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Heft 2/2008

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Leve Maten, leve Frünnen,in düt <strong>Heft</strong> schall de Literatur mal wedder mehr to ehrRecht kamen. In de Schrievwarkstee Geschichten schrievenvun’n SHHB – siet Johren al in Kappeln ünner dat Leitvun Willy Diercks un Reinhard Goltz – sünd annerlest enDeel interessante Vertell’n entstahn ünner de Vörgav „ausDialogen Geschichten entwickeln“. Groot de Ünnerscheedvun de enkelten Sichtwiesen, de de Schrieverslüüddor toweegbröcht hebbt. An en poor Bispelevun solke meist achtersinnige Geschichten schull’n deLesers ehr Freid hebben.Een vun uns Leserbreef-Schrievers meent, wi schull’n inuns plattdüütsch Quickborn doch nich so veel hochdüütscheTexten schrieven. So heel un deel unrecht hett henich, dücht mi, man Wetenschop-Texten to’n Bispeel sündnich jümmer goot op plattdüütsch to formuleer’n, is so.Kann’n studeern an Liselotte Davis ehr’n Opsatz: Se gripptin ehr’n Text över den Illustrator Pietsch un de eerst illustreerteUtgaav vun de „Stromtid“ deep in de persönlicheHistorie rin; un dat op hoochdüütsch. Un dat’s goot so.Bolko Bullerdiek hett bericht’t vun Gerd Spiekermann, dein’t Rolf-Liebermann-Studio den Fritz-Reuter-Pries kregenhett, un Dirk Römmer weer op Beseuk nich blots bi’n Reuterdagin „Niegenstrelitz“, ok vun de Klaus-Groth-Tagungin Heid bericht’t he. Wat in de tokamen Saison bi Ohnsorgslos is, hett uns Christa Heise-Batt tosamenstellt. Un as jümmersünd en Barg Rezensionenvun Böker un Theaterstückendorbi, un de Rundschaumit düt un dat fehlt ok nich; unok fehlen nich en poor kritischeLeserbreve.Ik hoop, de Lesers hebbtSpaaß an düsse Utgaav, okwenn nich all’ns platt is, watPlatt ween müss.Corl Groth1Editorial


Överfohrt – BRIX„Woso kaamt Se dorto, mi so driest antosnacken? Wi kennt uns dochgor nich.“„Se hebbt dat woll vergeten“, seggt he, „wi harrn mal wat miteenannerto doon; ick kann mi dor noch goot op besinnen.“Se hett gliecks wedder so en egen Geföhl. Ümmer wenn se em op deInsel drapen dee, weer ehr dat vörkamen, as söch he ehr Neegde.Snackt harrn se nümmer, aver sien’ griesen Kopp harr se överall seh’n.„Wann is dat denn wesen?“„Deit mi leed, wenn ick Se so plump ansnackt heff. Mien Naam isJochen Bremer. Erinnert Se sick noch an den Fall Meyran? De Saakmit de lütte Deern? Se föhr’n domals de Verhandlung as Staatsanwältin,Fru Klawe, un he wurr verurdeelt to föffteihn Johr, liekers heümmer wedder swöört harr, dat he unschüllig weer. Weet Se datnoch?“„Jaa, sowat vergitt een nich. Weer en gräsige Saak. Dat is lang her.“„Jüst föffteihn Johr. Ick weer domals de Hauptbelastungstüüg dorbi, ickheff all’ns akkraat seh’n. Wi hebbt em faatkregen, un he kreeg siengerechte Straaf. Man nu is he wedder frie. Un as Ehr Naverslüüd mivertellen deen – bün goot bekannt mit de –, dat Se hier op düsse InselUrlaub maken, wüss ick, he ward herkamen, he will Se drapen, wardmit Se snacken wüllen.“Ehr fallt de Breef ahn Afsenner in, poor Daag vör de Reis leeg de in deBreefkassen. „De Tiet is riep, wi warrt uns seh’n, dat gifft wat to klären!“,stunn dor, anners nix.„Un, hebbt Se em seh’n?“, fraagt se.„Ja, he weer dor, aver he hett Se nich funnen.“„Un wo sünd se an mien Adress kamen?“„Ick kaam al över teihn Johr na hier, un ick kenn en’ barg Lüüd; datkriggt een licht to weten. Man mi keem de Tofall to Hölp. Gliek achterEhr Ferienhuus, op de grote Düün, dat lütte rode mit Strohdack, dat ismien, siet Johren al. – Ick bün geern hier, de Insel is so recht wat förFamilien mit Kinner. Ick kann se stünnenlang tokieken. Een kann richtigseh’n wo gau se gesunne Klöör kriegen.“„Un wo weer HE? Harr ick em drapen kunnt?“3


SCHULZ – Weddersehn mit Markus„Seker“, seggt he, „aver ick weer ja dor. Meist Dag un Nacht heff ick Senich ut’t Oog laten. He heel sick mehr in‘ Noor’n vun de Insel op; avereenmal leep he langs de Strand; do haarrn Se Glück: Se weern jüst in’tWater.“„Un ick heff vun all’ns nix ahnt ...! Wo schall dat wiedergahn?“„Se mööt sick keen Sorgen mehr maken. He is hier bi uns an Bord. Vörnin de swatte Wagen. Se hebbt seker höört vun dat Mallöör? En Swömmeris ut Verseh’n in dat Rebeet vun de Kitesurfer kamen, dat weer he.Man hett em nich seh’n, un denn is dat passeert. – Se köönt ahn Angstleven, he kann uns nix mehr anhebben!“... se kaamt an. Se stiggt in ehr Auto. As eerst fohrt de swatte Wagenvun dat Fährschipp rünner, gliecks achteran en flotte Sportwagen ...,an’t Stüer de Mann mit de griesen Hoor.ANNETTA SCHULZWeddersehn mit MarkusAn düt Wekenenn is bi uns Rummel.Dor freu ik mi dat heele Johrop. Twoors staht dor jümmer desülvigenBooden un ok de Karusellssünd sik jümmer liek, aver ik heffdor ok jümmer en Masse Spaaßhatt. Blots dat ik nienich noog Geldharr för den Scooter, dat hett mi argert.Dütmal aver heff ik düchdigspoort, alleen vun mien Geld kannik teihn Mal föhren un en beten watkrieg ik je ok vun Vadder.Al vun wieden höör ik de Musikvun de Karusells un ok Krieschenvun de Lüüd.Annetta Schulz4


Weddersehn mit Markus – SCHULZOp den Platz glieks vöran rechts steiht dat Karussel för de ganz Lütten.„Hänschen klein, ging allein ...“ Blots wieder, dat höllt een je nichut!Beten wieder op de linke Siet: „Lose! Kauft Lose Leute! Der Hauptgewinnist noch zu haben!“ To’n Lachen is dat: Jedet Johr is de Hauptgewinnnoch to hebben, kannst kamen, wann du wullt. Nee, dor is reingornix bi, wat ik hebben müch.„Platz Leute, macht Platz für die Kapellen!“ „Rummtata, rummtata. Wennder Hund mit der Wurst übern Eckstein springt ...“ Dat is ok as jümmer,aver dat maakt Spaaß! Dor marscheer ik glieks en Stück mit langsun mien Hart kloppt vör dull.Mmmh, düsse Ruuch: Brennt Manneln! Dor kann ik nich an vörbi: „Einekleine Tüte bitte!“De mutt ik foorts pröven.„Hallo Sven!“„Markus? Büst wedder gesund? Hest di bannig verännert!“„Ik weet, eh, bün veel to dick worrn. ‚Viel Essen ist bei eurer Krankheitnötig’, see unse Pleegersch jümmer. Giff mi mal en poor af vun dienDinger, eh.“„Mienwegen, Bliffst nu wedder to Huus?“Ja. Binah een Johr in so’n Pleeghuus, eh, dat langt, segg ik di! Köffst mien Braatwust?“„Höör mal, du hest doch al mien ganze Manneln opeten!“„Eeeh! Ik denk, du freust di, dat du dien ole Fründ wedder hest! Nustell di man nich an as so’n Giezknüppel, eh!“„Na gut! Denn is aver ok noog, ik heff mien Geld ok nich schenkt kregen.“„In Ordnung, mein Herr! Smeckt good, eh, willst mal afbieten?“„Nee, laat man!“„Eeeh! De Scooter sünd je ok wedder dor! Ik harr woll Lust to föhren.Du ok?“„Kloor!“5


SCHULZ – Weddersehn mit Markus„Ik maak di en Vörslag: Ik stell mi för Korten an, eh. Wenn ik an de Kassbün, rennst du hen un besetzt en Wagen, du büst flinker as ik.“„Good. För mi musst du aver wesseln, hier, teihn Euro.“Ik pass nu op. Markus steiht jüst vör de Kass, dor höllt de Scooter an. Ikflitz los. Dor is ok al Markus bi mi un quetscht sik bi mi rin.Af geiht de wilde Jagd: Wi suust krüüz un quer över de Bahn, stööt hieran, dor ok – unse Köpp fleegt hen un her, wi schimpt luuthals – as deannern ok: „Du Döösbartel! ... Hest dat Stüern nich lehrt? ... Büst jenoch veel to lütt för düt hier!“ un all sowat. Dat is en Riesenhöög!Schaad, al to Enn.Markus seggt: „Ik heff glieks för tweemal köfft, is doch recht, oder?“„Kloor! Dor kümmt de Kasseerer!“Un los geiht dat wedder! To schaad, dat de Spaaß jümmer so kort is,aver ik kann je noch achtmal föhren.As wi an de Kant staht un bi de annern tokiekt, segg ik: „Markus, ikkrieg noch fief Euro vun di!“„Waat? En Fohrt köst twee Euro föftig, eh! Du tweemal, ik tweemal –maakt genau teihn Euro. Hest keen Reken hatt in de School?“Fröher weer Markus doch nich so? He weer doch jümmer en primaKumpel, hett mi doch nie nich bedragen!„Dorvun weer aver keen Snack, dat ik di friehöll, ick will mien Geld!“He lacht mi luuthals wat ut: „Ick heff keen Geld, eh. Woher denn woll!“Nu heff ik noog, ik dreih mi üm un will na Huus. As ik mi noch malümkiek, steiht Markus al wedder an üm Koorten.6


MARIANNE EHLERSWinnenEn Märken vundaagIk will nix winnen!Se bölkt in ’t Telefon.Laat Se mi tofreden, striekt Se mi utde List!Nee, ik heff in de letzte Tiet bi keenGewinnspeel mitmaakt, verdorinoch mal to!Ik will ok keen Reis na Kapstadt, begrieptSe dat doch!Nee, dat maakt mi keen Spaaß Winnenmaakt gorkeen Spaaß!Marianne EhlersSe smitt den Hörer op de Gavel.Düsse verdreihten Call-Centers!Sünst leggt se immer foorts op, man vundaag is se opsternaatsch unwill dat mal dörchstahn, so en Anroop – wenn se al extra ut den Stallrinlopen is.Man de junge Mann an ’t anner Enn hett gornich tohöört. Bleev blotsimmer bi sien Stremel, vunwegen „gode Chancen“ för ehr un en Utgliek,wiel dat se noch nienich wat wunnen hett. Wo kaamt de blots anehr Telefon-Nummer? Sogor ehren Namen hett he wüsst.Se hett em dat ja geven, düchdig sogor. Se hett gornich glöövt, dat seso bölken kann. Of em dat Indruck maakt hett?Wat hett se seggt?Ik will nix winnen!Na ja, so stimmt dat ja ok nich. Kloor will se wat winnen. Villich nich jüsten Reis na Kapstadt, liekers se dor noch nich weer. Wat anners will sewoll winnen. Man wat? Se harr woll wat Besünners in ’n Kopp, man soveelas se wüss, geev dat sowat nich bi en Gewinnspeel.Mutt een egentlich wat verloren hebben, ehr een wat winnen kann? Odergifft dat ok mal „so“ wat, sotoseggen „op to“ oder „umsünst“? Dat würr7


EHLERS – Winnen – En Märken vundaagmi doch mal interesseren. Kann een wat winnen, ahn dat verdeent to hebben?Oder annersrüm: verdeen ik to ’n Bispill, dat ik mal wat winn? Weerik denn glücklich, wenn ik wat wunnen harr oder weer dat en Last för mi?Is dat en schöne Geföhl, wat to winnen – oder mutt ik denn ümmerto „danke“seggen, sotoseggen mi verdeffenderen, dat jüst ik dat grote Glückhatt heff, en Winner to ween?Sind Winners sowat as Siegers? Staht se denn höger as de annern oderblievt se so as de sünd, blots even, dat se sik denn „Winners“ nömendörft?Wat hett se blots för Fragen in ’n Kopp! Se harr en beten gedülligerween schullt mit den jungen Mann an ’t Telefon. Wenn se ganz ehrlichis, hett se em ok nich richdig utsnacken laten. Se hett ümmer blots bölkt,se will nix winnen un dat ehr dat keen Spaaß maakt. Wohrschienlichleeg dat dor an, dat se jüst vun ’t Melken rinkamen weer un sik nochnich de Hannen wuschen harr. Un de Koh Anna harr ehr ok argert un erpedd, as se ehr dat Melkgeschirr anleggen wull.En Reis na Kapstadt – wodennig schull se dat blots regeln hier op ’nHoff? Se kann ja gornich weg vun all de Arbeit. Goot, se kunn sik enBedrievshölper annehmen – dat kost düchdig wat. Man wenn de Reisümsünst weer? Tüüch müss se ok noch hebben, wat Luftiges hett segornich in ehr Schapp, blots ümmer de Jeans un dat Funktschoonstüüchför den Stall.Ik glööv, ik will doch wat winnen!Se drückt op den Knoop „Letzte Nummer“.Dütmal snack ik örnlich mit den jungen Mann. Will hapen, de Reis naKapstadt is noch nich vergeven. Ik will de nu winnen. Winnen maakt villichtdoch Spaaß!Wat is dat, hier bimmelt en Apparat? Dat is ja noch nienich vörkamen, sietik hier jobben do. Wi sünd hier doch de Anropers, wo kaamt wi denndorhen?Ik, glööv dat ja nich, dat höllt nich wedder op! Na, ik gah mal ran. Man,wodennig schall ik mi mellen? Ik kann doch nich goot seggen: hier is datCall-Center! Ik segg eenfach mien Namen, is ja nich verkehrt.Clausen hier, wat kann ik för Se doon?8


Winnen – En Märken vundaag – EHLERSWi hebbt jüst miteenanner snackt? Kann ik mi nich op besinnen. Wat meentSe, leve Fru, mit woveel Lüüd ik den ganzen Dag snack.Also, Baumann heet Se – un, wat wüllt Se?De Reis, wat för en Reis?Na Kapstadt? Wie kaamt Se op Kapstadt? Dat schall ik seggt hebben?Nu mal ganz langsam, leve Fru Baumann. Ik schall Se also vör teihn Minutenseggt hebben, dat Se en Reis na Kapstadt wunnen hebbt? Köönt Sedat bewiesen? Bi wat för en Gewinnspeel denn?Na, seht Se, Se hebbt bi nix mitmaakt un wöllt en Reis wunnen hebben?Kann ja woll nich angahn!Ehr Naam un Adress? Dat gifft doch Telefon-Böker! Un wenn Se as enkeltFru so dösig sind un kumplett allens rinsetten laat ... Denn bruukt Se sikdoch nich wunnern, wenn Se anropen warrt!Wat meent Se? Ik bün frech? Na, nu hollt Se sik aver mal torüch!Opleggt!Beste Fru, keen Reis na Kapstadt! Oder doch ...? Hett sik interessant anhöört,de Deern.Oh, ik heff de Adress gornich op mien Rekner. Wo is dat Telefonbook?Baumann, kümmt veermal vör. En Fru dorbi, dat mutt se ween. Ja, dat is deNummer, de ik vörhen wählt heff. Will doch glieks mal de Adress ... Na, dewahnt ja wiet buten. Mutt ik morgen sachts en beten fröher weg hier.Du verdreihte Anna, blöde Koh, musst du mi denn immer argern! Magstdu dat nich, wenn di de letzte Sünn op dien Fell schient?Dat bimmelt, man nich dat Telefon – nee, an de Huusdöör bimmelt dat.Argerlich stellt se dat Melkgeschirr to Siet. Wokeen kümmt nu, um düsseTiet? Dat passt ja nu gornich.Frau Baumann? Ja, schönen goden Avend ok, wi hebbt güstern um düsseTiet telefoneert. Clausen is mien Naam – un, ik wull Se wat bringen.Se wüllt ... mi wat bringen? Ik heff nix bestellt!Se wullen doch wat winnen, Fru Baumann. De Reis ... besinnt Se sik nich?Is ja allens en beten dösig lopen, un ik kunn ja nich weten, dat Se torüchrooptun mi fastnagelt wegen de Reis ... na Kapstadt, weet Se?9


EHLERS – Winnen – En Märken vundaagAch Kapstadt ... dat harr ik sounso nich regelt kregen, wat maak ik dennmit Anna un all de annern? Is al goot, maakt Se sik keen Kopp dorüm.Doch, Fru Baumann, mi deit dat bannig leed – un wenn ik wüsst harr, watSe för en smucke Fru sünd, weer mi dat güstern noch pienlicher ween.Düsse Snackeree in dat Call-Center – man wat schall ik maken, is beteras goorkeen Arbeit. Oh, pardon, ik heff vergeten: also hier is nu „De Reisna Kapstadt“, en lütt Geschicht to ’n Lesen keen Reis, man, mi dünkt, beteras gornix.Herr Clausen, de Geschicht kann ik nich verknusen, so en olen Kraam –de köönt Se sik an ’n Hoot steken. Un den Snack mit de smucke Fru ok. Ikmaak nu mien Melkerie to Enn – un wenn Se wöllt, köönt wi uns Klock 8 inuns Wienlokal drapen, dor gifft dat Wien ut Südafrika. Ik laad Se in.Du verdreihte Koh! Dat fangt ja goot an. Hool op mit Pedden!De Bedrievshölper quält sik rum mit Anna.Un dat dree Week lang? Sind de annern Daams ok so kettelig?Winnen maakt doch Spaaß ..De Fleger is noch nich in de Luft. TweeLüüd striet sik üm den Finsterplatz.Frau Baumann, Herr Clausen, könnten Sie sich bitte einigen? Wir startenin wenigen Minuten nach Kapstadt.10


JOHANNA KASTENDIEKVerraden„Oh, Mann, Heinz! Stell di vör, Ellenhett allens rutkregen!“Mit hochroden Kopp lett Rolf sikop’n Stohl an den Stammdisch fallen.He is en beten ut de Puust.Sien Stammdischbroder Heinz, deal op em töövt hett, ritt de Ogen op:„Wat?! Du meenst ...? Nee, dat glöövik nich. Dat kann ik eenfach nichglöven! Kumm, nu berohig di maneerstmal. Wullt en Kööm to dienBeer? Un nu segg mal, wo kunn datdenn passeren? Wi weern doch sovörsichtig!“„Ja, dachen wi“, antert Rolf un winktJohanna Kastendiekaf.„Jürgen, weetst du, wat uns Naver is, de hett uns sehn. In disse Club, wowi toletzt binnen weern. Weetst du dor, wo Manfred disse dralle Blondineop’n Schoot harr. Jürgen weer mit Geschäftsfrünnen dor, de afsluutmal op’n Kiez wullen. Un wi mit uns dune Köpp hebbt em gor nichsehn. Du kennst Jürgen doch ok. Hest du em dor sehn?“Heinz schüttkoppt.„Sühst woll“, seggt Rolf, „ik ok nich. Ik harr noog mit de Rothoorige todoon, de mi jümmerto dat Hemd opknöppen wull. Man, wat sitten winu in de Schiet!“ Sien Kopp is hüüt noch roder as in anner Tieden un deSweet steiht em op de Steern.„Un weetst du, woso dat rutkamen is? Jürgen hett dat an annern Morgenforts sien Fro vertellt un de harr nix beteres to doon, as dat glieksmien Ellen wieder to seggen. Un Ellen hett denn to mi seggt: Legenhett keen Zweck, segg mi de Wohrheit. – Bi uns hangt de Huussegenvillicht scheef, dat kannst woll glöven.“Heinz is en beten witt üm de Nääs worrn. Dor mutt he eerstmal een opdrinken.11


KASTENDIECK – Verraden„Ottje, noch en Lütt un Lütt för uns!“„Mööt ji joon Arger rünnerspölen?“Heinz un Rolf antern nich, se nickköppen blots.„Na, denn daal mit den Schiet!“„Oh haue haue ha“, Heinz kippt den Kööm daal. „Un nu, wo Ellen allensweet, is dat blots noch’n Fraag vun Tiet un mien Hilde weet dat ok. Na,dor steiht mi wat in’t Huus. Wat schall ik blots doon?“„Doon? Ik weet nich, wat du deist, aver ik warr mi in Tokunft heel lüttmaken möten. Mensch, Heinz, de Wiever sünd ja so raffineert! Wenn demarken, dat se de Bavenhand hebbt, denn leggen se dat glieks för sikto’n Vördeel ut. Ellen hett villicht en Danz mit mi maakt. Un heel vigelienschhett se denn wedder de Reis in de Süüdsee, de ik ehr mal versprakenheff, op den Disch packt. Weetst wat, unsen Angelurlaub opFehmarn, de könen wi nu ok erstmal in den Wind schrieven.“Ditmal böört Rolf de Hand und bedüüt de Kröger de nächste Runn.„Nee, nee, laat mal, nich för mi!“ röppt Heinz em to, un en beten lieserto Rolf: „Ik weet noch nich, wat dor hüüt avend noch op mi to kümmt. Ikmutt en kloren Kopp beholen. Scheun’ Schiet is dat. Du, Rolf, segg mal,wenn ik dor so över nadenk, wokeen harr egentlich disse verrückteIdee mit den niegen Club? Wi beid weern dat doch nich. Ik tominnstnich. Ik kenn mi ja gor nich ut in disse Szene. Dat weer seker Manfred.Ja, Manfred weer dat, nu erinner ik mi. De harr doch dissen Werbezeddelachter de Schievenwischer. Man, dormit hett he uns villicht in denSchiet reten. Na ja, nu hett he ja den Arger mit sien Oolsch.“„Och, nu laat doch Manfred. Dat is doch en heel arm Swien, dat wetenwi doch all. Bi em to Huus hett doch sien Fro de Büxen an. De kunn sikdoch freien, dat se em eenmal in de Week to’n Stammdisch leet. Un datis nu woll eerstmal vörbi.“„Segg mal, Rolf“, Heinz fohrt sik dör’t Hoor, „hest du dien Fro egentlichde hele Wohrheit seggt, oder hest du so’n beten schummelt, vun wegenMitloper un keen Speelverdarver ween un so? Ik meen, blots dormitik weet, wat ik Hilde seggen mutt. Jichtenswo mutt dat doch allenstosamen passen, anners hauen wi uns ja gegensiedig in de Pann.“Rolf nimmt en Sluck ut sien Beerglas. „Also, Manfred hett allens togevenun ik heff bi Ellen op „leed doon“ maakt. Vun wegen, dat schallnich wedder vörkamen, weer en Stammdischidee un so.“12


Verraden – KASTENDIECK„So’n Schiet. Dann warr ik dat ok woll so maken möten. Weetst du, Rolf,ik gah hüüt en beten fröher na Huus. Ik denk, dat Hilde in de Twischentietok woll allens weet. Un wenn ik denn ehrder bi’t Huus bün, villichtis denn ja noch wat to retten.“„Do dat, Heinz, aver of dat wat nützt? Dor bün ik mi bi dien Fro nich soseker. Bliev lever noch en beten un drink noch een. Den Arger kriggstfröh noog.“Teihn Minuten later is Heinz denn doch to Huus. „Na“, empfangt emsien Hilde, „weern Rolf un Manfred nich dor, oder is joon Stammdischutfullen? Is di nich goot? Du sühst so wittmuulsch ut. Du büst am Enndoch nich krank?“„Nee, dat woll nich“, stamert Heinz, „aver weetst du, wat Manfred sienFru is, de hett Ellen ...“„Och dat!“ Hilde fallt em in’t Woord un smustert. „Bi mi hett se ok anropen..., aver do wüss ik al all’ns. Bi mi kunn se nix warrn mit ehr Geschicht.Och, mien Heinzi, nu maak doch nich so’n Gesicht, is doch all’nsin Ordnung! Glöövst du, ik bün di böös wegen dat?“„Woans hest du dat denn rutkregen?“„As ik dien’ Antog utbörst heff, dor full ut de Jackentasch en lütte Visitenkoort,un do heff ik mi een un een tosamentellt. Weer nich stuur. Willhopen, dat nix passeert is dor in dat Etablissement. Worüm schüllt jiMannslüüd nich ok mal joon Spooß op de Reeperbahn hebben. Passop, ik will di wat bichten. Glöövst du, dat ik jedeen Mandagavend bi’tChorsingen bün? Nee, wi maakt uns af un an ok mal en kommodigenAvend in so en Club, wo knackige Mannslüüd danzen un mit meist nixan. Un wenn du de en Geldschien in ehr lüerlütte Büx stickst, sett se sikok woll mal op dien’ Schoot. Is en heel harmlose Saak. Man ik arger mihüüt noch, dat ik dat Gummiband nich en beten wieder aftrocken heff,as ik den meist nakelten Adonis en’ Schien in de Büx stoken heff. Ikmeen, een will ja ok wat seh’n för sien Geld! –Heinz, is di wat ...?“13


LISELOTTE M. DAVISDie erste illustrierte Ausgabe der „Stromtid“Die Zusammenarbeit von Dichter und Illustrator 1OpsatzIllustrationen zu Werken Fritz Reuters haben eine langeGeschichte. Schon zu seinen Lebzeiten begann es damitund sie reichen über Schloepke, Speckter, Pietsch, Hiddemann,Stubenrauch, Berwald und Koch-Gotha 2 bis indie heutige Zeit und zu den Arbeiten von Werner Schinko.Die ersten Illustrationen hatten späteren freilich voraus,daß sie Zeitgenossen Fritz Reuters waren und seinebeschriebene Umwelt oder zumindest eine ähnliche teilten.Uns erwächst daraus der Vorteil, daß wir von der ReaktionFritz Reuters auf die Bemühungen der ersten Künst-14


Die erste illustrierte Ausgabe der „Stromtid“ – DAVISler etwas erfahren können, was uns auf seine eigenen Vorstellungenzu den von ihm konzipierten Figuren schließen läßt.Die erste, von Ludwig Pietsch illustrierte Ausgabe der „Stromtid“ erfolgte1865 im Verlag von Dethloff C. Hinstorff. Wie es dazu kam, sollim folgenden dargelegt werden, wobei wir zugleich einen Blick aufdie beteiligten Persönlichkeiten werfen können. Die Vermittlung zwischenFritz Reuter und dem jüngeren Ludwig Pietsch (1824-1911) erfolgtedurch den wohlbekannten Julian Schmidt, den in der Mitte des19. Jahrhunderts so einflußreichen Literaturkritiker, der mit GustavFreytag Herausgeber und zugleich Besitzer der zu der Zeit vielgelesenenZeitschrift „Die Grenzboten“ war. Julian Schmidt war schon sehrfrüh auf Reuters Werke aufmerksam geworden. Er lebte, wie LudwigPietsch, in Berlin, wo die beiden sich im literarisch-künstlerischen Kreisum Franz Duncker, den Verleger, und seiner Frau Lina kennengelernthatten. Ludwig Pietsch hatte es nicht leicht, als Künstler und Zeichnerseinen Lebensunterhalt verdienen zu können. Vor dem Zeitpunkt desKennenlernens hatte er aber schon seine ersten Aufträge für die LeipzigerIllustrierte Zeitung bekommen – man war auf ihn aufmerksamgeworden. Allerdings fiel die Zeit seines Wirkens in das immer mehrbenutzte Medium der Photographie. So schreibt er an Theodor Storm,mit dem er über lange Jahre befreundet gewesen ist, in einem Briefvom 24.5.1857:„Darüber täusche ich mich freilich nicht, daß Portrait-Zeichnung indieser Zeit der immer vollkommener werdenden Photographie einebrotlose Kunst ist.“ 3Da sich ihm nach viel beachteten Ausstellungs-Rezensionen die Weltdes Drucks öffnete, wurde er später zum Schriftsteller für Kunst- undReisewerke. Sein Freund Storm hielt aber viel von seiner zeichnendenund malerischen Kunst, und so bekommt Pietsch in seinem Briefan ihn vom 21.5.1860 bestätigt, daß er „rüstig nach dem Lorbeer greife“4 , also Storms Meinung nach zu den besten seines Handwerks gehöre.Storm vergleicht die Arbeiten von Pietsch mit denen Ludwig Richters,nachdem die Illustrationen von Pietsch zu einer Ausgabe derGrimmschen Märchen erschienen waren:„Was nun die Bilder zu Grimms Märchen betrifft, so bin ich eigentlichaußer mir darüber. Sie können, meine ich, nicht allein nebenden Richterschen [für andere Märchenbücher, L.M.D.] bestehen, sondernsie gehen beziehungsweise über dieselben hinaus. Während15


DAVIS – Die erste illustrierte Ausgabe der „Stromtid“nämlich über den Richterschen Bildern, bei allem Reichtum, docheine gewisse Gleichmäßigkeit der Manier liegt, so scheint hier jedesBild aus der Stimmung des einzelnen Märchens heraus gezeichnet.“5Wie genau sich Storm die Bilder angesehen hat, geht aus seinem Kommentarüber „die Mimik der Füße und Beinchen“ der Kinder anPietschs Zeichnungen hervor.So viel zu einer Anerkennung von Pietschs künstlerischem Können.Nun zu seiner Kenntnis des Reuterschen Wirkens. Das erste WerkFritz Reuters, mit dem Ludwig Pietsch bekannt geworden war, ist„Hanne Nüte“ gewesen, und zwar geschah das auch durch TheodorStorm, der alles von Reuter Veröffentlichte von Anfang an so sehrschätzte, daß er in seinen Briefen von „meinem Reuter“ spricht. 6Obwohl Pietsch schon dieses Werk sehr geliebt hatte, ging seineReaktion zu „Ut mine Stromtid“ weit über den Eindruck hinaus, dendas erstere bei ihm hinterlassen hatte. Zusammen mit seiner jungenFrau hatte er den Roman gelesen und er beschreibt das Erlebnisfolgendermaßen:„Wir schwelgten, wir lebten ganz in Fritz Reuter. Alle diese Gestaltenwaren wie wirkliche, uns ans Herz gewachsene Menschen, deren Daseinwir teilten, deren Schmerzen und Freuden wir wie unsere eigenenempfanden.“ 7Er fährt fort:„[das alles war] so lebendig, daß ich dem Triebe nicht widerstehenkonnte, zunächst nur zu meinem eigenen Vergnügen ... einzelne Szenendes Buches zu zeichnen.“ 8Obwohl er also keinerlei Auftrag zu der Aufgabe hat, benutzt er seineso kostbare Zeit, ohne einen finanziellen Vorteil daraus erhoffen zukönnen, um sich die Reuterschen Figuren, „die ihm ans Herz gewachsenenMenschen“, auf dem Papier vorzustellen.Diese Bleistiftzeichnungen zeigte Ludwig Pietsch bei Gelegenheit JulianSchmidt, und der fand sie „ganz im Sinne Reuters konzipiert, sichmit dessen Schilderungen und Charakterbildern genau [deckend].“ 9Schmidt ist so begeistert, daß er Reuter die Zeichnungen sofort zuschickenwill, mit dem Vorschlag, eine illustrierte Ausgabe der „Stromtid“in Angriff zu nehmen.16


Die erste illustrierte Ausgabe der „Stromtid“ – DAVISAuch Fritz Reuter ist beim Erhalt der Zeichnungen hellauf begeistert.Er schreibt sofort an Pietsch, und in diesem Brief finden wir die bemerkenswertenSätze:„Wie ist es aber nur einmal möglich, daß ein Mensch den andernMenschen verstehen kann? Daß ein Mensch dem andern Menscheneinen Menschen wie der Mensch Bräsig ist, so mit Haut und Haar ausder Seele heraus lesen kann, wie Sie es gethan haben?“ 10Mit anderen Worten: So wie Pietsch ihn gezeichnet hat, genau so hatReuter sich seinen Bräsig vorgestellt! Ich finde diese damit ausgedrückteÜbereinstimmung höchst bemerkenswert. Es gibt ja, wie gesagt,auch spätere Zeichnungen von Reuters gelungenster Gestalt, dieallerdings ganz anders aussehen als die von Pietsch gezeichnete.Meines Erachtens ziehen die späteren Versuche fast alle den „Entspekter“zu sehr ins Lächerliche. Wenn wir den Pietsch-Bräsig genau ansehen,dann wissen wir, daß er für Reuter selbst durchaus keine lächerlicheFigur war. Er hat ein rundes, gutmütiges Bauerngesicht, er istderb und solide gekleidet und es ist offensichtlich, daß er auf seinen,wenn auch „falsch eingeschraubten“, Beinen fest im Leben steht.Fritz Reuter ist so begeistert, daß er die Idee einer illustrierten Ausgabeaufnimmt und sie auch sofort in Angriff nehmen will. Die Zeichnungenvon Pietsch bezogen sich zu diesem Zeitpunkt noch nicht aufBand 3, denn der war noch nicht erschienen. Am 17. Juni 1864 las Reuterdann Pietsch und seiner Frau bei deren erstem Besuch in Eisenach„vortreffliche Sachen“ daraus vor. 11 Und so schreibt Pietsch an Stormam 12.8.1864:„Er will seinen Esel von Verleger zwingen, die illustrierte Ausgabezu machen, anders ihm die nächste überhaupt nicht zu verkaufen.“ 12Nach seinem zweiten Besuch in Eisenach weiß Pietsch seinem FreundStorm folgendes zu berichten:„Nun soll ich gleich in Berlin zu diesen drei Bänden und zur „Franzosentid“zu jedem Buch 20 Zeichnungen auf Holz machen, diese vombesten Graveur schneiden lassen und alles zunächst auf seine [Reuters,L.M.D.] Kosten. Er zahlt mir das Geld ganz nach Belieben. Späterbietet er die ganze Geschichte dem Verleger zum Kauf; weigertsich der, so nimmt er sich einen Buchhändler und gibt sie selbstheraus, und welcher unter diesen streckte nicht alle Finger nach Reuter,dessen Absatz ja für deutsche Verhältnisse ins Unerhörte geht.“ 1317


DAVIS – Die erste illustrierte Ausgabe der „Stromtid“Hieraus können wir ersehen, daß der Autor seinen Worten sofort Tatenfolgen lassen will. Aber er kennt die Vorsicht seines Verlegers Hinstorffin geldlichen Dingen nur zu genau. Schon oft hatte es dort zäheVerhandlungen zwischen Autor und Verleger gegeben. Nicht nur als„Esel“ hatte Reuter ihn oft bezeichnet, in einem Brief an Richard Schrödernennt er ihn auch einen „Nusselpeter“. 14 Der Vorschlag Reuters,die Finanzierung eventuell selbst zu übernehmen, basiert wahrscheinlichnicht nur auf seiner Begeisterung für die Pietsch’schen Zeichnungen,sondern sicher auch auf seiner Einsicht, daß Pietsch ja nichtumsonst arbeiten kann und seinen und den Lebensunterhalt seinerkinderreichen Familie bestreiten muß. Wie es einem Menschen geht,der von der Hand in den Mund lebt, weiß Fritz Reuter aus eigenerbitterer Erfahrung. Aus einem Brief Reuters an Pietsch erfahren wir,welche Bilder er„für die gelungensten halte: Strull mit den beiden Inspektoren; Fridamit den beiden Halunken; die Bostonpartie; Bräsig als Redner;Gottlieb bei der Erbsenschüssel; der Tod des Pastors; Hawermann,die Tochter vorstellend; Hawermann mit Axel und viele, viele andere.“15Die Frau Pastorin allerdings wünscht er sich „frischer und runder“. 16So arbeitet er von Anfang an mit Pietsch zusammen, zum größten Teilanerkennend und lobend, aber auch Änderungswünsche anmeldend.Sie schließen eine enge Freundschaft, und bald sind die beiden aufDuz-Fuß.Hinstorff hat sich überreden lassen und hat dann doch 1865 die schönedreibändige von Pietsch illustrierte Ausgabe der „Stromtid“ hergestellt,nachdem er anfänglich nichts davon wissen wollte. Reuterschreibt am 19.8.1864 an Julian Schmidt mit der Bitte,„Pietsch zum Weiterzeichnen unter allen Umständen zu veranlassen,gleich gut, ob er sich mit Hinstorff geeinigt hat oder nicht. Ich willselbst die Sache übernehmen und wenn Pietsch Geld braucht – seies zur Reise nach Mecklenburg oder zu anderen Zwecken –, so soller mir nur schreiben, ich werde ihm seine Arbeiten umgehend bezahlenund später mit Hinstorff mich arrangieren.“ 17und an Pietsch selbst:„Solltest Du Dich wider Erwarten mit Hinstorff nicht einigen, so wiederholeich, daß ich dann vor den Riß trete“. 1818


Die erste illustrierte Ausgabe der „Stromtid“ – DAVISDer Autor gibt seiner begeisterten Zustimmung für die Zeichnungennicht nur gegenüber Pietsch selbst direkten Ausdruck, auch an seinenFreund Fritz Peters läßt er sich darüber aus:„[Es] wird die ‘Stromtid’ mit Bildern versehen. Prachtvolle Bilder! WunderschöneFiguren! Hinstorff und er haben sich natürlich bis aufsBlut entzweit, aber da Hinstorff in einigen Wochen hier bei mir eintrifft,schnacke ich das wohl wieder zurecht.“ 19Es muß schwer gewesen sein, hier den Vermittler zu spielen.Wie schwierig Hinstorff dem armen Ludwig Pietsch die ganze Angelegenheitmachte, geht aus dessen Briefen an Hinstorff hervor, diesich nach dem Ankauf des Hinstorff-Nachlasses im Fritz Reuter LiteraturarchivHans-Joachim Griephan befinden. Wir erfahren sehr vielvon den direkten Verhandlungen in diesen Briefen, können aber weitereVermutungen anstellen von dem, was zwischen den Zeilen herauszulesenist. Es fing damit an, daß Hinstorff dem Illustrator durchauskeine freie Hand bei der Wahl seiner Graveure lassen wollte. Hinstorffhatte schon früher mit den Speckter-Illustrationen für „HanneNüte“ mit Richard Brend’amour, der in Düsseldorf ansässig war, gearbeitet,und nun bestand er darauf, daß Brend’amour den größtenTeil der Pietsch-Zeichnungen xylographisch in seiner Werkstatt bearbeitensolle. Pietsch aber glaubte, daß Brend’amours große Werkstatt,die 30 Beschäftigte hatte, mit weniger künstlerischem Feingefühlarbeite als die beiden Graveure Worms und von Steindel, diewie er in Berlin wohnten und die er persönlich kannte. Er ist von derenQualität der Arbeit viel mehr überzeugt und er setzt es auch durch,die beiden zumindest einen Teil seiner Illustrationen bearbeiten zulassen.Im größten Teil der Korrespondenz geht es jedoch, wie erwartet, umHinstorffs Zahlungen für die fertiggestellte Arbeit.„Nur ein Punkt ist in Ihrem Brief an mich, über den ich Sie noch umnähere Aufklärung bitten muß. Sie schreiben, daß Sie immer Zahlungleisten würden, sobald 10 Holzschnitte in Ihren Händen wären.Fast glaube ich das nur für ein Versehen ansehn zu können. MeinenSie nicht Holzzeichnungen? Nur diese habe ich meinerseits zu liefernund Ihre Honorirung kann wohl unmöglich von den tausend Zufälligkeitenabhängig gemacht werden, welche möglicherweise dieAusführung des Schnitts [...] verzögern könnten.“ 2019


DAVIS – Die erste illustrierte Ausgabe der „Stromtid“Auch die Berliner Graveure beschweren sich bei Pietsch über dasNicht-Eintreffen ihres ihnen geschuldeten Geldes, und Pietsch siehtsich gezwungen, Hinstorff des längeren zu erklären, daß das Schneidenfür den Druck doch erst einmal u.a. den Kauf des geeigneten Holzesnötig mache, welches Worms besorgt hatte.„Worms sagt mir, Sie weigerten sich, das von ihm freundlichst besorgteHolz ihm zu ersetzen? Ich verstehe das nicht recht. Stets dochliefert der Verleger mir das Holz, so zahllose Blöcke ich auch schonbezeichnete, und wenn Worms gefällig genug ist, uns das beste Holzheranzuschaffen [...] kann er doch unmöglich dafür mit der Bezahlungdes Tischlers aus seiner Tasche belohnt werden?“ 21Im allgemeinen ist in den erhaltenen Briefen sehr klar die generellepersönliche Haltung von Pietsch gegenüber Hinstorff ersichtlich. TheodorStorm, dem Pietsch zu seiner damals sehr populären Novelle „Immensee“schon Illustrationen geliefert hatte, hatte ihm ja doch bestätigt,daß seine Zeichnungen von hoher Qualität sind. Durch Reutersgroße Begeisterung weiß Pietsch, daß seine „Stromtid“-Zeichnungennicht nur gut, sondern auch außerordentlich gut getroffen sind. AnStorm schreibt Pietsch am 22.12.1864:„Wie sehr wünscht’ ich Dir meine Holzzeichnungen zur Stromtid zuzeigen; ich habe nie etwas Besseres gemacht, und die Wirkung hierauf die Menschenherzen ist eine mich wahrhaft beglückende. Waltenun ein guter Stern über den Schnitt!“ 22Gleichzeitig ist er sich aber der Tatsache sehr wohl bewußt, daß seinegeldliche Entlohnung letztendlich aus der Kasse von Hinstorff kommenmuß, und es schleicht sich in seinen Schreibstil auch etwas sehrHöflich-Devotes ein, so daß sich eine etwas seltsam anmutende stilistischeMischung ergibt: selbstbewußt-devot, ein Oxymoron, aber hiersehr zutreffend. Das Tauziehen mit Hinstorff geht Pietsch dann dochauf die Nerven, und so lehnt er es am Ende ab, die geplante Ausgabeder „Franzosentid“ zu illustrieren. Auch sein Ton hat sich nun geändert.„Nicht im Traum fällt es mir noch ein den Wunsch zu hegen nochandere Werke Reuters für Sie zu illustriren oder gar Vorarbeiten dazuzu machen. Nach den letzten Erfahrungen habe ich vollständig genugdavon.“ 2320


Die erste illustrierte Ausgabe der „Stromtid“ – DAVISHinstorff ist seinen vertraglichen Verpflichtungen nachgekommen,denn es gibt in den Briefen auch Abrechnungen. Allerdings erfahrenwir durch diese, daß, wegen anfänglichen Zögerns bei Hinstorff,Pietsch doch zunächst von Reuter Zahlungen für seine Arbeit empfangenhaben muß. Er bittet Hinstorff nämlich zweimal ausdrücklich darum,von den ihm geschuldeten 120 Reichsthalern, die er jedes Mal fürzehn Zeichnungen erhält, 40 an Reuter überweisen zu lassen, da erdiese Summe schon vom Autor erhalten habe. Fritz Reuter finanziertfür Pietsch ja auch eine Reise nach Neubrandenburg, damit der Künstlerdie mecklenburgische Landschaft und ihre Menschen aus ersterHand kennenlernen sollte.Doch nun zu der rein menschlichen Seite der Beziehung zwischen Autorund Illustrator. Die bereitwillige geldliche Unterstützung durch FritzReuter ist ganz offensichtlich nicht der Grund, warum sich Pietsch beiseiner Beschreibung des Dichters auf gewisse Weise schützend vorihn stellt, was für mich der größte Ausdruck seiner Bewunderung fürden Menschen Reuter und sein Werk ist, wie auch Ausdruck einer treuenFreundschaft. Man hatte wohl schon zu Lebzeiten Reuters etwas überdie unselige ihn plagende Dipsomanie gehört. Pietsch will das „Gerücht“einfach nicht glauben und er möchte, daß sein Freund Storm,mit dem er seine Begeisterung für das Dichten Fritz Reuters teilt, daszu dem Werk passende reine und wunderbare persönliche Bild desReuterschen Charakters behalten soll. Alkoholismus wurde zu jenerZeit ja leider noch nicht als Krankheit betrachtet, sondern als einemoralische Verfehlung, der man mit der genügenden Festigkeit desCharakters Herr werden könne.Wenn Pietsch am 12.8.1864 über seinen ersten Besuch in Eisenach anStorm berichtet, dann sieht das folgendermaßen aus:„Von dem lieben prächtigen Menschen mit herzlicher Gastfreundschaftaufgenommen haben wir [d. h. Pietsch und seine Frau] nochzwei der heitersten und schönsten Tage zugebracht. Er ist so kräftigfrisch und durchweg tüchtig, daß ich von allen den dummen Gerüchtenüber sein Trinken und sein Delirium keine Silbe mehr glaube.Sein lebendiges Erzählen ist wenn möglich noch origineller, fesselnderund plastischer als sein Dichten.“ 24Diese Niederschlagung des „Gerüchts“ mußte Pietsch allerdings nachseinem zweiten Besuch bei Reuter leider revidieren. Davon dringt21


DAVIS – Die erste illustrierte Ausgabe der „Stromtid“aber zu dem Zeitpunkt des Besuches noch nichts an Freund Storm,denn erst in seinem Lebensbericht „Wie ich Schriftsteller wurde“,der 20 Jahre nach Reuters Tod im Jahre 1894 erscheint, können wirlesen:„Seine [Reuters, L.M.D.] Freude über die Erfüllung meines Versprechenswar groß und herzlich. [...] Das Wiedersehen regte ihn eigentümlichauf. Er war nicht davon abzubringen, es in aller Form zu feierndurch reichlichen Genuß der in erschreckender Masse aufgetragenenWürste und Räucherwaaren, die ihm die mecklenburgischeHeimat gespendet hatte und durch noch reichlicheres Weintrinken.[...] Seine Herzlichkeit war seltsam überströmend. Seine Frau blickte,wie mir nicht entgehen konnte, von Zeit zu Zeit mit besorgtemAusdruck zu ihm herüber. Sie kannte diese Zustände hoher Erregtheitbei ihrem Fritz und deren nächste Folgen nur zu gut aus langertrauriger Erfahrung. Daß ihre Besorgnis nicht grundlos gewesen war,zeigt sich am nächsten Morgen. Frau Reuter begrüßte mich, als ichzum Frühstück kam mit trübem Gesicht.. Das bekannte „alte Uebel“,das ihren Mann von Zeit zu Zeit überfiele, wäre einmal wieder zumbesonders heftigen Ausbruch gekommen.“ 25Pietsch berichtet weiter, was ihm Luise Reuter über den Verlauf einessolchen Anfalls erzählt und daß er den Leidenden nicht mehr sehen,sich nicht von ihm verabschieden durfte. Der Künstler fährt zuerst mitder Bahn und wandert dann durch den Thüringer Wald nach Heiligenstadt,wo Storm einmal tätig gewesen war und wo Pietsch seinerseitsbei Freunden „sofort zu Bett gebracht werden, mehrere Tage liegenund medicinieren mußte. [...] Ich verwünschte mein Geschick und diegesamte Mettwurst- und Spickgansproduktion der Mecklenburgischenund Vorpommerschen Rittergüter. Aber was half’s mir! Das Leiden unddie lächerliche Situation mußten ertragen werden.“ 26Ein Vergleich dieser späteren Version mit dem Bericht, den Pietschvon seinem zweiten Besuch bei Reuter an Theodor Storm schickt, istso aufschlußreich wie geradezu rührend. Denn der „besonders heftigeAusbruch“ Reuters wird überhaupt nicht erwähnt und taktvollschweigend übergangen. Lediglich das eigene Unwohlsein bei seinemBesuch in Heiligenstadt wird beschrieben.„Nach einem in Baden [dort war Pietsch zu Gast bei Turgenjew,L.M.D.] von Wussow [dem Freund in Heiligenstadt, L.M.D.] erhalte-22


Die erste illustrierte Ausgabe der „Stromtid“ – DAVISnen beweglichen Schreiben war es mir moralisch unmöglich, so nahean ihm vorüberzugehen. Obwohl unwohl, fuhr ich heut vor acht Tagenvon Eisenach bis Wanfried, brachte dort eine elende Nacht zu,ging am andern Morgen im Regen hierher. [...] Leider wurde mirdies Leben sehr dadurch verkümmert, daß ich mich sofort legenmußte. Ein nie zuvor erfahrener nervöser Darmkrampf setzte mir vierTage lang mit abscheulichen Qualen zu und auch heut hat er michnoch nicht ganz verlassen.“ 27Kein Wort über die Zecherei mit Reuter in Eisenach, der er doch inseinem Lebensbericht ausdrücklich die Schuld an seiner Krankheitgeben wird. Wahrscheinlich soll Storm nicht nur das positive Bild vonReuter behalten, soll nur an Reuters Kraft und Tüchtigkeit denken unddas übrige weiterhin für ein „dummes Gerücht“ halten, Pietsch magbefürchtet haben, daß ein Bericht doch vielleicht irgendwie über Storman die Öffentlichkeit gelangen und so die „dummen Gerüchte“ bestätigenkönnte.Abschließend möchte ich nicht versäumen, Pietschs Beschreibung vonReuter zu erwähnen. Mit seinen Zeichneraugen nahm Pietsch, wie zuerwarten, die Physiognomien aller Menschen mit großer Klarheit wahr,und nicht nur Fritz Reuter, sondern jeden gerade getroffenen Menschenbeschreibt er in seinem Erinnerungsbuch mit großer Detail-Besessenheit und Exaktheit. Nachdem Pietsch seinem Leser zunächstversichert hat, daß Reuters Bildnis schon überall bekannt sei und ersich in diesem Fall eine Beschreibung schenken kann, gibt er sie danndoch.„Seine Erscheinung brauche ich nicht erst zu schildern. Photographische,gemalte, gestochene, in Holz geschnittene Bildnisse, Portraitbüsten,Statuen und Statuetten, welche eine treue richtige Anschauungseines Aussehens geben, sind so massenhaft ausgeführtund verbreitet, daß zweifellos jeder meiner Leser genau damit vertrautist. Ich hatte ihn mir nicht so groß von Wuchs vorgestellt, wie ichihn fand, als er mir dort in seinem Hause entgegen trat. Seine leichtgebückte Haltung minderte freilich etwas die Länge seiner breitschultrigenGestalt. Der mächtige Kopf, mit dem etwas borstenartigund ‘struwwelig’ wuchernden ursprünglich rötlich blonden nunbereits stark grau untermengten Haar und Vollbart war in seinen Gesichtsformenfast grotesk.“ 2823


DAVIS – Die erste illustrierte Ausgabe der „Stromtid“Ich kann mich nicht erinnern, je etwas von Reuters „rötlichem Haar“gelesen zu haben, weder in seinen autobiographischen Aussagen nochin anderen Berichten über ihn. Auch daß er „groß von Wuchs“ war,betont sonst niemand. Was Pietsch mit „grotesk“ gemeint haben kann,können wir nur vermuten – vielleicht einfach ein Abweichen von dergängigen Schönheitsnorm, die sich, wie wir wissen, für jede Generationneu erfindet. Fritz Reuter spricht mit seinen Besuchern Hochdeutschmit einer „starken mecklenburgischen Dialektfärbung“. 29 Undwas er mit ihnen spricht, reißt Pietsch noch 30 Jahre später zu großerBegeisterung hin.„Seine Kunst des Menschenschilderns und Geschichten-, Erlebnis-,Beobachtungs-Erzählens war außerordentlich und nur mit der Turgenjewszu vergleichen. Wie in dessen Phantasie und Gedächtniswar auch in Fritz Reuters eine ungeheure Fülle von treu festgehaltenenAnschauungen realer Zustände, Tathsachen, Vorgänge und Gestaltengleichsam aufgespeichert, aus welcher er jederzeit mit vollenHänden herausgreifen konnte, um solche Schätze im Gesprächvor seinen Zuhörern auszubreiten, immer gewiß, diesen Fesselndes,Anregendes, bald herzlich Erheiterndes, bald Ergreifendes, Erschütterndesdarzubieten.“ 30Wie aus dem Dargelegten klar werden müßte, konnte Fritz Reuter nichtnur selbst andere begeistern, er konnte sich auch begeistern lassen.Ohne diese Eigenschaft unseres Dichters wäre es weder zu seinerFreundschaft mit seinem Illustrator Pietsch gekommen, noch gäbe esdie von ihm geliebte illustrierte Ausgabe der „Stromtid“. Und die Begeisterungsetzte sich gegenüber dem „alten Esel“ von Hinstorff durch,zwar nicht leicht, aber immerhin.Anmerkungen1. Sämtliche Materialien, die zu diesem Aufsatz benutzt worden sind, stammen ausdem Fritz Reuter Literaturarchiv Hans-Joachim Griephan, Berlin.2. Ut Fritz Reuters Läuschen un Rimels mit Biller von Theodor Schloepke. Hg. von ArnoldHückstädt, Hinstorff: Rostock 1982. Nachwort von Arnold Hückstädt, S. 173-174.3. “Blätter der Freundschaft. Aus dem Briefwechsel zwischen Theodor Storm und LudwigPietsch. Mitgeteilt von Volquart Pauls. Westholsteinische VerlagsanstaltBoyens & Co., Heide i. Holstein, 1939. S. 31.4. Ibid. S. 75.5. Ibid., S. 46.24


Die erste illustrierte Ausgabe der „Stromtid“ – DAVIS6. Ibid., S. 84. Diese Meinung ändert Storm während seines gesamten Briefwechselsmit Pietsch nicht. Auch später im Briefwechsel mit Emil Kuh (Westermanns Monats-<strong>Heft</strong>e,34. Jg., Bd. 67, 1890, S. 549) weist er diesen darauf hin, daß er die Stromtidfür eines der bedeutendsten Werke der ganzen deutschen Literatur hält, obwohlReuter „von der Ökonomie einer Dichtung nicht genügende Begriffe zu habenscheint“.7. Ludwig Pietsch, Wie ich Schriftsteller geworden bin, Berlin W: F. Fontane & Co. 1894,Bd. 2, S. 295.8. Ibid., S. 298.9. Ibid., S. 298.10. Fritz Reuter. Gesammelte Werke und Briefe (GWB). Hg. Kurt Batt. Rostock: VEB HinstorffVerlag 1968. Bd. VIII. Briefe. S. 480.11. Blätter der Freundschaft, S. 124.12. Ibid., S. 124.13. Ibid., S. 130.14. GWB, Bd. VIII, S. 444.15. GWB, Bd. VIII, S. 536.16. Ibid., S. 480.17. Ibid., S. 505.18. Ibid., S. 507.19. Ibid., S. 493.20. Pietsch an Hinstorffvom 4.11.1864.21. Pietsch an Hinstorffvom 7.7.1865.22. Blätter der Freundschaft,S. 139.23. Pietsch an Hinstorffvom 13.7.1865.24. Blätter der Freundschaft,S. 124.25. Wie ich Schriftstellerwurde, S. 345.26. Ibid.27. Blätter der Freundschaft,S. 131.28. Wie ich Schriftstellerwurde, S. 313.29. Ibid., S. 314.30. Ibid.25


THEO GERDES„... habe als fröhliche Feldlerche aus der Wesermarschauf meine eigene Weise gesungen ...“Över Alma Rogge un ehr Schauspääl „In de Möhl“, dat an 6. Aprilan ’t Ollnborgisch Staatstheader Premiere fiert hettIk will ehrlich ween – wenn dat Nedderdüütsch Schauspääl an ’t OllborgischStaatstheader un de August Hinrichs Bühn nich Alma RoggesStück „In de Möhl“ up ehrn Späälplan sett harrn, weer ik wahrschienlichgarnich up de Idee kaamen, mi so vääl mit Lääwen un Warkvan Alma Rogge to befaaten – un dat weer schaa ween, denn ehreGeschichten un Anekdoten, ehre Gedichte, Romane un Theaderstückekann man ok vandaag noch mit vääl Spaaß un Vergnögen läsen.Wenn man wat över den norddüütschen Minschen, över dissen gediegenMinschenschlag, de dar tüschen Waterkant un wiedet Land tüschenNordseestrand un Marschenland wahnt, to weeten kriegen will, muttman eenfach mal in Alma Rogges Geschichten naläsen. Dar kriggt mandat gewahr, wo wi so sünd, dar hett se us beschreeven. Mit ’n scharpenBlick för use Macken un Grappen, aver ok mit vääl Nasicht unjümmers mit ’n Ogentwinkern un Schmustergrienen weer se us up deSpoor, wiss ok, um sik sülvst ’n beten beter to begriepen.Hierbi is denn ok woll dat Gedicht „Wo ik her kam“ in ehr upstahn:Wo ik her kamis dat Land so free un wiet,wasst dat Gras un bleuht de Klee,ruckt de Luft na Solt un See,blänkert Water, ruschelt Reith,jagt de Wulken, Wind de weihtwo ik her kam.Jeden Dagtweemal loppt de Flot dar an,öwer’t Watt un Butenland,stiggt an Diek un Öwerrand,spöhlt un wöhlt um Pahl un Steg,sackt denn sinnig wedder wegJeden Dag.Mine Lüdgaht ärn stillen, sturen Gang.Wat se willt, dat fat’ se an,holt är Wurt un staht ärn Mann.Blot wat är in’n Harten liggtSeggt se nich – seggt se nichmine Lüd.Wo ik her kamis dat Land so free un wiet,wasst dat Gras un bleuht de Klee,ruckt de Luft na Solt un Seeblänkert Water, ruschelt Reith,jagt de Wulken, Wind de weihtwo ik her kam.26


„habe als fröhliche Feldlerche aus der Wesermarsch auf meine eigene Weise gesungen“ – GERDESWer sik so ’n beten utkennt in de plattdüütsche Literatur, kennt de NaamAlma Rogge. Se is ja sotoseggen ne „Hiesige“, eene ut us Kuntrei hier.1894 is se up ’n Buurnhoff bi Rodenkarken in de Wesermarsch up deWelt kaamen, war se tosamen mit ehre twee öller Bröörs upwussen isun ne muie Kinnertied verbrocht hett. Na de Schooltied hebbt ehreÖllern se mit 17 Jahrn up ’n Deerns-Internat na Bad Kreuznach schickt,war se noch wat för ehre Utbildung as höögere Buurndeern doon schull.Up dat Internat schreev Alma Rogge ehre ersten Riemels un Geschichtenun drööm darvan, Dichterin to warn. Un dar hett se ok ehre besteFrünndin Hanna Wisser ut Ollnborg kennenlernt mit de se ehr Lääwenlang verbunnen bleev. De Vader van Hanna, de berühmt „Märchenprofessor“un plattdüütsche Märchensammler Wilhelm Wisser hett ehrdomals tosnackt, doch mal ’n plattdüütsch Theaderstück to schrieven:„Du kannst dat“, sä he to ehr, dar weer se man nett 18 Jahr olt.Se hett dat denn versöcht, un Wilhelm Wisser har recht .. se kunn dat!„Up de Freete“ heet dat Sück, dat darbi rutsurt is. 1916 is dat Lustspäälup de Dörpsbühn van Rodenkarken mit so ’n groot Erfolg upföhrtwarn, dat sogar de Nedderdüütsche Bühne Hamburg, de sik laterhen„Ohnsorg-Theader“ nöömen de, darvan hört un dat Stück in ehrnSpäälplan övernahmen hett.Na disse Erfolg wull Alma Rogge dat nu weeten: se wull studeern undenn Dichterin warn, so harr se sik dat in ’n Kopp sett. Dat weer nuwiss nich eenfach för ne Buurndeern ut de Wesermarsch, dat dör tosetten, doch ehre Öllern hebbt denn gottloff ’n Insehn mit ehr hat: utAlma ward ja woll doch keene düchtige Buurnfro mehr, hebbt se sikwoll seggt. Also drüss se erstmal Abitur namaaken un denn studeern.1919 is se na Göttingen up de Universität gahn, darna hett se noch deUnis in Berlin, München un Hamburg besöcht, um Literatur, Philosophie,Kunstgeschichte un Nedderdüütsch to studeern. Nebenbi hettse wiederhen plattdüütsche Theaderstücke schreeven, för de se väälBifall kreegen hett, so to ’n Bispill dat Lustspääl „De Vergantschooster“,dat 1921 in Tüschenahn in ’t „Ammerländer Buurnhuus“ upföhrtwarn is.Na ehre Doktorarbeid hett se 1926 bi de Zeitschrift „Niedersachsen“in Bremen dat Leit övernahmen. Ok hier hett se neben ehr Arbeid asRedakteurin noch mennig plattdüütsche Geschichten un Stückeschreeven, to ’n Bispill dat Schauspääl „In de Möhl“, för dat se 1930 ’nLiteraturpries kreegen hett.27


GERDES – „habe als fröhliche Feldlerche aus der Wesermarsch auf meine eigene Weise gesungen“As de Zeitschrift „Niedersachsen“ 1932 an een Verlag in Hannoververköfft weern schull, wull Alma Rogge nich mitgahn. Man mutt weeten,war man henhört, hett se sik woll dacht. So hett se sik denn asSchrieversfro sülvstännig maakt un is in ehre Heimat bleeven un bi deMinschen, de ehr an ’t Hart wussen weern.Mennig plattdüütsche, aver ok hochdüütsche Theaderstücke, Geschichtenun Romane hett Alma Rogge noch schreeven, mit de se wietöver de plattdüütsche Spraakgrenz herut bekannt worn is. Uptellenkann ik hier noch ehr bekanntest Lustspääl „Twee Kisten Rum“, dattüschen 1939 un 1984 nich weniger as veer mal in Ollnborg to Upföhrungkaamen is oder ehrn Roman „Hochzeit ohne Bräutigam“. För ehrWark hett se noch mennig Pries un Utteeknungen kregen.An ehrn 70. Geburtsdag trekkt Alma Rogge sülvst so ’n beten Bilanzöver ehr Lääwen. Se seggt:„... ich habe versucht, den Auftrag, der mir durch meine Begabung zuteilwurde, redlich und nach bestem Vermögen zu erfüllen. Wenn mir nichtalles so gelungen ist, wie ich es wohl gewollt hätte: nun, nicht jederkann zu den Großen zählen. So bin auch ich nicht zur Nachtigall geboren,sondern habe als fröhliche Feldlerche aus der Wesermarch aufmeine eigene Weise gesungen, – doch auch zwischen Himmel undErde!“Stürven is Alma Rogge 1969 in Bremen-Rönnebeck, war se dartig Jahrin ehr Huus an de Weser lääwt hett; bisett worn aver is se in ehre Heimat,up de Karkhoff van Rodenkarken: so wull se dat; un so klung datöver fiefuntwintig Jahr vörher in ehr Gedicht „Land aus dem ich geborenbin“ ok al an, war dat heet:Land aus dem ich geworden bin,schwarz ist dein Acker und Brot,dein ist mein Leben, dein mein Tod,nimmst in dein Wesen mich hin.Einmal komm ich in dir zur Ruh,bette in deine Erde mich ein,brauche nicht ich mehr zu seinbin wieder du.An 6. April <strong>2008</strong> weer in ’t Ollborgisch Staatstheader de Premiere vanAlma Rogges Schauspääl „In de Möhl“. De Nordwest-Zeitung schrifft:„Mit der Inszenierung von Michael Uhl feierte die Oldenburger August-Hinrichs-Bühne am Sonntag eine gelungene Premiere. Das Publikum28


„habe als fröhliche Feldlerche aus der Wesermarsch auf meine eigene Weise gesungen“ – GERDEShatte gebanntdas Spiel umMacht und Liebeverfolgt undspendete begeistertenApplausfür einegeschlosseneEnsembleleistung.“In disse plattdüütscheBühnenklassiker,de al 1930 to ’nersten mal inOllnborg upföhrt worrn is, geiht dat um reine leevde un gierig Lüst,um Vertroon un Veraat un um Macht un Gewalt över annern:Anton is al mennig Jahrn as Wanderbursch ünnerwegens un up deWalz ween, as he bi ’n Müller as Knecht ünnerkummt. Nu much hewoll wat ruhiger lääwen un Huus un Heimat finden. De Arbeid in deMöhl maakt em Spaaß un ok de Leevde stellt sik in. He deit sik mitLene, de as Magd bi den Müller arbeid, tosamen. För ’n eegen Huushollnfehlt aver dat nödige Geld, de Hochtied mutt verschaaven warn.Lene gefallt datnich, so lang upehr Glück to töven.Untofrä asse is, lett se sikvan den Müller,de al lang achterehr an unscharp up se is,dat Bloot upröhrnun verföhrn.Anton markt,dat dar wat nichstimmt un stellt29


GERDES – „habe als fröhliche Feldlerche aus der Wesermarsch auf meine eigene Weise gesungen“Lene un den Müller to Rääd. Lene versöcht allens, sik woller mit Antonto verdraagen, man vergävens. De Stried tüschen de beid Mannslüspitzt sik to, se gaht sik hart to Liev; denn geiht ok noch de Möhl inFlammen up, de sik heet loopen hett.Anton hett allens verloren: Leevde, Arbeid un Heimat, un geiht wollerup de Walz. Lene blivt torügg, alleen un vertwiefelt.„Wenn twee Manslü na een Fronsminsch langt, denn hett dat dar nochmeerstid een Unglück bi geben“, seggt Anton. Dar hett he recht un datgelt al so lang as dat Minschen up de Äär gifft. Dat Thema is ok vandagnoch so spannend as vör tachentig Jahrn to Alma Rogge ehr Tied undarmit eegentlich „zeitlos“ un jümmers „modern“.Alma Rogges Schauspääl hett ok vandag noch vääl „Kraft“, seggt deRegisseur Michael Uhl, dat kann een jümmers noch mitrieten un in ’Bann trekken. Man mutt dat blots für use Tied, för de Tokiekers vanvandag inrichten. Dat hett he as Regisseur up ’t Beste besörgt. Un InesNagel, de för dat Bühnenbild tostännig is, hett sik ok wat besünnersinfallen laaten: vör uns Oogen boot sik de Möhlenwelt up, de denn nade Katastroph woller in sik tosamen fallt.Interessant an dat Stück is de Aart un Wies, wo Alma Rogge deMinschen, de Charaktere anleggt hett: wo de Lü so drupp sünd, wo sesotoseggen „strickt“ sünd, wo se sick tegenanner verhollt, wo se mitnannerumgaht, wat se sick andoot oder eben nich andoot:Wenn Lene Anton van Harten leev hett – warüm lett se sik vun denMüller verföhrn? Warüm deit ’n Minsch, wat he eegentlich garnich doonwill?Oder annersrüm: Wo schafft de Müller dat, ne Fro rümtokriegen, deeegentlich ’n annern freen will? Is dar blots Gewalt in ’t Spääl odergefallt Lene dat ok so ’n beten, mit ’t Füür to späälen?Wat hett Anton för Vörstellungen van de Leevde? Warüm kann he Lenenich eenfach mal so richtg in siene Arms nehmen un ehr ’n Söötenupdrücken oder se in ehre Kaamer besööken? Lene wüür dar nix tegenhebben.Is Anton würklich glücklich as Müllerknecht? Oder fehlt em nich dochso ’n beten dat free Lääwen as Wanderbursch? Wöhlt dar noch wat inem?Kann oder will he Lene ok darüm nich vergäven, sik mit den Müllerinlaaten to hebben?30


„habe als fröhliche Feldlerche aus der Wesermarsch auf meine eigene Weise gesungen“ – GERDESWer weet al, wat in ’n Minschen vörgeiht? Wer kann al seggen,watrecht is un wat verkehrt? Oder wo dat is mit Schuld un Unschuld?Is Lene schüllig, wiel se sik eenmal vergäten un den Müller hengävenhett? Is Anton nich ’n beten mitschüllig, wiel he nix marken wull unnich rechttiedig ingrääpen hett?Is de Müller schüllig, wiel he Lene hebben will un se bedrängt? Oderhett he recht, wenn he seggt, dat man den Moot hebben mutt, sik sienDeel an ‘t Lääwen to nehmen?Is Anton unschüllig, wiel he leever aftööven will, bit he un Lene ok vör’n Herrgott richtig Mann un Fro sünd? Oder is man ’n Dröömsack, wennman sik betähmen kann un sik nich allens so grippt, wat man woll hebbenmuch?Oder hett am Enn de leeve Gott Schuld, wiel he de Minschen so maakthett, as se nu mal sünd?All disse Fraagen drängt sik up, wenn dat Schauspääl een vör de Oogenaflöppt.Un to all dat späält de Möhl ehre Musik, ehren swarmödigen Blues. Serumpelt un klappert un knakkt, as wenn se lääwt, as wenn se mit inbunnenweer in dat lebennige un drifftige Späälwark van de Möhlen-Minschen.Michael Uhls Inszeneerung maakt dat mehr as düütlich: ok so ’n „ollen“plattdüütschen Theaderklassiker as Alma Rogges Stück „In deMöhl“ kann man vandag noch good up de Bühne bringen, wenn mandat versteiht, ut een Stück heruttohaalen, wat de Minschen to all Tiedenberöhrt un bewäägt hett un ok uns jümmers noch beröhrt un bewäägt.Un wenn man dat denn noch versteiht, dat Stück so up de Bühneto stellen, dat man „gebannt das Spiel um Macht und Liebe verfolgt“un de Tied in ’n Nu verflücht, denn hett man as Tokieker heel wat besünnersbelääwt.Plattdüütsch Theader van de Aart un Wies – dar wünscht man sik mehrvan!31


BOLKO BULLERDIEKGerd Spiekermannhett den Fritz-Reuter-Pries <strong>2008</strong> kregenOp BeseukAn’n 12. Aprilin dat Rolf-Liebermann-Studio von’nNDR weernmeist all tohoop,de in deplattdüütscheSzene en Rullspeelt, un okde Fro, de Kinner,de Frünnenvon denPriesdräger,veel von sienFans. Allhebbt sickfreit över denPries; un allhebbt sicköver Gerdsien Freidfreit. En poorhebbt sick villichtwunnert – nich dat he den Pries kregen hett, mandoröver, dat he den nich al lang harr. Weer he denn nichal vele Johrn de Star an’n plattdüütschen Heven?He hett gräsig veel Talent. He kann achtersinnig schrievenso as in sien surrealistische Geschichten ”Mien halveFro” oder frech so as in erotische Geschichten “Kiek molen beten to” oder mit pointierten Witz as in de mehrstenvon sien Geschichten. He schrifft experimentelle Textenso as “Müüs” oder “As de Neger keem” un Lyrik. En Roman,en Theaterstück oder Hörspill kenn ick von em nich.Man wat nich is, kann warrn. Un för plattdüütsche Verhält-32


Gerd Spiekermann hett den Fritz-Reuter-Pries <strong>2008</strong> kregen – BULLERDIEKnisse is Gerd noch bannig jung. He hett bi NDR 90,3 dat Leit von datHamborger Hobenkonzert, von Sonntakte, för Sendungen as “Wi snacktplatt” oder “Platt för Anfänger”. He is de plattdüütsche Stimm von Hamborg.Veel kennt em as plattdüütschen Kabarettisten. He kickt dennmeist grimmig, vertellt allens butenkopps un lett de Tohörers den ganzenAbend lachen. Dat Intrittsgeld is goot investeert, wenn du bedenkst,wat du dor an Antidepressiva spoorst. Un wenn du mit de Kark wat todoon hest, denn kannst du em noch ganz anners beleven: op Hochdüütsch– as Moderator in neemoodsche Gottesdeenste un af un an okas plattdüütschen Prediger.Kann dat angohn, dat erotische Geschichten un eernsthafte Predigtenut densülvigen Kopp rutsuert? Jo un nee. Natürlich sünd se all ut sienenKopp rutwussen, man nich to desülvige Tied. Nix blifft, as dat is. Un enMinsch mit so veel Talente – de blifft sick tru dordör, dat he sick okännert.Kloor, dat een bi so veel Talent nich jümmer blots Bifall kriggt. Un datmag ok angohn, dat he ohn dat een oder anner Talent den Pries al ehrderkregen harr. Man dat is nu ok egool.Wi wüllt hier nich den Afloop von de Veranstaltung beschrieven, nichdat Begröten dör Christoph Ahlers un den Intendanten Lutz Marmor;nich den charmanten Witz von Birte Toepfer un ok nich de scharpsinnigeLaudatio von Dr. Ulf-Thomas Lesle, de Dr. Frerk Möller vördragenmüss, dorüm dat Dr. Lesle krank weer; nich de Musik von de Bop Catsoder de Leeder von Lars-Luis Linek un Jochen Wiegandt; nich Gerdsien Antwort op den Pries un sien Verkloren, worüm he, anners as sienFro, nich en Huus mit Goorn hebben will un ok nich sien Snackeree mitDetlef Wutschik, de as Popp verkleedt weer, över de verscheden Spiekermanns.Dat allens köönt ji nalesen in dat <strong>Heft</strong>, dat de Carl-Toepfer-Stiftung doröver rutbringt. Wi wüllt uns Freid över den Pries un denPriesdräger <strong>2008</strong> utdrücken, de lange Johren för den Quickborn “PlattdüütschLand un Waterkant” rutbröcht hett un ok en Reeg Johrn to unsRedaktion hört hett.33


DIRK RÖMMERMit Reutern in de ole ResidenzMit de Reuterdoog is dat so: büst du een Johr mol nich mit bi, kriggstdu so een Lengen in’t Liev, wat du gor nich anners kannst: du muttsthen! So güng mi dat nu ok, as de Fritz-Reuter-Sellschop vun’n 18.-20.April no Niegenstrelitz inloden dä. ‚Niegenstrelitz – Residenz to Tiedenvun Fritz Reuter‘ harrn se sik as Thema wählt. Un mehr as 200 Lüüdharrn sik op’n Padd mookt. Dat is jümmer gewaltig, wat dor los is.Se harrn mi, wegen ik mien Auto mit harr, een Bett in Prälank besorgt.Dat liggt bummelig 8 Kilometer vun de lütt Stadt weg. Man dor wohntHermann Kant. Un in den sien Noberschop kannst di geruhig op’t Ohrleggen.Schood, wat dat Freuhjohr noch nich anfungen harr: all de Doog man5°! Harr ik mi rein vergrepen un den dünnen Anorak inpackt. Weurkoold!Freedag güng dat mit de Johrsversammeln in de wunnerscheune Orangerielos. Weurn keen Lüüd to wählen ober de Vörsitter vertell, watneegst Johr in Lübeck wesen schall, wenn de Reuter-Lüüd vun’n 17.-19.4. in de Hansestadt tohoop komen ward. Un wat dat to Fritzing sienen200. Geburtsdag 2010 dree Beuker mit sien Brefen geben schall,de Dr. Arnold Hückstädt rutgifft un för de woll ok noog Geld tohoopschrooptwarrn kann. Wenn se all mitspeelt!För dat Johr <strong>2008</strong> is de kikut Nr. 29, een Bibliographie öber Reuter-Sekundärliteratur de Johrsgoov. Un so keumen wi wieder ok mit denKassenbericht un de Regularien good öber de Tied. Een poor vun deMoten müssen noch fix wat vun sik sülbens vertellen. Ober dat gifft’t injeedeenen Vereen!Obends wöör wedder inlood in de Orangerie. Dor schull dat TheoterNiegenbrannenborg-Niegenstrelitz mit den Theoterchor een Strelitzien-Programmgeben. Döösbaddels as ik goht dinn, winn se Theoterheurt, je eerstmol no’t Theoter un markt dinn, wat dat dor gor nich is.Ober ik heff dat funnen un mi den Obend good amüseert. Fein sungenhebbt se, vertellt vun de Geschichte vun de Bloom, de nu de Bloomvun Niegenstrelitz worrn is. Eegens hett de ool Captein Cook ehr inSüdofriko funnen un mitsleept no Europa. Un nu gifft dat ehr allerwogens.Ik harr in Australien ok so’n ‚bird of paradise‘-Blomen in mienen34


Mit Reutern in de ole Residenz – RÖMMERGoorn. Is je smuck, de dore Strelitzie. Also, de Obend weur fein. Un deneegste Dag ok. Dor keum ok de Kultusminister doch warrafdig mitGeld in’t Gepäck un hett recht wat verdeelt. Un hett de Sellschop löövt.To Recht! Un wi drepen uns in de Aula vun dat Carolinum, eenen wunnerhübschenSool boben in de School. Dor also seten wi un heuren –so as dat bi de vun Reuter begäng is – eenen Vördrag no den annern.De eersten beiden Referenten Dr. Helge Bei der Wieden ut Bückeburgun Prof. Dr. Gerhard Schmidt-Henkel weurn krank worrn. Dat hebbtdinn Krischan Bunners un Hartwig Suhrbier vörleest. Dat güng üm ‚Waswar Mecklenburg-Strelitz? Die Geschichte eines kleinen Landes‘ un‚Fritz Reuters Spätwerk Dörchläuchting: Neustrelitzer und NeubrandenburgerGeschichten. – Was macht Reuters Text zu einem literarischenKunstwerk?‘ No de eerst Paus hett Werner Völschow ut ‚Dörchläuchting‘vördrogen un dat weur een Gedicht, – ok winn’t gor keen is! Vörde Middagspaus wöör öber ‚Jüdische Figuren im Werk Fritz Reuters‘vun Mathias Kobi – wat een Student is – sproken, Dr. Axel Lubinski utCammin reed öber ‚Die Amerika-Auswanderung aus Mecklenburg-Strelitz während des 19. Jahrhunderts‘.Achter dissen Vördrag güng dat in de Mensa, wo se wat mit un ohnFleesch för uns prootstellt harrn. Un wieder mit Hartwig Suhrbier, dewat öber ‚Daniel Sanders und das Niederdeutsche‘ un Cornelia Nenz,de wat öber ‚Mit Reuter zum Erfolg. Neustrelitzer Reuter-Interpreten‘vördrägen dän.Leider geev dat nie nich een Diskussion öber de lütten Vördrääg. Harrsik lohnt.Man so’n Dag is lang! Dor keumen noch Kinner, de scheef un seut singendän, Gedichten opseggt un uns alltohoop veel Spoß mookt hebbt.Dinn keumen noch twee Vördrääg vun Prof. Dr. Jürgen Hein un MatthiasWolf öber Adolf Glaßbrenner un eenen Theoterschandol, wo Reuteringrepen harr.All de Vördrääg ward wi je in dat Book finnen, wat uns neegst Johr in deHand drückt ward. So mutt ik dor nu nich lang un breed öber hebben.Vun den scheunen Aula-Sool güng dat dinn röber no dat Park-Hotel,wo de meersten Macker ehr Bett harrn. Un dor schull dat een Buffetgeben un vörher wull Torsten Harder öber een Musical vertellen, wathe öber ‚Dörchläuchting‘ schrifft. Man, he harr noch nich recht watschreben un ok noch nich recht wat komponeert. Un sien Cello weur35


RÖMMER – Mit Reutern in de ole Residenzok kaputt. So geev dat doch eenen recht kaputten Indruck! Ober datEten weur allerbest. Un dor kannst du di je denn mit trösten!Sünndag weur nu Kantate, de Singesünndag. Un in de Stadtkark wööreen Plattdüütschen Gottesdeenst fiert. Koold as Hund weur dat binnenin. Du hest di dor bald wat opsackt. De Chor süng op Geel.Dat Lederblatt, vun Paster em. Christian Voß tohoopstellt, bröch allerleisnooksche Sprookbiller. Ok dat Bekenntnis vun de Globen weurvun em sülbens glöövt. Ik ober kunn dor nich recht wat vun glöven unhool dat för een ‚theologische Katastrophe‘. Man, dat marken de meerstennich so dull.Ok de Predigt, de uns Paster em. Arnold Zarft ut Niegenstrelitz holendä, weur mehr Ton as Inhalt. He dunner un bölk vun de Kanzel, de jeheel un deel eenzig lett as so’n Fohrstohl an een Hochhuus. Ik teuv deganze Tied, wat he bi dat Gebölk opfeuhr no’n Himmel oder dolfeuhrno dat Dodenriek. Platz noog harr he hatt!Nee, winn dat dat is, wat op Steeg bi de plattdüütschen Presters gellt,dinn schall mi dat mol verlangen!Ja, nu bün ik ok al meist toenn: Wi hebbt an’t Enn noch’n feinen Stadtrundgangmookt. Un op’t Letzt heff ik mit mien Frünnen noch allerbestMiddag hatt. In de Orangerie, wo dat allens anfüng.36


DIRK RÖMMERHeid un GrothDe Klaus-Groth-Tagung <strong>2008</strong> geev dat an’n 26. un 27. April in de ‚KlausGroth un Heimotstadt Heid‘ – as de Eggenfeuhrer vun de Österegg,Franz-Helmut Pohlmann, bi jeedeen Gelegenheit rutstörten deit. Dateerste Mol weur dat den neen Vörsitter Heinz Werner Arens, vörmolsPräsident vun de Sleswig-Holsteenschen Landdag, sien Sook, wat he deGäst begreuten dä. He harr je 2007 dat Leit vun Dr. Reinhard Goltz utBremen öbernohmen, den de Weg vun dor no Heid to wied worrn weur.As jümmer kregen wi dat Johrbook, dat 50. vun <strong>2008</strong> in de lange Reegvun Beuker, in de Hand un seten ünner’t Dack op de Museumsinsel.Dat is alle Mol komodiger, as in den olen Postelsool in de ool Postelvilla,wo de Geist vun ehrgistern wohnen deit.Beten mehr as 40 Moten un Gäst weurn komen. Ok Prof. Dr. Bichel unsien lebe Fro, de to’n letzten Mol dat Johrbook rutgeben harr.As he in dat Vörwoort schrieben deit, feuhlt he sik mit sien 82 Jahrenoold noog, wat he in’n Rohstand afgohn dörf. Dat weur een wunnerboreun truu Arbeid öber Johrteihnte. Un de Sellschop bedank sik miteen Urkunn, de de Vörsitter vörlesen dä. Fro Bichel kreeg ok Dank uneen Glas Gelee in de Hand.Vörher geev dat noch Greutnissen vun den Kreispräsidenten, de oktweete Vörsitter vun de Sellschop is. He hett sik also sülbens begrött,wegen je begrött warrn mutt. Dat güng üm Hegen un Plegen. Un wihebbt je all Drievhüüs bi Huus!De Börgervörsteher hett ok noch reed un dinn de Vörsitterin vun deFehrs-Gill, de geern tohooparbeiden much mit de vun Klaus Groth.De Sekretär, Heiner Egge, geev den Öberblick öber dat verleden Johr.Dat kunnst du ober ok in dat Johrbook nolesen. Un dinn geev dat deTallen. De Vereen is gesund! Un een jungen Voß wöör as Bisitter in denVörstand wählt, nodem de Moten de nee Satzung vun de Sellschopeenstimmig (wat dinn sunst!) op’n Weg brocht harrn.De Kassierer harr de Sook so good mookt, wat he un de Prüfers okglieks wedder wählt wöörn. Een vun de Moten höll den Bedriev ünner‚Verschiedenes‘ op, wegen he öber een för em heel wichdige Arbeid,de Musik to Groth sien Texten, vertellen müss. Dat güng ober ok toenn.37


RÖMMER – Heid un GrothAn’t Enn süng de lütte Chor ut Meldörp ünner dat Leit vun Uwe EschnerGroth-Leder ünner den Titel ‚Das Journal des Dichters‘.Wegen ik Koorten to een Vörstellung vun Brecht/Weill ehr ‚Dreegroschenoper‘kregen harr, de in Brunsbüttel speelt warrn schull, kunn ikan’n Obend bi den Vördrag vun Dr. Jutta Müller ut Meldörp nich biwesen. De snack öber ‚Ich bin nie jemandem begegnet, der mit ihm zuverwechseln gewesen wäre – Klaus Groth und seine Maler‘. Dat schallober heel interessant wesen hebben. Un wi ward den Vördrag je neegstJohr in dat Johrbook nolesen könen.Sünndag weur de Sünndag Rogate, de öber’t Beden geiht. De von KlausGroth un vun de St. Jürgen Gemeend harrn to eenen PlattdüütschenGottesdeenst inlood, den Paster Hans Lorenzen ut Henstedt holen dä.Heiner Egge weur de Lektor.Fein hett de predigt öber den Text ut dat Ole Testament, wo Mose mitden leben Gott hanneln deit, wegen de in Brass is wegen dat goldenKalv, wat sik de Israeliten boot hebbt. Lorenzen füng ober mit twee Frogenan: Hett Klaus Groth eegens smeukt? Hett he eegens beed? Anternop de eerst Froog kunnen Biller, de vun gistern mitbrocht wöörn. Jo, hehett smeukt! Un för de tweete Froog geev dat dat Gedicht ‚De Welt isrein so sachen‘. Dor heet dat wat mit ‚Tied to‘n beden’ un ‚Hör mi, dufromme Gott‘!Dinn keum noch de ole Benediktinerwitz an de Tour, wat een nu bi’tBeden ok smeuken dörf or nich. Dat kummt op dat Frogen an! Is jümmermol wedder nett antoheuren.Also, Mose un ok Jesus keumen ok vör, de Sekretär hett fein de Lesungenleest, de Gemeend hett fein sungen un sogor noch bi dat letzt Leed‚Verleih uns Frieden gnädiglich‘ – wat de Melodie weur, also: dor hebbtse mit allen Mann veer Versen lang versocht, den Text op de Melodieto verdelen. Öber dor bleev jümmer noch wat öber. Pass eenfach nich,de dore Text!An’n Nomiddag feuhr noch een Bus vull no Kiel in’t Molfsee-Museumun achteran to’n Kaffee no Rendsborg an de Schwebefähre.So weur dat ok dit Johr wedder een runde Dagfohrt mit de Klaus-Groth-Sellschop. Un Band 51 gifft nu Dr. Reinhard Goltz rut.Wenn sik de Groth-Fans an’n 25. un 26. April 2009 wedder dropen dot,kriegt se den Band in de Hand!38


CHRISTA HEISE-BATTOhnsorg-Theater kickt in de nie SaisonNu löppt de Saison 2007/<strong>2008</strong> op dat Enn to. De Intendant Christian Seeleris heel tofreden, denn sien Theater kümmt in disse Saison woll op enUtlasten vun 93 % – dorbi en stabil Abonnentenkrink vun 10.248 Lüüd.Man op de Duer is dat swoor to schaffen un man will höpen dat de HamborgerKulturbehörde noch mehr togriepen deit as bet nu.För de nie Saison <strong>2008</strong>/2009 staht wedder interessant Stücken op denSpeelplaan – Ohnsorg is un blifft en Theater för öller un jünger Minschen.„Rock op Platt – Episode twee“ treckt veel junge Lüd ran un „De plattdüütscheVagelhochtiet“ haalt sogor de Kinner her. So schall dat ok blieven.An’n 24. August <strong>2008</strong> is de eerst Premiere mit dat Volksstück „Swieg still,Jung“ – Ursula Hinrichs is dorbi. Denn gifft dat an’n 5. Oktober <strong>2008</strong> ’nganz besünnere plattdüütsch Eerstopföhren mit „De blaue Engel“ na denRoman „Professor Unrat“ vun Heinrich Mann. Wilfried Dziallas warrt denPerfesser spelen un man dörv heel gespannt ween. Folgen deit de plattdüütschEerstopföhren vun dat Lustspeel „Geld verdarvt den Charakter“.En Wiehnachtsmärken (dat warrt op Hochdüütsch speelt) dörv ok nichfehlen. De Intendant seggt, dat de Lüüd jümmers na Grimms Märken fragendoot. So warrt dat dit Johr „Hänsel un Gretel“ ween.An’n Anfang vun’t Johr 2009 kümmt weder en plattdüütsch Eerstopföhren„Kaviar un Linsen“ – en Komödie. Twölf Schauspelers sünd dorbi un datgifft en turbulent Dörcheenanner.An’n 1. März 2009 folgt en Lustspeel vun Ingo Sax „En kommodigen Avend“as Uropföhren. Dat warrt heel vergnöögt. Söss Fruunslüüd kümmert siküm ’n enkelten Mann. Mut man dor seggen: De arme Keerl? Heidi Mahlerun Beate Kiupel sünd dorbi.Un denn, an’n 19. April 2009, warrt dat bannig gruuselig. In dat Kriminalstück„Misery“ na den Roman vun Stephen King geiht dat üm Leven unDoot. Veel Lüüd kennt ja dissen „Thriller“ as Film or as Book. Herma Koehnfiehrt dormit ehr 40-johrig Bühnenjubiläum. Ehr to Siet steiht Oskar Ketelhut.Also, ’n Partner mitnehmen to’n Fasthollen! Utklingen deit de Saisonmit de Premiere an’n 31. Mai 2009 vun en nie Komödie vun KonradHansen: „De Lüüd vun’n Lehmpott“. Dat hannelt vun Minschen, de mannich so geern dicht bi hett – Randfiguren – man de hebbt dat in sik.De Intendant un sien Theaterlüüd op un achter de Bühn kiekt vull Toversichtin de nie Saison. Wöllt höpen, dat veel Tokiekers kaamt un dat Theaterin en goot Tokunft kieken kann.39


HANS-JOACHIM MEYERPlattdüütsch in’t Stadtbild: Bispill Lauenborg an de ElvIn Lauenborg gifft dat smucke ole Hüüs mit plattdüütsche Spröök. Asok annerwägens finnt wi hier: „Wol Got vortruwet de heft wol gebuwet.“Oder: „Wo Got de Here dat Hus nicht buwet so arbeiden vorgewesde daran buwen.“ Oder: „De Segen des Heren maket rick aneMoye. In Anfanck und Ende steit alles in Gades Henden.“ Een ooldHandwarkshuus, wat nutieds Hotel is, wiest uns en Leuw as Symbol undorto den Text: „De Löw as Bild fött Handwark, Schutz un Schild.“ Okut dat Plattdüütsch vun unsTied kriegt wi wat an deHüüs to sehn: „Büst dugood Fründ, kumm in deDöör, büst du mien Fiend,so bliev dor vör.“ Hoogbaven aver de Elv vör datAskanierslott, wo dat pielbargup geiht, finnt wi enSchriftstück vun’t Johr1417. Hartog Erich IV. rägeltden Verkehr vun deSchäpen, de vun Lübeckdör’n Kenaal an Lauenborg vörbi na Hamborg wüllt: „Wy, Ericke, vanGodes Gnaden Hertog to Sassen, don witliken bekant eyn Gesett, also:Welker mant den Scheepluden vorbescrewen er(s)t voret vonse (unse)Water de Delven jegen unssem Slote Lavenborgh, de schal des KopmannesGuderst schepen, dat hore wemme dat hore, un dat erst dorchde Sluze komen is, id ligge oppe deme Lande efte in den Schepen, heschall dat ongehindert schepen unde dar mede ungetogert varen ...“(Wir, Herzog Erich, von Gottes Gnaden Herzog zu Sachsen, geben ein40


Plattdüütsch in’t Stadtbild: Bispeel Lauenborg an de Elv – MEYERGesetz zu wissen und bekannt: Wer unter den Schiffsleuten vorgeschriebenals erster von unserem Wasser der Delvenau zu unseremSchlosse Lauenburg fährt, der soll des Kaufmanns Frachtgut verschif-fen, wem es auch gehöre, und was zuerst durch die Schleuse gekommenist, ob es auf dem Lande oder in den Schiffen liegt, das soll erungehindert verschiffen und damit ungezögert fahren.)Text un Biller: Hans-Joachim Meyer41


REZENSIONENBÖKERNachtschattenRezensionenWilli F. Gerbode, vielen bekannt als niederdeutscher Lyrik-Preisträgeraber auch als hochdeutsch schreibender Autor, hat einneues Werk vollendet, dessen Besprechung in unserer Zeitschriftlohnt. Hat doch schon sein Roman ‚Die Wellen der drei Meere‘vor einiger Zeit starke Beachtung gefunden.Wieder einmal war Gerbode, seit 2002 freiberuflicher Schriftsteller,auf Rhodos, wo er im ‚International Writers‘ and Translaters’Centre Rhodes’ ein Aufenthaltstipendium abwohnen durfte. Unterder warmen Sonne der griechischen Insel gedeiht auch Literaturproduktionfruchtbar. So legte der bilinguale Autor 2007 einneues Werk mit ‚anderen Crimestories‘ unter dem Titel ‚Nachtschattenbei Tage‘ vor.21 mehr oder weniger lange Kriminalgeschichten, besser: ‚Kriminalkurzgeschichten‘nehmen uns mit in verschiedene Länder,berichten von außerordentlichen Todesfällen und makabren ‚Verunfallungen‘– wie man das neudeutsch zu nennen pflegt.Als Krimifan hat mich Gerbodes Auswahl begeistert und überrascht,denn wer rechnet schon am Nordseestrand damit, dassein Lenkdrachen seinem ‚Herrchen‘ durch die Brust fährt oderdas Halsband einer Katze, mit Sprengstoff geladen, die Tapete imWohnzimmer ihres Frauchens mit dem Blut eben dieser gemeinsambesprenkelt? In der längsten Geschichte ‚Das Eishaus‘, gelesenetwa 30 Minuten lang, baut eine Wissenschaftlerin sich willentlichin ein Iglu ein, nachdem sie ihren Geliebten, einen älterenKollegen, vorher geheimnisvoll entsorgt hat.Einige Geschichten wie z.B. ‚Westschnee‘ nehmen Themen wie‚Republikflucht‘ wieder auf, die in unserer Staatsgeschichte schonein wenig in den Hintergrund gerückt sind, oder paraphrasierenMärchen wie ‚Ziege und Wölfe‘ den ‚Wolf und die sieben Geißlein‘.Zwei Geschichten arbeiten mit Slang, wie ‚Schwarz‘ und ‚VonNord nach Süd‘. Zwei spielen in Griechenland: ‚Heiligabend‘ mitder späten Rache einer Frau an ihrem Ehemann und ‚Ende derSaison‘ mit einem Auftragsmord an einer Frau, die dem untreuenEhemann im Weg war.Unter die Haut geht ‚Krokodile‘ mit dem Thema Kindesmissbrauch.Es lohnt sich, alle genau zu lesen, denn sie zeigen zahlreiche formaleVarianten bis hin zur klassisch englisch erzählten letztenGeschichte ‚Beton‘. Überhaupt lassen Vorbilder wie Dahl oder42


RezensionenSlezar grüßen. Die ‚Bestie Mensch‘ istin Gerbodes Buch frei gelassen unddarf sich in vielerlei Variationen auslebenund aussterben.Eigentlich mag Willi F. Gerbode garkeine Kriminalgeschichten. In seiner‚Zueignung‘ begründet er sein opusso: ‚Nur für Dich, die Du Kriminalgeschichtenliebst und in all den vielengemeinsamen Jahren nicht verlernthast, dieses Gefühl auch für mich zuhaben!‘Gemeint ist Mrs. Gerbode. Wenn daskeine Liebe ist!Willi F. Gerbode: Nachtschatten beiTage – Andere Crimestories, RothenbergLiteraturverlag, Rosendahl 2007,178 Seiten, ISBN: 978-3-9811635-0-6.Dirk RömmerJahresgabe <strong>2008</strong>Lange war nicht klar, ob die Fritz-Reuter-Gesellschaftaus finanziellen Gründenin diesem Jahr eine Jahresgabewürde verteilen können. Doch zu unseraller Freude erfüllte sich die Hoffnung:kikut Nr. 29 konnte verteilt werden.In diesem Fall als ‚Bibliografie derSekundärliteratur zu Fritz Reuter – Leben,Werk und Wirkung‘.Teil 1 bietet die von Dr. Arnold Hückstädtund Wolfgang Siegmund 1982erstellte Bibliografie der Jahre 1854 bis1980, die seinerzeit als Sonderdruckdes Fritz-Reuter-Literaturmuseumsherauskam. Der zweite Teil, der dieJahre 1981 bis 2007 erfasst, wurde vonRenate Drefahl vom Literaturmuseumund Dr. Peter Düsterdieck zusammengestelltund orientiert sich an den Beständendes Museums und der LandesbibliothekMecklenburg-Vorpommernin Schwerin.Cornelia Nenz, die Direktorin desFritz-Reuter-Literaturmuseums, führt inihrem plattdeutsch geschriebenenVorwort aus, dass der ‚kikut‘ diesmalwirklich einen anderen Charakter angenommenund die Fritz Reuter Gesellschafteinen Großteil der Druckkostenübernommen hat.Eine kurze Biografie Reuters steht amAnfang des 180 Seiten starken <strong>Heft</strong>es.Es folgen die beiden Bibliografieteilebis Seite 159, bis das Personenregisterzu den beiden Teilen, eine Übersichtzur Artikelsammlung des Fritz-Reuter-Literaturmuseums, eine kurzeVorstellung des Museums mit schönemBildmaterial und Anmerkungen zuzwei Ausstellungen über das Lebenund Werk Ernst Lübberts sowie zurFranzosenzeit in Mecklenburg 1806-1813, die im Stavenhagener Schlossgezeigt wird, abgehandelt werden.Eine bunte volle Bücherwand mit einerbronzenen Reuter-Figur davorschmücken den Titel. Fein, dass es dies<strong>Heft</strong> gibt!Fritz-Reuter-Literaturmuseum(Hrsg.) – Cornelia Nenz: Bibliografieder Sekundärliteratur zu Fritz Reuter– Leben, Werk und Wirkung, kikut 29,Stavenhagen 2007, 180 Seiten, realisiertvon werbeC Schölzel GmbH,ISBN: 3-910030-08-4. Dirk Römmerkikut 28Bei mir war dieser ‚kikut‘ von 2006 relativspät auf dem Tisch gelandet. Und43


Rezensionenjetzt dauert es halt, bis der ‚Quickborn‘erwähnen kann: 2004 war es jedochschon gewesen, dass das Fritz-Reuter-Literaturmuseum zu Reuters Todestagim Juli ein Kolloquium für Studierendeverschiedener Hochschulen durchgeführthatte, aus dessen Umfeld jetzt derblitzgescheite und hoch lesenswerteTeilbericht einer Magisterarbeit vonAndrea Ortiz Zambrano stammt, denwir abgedruckt finden. Ortiz Zambrano,ein Name, den man nicht im niederdeutschenForschungsumfeld vermutet,hat ‚Fritz Reuters erzählendeDichtung als historische Quelle. ZumVerhältnis zwischen Landarbeiterschaftund Gutsbesitzern in Mecklenburgum 1850‘ in ihrer Magisterarbeituntersucht und bearbeitet. Inzwischen– so wird uns mitgeteilt – hat sie ihreStudienzeit mit dem Gütesiegel ‚sehrgut‘ abgeschlossen.Auf den Seiten 5 bis 62 lesen wir gespanntund konzentriert in Teil 2 nachder Einleitung Untersuchungen zu‚Herr von Hakensterz und seine Tagelöhner‘,in Teil 3 zu ‚Kein Hüsung‘, Teil4 zu ‚Ut mine Stromtid‘ und in Teil 5 zuden ‚Gemeinsamkeiten der gewalttätigenProteste in Reuters Werken‘. InformativeAnmerkungen und sparsamesBildmaterial lassen eine Vertiefungdes Stoffes leicht fallen.Neben der großen Arbeit von AndreaOrtiz Zambrano finden wir im kikut 28einen kleinen Beitrag von Klaus-DieterHoppe zum Thema ‚Fritz ReutersWerke im Hinstorff-Verlag Wismar1859 bis 1912‘.In der Rubrik ‚Plattdütsch hüt‘ sindGedichte von Wolfgang Mahnke, ManfredBrümmer (hochdeutsch und schonim ‚Quickborn‘ nachzulesen), ReinhartNissen, Helmut Hillmann, Günter Langbergund Dieter Niebuhr aufgeführt.Eine kleine Geschichte stammt jeweilsvon Anja Meyfarth aus Kiel, von HeidelindeWulff und Detlef Frahm.Ich finde das Platt-Geschriebeneinsgesamt nicht so auffällig, dass wires hier detailliert betrachten müssten.Es ist jedoch gefällig und kanndurchaus seinen Platz im Gedruckteneinnehmen.Wie üblich berichtet das Museum abSeite 96 unter ‚Apporten‘ über das, wasim zurückliegenden Jahr 2006 an Aktivitätenzu verblasen ist. Eine Vorschauauf 2007 beschließt als ‚Utkik‘ vor demInhaltsverzeichnis das <strong>Heft</strong>. Ik kiek dorjümmers geern rin!Fritz-Reuter-Literaturmuseum(Hrsg.) – Cornelia Nenz: Plattdütschgistern un hüt, Nahrichten ut de Reuterstadt,kikut 28, Stavenhagen 2006,104 Seiten, ISBN: 3-910030-07-6.Dirk RömmerKlein und handlichDas Buch ist nicht viel größer als einePostkarte und 120 Seiten stark.Immerhin ist es in Leinen gebundenund hat einen Schutzumschlag. 16 Geschichtenvon elf Autoren und ein Autoren-und Quellenverzeichnis (alleGeschichten wurden anderen Bücherndes Quickborn-Verlages entnommen)wurden darin untergebracht. “Dat lütteVörleesbook”, ein Buch für jedeHandtasche?Über den Inhalt lässt sich nicht diskutieren,das Autorenverzeichnis liestsich wie ein Who is Who der Könner44


Rezensionender kurzen Form. Gut, der eine magden Stil und das Platt von HermannBärthel nicht, der andere mag keinebiografischen Geschichten wie die vonChrista Heise-Batt mehr lesen und dernächste hat vielleicht keine Lust mehrauf Rudolf Kinaus “Poesie”. Damit mussman bei Anthologien leben, dass einemder Stil des einen oder anderenAutors nicht gefällt.Die Frage gilt hier mehr der Form:Warum macht ein Verlag so kleine Bücher?Gut, sie eignen sich als Mitbringsel.Gut, man kann sie leicht in die Taschestecken und unterwegs lesen.Gut, sie sind nicht so teuer und sokommt auch in schlechten Zeitenwenigstens etwas plattdeutsche Literaturunter die Leute. Gut, solche kleinenAnthologien könnten den einenoder anderen neugierig auf einen derAutoren machen und so den Verkaufder Werke anregen, aus denen dieGeschichten entnommen sind.Aber wenn ich so weit mit meinen positivenGedanken gekommen bin,dann fällt mir ein, wie viele plattdeutscheBücher wie Blei in den Regalenliegen und schließlich verramschtwerden. Mir fällt ein, wie viele Leutezu Lesungen gehen, aber die angebotenenBücher nicht kaufen, weil siePlatt lieber hören als lesen. Mir fällt ein,dass immer mehr Hörbücher produziertwerden und dass plattdeutscheBücher fast ausschließlich nur nocherscheinen, wenn der Autor ohnehinschon einen Namen in der Öffentlichkeithat, Rundfunkjournalisten und diebekannten “Hör mal’n beten to” Autorenhaben da die besten Chancen.Sind denn die plattdeutschen Lesernicht neugierig auf Neues? Wer sichein hochdeutsches Buch kauft, wagtsich doch auch an Werke von Autoren,die er bisher nicht kennt. Oder werdenplattdeutsche Bücher tatsächlichnur zum Verschenken gekauft undnicht zum Lesen? Dann reicht es natürlich,alte Geschichten in immer neuerAufmachung zu veröffentlichen. Dashält das Verlagsrisiko gering.Dat lütte Vörleesbook: hg. GescheScheller, Quickborn-Verlag, Hamburg,<strong>2008</strong>, 120 S. Ingrid StraumerReisen voller Hoffnung“Die Auswanderung von Norddeutschlandnach Amerika im Spiegel der Literatur”lautete das Thema einer gemeinsamenTagung der Fritz ReuterGesellschaft und der Johannes GillhoffGesellschaft, die 2007 in Ludwigsluststattfand. Jetzt kann man die Vorträgenachlesen. Sie erschienen als Band 18der “Beiträge der Fritz Reuter Gesellschaft”.Vielleicht liegt es daran, dass ich michin den letzten Jahren ohnehin sehr mitdem Thema der Auswanderung undmit den Lebensbedingungen inDeutschland zur Zeit der Auswanderungswelleim 19. Jahrhundert beschäftigthatte, dass ich diese Reuter-Tagung als eine der interessantestenund aufschlussreichsten der letztenJahre empfunden habe.Vielleicht liegt es auch daran, dass ichals Jugendliche (ein Alter, in dem manbekanntermaßen besonders geprägtwird) die beiden wichtigsten Werke zudiesem Thema gelesen habe. FritzReuters “Kein Hüsung” hat mich45


Rezensionendamals lange bewegt und beschäftigtund Gillhofs “Jürnjakob Swehn derAmerikafahrer” ließ mich ebenfallslange nicht los.Zu beiden Werken gab es wichtige undgelungene Vorträge, die sowohl dasDrumherum unter die Lupe nehmenals auch die Werke darstellen und interpretieren.Und auch die übrigenVorträge sind in ihrer Art, das Themaaus verschiedenen Blickwinkeln anzusehen,als Gesamtwerk sehr gelungen.Sie geben einen guten Einblick in dieProbleme der Zeit und in die Literatur.Die Literatur als Kind ihrer Zeit wirdhier sehr sichtbar. Also liegt es wohldoch an den Vorträgen, dass mir geradediese Tagung so gelungen erschien.Wer sie versäumt hat, kann nun (fast)alles nachholen.Die abgedruckten Vorträge in der Reihenfolge,in der sie gehalten wurden:Antonius Holtmann: Einiges Grundlegendeund Verlässliche zur frühen Auswanderungaus der Landdrostei Osnabrückdes Königreichs Hannover in dieUSA im 19. Jahrhundert.Claus Schuppenhauer: Alte Heimatund neue Welt. Die Auswanderungnach Amerika im Spiegel niederdeutscherLiteraturHans-Dietrich Dahnke: “Fri sall heisin!” Das Thema Amerika in Reuters“Kein Hüsung”Liselotte M. Davis: Zeugnisse amerikanischerReuter-RezeptionHorst Ihde: Importierter Humor ausDeutschland. Reuters Werke auf NewYorker BühnenHartmut Brun: In dem Streben nach eigenHüsung. Jürnjakob Swehn derAmerikafahrerRichard Trost: Plattdütsch in Amerikaund die Mäkelbörger Lüd: die Geschichtemeiner FamilieKuno Karls: Auswanderererinnerungenaus dem Altkreis Hagenow / MecklenburgHeinrich Kröger: Überblick über dasLeben Friedrich FreudenthalsKarl-Ludwig Barkhausen: FriedrichFreudenthal in Amerika 1875: Hoffnungund EnttäuschungArnold Hückstädt: Rudolf Tarnow –dem Lachen seine Stimme, dem Ernststille VerseEinige Illustrationen, z. T. von WernerSchinko und Fotos vertiefen die Eindrücke.Die Auswanderung von Norddeutschlandnach Amerika im Spiegelder Literatur:Hrsg. im Auftrag der Fritz Reuter Gesellschaftvon Christian Bunners, UlfBichel und Jürgen Grote, Beiträge derFritz Reuter Gesellschaft, Band 18, Hinstorff-Verlag,Rostock, <strong>2008</strong>, ISBN 978-3-356-01254-5, 144 S.Ingrid StraumerWi seht uns in MöllnAm 17. Mai <strong>2008</strong> war es wieder so weit:die niederdeutschen Autoren trafensich in Mölln um ihre Werke vorzutragen,anderen Autoren zuzuhören, sichkennen zu lernen und Erfahrungenauszutauschen. Das war nun das dritteMal und ab drei Mal, so heißt es, ist esTradition.Erst wenige Wochen vor dem diesjährigenAutorentreffen in Mölln kam dieDokumentation des 2. Autorentreffens46


Rezensionenim Jahr 2007 heraus. Viele Fotos belegendie lockere, gelöste, fröhlicheStimmung, die dort herrschte – das warauch schon beim ersten Möllner Autorentreffenkennzeichnend – mit Sicherheiteiner der Gründe, warum diesesTreffen zur Tradition werden konnte.Auch in den Dankschreiben an dieOrganisatoren nach der Veranstaltungkam das zum Ausdruck. Nachzulesenam Ende der Dokumentation.Aber nun von vorn: Die Stiftung HerzogtumLauenburg und das Zentrumfür Niederdeutsch in Ratzeburg alsOrganisatoren konnten auch im politischenBereich wieder viel Interessewecken. Sowohl der Kreispräsidentdes Kreises Herzogtum Lauenburg,Meinhard Füllner, als auch die 1. Vizepräsidentindes Schleswig-HolsteinischenLandtages, Ingrid Franzen,sprachen Grußworte und betonten,wie wichtig es sei, die niederdeutscheSprache zu erhalten. Ingrid Franzen zuden Autoren: “... Der Schleswig-HolsteinischeLandtag begrüßt Ihre Arbeitund sieht sich in der Pflicht, die Rahmenbedingungenfür das Erlernenund Praktizieren des Niederdeutschennachhaltig zu verbessern. Die Spracheist ein Stück Heimat und darf nicht verlorengehen.” Wie schön, solche Wortenun schriftlich zu haben – man kanndann mal an die Pflicht erinnern.Das tat aber auch schon Dr. ClausSchuppenhauer, der seinen Einführungsvortrag“Uns Platt, de Staat un wi– Über Geltung und Pflege niederdeutscherSprachkultur” betitelte. Er lasaber vor allem auch den Plattsprechernselbst die Leviten, die sich gelegentlichihrer Sprache schämen undmit dazu beitragen, dass sie oft nichtals alltagstauglich betrachtet wird. Vielesmuss sich noch ändern, wenn Plattals gleichberechtigte Sprache bestehensoll – und da sind wir alle gefordert.Auch gut, diesen Aspekt zumNachlesen vorliegen zu haben.Der größte Teil der Dokumentationaber ist naturgemäß den Autoren vorbehalten“Plattdüütsch-Leesbook2007” nennt sich der Teil, in dem dievorgetragenen Geschichten und Gedichtedokumentiert sind. 28 Autorenund Autorinnen aus Schleswig-Holstein,Mecklenburg, Hamburg und Niedersachsenim Alter zwischen 32 und86 Jahren kamen zu Wort. Entsprechendgroß war die Bandbreite an Themenund Formen. Die Alltagsdichtungsteht neben formvollendeten Kurzgeschichtenund Gedichten, die feinsinnigeNaturschilderung neben Makabrem.Ein guter Querschnitt und einegute Möglichkeit, auch Autoren kennenzu lernen, deren Werke nicht gedrucktvorliegen, sondern nur bei Lesungenzu hören sind.2. Autorentreffen Niederdeutsch:Dokumentation, Mölln 12. Mai 2007, hg.Stiftung Herzogtum Lauenburg, Hauptstraße150, 23879 Mölln, DIN-A-4-Broschüre,108 S. Ingrid StraumerLebensbericht mit Blickauf Wilhelm Raabe:Man kennt Augustin Wibbelt als bedeutendenplattdeutschen Dichter und– vor allem – Erzähler des Münsterlandes,der in seiner Rolle bis heute vonniemand anderem wieder erreichtworden ist, so dass im Wibbelt-Jahr-47


Rezensionenbuch 2007 eine neue Analyse seinesWestfalen-Bildes zu erwarten ist. SeineLebensgeschichte, die hier zumsiebten Mal aufgelegt ist, schrieb erhochdeutsch in den Kriegsjahren, indenen er – schon seit einer Weile alsPfarrer pensioniert – wieder auf demHof seiner Eltern im heute zur StadtAhlen gehörigen Vorhelm lebte und ineiner eigenen Kapelle die Messe las.Als „Waldbruder“ sieht er sich dort.Der Erzähler Wilhelm Raabe und seine„Geschichten vom versunkenenGarten“ 1874 sind sein Vorbild, ein langesLeben in einer als begeisterndvielfältig bejahten Welt sein Thema.Der „versunkene Garten“ ist das Kindheitsparadies,das er am alten Ort nichtwiederfindet. Die Zeit nämlich ändertden Raum. Er erzählt, was in der Zwischenzeitgewesen ist, und das war von1862 bis 1940 eine Menge. Politischesfehlt aber trotz der aufregenden Zeitläufte,wenn man es nicht in einer entschiedenenHaltung für das einzelnevon Gott geschaffene Individuum gegenalle Gruppenideologien und -fanatismensehen will. Er entschuldigtsich in einer „Rechtfertigung“, dass ervom eigenen Ich schreibt, doch überwelches wüsste man besser Bescheid?Wichtig nehmen darf sich das Individuum,jedes Individuum! Man kannsein Augenmerk auf verschiedene Seitendes Dargestellten richten, das, wasdavon zur Welt des endenden 19. oderdes beginnenden 20. Jahrhundertspasst, zu Münsterland oder Niederrhein,Universitäts- und Garnisonsorten,zur Pfarrerexistenz, die noch vielunproblematisch-glücklicher erscheintals die seiner plattdeutschenRomanfigur „Pastor von Driebeck“.Die Konfratres wie die Pfarrhaushälterinnenspielen ihre Rolle, die Privataudienzdes vielgelesenen Herausgebersder auflagenstarken katholischenIllustrierten „Der Hausschatz“ beimPapst. Wibbelt erzählt, was es für Einladungenunter Pfarrern gibt! Hessenund Lothringen kommen ins Spiel.Ganz wichtiger Teil des Erinnerns sinddie Begegnungen mit Mitmenschender verschiedensten Art. Die 7. Auflagehat zu ihnen ein Register, dasschnelle Information möglich machtund gründliche Anmerkungen, dieeine Lektüre mit Umsicht ermöglichen.Obgleich es sich bei Wibbelt um einenunermüdlich schreibenden Autorhandelte, dessen Romane, Gedichte,Erbauungs- und religiöse Schriftenzudem großen Erfolg hatten, drängtsich bei ihm das Literarische nie vor.Die Anmerkungen von Rainer Schepperinformieren also über alle erwähntenPersonen, und das sind meist Weggefährten,die wichtige eigene Familie,seltener Anreger für Gedankenweltund Literatur. Was in Wibbelts Jahrenin Westfalen literarisch galt, kann manzusammengestellt finden, wobei derältere Dreizehnlindenautor FriedrichWilhelm Weber aus Nieheim bei Paderborn– heute leider kaum noch bekannt– als besonders wichtig erscheint.Die Lebensgeschichte, die mitder Schilderung der Eltern beginntund damit in die Anfänge des Jahrhundertszurückreicht und mit dem letztenplattdeutschen Roman „Ut de feldgraoeTied“ endet, der im Umkreis eineszweiten vom Ersten Weltkrieg handelt,ist am Anfang wie am Schluss eingebundenin Liebeserklärungen an dieHeimat. Wir sehen ein westfälisches48


RezensionenLeben unbeschadet der Tatsache, dassder Autor sein Berufsleben am Niederrheinbei Kleve verbrachte, wo er imsüdwestlichsten Teil des BistumsMünster Jahrzehnte lang eine kleineländliche Gemeinde am Rhein hatte.Der Herausgeber Rainer Schepper, mitWibbelt und mehr noch mit dessenletztem literarischen Freund und Berater,dem Münsteraner Professor Nörrenberg,eng verbunden, hat nicht nurAnmerkungen zu Personen hinzugefügt,sondern an vielen Stellen die Veränderungen,die der Text nach demersten Manuskript noch erfahren hat,aufgezeigt. Solche Stellen sind nichtübermäßig zahlreich, denn Wibbelt,entschieden in seinen Meinungen undgeübt in allen Formen sprachlichenAusdrucks, schrieb platt- wie hochdeutschvon vornherein meist druckreif,aber was geändert wurde, istmanchmal sehr aufschlussreich für dasStilempfinden der Zeit und enthält sozusätzliche Belehrung. Ein paar hochdeutscheGedichte hat Wibbelt angefügt,sie finden sich in verschiedenenFassungen, behandeln „Enge und Weite“,„Wieder in der Heimat“ und “EwigeHeimat“ neben „Resignation“ und„Land und Leute“. Der Schlussgedankespiegelt schon den Geist der Nachkriegsjahre,in denen das Buch erschien:„Und wie schön muß der Himmelsein, wenn schon sein Vorhof hieniedenso schön ist!“ – Bei jeder neuenLektüre fand ich das Buch besser.Inzwischen selbst fast im Alter desAutors, kann ich es nur nachdrücklichals heiter-ausgewogene und unauffälligbelehrende Lektüre empfehlen, mitder sich der Herausgeber neu verdientgemacht hat.Augustin Wibbelt, Der versunkeneGarten, Lebens-Erinnerungen, hg.von Rainer Schepper, 7. Aufl., Münster:Aschendorff, 2006. Franz Schüppen„Dag för Dag mit de Taxe föhren“Dat se goot platt snacken kann, wetenwi vun ehr Sendungen bi Radio Bremen,aver dat se ok goot platt schrievenkann, wiest se nu in ehr erstes Book„Dag för Dag mit de Taxe föhren“.Gesine Reichstein is „Elvira“, en Taxifohrersch,de de Lüüd op’t Muul kickt,jem tohöört un männichmal ok mehrhöört, as seggt warrt.Keen glöövt, dat he hier en Book mit„platte“ Geschichten vör sik hett, deis op den verkehrten Padd. Mag ween,de een oder anner Geschicht is nichso recht to glöven, aver achter demehrsten stickt en depere Sinn.Gesine Reichstein wiest uns, dat Elviraöver ehr Fohrgäst nadenkt, se ok afun an in de verkehrte Schuuv stickt.Ok männicheen, de bi Elvira mitfohrt,mutt bi ehr sien Sorgen un Problemeloswarrn. Un Elvira kann tohöör’n –wenn se will. Blots denn nich, wenn ehrvun achtern Knoovlockröök in de Nackblaast warrt.Un se kann un will nich glöven, wat deFru ehr wies maken will, worüm datjümmer minner Kinner gifft. En oleFru gifft se bi en Tass Kaffee Nahölpin Politik un lett sik ok nich vun en „Beter-Weter-Schoolmester“,de jümmerblots mit sien Rad ünnerwegens is, deStratenregels för Autos verkloren.Un faken kümmt se bi’t Fohren ok in’tSinneren över ehr egen Leven un ehrKinnertiet.49


RezensionenDat gifft ok Geschichten in dit lütteBook, wo wi uns sülven in wedderfinnen,wo Saken passeren, de uns so bekanntun vertruut sünd, dat wi menen,wi hefft se sülven Elvira vertellt. Villichtis ja de een oder anner vun de Lesersal mal bi Elvira mitföhrt??En glückt Instand vun Gesine Reichsteinas Schrieversch, ok wenn ik miminner Schriev- oder Druckfehlerwünscht harr.Reichstein, Gesine, Dag för Dag mitde Taxe föhren, 2007 Edition Temmen,Bremen, ISBN 978-3-86108-569-0Johanna Kastendiek„Dä Beernboom“Es ehrt Ellen Kresky, dass sie zu Ehrendes 25. Todesjahres ihres Vaters HermannMarschewsky dessen Buch „DäBeernboom“, Reime und Törns in Plattdütsch,neu aufgelegt hat. Sie selberhat es mit wunderschönen einfühlsamenRadierungen versehen.Aber mit Lyrik oder gereimten Gedichtenist das so eine Sache. Man kannsie so nehmen, wie man sie liest undfür sich selbst interpretiert, man kannaber auch versuchen, sich in denSchreiber hinein zu versetzen und sichdessen Gedanken zu erschließen. Dasbleibt jedem, der dieses Buch liest,selbst überlassen.Von diesem Birnbaum fallen vieleFrüchte. Einige sind noch nicht ganzreif, andere sind saftig und schmeckenwunderbar und in einigen wenigensteckt auch schon der Wurm drin.Die meisten der Reime erzählen Geschichtenvom Leben, von Vergangenheitund Gegenwart. Sie erzählen vonHermann Marschewskys Naturverbundenheitund seiner Liebe zu den Menschen.Diese Liebe spiegelt sich auchin den kleinen Geschichten wider, indenen die Protagonisten beim Lesenförmlich zum Leben erwachen.Ein Buch für Liebhaber des ostfälischenPlatts.Marschewsky, Hermann, Dä Beernboom,Sebstverlag Ellen Kresky- ISBN978-3-929359-18-3Johanna KastendiekRegionalgeschichtlichesaus SoltauDie Freudenthal-Gesellschaft hat gemeinsammit dem Heimatbund Soltaueinen neuen Band der “Soltauer Schriften/Binneboom”herausgebracht. Erenthält in seiner 13. Ausgabe überwiegendregionalgeschichtliche Beiträge,darunter einen, der eine Ballade vonEmil Theodor Strasser über die SoltauerSagengestalt “Harm Tyding” zumAnlass nimmt, über die geschichtlichenHintergründe der HildesheimerStiftsfehde aus dem 16. Jahrhundert zuinformieren. Nicht fehlen dürfen in denSoltauer Schriften die Aufsätze zumWerk der Brüder Freudenthal.Besonders der Beitrag von WalterScheller ist hier hervorzuheben, derder Frage nachgeht, wie FriedrichFreudenthal Juden und jüdisches Lebenin seinem Werk darstellt. NachDurchsicht der Erzählungen und GedichteFriedrich Freudenthals, die mitzahlreichen Zitaten und Texthinweisenbelegt ist, kommt Scheller zu dem Er-50


Rezensionengebnis, dass darin “ein ganz normalesMiteinander” von Juden und Nichtjudengeschildert werde – ohne eineSpur von Antisemitismus (S. 102) –, dassaber gleichwohl das Stereotyp einesgeldgierigen, betrügerischen Geldverleihersauch bei Freundenthal inmanchen Nebenfiguren vorkomme.Plattdüütsch steiht dor ook binnen inde “Soltauer Schriften”, man düttmolbloots een Bidragg: Freudenthal-PriesdrägerReinhard F. Hahn ut Seattle(USA) hett dat Gedicht “Tam O’Shanter”vun Robert Burns op Platt öbersett.Bald söben Sieden sünd dat, wo düsseText op Inglisch un op Nedderdüütschblangeneenanner affdruckt is. Liekerswüür ’t denn ook all mit dat Plattdüütsche,un dat wunnert mi: Denn normolerwiesstoht annertieds in de “SoltauerSchriften” jümmers ook de niegenPriesdräger vun ’e Freudenthal-Sellschoppbinnen. Man dat ward dennwiss anner Johr komen. So is de 13.Band vun de “Soltauer Schriften/Binneboom”to de Hauptsook wat för Lüüd,de giern wat öber Geschichte und Kulturin un üm Soltau lesen mögt – einJahrbuch zur Regional- und Heimatgeschichte.Wat allns so lingen blieben deihtWokeen in ’t Münsterland wohnt un affun to mol in de “MünsterländischeVolkszeitung” rinkickt, de kennt emwiss: Otto Pötter mit sien “Hackemaih”-Geschichten. “Hackemaih”, so heetdenn ook dat Book, wat de VerlagAschendorf dor nu vun mookt hett – mit36 enkelte “Alltagsgeschichten upMönsterlänner Platt”, de dor binnenstoht. För Lüüd, de eenmol de Weekgiern düsse Zeitungskolumnen op Plattleest, is dat een Book, wo ’n sik ganzseeker an freihn kann.De Noom vun dat Book is dorbi natürlichgood utsöcht: “Hackemaih” waardin ’t Münsterland seggt to den lüttenRest vun Hau un Stroh, de bi de Aarntop ’n Felln nohbleeven deiht – un wo’n fröher denn jümmers mit ’e HarkFreudenthal-Gesellschaft e.V. undHeimatbund Soltau (Hrsg.): SoltauerSchriften. Binneboom. Band 13.Schriftenreihe der Freudenthal-Gesellschaftund des Heimatbundes Soltau.Redaktion: Heinrich Kröger, WolfgangBrandes, Arnulf Struck, VolkerWrigge. Soltau 2007. 160 Seiten. ISBN:3-933802-17-2.Thomas Stelljes51


Rezensionennoch achterran müss un dat Streu dennut de letzten Ecken tosommenkleienschull. Wenn ’n sik dorop besinnt, wobannig groot de Maschinens in ’eLandwirtschaft middewiel woorn sündun wo nipp un nau dat vundoog allnsin ’e Buree dörploont is, wenn dat – molseggen – bi ’n Silo geiht oder wenn ’tHau un Stroh oppresst waarn schall,dennso kann ’n sik dat good vörstelln,dat dor ’n ganzen Barg vun dat “Hackemaih”lingen blifft – un dat nich blootsin de Landwirtschaft. Denn meent is biOtto Pötter mit dat “Hackemaih” natürlicheen Metapher: Dor blifft öberallwat lingen in unsen Alldag, lütte Krömelsmitünner bloots, aff un to ook moleen ganzet Bult, man de Autor harkt datallns tohoop un kriggt dat op.In sien “Hackemaih”-Geschichten geihtdat veel üm Johrestieden un üm dat,wat de Minschen in ’t Münsterland dorschienbor elkeen Johr mit antofangenweet. So fallt Otto Pötter to ’n Bispeelför den Märzmoond de Peer vun ’tMünsterland in, denn dat is klor: In ’nMärz geiht de Arbeit los mit ’e Peer opFelln. Tomindst wüür dat fröher so. In’n Juli kummt em denn dat Radfohrenin ’n Sinn, un dat is jüst so klor: Nu fangtde Ferientied an. Wedderkennenschall ’n dat “schöne Münsterland” (S.5) ook in de Geschichten, wo dat ümde “Stutenkerlpiepken” oder de “Kiepenkerls”geiht, de dat so wohl blootsin Westfalen geben hett. Bi ’n Lesenmaarkt man ook, wat för ’n wichtig Rullde kathoolsche Religion nich bloots förde Region, man ook för den Autorsülbst speelt. So mookt Otto Pötter “Peterun Paul” oder den “Erntedank” to ’nThema, un he hett bobento een Bidraggöver de kathoolsche OrdensfroSchwester Maria Euthymia (1914-1955)ut Münster schreeven, de de Papst vörJohrn selig sprooken hett. Ganz toletztdrööft natürlich ook nich de Kolumnenfehlen, wo de Autor wat vun Mannslüüdun Fronslüüd, vun de Füürwehr oderwat vun “Schaufensterdekoration” verklort.Otto Pötter sien “Hackemaih”-Textensünd liekers keen Geschichten to ’ndootlachen. To de Hauptsook sünd dateenfach Bidrääg, wo een Autor wat vertelltvun Minschen ut dat Münsterland,so as he sik de Lüüd un de Region insien Gedanken so vörstellt. Ook, wenndor mol sowat as de “Gesundheitsreform”in dat Book in vörkümmt, is in deWelt vun den Verteller noch allns bestop ’e Reeg; dat Leben löppt suutje vörsik hen mit bloots lütte Probleme to ’nSmüüstern. Allns annere waard utblendtut düsse “heele Welt”, sünnerlichdenn, wenn de Verteller sien Fründ“Bäänd” mit in ’t Speel bringt. Dor sittdenn meistieds ’n lütte Pointe achter,so as de Autor sik dat för plattdüütscheGeschichten un för dat Plattdüütschean sik dinken deiht: “Worup et ankümpis ’n nettet Döönken!” (S. 10). För “Hackemaih”un ook för Kolumnen, de annerwegensin Norddüütschland eenmolde Week op Platt in ’e Zeitungstoht, mag dat angohn.Dat Book sülbst is wunnerbor mooktun langt sik fein an, wenn du dat in ’eHand hest. De Biller passt good to deenkelten Texten. Lüüd, de nich jedenDag wat op münsterlänner Platt leest,könnt mit dat Book ook wat anfangen:Bi Wüür, de nich so licht to verstohnsünd, hett de Autor dat Wuurt op Hochdüütschin Klammern gliecks dorachtersett – un de Leser bruukt dorüm52


Rezensionenook nich lang jichtenswo nohtokieken,wat dat denn nu heet. Ook hett OttoPötter in sien Bidrääg fooken Riemels,Spröök oder korte Textzitate binnen,de ook hochdüütsch sünd. Meisttiedsbruukt he de an den Anfang vun sienKolumnen – dat he denn wat hett, andat he anknütten kann un dat he in sienVertelln rinfindt. Vun Seneca bit Goethe,Fontane, Trakl un Rose Ausländerkommt dor denn allerhand in vör;meist ’n beten veel, dücht mi. Liekerswaard Lüüd, de düsse “Heimaterinnerungan das schöne Münsterland” (S. 5)lieden möögt, sik an dütt Book vunOtto Pötter op jeden Fall giern an freien.Otto Pötter: Hackemaih. Alltagsgeschichtenup Mönsterlänner Platt. MitIllustrationen von Josef Heinrich gt. TedBerges. Münster: Aschendorff Verlag<strong>2008</strong>. 128 Seiten. ISBN: 978-3-402-12756-8. Thomas StelljesRedewendungen überArm bis ZungeAus einer Region, wo Plattdeutschstark auf dem Rückzug und teilweiseschon sehr gefährdet ist, stammt einBuch mit Redewendungen „vorwiegendaus dem Raum Südniedersachsen“.Es ist also ostfälisches Platt. DieRedewendungen sind thematisch nachBezügen geordnet. Es beginnt mit demmenschlichen Körper von Arm bis Zunge,dann geht es weiter mit demmenschlichen Befinden, Krankheit undTod, schließlich mit Kleidung undWohnbereich (Haus, Tisch usw.).Leider fehlen die Tiere, über die es jaauch jede Menge kluger Sprüche gibt.Zusätzlich gibt es ein Verzeichnis mitWörtern vorwiegend aus der Forstwirtschaft.Denn wir befinden uns ja ineiner waldreichen Gegend.Zu jedem Sprichwort werden die hochdeutscheBedeutung und ein Anwendungssatzmitgeliefert. Beispiel für dasBezugswort Finger: dä Finger in Speelehebben = verdeckt mitwirken. Beispielsatz:Wer weit, wer da bie düsseGeschäfte dä Finger mee in Speeleehatt hät. Nun ist die ostfälischeSprachlandschaft sehr bunt, daher istes unerlässlich zu sagen, in welcherGegend dieser Satz gesprochen wird.Die Macher des Buches haben sichzwölf Orte ausgesucht, und hinter jederRedewendung und jedem Ausdruckim Wörterverzeichnis steht eineNummer. In unserem Beispielsatz ist esdie 6. In einer etwas versteckten Listenach den Redewendungen finden wir:6 = Platt in Völksen, Deister. Die anderenOrte, woher die Gewährsleutestammen, sind Vornhagen (Schaumburg),Mandelsloh (Neustadt am Rübenberge),Suttorf (Neustadt a.R.),Empelde (Hannover Land), Bredenbeck(Deister), Betheln (Gronau),Greene (Kreiensen), Sievershausen(Solling), Schoningen (Solling), Capellenhagen(lth), Springe (Deister) undDassel (Solling). Alle Orte sind in einerLandkarte auf der Titelseite verzeichnet,damit man einen Eindruckbekommt, wie groß der Sprachbereichist. Er wird eingegrenzt von den StädtenNienburg, Hildesheim, Göttingenund Bückeburg.Die Vielfalt der Mundarten soll am Beispiel„Augen“ gezeigt werden. Sie erscheinenin den Redewendungen je53


Rezensionennach Region als Eogen, Augen, Öogen,Oagen, Ougen.Noch ein paar hübsche Beispiele, dieauch im Hochdeutschen vorkommen:Ein Stein vom Herzen fallen: Wenn eckdä Prüfunge eschaffet hebbe, fälltmeck oaber en Staan vun Harte. BeiKopf und Kragen kriegen (zur Rechenschaftziehen): Wenn dou säa füddermoakest (wenn du so weiter machst),denn kreiget se deck noch beei Koppun Kroagen. Und das Götz-Zitat heißtim Solling: Iu kannst meck emoal inMoase licken!Am Schluss finden sich im Buch nocheinige Lesetexte, auch aus verschiedenenRegionen. Als kleine Sprachprobeein Spruch zum Richtfest in BredenbeckerPlatt (Deister):Eck stoah heei’er beoben an höchtesteStie’e.Weei alle, Mester un Gesellen, sindtefrie’e.Eck froage jück alle doa ünnen niu:Wat würen jeei eohne dä Timmerlui’e?Wilfried Baller: Plattdeutsche Redewendungenmit einem Anhang Niederdeutscher„Holtgeschichten“.Schriftenreihe der ArbeitsgemeinschaftSüdniedersächsische Heimatforschung,Band 17. Mecke Druck undVerlag, Duderstadt 2005, 228 Seiten,ISBN 3-936617-36-8.Hans-Joachim MeyerProtokolle einer VerbitterungRainer Schepper war ursprünglich dasMitglied Nr. 1 der Augustin-Wibbelt-Gesellschaft. Nachdem er sich mit dieserüberworfen hatte (oder sie sich mitihm, das weiß ich nicht), rief er den„Literaturkreis Augustin Wibbelt“ insLeben. Dieser wiederum gibt „Schriftenzur Wibbelt-Forschung“ heraus,deren Band I und 2 uns nun zur Rezensionvorliegen.Ich habe den Eindruck, der „Literaturkreis“scheint mehr oder weniger ausseinem Kreismittelpunkt namens RainerSchepper zu bestehen, denn fastalle Beiträge in den zwei <strong>Heft</strong>en stammenvon ihm. Aber deswegen muss jadie Lektüre nicht uninteressant sein.Scheppers Verletztheit ist in vielen derAufsätze spürbar, obwohl er sich redlichbemüht, unvoreingenommen zuschreiben. Der Streit geht um die richtigeBewertung Wibbelts, um seinenNachlass (das berühmte „Wibbelt-Schränkchen“) und darum, wer sichWibbelts Freund nennen darf und wernicht. Das alles schreit förmlich nachdem Waschen schmutziger Wäsche.Aber das hat Schepper zum Glück inseinen zwei Bänden größtenteils unterlassen.Schepper wirft (in Band 1) anderen vor,dass sie Wibbelt zu sehr als plattdeutschenHeimatdichter sehen. Von seinen154 Buchtiteln seien weniger alsdreißig plattdeutsch. Außerdem seiWibbelt für einen Heimatdichter zusehr Kosmopolit gewesen und habesich überdies zu vielen politischen Fragenrecht fortschrittlich geäußert. Fallsder Vorwurf die Wibbelt-Gesellschafttreffen soll, dann ist sie nicht berechtigt.Scheppers „Literaturkreis“ befasstsich augenscheinlich mit dem „ganzenWibbelt“. Die Wibbelt-Gesellschaftnennt als Vereinszweck ausdrücklichdie „Förderung der niederdeutschen54


RezensionenLiteratur un Sprache Westfalens“. Esliegt also an der unterschiedlichenSchwerpunktsetzung der beiden Vereine,wenn sich die Wibbelt-Gesellschaftvorwiegend des plattdeutschenWibbelts annimmt.Schepper weist anhand Wibbeltsschriftlicher Zeugnisse mit Recht nach,dass Wibbelt in ökologischen Fragenseiner Zeit weit voraus war. Seine Kritikan den Auswüchsen des Kapitalismus,am „Amerikanismus“, wo alleinder Mammon die Welt regiert, ist schonfast revolutionär. Aber die Zitate zeigenauch das Dilemma der katholischenSoziallehre. Gefordert wird einegerechte Verteilung des Eigentums.Wer aber bestimmt, was gerecht ist?Ist die Spaltung der Gesellschaft inArm und Reich nicht eher eine Machtfrage?Dass sich immer mehr Kapitalin immer weniger Händen konzentiert,entspringt ja nicht der Unternehmer-Raffgier, sondern ökonomischen Gesetzmäßigkeiten.Die katholische Soziallehremoralisiert wirtschaftlicheMacht.Wibbelt sei, so Schepper, immer einGegner der Nazis gewesen, währendandere aus der plattdeutschen Szenemit fliegenden Fahnen zu ihnen übergelaufenseien. Er habe auch immerden Antisemitismus kritisiert, weil erunchristlich sei. Aber auch Wibbelt,der Mitglied der Zentrumspartei war,hatte wie andere bürgerliche Politikerdie Illusion, dass man mit den Nazisschon irgendwie ins Reine kommenkönnte. „Politik“, zitiert Schepper, „istdie Kunst des Möglichen, sagt ein klugesWort, und so ist es nicht bloß zulässigsondern notwendig, dass mansich auch mit dem Gegner, mit demman zusammenarbeiten muss, Verständigungensucht, wenn sie sich findenlassen.“ Und die „Judenfrage“ ist auchfür Wibbelt eine „wichtige und schwereFrage“, „die Presse ist fast ganz inJudenhänden“. Wibbelt unterstellt alsoden in Wirtschaft und Gesellschaft tätigenJuden, dass sie als einheitlichesjüdisches Kollektiv handelten. Dabeihatten sich die Juden bei uns weitgehendassimiliert und empfanden sichals Deutsche.In mehreren Beiträgen geht es um dieFreundschaft zwischen Wibbelt undSchepper. Namentlich dem Pater JosefTembrink wirft Schepper vor, dieseFreundschaft „diffamierend in Misskreditzu bringen“. Wibbelt hatte dieAngewohnheit, die handelnden Personenin seinen Waldbruder-Märchennach den Vornamen seiner Freunde zunennen. In einer von Tembrink bearbeitetenNeuausgabe dieser Märchensei, so Schepper, der Rainer bewusstunterschlagen worden.Dann sind Briefe Wibbelts an Scheppervom Januar 1944 bis zum September1947 dokumentiert. Der 81-jährigeoft kränkelnde Wibbelt hüpft in denJungbrunnen einer Freundschaft mitdem 16-jährigen Flakhelfer. In fast jedemBrief werden Bildchen ausgetauscht,Wibbelt unterschreibt dieBriefe mit dem Pseudonym „Enzian“und möchte auch so angeredet werden,und der „leiwe Rainer“ darf auchunangemeldet jederzeit Wibbelt in seinerBehausung aufsuchen und zurNacht bleiben, aber bitte erst dannkommen, wenn die Putzfrau gegangenist. Aber es gab trotz allen konspirativenGebarens nichts Heimliches indieser Freundschaft. Scheppers Ver-55


Rezensionenwandtschaft hat von ihr gewusst undsie akzeptiert, sonst hätte Wibbelt wohlkaum auch mit Scheppers Mutter undTante korrespondiert.Im Band 2 bedauert Schepper, dassdas Interesse an Wibbelts Werken undauch am Plattdeutschen immer mehrzurückgehe. Er kündigt an, dass seinLiteraturkreis die Arbeit einstellenmüsse und auch die „Schriften zurWibbelt-Forschung“ nicht mehr erscheinenwürden. In mehreren Beiträgennimmt der Autor dann Wibbelt-Bearbeitungen auseinander, die ersamt und sonders unprofessionell,stümperhaft und schlampig nennt. Seitenlanglistet er Druckfehler, falscheSchreibweisen und Textveränderungenauf. Muss sowas unbedingt an dieÖffentlichkeit? Aber Schepper bliebwohl keine andere Wahl, nachdem erbei der Wibbelt-Gesellschaft zur Unpersonwurde und man nicht einmalseine Briefe beantwortet hat.Manchmal lässt sich Schepper dazuhinreißen, Leute wie Pilkmann-Pohlpersönlich herabzusetzen, nennt ihn„ABM-Kraft“ und „Doktorand“. Warum?Auch Anfänger können Gutes zustandebringen. Bei den „Bezeugungenüber Wibbelt“ beginnt es dannwieder richtig zu „scheppern“: WarPater Josef Tembrink, dem offenbarvon der Wibbelt-Nichte die Rechte anWibbelts Werken übertragen wurden,nun Wibbelts Freund oder nicht? Ichbin nicht geneigt, das alles unter Wibbelt-Erbfolgekriegabzuheften. Da ichaus dem „Versunkenen Garten“ weiß,welche große Rolle Freundschaften inWibbelts Leben spielten, finde ich diesenBeitrag schon wichtig für die Wibbelt-Biografie.Es sind zwei streitbare <strong>Heft</strong>e, die michdarin bestärkt haben, mich kritischermit der Person Wibbelt, seinen politischenAnsichten, seinen Werken undder Bearbeitung seines Nachlasses zubeschäftigen.Literaturkreis Augustin Wibbelt:Schriften zur Wibbelt-Forschung.Band 1: F. Coppenrath-Verlag, Münster1991, 110 Seiten, ISBN 3-88547-841-2.Band 2: Münster 1996, 111 Seiten, ISBN3-7843-2798-2. Hans-Joachim MeyerErst nur Adams, dann nur Evas„Plattdüütsch güstern un hüüt“, eineAuswahl niederdeutscher Literatur seitdem frühen Mittelalter, versteht dieHerausgeberin Fehrs-Gilde als Fortsetzungder Anthologie „Ook op Plattdüütschgeiht dat goot“. Zusammengestellthat sie Peter Martens, Professorfür Phonetik der deutschen Sprache ander Universität Hamburg und Autorzahlreicher Veröffentlichungen überPlattdeutsch. Das Buch ist zweisprachigabgefasst, die linke Seite hochdeutsch,die rechte Seite plattdeutsch. Dazukommen ausführliche Worterklärungenzu jedem Text. Das Buch wendetsich ausdrücklich auch an Leser, diesich vorher noch nie mit Plattdeutschbefasst haben. Im Grunde ist es eineArt Lehrbuch, es fehlt eigentlich nurnoch eine kleine niederdeutscheGrammatik im Anhang.Der plattdeutsche Törn durch die Jahrhundertebeginnt etwas kurios mitzwei Anekdoten, die wohl beweisensollten, dass Plattdeutsch doch eineWeltsprache ist, mit dem Pariser Kell-56


Rezensionenner, der auf das „So’n Schiet“ einesdeutschen Gastes mit „Dat segg ickook“ antwortet, und mit der Dame ausLüdingworth, die auf wundersamenWegen im Harem eines arabischenScheichs landet und diesen „du ooleBullerballer“ schimpft. Die Geschichtenhaben sooo einen Bart, trotzdemliest man sie immer wieder gern. Dafür Christenmenschen alle Geschichtemit Adam und Eva anfängt, geht esdann mit der plattdeutschen Genesisund Boy Lornsens „Sien Schöpfung unwat achterna keem“ weiter.Auf Seite 44 geht es dann aber richtigzur Sache: mit altsächsischen Glaubensbekenntnissenund dem wichtigstenaltsächsischen Sprachdenkmal,der Dichtung „Heliand“. Die SprachenAlthochdeutsch, Altsächsisch und Angelsächsischwaren sich so ähnlich,dass man sich gegenseitig verstehenkonnte und die Sprachen auch mal vermischte.In: „Gelobistu in halogan gast– ec gelobo in halogan gast“ ist „hâlogangâst“ angelsächsisch, vermutlichbeeinflusst durch Missionare, die vonden britischen Inseln kamen. Das Hildebrandsliedist bekanntlich einSprachcocktail aus Althochdeutschund Altsächsisch.Aus der mittelniederdeutschen Zeitdürfen natürlich der Sachsenspiegelund „Reinke de Voss“ nicht fehlen. Wasaber die „Clumbumbus“-Gedichtehier zu suchen haben, ist mir schleierhaft.Zum Abschnitt mittelniederdeutschhätte ich Originaltexte erwartet,aber nicht heutige Lyrik oder Prosaüber das Mittelalter. Gleiches gilt fürdie Eulenspiegel-Geschichten, die im16. Jahrhundert auf Hochdeutsch niedergeschriebenund erst viel späterauf Plattdeutsch nacherzählt oderübersetzt wurden. Martens präsentiertuns einen Eulenspiegel von WillyKrogmann, der angeblich „Meckelborgsch“sein soll. Mien leiwe Martens,wenn dat Fritzing to weiten kricht,denn kladdert hei von’n Himmel up’eIerd runner un versahlt di dat Fell.Dann endlich wieder ein Urtext: dieWeihnachtsgeschichte aus der Bugenhagen-Bibel.Es ist bewusst eine Wortfür-Wort-Übersetzung,denn Bugenhagenwollte, dass man auch auf Plattdeutschden Luther wiedererkennt.Vor den neuniederdeutschen Textenmuss etwas zum Niedergang des Plattdeutschenund dessen Ursachen gesagtwerden. Martens nennt LuthersBibelübersetzung den Verfall der Hanseund das von den Europäern entdeckteAmerika, wodurch sich derSchwerpunkt des Handels in Europa anden Atlantik verlagerte. Hinzufügenmuss man gesellschaftliche Ursachen.Die Patrizierherrschaft der Hanse hattesich überlebt. Der Fortschritt kamvon den Städten des aufstrebendenBürgertums im Süden und mit ihm kamenWissenschaft, Kultur und dasHochdeutsche. Der Sprachverfallmacht sich laut Martens auch in zeitgenössischenniederdeutschen Textenbemerkbar, indem mehr und mehr falschesPlatt und hochdeutsche Ausdrückein die Sprache eindringen, etwa indie Brockes-Texte aus dem 18. Jahrhundert.Martens nennt Formen wie„satt“ (saß) statt „seet“ und die Vorsilbege beim zweiten Partizip. Hier irrtder Professor. Das alte Niederdeutschkannte noch eigenständige Konjunktiv-Formen:„ik seet“ (ich säße) neben„ik satt“ (ich saß). Beim Verschwinden57


Rezensionendes Konjunktivs wurde dann entwederdie eine oder die andere Form als Indikativgenommen. Bei den Ostfriesenund Mecklenburgern war es „ick satt“,bei den übrigen „ick seet“. Und dieVorsilbe ge verschwand ja nicht abrupt.Teilweise ist sie noch heute inGebrauch, wenn das zweite Partizp alleinsteht, wie in „geseggt, gedaan“.Rudolf Kinau schrieb so, und ihm wirdman wohl kaum nachsagen, „falschesPlatt“ zu benutzen.Einige Autoren gehören in dieseSammlung einfach nicht hinein, wieTheodor Fontane oder Heinrich Hoffmannvon Fallersleben. Beide habenmit Plattdeutsch kaum oder gar nichtszu tun. Immerhin dokumentiert Fontanesplattdeutsches Loblied auf KlausGroth, dass dieser auch von hochdeutschenAutoren sehr geschätzt wurde.Und der Schöpfer des besonders aufdem Hamburger Fischmarkt gern gesungenenVolkslieds „Alle Vögel sindschon da, Aale, Aale, Aale“? Er hat den„Reinke de Voss“ herausgegeben, ausseiner eigenen Feder stammt nichtsPlattdeutsches. Und was soll bitte dieGeschichte des Deutschlandlieds indiesem Buch?Einige Autoren bringt Martens im Urtext,andere werden von ihm „egalisiert“,sogar unsere Klassiker wie FritzReuter, Klaus Groth und Johann HinrichFehrs (notabene: das Buch wurde vonder Fehrs-Gilde herausgegeben). InAnthologien ist die Angleichung derSchreibweise üblich. Hier handelt essich aber um ein Buch über die Geschichteder niederdeutschen Literatur,und da hätten die Originaltexte derAutoren genommen werden müssen.Zur Literaturgeschichte gehört auchdie Geschichte der Schreibweise. BeiGroth und Fehrs finde ich das „Egalisieren“besonders schade. Das nordniederdeutschePlatt kennt mehr langeVokale als die deutsche Schriftsprache.Unsere Klassiker haben sehr lautgetreugeschrieben, benutzten dasHäkchen unter dem e oder ö oder Sonderzeichenwie œ. Aber inzwischen istunsere plattdeutsche Schreibe auf denSass gekommen. Und das Achte Sass-Gebot lautet: Du sollst ein- undzweilautiges e und ö im Schriftbildnicht unterscheiden. In diesem konkretenFall führt die Regel dazu, dass Leute,die keine geübten Plattsnacker sind,die Wörter falsch aussprechen.Bei den Autoren des zwanzigsten Jahrhundertsbemüht sich Martens um dieVielfalt der plattdeutschen Dialekte. Esfehlen allerdings der Niederrhein undPlautdietsch, das Platt der jetzt inDeutschland lebenden russlanddeutschenMennoniten. A propos Adamund Eva: Bis ins neunzehnte Jahrhundertlässt Martens nur Adams, nurmännliche Autoren zu Wort kommen.Im zwanzigsten Jahrhundert bringt erzum Ausgleich nur Evas, also plattdeutscheSchriftstellerinnen. Daher müssenwir in diesem Buch auf große Autorenwie Augustin Wibbelt, Norbert Johannimlohoder Johann D. Bellmann verzichten.Insgesamt bietet das Buch einen gutenÜberblick über die Geschichte derniederdeutschen Literatur. Ich hättemir aber weniger Nachdichtungen unddafür mehr Originaltexte gewünscht.Oft schweift Martens vom Thema ab.Man muss das Buch kritisch lesen unddarf nicht alles für bare Münze nehmen,was drin steht.58


RezensionenPlattdüütsch güstern un hüüt. Beispielezur Geschichte und Vielfalt niederdeutscherLiteratur aus zwölf Jahrhunderten.Zusammengestellt und erläutertvon Peter Martens. Hrsg.:Fehrs-Gilde, Wachholtz-Verlag, Neumünster2007, 479 Seiten, ISBN 978-3-529-04964-4. Hans-Joachim MeyerRegionalsprachenkonferenz inden NiederlandenIn der Region Stellingwarf im Südostender niederländischen ProvinzFriesland fand im Mai 2007 die zweiteRegionalsprachenkonferenz unseresNachbarlandes statt. Die „StellingwarverSchrieversronte“ hat die wichtigstenBeiträge publiziert. Nach der„handvest“ (Charta) der EU sind inden Niederlanden als Regionalsprachenakzeptiert: Friesisch, die elf „nedersaksischen“Dialekte (Groninger,Drenther Platt, Achterhoeks usw.) undLimburger Platt. Minderheitensprachensind Jiddisch und Romanes.Auf der internationalen Konferenz (eswaren auch Vertreter aus Belgien undDeutschland da) ging es hauptsächlichum die „nedersaksischen“ Dialekte.Kritisch wurde angemerkt, dass mitder Erweiterung der EU das Augenmerkdes Europarats mehr auf die Minderheitenpolitikin Osteuropa gerichtetist. Länder wie Niederlande,Deutschland und Belgien fallen unterden Tisch. Wie bei uns versucht in denNiederlanden die Staatssprache, diekleineren Sprachen zu verdrängen.Man fragt: Wie weit kommt man schonmit Grunnegs oder Drents? „Wir sinddoch alle Niederländer.“ Bewundertwerden die Erfolge der Sorben undNordfriesen in Deutschland (gemeintist offenbar das Friesengesetz). DieNordfriesen hätten deswegen so vielerreicht, weil sie mit der größerenMinderheit, den Dänen, zusammengearbeitethätten.Ein Sprecher rechnete zu den „nedersaksischen“Dialekten auch dasPlattdeutsch Ostfrieslands, des Emslandesund Westmünsterlands. Die Regionalsprachenstünden unter der„Diktatur der Finanzpolitik“, daSprachpflege ja nicht zum Nulltarif zuhaben ist. Die Streichung der niederdeutschenProfessur in Göttingen wurdeauch in den Niederlanden aufmerksamregistriert.Trotz aller Schwierigkeiten werde vielPersonal in die Sprachpflege gesteckt.Es gibt so schöne Amtsbezeichnungenwie den „Regionalsprachenfunktionär“(streektaalfunctionaris) oder den„Regionalsprachenbotschafter“ (streektaalambassadeur).Wichtig sei es, beimUnterrichtsmaterial auch die modernenMedien wie Internet oder SMS zunutzen.In der relativ kleinen Region Stellingwarfsei man vor 35 Jahren mit 60Sprachpflegern angefangen. Heutearbeiten 1300 Personen einem Institutzu, das Literatur, Wörterbücher undZeitschriften publiziere. Man kann sichinzwischen auch schriftlich in Stellingwarfsan die Behörden wenden undsich in dieser Sprache trauen lassen.In Friesland gibt es einen Schulversuch,wo von Anfang an in drei Sprachenunterrichtet wird: in Friesisch,Niederländisch und Englisch. Das entsprichtgenau der Empfehlung der EU,wonach jeder drei Sprachen können59


Rezensionensollte: als „Haussprache“ die Regionalspracheoder den Dialekt, die Landesspracheund eine Weltsprache wieEnglisch.Aus Deutschland war Reinhard Goltzvom Bundesrat für Niederdeutsch zuGast. Sein Beitrag ist im <strong>Heft</strong> auf Plattdeutschabgedruckt (alles andere istin Niederländisch). Er befasste sich mitSprachförderung und Politik. Die Förderungdes Plattdeutschen funktionierenur dann, wenn es klare Vorgabenvon der Politik gebe, die auch finanziellabgesichert seien. Ein bekannterplattdeutscher Spruch müsse daherheute heißen: „Suup di duun un fräätdi dick, maak op dat Muul bi Politik!“Am Schluss werden die Referentenvorgestellt, eine geballte Ladung von„docenten“, „hoogleraren“ und „directeurs“.Wer mal einen Blick überden deutschen Tellerrand werfenmöchte, sollte zu der Broschüre greifen.Streektaal en duurzaamheid. Lezingenvan de internationale streektaalkonferenciein Noordwolde, 25 mei2007. Redactie: Henk Bloemhoff en PietHemminga. Hrsg.: Stichting StellingwarverSchrieversronte, Berkoop/Oldeberkoop2007, 120 Seiten, ISBN 978-9-064-66143-3.Hans-Joachim MeyerPlatt mit DDR-VergangenheitGerhard Bormann, Jahrgang 1930,stammt aus dem nördlichen Harzvorlandbei Wernigerode und schreibt dasdort übliche ostfälische Platt. Aus seinerFeder liegt uns nun ein Buch mitLyrik und Prosa vor. Der örtliche Hintergrundist seine DDR-Heimat, obwohler schon lange im Westen gelebt hat.Als Junge hat er Nazizeit und Kriegedurchgemacht. In der DDR war er Lehrerund arbeitete in der „Jungen Gemeinde“mit. Er war wohl kein ausgesprochenerGegner der DDR,jedenfalls sagt die Biografie amSchluss des Buches darüber nichts. Irgendwannsollte er aber Berichte überseine Kollegen schreiben, die mehr alsnur Beurteilungen waren. DiesemDruck wollte er sich nicht aussetzenund floh 1955 in den Westen. Als er vondort später seine Mutter in West-Berlinbesuchen wollte, wurde er in derDDR aus dem Zug geholt, wegen „Republikflucht“verurteilt und in ein Straflagergesteckt. Er wurde dann in denWesten entlassen, lebte in Niedersachsenund war bis zu seiner PensionierungDirektor einer Sonderschule inWinsen/Luhe.Diese Biografie muss man kennen, umseine Geschichte und Gedichte zuverstehen. Gleich die Erzählung „Moritz“zu Beginn aus der Schulzeit, wonoch der Rohrstock regiert, zeigt, worumes ihm geht: um den Einsatz fürBehinderte, zu kurz Gekommene undSchwache aus christlicher Verantwortung.Eine Geschichte aus der Nazizeitschildert die öffentliche Hinrichtungeines polnischen Zwangsarbeiters, dersich mit einer deutschen Frau eingelassenhatte, was streng verboten war.Die Geschichte „Mit Musike“ thematisiertseine Haft in der DDR. Die Gefangenenwurden misshandelt und gedemütigt,obwohl sie eigentlich „umerzogen“werden sollten. War die DDRtatsächlich so naiv, Strafgefangene mit60


RezensionenArbeiterliedern bessern zu wollen?Oder so zynisch, vor ihnen „unsterblicheOpfer“ zu spielen? Die berühmte„sozialistische Gesetzlichkeit“ wurdemassiv verletzt, und daran ist ja dieDDR auch letztendlich gescheitert.Die meisten Geschichten und Gedichtespielen im Alltagsleben. Da ist Edemit dem Feuermal im Gesicht, der allenunheimlich ist und bestimmt füreinen Brand im Dorf verantwortlich ist.Ein Bauer namens Andreis ist so ungeschlacht,aber auch so typisch für eineGegend, wo man sagt: „En Buer is enBeist, un twei Buern sind drei Beister.“Ein Mann braucht einen Anzug aus einerKleiderkammer. Es ist aber nurnoch ein Frack da. Plötzlich wird er alsTotengräber zu Begräbnissen eingeladen,wird von den Trauernden entwederals Totengräber oder entfernterVerwandter angesehen und kann sichendlich richtig satt essen. Wir erfahren,wie man Geldscheine als Weihnachtsgeschenkumweltfreundlichverpackt, und erleben die Qual beimZusammenbau von Ikea-Möbeln. Wirlesen mehrere Loblieder auf alte undtrotzdem jung gebliebene Frauen.Wäre für Bormann Kommunismus Teufelswerkgewesen, hätte er bestimmtkeine Gedichte von Bertolt Brechtnachgedichtet. Die Legende von derEntstehung des Buches Taoteking inostfälischem Platt, das ist schon einSchmuckstück.Und dann eine Geschichte, wo vermutlicheigene Erfahrungen als Schriftstellerverarbeitet werden: Luise Viereck,genannt Veerkantenmudder, liest ausihren Werken. Das zahlreiche Publikumist damit überhaupt nicht einverstanden.Forken haben keine drei, sondernzwei Zinken. Hirsche gibt es hier garnicht mehr, statt dessen sollten Reheim Buch vorkommen. Geerntet wirdmit der Sense und nicht mit der Sichel,und überhaupt stimmt alles hinten undvorne nicht. Da platzt der Dichterin derKragen. Als kleine Sprachprobe: Veerkantenmudderleit öhren Stock mit deHirschhornkrücke op en Disch neddersusen.Et word glieks stille un in deStille grummele se: „Dichtung is reineVorschwendung for jiech. Von mek ut,laat jiech dat ganze Jeld taurüjje jeben,un ersticket danah an juun Tatsachen.“Ohne noch ein Woort tau seggen, vordrückese sek dorch den Vorhang.Erfreuliche, nachdenkliche undteilweise skurrile Geschichten. Sehrempfehlenswert!Gerhard Bormann: De Botterblaume.Sinnliches und Besinnliches. Bearbeitetund herausgegeben von RolfAhlers. Verlag Uwe Krebs, Wendeburg2007, 156 Seiten, ISBN 978-3-932030-40-6. Hans-Joachim MeyerCDLandfroons vertellt“Ik will di wat vertellen”, nennen dieLEB Leer und die Ostfriesische Landschaftsehr schlicht ein Hörbuch, dasim September 2007 erschien.Wenn Landfrauen ein Hörbuch machen,hat das natürlich eine Vorgeschichte.In diesem Fall fing alles an mit einemKurs der LEB Leer, in dem Frauen lernenwollten, plattdeutsche Texte vorzutragen.Sie bekamen nun Lust, selbst61


RezensionenTexte zu verfassen und wurden dazubesonders von Cornelia Nath vomPlattdütskbüro der OstfriesischenLandschaft ermutigt und bei ihrem Vorhabenunterstützt. Schließlich entstanddie Idee, aus den von den Autorinnenselbst vorgetragenen Geschichten einHörbuch zu machen.Zwei Jahre dauerte die für die Frauenungewohnte Arbeit: Elf Frauen in gestandenemAlter, die zuvor noch nieeigene Geschichten geschrieben haben,trauen sich, aus ihrem Leben zuerzählen oder erfundene Geschichtenaufzuschreiben. Sie verstehen sich alsErzählerinnen im besten Sinne desWortes und erzählen Alltägliches, Vergangenesoder frei Erfundenes.Die Frauen hatten zwei Hürden zu nehmen– einmal das Schreiben einer ansprechendenGeschichte selbst unddann auch noch das gekonnte Vortragen.Diese Hürden haben sie mehroder weniger gekonnt aber auf jedenFall auf sympathische Weise gemeistert.Das Hörbuch produzierten Jörg Deubnerund Uwe Sager zum Selbstkostenpreis,wie sie es auch schon bei anderenplattdeutschen Produktionen gemachthaben, die unterwww.twotrack.de zu finden sind. Unterdieser Adresse kann man auch die Textezu den Geschichten bekommen. Sokönnte man mit Text und Hörbuch auchplattdeutsch lernen! (Was nur folgerichtigwäre, denn zwei der Autorinnenmussten für das Projekt selbst erst dasostfriesische Platt lernen.)Man kann die CD bei den Autorinnen,beim Verein Oostfreeske Taal (Tel.:04941-6981290, Fax: 04941 -179970,mail: oostfreeske-taal@ewetel.net),sowie in den Buchhandlungen Schuster(Leer) und Harlekin (Warsingsfehn)erworben werden.Was besonders sympathisch ist: DieFrauen wollen weder Starruhm nochGeld für sich: Der Erlös aus dem Verkaufgeht an die Ostfriesischen Volkstheaterzur Unterstützung ihrer Kampagne“Plattdütsk in Kinnermund”.Ik will di wat vertellen: Een Projektvan de LEB Leer un de OostfreeskeLandskupp, ton+phon musikproduktion,2007Ingrid StraumerTHEATERAnrögend Schauspeel op deOhnsorg-BühnMit „Atschüüß, mien Leev“ (Bis dann)vun Roswitha Quadflieg, hett dat Ohnsorg-Theateren Schauspeel op deBühn bröcht, wat rundüm glückt is unde Tokiekers anröögt un nadenkerntorüch lett. Frank Grupe hett dat maneenmal goot in de plattdüütsch Spraakümsett – nich översett! Un Joachim Blieseas Franz Maus in de Hauptrull is enGlücksfall för dat Theater. He lett deMinschen nich ’n Oogenblick ut siengroot Schauspeler-Könen rut. He beröhrtun faszineert. He bringt een to’nNadenken un Överdenken vun’t Leven.He is jedeen Ogenblick Franz Maus.Chapeau!Franz Maus weer Journalist, hett Magenkrebsun warrt vun sien Nichte in’t„Haus Lebensabend“ afschoven – to’nStarven, as he weet. Blots noch sienSchrievmaschien is em bleven. Reni-62


RezensionenJoachim Bliese –Foto: Ohnsorg-Theatertent un böösardig gegen all – wat datnu de Oberschwester, de junge Pfleger,de Paster or de Doktersch sünd –ok gegen sik sülvens, lett he Neegdenich mehr to. Man blots sien Schrievmaschien,de steiht em bi, warrt Helpin en Breefwessel mit de 16-johrigMarie, de mit ehr Öllern in Athen leevt– also wiet noog weg. Maus is in sieneBreven de 19-johrig Zivi mit Motorradun Drööm vun ’n flott Auto un ’n Reisna Australien. Solang as he schrifft orehr Antworten leest, is Maus wedderjung, liekers he op den Dood luert. Iswedder vull Leven, liekers he an’t Ennanlangt is. Wat seggt he sülven dorto?„Solang de Minsch leevt, hett he okDrööm un much lever anners een sien.Wokeen mag al he sülven sien?“ Mitde Tiet lett Maus blots de OberschwesterJosephine ’n beten wat neger an sikran. Edda Loges gifft ehr liese, mitföhlenTöön. Un denn is dor en nie Mitbewahnerin,Brunhilde Buratti, ’n betenverdreiht, snackt sik ehr Leven so hen,dat ehr dat goot passen deit, un ... sehett ’n hartlich Aart, so dat Franz Maussik nich vör ehr versteken kann unbruukt. Uta Stammer is een wunnerborBrunhilde Buratti. As jümmers, hettdat Theater ok wedder ’n goot Ensemble-Leistungoptowiesen: AxelStosberg as Pfleger, Meike Meiners asNichte Anne Harder, Birte Kretschmeras Doktersch, Oskar Ketelhut as Heimpasterun Horst Arentholt as Gehwagenverköper– se all sünd en Eenheit.Dorto kümmt en Bühnenbild vun MalteMarks, dat mit Lichteffekt un Dreihbühnoptimal Stimmungen insettendeit. De Bühnenmusik vun Serge Weberpasst sik so an, höört eenfach dorto.Man kann Hans Helge Ott, de deInszeneerung vörnahmen hett, Dankseggen för en Theaterbelevnis vun debesunner Aart, dat lange Tiet naklingenwarrt.Ok dat Ohnsorg-Theater is Dank toseggen, dat man dat riskeert hett, soen Schauspeel in’t Programm to nehmen.Dat is man eenmal glückt! Mööglichmaakt hebbt dat: ganz besünnersJoachim Bliese as Franz Maus, man okdat Ensemble un dat ganz Ümto op unachter de Bühn.To’n Utklang hett de Intendant ChristianSeeler noch Dank seggt an UtaStammer, de mit disse Rull ehr 25-johrigBühnenjubiläum an’t Ohnorg-Theaterfiert. Müch se ehr Publikum wiederhenmit feine Charakterdarstellungen,as bet nu to, Freid maken.63


Rezensionen„Atschüüß mien Leev“ (Bis dann)Schauspiel von Roswitha Quadflieg,Plattdeutsch von Frank Grupe. Uraufführungam 20. April <strong>2008</strong> in Ohnsorg-Theater, Hamburg. Regie: Hans HelgeOtt.Christa Heise-Batt25 Johr Börner SpeeldeelDat schall eerst man een namaken: FievuntwintigJohr hett se op den Buckel,de Börner Speeldeel, un se is keenbeten oolt dorbi worrn – nee, jung unfrisch is se bleven!För dat Jubiläumsstück hebbt se sikden Schwank „Charleys Tante“ vunThomas Brandon, Nedderdüütsch vunGerd Meier, utsöcht. De Premiere kunnsik sehn laten. De feine Saal in’t LALIan de Tangstedter Landstraat 182a inHamborg weer vull vergnöögtMinschen, de op’n hööglich Theateravendluern. Se wörrn nich enttäuscht.Keen kennt nich den Schwank, de in de„Gollen Twintiger“ speelt, as sik datnoch nich höörn dee, dat junge Deernseenfach – ohn Opsicht – mit jungeMannslüüd in de ehr Wahnung tosamenkemen. De beiden Studenten,Thies von Hagen un Charley Wohlt,sünd bi Benjamin Stawicki un Eric Jensengoot ophaven. Se suust över deBühn un man glöövt jem, dat se heeldull verleevt sünd. Se sünd böös in deKniep. Se hebbt ehre beiden „Flammen“inlaadt un de Anstandtsdaam,Charleys Tante Lucia ut Brasilienkümmt nich rechttiedig an’t Laden. EnErsatz mutt her. Dat is Fründ HerbertKuddewöhrde. Hauke Christiansengifft em best Statuur un he is en wunnerborDonna Lucia. Dat maakt grootFreid, em/ehr totokieken. He kriggt datso goot hen, dat man em/ehr afnehmendeit, dat de beiden öllerhaftig Mannslüüdop em rinfallt. Natürlich speeltdorbi ok dat Geld ’n Rull, denn DonnaLucia is Milljonärin. General Franz vonHagen (Markus Wilken) un Stefan Sander(Peter Huber) sünd twee staatscheMannslüüd, de geern noch mal heiradenmüchen – Fru un Geld! De beidenjungen Deerns, üm de sik allns dreiht,sünd Jessica Just as Anni Sander un JuliaKirschnik as Käte Saggau. Se sündman eenmal smuck antosehn un mankann de beiden Studenten goot verstahn.De Kuddelmuddel is perfekt, as derichtige Donna Lucia mit en jungeDeern, üm de se sik kümmert, opdüükert.Britta Reichelt as Donna Luciakickt sik dat Spillwark mit Smuusternan, lett sik nich ut de Roh bringen.Ünnerstütt warrt se vun Ella Ewers(Anja Mey), de ok verleevt is – in keen?Warrt nich verraadt. As dat ganze Dörcheenannerop’t Letzt opkloort warrt,is sünnerlich Freda, de Huushöllersch,(Marita Beecken) heel tofreden, dat datendlich wedder maneerlich togeiht, so,as sik dat för anstännig Lüüd höört.Wat goot daan harr: man harr dat Stückwat kötten müsst. Af un an gifft dat ’nLeerloop un dat is ’n beten wat to lang.Man dat Bühnenbild un de Kledaaschsünd vun’t Feinste! De twintiger Johrnsünd bestens drapen. Speelbaas RitaHaumersen hett ehre Spelers motiveertun man kickt jem all geern to.Gratulatschoon!„Charley Tante“, Schwank von ThomasBrandon, Plattdeutsch von GerdMeier. Premiere 18. April <strong>2008</strong> „Bör-64


Rezensionenner Speeldeel“ in Hamburg in der Regievon Rita Haumersen.Christa Heise-BattAllens Böse to’n GebuurtsdagOhnsorg-Premiere am 2. März <strong>2008</strong>„Grau ist bunt“ hett Henning Scherffsien Book öber dat Lewen un Tosomenlewenin’t Öller betitelt. Düsse Titelkunn ebenso good öber denn Schwankvun Volker Bohnet un Alexander Alexystohn, den de Ohnsorgs nu mit Bravournohspeelt hebbt. Bunt, bannigbunt weer dat – mi weer dat meist tobunt.Richard (Edgar Bessen), de Stammvaddervun de Mischpooch, de hier eenFamilien-Komedie aftreckt, Richardward achentig Johrn oold. Un de Gebuurtsdagsteiht vör de Döör, man deOol kümmert sick üm nix. He sitt dorin siene schedderigen Alldags-Klamottenun höögt sick öber de Hippeligkeitvun siene dree Söhns un tweeSchwiegerdöchter. De drütte Schwiegerdochteris een Mann, Wolfgang(Ole Schloßhauer), de mit Söhn Max(Robert Eder) in Homo-Partnerschafttohopen leewt. Wolfgang kann blootsto Anfang dorbi sien, he hett jo nocheen’n annern Termin, he mutt sick opeen Rull in een Theaterstück vörbereden.De Anfang vun dütt Stück is bannigwuselig – un dat End ok! All snackt sedöreenanner, loopt hierhen un dorhenas harrn’s Hummeln in Achtersen. Dukriggst awers doch mit, dat se sick annerseen Dreck üm den Olen kümmert,awers nu, wo he Jubiläum hett, scharwenzeltse opgereegt üm em rüm. Datis jo wol de rechte Stimmung, de de Oolnutzt, üm sien feine Verwandtschaft dorop hentowiesen, dat he sick een jungeFru anlacht hett.Nu köönt siene Lüüd nix anners mehrdenken, as: Dat Arv is in Gefohr un datAnsehn vun de Familie ... Se wüllt denOlen an leevsten ünner Kuratel stellen.De Opregung köhlt sick denn awerswedder af. Un denn kümmt de Neeschierdör: Wat is dat denn för een? –Op jedeen Fall kriegt se nu ehrn olenVadder sowied, dat de sick passlichümkleden deit. Schmuck süht he ut. Undenn bimmelt dat ok al an de Döör, unBritta, de „Bruud“ sweewt rin, eenKopp grötter as Richard, mit depe, warmeStimm un een Ruuch vun Rootlicht-Milieu. – Tja un denn schuuwt sick deVörhang dortwischen, un du kannst diin de Paus Gedanken moken, woansdat wiedergeiht. Villicht hest du aleen’n Verdacht un bläderst in dat Programm-<strong>Heft</strong>:Britta ward speelt vun EvaSchöne. Wat, de kennst du nich? Na,villicht ward se sick jo noch bekanntmoken...De eerst Deel vun dat Stück – veelMaroggel, dummerhaftige Witzen unPlatt-itüden. De tweet Deel bringt denntominst een’n Öberraschens-Clou, eenknalligen Theater-Effekt. Britta verdreihteerstmol de Mannslüüd, de Heteros,den Kopp. Joachim, de Dokter(Manfred Bettinger), fallt jüüst so opehr rin as Georg, de Geschäftsmann(Till Huster). Un se kommandeert deSchwiegerdöchter Beata (Beate Kiupel)un Sylvia (Birgit Bockmann). Bitden Olen dat to dumm ward. He hettden Dörblick natürlich een beten fröher,as wi in’t Publikum. He ritt deDeern de Perück vun Kopp, un – denn65


Rezensionensteiht he dor: Wolfgang, de Transvestit,de hier al mol för sien niee Rull öbenwull. Een Knall-Effekt, de dütt dösigTheaterstück denn doch noch een besünnernSchlag gifft.Dat nu an’t End dat nochmol an deDöör pingelt, hest du di wohrschienlichal dacht. Jo, nu kümmt de wohreBritta rin (woans heet de denn nu? Isdat nu Eva Schöne?), een schmucke,frische Deern, mit de de Ool nu nohLas Vegas afdüsen will.As ick hier nu graad den Schlußpunktsetten wull, keek ick tofällig op datBILD-Blatt dat de Minsch dor güntöberopslogen harr, un de fette Öberschriftfull mi in’t Oog: Rentenexperten warnen:Die Alten beuten die Jungenaus! – Awers ick meen: Nu man nichgliek allemann op de Olen dol! Ohnde geef dat doch ok so’ne bunten Theaterstückennich!Cord DenkerP.S. För den Fall, dat op de Ohnsorg-Bühn mol wedder Gebuurtsdag fieertward, wull ick dorop henwiesen, dat„Viel Glück und viel Segen“ ok opPlattdüütsch vörliggt in dat NoordelbischGesangbook vun 2001, Nr. 225:„De Freid is togegen. Wi wünscht diden Segen. Dien Hart schall sik högen.Gott stah di to Siet!“C.D.Tein Joor SchummerstünnSe hebbt mit 4 Vörstellen in dat KrügerscheHuus anfungen. Nu sünd dat 8Termine an Freedag un Sünnobend inde Vörwiehnachtstied. Inlodt ward inde Theaterwarksteed vun de NedderdütscheBühn in Geesthacht. 104 Tokiekerpasst in den Ruum und meisttiedssünd de Korten in een poor Stünn weg.Bi de Nohmiddags-Vörstellen gifft datKoffee un sülvstbackd Koken, obendsBrood un Beer orer Wien. Sünd de Töllersleddig, geit dat los mit Musik undlütte Sketche.Dor ward denn Möbel up de lütt Bühnstellt, för jedeen Stück wat anners. Dorsitt denn ton Bispill op een Siet, mitBlick up een open Döör, de Vadder upde Telefonbank, in de Eck steiht ’n lüttSchapp. He telefoneert mit sien Fründ.De sitt mit den Rüch to em an eenDisch, ’n Lamp steiht dor up, he hett datRadel vun de Zeitung upslaan. Met eerSaak kummt se nich recht to Putt, wieldatde Vadder jümmer wedder sienSöhn beropen mutt, de achter de DöörDummtüch mokt. De Mannslüd an’tTelefon kummt meist in Striet, wokeennu den annern anropen hett. ArneKloodt speelt all lang Johrn up de groteBühn, wo de Nedderdütschen tweeStücken in’t Johr mookt. Mario Freeseis betto man eenmal dor bi west.För Leon Kloodt (8), den Söhn vunArne, duert dat wiss noch mit de groteBühn, man dat Talent hett he all wiest indat Sück „Beter as all de annern“. Mitlute klore Stimm verkloort he SarahMeier (8), de sick to em up de Goornbanksett, watt he allns beter kann asde annern in sien Öller. De Sketch isvun Marianne Kurtz schreben, se hettook dat Leit vun de NedderdüütscheBühn in Geesthacht. Bi de Schümmerstünnköönt se all mol dorbi ween, soas Cheyenne Goldhahn (12) dat nu allsössmal weer. Dieter Jebens mookteegens „Bühnebau“, ditmol hett heschauspeelert, jüst so as Sabine Böhn,de annertieds de Maske mookt. Dorbi66


Rezensionenweer’n ok wedder Joana Land-Zwengel(20), Annika Grimm (19) und KimTreffan (22). Se sünd all dree bi deSchümmerstünn anfungen un stoht nuaf un an met op de grote Bühn.Dit Tosomenspeel vun Jung un Old,Anfänger un erfohren Lüüd, mit Klönsnackund Musik, mookt de Schümmerstünnjedeen Johr to’n Beleevnis.Christl TwenhöfelDüsse letzte Sommer„Düsse letzte Sommer“ spielt in denAchtzgerjahren in einem fiktiven norddeutschenDorf „Lichtenbüll“. DasStück liegt seit über zwanzig Jahren imMahnke-Verlag vor, wird aber kaumgespielt. Es handelt vom Selbstmordeines jugendlichen Schwulen – derHauptfigur „Momme“. Dieser lebtzunächst unbeschwert in einer idyllischenDorfwelt und bereitet sich, alsca. Achtzehnjähriger, auf die Übernahmeseines väterlichen Bauernhofs vor– getragen von Liebe und Stolz seinerEltern und der Anerkennung der Dorfgemeinschaft.Als aber der Aussteiger„Hannes“ auf Besuch ins Dorf zurückkommt,gerät alles ins Wanken: „Momme“und „Hannes“ verlieben sichineinander und werden in ihrer erstenUmarmung vom Altbauer „Arens“ imMoor beobachtet und sofort im Dorfdiffamiert. Für „Momme“ lösen sichnicht nur seine Freundschaft zu „Beate“auf, sondern auch alle im KindesundJugendalter gewachsenen Beziehungenim dörflichen Leben. In einerTraumszene von „Momme“ mitten imStück kommt beklemmend zum Ausdruck,wie die Dorfidylle zerstört wordenist und das wahre Gesicht derMenschen offenbar wird: Der schlafende„Momme“ wird auf einer abgedunkeltenBühne gespenstisch umkreistvon seiner Familie, seinen bisherigenFreunden und anderen Dorfbewohnern,die mit flackernden Laternen inden Händen den „Momme“ umrundenund bedrohen. Als sein Vater und andereerwachsene Dorfbewohner –Wirt, Onkel, Nachbar – versuchen,„Momme“ mit pseudo-medizinischenArgumenten und mit Gewaltandrohungenvon seinem homosexuellen Wegabzubringen, schneidet dieser sich amEnde die Pulsadern auf.Das ist wahrhaftig eine mutige Vorlagefür eine Jugendtheatergruppe.Allerdings ist das Stück eben eigentlichgar kein Jugendtheaterstück, obwohldie Hälfte der Rollen von Jugendlichengespielt werden. Ich muss sagen,dass ich mit der Erwartung nachBrake gefahren war: es wird sicherwieder eine gelungene Aufführung mitder Jugendgruppe von Frau Scharfgeben, aber das Stück ... naja, dasStück ist vielleicht schon etwas „alt“ –weil es heutzutage wohl doch schonunwahrscheinlich ist, dass ein Jugendlicherauch auf einem Dorf wegenSchwul-Sein in den Tod getriebenwird.Aber schon nach wenigen Minuten dersorgfältig geplanten und vorbereitetenAufführung – auch bei Licht, Bühne,Moor- und Weser-Strand-Ausstattungvor der Bühne – wurde man hineingezogenin diese doppelbödige Atmosphäredes Liebens und Hassens, desVerschweigens, Vertuschens, Andeutensund der Großmäuligkeit und Engstirnigkeit.Da die Frisuren und die67


RezensionenKleidung der Akteure in gewisser Weiseauf Siebziger- oder Achtziger-Jahregestimmt waren, wirkte diese Atmosphärebeklemmend echt. Die beidenachtzehnjährigen Hauptdarsteller OlavGrube („Momme“) und Sandro de BritoSoares („Hannes“) spielten beidekonzentriert und sehr überzeugend.Beide waren absolut „In“ der Rolle, sieschienen die Zuschauer gar nicht wahrzunehmen.„Momme“ zeigte für einenso jugendlichen Darsteller unglaublicheWandlungsfähigkeit vom anerkannten,geliebten Dorf-Charmeur undMuttersöhnchen hin zum an sich selbstzweifelnden, schwankenden, verliebtenund schließlich verzweifelt kämpfendenjungen Mann. Und „Hannes“war ein sehr sympathischer, vorsichtiger,niemals aggressiver, verständnisvollerund immer voll konzentrierter,durchaus rational denkender und handelnderPartner für Momme. Auch dieerwachsenen Rollen waren eindrucksvollbesetzt. Die hilflose Mutter (UrselBlohm) ... der geschockte, engstirnigeVater (Klaus Decker) ... der eindimensionaleAltbauer (Gerold Bruns), dereigentlich wunderbar in jeden plattdeutschenSchwank passen würde, hieraber – dumpf plattdeutsch agierend –eine schwere, tragische Handlungskettein Gang setzen musste. Es tat demStück auch sehr gut, dass die Dialogeund Szenen sehr präzise, manchmal nurkurz und in Andeutungen ausgeführtwaren. So traten niemals Längen auf,die Zuschauer mussten selber weiterdenken– man war immer gebannt undgespannt! Ich habe lange nicht eine so„spannende“ niederdeutsche Aufführunggesehen. Das „Mitleiden“ desPublikums – im aristotelischen Sinne –in der großen Braker Aula der Berufsschulewar geradezu schmerzlich zuspüren. Das lag auch sicherlich an derauthentischen Besetzung der Jugendrollendurch die gut geschulten Mitgliederder Jugendgruppe der NiederdeutschenBühne Brake unter der Anleitungvon Frau Heike Scharf – undauch an den gut besetzten erwachsenenplattdeutschen Dorffiguren. Auchdie Rolle der „Beate“ als einer unglücklichin „Momme“ verliebten jungenFrau wurde hervorragend vonLena Czerny gespielt.Das Plattdeutsche passte völlig reibungslosin die Handlung und das Personengerüstdieses sogenannten „Problemstücks“.Beim Niederdeutschenstörte mich nur ein bisschen, dass dieAnpassung an das Hochdeutschemanchmal etwas zu nah war. MancheWendungen hätte man auch noch besserund genauer plattdeutsch umschreibenkönnen (z.B. „faken“ für„oft“). Aber das lag wohl auch an derVorlage.Insgesamt also: eine sehenswerte,sorgfältig geplante und realisierteAufführung der ND-Bühne in Brake –wobei noch anzumerken ist: eigentlichwar dies ja gar keine „Jugendtheater-Aufführung“ sondern eine ganz „normale“,gute Aufführung der NDB Brakemit zwei talentierten Jugendlichenin den Hauptrollen und mehreren gutbesetzten weiteren Jugendrollen.Niederdeutsche Bühne Brake: „Düsseletzte Sommer“, NorddeutscheTragödie in 13 Szenen, von Jan vanStraaten, Inszenierung: Heike Scharfa.G. Premiere am 28.03.<strong>2008</strong>.Erhard Brüchert68


RUNDSCHAUGEBURTSTAGE UND JUBILÄENOtto SchneiderOtto Schneider, freuher Börgermeister vun Raamßel (Ramelsloh,Kreis Horborg), is in’n März tachentig Johr oold worrn.He hett grote Verdeensten üm de plattdüütsche Spraak, biScheuler lääst platt, bi Plattdüütsch in de Kark, bi’t Inrichtenvun’t Plattdüütsch-Zentrum Solzhusen (Salzhausen), bi Plattdüütschup de Landsgornschau 2007 in Winsen/Luhe, bi deplattdüütsche Landkort vun’n Kreis Horborg. Ok de Fördervereen„För Platt“, de an’n 11. Mai 2005 grünnt wörr, is tongröttsten Deel sien Wark. Ok in sien hoog Öller lääst he jümmernoch up Platt de Lü in’n Landkreis wat vör.Harburger Anzeigen u.N./hjmPREISE, EHRUNGENQuickborn-PriesDe Nedersassische Sporkassenstiften vergeev den Quickborn-Pries <strong>2008</strong> an Prof. Dr. Jürgen Meier. He stammt ut Brämen unweer tolest an’t Germanische Seminar an de Hamborger Universität.He harr dat Leit över de Arbeid an’t Hamborger Wörbook,wat 1917 Agathe Lasch in’n Gang sett harr. 2006 wörr datWörbook klor un is rutgäven worrn. Lange Johr seet Meier okin de Redaktjoon vun uns Tiedschrift „Quickborn“. De Quickborn-Priesward all twee Johr vun de Sporkassenstiften un denVereen „Quickborn“ vergäven. An’n 31. Mai kreeg he den Priesun 2000 Euro as Togaav, man do harr uns Redaktjoon al de Schottendicht. Mehr dorto in’n tokamen <strong>Heft</strong>. Plattnett/hjmOrkunnen, Nadels, KränzHerwig Dust, Vize-Vörsitter vun’n Nedderdüütschen BühnenbundNeddersassen un Brämen, hett in Cuxhaben en ganzeRehg Lü vun de dore nedderdüütsche Bühn uttekent. MarleneSchneider is siet föfftig Johr bi de Bühn dorbi un kreeg de Treue-Urkunde. Christa Merten un Herbert Ehler kunnen sik för ehr25-johrig Doon bi de Bühn över en Ehrennadel mit Sülverkranzfreien. Inge Gerkens un Bernhard Schrubka sünd al 60 Johr Liddmatenvun de Bühn. Wat de beiden sik an de Bost stäken dröffen,wull de Theater-Zedel nich verraden.De Theater-Zedel/hjm69Rundschau


RundschauBevensen-Pries <strong>2008</strong>De Stadt Bad Bevensen vergifft düssenPries för Musikstücken up Platt.Musikgruppen un Chöre künnt andüssen Weddstried deelhebben. Deleste Dag, wo de CD inschickt warrnkunn, weer de 31. Mai un is al vörbi.Övergäven ward de Pries up’t 61.Bevensen-Dräpen an’n 21. September.De den Pries kriegt, sünd dennüm 2000 Euro rieker.Schleswig-Holstein/hjmSTERBEFÄLLEAlbrecht C. DennhardtIn’n Märzmaand störv Albrecht C.Dennhard. Lange Tied weer he Regisseuran’t „Theater am Meer“ in Wilhelmshaven.Ok för den NedderdüütschenBühnenbund harr he Seminareup den Been stellt un as Regisseurarbeidt. He weer ok tostännigför’t gemeensame Projekt vunBühnenbund 1993 „Güstern eerst unmorgen wedder“De Theater-Zedel/hjmHans DirksIn’t Öller vun 95 Johr störv an’t Ennvun’n Märzmaand Hans Dirks, Ehrenbaasvun’n Ollenborger Heimaatbund„De Spieker“. 1912 wörr he inNordenham geborn, arbeidt hett heas Schoolmeister. Bi „De Spieker“hett he 1954 den „Mesterkring“ upboot,bet 1979 hett he dor de Tögelin de Hannen hatt. Een Johr tovörwörr he de Spieker-Baas un bleev datbet 1989. Achterna wörr he Ehrenbaas.Plattnet/hjmKINDER, SCHULE UNDHOCHSCHULEKinnerleder översettGisela Timm ut Wulfsen (Kreis Horborg)hett Kinnerleder up Plattdüütschöversett, t.B. „All mien lüttenAanten swimmt up unsen Diek“. DeLeder warrt an Kinnergorns unGrundscholen in’n Landkreis Horborgutgäven. Kösten doot se nix. Dedor Vermaak an hett, kann sik wennenan: Herbert Timm, Tel. 04173/7254, Mail: TimmWulfsen@aol.comHarburger Anzeigen u.N./hjmPlattdüütsche KinnerbeukerDat gifft mehr plattdüütsche Kinnerbeuker,as’n sik dat dinken kann. DatInstitut för nedderdüütsche Spraak(INS) hett en Book „Plattdüütsche Bökerför Kinner un junge Lüüd“ rutgäven.Se harrn an’n Anfang dacht, dorkaamt bummelig hunnert Booktitelstosamen. Uplest wörrn aver 180 Beukerun <strong>Heft</strong>en vörstellt, mit all Dialektenvun Eems bet Oder un för all Öllersklassen.Dor sünd Romaans mitbi, Comics, Leder- un Lääsbeuker. InDeel twee vun’t Book warrt 23 plattdüütscheLehrmiddel för Scholen unVolkshoogscholen ünnersöcht. DatBinnenministerium vun’n Bund hettbi’t Book mit Geld utholpen. DusendExemplare warrt an Kultur- un Bildungsinrichtungentostüürt, un in’nBookhannel kann’n dat ok för 6 Eurobestellen: ISBN 978-3-7963-0376-0.INS/hjmBilinguale UnnerrichtDat Nettwark „Mehrsprakigheid inde Kinnergaarn“, waar 64 Kitas in70


RundschauOostfreesland tosamenarbeiden, deKring „Tweesprakig Unnerricht in deGrundschool“ van de OostfreeskeLandskup un de Vereen OostfreeskeTaal mit sien 800 Liddmaten willenvan dat neddersassisk Kulturministerium,dat de Unnerricht in de Scholenbilingual, dat heet up Hoog- unPlattdütsk, aflopen sall. Dit Jahr willdat Ministerium en neje Örder „DeRegion in de Unnerricht“ besluten.Un daar sall de tweesprakig Unnerrichtin upnohmen worden.Plattnet/hjmVördrag över MinnerheitenThomas Steensen, Direktor vun’tNordfriisk Instituut, snack in’n Märzan de Flensborger Universität vör 25Studenten över de Geschichte vunde veer Minnerheiten in Düütschland,de Fresen, Dänen, Sorben unRoma. To Gast weern Lü vun de freescheun däänsche Minnerheit unFrank Nickelsen vun de FöderalistischeUnion europäischer Volksgruppen.Ok an de Scholen mutt dat ThemaMinnerheiten behannelt warrn,heet dat dor.Sylter Rundschau/hjmPlattsnackers söchtDe Samtgemeen Amelinghausen(Landkreis Horborg) söcht Börgers,bi de Kinner Platt lehrn künnt, in Arbeidskringsvun de Scholen oder bi’tUpfeuhrn vun plattdüütsche Theaterstücken.De mitmaken will, kannsik mellen ünner Tel. 04132/933953.Hamburger Abendblatt/hjmForderungen nach besserer Verankerungder Regionalsprache im BildungswesenDas Netzwerk „Mehrsprakigheid in d’Kinnergaarn“, in dem 64 Kindertagesstättenin Ostfriesland zusammenarbeiten,der Gesprächskreis „TweesprakigUnnerricht in de Grundschool“im Regionalen PädagogischenZentrum der OstfriesischenLandschaft sowie der Verein OostfreeskeTal mit seinen über 800 Mitgliedernfordern das Kultusministeriumin einer Resolution auf, Erziehungoder Unterricht auf Plattdeutschals bilingual anzuerkennen. Hintergrundhierfür ist die Ankündigungdes Kultusministeriums, noch in diesemJahr einen neuen Erlass „DieRegion im Unterricht“ herausbringenzu wollen. Der vorhergehende Erlasswar mit der Auflösung der Bezirksregierungenim Jahr 2005 außer Kraftgetreten.Drei Jahre haben Schulen und Mesterkringsauf eine Neuformulierungdes Erlasses gewartet. Der NiedersächsischeHeimatbund (NHB) hat indieser Zeit mehrmals angemahnt,dass ein neuer Erlass dringend nötigsei. Nun ist das Kultusministerium mitdem NHB, Vertretern der Landschaftenund der Schulverwaltung sowieFachberatern für „Die Region in Unterricht“in Kontakt getreten, um dieNeufassung mit ihnen zu diskutieren.Dieses Vorgehen ist lobenswert, dochwurde dabei deutlich, dass das Land– wie in der Vergangenheit – wohl dieSprachbegegnung mit Plattdeutschfördern will, nicht aber den Spracher-71


Rundschauwerb. Vor allem Unterricht auf Plattdeutschsoll weiterhin nicht als bilingualerUnterricht angesehen werden.So würde Plattdeutsch in der Schulefür die Lehrkräfte weiterhin unattraktivbleiben: ein ehrenamtliches Engagement,das viel Arbeit macht undnichts einbringt.Unter solchen Bedingungen könnteauch die gerade erst mit viel Müheerkämpfte Schwerpunktsetzung Niederdeutschbei einem Lehrstuhl ander Universität in Oldenburg schnellwieder in Gefahr geraten, denn werwill schon Plattdeutsch studieren,wenn damit später keine Broterwerbsmöglichkeitenverbundensind?Die Erzieherinnen des Netzwerks„Mehrsprakigheid in d’ Kinnergaarn“möchten gern, dass ihre zweisprachigeErziehung in der Grundschulefortgeführt wird, damit die intensiveSprachförderung durch Mehrsprachigkeitbis zum Ende der Grundschuleabgesichert wird.Die Lehrkräfte aus den Grundschulen,die sich in dem Gesprächskreis„Tweesprakig Unnerricht in deGrundschool“ mit zweisprachigemUnterricht beschäftigen, haben dasselbeZiel und fordern deswegen,dass Plattdeutsch im Schulwesen einerFremdsprache vergleichbar behandeltwird. Damit verbunden wärengesicherte Stundenkontingenteund eine gleichwertige Anerkennungdieser Sprache in der Schule.Die Forderungen kommen zu einemfrühen Zeitpunkt, damit breit darüberdiskutiert werden kann, ob Plattdeutschin der Schule zum Nulltarifund ehrenamtlich machbar ist odernicht. Oostfreeske Taal will die öffentlicheDiskussion hierüber befördern,damit die sprach- und bildungspolitischeBrisanz dieses Themas erkanntwird.Dieter Stellmacher10. Regionaltagung des NiedersächsischenWörterbuchesDie Jubiläumstagung der seit 1988 imZweijahresrhythmus organisiertenWörterbuchtage fand am 26. April inPeine statt. Eingeladen wurden dieGöttinger Lexikographen von der ArbeitsgruppePlattdeutsch in derBraunschweigischen Landschaft. Indem modernen Informationszentrumder Peiner Stadtwerke begrüßtenBürgermeister Michael Kessler undder stellvertretende Landrat Rolf Ahlerszahlreiche Besucher. Nach derEröffnung durch den Leiter der GöttingerArbeitsstelle und Herausgeberdes Niedersächsischen Wörterbuches,Prof. Dr. Dieter Stellmacher,folgten vier Vorträge, unterbrochenvon einer 45minütigen Pause, in derdie Gelegenheit bestand, eine Ausstellungzum NiedersächsischenWörterbuch, die im Tagungsraumaufgebaut worden war, zu besichtigen.Zwei Vorträge nahmen auf den Tagungsortund seine Umgebung Bezug:Dieter Stellmacher konnte dieFrage „Ist das NiedersächsischeWörterbuch auch ein Peiner Wörterbuch?“an einer Untersuchung am 6.Band des Niedersächsischen Wörterbuchespositiv beantworten. In überraschendhohem Maße finden sichWörter mit einer direkten Verbreitungs-und Bedeutungsangabe ausder Stadt und dem Kreis Peine. Inwie-72


Rundschauweit solche Wörter heute noch inGebrauch oder bekannt sind, warauch Gegenstand des anderen aufPeine bezogenen Vortrags von Dr.Maik Lehmberg: „Niederdeutschgestern und heute in Peine. Ein Vergleichdes Wortschatzes nach 70 Jahren“.Grundlage dieses Vergleichs istdie Neubeantwortung der Fragebögen,die in der Anfangszeit der GöttingerWörterbucharbeiten verschicktworden sind und dem Aufbaudes Wörterbucharchivs dienten, ausfünf Orten im Kreis Peine. Der genauelexikalische Synchronvergleich veranschaulichtexemplarisch ostfälischenDialekterhalt und Dialektabbau.Apl. Prof. Dr. Eckhard Eggers, seit einemJahr als Redakteur am NiedersächsischenWörterbuch tätig, gabeinen instruktiven Einblick in dieMöglichkeiten des elektronischenFragebogenarchivs im NiedersächsischenWörterbuch: „Wortschatz digital.Ein Werkstattbericht technischerMöglichkeiten mit Wortschatz-Daten“.Den Abschluss der Vortragsfolgebildete der auf niederdeutsch gehalteneVortrag von Dr. Martin Schröder:„Die Textsorte ,Rätsel’ im NiedersächsischenWörterbuch“. Hiergelang es dem Vortragenden, nichtnur das Rätsel als dialektlexikographischeQuelle auszuweisen, ca. 2000Rätsel sind in den vorliegenden Lieferungenenthalten, sondern die Teilnehmeram Wörterbuchtag auch anden Rätselauflösungen teilhaben zulassen. Dadurch herrschte am Endeder Veranstaltung eine geradezu heitereStimmung. Die Besucher warenoffensichtlich zufrieden.Die Vorträge werden wieder, ergänztum Tätigkeitsberichte der Jahre 2006bis <strong>2008</strong>, in einem Band der „Berichteund Mitteilungen aus der Arbeitsstelle“als eine Veröffentlichung derGöttinger Forschungen zur Landesgeschichteerscheinen, und zwar imBielefelder Verlag für Regionalgeschichte.Dieter StellmacherRELIGION UND KIRCHEDrüdde plattdüütsche Karkendag„Uns blöht dat Lewen“ heet dat Mottovun’n drüdden plattdüütschen Karkendagvun de Nordelvsche Kark.An’n 28. Juni künnt wi em up de Landsgornschauin Sleswig beläven. PastorinTelse Möller-Göttsche, Vörsitterschvun’n Arbeidskrink Plattdüütschin de Kark, fünn dat Mottogood, wieldat de Bibel ok en grotenSchatt Biller över Leefde, Natur un Lävenupwiesen deit. De plattdüütscheSpraak treckt as en Magnet de Lü tonGoddsdeenst, meen se. De Arbeidskrinkräkent mit över dusend Beseukers.De veerte Karkendag kummt2010 na Hamborg. dpa/hjmSmedecken weer de eerstIn Barth (Vörpommern) wörr köttensverhackstückt, weckeen as eerst Luthersien Bibel up Nedderdüütsch ö-versett hett. In de Universitätsbibliothekvun Tallinn (Estland) hebbt se en„Bede unde Lesebok“ funnen, watMagister Theodoricus-Smedecken utGoslar na dat „Bethbüchlein“ vunLuther schräven hett. Robert Peters utMönster kunn nawiesen, dat Smedeckenok dat hele Neje Testament73


Rundschauöversett hett, wat 1523 un 1528 in Wittenbargrutkeem. Bugenhagen hettmit sien Översetten (1534 in Lübeck)nich mit Smedecken tosamenarbeidt,de Ünnerscheed in de Mundord weersachs to groot. Up en anner Symposionin Harmsborg (Hermannsburg)güng dat üm Paster Louis Harms, geborn1808. He weer Pionier för Plattdüütschin de Kark as Brügg to deMinschen. Sien Schriften schüllt neetrutgäven warrn, ok de „Parabel von’nverlooren Sœhn“ vun Burckart Waldisin Riga (1527). To Tallinn un Riga muttseggt warrn, dat de Düütschen in’tBaltikum in de dore Tied noch plattdüütschsnackt harrn. Düt Johr in’nJuni gifft dat in Griepswoold en Symposionöver Bugenhagen. INS/hjmTHEATER, KINOTheaterdräpen för junge LüTon eersten Maal laadt de NedderdüütscheBühnenbund in to en Jugendtheaterfestivalför den 21. un 22.Juni na Neeborg (Neuenburg, KreisFriesland). Deerns un Jungs ut Neddersassenun Brämen schüllt wat utjümehr Programme upfeuhrn un sikuttuuschen, woans se up de Bühnklorkaamt. „Tokunft schrifft sik Kinner“heet dat Motto. De Bühnenbundräkent mit hunnert junge Beseukersun söben Inszenierungen.De Theater-Zedel/NBB/hjmNeje Baas vun de Bühn NordenhamRolf Puhl hett dat Leit över de nedderdüütscheBühn Nordenham krägen.He peddt an de Stä vun GertHantke. As Puhl sien Viez wörr HorstKrupp wählt. Puhl is as Techniker sünnerlichkünnig in’t Fotografeern unFilmen, wat he in’t Theaterspill inbröchthett. Lehrt hett he Maschinenboo-Ingenieur.De Theater-Zedel/hjmDe „Apparatspott“ flüggt wedderAn’n 28. Märzmaand harr de Science-Fiction-Film „Apparatspott“ Nummerdree in Deefholt (Diepholz) sien Premiere.Nipp un nau heet de Film: „Delesste Apparatspott – dat mokt wi gistern“.In’n Middelpunkt steiht en gehemenTiedtunnel, wo de Börgermeisterschin verswinnt un in langverläden Tieden schickt ward. Käpt’nKork un sien Kru schall nu de Börgermeisterschredden un mutt in’n Tiedtunnelachterran. Ok hier sünd weddergrote Lichter ut de plattdüütscheSzene mit bi as Falko Weerts, GerlindRosenbusch un Armin Maiwald. Nuwüllt de Filmmakers wat anners afdreihen,ok up Platt, man kenen Apparatspottmehr. Aver dat hebbt se albi Apparatspott Nummer twee seggt.INS/hjmDe Blaue Engel bi OhnsorgIn de Späältied <strong>2008</strong>/2009 bringt datHamborger Ohnsorg-Theater toneersten Maal den „Blauen Engel“ upde Bühn, up Plattdüütsch na den Romaan„Professor Unrat“ vun HeinrichMann. Dat Stück schall sich dicht anden Film anlähnen, sä IntendantChristian Seeler. De Hauptrull vunden Perfesser kriggt Wilfried Dziallas,de Sängersch Rosa Fröhlich, dein’n Film vun Marlene Dietrich späältwörr, övernimmt Katharina Kaali. DeRegie hett Frank Grupe. Seeler ver-74


Rundschautell noch, dat sien Theater in de verlädenSpäältied bloots mit 91 Perzentutlast weer, dat bedüddt 75000 Euroweniger Innahmen. Man he haapt, datsien Theater mit’n Toschuss vun’nHamborger Staat bäten Luft kriggt.dpa/hjmGrote Bühnendag 2009In düssen Maimaand hebbt sik al 350Lü vun plattdüütsche Theaters vörden „Groten gemeensamen Bühnendag“anmellt, de vun’n 21. bet ton 24.Mai 2009 in Wilhelmshaven aflopenschall. De Lü sünd vun 36 nedderdüütschenBühnen in’t hele Norddüütschland.Dat Motto vun’t Dräpenheet: „Klassiker up Platt – geiht denndat?“ To glieke Tied schall dat enWarkeldag för Kinner un junge Lügäven. Organiseert ward dat allensvun’t Theater am Meer in Wilhelmshaven.Ministerpräsident ChristianWulf späält ok mit – as Scheermherr.NBB/hjmTheater up’t FlettSo heet dat Seminarprojekt, wat sikde Landschopsverband Staad (Stade)vörnahmen hett. Een nedderdüütscheKomedi schall instudeert warrn.Se heet „Vörut na Rio“ un wörr egensför düt Seminar up Plattdüütsch översett.Premiere schall an’n 29. Augustwään.landschaftsverband-stade.deMUSIKOk bi uns gaff dat sture TiedenWerner Willms (Gitarre, Gesang) unGünter Orendi (Tuba, Slagtüüg) hebbenbit nu her meesttieds up Engelschsungen: over dat sware Levenvan de Swarten up de amerikaanskenKattuunfeller of van de Minsken in deCajuns. Man nu hebben se docht, okbi uns an de Waterkant gaff dat en BültLü, de sük leep ofmarachen mussen,in de Fehnkolonien of bi de Diekboo.Un dat willen se mit Blues un Rock tonThema maken – up Plattdüütsk, deSpraak vun de lüütjen Lü. „Spööl mitHart, spööl van dien Leven, dat hettbi di doch ok al sture Tieden geven.“De twee willen wiesen, dat Plattdüütsken lebennige Spraak un Kulturis. Un Tuba word neet bloot in’tDixieland spöölt. Mehr over dat„Akustikstudio mit Weltmusik upPlatt“ in’t Internet: blaumusik.de.Plattnet/hjmLederweddstried för lütte Spraken„Liet Lavlut“, de Lederweddstried föreuropäische Regional- un Minnerheitenspraken,geiht düt Johr an’n 18.Oktober in’t sweedsche Luleå överde Bühn. In de verläden Johrn weernBaskisch, Bretoonsch, Samisch,Freesch un väle anner Spraken mit bi.Ok plattdüütsche Leder un Songskünnt up en CD tostüürt warrn. Deleste Poäng (1. Mai) is leider al vörbi.INS/hjmGnadenlos Platt1995 hett de Band mit Arnzi (Hans-Peter Ahrns) in en Heuhnerstall anfungen.Nu sünd se söss Musikprofis.Wenn se twüschen Däänmark un dedüütschen Middelbargen upträdendoot, sünd de Konzertsaals tomeistpickepackevull. Se maakt nich blootsMusik, sünnern na Arnzi sien Menen75


Rundschauok Spraakplääg. De Band rockt okbi’n Kölner Karneval un vör veertigdusendHSV-Fans in’t Stadion. In’nJuni schall jümehr neet Album „Rotlicht“rutkamen, un up datNordrock.Festival an’n 31. Mai in Bremerhavensünd se ok mit bi.Hamburger Abendblatt/hjmZEITUNG, RUNDFUNK UNDFERNSEHENNejes ut BüttenwarderSöss Episoden vun de Sennrehg„Neues aus Büttenwarder“ warrt upPlattdüütsch nasynchroniseert. Bi datTempo vun de hoogdüütsche Snackereeis dat nich eenfach. Harr ik blootsup Hoogdüütsch nich so gau snackt,sä Schauspäler Peter Heinrich Brix.De Episoden warrt in de tokamentwee Johrn utstrahlt. INS/hjmPlatt ut Peking, Nebraska ...Düt Johr gifft dat neje Folgen vun deSennrehg „De Welt up Platt“ mit JuliaWestlake un Yared Dibaba. De Termine:25.5. un 1.6. ut New York, 8.6. utSibirien, 15.6. ut Nebraska, 20.7. utSeattle, 27.7. ut Schanghai, 3.8. ut Pekingun to Wiehnachten ut Australien.Dat Blatt op Platt/hjmNACHRICHTEN AUS ANDERENVEREINIGUNGENPlattdüütsch Stiftung NeddersassenJümmer mehr Lüe kamt dar achter,dat de Staat sik mit de Tiet ut väälevan siene Upgaaven trüchtreckendeit, un se versöök, dar eegen Engagementgegentosetten, dat in Tokunftus Kulturlandschaft nich utrümt ward.Een Stück van us Kultur, dat jümmermehr in Gefahr is, is de nedderdüütscheSpraak. De Tokunft van deSpraak hett dat verdeent, dat tominnstde rundweg eene MillionMinschen, de noch plattdüütsch snackenköönt un doot, sik all mitn’annerachter de Saak stellt, ehrder dat datto laat is.Üm wecke Saak geiht dat?In Stade dar röögt sik de Plattdüütschen:An’n 10. in’n Oktobermaand is dePlattdüütsch Stiftung Neddersassenin een Fierstünn in den historischenKönigsmarck-Saal in’t oleRathuus Staad up de Been stelltwurrn. Se will sik darför insetten, datus Regionalspraak as een Pieler vanus norddüütsche kulturelle Identitätnich dahlbräken deit. Sparkassen-Direktor Hans-Peter Fitschen hett deStiftung in Gang brocht. All Landschaftenweern bi de Gründungsfierdarbi, de Neddersassen HeimatbundHannover, dat Institut för NedderdüütschSpraak Bremen, de UniversitätOllnborg, de Klootscheeter-LannesverbandOllnborg, de OllnborgerHeimatbund De SPIEKER, un WissenschaftsministerStratmann hett sieneersde Festreed up plattdüütsch holen.De Stiftung will sik stark maken darför,dat ok in tokamen Tiet us Kinnerun Grootkinner plattdüütsch verstahnun snacken köönt. De Regionalspraakschall pläägt, erforscht un wietergävenweern. Besonnere Ut- un Fortbildungs-Projekteschüllt jüst so fördertweern as de Forschung un Lehre van76


Rundschaude Spraak. Mit gode Wöer alleenkummt man nich mehr wieter, darmutt al reell Geld inne Hannen nahmenweern, üm dat to’n Bispill in Kinnergaarnsun Scholen Plattdüütsch-Ünnerricht gäven weern kann.So’n Stiftung bruukt anstännig watin’n Geldbüdel, dat se wat bewegenkann. So’n 1 bit 2 Millionen Euro möötdar al up’n Bült kamen. Wat utgävenweern kann, dat sünd man bloots deTinsen van dat ansammelte Kapital.Elkeen Plattdüütsche/n is uproopen,to wiesen, dat ehr/em de Moderspraakwat weert is. – Ik kunn mivörstell’n, dat to’n Bispill de Vereene,de Plattdüütsch as Upgaav injümehr Satzung stahn hebbt, för eenTiet van – seggt wi mal – fief Johr vanelkeen van ehre Maaten een Aart„Plattdüütsch-Soli“ tohoop mit denJohresbidrag intrecken kunnen. Wordat nich geiht, köönt se bi plattdüütscheVeranstalten sammeln, of to’nBispill för Plattdüütsch-Theater eenEuro up de Intrittskort upslaan. Wennall in ehre Knipp langt un de PlattdüütschStiftung Neddersassen unnerde Arms griept, kann se ok gau to’nLopen kamen. Elkeen Bidrag isweertvull.Dat Konto: Nr. 105 106 bi de Kreis-Sparkass Stade, BLZ 241 151 16 „PlattdüütschStiftung Neddersassen“. DeUtzug gellt bit 100 Euro Spennen atTowennungsbescheed. För Spennenöver 100 Euro schickt de Stiftung eenextra Towennungszeddel.Wenn wi all tohoop för de Spraak instaht,denn so bringt dat ’n Barg!Jürgen HenningsSPIEKER-EhrenbaasDe Plautdietschen harrn ehr JohrsdräpenDe Plautdietsch-Frünnen harrn an’n8. März ehr Johrsdräpen in Detmold.Dat geev de Liddmatenversammeln,Diskussionen un Vördrääg. In’nMiddelpunkt stünn Plautdietsch in deLiteratur. Läsen dään Rudy Wiebe unMiriam Toews ut Kanada, de över ehrmennonitische Kinnertied schrävenhebbt. För ehr Wark hebbt de beidenden Governor General’s Award krägen,den wichtigsten Literaturpriesin Kanada. Na lange Tied is in’t Freuhjohrwedder de Plautdietsch-Frindrutkamen, de Nummer 21. De nejeChefredakteur is Heinrich Siemens.Peter Wiens, de betto düt Bahntjeharr, sitt ok füdderhen in de Redaktjoon,tohoop mit Katerina Jabs un PeterPenner. De Tiedschrift wardbloots noch eenmaal in’t Johr rutbröcht,is aver dicker as de olen Utgaven.„To meea rehtjt de Tied eenfachnich“, schreev Heinrich Siemens.De Adress vun de Tiedschrift:Plautdietsch Frind, Moritz-Rülf-Str. 5,32756 Detmold.Plautdietsch-Freunde/hjmPlattdüütsch Statut vun de Fehrs-GillindragenDat Ämter un Gerichten Plattdüütschas en Spraak un nich as enen Dialektakzepteren mööt, kann man ut de EuropääscheCharta för Regional- orMinnerheitenspraken sehn („Regionalspraak“).Dat se Dokumenten, dein de Regionalspraak Plattdüütsch unnich in de Amtsspraak „Düütsch“(meent is „Hoochdüütsch“) schrevensünd, nich torüchwiesen köönt, steihtok in de Sprakencharta. Na den Striet77


Rundschauüm den Indrag vun de „Läägeünnerloage“(Kohmatten) bi’t Bunnspatentamtwullen de Maten vun de Fehrs-Gill en plattdüütsche Faten vun ehrVereensstatut bi ’t Vereensregisteranmellen. Dorüm hebbt se dat olehoochdüütsche Statut ophaven, enplattdüütsche Faten annahmen. DeVörstand hett, as he dat nee Statutanmellen dee, ut Vörsicht en hoochdüütscheÖversetten vun Prof. Dr.Hubertus Menke bileggt, so dat keeneenseggen kunn, he kann den Statutentextnich recht verstahn or manharr keen Garantie för en richtigeÖversetten.So, as de Fehrs-Gill dat wull, is dat Statutdenn bi dat tostännige RegistergerichtLübeck in’t Vereensregisterindragen worrn. Man kann nu in nalesen,wat in dat „Statut vun de Fehrs-Gill“ steiht: wat över „Naam un Sitt“in den § 1, wat över den „Sinn“ un„Gemenen Nutten“ in § 2, över deRechten un Plichten vun de „Maten“in § 3, dat „dat Arbeitsjohr dat Kalennerjohris“ in § 6 usw.De Gill hett nu ok ehren Naam verdüütlicht.Se versteiht sik na ehren §1 (1) as „Sellschop för nedderdüütscheSprakpleeg, Literatur unSpraakpolitik i.V.“ Un na ehren § 2 is„de Sinn vun de Fehrs-Gill a) Materialför ’t Spraaklehren antobeden unSeminoren to stütten, b) nedderdüütscheLiteratur to verbreden, wobi sesünnerlich an dat Wark vun JohannHinrich Fehrs to denken hett un c)den kulturpolietschen Rahmen för denedderdüütsche Spraak to verbetern“.Marianne Ehlers un Heinrich ThiesWat „De Spieker“ plaantAn’n 12. April harr „De Spieker“ sienHauptversammeln in Grotenkneten.Spieker-Baas Erhard Brüchert meukkünnig, wat „De Spieker“ in’t 60. Jubiläumsjohrallens in’n Gang setthett, de Spieker-Revue in Bad Twuschenahnun de Utgaav vun dreeneje Spieker-Beuker. De Chronik-Kring is as teihnte Spieker-Kringgrünnt worrn un harr sienen Warkeldagin’n April in Frieseithe. Neetwählt wörr düt Johr nich, de ole Vörstandbleev in’t Amt. Plaant is för’n11. Oktober en groten Spieker-Abend in Stenum, all Krings wülltdorto wat bidrägen. Tokamen Johrschall dat en groot europäisch Spraken-Symposionin Stapelfeld gäven,wat ünner de Regie vun de OllenborgerLandschop un den Vereen „Plattdüütschhöört d’rbi“ steiht.De Spieker/hjmNawuss dat A un OAn’n 26. April wörr de NedderdüütscheBühnenbund Neddersassen unBrämen (NBB) 85 Johr oold. Un jüstan düssen Dag heel de Bund sienJohrsversammeln in Auerk (Aurich)af. Vörsitter Arnold Preuß snack överde Tokunftswarkstä, wat de Bund vörigJohr in’t Läven ropen hett. Upgaavis, Nawuss för’t plattdüütscheTheater to finnen und to scholen. DütJohr löppt dat Theaterfestival för jungeLü (mehr ünner „Theater“ in düt<strong>Heft</strong>), un ok in de tokamen Johrnschall jümmer wat för junge Lü maaktwarrn. Denn Nawuss is dat A un O förjeedeen Theater. Arnold Preuß blifftVörsitter vun’n Bund, Herwig Dust isas Viez för veer Johr wedderwählt, un78


Rundschauneet in’n Vörstand sitt Christian Behrendsför den Schrievkraam.NBB/hjmPlattdüütsch-ForumFör’n 19. April hett de HamborgerPlattdüütsche Raad ton Plattdüütsch-Forum inlaadt. All, de in Hamborg watup un för Plattdüütsch doot, schullenmit bi wään un över jümehr Arbeidvertellen. Jedereen schall sik in’t Internetstellen un sik mit de Webstävun’n Plattdüütschen Raad verbinnen.Groot Loff kregen Plattdüütsch-Laienut de Veerlannen, deanbaden harrn, in de Scholen de KinnerPlattdüütsch bitobringen. Sowatmutt ok in anner Hamborger Stadtdelenpasseern, heet dat. Wenn’t neudigdeit, will de Plattdüütsche Raadok mit Geld ünner de Arms griepenbb/hjmPlattdüütsche Dag in’n SeptemberDe Sleswig-Holsteensche Heimaatbund(SHHB) röppt all Minschen in’tLand up, in’n September in jümehrDörp oder Stadt en PlattdüütschenDag antomellen. Dat Motto heet dütJohr: „Platt hüüd un morgen“. Sünnerlichbi junge Lü geiht dat Plattsnackentrügg, un dor schall wat gegen daanwarrn. De wat plaant, schall sik mellenbi: SHHB, Hamburger Landstraße101, 24113 Molfsee.Schleswig-Holstein/hjmSONSTIGESSwartenbeek oder Swattenbeek?De holsteensche Stadt Schwarzenbekbi Hamborg schull up sien Ortsschillerden plattdüütschen Naam „Swartenbeek“kriegen. Denn wörr överleggt,wat de Naam nich egentlich„Swattenbeek“ heten mutt. Na en grootBuhei hett nu de Kulturutschuss vun deStadt sik up „Swattenbeek“ fastleggt.Bergedorfer Zeitung /hjm„Krühoff“ statts „Kruuthoff“„Krühoff‘“ heet in de HamborgerVeerlannen de Vörgorn, wo Greuntüüg,Blomen un annerswat wassendoot. Een Veerlanner Straat schull„Kruuthoffweg“ heten. Dor hebbt deLü Protest gegen maakt, denn mit„Kruud“ is in de Veerlannen dat Unkruutmeent, also jüst dat, wat’n in enKrühoff nich bruken kann. Nu is deStried vörbi, de Straat schall „Krühoffweg“heten. Latücht/hjmComputerspill ok up PlattIn’n Janewor keem de Utgaav 0.7.3vun’t Computerspill FreeCol rut. Datkann in en ganze Rehg Spraken aflopen,ok up Plattdüütsch. In’t Spillgeiht dat üm Amerika, dat 1492 vun deEuropäers entdeckt un ton Koloniemaakt wörr. Ennen deit dat, as de VerenigtenStaaten vun England unafhängigwarrt. Elkeen kann sik dat upde Webstä FreeCol.org ankieken.Plattnet/hjmWeddstried in NeebramborgDat Dagbladd „Nordkurier“ ut Neebramborg(Neubrandenburg) hettton plattdüütschen Schrieversweddstriedupropen. Nich bloots ut Mäkelburg,man ut heel Norddüütschlandkünnt Riemels oder Vertellen tostüürtwarrn an: Nordkurier, Flurstr. 2, 17034Neubrandenburg, Kennword: Litera-79


Rundschauturwettbewerb. De Texten dröfft nichmehr as 60 Rehgen (Maschinenschriftoder PC) lang wään. Bet ton 20. Junimutt de Zeitung joon Wark in’n Breefkassenhebben. De besten Geschichtenkaamt in en Book, un Priesen gifftdat vun 500, 250 un 125 Euro.Plattnet/hjmSchrievers in MöllnAn’n 17. Mai dreupen sik in Mölln tondrüdden Maal plattdüütsche Schrieverslüut heel Norddüütschland. Inlaadtharr dat Plattdüütsch-Zentrumin Ratzborg. De Schrievers hebbtwedder jümehr egen Texten vörstellt.Albert Rüschenschmidt ut dat OsnabrückerLand snack över dat Thema„Plattdüütsch in de School – Wiedergaavvun Nedderdüütsch an Kinnerun junge Lü“. Plattnet/hjmPlattdüütsch up Platz tweeAllensbach hett in’n Feberwor 1814Düütsche vun 16 Johr un öller utfraagt,wat för’n Dialekt se up’t leefst hebbt(dat Plattdüütsch keen Dialekt is, laatwi hier maal weg). 35 Perzent möögtBairisch sünnerlich geern. Plattdüütschliggt up Platz twee mit 29 Perzent. Dennkaamt Berlinerisch mit 22 und Schwäbischmit 20 Perzent. As dat lett, kunnende Lü nich bloots bi enen Dialektdat Krüüz maken. Sächsisch, den Dialektvun August den Starken un WalterUlbricht, künnt 54 Perzent överhauptnich utstahn. De Ümfraag wiest ok, datjümmer weniger Minschen ehrn Dialektas Ümgangsspraak bruukt. Bi deOostdüütschen sünd dat 33 Perzent(1991 weern dat noch 41 Perzent), bide Westdüütschen 24 Perzent (28 Perzent).dpa/hjmDramatisch bargdaalDat Institut för nedderdüütscheSpraak (INS) hett en Studie över datBruken vun Plattdüütsch in de nördlichenBundslänner rutbröcht. 46 Perzentvun de Lü künnt Platt öllig goododer good verstahn. Man good oderöllig good snacken künnt dat blootsnoch 14 Perzent, dat sünd 2,6 MillionenMinschen. Frerk Möller vun’t INSmeen, de Tall vun de kompetentenPlattsnackers is siet 1984 dramatischüm de Hälft bargdaal sackt. Dat Sozialprestigevun Plattdüütsch is averliekers noch hoog. 55 Perzent hebbtup de Fraag vun’t INS antert, dat jungeLü vundaag wedder mehr Plattsnackt. Un 75 Perzent wüllt, dat an deScholen mehr Platt anbaden ward.Dat Foolbladd kann bestellt warrn bi:Institut für niederdeutsche Sprache,Schnoor 41-43, 28195 Bremen.INS/hjmGeller för PlattDe Bundshuushold hett düt Johr toneersten Maal Middel för Plattdüütschpraat stellt. Dat meuk Reinhard Goltzbi’n Heimatvereen Wechloy künnig.De Politik kann aver bloots den Kursfastleggen, sä Goltz. De Initiative muttvun de Plattdüütschen sülven kamen.De Devise mutt heten: Nich blootsöver Platt snacken, Platt snacken!Reinhard Goltz/De Theater Zedel/hjmMit Beuker löppt dat goodMit dat Plattsnacken geiht dat trügg.Liekers kaamt aver jeed Johr 160 bet170 neje plattdüütsche Beuker up’nMarkt. Dat vertell Frerk Möller vun’tInstitut för nedderdüütsche Spraak80


Rundschau(INS). För en lütte Spraak is dat enganzen Barg, sä he. Siet de nägentigerJohr is de Tall meist gliek, man inde leste Tied geiht dat suutje na baben.Üm un bi twintig grote Verlagegäävt plattdütsche Literatur rut, dortokaamt lütte Verlage un sülfstverleggtBeuker. Sünnerlich good löpptdat nutieds mit Beuker för Kinner unjunge Lü. Dor ward ok mehr Literaturup Platt översett, Möller neum detwee Harry-Potter-Bännen. Erotikoder Krimis up Platt sünd nich so begängigas in’t Hoogdüütsch. Un oklange Texten sünd ehrder de Utnahm.dpa/hjmPlatt bi de Brämer BörgerschopDe Präsident vun de Brämer Börgerschophett dat Institut för nedderdüütscheSpraak inlaadt. Dat INS schullseggen, woans dat in de Hansestadtmit Plattdüütsch bestellt is. Un datgeev gode Narichten. Mehr as deHälft verstaht Platt good oder banniggood, vun en Viddel vun de Börgers(150000) snackt dat good oder banniggood. För’t Wiederbillen vun deSchoolmeisters in Plattdüütsch wardwat daan, ok up de Universität. 76Perzent vun de Brämers wüllt, datmehr för Plattdüütsch maakt waard,ok in’t Stadtbild, Funk un Feernsehn.INS/hjmKlaus Groth in’t NettEen Bibliografie vun all Warken vunun över Klaus Groth sünd up de Internet-Siedvun de Kieler Universitätstellt worrn. In de verläden Tiedhebbt vör all Ulf un Inge Bichel an deBibliografie arbeidt. De Internet-Siedschall jümmer up den neesten Standbröcht warrn. De mehr wäten müch,kann sik wennen an Prof. Dr. MichaelElmentaler:elmentaler@germsem.uni-kiel.de,Leibnitzstraße 8, 24118 Kiel.INS/hjmPlatt in NordfreeslandNedderdüütsche Grammatiken gifft datin Sleswig-Holsteen al för de Probsteiun för Angeln. Dat drüdde <strong>Heft</strong> in düsseRehg is för Nordfreesland in deMaak. Annemarie Jensen ut Flensborghett al Gewährslü funnen, de good Plattsnacken künnt, as den olen SeemannHans Harro Hansen ut Nordstrand.Leider läävt he alleen un kann sikbloots noch mit sien Katt up Platt ünnerholen.Gode Plattsnackers ut Nordfreesland(ok vun de Inseln un Halligen)künnt sik mellen bi Fro Jensen, Tel.0461/3184707 oder över Internet plattduetsch-in-flensburg.de.Sylter Rundschau/hjmPlatt-Johr up EiderstedtDe Heimaatbund vun de LandschopEiderstedt hett dat Johr <strong>2008</strong> tonPlattdüütsch-Johr utropen. Mit Afsichtwill he keen grote Naams buten deKuntrei Eiderstedt inladen, denn Eiderstedtsülven hett noog Künstlers,Vertellers, Verene un Karkenlü. Mitjüm hebbt se nu en Programm för’thele Johr tohoopstellt. Dor hört alleenachtteihn plattdüütsche Goddsdeenstento.Sylter Rundschau/hjmNull Komma haast nixAn de 27. Januar wurr in Neddersassende Landdag neei wählt. To Wahlstunn ok de Partei „De Fresen“, na’t81


RundschauVörbild van de SüdschleswigscheWählerverband of de Fryske NasjonalePartij in Fryslân. De neje Parteikreeg nipp un nau 10071 Tweetstimmen,dat bünd 0,3 Prozent.Nordfriesland/hjmLiäst un küertIn Gronau, Drilandmuseum, Bahnhofstr.6, finden immer um 17 Uhr plattdeutscheLiäse- un Küeraomde statt:am 30. Mai, 27. Juni, 25. Juli und 29.August. Einen plattdeutschen Sonntagmorgengibt es am 7. Septemberim Hof Deitmar, Mühlenstraße 26 um10.30 Uhr in Emsdetten. Und am 28.September ist plattdeutscher Küernaomeddagum 15 Uhr in Riesenbeckim Kaminzimmer von Lammers Hof,Im Vogelsang 75.plattdeutsch.net/hjm30. Niederdeutsche Tage MünsterIm September und Oktober finden inMünster die 30. NiederdeutschenTage statt. Eröffnet werden sie miteinem Festakt im Mühlenhof (Theodor-Breider-Weg1) am 7. September.Veranstalter ist der StadtheimatbundMünster.stadtheimatbund-muenster.de/hjmDe obsternaatsche PropstProbst Michelbrink lääs in de KleverStiftskark an’n 18. Feberwor, as datTraditjoon is, de Karnevalsmess – unallens up „Kleefs Platt“. As wi in’t vörige<strong>Heft</strong> schreven, harr de KölnerKardinal Meisner Messen in Plattoder Mundord verbaden.Rheinische Post/hjmMinisterpräsident ut MinnerheitTon eersten Maal is in Düütschlandeen ut uns veer Minnerheiten Ministerpräsidentworrn. In Sachsen müssGeorg Milbradt trüggträden. An sienStä pedd Stanislaw Tillich, de Sorbeis un ok perfekt Sorbisch snackendeit. He seet al in de DDR-Volkskamerun weer ok Afgeordnete in’t Europaparlament.Neues Deutschland/hjmDe SprakendoodAll twee Wäken starvt en Spraak upde Welt, heet dat bi de Unesco. Un mitde Spraak geiht ok en Stück Kulturöver’n Deister. An’n 21. Janewor störvMary Smith Jones ut Alaska. Se weerde leste Fro, de noch de IndianerspraakEyak kunn. Un mit düsse Frois nu ok de Spraak to Dode kamen.Experten seggt, dat in düt Johrhunnert95 Perzent vun de Spraken verswinnt,wenn’n dor nich gegenanstüürt. Vundaag bruukt de Hälft vunall Minschen up de Welt de acht grotenSpraken: Chineesch, Engelsch,Hindi, Spansch, Russisch, Arabisch,Portugeesch un Franzeusch. Schülligan’n Sprakendood sünd de Nationalstaaten,de in all ehr Medien un upde Scholen bloots de Landsspraakpläägt un Minnerheitenspraken daalduukt.Unsere Zeit/hjm82


LESERBREVELeebe Herr Römmer.Villicht erinnert Se sik, dat ik vör eenige Johrn in den Quickbornintreden bün. Tomols häb ik mi anne Tietschriften dennsoon beten argert, dat so veele Plattdüütsche Lüd inne <strong>Heft</strong>n soveel Hochdüütsch schrieben dän un inne Johresgobn ok.Dor rut folgert ok disse Breef an Se un annere Lüd, tomol mi mitdat Buxthüder Blatt köttens eene mootlos mokende Nohrichtopn Freuhstücksdisch flogen is.„Moin, Moin“ vunt utstarben bedroht. So heet dat dor un datwür gor nich spossig. Toglieck wür dat Anloot för mi, dat Themooptogriepen un mi Gedanken to moken, dor öber: Wat kann manmoken, gegn den Vofall vun unse scheune plattdüütsche Sprook?Nu, wat mi infalln is, könnt Se lesn un nochn beten wat dorto.Öber nu is noch wat schehn.„100 Johrn Quickbornheftn“ ligt jo all’n beten int Schap un wardgor nich avnützt. Ik häb jo all schreben, ik wür dat leed, HochdüütscheTexte vun Plattdüütsche Schrieberslüd to lesn. Tschä,ik häb anfungen to blödern, keum öber gor nich wiet. Glieckop dat ierste Blatt binnenin leut mi opsehn: „Quickbornians“steiht dor un dor to hör ik wohl ok. Un denn geiht dat los: Plattdüütsch– Plattdüütsch un ümmer wieder un wieder, bit to deSiet 44. Dor wesselt dat denn in Hoch un denn ward dat scheunavwesselnd un dat Lesn mokt nu Sposs.Nu säg ik, dat isn Tietschrift ut un mit de plattdüütsche Sprook.Hochdüütsch gehürt mit dor to un dat könnt wi jo ok allgemeennich eenfach wegloten.Öber as ik denn achdern in dat <strong>Heft</strong> ankummen bün, oh man,dor steuvt dat un allehoop kloppt se op den Eenen in un datsünd Se, Herr Römmer.Ik hool mi dor rut, denn weder kinn ik de Votonungen vun D.Bellmann siene Gedichten noch de Gedichten söbst.Villicht kummt mi de CD mol inne Quer. Denn ward ik se mianhürn un voseucken, se objektiv ... oh man, wat heet dat? Also,ik ward voseucken, se in mien Gehör intospiekern un kann dennok sägen, wat se mi gefallt.So, nu ind ik un much Se bitten, mol in miene Schrieberee toschnüffeln, wat dor nich eenerwegens een Ansatz bie is för deTokunft vun uns Plattdüütsch.Scheune Tiedn wünsch ik Se un allns GodeChristian BundtBuxtehudeLeserbreve83


LeserbreveLeve Herr Stelljes,velen Dank vör ehre Rezession in’n Quickborn över mien Book „Dat sünddoch Juden“. Ick leev vun gode Kritik un kann goot dormit ümgahn, un hooldat uck för positiv, mit dumm Hochjubeln kann ik nix anfangen.Wi kennt uns ni, liekers wunner ik mi, dat se so schienbor seker över Tiedenordelen künnt, de ik ut egen Erleven kenn? Se schrieven poormaal vun ehrenOpa, dor slüüt ik ut, dat se noch heel jung sünd; seker to jung, üm över düsseTiet ordelen un Kritik öven to künnen. Ik bün sülm Opa, jo sogor al 5 maalUropa, un ik heff dat an’t egen Liev beleevt, wo se blots wat vun höört un leesthebbt. Ik heff vele „Opas“ in mien Bekanntenkreis un weet, wat düsse Lüüdvun fröher vertellt. Nu will ik ehr’n Opa ni to neeg kamen, ik kenn em jo ni,doch ik weet, de Tiet, in de wi opwussen sünd, ward oftins recht verschedendorstellt. Een gewissen Antisemitismus schämert dörch ehrn ganzen, tweeunhalvSieden langen Text över mien Geschichte. Doch dor sünd se in Gesellschop,will ni seggen in gode, denn in ganz Düütschland schämert dat nochdörch. Dat is, as wenn een Farvschicht över een Bild trocken is, wat later vundüt Bild wedder afkratzt ward, un dor ünner kummt dat ole Gemälde wedderto’n Vörschien.Ik will ni op de ganzen Kritikpunkte ingahn, dat ward mi veel to lang, blotstwee: Den Kasernehoffton, un den Geruch vun fischverarbeitende Fruunslüüd:Kasernenhoffton findt se in mien Dialoge ni, ik mutt annehmen, seweten ni würklich wat dat is. Wat un wosück de Suldaten an de Front un in deHeimat ünnernannern snackt hebbt is afsluuts keen Ton vun’n Kasernenhoff,dat is Landserjargon. Is’n groten Ünnerscheed, doch dat künnt se jo niweten.Un wat is över den Geruch vun fischverarbeitende Fruuns to seggen?Fritz Reuter hett al schreven: „Is’t Wark to Enn un doot dat Füür, denn maak disauber glatt un schier, dat is uck sünst keen rendlich Mann, de ni sauber geiht,wenn he’t hebben kann.“ Dat seggt doch wull noog! Jüst de Minschen, de bide Arbeit mit „Geruch“ to doon hebbt acht dor op, dat se düssen Geruch nimit in de Frietiet rinsleept. Ik denk, man dörf Minschen nix slechtes naseggen,de man ni kennt!Un ik hool dat ni för kriminell, wenn een „Ariernachweis“ fälscht ward,höchstens is dat Nootwehr. Denn, „de Tieden weern dorna.“Mi kummt dat so för, mien leve Thomas Stelljes, as wenn se noch’n beten beterin al düsse Saken rinrüken schullen, ehrer se Kritik öven künnt.Un de letzten poor Sätze in ehrn hochdüütschen Text harrn se sik wull beterganz spoort, (ik harr dat för beter holen, se harrn uck in Plattdüütsch schreven,„auf gleicher Augenhöhe“). Wo nehmen se dat Recht her, een Empfehlungto geven? Wüllen se annere Minschen dorvun afholen plattdüütsche Bökerto lesen? Sünd se överhaupt een richtigen Plattdüütschen? Wenn se mienBook ni lesen mögt, laten se dat na, dat verstah ik nadem ik ehrn Text lees84


Leserbreveheff, doch versöken se ni, annere Minschen dorvun aftoholen een plattdüütschBook to lesen. So ’n „Empfehlung“ steiht se nu würklich ni to. Beholen se deegen Meen för sik; is’n goden Raat vun mi! Sowat stüürt wedder op Bökerverbrennungto! Wüllt wi doch ni wedder, oder?Wi Plattdüütschen schullen för jeden, de een plattdüütsch Book in de Handnimmt un dat uck leest, dankbor ween.Dat schrifft Heinrich Ohn, de dat Book schreven hett: „Dat sünd doch Juden.“Heinrich OhmLeserbreef to de Rezension vun H. Ohm sien Book „Dat sünd dochJuden“ in <strong>Heft</strong> 1-<strong>2008</strong> – un överhaupt – ...Leve Redaktion!Ik will mal mit „un överhaupt ...“ anfangen: Al lang argert mi de hoge Andeelan hochdüütsche Bidrääg in de Quickborn-<strong>Heft</strong>en. Dorüm keem bi mi al Höpenop, as ik dat neeste <strong>Heft</strong> opslöög: Op de eersten 27 Sieden (meist) allensop Platt! De Breef vun 1946 is jo original op Hoochdüütsch schreven, un in„Hundert Jahre Quickborn“ stammt ok veel ut hoochdüütsche Texten. Fein,dat Dirk Römmer sien Dankreed op Platt holen hett! So wiet – so goot.Aver denn de Böker-Rezensionen (nich alle)!För wat för’n Ort Lesers schrievt uns Fachlüüd ehr Rezensionen över plattdüütscheBöker egens op Hochdüütsch? Ik heff mal lehrt, dat ’n sien Reed opsien Tohörers tosnieden schall. Wat interesseert Lüüd, de keen Plattdüütschverstaht, de Bespreken vun en plattdüütschet Book? Un denn meen ik jo ok,dat de Experten de Autoren gegenöver fair ween un ehr Kritik in de Spraakvun dat Book affaten schullen statts vun baven heraf mit dat afstrakte hoochdüütscheVokabular.Ik heff „Dat sünd doch Juden“ leest, lang ehr dat Quickborn-<strong>Heft</strong> 1/<strong>2008</strong> datweer. Nu de Rezension vun Thomas Stelljes vörliggt, bün ik de vun em kritiseertenSteden nochmal dörchgahn. Veel is Ansichtssaak. Twee Steden muttik aver rutgriepen, bi de ik to ganz annere Resultaten kaam as de Rezensent.1. Op de Siet 25 steiht nich, dat de Judenverfolgung „goot för Simon sien Geschäftis. Mit een lütt beten Nadenken kümmt man dor achter, dat hier nichSimon meent is – dat geiht üm Bernhard sien Geschäft (mit de Knööp) Simonkümmt in dat Kapitel 5 överhaupt nich vör, – sien Naam is hier ut Versehnrinrutscht. Woans ik dor op kaam? Ik heff Heinrich Ohm op düsse Steed anspraken.He weer dat noch nich gewohr worrn un de Verlag wull ok nich.85


LeserbreveNu mien Fraag. Is dat Rezensenten egens verbaden, mit den Autor oder denVerlag to snacken – oder „deit man dat eenfach nich“? Herr Stelljes harr sikde hele Gedankenkonstruktion to düsse Steed sporen kunnt.2. Wat de Deern in de Fischfabrik angeiht („de man ansehg, dat se vun’t Landkeem un in frische Luft groot worrn weer“ – S. 73), so hett dat mit Ruch unRüken nix to doon – blots vun ehr Utsehn is hier de Reed. Wat schall also datAnspelen op W. Sieg sien Satire „Geruch“? Nix vör ungoot, aver mi kümmthier „PISA“ in den Sinn.Ach jo, üm dat nich to vergeten: Mit das Slussoordeel vun Thomas Stelljesstimm ik nich övereen.Mit vele GrötenGünter SchröderRendsburg31.3.<strong>2008</strong>: E-Mail von Prof. Dr Dieter Möhn:Lieber Herr Bullerdiek,die Redaktion des Quickborn, Zeitschrift für plattdeutsche Sprache und Literatur,ist immer für Überraschungen gut. Kaum ist die Angelegenheit mit derVeröffentlichung einer redaktionsinternen e-Mail ausgeräumt, kommt der Vorsitzendenicht darum, auch sich selbst zu loben und das in einem Artikel, indem er Überlegungen anstellt, ob er wieder kandidieren soll. Mit etwas Aufmerksamkeithätte man dem Autor empfehlen können, statt de Vörstand mienVörstandsmaten für das erteilte Lob zu wählen (vgl. S. 103 von <strong>Heft</strong> 1, <strong>2008</strong>).Zweifellos stellt der Abdruck des so genannten offenen Briefes von J. Müller-Roselius im selben <strong>Heft</strong> eine neue Qualität dar. Hier soll jemand attackiertwerden, dem die niederdeutsche Szene manche Anregung verdankt, ohnedass damit ein Alleinvertretungsanspruch verbunden wurde. Wie kam J.D.Bellmann eigentlich in den Besitz des Manuskripts von Lesle, wenn nicht durchden Verfasser selbst, der eine Diskussion anregen sollte? Herr Müller-Roseliusstützt sich bei seinen Attacken auf zweierlei Quellen. Zum einen auf Äußerungenvon Bellmann, die – leider – nicht mehr im Gespräch mit diesem nachgefragtwerden können. J.D. Bellmann hatte durchaus seine Freude an kontroversenPositionen. Zum andern wird auf Korrespondenzen Bezug genommen,die von Müller-Roselius allein ohne Zitate genutzt werden, um jemandem eine„Mischung aus erzwungener Achtung und Neid“ zuzuordnen. Das geht sonicht! Interpretation von literarischen Werken profitieren von ihren gegensätzlichenDeutungen. Ihr Abgleich ist geeignet, Potentiale des jeweiligen86


LeserbreveWerkes zu erschließen. Wenn sich Herr Müller-Roselius an dem Wettstreit derInterpretationen zum „Lüttjepütt“ beteiligen will, ist gewiss mehr zu erwartenals die Feststellung, Lesles Aufsatz sage „nichts über den Lüttjepütt“.Da sich die Redaktion entschieden hat, diesen „offenen Brief“ ohne Kommentierungabzudrucken, hätte ich erwartet, dass Herrn Dr. Lesle Gelegenheitzu einer „offenen Antwort“ gegeben worden wäre, sich unmittelbar undan gleicher Stelle zu äußern.Freundliche GrüßeDieter MöhnE-Mail vom 4.4.08 von Prof. Dr. Jürgen MeierLieber Herr Bullerdiek!Für die Veröffentlichung des Offenen Briefes von J. Müller-Roselius im letztenQuickborn-<strong>Heft</strong> habe ich kein Verständnis. Ich habe die Bereitschaft der Redaktion,in Sachfragen verschiedenen Stimmen Gehör zu verschaffen, immergeschätzt, mit dem Abdruck des genannten Briefes aber werden bisherigeGrenzen deutlich überschritten. Der Brief zielt ausschließlich auf die PersonDr. Lesles, nach meinem Verständnis in ehrabschneidender Weise. Der Verfasserist bemüht, die Haltung Johann Diedrich Bellmanns zu einem Vortrag zurekonstruieren, den Dr. Lesle vor zwei Jahren gehalten hat und der nun, überarbeitet,in der jüngsten Quickborn-Festschrift veröffentlicht worden ist. Müller-Roselius zitiert zu dem Zwecke aus seinem eigenen „PC-Tagebuch“, sicher einefragwürdige Quelle, was den genauen Wortlaut von Äußerungen Bellmannsbetrifft. Aber mag Bellmann, der ja gern offensiv eigene Positionen vertrat,auch von „Hinrichtung“ gesprochen haben: dieses Wort nun unzweideutig mitseinem 12 Tage später erfolgten Tod in Verbindung zu bringen, dem Leser alsoeine Mitschuld Dr. Lesles am Tod Bellmanns zu suggerieren, empört michzutiefst. Und dies ist die eigentliche Botschaft des Briefes. Was sonst über denAufsatz von Dr. Lesle und über den Lüttjepütt geäußert wird, besteht aus leerenPhrasen und hat mit inhaltlicher Auseinandersetzung nichts zu tun. Ich bedauerealso die Veröffentlichung des Briefes, und dies umso mehr, als er einePerson herabwürdigt, die sich um die Sache, der sich auch die VereinigungQuickborn verschrieben hat, in so vielfältiger Weise verdient gemacht hat.Mit freundlichen GrüßenIhr Jürgen MeierBuchholz/Nordheide87


Dat LetztBedrifft den Bidrag över de Hamborger Börgerschop in <strong>Heft</strong> 1/<strong>2008</strong>, Siet 99Leeve Moten,bi den Bericht över de plattdüütsche Debatte in de Hamborger Börgerschopis ’n Fehler passeert: Ick heff ju den Bericht woll geven, man snackt hett för deSPD-Fraktion Wolf-Dieter Kloos. Ick weer fröher mool Plattsnacker för de SPD-Fraktion; nu is en anner an de Reeg.Liekers, ick heff mi freit, dat uns „Quickborn“ tominnst mit den lütten Bidragop de plattdüütsche Debatte henwiest hett.Wolfgang BaarDAT LETZTBesmoder spinntDat LetztBilütten hebbt ji woll de Nääs vull vun’n Neddergang mit deplattdüütsche Spraak, vun’n Sprakendood un annern dramatischenKraam. Dorüm kriegt ji ton Sluss so richtig wat för’t plattdüütscheHart, Balsam up de Seel, Lyrik vun en plattdüütschenFreuhschoppen in’n März in Ossenbrügge. De ole nedderdüütscheSpraak as Grootmudder an’t Spinnrad bi den waterklorenSood vör de Karkhoffsmuur, un de sitt, kaut Swattbrood un spinntun spinnt, dat vun uns stolte ole Spraak de Ekenbalken bävert:„Plattdütsk is sau os een Kössen Schwattbraut,is sau kloar os fröiher dat Water in’n Saut.Plattdütsk is fiener os Singvugelsang,is Hattensprauke, is Hattenklang,is wäik os Wulle, de Besmoder spinnt.Plattdütsk is hatt, is dräuge un sau stolt,os de Balken in’n Gebälk ut Äikenholt.Plattdütsk is ault os de wiendscheiwe Schüerden,os de ieserne Porden inne Kiärkhoffsmüerden.Plattdütsk is jung os de nigge Dag,is lärfdeil van uraule Minskenschlag.Plattdütsk is dusendmaul daut seggt woden,un häff bet vandage sien’n Klang nich verluorden.Sprauke, de wi in us’n Öllernhus lärden,plattdütske Spauke, wat hör ick di gärden.“Na, heff ik to väl verspraken?hollager-hof.de/hjm88

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