sozial - BruderhausDiakonie
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<strong>sozial</strong> • Ausgabe 2 | 2009 Krisenzeit – Wie Werkstätten der Flaute trotzen titELthEMa<br />
Kreatives Krisenmanagement<br />
Werkstätten beschreiten neue Wege<br />
Die Krise ist in aller Munde, in den Medien folgt eine<br />
Hiobsbotschaft der anderen. Auch der Präsident der<br />
Industrie- und Handelskammer Reutlingen, Eberhard<br />
Reiff, konnte bei der Präsentation der aktuellen Konjunkturumfrage<br />
wenig Positives berichten. Zwar geht<br />
er davon aus, dass im Sommer die Talsohle erreicht<br />
wird. Die Probleme würden damit aber nicht aufhören.<br />
Stattdessen hält Eberhard Reiff einen Verlust von<br />
3000 Arbeitsplätzen im Kammerbezirk der IHK für<br />
möglich. Viele von der Wirtschaftskrise teilweise hart<br />
getroffene Unternehmen haben bisher einen Arbeitsplatzabbau<br />
verhindert, indem sie Kurzarbeit eingeführt<br />
haben und einfache Arbeiten selbst erledigen.<br />
Das wiederum bekommen diejenigen zu spüren, die<br />
von den Aufträgen dieser Unternehmen leben: die<br />
Werkstätten für Menschen mit Behinderung.<br />
Arbeit ist in unserer Leistungsgesellschaft ein (überlebens)<br />
wichtiges Gut. Das gilt für jeden Einzelnen,<br />
der seinen Lebensunterhalt sauer verdienen muss.<br />
Das gilt in besonderem Maße für Menschen, die<br />
gesellschaftlich benachteiligt sind wie Menschen<br />
mit geistiger Behinderung und Menschen mit psychischer<br />
Erkrankung. Die <strong>BruderhausDiakonie</strong> hat für<br />
ihr Jubiläumsjahr 2009 das Motto „Teil haben – Teil<br />
sein“ gewählt. Damit sich Menschen mit geistiger<br />
Behinderung und Menschen mit psychischer Erkrankung<br />
als Teil der Gesellschaft fühlen können, müssen<br />
sie die Chance haben, an den Werten dieser Gesellschaft<br />
teilzuhaben. Arbeit ist so ein Wert.<br />
Um die Beschäftigten auch in Zukunft ihren Fähigkeiten<br />
entsprechend fördern zu können, gehen die<br />
Werkstätten der <strong>BruderhausDiakonie</strong> auch neue,<br />
unkonventionelle Wege. Mit Bildungsmaßnahmen,<br />
pfiffigen Ideen und kreativen Lösungen versuchen<br />
sie, die Auftragsverluste wettzumachen. Menschen<br />
mit geistiger Behinderung oder psychischer Erkrankung<br />
haben das Recht auf einen Arbeitsplatz und<br />
ein monatliches Entgelt. Wenn es jedoch nicht mehr<br />
genug Aufträge gibt, können auch originelle Projekte<br />
wie der Bau von Tischkickern und das Anfertigen von<br />
Metalltieren als Dekostecker neue, wenn auch kleine<br />
Märkte erschließen.<br />
In den letzten Jahren haben die Werkstätten der<br />
<strong>BruderhausDiakonie</strong> mit rund 850 Beschäftigten in<br />
Für Menschen mit Handicap ist es besonders wichtig, am<br />
Arbeitsleben teilzuhaben<br />
Reutlingen und im Ermstal für über hundert, vorwiegend<br />
mittelständische Unternehmen Verpackungs-<br />
und Montagearbeiten erledigt, teilweise auch die<br />
Logistik, Warenlagerung und Qualitätssicherung. Ein<br />
großer Teil der Aufträge stammte seither von Firmen<br />
aus der Automobilbranche und der Automobil-Zuliefererbranche.<br />
Nach Auskunft von Gerhard Droste,<br />
dem Leiter der Werkstätten, haben diese seit Beginn<br />
der Krise 30 bis 35 Prozent ihrer Aufträge eingebüßt.<br />
Noch schlimmer wäre die Lage, hätte man nicht den<br />
Dienstleistungsbereich und die Vermarktung eigener<br />
Produkte kontinuierlich ausgebaut. Denn Dienstleistungen,<br />
so Droste, seien nach wie vor gefragt,<br />
genauso wie Lebensmittel aus biologischem Anbau.<br />
Darüber hinaus gehe man gezielt auf neue Firmen,<br />
im Bereich der Medizintechnik und der erneuerbaren<br />
Energien beispielsweise, zu.<br />
Letztendlich kann niemand sagen, wie schwerwiegend<br />
die Folgen der Wirtschaftskrise sein werden und<br />
wann die Konjunktur wieder steigt. Was man mit Sicherheit<br />
sagen kann ist, dass sich die Werkstätten der<br />
<strong>BruderhausDiakonie</strong> mit Engagement und Kreativität<br />
gegen die Krise zur Wehr setzen. kaw Z<br />
+ www.bruderhausdiakonie-werkstaetten.de<br />
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