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Osteoporose-DOP

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O S T E O P O R O S EPAT I E N T E N L E I T L I N I E- für Frauen nach den Wechseljahren- für Frauen und Männer im höheren Lebensalter- für Patienten mit sekundärer <strong>Osteoporose</strong>,z. B. mit Glucocorticoid (Cortison)-Behandlung


EDITORIALI N H A L TTEIL I:Die Krankheit Seite 5Definition der <strong>Osteoporose</strong> Seite 5Häufigkeit der <strong>Osteoporose</strong> Seite 5Formen und Risiken der <strong>Osteoporose</strong> Seite 6Folgen der <strong>Osteoporose</strong> Seite 7TEIL II:Diagnose der <strong>Osteoporose</strong> Seite 9Arzt-Patient Gespräch Seite 9Klinische Untersuchung Seite 10Wirbelsäulenröntgen Seite 10Knochendichtemessung Seite 10Labor Seite 11TEIL III:Therapie der <strong>Osteoporose</strong> Seite 121. Basistherapie Seite 122. Medikamentöse Therapie Seite 12Therapiedauer Seite 183. Schmerztherapie Seite 184. Sturzprophylaxe Seite 215. Körperliches Training Seite 226. Rehabilitation Seite 227. Selbsthilfe Seite 23Erfolgskontrolle der therapeutischen Maßnahmen Seite 23TEIL IV:Prävention der <strong>Osteoporose</strong> Seite 24Ernährung Seite 24Bewegung Seite 25TEIL V:Leben mit <strong>Osteoporose</strong> Seite 26Leitfaden für einen erfolgreichen Umgangmit der <strong>Osteoporose</strong> Seite 26Selbsthilfegruppen Seite 27<strong>DOP</strong> Seite 283


Liebe Leserinnen und Leser!Neue wissenschaftliche Erkenntnisse und Therapiemöglichkeitenmachten es notwendig, die Patienten-Leitlinie des Dachverbandes<strong>Osteoporose</strong> (<strong>DOP</strong>) zu überarbeiten. In der vorliegenden Broschürefinden Sie den aktuellen Stand der weltweiten <strong>Osteoporose</strong>-Forschungverständlich dargestellt.Mit dieser Leitlinie wollen wir Sie ermutigen, aktiv zu werden undselbst Ihren Beitrag für die eigene Knochengesundheit undLebensqualität zu leisten. Zum Beispiel durch eine bewusste Ernährung,regelmäßiges körperliches Training, Sturzprophylaxe undden Kontakt zu einer Selbsthilfeorganisation. Die Patienten-Leitliniewendet sich vor allem an drei Gruppen von Patientinnen und Patientenmit <strong>Osteoporose</strong>: Frauen nach den Wechseljahren, Frauen undMänner im höheren Lebensalter und Patienten mit sekundärer<strong>Osteoporose</strong>, z.B. mit einer Glucocorticoid (Cortison)-Behandlung.Die Empfehlungen sollen Ihnen helfen, das Gespräch mit dem Arztoder Therapeuten konkreter und in einem partnerschaftlichenVerhältnis zu führen. Denn <strong>Osteoporose</strong> ist heute keine schicksalhafteErkrankung mehr, die Sie ohne Gegenmaßnahmen akzeptierenmüssen. Krankheitsbild und –verlauf sind erfreulicherweise guterforscht, und es gibt effektive Diagnose- und Behandlungsmöglichkeiten.Voraussetzungen dafür sind jedoch umfassende Informationenüber die Risikofaktoren, den Krankheitsverlauf und optimale Therapien.Wir freuen uns, Ihnen mit der 3. Auflage dieser PatientenleitlinieWege zur eigenverantwortlichen Bewältigung der Erkrankungaufzeigen zu können.Dr. Dietmar Krause Gabriele Suppan Emil Mahnig4


T E IDIE L 1 KRANKHEIT : D i e K r a n k h e i tDEFINITION DER OSTEOPOROSEUnsere Knochen bestehen aus lebendigem Gewebe, das sich im Laufeunseres Lebens in einem fortlaufenden Auf- und Abbauprozess befindet.Wird dieses Gleichgewicht gestört, kommt es zu Veränderungen vonKnochenmasse und Knochenarchitektur.Als <strong>Osteoporose</strong> bezeichnet die Medizin eine über das normale Maßhinausgehende Verminderung der Knochenmasse und eineBeeinträchtigung der Mikroarchitektur des Knochens. Schon bei geringerBelastung und/oder einfachen Stürzen können diese weniger belastbarenKnochen brechen.<strong>Osteoporose</strong> ist kein Schicksal, sondern eine Krankheit.HÄUFIGKEIT DER OSTEOPOROSE<strong>Osteoporose</strong> zählt weltweit zu den häufigsten Erkrankungen und wirddurch die steigende Lebenserwartung der Menschen ein noch größeresAusmaß annehmen. Bislang wird die Krankheit immer noch unterschätztund zu wenig ernst genommen. Dabei erleiden bereits mehr als 40Prozent der Frauen und 13 Prozent der Männer über 50 Jahre einendurch <strong>Osteoporose</strong> bedingten Knochenbruch. Laut Studien werden abernur weniger als 25 Prozent der Betroffenen rechtzeitig, ausreichend undrichtig behandelt.<strong>Osteoporose</strong> kann in vielen Fällen rechtzeitig erkanntund behandelt werden.FORMEN DER OSTEOPOROSEMedizinisch werden zwei Formen der <strong>Osteoporose</strong> unterschieden:Bei einer <strong>Osteoporose</strong> nach den Wechseljahren undim höheren Lebensalter spricht man von einer „primären“ Formder <strong>Osteoporose</strong>. Wird die <strong>Osteoporose</strong> durch eine andere Erkrankungoder deren Therapie (mit-)verursacht,spricht man von einer „sekundären“ Form.55


DIE KRANKHEITRISIKOFAKTOREN DER OSTEOPOROSEBei Vorliegen eines oder mehrerer der folgenden Risikofaktorensind Sie besonders gefährdet:Unbeeinflussbare Risiken:✗ Erbanlagen: <strong>Osteoporose</strong>erkrankungen in der Familie,vor allem eine Hüftfraktur der Eltern✗ AlterBeeinflussbare Risiken:✗ Geringes Körpergewicht – Body Mass Index (BMI) unter 20✗ Kalzium- und/oder Vitamin D-Mangel✗ Rauchen✗ Mangelnde körperliche Aktivität✗ Bewegungseinschränkung und/oder -unfähigkeit (Immobilität)SEKUNDÄRE OSTEOPOROSEEs gibt zahlreiche Erkrankungen oder Medikamente, die ebenfallsmit einem erhöhten <strong>Osteoporose</strong>- und damit Knochenbruchrisikoeinhergehen.Zu den wichtigsten Risiken gehören:6✗ Geschlechtshormonmangel (Hypogonadismus)✗ Überproduktion von Cortisol (Hypercortisolismus)✗ Überfunktion der Nebenschilddrüse (Hyperparathyreoidismus)✗ Langzeitbehandlung (länger als 3 Monate) mit Glucocorticoiden(Cortison) in Form von Tabletten und/oder Spritzen✗ Schwere chronische Nierenfunktionsstörung (Niereninsuffizienz)✗ Insulinpflichtige Zuckerstoffwechselerkrankung (Diabetes mellitus Typ I)✗ Milchzuckerunverträglichkeit (Lactoseintoleranz)▼


DIE KRANKHEITZöliakie ✗Operative Entfernung von Magen- und/oder Dünndarmteilen ✗Einnahme von Antiepileptika ✗Magersucht ✗Organtransplantation ✗Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose) ✗Cushing-Syndrom ✗Chronisch entzündliche Darmerkrankungen ✗(Morbus Crohn, Colitis ulcerosa)Entzündlich rheumatische Erkrankungen ✗(z.B. rheumatoide Arthritis)Bestimmte Behandlungsformen von Brustkrebs und Prostatakrebs ✗Therapie mit Glitazonen bei Frauen mit Diabetes mellitus Typ II ✗Liegt eine sekundäre <strong>Osteoporose</strong> vor, ist die Behandlungder Grunderkrankung wichtig.Die Notwendigkeit einer zusätzlichen <strong>Osteoporose</strong>diagnostik und-therapie muss individuell entschieden werden.Ausnahme:Bei Behandlung mit Glucocorticoiden (Cortison) über mehr als dreiMonate in einer Dosis von 7,5 mg Prednisolonäquivalent odermehr, wird generell eine <strong>Osteoporose</strong>abklärung empfohlen.FOLGEN DER OSTEOPOROSE<strong>Osteoporose</strong> entwickelt sich meist langsam und ohne Symptomeoder Schmerzen. Die Folgen sind Knochenbrüche schon beigeringer Krafteinwirkung, also bei Bagatellstürzen. Typisch sindBrüche der Wirbelkörper, des Ober- und Unterarmes sowie hüftnaheKnochenbrüche (z. B. Oberschenkelhals).Verhindern Sie den ERSTEN Knochenbruch!▼7


DIE KRANKHEITWirbelkörperbrücheWirbelkörper können langsam in sich zusammenbrechen, ohne dass diesbemerkt wird oder Schmerzen verursacht. Diese „schleichenden Brüche“werden oft nicht erkannt und demzufolge nicht behandelt.Hingegen sind akute Einbrüche von Wirbelkörpern meistens äußerstschmerzhaft und führen zu erheblichen Einschränkungen im Alltag. Dochauch diese <strong>Osteoporose</strong> bedingten Brüche werden oft nicht ausreichendoder falsch behandelt.Wirbelkörperbrüche erhöhen das Risiko für weitere Knochenbrücheerheblich, vor allem im ersten Jahr nach einer Fraktur.Symptome bei Wirbelkörpereinbrüchen✖ heftige, lokale, stechende bis brennende Rückenschmerzen✖ anhaltende Rückenschmerzen✖ Abnahme der Körpergröße, teilweise um mehrere cm✖ RundrückenbildungBei akuten, über Tage anhaltenden oder chronischen, bisher noch nichtabgeklärten Rückenschmerzen sollte jede Frau ab dem 50. Lebensjahrund jeder Mann ab dem 60. Lebensjahr an die Möglichkeit einesWirbelkörpereinbruches denken. Das gilt auch für Patienten mitsekundärer <strong>Osteoporose</strong>.Armbrüche, Rippenbrüche und andere FrakturenKommt es als Folge von Stürzen aus Körperhöhe zu Arm-, Rippen- oderanderen Brüchen, ist häufig eine <strong>Osteoporose</strong> die Mitursache. Viele dieserBrüche heilen ohne Komplikationen. Oberarmbrüche führen im höherenLebensalter oft zu erheblichen bleibenden Funktionseinschränkungen.Hüftnahe Frakturen (z.B.: Oberschenkelhalsbruch)Eine der schwerwiegendsten Komplikationen der <strong>Osteoporose</strong> ist derOberschenkelhalsbruch. Operation und Krankenhausaufenthalt sind dieKonsequenzen. Bei älteren Menschen ist die Gefahr besonders groß,dauerhaft behindert und pflegebedürftig zu bleiben. Komplikationen nacheinem Oberschenkelhalsbruch führen bei jedem fünften Patienten zumTod.8Ein Knochenbruch als Folge geringer Krafteinwirkung ist einAlarmsignal für eine mögliche <strong>Osteoporose</strong>.


DIAGNOSE DER OSTEOPOROSEDie Diagnostik der <strong>Osteoporose</strong> setzt sich ausfolgenden Bausteinen zusammen:ARZT-PATIENT-GESPRÄCH(Anamnese – Erhebung der Krankengeschichte)KLINISCHE (körperliche) UNTERSUCHUNGWIRBELSÄULENRÖNTGENKNOCHENDICHTEMESSUNGLABORUNTERSUCHUNGENDer behandelnde Arzt wählt die für Ihre individuelle Situationnotwendigen und sinnvollen Bausteine aus.Eine Knochendichtemessung allein ist KEINE <strong>Osteoporose</strong>-Abklärung.Eine Möglichkeit, die Wahrscheinlichkeit eines Knochenbruches innerhalbvon 10 Jahren anhand unterschiedlicher Faktoren einzuschätzen,bietet das computerbasierte Rechenprogramm FRAX®. MehrInformationen im Internet unter:www.shef.ac.uk/FRAX/index_DE.htmARZT-PATIENT-GESPRÄCHDas Arzt-Patient-Gespräch ist die Grundlage für die weitereVorgehensweise und dient der gegenseitigen Vertrauensbildung.Gesprächsinhalte sollten sein:✗ <strong>Osteoporose</strong> in der Familie✗ Risikofaktoren✗ Medikamente, die <strong>Osteoporose</strong> oder Stürze begünstigen✗ Schmerzen✗ Knochenbrüche✗ Sturzhäufigkeit✗ Lebensführung (Ernährung, körperliche Aktivität und Rauchen)Informieren Sie Ihren Arzt umfassend und ehrlichund haben Sie den Mut, Fragen zu stellen.9


DIAGNOSE DER OSTEOPOROSEKLINISCHE UNTERSUCHUNGDie klinische Untersuchung ist der nächste Schritt einer <strong>Osteoporose</strong>-Abklärung. Untersucht und gemessen werden:✗ Körpergröße und Gewicht✗ Wirbelsäulenverformungen wie Rundrücken✗ Muskelhartspann der Rückenmuskulatur✗ Muskelkraft✗ Behinderungen✗ Sturzgefährdung (Test)✗ Hinweise für sekundäre Ursachen einer <strong>Osteoporose</strong>WIRBELSÄULENRÖNTGENBei Verdacht auf Wirbelkörperbrüche (Größenabnahme über mehrere cm,akute oder chronische bisher nicht abgeklärte Rückenschmerzen) sindRöntgenaufnahmen der Wirbelsäule erforderlich, um Wirbelkörperbrüchezu erkennen und andere Knochenstoffwechselstörungen,Verschleißerkrankungen, Entzündungen oder Tumorleiden abzugrenzen.KNOCHENDICHTEMESSUNGZur Messung der Knochendichte wird als “Gold-Standard“ die „DEXA-Messung“ (D: DXA) (Dual Energy X-ray Absorptiometry) anLendenwirbelsäule und Hüfte empfohlen.Damit wird der Mineralgehalt des Knochens mittels Röntgentechnik beieiner äußerst niedrigen Strahlenbelastung bestimmt.Die Beurteilung der Knochenbrüchigkeit mit Hilfe der DEXA-Messungerfolgt anhand des T-Wertes. Der T-Wert gibt an, wie die Knochendichteim Vergleich zu derjenigen eines jungen gesunden Erwachsenen ist.10Aber nur in Kombination mit den anderen Risikofaktoren (wie Alter oderGeschlecht) lässt sich dadurch das Knochenbruchrisiko abschätzen undermöglicht eine Aussage über den Nutzen einer medikamentösenBehandlung gegen <strong>Osteoporose</strong>.▼


DIAGNOSE DER OSTEOPOROSEIst eine DEXA-Messung bei Patienten mit Hüftprothesen und gleichzeitigfortgeschrittenen Abnutzungserscheinungen der Lendenwirbelsäule nichtdurchführbar, kann eventuell die quantitative Computertomographie(QCT) zur Durchführung einer Knochendichtemessung hilfreich sein.Wichtig: Die T-Werte der QCT-Messung sind nicht mit denen derDEXA-Messung vergleichbar.Ultraschallmessungen sind keine Knochendichtemessungen, sondernerfassen bestimmte Aspekte von Knochenmasse undKnochenqualität, die möglicherweise die Bruchfestigkeit desKnochens mitbestimmen können.Die Ultraschallmessung ist kein Ersatz für eineKnochendichtemessung und nach derzeitigem Wissensstandalleine nicht geeignet für die Beurteilung,ob eine medikamentöse Therapie sinnvoll ist oder nicht.LABORLaboruntersuchungen dienen nicht zur Diagnose der <strong>Osteoporose</strong>.Sie haben zum Ziel, andere Knochenstoffwechselstörungen mit erhöhterKnochenbruchgefahr zu erkennen und eine sekundäre Form der<strong>Osteoporose</strong> (siehe Seite 5 Formen der <strong>Osteoporose</strong>) auszuschließen.Auch lassen sich damit Zustände einer niedrigen Knochendichte erkennen, dienicht durch <strong>Osteoporose</strong> bedingt sind, sondern bei denen eineMineralisationsstörung des Knochens vorliegt (z. B. Vitamin D-Mangel,Osteomalazie).Außerdem ist eine Überprüfung der Nierenfunktion vor einer Behandlung mit<strong>Osteoporose</strong>-Medikamenten wichtig. Denn die meisten <strong>Osteoporose</strong>-Medikamente sind bei hochgradiger Nierenschwäche nicht zugelassen.Darüber hinaus führen schwere Nierenfunktionsstörungen (z. B. Dialyse) zuMineralisationsstörungen.Achten Sie auf eine Leitlinien gemäße <strong>Osteoporose</strong>-Abklärung,BEVOR Sie eine medikamentöse Therapie beginnen.11


THERAPIE DER OSTEOPOROSEEine wirksame und erfolgreiche <strong>Osteoporose</strong>therapie beruht auf mehrerenSäulen, die individuell für jeden Patienten zusammengestellt werden müssen.Die Einnahme von Medikamenten ist wichtig, genügt alleine jedochnicht. Nur in Kombination mit einer knochengesunden Lebensweise undeigenverantwortlichem Handeln ist ein nachhaltiger Erfolg möglich.Die 7 Säulen der <strong>Osteoporose</strong>-Therapie sind:1 BASISTHERAPIE2 OSTEOPOROSESPEZIFISCHE MEDIKAMENTÖSE THERAPIE3 SCHMERZTHERAPIE4 STURZPROPHYLAXE5 KÖRPERLICHES TRAINING6 REHABILITATION7 SELBSTHILFEHinweis: Die Reihenfolge der Therapiesäulen stellt keine Gewichtung dar.Die Auswahl hängt vielmehr von der Schwere der <strong>Osteoporose</strong> ab.1BASISTHERAPIEKalzium/Vitamin DEine Behandlung mit Bisphosphonaten, Raloxifen, Strontiumranelat undParathormon sollte immer mit einer ausreichenden Versorgung vonKalzium und Vitamin D3 verbunden sein.Empfohlen wird eine Tageszufuhr von 1.000 bis maximal 1.500 mgKalzium.Personen, die Gesicht und Arme weniger als 30 Minuten täglich derSonne aussetzen, sich in einem höheren Lebensalter befinden und sichin den Wintermonaten in nördlichen Breitengraden aufhalten, solltentäglich 800 bis 2.000 IE Vitamin D3 zu sich nehmen.Im Falle einer Einnahme von Kalzium/Vitamin D-Präparaten müssendiese bei Bisphosphonaten zeitversetzt, z.B. am Mittag und /oder Abend,eingenommen werden.Unter Parathormon kann es zum Anstieg der Kalziumkonzentration imBlut kommen, so dass es notwendig sein kann, die Kalzium- und VitaminD-Dosis zu reduzieren.12


THERAPIE DER OSTEOPOROSEOSTEOPOROSESPEZIFISCHE MEDIKAMENTÖSE THERAPIE 2Liegt aufgrund der individuellen Diagnostik ein erhöhtes Knochenbruchrisikovor, ist eine medikamentöse Therapie sinnvoll und notwendig.Die Knochenbruchgefährdung wird ermittelt durchvorhandene Risikofaktoren ✓bereits bestehende Knochenbrüche nach Bagatellbelastung ✓das Ergebnis der Knochendichtemessung ✓das Lebensalter ✓das Geschlecht ✓Die Entscheidung über eine medikamentöse Behandlung stimmt Ihr Arztgemeinsam mit Ihnen genau auf Ihre Krankheitssituation ab.Die Abschätzung Ihres Knochenbruchrisikos erfolgt nicht nur nach demT-Wert der DEXA-Messung. Neben Alter und Geschlecht können folgendeRisikofaktoren Ihr Knochenbruchrisiko bis zum Zweifachen erhöhen:Schenkelhalsbrüche eines Elternteils ✗Brüche von Arm, Bein, Becken oder Rippen bei Bagatellstürzen ✗(Stürze aus Körperhöhe)Wirbelkörperbruch ✗Rauchen ✗Häufige Stürze ✗Hochgradig eingeschränkte körperliche Beweglichkeit (Immobilität) ✗Informieren Sie sich umfassend über Ihr persönliches <strong>Osteoporose</strong>- undKnochenbruchrisiko, um rechtzeitig die richtige Therapie zu erhalten.SIE tragen entscheidend zum Therapieerfolg bei.Die medikamentöse <strong>Osteoporose</strong>behandlung ist eine Langzeittherapie,die in der Regel über einige Jahre erfolgen muss. Die Basistherapie bei<strong>Osteoporose</strong> ist immer die Gewährleistung einer ausreichendenVersorgung mit Kalzium und Vitamin D. Diese muss bei einem hohenKnochenbruchrisiko durch wirksame Medikamente ergänzt werden.13


THERAPIE DER OSTEOPOROSENach heutigem Stand der Wissenschaft ist die Wirksamkeit von Bisphosphonaten,Raloxifen, Strontiumranelat, Parathormon und Östrogenen zurVerhinderung von osteoporotischen Knochenbrüchen am besten nachgewiesen.Hinweis: Nicht alle Präparate sind überall im deutschsprachigen Raumzugelassen. Länderspezifische Unterschiede erkennen Sie an denLänderbuchstaben D, A, CH.BisphosphonateAlendronat (Fosamax®, D, A, CH) , Risedronat (Actonel®, D, A, CH),Ibandronat (Bonviva®, D, A, CH), Zoledronat (Aclasta®, D, A, CH)Für diese Präparate ist wissenschaftlich belegt, dass sie alle Formen vonosteoporotischen Knochenbrüchen verhindern können.Alendronat und Risedronat stehen als Tablette in einer täglichenDosierungsform (Fosamax 10 mg, Actonel 5 mg, Alendronsäure 10 mgals Generika) und in einer einmal wöchentlichen Dosierungsform(Fosamax 70 mg, Actonel 35 mg, Alendronsäure 70 mg als Generika)zur Verfügung. Außerdem gibt es Kombinationen mit Calcium und/oderVitamin D (Fosavance 2800 bzw. 5600, Actonel plus Calcium Vit D; D,CH).Ibandronat (Bonviva®) steht als intravenöse Dreimonatsspritze (Bonviva3 mg/3 ml, D, A, CH) und als Monatstablette (Bonviva 150 mg, D, CH)zur Verfügung.Zoledronat (Aclasta®) steht als Jahresinfusion (Aclasta 5 mg) zurVerfügung.Für die <strong>Osteoporose</strong> des Mannes stehen Alendronat 10 mg (tägl.Dosierung) und Risedronat 35 mg (wöchentliche Dosierung) mit belegtenDaten zur Fraktursenkung zur Verfügung. Außerdem sind Zoledronat5 mg (Jahresinfusion) und Teriparatid zur Therapie der <strong>Osteoporose</strong> desMannes zugelassen.14EINNAHME:Alendronat und Risedronat sollten wenigstens 30 Minuten, Ibandronat60 Minuten vor dem Frühstück mit einem großen Glas Leitungswasser(200 ml) in aufrechter Körperhaltung eingenommen werden. Bis zumFrühstück darf man sich nicht wieder hinlegen und keine anderenGetränke, Nahrung oder Medikamente zu sich nehmen.▼


THERAPIE DER OSTEOPOROSENEBENWIRKUNGEN:Bei Einnahme in Tablettenform kann es – vor allem bei falscherEinnahme – zu Entzündungen der Speiseröhre und des Magens kommen.Bei intravenöser Gabe können grippeähnliche Symptome, Gelenks- undMuskelschmerzen auftreten, bei Zoledronat häufiger als bei Ibandronat.RaloxifenRaloxifen (Evista®; D, A, CH; Optruma®, D, CH)Für Raloxifen ist in Studien nachgewiesen, dass es bei Frauen nach denWechseljahren Wirbelkörperbrüche verhindern kann. Raloxifen steht alsTablette in einer täglichen Dosierung von 60 mg zur Verfügung.Die Einnahme ist unabhängig von der Tageszeit und den Mahlzeiten.NEBENWIRKUNGEN von Raloxifen können Beinvenenthrombosen,Hitzewallungen bei Frauen kurz nach den Wechseljahren und eine geringvermehrte Rate tödlicher Schlaganfälle sein.Für Raloxifen sind positive Wirkungen außerhalb des Knochenstoffwechselsbelegt: Frauen, die im Rahmen einer <strong>Osteoporose</strong>studie Raloxifeneingenommen haben, erkrankten seltener an Brustkrebs.ParathormonTeriparatid (Forsteo®, D, A, CH), ein Bruchstück des Parathormons,fördert - einmal täglich in niedriger Dosierung verabreicht - denKnochenaufbau und verhindert Wirbelkörperbrüche sowie periphereKnochenbrüche.Teriparatid wird vom Patienten selbst täglich unter die Haut gespritzt.Die Therapiedauer beträgt maximal 24 Monate (Hinweis Schweiz:Therapiedauer bis 18 Monate, Verordnung nur durch Fachärzte und nurbei neuen Wirbelkörperbrüchen trotz mindestens 6-monatigerBisphosphonat- oder Raloxifenbehandlung).Danach wird in der Regel die Behandlung mit einem anderen<strong>Osteoporose</strong>medikament fortgesetzt. Bei hoher Kalziumkonzentration imBlut, schwerer Nierenfunktionsstörung und vorausgegangenerStrahlentherapie des Skeletts sollte Teriparatid nicht angewendet werden.Auch Parathormon 1-84 (Preotact®, D, A) wird zur Therapie derpostmenopausalen <strong>Osteoporose</strong> einmal täglich in niedriger Dosierungvom Patienten selbst unter die Haut gespritzt. Eine Verringerung derKnochenbrüche im Bereich der Hüften ist nicht belegt.Die Therapiedauer beträgt maximal 24 Monate.15


THERAPIE DER OSTEOPOROSEStrontiumranelatFür Strontiumranelat (Protelos® 2 g, D, A) ist belegt, dass esWirbelkörper- und Schenkelhalsbrüche verhindern kann.Es steigert den Knochenaufbau und bremst den Knochenabbau.Das Granulat wird täglich - jeweils abends 2 Stunden nach demAbendessen oder vor dem Zubettgehen eingenommen. Danach solltenSie nichts mehr essen oder trinken und auch keine Medikamente einnehmen.NEBENWIRKUNGEN:Vor allem am Beginn der Therapie kann es zu Übelkeit und Durchfällenkommen. Im Behandlungsverlauf können Thrombosen vermehrt auftreten.ÖstrogeneIn den Wechseljahren kommt es zum Wegfall der den Knochen schützendenWirkung der Östrogene und nachfolgend bei vielen Frauen zu einerdeutlichen Abnahme der Knochenstabilität.Ob die Einnahme von Östrogenen zur Vermeidung dieses Verlustes sinnvollist, muss nach heutigem Kenntnisstand sehr sorgfältig unter Abwägung vonNutzen und Risiken im Einzelfall entschieden werden.Nutzen:✓Linderung von Wechseljahrsbeschwerden✓Verringerung des Risikos für Knochenbrüche✓Verringerung des Risikos für DarmkrebsRisiken:✗ Steigerung des Risikos für Thrombose oder Embolie✗ Steigerung des Risikos für Herzinfarkt und Schlaganfall✗ Steigerung des Risikos für Brustkrebs.Eine Östrogentherapie, die nur zur Verhütung von Knochenbrüchen dient,sollte nur ausnahmsweise erfolgen. Der Einsatz scheint gerechtfertigt, wenneine Unverträglichkeit oder Kontraindikation gegenüber anderen<strong>Osteoporose</strong>medikamenten besteht.Hinweis Österreich: Östrogene sind zur Behandlung der <strong>Osteoporose</strong> nichtzugelassen.16


THERAPIE DER OSTEOPOROSEWeitere Medikamente zur Behandlung der <strong>Osteoporose</strong>Können die oben genannten Medikamente aufgrund vonNebenwirkungen oder Kontraindikationen nicht eingesetzt werden, kannein <strong>Osteoporose</strong>spezialist zur Therapie der <strong>Osteoporose</strong> auch weiterederzeit zugelassene Medikamente (D, A, CH) alternativ auswählen:Calcitonin (D, A, CH)aktive Vitamin D-Präparate (D, A, CH)(Alfacalcidiol, Calcitriol)Etidronat (D, A, CH)Fluoride (D, A, CH)(Natriumfluorid, Monofluorphosphat)Ihre Wirkung ist jedoch schlechter belegt als die der oben genanntenSubstanzen. Sie gelten deshalb nicht als Mittel der ersten Wahl.Zukünftige TherapiemöglichkeitenDie Forschung befindet sich zurzeit auf einem erfolgversprechendenWeg, einen ganz neuen Wirkansatz zur Behandlung von <strong>Osteoporose</strong>einzuführen.Die halbjährlich subkutan zu injizierende Substanz Denosumabverringerte in einer umfangreichen Studie mit über 7000 Patientinnen beipostmenopausalen Frauen mit <strong>Osteoporose</strong> die Rate derWirbelkörper- und Hüftfrakturen deutlich im Vergleich zu Placebo.Dieser Wirkstoff beeinflusst die Aktivität von Osteoklasten, denknochenabbauenden Zellen, und wirkt so einem übermäßigenKnochenabbau entgegen.Eine künftig erfolgversprechende Substanz, die in Studien auf ihreWirksamkeit zur Verringerung des Knochenabbaues getestet wird, ist dasKathepsin K. Diese Substanz hat gegenüber Bisphosphonaten den Vorteil,dass nur der Knochenabbau reduziert und der Knochenaufbau nichtbeeinträchtigt wird. Außerdem muss die Tablette nicht mehr nüchterneingenommen werden.17


THERAPIE DER OSTEOPOROSEDie TherapiedauerDie Therapie sollte so lange durchgeführt werden, wie ein hohesKnochenbruchrisiko besteht. Fallen Risikofaktoren weg oder treten neueKnochenbrüche auf, ist eine Neubewertung durch den Arzt erforderlich.Entweder wird danach die Therapie fortgesetzt, ein anderes wirksamesMedikament eingesetzt, eine zeitlich beschränkte Therapiepauseeingelegt oder die Behandlung beendet.Die <strong>Osteoporose</strong>therapie ist immer eine Langzeittherapie. Setzen SieIhre Medikamente nicht leichtfertig ab, sondern besprechen Sie eventuelleProbleme mit Ihrem Arzt.Medikamentöse Therapie der <strong>Osteoporose</strong>unter Langzeit-GlucocorticoidtherapieAuch hier ist eine knochengesunde Lebensweise mit ausreichenderKalzium- und Vitamin D-Zufuhr ein wichtiges Element der Therapie.Wegen der besonders hohen Bruchgefährdung muss die medikamentöseTherapie bereits frühzeitig einsetzen, in der Regel bereits ab einem T-Wertvon -1,5. Bisphosphonate sowie Teriparatid sind Mittel der Wahl.3SCHMERZTHERAPIEDie Schmerztherapie hat das Ziel, die Beschwerden auf ein erträglichesMaß zu lindern oder ganz zu beseitigen und die Beweglichkeit derBetroffenen zu erhalten bzw. wiederherzustellen.Sowohl bei akuten Schmerzen nach einem Knochenbruch als auch beichronischen Beschwerden sollte sich die Auswahl der Therapiemaßnahmennach der Intensität der Schmerzen richten. Eine effektiveSchmerzlinderung ermöglicht die frühzeitige Teilnahme an gezieltenBewegungstherapien, die wiederum allein oder in Kombination mit physikalischenMaßnahmen zur Schmerzreduktion beitragen können.18


THERAPIE DER OSTEOPOROSEMedikamentöse Schmerztherapie:✓✓✓✓Auswahl nach Schmerzintensität: Starke Schmerzen benötigenstarke Schmerzmittelbei starken, chronischen Schmerzen retardierte Mittel bevorzugen:dabei wird der Wirkstoff verzögert freigesetzt und gewährleisteteine konstante Schmerzlinderung über einen längeren Zeitraumretardierte Medikamente nach einem festen Zeitschemaeinnehmen, nicht nach BedarfMuskelverspannungen, vor allem am Rücken, können durch denEinsatz muskelentspannender Medikamente beseitigt werden(Vorsicht: keine Benzodiazepine)Wichtige Hinweise:Einfache Schmerzmittel wie die nicht-steroidalen Antirheumatika (NSAR)haben eine therapeutische Obergrenze. Sie bewirken trotz höhererDosierung keine stärkere Schmerzlinderung mehr. NSAR sind bei denmeist älteren Patienten oft problematisch aufgrund der erhöhtenNebenwirkungen, vor allem am Magen.Bei Dauertherapie mit hoher Dosierung sollten Arzt und Patient abwägen,ob die Einstellung auf ein schwaches Opioid sinnvoll ist.Opioide haben den Vorteil, dass sie auch bei einer Dauertherapie nichtdie Organe schädigen. Typische Nebenwirkungen wie Übelkeit undSchwindel, besonders zu Beginn der Therapie, sollten gemeinsam mitdem Arzt hinsichtlich eines höheren Sturzrisikos bewertet werden.Physiotherapie und physikalische MethodenPhysiotherapeutische Maßnahmen sind zur Verminderung der Schmerzenund zur Mobilisierung ein entscheidender Therapiebaustein. Darüber hinaustragen Kraft- und Gleichgewichtsübungen dazu bei, das Sturzrisikozu verringern (siehe auch Kapitel zu Körperlichem Training).Durch Training aller großen Muskelgruppen (Arme, Beine, Brust/Bauch,Rücken) lassen sich außerdem positive Effekte auf die Knochenfestigkeiterzielen.▼19


THERAPIE DER OSTEOPOROSEGemeinsam mit Ergotherapeuten sollte eine Anpassung der häuslichenVerhältnisse an das Sturzrisiko sowie ein Training schmerzlindernderVerhaltensweisen im Alltag erfolgen.Wärmepackungen oder Kälteanwendungen können zurMuskelentspannung und Schmerzlinderung hilfreich sein. Auch eineInterferenzstromtherapie hat sich bei der Therapie chronischerRückenschmerzen nach Wirbelkörperfrakturen als schmerzlindernd erwiesen.Gegebenenfalls kann zur Verringerung der Schmerzen und zurStabilisierung der Haltung auch eine Wirbelsäulen aufrichtende Ortheseeingesetzt werden.Psychologische SchmerztherapieChronische Schmerzen sind für die Betroffenen sehr belastend.Gesprächstherapien, Entspannungsverfahren, Psychotherapie oder dieEinnahme von Psychopharmaka können hilfreich sein, um einen besserenUmgang mit den Schmerzen zu finden. Die Begleitung durch einenpsychologisch geschulten Schmerztherapeuten kann hier sinnvoll sein.Kyphoplastie / VertebroplastieBei der Kyphoplastie wird zunächst ein kleiner Ballon in denWirbelkörper eingeführt und unter Druck aufgeblasen, so dass sich derverformte Wirbelkörper wieder aufrichten kann. Anschließend wird derdadurch entstandene Hohlraum mit Knochenzement aufgefüllt und somitder Wirbelkörper stabilisiert.Bei der Vertebroplastie wird nach einem Wirbelkörpereinbruch derKnochenzement unter Röntgenkontrolle ohne Vordehnung in denWirbelkörper eingespritzt, um diesen zu stabilisieren. Eine Aufrichtung desWirbelkörpers erfolgt bei diesem Verfahren nicht.Diese Verfahren sollten von spezialisierten Zentren nur eingesetzt werden,wenn✓ die normale Schmerztherapie nach drei Wochenkeinen ausreichenden Erfolg hatte✓ degenerative Wirbelsäulenveränderungen alsSchmerzursache auszuschließen sind und✓ eine fachübergreifende, ärztliche Einzelfalldiskussiondiese Methode befürwortet.20


THERAPIE DER OSTEOPOROSESTURZPROPHYLAXE 4Ältere Menschen stürzen häufig, wobei die Zahl der Stürze mit dem Alterüberdurchschnittlich zunimmt und bei Frauen um 50 Prozent höher ist alsbei Männern.Für den gefürchteten Schenkelhalsbruch ist fast immer ein Sturz derunmittelbare Auslöser.Schützen Sie sich vor Stürzen, denn dadurch vermeiden SieKnochenbrüche.Stolperfallen im Alltagsind zum Beispiel rutschende Teppiche, herumliegende Kabel,unzureichende Beleuchtung, Bodennässe, Glatteis, falsches Schuhwerk.Sehbehinderungenverursacht durch Sehschwäche oder eine nicht optimal angepasste Brille.Gehbehinderungenkönnen das Sturzrisiko erhöhen.Schwindelgefühl und Gangunsicherheitals Folge von Psychopharmaka, Beruhigungs- und Schlafmitteln,Kreislaufstörungen, Unterzuckerung.Medikamente, die das Sturzrisiko erhöhen:Schlaf- und Beruhigungsmittel (Sedativa), Blutdrucksenker(Antihypertensiva), Neuroleptika, Antidepressiva.Verwenden Sie diese Medikamente nur in Absprache mit Ihrem Arzt!Nehmen Sie Sturzrisiken durch diese Auslöser ernst!HüftprotektorenWer Hüftprotektoren – das sind Hosen mit gewölbten Kunststoffscheiben,die am Hüftgelenk aufliegen – trägt, kann sich damit bei einem Sturz voreinem Oberschenkelhalsbruch schützen. Die Kunststoffscheiben fangenbei einem Sturz auf die Hüfte die Aufprallenergie ab.21


THERAPIE DER OSTEOPOROSE5 KÖRPERLICHES TRAININGMuskeln und Knochen müssen regelmäßig trainiert werden. Das Trainingsollte dauerhaft mindestens 2 bis 3 x pro Woche durchgeführt werden,sonst ist der Effekt am Knochen möglicherweise wieder rückläufig. DasTraining sollte auf alle großen Muskelgruppen ausgerichtet und progressivangelegt sein, dabei jedoch das individuelle Leistungsniveau und denGesundheitszustand des Patienten berücksichtigen.Ein isoliertes, niedrig dosiertes Krafttraining der Rückenmuskulatur führt zueiner Verringerung des Auftretens von Wirbelkörperfrakturen.Empfehlung:Krafttraining der Rückenstrecker als Heimprogramm mit 30% derMaximalkraft, täglich über mindestens 24 Monate.Bei Personen, die bereits einmal gestürzt sind oder ein erhöhtes Sturzrisikohaben, zeigen sich verschiedene Trainingsprogramme als wirksam in derVermeidung von Stürzen.Empfehlung:Gruppentraining für Kraft, Ausdauer und Koordination mit SchwerpunktGleichgewicht mindestens 1x pro Woche über ein Jahr.Funktionelles Kraft- und Gleichgewichtstraining in der Gruppe mindestens1x pro Woche über ein Jahr.6 REHABILITATIONDurch gezielte Maßnahmen sollen die Bewegungsfunktionen wieder hergestelltund verbessert werden.Rehabilitationsmaßnahmen dienen dazu, Koordination,Gleichgewichtsgefühl sowie Gangsicherheit gezielt zu verbessern unddamit Stürze und weitere Knochenbrüche zu vermeiden. Und sie tragendazu bei, so viel Lebensqualität wie möglich zurück zu gewinnen.22Patienten, die berufstätig sind, sollten mit ihrem Arzt besprechen, welcheArbeiten für sie geeignet sind. So ist beispielsweise das Heben schwererLasten mit einem hohen Risiko weiterer Wirbelbrüche verbunden.


THERAPIE DER OSTEOPOROSESELBSTHILFE7Die Teilnahme an einer Selbsthilfegruppe ist ein wesentlicher Bestandteilder <strong>Osteoporose</strong>therapie.Qualitätsgesicherte <strong>Osteoporose</strong>-Selbsthilfegruppen bieten unabhängigeInformationen, unterstützen Sie bei der notwendigen Umstellung IhresLebensstils und helfen Ihnen, Ihre Therapie einzuhalten.ERFOLGSKONTROLLE DER THERAPEUTISCHEN MAßNAHMENZum Erfolg der Therapie trägt eine partnerschaftliche Zusammenarbeitzwischen Ihnen und Ihrem Arzt wesentlich bei.Überprüfen Sie regelmäßig Veränderungen derfolgenden Punkte und besprechen Sie diese beim nächsten Arztbesuch:✓ Befindlichkeit und Lebensqualität✓ Schmerz✓ Neue Knochenbrüche✓ Weitere Stürze✓ Umgang mit der Veränderung der Lebensgewohnheiten(Ernährung, Bewegung, Rauchen, Sturzprophylaxe)✓ Einfluss der Krankheit auf das Umfeld (Familie, Freunde, Arbeitsplatz)✓ Eigeninitiative und Selbsthilfe✓ Regelmäßigkeit der Medikamenteneinnahme und –verträglichkeit✓ Vorhandensein von Risikofaktoren für Brüche und Stürze, und vonMedikamenten, die osteoporose- und/oder sturzgefährdend sind.Ihr Arzt sollte folgende Punkte regelmäßig überprüfen:✗ Klinischer Befund✗ Körpergröße✗ DEXA-Knochendichtemessung zur Verlaufsbeurteilung (im Regelfallfrühestens alle zwei Jahre möglichst mit demselben Gerät)✗ Achtung: Der Therapieerfolg ist nur bedingt von einer Veränderungder Knochendichte abhängig. Bedeutsamer ist ein Abfall derKnochendichte unter einer Therapie.✗ Bei über 70-jährigen Patienten jährliche Sturztests✗ Bei Verdacht auf einen Knochenbruch: Röntgen23


PRÄVENTION DER OSTEOPOROSEERNÄHRUNGAusreichende Versorgung mit KalziumKalzium ist ein Mineralstoff und der wichtigste Baustein des Knochens.Der Knochen ist unser Kalziumspeicher. Bekommt unser Körper nichtgenügend Kalzium mit der Nahrung, wird Knochen abgebaut.Richtwert ist eine tägliche Aufnahme von 1.000 bis 1.500 mg. Der höchsteBedarf an Kalzium besteht in der Jugend, während Schwangerschaftund Stillzeit, wie auch im höheren Lebensalter. Die Zufuhr höhererKalziummengen bringt in den meisten Fällen keinen zusätzlichen belegtenNutzen mit sich und kann das Risiko für Nierensteine leicht erhöhen.In der Regel kann der Richtwert durch eine entsprechende Ernährung(z. B. Milch, Milchprodukte, grünes Gemüse und kalziumreichesMineralwasser) erreicht werden. Gelingt dies nicht, z. B. wegen einerLaktoseunverträglichkeit, sollte die ausreichende Versorgung durchSupplemente sichergestellt werden.Ausführliche Informationen über knochengesunde Ernährung erhalten Siebei den <strong>Osteoporose</strong>-Patientenorganisationen (siehe Adressteil).Ausreichende Versorgung mit VitaminenVitamin D fördert die Kalziumaufnahme und den Transport von Kalziumin den Knochen. Vitamin D wird zur Stabilität des Knochens und derMuskelleistung benötigt, deshalb ist die Sturzgefahr bei Menschen mitVitamin D–Mangel erhöht.Vitamin D wird sowohl über die Nahrung (z. B. Seefisch) zugeführtals auch unter dem Einfluss von Sonnenlicht (UV-Licht)in der Haut gebildet.Der Tagesbedarf beträgt 800 bis 2.000 IE Vitamin D. Ältere Menschenleiden häufig unter Vitamin D-Mangel, aber auch Menschen, die sichnicht regelmäßig im Freien aufhalten (können).Eine Supplementation ist dann zu empfehlen.▼24


PRÄVENTION DER OSTEOPOROSEAußerdem wird die ausreichende Zufuhr vonVitamin B12 und Folsäure (Vitamin B9) mit der Nahrung empfohlen.Ein Mangel ist ein möglicher Risikofaktor für Knochenbrüche.Hinweis:Ist eine ausreichende tägliche Kalziumaufnahme durch die Nahrungnicht gewährleistet, so ist eine medikamentöse Ergänzungvon Kalzium, eventuell kombiniert mit Vitamin D, empfehlenswert(z. B. Calcium-Sandoz® D Osteo, Sandocal®-D,Cal-D-Vita, MaxiKalz Vit. D3).BEWEGUNGKnochen und Muskeln sind eine funktionelle Einheit.Der wesentliche Reiz für Knochenanbau und Knochenstabilität ist diemechanische Kraft, die durch Muskelkontraktion und die Schwerkraft aufden Knochen übertragen wird.Die Knochenstruktur und -architektur richtet sich entsprechend der auf denKnochen einwirkenden Kräfte aus. Das bedeutet, dass stärker belasteteKnochenabschnitte verstärkt werden, um den Knochen für seine Stütz- undBewegungsfunktion leistungsfähig zu erhalten.Eine knochenfreundliche Ernährung sorgt für den Nachschub anBaumaterial, der Baumeister des Knochens aber ist die funktionelleBewegung.Die höchsten Kräfte entstehen durch dynamische Muskelkontraktionen. Einprogressives Krafttraining mit hohen Gewichten zeigt einen größerenEffekt auf die Knochenfestigkeit als ein Kraftausdauertraining mit niedrigenGewichten. Schnellkräftige, explosive Übungen sind effektiver als ein langsamdurchgeführtes Krafttraining.Empfehlung:Progressives Krafttraining aller großen Muskelgruppen mit höherenWiderständen, mindestens 2 bis 3 x pro Woche für 45 Minuten.Kombiniertes Kraft-, Ausdauer- und Koordinationstrainingmindestens 2 bis 3x pro Woche für mindestens 1 Stunde.25


LEBEN MIT OSTEOPOROSELeitfaden für einen erfolgreichen Umgang mit der Krankheit:✗ Informieren Sie sich genau über die Krankheit <strong>Osteoporose</strong> undderen Folgen.✗ Informieren Sie sich zusätzlich über die Risiken und schätzen Sie ab,wie groß Ihr persönliches Risiko für Knochenbrüche ist.✗ Wählen Sie einen Arzt Ihres Vertrauens, achten Sie auf eine frühzeitigeund umfassende Abklärung.✗ Bei einem hohen Risiko für Brüche wird Ihr Arzt mit Ihnen gemeinsamdie medikamentöse Therapie festlegen.✗ Um die Krankheit erfolgreich zu bekämpfen, sind auch die übrigensechs Therapiesäulen von großer Bedeutung. (siehe Teil III, 7 Säulender Therapie)✗ Akzeptieren Sie die <strong>Osteoporose</strong> als chronische Krankheit, die zwarerfolgreich behandelbar, aber letztlich nicht heilbar ist.Stellen Sie sich auf eine Langzeittherapie ein!✗ Das Verständnis für die umfassende Therapie und die Umstellung derLebensgewohnheiten sind für den optimalen Erfolg entscheidend.✗ Ohne Therapietreue über lange Zeit gehen Sie ein großes Risiko für sichund Ihre Gesundheit ein.✗ Lassen Sie sich von Rückschlägen nicht entmutigen!Besprechen Sie auftretende Probleme mit Ihrem Arzt, denn gemeinsamwird eine Therapie erfolgreicher sein.✗ Gehen Sie regelmäßig zu Therapiekontrollen.✗ Treten Sie einer Selbsthilfegruppe bei.Informierte und eigenverantwortliche PatientInnen habenerwiesenermaßen einen besseren Therapieerfolg.26


LEBEN MIT OSTEOPOROSEERFOLGREICHER UMGANGMIT DER OSTEOPOROSE<strong>Osteoporose</strong> erfordert eine Langzeittherapie.Trotzdem ist <strong>Osteoporose</strong> kein Schicksal, dem Sie einfach ausgeliefertsind. Neben ärztlicher Betreuung und wirksamen Medikamenten könnenSie selbst einen wesentlichen Beitrag zur Erhaltung Ihrer Lebensqualitättrotz der Erkrankung leisten.Da <strong>Osteoporose</strong> bis zum Auftreten des ersten Knochenbruches schmerzfreiverläuft und Sie nicht „stört“, fällt es schwer, die Krankheit und die notwendigeBehandlung zu akzeptieren und aktiv daran mitzuarbeiten, dassKnochenbrüche nach Möglichkeit verhindert werden.Bedenken Sie, dass die Krankheit lange VOR demersten Knochenbruch beginnt!SELBSTHILFEGRUPPENDer Eintritt in eine Selbsthilfegruppe ist für viele <strong>Osteoporose</strong>patientenein Wendepunkt im Umgang mit der Krankheit.Die Teilnahme an einer Selbsthilfegruppe ergänzt die Beratung unddie Behandlung durch Fachleute im Bereich der persönlichenErfahrung und der Lebensgestaltung.Der direkte Erfahrungsaustausch mit Gleichgesinnten und dieDiskussion verschiedener Therapiemöglichkeiten können viele Fragenbeantworten und unnötige Arztbesuche ersetzen.Die Mitglieder einer Selbsthilfegruppe unterstützen einander beimselbstbestimmten Umgang mit der Krankheit und bei der Bewältigungauftretender Krisen. Sie tragen so wesentlich zu Therapietreue undLebensqualität bei.Daneben bieten Selbsthilfegruppen ein breites Angebot an Fort- undWeiterbildungs-Veranstaltungen, gemeinsamen Aktivitäten sowie inDeutschland und Österreich auch Funktionstraining an.27


<strong>DOP</strong> e.V.Es gibt viele regionale <strong>Osteoporose</strong>-Selbsthilfegruppen, die meist innationale <strong>Osteoporose</strong>-Organisationen eingebunden sind und einenhohen Qualitätsstandard garantieren.WARNUNG:Hinter manchen so genannten „Patienteninitiativen“, „Plattformen“,„Selbsthilfegruppen“ und „Patientencoaches“ stecken kommerzielleInteressen. Die nationalen <strong>Osteoporose</strong>-Organsiationen des <strong>DOP</strong> helfenIhnen bei der Einschätzung.IHRE UNABHÄNGIGE INTERESSENSVERTRETUNGDer <strong>DOP</strong> ist der „Dachverband deutschsprachiger <strong>Osteoporose</strong>-Selbsthilfeverbändeund patientenorientierter <strong>Osteoporose</strong>-Organisationen e. V.“Mitglieder im <strong>DOP</strong> sind Nationale <strong>Osteoporose</strong>-Gesellschaften ausDeutschland, Österreich und der Schweiz:Informationen über qualitätsgesicherte und unabhängige<strong>Osteoporose</strong>-Selbsthilfegruppen erhalten Sie bei den im Anhangangegebenen Kontaktadressen der <strong>DOP</strong>-Mitgliedsgesellschaftenoder bei der<strong>DOP</strong> Geschäftsstelle:Breitenweg 7cA-8042 GrazTel: +43 (316) / 46 43 48Fax: +43 (0)316 / 47 42 66E-Mail: office@osteoporose-dop.orgwww.osteoporose-dop.org28


<strong>DOP</strong> e.V.Die internationale Vernetzung aller nationalen <strong>Osteoporose</strong>gesellschaftender deutschsprachigen Länder im <strong>DOP</strong> soll auch in Zukunft ihre Qualität,Kompetenz und Unabhängigkeit gewährleisten.Ziel:Interessensvertretung aller Betroffenen zur Verbesserung des Stellenwertesder <strong>Osteoporose</strong> in der Bevölkerung, bei gesundheitspolitschen Gremienund bei den ärztlichen Standesvertretungen.Schwerpunkte:● Gesundheitspolitische Einflussnahme● Durchsetzung von Patientenrechten● Grenzüberschreitende Aufklärung● <strong>Osteoporose</strong> Selbsthilfe Netzwerk● Qualitätssicherung für <strong>Osteoporose</strong> SelbsthilfegruppenAufgaben:✓ <strong>DOP</strong>-Kongress für PatientenvertreterInnen✓ Weltosteoporosetag✓ Patientenleitlinie✓ Patientenschulung✓ Informationsmaterial✓ Öffentlichkeitsarbeit29


<strong>DOP</strong> MITGLIEDERDeutschlandBundesselbsthilfeverbandGesunde Knochen e.V.Hauberner Ring 17,D-35066 FrankenbergTel: +49 / 6451 715 988Fax: +49 / 6451 716 255luise.schulte@osteoporose-bgk.dewww.osteoporose-bgk.deDeutsches Grünes Kreuz e. V.Schuhmarkt 4,D-35037 MarburgTel.: +49 / 64 21 / 293 0Fax: +49 / 64 21 / 229-10dgk@kilian.dewww.dgk.de, www.forum-schmerz.deKuratorium Knochengesundheit e. V.Leipziger Straße 6,D-74889 SinsheimTel: +49 / 7261/ 921 720Fax: + 49 / 7261/ 646 59info@osteoporose.orgwww.osteoporose.orgNetzwerk-<strong>Osteoporose</strong> e.V.Ludwigstraße 22,D-33098 PaderbornTel., Fax: +49 / 5251/ 280 586buero@netzwerk-osteoporose.dewww.netzwerk-osteoporose.de<strong>Osteoporose</strong> SelbsthilfegruppenDachverband e.V.Hohestraße 38,D-99867 GothaTel: +49 / 3621/ 512 581Fax: +49 / 3621/ 512 582info@osd-ev.orgwww.osd-ev.orgÖsterreichAktion gesunde KnochenBreitenweg 7c/1, A-8042 GrazTel: +43 316/ 48 32 48, Fax: +43 316/ 47 42 66osteoporose@gmx.atwww.aktiongesundeknochen.atDachverband der österreichischen <strong>Osteoporose</strong> SelbsthilfegruppenBreitenweg 7c/1, A-8042 GrazTel: +43 316/ 48 32 48, Fax: +43 316/ 47 42 66info@osteoporose-selbsthilfe.euwww.osteoporose-selbsthilfe.euSchweizOsteoSwiss – Arbeitsgemeinschaft <strong>Osteoporose</strong> SchweizStrickgasse 1, CH-8427 FreiensteinTel: +41 (0) 44 308 80 06info@osteoswiss.chwww.osteoswiss.ch


PERSÖNLICHES✐Raumfür ihre persönlichen Notizen.31


® <strong>DOP</strong> 2010

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