IBO 2011 | BILDUNGS-OFFENSIVE - Berufs- und Weiterbildung
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Lebensbegleitendes Lernen<br />
Meisterebene<br />
Aufbauend auf die <strong>Berufs</strong>ausbildung im technisch-gewerblichen<br />
oder im kaufmännischen<br />
Bereich greift zunächst die Qualifizierungsebene<br />
zum Meister. Im technisch-gewerblichen<br />
Bereich sind dies entweder die Fachoder<br />
die Industriemeister in verschiedenen<br />
Fachrichtungen, wie z. B. Metall, Mechatronik<br />
oder Elektrotechnik. Auf derselben Ebene sind<br />
die Fachwirte- <strong>und</strong> Fachkaufleuteabschlüsse<br />
aus dem kaufmännischen Bereich anzusiedeln.<br />
Beispiele für die Fachwirteabschlüsse<br />
sind Handels-, Tourismus- oder Bankfachwirte.<br />
Paradebeispiele für die Fachkaufleute-<br />
Abschlüsse bieten der Bilanzbuchhalter oder<br />
die Personalfachkauffrau.<br />
Betriebswirte-Ebene<br />
Mit Meister, Fachwirt oder Fachkaufmann ist<br />
aber noch nicht das Ende der beruflichen Entwicklungs-<br />
<strong>und</strong> Qualifizierungsleiter erreicht.<br />
Nachdem eine tiefgehende Gr<strong>und</strong>lage im<br />
Branchen- oder Funktionsbereich gelegt<br />
wurde, steht nun die Option auf eine übergreifende<br />
Managementqualifizierung offen.<br />
Egal ob Geprüfter Technische Betriebswirt<br />
oder Geprüfter Betriebswirt: in jedem Fall<br />
wird Kompetenz zur Erfassung <strong>und</strong> Gestaltung<br />
unternehmerischer Gesamtzusammenhänge<br />
aufgebaut. Der Praxistransfer wird über situationsbezogene<br />
Prüfungsleistungen sowie<br />
durch eine abschließende Projektarbeit<br />
gewährleistet, die sich i. d. R. mit konkreten<br />
Unternehmensprojekten befasst <strong>und</strong> dem<br />
projektgebenden Unternehmen bereits die<br />
erste Möglichkeit auf ein „Return on Qualification<br />
Investment“ bietet.<br />
Und dann?<br />
Inzwischen verändert sich die Bildungslandschaft<br />
f<strong>und</strong>amental, die Umsetzung des<br />
Bologna-Prozesses (international definierte<br />
Bachelor- <strong>und</strong> Masterabschlüsse ersetzen den<br />
bisherigen Diplom-Abschluss) greift auch<br />
nach den Strukturen der beruflichen <strong>Weiterbildung</strong>.<br />
So gab es bereits seit einigen Jahren<br />
in anderen B<strong>und</strong>esländern Hochschulen bzw.<br />
Fachhochschulen für <strong>Berufs</strong>tätige.<br />
Mit dem „Gesetz zur Verbesserung des Hochschulzugangs<br />
beruflich Qualifizierter <strong>und</strong> der<br />
Hochschulzulassung“, das am 23. Juni 2010<br />
in Kraft trat, wurde der Hochschulzugang von<br />
<strong>Berufs</strong>tätigen in Baden-Württemberg weiter<br />
verbessert. Seit dem Wintersemester 2010/<br />
11 ist ein Studium für Meister- <strong>und</strong> gleichwertige<br />
Absolventen allgemein <strong>und</strong> ohne<br />
Fachbindung möglich.<br />
Sogar andere beruflich Qualifizierte können<br />
unter bestimmten Voraussetzungen ein ihrer<br />
<strong>Berufs</strong>ausbildung oder -tätigkeit fachlich entsprechendes<br />
Studium aufnehmen – nach erfolgreicher<br />
Eignungsprüfung.<br />
Halle B2, Stand 302<br />
Auf diese Weise eröffnen sich Entwicklungsmodelle,<br />
die aufbauend auf die Abschlüsse<br />
zum Meister, Fachwirt/in oder Fachkaufmann/frau<br />
mit einer Durchlässigkeit zwischen<br />
dualer Aus- <strong>und</strong> <strong>Weiterbildung</strong> <strong>und</strong><br />
Hochschulbildung für <strong>Berufs</strong>tätige einen Studienabschluss<br />
ermöglichen.<br />
In Baden-Württemberg <strong>und</strong> Bayern bieten<br />
derzeit verschiedene Industrie- <strong>und</strong> Handelskammern<br />
in Kooperation mit der Donau-Universität<br />
Krems (Österreich, größte <strong>Weiterbildung</strong>suniversität<br />
Europas) die sogar Möglichkeit,<br />
mit vorhandenem Abschluss als Geprüfte/r<br />
Betriebswirt/in oder Geprüfte/r<br />
Technische/r Betriebswirt/in den international<br />
anerkannten Abschluss als Master of Arts<br />
(M.A.) oder Master of Science (M.Sc.) zu erreichen.<br />
Weitere Möglichkeiten beruflicher<br />
<strong>Weiterbildung</strong><br />
Alternativ zu den Optionen bei den Industrie-<br />
<strong>und</strong> Handelskammern gibt es zahlreiche<br />
weitere anerkannte Akteure, die hier zu<br />
nennen sind. So bieten beispielsweise die<br />
Handwerkskammern <strong>und</strong> die ihnen angeschlossenen<br />
Gewerbe- <strong>und</strong> Bildungsakademien<br />
die Mög lichkeit, sich zum<br />
Handwerksmeister oder zum Betriebswirt<br />
des Handwerks weiterzubilden. In den letzten<br />
Jahren sind hier zudem zahlreiche neue<br />
Konzepte entstanden, die der Entwicklung<br />
neuer <strong>Berufs</strong>profile Rechnung tragen, so<br />
z.B. der Logistic Engineer (GA). Ebenfalls zu<br />
nennen ist der Abschluss zum „staatl. anerkannten<br />
Betriebswirt“, den in Baden-Württemberg<br />
die Fachschulen für Betriebswirtschaft<br />
anbieten <strong>und</strong> der sich neben dem<br />
Betriebswirt der IHK <strong>und</strong> dem Bildungsangebot<br />
der VWA ebenfalls großer Beliebtheit<br />
erfreut.<br />
Resümee<br />
Chancen, sich zu qualifizieren gibt es viele,<br />
ein breit angelegtes Portfolio wird angeboten,<br />
die Entscheidung für den einen oder<br />
anderen Weg muss aber jeder für sich<br />
selbst treffen. Und dabei darf nicht vergessen<br />
werden, dass es sich insgesamt um<br />
einen lebensbegleitenden Prozess handelt.<br />
Eine fortwährende Reflexion der informellen<br />
oder informellen Prozessen vermittelten<br />
Inhalte auf Praxistauglichkeit ist unerlässlich,<br />
<strong>und</strong> ohne Transfer dieser Inhalte in<br />
die Praxis ist das Ziel <strong>und</strong> der eigentliche<br />
Zweck der kontinuierlichen <strong>Weiterbildung</strong><br />
nicht erreicht.<br />
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