sozial - BruderhausDiakonie
sozial - BruderhausDiakonie
sozial - BruderhausDiakonie
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
4<br />
titELthEMa<br />
Kooperation mit der Industrie<br />
Krisenzeit – Wie Werkstätten der Flaute trotzen<br />
Erfolgreich auch in der Krise<br />
Y Sie sind Vorstandsvorsitzender eines weltweit tätigen<br />
Unternehmens. In Teilbereichen Ihrer Produktion<br />
arbeiten Sie eng zusammen mit Werkstätten für Menschen<br />
mit Behinderung (WfbM). Was ist Ihre unternehmerische<br />
Motivation dafür?<br />
Das wurzelt schon in der Geschichte des Unternehmens.<br />
Die ElringKlinger AG, vor allem die Firma Elring,<br />
die Teil der 1994 fusionierten Firma ElringKlinger ist,<br />
hat schon immer ein sehr starkes <strong>sozial</strong>es Engagement<br />
gezeigt. Die Gründerfamilie Lechler, die auch<br />
heute noch in der vierten Generation mit 55 Prozent<br />
am Aktienkapital beteiligt ist, legt sehr viel Wert auf<br />
den <strong>sozial</strong>en Aspekt. Familie Lechler unterstützt über<br />
die Paul Lechler Stiftung auch die <strong>BruderhausDiakonie</strong>.<br />
Und es war eigentlich schon immer Ansatz und<br />
Philosophie des Unternehmens, auch benachteiligte<br />
Menschen in den Arbeitsprozess einzubinden, ihnen<br />
eine sinnvolle Aufgabe zu geben und sie dafür natürlich<br />
auch zu entlohnen, um ein entsprechendes<br />
Erfolgserlebnis zu ermöglichen.<br />
Y Wie sind Ihre Erfahrungen?<br />
Wir haben mit der Werkstätte in Dettingen sehr gute<br />
Erfahrungen gemacht. Wenn sie so einen verlässlichen<br />
Partner haben, der ihnen wirklich zuverlässig<br />
und gut die Arbeit erbringt, dann überlegt man sich,<br />
wie man die Kooperation noch sinnvoll ausweiten<br />
kann und wie beide voneinander profitieren können.<br />
Und es ist natürlich, das kann man offen ansprechen,<br />
von der Kostengestaltung her durchaus konkurrenzfähig.<br />
Ich will jetzt nicht sagen, es ist deutlich billiger.<br />
Aber es ist konkurrenzfähig.<br />
Ich war zwei, drei Mal selbst in der Werkstätte und<br />
kenne auch andere, reine Wirtschaftsunternehmen,<br />
die Sortier- oder Verpackungsarbeiten machen – der<br />
ganze Geist und auch das Engagement der Leute in<br />
der Werkstätte ist völlig anders. Die Mitarbeiter dort<br />
sind einfach deutlich stärker dabei, die sind enga-<br />
<strong>sozial</strong> • Ausgabe 2 | 2009<br />
Stefan Wolf ist Vorstandsvorsitzender des Automobilzulieferers ElringKlinger,<br />
eines wichtigen Partners der Werkstätten der <strong>BruderhausDiakonie</strong>, vor allem<br />
am Standort Dettingen/Erms. Im Interview begründet der promovierte Jurist,<br />
warum die Zusammenarbeit trotz der Krise funktioniert.<br />
giert. Die freuen sich, dass sie die Arbeit verrichten<br />
dürfen. Und wenn sie in andere, rein wirtschaftlich<br />
geführte Betriebe gehen, da ist es doch manchmal so,<br />
dass die Leute dort die Arbeit mit einer völlig anderen<br />
Einstellung angehen. Die sehen das eher als Pflicht,<br />
und das Ergebnis ist nicht immer so gut wie bei den<br />
Werkstätten.<br />
Y Gibt es Arbeiten, die eine WfbM besser oder preisgünstiger<br />
ausführen kann als ein anderer Zulieferer?<br />
Eigentlich nicht. Ich würde sagen, sie sind vom Preis<br />
her im marktüblichen Bereich. Ich würde es im Übrigen<br />
auch für verfehlt halten, wenn sie mit Dumpingpreisen<br />
antreten würden, nur um Aufträge zu<br />
bekommen. Denn ich finde: Gute Arbeit muss auch<br />
reell entlohnt werden.<br />
Y Als Dichtungsspezialist beliefern Sie hauptsächlich<br />
die Automobilindustrie, aber auch Hersteller von<br />
Großmotoren. Ist Ihr Unternehmen von der derzeitigen<br />
weltweiten Krise mit betroffen?<br />
Ja, die aktuelle Krise macht sich natürlich auch bei uns<br />
deutlich bemerkbar. Die Fahrzeugindustrie ist in einer<br />
tiefen Krise. Die Pkw-Absatzzahlen gehen bei den<br />
Fahrzeugherstellern deutlich zurück, und das wirkt<br />
sich natürlich auch auf einen Teilehersteller wie Elring-<br />
Klinger aus. Wir haben in einigen Bereichen – wenn sie<br />
den reinen Teileumsatz mit der Fahrzeugindustrie<br />
nehmen – im ersten Quartal 2009 gegenüber dem<br />
Vorjahr bis zu 40 Prozent Minus gemacht. Wir haben<br />
aber sofort gegengesteuert und die notwendigen<br />
Maßnahmen ergriffen. Und wir haben – das will ich<br />
betonen – auch ohne betriebsbedingte Kündigungen<br />
bei der Stammbelegschaft im ersten Quartal 2009<br />
schwarze Zahlen geschrieben. Es gibt auch keine Auswirkungen<br />
auf die Werkstätten hier in Dettingen, die<br />
für das auch in der Krise bisher sehr stabile Ersatzteilgeschäft<br />
der ElringKlinger AG arbeiten.