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Bildband des MDK-Tages 2011 - MDK-Baden Württemberg

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FachvorträgeFachvorträgeErhalt und Förderung der Bewegungsfähigkeitpflegebedürftiger MenschenÜber die Kunst der BegutachtungDr. AngelikaZegelinPflegewissenschaftlerinan derUniversitätWitten/HerdeckePlädierte für mehrBewegungsförderungim Pflegealltag:Dr. AngelikaZegelinWir assoziieren Bewegung mit Leben– und halten es dennoch für normal, dasspflegebedürftige Menschen sich immerweniger bewegen bis sie nur noch im Bettliegen. Dieses Phänomen hat zum erstenMal Dr. Angelika Zegelin, Pflegewissenschaftlerinan der Universität Witten/Herdecke, untersucht.In ihrem Vortrag stellte Dr. Angelika Zegelin sehranschaulich dar, dass Bettlägerigkeit durch eineVerkettung unglücklicher Umstände entstehenkann. Dabei spielen überzwanzig Einflussfaktoren eineRolle, zu denen auch dieinstitutionelle Versorgung <strong>des</strong>Pflegebedürftigen im Pflegeheimgehört.Die Ergebnisse gehen auf eineStudie zur Entstehung vonBettlägerigkeit zurück, die Dr. Zegelin im Rahmenihrer pflegewissenschaftlichen Dissertation durchführteund 2004 fertigstellte. Hierfür wurden auchInterviews mit den Betroffenen geführt. Ortsfixierung macht bettlägerigBettlägerigkeit entwickelt sich über vier Phasen,führte die Pflegewissenschaftlerin aus, entscheidenddabei sei die „Ortsfixierung“. Das bedeutet,dass ein Mensch nicht mehr selbstständig zumBeispiel vom Sessel zum Bett wechseln kann und<strong>des</strong>halb Hilfe braucht. „Scheinmobil“ im RollstuhlViele alte Menschenwerden in einem schleichendenProzess „in denRollstuhl mobilisiert“.In den letzten Jahren wurden durch verschiedeneProjekte in Altenheimen die Erkenntnisse weitererhärtet und differenziert. Durch das Inblicknehmender strukturellen und personellen Seite konntenweitere Einflussfaktoren festgestelltwerden.Die Gruppe der ortsfixiertenMenschen scheint groß – ineinem schleichenden Prozessder Immobilisierung findensich viele alte Menschen einigeZeit nach dem Heimeinzugim Rollstuhl wieder. Dieser Prozess wird kaumhinterfragt, im Gegenteil: Die Altenheimbewohnergelten als „in den Rollstuhl mobilisiert“. Sie könnennicht mehr Stehen und nicht mehr Gehen, sie sind„scheinmobil“.Aus den noch laufenden Studien lassen sich bereitszahlreiche Vorschläge für pflegerische Interventionenableiten, um eine Ortsfixierung zu verhindernoder rückgängig zu machen. Anliegen in diesenProjekten ist es, die Bewegungsförderung in denPflegealltag zurückzuholen. FazitMit ihrem engagierten Vortrag sensibilisierte Dr.Angelika Zegelin auf dem <strong>MDK</strong>-Tag die Teilnehmer,ihr Augenmerk bei Pflegebegutachtungen undQualitätsprüfungen auf die Erhaltung und Förderungder Bewegungsfähigkeit pflegebedürftigerMenschen zu richten.Die Wissenschaftlerin unterbreitete den interessiertenZuhörern viele gut praktikable Vorschläge fürpflegerische Interventionen, die eine Ortsfixierung(zum Beispiel im Bett oder im Sessel) verhindernoder rückgängig machen.„Die Kunst der Begutachtung“:Hierüber referierte Dr. Burkhard Emde,Leiter <strong>des</strong> BBZ-Verbunds 2 (Stuttgart,Neckar-Enz, Mittlerer Neckar) <strong>des</strong> <strong>MDK</strong><strong>Baden</strong>-Württemberg. Seinen Vortragfasst er wie folgt zusammen:Beurteilungen medizinischer Gutachter haben einenstarken Einfluss auf die Leistungsgewährungder sozialen Sicherungssysteme. Für die Beratungder gesetzlichen Kranken- und Pflegekassenund für die Begutachtung der Versicherten habendie Medizinischen Dienste weitreichende Kompetenzen.Dies ist mit Fragen nach der Güte der Gutachtenverbunden. Vielfältige qualitätssicherndeAktivitäten haben zu einem hohen strukturellenNiveau der Produkte geführt.Die für die gesetzlichen Kranken- und Pflegeversicherungentypischen Einzelfall-Gutachten werdenauf der Grundlage anamnestischer Angaben, derKenntnis von Fremdbefunden und eigener Befunderhebungerstellt. Soweit systematische Untersuchungenzu Konsistenz und Plausibilität erhobenwurden, deuten die Ergebnisse auf wesentlicheSchwerpunkte zur Erstellung überzeugender Gutachtenfür alle Anspruchsgruppen.Die Gutachter werden sich fortwährend mit dennormativen Aspekten ihrer Aufgaben intensiv auseinandersetzenmüssen. Wie wirkt sich das Versichertseinaus? Welche Möglichkeiten und Grenzenbestehen, mit medizinischem Fachverstand dieWirklichkeit zu erfassen? Lässt sich die Subjektivitätmarkieren und überzeugend reduzieren? Mitwelcher Sensitivität und Spezifität ist zu rechnen?Kunst und Können beziehen sich metaphorischauf besondere Aufgaben und Fähigkeiten der Gutachter:Eine umfassende Wahrnehmungsfähigkeitfür medizinische und nichtmedizinische Gegebenheiten,die kritische Selbstreflexion, das Lernendurch Rückmeldungen und der systematische interkollegialeAbgleich von Beurteilungen. Möglichkeiteneinzelfallbezogener Plausibilitätsprüfungenwerden angesprochen.Kunst und Können bedingen die nachhaltige Arbeitan wissenschaftlicher Erkenntnis: Konstanzder Gutachten, Aussagekraft klinischer Befunde,Wertigkeit apparativ erhobener Ergebnisse für dieBeurteilung, Bedeutung von Peer-Review-Verfahrenund ihre sinnvolle Anwendung in der Praxis.Der Medizinische Dienst bietet die besten Voraussetzungenfür eine exzellente Weiterbildung.Aus den vorhandenen Daten lassen sich Studien-Hypothesen generieren. Die Mitarbeiter nehmendie Entwicklungsmöglichkeiten aktiv in Anspruch. FazitWahrnehmungsfähigkeit für die medizinischenund nichtmedizinischen Gegebenheiten, kritischeSelbstreflektion, das Lernen durch Rückmeldungenund der systematische interkollegiale Abgleich vonBeurteilungen – vor allem darin liegen Kunst undKönnen <strong>des</strong> Gutachters. In seinem Vortrag stellteDr. Burkhard Emde ein umsetzungsfähiges Konzeptfür die Zusammenarbeit mit Experten der Gutachtenlehreund für eine zertifizierte Teilnahme derGutachter an spezifischen Trainingseinheiten im<strong>MDK</strong> <strong>Baden</strong>-Württemberg zur Diskussion.Dr. BurkhardEmdeLeiter <strong>des</strong> BBZ-Verbunds 2 <strong>des</strong><strong>MDK</strong> <strong>Baden</strong>-WürttembergWo liegen dieGrenzen <strong>des</strong> medizinischenFachverstands?BurkhardEmde referierteüber die Kunst derBegutachtung.

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