicklung lässt sich außerdem hinzufügen, dass<br />

sich der Trend zum Seetransport, der bereits früher eingesetzt<br />

hat, verstärkt. Der Seetransport dauert zwar länger, ist aber für<br />

viele Güter kostengünstiger. In anderen Bereichen wird auf die<br />

unsichere Marktlage mit einer Erhöhung der Flexibilität reagiert.<br />

Dies bedeutet häufigere, kleinere Transporte.<br />

Es ist auch die Rede davon, dass sich die Warenströme<br />

verändern. Es wird berichtet, dass Zunahmen insbesondere<br />

bei Transporten in die Nahost-Region und Afrika zu<br />

verzeichnen sind. Haben Sie dafür Anhaltspunkte?<br />

Es gibt eine stärkere Orientierung auf die türkischsprachigen<br />

früheren Sowjetrepubliken. Aber es kommt auch hinzu, dass sich<br />

Produktionsstrukturen verändern. Dies hat eigentlich bereits vor<br />

der Krise begonnen und wird jetzt vielleicht durch die Krise einfach<br />

nur beschleunigt. Es gibt einen Trend, Produktion stärker<br />

regional zu konzentrieren. Davon könnte auch die Türkei profitieren,<br />

die als Produktionsstandort für Südost-Europa und Mittel-<br />

Europa in Frage kommt.<br />

Wie reagiert Ihr Unternehmen auf die Krise?<br />

Wir setzen auf unsere Stärken. DB Schenker ist ein Weltunternehmen<br />

mit 2400 Standorten in aller Welt . Einerseits erhalten<br />

wir über das Netzwerk zusätzliche Aufträge, andererseits sind wir<br />

in der Lage, komplexere Logistikleistungen anzubieten, die einen<br />

höheren Mehrwert erbringen. Je einfacher ein Transport ist, desto<br />

krisenanfälliger ist er. Bei komplexen Logistikleistungen jedoch<br />

entsteht eine stärkere Kundenbindung. Aufgrund der Optimierungsleistungen<br />

unseres Unternehmens erhält der Kunde zusätzliche<br />

Vorteile.<br />

Logistik ist weit mehr als der Transport von A nach B. Erik Leiss erläuterte, dass komplexere Leistungen mit<br />

hohem Mehrwert für den Kunden die Krisenanfälligkeit von Transporten verringert. Mit der Investition in ein<br />

neues Logistikzentrum hat DB schenker Arkaas die nötige Infrastruktur dafür geschaffen.<br />

Als Unternehmen verfügen wir außerdem über den Vorteil,<br />

dass wir ein breites Kundenportefeuille haben. Wir bieten auch<br />

Leistungen für Sektoren, die von der Krise nicht betroffen sind -<br />

so beispielsweise für die Pharmaindustrie. Hinzu kommt, dass mit<br />

DB Schenker hinter uns ein Konzern mit einer starken<br />

finanziellen Basis steht.<br />

Aber natürlich haben auch wir Einbußen hinnehmen müssen.<br />

Auch wir haben Kunden in Sektoren, die stärker betroffen sind -<br />

beispielsweise aus der Automobilindustrie. Aber wir versuchen,<br />

die Ausfälle durch verstärkte Initiativen beim Verkauf wett zu<br />

machen.<br />

Ein weiterer Faktor sind unsere Mitarbeiter. Wir verfügen<br />

über gut ausgebildete Mitarbeiter mit langer Firmenzugehörigkeit.<br />

Wir nutzen freiwerdende Arbeitskapazitäten für die<br />

Weiterbildung. Wir lassen Mitarbeiter in der Türkei und in der<br />

Schenker Akademie in Österreich weiterbilden.<br />

Viele Unternehmen, die im vergangenen Jahr Investitionen<br />

getätigt haben, bereuen dies jetzt angesichts rückläufiger<br />

Auslastung. Auf der anderen Seite bieten neue Investitionen<br />

auch die Möglichkeit, Leistungen effektiver zu<br />

erbringen oder neue Leistungen anzubieten. Wie schätzen<br />

Sie dies ein?<br />

Wir haben im vergangenen Jahr unser Logistikzentrum in Orhanli<br />

eingeweiht. Mit einer Fläche von 40.000 m 2 bietet es uns die<br />

Möglichkeit, komplexere Leistungen mit hohem Mehrwert anzubieten.<br />

Das Logistikzentrum in Orhanli entwickelt sich gut.<br />

Wie schätzen Sie ein, wie es weitergeht? Wenn ich an<br />

Ihren Umgang mit den Mitarbeitern denke, habe ich den<br />

Eindruck, dass Sie mit einer baldigen Normalisierung des<br />

Marktes rechnen.<br />

Dies ist schwer einschätzbar. Wir hoffen auf eine Verbesserung<br />

im Laufe des Jahres.


Daha fazlas›n› bilmek isteyen herkes için Say›: 3 Nisan 2009 1,50 Euro / 1,50 TL<br />

istanbulpost.net<br />

Berlin’de din dersi<br />

halk oylamas›na<br />

sunuldu<br />

Baflkentde din ve ahlak<br />

derslerinin seçmeli olmas› konusunda<br />

halk oylamas› yap›l›yor.<br />

Vatandafllar, kiliselerin<br />

destekledi¤i ahlak veya din<br />

dersinin seçmeli olarak al›nmas›n›<br />

isteyen ''ProReli'' giriflimiyle,<br />

Berlin e¤itim sisteminin<br />

öngördü¤ü flekilde ö¤rencilere<br />

ahlak dersinin zorunlu olarak<br />

verilmesini ve din dersinin seçmeli<br />

olarak al›nabilmesini isteyen<br />

''ProEtik'' giriflimi aras›nda<br />

tercih yapacak. Sayfa 15<br />

Otomotiv sektörüne<br />

‘Hurda Primi’ h›z›r<br />

gibi yetiflti<br />

Alman hükümeti, ekonomiyi<br />

canland›rmak amac›yla otomobil<br />

primi bütçesini 1,5 milyar<br />

Euro’dan 5 milyar Euro’ya ç›kard›.<br />

Eski otomobilini hurdaya<br />

ç›kar›p yeni otomobil alacak<br />

olana devlet 2 bin 500 Euro verecek.<br />

Uygulama ile birkaç ay<br />

öncesi imdat seslerinin yükseldi¤i<br />

sektörde flimdi bahar havas›<br />

yaflan›yor. Sayfa 16<br />

Bo¤aziçi-Kültürler<br />

Geçidi: Türk-Alman<br />

kültürel festivali<br />

Duisburg’da düzenlenen Bo-<br />

¤aziçi-Kültürler Geçidi, Türkiye<br />

ve Almanya’dan birçok tiyatro<br />

grubunu 24 Nisan-13 May›s aras›nda<br />

bir araya getiriyor. fievval<br />

Sam konseri ile bafllayacak<br />

festivalde Orhan Pamuk’un Kar<br />

roman›n›n Alman tiyatro grubu<br />

taraf›ndan uyarlamas› da yer<br />

al›yor. Sayfa19<br />

“Zekan›n ›fl›¤›na her<br />

zaman ulaflabiliriz,<br />

ama gönül zenginli¤ini<br />

bize kimse veremez.”<br />

Johann Wolfgang von Goethe<br />

Dünyay› derinden etkileyen ekonomik krizden ç›k›fl yollar› aran›rken, alan›nda dünyan›n<br />

en büyük organizasyonu olan Hannover Sanayi Fuar› kap›lar›n› umutla açt›.<br />

Krizde umut: Fuarlar<br />

Üretim verimlili¤ini art›r›c› yeni teknolojilerin tan›t›ld›¤› Hannover Sanayi Fuar›'n› Güney<br />

Kore Baflbakan› Han Seung-soo ile birlikte açan Baflbakan Merkel, “Krizi aflman›n<br />

ötesinde, krizden güçlenerek ç›kma” hedefini koyarak moral verdi.<br />

Türklerin vazgeçilmez keyfine gölge düfltü.<br />

Mangal ücretli oluyor<br />

IP / Berlin Alman Hristiyan Demokrat Birlik Partisi (CDU) Berlin eyalet<br />

teflkilat›, çöp sorununu çözmek için mangal yakmay› ücretli hale getirmek<br />

istiyor. Özellikle Mitte’deki Cumhurbaflkanl›¤› konutu karfl›s›ndaki<br />

Tiergarten Park›'nda hafta sonlar›nda mangal yapanlar›n b›rakt›¤›<br />

çöp y›¤›nlar› tepki çekiyor. Paskalya tatilinde mangal yapanlar›n say›s›n›n<br />

artmas› sonucunda parklardan 80 ton çöp topland›¤› ifade edildi.<br />

CDU eyalet meclisi üyesi Uwe Goetze, mangal yapanlardan 5 Euro<br />

ücret al›nmas›n› talep etti. Çöplerin toplanmas›n›n belediyeye y›lda<br />

yaklafl›k 200 bin Euro'ya mal oldu¤u bildirilirken 20 Euro olan çöp atma<br />

cezas›n›n 100 Euro'ya yükseltilmesi ve kontrol memurlar›n›n say›s›n›n<br />

da artt›r›lmas› planlan›yor.<br />

Abbas Özp›nar / Hannover Dünyay› sarsan ve<br />

sürekli gündemin birinci maddesi olarak yerini koruyan<br />

ekonomik kriz, sanayi ve ihracat devi ülkeler<br />

baflta olmak üzere birçok ekonomiyi derinden<br />

etkiledi. Y›llard›r ihracat rekorunu elinde tutan ve<br />

ekonomisini sanayide ürettiklerini d›fla satarak<br />

sürdüren Almanya, d›fl sat›fllarda yaflanan düflüfllerden<br />

olumsuz etkilendi. Hannover’de bafllayan<br />

ve dünya sanayi zirvesi niteli¤ini de tafl›yan Hannover<br />

Sanayi Fuar› gibi dev organizasyonlar, kötü<br />

gidiflten ç›k›fl için bir umut oldu.<br />

Bu y›l›n Partner ülkesi Güney Kore’nin Baflbakan›<br />

Han Seung-soo ile birlikte fuar› açan Almanya<br />

Baflbakan› Angela Merkel, “Amac›m›z krizi atlatmak<br />

de¤il, flirketlerimizin krizden güçlenerek ç›kmas›n›<br />

sa¤lamak olmal›. Burada bunu seziyorum.<br />

Her boydaki orta ölçekli iflletmeler zor ekonomik<br />

flartlara yarat›c›l›k ve yenilikçilikleriyle gö¤üs geriyor”<br />

diyerek umut verici konufltu.<br />

Y›l sonunda toparlanma bekleniyor<br />

61 ülkeden 6 binin üzerinde firman›n kat›ld›¤›<br />

Hannover Sanayi Fuar›'nda bu y›l 4 binin üzerinde<br />

yenilik tan›t›l›yor. Yarat›c›l›k potansiyelinin yüksekli¤ine<br />

ra¤men, bankalardan yeterli kredi deste-<br />

¤ini bulamayan flirketler siparifl konusunda tereddüt<br />

yafl›yor. Kredi musluklar› aç›lana kadar düzelme<br />

beklenemeyece¤ini belirten Alman Makine Sanayicileri<br />

Birli¤i Baflkan› Manfred Wittenstein “Yaz<br />

bafllar›nda dip noktay› afl›p y›l›n sonlar›na do¤ru<br />

da toparlanmaya bafllayaca¤›m›z› tahmin ediyorum”<br />

diyor. Fuardaki flirket temsilcileri ise siparifl<br />

girdilerinin %30 ila %40 oran›nda azald›¤›n›, zorunlu<br />

k›sa mesai yap›ld›¤›n› ama ayn› zamanda da<br />

sanayi sektörünün havlu atmak niyetinde<br />

olmad›¤›n› söylüyorlar. Fuarda hakim olan umut<br />

ve iyimserlik krizden ç›k›fl için en büyük iflaret<br />

olarak görülüyor. Sayfa 16<br />

Politika 14 – Ekonomi 16 – Almanya’da Türkler 18 – Bölgesel Haberler 17 – Kültür / Etkinlik / Rehber 22<br />

FOTO: HANNOVER MESSE


14<br />

Göçmenler<br />

yerel<br />

yönetimde<br />

etkili olacak<br />

Türk nüfusun yo¤un olarak yaflad›¤›<br />

Kuzey Ren Vestfalya (KRV) eyaletinde<br />

hükümet ortaklar›n› oluflturan<br />

H›ristiyan Demokrat Birlik Partisi<br />

(CDU) ve Hür Demokrat Parti (FDP)<br />

ile muhalefetteki Yefliller Partisi'nin<br />

(Bündnis 90/Grünen) birlikte haz›rlad›¤›<br />

iki yasa tasar›s›, eyaletteki Uyum<br />

Meclisleri ve Göç Komisyonlar›na<br />

Yabanc›lar Komisyonlar›na daha fazla<br />

söz hakk› öngörüyor.<br />

Yasalaflmas› bekleniyor<br />

Söz konusu tasar›lar yasalaflt›¤›<br />

takdirde göçmenlerin temsili ad›na<br />

kurulan söz konusu meclisler kent<br />

yönetimlerinde söz sahibi olacak. Bir<br />

milyona yak›n Türk’ün yaflad›¤› eyalette,<br />

koalisyon ortaklar› ve muhalefet<br />

partisi taraf›ndan birlikte haz›rland›¤›<br />

için tasar›lar›n›n kabul edilme<br />

ihtimali yüksek görünüyor.<br />

Düzenlemelerle Yabanc›lar Komisyonlar›n›n<br />

elde edece¤i yetkilere<br />

dikkat çekiliyor. KRV’deki atm›fl kentte<br />

bulunan Uyum Meclisleri ve Yabanc›lar<br />

Komisyonlar›, 2004 y›l›ndan<br />

beri model proje olarak yürütülüyordu.<br />

Bu kurumlarda baflka ülke vatandafllar›,<br />

Alman vatandafll›¤›na geçmifl<br />

olan göçmenler ve belediye meclis<br />

üyeleri bulunuyor. Yasa tasar›lar›n›<br />

haz›rlayan CDU, FDP ve Yefliller, 2004<br />

y›l›ndan beri pilot proje olarak uygulanan<br />

bu modelin entegrasyona katk›<br />

yapt›¤›n›n alt›n› çizdi. IP / Düsseldorf<br />

Silah bulundurma<br />

yasas›na yeni<br />

düzenleme<br />

‹çiflleri Bakan› Wolfgang Schäuble,<br />

ülkede Eylül ay› sonunda yap›lacak<br />

genel seçimler öncesinde ateflli<br />

silah bulundurma yasas›n›n sertlefltirilmesini<br />

istiyor. Schäuble, yapt›¤›<br />

aç›klamada tabancalar› ve silah depolar›n›<br />

biyometrik sistemlerle güvenli<br />

hale getirmek istedi¤ini söyledi.<br />

‹çiflleri Bakan›, son olarak Winnenden'de<br />

yafland›¤› flekilde silahl› sald›r›lar›n<br />

önlenmesi amac›yla tabancalar›n<br />

atefl almas›n›n ve silah depolar›n›n<br />

sahipleri d›fl›nda baflkalar› taraf›ndan<br />

aç›lmas›n›n önlenmesi amac›yla<br />

parmak iziyle çal›flacak sistemlerin<br />

gelifltirilmesini düflündüklerini<br />

belirtti. IP / Berlin<br />

Say›: 3 | Nisan 2009<br />

istanbulpost.net POL‹T‹KA<br />

AB vatandafllar›, 7 Haziran'da sand›k bafl›na giderek AB ülkelerinin temsil<br />

edildi¤i parlamentoya gönderece¤i temsilcileri seçecek. Ancak yap›lan<br />

araflt›rmalar Avrupal›lar›n, seçimlere karfl› ilgisiz oldu¤unu ortaya koyuyor.<br />

Avrupa Parlamentosu<br />

seçimlerine ilgisizlik hakim<br />

7 Haziran’da Avrupa genelinde yap›lacak seçimlerle üye ülkeler Strasbourg’daki Avrupa Parlamentosu’nda yer alacak temsilcilerini<br />

seçecek. Teflkilat, seçime olan ilgisizli¤e karfl› bilgilendirme kampanyalar› sürdürüyor.<br />

Avrupa Birli¤i'nin resmi araflt›rma kurumu Eurobarometre'nin<br />

yapt›¤› kamuoyu yoklamas›na<br />

göre, Birlik vatandafllar›n›n sadece yüzde 16's› Haziran<br />

ay›nda seçimlerin yap›laca¤›n› biliyor. Avrupa<br />

Parlamentosu'ndaki (AP) 736 sandalyeye kimlerin<br />

oturaca¤›n› belirlemek için Avrupa Birli¤i<br />

(AB) ülkelerindeki 375 milyon seçmen 7 Haziran'da<br />

sand›k bafl›na ça¤r›l›yor. Ancak seçimlere yaklafl›k<br />

iki ay kala yap›lan bu anketin sonuçlar› ilgisizli¤i<br />

ortaya koyuyor. Almanlar›n sadece yüzde 44'ü<br />

yap›lacak seçimin tarihini do¤ru biliyor.<br />

Araflt›rmaya kat›lan 27 bin Avrupal›dan<br />

yüzde 34'ü seçimlerde belki oy kullanabilece¤ini,<br />

yüzde 15'i oy kullanmay› kesinlikle istemedi¤ini,<br />

yüzde 53'ü ise ilgilenmedi¤ini dile getirmifl.<br />

Alman Halkla ‹liflkiler Enstitüsü’nün<br />

internette seçim kampanyalar›<br />

ile ilgili el kitab›<br />

Eurobarometre'nin elde etti¤i bu sonuçlarla<br />

Avrupa Parlamentosu seçimlerine kat›l›m›n yüzde<br />

50'nin üzerine ç›kmayaca¤› tahmin ediliyor.<br />

Almanya’da ilgi çok düflük<br />

1979 y›l›nda Avrupa Birli¤i genelinde yap›lan<br />

seçimlerde yüzde 62, 2004'teki son seçimlerde ise<br />

yüzde 45 Avrupal› seçmen oy kullanm›flt›. Almanya<br />

ise kat›l›m›n düflük oldu¤u ülkelerden biri. Eurobarometre'nin<br />

araflt›rmas›nda Avrupa Parlamentosu<br />

seçimlerine ilgi sadece Almanya'n›n orta kesimlerinde<br />

biraz art›yor. Ankette, Birli¤in yeni Do¤u ve<br />

Güneydo¤u Avrupal› üyelerinde de ilgisizli¤in yo-<br />

¤un oldu¤u ortaya ç›kt›.<br />

‹lgisizli¤in nedeninin ise Avrupa kurumlar›na<br />

azalan güvenin oldu¤u belirtiliyor. Tüketicinin ko-<br />

runmas›n› ve ekonomik krize karfl› önlem al›nmas›n›<br />

bekleyen Avrupal›lar, bu konularda yeterli çaba<br />

görmediklerini dile getiriyor.<br />

Avrupa Parlamentosu k›sa bir süre önce gençleri<br />

teflvik etmek ve ayd›nlatmak amac›yla bir bilgilendirme<br />

kampanyas› düzenlemiflti. Ancak burada<br />

da Avrupa kurumlar›na ilginin düflük oldu¤u<br />

anlafl›ld›.<br />

Alman Sosyal Demokrat (SPD) politikac› Jo<br />

Leinen, “Siyasiler, befl y›l boyunca Avrupa politikas›n›<br />

kamuoyunda tart›flmaya açmak için çok çaba<br />

harcamad›. Bunun seçimlerden dört hafta önce olmas›<br />

yeterli de¤il. ‹nsanlar daha fazlas›n› bekliyor<br />

ve art›k dinlemek istemiyor” diyerek ilginin daha<br />

da azalmas› durumunda tehlike çanlar›n›n çalmas›<br />

gerekti¤ini vurguluyor. IP / Strasbourg<br />

Seçim kampanyalar› internette<br />

Amerika Birleflik Devletleri<br />

Baflkan› Barrack Obama'n›n seçilmesi<br />

ile internet seçim kampanyas›n›n<br />

öneminin fark›na varan Alman<br />

siyasi partileri bu ülkedeki seçim<br />

stratejisini kendilerine model<br />

ald›. Partilerin internet sayfalar›na<br />

girifl yap›ld›¤›nda, büyük resimlerle<br />

desteklenen sloganlar göze çarp›yor.<br />

Bu sayfalarda Baflbakan Angela<br />

Merkel (CDU), D›fliflleri Bakan›<br />

Frank-Walter Steinmeier (SPD) veya<br />

Renate Künast (Yefliller) gibi<br />

partinin önde gelen isimlerinin<br />

aç›klamalar› yenilenmifl formatlarla<br />

izleyicinin karfl›s›na ç›k›yor. ‹nternet<br />

sayfalar›nda daha k›sa yaz›lara,<br />

bunun yan›s›ra daha büyük<br />

formatlarda yay›nlanan resimlere<br />

yer veriliyor. Sayfalara yerlefltirilen<br />

yeni anketler ve yeni internet linkleri<br />

ise gözlerden kaçm›yor. Bu ara-<br />

FOTO: EUROPEAN PARLIAMENT<br />

da baz› medya uzmanlar› ise partilerin<br />

internet sayfalar›nda gerçeklefltirdikleri<br />

de¤iflikliklere temkinli<br />

yaklafl›yor. Almanya'daki siyasi<br />

kültürün ABD'dekinden farkl› oldu-<br />

¤unun alt›n› çizen baz› uzmanlar,<br />

ABD'de kiflilerin, Almanya'da ise<br />

partilerin kampanyalarda öne ç›kar›ld›¤›na<br />

dikkat çekerek, 'ABD modelinin<br />

Almanya'da tutmayaca¤›n›'<br />

savunuyor. IP / Berlin


ALMANYA’DA TÜRKLER<br />

“Baflar›l› uyumun yolu<br />

siyasi kat›l›mdan geçer”<br />

Alman Türk Toplumu Derne¤i (TGD) Baflkan› Kenan Kolat, toplumsal sürece<br />

kat›l›m olanaklar›n›n gelifltirilmesinin flart oldu¤nun alt›n› çizerek, “Oy kullanma<br />

hakk› da buna dahildir” dedi.<br />

Federal Almanya Anayasas›’n›n<br />

60. y›l› dolay›s›yla düzenlenen bir<br />

toplant›ya kat›lan Almanya Türk Toplumu<br />

Derne¤i (TGD) Baflkan› Kenan<br />

Kolat, "Anayasa, Almanya'da yaflayan<br />

herkesin kültürel özgürlü¤ünü güvence<br />

alt›na al›yor. Anayasa Alman kökenli<br />

olmayanlara da, geldikleri ülkelerin<br />

anayasalar›nda öngörülmeyen<br />

genifl haklar ve aç›l›mlar sunuyor.<br />

Göçmenler de bu haklardan yararlan›yor<br />

ve yararlanmal›d›r. Kat›l›m›<br />

sa¤lamak hepimizin görevidir. Her iki<br />

taraf da bunun sorumlulu¤unu tafl›mal›d›r"<br />

fleklinde konufltu.<br />

Uyum için f›rsat eflitli¤i<br />

Uyum yerine ”kat›l›m” kavram›n›<br />

kullanan Kolat’›n aksine uyum kelimesini<br />

kullanmay› tercih eden Almanya<br />

‹çiflleri Bakan› Wolfgang<br />

Schäuble ise konuflmas›nda, baflar›l›<br />

ve baflar›s›z olan Türk kökenliler aras›ndaki<br />

uçurumun derinleflti¤ine dikkat<br />

çekti. Bakan Schäuble, Türk kökenli<br />

gençlerin Alman yafl›tlar› ile ayn›<br />

sosyal flartlara sahip olmalar› halinde,<br />

Alman gençleri kadar baflar›l›<br />

olabilce¤ini belirtti. Baflar›n›n kökene<br />

de¤il, toplumsal koflullara ba¤l› oldu-<br />

¤unu belirten Schäuble, f›rsat eflitli¤i<br />

yarat›lmas› gerekti¤ini söyledi. Bakan<br />

"istikrarl› ve liberal her düzende, birlikte<br />

yaflaman›n nas›l sa¤lanaca¤› konusunda<br />

ortak düflüncelere ve görüfl<br />

birli¤ine ihtiyaç vard›r. Çeflitlilik gerçek<br />

bir zenginlik oldu¤u için kimsenin<br />

kendi kimli¤inden vazgeçmeyece¤i,<br />

ancak di¤er kültürlere aç›k oldu¤u,<br />

birbirine uyum sa¤layaca¤› bir ortak<br />

yaflam zemini yaratmam›z gerekiyor.<br />

Bunun için de uyumu destekleyen ve<br />

uyumu asimilasyon ile bir tutmayan<br />

TGD Baflkan› Kolat, Almanya'da yerel seçimlerde Avrupa Birli¤i<br />

vatandafllar› oy kullanabilirken, uzun y›llard›r bu ülkede yaflayan<br />

Türk kökenli göçmenlere oy hakk› tan›nmamas›n› elefltiriyor.<br />

aç›k bir topluma ihtiyac›m›z var" fleklinde<br />

konufltu.<br />

Yerel seçim hakk›<br />

Almanya'da yaflayan Türklerin<br />

ço¤u, baflar›l› uyumun flartlar›ndan<br />

birinin siyasi kat›l›m oldu¤una inan›yor.<br />

Almanya'da yerel seçimlerde Avrupa<br />

Birli¤i vatandafllar› oy kullanabiliyor,<br />

ancak uzun y›llard›r bu ülkede<br />

yaflayan Türk kökenli göçmenlere oy<br />

hakk› tan›nm›yor. Almanya Türk Toplumu<br />

Derne¤i Genel Baflkan› Kolat, bu<br />

hakk›n Avrupa Birli¤i ülkeleri d›fl›ndaki<br />

vatandafllara da uygulanmas›n› istedi.<br />

Kolat, siyasi kat›l›m sayesinde,<br />

göçmenlerin kendilerini bu toplumla<br />

Alman vatandafll›¤›na geçifllerin azalmas› tart›flmalar› yeniden alevlendirdi<br />

çok daha kolay özdefllefltirece¤ini ifade<br />

etti. ”Toplumsal sürece kat›l›m<br />

olanaklar›n›n gelifltirilmesi flartt›r, oy<br />

kullanma hakk› da buna dahildir” diyen<br />

Kolat, Sosyal Demokrat Partili<br />

Berlin Belediye Baflkan› Wowereit'in<br />

bu talebe destek verdi¤ini söyledi.<br />

Aile birleflimi elefltirisi<br />

Kolat, ayr›ca anayasan›n sadece bireysel<br />

haklar› korudu¤una dikkat çekerek,<br />

az›nl›klar›n desteklenmesi ve<br />

korunmas› hükümlerinin eksik oldu-<br />

¤unu savundu ve anayasada aileye<br />

önem verilmesine ra¤men, aile birleflimine<br />

dil s›nav› koflulunun getirilmesini<br />

elefltirdi. TGD / Berlin<br />

Çifte vatandafll›k yine gündemde<br />

Yeni yay›nlanan istatistiklere göre Türk ve güney Avrupal›<br />

göçmenlerin yüzde 40'› Alman pasaportu için baflvurmay›<br />

pek düflünmediklerini belirtirken,<br />

di¤er yüzde 40'› ise hiçbir flekilde baflvurmay›<br />

düflünmüyorlar. Yap›lan<br />

ankete kat›lanlar›n sadece<br />

yüzde 4 ila 11'i flimdiye dek<br />

Alman vatandafll›¤›na geçmeye<br />

karar vermifl.<br />

Alman Türk Toplumu'nun<br />

da (TGD) içerisinde bulundu¤u göçmen<br />

organizasyonlar› yürürlükte olan<br />

vatandafll›k yasas›ndan duyduklar› hoflnutsuzlu¤u<br />

dile getirdiler. TGD Baflkan› Kolat “Yürürlükteki<br />

düzenlemeyle genç insanlar›n Almanya'ya ba¤lanabilecek-<br />

lerine inanm›yor, hatta aksini düflünüyorum. E¤er faydalar›na<br />

diye düflünerek bask› alt›nda Alman vatandafll›¤›n› kabul<br />

edeceklerse bunu istemeyerek yapacaklard›r. Çifte vatandafll›k<br />

imkân›n›n sa¤lanmas› en sa¤l›kl›s›<br />

olacakt›r” diye konufltu.<br />

SPD Baflkan› Müntefering'e göre<br />

SPD göçmenlerin bu beklentilerine<br />

olumlu bak›yor. Friedrich-Ebert-Vakf›'n›n<br />

bir program›na kat›lan Müntefering,<br />

çifte vatandafll›k tart›flmalar›n›<br />

olumlu karfl›lad›klar›n› aç›klad›.<br />

Bakanl›k verilerine göre 2018 y›l›na kadar<br />

50.000 ve 2025 y›l›na kadar ise 320.000<br />

genç, iki vatandafll›ktan birini seçerek, pasaportlar›ndan<br />

birini geri verme durumunda kalacak. IP / Berlin<br />

FOTO: TGD<br />

Say›: 3 | Nisan 2009<br />

istanbulpost.net<br />

Almanya'n›n baflkenti Berlin'de din ve ahlak derslerinin<br />

seçmeli olmas› konusunda 26 Nisan'da halk<br />

oylamas› yap›lacak.<br />

Din dersi halk<br />

oylamas›nda<br />

15<br />

Halk oylamas›nda vatandafllar, kiliselerin destekledi¤i flekilde ahlak ya<br />

da din dersinin seçmeli olarak al›nmas›n› isteyen ''ProReli'' inisiyatifiyle,<br />

Berlin e¤itim sisteminin öngördü¤ü flekilde ö¤rencilere ahlak dersinin zorunlu<br />

olarak verilmesini ve din dersinin seçmeli olarak al›nabilmesini isteyen<br />

''ProEtik'' inisiyatifi aras›nda tercih yapacaklar.<br />

Baflta Berlin Diyanet ‹flleri Türk ‹slam Birli¤i (D‹T‹B) olmak üzere Berlin'deki<br />

baz› Türk dernekleri ''ProReli''yi desteklerken, baz›lar› da Türk kökenlilerin<br />

''ProEtik''ten yana oy kullanmalar› yönünde ça¤r›da bulundu. D‹-<br />

T‹B sözcüsü Ender Çetin, kendilerinin bu konuda özel bir çal›flmalar› olmad›¤›n›,<br />

ancak ''ProReli'' inisiyatifinde yer alan kiliselerin kendilerini ziyaret<br />

ettiklerini söyledi. ''ProReli'' inisiyatifindeki kifli ve kurulufllar›n okullarda<br />

‹slam dersinin de seçmeli olarak verilmesinden yana olduklar›n›, bu nedenle<br />

kendilerinin de ''ProReli''ye destek verdiklerini belirten Çetin, ahlak<br />

dersinin de önemli oldu¤unu, ancak Müslüman çocuklar›n ‹slam dersinde<br />

kendi dinlerini ö¤renebileceklerini kaydetti.<br />

Tart›flmalara Türk politikac›lar da kat›ld›<br />

Berlin-Brandenburg Türkiye Toplumu (TBB) sözcüsü Safer Ç›nar ise<br />

Türk Veliler Birli¤i Baflkan› Tülay Usta ve Berlin Anadolu Alevileri Kültür<br />

Merkezi Genel Sekreteri Devrim Deniz Nacar ile birlikte düzenledi¤i ortak<br />

bas›n toplant›s›nda, ''ProEtik'' inisiyatifini desteklediklerini aç›klad›.<br />

Berlin Eyalet meclisinin (SPD) Sosyal Demokrat Partili üyeleri Dilek<br />

Kolat ve Ülker Radziwill, mecliste yapt›klar› bas›n konferans›nda Türklerin<br />

''Pro Etik'' oy kullan›lmas› ça¤r›s›nda bulundular.<br />

Kolat, Radziwill ile birlikte Berlin eyalet meclisinde düzenledi¤i bas›n<br />

toplant›s›nda, Berlin'de etik dersinin 7. s›n›ftan itibaren zorunlu oldu¤unu<br />

ve 9 dini kuruluflun da seçmeli olarak din dersi verdi¤ini belirterek, her iki<br />

dersin de seçmeli olmas›na karfl› ç›kt›klar›n› söyledi.<br />

Kolat ''Berlinde 180 farkl› ülkeden insan yafl›yor. 120 ayr› dil konufluluyor.<br />

Bu kadar çok kültürlü bir kentte etik dersi çok önemli. Bu derste ö¤renciler<br />

tüm dinler ve temel de¤erler hakk›nda bilgi al›yorlar. Berlin'e getirdi¤imiz<br />

zorunlu etik dersinin önemli oldu¤unu inan›yoruz. Bütün çocuklar›n<br />

bir arada ortak de¤erleri ö¤renmesi için güzel bir f›rsat, bundan vazgeçilemez''<br />

diye konufltu. IP / Berlin<br />

Türk üniversitelerine girifl<br />

s›nav› Berlin’de yap›ld›<br />

Almanya'da üniversite hayali kuran gençlerimize dönük Yurt D›fl›nda<br />

Çal›flanlar›n Çocuklar› için Ö¤retime Girifl S›nav› (YÇS)'nin yan› s›ra Yabanc›<br />

Ö¤renci Seçme S›nav› (YÖS) ciddi bir alternatif haline geliyor. S›navlar›n<br />

Almanya'da yap›lmas› ise bu yolu seçenlerin iflini kolaylaflt›rm›fl oluyor.<br />

Türkiye Cumhuriyeti Ö¤renci Seçme ve Yerlefltirme Merkezi (ÖSYM) taraf›ndan<br />

düzenlenen YÖS, bu y›l ilk kez baflkent Berlin'de yap›ld›. Daha önceleri<br />

bu s›nav için Ankara'ya gitmek zorunda kalan ö¤renciler, 12 Nisan'da<br />

Berlin’de s›nava girdi.<br />

Türkiye ve KKTC’deki üniversitelerde okuma flans›<br />

Türk nüfusunun yo¤un oldu¤u Almanya'daki vatandafllara kolayl›k sa¤lamak<br />

için bu s›nav›n bundan sonra Berlin'de de yap›laca¤›n› anlatan Berlin<br />

E¤itim Ataflesi Ali Can, “Berlin'deki ilk s›nava 155 Alman pasaportlu ö¤renci<br />

kat›ld›. 26 ülkede ayn› anda yap›lan bu s›nav sayesinde Türk vatandafl›<br />

olmayanlar Türkiye'deki üniversitelerde yabanc› uyruklu ö¤renciler için<br />

ayr›lm›fl kontenjandan yararlan›yorlar” dedi. Almanya'da Alman vatandafll›¤›na<br />

geçen Türklerin üniversitede okuma hayallerinin bu sayede kolaylaflt›¤›n›<br />

anlatan Can, sözlerine flunlar› ekledi: “Türkiye ve Kuzey K›br›s Türk<br />

Cumhuriyeti'ndeki üniversitelerde istedikleri bölümü kazand›ktan sonra<br />

Almanya'daki üniversitelere yatay geçifl yapmak mümkün. Bu imkan› ö¤renenlerin<br />

say›s› artt›kça YÖS'e ra¤betin daha fazla artaca¤›na inan›yoruz.”<br />

Öte yandan, Yurt D›fl›nda Çal›flanlar›n Çocuklar› için Ö¤retime Girifl<br />

S›nav› (YÇS), yurt d›fl›nda yaflayan Türk pasaportlu ö¤renciler için yap›lan<br />

s›nav için baflvurular bafllad›. 6-24 Nisan 2009 tarihleri aras›nda baflvurular›n<br />

yap›ld›¤› s›nav, 5 Temmuz'da tarihinde Ankara'n›n yan› s›ra Köln<br />

flehrinde de yap›lacak. IP / Berlin - Ankara


16<br />

‹flten ç›karmalara<br />

karfl› ‘K›sa çal›flma’<br />

sistemi uzat›l›yor<br />

Ekonomik krizde iflten ç›karmalar›<br />

azaltmak için hükümet<br />

taraf›ndan 18 ayl›¤›na uygulanmaya<br />

konan k›sa çal›flman›n<br />

uzat›lmas› konusunda anlaflma<br />

sa¤land›. Krize karfl› en önemli<br />

tedbirlerden biri kabul edilen<br />

k›sa çal›flmada, ekonomik krizden<br />

etkilenen, bir iflletme devlete<br />

baflvuruyor. ‹fl ve iflçi bulma<br />

kurumu maafl›n üçte ikisini<br />

ödemeyi üzerine al›yor. Sosyal<br />

kesintilerin yar›s›n› da devlet<br />

ödüyor. Çal›fl›lmayan dönemde<br />

iflveren iflçileri için meslek içi<br />

e¤itim verdi¤i durumlarda sosyal<br />

kesintilerin tamam›n› devlet<br />

üzerine al›yor.<br />

Sürenin en az 6 ay daha uzat›larak<br />

24 aya ç›kar›lmas› hedefleniyor.<br />

Sadece Mart ay›<br />

içinde 24 bin firma 670 bin iflçi<br />

ad›na k›sa çal›flma için baflvurdu.<br />

IP / Frankfurt<br />

Avrupa Birli¤i'nde<br />

sanayi üretiminde<br />

% 1.9 düflüfl<br />

fiubat ve Ocak aylar› karfl›laflt›r›ld›¤›nda<br />

sanayi üretiminde<br />

Euro bölgesinde % 2.3 lük<br />

düflüfl gözlendi. Bu oran AB genelinde<br />

ise % 1.9 oldu. Eurostat<br />

verilerine göre fiubat 2008 ile<br />

fiubat 2009 karfl›laflt›r›ld›¤›nda<br />

sanayi üretimi Euro alan›nda<br />

% 18.4 lük, AB genelinde ise<br />

%17.5 lik düflüfl görünüyor.<br />

fiubat 2009'da Ocak 2009'a<br />

göre enerji üretimi Euro alan›nda<br />

% 1lik düflüfl gösterirken<br />

AB genelinde bu oran % 1.3.<br />

En önemli düflüfller ise Litvanya<br />

(-%4.1), Estonya (-3.6%),<br />

‹talya (-3.5%) ve Almanya'da<br />

(-3.2%) kaydediliyor. Eurostat<br />

Denizcilik sektörü de<br />

hükümetten yard›m<br />

bekliyor<br />

‹thalat ve ihracat›n gerilemesi,<br />

Alman liman iflletmelerini<br />

zorluyor. Sipariflleri kesilen<br />

armatörler devlet yard›m› talep<br />

ediyor. Tersanelere verilen<br />

1,5 milyar Euro’luk 40 gemi siparifli<br />

iptal edildi. Hükümet ise<br />

geçti¤imiz y›llarda çok kazanan<br />

sektöre kredi kolay›¤› d›fl›nda<br />

çözüm önermiyor. DW / Hamburg<br />

Say›: 3 | Nisan 2009<br />

istanbulpost.net EKONOM‹<br />

Otomobil primi bütçesi 1,5 milyar Euro'dan 5 milyar Euro'ya ç›kar›ld›. Bundan böyle<br />

otomobilini hurdaya ç›kar›p yenisini alana devlet 2 bin 500 Euro verecek.<br />

Otomotiv sektörü<br />

‘Hurda Primi’ ile nefes ald›<br />

Alman hükümeti, ekonomiyi canland›rmak<br />

amac›yla otomobil primi bütçesini 1,5 milyar Euro'dan<br />

5 milyar Euro'ya ç›kard›. Eski otomobilini<br />

hurdaya ç›kar›p yeni otomobil alacak olana devlet<br />

2 bin 500 Euro verecek.<br />

Opel'in küresel kriz gerekçesiyle hükümetten<br />

mali yard›m istemesiyle bafllayan tart›flmalar sonras›nda<br />

hükümetçe önerilen 'Hurda Primi' sistemi<br />

halk taraf›nda yo¤un ilgiyle karfl›land›. Ülkenin en<br />

önemli sektörlerinden otomotivi güçlendirmek isteyen<br />

hükümet, hurda primi bütçesini 3 kat art›rd›.<br />

Hurda otomobile 2 bin 500 Euro<br />

Eski otomobilini hurdaya ç›kar›p yeni otomobil<br />

alacak olanlara böylece 2 bin 500 Euro prim<br />

ödenecek. Yetkililer uygulaman›n flu ana kadar büyük<br />

baflar› sa¤lad›¤›n›, yaklafl›k 1 milyon 200 bin kiflinin<br />

baflvuruda bulundu¤unu aç›klad›.<br />

Angela Merkel baflbakanl›¤›ndaki koalisyon<br />

hükümeti, uygulaman›n sürebilmesi için, hurda<br />

primi bütçesini ciddi oranda art›rmay› kararlaflt›rd›.<br />

Bugün al›nan kararla, 1,5 milyar Euro'luk hurda<br />

primi bütçesi, 5 milyar Euro'ya ç›kar›ld›.<br />

9 yafl›ndan büyük olmas› gerekiyor<br />

2 bin 500 Euro'luk hurda priminden, 9 yafl›n<br />

üzerinde bir araca sahip olan ve bunu hurdaya ç›kararak<br />

yeni bir otomobil almak isteyen herkes<br />

yararlanabiliyor.<br />

Otomotiv endüstrisi, hurda primi uygulamas›yla<br />

sat›fllar›nda 2 milyon Euro'luk ek art›fl bekliyor.<br />

Uygulama sonras› en çok ilgi gören otomobiller;<br />

Fiat, Renault, Hyundai ve Volkswagen'›n küçük<br />

modelleri oldu.<br />

Perakende sektörü zorda<br />

Süpermarket zinciri Woolworth'tan sonra 5 bin kadar perakendeci<br />

marketin daha iflas tehlikesiyle karfl› karfl›ya oldu¤unu aç›klayan Almanya<br />

Perakendeciler Birli¤i (HDE), bunun önlenmesi için vergi ve kiralar›n düflürülmesi<br />

ça¤r›s›nda bulundu.<br />

Dünyay› kas›p kavuran küresel kriz, y›k›lmaz kaleler olarak görülen perakendecileri<br />

de iflasa sürüklemeye bafllad›. HDE süpermarket zinciri<br />

Woolworth'tan sonra 5 bin kadar perakendeci marketin iflas tehlikesiyle<br />

karfl› karfl›ya oldu¤unu bildirdi. Woolworth ve Hertie'nin iflaslar›n›n baflka<br />

marketlerle devam edebilece¤ini bildiren HDE Genel Müdürü Hubertus<br />

Pellengahr, vergi ve kiralar›n düflürülmesi gerekti¤inin alt›n› çizdi. Pellengahr,<br />

"fiu an bir çok perakendeci markete diz çöktüren fley kiralard›r" diye<br />

konufltu. IP / Berlin<br />

Beklentilerin olumsuza döndü¤ü bir s›rada hükümetçe devreye sokulan hurda primi<br />

ile 9 yafl›n üzerinde çevreye zarar veren araçlar trafikten kalkarken, otomobil sat›c›lar›<br />

da yeni sat›fllarla bayram günleri yafl›yor.<br />

Uygulama Alman Otomotiv Sat›c›lar› Federasyonu'nu<br />

memnun ederken, Federasyon Baflkan›<br />

Helmut Bluemer, bu ad›mla otomotiv yan sektörü<br />

ve bayilerdeki istihdam›n da korunabilece¤ine iflaret<br />

etti. Bluemer, Almanya'n›n eski model ve çevreyi<br />

kirleten modelleri trafikten ç›kararak, yol güvenli¤i<br />

ve çevre için de güzel bir ad›m att›¤›n› kaydetti.<br />

Ancak hükümetin hurda primi uygulamas›,<br />

bütçe a盤›n›n da 4,2 milyar yükselmesini beraberinde<br />

getirecek. Ekonomi Bakan› Karl-Theodor zu<br />

Guttenberg, hurda primindeki art›fl› savunurken,<br />

bu bütçe kaleminde son kez art›fla gittiklerinin de<br />

alt›n› çizdi. Tüketiciler Merkezi ise uygulanmadan<br />

yararlanmak isteyenleri fiyatlar› iyi araflt›rmalar›<br />

gerekti¤i yönünde uyar›yor. IP / Köln<br />

Hannover’e 192<br />

Türk firmas› kat›ld›<br />

Hannover Sanayi Fuar›’nda bu y›l “Yeni teknolojilere öncelik<br />

ver” slogan› ön plana ç›kt›. Fuara dünya çap›nda etkili<br />

olan krize ra¤men 6 bin 100'den fazla firma kat›ld›.<br />

Türkiye’den 192 firma da bu organizasyonda yer ald›.<br />

Dünyan›n en önemli sanayi fuarlar› olan Hannover Sanayi Fuar› Cumhurbaflkan›<br />

Horst Köhler taraf›ndan aç›ld›. 4 gün süren fuarda, toplam 6150<br />

metrekarelik alanda 61 ülkeden firma ürünlerini sergiledi. Enerji verimlili-<br />

¤i, bu y›lki fuar›n ana konusunu oluflturdu. Yenilenebilir enerji teknolojilerinin<br />

yan› s›ra ak›ll› enerji sayaçlar› fuar›n gözdesiydi.<br />

Milli kat›l›m›n› ‹stanbul Ticaret Odas›'n›n (‹TO) gerçeklefltirdi¤i fuara bu<br />

y›l, kriz ortam›na ra¤men 192 Türk firmas› kat›ld›.<br />

13 ihtisas fuar›n› tek çat›da toplayan organizasyonda 90 özel etkinlik,<br />

1.800 konferans ve çok say›da sektörler aras› forum gerçekleflti. Partner ülke<br />

ünvan›n› geçen y›l Japonya'dan alan Kore, bu y›l›n partner ülkesiydi.<br />

Dünya sanayiinin boy ölçüfltü¤ü arena olan Hannover Sanayi Fuar›'na<br />

2007'de 68, 2008 y›l›nda ise 62 ülkeden kat›l›m gerçeklefltirildi. Geçen y›l<br />

3,2 milyon ifl ba¤lant›s›n›n yap›ld›¤› organizasyon, bu y›l da Türk firmalar›n›n<br />

dünyan›n en büyük sanayi firmalar›yla ikili ifl ba¤lant›lar› kurmalar› için<br />

zemin oluflturdu. ‹TO Baflkan› Murat Yalç›ntafl, fuar›n Türk sanayicisi ve ifladam›n›n<br />

gözünde özel bir yeri oldu¤unu söyledi. IP / Hannover


ABD'li biyo-teknoloji devi Monsanto'nun üretti¤i, geneti¤i<br />

de¤ifltirilmifl m›s›r tohumunun Almanya'da üretimi yasakland›.<br />

Bu tohumlar›n do¤aya verdi¤i zararlar henüz bilinmiyor.<br />

Geneti¤i de¤ifltirilmifl<br />

ürünler korkutuyor<br />

Geneti¤i de¤ifltirilmifl ürünlerin ekimi ve ticaretine iliflkin<br />

tart›flmalar yeni bir boyut kazand›.<br />

Almanya'da “Mon 810” ad›ndaki, genleri de¤ifltirilmifl m›s›r tohumlar›n›n<br />

ekiminin yasaklanmas›n›n ard›ndan, 1998 y›l›nda yürürlü¤e giren ve biyo-teknolojik<br />

geliflmelerin patent haklar›n› düzenleyen Avrupa Birli¤i (AB)<br />

yönetmeli¤inin de sertlefltirilmesi talep ediliyor.<br />

Sivil toplum kurulufllar›, yönetmeli¤in güncel geliflmelerin gerisinde<br />

kald›¤› ve yasal boflluklar›n Amerikan flirketi Monsanto gibi geneti¤i de¤ifltirilmifl<br />

tohumlar›n ticaretini yapan flirketlere kar sa¤lad›¤› görüflünde.<br />

AB Patent yönetmeli¤i protesto edildi<br />

Münih’de, AB patent yönetmeli¤ini k›nayan eylemciler, sokaklara döküldü.<br />

Avrupa Patent Dairesi'nin önünde gösteri yapan eylemciler özellikle<br />

Monsanto taraf›ndan gelifltirilen domuz yemlerine patent hakk› verilmesini<br />

protesto etti. Bu yemlerle beslenen domuzlar›n bünyesinde bir gen harekete<br />

geçiyor ve domuzlar›n etleri daha dolgun hale geliyor.<br />

Giderek daha fazla say›da biyo-teknoloji firmas›, çeflitli ifllemler sonucu<br />

genleriyle oynayarak elde ettikleri ürünün patentini almak için baflvuruda<br />

bulunuyor. Ancak di¤er yandan da geneti¤i de¤ifltirilmifl ürünler üzerindeki<br />

tart›flmalar alevleniyor.<br />

Çiftçiler uluslararas› flirketlere ba¤›ml› hale geliyor<br />

Çevre örügütü Greenpeace'den Christoph Then, yüzy›llard›r uygulanan<br />

besicilik yöntemlerine patent verilmesinin, çiftçileri uluslararas› flirketlere<br />

ba¤›ml› hale getirdi¤ini belirterek ekonomik kayg›lar›n alt›n› da çiziyor. Bunun<br />

do¤uraca¤› olumsuz sonuçlara dikkat çeken Hessen Eyaleti Baflbakan›<br />

Michael Boddenberg ise, “Tar›mda kullan›lan ürünlerin patentlenmesi, güçlü<br />

konumda bulunan firmalar›n, orta halli tohumculuk firmalar›n› piyasadan<br />

silmesine yol aç›yor" fleklinde konufltu. DW / Münih<br />

‘Comenius’ projesinin finali<br />

‹stanbul’da gerçeklefltirildi<br />

Türkiye’nin baflar›l› okullar›ndan<br />

‹stanbul Atatürk Fen Lisesi, yenilebilir<br />

enerjilerin kamuoyuna duyurulmas›<br />

amac›yla Almanya, ‹spanya<br />

ve Fransa'dan üç okulla birlikte<br />

yürüttü¤ü “Comenius” projesinin<br />

final aya¤›n› Mart ay›nda ‹stanbul'da<br />

gerçeklefltirdi.<br />

Çevre dostu olan yenilenebilir<br />

enerjilerin kullan›m›n› artt›rmay›<br />

teflvik etmek amac›yla üç senedir<br />

yürütülen proje kapsam›nda ö¤renciler,<br />

sosyal, kültürel ve entellektüel<br />

geliflimini destekleyen ziyaretlerin<br />

sonuncusu için ‹stanbul'da bir<br />

araya geldi.<br />

Proje çerçevesinde okul müdürü<br />

Akif Baflak, ingilizce ö¤retmeni<br />

Nefle Marmara ve fizik ö¤retmeni<br />

Hac› Veli Torun’un önderli¤inde 23<br />

kiflilik Comenius Okul Ö¤renci Grubu;<br />

tüm enerji ihtiyaçlar›n› günefl,<br />

rüzgar gibi yenilenebilir enerji kaynaklar›ndan<br />

karfl›layan ‘Benim<br />

Evim’ maketini hayata geçirdi. Bahçeflehir<br />

Üniversitesi’nin teknik deste¤iyle<br />

gerçeklefltirilen projenin final<br />

aya¤›nda Almanya, ‹spanya ve<br />

Fransa’dan gelen ö¤rencilere ‹stanbul’un<br />

tarihi ve turistik mekanlar›n›<br />

kapsayan bir flehir turu da yapt›r›ld›.<br />

IP / <strong>Istanbul</strong><br />

EKONOM‹<br />

AB, ambalaj üzerindeki kat›<br />

kurallar› yumuflat›yor<br />

Sat›fla ç›kar›lacak muzlar›n e¤iminden, domateslerin çap›na kadar her fleye standart<br />

uygulamas›yla elefltirilen AB, bu yöndeki kurallar›n› yumuflat›yor. Art›k ambalajl› ürünlerin<br />

gramaj›nda farkl›l›klar olmas› mümkün.<br />

Almanya'da da Birlik içindeki yeni<br />

düzenlemeler do¤rultusunda bundan<br />

böyle marketlerden, 500 gr. ya da<br />

1 kg'l›k makarnalar yerine 315 graml›k<br />

makarnalar sat›n al›nabilecek. Standard›n<br />

kald›r›lmad›¤› yegane ürünlerse<br />

flarap ve alkol düzeyi yüksek içkiler.<br />

Öte yandan, tüketiciyi koruma<br />

dernekleri, vatandafllar›n bu sayede<br />

al›flverifllerinde büyük ambalajlar›n<br />

içindeki düflük gramajl› ürünlerle yan›lt›labilece¤i<br />

görüflünde.<br />

S›n›rlar kalk›yor<br />

Almanya'da ambalaj tasar›mc›lar›<br />

için yeni bir ça¤ bafll›yor. Zira art›k haz›r<br />

g›da maddeleri ambalajlar› akla ge-<br />

Say›: 3 | Nisan 2009<br />

istanbulpost.net<br />

lebilecek her flekilde tasarlan›p sat›fla<br />

sunulabilecek. Ekonomi Bakanl›¤› da<br />

1981 y›l›ndan beri uygulamada olan ve<br />

ambalajlar›n içindeki ürünlerin asgari<br />

miktar›n› belirleyen standard›n kald›r›ld›¤›n›<br />

duyurdu.<br />

Fiyat art›fl› korkusu<br />

Tüketiciyi koruma dernekleriyse,<br />

üreticilerin ürünlerinde gizli fiyat art›fllar›<br />

yapabilece¤inden endifle ediyor.<br />

Almanya Tüketiciyi Koruma Dernekleri<br />

Birli¤i'nden Gerd Billen endiflelerini,<br />

“Bu sayede üreticilerin müflterilere<br />

yönelik kapsaml› doland›r›c›l›k<br />

hedefiyle hareket edeceklerini düflünmüyorum.<br />

Ancak baz› ürünlerde<br />

17<br />

gizli bir fiyat art›fl› yap›lmas› mümkün.<br />

Ayn› ürünün milyonlarca kez sat›ld›¤›<br />

düflünülürse nas›l bir kazanca yol açabilece¤i<br />

ortada” diye konufltu.<br />

Alman hükümeti, ambalajlardaki<br />

standartlar›n kald›r›lmas›yla AB'de bu<br />

yöndeki yeni düzenlemeler çerçevesinde<br />

hareket edildi¤ini aç›klad›. Buna<br />

göre, tüketicilerin ihtiyaçlar› art›k daha<br />

iyi karfl›lanm›fl olacak. Ancak Berlin<br />

Tüketiciyi Koruma Derne¤i'nden<br />

Christof Römer uygulaman›n tüketicilere<br />

fayda sa¤lamayaca¤›n› belirtirken,<br />

Perakendeciler Birli¤i ise amac›n<br />

insanlar› kand›rmak de¤il, zengin<br />

seçenekler sunmak oldu¤unu söylüyor.<br />

IP / Berlin


18<br />

Cihangir ile Mitte<br />

kardefl semt oldu<br />

Cihangiri Güzellefltirme Derne¤i ve ‹stanbul 2010 Avrupa<br />

Kültür Baflkenti Ajans› deste¤i ile Cihangir ve Mitte aras›nda<br />

'kardefl' olma giriflimleri bafllat›ld›. Bu çerçevede 18 Cihangirli<br />

sanatç›, Nisan ay›nda Baflkent Berlin'e geldi.<br />

‹stanbul ve Berlin'in 20. kardefllik y›l›nda gerçekleflen proje<br />

çerçevesinde, her iki kente karfl›l›kl› sanatç› ak›n› bafllayacak.<br />

Nisan ay›nda Cihangirli sanatç›lar› a¤›rlayan Mitteli sanatç›lar<br />

da, May›s ay›nda ‹stanbul'da olacaklar. Her iki metropolden sinema,<br />

tiyatro, müzik ve edebiyat çevrelerinden, toplam 36 konuk<br />

a¤›rlanacak. Davet edenlerin evlerinde misafir olacak olan<br />

sanat elçileri, eserlerini karfl›l›kl› olarak, her iki ilçenin sokaklar›nda<br />

insanlar›n ilgisine sunacak. IP / Cihangir - Mitte<br />

Niederrhein bölgesine<br />

ifl adamlar› gezisi<br />

Türk giriflimci firmalar› için 13-15 May›s 2009 tarihinde Niederrhein<br />

Bölgesi'ne bir gezi düzenlenecek.<br />

Almanya'n›n Kuzey Ren Vestfalya (NRW) bölgesinde faaliyet<br />

gösteren Alman-Türk Ticaret Bürosu, Alman flirketlerine<br />

Türkiye'deki, Türk flirketlerine ise Almanya'daki faaliyet alanlar›nda<br />

destek veriyor. Bu çerçevede, Türk giriflimci firmalar› için<br />

Niederrhein Bölgesi'ne bir gezi düzenleniyor.<br />

Gezi kapsam›nda kat›l›mc›lar Alman firmalar› ile Türk firmalar›n›<br />

bir araya getirecek ikili görüflmelerin ve uluslararas› platformda<br />

ortakl›k ve anlaflmalar yapma f›rsat›n›n yan› s›ra, kat›l›mc›lar,<br />

Niederrhein Bölgesi’ni de tan›ma imkân› bulabilecek.<br />

www.dth-international.de<br />

Say›: 3 | Nisan 2009<br />

istanbulpost.net BÖLGELER<br />

Hemflehri dernekleri<br />

Türk kültürünü yaflat›yor<br />

Avrupa genelinde gurbetçiler taraf›ndan kurulan hemflehri derneklerinin, yeni neslin<br />

Türk kimli¤ini tan›mas› ve korumas› yönünde katk›s› büyük. Yurt d›fl›nda Türk kültürü,<br />

dili ve yöresel al›flkanl›klar›, yap›lan faaliyetlerle yaflat›lmaya çal›fl›l›yor.<br />

Berlin Karadeniz Dernekler Birli¤i<br />

(BKDB) bu y›l ikincisini düzenledi¤i 'Kültür<br />

A¤›rl›kl› Bilimsel Panel'de Karadeniz'de<br />

çevre sorunlar› organik tar›m ve<br />

kültür miras› ile ilgili bilimsel konular ele<br />

al›nd›. Berlin Türkevi'ndeki programda<br />

konuflan Berlin Baflkonsolosu Mustafa<br />

Pulat, hemfleri dernekleri yurt d›fl›nda<br />

özellikle Türk kültürünün, dilinin yöresel<br />

al›flkanl›klar›n faaliyetlerle yaflat›lmas›nda<br />

hayat› bir ifllev gördü¤ünü belirterek,<br />

“Bu derneklerin özellikle çocuklar›m›z›n<br />

burada Türkiye'den, Türk toplumundan<br />

kopmamalar› bak›m›ndan çok büyük faydalar›<br />

var” dedi. Karadeniz'in çok göç veren<br />

bir bölge oldu¤una vurgu yapa Pulat,<br />

“Karadeniz çok göç veren bir bölge oldu-<br />

¤u için istihdam oluflturam›yor. Ama do-<br />

¤al yap›s› ve turizm özellikleri bunun de-<br />

¤iflmesi için önemli bir f›rsat. Bölgemizde<br />

çevremize gösterece¤imiz özen turizmin<br />

geliflmesinde do¤rudan irtibatl› olacakt›r”<br />

dedi.<br />

Dernekleflmede<br />

Karadenizliler ilk s›ralarda<br />

Berlin Karadeniz Dernekler Birli¤i<br />

Baflkan› Eflref Çevik de, “Bu dernekler y›llardan<br />

beri 3 bin kilometre uzak olmam›za<br />

ra¤men ülkemize sa¤l›k ve e¤itim alan›nda<br />

kendi çal›flmalar›yla birlikte katk›lar<br />

sunmaktad›r. Bizlerde yerel dernekler<br />

olarak kendi imkanlar ölçümüzde, kültürümüzü,<br />

örf ve ananelerimizi, birlikte yaflamaya<br />

ve yaflatmaya çal›fl›yoruz” dedi.<br />

Kendimizi burada, yaflad›¤›m›z topluma,<br />

hem entegrasyon anlam›nda, hem çevre<br />

sorunlar› anlam›nda hem de sosyal ve<br />

kültürel alanlarda duyarl› olmak istediklerini<br />

ifade eden Çevik, “Bu birli¤in nihai<br />

bir hedefi var. Kültürümüzü yaflatma ad›na<br />

ilerde 'Karadeniz Yayla fienlikleri' ad›<br />

alt›nda daha organizeli daha güçlü, bir<br />

haftaya yay›lacak bir kültür etkinli¤i düzenlemek”<br />

fleklinde konufltu.<br />

Programda daha sonra Karadeniz<br />

Teknik Üniversitesi (KTÜ) Çevre Koruma<br />

ve Gelifltirme Kürsüsü Müdürü Prof. Dr.<br />

Burhan Sad›klar, Karadeniz'de çevre sorunlar›,<br />

organik tar›m ve kültür miras› ile<br />

ilgili bilimsel bir konferans sunumu yapt›.<br />

Prof. Sad›klar, Karadeniz Bölgesi'nin çevre<br />

sorunlar›n› anlatt›¤› sunumunda, insanlar›n<br />

çevreyi koruma ad›na daha bilinçli<br />

davranmalar› konusuna vurgu yapt›.<br />

Berlin Türk Cemaati Baflkan› Bekir<br />

Y›lmaz ve çok say›da dernek üyelerinin<br />

kat›ld›¤› Berlin Karadeniz Dernekler Birli-<br />

¤i gecesinde ayr›ca yöresel k›yafetlerle<br />

halk oyunlar› sergilenirken, gelen misafirlere<br />

Karadeniz yöresine ait yemekler<br />

ikram edildi. IP / Berlin


KÜLTÜR<br />

Duisburg kentinde ''Bo¤aziçi-Kültürler Geçidi'' ad›yla 24 Nisan-13 May›s 2009 tarihleri aras›nda<br />

festival düzenleniyor. Festival birçok sürprizle konuklar›n› karfl›lamay› bekliyor.<br />

''Bo¤aziçi-Kültürler Geçidi''<br />

''Münchner Kammerspiele''<br />

adl› Alman oyuncu toplulu¤u<br />

6 May›s Çarflamba akflam›,<br />

Duisburg’da Orhan Pamuk'un '<br />

'Kar'' roman›n› sahneye<br />

uyarlayacak.<br />

Kaya Yanar’dan<br />

3 film birden<br />

Ünlü Türk komedyen Kaya Yanar'›n 3 sinema<br />

filminde oynayaca¤› bildirildi.<br />

Yap›m flirketinin aç›klamas›nda, 3 film için anlaflma<br />

yap›lan Yanar'›n, senaryolar›n› yazaca¤›<br />

filmlerde bafl rolü de oynayaca¤› belirtildi. Yanar'›n<br />

ilk filminin 2010 y›l›n›n sonunda gösterime girmesinin<br />

planland›¤› ifade edildi. fiirketin Yönetim Kurulu<br />

Baflkan› Martin Moszkowicz, "Yanar'›n Almanya'da<br />

birinci s›n›f komedyen oldu¤unu, haz›r cevapl›l›¤›<br />

ve de¤iflim yetene¤iyle kendini ispatlad›¤›n›"<br />

söyledi.<br />

Yanar, Alman özel kanal› "SAT.1"de yay›mlanan<br />

"Was guckst du?" (Ne bak›yorsun?) adl› komedi<br />

program›yla 2001 y›l›nda Alman Televizyon Ödülünü<br />

ve Komedi Ödülünü kazanm›flt›. IP KR / Bonn<br />

Say›: 3 | Nisan 2009<br />

istanbulpost.net<br />

Festivalle ilgili olarak Duisburg Tiyatrosu'nda bas›n toplant›s›<br />

düzenleyen yetkililer, Türk göçmenlerden festivale ilgi<br />

göstermelerini beklediklerini belirtti.<br />

Duisburg Tiyatro Müdürü Ute Saalmann, tiyatro oyunlar›<br />

ve sahne sorumlusu Michael Steindl ve Duisburg Belediyesi<br />

Göçmenler Uyum Dairesi Baflkan› Leyla Özmal ile birlikte düzenledi¤i<br />

bas›n toplant›s›nda, ''Uyumdan ziyade, yapt›¤›m›z<br />

kültürel ve sanatsal çal›flma ve etkinliklerle insanlar› kaynaflt›r›yoruz''<br />

dedi.<br />

Türkiye ve Almanya’dan tiyatro gruplar›<br />

Program ak›fl› konusunda bilgiler veren ve izleyicileri büyülemek<br />

istediklerini ifade eden Saalmann, festivalin Mercatorhalle<br />

adl› salonda 24 Nisan’da saat 20.00'de, ‹stanbul'a<br />

edebi bir yaklafl›mdan ve fievval Sam'›n verece¤i bir konserden<br />

oluflan zengin bir kültür program›yla bafllayaca¤›n› kaydetti.<br />

Grup halinde kat›l›mc›lara özel indirimlerin de yap›laca¤›<br />

Festival çerçevesinde 3 May›s’ta ‹stanbul 5. Sokak Tiyatrosu<br />

''Ashura'' adl› oyunuyla 12 dilde bir flark›lar akflam› sunacak.<br />

Yine ‹stanbul'dan gelecek ''Garajistanbulpro Tiyatrosu'' 13<br />

May›s’ta Kemal Gökhan Gürses'in çizgi roman›ndan uyarlanm›fl<br />

''Histanbul'' adl› eserin Almanya prömiyerini gerçeklefltirecek.<br />

Orhan Pamuk’un Kar roman› sahnede<br />

Bunun yan› s›ra Almanya'dan ''Münchner Kammerspiele''<br />

adl› Alman oyuncu toplulu¤u 6 May›s Çarflamba akflam›, Orhan<br />

Pamuk'un ''Kar'' adl› roman›n› sahneye uyarlayacak.<br />

Euripides'in "Medea" adl› oyunu da 9 ve 10 May›s’ta gösterilecek.<br />

Frankfurt kentindeki Theateripherie Tiyatrosu, göçmen<br />

gençlerle birlikte hayata geçirdi¤i bir tiyatro projesiyle 11 ve<br />

12 May›sta Genceli Nizami'nin roman›ndan uyarlanan ''Leyla<br />

ve Mecnun''u sahneleyecek. IP KR / Duisburg<br />

Anadolu Atefli büyülüyor<br />

Anadolu Atefli dans ve gösteri grubu Hamburg’da<br />

izleyenleri büyüledi. Grup 12 ila 24<br />

May›s tarihleri aras›nda Deutsches Theater<br />

Münih’de gösterilerini sürdürecek.<br />

Anadolu topraklar›nda yaflayan efsanelerden kayna¤›n›<br />

alan gösterinin ilk bölümünde Orta Asya fiaman<br />

Türkleri, Yezidi, Zerdüflt, Alevi, Do¤u ve Güneydo¤u<br />

Anadolu, Akdeniz ve Ege motifleri sergilendi.<br />

Gösterinin ikinci bölümünde de, Do¤u Anadolu,<br />

Ege, ‹stanbul, Karadeniz, Trakya, Balkan ve<br />

‹stanbul'dan dans ve müzik gösterileri sahnelendi.<br />

Münih’de devam ediyor<br />

Anadolu Atefli dans ve gösteri grubunun<br />

gösterileri Almanya’n›n yan›s›ra Hollanda,<br />

‹sviçre, Amsterdam ve ‹ngiltere'de sürecek.<br />

3000 y›ll›k Anodolu kültürünün<br />

danslarla yans›t›ld›¤› eflsiz<br />

gösteriler Münih’te Deutsches<br />

Theater’da 12-24 May›s<br />

tarihleri aras›nda<br />

devam edecek.<br />

19<br />

Orientation<br />

yeni albümünü<br />

ç›kar›yor<br />

Baflkent Berlin'de müzik çal›flmalar›n›<br />

sürdüren ve üyeleri aras›nda<br />

Türklerin de bulundu¤u "Orientation"<br />

adl› Türk-Alman grup üçüncü<br />

albümünü ç›kar›yor.<br />

"Akuma" flirketi taraf›ndan yap›lan<br />

aç›klamada, grubun flark›c›s›, ayn›<br />

zamanda söz yazar› ve yap›mc›<br />

olan Bekir Karao¤lan ile grupta bas<br />

gitar çalan Andras Advocado taraf›ndan<br />

haz›rlanan "Orientation B‹Z" adl›<br />

albüm piyasaya ç›kacak. 10 parçan›n<br />

yer ald›¤› albümün Türkiye'de de dinleyicilerle<br />

buluflaca¤› ifade edildi.<br />

Advocado, albümde özellikle ön<br />

planda tutulan Bekir Karao¤lan'›n<br />

çok güzel sesi oldu¤unu ve her duyguyu<br />

çok iyi flekilde yans›tt›¤›n› kaydetti.<br />

"Orientation" grubu, Berlin Film<br />

Festivali'nde (Berlinale) 2004 y›l›nda<br />

"Alt›n Ay›" ödülünü kazanan Fatih<br />

Ak›n'›n "Duvara Karfl›" filminin müzi-<br />

¤ini yapm›flt›.<br />

Karao¤lan ve Advocado; Ceza,<br />

Ekofresh, Aziza-A, Sultana ve Muhabbet<br />

gibi sanatç›lar için de yap›mc›l›k<br />

ve söz yazarl›¤› yapt›. IP KR / Berlin<br />

17 ça¤dafl Türk<br />

sanatç›s›ndan<br />

Berlin’de sergi<br />

Baflkent Berlin'de 17 Türk sanatç›s›n›n<br />

eserlerinin yer ald›¤› ''Zeitgeist''<br />

adl› karma sanat sergisinin tan›t›m›<br />

Berlin Baflkonsoloslu¤u himayesinde<br />

Türkevi’nde yap›ld›. Ça¤dafl<br />

Türk sanat›n›n 17 temsilcisinin eserlerinin<br />

aras›nda soyut ve figüratif yeni<br />

akspresyonist çal›flmalar öne<br />

ç›k›yor. Sergiye Reyhan Arabac›o¤lu,<br />

Osman Akçit, Ercan Ayçiçek, Sema<br />

Bicik, Bar›fl Eren, Bahad›r Gökay, Y›ld›z<br />

Ersa¤d›ç, Metin Erkan Kafkas, Ekrem<br />

Kadak, Gürcan Öner, Cezmi Orhan,<br />

Tuncay Topcu, Reyhan Somuncuo¤lu,<br />

Feriha Tu¤ran ve Perihan<br />

Yaln›zc›k resim, Zeynep Eren heykel<br />

ve Yavuz Alatan foto¤raflar›yla kat›l›yor.<br />

Sergi 15 May›s 2009 tarihine<br />

kadar ziyaretçilere aç›k kalacak.<br />

IP KR / Berlin


20<br />

Türk<br />

giriflimcilerin<br />

say›s› 72 bini<br />

geçti<br />

Türk-Alman E¤itim ve Bilimsel<br />

Araflt›rmalar Vakf› (TAVAK) taraf›ndan<br />

yap›lan aç›klamada, Almanya'daki<br />

Türk giriflimcilerin say›s›n›n<br />

2008 y›l› sonunda 72 bini aflt›¤›, bu<br />

say›n›n 2007 y›l›nda 70 bin civar›nda<br />

oldu¤u belirtildi.<br />

Türk giriflimcilerin y›ll›k cirolar›n›n<br />

da 2008 y›l›nda krize ra¤men<br />

32,9 milyar Euro’ya yükseldi¤i ifade<br />

edildi.<br />

Artan ekonomik güç<br />

Aç›klamada, Almanya'daki Türk<br />

giriflimcilerin yat›r›m hacminin de<br />

toplam 8 milyar Euro’ya yaklaflt›¤›<br />

belirtilerek, 2008 y›l›nda Alman vatandafll›¤›na<br />

geçen Türklerin say›s›n›n<br />

780 bin, Almanya'da yaflayan<br />

Türk vatandafllar›n›n say›s›n›n da<br />

1 milyon 750 bin oldu¤u ifade edildi.<br />

Almanya'da yaflayan Türkler ve<br />

Türk kökenlilerin toplam say›s›n›n<br />

ise 2 milyon 790 bin oldu¤u belirtilen<br />

aç›klamada, Alman vatandafll›¤›na<br />

geçen Türk ve Türk kökenlilerin toplam<br />

say›s›n›n da 1 milyon 40 bin civar›nda<br />

oldu¤u kaydedildi.<br />

TAVAK mütevelli heyeti üyesi Faruk<br />

fien, Almanya'da 1985 y›l›nda ortaya<br />

ç›kmaya bafllayan Türk giriflimcilerin<br />

Alman ekonomisindeki yerinin<br />

her geçen gün daha büyük boyutlara<br />

ulaflt›¤›na dikkat çekerek, Avrupa<br />

ülkelerindeki Türk kökenli iflletmelerin<br />

de 115'in üzerinde farkl› sektörde<br />

faaliyet gösterdiklerini, bunun<br />

da Türk toplumunun baflar›s›n›, cesaretini<br />

ve at›l›mc› gücünü ortaya ç›kartt›¤›n›<br />

bildirdi. TAVAK / Essen<br />

Air Berlin’e<br />

Türk ortak<br />

Küresel kriz nedeniyle zor günler<br />

geçiren Almanya'n›n en büyük ikinci<br />

havayolu flirketi Air Berlin'e Türk ortak<br />

geldi. TUIfly ile karfl›l›kl› hisse al›m›<br />

ve iflbirli¤i karar› alan Air Berlin<br />

flimdi de hisselerinin yüzde 15'inin<br />

Pegasus ve ‹zAir Havayollar›'n›n sahibi<br />

ve geçen y›l 445 milyon Euro ciro<br />

yapan ESAS Holding'e satt›.<br />

Öte yandan Lufthansa'dan sonra<br />

Almanya'n›n ikinci büyük havayolu<br />

flirketi olan Air Berlin'in geçen y›l› zararla<br />

kapatt›¤› bildirildi. Rakamlara<br />

göre, flirket 2008 y›l›nda 75 milyon<br />

Euro zarar etti. Air Berlin'den yap›lan<br />

aç›klamada birlikte flirketin küresel<br />

ekonomik krizi aflmaya çal›flaca¤›<br />

kaydedildi. IP / Berlin<br />

Say›: 3 | Nisan 2009<br />

istanbulpost.net<br />

Baflbakan Recep Tayyip Erdo¤an, eski fiansölye<br />

Gerhard Schdöder’in 65. do¤um günü kutlamas›na<br />

kat›lmak üzere Hannover’e sürpriz ziyarette<br />

bulundu. Erdo¤an, ziyaretin ikinci gününde Alman<br />

gazetecilerle bir araya geldi.<br />

Burada bir soru üzerine Türkiye'nin üyeli¤inin<br />

AB'yi güçlendirece¤ini vurgulayan Erdo¤an, Türkiye'nin<br />

Avrupa ile Ortado¤u aras›nda köprü rolünün<br />

de AB için büyük önem tafl›d›¤›n› kaydetti.<br />

Ankara'n›n, Almanya'da yaflayan Türklerin uyumunu<br />

destekledi¤ini ifade eden Erdo¤an, Türkler<br />

aras›nda e¤itim ve iflsizlik sorununa dikkat çekti<br />

ve bu konular›n üzerine gidilmesi gerekti¤ini vurgulad›.<br />

Türkiye seçim malzemesi olmas›n<br />

Baflbakan, seçim dönemine giren Almanya'da,<br />

uyum tart›flmalar›n›n ve Türkiye'nin AB sürecinin<br />

seçim malzemesi yap›lmamas›n› istedi.<br />

Baflbakan Erdo¤an, daha sonra Türk sivil toplum<br />

örgütlerinin temsilcileriyle de bir araya geldi.<br />

Erdo¤an burada yapt›¤› konuflmada, Türk kökenli<br />

Alman vatandafllar›na, genel seçimlerde mutlaka<br />

oy kullanmalar› ça¤r›s›nda bulundu. Erdo¤an,<br />

“Muhakkak sand›¤a gidin, muhakkak sonuç üzerinde<br />

etkili olacak oylar›n›z› kullan›n” dedi.<br />

Alman vatandafll›¤›na geçin<br />

Almanya'da yaflayan Türklerin Alman vatandafl›<br />

olmalar› konusunda da çekinmemelerini isteyen<br />

Erdo¤an, Almanca'y› ö¤renme konusunda da<br />

Türklerin hiçbir tereddüt göstermemeleri gerekti-<br />

¤ini ifade etti:<br />

"Bunu kesinlikle baflarmal›s›n›z, baflarmal›y›z.<br />

Tabii ki yavrular›m›z, gençlerimiz en iyi flekilde<br />

Türkçe'yi ö¤renecekler. Türkçe'yi ö¤renmeyen iyi<br />

flekilde Almancay› ö¤renemez. Önce bunu ciddi<br />

flekilde baflarmal›y›z. Zaten dil e¤itiminin esas› bu-<br />

dur. Önce kendi dilini iyi bileceksin ki yabanc› dili<br />

ö¤renebilesin. ‹yi bir e¤itim almak ve iyi derecede<br />

Almanca ö¤renmek, Almanya'n›n siyasi, ekonomik,<br />

kültürel ve ticari yaflam›na katk› ve kat›l›mda<br />

bulunmay› da kolaylaflt›racakt›r”<br />

Almanya'da sivil toplum örgütlerinin her<br />

alanda öncü rol oynamak zorunda oldu¤unun alt›n›<br />

çizen Baflbakan Erdo¤an, Türk kurulufllar›na ortak<br />

hedefler do¤rultusunda ittifak yapmalar› tavsiyesinde<br />

bulundu. <strong>Istanbul</strong> Post / Hannover<br />

“Daha fazlas›n› bilmek isteyen herkes için”<br />

“Dil ö¤renmek, Almanya’ya<br />

katk› ve kat›l›m› kolaylaflt›r›r”<br />

Eski Almanya Baflbakan Schröder'in do¤um günü kutlamas›na kat›lmak için Hannover'a<br />

gelen Baflbakan Erdo¤an, Alman gazetecilerle buluflarak sorular› cevaplad›.<br />

Erdo¤an burada, “‹yi bir e¤itim almak ve iyi derecede Almanca ö¤renmek, Almanya'n›n<br />

siyasi, ekonomik, kültürel ve ticari yaflam›na katk› ve kat›l›mda bulunmay› da<br />

kolaylaflt›racak” diye konufltu.<br />

Erdo¤an, eski Almanya Baflbakan› Gerhard Schröder'in do¤um günü kutlamas› için<br />

gitti¤i Almanya'da, Türklere önemli mesajlar verdi. Erdo¤an politikac›lara da seslenerek<br />

Türkiye’nin seçim malzemesi yap›lmamas›n› istedi.<br />

Baflbakan Erdo¤an’a<br />

Avicenna Ödülü<br />

Türk Alman Sa¤l›k Vakf› taraf›ndan 2005 y›l›nda<br />

Giessen'de kurulan Avicenna Derne¤i (‹bn-<br />

Sina Derne¤i) ilk Avicenna Ödülü'nü Türkiye'nin<br />

de Eflbaflkan› oldu¤u Medeniyetler ‹ttifak›'na<br />

vermeyi uygun gördü. Ödül 10 May›s’ta<br />

Frankfurt’ta yap›lacak törenle verilecek.<br />

Türklerin Berlin’de 200 y›ll›k öyküsü<br />

Yazar Hilke Gerdes, Yefliller Partisi Eflbaflkan› Cem Özdemir’in<br />

de kat›ld›¤› toplant›da Bebra yay›nevi taraf›ndan<br />

yay›nlanan yeni kitab› ''Türken in Berlin''i tan›tt›.<br />

Tan›t›m akflam›nda gelenekselin d›fl›na ç›k›larak, kitap okuma yerine göçmenler<br />

ve Türkler'in Berlin'de uyum ve Almanlar ile iliflkileri tart›fl›ld›. Konuflmas›na,<br />

''Ben bu kitab› Almanlar için yazd›m'diyerek bafllayan yazar Hilke Gerdes,<br />

'Berlin Almanya'da en fazla Türk vatandafl›n›n yaflad›¤› kent. Bu kitapta 200<br />

y›ll›k bir öykü var. Önce elçi, daha sonra misafir iflçi olarak gelen bu insanlar,<br />

art›k Baflkent'in ayr›lmaz parças› oldular. Ne yaz›k ki, yüzy›llard›r bu insanlarla<br />

birlikte yaflayan Almanlar, henüz onlar› yeterince tan›m›yor ve tan›mak istekleri<br />

de yok gibi görünüyor'' tespitinde bulundu.<br />

Toplant›ya kat›larak yazara destek veren Cem Özdemir, Berlin'de birçok sorun<br />

oldu¤una de¤inerek, ''Ancak bunlar etnik de¤il, sosyal sorunlar. Problemler<br />

böyle ele al›n›rsa, daha gerçekçi olur. Almanlar uyumdan çok bahsediyorlar,<br />

ancak ne oldu¤undan fazla haberleri yok. Yabanc›lar niye ve nas›l Almanlara<br />

uyum göstersinler? Önce buna cevap vermeleri gerekiyor. Önemli olan Almanya'da<br />

yaflayan göçmenlerin nereden geldikleri de¤il, neye ulaflmak istedikleri<br />

ile de¤erlendirilmeleri” diye konufltu. IP / Berlin


Ein Industriezweig mit hohen Wachstumsraten und<br />

technologischen Impulsen<br />

Eine LKW-Armada<br />

genügt nicht<br />

Das Türkische Statistikinstitut gibt die Zahl der kommerziell eingesetzten<br />

LKW im Jahr 2006 mit 433.805 an. Damit ist die Zahl der LKW innerhalb<br />

von vier Jahren um rund 160.000 gestiegen. Hinter dieser Entwicklung<br />

steht eine starke Ausweitung des türkischen Außenhandels. Nimmt<br />

man den auf der Basis von 2003 erstellten Mengenindex des Außenhandels<br />

als Grundlage, so lag im Dezember 1999 der Wert bei 58,3 Punkten, während<br />

er im Dezember 2008 trotz Krise einen Wert von 136,7 Punkten erreichte.<br />

Die Spitzenwerte im vergangenen Jahr lagen bei über 180 Punkten.<br />

Dieser Außenhandel muss bewegt werden und dabei entfällt ein<br />

bedeutender Anteil auf den Straßenverkehr. Ein wichtiger Grund dafür<br />

sind Lücken in der Hafen- und Bahninfrastruktur, die nicht nur den Handel<br />

in der Türkei betreffen, sondern auch die Transittransporte. So zeigt eine<br />

Karte des Generaldirektorats für das Straßenwesen ein besonders hohes<br />

Transportaufkommen zwischen <strong>Istanbul</strong> und Izmir sowie auf der Strecke<br />

nach Georgien.<br />

Verkehrsplanung bis 2013 vorgestellt<br />

Im Februar stellte das Verkehrsministerium den strategischen Plan zur<br />

Verkehrsentwicklung von 2009 bis 2013 vor. Eines der Leitziele ist, die<br />

starke Dominanz des Straßengüterverkehrs zugunsten kombinierter Verkehrssysteme<br />

mit Bahn und Schifffahrt zu überwinden.<br />

Gleichwohl sieht der Plan den Bau neuer Autobahnen vor, die insbesondere<br />

die Erschließung von Izmir verbessern sollen. Vorgesehen ist<br />

eine Autobahn Izmir-Edirne mit Dardanellen-Übergang, eine Ankara-Izmir<br />

Autobahn und eine <strong>Istanbul</strong>-Izmir Autobahn.<br />

Unter den Schienenprojekten stechen die Erneuerung der Strecken<br />

von Edirne-<strong>Istanbul</strong> nach Ankara sowie den Ausbau von Ankara-Sivas und<br />

Ankara-Konya hervor. Alle genannten Streckenabschnitte sollen für<br />

Hochgeschwindigkeitszüge hergerichtet werden. Zur Verbesserung kombinierter<br />

Transportsysteme ist vorgesehen, an elf Standorten verteilt über<br />

die ganze Türkei Logistikzentren zu errichten.<br />

Weiterhin sieht das Verkehrsministerium vor, die Küstenmotorschiffflotte<br />

zu erneuern. Neben einem positiven Effekt für die türkischen<br />

Werften soll außerdem ein größerer Teil des Frachtverkehrs auf See verlagert<br />

werden.<br />

Zur Finanzierung der Projekte sind neben Privatisierungsmaßnahmen<br />

auch weitere Modelle von public private partnership vorgesehen. Die<br />

Entwicklung des Verkehrssektors soll von einer Umstrukturierung von<br />

Post-, Bank- und Logistikleistungen begleitet und in Übereinstimmung mit<br />

EU-Entwicklungen verwirklicht werden.<br />

Bunte Interessenvertretung<br />

UND<br />

Präsident<br />

Tamer<br />

Dinçflahin<br />

Fast spiegelbildlich zur Vielzahl<br />

von kleinen Unternehmen ist auch<br />

die Interessenvertretung stark differenziert.<br />

Es gibt Vereine für den internationalen<br />

Lastverkehr, den Logistik-Sektor,<br />

den nationalen Lastverkehr<br />

sowie ergänzende Zusammenschlüsse.<br />

Zu den größten und ältesten gehört<br />

der Verein internationaler Spediteure<br />

(www.und.org.tr). 1974 gegründet,<br />

vereinigt er 940 Mitglieder.<br />

Eine weitere große Organisation<br />

ist der Verein der Dienstleister für<br />

internationale Logistik und Transporte<br />

(www.utikad.org.tr). Im 1986<br />

gegründeten Verein sind 300 Firmen<br />

organisiert.<br />

Der Logistik Verein (www.loder.org.tr)<br />

wurde erst 2001 gegrün-<br />

det. Der Verein versteht sich als Berufsorganisation und hat sich zum Ziel<br />

gesetzt, einen Jahreskongress zur Logistik durchzuführen. Hinzu kommen<br />

Aktivitäten bei der Ausbildung von Nachwuchslogistikern.<br />

LOGISTIK<br />

Ebenso wie beim Transport von<br />

Öl und Gas, hegt die Türkei seit<br />

langem den Traum, auch im Bereich<br />

von Transport und Logistik die<br />

Funktion einer Drehscheibe zwischen<br />

Europa, Mittelasien, dem Kaukasus<br />

und dem Nahen Osten zu übernehmen.<br />

Doch was auf den ersten Blick<br />

einleuchtend wirkt, erweist sich bei<br />

näherer Betrachtung als nicht ganz so<br />

einfach.<br />

Verkehrsinfrastruktur<br />

Anders als in Europa ist die<br />

Verkehrspolitik der vergangenen<br />

zwanzig Jahre in der Türkei von einer<br />

starken Präferenz auf den Straßenverkehr<br />

geprägt. Sowohl beim<br />

Schienen- wie auch beim Seeverkehr<br />

sind bedeutende Investitionen nötig,<br />

die - wenn es der Türkei gelingt, sich<br />

wirksam in die internationalen<br />

Nr.3 | April 2009<br />

istanbulpost.net<br />

Der Rückgang des weltweiten Außenhandels hat auch den türkischen Transport- und Logistiksektor<br />

betroffen. Seine Belebung hängt auch von verkehrspolitischen Weichenstellungen ab.<br />

Der Traum weltweites<br />

Logistikzentrum zu werden<br />

Der Blick auf die Landkarte erweist die Vorteile sofort - die Türkei birgt das Potenzial,<br />

wichtige Logistikaufgaben zu übernehmen. Aber zuvor müssen Probleme gelöst werden.<br />

Transport und Logistik ist ein Sektor mit hochgradiger<br />

Flexibilität. Als Bindeglied zwischen Produktionsstätten<br />

sowie zwischen Produktion, Handel und Verbrauchern<br />

muss er auf sich verändernde Warenströme genauso<br />

schnell reagieren wie auch auf unterschiedliche Verkehrsinfrastrukturen<br />

Rücksicht nehmen. Diese Lösungen<br />

müssen zugleich die beiden für den Kunden relevanten<br />

Faktoren Preis und Geschwindigkeit berücksichtigen und<br />

ein hohes Maß an Zuverlässigkeit bieten.<br />

Stellt der türkische Logistik und Transportsektor für<br />

sich allein genommen bereits einen Wirtschaftsfaktor dar,<br />

so ist er zugleich eine wichtige Säule bei der Entwicklung<br />

der Türkei zu einem Produktionszentrum für Europa.<br />

In den vergangenen Jahren haben dabei Lösungen an<br />

Gewicht gewonnen, die die Stärken verschiedener<br />

Verkehrsmittel miteinander kombinieren. Während mit<br />

Verkehrsplanungsnetzwerke einzubringen,<br />

gleichwohl einige Zeit benötigen<br />

werden, um wirksam zu werden.<br />

Der vor kurzem fertiggestellte<br />

Schienentunnel unter dem Bosporus<br />

soll nicht nur einen Beitrag zur<br />

Lösung von <strong>Istanbul</strong>s Verkehrsproblemen<br />

leisten, sondern zugleich<br />

auch dem Schienenfernverkehr die<br />

Durchfahrt von Thrakien nach Anatolien<br />

ermöglichen. Mit dem begonnenen<br />

Kaukasus-Schienenweg, der über<br />

Georgien und Aserbaidschan eine<br />

Anbindung an die zentralasiatischen<br />

Schienennetze ermöglichen soll,<br />

entsteht so ein Schienennetzwerk<br />

von Portugal bis nach China.<br />

Bei der Schifffahrt schreitet die<br />

Privatisierung der Häfen aufgrund<br />

langwierigen Rechtsstreits nur langsam<br />

voran. Mit dem langsamen Fort-<br />

21<br />

schritt der Privatisierungen verzögern<br />

sich auch nötige Investitionen<br />

zur Steigerung der Hafenkapazitäten.<br />

Industriestandorte<br />

Doch selbst von dem Zeitpunkt<br />

an, ab dem es gelungen ist, ein ausgewogeneres<br />

Verkehrsnetz in der<br />

Türkei aufzubauen, das eine wirksamere<br />

Kombination der verschiedenen<br />

Verkehrsmittel erlaubte, stellt<br />

sich die Frage, wie Warenströme in<br />

Zukunft verlaufen werden.<br />

Zwischen Verkehrsnetzwerken<br />

und Industrieansiedlung besteht eine<br />

Wechselbeziehung. Gelingt die Modernisierung<br />

der türkischen Verkehrssysteme<br />

steigt zugleich die<br />

Attraktivität der Türkei als Industriestandort.<br />

Ein weltweites Logistikzentrum<br />

wiederum lebt nicht nur vom<br />

Transit, sondern auch vom Export.<br />

Kombinierte Systeme mit Zukunft<br />

der Einrichtung einer Güterzuglinie zwischen <strong>Istanbul</strong> und<br />

Köln bereits eine zusätzliche Option geschaffen wurde,<br />

haben türkische Unternehmen in den vergangenen Jahren<br />

zusammen mit europäischen Partnern Kombinationen für<br />

einen Güterverkehr entwickelt, bei dem die Transporte<br />

zunächst per LKW und Fähre bis nach Italien geschafft<br />

werden. Von dort aus beginnt die Weiterverteilung teils<br />

direkt per LKW oder per Bahn nach Mitteleuropa. Von dort<br />

aus wird die Endverteilung wiederum vom Straßenlastverkehr<br />

übernommen.<br />

Zukunftsprognosen gehen davon aus, dass sich Warenströme<br />

weiter nach Osten verlagern werden. Verkehrsprojekten<br />

wie der Kaukasus-Eisenbahn kommt dabei zusätzliche<br />

Bedeutung zu. Und mit jeder neuen Infrastruktur<br />

ergeben sich neue Kombinationen für komplexe, kundengerechte<br />

Logistiklösungen.


22<br />

Bezirk für Bezirk <strong>Istanbul</strong> - Teil 3<br />

Üsküdar<br />

Ein altes Zentrum erhält ein<br />

neues Gesicht<br />

Geschichtlich betrachtet gehört das heutige Üsküdar zu den ältesten<br />

Siedlungsgebieten <strong>Istanbul</strong>s. Stets war es von großer Bedeutung, doch<br />

stets hat es im Schatten von <strong>Istanbul</strong> und Kadiköy gestanden. Das<br />

Marmaray-Projekt nutzend schickt sich der Stadtteil nun an, sein Gesicht<br />

zu verändern und sich ein Profil zu geben, das zwar neu ist, zugleich aber<br />

auch den konservativen Charakter betont.<br />

Üsküdar gelangte noch vor der Eroberung von Konstantinopel unter<br />

Osmanische Herrschaft. Während der Blütezeit des Osmanischen Reichs<br />

entstanden hier prächtige Moscheen. Von der historischen Stadt ist jedoch<br />

angesichts der dominierenden Holzbauweise und der starken<br />

Zuwanderung, die auch Üsküdar seit den 1960er Jahren erfuhr, nicht viel<br />

geblieben.<br />

Die Zuwanderung, die den Stadtbezirk von 60.000 Einwohnern in den<br />

1960er Jahren auf 583.000 in 2007 anwachsen ließ, hat nicht nur zur<br />

Verdrängung der Holzhäuser geführt, die früher das Stadtbild bestimmten,<br />

sondern auch neue Siedlungen entstehen lassen. Während die zum Bezirk<br />

gehörenden Bosporusdörfer Kuzguncuk, Beylerbey, Çengelköy, Vaniköy<br />

und Kandili sich ihren Dorf-Charakter bewahren konnten, sind im<br />

eigentlichen Kern Üsküdars viele Siedlungen ausgeufert. Mit der<br />

Abtrennung von Ümraniye als eigenen Stadtbezirk wurde Üsküdar zu<br />

einem ringsum von der Stadt umschlossenen Innenstadtbezirk.<br />

In den 1970er Jahren begann sich die oberhalb der Altstadt gelegene<br />

Gegend Ba∂larba˛˝ und Altunizade zu einem aufstrebenden<br />

Geschäftsviertel zu entwickeln. Mit dem Capitol siedelte sich hier außerdem<br />

eines der ersten Einkaufszentren auf der anatolischen Stadtseite dort<br />

an. Heute ist Altunizade ein bevorzugtes Geschäftsviertel, in dem sich<br />

zahlreiche Zentralen großer Unternehmen befinden.<br />

Vor einer tiefgreifenden Umgestaltung<br />

Mit dem bereits angesprochenen Metro-Projekt im Rahmen von Marmaray<br />

wird sich das Gesicht Üsküdars nun ein weiteres Mal verändern. Die neue<br />

Gestaltung des zentralen Platzes zwischen den beiden großen, alten, vom<br />

Bosporus aus sichtbaren Moscheen soll dem Bezirk eine neue Mitte geben.<br />

Der Straßenverkehr soll unter die Erde, ebenso die Autoparkflächen und<br />

ein Teil der Geschäfte. In diesem Zusammenhang soll auch die<br />

Küstenstraße am Bosporus durch Tunnels entlastet und ein großer Teil des<br />

Verkehrs am Kern der historischen Dörfer vorbeigelenkt werden.<br />

Aufstrebendes Geschäftszentrum: Altunizade<br />

Heute deutet nur noch der Name Ba∂larba˛˝ (Beginn der Gärten) darauf<br />

hin, dass noch vor wenigen Jahren Altunizade durch einen großen<br />

christlichen Friedhof und einige große Holzvillen mit ihren weitläufigen<br />

Gärten geprägt war. Heute bildet das Herz des Stadtteils ein riesiger Kreisverkehr,<br />

der den Verkehr zwischen Üsküdar, Ümraniye und Kadiköy verteilt<br />

und mit Stadtautobahn und Bosporusbrücke verbindet. Die zentrale<br />

Lage hat die Gegend, die im Süden zur begehrten Geschäftsadresse<br />

Ko˛uyolu übergeht, zu einem gehobenen Geschäfts- und Wohnviertel gemacht.<br />

Anfang der 1990er Jahre öffnete hier das Capitol - ein modernes Einkaufszentrum,<br />

das die Mehrzahl der Kinos von Üsküdar beherbergt. Im<br />

Umkreis befinden sich zahlreiche Holding-Zentralen und Dienstleistungsbüros.<br />

Nr.3 | April 2009<br />

istanbulpost.net SERIE<br />

Streifzüge und Anstöße<br />

Von Fistikagaci nach Baglarbasi<br />

Neben seinen Moscheen aus der Blütezeit des Osmanischen Reichs,<br />

der Ufer-Prommenade und dem Leander-Turm bieten viele Gassen<br />

Üsküdars die Möglichkeit, Details des historischen Alltags <strong>Istanbul</strong>s<br />

zu entdecken. Immer im Schatten der europäischen Stadtseite, finden<br />

sich Spuren des Alltags einer Gesellschaft, in der unterschiedliche<br />

Kulturen, Religionen und Völker zusammenlebent.<br />

Wer Zeit und Lust zum Schlendern hat, dem wird ein<br />

Streifzug durch die am Hügel über dem Zentrum Üsküdar<br />

gelegenen Vierteln eine bunte Vielfalt alter Holzhäuser,<br />

christlicher Kirchen, dem großen christlichen Friedhof von<br />

Ba∂larba˛˝ und beschaulichem Straßenleben eröffnen.<br />

Wer nicht gleich von der Schiffsanlegestelle laufen<br />

möchte, kann zwei bis drei Stationen mit dem Bus bis<br />

Fistikagaci fahren und sich dort nach rechts in die<br />

Seitenstraßen begeben. Hält man sich nun an aufsteigende<br />

Straßen, gelangt man durch eine Vielzahl kleiner Straßen,<br />

Antiquitäten und Trödel - eine unscheinbare Fundgrube<br />

Wem die strahlenden Vitrinen der großen Antiquitätengeschäfte der Stadt<br />

zu teuer sind und mit ein wenig Muße zwischen Trödel und Antiquitäten stöbern<br />

möchte, dem sei eine unscheinbare Passage in Üsküdar empfohlen. Wer<br />

am Verwaltungsgebäude der Stadtverwaltung vorbeigeht und einige Schritte in<br />

gleicher Richtung weitergeht, stößt direkt auf den Eingang einer Passage, die<br />

eine Reihe einfacher Antiquitätengeschäfte beherbergt. Rings um die Passage<br />

finden sich im Umkreis von hundert Metern weitere Trödelläden unterschiedlicher<br />

Preisklasse.<br />

In einem kunterbunten Durcheinander finden sich hier alte Kupfer-gerätschaften,<br />

Fotos und hundertjähriger Hausrat zu deutlich erschwinglicheren<br />

Preisen als beispielsweise in Kadiköy. Wer nach dem Stöbern Lust auf einen ruhigen,<br />

schattigen Platz zum Teetrinken hat, der kann an der Rückseite des Verwaltungsgebäudes<br />

wieder Richtung Bosporus gehen und kommt auf einen<br />

kleinen Platz mit einem einfachen Teeausschank und einigen Zoohandlungen.<br />

Freitagsmarkt am Samstag<br />

Ein anderer Blick auf die Stadt: Von Üsküdar nach Harem<br />

Wer es geschafft hat, die große Metro-Baustelle, die den zentralen Platz<br />

von Üsküdar mit Beschlag belegt, vorbeizukommen, findet gleich im Anschluss<br />

daran neben einem zur Stadtbücherei umfunktionierten Moscheekomplex<br />

Teegärten mit einer bezaubernden Aussicht auf den Topkapi Palast, den<br />

Gülhane Park und das Pera-Ufer. Die Promenade an der Küstenstraße zum Bus-<br />

Terminal von Harem ist gesäumt von zahlreichen weiteren Teegärten. Auf halber<br />

Strecke, auf der Höhe der stillgelegten Anlegestelle von Salacak findet sich<br />

eine Fischerei-Kooperative. Am Hang über der Küstenstraße dagegen finden<br />

sich prächtige Villen und wiederum einige Teegärten und Restaurants. Zum<br />

Schluss stößt man auf das betriebsame Busterminal von Harem mit dem oberhalb<br />

gelegenen Militär-komplex der alten Selimiye-Kaserne. Wer immer noch<br />

nicht erschöpft ist, kann von hier aus weiterschlendern und nach einem Stück<br />

Wegs entlang des Containerhafens nach ungefähr einer halben Stunde die<br />

Eisenbahnbrücke oberhalb des historischen Bahnhofs von Haydarpasa in<br />

Kadiköy erreichen.<br />

in denen zwischen Apartmenthäusern kleine Holzhäuser<br />

auftauchen, zum modernen Geschäftszentrum Üsküdars:<br />

nach Baglarbasi und Altunizade.<br />

Ranken sich um den Namen des Viertels - Selamsiz<br />

(Grußlos) - verschiedene Legenden so ist es in den letzten<br />

Jahren wiederholt in die Schlagzeilen geraten. Stadtsanierung<br />

und Polizeiaktionen wecken den Widerstand von Bewohnern,<br />

die den Behörden vorwerfen, sie wollten eine<br />

über Jahre gewachsene Nachbarschaft mit einem hohen<br />

Anteil von Roma zerschlagen.<br />

Der Wochenmarkt von Üsküdar gehört zu den größten offenen Märkten<br />

der Stadt. Er bietet die übliche Mischung von Gemüse, Obst, Lebensmitteln,<br />

Kleidung und Hausrat - vermengt mit dem bunten Getriebe der <strong>Istanbul</strong>er<br />

Märkte. Laut rufende Händler preisen ihre Waren an und Hausfrauen machen<br />

sich schwer bepackt mit ihrem Wocheneinkauf auf den Heimweg.<br />

Früher wurde der Markt freitags abgehalten. Angesichts des Trends, die<br />

Wochenmärkte zu verlegen und abzudrängen, wurde der Wochenmarkt von<br />

Freitag auf Samstag verlegt. Der Markt beginnt an der Weggabelung zwischen<br />

der Straße nach Zeynep Kamil und dem Abzweig nach Kadiköy gegenüber der<br />

Dolmus-Haltestelle.


SERIE<br />

Noch vor zwei Jahren ein quirliger Kreisverkehr und heute eine Baustelle, soll der zentrale<br />

Platz Üsküdars vollkommen Fußgängern freigegeben werden.<br />

Konservative Moderne<br />

Der Kern Üsküdars steht vor einer umfassenden Umgestaltung - durch moderne<br />

Verkehrslösungen soll der konservative Charakter Üsküdars augenfällig werden.<br />

Noch ist der zentrale Platz in<br />

Üsküdar von einem hohen Bauzaun<br />

eingerüstet. Nachdem die archäologischen<br />

Sichtungen der Kaimauern,<br />

die bei den Arbeiten zur<br />

Errichtung der neuen Metro-Station<br />

zum Vorschein gekommen<br />

waren, abgeschlossen sind, ist offensichtlich,<br />

dass der Platz nach<br />

Abschluss der Baumaßnahmen<br />

dem früheren Zustand nicht gleichen<br />

wird.<br />

Der U-Bahn Tunnel unter dem<br />

Bosporus ist bereits fertiggestellt,<br />

auch wenn es noch Jahre dauern<br />

wird, bis hier die ersten Züge verkehren.<br />

Doch wird hier weit mehr<br />

errichtet als nur eine Station. Die<br />

Planung der Bezirksverwaltung<br />

Üsküdar sieht vor, dass zugleich<br />

der Autoverkehr utner die Erde<br />

verlegt wird. Außerdem entstehen<br />

Parkplätze, Geschäftspassagen, eine<br />

Ausstellungshalle, ein Museum,<br />

gastronomische Einrichtungen sowie<br />

Handwerksateliers mit Verkaufsmöglichkeit.<br />

Historische Bausubstanz<br />

Als einen der Leitgesichtspunkte<br />

der neuen Gestaltung des<br />

Platzes gibt die Bezirksverwaltung<br />

an, dass die Tatsache betont werden<br />

solle, dass es sich bei Üsküdar<br />

um die älteste türkische Siedlung<br />

in <strong>Istanbul</strong> handele. Außerdem<br />

sollen die zahlreichen religiösen<br />

Gebäude im Umkreis des Platzes<br />

durch die Neugestaltung zur Geltung<br />

kommen.<br />

Folgt man dem von der<br />

Bezirksverwaltung zur Verfügung<br />

gestellten Bild vom zukünftigen<br />

Aussehen des Platzes, wird es sich<br />

um eine gepflasterte Freifläche<br />

handeln, die auf der einen Seite<br />

zum Bosporus offen und auf<br />

der anderen Seite durch eine hölzerne<br />

Gebäudezeile abgeschlossen<br />

wird.<br />

Das Zentrum des Platzes wird<br />

durch eine kuppelförmige Skulptur<br />

akzentuiert.<br />

Eine Kette von Projekten<br />

Der Plan ist verbunden mit<br />

weiteren Projekten, die Üsküdar<br />

tiefgreifend umstrukturieren werden.<br />

So ist seit langem geplant, das<br />

Busterminal von Harem zu verle-<br />

gen. Verlegt werden soll zugleich<br />

mit der Umgestaltung des Bahnhofs<br />

Haydarpasa (Kadiköy) auch<br />

der Containerhafen. Den Plänen<br />

der Großstadtverwaltung zufolge<br />

soll hier ein neues Geschäfts- und<br />

Wohnzentrum entstehen.<br />

Auf der anderen Seite soll<br />

durch die Errichtung einer Straßenbahn<br />

nach Ümraniye der öffentliche<br />

Nah-verkehr ausgebaut<br />

werden. Zur Entlastung der Küstenstraße<br />

entlang des Bosporus<br />

sind zahlreiche Tunnelprojekte<br />

vorgesehen.<br />

Während Üsküdar mit der Umgestaltung<br />

des zentralen Platzes<br />

ein neues Zentrum erhält, werden<br />

die übrigen Projekte auch die<br />

Sozialstruktur umkrempeln.<br />

Der Leanderturm gehört zu den Wahrzeichen des traditionsreichen<br />

Stadtbezirks Üsküdar.<br />

Nr.3 | April 2009<br />

istanbulpost.net<br />

Steckbrief - Üsküdar<br />

in Schlagzeilen<br />

23<br />

Gelegen auf der anatolischen Stadtseite gehört Üsküdar zu den ältesten Siedlungen<br />

von Üsküdar. Bereits vor der Stadt durch die Osmanen erobert, erlebte Üsküdar<br />

nach 1453 eine Blüte mit 91 Moscheen sowie zahlreichen Dervischklöstern, islamischen<br />

Schulen (Medrese) und den Palästen osmanischer Würdenträger.<br />

Der zentrale Platz zwischen den beiden großen Moscheen - der Mihrimar<br />

Sultan Camii und der Gülni˛ Valide Sultan Camii - erlebte seit Beginn des 20. Jahrhunderts<br />

zahlreiche Umgestaltungen und ist das Herz des historischen Siedlungskerns<br />

Üsküdars.<br />

Ohne nennenswerte Industrieansiedlungen ist Üsküdar traditionell von Kleingewerbe<br />

und Handel geprägt. Erst mit der ersten Bosporus-Brücke begann sich das<br />

Gebiet oberhalb des alten Ortskern zu verdichten. Baglarbasi und Altunizade<br />

haben sich heute zu einem Geschäftsviertel entwickelt, dass zahlreiche Firmenzentralen<br />

beherbergt. Mit dem Capitol findet sich hier auch das älteste Einkaufszentrum<br />

auf der anatolischen Stadtseite.<br />

Im Süden begrenzen das Busterminal von Harem und der Containerhafen, im<br />

Norden die alte Festung Anadolu Hisari den Bezirk. Zu ihm gehören die Bosporusdörfer<br />

Kuzguncuk, Beylerbeyi, Çengelköy, Kandilli, Vaniköy und Küçüksu.<br />

Die Dörfer haben ihre historischen Ortskerne weitgehend erhalten und<br />

verfügen über teilweise restaurierte Holzbauten - insbesondere auch prächtige<br />

Beispiele der Yali genannten Ufervillen. In Kuzguncuk, Beylerbey und Çengelköy<br />

gibt es zudem schöne Teegärten am Ufer.<br />

Neben noblen Fischrestaurants ist Ismet Baba (am Ufer am Platz) in Kuzguncuk<br />

mit seinen Tischen über dem Bosporus ein traditioneller Inbegriff guten Essens<br />

(vor allem Vorspeisenplatten und Fischgerichte) und alkoholischen Getränken. Wer<br />

dagegen türkische Küche sucht, ist im Kanaat Lokantas˝ in Üsküdar wohl am<br />

besten aufgehoben. Einen besonders guten Iskender Kebap kann man bei Niyazi<br />

Bey (an der Weggabelung nach Zeynep Kamil und Kadiköy) essen. Letztere beide<br />

Lokale bieten jedoch keine alkoolischen Getränke.<br />

Beylerbeyi gehört zu den bevorzugtesten<br />

Wohnlagen am anatolischen<br />

Bosporusufer. Die zentrale Lage und<br />

hohe Wohnqualität haben sie zum<br />

Anziehungspunkt für Intellektuelle<br />

und Selbständige gemacht.<br />

Die Bosporusdörfer -<br />

moderne Dörfer im Herzen<br />

der Stadt<br />

Mit der Aufnahme eines regelmäßigen Fährdienstes auf dem Bosporus im<br />

19. Jahrhundert erhielten die Dörfer rechts und links des Bosporus ein neues Gesicht.<br />

Waren sie bis dahin vor allem Fischerdörfer und Urlaubsorte im Sommer,<br />

rückten sie nun an die Stadt heran. Einen weiteren tiefen Einschnitt stellt die erste<br />

Bosporus-Brücke dar, die in Beylerbeyi die anatolische Stadtseite erreicht. Nicht<br />

nur, dass der alte Sommerpalast der osmanischen Sultane in Beylerbey nun im<br />

Schatten der großen Hängebrücke steht - es entwickelten sich aufgrund neuer Verkehrsverbindungen<br />

und mit der Zuwanderung vor allem aus der Schwarzmeerregion<br />

auch neue Siedlungen mit “über Nacht” errichteten Häusern (Gecekondu).<br />

Doch trotz dichterer Besiedlung sind insbesondere Kuzguncuk, Beylerbeyi und<br />

Çengelköy berühmt für ihre Lebensqualität. Kuzguncuk hat sich zu einem Künstlerviertel<br />

entwickelt. Die Gastronomie hat sich vervielfältigt - es gibt inzwischen Restaurants<br />

mit internationaler und türkischer Küche. In einzelnen Gassen finden sich<br />

noch Züge aneinandergrenzender Holzhäuser, die nach ihrer Restauration in neuer<br />

Pracht hervorstechen. Aber es gibt auch noch sehr augenfällige Beispiele für die inzwischen<br />

nur noch als Erinnerung vorhandene Kultur der Koexistenz verschiedener<br />

Religionsgemeinschaften und Völker - so die unmittelbar nebeneinander gelegene<br />

armenische Kirche und Moschee oder die beiden Synagogen des Ortes.


24<br />

Als Billigtourismus und schädlich für die Infrastrukturentwicklung<br />

der Tourismusstädte heftig kritisiert, wird die<br />

“all inclusive” Vermarktungsstrategie in diesem Jahr auch<br />

von großen Qualitätsanbietern als wichtige Chance für<br />

den türkischen Tourismus gesehen.<br />

Angesichts der Wirtschaftskrise haben viele Verbraucher<br />

auf wichtigen Zielmärkten des internationalen Tourismus<br />

ihre Reisebudgets zusammengestrichen. Branchenanalysen<br />

gehen davon aus, dass 2009 der Trend von<br />

Reisen zu näheren Destinationen und vom Preis bestimmt<br />

wird.<br />

Zwar müssen sich türkische Hotels seit Monaten mit<br />

Forderungen nach Preisnachlässen europäischer Tour-<br />

Veranstalter auseinandersetzen, doch hat ihnen die Abwertung<br />

der türkischen Lira seit dem vergangenen Herbst<br />

Luft verschafft.<br />

Zugleich bemüht sich der Minister für Kultur und Tourismus<br />

Günay, noch vor Saisonbeginn ein Förderungsprogramm<br />

der Regierung, das insbesondere auch Lösungen<br />

für die Beschäftigung außerhalb der Hauptsaison enthalten<br />

soll, den Sektor weiter zu stärken.<br />

Nr.3 | April 2009<br />

istanbulpost.net TOURISMUS<br />

“All inclusive” als<br />

Rettungsanker für 2009<br />

Auf der anderen Seite reist die Kritik nicht ab, dass<br />

eine Reihe von all inclusive Angeboten “unter Preis” erfolgt<br />

und massive Qualitätsprobleme mit sich bringt. Dies<br />

könnte sich als Hypothek für die zukünftige Entwicklung<br />

des Sektors erweisen. IP TR<br />

Wachstumsperspektive<br />

Der vom WTTC bei der Internationalen Tourismusbörse Berlin<br />

veröffentlichte Bericht “Travel & Tourism Economic Impact” sieht voraus,<br />

dass der türkische Tourismus in diesem Jahr um 1,3 % wachsen wird. Demgegenüber<br />

lautet die Prognosen für die wichtigsten Konkurrenten der<br />

Türkei - Griechenland, Ägypten und Spanien - auf einem Rückgang des Geschäfts.<br />

Auf einen Zeitraum von zehn Jahren betrachtet geht der Weltrat für<br />

Reise und Tourismus (WTTC) davon aus, dass Ägypten einen durchschnittlichen<br />

jährlichen Zuwachs von 4,5 % erwarten kann, gefolgt von der Türkei<br />

mit einem Wachstum von 4,1 %. In der Türkei wird der Beitrag zum Bruttosozialprodukt<br />

auf 4,5 % steigen. Für die direkte Beschäftigung im Sektor wird<br />

ein jährlicher Zuwachs um 2,7 % pro Jahr erwartet. IP TR<br />

Dedeman in Gaziantep<br />

Am 1. April öffnete das neue Großhotel<br />

von Gaziantep seine Pforten. Das im<br />

Gewerbegebiet gelegene Dedeman<br />

Gaziantep Hotel & Convention Center<br />

setzt sowohl auf den sich entwickelnden<br />

Tourismus in der Region als auch auf den<br />

weiteren Aufschwung, den Antep als zentraler<br />

Industriestandort der türkischen Südost-Region genommen hat.<br />

Das Hotel verfügt über eine besondere Suite, 5 executive suit, 22 junior<br />

suit, 24 executive rooms und 134 Standartzimmer. Während der große Saal<br />

bis zu 1.000 Gäste aufnehmen kann, sind sieben weitere Konferenzsäle<br />

unterschiedlicher Größe vorhanden. Für das Wohl der Gäste sorgt außerdem<br />

ein mit modernen Wellness-Einrichtungen ausgestatteter Spa-Bereich.<br />

IP TR<br />

Berittene Strand-Polizei<br />

An drei Stränden von Antalya - Lara, Konyaalti und Beldibi - haben berittene<br />

Polizisten ihren Dienst aufgenommen. Das von der EU mit einem Zuschuss<br />

von 100.000 Euro unterstützte Projekt zielt darauf, einerseits die<br />

Sicherheit an den Stränden zu verbessern und andererseits eine mit dem<br />

Tourismus vereinbare Form diesen Zweck zu finden.<br />

Die Ausbildung der berittenenen Polizei erfolgt in Zusammenarbeit mit<br />

der holländischen Regierung. Der Polizeichef von Antalya Feyzullah Arslan<br />

sagte: “Die berittene Polizei wird auf zugleich für die Sicherheit und<br />

Ordnung sorgen und wegen des schönen Aussehens zu einem Symbol für<br />

die Tourismussiedlungen werden.” IP TR<br />

SunExpress feiert 20jähriges<br />

Das 1989 von Turkish Airlines und Lufthansa gemeinsam gegründete<br />

Unternehmen SunExpress begeht das 20. Jubiläum mit einer Sonderangebotskampagne.<br />

So wurde ab dem 14. März damit begonnen für 20 Flüge 20<br />

Plätze für 20 Türkische Lira (all inclusive) abzugeben.<br />

Als erfolgreiches Charterflugunternehmen hat SunExpress einen wichtigen<br />

Beitrag zur Entwicklung des türkischen Tourismus geleistet. Mit mehr<br />

als 1,3 Millionen Passagieren und mehr als 10.110 Flügen in der vergangenen<br />

Wintersaison konnte SunExpress das Fluggastaufkommen um 55,6 %<br />

steigern. IP TR<br />

Vorgehen gegen Schwarzbrenner<br />

Der Tod von drei deutschen Jugendlichen, die eine Methylalkoholvergiftung<br />

erlitten, hat neben Diskussionen in der Tourismusbranche auch<br />

öffentliche Stellen in Alarm versetzt. Noch ist nicht abschließend geklärt, ob<br />

die Jugendlichen den Alkohol im Hotel erwarben oder aber von außen mitgebracht<br />

haben.<br />

Nach dem tragischen Tod der Jugendlichen wurde der Vorwurf erhoben,<br />

dass das hohe Steuerniveau auf alkoholische Getränke eine wichtige<br />

Ursache dafür ist, illegal hergestellte Spirituosen auf den Markt zu bringen.<br />

Weitere Todesfälle türkischer Bürger in Izmir und Bursa deuten auf die Verbreitung<br />

illegal hergestellter alkoholischer Getränke hin. Seitens der Regierung<br />

wurde nun eine Verstärkung der Kontrollen angekündigt. IP TR


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26<br />

Rainer Hermann:<br />

„Wohin geht die<br />

türkische Gesellschaft?“<br />

Das Land ist seit 1923 Republik, gegründet von Atatürk, der<br />

ein für die damalige Zeit geradezu revolutionäres Staatswesen<br />

einführte, das sich am Westen orientierte, die strikte<br />

Trennung von Religion und Staat vorsah und nationalistisch<br />

geprägt war. Die Maximen dieser neuen Staatsform wurde und<br />

wird vom Staatsapparat, dem Militär und Intelektuellen, der<br />

alten, „weißen“ Elite in den Großstädten, vertreten. Doch in<br />

dieser nationalistischen Staatsideologie waren und sind ethnische<br />

und religiöse Minderheiten nicht vorgesehen, die<br />

ländlichen Regionen wurden und werden vernachlässigt und<br />

das Militär putschte, wenn die Prinzipien des Vaters der<br />

Türken, Atatürk, in Gefahr schienen.<br />

Erfolg der anatolischen Tiger<br />

Seit einigen Jahren ist in diesem Land eine Veränderung<br />

spürbar, denn eine neue Elite, die „schwarze“ Elite, ist an der<br />

Regierung. Deren Anhänger kommen aus Anatolien, sie sind<br />

gläubige Muslime und dennoch stehen sie für gesellschaftliche<br />

Reformen und einen wirtschaftlichen Aufschwung, wie der<br />

Erfolg der „anatolischen Tiger“ zeigt. Mittlerweile haben sich<br />

ihnen auch zahlreiche Liberale angeschlossen, da ausgerechnet<br />

die konservativ-muslimische AKP das Land - auch im<br />

Hinblick auf die EU- ein Stück nach vorne gebracht hat.<br />

Zwischen diesen beiden Polen, der „weißen“ und der<br />

„schwarzen“ Elite, gibt es erhebliche Konflikte, deren Wurzeln<br />

in der Vergangenheit liegen.<br />

Rainer Hermann, seit 1991 in <strong>Istanbul</strong> und seit 1996 für die<br />

Frankfurter Allgemeine Zeitung als Korrespondent tätig, geht<br />

in seinem neuen Buch „Wohin geht die türkische<br />

Gesellschaft?“ diesen Veränderungen nach. Gleichzeitig<br />

analysiert er im Detail die Politik der regierenden AKP. So<br />

gelingt es ihm, verständlich zu machen, was den meisten<br />

Europäern wohl befremdlich erscheint.<br />

Kampf der Kulturen<br />

Die vom Autor in 17 Jahren in der Türkei gesammelten<br />

Erkenntnisse breiten sich vor den Lesern aus, langweilig oder<br />

langatmig wird es dabei durch den unprätentiösen Stil nie.<br />

Rainer Hermann will vor allem eines: informieren und damit<br />

seinen Gegenstand, die Türkei, erklären. Man spürt, dass ihm<br />

Anatolien ans Herz gewachsen ist, aber er wahrt fast immer die<br />

gebührende Distanz. Und er scheut sich nicht beim Namen zu<br />

nennen, wo das Hauptproblem der türkischen Republik liegt:<br />

sie steckt mitten in einem Kulturkampf. Anna Esser / IP KR<br />

Nr.3 | April 2009<br />

istanbulpost.net KULTUR<br />

Es ist nicht einfach,<br />

sich im Dschungel<br />

der politischen<br />

Landschaft und den<br />

damit einhergehendenAuseinandersetzungen,<br />

in den<br />

sozialen und kulturellen<br />

Strukturen<br />

der heutigen Türkei<br />

zurecht zu finden.<br />

Das Kino<br />

als Wohnzimmer<br />

Das älteste und erfolgreichste Filmfestival der Türkei, das<br />

Internationale Film Festival in <strong>Istanbul</strong> der <strong>Istanbul</strong>er<br />

Kunst- und Kulturstiftung (IKSV) zieht vom 4. bis 19. April<br />

nun schon zum 28. Mal tausende Cineasten in die Kinos.<br />

„Endlich!“ ruft eine junge Studentin, die gerade aus<br />

dem Kino Rexx in <strong>Istanbul</strong> stürmt und mit einem Bündel<br />

Kinokarten wedelt. Fünf Stunden habe sie angestanden,<br />

um Eintrittskarten für das begehrte Filmfestival in <strong>Istanbul</strong><br />

zu bekommen. Aber jetzt werde sie in den nächsten zwei<br />

Wochen ihr Wohnzimmer in die Kinosääle verlegen.<br />

Aber das Warten lohnt sich: das älteste Filmfestival<br />

der Türkei gilt als Highlight des Frühjahrs und zieht immer<br />

wieder hunderttausende Kinofans in die Kinosäle der türkischen<br />

Metropole. Bis zu 200 nationale und internationale<br />

Filme werden während des 14-tägigen Festivals im April<br />

in <strong>Istanbul</strong> gezeigt, die Karten sind, wie man sieht, äußerst<br />

begehrt.<br />

Erfolgsgeschichte des Filmfestivals<br />

Das Internationale Film Festival <strong>Istanbul</strong>, dessen Ziel es<br />

ist, die Entwicklung des Films im eigenen Land voranzutreiben<br />

sowie internationalen Produktionen zum Eintritt in<br />

den türkischen Markt zu verhelfen, fand 1982 zum ersten<br />

Mal statt. Damals wurde das Festival als „Filmwoche“ im<br />

Rahmen des International <strong>Istanbul</strong> Festivals eröffnet. Gezeigt<br />

wurden lediglich sechs Filme zum Thema „die Künste<br />

und der Film“. 1983 dauerte das Festival bereits einen ganzen<br />

Monat, war aber immer noch Teil des International <strong>Istanbul</strong><br />

Festivals. Seit 1984 ist das Filmfestival eine eigenständige<br />

Veranstaltung und wurde auf den April verlegt. Einen<br />

internationalen und einen nationalen Wettbewerb<br />

Auch Schauspieler und Regisseur John<br />

Malkovich hat das 28. <strong>Istanbul</strong> Filmfestival besucht.<br />

Ihm wurde der Ehrenpreis des Festivals<br />

überreicht.<br />

gibt es seit 1985. Seit 1989 ist <strong>Istanbul</strong> als internationales<br />

Filmfestival mit spezialisiertem Wettbewerb beim Filmproduzentenverband<br />

FIAPF akkreditiert. Die Spezialisierung<br />

bezieht sich auf Filme über Literatur, Theater, Musik,<br />

Tanz, Kino und bildende Künste. Parallel zu dieser Entwicklung<br />

erhielten die <strong>Istanbul</strong> Filmtage ihren heutigen<br />

Namen: International <strong>Istanbul</strong> Film Festival. 1996 wurden<br />

erstmals Ehrenpreise und Preise für das Lebenswerk von<br />

internationalen wie lokalen Filmschaffenden, Schauspielerinnen<br />

und Schauspieler vergeben.<br />

Heute besteht das Festival aus mehr als 20 Sektionen<br />

und erfreut sich mit rund 170.00 Festivalgästen großer Beliebtheit<br />

bei einem jungen Publikum. Neben Klassikern,<br />

Dokumentarfilmen, Filmgesprächen und einer Retrospektive,<br />

konzentriert sich das Festival auf den internationalen<br />

und nationalen Wettbewerb. Alle Filme im Programm reflektierten<br />

neue Sichtweisen und Gefühle aus unserer Zeit<br />

und der Vergangenheit. Gezeigt werden rund 200 neueste,<br />

mit Preisen ausgezeichnete Filme, unvergessliche Klassiker,<br />

Filme von Meisterregisseuren und Dokumentarfilme.<br />

Darüberhinaus gibt es Sondervorführungen, Meisterklassen<br />

mit weltbekannten Gästen, Gesprächsrunden und<br />

zahlreiche Workshops. Alle Festivalfilme werden in der<br />

Originalsprache, türkisch und/oder englisch untertitelt,<br />

gezeigt.<br />

Filme aus Deutschland<br />

Im Rahmen des Internationalen Filmfestivals <strong>Istanbul</strong><br />

verleiht auch der Europarat am 19. April seinen Filmpreis,<br />

den FACE Preis, und zeichnet einen künstlerischen Film<br />

oder Dokumentarfilm aus, der die Menschenrechte in<br />

Übereinstimmung mit den Werten des Europarates und<br />

den Prinzipien der persönlichen und politischen Freiheit<br />

sowie Rechtsstaatlichkeit fördert.<br />

Auch zahlreiche deutsche Produktionen laufen in diesem<br />

Jahr im Programm, so beispielsweise der Film «Der<br />

Baader Meinhof Komplex» von Uli Edel und «Kirschblüten<br />

- Hanami» von Doris Dörrie. Außerdem gezeigt wird der<br />

Dokumentarfilm «In Berlin» von Kameramann Michael<br />

Ballhaus. Im Internationalen Wettbewerb wird "Milk" von<br />

Semih Kaplanoglu zu sehen sein. "Milk" läuft zudem noch<br />

im Nationalen Wettbewerb zusammen mit drei weiteren<br />

deutsch-internationalen Koproduktionen: "10 to 11" von<br />

Pelin Esmer, "Men on the Bridge" von Asli Özge und "Pandoras<br />

Box" von Yesim Ustaoglu.<br />

Man sieht, das Filmfestival <strong>Istanbul</strong> ist das Warten<br />

wert. Für 2010 sind die ersten Weichen gestellt und mit<br />

Vorfreude bei Cineasten und Filmschaffenden rot im Kalender<br />

notiert. Anna Esser / <strong>Istanbul</strong>


KULTUR<br />

Das Ankara Musikfestival fand nun zum 26. Mal statt. Viele bekannte Musiker und Jazz Künstler,<br />

darunter Yildiz Ibrahimova und das HGM Jazz Orchester haben die Musikliebhaber begeistert.<br />

Musikfestival Ankara vereint<br />

junge und erfahrene Künstler<br />

Das Internationale Musikfestival<br />

Ankara findet in diesem Jahr<br />

vom 04. bis 30. April zum 26. Mal<br />

statt. Als Mitglied der Europäischen<br />

Festival-Vereinigung bringt<br />

das Internationale Musikfestival Ankara unter der Schirmherrschaft<br />

von Staatspräsident Abdullah Gül Musikliebhaber<br />

in Ankara unter der Teilnahme von Künstlern aus<br />

Frankreich, Kroatien, Deutschland, Slowenien, Italien,<br />

Tschechien und Belgien sowie zeitgenössischen türkischen<br />

Künstlern zusammen. Unter den internationalen Künstlern,<br />

die am Festival teilnehmen, sind u.a. das HGM Jazzorchester<br />

Symphonieorchester der Hacettepe Universität,<br />

Benyamin Sönmez und Hakan Ali Toker, das TSK Harmonika-Orchester<br />

TRT, der Chor der Staatsoper Ankara und die<br />

Wiener Kammersymphonie. Das Hacettepe Symphonieorchester<br />

begleitet beim Eröffnungskonzert am 04. April<br />

den jungen türkischer Cellist Benyamin Sönmez. Das Zagreb<br />

Symphonieorchester wird am 30. April das Abschlusskonzert<br />

geben.<br />

Stille Zeugen der verschiedenen<br />

Zivilisationen<br />

Das Rezan Has Museum in Cibali bringt die stillen<br />

Zeugen der vergangenen Zivilisationen und der<br />

Gegenwart zusammen. In der Ausstellung „Stille Zeugen“<br />

werden Werke verschiedener Zivilisationen, die zwischen<br />

7500 v.Chr. und 1500 n.Chr. in Anatolien angesiedelt<br />

waren, ausgestellt. Alltagsgegenstände, Objekte<br />

wie Siegel, Medizinische Geräte, Waffen, Figürchen und<br />

Messgeraete sind, nach Themengebieten unterteilt, zu<br />

sehen. Zu den interessantesten Exponaten der<br />

Ausstellung gehören eine Badewanne aus Bronze<br />

aus der Zeit zwischen dem 1. Jahrhundert<br />

v.Chr. und dem 1. Jahrhundert n. Chr., silberne<br />

Operationsgeräte und bemalte Objekte aus<br />

2000 v.Chr. Die Ausstellung umfasst eine breite<br />

Auswahl von Funden aus prähistorischer Zeit<br />

sowie Exponate aus der seldjukischen Periode.<br />

Die Ausstellung ist bis zum 31. Dezember zu sehen.<br />

Die Ausstellung<br />

umfasst<br />

eine breite<br />

Auswahl<br />

von Funden<br />

aus praehistorischer<br />

Zeit<br />

bis zu<br />

Exponaten<br />

aus der<br />

Seldjukischen<br />

Periode.<br />

Nr.3 | April 2009<br />

istanbulpost.net<br />

Forum der Allianz der<br />

Zivilisationen<br />

Ausstellung:<br />

Die Welt als Ganzes<br />

27<br />

Vom 6. bis 7. April 2009 findet in diesem Jahr zum zweiten Mal das<br />

Forum des Gipfels der Allianz der Zivilisationen in <strong>Istanbul</strong> statt. Auf der<br />

internationalen Konferenz versuchen sich Staatschefs von 40 Staaten an<br />

der Verständigung zwischen westlicher und islamischer Welt. Die Allianz<br />

der Zivilisationen ist eine UN-Initiative unter Ban Ki-moon von Recep<br />

Tayyip Erdo¤an und José Luis Rodriguez Zapatero mit dem Ziel, gemeinsame<br />

Handlungsansätze über verschiedene Gesellschaften und Kulturen<br />

hinweg zu verschmelzen und kulturelle, religiöse und soziale Barrieren<br />

zwischen der westlichen und muslimischen Welt zu überwinden. Die<br />

Initiative wird als die größte internationale Bewegung bewertet, die die<br />

Förderung des interkulturellen Verständnisses zum Ziel hat. Themen des<br />

diesjährigen Forums sind unter anderem der Handel in einer multikulturellen<br />

Atmosphäre, die Integration von Migranten, der interkulturelle<br />

Dialog und dessen Akteure und die Stärkung der Rolle der Frau in einer<br />

Friedenskultur. Das dritte Forum der Allianz der Zivilisationen wird im<br />

kommenden Jahr in Brasilien stattfinden.<br />

In Kooperation mit dem Goethe Institut <strong>Istanbul</strong> zeigt das Institut für<br />

Auslandsbeziehungen ifa vom 22. April bis 31. Mai 2009 in der Milli<br />

Reasürans Sanat Galerie in <strong>Istanbul</strong> die Ausstellung „Die Welt als Ganzes“.<br />

Mit der Ausstellung setzt das Institut für Auslandsbeziehungen seine<br />

Ausstellungsfolge zur deutschen Fotografie im 20. Jahrhundert fort. Sie<br />

zeigt mit 17 Werkgruppen von 19 Fotografen einen repräsentativen<br />

Ausschnitt einer dokumentarischen Fotografie in Farbe, die in den neunziger<br />

Jahren entstanden ist. Fast ausnahmslos beschäftigen sich die<br />

Arbeiten mit komplexen Themen wie dem Ende der deutschen Teilung,<br />

dem Abzug der russischen Armee und dem rasanten wirtschaftlichen und<br />

sozialen Umbruch im asiatischen Raum. Zur Eröffnung wird der Kurator Ulf<br />

Erdmann Ziegler eine Einführung zur Ausstellung geben und Einblicke in<br />

die Grundprinzipien gewähren, die sich hinter Konzeption und<br />

Durchführung verbergen.<br />

Keine Gelder für 2010<br />

für Schriftsteller<br />

Eines der interessantesten Projekte, das „<strong>Istanbul</strong>er Treffen bekannter<br />

Schriftsteller“, für die Kulturhauptstadt 2010 wurde abgesagt. Die Gelder<br />

für das Projekt, dass im Rahmen der Veranstaltungen für 2010 Größen der<br />

internationalen Literatur wie Grass, Atwood, Le Clezio in die<br />

Kulturmetropole <strong>Istanbul</strong> holen wollte, seien gekürzt worden und so habe<br />

man sich zur Absage entschlossen, so Projektleiterin Sezer Duru. Auch<br />

andere Projekte sind schon eingefroren worden. Viel sei auf die schwierigen<br />

Bedingungen der Organisatoren zurückzuführen. Zahlreiche Künstler<br />

der Türkei haben gegen die Organisation einen Beschwerdebrief eingereicht,<br />

in dem sie unter anderem mehr Wettbewerbfähigkeit, Demokratie<br />

und Transparenz fordern.Zu den Unterzeichnern gehören Mustafa Avk›ran,<br />

Nihal Koldafl, Aylin Kalem, Mihran Tomasyan, Aytül Hasaltun, ‹lyas Odman,<br />

Zeynep Günsür, Genco Gülan, Naz Erayda, Kerem Kurdo¤lu, Tu¤çe Tuna,<br />

Mustafa Kaplan, Mehmet Ergen, Yeflim Özsoy Gülan, Emre Koyuncuo¤lu,<br />

fiule Atefl und Tülin Özen.<br />

Klassik-Musikfestival in Afyon<br />

Vom 6. bis 13. April findet in diesem Jahr das klassische Musikfestival in<br />

Afyon statt, das 8. Afyonkarahisar Klasik Müzik Festivali. Die Veranstaltung<br />

wird mit einem Konzert der Trio a Tre Oda Musikgruppe eröffnet. Weitere<br />

Konzerte geben unter anderem Villam Graffinger, Rudolf Parrnciak, Radmila<br />

Kozubikova, Alexandr Stary, Frantisek Panacek, Tomas Frant›s, Marta<br />

Reichelova, David Danel, Krystian Danel, Hyun Sook, Arzu Gök, A›da Boyda¤,<br />

Tolgahan Ço¤ulu und Hulisi Babal›k, Hüseyin Özk›l›ç und Michal Zatopek<br />

geben. Bekannte Schriftsteller, Regisseure, Schauspieler und Bildhauer<br />

wie Derya Alabora, P›nar Kür, Haydar Ergülen, fiahin Paksoy und Yeflim Ustao¤lu<br />

werden im Rahmen des Festivals Vorträge an Schulen halten.


28<br />

FOTO: F‹KRET BEKLER<br />

FOTO: F‹KRET BEKLER<br />

FOTO: F‹KRET BEKLER<br />

Nr.3 | April 2009<br />

istanbulpost.net FEST<br />

Willkommen, Frühling!<br />

In Ahirkapi finden alljährlich die Hidralez Feierlichkeiten statt. Sie beginnen in den Morgenstunden<br />

und dauern bis in die späten Abendstunden fort. Die Feierlichkeiten zum H›drellez werden<br />

immer auf Grünflächen, in Baumgebieten, an Wasserrändern oder in der Nähe einer Türbe<br />

abgehalten.<br />

Den Frühling begrüßt man in der<br />

ganzen Türkei mit dem „H›drellez-<br />

Fest“. Am 5. Mai verwandelt sich<br />

der Ah›rkap› Park› im Stadtteil<br />

Çatlad›kap› in <strong>Istanbul</strong> in ein buntes<br />

Frühlingsfest, das mit einem großen<br />

Frühlingsfeuer um Mitternacht<br />

abschließt.<br />

Dem türkischen Bauernkalender<br />

zufolge, wird das Jahr in zwei Abschnitte<br />

eingeteilt. Die erste Periode beginnt<br />

am 6. Mai, und dauert bis zum 8. November.<br />

Diese Tage werden auch als<br />

"H›z›r"-Tage, also Sommerperiode bezeichnet.<br />

Die zweite Periode beginnt<br />

am 8. November und endet am 6. Mai<br />

und ist sozusagen die Winterzeit.<br />

Der Frühling<br />

kann kommen<br />

An diesen Tag, genauer gesagt in<br />

der Nacht vom 5. auf den 6. Mai wird<br />

überall in der Türkei und in vielen Ländern<br />

der Welt das große Frühlingsfest<br />

„H›drellez“ gefeiert. Der als “Ruz-› H›z›r”<br />

(H›z›r günü) (Sommeranfang) bezeichnete<br />

H›drellez-Tag wird an dem Tag gefeiert,<br />

an dem sich die Propheten H›z›r<br />

(isl. myth. unsterblicher Heiliger, der im<br />

Augenblick höchster Bedrängnis zu Hilfe<br />

kommt) und ‹lyas (Elias) auf der Erde<br />

trafen. Durch die verbundene Aussprache<br />

des Volkes der beiden Wörter<br />

“H›z›r” und “‹lyas”, entstand die Form<br />

des Wortes “h›drellez”.<br />

Frühlingsfest der<br />

verschiedenen Kulturen<br />

Über die Wurzeln des “h›z›r” und<br />

“h›drellez” gibt es verschiedene Annahmen.<br />

Manche gehen davon aus, dass<br />

der H›drellez der Kultur Anatoliens und<br />

Mesopotamiens entsprungen sei. Andere<br />

hingegen vermuten, dass die Wurzeln<br />

in der vorislamischen türkischen<br />

Kultur Zentralasiens und deren Glaubensauffassungen<br />

liegen. Das H›drellez-Fest<br />

oder “h›z›r” ist somit keiner<br />

einzigen Kultur zuzuordnen.<br />

Einem weit verbreitetem Glauben<br />

zufolge soll sich der Prophet H›z›r besonders<br />

im Frühling unter die Menschen<br />

mischen und jenen in schwierigen<br />

Situationen zu Hilfe eilen und<br />

Wohlstand, Segen und Gesundheit<br />

bringen. Auch von Christen wird dieser<br />

Tag mittlerweile als erster Tag des<br />

Frühlings und Erwachens der Natur angesehen.<br />

Dieser Tag wird von den Orthodoxen<br />

als “Aya Yorgi” und von den<br />

Katholiken als St. Georg-Tag gefeiert.<br />

Für den Festtag werden nach alter<br />

Tradition zahlreiche Vorbereitungen<br />

getroffen. Dazu gehören das Putzen des<br />

Hauses, das Reinigen des Menschen<br />

selbst sowie die Zubereitung von Speisen<br />

und Getränken, da dem Aberglauben<br />

zufolge schmutzige Häuser von<br />

H›z›r nicht aufgesucht werden. In<br />

manchen Regionen Anatoliens ist es<br />

Brauch, Almosen zu verteilen, zu Fasten<br />

und ein Opfertier zu schlachten, damit<br />

die Gebete und Wünsche, die am<br />

H›drellez-Tag ausgesprochen werden,<br />

auch angenommen werden. Auch ist es<br />

Brauch, bei diesem Fest frische Frühlingskräuter,<br />

frisches Lammfleisch oder<br />

Lammleber zu essen. Kisten und Behälter,<br />

in denen Lebensmittel aufbewahrt<br />

werden, werden nicht verschlossen,<br />

der Geldbeutel wird ebenso offen gelassen.<br />

Ob Haus, Garten oder Auto, wenn<br />

eine Person in der H›drellez-Nacht ein<br />

kleines Modell seines Wunsches an einem<br />

Ort hinterlegt, so soll ihm H›z›r zur<br />

Verwirklichung dieser Wünsche verhelfen.<br />

Das traditionelle H›d›rellez-Feuer<br />

ist vor allem in Anatolien weit verbreitet.<br />

Über das Feuer zu springen, soll<br />

Glück bringen. Die Feierlichkeiten zum<br />

H›drellez-Tag finden immer auf Grünflächen<br />

oder in der Nähe von Wasser<br />

statt, da es sich ja um ein Fest der Wiederbelebung<br />

der Natur handelt.<br />

Musik und<br />

kulinarische Genüsse<br />

In <strong>Istanbul</strong> wird das Fest in diesem<br />

Jahr in der Ah›rkap› Parkanlage im<br />

Stadtteil Çatlad›kap› begangen. Die Feierlichkeiten<br />

beginnen ab 19.00 Uhr<br />

und dauern bis nach Mitternacht. Zahlreiche<br />

Imbissstände mit frühlingshaften<br />

Köstlichkeiten werden entlang der<br />

Uferpromenade aufgebaut. Bei so einem<br />

Fest darf natürlich auch die Musik<br />

nicht fehlen: Buzuki Orhan, die Lüleburgazer<br />

Küçük Hasan und Tamer Kum, das<br />

Mazedonische Koçani Orchester, Trakya<br />

All Stars, das Ah›rkap› Roman Orchester,<br />

Pire Mehmet und das Roman<br />

Orchester, das Babaeski Roman Orchester,<br />

Kolektif ‹stanbul, M›s›rl› Ahmet<br />

Ritim Grubu und weitere Romangruppen<br />

aus der Türkei und der ganzen<br />

Welt werden bei dem H›drellez-Fest<br />

spielen. Der Sommer kann kommen!<br />

Anna Esser / <strong>Istanbul</strong>


Dabei gebührt ihm gerade hier solch eine Auszeichnung.<br />

Denn die Arbeit des Musikverlages Kalan Müzik ist für die Türkei<br />

und deren Kultur(vermittlung) von enormer Bedeutung. Hasan<br />

Saltik und seine Mitarbeiter bringen die Musik der unterschiedlichen,<br />

teils vergessenen Volksgruppen der Türkei heraus.<br />

Die Musik der Kurden, Lasen, Tscherkessen, Yeziden, Sepharden,<br />

Aleviten und all den anderen Volksstämmen des Landes finden<br />

hier Gehör. Vor gar nicht allzu langer Zeit war das noch gar nicht<br />

möglich, so war bis 1991 die kurdische Sprache verboten.<br />

Mittlerweile singt sogar die türkische Altmeisterin Ajda Pekkan<br />

auf Kurdisch.<br />

Hasan Saltik sitzt an seinem Schreibtisch in dem kleinen Büro<br />

im <strong>Istanbul</strong>er Stadtteil Unkapani, wo in einem grauen,<br />

parkhausähnlichen Gebäude die meisten Plattenfirmen des<br />

Landes sitzen. Dem freundlichen, schlicht gekleideten Mann, der<br />

dort vor Stapeln Papier und CDs ketterauchend und teetrinkend<br />

sitzt, sieht man nicht an, dass er eines der erfolgreichsten<br />

Musikverlage des Landes führt. Vielleicht liegt es an der<br />

Geschichte des Labels, dass Hasan Saltik auf dem Boden<br />

geblieben ist.<br />

Linke Musikszene erwacht<br />

Angefangen hatte alles mit dem Wunsch, nach dem<br />

Militärdienst nach Amerika auszuwandern, in der Türkei gab es<br />

keine Arbeit für ihn. Während er auf ein Schiff wartete, dass ihn<br />

in die USA bringen sollte, half er einem Verwandten in einem<br />

gerade gergründeten Musikverlag aus. „Das kann ich besser,<br />

habe ich damals gedacht, mir 1000 DM geliehen und es einfach<br />

mal versucht“, sagt Saltik schelmisch lächelnd. Mit Grup Yorum,<br />

die sich auf Protestmusik spezialisiert haben, fing er 1991 an, die<br />

Platte verkaufte sich so gut, dass er mit politischen Alben weitermachte.<br />

In dieser Zeit gab es in der Türkei so gut wie keine<br />

linke Musikszene wie in Deutschland oder den USA. Trotzdem,<br />

„es lief gut, in der Zeit der Gründung des Musikverlages, 1991,<br />

waren die Studenten noch politischer als heute.“<br />

Doch das reichte ihm nicht. Er wollte die traditionelle Musik<br />

aus Anatolien in die Welt holen. Er recherchierte und brachte<br />

nach und nach musikalische Perlen ans Licht, die man vorher nur<br />

im Osten des Landes hören konnte. Volksmusik, traditionelle und<br />

klassische Musik - ethnische Musik war damals verboten, doch<br />

das hielt Saltik nicht davon ab, sie trotzdem rauszubringen.<br />

Etliche Gerichtsverfahren wurden gegen Kalan Müzik eröffnet.<br />

„Manchmal kamen sie fast täglich mit einer neuen Anklage,“ erinnert<br />

sich Saltik, „aber wir haben das Richtige getan. Wir haben<br />

sogar in den Gefängnissen Musik aufgenommen.“ Einmal wurde<br />

er zu drei Jahren Haft verurteilt, das Urteil wurde dann aber<br />

MUSIK<br />

wieder aufgehoben, weil sich ein hoher Beamter, dem die Musik<br />

gefiel, sich für ihn einsetzte.<br />

2003 wurde Kalan Müzik wieder einmal verklagt und dann<br />

geschlossen, weil der Musikverlag angeblich Terroristen der PKK<br />

unterstützten. Die Klage berief sich auf ein Lied, das zehn Jahre<br />

zuvor aufgenommen worden war. In diesem Lied war das Wort<br />

„Kurdistan“ gefallen. Der Protest in der Bevölkerung und den<br />

Zeitungen war so groß, dass sich die Schließung von Kalan Müzik<br />

wieder aufgehoben wurde. Kurz bevor die Regierung das Verbot<br />

für Kalan Müzik ausgesprochen hatte, hatten Hasan Saltik und<br />

seine Mitarbeiter noch schnell einen anderen Musikverlag<br />

gegründet, er nannte ihn schlicht „Z“. Das bedeutet auf Kurdisch<br />

„unsterblich“. Da aber Kalan Müzik bald darauf wieder geöffnet<br />

wurde, wurde der Verlag aber nicht genutzt und lag jahrelang<br />

brach. In diesem Jahr soll „Z“ endlich seine Arbeit aufnehmen<br />

und vor allem klassische Musik verlegen.<br />

Leicht sei es nicht gewesen, so Saltik, auch die Suche nach<br />

Nr.3 | April 2009<br />

istanbulpost.net<br />

29<br />

Das Musiklabel Kalan Müzik ist eines der größten<br />

in der Türkei und hat sich auf die Musik der verschiedenen,<br />

in der Türkei lebenden Volksgruppen<br />

spezialisiert. Dafür wurde der Gründer, Hasan<br />

Saltik, sogar schon zum Helden des Jahres gewählt -<br />

allerdings nicht in der Türkei.<br />

Die<br />

vergessenen<br />

Stimmen<br />

der Türkei<br />

Hasan Saltik hat<br />

Musik über<br />

Missstände in der<br />

Türkei veröffentlicht,<br />

als über diese<br />

Themen noch nicht<br />

öffentlich gesprochen<br />

wurde. Nun wird er<br />

für seinen Erfolg<br />

gefeiert.<br />

der Musik gestaltete sich nicht immer einfach. „Wir haben sehr<br />

viel recherchiert und mittlerweile haben wir eines der besten<br />

Archive überhaupt,“ erklärt der Musiknarr stolz. „In den<br />

Anfangsjahren, als Kalan Müzik schon einen beträchtlichen<br />

Erfolg verbuchen konnte, kamen Musiker aus dem ganzen Land<br />

und spielten vor unserem kleinen Büro. Die Musik kommt immer<br />

noch zu uns, aber auf anderen Wegen. Alle helfen uns, weil uns<br />

alle kennen. Wir bekommen einen Namen, dann fahren wir hin<br />

und hören uns das an.“ In seiner Heimatstadt Tunceli hält Hasan<br />

Saltik selbst noch Ausschau nach neuen, guten Musikern.<br />

Authentische Musik bringt den Erfolg<br />

Leider sei die Musikausbildung im starren türkischen<br />

Bildungssystem noch sehr beschränkt. „Die Musiker haben zu<br />

wenig Visionen, sie sind nicht frei, sie sehen die Welt aus den<br />

Augen eines Beamten.“ Und was beispielsweise in Deutschland<br />

gut beim Publikum ankommt, muss noch lange nicht in der<br />

Türkei Anklang finden. „Die Türken begreifen nicht, dass sie nicht<br />

weiterkommen, wenn sie nur den Westen kopieren, sie müssen<br />

authentisch sein, dann werden sie auch Erfolg haben. Ich will<br />

mich nicht zum Westen drehen, der Westen soll zu mir kommen.“<br />

Mit dieser Meinung steht Saltik aber noch fast allein.<br />

Aber so falsch kann sie ja nicht sein. 2004 wurde er vom<br />

Time-Magazin zum European Hero des Jahres gewählt. Stolz wie<br />

ein kleiner Junge erzählt er das. Auch auf die anderen Artikel<br />

über ihn weist er hin. Stolz scheint er auch manchmal auf seine<br />

revolutionäre Vergangenheit zu sein, die ihm zwar viele<br />

Schwierigkeiten eingebracht hat, die Ausdauer hat sich aber<br />

gelohnt. „Mittlerweile mögen uns, glaube ich, alle, Rechte, Linke<br />

und Religiöse. Erkan Or haben wir rausgebracht, Kardes Türkler,<br />

Aynur. Jetzt sind wir eine der fünf größten Plattenfirmen der<br />

Türkei. Wir machen aber immer noch keine Werbung, versuchen<br />

das immer noch ein bisschen geheim zu halten, die Künstler<br />

machen eben Konzerte und verdienen ihr Geld.“<br />

Leider hat es der Musikmarkt in der Türkei sehr schwer, die<br />

Türken seien „belescis“, also Menschen, die alles umsonst haben<br />

wollen, und laden sich die Musik aus dem Internet herunter.<br />

„Aber trotz der Krise sind wir noch in der Lage, interessante<br />

Musik, die kein Geld einbringt, wie die kürzlich erschienenen<br />

Yezidiler oder Kizilbas, rauszubringen.“ Viele Menschen in der<br />

Türkei wüssten gar nicht, dass es so etwas überhaupt gibt. Kalan<br />

Müzik hat viel dazu beigetragen, die Musik der unterschiedlichen<br />

Volksgruppen der Türkei zum Vorschein zu bringen, mit ihren<br />

Alben brachen sie alle Tabus. Zwar sind die Tabus damit in der<br />

Türkei nicht aufgehoben, aber Kalan Müzik führt mit seinem<br />

bemerkenswerten Beitrag in die richtige Richtung.


30<br />

Juwelen aus dem<br />

Filmarchiv in<br />

<strong>Istanbul</strong><br />

100 Jahre des deutschen<br />

Films in 22 Beispielen. Diese<br />

Übersicht, die aus dem<br />

Archiv des Goethe-Instituts<br />

zusammengestellt wurde,<br />

versucht, wesentliche Perioden<br />

der Filmgeschichte<br />

zu präsentieren - von den<br />

frühen Stummfilmen (Lubitsch)<br />

über das Vorkriegs-<br />

(Sternberg) und das Nachkriegs-Kino<br />

(Käutner) bis<br />

zum Autorenfilm der 60er<br />

und 70er Jahre (Kluge,<br />

Fassbinder) und dem neuen,<br />

realistischen Kino von<br />

heute (Petzold, Dresen).<br />

Die ausgewählten Filme erlauben<br />

einen Blick auf das<br />

jeweils zeitgenössische<br />

Deutschland und dokumentieren<br />

eine Entwicklung des<br />

Films und seiner Sprache.<br />

Im ersten Block zeigt das<br />

Goethe-Institut 9 Filme<br />

von den 1910er bis zu den<br />

1940er Jahren.<br />

Die Welt als Ganzes<br />

- Fotografie aus<br />

Deutschland<br />

Die Welt als Ganzes gibt<br />

Einblick in eine repräsentative<br />

Auswahl dokumentarischer<br />

Fotografie in<br />

Farbe, die in den 1990er<br />

Jahren entstanden ist. Sie<br />

beinhaltet 17 Werkgruppen<br />

von 19 Fotografen der<br />

Jahrgänge 1955 bis 1971.<br />

In Zusammenarbeit mit<br />

ifa - Institut für Auslandsbeziehungen<br />

und Milli<br />

Reasürans Sanat Galerisi in<br />

<strong>Istanbul</strong><br />

Nr.3 | April 2009<br />

istanbulpost.net VERANSTALTUNGEN<br />

AUSSTELLUNG<br />

Ankara<br />

ULRIKE OTTINGER –<br />

RETROSPEKTIVE<br />

Datum: 7.-27.5.2009<br />

Ort: Goethe-Institut - Ankara<br />

Zeit: Mo.- Sa. 13.00-18.00<br />

(außer 1.5. u.19.5.09)<br />

Tel: +90 (312)419 52 83<br />

www.goethe.de/ankara<br />

<strong>Istanbul</strong><br />

„LOB AN DEN SCHATTEN“<br />

Datum: 22.01. - 06.05.2009<br />

Ort: <strong>Istanbul</strong> Modern<br />

Zeit: 10:00 - 18:00<br />

Tel: +90 (212) 334 73 00<br />

www.istanbulmodern.org<br />

DIE WELT ALS GANZES -<br />

FOTOGRAFIE AUS<br />

DEUTSCHLAND NACH 1989<br />

Datum: 28.04. - 31.05.2009<br />

Ort: Milli Reasürans<br />

Sanat Galerisi<br />

Zeit: Dienstag-Samstag<br />

11:00 - 18:30 Uhr<br />

Tel: +90 (212) 249 20 09<br />

www.goethe.de/istanbul<br />

STILLE ZEUGEN<br />

Die Ausstellung umfasst eine<br />

breite Auswahl von Funden<br />

aus praehistorischer Zeit bis<br />

zu Exponaten aus der<br />

Seldjukischen Periode.<br />

Datum: bis 31. Dezember<br />

Ort: Rezan Has Museum<br />

Kadir Has Üniversität<br />

Cibali / <strong>Istanbul</strong><br />

Zeit: 09:00 - 18:00<br />

Tel: +90 (212) 534 10 34<br />

www.rhm.org.tr<br />

Izmir<br />

ILKNUR KOCABIYIK MALEREI<br />

Datum: bis 11. Mai<br />

Ort: Güzelyalı Kültür Merkezi<br />

Sanat Galerisi<br />

Tel: +90 (232) 224 24 30<br />

EVENT<br />

Ankara<br />

AUF DEN SPUREN<br />

DEUTSCHSPRACHIGER LÄNDER<br />

- WETTBEWERB<br />

Schülerinnen und Schüler<br />

machen mit ihren Lehrern in<br />

Form eines Wettbewerbs eine<br />

interessante und lustige<br />

Exkursion durch Ankara und<br />

lernen wichtige deutsche Institutionen<br />

kennen, entdecken<br />

türkisch-deutsche Geschichte<br />

und Spuren der deutschsprachigen<br />

Länder in ihrer<br />

Stadt.<br />

Zielgruppe: Schülerinnen und<br />

Schüler mit Deutsch als erste<br />

und zweite Fremdsprache sowie<br />

Schülerinnen und Schüler<br />

der Deutschen Schule Ankara.<br />

Datum: ab Februar 2009<br />

Ort: Goethe-Institut - Ankara<br />

Tel: +90 (312) 419 52 83<br />

www.goethe.de/ankara<br />

Die Tanzgruppe Anadolu Atesi lässt die Sage um Troja wieder erwachen. Nach vier Jahren<br />

Vorbereitungen wird den Zuschauer nnun eine 3000 Jahre alte Geschichte in der Gloria Aspendos<br />

Arena präsentiert. Die Vorführung kann bis zum 30.Juni gesehen werden.<br />

Antalya<br />

FIRE OF ANATOLIA<br />

- TANZ - REVUE<br />

Seit ein paar Jahren tritt<br />

im antiken Theater in Side<br />

und in der Gloria Aspendos<br />

Arena regelmäßig die<br />

berühmte Musik- und<br />

Tanzgruppe „Fire of<br />

Anatolia“ auf, auch bekannt<br />

unter dem Namen „Troja“.<br />

Über 80 Tänzerinnen und<br />

Tänzer präsentieren etwa<br />

zwei Stunden lang eine<br />

grandiose und fesselnde<br />

Tanz- und Musikshow.<br />

Das Ensemble erzählt die<br />

anatolische Geschichte in<br />

einer Synthese aus Tanz,<br />

Folklore und Theater.<br />

Datum: bis 30.06.2009<br />

Zeit: 21:15<br />

Ort: Gloria Aspendos Arena<br />

Antalya<br />

Tel: +90 (242) 735 73 37<br />

www.biletix.com<br />

KINO<br />

Ankara<br />

ULRIKE OTTINGER: FILME<br />

Im Rahmen des Frauenfilmfestivals.<br />

Alle Filme Deutsch, mit<br />

türkischen Untertiteln.<br />

Ort: Goethe-Institut - Ankara<br />

und Kızılırmak Kino.<br />

Johanna D’Arc of Mongolia,<br />

1989,165’<br />

8.5.09 14.15 Goethe-Institut<br />

Dorian Gray,<br />

1969/1970, 150’<br />

8.5.09 18.30 Goethe-Institut<br />

Exil Shangai,<br />

1997,281’<br />

9.5.09 12.00 Goethe-Institut<br />

Koreanische Hochzeit,<br />

2008, 82’<br />

9.5.09 18.15 und 12.5.09 12.00<br />

Goethe-Institut<br />

Berlinfieber,<br />

1973, 12’<br />

8.5.09 14.00 und 9.5.09 18.00<br />

Goethe-Institut<br />

Freak Orlando,<br />

1981, 126’<br />

10.5.09 16.30 Kızılırmak Kino<br />

19.00 Ulrike Ottinger im<br />

Gespräch<br />

<strong>Istanbul</strong><br />

JUWELEN AUS DEM<br />

FILMARCHIV<br />

100 Jahre des deutschen<br />

Films in 22 Beispielen.<br />

Deutsch, türkisch untertitelt.<br />

Eintritt frei.<br />

Datum: 08.05. - 26.06.2009<br />

Ort: Goethe-Institut <strong>Istanbul</strong><br />

Ich möchte kein Mann sein<br />

1918, 45', s/w<br />

08.05.09, 18.00<br />

Die Austernprinzessin<br />

1919, 60', s/w<br />

08.05.09, 18.00<br />

Nathan der Weise<br />

1922, 123', Farbe<br />

15.05.09, 18.00<br />

Der blaue Engel<br />

1930, 109', s/w<br />

22.05.09, 18.00<br />

Der Kongress tanzt<br />

1931, 97', s/w<br />

29.05.09, 18.00<br />

M - Eine Stadt sucht einen<br />

Mörder<br />

1931, 98', s/w<br />

05.06.09, 18.00<br />

La Habanera<br />

1937, 100', s/w<br />

12.06.09, 18.00<br />

Auf Wiedersehen, Franziska!<br />

1941, 93', s/w<br />

19.06.09, 18.00<br />

Unter den Brücken<br />

1945, 92', s/w<br />

26.06.09, 18.00<br />

Tel: +90 (212) 249 20 09<br />

www.goethe.de/istanbul<br />

MUSIK<br />

Ankara<br />

SEZEN AKSU<br />

Datum: 15.05.2009<br />

Ort: Anadolu Gösteri Merkezi<br />

Zeit: 21:00<br />

Tel: +90 (312) 284 30 33<br />

www.biletix.com<br />

<strong>Istanbul</strong><br />

DEPECHE MODE<br />

Datum: 14.05.2009<br />

Ort: Santral <strong>Istanbul</strong><br />

Uhr: 21:00<br />

www.biletix.com<br />

TULUYHAN U⁄URLU<br />

Datum: 14.05.2009<br />

Ort: Caddebostan Kultur Zent.<br />

Uhr: 21:30<br />

www.biletix.com<br />

Izmir<br />

KEREM GÖRSEV QUARTET<br />

Datum: 19.05.2009<br />

Ort: Izmir Swiss Otel<br />

Uhr: 21:00<br />

www.biletix.com


Fische in Wachspapier<br />

Betritt man den Ägyptischen<br />

Basar in <strong>Istanbul</strong><br />

vom Eingang an der Meerseite,<br />

und geht die Treppe auf<br />

der linken Seite in den zweiten<br />

Stock, so gelangt man in<br />

ein Restaurant, das einen in<br />

Sultanszeiten zurückversetzt:<br />

das Pandeli Restaurant.<br />

In diesem Restaurant<br />

haben schon Staatsmänner<br />

wie Mustafa Kemal Atatürk<br />

und internationale Größen<br />

wie Robert de Niro und Aud-<br />

rey Hepburn gespeist. Das<br />

traditionsbewusste Pandeli<br />

ist seit seiner Öffnung vor<br />

mehr als 100 Jahren eines<br />

der beliebtesten Lokale für<br />

gute türkische und osmanische<br />

Küche, die blauen Iznik-Kacheln<br />

verleihen ihm<br />

eine besondere Atmosphäre.<br />

Es wurde1901 vom griechisch-stämmigen<br />

Koch Pandeli<br />

Çobano¤lu gegründet<br />

und seitdem sind der gegrillte<br />

Zander und das gefüllte<br />

Huhn Legende. Unbedingt<br />

probieren sollte man den in<br />

Wachspapier gekochten Seebarsch<br />

(kagitta cevrek) und<br />

den gebratenen Schwertfisch<br />

(kiliç sis). Das Lokal bietet<br />

außerdem einen herrlichen<br />

Blick über das Goldene Horn.<br />

Anna Esser/ <strong>Istanbul</strong><br />

Pandeli<br />

M›s›r Çarfl›fl›<br />

Eminönü<br />

Tel. (0212) 527 39 09<br />

ESSEN&TRINKEN<br />

Nr.3 | April 2009<br />

istanbulpost.net<br />

Die Dekoration in ländlichem Stil, die mit<br />

Malereien verzierten Wände und die schmiedeeisernen<br />

Balkongeländer machen das Victor Levi<br />

zu einem gemütlichen Weinlokal, in dem man<br />

mit einem Glas Wein und leckerer Käseplatte in<br />

gemütlicher Atmosphäre den Tag ausklingen lassen<br />

kann.<br />

Neben rund 60 ausgewählten Weinsorten,<br />

wird auch hauseigener Wein (Viktor Levi Wein)<br />

angeboten. Es gibt eine große Auswahl an kalten<br />

und warmen Vorspeisen, verschiedenen Grillspeisen<br />

und Pizzen. Besonders empfehlenswert<br />

31<br />

Vorzügliche Käseplatten in<br />

gemütlicher Atmosphäre<br />

In den Hintergassen der Istiklal, in der Nähe des englischen Konsulates,<br />

liegt eines der besten Weinhäuser der Türkei.<br />

sind die verschiedenen Sorten von Güveç (im<br />

Schmortopf gekochte Gerichte). Das dreieckförmige<br />

Brot ist auch sehr lecker. Das Weinlokal<br />

Viktor Levi ist ein Ort, in dem das alte multikulturelle<br />

<strong>Istanbul</strong> zum Leben erwacht, wo man<br />

mittags oder abends bei einem guten Glas Wein<br />

und leckeren Speisen das Leben genießen kann.<br />

Anna Esser / <strong>Istanbul</strong><br />

Victor Levi Galatasaray,<br />

Hamalbafl› Caddesi 12, Beyo¤lu<br />

Tel. (0212) 249 60 85

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