Archetypische Wirkungen
Archetypische Wirkungen
Archetypische Wirkungen
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Farbwahrnehmung/-wirkung<br />
Metamerie<br />
● Flimmereffekt<br />
● Farbkonstanz<br />
● Sukzessiverscheinungen<br />
● Farbphänomene<br />
● Ergonomische <strong>Wirkungen</strong><br />
● Formale <strong>Wirkungen</strong><br />
● Kulturelle <strong>Wirkungen</strong><br />
● Traditionelle <strong>Wirkungen</strong><br />
● Symbolische/Metaphorische <strong>Wirkungen</strong><br />
● <strong>Archetypische</strong> <strong>Wirkungen</strong><br />
● Psychosomatische <strong>Wirkungen</strong><br />
● Psychologische <strong>Wirkungen</strong><br />
● Physiologische <strong>Wirkungen</strong><br />
● Farbwirkung<br />
● Farbwahrnehmung
Farbwahrnehmung/-wirkung<br />
Metamerie<br />
Metamerie bezeichnet das Abweichen scheinbar gleicher Farben bei<br />
unterschiedlichem Licht. Farben, die in der einen Lichtart identisch sind,<br />
erscheinen in der anderen unterschiedlich, etwa beim Wechsel vom Tages- in<br />
Glühlampenlicht, weil sie unterschiedlich spektral zusammengesetzt sind,<br />
beispielsweise aus organischen und anorganischen Pigmenten.
Farbwahrnehmung/-wirkung<br />
Flimmereffekt<br />
Wenn die gleichwertig hellen Gegenfarben Rot und Grün und gleichwertig helle<br />
kleinteilige Farbtöne nebeneinander liegen, beginnen sie an den<br />
Berührungslinien zu flimmern. Die Farbtöne erscheinen dort heller und<br />
verschwommen.
Farbwahrnehmung/-wirkung<br />
Farbkonstanz<br />
Farbkonstanz beschreibt das Phänomen, dass - obwohl sich eine Farbe in<br />
unterschiedlichem Licht objektiv messbar verändert - sie subjektiv als die<br />
gleiche erscheint.
Farbwahrnehmung/-wirkung<br />
Sukzessiverscheinungen<br />
Das Auge behält nach längerer Betrachtung einer bunten Farbe deren<br />
Gegenfarbe zurück und bildet sie beim Blick auf einen weißen Untergrund dort<br />
ab (After Image/ Nachbild-/ Sukzessiv-/ Kompensativfarben). Der Effekt wird<br />
physiologisch als kompensativer Ausgleich des Sehorgans gedeutet. Zur<br />
Wahrnehmung des Phänomens scheint jedoch das Wissen über den Effekt die<br />
psychologische Voraussetzung.
Farbwahrnehmung/-wirkung<br />
Farbphänomene<br />
Farben beinflussen andere Farben in deren optischer Erscheinung in Richtung<br />
ihrer Gegenfarbe (Simultanerscheinungen). Dies gilt gleichzeitig für alle<br />
Farbmerkmale, für den Buntton und die Buntheit (Sättigung) ebenso wie für die<br />
Helligkeit:<br />
Neben einem hellen Gelb, dessen Gegenfarbe Violett ist, wirkt ein benachbartes<br />
mittleres Blau beispielsweise rötlicher, kräftiger und dunkler. Neben einer<br />
dunklen Farbe erscheint eine helle Farbe noch heller und umgekehrt.<br />
Die Stärke der Veränderung entspricht den Flächen- und<br />
Intensitätsverhältnissen. Große Flächen überstrahlen kleine Flächen. Je<br />
komplexer Farbzusammenstellungen werden, je mehr Farben sich also<br />
gegenseitig beeinflussen, desto schwerer sind die Veränderungen<br />
abzuschätzen.<br />
Bei kleinteiligen Musterungen allerdings verändern sich die Farben nicht mehr<br />
gegenseitig Richtung ihrer Gegenfarbe, sondern vermischen sich in ihrer<br />
Wirkung (Bezoldphänomen). Rot und Grün z.B. vermischen sich dann optisch<br />
Richtung Grau, helle und dunkle Farbtöne zu mittleren Farbtönen. Jede<br />
Farbwirkung ist relativ, d.h. von ihrer Umgebung abhängig.
Farbwahrnehmung/-wirkung<br />
Ergonomische <strong>Wirkungen</strong><br />
Farben prägen Arbeitsbedingungen. So wirken auf großen Flächen Grundfarben<br />
aufregend aber auch schnell ermüdend. Ergonomisch günstig wirken Farben,<br />
wenn sie geringe Reflexionsgrade (matt) und geringe Helligkeitsunterschiede<br />
(Ton-in-Ton) aufweisen, möglichst keine Nachfarben (After Images) erregen,<br />
sondern eher mittelwertig angelegt sind, und wenn sie auf bereits vorhandene<br />
Farben eingehen.<br />
Trotz dieser Einschränkungen müssen sie eine hohe Akzeptanz haben, eher<br />
"trendy" und erfrischend als angepasst und konservativ sein und Wertigkeit<br />
(Wertschätzung) vermitteln. Dazu muss, gerade im Arbeitablauf, die farbliche<br />
Wirkung mit den haptischen Eigenschaften des Materials übereinstimmen. Die<br />
beruhigende Wirkung kann mit Zurückhaltung auf den größeren Flächen, die<br />
Beseelung mit kleinflächigen Akzentfarben erreicht werden.
Farbwahrnehmung/-wirkung<br />
Formale <strong>Wirkungen</strong><br />
Sowohl Farben als auch Formen haben assoziative <strong>Wirkungen</strong>. Aufgrund<br />
assoziativer Analogien wird das strahlende, bewegte Gelb der spitzen Form des<br />
Dreiecks, das raumgreifende Rot dem festen Quadrat und das konzentrierte<br />
Blau dem geschlossenen Kreis zugeordnet.<br />
Schwieriger wird es, den dazwischenliegenden Farben Übergangsformen<br />
zuzuordnen. So wenig eindeutig die Formen, so wenig eindeutig sind die<br />
Analogien. Grün wird nicht als Mischfarbe empfunden, wohl aber die Form, die<br />
vom Dreieck in den Kreis übergeht. Auch Oberflächenstrukturen rufen<br />
Assoziationen hervor: Eine weiche Farbe entfaltet eine adäquate Wirkung nicht<br />
auf einer groben, sondern eher feinen Struktur.<br />
Farben und Strukturen beeinflussen sich gegenseitig:<br />
Helle Farben lassen den Charakter einer Struktur stärker hervortreten als<br />
dunkle. Helle Farben verlangen ihrerseits wieder nach tragender Struktur. Weiß<br />
schreit geradezu nach Brechung. Auf glattem Untergrund dagegen wirken sie<br />
leicht, ja fast transparent wie eine dünne Haut. Je nachdem, welche Wirkung<br />
man erzielen möchte, ob man die Form oder Materialität stärker betonen<br />
möchte, wird man sich für das eine oder andere entscheiden.<br />
Dunkle Farben egalisieren Strukturen und überspielen Unregelmäßigkeiten,<br />
aber sie erscheinen auch tiefer und schwerer, weil sie sich mit den schattigen<br />
Tiefen der Struktur verbinden, gewissermaßen aus ihnen aufsteigen.<br />
Entsprechend wirken solch dunkle Wände oder Mauern schwer und stabil,<br />
massiv und kompakt. Helle Wände oder Mauern wirken dagegen eher leicht und<br />
dünn.
Farbwahrnehmung/-wirkung<br />
Kulturelle <strong>Wirkungen</strong><br />
Farbempfinden ist als assoziative Wahrnehmung auch an kulturelle<br />
Übereinkünfte und Erfahrungen gebunden.<br />
In der westlichen Kultur z.B. gilt Schwarz, in China Weiß als Farbe der Trauer.<br />
Dabei ist allerdings nicht allein die Farbe der Trauer ausgetauscht, auch die<br />
Trauer selbst ist eine andere. So wie Sprache nicht wörtlich zu übersetzen ist,<br />
so kann auch eine Farbe nicht einfach ausgetauscht werden. Der Umgang mit<br />
anderen Farbkulturen erweist sich als so schwierig wie jede Art interkultureller<br />
Kommunikation. Es genügt nicht das Verstehen allein, man muss in der<br />
anderen Sprache und Kultur denken und fühlen.<br />
Kulturelle <strong>Wirkungen</strong> sind geschichtliche Entwicklungen und können von<br />
neuen geschichtlichen Erfahrungen verändert (z.B. die Wirkung der Farbe<br />
Braun in Deutschland) oder von Mode und Zeitgeist kurzfristig überlagert<br />
werden.
Farbwahrnehmung/-wirkung<br />
Traditionelle <strong>Wirkungen</strong><br />
Purpur gilt als Farbe der Macht, weil er zu einer bestimmten Zeit nur für die<br />
Herrschenden erschwinglich war und diese ihn deshalb als Zeichen ihrer<br />
Herrschaft nutzten. Grün gilt deshalb als giftig, weil grüne Malerfarben einmal<br />
Arsen enthielten, also tatsächlich giftig waren. Traditionelle <strong>Wirkungen</strong><br />
schwingen meistens nicht mehr in der Farbempfindung mit, sondern nur noch<br />
als sprachliches Relikt, z.B. Kardinalspurpur, Giftgrün, Blausein usw.
Farbwahrnehmung/-wirkung<br />
Symbolische/Metaphorische <strong>Wirkungen</strong><br />
Farben tragen überlieferte, verallgemeinerte, in abstrakte Begriffe gefasste<br />
Erfahrungen sinnlich weiter:<br />
● Gelb: Verlogenheit, Eifersucht, Neid, Geiz, Hass<br />
● Orange: Freude, Liebe<br />
● Rot: Begierde, Sexualität, Exotik, Fantasie<br />
● Purpurrot: Macht, Würde, Verehrung<br />
● Violett: Frömmigkeit, Buße, Glaube, Fantasie<br />
● Blau: Harmonie, Sympathie, Sehnsucht<br />
● Türkis: Spannung, Beharrung<br />
● Grün: Hoffnung, Entspannung, Toleranz, Ruhe<br />
● Weiß: Unschuld, Wahrhaftigkeit, Genauigkeit<br />
● Grau: Gleichgültigkeit, Bescheidenheit<br />
● Schwarz: Trauer, Macht, Magie<br />
● Braun: Biederkeit, Faulheit, Unmäßigkeit<br />
● Gold: Reichtum, Pracht, Überfluss, Luxus, Festlichkeit<br />
● Silber: Distanz, Funktionalität, Schnelligkeit
Farbwahrnehmung/-wirkung<br />
<strong>Archetypische</strong> <strong>Wirkungen</strong><br />
Farben tragen im kollektiv Unbewussten abgespeicherte kulturelle Urmuster:<br />
● Weiß: Geist, Reinheit, Licht<br />
● Gelb: Bewegung, Sonne, Zeit, Sensualität, Intuition<br />
● Rot: Blut, Feuer, Ursprung, männlich, Emotionalität<br />
● Grün: Fruchtbarkeit, Frieden, Leben, weiblich, Sensitivität<br />
● Blau: Raum, Unendlichkeit, Ewigkeit, Rationalität<br />
● Schwarz: Tod, Finsternis, Vergänglichkeit
Farbwahrnehmung/-wirkung<br />
Psychosomatische <strong>Wirkungen</strong><br />
Farben können medizinisch-therapeutisch zur Heilung eingesetzt werden (z.B.<br />
durch Bestrahlung). Die Beeinflussung der körperlich-psychischen Befindlichkeit<br />
steigt mit dem Grad der Buntheit:<br />
● Rot: stärkend, durchblutungs- und lustfördernd, antiallergen<br />
● Violett: reinigend, entschlackend<br />
● Blau: konzentrationsfördernd, blutdrucksenkend<br />
● Grün: beruhigend, harmonisierend, abwehrstärkend
Farbwahrnehmung/-wirkung<br />
Psychologische <strong>Wirkungen</strong><br />
Farben können automatisch-unbewusste Reaktionen (auch Anmutungen)<br />
auslösen. Diese psychologischen <strong>Wirkungen</strong> entstehen aus vielfach<br />
verinnerlichten Erfahrungen:<br />
● Gelb: lebhaft, dynamisch, frei<br />
● Orange: euphorisch, impulsiv, erregend, stimulierend<br />
● Rot: energisch, aktiv, gefährlich, erotisch<br />
● Violett: statisch, unsachlich, eitel, künstlich<br />
● Blau: passiv, konzentriert, still, unendlich<br />
● Türkis: abwartend, unterkühlt, unabhängig<br />
● Grün: realistisch, natürlich, umweltfreundlich, sicher<br />
● Weiß: einfach, unschuldig, entrückt, sauber<br />
● Grau: sachlich, rational, angepasst, gleichgültig, verhüllt<br />
● Schwarz: elegant, leer, asketisch, stark, mystisch<br />
● Braun: schlaff, langweilig, geborgen, gemütlich
Farbwahrnehmung/-wirkung<br />
Physiologische <strong>Wirkungen</strong><br />
Farben werden zwar nur vom Auge gesehen, aber mit allen Sinnen<br />
(synästhetisch) erlebt. Auf jeden Sinneskanal üben sie eine andere spezifische<br />
Wirkung aus, jeder Sinn assoziert auf seine eigene Weise:<br />
● Sehen - hell-dunkel - Gelb-Violett/Weiß-Schwarz - fern-nah - Blau-<br />
Orange/Hellgrau-Rot - ausgedehnt-kompakt - Weiß-Schwarz/Hell-Dunklel<br />
● Tasten - kalt-warm - Blaugrün-Rotorange - schwer-leicht - Violett-<br />
Gelb/Schwarz-Rosa - hart-weich - Dunkelgrau-Creme<br />
● Hören - laut-leise - Rot-Hellblau - hoch-tief - Rosa-Braun<br />
● Riechen - kräftig-mild - Rot-Beige - frisch-modrig - Gelbgrün-Grau<br />
● Schmecken - süß-sauer - Rot-Gelbgrün<br />
Das synästhetische Farberleben ist simultan. Warme Farben erscheinen dem<br />
Auge auch näher als kalte Farben, die sich entfernen. Ebenso erscheinen ihm<br />
dunkle Farben näher als helle. Kalt-Warm und Hell-Dunkel haben eine<br />
perspektivische Wirkung als Fern-Nah-Empfindung. Warme Farben erscheinen<br />
erdig und erdverbunden im Vordergrund, kalte luftig und atmosphärisch im<br />
Hintergrund. Mit diesen <strong>Wirkungen</strong> der Farben kann man die Wahrnehmung<br />
von Gebäuden, Räumen und Gegenständen manipulieren. Sie kleiner und<br />
kompakter oder größer, näher oder entfernter, leichter oder schwerer, weicher<br />
oder härter, stabiler oder fragiler usw. erscheinen lassen.
Farbwahrnehmung/-wirkung<br />
Farbwirkung<br />
Da sich die Farbwirkungen nur assoziativ beschreiben lassen, kann eine<br />
Zusammenstellung der Begrifflichkeiten auch nur mehr oder weniger subjektiv<br />
erfolgen (weitere Informationen dazu finden Sie unter Farbwahrnehmung). Da<br />
sie sich naturgemäß auch nicht für jede Farbnuance beschreiben lassen,<br />
werden sie im Anschluss nur exemplarisch an den Grundfarben dargestellt. Es<br />
ist klar, dass etwa Rosa als die Weißaufhellung von Rot andere <strong>Wirkungen</strong> als<br />
Rot hat, wenn auch <strong>Wirkungen</strong> von Rot und Weiß durchscheinen. Da<br />
Farbwirkungen keine Naturgesetze sind, besteht die Kreativität in der<br />
Farbgestaltung gerade auch darin, erlernte Farbkonventionen zu durchbrechen<br />
und Klischees zu entlarven. Warum muß ein Haus immer fest gegründet auf<br />
dunklerem Sockel stehen? Kann es nicht auch mal auf einem hohen hellen<br />
Sockel schweben und dadurch den Stadtraum optisch vergrößern?
Farbwahrnehmung/-wirkung<br />
Farbwahrnehmung<br />
Die visuelle Wahrnehmung wird von farblosen Lichtfrequenzen zwischen 400<br />
und 700 Nanometer ausgelöst. Beleuchtungslicht wird von unterschiedlichen<br />
Gegenständen in unterschiedlichen Teilen absorbiert und reflektiert bzw.<br />
remittiert (bei transparenten Gegenständen transmittiert). Der reflektierte Teil<br />
des Lichts fällt ins Auge des Betrachters und reizt die Stäbchen und Zapfen<br />
genannten Sehzellen auf der Netzhaut. Drei Zapfentypen differenzieren das<br />
Licht nach seiner spektralen Zusammensetzung und leiten ein entsprechendes<br />
elektrisches Potential an das Gehirn weiter, wo es als Farbempfindung<br />
wahrgenommen wird.<br />
Auf diese Weise kann ein normalsichtiger Betrachter von ca. 100 000 bis zu<br />
einer Million Farbtöne unterscheiden, die allerdings nur in seiner subjektiven<br />
Wahrnehmung existieren. Sie lösen Assoziationen an vielfach erfahrene<br />
Empfindungen und erlernte Bedeutungen aus, und helfen so, das Gesehene zu<br />
verstehen. Das Farben-Sehen, der Bedeutungsgehalt der Farben ist<br />
anekdotisch erlernt, d.h. erlernt an der uns umgebenden natürlichen Umwelt.<br />
Daraus erklärt sich der große Vorrat kollektiver aber auch die<br />
Unterschiedlichkeit individueller Farbwahrnehmung. Die <strong>Wirkungen</strong> der Farben<br />
sind äußerst komplex und manifestieren sich auf verschiedensten Ebenen.