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PlusMinus 2/07 - Die Aidshilfen Österreichs

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dazu. <strong>Die</strong> MigrantInnen erleben durchden Verlust der Heimat einen Verlustan Identität. Ihre bisherigen Gepflogenheitensind hier vielleicht nicht mehrgültig und sie müssen erst lernen, sichan die Regeln der neuen Gesellschaftzu gewöhnen und damit umzugehen.Sehr oft wissen sie nichts über dieKrankheit AIDS und ihre Ursachen.Zusätzliche Probleme schafft ihnender Umgang mit dem Gesundheitssystemund der Schulmedizin.Sehr intensive Aufklärungsgesprächesind notwendig, bis die Einsicht überdie Krankheit vorhanden ist und dieWirkungsweise der Therapie verstandenund sie eingehalten wird.Rechtliche SituationLaut Genfer Konvention steht MenschenAsyl zu, denen bei „Abschiebung“Gefahr für das Leben droht.Damit meint man z.B. die Gefahr aufgrundvon politischer Verfolgungoder die Gefahr, aufgrund von Krankheitim Heimatland zu sterben. Da esin vielen Ländern noch keinen Zugangzur HIV-Therapie gibt, ist dieseArgumentation oft die einzige Möglichkeitfür die von AIDS betroffenenMigrantInnen, einen Aufenthalt inÖsterreich zu erhalten. Laut § 8 desAsylgesetzes erhalten sie den Statuseines subsidiär Schutzberechtigten,jedoch zu sehr eingeschränkten Bedingungen:Das neue Asylgesetzschreibt vor, dass der Schutz nur fürein Jahr zuerkannt wird. D. h. es gibtsomit nur mehr einjährige Aufenthaltsgenehmigungenund den Betroffenenwird zugemutet, jährlich dengleichen Instanzenweg zu gehen.Erschwerend kommt hinzu, dass siein dieser Zeit auch nicht ins Auslandreisen dürfen. Zusätzlich haben dieseMenschen nur sehr eingeschränktenZugang zur Sozialhilfe. Sie werdenzwar von den AsylantInnenheimenmit Verpflegung und Unterkunft versorgt,es wird ihnen aber zugemutet,dass sie mit einem Taschengeld von70,- bzw. 40,- Euro pro Monat (jenach Ankunftsdatum in Österreich)auskommen müssen. <strong>Die</strong> Asylant-Innenheime befinden sich meist inden Landgemeinden, weit weg vomZugang zu der benötigten Klinik. Soüberlasten schon die Reisekosten zurKlinik ihr Budget. <strong>Die</strong> AIDS-Hilfekommt daher in der Regel für dieseFahrtkosten auf. Weiters haben sieauch keinen Anspruch auf Bildungund Integrationsmaßnahmen. Auchhier haben die AIDS-Hilfen reagiertund bieten z.B. Deutschkurse fürMigrantInnen an.Der einzige Vorteil nach dem neuenAsylgesetz ist der erleichterte Zugangzum Arbeitsmarkt. So haben Menschen,die bereits seit einem Jahreinen gültigen Aufenthalt nach § 8vorweisen können, freien Zugang zumArbeitsmarkt ohne Arbeitsbewilligung.<strong>Die</strong>se Möglichkeit ist nun gesetzlichgegeben. <strong>Die</strong> Realität sieht aber soaus, dass sie praktisch keine Chanceauf einen Arbeitsplatz haben. Auchgebildete Menschen mit qualifiziertenBerufen landen nur, wenn überhaupt,als Tellerwäscher o. ä. im Gastgewerbezu Niedrigstlöhnen. So versuchenauch hier die AIDS-Hilfen demfinanziellen Desaster entgegenzuwirkenund Beschäftigungsprojekte zugründen. Sie dienen der Verbesserungder materiell dramatisch schlechtenSituation und heben das Selbstwertgefühlder Betroffenen, die sehr wohleine ihrer Qualifikation entsprechendeArbeit leisten möchten. Der Zugangzur Staatsbürgerschaft ist in Österreicham restriktivsten in ganzEuropa. Da die Erreichung derStaatsbürgerschaft mit einem gewissenEinkommen verbunden ist, ist esihnen unmöglich gemacht, diese zuerlangen.So leben MigrantInnen mit einemsehr unsicheren Status in Österreichund haben wenig Aussichten auf einebefriedigende Zukunft. Auch wennsie schon etliche Jahre hier leben,können sie niemals sicher sein, dasssie beim nächsten Asylantrag nichtausgewiesen werden. <strong>Die</strong>se unzumutbarschwierigen Verhältnisse müssendringend geändert werden, um diesenMenschen, die immerhin zu den chronischKranken zählen, ein menschenwürdigesLeben ermöglichen zu können.© careaux mit o., Photocase.com9

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