Integrierte Versorgung - Prof. Dr. Werner Kissling - Bildungswerk Irsee
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<strong>Integrierte</strong> <strong>Versorgung</strong> für Patienten mit Depression und<br />
Schizophrenie<br />
<strong>Werner</strong> <strong>Kissling</strong><br />
Centrum für Disease Management an der Psychiatrischen Klinik<br />
der Technischen Universität München<br />
Arbeitsgemeinschaft Münchener Nervenärzte und Psychiater e. V.
Organigramm „Centrum Centrum für f r Disease Management“<br />
Management<br />
Technische Universität München<br />
Klinikum rechts der Isar<br />
Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie<br />
Centrum für Disease Management<br />
Leiter: <strong>Dr</strong>. med. <strong>Werner</strong> <strong>Kissling</strong><br />
Patientenversorgung Angebote für Krankenkassen<br />
und Unternehmen<br />
Forschung<br />
- 2 Stationen (40 Betten)<br />
- 1 Tagklinik<br />
- 2 Ambulanzen<br />
<strong>Integrierte</strong> <strong>Versorgung</strong><br />
(in Kooperation mit<br />
Betriebskrankenkassen,<br />
Managementgesellschaften, UK Trusts)<br />
Programm<br />
„Psychische Gesundheit am Arbeitsplatz“<br />
- <strong>Versorgung</strong>sforschung<br />
- Stigmatisierung<br />
psychischer Erkrankung<br />
- Medical/ Shared Decision<br />
Making<br />
- Compliance
Agenda<br />
Vorstellung des „Münchner nchner Modells“ Modells<br />
Diskussion:<br />
Welche dieser Interventionen könnten k nnten Sie in Ihrer<br />
PIA auch anbieten?<br />
Macht es für f r Sie Sinn sich auch um einen<br />
<strong>Integrierte</strong>n <strong>Versorgung</strong>svertrag nach dem<br />
„Münchner nchner Modell“ Modell zu bemühen?<br />
bem hen?
Die psychiatrische Regelversorgung ist noch<br />
optimierbar<br />
Einjahres-Wiederaufnahmeraten Einjahres Wiederaufnahmeraten von 45 %<br />
Rezidivprophylaktische Noncompliance von 50 %<br />
<strong>Versorgung</strong>sdefizite insbesondere im ambulanten Sektor<br />
Nur 20 % der Patienten und nur 2 % der Angehörigen Angeh rigen bekommen<br />
Psychoedukation<br />
Zunahme der stationären station ren Fälle F lle mit Depressionen um 117% (!) in den<br />
letzten 10 Jahren, > 66% Wiederaufnahmen 2 Jahre nach Entlassung,<br />
Entlassung<br />
50 % Wiederaufnahmen in den ersten 3 Monaten nach Entlassung<br />
Sehr hohe Gesamtkosten<br />
Patienten, Angehörige, Angeh rige, Leistungserbringer und Krankenkassen sind<br />
unzufrieden
Rückfall ckfall- und Wiederaufnahmeraten<br />
schizophrener und depressiver Patienten<br />
Rückfallrate<br />
Wiederaufnahmerate<br />
in 1 Jahr in 5 Jahren<br />
(Gaebel, 1985; ten Horn, 1985 (Maurer, 1988)<br />
Strasser 2004, Heller 2006)<br />
48% 82%<br />
41% 74%<br />
Centrum für Disease Management an der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie der Technischen Universität<br />
München, Möhlstrasse 26, 81675 München, Homepage www.cfdm.de
Mögliche gliche Rückfallraten ckfallraten schizophrener und<br />
depressiver Patienten<br />
Rückfallrate<br />
Wiederaufnahmerate<br />
in 1 Jahr<br />
(Gaebel, 1985; ten Horn, 1985<br />
Strasser 2004, Heller 2006)<br />
48%<br />
41% (10-15% Münchner Modell)<br />
Centrum für Disease Management an der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie der Technischen Universität<br />
München, Möhlstrasse 26, 81675 München, Homepage www.cfdm.de
% der Patienten<br />
100%<br />
90%<br />
80%<br />
70%<br />
60%<br />
50%<br />
40%<br />
30%<br />
20%<br />
10%<br />
0%<br />
Rezidivprophylaktische Compliance (F2/F3) (F2/F3<br />
Medikamentöse Langzeitbehandlung<br />
durchgeführt<br />
3 12 24 36 60<br />
Monate Monate Monate Monate Monate<br />
Gaudiano 2008, <strong>Kissling</strong> 1988, Hamann et al. 2002<br />
Maddox 1994, Ayd 1974, Conneley
Alle Leitlinien empfehlen Psychoedukation<br />
aber<br />
• weniger als 20% der stationären Patienten<br />
bekommen sie derzeit angeboten<br />
• und sogar nur 2% der Angehörigen!<br />
(Rummel, Pitschel-Walz, <strong>Kissling</strong> 2005)<br />
Centrum für Disease Management an der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie der Technischen Universität<br />
München, Möhlstrasse 26, 81675 München, Homepage www.cfdm.de
Tage<br />
Psychoedukation reduziert die<br />
Wiederaufnahmerate und die Kosten<br />
Langzeitergebnisse der PIP-Studie:<br />
PIP Studie:<br />
Kliniktage pro Patient (Teilstichprobe ( Teilstichprobe der TUM ; n=48)<br />
250<br />
200<br />
150<br />
100<br />
50<br />
0<br />
18<br />
28<br />
Centrum für Disease Management an der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie der Technischen Universität<br />
München, Möhlstrasse 26, 81675 München, Homepage www.cfdm.de<br />
75<br />
225<br />
nach 1 Jahr nach 7 Jahren<br />
* Fisher‘s exact test, p
Wie gut ist die psychiatrische Regelversorgung?<br />
Die Qualität Qualit t der ambulanten vertragsärztlichen<br />
vertrags rztlichen<br />
Regelversorgung ist schlecht<br />
(10 Minuten pro Patient pro Monat, keine Psychoedukation, keine<br />
Compliance verbessernden Maßnahmen, Ma nahmen, kein Home Treatment, kaum<br />
sozialpsychiatrische, ergotherapeutische Angebote)<br />
Die Behandlungsergebnisse sind schlecht<br />
(Einjahres-Wiederaufnahmeraten (Einjahres Wiederaufnahmeraten von 45 %, Rezidivprophylaktische<br />
Noncompliance von 50 %)<br />
Die Gesamtkosten sind um einige Milliarden Euro pro Jahr<br />
höher her als sie sein könnten k nnten<br />
Warum ändern ndern die Leistungserbringer das nicht?<br />
Es gibt für f r sie keine ausreichenden Anreize das zu tun
1 + 1 = 2<br />
Wenn die Behandlungsergebnisse in der Regelversorgung<br />
schizophrener und depressiver Patienten schlecht sind und wenn<br />
die rezidivprophylaktische Noncompliance die Hauptursache dafür daf r<br />
ist,<br />
dann müssen m ssen die Leistungserbringer allen Patienten ein Maximum<br />
an Compliance verbessernden Maßnahmen<br />
Ma nahmen anbieten und diese<br />
maximal motivieren, diese in Anspruch zu nehmen<br />
Beides wird aber nur dann geschehen, wenn dafür daf r ausreichende<br />
Anreize geschaffen werden.<br />
§ 140 SGB V eröffnet er ffnet erstmals die Möglichkeit glichkeit solche Anreize<br />
anzubieten.
Das Prinzip des „Münchner nchner Modells“ Modells<br />
Alle Maßnahmen, die nachweislich die rezidivprophylaktische<br />
Compliance verbessern werden angeboten und kostendeckend<br />
finanziert<br />
Die Mittel dafür werden durch Einsparungen bei den stationären<br />
Behandlungskosten gegenfinanziert.<br />
Ziel:<br />
Verbesserung der Behandlungsqualität und Kostensenkung
Wir könnten k nnten diskutieren<br />
- ob Interventionen des „Münchner Modells“ auch in der PIA<br />
angeboten werden könnten<br />
- ob diese Interventionen auch Nicht-PIA Patienten angeboten<br />
werden könnten<br />
- ob Sie im Verbund mit unserem Centrum und mit anderen<br />
Leistungserbringern den Kassen einen <strong>Integrierte</strong>n <strong>Versorgung</strong>svertrag<br />
nach dem „Münchner Modell“ anbieten sollten
Angebot an Compliance verbessernden<br />
Maßnahmen Ma nahmen im integrierten „Münchner nchner Modell“ Modell<br />
für r depressive und schizophrene Patienten<br />
• Differenzialdiagnose der Noncompliance (5 Std./Pat./Jahr)<br />
• Psychoedukation für alle Patienten und Angehörige<br />
(18 Gruppen-Std.)<br />
• Medikamenten-Einnahmetraining (2 Std.)<br />
• Bonus- und Remindersysteme (2 Std.)<br />
• Hausbesuche/Home Treatment<br />
• Patientenbefragungen zur Compliance/Beh.zufriedenheit (2 Std.)<br />
• Sozialpädagogische Maßnahmen (2-10 Std.)<br />
• Wellness- und Freizeitangebote (10 – 30 Std.)<br />
• Depot Clinic
Meta-Analyse<br />
Meta Analyse Antipsychotika<br />
Depot versus orale Gabe, Langzeitstudien<br />
Study<br />
Treatment<br />
n/N<br />
Control<br />
n/N<br />
Barnes 1983 3/19 3/17<br />
Falloon 1978 8/20 5/24<br />
Hogarty 1979 22/55 32/50<br />
Quitkin 1978 5/29 4/27<br />
Rifkin 1977 1/19 4/24<br />
Crawford 1974 2/14 6/15<br />
Del Guidice 1975 21/27 59/61<br />
Schooler 1973 26/107 35/107<br />
Total (95%CI) 88/290 146/325<br />
Overall effect, z=3.06 P=0.002<br />
RR<br />
(95% CI Random)<br />
Update 2011:<br />
Rückfallrate innerhalb eines Jahres<br />
Orale Therapie ca. 35%<br />
Depottherapie ca. 25%<br />
pro Depottherapie pro orale Therapie<br />
RR<br />
(95%CI Random)<br />
0.89 (0.21, 3.85)<br />
1.92 (0.74, 4.95)<br />
0.62 (0.43, 0.92)<br />
1.16 (0.35, 3.89)<br />
0.63 (0.06, 6.45)<br />
0.36 (0.09, 1.48)<br />
0.80 (0.65, 0.99)<br />
0.74 (0.48, 1.14)<br />
0.78 (0.66, 0.91)<br />
Leucht C. et al. 2011, Schizophr Res. Jan 22. [Epub ahead of print]
Ergebnisse aus der <strong>Integrierte</strong>n <strong>Versorgung</strong>sambulanz<br />
für r Depotpatienten (OASE)<br />
Behandlungstage<br />
5000<br />
4500<br />
4000<br />
3500<br />
3000<br />
2500<br />
2000<br />
1500<br />
1000<br />
500<br />
0<br />
n=57 [OC]<br />
(ITT 86, DO 34%<br />
Interims-Analyse<br />
Interims Analyse nach 18 Monaten<br />
4391<br />
86%<br />
3598<br />
620 501<br />
voll- und teilstationär vollstationär<br />
prä OASE<br />
OASE<br />
86%<br />
OASE-team [data on file]
Vergleich der Krankenhaustage vor und nach<br />
Einschluss in die <strong>Integrierte</strong> <strong>Versorgung</strong><br />
prä (18 Monate)<br />
post (ca. 18 Monate)<br />
F2 (n= 131)<br />
7313<br />
1797 (-75%)<br />
F3 (n= 81)<br />
5124<br />
1546 (-70%)<br />
alle<br />
12437<br />
Centrum für Disease Management an der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie der Technischen Universität<br />
München, Möhlstrasse 26, 81675 München, Homepage www.cfdm.de<br />
3343 (-73 %)<br />
�� bis zu 75 % weniger Krankenhaustage durch die <strong>Integrierte</strong> <strong>Versorgung</strong><br />
<strong>Versorgung</strong>
Einsparungen durch die <strong>Integrierte</strong> <strong>Versorgung</strong><br />
Einsparungen pro Patient pro Jahr ca. 6 600 €<br />
Kosten des Compliance Programms ca. 1 250 €<br />
Nettoeinsparung pro Patient pro Jahr ca. 5 350 €<br />
Centrum für Disease Management an der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie der Technischen Universität<br />
München, Möhlstrasse 26, 81675 München, Homepage www.cfdm.de
Fazit<br />
Das „Münchner Modell“ hat in den letzten 6 Jahren unter<br />
Beweis gestellt, dass es die Behandlungsergebnisse<br />
verbessern und gleichzeitig die Kosten senken kann.<br />
Wir sind deshalb gerade dabei, bundesweit ein Netzwerk<br />
von PIAs und Vertragsärzten zu organisieren, das den<br />
Krankenkassen einen <strong>Integrierte</strong>n <strong>Versorgung</strong>svertrag nach<br />
dem „Münchner Modell“ anbieten kann.<br />
Interessenten können sich in die ausliegenden Listen<br />
eintragen
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!<br />
Kontaktdaten:<br />
<strong>Dr</strong>. <strong>Werner</strong> <strong>Kissling</strong><br />
Tel.: 089 4140 4207<br />
E-mail: w.kissling@lrz.tum.de