Pressedienst
Pressedienst
Pressedienst
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
DLG-<strong>Pressedienst</strong> Nr. 8/2011, 9. Dezember 2011 Seite 4<br />
Tierwohl in Stallungen sich durch höhere Leistungen der Tiere auszahlen. „Technik und<br />
Tierwohl schließen sich nicht aus“, betonte er.<br />
Gemeindliche Bauleitplanung als Lösung von Konflikten bei Baugesuchen<br />
Die Genehmigung von Tierhaltungsanlagen im Außenbereich stößt zunehmend auf Akzep-<br />
tanzprobleme: Von diesem Faktum ging Prof. Dr. Wilhelm Söfker, Honorarprofessor an der<br />
Universität Bonn, in seinem Vortrag aus. Die Entwicklung landwirtschaftlicher und gewerbli-<br />
cher Tierhaltungsanlagen habe in verschiedenen Regionen Deutschlands negative Auswir-<br />
kungen auf die städtebauliche Entwicklung und die Siedlungsentwicklung der Gemeinden<br />
gehabt. Anhand verschiedener Beispiele untersuchte Söfker, ob das Bauplanungsrecht zur<br />
Lösung dieser Konflikte ausreichend sei. Dabei hielt er fest, dass Gemeinden die Baugesu-<br />
che für Tierhaltungsbetriebe durchaus sehr unterschiedlich entscheiden, gerade indem sie<br />
die Standortsteuerung durch gemeindliche Bauleitplanung nach geltendem Recht vorneh-<br />
men.<br />
Realistische Kostenschätzung des Tierwohllabels nötig<br />
Die aktuelle Diskussion um das Tierwohllabel wurde vom Praktiker unter den Referenten<br />
aufgegriffen: Philipp Schulze Esking, Landwirt aus Billerbeck, ging in seinem Vortrag der<br />
Frage nach, wie sich heute ein schweinehaltender Betrieb erfolgreich aufstellen lässt. In<br />
den letzten 15 Jahren sei die Zahl der Betriebe auf ein Drittel geschrumpft, gleichzeitig lie-<br />
ge die Zahl der Schlachtschweine um 50 % höher und übersteige deutlich die stagnierende<br />
Inlandsnachfrage. Schulze Esking stellte detailliert dar, wie die wirtschaftlichen Rahmenbe-<br />
dingungen der Betriebe im Spannungsfeld zwischen Weltmarkt, gesetzlichen Auflagen und<br />
gesellschaftlichen Erwartungen aussehen, und betonte, dass „Nachhaltigkeit“ seit jeher ei-<br />
ne Grundbedingung landwirtschaftlichen Unternehmertums sei – schließlich gehe es um<br />
langfristige Produktion und Sicherung der Hofnachfolge. Anhand von Modellrechnungen für<br />
verschiedene Betriebskonzepte – Intensivierung, Extensivierung, Diversifizierung – zeigte<br />
der Landwirt die Erfolgschancen verschiedener Strategien. Die Teilnahme am Tierwohllabel<br />
sieht er dabei mit Skepsis: Zwar werde für Fleisch aus „artgerechter Haltung“ ein Marktan-<br />
teil von 20 % der Käufer vorausgesagt, aber schon der Silberstandard verursache Mehr-<br />
kosten von 30 bis 40 Cent je kg Schlachtgewicht, der Goldstandard sogar bis zu 60 Cent –<br />
und zu diesem erhöhten Preis ließen sich bekanntlich nur die „Filetstücke“ absetzen. In<br />
seinem Fazit forderte Schulze Esking die Landwirte auf, aus der Defensive zu kommen und<br />
ihre Betriebskonzepte realistisch zu gestalten – reine Spezialisierung sei nur noch für abso-<br />
lute Spitzenbetriebe eine Option.<br />
Ethik in der Nutztierhaltung: Wer trägt die Verantwortung?<br />
In der After-Dinner-Speech ging Prof. Dr. Herwig Grimm, Messerli-Forschungsinstitut an<br />
der Veterinärmedizinischen Universität Wien, auf die ethische Verantwortung und Mitver-<br />
antwortung der Akteure in der Nutztierhaltung ein. Der Philosoph und Agrarwissenschaftler<br />
beleuchtete zunächst ein paar auffallende Fakten: So sind in einer Umfrage 75 % der