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20 Jahre Kunsthof Zürich - Zürcher Hochschule der Künste

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14Zett 2–13/ DesignGood DesignersCopy, GreatDesigners ShareDas Design Symposium <strong>20</strong>13 diskutierte neuegestalterische Herangehensweisen und befasstesich dabei mit Fragen, die sich alle Gestalterinnenund Gestalter früher o<strong>der</strong> später stellen müssen,wollen sie zu neuen, zukunftsträchtigen Formen<strong>der</strong> Zusammenarbeit gelangen. Sarah Owens*Als Ausgangspunkt für das diesjährige Symposium des DepartementsDesign diente die Tatsache, dass Gestalterinnenund Gestalter selten allein und niemals ohne äussere Einflüssearbeiten. Digitale Technologien haben den Zugang zugestalterischen Ideen und Objekten erleichtert. Diese könnenheute ohne grossen Aufwand kopiert, modifiziert undkombiniert werden. Um diesen Praktiken entgegenzuwirken,werden zugleich immer restriktivere Urheberrechtsgesetzeformuliert. Debatten wie diejenige um das Anti-Produktpiraterie-Handelsabkommen(ACTA) sowie diverse Plagiatsfälleerinnern einerseits daran, welche Werte trotz digitalemFortschritt als bewahrenswert gelten. An<strong>der</strong>erseits verdeutlichensie, wie notwendig es ist, angemessene Formen fürden Gebrauch kultureller Erzeugnisse zu finden. Das freieAneignen und Weiterverwenden digitaler Inhalte lässt dieehemals scharf gezogene Grenze zwischen Produzierendenund Konsumierenden verblassen. Die Beobachtung, dass imGrunde je<strong>der</strong> Mensch ein Gestalten<strong>der</strong> ist (o<strong>der</strong> sein kann),wird damit erneut bedeutsam.** Auch wird erkannt, dass diezunehmend komplexeren Probleme, die sich aus dem sozialen,ökologischen und ökonomischen Wandel ergeben, neueFormen <strong>der</strong> Zusammenarbeit verlangen.Kann Kopieren zu Neuem führen?Unter dem Titel «Design Unfolds» («Design öffnet sich») wurdenam Symposium neue gestalterische Strategien, die aufdie genannten Umbrüche reagieren, diskutiert. Sarah Kueng(Kueng Caputo, Zürich), Wenny Teo (The Courtauld Instituteof Art, London), Aram Sinnreich (Rutgers University, NewJersey) und Felix Stal<strong>der</strong> (Zürcher <strong>Hochschule</strong> <strong>der</strong> Künste)widmeten sich dabei vor allem <strong>der</strong> Frage nach dem Potenzial<strong>der</strong> Kopie. Kann Kopieren Neues hervorbringen? WelchenStellenwert besitzt die Kopie in unterschiedlichen Kulturen?Was erachten wir als authentisch, was nicht? Ein anschaulichesBeispiel ist das chinesische «Shanzhai», eine beson<strong>der</strong>eArt <strong>der</strong> Produktpiraterie, bei <strong>der</strong> die Kopie zwar vom Ansehendes Originals profitiert, aber auch innovative Funktionenvorweist, die lokalen Bedürfnissen angepasst sind. Als «kreativeKopie» kann die Kopie Kernideen des Originals weiterentwickelnund ermöglicht so neue Gebrauchsweisen undDeutungen. Daraus entsteht im Idealfall ein Dialog, <strong>der</strong> neueFormen <strong>der</strong> Legitimierung und Wertschätzung unterstützt.Design auf Basis des Open-Source-PrinzipsIm Zuge <strong>der</strong> «Free Culture»-Bewegung ist vor Kurzem <strong>der</strong>Begriff des «Open Design» entstanden. Der Grundgedankedieser Strategie besteht darin, dass gestalterische Ideen o<strong>der</strong>Werke an<strong>der</strong>en zur Verfügung gestellt werden, wenn dieseihre Ergebnisse danach erneut zur Weiterverwertung freigeben.Der gestalterische Prozess wird aufgebrochen; mankann am Projekt teilhaben, indem man grössere o<strong>der</strong> kleinereEinheiten entwirft, bereits vorhandene Elemente verbesserto<strong>der</strong> in eigenen Projekten verwendet. Mit einer Koordinationvia Internet kann sich somit ein Netzwerk von Gestalterinnenund Nutzern herausbilden, das traditionelle Produktionsweisenin Frage stellt.In ihren Beiträgen zum Symposium reflektierten AndreaGoetzke (all2gethernow, Berlin), Thomas Lommée (Intrastructures,Brüssel) und Mario Minale (Minale-Maeda,Rotterdam) die Vorteile und Nachteile dieses Gedankens.Wie können Nutzer in Entwurfs- und Produktionsprozesseeinbezogen werden? Ist eine enge Kooperation stets die besteLösung? Wie kann man vermeiden, dass man umsonst arbeitet?Open Design sollte nicht als Bereitstellen von Bauanleitungenfür Hobbybastler missverstanden werden. Stattdessengründet es auf <strong>der</strong> Annahme, dass nur durch das Teilen undWeiterverwenden zeitgemässe Objekte entstehen, die globalverbreitet und lokal adaptiert werden können. Zwar wirkt <strong>der</strong>Verzicht auf gestalterische Autonomie und das Verschwindenwesentlicher Teile des Aufgabenbereichs professioneller Gestalterinnenund Gestalter zunächst bedrohlich. Sie könnenjedoch auch neue Aufgaben übernehmen. Statt des Produktsselbst kann das Wissen um die Herstellung des Produkts weitergegebenwerden. Die kollektive Finanzierung eines Projektskönnte sogar ein höheres Mass an Autonomie zulassen,als dies bei einer konventionellen Auftragsarbeit <strong>der</strong> Fall ist.Kenntnis des Markenrechts allein genügt nichtIm Design darf sich eine Auseinan<strong>der</strong>setzung mit den genanntenSachverhalten nicht darauf beschränken, das Markenrechtzu kennen. Designende setzen mit gestalteten ObjektenRahmenbedingungen für soziale Interaktionen und habendaher die Möglichkeit, aktiv in die Diskussion einzugreifenund Lösungsansätze vorzubringen. Dabei ist eine persönlichePositionierung essenziell. Wie wollen wir mit unsereneigenen Ideen und den Ideen an<strong>der</strong>er umgehen? In welcherWelt wollen wir zukünftig leben? Wie sehen wir uns selbst?Im Anschluss an das Symposium hatten Designstudierendeim Rahmen eines interdisziplinären Moduls die Gelegenheit,ihre Antworten auf diese Fragen in gestalterische Konzepteund Projekte umzuwandeln. Eine Publikation dokumentiertdas Symposium und fügt <strong>der</strong> Auseinan<strong>der</strong>setzung weitereStimmen bei. Da die Verhandlung dieser Themen auch innächster Zeit eine zentrale Rolle spielen wird, ist es umsowichtiger, dass die Diskussion aus gestalterischer Perspektivenicht zum Erliegen kommt. Kurzfristig führen die damit verbundenenÜberlegungen zu neuen Strategien und Methoden,langfristig zu neuen Formen des Sehens, Tuns und Denkens.* Dr. Sarah Owens ist Co-Leiterin <strong>der</strong> Vertiefung Visuelle Kommunikation,Bachelor Design, Dept. Design (sarah.owens@zhdk.ch).** Victor Papanek: Design für die reale Welt. Springer, Wien <strong>20</strong>09.

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