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Ausgabe 3-2013/2014 - Altkalksburger Vereinigung

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spot on <strong>Altkalksburger</strong>11Mag. Walter Friedl (MJ81) im Gespräch mit Dr. Michel Hauser (MJ81)wir an einer sehr kritischen Schwelle: Wirhaben die Möglichkeiten, uns komplett auszulöschen.Bist Du eigentlich auch „missionarisch“ unterwegs.Ich meine, willst Du andere zumAtheismus „bekehren“?Nein, um Gottes willen – siehst Du, auch inder Sprache prägt uns die Tradition. Ich willdas überhaupt nicht, jeder soll auf seine Artglücklich werden. Außerdem ist ein Daseinals Atheist kein Honiglecken. Als gläubigerMensch kannst du immer denken, irgendwannkommt etwas Besseres. Aber ich binfroh, dass ich heutzutage öffentlich sagenkann, dass ich an keinen Gott glaube. Vorein paar Jahrhunderten wäre ich dafür nochgetötet worden.Haben Leute versucht, Dich wieder zumGlauben zurückzuführen?Ja, doch die streng Gläubigen nehmen dichals Atheisten gar nicht ernst. Sie argumentieren,dass ich halt verblendet sei, michGott aber dennoch liebe. Na gut, wenn siemeinen...Und wie sieht Deine Mutter den für die Kirche„verlorenen Sohn“?Anfänglich hat sie das mit jugendlichemRevoluzzertum in Verbindung gebracht.Doch irgendwann hat sie es akzeptiert, dassich an keinen Gott glaube – und auch ausder katholischen Kirche ausgetreten bin.Du warst so wie ich in Kalksburg, einerkatholischen Privatschule. Wir hatten Messen,Andachten, Beichten. Wie war das fürDich?Das war schrecklich. Ich kam aus einem liberalenund toleranten Elternhaus. Was inKalksburg stattfand, war der Versuch einerGehirnwäsche – zumindest in den erstenJahren. Uns wurde eingeredet, was nicht allesSünde sei. Ich habe mich gefragt: Warumbin ich auf einmal ein schlechter Mensch?Doch dann habe ich zu denken begonnen.Wie hast Du den Religionsunterricht inKalksburg empfunden?Schlimm, zumindest zu Beginn. Bei PaterReichlin mussten wir den Katechismus auswendiglernen. Das war Kindergarten-Religion.Ein anderer Pater hat die alte Abneigunggegenüber den reformierten Christenganz offen gezeigt. Er nannte einen evangelischenMitschüler einen „Hottentotten“.Später, in der Oberstufe, hatten wir (Anton)Guber, der kein Jesuit war. Das war okay,weil der uns zum eigenständigen Denkenanimiert hat. Damit aber kein Missverständnisaufkommt: Die Schule als Bil-dungseinrichtung habe ich als ausgezeichneterachtet. Wir hatten damals schon inder sechsten Klasse EDV und einen Computermit 64 KB – das gab’s sonst nirgends.Soll der Religionsunterricht durch einenEthikunterricht ersetzt werden?Das Christentum ist im Laufe der Zeit eineReligion der Liebe und Toleranz geworden.Ich glaube, der katholische Religionsunterrichtkann zu mehr Toleranz führen undWerte vermitteln. Wir jedenfalls haben inKalksburg ein ethisches Grund-Korsettmitbekommen. Kann ein Ethikunterrichtdas bieten? Ich kann das nicht beantworten.Ich glaube, dass in dieser Frage vor allemdie Eltern gefordert sind.Abschlussfrage: Wie wirst Du Weihnachtenheuer verbringen?Ganz klassisch und traditionell. Die dreiTöchter meiner Lebensgefährtin, ich nennesie „Bonustöchter“, weil das viel schöner alsStieftöchter ist, wollen Weihnachten wiedermit uns gemeinsam verbringen. Das heißt,wir werden einen Baum schmücken, Kerzenanzünden, singen und ein schönes Familienfesthaben.Dann wünsche ich Dir besinnliche Weihnachten.

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