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Gödelitzer Rede: Landwirtschaft am Scheideweg - MdB Friedrich ...

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Politik getrieben vom agrarindustriellen Modell. Aber es gibt inzwischen andere Töne. Vorwenigen Jahren waren es noch ein paar versprengte Bäurinnen und Bauern, die das Motto„Bauernhöfe statt Agrarfabriken“ hochhielten. Heute finden Sie insbesondere im internationalenKontext Zeichen von Umdenken, sei es im Weltagrarbericht, bei der FAO oder der EUKommission.Das neue landwirtschaftliche Paradigma muss und wird die bäuerliche <strong>Landwirtschaft</strong> sein.Was meinen wir, wenn wir bäuerlich sagen? Unsere Gegner werfen uns natürlich immer sofortNostalgie vor und das wir zurück wollten in die Vergangenheit. Das ist selbstverständlichUnsinn! Ich glaube, dass die Menschen der Zivilgesellschaft das auch nicht so sehen. Ichglaube, dass in dem Bild vom Bauernhof auch heute noch sehr viel Wahrheit steckt. JederMensch, vor allem jedes Kind, ob aus der Stadt oder vom Land, weiß was ein Bauernhof istund verbindet d<strong>am</strong>it positive Bilder, Kühe auf der Weide, Schweine im Stroh, Hühner aufdem Mist, Felder, Hecken, Teiche usw. Nicht ohne Grund benutzt gerade die Agrarindustriedas Bild von Bauernhof als Werbemotiv. Hinter diesem Bild vom Bauernhof steckt das Sinnbilddessen, was gute <strong>Landwirtschaft</strong> ausmacht. Etwas technischer ausgedrückt heißt das: Nachhaltige Erzeugung qualitativ hochwertiger Lebensmittel, artgerechte Tierhaltung, Klimaschutz, Erhalt der Biodiversität, dezentrale regenerative Energieerzeugung, unternehmerische Selbständigkeit.Oder wie es im EU-Jargon genannt wird: das europäische Agrarmodell einer multifunktionalen<strong>Landwirtschaft</strong>, die nicht nur Lebensmittel erzeugt, sondern auch Kulturlandschaft pflegt,Umweltgüter bereitstellt und Einkommen generiert.2. Wir müssen weg von der erdölabhängigen industriellen <strong>Landwirtschaft</strong>, hin zu einer sonnenbasiertenProduktion. Lassen Sie mich noch einmal die FAO zitieren. Anlässlich des Weltklimagipfelsin Durban erklärt die FAO vor wenigen Tagen: “Es gibt die berechtigte Sorge, dassdie derzeitige Abhängigkeit des Lebensmittelsektors von fossiler Energie dessen Fähigkeiteinschränken wird, die globale Nachfrage nach Lebensmitteln zu decken. Die Herausforderungbesteht darin, die Lebensmittelpreise von den Energiepreisen zu entkoppeln.“ Was wirbräuchten ist eine „energy-smart“-<strong>Landwirtschaft</strong>, so die FAO.3. Wir müssen in der Agrarpolitik Regel und Ausnahme umkehren. Nachhaltige <strong>Landwirtschaft</strong>muss die Regel werden und industrielle Produktion die Ausnahme von dieser Regel. „ÖffentlicheGelder für öffentliche Leistungen“ muss zum Grundsatz der Förderung werden. Wirkönnen nicht weiter für die Nicht-Verschmutzung zahlen, sondern der Verursacher hat zuzahlen für die Kosten, die er der Gesellschaft aufbürdet. Der aktuelle Vorschlag für eine Reformder EU-Agrarpolitik von Agrarkommissar Ciolos geht in diese Richtung: Erstmals sollzumindest ein Teil der Agrarzahlungen an Umweltleistungen gebunden werden. Aus unsererSicht ist das der richtige Weg. Leider sieht Ministerin Aigner das bisher noch nicht so.4. Wir müssen uns um das Ordnungsrecht kümmern. Die meisten Missstände, die heute in derTierhaltung beklagt werden, finden im Rahmen von geltendem Recht statt. 22-25 Tiere proQuadratmeter zu halten ist legal, genauso wie es legal ist, 400.000 Hühner in einer Anlagezu halten. Daher müssen wir das Ordnungsrecht überarbeiten, z.B. das Baurecht, um Haltungsformenauszuschließen, die niemand mehr will und versteht. Ganz konkret muss u.a.Ostendorff – Ost-West-Forum Gut Gödelitz 03/12/11 – <strong>Landwirtschaft</strong> <strong>am</strong> <strong>Scheideweg</strong> – Seite 4 von 5

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